23. 12. 09
Hallo edesan,
der Airport wurde sehr wohl schon einmal für Flüge nach Bangkok und auch nach Koh Samui genutzt. Die private Fluggesellschaft Bangkok Airways hielt vor Jahren eine Zeitlang einen solchen Betrieb aufrecht. Doch dann wurden wegen der schlechten Auslastung die Flüge eingestellt. Damals kostete ein Flugticket nach Bangkok 1700 Baht pro Person, doch eine Taxifahrt für die ganze Familie konnte man bereits für den gleichen Preis oder weniger haben. Für etwas mehr als das doppelte Geld flog anschließend die SGA Airlines zweimal täglich nach Bangkok. Doch die haben inzwischen wohl auch aufgegeben.
Ich gebe dir aber Recht, dass man seinerzeit mit dem Ausbau des kleinen Flughafens des Guten zu viel getan hat. Hätte man nur einen Teil dieser Gelder in den Ausbau des innerörtlichen Straßennetzes gesteckt, wäre der Bevölkerung durch einen Zuwachs an Verkehrssicherheit und Wohlbefinden viel mehr gedient worden. Das gesamte innerörtliche Straßennetz – mit Ausnahme der durchführenden Petchkasem Road – ist bis heute in einem solch jämmerlichen, um nicht zu sagen katastrofalen und gefahrträchtigen Zustand, daß man sich wundert wie eine Stadt, die sich rühmt, den König in seinen Mauern zu beheimaten, sich selber so etwas zumutet. Die Straßendecken sind überall völlig marode und werden - wenn überhaupt - nur liederlich geflickt. Zeitweilig eingebrochene Kanaldeckel in der Fahrbahn weisen bedrohliche Löcher auf und bleiben tagelang unausgebessert. Ausführende Straßen zu den vielen neu errichteten Wohnsiedlungen gleichen ostanatolischen Rüttelpisten, unbefestigt, staubig und voller tiefer Krater. Lange bekannte Unfallschwerpunkte werden nicht entschärft und innovative Verkehrsführungen werden weder ausgedacht noch umgesetzt. Fortlaufend passieren schwere Verkehrsunfälle mit grässlichen Verletzungen und Toten. Jeden Morgen gibt es neue Kreidezeichnungen auf der Fahrbahn.
Nach dem Gesagten klingt es wie Hohn und Spott, wenn von Seiten der örtlichen Verwaltung Hua Hin als „Paradies city“ belobhudelt wird. Außer der märchenhaften Glamourbeleuchtung des täglich gepflegten Mittelstreifens auf dem Petchkasem, der ausgerechnet kurz vor dem Königspalast endet(!), gibt es in den Straßen Hua Hins nichts, aber auch gar nichts Paradiesisches zu entdecken. Daran ändern auch die völlig überzogenen Lobpreisungen der Immobilienentwickler nichts, die mit jeglicher Realität hohnsprechenden Sprüchen wie „Living in tropical Paradies“ und ähnlichen Verklärungen daher kommen, und einem scheinen mögen, als wolle man einem blinden Esel das Sehen beibringen. Dabei hat man nur die schnellen Dukaten im Sinn, die das vorüber ziehende Huftier hier ausspucken soll. Der Esel trabt nach dem Ende seines Urlaubes weiter, doch wir, die wir hier leben, wie auch die Menschen in Hua Hin, müssen weiterhin tagtäglich die himmelschreienden Unzulänglichkeiten der schwer vernachlässigten Infrastruktur ertragen.
Ozone, ich nehme deine Eindrücke nicht persönlich. Darüber hinaus lese ich auch gerne deine Lokalberichte. Besonders dein Ausflug nach Koh Phi Phi – mit frecher Schnauze geschrieben - hat mir sehr gefallen.
Ich bin auch noch kein Rentner und alle Freunde und Bekannten hier sind ausnahmslos älter als ich, doch unter den sozialen Umgebungsbedingungen leide ich nicht so sehr, weil ich mich offen und beweglich halte. Daß ich in Hua Hin gelandet bin, ist eher dem Zufall zuzuschreiben. Es gibt ganz gewiß viel schönere Orte in Thailand.
Soweit es Hua Hin betrifft, hast du ja auch Recht: Aus Expat-Sicht ist es eine große Geriatrie. Verhohnepipeln würde ich das trotzdem nicht, dazu habe ich zuviel Respekt vor der Entscheidung des Einzelnen. Ich habe einige alte „Kameraden“ hier sterben und dahin siechen sehen. Es gehört zum Leben. Augen zumachen gilt nicht.
Das Alter hat nichts Schönes – egal, wo man ist.