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Autor Thema: Wien,Wien,nur du allein  (Gelesen 70780 mal)

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jock

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Re: Wien,Wien,nur du allein
« Antwort #315 am: 17. Dezember 2019, 10:09:37 »

Das Burgtheater

Als 1888 das ( neue) Burgtheater eroeffnet wurde,war es eine "Begegnungsstaette"fuer Buergerliche
und Aristokraten.Das Proletariat waere zwar zugelassen gewesen,kam aber nicht.

Schon damals hatte das Burgtheater oder besser das Vorgaengertheater,den Ruf,die beste "teutsche" Sprechbuehne zu sein.Das war das Anliegen des Kaisers Joseph II.,der das jahrelange Theaterverbot
seiner Mutter Maria Theresia aufhob und ebenfalls eine Verordnung erliess,dass hochdramatische Stuecke,wie Hamlet,am Ende mit einem "Wiener Schuss"versehen werden mussten,damit die kaiser-
lichen Gaeste nicht in schlechter Stimmung nach Hause fahren.

Alle aufgefuehrten Dramen,mussten zu einem "Happy End" umgeschrieben werden.

Der Bau des neuen Hauses an der Ringstrasse dauerte 14 Jahre,auch weil sich die Architekten zer-
stritten und dann stellte sich heraus,dass die Akkustik so schlecht war,dass umgebaut werden musste.

Das ist in Wien nicht ungewoehnlich,wenn Grossbaustellen in die Hose gehen,Kostenueberschreit-
ungen anfallen und der geplante Zeitrahmen nur als unverbindliche Richtschnur angesehen wird.

Das 1888 eroffnete Haus war einem unterirdischen Gang mit der Hofburg verbunden,der so gross-
zuegig angelegt war,dass es der kaiserlichen Familie moeglich war,mit der Pferdekutsche zu den
Auffuehrungen zu gelangen.

Der Besuch der kaiserlichen Familien,hatte zur Folge,dass ein ausgekluegeltes Pflichtenheft ausge-
arbeitet wurde,worin genau geregelt war,wann,wie und wo sich die auffuehrenden Schauspieler nach
Ende des Stueckes sich zu verneigen haben.

Die "Stars" des Ensemble hatten auch bei den Wienern,die niemals ins Burgtheater gingen,hohes
Ansehen.So verzieh man Paul Hoerbiger stets,dass er sich nach einer Vorstellung nicht vor dem Publikum verbeugte,weil jeder wusste,er musste seinen Zug erreichen.

Kein Skandal war auch,dass eine Schauspielerin einen wichtigen Theaterkritiker auf offener Strasse
ohrgeigte,weil ihr seine Kritik nicht gefiel.

Die Skandale kamen erst bei der Intendantenschaft von Claus Peymann auf.Rotes Tuch waren seine
Inszenierungen bei Stuecken von Thomas Bernhard,die nicht nur von der Boulevardpresse sondern
auch von der buergerlichen Presse scharf angegriffen wurden.

Unter Peymann wurde es auch moeglich,dass Schaupieler und Schauspielerinnen voellig nackt auf der Buehne ihren Beruf nachgehen koennen.Kein Hahn kraeht heute noch darueber.

Aber das,was kommenden Donnerstag als Premiere aufgefuehrt werden soll,ist Neuland.

Auf der Buehne soll ein kopulierendes Paar zu sehen sein,wozu ein kleines Orchester klassische Musik
spielt und eine Opernsaengering dazu Arien schmettert.

So stand und steht es in der Presse,was zur Folge hat,dass die Nachfrage nach einen Ticket sprung-
haft anstieg.

Jedoch zu frueh gefreut ! Das Fuerchterlichste,was einem Schauspieler auf offener Buehne passieren
kann,ist ein "Haenger".

Man hat erkannt,dass bei dieser Auffuehrung die Gefahr eines Haengers besonders gross ist und spielt
diese Szenen nur filmisch ein.

Jock






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malakor

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Re: Wien,Wien,nur du allein
« Antwort #316 am: 18. Dezember 2019, 13:47:36 »

Heute steht in div. Zeitungen etwas ueber Ballett in WIEN, ist nicht so ruehmlich.
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TeigerWutz

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Re: Wien,Wien,nur du allein
« Antwort #317 am: 18. Dezember 2019, 14:20:06 »

Heute steht in div. Zeitungen etwas ueber Ballett in WIEN, ist nicht so ruehmlich.

Das Thema Züchtigung, Drill, Missbrauch der Wr. Sängerknaben ist ausgelutscht...jetzt nehmen's die
Elevinnen und Eleven des Staatsopernballetts dran....Demütigung = Massregelung beim Essen usw.

Brauchen ja was Neues zum Aufregen.

Ohne beinharten Drill wird es halt keine solcher Institutionen mehr geben.
Tanzen und singens halt dann alle in einer Waldorfschule und gut is!  :P
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Suksabai

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Re: Wien,Wien,nur du allein
« Antwort #318 am: 18. Dezember 2019, 15:29:06 »

Tanzen und singens halt dann alle in einer Waldorfschule und gut is!  :P

Ja, aber nur die eigenen und die Namen der Mitschüler...  ;]


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Ich kann, wenn ich will. Und wer will, dass ich muss, der kann mich mal !

franzi

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Re: Wien,Wien,nur du allein
« Antwort #319 am: 20. Dezember 2019, 16:12:39 »

@jock

Zitat
Aber das,was kommenden Donnerstag als Premiere aufgefuehrt werden soll,ist Neuland.

Auf der Buehne soll ein kopulierendes Paar zu sehen sein,wozu ein kleines Orchester klassische Musik
spielt und eine Opernsaengering dazu Arien schmettert.

So stand und steht es in der Presse,was zur Folge hat,dass die Nachfrage nach einen Ticket sprung-
haft anstieg.

Jedoch zu frueh gefreut ! Das Fuerchterlichste,was einem Schauspieler auf offener Buehne passieren
kann,ist ein "Haenger".

Man hat erkannt,dass bei dieser Auffuehrung die Gefahr eines Haengers besonders gross ist und spielt
diese Szenen nur filmisch ein.

Zitat
Die Skandale kamen erst bei der Intendantenschaft von Claus Peymann auf.Rotes Tuch waren seine
Inszenierungen bei Stuecken von Thomas Bernhard,die nicht nur von der Boulevardpresse sondern
auch von der buergerlichen Presse scharf angegriffen wurden.

Unter Peymann wurde es auch moeglich,dass Schaupieler und Schauspielerinnen voellig nackt auf der Buehne ihren Beruf nachgehen koennen.Kein Hahn kraeht heute noch darueber.

Aber das,was kommenden Donnerstag als Premiere aufgefuehrt werden soll,ist Neuland.

Auf der Buehne soll ein kopulierendes Paar zu sehen sein,wozu ein kleines Orchester klassische Musik
spielt und eine Opernsaengering dazu Arien schmettert.

So stand und steht es in der Presse,was zur Folge hat,dass die Nachfrage nach einen Ticket sprung-
haft anstieg.


Das wage ich zu bezweifeln.
Denn wer ausser ein paar obergeile impotente Geilisten sollten an Haufen Geld zahlen, um im Burgtheater etwas anzuschauen, was man in Youporn mit einem Klick bekommt?

Zitat
Applaus für echtes Liebesspiel am Burgtheater
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    › oe24.at - Österreich › Kultur

Am Donnerstagabend gab es eine Premiere in der Burg. Im Stück wurde eine echte Liebesszene gezeigt.

Wie ÖSTERREICH bereits berichtete, hat der deutsche Regisseur Kay Voges für seine erste Inszenierung am Burgtheater Paare für einen Sex-Act rekrutiert, der live gefilmt auf die Bühne übertragen werden sollte. Gezeigt werden die eindeutigen Szenen mit Darstellern aus der Wiener „sexpositiven“ Szene auf einer großen Vidi-Wall während der Endzeit-Oper Dies irae – Tage des Zorns. Am Donnerstag war es dann soweit. Das Stück hatte Premiere und tatsächlich ging es dann auf der Bühne rund. Für gut 20 Sekunden war das leidenschaftliche Miteinander des Paares zu sehen.

Zitat
Der große Aufschrei im oft sehr konservativen Burgtheater-Publikum blieb aus. Stattdessen zeigten sich viele besonders vom imposanten Bühnenbild beeindruckt.

Laut Voges geht es bei der pikanten Szene aber keinesfalls um Pornografie, sondern um den „kleinen Tod als gefühlt zeitlosen Moment der Auflösung“. Außerdem dürfe die „sexpositive“ Szene nicht mit Swingern gleichgesetzt und verwechselt werden: Bei Ersterem geht es vordergründlich um Partys, Feiern, Musik, wobei es auch zu sexuellen Handlungen kommen kann und darf.
 

https://www.oe24.at/kultur/Applaus-fuer-echtes-Liebesspiel-am-Burgtheater/410138831

Ein Beweis mehr, dass die Hiso Burgtheaterbesuche deppat sind!

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TeigerWutz

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Re: Wien,Wien,nur du allein
« Antwort #320 am: 24. Dezember 2019, 00:16:10 »

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franzi

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Re: Wien,Wien,nur du allein
« Antwort #321 am: 24. Dezember 2019, 09:20:09 »

OT

Hier im halbtiefen Sueden gibts am Strand Gott sei Dank noch keine zipfelmuetzige Weihnachtsmanner, sonder Christkindln



Gluehwein ebenfalls nicht, sondern nur Bier und einen nicht schneeweissen, aber doch nicht schwarzen Strand  ;}



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jock

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Re: Wien,Wien,nur du allein
« Antwort #322 am: 26. Dezember 2019, 01:20:08 »

Pornographie - Unzucht  - Anstoessigkeit

Schon Maria Theresia hatte mit der Pornographie zu kaempfen und erliess einige Patente da-
gegen.

1803 unter Kaiser Franz I,wurde der Kampf weitergefuehrt und so ging es hinauf bis 1934,wo
durch das (Nach)Kriegsermaechtigungsgesetz,alles was mit Pornographie,Unzucht und Anstoes-
sigkeit zu tun hatte,verboten wurde.

Selbst Kondome unterlagen strengen Bestimmungen,wo und wie sie verkauft werden durften.

Automaten,die Kondome bereithielten,durften nur in Raeumlichkeiten,die zuvor die Polizei in-
spiziert hatte,aufgestellt werden.So wie es ohnehin sonst nur  Apotheken,Drogerien und Aerzten
es vorbehalten war,"Ehehygenieprodukte" zu verkaufen.Anbieten oder Bewerben durften sie die
Kondome natuerlich nicht.

1950 war ein Meilenstein im Kampf gegen Pornos,Unzuechtiges und Anstoessiges.

Der Nationalrat zu Wien war zusammengetreten um den Kampf in Paragraphen zu schmieden,
wobei die Volkspartei,SPOe und KPOe sich einig waren,dass es hoechste Not ist,das Gift der
Pornographie,Unzucht und Anstoessigkeit von der Bevoelkerung durch Androhung von empfind-
lichen Strafen,fernzuhalten.

Bombastisch die Rede eines OeVP Abgeordneten,der davon sprach,dass "die zersetzende Faeul-
nis sich in die entlegensten Bergtaeler verbreiten wuerde,die die Jugend der Bauern befallen
koennte und das Volk der Oesterreich keine Zukunft mehr hat ". u.s.w.

Seither wurde bei den entsprechenden Paragraphen herumgeschnipselt und nur stueckchenweise
dem Geist der Gesetze,da und dort etwas entgegengesetzt.

Nicht mehr die Nackheit von Darstellern in Magazinen,Fotos oder Filmen war vorrangig anstoessig,
sondern die Gewinnsucht der Anbieter.

Um 1960 herum war der Bezug von Pornohefte vom Vertrauensgrundsatz zwischen Anbieter und
Konsumten abhaengig,um hinter den Vorhang einer Trafik oder Romanschwemme gebeten zu
werden.

Da die Gesetzeshueter niemanden mehr bestrafen konnten,wenn Pornomaterial gefunden wurde,
wurden sie an anderer Stelle "fuendig".Strafbar war immer noch,die Gewinnsuechtigkeit,die man
einem Verkauf unterstellte.
Das ging soweit,dass auch Angestellte einer Trafik bestraft werden konnten,weil man argumentierte,
dass durch den Verkauf auch sie profitierten,also "gewinnsuechtig"handelten.

1969 waren die meisten einschlaegigen Gesetze obsolet geworden und seit 1975 ist diese Sache
ueberhaupt bereingt.

Grossen Anteil daran hatte das Heilige Land Tirol und das erzkonservative Vorarlberg.

Die Gerichte in diesen Bundeslaender verzichteten auf Strafverfolgung bei etwaigen Anzeigen,wo-
rauf sich alle anderen Gerichte in Restoesterreich,nach und nach, anschlossen.

In Daenemark war man zu dieser Zeit schon wesentlich liberaler.Ueberall in Kopenhagen waren
kleine Kellerkinos,wo nicht nur Filme gezeigt wurden,sondern auch Liveshows im Programm
hatten.
Anlaesslich eines Messebesuchs haben Geschaeftsfreunde uns eingeladen,einen Abend in einem
einschlaegigen Etablissement zu verbringen.Zuerst ein Filmchen,dann die Show.

Gut,Filme hatten wir in den 2 Stunden genug gesehen,dafuer waren wir nicht nach Kopenhagen
gekommen - aber die Show.So etwas gab es in Wien noch nicht.

In den Genuss einer Show kamen wir allerdings nicht.Offensichtlich war der Hauptdarsteller indis-
poniert gewesen.

Wien holte auf diesem Gebiet schnell auf - Stichwort"Rondellkino".Von der Zugaengigkeit her haette
sich London eine Scheibe abschneiden koennen.

Mein Gott,war das umstaendlich,sich einen "Blue- Movie" reinzuziehen.

Da musste man zuerst einem Club beitreten und einen Mitgliedsbeitrag leisten,bevor man einen
Kulturfilm sehen konnte.

Meinem Hochwuerden beichtete ich,dass ich Mitglied einiger Clubs geworden bin.Allerdings anlaes-
slich einiger Besuche.
Er nahms gelassen und mit 3 Vaterunser,konnte ich die Sache bereinigen.

Jock






« Letzte Änderung: 26. Dezember 2019, 01:25:53 von jock »
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jock

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Re: Wien,Wien,nur du allein
« Antwort #323 am: 30. Dezember 2019, 11:23:43 »

Der Wiener Hausmasta und sein Sperrsechserl

Waehrend der Gruenderzeit kamen aus allen Teilen der Monarchie Menschen nach Wien,die dort
Brot und Arbeit suchten.

Da sie auch Wohnungen benoetigten und Wohnraum spaerlich vorhanden war,sahen die besseren
Kreise Moeglichkeiten,daran gut zu verdienen und investierten in Zinskasernen.

Speziell,aber nicht nur dort,entstanden in Ottakring,Hernals,Fuenfhaus,Meidling u.s.w. Wohn-
haeuser,die sich dadurch auszeichneten,dass moeglichst viele Wohnungen untergebracht sind
und daher klein waren.
Hingegen wurden in den besseren Bezirken (Alsergrund) Patritzierhaeuser errichtet,die gross-
zuegige oft 10 Zimmerwohnungen und am Dach noch ein Atelier aufwiesen und meist auch vom Hauseigentuemer bewohnt wurden.

Draussen,jenseits des Guertels,mussten daher Personen gefunden werden,die fuer die Besorg-
nisse eines Miethauses zustaendig waren.
In den innstaedtischen Wohnhaeusern,nannte man diese Personen,Portiere oder Concierge und
hatten ein anderes Standesbewusstsein,als die Kollegen in den aeusseren Hieb.

Die Geburtsstunde des Hausmeisters war gekommen.

Er war zustaendig,dass die "Hausordnung" eingehalten wurde und streng darauf achtete,dass
das Haustor zwischen (21 h) 22 und 6 h versperrt war.

Die Mieter der Wohnungen hatten naemlich kein Anrecht auf einen eigenen Haustorschluessel
und waren daher gezwungen,nur Nachtzeit eingeschlossen zu sein.

Wer nach 22 h noch nicht zu Hause war,war ein Lump oder Tunichtsgut,so die allgemeine Meinung.

Verspaetete man sich doch,musste der Hausmeister herausgelaeutet werden um das Haustor
aufzusperren und fuer diesen Dienst hatte man 6 Kreutzer(20 Heller) zu berappen.

Fuer 20 Heller bekam man einen Laib Brot oder heutzutage waeren es 4 Euro( vor Mitternacht)
und 4,50 Eure,wenn der Hausmeister nach Mitternacht benoetigt wird.

Das war viel Geld annodazumal und um die Bevoelkerung nicht zu belasten,wurden alle Veran-
staltungen so terminisiert,damit die Besucher noch rechtzeitig nach Hause kommen konnten.

Das Sperrsechserl war sogar ein Teil seiner Entlohnung.Der andere Teil war die freie Wohnung
und das Reinigungsgeld.
Damals hatte der Hausmeister keinen gesetzlich festgelegten Aufgabenbereich und musste die
Anordnung des Hausherren befolgen.

Auf der anderen Seite war er eine maechtige Persoenlichkeit,die oftmals bestimmte,wer in das
Miethaus einziehen darf oder er konnte sogar Kuendigungen aussprechen.

Bevor er jemanden in eine freie Wohnung einziehen liess,verhoerte er den zukuenftigen Mieter.

Wer er sei,ob er verheiratet ist,wieviele Kinder er hat,wieviel er verdient und ob er einen Hund
oder Kanarienvogel hat.

Da die Hausmeisterwohnungen meist im Erdgeschoss liegende,finstere "Loecher" waren,war
meist die Hausmeistertuer geoeffnet und er konnte genau beobachten,was im Hause vorgeht.
Auch die Belueftung einer Hausmeisterwohnung war meist mangelhaft und die Duefte die ihrer
entstroemten,sorgten regelmaessig fuer Aufruhr unter den Mietern.

Schon deswegen,hatten Hausmeister ein schlechtes Image und da sie auch als verlaengerter
Polizeiarm fungierten,waren sie von Anfang an verhasst.

Entwuerdigend fanden die Mieter vor allem,dass sie keinen eigenen Haustorschluessel hatten,
doch alle Bemuehungen,dieses Recht zu erwirken,gingen lange ins Leere.

Die staatliche Obrigkeit sah es als notwendig an,die Heerscharen des Proletariats waehrend der
Nacht sicher verwahrt zu wissen.
Victor Adler und seine Sozialdemokraten sahen einen eigenen Haustorschluessel als wichtigen
Baustein fuer die Befreiung aus der Knechtschaft des Proletariats an.

Es dauerte allerdings bis 1922,bis ein Bundesgesetz erlassen wurde,die jeden Mieter einen Haus-
torschluessel zuerkannte.

Damit entfiel das Sperrsechserl,was einen Aufstand der Hausmeistervereinigung zur Folge hatte.

Nicht nur diese Massnahme,sondern auch das 1917 verabschiedete Mieterschutzgesetz,raeumte
mit der "Amtsgewalt" der Hausmeister auf.

Die sie wieder gewannen,als die NAZI 1938 die Macht in Oesterreich uebernommen hatten.

Davon ein anderes Mal.

Jock


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malakor

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Re: Wien,Wien,nur du allein
« Antwort #324 am: 30. Dezember 2019, 12:20:13 »

jock

hast du eigentlich schon deine Memoiren geschrieben  ?

Kann man die bei dir bestellen ?
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jock

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Re: Wien,Wien,nur du allein
« Antwort #325 am: 30. Dezember 2019, 13:06:45 »

@malakor

Noch nicht,werde erst 2039 damit beginnen,die ersten Kapitel zu schreiben.

Erscheinen werden die Memoiren in 2040.

Stimme das aber mit Kollegen @Alex ab,damit wir uns bei der Praesentation bei
der Frankfurter Buchmesse treffen koennen.

Jock
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jock

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Re: Wien,Wien,nur du allein
« Antwort #326 am: 31. Dezember 2019, 08:57:40 »

Der Hausmasta und sein Sperrsechserl  2.Teil

Das Jahr 1917 war ein einschneidendes,sowohl fuer den Hausmeister wie auch fuer die Haus-
besitzer.

Fuer die Hausbesitzer war das Mieterschutzgesetz katastrophal und die Auswirkung des Gesetzes
waren bis in die 1980 Jahre seh- und spuerbar.

Den langen Kriegsjahren folgte eine einsetzende Inflation.Mieten stiegen in astronomische Hoehen
und wer nicht bezahlen konnte,lief in Gefahr delogiert zu werden.

Daher wurde das Mieterschutzgesetz erlassen,das nicht nur einen Kuendigungsschutz als Inhalt hatte,sondern auch,dass der Mietzins eingefroren wurde.

Mieten konnten nur mehr in einem sehr beschraenken Ausmass erhoeht werden,was natuerlich sich
in der Kasse des Hausherren bemerkbar machte.
Die Folge davon,die man jahrzehntelang spuerte,war der Verfall der Bausubstanzen.Es war einfach
nicht moeglich,Mietzinshaeuser zu modernisieren oder gar zu sanieren.Nur die allernotwendigsten Reparaturen konnten durchgefuehrt werden.

Die Hausmeister hatten keinerlei sozialen Schutz,sondern waren ihren Hausherren ausgeliefert.
Wurden sie gekuendigt,verloren sie ihre Dienstwohnung.Das geschah oft von heute auf morgen.

Als dann noch 1922 das Sperrsechserl wegfiel und der Einkommensverlust durch die Hausherren
nicht kompensiert werden konnten,war der Beruf eines Hausmeisters unattraktiv geworden.Zu-
mindest fuer die Hausmeister,die in privaten Zinskasernen taetig waren.

Gleich nachdem Wien rot geworden war,setzte die Stadtverwaltung auf staedtischen Wohnungsbau.
Dort brauchte man Hausbesorger und deren Jobs waren gefragt.

Sie waren quasi Gemeindebedienstete,hatten zeitgemaesse Dienstwohnungen,mit Wasser und WC
innen und hatten Anspruch auf eine Ersatzwohnung,wenn sie pensioniert wurden und besonders
wichtig,sie hatten Anspruch auf Urlaub.
"Tschaorle" ist heute noch Wien dankbar,dass die Hausmeister den weltberuehmten Strand dort
begruendet haben.

Allerdings bekam man einen Hausmeisterposten nur dann,wenn die politische Gesinnung mit jener
der sozialdemokratischen uebereinstimmte und das rote Parteibuch hatte.

Das erforderte eine gewisse Anpassungsfaehigkeit,die sich auszahlte,als die NAZI's in Wien die
Macht uebernahmen.

Viele von den Hausmeistern wurden Gehilfen von der Gestapo und stiegen von Denunizanten zu
Blockwarten auf.Gefuerchtet und verhasst von den den Mietern.

Es gibt aber auch andere Beispiele,wo Hausmeister waehrend der Nazizeit ihre Haustore versper-
rt hielten und wenn eine Razzia der Gestapo kam,sie mit den Worten:"Hier wohnen nur anstaendige
Leut,schleichts euch",wegschickten und so versteckte Juden retteten.

Bis zu den 1960 Jahren duennten die einheimischen Hausmeister aus und es musste um Ersatz
gesucht werden.

Man fand ihn bei Jugoslawen und Tuerken.Sie waren relativ anspruchslos,nahmen gerne die Jobs
an und fanden es ganz normal,den Dreck der Mieter wegzuraeumen.
Konflikte gab es aber immer noch.Einmal wegen der mediterranen Einstellung,was den Zeitrahmen
und Genauigkeit betrifft und dann noch wegen der Sprachbarrieren.

Zwischenzeitlich haben sich Firmen am Markt etabliert,die gerne das Wort "Maintenance"im Firmen-
wortlaut fuehren und damit werben,dass sie schon bei 15 Wohneinheiten,billiger seien,als die Haus-
meister.

Private Hausbesitzer griffen sofort zu,nur die Gemeinde Wien versuchte noch ein Sozialexperiment,
das jedoch in den Schuhen stecken blieb.

Man wollte die Hausmeister zu einer allgegenwaertigen Sozialanlaufstelle umbauen.Sie sollten neben
der Betreuung der "Stiegen" auch das Wohl der Mieter im Auge haben,ohne sie jedoch auszuspion-
iern.
Also,z.B. erkennen,wenn ein alter Mensch,einen Arzt braucht oder Kinder misshandelt werden.

Bewerber um einen Hausmeisterposten mussten daher einen psychologischen Test durchlaufen
und ein bisschen Rechtskunde pauken,sich Wissen aneigenen,welche sozialen Hilfen die Stadt bereit
haelt.
Der Erfolg ist jedoch ueberschaubar,

Immer wird das Verhaeltnis Mieter vs.Hausmeister ein ambivalentes sein.

Von der Respektperson des alten Wiens bis zum "den Tschusen haum ma braucht "war ein langer
Weg.

Jock









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Lung Tom

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Re: Wien,Wien,nur du allein
« Antwort #327 am: 12. Januar 2020, 20:28:32 »


Nach diesem Artikel, verstehe ich es vielleicht leicht besser.
Als Berliner bin ich immer geradeaus, und setze das auch bei Anderen voraus, wohl ein Fehler  [-]

Hier wird man fündig:

https://www.morgenpost.de/vermischtes/stars-und-promis/article228114083/Simonischek-bescheinigt-Berlin-mangelnde-Umgangsformen.html

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Re: Wien,Wien,nur du allein
« Antwort #328 am: 12. Januar 2020, 22:10:18 »

Zitat
Von der Respektperson des alten Wiens bis zum "den Tschusen haum ma braucht "war ein langer Weg.
Jock


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malakor

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Re: Wien,Wien,nur du allein
« Antwort #329 am: 05. Februar 2020, 07:32:20 »

Es gibt so viel zu schreiben ueber Wien, in letzter Zeit war Wien oft in den Schlagzeilen.

Es soll in Wien Strichjungen geben, unerhoert.

Und auch sollen etliche N.u.t.t.e.n dort taetig sein. Sowas in Wien.    {[

Und dem alten Bauunternehmer laufen die Frauen weg, Geld alleine reicht also nicht….Muss er unbeweibt tanzen ?    Vielleicht mit einem Mann ?   Lesben duerfen ja auch dort tanzen.   }} C--

Und nun das Theater beim Opernball mit dem Diktator aus Aegypten.   :D

Wien kommt einfach nicht aus den Schlagzeilen heraus.    {:}


Jock, und das alles laesst dich so kalt, dass du hier und sonstwo nicht mehr schreibst ?   Spitze mal deine Feder.  {--
« Letzte Änderung: 05. Februar 2020, 07:46:35 von malakor »
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