Kommt die Rede auf beruehmte Badeorte,fallen Namen wie Biarritz,Monaco,Abbazia oder der
Lido von Venedig.
Nie wird hierbei Kritzendorf erwaehnt,das damals ein Teil des 26.Bezirkes von Wien war und an
der Donau liegt.
Modaen war es und alle gesellschaftlichen Schichten aus Wien besuchten das Bad sonntags.
Bei schoenen Wetter im Sommer besuchten 12.000 Badegaeste das Strombad,wo im sicheren
Gewaesser Maenner und Frauen zu getrennten Zeiten ins Wasser durften.
Die Damen vom Hals bis zu den Knoecheln in Textilien gehuellt,manchmal mit Sonnenschirm
ausgestattet,versuchten sie Schwimmen zu lernen.
Maenner mit aufgezwirbelten Baerten trugen vorteilshafte quergestreifte Badebekleidung und hatten
ein,an vier Ecken verknotetes Taschentuch,am Kopf.
Schwamm man nicht,so konnte man flanierend den Wr.Symphonieorchester zuhoeren,waehrend
man eine Kleinigkeit zu sich nahm.
Die besser gestellte Schicht baute sich,auf Stelzen errichtete, Wochenendhaeuser,die sogar Zuege
von Villen annahmen.Eine Kabane dort zu haben,war im 7.Himmel zu sein.
Alles war o.k.,bis die Nazis kamen.Die meist juedischen Besitzer der Villen und Kabanen,wurden
1938 enteignet und die immobilien den Altnazis uebereignet.
Eine Rueckstellung nach dem Krieg,wozu man sich sehr einsetzte,war kaum Erfolg beschieden.
Die ehemaligen Besitzer kamen entweder im Konzentrationslager um oder sie hatten fuer immer
ihre Heimat verlassen.
Der gewaltige Zustrom zum Bad wurde durch die "Baederzuege" bewerkstelligt.
Die Strecke begann in Huetteldorf - Hacking,fuehrte ueber Breitensee,Ottakring u.s.w. nach
Kritzendorf,das an der Franz-Josephs - Bahn liegt.
Zwischen Wien und Kritzendorf fuhren die Zuege (eine Dampflok 2 Waggons) in 10 minuetigen
Takt hin und her.
Die Vorortelinie,die errichtet wurde um eine Spange zwischen Westbahn und Franz-Josephsbahn
zu schliessen,war einseits fuer den Gueterverkehr gedacht,aber auch um schnell Truppen zu ver-
legen,sollten die Wiener gegen den Kaiser rebellieren.
Nicht unweit der Linie lag die Radezkykaserne und auch die Breitenseerkaserne.
Geplant hat Bahnlinie Otto Wagner,der grosse Stadtbaumeister,der auch architektonisch wert-
volle,im Jugendstil gehaltene Stationsgebaude errichten liess,die z.Teil leider bereits abgerissen
wurden.
In spaeteren Jahren wurde der Personenverkehr auf der Strecke eingestellt und erst vor 2 oder 3
Jahrzehnte wieder reaktiviert.
Als ich und Freunde von mir, uns lagsam genierten,zur Pfadfinderuniform kurze Hosen zu tragen,
stiegen wir auf zu den alteren Pfadfindern,den Rovern der Roverrotte "Stella Maris".Im Gedaecht-
nis war noch immer der Leitspruch Baden-Powells lebendig,der da lautet:"Taeglich eine gute Tat"
zu verrichtet.
Statt die gute Tat den Hilflosen,Kranken,Siechen,Blinden und Armen zukommen zu lassen,wollten
wir uns um junge knackige Teenager der katholischen Jungschar kuemmern.
Als Gruppe fuhren wir nach Kritzendorf,um in den Fluten der Donau oder in den Auen ringsum
unseren Geloebnis Rechnung zu tragen.
Wir wurden sehnsuechtig dort schon erwartet.Myriaden von Gelsen,Muecken und Bremsen
stuerzten sich auf uns und verhinderten,dass die Jungscharmaedchen spaeter voller Hochachtung
von uns sprachen.
Jock