Der triste Fernbahnhof am Frankfurter Flughafen verkörperte genau das mulmige Gefühl, das mich nach jeder guten Urlaubsreise überfällt, und der groteske Hindernislauf vom Baggage Claim zu selben, konnte das üble Druckgefühl auch nicht lindern. Ganz im Gegenteil, benebelt vom Frust der endlichen Freizeit, war dieser kurze Dauerlauf der adäquate Dämpfer für übersprudelnde Urlaubslaune.
War das nicht schon schlimm genug, stand ich auch noch mit rotzendem Schniedel und verbrannter Zunge in dem Beton Canyon, der durch die vielen ICE’s irgendwie so vermodert wie das erste Hotelzimmer in Bangkok roch.
Wenigstens gab es einen Raucherbereich, der nichtraucherlogisch genau dort platziert war, wo die gemeine Holzklasse einsteigen durfte. Ganz hinten. Eins zu Null für alle Raucher, die sich keine erste Klasse im ICE leisten konnten - oder wollten, dachte ich mir, als ich die herbeihechelnden Gutmenschen der Nichtraucherfraktion sah, die sich zuvor noch verächtlich über den Fußmarsch der Raucher amüsiert hatten, und mit ihren schön trappierten Gepäckstückchen gleich unterhalb der Rolltreppe geparkt hatten, als sei es ein natürliches Privileg der Nichtraucher, keinen unnötigen Meter mehr zurücklegen zu müssen.
Hätte ich mir an dem 1 Euro Kaffee des Kiosks, oben vor der Bahninfo, nicht die Zunge verbrannt, hätte ich ihn als ersten Pluspunkt dieses mir verhassten Flughafens erkoren. Einen ganzen Becher voll mit akzeptablem Geschmack. Milch und Zucker kostenlos! Wo gibt’s denn so was noch? An Orten wie diesen, wo selbst 2 Euro fürs pissen nicht wirklich überraschen würden, war der “gut & günstig” Kaffee ein Highlight das ich nicht so schnell vergessen werde.
Mein rotzender Schniedel, der die eiterige Soße mit scheinbar wachsender Begeisterung, gleich einem undichten Abschmiernippel, rausdrückte, verdarb mir den letzten Rest guter Urlaubslaune.
Wer rechnet schon mit einer Prostataentzündung, nur weil die organische Aircon auf höchster Leistungsstufe das Kühlmittel aus allen erdenklichen Poren drückt wie eine Sprengelanlage in der Sahara, und auf die geballte Power einer industriellen Aircon trifft, die an allen möglichen und ebenso unmöglichen Ecken postiert sind. Ganz zu schweigen von Ventilatoren, die eher an den Düsentrieb eines Jumbos, denn eines sanften Fächers, erinnern.
Jedenfalls kamen nach den ersten Kälteschocks im feucht warmen Biotop der eloxierten Schönheiten, die normalen Symptome wie leichte Erkältung und überflutete Stirnhöhlen. Alles nichts neues. Nur die Tatsache, dass ich diesmal ganze 10 Tage zur Akklimatisierung hatte, was für meinen halbjahrhundert Körper nach einem 10 Stundenflug exakte Vollauslastung bedeutete.
Wir sind dann 10 Tage, im 3Tagesrythmus durch die Lande gereist. Das bedeutet in Thailand: Viele Taxifahrer, die unterschiedliche Ansichten über ausreichende Abkühlung in ihren Kühlboxen, die nur zufällig wie Taxis aussehen, haben. Bis dann jeder Taxifahrer deinen optimalen Kühlungsprozess kapiert hat, bist du auch schon mit allen Einzelheiten, die für eine kräftige Erkältung gebraucht werden, durch.
Dann die unterschiedlichen Hotels. Man glaubt es kaum wie seltsam manche Einrichtungsplaner vorgehen. Kann sein, dass es was mit Hammerwerfern zu tun hat. Ein Hotel bläst dir die kleinste Stufe der Aircon, auf das Bett gerichtet und auf 25°C fixiert, direkt in die Fresse. Wobei man nicht unerwähnt lassen sollte, dass angezeigte 25°C, gefühlte 15°C rüberbringen, und schon bei mittlerer Stufe kein normal Mensch diesem Gegenwind in Form eines Tornados trotzen, und aus dem Bett aufstehen könnte. Also, “kleine” Stufe heißt für mich schon - "große" Probleme.
So geht das in einem fort. Wenn du dich mit einem Missstand arrangiert hast, kommst du ins nächste Hotel, Taxi oder zur nächsten Ventilatoren Party, bei der du höchst selten mal positiv überrascht wirst.
Wobei ich erwähnen muss, dass ich das feucht warme Klima komischerweise mag, und mir völlig im klaren bin, wie eine wandelnde Sprengelanlage rum zulaufen. Das Problem ist ja nur die mangelnde Akklimatisierung, die eben ihre Zeit braucht. Nur bringt die künstliche, radikale Abkühlung den Gewöhnungsprozess erheblich durcheinander und verursacht so eine Eigendynamik die mein sensibler Body überhaupt nicht brauchen kann.
Aber die Extreme lauern in Asien hinter jedem freundlichen Lächeln. Also für “Westler” unmöglich schnell genug zu erkennen, weil die zumindest ein grimmiges Zeichen für den Start des Vorwarnsystems brauchen.
Das letzte Hotel war einfach und nicht sonderlich erwähnenswert. In der Lobby vorne am Eingang war eine überdachte, üppige Sitzgelegenheit arrangiert. Bis meine Holde mit den üblichen Malerarbeiten und Schönheitsaccessoirs fertig werden würde, wollte ich mir ein Bierchen in angenehmer Atmosphäre genehmigen.
Gerade als ich anfing den trägen Ventilator an der Decke, der genau den seichten Windhauch produzierte von dem ich die letzten 7 Tage vergeblich geträumt hatte, als meinen besten Kumpel zu würdigen, kam der Überraschungsangriff von seitlich hinten rechts.
Die freundlich lächelnde - was sonst - Bedienstete, schob mir freudestrahlend einen Ventilator, groß wie ein Postkutschenrad, auf Volldampf rotierend - was sonst - in den Nacken.
Als ich erschrocken, freundlich lächelnd - was sonst - signalisierte, dass ich das nicht brauche, zog sie das Monstrum wieder weg.
Erleichtert dachte ich schon an die seltene Ausnahme, als ich vom nächsten Angriff, diesmal direkt von hinten, überrollt wurde. Als ich erschrocken, nicht mehr so freundlich - was sonst - signalisierte, dass ich das, weder in der Mitte, noch sonst wo brauche, sah sie mich etwas mitleidig an, wie eine Mutter ihr störrisches Kleinkind, und ihre Augen gaben zu verstehen, dass doch das Wasser an meinem Körper irgendwie wegzukriegen sein muss.
Ich gab auf und entschied mich meiner Holden bei der Pinselei zuzusehen. Sie sah mich verwundert, wie einen falsch gepolten Regenmacher, an, und meinte, wir müssten erstmal beim Minimarkt vorbei und ein 5Baht Frischmachertuch besorgen. Ich sagte ihr, das Zeugs bleibt immer an den Bartstoppeln hängen, also untauglich. Sie meinte, kein Problem, es gibt auch welche für 10 oder 20Baht. Jojo, mach du nur mal, dachte ich. Die 10Baht werden’s gerade reißen.
30min später schleppte sie drei verschiede Tücher an. 5Baht fürs grobe. 15Bath für etwas mehr, und 25Baht mit spezial Duft.
Ich nahm das 15Bath Tuch. Wunderbar klein, saugfähig und immer griffbereit am Mann, verbessert es sofort meine Lebensqualität um 100%, wenn ich mal wieder, triefend wie ein Kieslaster in der Kurve, daherkam.
Neben der ganzen Maschinerie von Kühlsystemen, hatten klägliche 15Bath mein Leben mit einer kleinen, aber entscheidenden Verbesserung bereichert.
Wäre die verbrannte Zunge nicht gewesen, mein Urlaub hätte sich mit 1Euro und 15Bath positiv ins Gedächtnis gebrannt.
So aber bleiben nur die 10 Antibiotika Pillen hängen…..