Mensch vicko
Du bist ja doch lernfähig!
Und beim nächsten Mal bitte mit mehr Inbrunst.
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Au Backe, wenn wenigstens nur die Reisfelder wären.
Zu diesem mittlerweile leider normalen Bild im Isan bedarf es einiger zusätzlicher Worte.Die Arbeit erleichternde Maschinen, Umweltbewusstsein, günstige, aber leistungsbereite Helfer, Hirn, nette Aufkäufer usw. sind (u.a.) im Isan leider Mangelware.
Die meisten Bauern in Thailand setzen auf zu wenige Produkte (= zu wenige Pferde) und begeben sich ohne Not und ohne kaufmännisches Denken in die Hände von gierigen Aufkäufern/Firmen. Jedenfalls sehe ich das im Isan oft so. Früher hiess hier
das Wett-Pferd "Reis", heutzutage heisst es "Zuckerrohr".
Und viel zu wenige sind innerlich bereit, z.B. von rampo und seiner nimmermüden "Biene" zu lernen, wie man als Bauer erfolgreich sein kann.
Stattdessen verschuldet man sich z.B. für die Kinder mit modernen Handys, deren monatliche Kosten und Möglichkeiten man eh nicht überblickt, und schliesst zusätzlich andere Schildbürger-Ratenverträge und -Verpflichtungen ab.
(Nebensatz: Von den alten thailändischen "Eliten" ist es traditionell gewünscht und geplant, dass die Landbevölkerung "doof" bleibt. Und das klappt immer noch ziemlich gut.
)
Und plötzlich hat man als Bauer Quoten-Verträge mit Kredit gebenden Zuckerrohr-Aufkäufern abgeschlossen, die auf Erfüllung der Verträge pochen.
Momentan gibt es in unserer Gegend (Provinz Nong Bua Lamphu/Isan) im Schnitt 850 Baht pro Tonne (letztes Jahr nur 800 Baht; 2013 noch 1.100 Baht) für händisch entblättertes Zuckerrohr. Als ab und zu (realistischer: meist selten) fleissiger Insider kann ich Euch versichern: das stundenlange händische Abschlagen der Zuckerrohrblätter in sengender Sonne ist eine
Knochenarbeit!
Und wer nun nicht genug Helfer, Hirn und ähnliches hat, der flämmt sein Zuckerrohr ab, um mit dem dadurch entblätterten Zuckerrohr seine Quote erfüllen zu können.
Manche machen es sogar ohne Quotenzwang aus purer Dämlichkeit.
Zur Info: Für abgeflämmtes Zuckerrohr zahlen die Aufkäufer zur Zeit bei uns nur noch 550 Baht pro Tonne (= 1.000 Kilo). Dass dabei das Zuckerrohr auch Feuchtigkeit/Wasser (also auch Gewicht!!) verliert, ist unsereins klar, aber kaum den einheimischen Bauern.
Ich selber finde es ziemlich deprimierend (zusätzlich zur Umwelt-Belastung), dass diese abflämmenden Zuckerrohr-Bauern bis zur Ernte genauso so viel Arbeit, Zeit und Kosten in ihr Produkt stecken wie die händisch entblätternden Kollegen, und dann beim so entscheidenden Erntevorgang so locker (unterm Strich - samt Lohn- und anderen Kosten) 30% verlieren.
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Diese oft allgegenwärtige Idiotie im Isan gefällt mir eigentlich gar nicht.
Aber hier gefällt mir die dauernd ausgelebte Lebensfreude, die mich immer wieder ansteckt
.
Und nun noch persönlicher:
Zeit ist im ländlichen Isan relativUntertitel: Dachte Einstein bei seinen weltbewegenden Theorien an den Isan?
Oder auch: Warum lebe ich in diesem für mich exotischen, seltsamen Isan gerne (zumindest im Winter) auf dem Lande?
Alles dazu mag ich jetzt gar nicht schreiben! Wobei nur meine Feinde glauben, dass das was mit meiner gerade hinter mir stehenden, nicht nur verbal schlagkräftigen Mia (... Aua) ... äääh Korrektur: besseren Hälfte zu tun hat. (Merke: Anpassung verhindert manche Schmerzen
).
Jedenfalls lebe ich bewusst sowohl in Oberbayern, als auch in Thailand in ländlichen Gefilden!
Warum? Abgesehen von Gegenden, in denen Bauern speziellen Mohn anpflanzen (z.B. Kolumbien, Afghanistan, Goldenes Dreieck usw.), wird man weniger mit argwöhnischen, spitzen Messern, sondern mehr mit teils erfrischend naiven, offen Armen empfangen. Und die wa(h)re Liebe kostet hier nicht
immer 50 Euro mehr.
Anderes wichtiges:
Wenn ich aus einem Fenster schaue oder vor die Türe trete, möchte ich (wie in Bayern) nicht nur Beton, Häuser, Asphalt und unbekannte Menschen-Mengen sehen. Sondern ich mag den Anblick von viel Natur (auch durch Bauern veränderte Natur ist für mich okay) und von bekannten angenehmen Menschen.
Und: Zeitgefühl ist relativ
Überall auf der Welt ist das Leben in großen Städten hektisch. Aber schon in Oberbayern auf dem Lande läuft das Leben schon um einiges entspannter
Aber der sehr ländliche Isan ist für mich diesbezüglich die Krönung.
Ich geniesse es hier auf dem Lande sehr bewusst und intensiv, dass die weltweit gleichen Zeiteinheiten hier noch geruhsamer verlaufen.
Aber natürlich nicht zu jeder Zeit! Letztens beim Brand im Nachbarhaus (durch nicht perfekt fachmännische Behandlung von Gasleitungs-Undichtigkeiten) meinte ich schon, gewisse Anflüge von panischer Hektik verspürt zu haben.
Schlussgedanke zu diesen (bestenfalls populär-wissenschaftlichen zu nennenden) bahnbrechenden Ergänzungen zu Einsteins relativen Relativitätstheorien:
Bei all diesen Gedanken vergesse ich aber nicht, dass ich für meine entspannenden Wintermonate im Isan die Kohle in Deutschland erwirtschaften muss.