ThailandTIP Forum

Bitte loggen sie sich ein oder registrieren sie sich.

Einloggen mit Benutzername, Passwort und Sitzungslänge
Erweiterte Suche  

Neuigkeiten:

Hier kommen sie zu den aktuellen Nachrichten auf ThailandTIP.info

Autor Thema: Die politischen Akteure  (Gelesen 1134 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

TiT

  • Thailand Guru
  • *******
  • Offline Offline
  • Beiträge: 2.207
Die politischen Akteure
« am: 01. April 2010, 16:42:01 »

Habe in der Nation einen längeren Artikel gefunden, der kurze Portraits der derzeitigen Hauptakteure auf der politischen Bühne enthält (kein Aprilscherz):

Abhisit Vejjajiva, der Premierminister:
Er möchte gerne so lange wie möglich Premierminister bleiben. Am Anfang wollte er mit den Rothemden nicht einmal reden, so selbstgefällig war er. Nun haben ihn die politischen Umstände dazu gezwungen, Verhandlungen mit den Rothemden aufzunehmen. Die Bombenanschläge haben den Gang der thailändischen Politik beschleunigt und damit beide Seiten an den Verhandlungstisch gebracht. Sein Status als Premierminister ist angeschlagen.

Suthep Thaugsuban, der Stellvertretende Premierminister:
Er wirkt in letzter Zeit sehr angespannt. Der Premierminister hat ihn während des Konfliktes mit den Rothemden praktisch kaltgestellt. In der Kommandozentrale beim 11. Infanterie-Regiment verträgt sich Suthep gar nicht mit Satit Wongnongtoey und Korbsak Sabhavasu. Man sagt ihm auch zu große Nähe zum Militär und der Bhumjai-Thai-Partei nach. An den beiden Verhandlungsrunden zwischen der Regierung und Rothemden-Vertretern zur Lösung der Krise nahm er nicht teil.

Satit Wongnongtoey, der Büroleiter des Premierministers:
Er hat die Aussichten der Demokratischen Partei im anhaltenden Konflikt mit den demonstrierenden Rothemden in einem ziemlich strahlenden Licht dargestellt. Der Premierminister hört auf ihn. Er glaubt fest daran, dass das Militär auf Seiten der Regierung steht. Thaksin Shinawatra dagegen müsse mit weiteren Problemen durch die noch anhängenden Gerichtsprozesse rechnen. Er ist davon überzeugt, dass die Demokraten bei den nächsten Wahlen ein Comeback erleben werden. Die Leute, allen voran die Bangkoker, würden aus Verärgerung über das Verhalten der Rothemden die Demokraten wählen. Satit sollte jetzt mal damit anfangen, seine Position zu überdenken. Auf den ersten Blick scheint er dem Premierminister sehr nahe zu stehen. Aber er könnte ebenso gut auch ein enger Verbündeter von Suthep sein.

Korbsak Sabhavasu:
Seine Rolle hat stark an Bedeutung verloren, nachdem er von der Position eines Stellvertretenden Premierministers, zuständig für wirtschaftliche Angelegenheiten in das Amt des Sekretärs des Premierministers gewechselt hat. Man hat ihm die Koordination der Gespräche mit den Rothemden übertragen. Korbsak dient nun als Prellbock für den Premierminister. Er steht mit dem Rothemden-Führer Veera Musikhapong in Kontakt wegen des Rahmens der Gespräche und wie man diese zu einem erfolgreichen Abschluß bringen kann. Er gilt als der größte Pragmatiker unter den Demokraten.

Dr. Weng Tojirakarn:
Dr. Weng ist ein Aktivist und überzeugter Roter. Paradoxerweise pflegte er zu den Gelbhemden auf die Bühne zu gehen und gegen Thaksin Shinawatra zu wettern. Er ist einer der drei Delegierten der Rothemden, die an den Gesprächen mit dem Premierminister teilnahmen. Seine Anwesenheit diente dem Zweck, die Sozialisten, Kommunisten und Ideologen unter den Roten zufrieden zu stellen. Dr. Weng gehört außerdem zu den heftigsten Verfechtern eines neuen Verfassungsentwurfes, der die Rolle des Kronrates beschneiden soll. Nur die Roten von Dr. Wengs Flügel haben eine klare Ideologie, der Rest der Bewegung ist eher ein Schmelztiegel aus opportunistischen Roten, kapitalistischen Roten, Roten aus der Unterschicht und Roten mit einer Söldnernatur.

Veera Musikhapong:
Wer könnte die Rothemden besser bei Verhandlungen mit dem Premierminister führen als Veera, ein ehemaliger Demokrat. Als Südthailänder aus Songkhla spricht er den gleichen Dialekt wie die meisten Demokraten, die ja im Süden ihre politische Hochburg haben. Veera ist gemäßigt und vernünftiger, als man von ihm im allgemeinen den Eindruck hat. Er ist gewillt, den verschiedenen Meinungen zuzuhören. Am wichtigsten ist aber, dass er selbst das größte Interesse daran hat, nicht auf die Nase zu fallen.

Jatuporn Prompan:
Jatuporn ist zwar ein überzeugter Roter, aber ohne starke ideologische Bindung – eher ein politischer Söldner, der bereit ist, alle ihm übertragenen Aufgaben zu erfüllen. Er ist einer der „Generäle“ der Rothemden und außerdem Parlamentsabgeordneter der Puea Thai. Er hat dem Premierminister das 15-Tage-Ultimatum für eine Auflösung des Parlamentes gestellt – andernfalls würden die Rothemden solange weitermachen, bis die Regierung zusammenbricht. Jatuporn ist wirklich zu allem fähig!

Natthawut Saikua:
Natthawut ist einer der drei UDD-Hardliner. Seinen Sitz am Verhandlungstisch mit dem Premierminister hat er Dr. Weng Tojirakarn abgetreten. Er hat mehr Charisma als Veera oder Jatuporn. Er hat einen eigenen Fan-Club bei den Roten. Er ist der Chefdemagoge für das Einpeitschen der Rothemden-Basis und der Star-Redner der Bewegung.

Thaksin Shinawatra:
Er hat erhebliche Summen Geldes zur Verfügung gestellt, um den Protest der Rothemden zu finanzieren. Sein oberstes Ziel ist es, eine Amnestie für sich zu erreichen. Er wurde im Zusammenhang mit der Bodenspekulation an der Ratchadaphisek zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt, ist seitdem auf der Flucht und ohne festen Wohnsitz. Das Oberste Gericht hat kürzlich die Beschlagnahme von 46 Milliarden Baht aus einem Gesamtguthaben von 76 Milliarden Baht angeordnet, die aus dem Verkauf der Shin Corp an die Temasek Holding in Singapur stammen. Aus dem Urteil des Obersten Gerichtes kann man ferner ableiten, dass Thaksin während seiner Zeit als Premierminister von 2001 bis 2006 durch ihm zur Last gelegte Korruption bei staatlichen Stellen einen zusätzlichen Schaden von etwa 134 Milliarden Baht angerichtet hat.

Die Nationale Anti-Korruptions-Kommission wird gegen Thaksin weitere Anklagen erheben. Den Beginn wird hier die Verschleierung von Vermögenswerten machen, da das Oberste Gericht zu dem Schluß gekommen ist, dass Thaksin und seine Ehefrau Pojaman Na Pompejra auch während Thaksins Zeit als Premierminister immer noch 49% der Shin-Corp-Anteile besaßen.

Thaksin bedient sich nun der Proteste der Rothemden, um durch Druck auf die Regierung Abhisit so schnell wie möglich eine Parlamentsauflösung zu erzwingen, bevor ihn eine Lawine weiterer Anklagen überrollt. Sein geografischer Freiraum hat sich inzwischen auf einige wenige Länder wie Kambodscha, Sri Lanka, Montenegro und Staaten in Afrika reduziert. Die einzige Möglichkeit für Thaksin zu einem Comeback besteht darin, dass die Puea-Thai-Partei an die Macht kommt. Genauer gesagt ist der springende Punkt der, dass es ihm gelingen muß, die Politiker zu einer Verfassungsänderung zu seinen Gunsten zu bewegen. Bei einer Änderung von Artikel 309 wären der Putsch von 2006 und alle von den Putschisten geschaffenen Werkzeuge gegen ihn neutralisiert. Artikel 309 ist ein juristischer Schutzmantel für die Putschisten. Theoretisch hätte Thaksin bei einer Abschaffung von Artikel 309 eine Chance, sein Vermögen wieder zurück zu bekommen und amnestiert zu werden.

Newin Chidchob:
Newin verhält sich zur Zeit wie ein Khmer, der sich in der Erde verbirgt (khom dum din) und seinen Kopf unten behält bei dem immer heftiger werdenden Konflikt zwischen der Regierung Abhisit und der Rothemden-Bewegung. Er ist der De-Facto-Führer der Bhumjai-Thai-Splittergruppe in der Regierungs-Koalition. Man munkelt, er stehe in Wirklichkeit auf Thaksins Seite. Er hält sich gerne bedeckt und setzt auf seinen Einfluß, Geld oder schwarze Khmer-Magie. Viele stellen sich die Frage: „Wo genau steht Newin eigentlich jetzt?“

Banharn Silapa-archa:
Banharn, der De-Facto-Führer der Chat-Thai-Pattana-Partei, befindet sich in einer Zwickmühle zwischen der weiteren Unterstützung von Abhisit als Premier und einem Überlaufen zu Thaksin. Sollte Thaksin Banharn zu einem Seitenwechsel überreden können, wäre dies das Ende von Abhisit als Premier. Aber wie wir alle wissen – es gibt nichts umsonst. 

Sanan Kachornprasat:
Thaksin Shinawatra hat Sanan, ein wichtiges Mitglied der Chat-Thai-Pattana-Partei, schon vier Mal kontaktiert und ihm das Amt des Premierministers angeboten, falls die Koalitionsparteien die Demokraten verlassen und zur Puea Thai wechseln. Thaksin hätte gerne einen Kandidaten aus den Reihen einer anderen Partei für die Bildung einer neuen Regierung und nicht den Führer der Puea Thai auf dem Sessel des Premierministers. In der letzten Parlamentsabstimmung über den Premierminister hatte die Puea Thai, die mit Samak Sundaravej und Somchai Wongsawat bereits zwei Premierminister verloren hatte, schon keinen Kandidaten aus ihren Reihen mehr aufgestellt, sondern beschlossen, Polizeigeneral Pracha Phromnok von der Puea Pan Din zu unterstützen, der gegen Abhisit antrat. Als Bhumjai Thai, Chat Thai Pattana und Puea Pan Din dann die Seiten wechselten, gewann Abhisit diese Wahl.

Chalerm Yoobamrung:
Er liegt sich mit Sudarat Keyuraphand, einer Vertrauten Thaksins, in den Haaren, weil diese seine Ambitionen, der nächste Premier zu werden, nicht unterstützt hat. Als Führer der Puea Thai ist Chalerm davon überzeugt, ihm stehe diese Nominierung einfach zu. Stattdessen hat Sudarat diesen Posten Sanan angeboten und Chalerm hat in der Folge geschworen, in seinem ganzen Leben Sudarat nicht mehr bei ihrem Namen zu nennen. Das Koalitionsgerangel läuft inzwischen parallel zu den Straßenkundgebungen der Rothemden weiter und funktioniert nach seinen eigenen Spielregeln.

General Anupong Paochinda:
Armeechef General Anupong ist gegen die Anwendung von Gewalt gegenüber Demonstranten auf der Straße. Als die Gelbhemden demonstrierten, weigerte er sich, gegen diese vorzugehen. Stattdessen zog er sich zurück und überließ es den Regierungen Samak und später Somchai, damit klarzukommen. Er beschwor beide Premierminister, die Krise auf „politischem Wege“ zu lösen. An Somchai ging die klare Botschaft, dass er als Ausweg das Parlament auflösen solle, während draußen die Gelbhemden demonstrierten.

General Anupong und General Prawit Wongsuwan, der Verteidigungsminister, haben Schlüsselrollen gespielt bei dem Weg der Demokraten an die Macht. Nun drängt er Abhisit zu Verhandlungen mit den Rothemden, um die Krise zu lösen. Voller Berechnung spielt er zwei Karten gleichzeitig aus.

General Prawit Wongsuwan:
Aus heiterem Himmel ließ Thaksin in einem Anruf letzte Woche verlauten, dass General Prawit eine Geisel der von den Demokraten geführten Regierung sei. „Dies sei so wegen der Angelegenheit Sondhi Limthongkul“, meinte er. General Prawit und General Anupong sind alte Kameraden. Sie haben enormen Einfluß auf die momentane Politik. Nach dem Putsch 2006 wurde der Verteidigungsetat dramatisch erhöht. Im Rechnungsjahr 2010 beträgt er 154 Milliarden Baht. Im Jahr 2011 wird der Etat sogar auf 200 Milliarden Baht steigen. Allein im Süden stehen dem Militär jährlich etwa 12 Milliarden Baht zur Verfügung.
General Anupong und General Prawit haben aus der Situation die ganze Zeit nur profitiert.

General Prayuth Chan-Ocha:
Der Stern von General Prayuth strahlt derzeit hell. Er soll der nächste Armeechef werden. Es bleibt abzuwarten, ob er diesen Job an der Spitze der Militärs bereits bei der im April anstehenden Stellen-Umbesetzung zur Jahresmitte oder erst in der im September erfolgenden Umbesetzung zum Jahresende erhalten wird. General Anupong wird im September pensioniert. Da Prayuth nicht Teil der gegenwärtigen politischen Konstellationen ist, wird es interessant sein zu beobachten, wie er im Hintergrund seine Fäden zieht. Denn jedesmal, wenn die Regierung das Gesetz zur Inneren Sicherheit in Kraft setzt oder den Notstand ausruft, übergibt sie die Macht an das Militär, das damit dann das Sagen hat.

Sondhi Limthongkul:
Sondhi, der Führer der Gelbhemden, ist bislang sehr wenig öffentlich aufgetreten. Zweimal ist er Mordanschlägen entgangen. Mit einer Nebenrolle kann er sich nicht abfinden. Daher hat er beschlossen, richtig in die Politik einzusteigen, indem er die Partei der Neuen Politik gründete. Die Gelbhemden haben die Entwicklung auf der politischen Bühne, die derzeit von den Rothemden dominiert wird, mit Sorge beobachtet. Paradoxerweise kopieren die Rothemden genau das, was die Gelbhemden bei ihren Straßenprotesten vorgemacht haben. Der Unterschied liegt nur darin, dass während ihrer Proteste damals die Gelbhemden mit Bomben beworfen wurden. Nun, wo die Rothemden protestieren, gehen die Bomben ganz wo anders hoch.

Die Grundposition der Gelbhemden ist ihre Ablehnung der von den Rothemden geforderten Parlamentsauflösung binnen 15 Tagen. Sie sträuben sich gegen die insgeheime Absicht der Rothemden, Thaksin aus der Patsche zu helfen. Am wichtigsten ist aber, dass die Gelbhemden geschworen haben, sich aus dem laufenden Konflikt zwischen Regierung und Rothemden herauszuhalten. Sie wollen die bereits sehr komplizierte politische Lage nicht noch mehr anheizen.

General Prem Tinsulanonda:
In seiner Funktion als Vorsitzender des Kronrates ist General Prem der ultimative „Ammart“. Die Rothemden im allgemeinen und Thaksin im speziellen haben General Prem immer wieder vorgeworfen, er habe die Fäden in der Thai-Politik gezogen, die Thaksin zu Fall gebracht haben. Der von den Rothemden und Thaksin in’s Leben gerufene Feldzug der „Phrai“ (einfache Leute) gegen die „Ammart“ (Elite) hat zu einer Verstärkung der Polarisierung im Lande geführt. Die Rothemden und Thaksin greifen die Regierung Abhisit immer wieder an und schrecken auch nicht davor zurück, General Prem und das „Ammart“-System zu attackieren.

Täglich gibt es derzeit Bombenanschläge. Am Dienstag, dem 30. März 2010, wurde ein Sprengkörper in ein Gebäude in der U-Thong-Nok-Straße geworfen, in dem sich die Staatsmänner-Stiftung befindet. Die Nation berichtete darüber.
Diese Stiftung wurde für Kronrat General Prem Tinsulanonda eingerichtet, der auch den Titel „Staatsmann“ trägt. Sie befindet sich etwa 500 m entfernt von Prems Dienstwohnsitz.
Die Explosion beschädigte einige Blumenkübel vor dem Gebäude. Die protestierenden Thaksin-Anhänger haben Prem vorgeworfen, für den Sturz Thaksins gesorgt zu haben.
General Prem hat sich dazu nicht geäußert. Alte Soldaten sind bekanntlich unverwüstlich.

Quelle: http://blog.nationmultimedia.com/thanong/2010/03/30/entry-1
« Letzte Änderung: 01. April 2010, 16:56:11 von TiT »
Gespeichert
"Die Grünen sind eine späte Vereinigung von Marx und Morgenthau" (Otto Graf Lambsdorff - der hat die schon 1983 durchschaut...)
"Islam - diese verkommene Ideologie, erfunden von einem pädophilen Beduinen, gehört auf den Müllhaufen der Geschichte" (Kemal Pascha Atatürk)

vodralbra

  • neu im Forum
  • **
  • Offline Offline
  • Beiträge: 5
Re: Die politischen Akteure
« Antwort #1 am: 01. April 2010, 20:33:20 »

Danke TiT,

das war in meinen Augen einer der informativsten Beiträgen der letzten Wochen.  ;}

Nur weiter so!!            Horst
Gespeichert
 

Seite erstellt in 0.015 Sekunden mit 23 Abfragen.