Danke für Deine Beiträge,
Rainer. Erstens ist es kontraproduktiv, solche Themen gleich mit sozusagen "bluttriefender Überschrift" zu starten, zweitens hält die verbreitete Steintisch-Meinung auch im vorliegenden Falle wieder mal der kritischen
Überprüfung nicht stand. Zwar ist die Pro-Kopf-Rate der Gewaltkriminalität in Thailand und in ganz Südostasien außer in Singapur, Brunei, Macau und Hongkong tatsächlich höher als in Europa. Das war allerdings schon immer so und sollte niemanden überraschen, der sich einmal mit der hiesigen Geschichte befaßt hat und sich deshalb in der Folge darauf einstellen kann, was ihn erwartet. Wer erst hier aus allen Wolken fällt, wenn er auf die harte Tour lernt, was läuft, hat einfach entweder seine Hausaufgaben nicht gemacht oder die falschen Bücher gelesen (auch im übertragenen Sinn).
Es ist aber unzulässig, etwa aus dem Niveau der hiesigen Gewaltkriminalität zu schließen, wie es hier leider auch schon erfolgt ist, daß Thais allgemein auf einem moralisch niedrigerem Niveau stünden als Langnasen, die aus Europa kommen. Das stimmt einfach nicht und beide Kulturen nehmen sich an
Ehrlickeit im Alltag zum Beispiel überhaupt nichts, wie weiter oben ja auch
sanukk bewiesen hat. Unfallflucht ist zum Beispiel ein gutes Beispiel für mangelnde Ehrlichkeit im Alltag. Ich habe jahrelang als Volontär und Jungredakteur in Deutschland Polizeimeldungen ausgewertet. Dabei habe ich sicher viel mehr Unfallflucht-Meldungen weggeschmissen als ins Blatt gehoben, weil es, außer in der Sauregurkenzeit, einfach zu viele waren. Nur spektakuläre Fälle schaffen es immer in die Zeitung.
Dazu paßt eine Meldung, die ich 2007 für den TIP aufgehoben hatte: Ein bekannter Verlag machte mit Hilfe seiner Korrespondenten mal einen fast weltweiten Feldversuch. Dabei zeigte sich zum Beispiel...
... daß in Bangkok von 30 absichtlich ‹verlorenen› Mobiltelephonen 21 vom ehrlichen Finder wieder zurückgegeben wurden. Das reichte unter 30 Städten zum 14. Platz neben Berlin und vier weiteren Städten.
Weltweit am ehrlichsten war man dabei übrigens in Laibach ("Ljubljana") in Slowenien.