Um12.00 h wurde tatsächlich der 2. Fall begonnen.
Der Erste - die Nr.7- wurde unterbrochen. Ich ahnte Schlimmes.
Einige Anwälte schüttelten nur den Kopf. Andere hatten ein süffisantes Lächeln im Gesicht.
Einer gab eine Äußerung wie: diese blöden kleinen Mädchen! von sich –Gemeint waren die Richterinnen.
Ich erfuhr, dass weder mein Mitangeklagter noch sein Anwalt heute erschienen sind.
Welcher Zeuge vom Zoll da war, war nicht bekannt.
Mein Anwalt ermahnte mich noch mal, mich einfach auszudrücken und nur das Notwendigste zu sagen.
Er wollte die Richterinnen nicht mit komplizierten Dingen belasten- notfalls was weglassen.
Ich fragte den Buchhalter, ob er wüsste, wann ich das letzte Mal bewusst gelogen hätte.
Da war, als wir wegen dieser Mietrechtssache vor Gericht standen.
Der junge Mann besitzt eine jugendliche Naivität und ein durch und durch ehrliches Wesen.
Er erwiderte: „So was ist doch nicht Lügen.“
–Wie dem auch sei, ich hab mich damals in meinem Verhalten dem der Gegenpartei angeschlossen.
Um 13.00h machte das Gericht eine Mittagspause. Danach sollte es mit dem 1.Fall weitergehen.
Der Buchhalter, die Übersetzerin und ich beschlossen das Gebäude zu verlasen um in der Nachbarschaft was zu verzehren.
Nach einiger Zeit kam freudestrahlend der Anwalt hinzu.
Er hatte den Zollbeamten gefunden der als Zeuge der Anklage anwesend ist.
Der Beamte ist ein Bekannter eines Bekannten meines Anwaltes und hat diesem gesagt, welche Fragen er stellen soll, damit er dann entlastende Antworten geben kann.
Ich dachte, ich hätte nicht richtig verstanden und fragte dreimal nach, was Sache ist.
Der Zoll weiß, dass mein Mitangeklagter der Bösewicht ist, hat kein Interesse einer weiteren Strafverfolgung gegen mich. Sie wollten nur die Zollgebühr.
Na, dann ist ja alles gelaufen, Nun brauchte ich nur noch den Gerichtstermin hinter mich bringen.
Leicht gesagt. Um 14.30h wurde die Betrügerin aus dem 1.Fall zu 30 Tagen Gefängnis auf Bewährung verurteilt.
Um 15.00h wurden die neuen Gerichtstermine bekanntgegeben.
Meiner soll am 17.06. statt finden. Wenigsten ein Datum, was ich mir leicht merken kann.
Den Wagen werde ich wohl als Oldtimer wiedersehen.
Die Anwälte wollten für den Tag 500 Euro. Ich hatte weiter Kosten von 500 Euro und 2 mal 2 Tage Arbeitsausfall.
Zwei von 31 angesetzten Fällen hat das Gericht an diesem Tag bearbeitet.
Beklagte, Anwälte und Zeugen haben gewartet.
Meiner Hochrechnung nach, wurden an diesem Gerichtstag so 15.000 Euro verbrannt.
Wenn die das zwei Mal die Woche machen also ca. 90-mal im Jahr, dann verbrennen die so 600.000 bis 700.000 Euro im Jahr.
Eigentlich ist es mir mittlerweile egal, wie der Fall ausgeht.
Den Respekt vor dem Gericht hab ich verloren und ob ich von denen doch noch verurteilt werde, geht mir am Allerwertesten vorbei.
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Irgendwann geht es vielleicht weiter.
SoneX