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Autor Thema: Geschichten aus Hinterindien  (Gelesen 408539 mal)

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Low

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Re: Geschichten aus Hinterindien: Schönheit
« Antwort #15 am: 13. Dezember 2008, 15:03:57 »

Schönheit

Schönheitsoperationen in Thailand sind preisgünstig, leider manchmal mit Lebensgefahr verbunden. Das heisst nicht, dass Menschen auf dem Operationstisch abgeschlachtet werden.
In einem Bio Spital in der Nähe des alten Flughafens, verliefen nicht alle Eingriffe zu Gunsten der Patienten. Es gab Leute, die klagten gegen den Chefarzt, weil sie mit dem grösseren Busen oder dem neuen Gesicht unzufrieden waren. Komischerweise starben die Kläger alle an Bleivergiftung.
Irgend ein Intellektueller bei der Polizei, wie Inspektor Columbo - aber ohne Mantel, fand heraus, dass der ungeschickte Arzt offenbar Profikiller auf die Tadler ansetzte. Manche der Opfer wurden vor der eigenen Haustüre erschossen. Zumindest die Adressen stimmten.
Ein Täter wurde verhaftet. Er erhielt vom Bruder des Arztes angeblich 30 000 Baht. Der Geldgeber flüchtete nach Laos.

Etwas gutes hatte die Geschichte:
Ich bin jetzt mit meinem etwas angeknitterten Kopf und dem Bierbauch voll zufrieden. Alle Operationen wurden abgesagt.
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Low

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Re: Geschichten aus Hinterindien: Kopfschaden
« Antwort #16 am: 13. Dezember 2008, 15:07:35 »

Kopfschaden

Phitsanulok. Ein 48 jähriger Verwandter starb innerhalb dreier Tage an einem Genickbruch.
Er verblüffte seine angetrunkenen Freunde und Gäste öfters damit, dass er seinen Kopf drehte, bis die Wirbel krachten. Diesmal ging er mit seinem Imponiergehabe zu weit. Er überdrehte seinen Kopf allzu kräftig, bis zum endgültigen Knack.
Anstatt nach dem Bruch sofort das Spital aufzusuchen, frass und soff er sich zu Hause während Stunden die Birne voll.
Als sich dann die Augen langsam verdrehten, war es für jegliche Hilfe zu spät.
Seine Frau, ausgebildete Krankenschwester, war überfordert und wusste keinen Rat.
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Low

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Re: Geschichten aus Hinterindien: Wasserpumpe
« Antwort #17 am: 14. Dezember 2008, 12:02:03 »

Wasserpumpe

Unsere Wasserpumpe stellte verschiedentlich nach dem Erreichen des Nenndruckes nicht ab. Wir mussten den Strom manuell unterbrechen, oder die Pumpe lief heiss, bis der Thermoschalter reagierte. Weil wir eine Pumpe mit fünfjähriger Garantie kauften, riefen wir den Kundendienst an. Nach vielen Anrufen besichtigte ein Service Mann die Anlage. Er bemängelte, dass am Wassertank zwei Leitungen angeschlossen seien. Das sei nicht gut für die Pumpe.
Ich war mit der Erklärung nicht einverstanden. Darauf rief er das Werk an. Der Techniker erklärte ihm, der Tank hätte zwei Ausgänge. Die stünden beide zur Verfügung. Thais benutzen in der Regel nur einen.
Er telefonierte mit seinem Chef in Chiang Mai und verreiste mit dem Versprechen, dass die Pumpe in einigen Tagen ersetzt würde.
Wir waren ein paar Tage abwesend. Nach unserer Rückreise telefonierte Dick wieder mit dem Kundendienst betreffend Garantiereparatur. Zwei Tage später kamen zwei Mann. Die benutzten weder Schraubenschlüssel, noch ersetzten sie die Pumpe, sondern sie palaverten für zwei Stunden in ihre Telefone. Dann erklärten sie, der Garten sei zu gross, der Motor der Pumpe könnte nur eine Stunde lang arbeiten. Sie könnten die Pumpe ersetzen, aber nur gegen ein anderes Fabrikat.
Ich wurde unfreundlich und erklärte den Spezialisten, der Motor sei in Ordnung, aber der Druckschalter würde nach Erreichen des Nenndruckes nicht abschalten. Auf meine Aufforderung entfernten sie den Schalter. Ich kontrollierte die Kontakte mit einer Lupe. Sie waren in Ordnung.
Die Männer montierten den Schalter. Die Pumpe arbeitete, der Schalter stellte nicht ab.
Die Spezialisten wollten in Bangkok einen neuen Druckschalter bestellen und verreisten.
Ich liess die Pumpe achtundvierzig Stunden lang unter Vollast laufen und wässerte den grossen Teich. Danach stellte ich die warme Pumpe ab, drehte am Druckschalter an der Stellschraube des Bimetallschalters bis es klickte. Mit etwas Nagellack aus Dick´s Beauty Salon sicherte ich das Gewinde. Nach drei Minuten werkeln, stellte der Motor wieder automatisch ab und das seit über drei Jahren.

Als zwei Wochen nach dem Besuch der „Facharbeiter“ keine Rückmeldung erfolgte, schrieb ich die Firma direkt an. Die antworteten sogar::
„Lieber Kunde,
Wir freuen uns, dass sie unser Qualitätsprodukt kauften.
Wir bedauern, dass sie Probleme mit dem Schalter haben.
Wir müssen ihnen leider mitteilen, dass die 5 jährige Garantie nur den Motor betrifft. Einen Garantieanspruch auf den Schalter haben sie nicht.
Wir sind aber gerne bereit, ihnen einen neuen Schalter für THB 350.00 per Nachnahme zuzustellen.“

ACHTUNG:  Bei den meisten Geräten und Apparaten (Waschmaschine, Geschirrwaschmaschine, Kühlschrank und TV) beschränkt sich die 5 jährige Garantie auf den Motor. Die Laugen-Pumpe in der Waschmaschine hat zwar einen Motor. Die Pumpe als Teil unterliegt keiner Garantiepflicht. Beim Fernseher hat man Pech, weil dort garantiert kein Motor drin ist. Aber wer weiss das schon?
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Low

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Re: Geschichten aus Hinterindien: Profuuu
« Antwort #18 am: 14. Dezember 2008, 12:04:38 »

@ Profuuu
danke für das Lob, ist fast wie Red Bull (verleiht Flügel)..... aber
während Du mit den fundierten, illustrierten Arbeiten prächtige Torten produzierst, übe ich am Kleingebäck.
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Low

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Re: Geschichten aus Hinterindien: Schokolade
« Antwort #19 am: 14. Dezember 2008, 12:14:13 »

Schokolade

Eines Abends genoss ich einen trockenen weissen Chateau de Loei (Chenin blanc, 2003, Thailand) und las in Umberto Eco’s Baudolino. Da läutete eines der Telefone. Es war Frau Ente, die mich zu einer Party einlud und zusätzlich nach Bier und Schnaps verlangte, denn Thais haben selten Vorräte im Haus. Diese Frauen tranken Unmengen. Ich wollte Leber und Kopf schonen und lehnte dankend ab.
Sie benutzte Trick 17 und sagte, meine Lieblingsfreundin Wen sei nach Monaten aus Krung Thep zurück, deshalb die Party. Wen möchte mich umgehend sehen. Zehn Minuten später kamen Wen und Pornthip ins Haus und begrüssten mich mit Herzen, Mund und Händen. 
Pornthip machte sich am Kühlschrank nützlich. Während dessen küsste ich Wen zwei oder drei mal, wer schaut da schon ganz genau und gab der Süssen etwas Süsses, eine Schokolade. Ich sagte, ich käme etwas später, ich müsse mich erst anziehen, was die Frauen begriffen.

Nach längerer umständlicher Toilette, in Thailand kann man sich für alles viel Zeit lassen, besuchte ich das Haus von Seng Lah. Die Frauen tranken schwatzend Bier und Gin Tonic.  Plättchen und Platten mit Essen gab es im Überfluss. Hierzulande serviert man rohes Gemüse, wie lange Thai-Bohnen, die müssen nicht gekocht werden, Koriander, Wasserspinat, Frühlingszwiebeln, Basilikum und dergleichen auf Eis. Ich staunte nicht schlecht, als ich mitten in der grünen Gemüseplatte die braune Schokolade entdeckte.
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Low

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Re: Geschichten aus Hinterindien: Sauftour
« Antwort #20 am: 14. Dezember 2008, 12:24:03 »

Sauftour

An einem Novemberabend kauften wir im neu eröffneten Kad Farang, bloss einige Minuten vom Haus entfernt, einige Lebensmittel.
Auf dem Rückweg knallte etwas am Auto, als wir links abbiegen wollten. Ich dachte, dass Dick einen leeren Ölkanister der benachbarten Werkstätte überfahren hätte. Doch dann schepperte rechts vom Auto funkensprühend ein Motorrad mit drei Mann, wie üblich ohne Helm, auf der Überholspur über den Boden. Ein zweites und ein drittes Motorrad krachten in das erste mit der Besatzung.
Der dritte Motorradfahrer drehte sofort seine Maschine und ergriff als Geisterfahrer die Flucht. Ich rief sogleich die Polizei in Hangdong an,
denn die Nummer war in meinem Handy gespeichert.
Währenddessen stürzten  weitere Motorräder in die Falle. Zwei Männer stoppten den Verkehr. Einige Töfffahrer forderten uns auf, abzuhauen. Ein Anderer sammelte Kleinteile und Flaschen und deponierte sie im Gebüsch. Wir warteten auf Ambulanzen und Polizei.
Der erste Motorradfahrer gab zu Protokoll, Dick hätte ihn angefahren.
Der Mann stank nach Alkohol und war stockbesoffen. Bier und Schnapsflaschen lagen immer noch um die Motorräder.
Dass der Motorradfahrer schuld war, zeigte der Schaden am Auto eindeutig, oder Dick hätte das Rad rückwärtsfahrend rammen müssen.
Am Sonntag ging sie zur Polizei für den Rapport für die Versicherung.

Dort zeigte sich, dass zehn Motorräder und ihre Fahrer an einem Rennen von Chom Thong nach Chiang Mai beteiligt waren.
Die Meisten der Herren waren angetrunken und hatten weder Fahrausweise, Nummernschilder noch Versicherungen.
Eines der Räder war ziemlich neu. Kaufbelege konnten nicht vorgezeigt werden. Wahrscheinlich war das Fahrzeug geklaut. Das Nummernschild war Eigenbau.
Ein Polizist besuchte mit Dick die Verletzten im Spital. Vor einem Zimmer sass eine weinende Frau. Sie wollte von Dick 30'000 Baht. Dick lächelte nur.
Der Polizist erklärte der Frau, wir hätten den Unfall nicht verursacht. Wer denn unseren Schaden bezahle? Darauf erzählte die Frau, dass sich die jungen Männer täglich betranken.
Ein besorgter Grossvater gab zu, dass die Missetäter bereits den vierten Unfall verursachten. Sie töteten bereits einen Radfahrer.
Den dritten, den flüchtigen Fahrer, erwischte die Polizei, als er im Spital seine gebrochenen Zehen behandeln lassen wollte.
Die Bilanz der Sauftour: Zwei Tote, mehrere Verletzte und ein Bagatellschaden hinten links am Auto.

« Letzte Änderung: 14. Dezember 2008, 12:38:31 von Low »
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Low

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Re: Geschichten aus Hinterindien: Cognac
« Antwort #21 am: 14. Dezember 2008, 17:42:36 »

Cognac

Wie trinken wir einen Cocnac, einen Weinbrand?
Es mag Banausen oder Clochards geben, die setzen sich die Flasche einfach an die Lippen.
Geniesser nehmen ein schönes bauchiges Glas, wärmen es unter Umständen sogar an, giessen etwas XO Grande Champagne ein,
fassen den Kelch so zart an wie eine schöne Frau und...
riechen, lassen den Geschmack in der Nase entfalten und dann
benetzen sie die Zunge, den Gaumen mit kleinsten Mengen der goldenen Flüssigkeit.
Man schmeckt hundert Aromen und empfindet eine wohltuende warme Sensation im Hals.
Das erlebte ich schon lange nicht mehr. Nicht das weibliche Fluidum, ich meine edlen Cognac und schwelge in Erinnerungen.
Ein Cognac ist üblicherweise so kräftig, dass man ihn nur in kleinen Schlücken trinken kann.

Ganz anders ist es bei den Einheimischen in Hinterindien.
Es ist heiss. Man will ein richtiger Mann sein. Man zeigt, dass man Geld hat und knausert nicht. Da wird die teuerste Flasche für oft über hundert Euro bestellt. Dann müssen Teegläser her und Eis, viel Eis. Eis ins Glas, aufgefüllt mit Courvoisier, Hennessy, Martell, Remy Martin oder was immer das Haus anbietet.
Anstossen mit viel Lärm und Geschrei und dann den Inhalt in einem Zug hinunterstürzen.
Beim Trinken die Arme so halten, dass die goldene Rolex auffällt, das ist die Sitte hier.
Wenn man dann nach einigen Gläsern nicht mehr stehen kann, bringen dich die Saufkumpane nach dem Bezahlen sicher in den Benz.
Das ist internationale Folklore von HongKong bis Singapore.

Wo bleibt der Spass, wenn die lieben wie sie saufen?
« Letzte Änderung: 14. Dezember 2008, 18:19:22 von Low »
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nongphrue

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #22 am: 14. Dezember 2008, 19:04:09 »

@Khun Low,

Herzerfrischend!!!!

tschau
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dii

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #23 am: 14. Dezember 2008, 19:24:22 »

...die sind so?  ;D   ...koennen halt nicht Dosieren, nichtma sich schoen langsam einsumpfen  ;D   ...die sind so  --C   ;D
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...Alkohol macht langsam dumm - egal,wir haben Zeit... kein Sklave mehr  >:

Low

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Re: Geschichten aus Hinterindien @ dii
« Antwort #24 am: 15. Dezember 2008, 12:55:02 »

@ dii

Du hast recht: Die sind so. (Ich kenne die Bilder)
Aber man könnte auch sagen, wir sind anders.

Positiv betrachtet ist es doch so,
dass wenn die auch anders wären, der ganze Spass, die Spannungen und vielleicht ein Teil der Exotik verloren gingen.

Dann gäbe es keine Geschichten aus Hinterindien.
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Low

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Re: Geschichten aus Hinterindien: Beziehungen
« Antwort #25 am: 15. Dezember 2008, 12:57:20 »

Beziehungen (Dez. 2004)

Wenn ich eine Frau treffe, wo auch immer, zum Beispiel an einer Party, sprechen die Frauen im Dorf sofort von Tengan – heiraten. So auch heute. 
Das geht hier leicht und unüberlegt. Hat man mal die Mia Luang, Hauptfrau, und sieht man ein besseres Stück, dann gibt’s halt zusätzlich  eine Mia Noi, Zweitfrau. Und Mia Noi kann man etliche haben. Gefällt die Nummer Eins gar nicht mehr, dann lässt man sie stehen. Thai Ehen werden selten registriert.
Ein Geisterbeschwörer, ein Stück Schnur um die Köpfe,  Bier, Schnaps und Essen für die Gäste, oder der blosse Klatsch reichen vollkommen.
Der Dorfklatsch klassifiziert die Verhältnisse, ob Paare verheiratet sind oder nicht. Meine angebliche Mia Noi ist Mia Luang eines Mannes, der in Krung Thep eine Familie hat, also ist sie bloss dessen Mia Noi. Weil aber Krung Thep weit weg ist, ist der Liebhaber laut Klatsch Ehemann Nummer eins, obwohl nie etwelche Zeremonie stattgefunden hat. Diese Mia Noi sah ich glücklicherweise Monate lang nicht mehr. Sie ist lieb, frisst Unmengen Futter, ist jedoch unglaublich dumm. Das ist hier normal, ohne dass die Leute geistig behindert sind.

Warum kam sie überhaupt ins Gerede als Mia Noi? Sie besuchte mich hin und wieder ohne Begleitung. Das war’s.
Als mir einmal eine Angestellte von American Standard einen Katalog ins Haus lieferte, wurde sie angehalten und gefragt, ob sie meine neue Mätresse sei.

Diese nicht Mia Noi hatte eine verheiratete gleichaltrige Freundin, die war schwanger. Darum wünschte sie sich auch ein Kind. Ihr Mann, der mit der Familie in Bangkok, machte zwar die Leibesübungen zu zweit öfters, wollte aber keine weiteren Kinder. Sein Nachwuchs mit der Mia Luang reichte ihm zur Genüge.
Sie kam zu mir und besprach ihr Problem. Ich sagte ihr, wenn sie unbedingt ein Kind wolle, solle sie die Präservative präparieren.
Sie verstand das sofort und wollte mit einer Schere die Spitze wegschnipseln. Ich konnte sie davon überzeugen, dass es schlauer wäre,
den Gummi mit einer Nadel zu perforieren.
Der Manager aus Bangkok war nicht auf den Kopf gefallen und blies die Gummis vorsichtigerweise vor Gebrauch auf.
Sie wollte unbedingt geschwängert werden und bot mir viel Geld an für meine Mitwirkung. Da ich die einzige Langnase weit und breit war
und ich mir das Getuschel im Dorf spätestens nach einer Geburt ausdividieren konnte, verzichtete ich schweren Sackes auf den lukrativen Nebenverdienst.

« Letzte Änderung: 15. Dezember 2008, 13:12:43 von Low »
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Low

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Re: Geschichten aus Hinterindien: Abwasser
« Antwort #26 am: 15. Dezember 2008, 13:38:22 »

Abwasser  (Dez. 2003)

Wir haben keine Kanalisation. Das  Abwasser von Küche und Dusche geht in den Bach oder ins Reisfeld. Für die Fäkalien gibt es einen Tank, der hie und da entleert werden sollte. Thais finden das überflüssig. Das heisst, jedes Haus im Dorf, mit  seltenen Ausnahmen, steht in den eigenen Exkrementen die dann durch Überschwemmungen entsorgt werden. Moderne Septic Tanks müssen nicht mehr entleert werden. Sie enthalten eine eingebaute ARA, wer’s glaubt.
Als mein Dreck am Ostersonntag abgepumpt wurde, meinte Poo, das sei eine unnötige Ausgabe. Bei der Nachbarin Gäu habe danach die Toilette nicht mehr funktioniert. Sie warnte mich eindringlich, doch erfolglos.
Bei Poo füllt man zu viert seit 9 Jahren den Topf, bei dem die Kacke mittlerweile durch die Entlüftung unter dem Haus in die Umwelt gelangen dürfte.
In der Schweiz könnte man nach diesem System das Geld für die Abwasserreinigungsanlagen einsparen und damit die AHV subventionieren. 
Was früher Brot für Brüder hiess, heisst in Thailand Scheibenkleister für alle, oder geteilter Kot ist doppelte Freude.


« Letzte Änderung: 15. Dezember 2008, 14:37:09 von Low »
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rh

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #27 am: 15. Dezember 2008, 14:49:24 »

@ Low

verzichtete ich schweren Sackes auf den lukrativen Nebenverdienst.


Wunderbar formuliert.
Ich hoffe,Du bist inzwischen anderweitig entschaedigt worden. :-X :-X :-X :-X :-X :-X
rh

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Low

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Re: Geschichten aus Hinterindien @rh
« Antwort #28 am: 15. Dezember 2008, 15:54:29 »

@rh

In diesem Zusammenhang von Herzen zu sprechen würde an Blasphemie grenzen.
Schweren Herzens wird umgangssprachlich als widerwillig definiert.
Schweren Herzens = Weltliteratur
Schweren Sackes   = Forenliteratur

Anmerkung betreffend Entschädigung:
Sie war (ist?) ja nur Mia Noi. Du vergisst Mia Luang.
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Grüner

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #29 am: 15. Dezember 2008, 17:18:38 »

Die Geschichten sind wirklich treffend und amüsant zu lesen. Danke und mach weiter!
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