Dass man sich die besten Reiseführer jeweils selber geschrieben hätte, liegt auf der Hand.
Man müsste auch ein Narr sein, wenn man alles glauben würde, was in "Reisehandbüchern" steht. Papier ist bekanntlich geduldig, das geschriebene Wort ersetzt nicht kritisches Betrachten des selber gesehenen. Reisehandbücher sind keine Ingenieurhandbücher, sondern stets durch die individuelle Sichtweise der Schreiber geprägt. Das gilt auch für das ausgezeichnete Buch unseres HMH über sein geliebtes Bangkok. Zumindest in diesem letzteren Buch macht aber auch gerade die persönliche Betrachtungsweise des Autors einen erheblichen Teil des Charmes dieses besten und autentischsten Buches aus. Warum soll man auch aus seinem Herzen eine Mördergrube machen!
Trotz aller berechtigten Kritikpunkte muss man einigen Büchern lassen, dass sie eine gewisse Hilfe für Newcomer in einem fremden Land sind, auch wenn einzelne Details manchmal schlicht falsch sind oder nur durch die individuelle Brille des Autors gesehen wurden.
Jedes moderne Reisehandbuch lebt auf die Dauer ganz wesentlich mit von den Updates seiner Leser. Wer gelegentlich an Ort und Stelle war, weiß natürlich besser, was aktuell Stand der Dinge ist. Das gilt für den "Loose" nicht weniger als für den "Lonely Planet".
Dass die Looses auch mal beim "Farang" aufgeschlagen sind, sollte man nicht überbewerten. Nobody is perfect!
Bei unseren Vietnambesuchen war mir persönlich aufgefallen, dass der "Lonely Planet" doch sehr für eine amerikanische Klientel geschrieben war, deutlich erkennbar auch dadurch, dass das nie überwundene Vietnam-Trauma der Amis immer wieder durchklang. Als deutscher Leser ist man an diesen Ergüssen naturgemäß weniger interessiert.
Wenn ich zum Vergleich den damals aktuellen "Loose" in die Hand genommen habe, so war dieses Buch damals wesentlich aktueller, enthielt weniger mühelos erkennbare Fehler, war ganz klar für Traveller aus dem deutschsprachigen Raum geschrieben.
Nun, warum nicht. Uns war dieses Buch durchaus hilfreich.
Reisehandbücher sollten nicht als Bibel verstanden werden, in der allein seeligmachendes verkündigt wird.
Wolfram