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Autor Thema: Geschichten aus Hinterindien  (Gelesen 409380 mal)

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örni

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #30 am: 15. Dezember 2008, 23:53:30 »

Low ich bin über 20 Jahre in dem "Irrenhaus Siam " tätig.  --C --C --C Du triffst den Nagel auf den Kopf.
« Letzte Änderung: 15. Dezember 2008, 23:58:03 von örni »
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Low

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Re: Geschichten aus Hinterindien: Elektromotorische Kraft
« Antwort #31 am: 16. Dezember 2008, 14:47:25 »

Elektromotorische Kraft

In einem kleinen Restaurant regte schon die Präsentation der Speisen mit den dekorierten farbigen Gemüsen die Verdauung an. Das Essen schmeckte fabelhaft. Der Service stimmte. Die Preise waren bescheiden. Kein Wunder, dass unsere Besucher das Lokal innhalb weniger Tage öfters besuchen wollten.
Die Gaststätte hatte nur ein Problem, ausser uns praktisch keine Kunden.
Als wir erneut dort waren, wurden wir freundlich begrüsst und bedient. Dick bestellte Huhn in Pandanusblättern, Frühlingsrollen mit Garnelen und Lychee und einen Fisch.
Weil die Kasse nicht stimmte wurde der kreative teure Koch gegen eine preisgünstigere Arbeitskraft ausgetauscht. Davon hatten wir keine Ahnung.
Das Resultat klärte uns auf. Die Frühlingsrollen waren ölig, das Huhn war keine Gaumenfreude wie üblich. Der Fisch war zu reich garniert.
Dessen Fleisch war nicht saftig und zart, sondern trocken und spröde.
Ich dozierte, der Fisch stamme aus dem Gefrierfach. Wir hatten in der Gegend längere Stromausfälle, er sei deshalb aufgetaut und wieder eingefroren.
Tags darauf hatte ich Fieber. Wir hatten heisses Wetter, bis 43 Grad am Nachmittag. Deshalb hielten wir Siesta im einzigen klimatisierten Zimmer.
Da passierte es plötzlich, dass mein Darm keine Luft, sondern stinkige Flüssigkeit abgab. Ich kannte nun den Grund der Übelkeit: Der Fisch.

Ich wollte mich im Badezimmer säubern. Da fiel der Strom aus.
Wenn wir keinen Strom haben, arbeitet die Wasserpumpe nicht, keine Klimaanlage, kein Internet, kein Licht, keine Waschmaschine. Nichts mit Duschen.
Mia holte Wasser aus dem Teich. Nach sieben Stunden endlich konnte ich dann duschen. Wir hatten Strom bis zum nächsten Nachmittag. Dasselbe Programm wiederholte sich. Ich war im Badezimmer .......

Durch starken Wind angetrieben, sägte ein Palmblatt an der Isolation der Stromleitung bis die Palme Feuer fing. Während dessen versuchte eine Frau etwa zehn Mal vergeblich die Behörde telefonisch zu informieren.

Die Leitung schmolz nach geraumer Zeit durch und fiel auf die Strasse. Schlangengleich und funkensprühend sprang das Kabelende hin und her. Ein paar Burmesen waren unterwegs, um ihr Moped zur Reparatur zu bringen. Sie erkannten die Gefahr nicht. Die unberechenbar zuckende Stromleitung tötete die Leute. Die dürften eigentlich weder ein Handy noch ein Motorfahrzeug benutzen.


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Low

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Re: Geschichten aus Hinterindien: Depressionen
« Antwort #32 am: 16. Dezember 2008, 18:46:55 »

Depressionen

Es war in den 70er Jahren. Bumser Bomber flogen von Europa nach Thailand, als Tripper Clipper starteten sie zurück.
Ich weilte in der Nähe, als ein Kommandounternehmen in U-Tapao ein paar B 52 Bomber sprengte.
Ich war im Land, aber nicht am Ort des Geschehens, als ein noch nicht 10 jähriges Mädchen gegen Bomben und Artilleriefeuer Gräben ausheben musste.
Sie musste zusehen, wie ein Teil ihrer Lehrer erschossen wurde.
Sie pflegte Verletzte. Sie versuchte auf der Strasse mit blossen Händen die Eingeweide Verwundeter zurück in den Bauchraum zu pressen.
Sie erlebte, wie ihr Vater zwangssterilisiert wurde.
Vor wenigen Jahren begleitete ich sie während Monaten ins Spital, wo ihre Depressionen endlich behandelt wurden.
« Letzte Änderung: 16. Dezember 2008, 19:18:24 von Low »
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Low

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Re: Geschichten aus Hinterindien: Raumpflegerinnen
« Antwort #33 am: 17. Dezember 2008, 13:14:17 »

Raumpflegerinnen

Früher hiess das Putzfrau. Unter Raumpflegerin könnten sich Thais nichts vorstellen. Unter putzen schon: Man nehme hundert Liter Wasser und reinige damit einen Teller.
Merke: Je mehr Wasser, desto sauberer der Teller. TIT.
Die Vermieterin meines ersten Hauses wurde zugleich mein Mädchen für Alles.
Die attraktive Lady erklärte sich spontan bereit, mein Haus zu reinigen, mich zu bekochen und klar, auch die Wäsche würde sie waschen, bügeln, aufhängen etc., sofern der Preis stimmte.
Sie war eine gute Köchin für drei Tage. Dann verstarb ihre Schwester. Sie verreiste und ich richtete zwangsweise innert Stunden meine Küche ein.
Ich kaufte Reinigungszeug und war unabhängig.
Sie kam zurück, liebte meine Unabhängigkeit nicht und sie zeigte mir, wie sehr ich auf sie angewiesen war. Ich liess mich verwöhnen. Beim Frühstück demonstrierte sie täglich, wie geschickt sie mit ihrem Wedel den Staub aufwirbeln konnte. Dazu liess sie ihre Hinterbacken kreisen, dass ich die Eier ohne Speck verzehren konnte.
Die Häuser waren eng aneinander gebaut. Die dünnen Gipswände liessen mich an den sämtlichen Aktivitäten der Nachbarn teilhaben.
Jeder Furz war ein 3D-Spektakel. Manchmal dachte ich, die Kinder spielen in meinem Wohnzimmer und oh je, jetzt ist eines in WC gefallen.

Sie war eine Dame von Welt. Sie klärte mich auf:
„Du musst einen Fernseher kaufen. Ohne TV ist hier nichts mit Liebe machen und keine Frau wird dich je besuchen. Wenn du Damenbesuch hast, musst du den TV aufdrehen, sonst hören die perversen Schweine zu.“
Ich wusste nun, wenn abends ein Wagen vorfuhr, sie war meine Nachbarin, und darauf ihr Heimkino laut wurde, welche Sportart betrieben wurde.

Nach einigen Wochen hatten wir einen Verkehrsunfall.
Wir waren beide im Spital im selben Zimmer. Warum? Wir sassen beide im selben Wagen, also gehörten wir zusammen. Des Nachts schlief dann ihr Liebhaber neben ihrem Bett auf dem Boden und gewährte ihr Schutz vor dem Farang, denn im Zimmer hatte es einen Fernsehapparat.

Ihr rechter Arm war verletzt. Sie konnte ihre Geschäfte nicht mehr wahrnehmen. Als Generalunternehmerin besorgte sie mir eine neue Arbeitskraft, Khun Poo.
Poo kochte gut und leistete mir bei den Mahlzeiten Gesellschaft. Sie hatte Familie und deshalb seelische Probleme, die sich mit Bier lösen liessen.
Aber ich hatte noch immer keine Television.



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Ingo †

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #34 am: 17. Dezember 2008, 13:42:14 »


Aber ich hatte noch immer keine Television.

Und was nun lieber Low, hast Du einen?  :-)

Wir alle wohl sind richtig gespannt.

Gruesse von Ingo
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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #35 am: 17. Dezember 2008, 14:12:11 »

Jetzt weiss ich endlich, warum die Dörflerinnen immer zuerst nach der Remote suchen, bevor es zur Sache geht...  :D

Einfach köstlich, Low.  :)
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mfG
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Low

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Re: Geschichten aus Hinterindien: Raumpflegerinnen 2
« Antwort #36 am: 17. Dezember 2008, 14:16:35 »

Ingo,
mein Los war nicht der TV. Mein Los war, dass ich die Hilfskräfte im LOS los wurde.

Raumpflegerinnen 2

Mein Mietshaus hatte einen Nachteil. An zwei Wänden war es mit den Nachbarhäusern zusammengebaut.  Zwei Seiten gingen grenzenlos zur  Strasse. Wie ihr wisst, ist es in Thailand bitter kalt. So kalt, dass man einen Diesel vor Gebrauch aufwärmte. Die Kinder mussten um 07 00 zur Schule, also starteten die Nachbarn ihre Pick up´s um ungefähr 06 30. Dann stank es gewaltig im Haus, denn um die Ecke konnten etwa 5 Fahrzeuge geparkt werden.
Ein Teil des Russes gelangte in meine Wohnung. Das gefiel mir nicht, denn dieser Dreck belastete meine Atemwege.

Etwa 250 m von meinem Domizil entfernt, entdeckte ich ein niedliches Häuschen in einer kaum befahrenen Nebenstrasse. Links und rechts davon war Dschungel. Gegenüber dem Haus wucherte Urwald. Kein Verkehr, nichts. In der Sackgasse standen bloss vier Häuser. Das kleine Haus war zum Verkauf ausgeschrieben. Nach einer kurzen Besichtigung der etwa 60 Quadratmeter, machte ich am Ostersonntag eine Anzahlung von 10 000 THB. Am Tag darauf verreiste ich Richtung Europa. Ich wusste, dass ich im nächsten Winter eine bescheidene aber gediegene Unterkunft hatte.
Während meiner Abwesenheit bezahlte die Haushälterin die Rechnungen des Mietshauses nicht, obschon das Geld in ihrem Besitz war.
Die Elektrizitätsgesellschaft kappte kurzerhand die Leitungen.
Also feuerte ich sie. Sie hatte auch kein Interesse am Haushalt im neuen Haus. Der Fussmarsch hätte sie zu sehr angestrengt. Ein Motorrad hatte nicht.

Ein Freund hatte eine Bekannte. Die suchte Arbeit. Sie hatte einen Universitätsabschluss als Lehrerin. Unterricht zu geben war ihr zu beschwerlich. Aber sie liebte das Kochen. Deshalb stellte ich sie ein.

Die junge Frau verbrachte zuvor einige Monate in Australien bei ihrem Freund. Ich dachte, die paar Quadratmeter eines Faranghaushaltes sollten für sie problemlos zu bewältigen sein. Bevor sie ihr Tagespensum bei mir begann, bereitete sie Frühstück bei Nachbarn und hielt wacker mit. 
Jeden Tag brachte sie ein paar Pflanzen für den Garten mit, die sie unterwegs klaute. Täglich fragte sie mich, ob ich den Pomelo Baum wirklich wolle.
Nach ungefähr einer Woche bemerkte ich, dass der Pomelo den Platz gewechselt hatte, er war etwa einen Meter vom alten Standort entfernt.
Einen Tag darauf wurden es zwei Meter, dann drei und vier Meter und nach zwei Wochen schmiss sie den Baum ungefragt weg.
Weil mir der täglich erneut gewedelte Hausstaub nicht passte, kaufte ich einen Staubsauger. Ein Besucher hatte Lachanfälle, als ich der Lehrerin den Gebrauch des Saugers erklärte. Waschlappen, Putzlappen, kleine Werkzeuge, Batterien, Briefmarken, Teile ihrer Kleidung und ihre Haare verschwanden ungewollt in der Teufelsmaschine und sie fand den Schalter nicht.

Einmal fragte sie nach dem Abwaschen, sie sei fertig mit der Hausarbeit,
ob sie ihr Motorrad reinigen könne. Ich hatte nichts dagegen.
Ich schritt aber energisch ein, als ich sah, dass sie dazu die Gerätschaften wie Gefässe, Bürsten und Tücher aus der Küche verwenden wollte.
Zu guter Letzt erlöste mich der Australier von dieser Hilfe und heiratete sie.

« Letzte Änderung: 17. Dezember 2008, 14:20:45 von Low »
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SomTam

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #37 am: 17. Dezember 2008, 15:37:18 »


Super Stories  :D genial zu lesen ..... freue mich schon auf mehr mehr mehr  ;D
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Es grüsst
SomTam
Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
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Ingo †

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #38 am: 17. Dezember 2008, 16:40:58 »

Zu guter Letzt erlöste mich der Australier von dieser Hilfe und heiratete sie.

Lieber Low,
immer haben deine Geschichten einen versoenlichen Ausgang.

Du bist ein Glueckspilz.

Gruesse von Ingo
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Low

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Re: Geschichten aus Hinterindien: Raumpflegerinnen 3
« Antwort #39 am: 17. Dezember 2008, 19:51:31 »

Raumpflegerinnen 3

Poo benötigte Geld. Sie war bereit, erneut für mich zu arbeiten.
Sie kochte gut. Bei schönem Wetter dinierten wir vor ihrem Haus auf der Strasse. Selten kochten wir bei mir. Ihre Kinder liebten Pasta. Dann war ich der Chef. Manchmal lud mich die Familie sogar in Restaurants ein.

Die Hausarbeiten erledigte Poo zügig. Einen Staubsauger besass sie selbst. Ihr Problem war ihre Eifersucht.
Tratschtante Poo erzählte im Dorf freudig intime Geschichten, die sie sich beim Putzen ausdachte, wenn sie zufälligerweise mal ein langes Haar im Schlafzimmer fand.

Kurzhaarige Frauen sind hier Mangelware oder sie sind alt und nur bei Neumond zu gebrauchen.
Manchmal verlor die Masseuse etwas Kopfschmuck. Gewiss gab es hin und wieder ein Haar einer Besucherin. Mit der Zeit wusste Poo, welches Haar zu wem gehörte.

Um den Reizquotienten niedrig zu halten, saugte ich das Schlafzimmer nach heiklen Sitzungen eigenhändig, bevor sie zum Dienst erschien.
Richtig flippte Poo aus, als sie ihre eigenen Haare entdeckte und nicht wusste, wo sie das Zeug einordnen sollte. Dann streikte sie ohne Vorwarnung und nahm gleich ein paar Tage frei.
So war ich gezwungen erneut Ausschau zu halten.

Freundinnen aus der Stadt brachten hin und wieder Anwärterinnen für den heiklen Posten. Es waren immer lustige Stippvisiten mit mindestens einem halben Dutzend junger Frauen. Sie brachten allemal Essen mit und gute Laune. Ich stellte die Getränke, Geschirr und Besteck und dann wurde meistens draussen getafelt.
Als wir nach einer Mahlzeit gesellig zusammen sassen, hörte ich intensives Geschirrklappern im Hause. In der Küche war kein Mensch zu sehen. Aha, die Geräusche kamen vom Badezimmer. Ich sah nach. Da sass doch die zukünftige Haushalthilfe mit dem Abwasch auf dem Boden vor dem WC und spülte die Teller im Monoblock.

Zum Glück arbeitete Poo weiter, bis ich eine feste Beziehung hatte. Damit machte ich sie endgültig unglücklich, denn mittlerweile besass ich einen riesigen Plasma Bildschirm. Er war an die Wand geschraubt und so gross, dass mich Gäste immer wieder fragten: „Hast du eigentlich keinen TV?“

Die erste Raumpflegerin die ich hatte, ist eine fabelhafte Köchin. Sie hat ein gutes Verhältnis zur Mia Luang. Manchmal essen sie zusammen eine Kleinigkeit am Mittag, weil es für mich nur Früchte gibt.
Vor einigen Monaten machte sie der Mia Luang das Angebot:
„Eine fleissige Putzfrau habt ihr ja. Du selbst, der Garten, das Haus und das Auto gefallen mir. Für 6000.00 im Monat wäre ich gerne Mia Noi.“





« Letzte Änderung: 17. Dezember 2008, 19:55:26 von Low »
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markusz

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #40 am: 17. Dezember 2008, 21:06:03 »

Habe erst jetzt rein gelesen. Erfrischende Geschichten...   ;)
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Re: Geschichten aus Hinterindien: Rasen
« Antwort #41 am: 18. Dezember 2008, 17:13:33 »

Rasen       Mai 2004

Rasen ist für die meisten Thais kein Thema. Das ist der Ort für den Abwasch, die Deponie für Hühnerknochen, Plastiksäcke, Zigarettenkippen, kurz – eine Müllhalde.
Zwei kleine Mädchen, ihre Mütter arbeiteten auf der Baustelle, besuchten mich im Gästehaus, weil sie sich langweilten.
Ich bot ihnen eine Verdienstmöglichkeit und bat ich sie, den Garten zu wässern. Sie gossen sämtliche Pflanzen, aber nicht den Rasen. Steine, Abfälle und Unkraut, welches ich mühsam aufgesammelt und zur Seite gelegt hatte, warfen sie kurzerhand wieder ins Gras.
Auf der Baustelle ist es dasselbe. Was nicht unmittelbar auf dem Boden landet, wird zum Fenster hinaus geschmissen. Bauschutt, leere Flaschen, Getränkedosen, Essen, Schrauben, Nägel und leere Zementsäcke. Ein Aufenthalt im Garten wäre lebensgefährlich.
Das ist ebenfalls bei vielen Thaihäusern der Fall. Der einzige Hinderungsgrund für die Entsorgung aus dem Fenster sind manchmal die Moskitogitter.

Das schönste Erlebnis dieser Art hatte ich im Haus eines Bekannten.  Seine Frau bereitete Nachtisch.
Für die Europäer gab es eine undefinierbare Creme englischer Bauart.
Die Thailänderinnen entschieden sich für Durian. Der Hausherr bat die Damen die Stinkfucht, die ihrem Namen alle Ehre machte,
draussen vor dem Haus zu essen. Ich zog die Frucht der scheusslichen Pampe vor, vielleicht weil ich bereits als Knabe im Handfertigkeitsunterricht Leim und Fischkleister verkostete.
Die Dame des Hauses legte ein Stück köstliche Frucht für mich auf einen Teller.
Ihr Gatte kam, schnupperte leicht, dann energisch, das Gesicht rötete sich und wütend schleuderte er meine Frucht samt Teller durchs offene Fenster in den Garten. 
Seine Frau beobachtete den kühnen Wurf, ging zur Bar, entnahm ein paar Flaschen Schnaps und schmiss mit lauten Worten die Alkoholika der Durian nach.
Dieses Rezept nennt sich dann:
Stinkfrucht mit Grand Marnier im Grasbett.
« Letzte Änderung: 18. Dezember 2008, 17:19:50 von Low »
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tom_bkk

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #42 am: 18. Dezember 2008, 17:28:17 »

Meine Putzfrau kommt jeden Sonntag um 9.00 - dann putzt sie das ganze Haus und macht alles sauber - um 14.00 ist sie wieder weg. Das macht sie gut, und ich wuerde auf Teufel komm raus nie auf die Idee kommen, sie fuer mich kochen zu lassen ginge zu weit ... und liegt auch sicher nicht in ihrem Kompetenzbereich  ;)
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Low

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Re: Geschichten aus Hinterindien: @ tom_bkk
« Antwort #43 am: 18. Dezember 2008, 17:57:00 »

@ tom_bkk

Tom, du lebst in der Stadt. Um die Ecke gibt es 100 leckere Garküchen.
Es hat Tausende von Restaurants.
Ich lebte hier alleine auf dem Land, inmitten von Reisfeldern.
Lanna Food ist nicht jedermanns Sache. Es gibt widerlich stinkendes Grünzeug. Dann Spezialitäten wie Raupen auf Akazienblättern, oder Reis mit gebratenem Bambuswurm. Unsere Nudelsuppenläden brauchen auf einen Liter Wasser mindesten 50 Gramm Zucker.
Für  eine Person zu kochen ist unsinnig und alleine essen ist langweilig.
Ich bin meinen Köchinnen für die erlesenen und gesunden Speisen und die Gesellschaft ewig dankbar.
Jetzt basteln wir unsere Menus zu zweit. Die neue Putzfrau putzt nur, denn Mia Luang könnte mit dem Lanna Zeugs auch nicht viel anfangen.

Mahlzeit
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tom_bkk

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #44 am: 18. Dezember 2008, 18:05:23 »

@low

Und auch an 100 Garkuechen hat man sich schnell mal sattgegessen - zumal man sich die guten eh auf ein paar Quadratkilometern zusammenfahrenmuesste (Orginalton meine Frau) ... wir sind eh 4 Leute im Haus 2 Flgn / 2 Thai und dann machen wir unsere eigene Garkueche ... die geht vom Wiener Schnitzel bis zum Sauerbraten und alles an Thaifood ... auch westliches Essen ist zum Kochen fast der gleiche Preis. Aber alleine ist es Kacke ja  :(
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