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Autor Thema: Wirtschaftliche Beziehungen von Ärzten zur Pharma-Industrie  (Gelesen 3099 mal)

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Expat Charly

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tagesschau, 10.3.2016: Unsinnige Studien, üppige Honorare für Ärzte
www.tagesschau.de/wirtschaft/anwendungsbeobachtungen-101.html

Zeit, 20.6.2016: Pharmaindustrie zahlte eine halbe Milliarde Euro an Ärzte
www.zeit.de/wirtschaft/2016-06/pharmaunternehmen-sponsoring-aerzte-medizinische-organisationen-deutschland

Spiegel, 14.7.2016: So viel zahlte die Pharma-Industrie an einzelne Ärzte
www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/so-viel-zahlte-die-pharma-industrie-an-einzelne-aerzte-a-1100675.html

Süddeutsche, 20.7.2016: Ärzte, Pharmafirmen und das große Geld
www.sueddeutsche.de/wirtschaft/versteckte-zuwendungen-aerzte-pharmafirmen-und-das-grosse-geld-1.3087196

FAZ, 30.7.2016: Bezahlte Mediziner? "Ärzte sind sehr anfällig für Manipulationen"
www.faz.net/aktuell/gesellschaft/gesundheit/bezahlte-mediziner-aerzte-sind-sehr-anfaellig-fuer-manipulationen-14344026.html

tagesschau, 8.8.2016: Millionenzahlungen an Ärzte bleiben geheim
www.tagesschau.de/wirtschaft/anwendungsbeobachtungen-121.html

3sat, 16.2.2016: Gut für den Patienten  - "Neurology first" für unabhängige Leitlinien

www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=57090 (6:51)

5:20: "Nur 6 von 35 Autoren der Leitlinien haben keine Interessenkonflikte."

3sat, 25.2.2016: Viel zu schnell abgestempelt - Medizinische Leitlinien geraten in die Kritik

www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=49595 (3:18)

"Experten kritisieren, dass medizinische Leitlinien von Ärzten verfasst werden, die von der Pharma-Industrie bezahlt werden."

« Letzte Änderung: 12. August 2016, 23:59:25 von Expat Charly »
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Huangnoi

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Re: Wirtschaftliche Beziehungen von Ärzten zur Pharma-Industrie
« Antwort #1 am: 13. August 2016, 00:40:25 »

Dazu könnte ich ein ganzes Buch schreiben.

Habe 27 Jahre lang für ein Britisches, später dann Amerikanisches Pharmaunternehmen gearbeitet, im Einkauf.

Was ich da alles mitbekommen habe, da sträubt sich mir heute noch jedes Haar an meinem Körper, wenn ich auch nur noch wenig habe.

Nur gierige Ärzte, und alle werden gesponsert, mit List und Tücke.

Mehr darf ich leider nicht sagen.

 {--
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Expat Charly

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Re: Wirtschaftliche Beziehungen von Ärzten zur Pharma-Industrie
« Antwort #2 am: 13. August 2016, 01:48:43 »

DER SPIEGEL 20/2011: "Seelsorge für die Industrie"
--- www.spiegel.de/spiegel/print/d-78522323.html ---

"Von 37 Leitern der Kliniken für Psychiatrie an deutschen Universitätskliniken haben nach SPIEGEL-Recherchen offenbar mindestens 35 auf ihrem Berufsweg finanzielle Zuwendungen von Pharmafirmen angenommen."

"Hans-Christoph Diener, 60, im Brotberuf Direktor der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Essen und Außerordentliches Mitglied der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, arbeitet nebenher für 28 verschiedene Pharmafirmen und andere Unternehmen.

Rund 95.000 Euro brutto hat Diener nach eigenen Angaben an Industrie-Honoraren erhalten - allein im Jahr 2010."

Ergänzung:

Nach aktuellen Medienberichten erhielt Prof. Diener im Jahr 2015 rund 200.000 Euro von Pharma-Unternehmen.
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drwkempf

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Re: Wirtschaftliche Beziehungen von Ärzten zur Pharma-Industrie
« Antwort #3 am: 13. August 2016, 08:42:17 »

Lieber Charly,

Ärzte sind die natürlichen ersten Ansprechpartner der Pharmaindustrie, wie könnte es auch anders sein.
Es versteht sich also, dass die Phamaunternehmen alles mögliche versuchen, um das Interesse der Ärzteschaft zu gewinnen.
Dabei werden, wie in allen anderen Industriezweigen auch, gelegentlich die Grenzen des vernünftigen Werbeumfangs überschritten.
Heutzutage "profitieren" nur noch ganz wenige Ärzte von diesen Werbemitteln. Meist konzentriert sich die Industrie auf die so genannten "Meinungsbildner".
Ich und die allermeisten meiner Kollegen haben ganz offensichtlich nicht zu dieser erlauchten Gruppe gehört, ich müsste bis heute noch auf die ehemals reichlichen Mittel aus dem Werbeetat warten. >:(
Ich gebe allerdings zu, von Zeit zu Zeit einen Kugelschreiber erhalten zu haben.
Diese grosszügige Zuwendung hat allerdings meine Entscheidungen nie beeinflusst, wie die meisten meiner Kollegen war ich dagegen sehr an einer möglichen positiven Wirkung der angepriesenen Medikamente interessiert.
Ich habe den Arzneimittelvertretern, die wohlklingender als Pharmareferenten unterwegs sind, einiges an Informationen zu verdanken.
Ihre Besuche haben nicht selten meinen Klinikalltag aufgelockert.

Werbung ist überall anzutreffen, also auch in der Pharmaindustrie und Medizin.
Auswüchse sind überall zu verurteilen.
Auch die Arbeit der Lobbyisten in der Umgebung unserer Politiker ist ein heisses Kapitel.
Diese Personengruppe richtet meiner Meinung nach weit mehr Schaden für die Allgemeinheit an als alle Pharmawerbungsverantwortlichen.

Manchmal denke ich, dass es einfach modern ist, auf die Pharmaunternehmen einzuhacken.
Dabei könnten wir ohne sie kaum leben.
Als es noch gar keine Pharmaindustrie gab, war unsere Lebenserwartung weit geringer.
Das ständige Herumkriteln an der Pharmaindustrie hat in Deutschland dazu geführt, dass wir kaum noch eine forschende Pharmaindustrie mehr haben. Unsere vor dem 2. Weltkrieg noch weltweit führende Rolle in der Pharmaentwicklung haben wir folgerichtig an andere Nationen verloren.
Diese auch volkswirtschaftlich interessante Rolle spielen heute Pharmaunternehmen aus Amerika, Japan, Frankreich, England und ein wenig Schweiz.
Wir sind nur noch die bezahlenden Kunden.

Wolfram
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luklak

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Re: Wirtschaftliche Beziehungen von Ärzten zur Pharma-Industrie
« Antwort #4 am: 13. August 2016, 09:46:03 »

Als im Jahr 1976 mein juengerer Bruder nach dem
Medizin Studium seinen "Dr. Titel" hatte, bekam
er von den "Pharma-Firmen" aus Basel, sofort
ein lukratives "Job-Angebot".

Er hat dankend abgelehnt, ging in die Forschung,
ist/war Tuberkulose-Spezialist (WHO) und seit
vielen Jahren in Denver Colorado, ein Prof. Dr. med.

So gesehen hat er immer normal "verdient", ist seinen
Weg gegangen und sich selbst treu geblieben.

Sein Med-Studium hat er eh, nebst Stipendien, selbst
verdient.

Unsere Eltern, Vater Fabrikarbeiter und unsere gute
Mutter waren ewig stolz auf ihn.

Es lohnt sich immer - "gerade" durch's Leben zu gehen.    {*

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Expat Charly

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Re: Wirtschaftliche Beziehungen von Ärzten zur Pharma-Industrie
« Antwort #5 am: 14. August 2016, 00:57:59 »

Lieber Wolfram,

Deine Bemerkung "Manchmal denke ich, dass es einfach modern ist, auf die Pharma-Unternehmen einzuhacken", moechte ich wie folgt kommentieren:

Bekanntlich war ich für verschiedene Pharma-Unternehmen tätig und kann deshalb auch die Branche beurteilen und verteidige sie auch stets bei unberechtigter Kritik. Dabei weise ich auch darauf hin, dass sich die meisten Unternehmen dieser Branche meines Erachtens korrekt verhalten, wie die meisten Unternehmen anderer Branchen.

Wenn allerdings regelmäßig darüber berichtet wird, dass Pharma-Multis in den USA zu Strafen von einigen Milliarden Dollar verurteilt werden, muss ich leider feststellen, dass es auch oefter gesetzwidriges Verhalten gibt, welches dem Ansehen der Branche insgesamt schadet.

Wenn im SPIEGEL über Milliardenstrafen für unerlaubtes Marketing berichtet wird, so muss man sich nicht wundern, dass Pharma-Unternehmen bei den Lesern eines solchen Beitrags keinen guten Ruf genießen - unabhängig davon, dass einige ihrer Arzneimittel ein Segen für die Menschen sind.

Seit Jahren wird in den Medien über die Anwendungsbeobachtungen der Pharma-Industrie kritisch berichtet (beispielsweise im stern-Beitrag "Die Schein-Forscher"), und es gibt seit 2004 eine "Freiwillige Selbstkontrolle" der Pharma-Unternehmen (www.aerzteblatt.de/archiv/79624).

Diese Pharma-Selbstkontrolle ist aber offensichtlich nicht in der Lage, fragwürdiges Verhalten einiger Unternehmen des Pharma-Verbandes durch Androhung von Strafen zu verhindern:

1) AWBs für Arzneimittel, die bereits etliche Jahre auf dem Markt sind, und somit offensichtlich Marketing-Maßnahmen sind.

2) Zahlung überhoehter Beträge an Ärzte von einigen tausend Euro für die Verordnung des neuen Medikaments.

Wie der beigefügten Übersicht "Top 50 Präparate" (AWBs 2015) zu entnehmen ist, zahlt Abbott ("Humira") 4.609 Euro, Novartis ("Gilenya") 3.135 Euro, Biogen ("Tysabri") 3.108 Euro pro Patient - sehr hohe Beträge, die letztendlich die Versicherten-Gemeinschaft zahlt für die sehr hohen Arzneimittelkosten.

Dabei ist besonders zu beachten, dass es sich bei den hochpreisigen Präparaten "Gilenya" und "Tysabri" von Novartis bzw. Biogen um neue MS-Medikamente handelt, für die seit Änderung der Leitlinie eine groeßere Zahl von (fragwürdigen) Patienten besteht.

3sat, 25.2.2015:
"Im Nu für krank erklärt - Geänderte Leitlinien für Multiple Sklerose"
www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=49596 (6:39)

"Ärzte diagnostizieren immer häufiger Multiple Sklerose. Laut Kritikern wie Klaus Lieb von der Uni Mainz sind geänderte Leitlinien daran schuld."

"Unerlaubtes Marketing - Milliardenstrafen lassen Pharmakonzerne kalt"
www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/pharmaindustrie-milliardenstrafen-zeigen-keine-wirkung-a-941188.html

--- "Pharma-Industrie - Die Schein-Forscher" ---
www.stern.de/wirtschaft/news/pharmaindustrie-die-schein-forscher-3357136.html

--- Top 50 Präparate (AWBs 2015) ---
https://correctiv.org/recherchen/euros-fuer-aerzte/artikel/2016/03/09/top-50-awb-praeparate




« Letzte Änderung: 14. August 2016, 01:47:44 von Expat Charly »
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Expat Charly

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Re: Wirtschaftliche Beziehungen von Ärzten zur Pharma-Industrie
« Antwort #6 am: 14. August 2016, 16:59:12 »

In meinem vorherigen Beitrag #5 berichtete ich, dass die Leitlinie für die Krankheit "Multiple Sklerose" von der entsprechenden Ärzte-Kommission geändert wurde, wodurch mehr Patienten zu MS-Kranken diagnostiziert werden und dann vermutlich die extrem teuren MS-Medikamente verordnet bekommen.

Die Medikamente für die Behandlung von "Multiple Sklerose" wurden laut "Arzneiverordnungs-Report" im Jahr 2014 in Deutschland von neun Pharma-Unternehmen geliefert, wobei die Tagesdosis zwischen 44,17 Euro und 75,93 Euro kostete. Somit betrugen die jährlichen Kosten für das Medikament pro Patient zwischen 16.122 Euro und 27.714 Euro.

Insgesamt wurden in Deutschland im Jahr 2014 27,2 Mio. Tagesdosen MS-Medikamente verabreicht zu durchschnittlich 58,87 Euro, so dass hierfür 1,6 Milliarden Euro aufgewendet wurden.

In der "Süddeutschen" vom 8.8.2016 ("Medikamentenstudien - Lockmittel für Ärzte") wird zum Thema "Anwendungsbeobachtungen" wie folgt berichtet:

"Das Schweizer Unternehmen Novartis hat 2015 in Deutschland 12 AWBs begonnen, mehr als jeder andere Konzern. In einer dieser Beobachtungsstudien geht es darum, wie MS-Patienten reagieren, die von einem anderen Medikament auf das Novartis-Präparat "Gilenya" umgestellt werden. Dies soll an 1.500 Patienten über einen Zeitraum von 3 Jahren beobachtet werden. Pro Patient zahlt Novartis den teilnehmenden Ärzten bis zu 2.965 Euro."

In der Übersicht "Top 50 Präparate" wird ein Betrag von 3.135 Euro genannt.

Laut Arzneiverordnungs-Report erzielte Novartis im Jahr 2014 mit dem Präparat "Gilenya" einen Umsatz von rund 163 Mio. Euro (3 Mio. Tagesdosen je 54,25 Euro) sowie eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr von 39%.

Inzwischen hat Novartis den Preis für "Gilenya" um rund 14% erhoeht, denn zurzeit kosen 98 Stück "Gilenya 0,5 mg" 6.063,25 Euro, so dass eine Tagesdosis 61,87 Euro kostet (siehe www.medizinfuchs.de).

Süddeutsche, 8.8.2016: "Medikamentenstudien - Lockmittel für Ärzte"

www.sueddeutsche.de/gesundheit/medikamentenstudien-lockmittel-fuer-aerzte-oder-legale-form-der-korruption-1.3112393

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luklak

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Re: Wirtschaftliche Beziehungen von Ärzten zur Pharma-Industrie
« Antwort #7 am: 14. August 2016, 17:12:21 »



Pro Patient zahlt Novartis den teilnehmenden Ärzten bis zu 2.965 Euro."

3


Ist ja erschreckend !  Kriminell !      >:

Danke fuer Deine Aufklaerung !


 {*   {*   {*
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Expat Charly

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Re: Wirtschaftliche Beziehungen von Ärzten zur Pharma-Industrie
« Antwort #8 am: 15. August 2016, 00:56:58 »

Nachstehend einige Einzelheiten aus der Datenbank "Top 50-Präparate":

https://correctiv.org/recherchen/euros-fuer-aerzte/datenbank/medikament/gilenya

Nach diesen Informationen plant Novartis gemeinsam mit 512 Ärzten AWBs mit dem Medikament "Gilenya" anhand 11.100 Patienten. Geplante Gesamtausgaben von Novartis für diese AWBs bzw. die durchführenden Ärzte: 15.216.000 Euro.

Nach dem Bericht der Süddeutschen vom 8.8.2016 sollten nur 1.500 Patienten mit dem Arzneimittel "Gilenya" über einen Zeitraum von 3 Jahren beobachtet werden.

In der "correctiv"-Information ist die Rede von einer "Dokumentation über 7 1/2 Jahre für 1.100 Patienten". Bei derzeitigen Kosten von 61,87 Euro für eine Tagesdosis "Gilenya" ergeben sich somit zurzeit jährliche Kosten von 22.582,55 Euro pro Patient.

Für 1.100 Patienten sind dies 24.840.805 Euro pro Jahr. Da von Novartis eine Dokumentation von 7 1/2 Jahren verlangt wird, müssen die Patienten während dieses Zeitraums selbstverständlich mit "Gilenya" versorgt werden - die Kosten übernimmt die Versicherten-Gemeinschaft.

Damit hat sich Novartis für diesen Zeitraum allein bei jenen Ärzten bzw. Patienten einen zusätzlichen Umsatz von rund 186 Mio. Euro gesichert. Bei dieser Berechnung wurde nicht berücksichtigt, dass Novartis mit Sicherheit während des genannten Zeitraums den Preis für "Gilenya" erhoehen wird.

« Letzte Änderung: 15. August 2016, 01:03:12 von Expat Charly »
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drwkempf

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Re: Wirtschaftliche Beziehungen von Ärzten zur Pharma-Industrie
« Antwort #9 am: 15. August 2016, 17:46:40 »

Lieber charly,

Auch ich halte etliche Studienhonorare für zu hoch, einige Studien schlicht für überflüssig.
Stern und Spiegel sind für mich allerdings kaum die Informationsquelle, denen ich solche Erkenntnisse verdanken könnte.
Es findet sich dort einfach zu viel dummes und tendenziöses Material.
Die Idee, dass eine Milliardenstrafe ein Unternehmen kalt lässt, ist einfach grober Unfug. Niemand bezahlt gern Milliarden.
Solche Strafen mögen bezahlbar sein, ärgerlich sind sie aber wohl allemal. Und am Ende werden diese Stafmilliarden auf die kommenden Medikamentenpreise umgelegt, werden also doch wieder von den Patienten bezahlt. Der Schuss ist also ein Rohrkrepierer.
Warum hat man nicht einfach solche Studien prinzipiell verboten?
Einige Erkenntnksse wären versagt geblieben, aber das muss man dann halt aushalten.

Warum diagnostiziert man heutzutage mehr Multiple Sklerosen?
Vielleicht einfach deshalb, weil wir heutzutage gannz allgemein viel besser in der Lage sind, Symptome einem bestimmten Krankheitsbild zuzuordnen.
Eine einmal erfolgte Diagnosestellung erzwingt peinlicherweise eine Behandlung, und die kann durchaus einmal gar nicht billig sein. Bei beschwerdefreien Patienten wurde meines Wissens nach noch nie die Diagnose einer multiplen Slerose gestellt.
In der medizinischen Vergangenheit wurden viele Diagnosen nicht gestellt, die mit dem heutigen Wissen auf der Hand liegen.
Jede nicht erfolgte Diagnosestellung einer völligen Niereninsuffizienz erspart der Kasse riesige Behandlungskosten. Die Ersparnis steigert sich schliesslich sogar dadurch, dass der betroffene Patient nur noch kurze Zeit überlebt, sodass dadurch auch andere mittelbare Kosten entfallen.
Ein "übersehener" Blutkrebs (Leukämie) würde ebenfalls sauteure Behandlungen einsparen...
Solche Beispiele kann man beliebig fortsetzen.
Schliesslich noch zum Beispiel die Behandlung der AIDS-Erkrankung.
Früher sind die betroffenen Patienten rasch verstorben, heute muss die Kasse sie ein langes Leben lang mit teuren Medikamenten durchfüttern.

So ist das halt in der Medizin...

Wen nimmt es Wunder, dass an diesen Erkrankungen verdient wird?
Es gibt einfach zu denken, dass aus den Ländern, die Pharmaforschung durch Folgestudien durch Planwirtschaft verboten, über viele Jahrzehnte hin keine nennenswerten Fortschritte in der Medikamentenentwicklung beigetragen wurden. Alle grossen Pharmafortschritte sind in kapitalistischen Ländern erreicht worden, weil sich Erfindungen und Weiterentwicklungen dort einfach auch finanziell rentiert haben.
Das mag moralisch nicht einwandfrei sein, genutzt hat es aber vielen Patienten dennoch.

Das Problem mit dem Gewinnstreben in der Pharmaforschung und -marketing werden wir wohl kaum lösen, auch Stern und Spiegel haben meiner Meinung nach immer viel mehr den Erhalt oder die Steigerung ihrer eigenen Auflagen im Sinn als den hohen Anspruch, der Menschheit wirklich weiterzuhelfen.

Wolfram
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Expat Charly

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Re: Wirtschaftliche Beziehungen von Ärzten zur Pharma-Industrie
« Antwort #10 am: 16. August 2016, 00:53:42 »

Lieber Wolfram,

bei den verhängten Milliarden-Strafen in den USA handelt es sich wohlgemerkt um die Verurteilung rechtswidrigen Verhaltens, und die Pharma-Unternehmen überbieten damit auch noch die Banken, deren Image inzwischen auch gelitten hat.

Wenn dann herauskommt, dass beispielsweise die Therapie mit dem Medikament "Glivec" in den USA monatlich 10.000 Dollar kostet, in Deutschland und Großbritannien nur 3.000 Dollar, dann ist selbstverständlich die Pharma-Industrie zu Recht in der Kritik.

--- Hillary gegen die Pharma-Industrie ---
www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=60362 (5:36)

Ich koennte Dir einige Fälle nennen, wo Pharma-Unternehmen
ihre Medikamente im benachbarten Europa weitaus günstiger verkaufen als in Deutschland.

Beispiel: "Humira" - Deutschland: 5.231 Euro, Niederlande: 3.384 Euro.

Selbst wenn man die deutsche Mehrwertsteuer von 19% und die niederländische von 6% herausrechnet, besteht immer noch eine Differenz von 1.204 Euro.

--- Kanzleramt lässt hoehere Preise für Medikamente zu ---

www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/pharma-gesetz-kanzleramt-laesst-hoehere-preise/zu-12708669.html

Zum obigen FAZ-Beitrag schreibt der Leser Kurt Schneider am 13.12.2013:

"Merkt es Euch für die Zukunft: Wenn das Interesse von Konzernen den Interessen von Bürgern gegenüberstehen, dann werden immer - ich betone immer - die Konzerne bevorzugt!"

Charly

Nachstehend ein Kommentar von Horst Seehofer zur Gesundheitspolitik:

--- Politik ist fest im Würgegriff der Pharma-Industrie ---

      (1:24)
« Letzte Änderung: 16. August 2016, 01:18:59 von Expat Charly »
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Re: Wirtschaftliche Beziehungen von Ärzten zur Pharma-Industrie
« Antwort #11 am: 20. August 2016, 01:15:16 »

--- Im Focus der Lobby - Pharmafirmen werben mit allen Mitteln ---   

     www.3sat.de/page/?source=/nano/medizin/183112/index.html

"Ob in Fachzeitschriften oder auf Schulungen: Die Pharma-Industrie hat ihre eigenen Vorstellungen davon, welches "Wissen" sie Ärzten vermeintlich objektiv vermitteln will."

--- Video: "Im Focus der Lobby" ---

     www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=53747 (5:26)


Ausgang unbekannt - Gerd Glaeske kritisiert Multiple-Sklerose-Mittel

"Ein "Versuch an Kranken", der "nicht gut kontrolliert ist", sei der Einsatz neuer Medikamente gegen Multiple Sklerose, so Gesundheitsoekonom Prof. Gerd Glaeske.

--- Video: "Ausgang unbekannt" ---

     www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=45677 (5:57)


--- Fremdgesteuert - Pharmafirmen bestimmen Politik der WHO ---

     www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=47173 (9:03)



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charlyp

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Re: Wirtschaftliche Beziehungen von Ärzten zur Pharma-Industrie
« Antwort #12 am: 20. August 2016, 20:41:25 »

Zum Thema, eine Mail an meine behandelten Ärzte:

Sehr geehrter Prof. Dr. XXXXX,
sehr geehrter Dr. XXXXXX,
 
vielen Dank für die aktuelle Untersuchung mit sehr positivem Ergebnis.
Nach der Untersuchung wurde noch die neue Medikation besprochen und mir entsprechende Rezepte ausgestellt.
Dabei wurde u.a. das bisherige Marcumar durch Xarelto ersetzt.
Wenn man bei Google Xarelto eingibt, wird man von negativen Nachrichten zum Produkt erschlagen. Positives habe ich nicht gefunden.
Alleine die Todesfälle sind von 2012 (58) auf 173 in 2015 gestiegen.
 
Hier ein paar Auszüge der Nachrichten und zwar nicht nur von Meinungsmachern sondern höchster kardiologischer Instanz.
 
Presse Info vom 17. Januar 2014
Keine US-Zulassung für Xarelto zur Behandlung von ACS
neue Zahlen: BfarM meldet 133 Todesfälle und 1.400 Verdachtsfälle
Ein Beratergremium der US-Gesundheitsbehörde Food and Drug Administration (FDA) hat sich gegen eine Zulassung des Gerinnungshemmers Xarelto zur Behandlung des Akuten Koronarsyndroms (ACS) ausgesprochen. Das Votum fiel mit 10:0 Stimmen eindeutig aus. Die FDA folgt den Empfehlungen in aller Regel.
Derweil explodiert in Deutschland die Zahl der Verschreibungen und der gemeldeten Nebenwirkungen von Xarelto. Laut Daten des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), die die Coordination gegen BAYER-Gefahren auf Anfrage erhielt, registrierte die Behörde im vergangenen Jahr 133 Meldungen über „tödliche Verläufe“ (gegenüber 58 im vergangenen Jahr) und 1400 über schwere Nebenwirkungen.
 
Die europäische Medikamenten-Behörde EMA legte Anfang Februar nach nur viermonatiger Prüfung eine Stellungnahme vor, wonach die inkorrekten Messergebnisse einen vernachlässigbaren Effekt auf die Studienergebnisse hätten. Grundlage für diesen Freibrief waren Analysen, die im Auftrag von BAYER durchgeführt wurden – ausgerechnet von den Autoren der Zulassungsstudie. Dies stößt auf deutliche Kritik der Arzneimittel-Kommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ). Prof. Dr. Wolf-Dieter Ludwig, Vorsitzenden der AkdÄ, äußerte gegenüber dem Handelsblatt, dass BAYER und die Studienautoren ungeeignet wären, den eigenen „gravierenden Fehler“ selber „federführend aufzuklären“. Wie auch die Autoren des British Medical Journal fordert Ludwig eine unabhängige Überprüfung.
 
 
Presse Information vom 24. Februar 2016
Coordination gegen BAYER-Gefahren
Xarelto: Zahl der Todesfälle erneut gestiegen
BAYER hält Studiendaten von umstrittenem Gerinnungshemmer unter Verschluss
Europäische Behörden geben grünes Licht für die weitere Verwendung von Xarelto, obwohl bei den Zulassungs-Studien fehlerhafte Testgeräte verwendet wurden. Die Firma BAYER verweigert eine unabhängige Überprüfung der Daten.
Derweil stieg die Zahl der Todesfälle nach Einnahme von Xarelto im vergangenen Jahr erneut an.
Demnach lag die Zahl der Todesfälle im Jahr 2015 bei 173 für Xarelto, 72 für Eliquis und 29 für Pradaxa.
 
Aus Sicht der AkdÄ ergibt sich für Patienten in Deutschland, die zur Prophylaxe kardioembolischer Erkrankungen bei Vorhofflimmern mit Vitamin-K-Antagonisten wie Phenprocoumon gut zu behandeln sind, kein Vorteil aus einer Therapie mit Dabigatran oder Rivaroxaban. Ihr Einsatz sollte sich auf Patienten beschränken, für die Vitamin-K-Antagonisten keine Therapieoption sind.
 
Der Kardiologe Harlan Krumholz von der amerikanischen Yale-Universität forderte das New England Journal of Medicine auf, den Artikel mit den Ergebnissen zur Zulassungs-Studie ROCKET AF unverzüglich mit einem entsprechenden Hinweis zu versehen und den Artikel nach einer Überprüfung notfalls zurückzuziehen.
 

Das wird wohl nicht passieren: BAYER machte mit dem umstrittenen Präparat im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund zwei Milliarden Euro.
Die Gesundheitskassen in D haben bis 2012 rund 100 Mio. Euro jährlich für Gerinnungshemmer ausgegeben. Durch die neuen Präparate sind es nun 600 Mio. Euro.
 
Man könnte Bücher füllen.
 
Ich habe das Medikament vom Rezept gestrichen und werde weiterhin Marcumar einnehmen.

Meine Ergänzung dazu, nach fast vier Jahren, kündigt jetzt Bayer ein neues Medikament an, die den hohen Blutverlust bei z.B. einer Verletzung stoppen soll.
D.h. es wird nicht das lebensgefährdende Medikament verbessert, nein es gibt noch zweites (bestimmt sehr günstiges), dass man kennen muss und eigentlich immer bei sich tragen muss, falls es mal eine Notsituation gibt.



Aktuelle Situation,
ich habe mich dann doch leider zu Eliquis überreden lassen. Bis Mitte August 2016 habe ich noch meine Marcumar zu Ende genommen, seitdem Eliquis.   
Preisvergleich Marcumar 18 Euro N3 Packung (100 Stck.) / Eliquis (200 Stck.) 267,-- Euro.
Angeblicher Vorteil von Eliquis und Co., man muss seinen INR-Wert nicht mehr kontrollieren.
Ich sehe das gleichzeitig als Nachteil, vorher konnte ich den INR-Wert selber steuern und habe versucht ihn verhältnismäßig niedrig zu halten. Nun nach einer Woche Eliquis, weiß ich, dass mein INR-Wert wesentlich gestiegen ist.
Warum: Blut im Stuhlgang (einer der möglichen Nebenwirkungen) und was viel schlimmer für mich war, ich bin mit der Ferse an einem Holzstück vorbeigeschrammt und habe mich da nicht groß drum gekümmert.
Auf einmal hatte ich einen feuchten Fuss, ich stand in meiner Badelatsche (Adiletten) in einer Blutpfütze.
Hört sich jetzt vielleicht zu dramatisch an, mich hat es auf jeden Fall erschreckt. Dann ist mir wieder Eliquis eingefallen und mir war klar, die Blutverdünnung liegt jetzt wohl beim absoluten Höchstwert.

Ich werde die Eliquis noch zu Ende nehmen und dann wieder auf Marcumar umsteigen. Ich bin nicht Lebensmüde, was ist, wenn ich z.B. bei einem Unfall nur von Thais umgeben bin und keiner weiß mit Marcumar oder Eliqis was anzufangen.
Bei Marcumar kann ich die Blutgerinnungswert zumindest selber steuern.

Und noch zum guten Schluss, mein behandender Prof. eines renormierten Münchner Krankenhauses,von dem das Rezept stammt, stand in der Pharma Zahungsübersicht ziemlich weit oben.



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Re: Wirtschaftliche Beziehungen von Ärzten zur Pharma-Industrie
« Antwort #13 am: 21. August 2016, 16:59:33 »

Nachstehend die Zahl der Verordnungen von oralen Gerinnungs-
hemmern in Deutschland 2014 laut Arzneiverordnungs-Report 2015:

Mit großem Abstand wird der Wirkstoff Phenprocoumon eingesetzt, der von 7 Lieferanten unter den Präparate-Namen Marcumar, Phenprogamma, Falithrom, Marcuphen, Phenpro und dem Wirkstoff-Namen Phenprocoumon geliefert wird.

Seit 2008 wurden vier neue orale Antikoagulantien zugelassen: Pradaxa 2008, Xarelto 2008, Eliquis 2011, Lixiana 2015.

Präparat (Wirkstoff)            Mio. Tagesdosen    Tagesdosis
------------------------------------------------------------------------------
Phenprocoumon-Generika    364 Mio. (-2%)        0,18 Euro

Pradaxa (Dabigatran)            34 Mio. (+25%)     3,18 Euro
Xarelto (Rivaroxaban)          135 Mio. (+61%)     3,40 Euro
Eliquis (Apixaban)                  25 Mio. (+471%)   2,90 Euro
                                          ---------
                                           194 Mio.

In den folgenden TV-Beiträgen wird über die neuen Gerinnungshemmer berichtet:

1) "Gut für den Patienten" -
    "Neurology first" für unabhängige Leitlinien

     --- www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=57090 (6:51) ---

2) "Die Tricks der Pharma-Industrie"

      (51:24)

20:30-27:00: Kritisches Mittel zur Blutverdünnung:

"Auch Xarelto, ein Mittel zur Blutverdünnung, das zur Vorbeugung von Herzinfarkten und Schlaganfällen massiv beworben wird, ist in Kritik geraten. Es führt gelegentlich zu schweren Blutungen, die kaum beherrschbar sind."

"Das Problem dieser Blutungen ist, dass es kein Gegenmittel gibt", sagt Professor Hans Gombotz, Intensivmediziner am Linzer AKH. "Warum die zugelassen werden, ohne dass es ein entsprechendes Gegenmittel gibt, kann ich auch nicht sagen. Wir wissen nur, dass wir dadurch zum Teil enorme Probleme bekommen."

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charlyp

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Re: Wirtschaftliche Beziehungen von Ärzten zur Pharma-Industrie
« Antwort #14 am: 24. August 2016, 20:49:15 »

Danke für die Ergänzung.

""Das Problem dieser Blutungen ist, dass es kein Gegenmittel gibt", sagt Professor Hans Gombotz, Intensivmediziner am Linzer AKH. "Warum die zugelassen werden, ohne dass es ein entsprechendes Gegenmittel gibt, kann ich auch nicht sagen. Wir wissen nur, dass wir dadurch zum Teil enorme Probleme bekommen.""

Aber das die Ärzte und besonders die Krankenkassen sich mal auf die Hinterbeine stellen, passiert leider auch nicht.

Vergleichbar mit Schlangengift, da braucht man auch innerhalb kurzer Zeit das gegengift sonst war es das.
Aber bei Arzneimittel, das kann doch nicht sein!
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