Die letzten paar Tage habe ich bewusst die deutsche Medienberichterstattung (inkl. TV) beobachtet. Im Bezug auf die Einseitigkeit der Berichterstattung kann man den Kritikern hier nur recht geben. Der Fokus ist seit 3 Tagen einzig und alleine auf die offensichtlich ernsten Probleme im AKW gerichtet.
Gleichzeitig spielen sich unter der Katastrophen-Opfer des Erdbebens, genauer dem Folgeunglück Tsunami, grauenhafte menschliche Tragödien ab. Was dies bedeutet, durfte ich in Phuket und vor allem später in
Khao Lak hautnah selber miterleben. Aufgrund der geografischen Verhältnisse in dem Teil Phan Ngas waren die Zerstörungen von ganzen Existenzen und Auslöschung kompletter Familenbunde durchaus vergleichbar, inkl.der Opfer unter den Einheimischen. In Japan ist die Situation noch massiv verschärft, durch die gewaltige Dimension und den vor Ort herrschenden Verhältnisse wie Kälte und der z.T. komplett zerstörten Infrastruktur. Es wird aufgrund der Ausmasse sicher Jahre dauern, bis man zum Alltag zurückkehren kann.
Dass jetzt von deutscher Regierungsseite auch noch indirekte Wahlpropganda betrieben wird, indem man sich in der Bevölkerung noch ein paar verloren geglaubte Stimmen sichern will, in dem man die ältesten AKWs für 3 Monate abstellt, grenzt schon an Dreistigkeit sondergleichen. Das Thema ist zu wichtig, als dass man damit Monopoly am grünen Tisch spielen sollte. Dafür gibt es ein dreifaches Pfui von mir !
Dass man die eigenen Sicherheitsstandards neu prüft und bei Bedarf modifiziert ist hingegen richtig. Selbst wenn dabei nach nüchterner Analyse der eine oder andere alte Betrieb über die Klinge springen muss, weil ein Tuning aus rationaler Sicht irgendwann keinen Nutzen mehr ergibt. Man kann sich immer verbessern im Leben.
Die wiederum schmale Berichterstattung der japanischen Regierung, kommunziert durch die bekanntlich wenig kritischen Medien Nippons, hat natürlich 2 Facetten. Einerseits ist sie sicher sehr nützlich, unter der Bevölkerung keine Panik loszutreten, sondern so nüchtern als möglich eine Analyse des Passierten vorzunehmen und die Massnahmen in der Priorität zu bündeln, um auch der gewaltigen Restbevölkerung einen geordneten Tagesablauf zu gewähren.
Anderseits schürt dies natürlich Fantasien und erlaubt der Spekulation sämtliche Katastrophenszenarien.
Was mich hingegen unglaublich ärgert ist die Tatsache, dass man im Westen mittelweile richtig empört darüber ist, dass die japansche Bevölkerung komplett anders reagiert als es zum Beispiel eine deutsche tun würde, resp. gerade tut. Dazu sind wir nicht berechtigt, haben wir doch dazu nicht den Katastrophenerfahrungsschatz und die Mentalität damit umzugehen wie die Leute aus Nippon.
Persönlich traue ich gerade den Japanern zu, ihre Probleme so gut wie eben menschenmöglich, zu meistern. Trotzdem braucht es dazu unsere Hilfe in Form von Manpower (und keine Klugschwätzer) vor Ort: Jetzt beim Aufräumen und beim Instandstellen der wichtigsten Lebensadern einer Gesellschaft, damit sich die Situation für die Direktbetroffenen so schnell als möglich wieder menschenwürdig gestaltet.