Früher, deutlich vor der „Familienzeit“, bin ich viel auf Tour gewesen. Dänemark, Norwegen, Schweden – einmal rum in drei Wochen. Oder ab in die Türkei an die Schwarzmeerküste. Anreise über Italien, dann mit einer Erdnußschalengroßer Fähre übergesetzt. Wobei hier wegen der Unterbringung auf Deck alles schwarz wurde vom Ruß der beiden Schornsteine. Ich wurde rot bzw. später braun von der ständig auf mich einstrahlenden Sonne. Die Schwarzmeerküste vor 25 Jahren war nahezu unverbaut, die Leute superfreundlich und das Wetter geil! Die Straßen nicht nur abseits der Hauptverkehrsadern abenteuerlich. Meine 900er Bol´dor versank teilweise in 25 - 30cm! tiefen Schlaglöchern. Etwas mehr Speed und ich hätte mich überschlagen. So sprang die Gabel meines eigentlich nicht wirklich geländetauglichen Motorrades rechtzeitig wieder hoch – Glück gehabt. Unterwegs war ich mit einer Freundin (nein, nicht meiner, nur einer), wallende rotblonde Mähne. Wenn die ihren Helm abnahm und wir etwas außerhalb der damals eh schon dürftigen Touristenhochburgen ankamen, kamen viele aus dem Staunen nicht mehr raus. Teestuben, den Männern vorbehalten, waren dann unser bevorzugtes Ziel ,-) Aber außer Toleranz und Freundlichkeit kam uns nichts entgegen.
Bei unserer Hotelauswahl war „günstig“ das erste Argument, jedoch nach Ankunft in einem Zimmer in das uns ein „Schlepper“ gelotst hatte, drehten wir auf dem Fuß wieder um und suchten ein 5 Sterne Hotel auf. Wenigsten ein bis zwei Schüppen voll Kakerlaken hätte man doch vor unserem Eintreffen entfernen können – oder? Dann wären wir evtl. geblieben.
In irgendeiner einsamen Kurve traf es uns dann beide im Sekundentakt. Auf einer geschickt von einer dünnen Staubschicht verdeckten Ölspur rutschten wir schön brav hintereinander aus und in den glücklicherweise flachen Graben. Doch beide Motorräder litten hernach unter starkem Ölverlust durch den durchgescheuerten Seitendeckel dessen Aluminium bereits nach wenigen Metern Asphaltrutscherei nachgab. Einige Männer die bei der Ernte waren, kamen uns zur Hilfe geeilt. In wenigen Stunden wurde ein Lastwagen organisiert, eine wagemutig angedockte Holzplanke in einem irren Steigungswinkel diente als Rampe (Augen zu, viel Gas geben und mit schieben und ziehen gelang es uns beide Motorräder unversehrt an „Board“ zu bringen). Zufälligerweise befand sich in der Nähe eine Gießerei, die sich auch auf die Verarbeitung von Aluminium verstand. Die Überbleibsel unserer Seitendeckel dienten als Vorlage im Formsand, der Rest wurde mit viel KnowHow und Improvisationstalent nachgearbeitet. Nach nur einer Übernachtung in einem „Hotel“ für Landarbeiter (15cm Gefälle von einer Bettecke zur nächsten, „Wände“ aus 20mm Holz so das jeder Furz und Rülpser des Nachts hörbar waren), waren unsere Motorräder wieder fahrbereit. Der ganze Spaß kostete damals ca. 100.- DM pro Nase und lag damit bei weniger als der Hälfe alleine der Materialkosten die in DE angefallen wären (ca. 230.- DM hätte nur der Deckel schon gekostet)
Sämtliche Fotos dieser Abenteuerlichen Reise wurden nach längerer Einlagerung im Keller kurzfristig nach Entdeckung durch meine Frau vernichtet. Glücklich lächelnde Frauen die sich auf dem Oberdeck sonnen waren ihr zuviel.