Und wieder wurde der Gesandte Oesterreichs in der Tuerkei
ins Aussenministerium zitiert um eine Prostestnote in Empfang
zu nehmen.
Diesmal voellig zurecht !
Die Tuerkei beschwert sich,dass am News-Ticker am Flughafen
Wien eine Headline auftauchte die besagte,dass die Tuerkei Sex
mit Kindern unter 15 Jahren erlaube.
Der Betreiber dieses News-Tickers ist nicht der Flughafen,sondern
die groesste Tageszeitung Oesterreichs.
So weit,so schlecht aber es faellt auf,dass offensichtlich bewusst
derzeit politisches Porzellan durch die oesterreichischen Spitzenpolitiker
zerschlagen wird.
Der Bundeskanzler will die EU- Beitrittsverhandlungen abbrechen,der
Aussenminister keine weiteren Eroeffnungen von noch nicht verhandelten
Kapiteln zulassen.
Beide Aeusserungen haette man sich ersparen koennen,da die der-
zeitige politische Situation in der Tuerkei ohnehin eine weitere Verhand-
lung ausschliesst und eine etwaige Einfuehrung der Todesstrafe den
Beitrittsprozess beenden wuerde.
Solche Aeusserungen sind unnoetig und beruecksichtigen nicht,dass
ernste Verstimmungen zwischen Staaten eine lange Verweildauer in den
Koepfen haben koennen,auch ueber die Halbwertszeiten der heutigen
politischen Garnituren hinaus.
Es scheint so zu sein,dass parteipolitische Gruende den Ausschlag dafuer
gegeben haben,sich in die Nessel zu setzen.
Herr Erdogan ist sicherlich fuer die europaeischen Politiker kein Heils-
bringer und liebt es,diesen ein wenig auf der Nase herumzutanzen.
Trotzdem finde ich Attributierungen wie " Groessenwahnsinniger "oder
" grosspraechtiger Sultan " ec. fuer falsch am Platze.
Es ist doch so,dass er die handelnde Person ist und EU-Politiker reagieren
muessen.
Beim Deal mit der EU zur Fluechtlingsfrage gelang es ihm die Bedingungen
zu diktieren und trotzdem das Faustpfand ( Fluechtlinge) in der Hand zu
behalten.
Bei der Affaire "Boehmermann" zwang er die Bundesregierung sich in
seinem Sinne zu bewegen.
Er bestimmt ueber Besuche von Bundestagsabgeordnete auf dem NATO-
Flugplatz in der Osttuerkei.
Er stellt die Rute ins Fenster,wenn es bei der Visabefreiung nicht bis
Oktober klappen sollte.
Er ist es,dem es gelingt auf fremden Staatsgebiet,Demonstrationen
durchfuehren zu lassen und so seine innenpolitische Macht zu zeigen.
Verkalkuliert hat er sich nur beim Abschuss des russischen Jets,da er
offenbar nicht damit gerechnet hat,dass Moskau rasch,konsequent und
beinhart mit Sanktionen geantwortet hat.
Hier hat er einen schweren aussenpolitischen Fehler begannen,der ihn
zwang,einen Entschuldigungsbrief zu verfassen und einen Canossagang
anzutreten.
Man kann daraus schliessen,dass Herr Erdogang ein risikobereiter,abge-
bruehter Machtpolitiker ist,der das Moegliche ausreizt.
Mit Bruderkuessen von Herrn Junker ist er nicht zu beeindrucken,sondern
da bedarf es schon eine entschlossene Haltung der europaeischen Aussen-
politik um einbremsend zu wirken.
Aber da ist derzeit wenig zu bemerken.
Jock