An dieser Stelle möchte ich ein wenig über die
Gers (Jurten), die damit verbunden Gebräuche und ihre Geschichte erzählen.
Das
Ger, das man in englisch Yurt und in deutsch die Jurte bezeichnet, ist die Behausung für mehr als drei Viertel der mongolischen Bevölkerung. Das Wort
Yurt übrigens kommt aus der türkischen Sprache (Yurt = Heim) und ist auch in der mongolischen gebräuchlich. (Ganz im Westen der Mongolei liegt mit der Ursprung der Türken und der türkischen Kultur.) Das Wort
Ger ist aus der mongolischen Sprache und damit auch mehr im Umgang.
Ein
Ger ist innerhalb weniger Stunden auf- oder abgebaut und mit Pferden oder den Bactrian-Kamelen leicht zu transportieren. Es besteht aus einem Holzgerüst, das mit Baumwoll- und Filztextilien eingedeckt wird, sodass es auch bei Minustemperaturen bis 40 Grad Celsius guten Schutz bietet.
Der Holzrahmen eines
mongolischen Gers besteht in der Regel aus einem Scherengitter für die Wand, einer „Krone“ in der Mitte des
Gers, abgestützt durch zwei Pfosten, und den Dachstangen, die Gitter und Krone verbinden. Meist ist eine feste hölzerne Tür in die Seitenwand eingesetzt.
Die über diesem Gerüst angebrachte Abdeckung besteht aus mehreren Schichten: Zuunterst liegt ein dünnes, helles Baumwolltuch als Dachhimmel, darauf eine dicke Lage aus Wollfilz zur Wärmedämmung, die ursprünglich auch als wasserdichte Abdeckung diente. Heute wird zur Abdichtung als dritte Schicht ein imprägniertes Segeltuch verwendet. Häufig wird darüber noch ein dünnes helles Tuch gelegt, überwiegend aus gestalterischen Gründen, teils mit aufgenähten farbigen Mustern.
Das
Ger spiegelt in seiner Einrichtung die soziale und die spirituelle Ordnung der in ihr lebenden Menschen wieder. Jedem Familienmitglied ist sein Platz und sein Wirkungsbereich im
Ger genau zugewiesen. Raumaufteilung und Ausstattung sind hoch optimiert, um bei dem begrenzten Raum und den teils extremen klimatischen Bedingungen Kochen, Arbeiten, Wohnen und Schlafen zu ermöglichen.
Die
Regeln und Manieren im Ger sind einfach aber unbedingt einzuhalten. Betritt ein
Ger immer mit dem rechten Fuß zuerst. Lehne Dich nie an den zwei mittleren Stützbalken und achte darauf, dass auf der anderen Seite des Eingangs der Platz immer dem "Hausherrn", der Person in der obersten Hierachie, zusteht. Lehne
nie ein Geschenk oder Angebot ab, auch wenn man dann an der Suppe nur nippt oder am Vodka nur schnüffelt, denn das ist akzeptiert.
Ein
klassisches Ger, wie es im National Historischen Museum in Ulaanbaatar ausgestellt ist. Das Gerdach wird zum Trocknen von Pferdemilch-Jogurt verwendet, bis dieser steinhart und damit für Monate haltbar wird.
Die
Inneneinrichtung eines Gers ist immer sehr gemütlich. Der Ofen in der Mitte bietet ausreichende Wärme auch während der eiskalten Monate und bei Temperaturen bis zu minus 40 Grad Celsius. Meist stehen drei bis sechs Schlafstellen in Form von Brettgestellen im
Ger, denn am Boden schlafen die Mongolen sehr ungern, unsere Tourguide Ariunaa z.B. fürchtete sich vor Mäusen.