Das neue Kabinett Finanzministerium: Wolfgang Schäuble (CDU)Bei der Besetzung der Ministerposten gibt es einige Überraschungen. Die größte dabei dürfte der Ressortwechsel von Wolfgang Schäuble sein. Der bisherige Innenminister übernimmt das Finanzressort - und bekommt damit einen der Schlüsselposten in der neuen Regierung. Denn angesichts der Haushaltskrise dürfte dem mit einem Vetorecht ausgestatteten Finanzminister in der neuen Regierung eine noch größere Bedeutung zukommen als bislang.
1972 kam Schäuble zum ersten Mal in den Bundestag. Nach Stationen als Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CDU-Fraktion und Kanzleramtschef unter seinem damaligen Mentor Helmut Kohl wurde er im April 1989 schließlich Innenminister. Dieses Amt hatte er bis 1991 und dann wieder unter Kanzlerin Merkel seit 2005 inne. Der 67 Jahre alte Politiker aus dem badischen Gengenbach stand als Innenminister in der Großen Koalition oft in der Kritik.
Verteidigungsministerium: Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU)Ebenfalls eine Überraschung: Der bisherige Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg soll in der künftigen Bundesregierung Verteidigungsminister werden. Wie es aus Koalitionskreisen hieß, hatte Guttenberg die Wahl zwischen dem Innen- und dem Verteidigungsressort. Er habe sich schließlich für letzteres entschieden.
Schon kurz nach seinem Amtsantritt als Wirtschaftsminister stieg der frühere CSU-Generalsekretär zu einem der beliebtesten Politiker Deutschlands auf. Als selbstbewusster Krisenmanager bewies der heute 37-Jährige, der Eingriffe des Staates in Unternehmen skeptisch sieht, schnell auch taktisches Geschick
Arbeitsministerium: Franz Josef Jung (CDU)Auch der bisherige Verteidgungsminister Franz Josef Jung bleibt im Kabinett: Er übernimmt das Arbeitsministerium.
In der Großen Koalition war der 60 Jahre alte CDU-Politiker - auch in den eigenen Reihen - umstritten. Der Vorwurf an ihn war, dass er auf heikle Situationen wie in Afghanistan nicht immer angemessen reagiert hat.
Gesundheitsministerium: Philipp Rösler (FDP)Philipp Rösler war bislang Wirtschaftsminister in der schwarz-gelben Regierung in Niedersachsen und Stellvertreter des Ministerpräsidenten Christian Wulf. Im Gespräch war er gleich für mehrere Ressorts, wenn auch nicht als Erstbesetzung: für Entwicklung, Verteidigung und Wirtschaft. Tatsächlich wird er nun Gesundheitsminister.
Der niedersächsische FDP-Chef war erst im Februar dieses Jahres Wirtschaftsminister in Hannover geworden. Rösler wurde 1973 in Vietnam geboren. Er wurde von einem deutschen Ehepaar adoptiert
Wirtschaftsministerium: Rainer Brüderle (FDP)Rainer Brüderle übernimmt den Posten des Bundeswirtschaftsministers, für den er sich seit Längerem warmläuft. Als FDP-Vize hatte er ein Wörtchen mitzureden, was die Ministerverteilung der Liberalen angeht - und überdies bringt der 64-Jährige Berufserfahrung mit: Elf Jahre lang, von 1987 bis 1998, war Brüderle Wirtschaftsminister in Rheinland-Pfalz.
Brüderle wuchs im pfälzischen Landau auf. Seit 1995 ist er stellvertretender Bundesvorsitzender, seit 1998 Bundestagsfraktionsvize. Der Volkswirtschaftler steht bereits seit mehr als 25 Jahren an der Spitze der rheinland-pfälzischen Liberalen.
Innenministerium: Thomas de Maizière (CDU)Als möglicher Kandidat für das Innenministerium wurde Thomas de Maizière schon länger gehandelt.
Er gilt als effizient, loyal und zurückhaltend - Attribute, die der 55-jährige Jurist und Historiker in den vergangenen vier Jahren der Chefin persönlich beweisen konnte: als Merkels Mann hinter den Kulissen, als Kanzleramtschef.
Umweltministerium: Norbert Röttgen (CDU)Norbert Röttgen war zwar auch als künftiger Innenminister und als Nachfolger de Maizières als Kanzleramtschef im Gespräch, doch nun übernimmt Röttgen das Umweltressort. In der auslaufenden Legislaturperiode war Röttgen Parlamentarischer Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag und galt als Merkels rechte Hand.
Vor rund zwei Jahren hätte sich Röttgen beinahe aus der Politik verabschiedet. Das Angebot, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) zu werden, lehnte er letztlich aber ab.
Kanzleramtschef: Ronald Pofalla (CDU)Ronald Pofalla soll Kanzleramtsminister werden. Er galt - wie Norbert Röttgen - als Mitglied von Merkels "Boygroup".
Vier Jahre lang war Pofalla CDU-Generalsekretär - ein Posten, dessen Inhaber hart im Nehmen und gut im Schönreden sein muss. Seit 2005 musste Pofalla die gemeinsame Arbeit seiner Partei mit dem Zwangspartner SPD erläutern und vor allem – verkaufen
Familienministerium: Ursula von der Leyen (CDU)Familienministerin Ursula von der Leyen soll ihren Posten auch im neuen Kabinett behalten. Der Ärztin wurden zuvor Ambitionen auf ein neues Amt nachgesagt. Im Gespräch war sie als Gesundheitsministerin. Pragmatisch, moderierend, aber auch bestimmt leitete sie auf Unionsseite die Verhandlungen zur Gesundheitspolitik - einem der strittigsten Themen der künftigen schwarz-gelben Regierung.
Die Tochter des früheren niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht ist eine Seiteneinsteigerin in der Politik.
Agrar- und Verbraucherministerium: Ilse Aigner (CSU)Auch Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner behält ihren Job. Kein anderer Name war für dieses Amt im Umlauf, trotz Auseinandersetzungen auch mit der Schwesterpartei zum Beispiel in Fragen der Gentechnik oder der Kritik, Aigner sei lediglich der verlängerte Arm von CSU-Chef Horst Seehofer.
Die 44-Jährige Elektrotechnikerin ist erst seit einem knappen Jahr im Amt und hat sich in der Zeit weder nach oben noch nach unten große Ausreißer erlaubt
Bildungsministerium: Annette Schavan (CDU)Ebenenfalls keinen Wechsel gibt es an der Spitze des Bildungsministeriums: Annette Schavan bleibt im Amt. Die 54-Jährige gehört bereits seit langem zum engsten Merkel-Zirkel.
Bevor die promovierte Philosophin und Theologin nach Berlin kam, war sie in Baden-Württemberg zehn Jahre lang Kultusministerin.
Justizministerium: Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP)Die bayerische FDP-Landeschefin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger soll künftig dem Bundesjustizministerium vorstehen.
Die 58-Jährige gilt als Expertin in der Innen- und Rechtspolitik. 1992 war sie unter Kohl bereits Justizministerin. 1995 trat sie jedoch zurück, weil sie im Gegensatz zur Partei-Mehrheit gegen den Großen Lauschangriff war.
Verkehrsministerium: Peter Ramsauer (CSU)Der Chef der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Peter Ramsauer, wird neuer Minister für Verkehr, Bau und Wohnungswesen.
Seit 1990 gehört Ramsauer für den Wahlkreis Traunstein dem Bundestag an. Merkel hatte Ramsauer schon seit längerem für höhere Aufgaben im Visier.
Entwicklungsministerium: Dirk Niebel (FDP)Der FDP-Generalsekretär Dirk Niebel steigt zum Entwicklungshilfeminister auf. Profiliert hatte sich der 46-Jährige bislang vor allem als arbeitsmarktpolitischer Sprecher der Fraktion - ein Feld, auf dem er zuvor berufliche Erfahrung sammelte.
Seit 1998 sitzt Niebel im Bundestag. 2005 stieg er als FDP-Generalsekretär in die Bundespolitik ein
Außenministerium: Guido Westerwelle (FDP)Dass FDP-Chef Guido Westerwelle Außenminister und damit auch Vizekanzler wird, galt als sichere Sache. Elf Jahre lang hat die FDP darauf gewartet, endlich wieder auf den Regierungsbänken sitzen zu dürfen.
Der 47 Jahre alte Rechtsanwalt aus Bonn hat in seiner politischen Karriere eine Achterbahnfahrt hinter sich. Als schlagfertiger Debatten-Redner liebt er auch staatstragende Auftritte. 1994 wurde Westerwelle FDP-Generalsekretär, 2001 Vorsitzender der Partei.
Bundeskanzlerin: Angela Merkel (CDU)Von Anfang an klar war auch: Angela Merkel bleibt Kanzlerin.