Beziehungen (Dez. 2004)
Wenn ich eine Frau treffe, wo auch immer, zum Beispiel an einer Party, sprechen die Frauen im Dorf sofort von Tengan – heiraten. So auch heute.
Das geht hier leicht und unüberlegt. Hat man mal die Mia Luang, Hauptfrau, und sieht man ein besseres Stück, dann gibt’s halt zusätzlich eine Mia Noi, Zweitfrau. Und Mia Noi kann man etliche haben. Gefällt die Nummer Eins gar nicht mehr, dann lässt man sie stehen. Thai Ehen werden selten registriert.
Ein Geisterbeschwörer, ein Stück Schnur um die Köpfe, Bier, Schnaps und Essen für die Gäste, oder der blosse Klatsch reichen vollkommen.
Der Dorfklatsch klassifiziert die Verhältnisse, ob Paare verheiratet sind oder nicht. Meine angebliche Mia Noi ist Mia Luang eines Mannes, der in Krung Thep eine Familie hat, also ist sie bloss dessen Mia Noi. Weil aber Krung Thep weit weg ist, ist der Liebhaber laut Klatsch Ehemann Nummer eins, obwohl nie etwelche Zeremonie stattgefunden hat. Diese Mia Noi sah ich glücklicherweise Monate lang nicht mehr. Sie ist lieb, frisst Unmengen Futter, ist jedoch unglaublich dumm. Das ist hier normal, ohne dass die Leute geistig behindert sind.
Warum kam sie überhaupt ins Gerede als Mia Noi? Sie besuchte mich hin und wieder ohne Begleitung. Das war’s.
Als mir einmal eine Angestellte von American Standard einen Katalog ins Haus lieferte, wurde sie angehalten und gefragt, ob sie meine neue Mätresse sei.
Diese nicht Mia Noi hatte eine verheiratete gleichaltrige Freundin, die war schwanger. Darum wünschte sie sich auch ein Kind. Ihr Mann, der mit der Familie in Bangkok, machte zwar die Leibesübungen zu zweit öfters, wollte aber keine weiteren Kinder. Sein Nachwuchs mit der Mia Luang reichte ihm zur Genüge.
Sie kam zu mir und besprach ihr Problem. Ich sagte ihr, wenn sie unbedingt ein Kind wolle, solle sie die Präservative präparieren.
Sie verstand das sofort und wollte mit einer Schere die Spitze wegschnipseln. Ich konnte sie davon überzeugen, dass es schlauer wäre,
den Gummi mit einer Nadel zu perforieren.
Der Manager aus Bangkok war nicht auf den Kopf gefallen und blies die Gummis vorsichtigerweise vor Gebrauch auf.
Sie wollte unbedingt geschwängert werden und bot mir viel Geld an für meine Mitwirkung. Da ich die einzige Langnase weit und breit war
und ich mir das Getuschel im Dorf spätestens nach einer Geburt ausdividieren konnte, verzichtete ich schweren Sackes auf den lukrativen Nebenverdienst.