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Thailand-Foren der TIP Zeitung => Mein Tagebuch => Thema gestartet von: Low am 11. Dezember 2008, 15:54:51

Titel: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 11. Dezember 2008, 15:54:51
Die Erlebnisse hier im Dorf faszinierten mich und ich begann darüber nachzudenken. Solche Geschichten waren versteckt in meinen Erinnerungen:
„Die soziale Dynamik des Dorfes wird präzise geschildert. Gegenseitige Schuldzuschreibung, schnell vergessene Kollektivschuld und das Schicksal von Außenseitern, die von der Gemeinschaft leichtfertig zu Sündenböcken gemacht werden.
Er kämpfte gegen die Ausbeutung der Kinder aus armen Familien. Er verlangte Massnahmen gegen den Alkoholismus.
Er setzte sich für die Durchsetzung der allgemeinen Schulpflicht ein.
Seine Romane spiegeln in einem zum Teil erschreckenden Realismus das bäuerliche Leben im 19. Jahrhundert.“
Die Rede ist von Jeremias Gotthelf, Albert Bitzius. Er malte mit seinen Romanen und Erzählungen ein gewaltiges Bild des Emmentals und seiner damaligen Bewohner.

Das Emmental ist noch heute typisch für die Eigenständigkeit, Kultur und Sprache einer bodenständigen Minderheit.
Wie nah er mit den Schilderungen der Menschen über Hundertfünfzig Jahre später in Thailand kommt, ist gleichzeitig beängstigend und faszinierend.
In diesem Sinne erlaube ich mir, ein paar wahre Geschichten zu erzählen, leider ohne die Fähigkeiten eines Gotthelf, eines redegewandten Pfarrers.
Der Ort der Handlung, die Zeit, die Kommunikation und auch die Sprache wandelte sich.

Siam gehörte zur Zeit Gotthelfs geografisch zu Hinterindien. Deshalb der Titel.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 11. Dezember 2008, 15:57:11
Im Schlangental

Im malerischen Schlangental, etwas oberhalb des kleinen Wasserfalls, am Elefantenhubel gibt es ein Dorf mit einer Schule. Der Lehrer, etwa 27 Lenze, verdiente nicht schlecht. Zwölf Thaler im Monat. Davon musste er sechs an Väterchen Staat zurück erstatten, weil der seine Ausbildung finanzierte. Der junge Mann lebte in bescheidenem Wohlstand und vertrug sich gut mit der Bevölkerung.
Eines Tages traf er eine 18 jährige Frau aus dem Dorf. Die lud ihn zu ihren Eltern zum Abendbrot ein. Da es im Vorratsschrank des Lehrers eher karg aussah, nahm er das Angebot gerne an.
Er grüsste freundlich, setzte sich auf den Boden zu den Andern und ass und trank, was ihm reichlich dargeboten wurde. Die Auswahl liess nicht zu wünschen übrig. Es gab roten, grünen und schwarzen Curry, Reis, verschiedene Gemüse, Fisch, Huhn, Ente. Dazu wurde Wasser, Eis und Whiskey gereicht. Während des Essens verspürte er plötzlich ein Flimmern in den Augen. Danach konnte er sich an nichts mehr erinnern.

Als er erwachte, lag er in der Schlafkammer der jungen Frau. Die Eltern polterten und lärmten ob des unschicklichen Vorfalles und holten den Gemeindeobmann. Der faselte etwas von Missbrauch der Gastfreundschaft und was man in einem solchen Falle wohl machen könnte.
Die Eltern erklärten einstimmig, dass innerhalb zwei Wochen geheiratet werden müsste. Der Lehrer, der die junge Frau weder kannte, noch liebte,
weigerte sich anfänglich standhaft. Doch der Gemeindevorstand hatte die Trumpfkarten in der Hand. Er hätte eine unwürdige Entlassung der Lehrkraft einleiten können.
So wurde man sich schnell auf den Brautpreis einig: Fünfundsiebzig Thaler in Gold für die Braut, hundert Thaler Brautpreis. Und zwei Wochen danach wer der Termin.
Der Lehrer besass kein Vermögen, nichts. Seine Eltern waren mausarm. Er musste sich die Summen rasch von Freunden leihen.
Als mir einer der Geldgeber die Geschichte erzählte, sagte ich sofort:
“Da ist etwas faul. Die Geschichte stinkt zum Himmel. Die junge Frau ist sicher schwanger!“
Der Lehrer war bereit, den geliehenen Betrag meinem Informanten am Tage nach der Hochzeit zurück zu zahlen, denn dieser besass selbst bloss die ausgeliehenen zehn Thaler. Er lebte mit einer Frau zusammen, die er liebte und bald heiraten wollte.
Anlässlich der Rückzahlung erzählte der Lehrer, dass ihm die Frau in der Nacht weinend gestand, dass sie im zweiten, vielleicht dritten Monat schwanger sei.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 11. Dezember 2008, 17:20:26
hallo Low,

interessant. Was ist die Grundlage deiner Geschichten? Ich hoffe, da kommen noch mehr....
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 11. Dezember 2008, 17:55:43
Damit ich mein Deutsch nicht verlerne, schreibe ich seit 8 Jahren jeden Monat einen Bericht. In diesem Material stecken noch viele selbst erlebte Geschichten. Vielleicht sind einige davon geeignet, vom Frust mit dem Gastland abzulenken.
Ich denke, dass einige Leute sogar im heutigen im Emmental auf den Boden der Realität zurück geholt und erfahren würden „wo Bartli den Most holt.“

Darfst also hoffen Profuuu, und stoppen, wenn’s langweilig oder penibel wird.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Wild Ost
Beitrag von: Low am 11. Dezember 2008, 18:21:15
Wild Ost

Der Vater pumpte Wasser aus seinem Teich, um Mais anzubauen. Die verbleibenden Fische, meist Welse und Ale, wollte er verkaufen.
Die Tochter Tom beobachtete, wie Diebe (Nachbarn) die Fische stahlen. Sie stellte sie zur Rede. Die Saubande gab zur Antwort, der alte Mann sterbe sowieso bald, der brauche keine Fische mehr. Dann fielen sie über sie her. Sie lästerten, sie hätte seit längerer Zeit keinen Mann gehabt, deshalb sei sie wirr im Kopf. Sie drohten, sie zu vergewaltigen.
Sie rannte in Haus, ergriff eine alte Schrotflinte, schoss über die Köpfe der feigen Angreifer und verscheuchte die Bande.
Die bestahlen seit Jahren die Farm regelmässig und versorgten sich gratis mit Hühnern, Schweinen und Sackweise Reis. Sie waren selbst zu faul um auf ihrem Land etwas anzubauen. Stehlen war einträglicher und müheloser als arbeiten.
Die vertriebenen Gauner besuchten darauf den Dorfvorstand. Sie wollten Geld von Tom, wegen dem Schuss. Der Dorfvorstand gab den Dieben recht und verknurrte Tom zu einer Geldstrafe. Wahrscheinlich wollten die Kerle teilen.
Weil Tom kein Geld besass, versuchten die Missetäter einen Onkel zu erpressen. Als der kein Geld herausrückte, zogen sie zur Mutter und verlangten vergeblich Zaster. Sie hatten Glück, dass sie nicht von den anwesenden Bauarbeitern verprügelt wurden, denn die liebten Tom.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Magie
Beitrag von: Low am 11. Dezember 2008, 19:29:58
Magie und Hausbau

Wir bauten ein neues Haus für die Eltern. Die Erdarbeiten für das Setzen der Pfähle waren fast fertig. Nun warteten Arbeiter und Familie auf den Magier.
Ich hatte mein Buch über Bräuche und Unsitten ( Monks and Magic, B.J. Terwiel ) und einen Kompass im Gepäck. Deshalb konnte ich den richtigen Pfahl und die beste Zeit mühelos ermitteln.
Es ging darum, die Nak oder Naga, eine Art Schlange, sowie Erdgeister, die im Boden leben, zu besänftigen. Die Nak dreht sich alle drei Monate. Im November liegt der Schwanz im Norden, der Kopf im Süden, der Bauch im Osten und der Rücken im Westen. Es wäre gefährlich, die Schlange durch falsches Lochen zu reizen. Trifft man beim Graben zuerst den Schwanz, würde die Tochter einen Menschen umbringen. Reizt man den Rücken, würde der Hausherr schwer erkranken. Nur den Bauch darf man ungestraft  zuerst penetrieren. Das bringt später Glück und Fröhlichkeit ins Haus.
Ich wusste nicht, dass der Schwiegervater mich gleich noch als Hexer engagierte. Er wollte nicht, dass irgend ein zahnloser Greis aus dem Dorf sein sauberes Land mit billigem Fusel besapperte. Er dachte vielleicht, ich sei nicht der beste Geisterbeschwörer, aber ich hätte den teuersten Schnaps.

(Bei der Zeremonie für mein Haus trank der Schriftgelehrte praktisch den Branntwein allein und blies schwankend kleine Dunstwolken über das Grundstück.)
Im erwähnten Buch sind einige Formeln in Pali aufgeführt. Am Donnerstag den 14. um 15 37 errichteten wir den ersten Pfahl und ich rezitierte:
„Om phra Phum, Phra Thorani, Krungpali, sahaprivaraya ehi sathaya agacchantu paribhunjantu svahaya.....“
Dass ein Farang Pali sprach, war neu für die Dorfbewohner. Einige Leute  behaupteten sogar, sie hätten mich verstanden. Und weil es so schön war, hing ich auf Berndeutsch dann noch einige Gedanken und Segenswünsche a la Jeremias Gotthelf “us em bluemete Trögli *“ daran.

*Strassenfegende Radiosendungen von Radio Bern – Beromünster um die 50er Jahre. Das „Trögli“ war die mit Blumen (Bauernmalerei) bemalte Truhe, in der die Töchter im Emmental ihre Aussteuer für die Hochzeit aufbewahrten.

Der Zauber wirkte offenbar. Zwei Wochen nach dem Umzug krachte das alte Haus bei einem schweren Sturm zusammen, während dem die alten Leute fröhlich im Neubau sassen.


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Hochzeit anulliert
Beitrag von: Low am 11. Dezember 2008, 21:23:10
Hochzeit anulliert

Unsere Haushälterin wollte am 9. 11. 2006 einen freien Tag und nach Mae Sariang fahren, um dort die Hochzeit ihres Sohnes zu feiern. Letzten Monat reiste sie zur Familie der Braut, um die Angelegenheit zu besprechen. Man verhandelte den Brautpreis und wieviel Gold die Braut erhalten würde. Man besprach die Einzelheiten des Festes, wie Verpflegung, Blumen, Gäste. Wir waren ebenfalls eingeladen.

Am 3. teilte uns die Haushälterin mit, die Hochzeit werde wahrscheinlich nicht stattfinden. Die Braut verlangte den Goldschmuck vorzeitig und erhielt ihn auch.
Ende Oktober verschwand die Siebzehnjährige, ohne sich von den Eltern zu verabschieden. Die Spuren führten nach Bangkok.
Die junge Frau arbeitete bereits vier Jahre dort. Was machte sie wohl?
Mae Sariang ist ein Armenhaus in der Provinz Chiang Mai.

Der erzürnte Bräutigam sollte sich glücklich schätzen, dass er nicht, wie mein Grossvater zu sagen pflegte, mit den schönsten Kleidern in den Dreck fiel.
Üblich ist, dass die Familie der Braut, sofern die Braut es sich anders überlegt, den doppelten Preis zurück erstatten müsste. Diese Familie war arm. Die Haushälterin war mit dem Realersatz zufrieden.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Merit making
Beitrag von: Low am 12. Dezember 2008, 11:37:15
Merit making

Loy Krathong und Tod Kathin wurden in einigen Tempeln am gleichen Tag gefeiert.
Wat Khon Khaew in der Amphur HangDong gelegen, ist einer meiner Lieblingstempel, ganz in rot und Gold, abseits vom Touristenstrom.
Der kranke alte Abt und die Mönche kannten uns. Dies führte oft zu persönlichen Gesprächen.
Die Gläubigen und Gönner reisten am Vortag der Feier mit mehr als einem Dutzend doppelstöckigen Bussen aus Bangkok und Udon Thani an.
Der prächtigen Tempel mit dem riesigem Parkplatz bot den Besuchern Unterkunft.
Das Areal verwandelte sich flugs in eine riesige Garküche. Die Nacht verbrachten einige wenige Gäste in Mönchszellen, andere in Vorhallen, auf Bänken oder in den Bussen.

In den frühen Morgenstunden schleppten die Anwohner frische Blumen, Krathongs und andere Geschenke her. Aus den Bussen holte man verschnürte Pakete. Mit all dem Zeugs wurde vor den grossen Halle imposante Stände mit bunten Opfergaben aufgebaut.

Während der morgendlichen Ansprache des Abtes, dösten viele Menschen in den Bussen weiter. Vielleicht vierzig Unverzagte hörten dem Abt in der gewaltigen, fast leeren Versammlungshalle zu.
Doch als die Geschenke mit einem Wai an den Abt übergeben wurden, rannten die Siebenschläfer in Scharen aus den Bussen los zur Halle.
Kurios war, dass die Gegenstände, die nach dem Darreichen an den Abt von Mönchen aus der Halle geschafft, von neuen Hände ergriffen und das selbe Zeug dem Abt erneut dargeboten wurden. Es war ein ungeheuer spannender und unglaublicher Kreislauf. Recycling pur.
Dick und ich schüttelten die Köpfe ob dem Unsinn.
Später erzählte uns der Abt traurig, dass die Besucher nicht nur ihren Dreck überall liegen liessen, sondern den Tempel durch alkoholische und sexuelle Exzesse schändeten (es waren keine Langnasen dabei) und dazu sämtliche beweglichen Gegenstände stahlen.

In Englisch nennen Thais dieses Verhalten: Merit Making.
Das ist zu Deutsch: Addition guter Taten für eine glückliche Wiedergeburt.


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Trauerfeier
Beitrag von: Low am 12. Dezember 2008, 13:47:26
Die Trauerfeier

Dick sagte mir eines Abends: „Morgen um elf Uhr kommen die Mönche ins Dorf. Wir gehen an die Trauerfeier.“
Ich erwiderte: „Wir kennen diese Leute nicht. Wieso denn?“
Vorsichtigerweise versuchte ich, uns möglichst aus allen undurchsichtigen Dorfgeschichten fern zu halten.  
„Kundin von mir,“ meinte Dick und die Angelegenheit war besprochen.

In einem Haus, etwas kleiner als Dick´s Beauty Salon, lebten drei verwandte Familien, Brüder, Schwestern und ihre Ehegatten. Der Verstorbene war Alkoholiker, mindestens eine Flasche Schnaps pro Tag. Die anderen Männer waren Drogenkonsumenten.
Diese Leute kamen aus Phichit und Kamphaeng Phet und wohnten erst seit einigen Monaten im Dorf. Ich wusste nur, dass sie Geld verliehen - zu zwanzig Prozent im Monat, maximal 3000 Baht pro Schuldner, rückzahlbar in täglichen Raten. Bei Zahlungsrückständen griffen die Leute schamlos zu: Moped, TV, Kühlschrank etc. Sie beschäftigten Kuriere zum Geldeintreiben. Deshalb schrumpfte der Ertrag auf die Hälfte. Man konnte bei ihnen auch Geld anlegen, allerdings nur zu fünf Prozent.

Ein Zelt mit Tischen und Stühlen versperrte die Strasse. Grosse, fleckige und verbeulte Aluminium-Töpfe mit meist übel riechenden Lanna Spezialitäten kühlten langsam ab. Fliegen umschwärmten geschälte Früchte. Geschirr, auf Mauern gestapelt, wartete auf Esser. Hässliche alte Köchinnen, vielleicht ehemalige Bargirls, begutachteten die Besucher mit grimmigen Blicken.
Die Mönche chanteten im Haus.
Die meisten Gäste, schwer mit Gold beladene ältere Frauen, sassen mit gefalteten Händen unter dem Zeltdach, aber plauderten uneingeschränkt miteinander, während andere fleissig telefonierten. Hie und da fuhren junge Männer mit ihren Motorrädern stinkend und lärmend durch die Trauergemeinde, stellten den Töff irgendwo ab und gesellten sich dann zu den Gästen. Die meisten warteten eigentlich nur auf das Leichenmahl.
Aber die Mönche mahlten zuerst.
Ich vernahm, dass der Verstorbene bloss 22 Jahre alt war. Er hinterliess eine Frau von 21 Jahren und ein kleines Mädchen.
Die Familien stritten sich bereits um Motorrad, Auto, Kühlschrank und TV. Um die junge Witwe mit Kind kümmerte sich keiner.

Eines nachts klagte der junge Mann, ihm sei übel und er hätte Atembeschwerden. Er ging ins Spital, eine Privatklinik.
Ein Arzt untersuchte ihn kurz, gab ihm Paracetamol und schickte ihn nach Hause zurück. Zwei Tage später war er tot.
Wahrscheinlich wurde er vergiftet. Die junge Frau wollte nach dem plötzlichen Tod ihres Gatten die Polizei rufen und den Fall untersuchen lassen. Doch die Schwester des Verstorbenen hatte eine schnelle Kremation bereits in die Wege geleitet. Der Leichnam wurde sofort auf einen Pick-up verladen und nach Kamphaeng Phet gekarrt, ungefähr 350 km südlich, und dort sofort eingeäschert.
Die Trauerfeier, die fand jetzt statt.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Nachbarschaft
Beitrag von: Low am 12. Dezember 2008, 18:23:36
Nachbarschaft

Einer der Nachbarn, ein Schurke, der alles stiehlt was nicht festgenagelt ist und der papierlose Burmesen ausnimmt, hatte Probleme. Seine Frau arbeitete und lebte seit Jahren mit den beiden Kindern in Krabi. Er wohnte nun auf dem Gelände der Birmanen, wo er wie ein Hund alles bepinkelte.
Dieser Kerl ging zum Haus seiner früheren Nachbarin und verprügelte die über Fünfzigjährige und drohte sie umzubringen, weil sie angeblich mit seiner Gattin in Krabi telefonierte und erzählte, er hätte eine neue Frau. (Eine der hilflosen Burmesinnen.)
Die attackierte Frau bestritt vehement die Vorwürfe. Der Lärm weckte ihren Vater. Der musste wohl über siebzig Jahre alt sein.
Er nahm einen Holzprügel und hieb dem Angreifer eins auf den Schädel. Blutend suchte der Hilfe im Spital, wo sie ihm die Wunde nähten. Darauf ging er zur Polizei und klagte gegen die Frau und ihren Vater. Er forderte 10´000.00 Baht Schadenersatz und Schmerzensgeld. Die Polizei rückte zum Tatort aus und sah sofort, dass sie den Banditen, der schon zur Genüge bekannt war, nicht noch belohnen sollten.

Zu Weihnachten schenkte ihm wohl jemand eine Karaoke Maschine, mit der er bereits morgens um sechs Uhr seine geklauten Liegenschaften samt Burmesen und Burmesinnen beschallte, dass unsere Betten dank der Bässe vibrierten. Ich schmiedete bereits Abwehrpläne. Doch seit Neujahr ist wieder Ruhe in der Gegend, weil er an Sylvester seine Lautsprecher gegen Schnaps verscherbelte.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: juerken am 12. Dezember 2008, 22:54:06

Mensch Löw

Du bist Klasse - im anderen Thread Preiswürdige Beiträge und hier die Kurz Geschichten - nicht mehr zu toppen.

Gruß Jürgen
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 12. Dezember 2008, 23:08:06
erstaunlich, wie man mit relativ wenigen Worten soviel sagen kann. Die einzelnen Episoden sind rund, ohne Zeigefinger oder moralische Wertung und überlassen dem Leser seine eigenen Gedanken.

Einfach toll.  :)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: † Jhonnie am 12. Dezember 2008, 23:45:51
genau. geschichten aus dem Leben gegriffen, trocken und humoristisch gesehen.
einfach mit offenen augen durch die welt geschaut findet man es in jeder ecke.

weiter so, die storys sind koestlich, von welcher seite man es auch betrachtet.

Jhonnie
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 13. Dezember 2008, 12:41:44
Liebe Leser und Schreiber,

danke für das Lob, denn ich wusste nicht, ob die „Geschichten aus Hinterindien“ eine Leserschaft finden würden.

Bisher schrieb ich Artikel über die Paarung von Ionen im Ultrahoch- Vakuum, die Einsamkeit von Elektronen bei Strömen von unter E-18 Ampere und dergleichen. (Das Feedback war mager. Der Lohn stimmte.)

Ich hatte vor, meine private Berichterstattung ab 2009 aufzugeben.
Dank dem „Echo vom Doi Inthanon“ werde ich nun frohen Mutes weitermachen.

MfG 
Rolf
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Schlangen
Beitrag von: Low am 13. Dezember 2008, 12:44:09
Schlangen

Wir reisten von Phitsanulok nach Phichit und stellten uns vor, dass es am See ein Fisch-Restaurant und ein gutes Hotel gab. Wir suchten ein Zimmer. Die äusserlich schäbigen Hotels in der Stadt mit den miefenden Bruchbuden zu horrenden Preisen begeisterten uns wenig. Wir fuhren zurück zum See. Die teilweise kränkelnden Fische in den schlecht gewarteten Aquarien entzückten uns nicht. Zu Hause hatten wir die bunteren und muntereren Exemplare der Gurami Familie. Dann fütterten wir die Fische im See mit Popcorn. Das Futter hinterliess schlierige Ölspuren an der Wasseroberfläche.

Als wir im Tesco nach Bier suchten, rief Schwägerin Tuk aus ChiangMai an. Der Vater in NahmTuang sei beim Kartoffelpflanzen von einer Schlange gebissen worden. Sie befahl uns, sofort nach NahmTuang zu fahren und dem schwer Verletzten helfen.
Das hätte im besten Falle drei Stunden gedauert, ein fast sinnloses Unternehmen. Anstelle der verlangten Hilfeleistung sassen wir in einer Kneipe und bewahrten uns vor dem Hungertod.

Der Vater half sich bereits selbst. Er und sein treuer Hund töteten den Giftwurm. Dann säuberte er die Wunde so gut es ging und versuchte möglichst viel Blut heraus zu quetschen. Er steckte die tote Schlange in einen Beutel und ging ins kleine Gemeindespital. Der Arzt dort brachte ihn ins Bezirksspital nach Nakon Thai. Dieser Arzt hatte keine Ahnung, ob der Biss gefährlich war. Serum war sicher nicht vorhanden. Währenddessen machte Tuk halb Nordthailand verrückt. Sie telefonierte uns wieder.
Weil wir in Phichit handlungsunfähig waren, rief sie Dick´s Kinder an. Doch der alte Herr war bereits unterwegs ins Provinz-Spital nach Phitsanulok. Tuk machte den Kindern Beine und organisierte bereits einen Rücktransport für ihren Vater. Wir reisten ebenfalls zurück nach Phitsanulok, wo wir, wie üblich im La Paloma Hotel, in der Nähe des Spitals, übernachteten.
Der Sanitätswagen von Nakon Thai wartete und nahm den Verletzten wieder nach Hause. In der Nacht fühlte er sich nicht wohl. Der diensthabende Arzt in Nakon Thai, offenbar noch geschockt von Tuk´s Wortschwall, brachte den alten Mann wieder zurück nach Phitsanulok. Dort gab ihm der Mediziner Paracetamol und etwas Antibiotika. Dick´s Sohn fuhr dann Grossvater wieder heim, ohne dass wir ihn je sahen. Wegen Tuk´s Intervention, legte der alte Mann mit dem Schlangenbiss innerhalb 24 Stunden über 450 km zurück. Dank dem, dass er den Biss zuerst selbst sorgfältig behandelte, es war höchstwahrscheinlich  eine Ketten-Viper, Daboia russelii siamensis, überlebte er die Transporte.
Die Viper griff ihn nicht auf dem Acker an, sondern im Hühnerstall.
Eine Nachbarin, die davon hörte, hatte nichts gescheiteres zu tun, als nach Chiang Mai zu telefonieren.

Es gibt hier auch Spei Kobras. Die spucken das Gift über drei Meter Distanz direkt in die Augen. Dann beissen sie zu.
Vor Jahren wurde Vater von einer Kobra angegriffen. Wieder half ihm ein Hund. Der kriegte das Gift in die Augen, trotzdem tötete er die Schlange. Leider erblindete der Hund am Gift, weil es keine Möglichkeit gab die Augen sofort zu reinigen. Der Hund lebte danach noch fünf Jahre und folgte seinem Meister auf Schritt und Tritt.


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Schönheit
Beitrag von: Low am 13. Dezember 2008, 15:03:57
Schönheit

Schönheitsoperationen in Thailand sind preisgünstig, leider manchmal mit Lebensgefahr verbunden. Das heisst nicht, dass Menschen auf dem Operationstisch abgeschlachtet werden.
In einem Bio Spital in der Nähe des alten Flughafens, verliefen nicht alle Eingriffe zu Gunsten der Patienten. Es gab Leute, die klagten gegen den Chefarzt, weil sie mit dem grösseren Busen oder dem neuen Gesicht unzufrieden waren. Komischerweise starben die Kläger alle an Bleivergiftung.
Irgend ein Intellektueller bei der Polizei, wie Inspektor Columbo - aber ohne Mantel, fand heraus, dass der ungeschickte Arzt offenbar Profikiller auf die Tadler ansetzte. Manche der Opfer wurden vor der eigenen Haustüre erschossen. Zumindest die Adressen stimmten.
Ein Täter wurde verhaftet. Er erhielt vom Bruder des Arztes angeblich 30 000 Baht. Der Geldgeber flüchtete nach Laos.

Etwas gutes hatte die Geschichte:
Ich bin jetzt mit meinem etwas angeknitterten Kopf und dem Bierbauch voll zufrieden. Alle Operationen wurden abgesagt.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Kopfschaden
Beitrag von: Low am 13. Dezember 2008, 15:07:35
Kopfschaden

Phitsanulok. Ein 48 jähriger Verwandter starb innerhalb dreier Tage an einem Genickbruch.
Er verblüffte seine angetrunkenen Freunde und Gäste öfters damit, dass er seinen Kopf drehte, bis die Wirbel krachten. Diesmal ging er mit seinem Imponiergehabe zu weit. Er überdrehte seinen Kopf allzu kräftig, bis zum endgültigen Knack.
Anstatt nach dem Bruch sofort das Spital aufzusuchen, frass und soff er sich zu Hause während Stunden die Birne voll.
Als sich dann die Augen langsam verdrehten, war es für jegliche Hilfe zu spät.
Seine Frau, ausgebildete Krankenschwester, war überfordert und wusste keinen Rat.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Wasserpumpe
Beitrag von: Low am 14. Dezember 2008, 12:02:03
Wasserpumpe

Unsere Wasserpumpe stellte verschiedentlich nach dem Erreichen des Nenndruckes nicht ab. Wir mussten den Strom manuell unterbrechen, oder die Pumpe lief heiss, bis der Thermoschalter reagierte. Weil wir eine Pumpe mit fünfjähriger Garantie kauften, riefen wir den Kundendienst an. Nach vielen Anrufen besichtigte ein Service Mann die Anlage. Er bemängelte, dass am Wassertank zwei Leitungen angeschlossen seien. Das sei nicht gut für die Pumpe.
Ich war mit der Erklärung nicht einverstanden. Darauf rief er das Werk an. Der Techniker erklärte ihm, der Tank hätte zwei Ausgänge. Die stünden beide zur Verfügung. Thais benutzen in der Regel nur einen.
Er telefonierte mit seinem Chef in Chiang Mai und verreiste mit dem Versprechen, dass die Pumpe in einigen Tagen ersetzt würde.
Wir waren ein paar Tage abwesend. Nach unserer Rückreise telefonierte Dick wieder mit dem Kundendienst betreffend Garantiereparatur. Zwei Tage später kamen zwei Mann. Die benutzten weder Schraubenschlüssel, noch ersetzten sie die Pumpe, sondern sie palaverten für zwei Stunden in ihre Telefone. Dann erklärten sie, der Garten sei zu gross, der Motor der Pumpe könnte nur eine Stunde lang arbeiten. Sie könnten die Pumpe ersetzen, aber nur gegen ein anderes Fabrikat.
Ich wurde unfreundlich und erklärte den Spezialisten, der Motor sei in Ordnung, aber der Druckschalter würde nach Erreichen des Nenndruckes nicht abschalten. Auf meine Aufforderung entfernten sie den Schalter. Ich kontrollierte die Kontakte mit einer Lupe. Sie waren in Ordnung.
Die Männer montierten den Schalter. Die Pumpe arbeitete, der Schalter stellte nicht ab.
Die Spezialisten wollten in Bangkok einen neuen Druckschalter bestellen und verreisten.
Ich liess die Pumpe achtundvierzig Stunden lang unter Vollast laufen und wässerte den grossen Teich. Danach stellte ich die warme Pumpe ab, drehte am Druckschalter an der Stellschraube des Bimetallschalters bis es klickte. Mit etwas Nagellack aus Dick´s Beauty Salon sicherte ich das Gewinde. Nach drei Minuten werkeln, stellte der Motor wieder automatisch ab und das seit über drei Jahren.

Als zwei Wochen nach dem Besuch der „Facharbeiter“ keine Rückmeldung erfolgte, schrieb ich die Firma direkt an. Die antworteten sogar::
„Lieber Kunde,
Wir freuen uns, dass sie unser Qualitätsprodukt kauften.
Wir bedauern, dass sie Probleme mit dem Schalter haben.
Wir müssen ihnen leider mitteilen, dass die 5 jährige Garantie nur den Motor betrifft. Einen Garantieanspruch auf den Schalter haben sie nicht.
Wir sind aber gerne bereit, ihnen einen neuen Schalter für THB 350.00 per Nachnahme zuzustellen.“

ACHTUNG:  Bei den meisten Geräten und Apparaten (Waschmaschine, Geschirrwaschmaschine, Kühlschrank und TV) beschränkt sich die 5 jährige Garantie auf den Motor. Die Laugen-Pumpe in der Waschmaschine hat zwar einen Motor. Die Pumpe als Teil unterliegt keiner Garantiepflicht. Beim Fernseher hat man Pech, weil dort garantiert kein Motor drin ist. Aber wer weiss das schon?
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Profuuu
Beitrag von: Low am 14. Dezember 2008, 12:04:38
@ Profuuu
danke für das Lob, ist fast wie Red Bull (verleiht Flügel)..... aber
während Du mit den fundierten, illustrierten Arbeiten prächtige Torten produzierst, übe ich am Kleingebäck.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Schokolade
Beitrag von: Low am 14. Dezember 2008, 12:14:13
Schokolade

Eines Abends genoss ich einen trockenen weissen Chateau de Loei (Chenin blanc, 2003, Thailand) und las in Umberto Eco’s Baudolino. Da läutete eines der Telefone. Es war Frau Ente, die mich zu einer Party einlud und zusätzlich nach Bier und Schnaps verlangte, denn Thais haben selten Vorräte im Haus. Diese Frauen tranken Unmengen. Ich wollte Leber und Kopf schonen und lehnte dankend ab.
Sie benutzte Trick 17 und sagte, meine Lieblingsfreundin Wen sei nach Monaten aus Krung Thep zurück, deshalb die Party. Wen möchte mich umgehend sehen. Zehn Minuten später kamen Wen und Pornthip ins Haus und begrüssten mich mit Herzen, Mund und Händen. 
Pornthip machte sich am Kühlschrank nützlich. Während dessen küsste ich Wen zwei oder drei mal, wer schaut da schon ganz genau und gab der Süssen etwas Süsses, eine Schokolade. Ich sagte, ich käme etwas später, ich müsse mich erst anziehen, was die Frauen begriffen.

Nach längerer umständlicher Toilette, in Thailand kann man sich für alles viel Zeit lassen, besuchte ich das Haus von Seng Lah. Die Frauen tranken schwatzend Bier und Gin Tonic.  Plättchen und Platten mit Essen gab es im Überfluss. Hierzulande serviert man rohes Gemüse, wie lange Thai-Bohnen, die müssen nicht gekocht werden, Koriander, Wasserspinat, Frühlingszwiebeln, Basilikum und dergleichen auf Eis. Ich staunte nicht schlecht, als ich mitten in der grünen Gemüseplatte die braune Schokolade entdeckte.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Sauftour
Beitrag von: Low am 14. Dezember 2008, 12:24:03
Sauftour

An einem Novemberabend kauften wir im neu eröffneten Kad Farang, bloss einige Minuten vom Haus entfernt, einige Lebensmittel.
Auf dem Rückweg knallte etwas am Auto, als wir links abbiegen wollten. Ich dachte, dass Dick einen leeren Ölkanister der benachbarten Werkstätte überfahren hätte. Doch dann schepperte rechts vom Auto funkensprühend ein Motorrad mit drei Mann, wie üblich ohne Helm, auf der Überholspur über den Boden. Ein zweites und ein drittes Motorrad krachten in das erste mit der Besatzung.
Der dritte Motorradfahrer drehte sofort seine Maschine und ergriff als Geisterfahrer die Flucht. Ich rief sogleich die Polizei in Hangdong an,
denn die Nummer war in meinem Handy gespeichert.
Währenddessen stürzten  weitere Motorräder in die Falle. Zwei Männer stoppten den Verkehr. Einige Töfffahrer forderten uns auf, abzuhauen. Ein Anderer sammelte Kleinteile und Flaschen und deponierte sie im Gebüsch. Wir warteten auf Ambulanzen und Polizei.
Der erste Motorradfahrer gab zu Protokoll, Dick hätte ihn angefahren.
Der Mann stank nach Alkohol und war stockbesoffen. Bier und Schnapsflaschen lagen immer noch um die Motorräder.
Dass der Motorradfahrer schuld war, zeigte der Schaden am Auto eindeutig, oder Dick hätte das Rad rückwärtsfahrend rammen müssen.
Am Sonntag ging sie zur Polizei für den Rapport für die Versicherung.

Dort zeigte sich, dass zehn Motorräder und ihre Fahrer an einem Rennen von Chom Thong nach Chiang Mai beteiligt waren.
Die Meisten der Herren waren angetrunken und hatten weder Fahrausweise, Nummernschilder noch Versicherungen.
Eines der Räder war ziemlich neu. Kaufbelege konnten nicht vorgezeigt werden. Wahrscheinlich war das Fahrzeug geklaut. Das Nummernschild war Eigenbau.
Ein Polizist besuchte mit Dick die Verletzten im Spital. Vor einem Zimmer sass eine weinende Frau. Sie wollte von Dick 30'000 Baht. Dick lächelte nur.
Der Polizist erklärte der Frau, wir hätten den Unfall nicht verursacht. Wer denn unseren Schaden bezahle? Darauf erzählte die Frau, dass sich die jungen Männer täglich betranken.
Ein besorgter Grossvater gab zu, dass die Missetäter bereits den vierten Unfall verursachten. Sie töteten bereits einen Radfahrer.
Den dritten, den flüchtigen Fahrer, erwischte die Polizei, als er im Spital seine gebrochenen Zehen behandeln lassen wollte.
Die Bilanz der Sauftour: Zwei Tote, mehrere Verletzte und ein Bagatellschaden hinten links am Auto.

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Cognac
Beitrag von: Low am 14. Dezember 2008, 17:42:36
Cognac

Wie trinken wir einen Cocnac, einen Weinbrand?
Es mag Banausen oder Clochards geben, die setzen sich die Flasche einfach an die Lippen.
Geniesser nehmen ein schönes bauchiges Glas, wärmen es unter Umständen sogar an, giessen etwas XO Grande Champagne ein,
fassen den Kelch so zart an wie eine schöne Frau und...
riechen, lassen den Geschmack in der Nase entfalten und dann
benetzen sie die Zunge, den Gaumen mit kleinsten Mengen der goldenen Flüssigkeit.
Man schmeckt hundert Aromen und empfindet eine wohltuende warme Sensation im Hals.
Das erlebte ich schon lange nicht mehr. Nicht das weibliche Fluidum, ich meine edlen Cognac und schwelge in Erinnerungen.
Ein Cognac ist üblicherweise so kräftig, dass man ihn nur in kleinen Schlücken trinken kann.

Ganz anders ist es bei den Einheimischen in Hinterindien.
Es ist heiss. Man will ein richtiger Mann sein. Man zeigt, dass man Geld hat und knausert nicht. Da wird die teuerste Flasche für oft über hundert Euro bestellt. Dann müssen Teegläser her und Eis, viel Eis. Eis ins Glas, aufgefüllt mit Courvoisier, Hennessy, Martell, Remy Martin oder was immer das Haus anbietet.
Anstossen mit viel Lärm und Geschrei und dann den Inhalt in einem Zug hinunterstürzen.
Beim Trinken die Arme so halten, dass die goldene Rolex auffällt, das ist die Sitte hier.
Wenn man dann nach einigen Gläsern nicht mehr stehen kann, bringen dich die Saufkumpane nach dem Bezahlen sicher in den Benz.
Das ist internationale Folklore von HongKong bis Singapore.

Wo bleibt der Spass, wenn die lieben wie sie saufen?
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: nongphrue am 14. Dezember 2008, 19:04:09
@Khun Low,

Herzerfrischend!!!!

tschau
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: dii am 14. Dezember 2008, 19:24:22
...die sind so?  ;D   ...koennen halt nicht Dosieren, nichtma sich schoen langsam einsumpfen  ;D   ...die sind so  --C   ;D
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien @ dii
Beitrag von: Low am 15. Dezember 2008, 12:55:02
@ dii

Du hast recht: Die sind so. (Ich kenne die Bilder)
Aber man könnte auch sagen, wir sind anders.

Positiv betrachtet ist es doch so,
dass wenn die auch anders wären, der ganze Spass, die Spannungen und vielleicht ein Teil der Exotik verloren gingen.

Dann gäbe es keine Geschichten aus Hinterindien.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Beziehungen
Beitrag von: Low am 15. Dezember 2008, 12:57:20
Beziehungen (Dez. 2004)

Wenn ich eine Frau treffe, wo auch immer, zum Beispiel an einer Party, sprechen die Frauen im Dorf sofort von Tengan – heiraten. So auch heute. 
Das geht hier leicht und unüberlegt. Hat man mal die Mia Luang, Hauptfrau, und sieht man ein besseres Stück, dann gibt’s halt zusätzlich  eine Mia Noi, Zweitfrau. Und Mia Noi kann man etliche haben. Gefällt die Nummer Eins gar nicht mehr, dann lässt man sie stehen. Thai Ehen werden selten registriert.
Ein Geisterbeschwörer, ein Stück Schnur um die Köpfe,  Bier, Schnaps und Essen für die Gäste, oder der blosse Klatsch reichen vollkommen.
Der Dorfklatsch klassifiziert die Verhältnisse, ob Paare verheiratet sind oder nicht. Meine angebliche Mia Noi ist Mia Luang eines Mannes, der in Krung Thep eine Familie hat, also ist sie bloss dessen Mia Noi. Weil aber Krung Thep weit weg ist, ist der Liebhaber laut Klatsch Ehemann Nummer eins, obwohl nie etwelche Zeremonie stattgefunden hat. Diese Mia Noi sah ich glücklicherweise Monate lang nicht mehr. Sie ist lieb, frisst Unmengen Futter, ist jedoch unglaublich dumm. Das ist hier normal, ohne dass die Leute geistig behindert sind.

Warum kam sie überhaupt ins Gerede als Mia Noi? Sie besuchte mich hin und wieder ohne Begleitung. Das war’s.
Als mir einmal eine Angestellte von American Standard einen Katalog ins Haus lieferte, wurde sie angehalten und gefragt, ob sie meine neue Mätresse sei.

Diese nicht Mia Noi hatte eine verheiratete gleichaltrige Freundin, die war schwanger. Darum wünschte sie sich auch ein Kind. Ihr Mann, der mit der Familie in Bangkok, machte zwar die Leibesübungen zu zweit öfters, wollte aber keine weiteren Kinder. Sein Nachwuchs mit der Mia Luang reichte ihm zur Genüge.
Sie kam zu mir und besprach ihr Problem. Ich sagte ihr, wenn sie unbedingt ein Kind wolle, solle sie die Präservative präparieren.
Sie verstand das sofort und wollte mit einer Schere die Spitze wegschnipseln. Ich konnte sie davon überzeugen, dass es schlauer wäre,
den Gummi mit einer Nadel zu perforieren.
Der Manager aus Bangkok war nicht auf den Kopf gefallen und blies die Gummis vorsichtigerweise vor Gebrauch auf.
Sie wollte unbedingt geschwängert werden und bot mir viel Geld an für meine Mitwirkung. Da ich die einzige Langnase weit und breit war
und ich mir das Getuschel im Dorf spätestens nach einer Geburt ausdividieren konnte, verzichtete ich schweren Sackes auf den lukrativen Nebenverdienst.

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Abwasser
Beitrag von: Low am 15. Dezember 2008, 13:38:22
Abwasser  (Dez. 2003)

Wir haben keine Kanalisation. Das  Abwasser von Küche und Dusche geht in den Bach oder ins Reisfeld. Für die Fäkalien gibt es einen Tank, der hie und da entleert werden sollte. Thais finden das überflüssig. Das heisst, jedes Haus im Dorf, mit  seltenen Ausnahmen, steht in den eigenen Exkrementen die dann durch Überschwemmungen entsorgt werden. Moderne Septic Tanks müssen nicht mehr entleert werden. Sie enthalten eine eingebaute ARA, wer’s glaubt.
Als mein Dreck am Ostersonntag abgepumpt wurde, meinte Poo, das sei eine unnötige Ausgabe. Bei der Nachbarin Gäu habe danach die Toilette nicht mehr funktioniert. Sie warnte mich eindringlich, doch erfolglos.
Bei Poo füllt man zu viert seit 9 Jahren den Topf, bei dem die Kacke mittlerweile durch die Entlüftung unter dem Haus in die Umwelt gelangen dürfte.
In der Schweiz könnte man nach diesem System das Geld für die Abwasserreinigungsanlagen einsparen und damit die AHV subventionieren. 
Was früher Brot für Brüder hiess, heisst in Thailand Scheibenkleister für alle, oder geteilter Kot ist doppelte Freude.


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: rh am 15. Dezember 2008, 14:49:24
@ Low

verzichtete ich schweren Sackes auf den lukrativen Nebenverdienst.


Wunderbar formuliert.
Ich hoffe,Du bist inzwischen anderweitig entschaedigt worden. :-X :-X :-X :-X :-X :-X
rh

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien @rh
Beitrag von: Low am 15. Dezember 2008, 15:54:29
@rh

In diesem Zusammenhang von Herzen zu sprechen würde an Blasphemie grenzen.
Schweren Herzens wird umgangssprachlich als widerwillig definiert.
Schweren Herzens = Weltliteratur
Schweren Sackes   = Forenliteratur

Anmerkung betreffend Entschädigung:
Sie war (ist?) ja nur Mia Noi. Du vergisst Mia Luang.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Grüner am 15. Dezember 2008, 17:18:38
Die Geschichten sind wirklich treffend und amüsant zu lesen. Danke und mach weiter!
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: örni am 15. Dezember 2008, 23:53:30
Low ich bin über 20 Jahre in dem "Irrenhaus Siam " tätig.  --C --C --C Du triffst den Nagel auf den Kopf. (http://img519.imageshack.us/img519/5593/menschen144bo5.gif) (http://imageshack.us)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Elektromotorische Kraft
Beitrag von: Low am 16. Dezember 2008, 14:47:25
Elektromotorische Kraft

In einem kleinen Restaurant regte schon die Präsentation der Speisen mit den dekorierten farbigen Gemüsen die Verdauung an. Das Essen schmeckte fabelhaft. Der Service stimmte. Die Preise waren bescheiden. Kein Wunder, dass unsere Besucher das Lokal innhalb weniger Tage öfters besuchen wollten.
Die Gaststätte hatte nur ein Problem, ausser uns praktisch keine Kunden.
Als wir erneut dort waren, wurden wir freundlich begrüsst und bedient. Dick bestellte Huhn in Pandanusblättern, Frühlingsrollen mit Garnelen und Lychee und einen Fisch.
Weil die Kasse nicht stimmte wurde der kreative teure Koch gegen eine preisgünstigere Arbeitskraft ausgetauscht. Davon hatten wir keine Ahnung.
Das Resultat klärte uns auf. Die Frühlingsrollen waren ölig, das Huhn war keine Gaumenfreude wie üblich. Der Fisch war zu reich garniert.
Dessen Fleisch war nicht saftig und zart, sondern trocken und spröde.
Ich dozierte, der Fisch stamme aus dem Gefrierfach. Wir hatten in der Gegend längere Stromausfälle, er sei deshalb aufgetaut und wieder eingefroren.
Tags darauf hatte ich Fieber. Wir hatten heisses Wetter, bis 43 Grad am Nachmittag. Deshalb hielten wir Siesta im einzigen klimatisierten Zimmer.
Da passierte es plötzlich, dass mein Darm keine Luft, sondern stinkige Flüssigkeit abgab. Ich kannte nun den Grund der Übelkeit: Der Fisch.

Ich wollte mich im Badezimmer säubern. Da fiel der Strom aus.
Wenn wir keinen Strom haben, arbeitet die Wasserpumpe nicht, keine Klimaanlage, kein Internet, kein Licht, keine Waschmaschine. Nichts mit Duschen.
Mia holte Wasser aus dem Teich. Nach sieben Stunden endlich konnte ich dann duschen. Wir hatten Strom bis zum nächsten Nachmittag. Dasselbe Programm wiederholte sich. Ich war im Badezimmer .......

Durch starken Wind angetrieben, sägte ein Palmblatt an der Isolation der Stromleitung bis die Palme Feuer fing. Während dessen versuchte eine Frau etwa zehn Mal vergeblich die Behörde telefonisch zu informieren.

Die Leitung schmolz nach geraumer Zeit durch und fiel auf die Strasse. Schlangengleich und funkensprühend sprang das Kabelende hin und her. Ein paar Burmesen waren unterwegs, um ihr Moped zur Reparatur zu bringen. Sie erkannten die Gefahr nicht. Die unberechenbar zuckende Stromleitung tötete die Leute. Die dürften eigentlich weder ein Handy noch ein Motorfahrzeug benutzen.


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Depressionen
Beitrag von: Low am 16. Dezember 2008, 18:46:55
Depressionen

Es war in den 70er Jahren. Bumser Bomber flogen von Europa nach Thailand, als Tripper Clipper starteten sie zurück.
Ich weilte in der Nähe, als ein Kommandounternehmen in U-Tapao ein paar B 52 Bomber sprengte.
Ich war im Land, aber nicht am Ort des Geschehens, als ein noch nicht 10 jähriges Mädchen gegen Bomben und Artilleriefeuer Gräben ausheben musste.
Sie musste zusehen, wie ein Teil ihrer Lehrer erschossen wurde.
Sie pflegte Verletzte. Sie versuchte auf der Strasse mit blossen Händen die Eingeweide Verwundeter zurück in den Bauchraum zu pressen.
Sie erlebte, wie ihr Vater zwangssterilisiert wurde.
Vor wenigen Jahren begleitete ich sie während Monaten ins Spital, wo ihre Depressionen endlich behandelt wurden.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Raumpflegerinnen
Beitrag von: Low am 17. Dezember 2008, 13:14:17
Raumpflegerinnen

Früher hiess das Putzfrau. Unter Raumpflegerin könnten sich Thais nichts vorstellen. Unter putzen schon: Man nehme hundert Liter Wasser und reinige damit einen Teller.
Merke: Je mehr Wasser, desto sauberer der Teller. TIT.
Die Vermieterin meines ersten Hauses wurde zugleich mein Mädchen für Alles.
Die attraktive Lady erklärte sich spontan bereit, mein Haus zu reinigen, mich zu bekochen und klar, auch die Wäsche würde sie waschen, bügeln, aufhängen etc., sofern der Preis stimmte.
Sie war eine gute Köchin für drei Tage. Dann verstarb ihre Schwester. Sie verreiste und ich richtete zwangsweise innert Stunden meine Küche ein.
Ich kaufte Reinigungszeug und war unabhängig.
Sie kam zurück, liebte meine Unabhängigkeit nicht und sie zeigte mir, wie sehr ich auf sie angewiesen war. Ich liess mich verwöhnen. Beim Frühstück demonstrierte sie täglich, wie geschickt sie mit ihrem Wedel den Staub aufwirbeln konnte. Dazu liess sie ihre Hinterbacken kreisen, dass ich die Eier ohne Speck verzehren konnte.
Die Häuser waren eng aneinander gebaut. Die dünnen Gipswände liessen mich an den sämtlichen Aktivitäten der Nachbarn teilhaben.
Jeder Furz war ein 3D-Spektakel. Manchmal dachte ich, die Kinder spielen in meinem Wohnzimmer und oh je, jetzt ist eines in WC gefallen.

Sie war eine Dame von Welt. Sie klärte mich auf:
„Du musst einen Fernseher kaufen. Ohne TV ist hier nichts mit Liebe machen und keine Frau wird dich je besuchen. Wenn du Damenbesuch hast, musst du den TV aufdrehen, sonst hören die perversen Schweine zu.“
Ich wusste nun, wenn abends ein Wagen vorfuhr, sie war meine Nachbarin, und darauf ihr Heimkino laut wurde, welche Sportart betrieben wurde.

Nach einigen Wochen hatten wir einen Verkehrsunfall.
Wir waren beide im Spital im selben Zimmer. Warum? Wir sassen beide im selben Wagen, also gehörten wir zusammen. Des Nachts schlief dann ihr Liebhaber neben ihrem Bett auf dem Boden und gewährte ihr Schutz vor dem Farang, denn im Zimmer hatte es einen Fernsehapparat.

Ihr rechter Arm war verletzt. Sie konnte ihre Geschäfte nicht mehr wahrnehmen. Als Generalunternehmerin besorgte sie mir eine neue Arbeitskraft, Khun Poo.
Poo kochte gut und leistete mir bei den Mahlzeiten Gesellschaft. Sie hatte Familie und deshalb seelische Probleme, die sich mit Bier lösen liessen.
Aber ich hatte noch immer keine Television.



Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Ingo † am 17. Dezember 2008, 13:42:14

Aber ich hatte noch immer keine Television.

Und was nun lieber Low, hast Du einen?  :-)

Wir alle wohl sind richtig gespannt.

Gruesse von Ingo
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 17. Dezember 2008, 14:12:11
Jetzt weiss ich endlich, warum die Dörflerinnen immer zuerst nach der Remote suchen, bevor es zur Sache geht...  :D

Einfach köstlich, Low.  :)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Raumpflegerinnen 2
Beitrag von: Low am 17. Dezember 2008, 14:16:35
Ingo,
mein Los war nicht der TV. Mein Los war, dass ich die Hilfskräfte im LOS los wurde.

Raumpflegerinnen 2

Mein Mietshaus hatte einen Nachteil. An zwei Wänden war es mit den Nachbarhäusern zusammengebaut.  Zwei Seiten gingen grenzenlos zur  Strasse. Wie ihr wisst, ist es in Thailand bitter kalt. So kalt, dass man einen Diesel vor Gebrauch aufwärmte. Die Kinder mussten um 07 00 zur Schule, also starteten die Nachbarn ihre Pick up´s um ungefähr 06 30. Dann stank es gewaltig im Haus, denn um die Ecke konnten etwa 5 Fahrzeuge geparkt werden.
Ein Teil des Russes gelangte in meine Wohnung. Das gefiel mir nicht, denn dieser Dreck belastete meine Atemwege.

Etwa 250 m von meinem Domizil entfernt, entdeckte ich ein niedliches Häuschen in einer kaum befahrenen Nebenstrasse. Links und rechts davon war Dschungel. Gegenüber dem Haus wucherte Urwald. Kein Verkehr, nichts. In der Sackgasse standen bloss vier Häuser. Das kleine Haus war zum Verkauf ausgeschrieben. Nach einer kurzen Besichtigung der etwa 60 Quadratmeter, machte ich am Ostersonntag eine Anzahlung von 10 000 THB. Am Tag darauf verreiste ich Richtung Europa. Ich wusste, dass ich im nächsten Winter eine bescheidene aber gediegene Unterkunft hatte.
Während meiner Abwesenheit bezahlte die Haushälterin die Rechnungen des Mietshauses nicht, obschon das Geld in ihrem Besitz war.
Die Elektrizitätsgesellschaft kappte kurzerhand die Leitungen.
Also feuerte ich sie. Sie hatte auch kein Interesse am Haushalt im neuen Haus. Der Fussmarsch hätte sie zu sehr angestrengt. Ein Motorrad hatte nicht.

Ein Freund hatte eine Bekannte. Die suchte Arbeit. Sie hatte einen Universitätsabschluss als Lehrerin. Unterricht zu geben war ihr zu beschwerlich. Aber sie liebte das Kochen. Deshalb stellte ich sie ein.

Die junge Frau verbrachte zuvor einige Monate in Australien bei ihrem Freund. Ich dachte, die paar Quadratmeter eines Faranghaushaltes sollten für sie problemlos zu bewältigen sein. Bevor sie ihr Tagespensum bei mir begann, bereitete sie Frühstück bei Nachbarn und hielt wacker mit. 
Jeden Tag brachte sie ein paar Pflanzen für den Garten mit, die sie unterwegs klaute. Täglich fragte sie mich, ob ich den Pomelo Baum wirklich wolle.
Nach ungefähr einer Woche bemerkte ich, dass der Pomelo den Platz gewechselt hatte, er war etwa einen Meter vom alten Standort entfernt.
Einen Tag darauf wurden es zwei Meter, dann drei und vier Meter und nach zwei Wochen schmiss sie den Baum ungefragt weg.
Weil mir der täglich erneut gewedelte Hausstaub nicht passte, kaufte ich einen Staubsauger. Ein Besucher hatte Lachanfälle, als ich der Lehrerin den Gebrauch des Saugers erklärte. Waschlappen, Putzlappen, kleine Werkzeuge, Batterien, Briefmarken, Teile ihrer Kleidung und ihre Haare verschwanden ungewollt in der Teufelsmaschine und sie fand den Schalter nicht.

Einmal fragte sie nach dem Abwaschen, sie sei fertig mit der Hausarbeit,
ob sie ihr Motorrad reinigen könne. Ich hatte nichts dagegen.
Ich schritt aber energisch ein, als ich sah, dass sie dazu die Gerätschaften wie Gefässe, Bürsten und Tücher aus der Küche verwenden wollte.
Zu guter Letzt erlöste mich der Australier von dieser Hilfe und heiratete sie.

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: SomTam am 17. Dezember 2008, 15:37:18

Super Stories  :D genial zu lesen ..... freue mich schon auf mehr mehr mehr  ;D
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Ingo † am 17. Dezember 2008, 16:40:58
Zu guter Letzt erlöste mich der Australier von dieser Hilfe und heiratete sie.

Lieber Low,
immer haben deine Geschichten einen versoenlichen Ausgang.

Du bist ein Glueckspilz.

Gruesse von Ingo
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Raumpflegerinnen 3
Beitrag von: Low am 17. Dezember 2008, 19:51:31
Raumpflegerinnen 3

Poo benötigte Geld. Sie war bereit, erneut für mich zu arbeiten.
Sie kochte gut. Bei schönem Wetter dinierten wir vor ihrem Haus auf der Strasse. Selten kochten wir bei mir. Ihre Kinder liebten Pasta. Dann war ich der Chef. Manchmal lud mich die Familie sogar in Restaurants ein.

Die Hausarbeiten erledigte Poo zügig. Einen Staubsauger besass sie selbst. Ihr Problem war ihre Eifersucht.
Tratschtante Poo erzählte im Dorf freudig intime Geschichten, die sie sich beim Putzen ausdachte, wenn sie zufälligerweise mal ein langes Haar im Schlafzimmer fand.

Kurzhaarige Frauen sind hier Mangelware oder sie sind alt und nur bei Neumond zu gebrauchen.
Manchmal verlor die Masseuse etwas Kopfschmuck. Gewiss gab es hin und wieder ein Haar einer Besucherin. Mit der Zeit wusste Poo, welches Haar zu wem gehörte.

Um den Reizquotienten niedrig zu halten, saugte ich das Schlafzimmer nach heiklen Sitzungen eigenhändig, bevor sie zum Dienst erschien.
Richtig flippte Poo aus, als sie ihre eigenen Haare entdeckte und nicht wusste, wo sie das Zeug einordnen sollte. Dann streikte sie ohne Vorwarnung und nahm gleich ein paar Tage frei.
So war ich gezwungen erneut Ausschau zu halten.

Freundinnen aus der Stadt brachten hin und wieder Anwärterinnen für den heiklen Posten. Es waren immer lustige Stippvisiten mit mindestens einem halben Dutzend junger Frauen. Sie brachten allemal Essen mit und gute Laune. Ich stellte die Getränke, Geschirr und Besteck und dann wurde meistens draussen getafelt.
Als wir nach einer Mahlzeit gesellig zusammen sassen, hörte ich intensives Geschirrklappern im Hause. In der Küche war kein Mensch zu sehen. Aha, die Geräusche kamen vom Badezimmer. Ich sah nach. Da sass doch die zukünftige Haushalthilfe mit dem Abwasch auf dem Boden vor dem WC und spülte die Teller im Monoblock.

Zum Glück arbeitete Poo weiter, bis ich eine feste Beziehung hatte. Damit machte ich sie endgültig unglücklich, denn mittlerweile besass ich einen riesigen Plasma Bildschirm. Er war an die Wand geschraubt und so gross, dass mich Gäste immer wieder fragten: „Hast du eigentlich keinen TV?“

Die erste Raumpflegerin die ich hatte, ist eine fabelhafte Köchin. Sie hat ein gutes Verhältnis zur Mia Luang. Manchmal essen sie zusammen eine Kleinigkeit am Mittag, weil es für mich nur Früchte gibt.
Vor einigen Monaten machte sie der Mia Luang das Angebot:
„Eine fleissige Putzfrau habt ihr ja. Du selbst, der Garten, das Haus und das Auto gefallen mir. Für 6000.00 im Monat wäre ich gerne Mia Noi.“





Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: markusz am 17. Dezember 2008, 21:06:03
Habe erst jetzt rein gelesen. Erfrischende Geschichten...   ;)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Rasen
Beitrag von: Low am 18. Dezember 2008, 17:13:33
Rasen       Mai 2004

Rasen ist für die meisten Thais kein Thema. Das ist der Ort für den Abwasch, die Deponie für Hühnerknochen, Plastiksäcke, Zigarettenkippen, kurz – eine Müllhalde.
Zwei kleine Mädchen, ihre Mütter arbeiteten auf der Baustelle, besuchten mich im Gästehaus, weil sie sich langweilten.
Ich bot ihnen eine Verdienstmöglichkeit und bat ich sie, den Garten zu wässern. Sie gossen sämtliche Pflanzen, aber nicht den Rasen. Steine, Abfälle und Unkraut, welches ich mühsam aufgesammelt und zur Seite gelegt hatte, warfen sie kurzerhand wieder ins Gras.
Auf der Baustelle ist es dasselbe. Was nicht unmittelbar auf dem Boden landet, wird zum Fenster hinaus geschmissen. Bauschutt, leere Flaschen, Getränkedosen, Essen, Schrauben, Nägel und leere Zementsäcke. Ein Aufenthalt im Garten wäre lebensgefährlich.
Das ist ebenfalls bei vielen Thaihäusern der Fall. Der einzige Hinderungsgrund für die Entsorgung aus dem Fenster sind manchmal die Moskitogitter.

Das schönste Erlebnis dieser Art hatte ich im Haus eines Bekannten.  Seine Frau bereitete Nachtisch.
Für die Europäer gab es eine undefinierbare Creme englischer Bauart.
Die Thailänderinnen entschieden sich für Durian. Der Hausherr bat die Damen die Stinkfucht, die ihrem Namen alle Ehre machte,
draussen vor dem Haus zu essen. Ich zog die Frucht der scheusslichen Pampe vor, vielleicht weil ich bereits als Knabe im Handfertigkeitsunterricht Leim und Fischkleister verkostete.
Die Dame des Hauses legte ein Stück köstliche Frucht für mich auf einen Teller.
Ihr Gatte kam, schnupperte leicht, dann energisch, das Gesicht rötete sich und wütend schleuderte er meine Frucht samt Teller durchs offene Fenster in den Garten. 
Seine Frau beobachtete den kühnen Wurf, ging zur Bar, entnahm ein paar Flaschen Schnaps und schmiss mit lauten Worten die Alkoholika der Durian nach.
Dieses Rezept nennt sich dann:
Stinkfrucht mit Grand Marnier im Grasbett.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: tom_bkk am 18. Dezember 2008, 17:28:17
Meine Putzfrau kommt jeden Sonntag um 9.00 - dann putzt sie das ganze Haus und macht alles sauber - um 14.00 ist sie wieder weg. Das macht sie gut, und ich wuerde auf Teufel komm raus nie auf die Idee kommen, sie fuer mich kochen zu lassen ginge zu weit ... und liegt auch sicher nicht in ihrem Kompetenzbereich  ;)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: @ tom_bkk
Beitrag von: Low am 18. Dezember 2008, 17:57:00
@ tom_bkk

Tom, du lebst in der Stadt. Um die Ecke gibt es 100 leckere Garküchen.
Es hat Tausende von Restaurants.
Ich lebte hier alleine auf dem Land, inmitten von Reisfeldern.
Lanna Food ist nicht jedermanns Sache. Es gibt widerlich stinkendes Grünzeug. Dann Spezialitäten wie Raupen auf Akazienblättern, oder Reis mit gebratenem Bambuswurm. Unsere Nudelsuppenläden brauchen auf einen Liter Wasser mindesten 50 Gramm Zucker.
Für  eine Person zu kochen ist unsinnig und alleine essen ist langweilig.
Ich bin meinen Köchinnen für die erlesenen und gesunden Speisen und die Gesellschaft ewig dankbar.
Jetzt basteln wir unsere Menus zu zweit. Die neue Putzfrau putzt nur, denn Mia Luang könnte mit dem Lanna Zeugs auch nicht viel anfangen.

Mahlzeit
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: tom_bkk am 18. Dezember 2008, 18:05:23
@low

Und auch an 100 Garkuechen hat man sich schnell mal sattgegessen - zumal man sich die guten eh auf ein paar Quadratkilometern zusammenfahrenmuesste (Orginalton meine Frau) ... wir sind eh 4 Leute im Haus 2 Flgn / 2 Thai und dann machen wir unsere eigene Garkueche ... die geht vom Wiener Schnitzel bis zum Sauerbraten und alles an Thaifood ... auch westliches Essen ist zum Kochen fast der gleiche Preis. Aber alleine ist es Kacke ja  :(
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: dii am 18. Dezember 2008, 21:25:23
...jo, bei tom_bkk is gut futtern, he he  ;)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Unbezahlbare Kultur
Beitrag von: Low am 19. Dezember 2008, 12:53:07
Unbezahlbare Kultur              März 2004

Jährlich werden für Hunderte von Millionen Dollar Artefakte aus Tempeln gestohlen und ins Ausland verfrachtet. Der Handel blüht. Die Polizei ist fast machtlos oder selbst beteiligt.

Letzthin entdeckte ich in einer Schuttsammlung um meine ehemalige Lieblingskneipe einen Kopf im Khmerstil.  Es war mir nicht möglich nah heranzugehen. Ich machte ein Foto mit dem Teleobjektiv. Das Bild sah im PC vielversprechend aus.
Ich zeigte die Aufnahme Poo und bat sie, einen Preis auszuhandeln.
Poo und Mad fuhren mit dem Motorrad hin und erstanden das Ding ohne lange Umschweife für 350 Baht.
Sie legten den Brocken von etwa 15 bis 20 kg auf einen Gartentisch. Ich spritzte mit einem Schlauch den schlimmsten Dreck inklusive weisse Acrylfarbspritzer weg, denn offenbar waren in der Nähe Maler am Werk.
Dann war ich enttäuscht, denn zahlreiche Löcher waren mit grünem Kitt oder Kaugummi gefüllt. Der Kopf war teilweise grausig mit bräunlicher Farbe überschmiert. Mit Wasser und einer Zahnbürste konnte ich die billige Dispersion fast mühelos entfernen. Doch dann wurde ich plötzlich vorsichtig, denn durch die Farbreste schimmerten Goldfragmente. Wie alt der Kopf ist, lässt sich kaum sagen. Mit grosser Wahrscheinlichkeit wurde er aus einem Tempel geklaut.
Seit einem Erdbeben in Chiang Mai ist er noch wertvoller geworden, denn das Ding stürzte um und ein Teil der Nase brach weg.

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Airport Plaza Chiang Mai
Beitrag von: Low am 19. Dezember 2008, 16:45:49
Airport Plaza Chiang Mai                                                  Januar 2005


Dies ist eines der Shopping Center in Chiang Mai, in der Nähe von Flugplatz und Immigration. Von Postamt, Banken über Lebensmittel bis zum PC Shop findet man fast alles.
(2 Tesco Lotus, 2 Big C, 2 Macro oder 2 Carrefour sind alle ausserhalb der Stadt.)
Im Gebäude gibt es Dutzende von Restaurants. Unten, in der Nähe vom Aquarium, etwas versteckt ganz hinten ist eine Thai Markt-Szene.
Angeboten werden unter anderem Lanna Delikatessen wie Raupen, frisch oder getrocknet, Heuschrecken, verschiedene Käfer oder Bambuswurm.  Buntgekleidete Frauen sitzen auf Matten am Boden und kochen, braten, grillen und würzen alles was das Herz, respektive der Magen begehrt.
Dahinter hat es Kneipen mit noch mehr Auswahl. Weiter gibt es im Haus Pizzerien,  McDonalds, Kentucky Fried Chicken, Ice Cream Buden, chinesische, japanische und westliche Beizen.
Im vierten Stock hat es praktisch nur Futtergelegenheiten. In der Nähe des Kinos kauft man eine Kreditkarte und wählt sich dann die Gaumenfreuden in verschiedenen Kiosken aus. Alles ist erstaunlich günstig. Für wenige Euro kriegt man mehr als genug.
Für mich gab es nichts, denn ich hatte vom Vorabend noch ein paar Tranchen Huhn mit pikanter Sauce im Kühlschrank.
Darum saugte ich bloss eine Kokosnuss aus, kaufte Insektenspray, Putzpulver und ein Vollkornbrot zum Huhn. Am frühen Nachmittag brachte mich ein Taxi wie geplant nach Hause zurück.
Ich verräumte die Einkäufe, öffnet die Brotverpackung und den Kühlschrank. Pech gehabt – das Huhn war verschwunden. Poo räumte auf.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: † Jhonnie am 20. Dezember 2008, 00:50:06
also Low

Bei Huhn verschwunden kann ich mitfuehlen, das gir mir mehr mals so.
(auch mit nicht "Huhn" sachen  ;D ) .

aergerlich wenn einen die tages- oder Vorfreude verdorben wird.

jhonnie
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Unbezahlbare Kultur
Beitrag von: Buci am 20. Dezember 2008, 02:47:41
Seit einem Erdbeben in Chiang Mai ist er noch wertvoller geworden, denn das Ding stürzte um und ein Teil der Nase brach weg.

Ich fürchte, das war Obelix der Gallier.   :D

Super Geschichten. Mach bloss weiter.   (http://www.smilies-and-more.de/pics/smilies/wink/034.gif)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: In eigener Sache
Beitrag von: Low am 20. Dezember 2008, 22:47:38
In eigener Sache.

Heute früh streikte die Hälfte meiner Festplatten,
eine SATA 160 GB. Möglicherweise meuterte der Motor.
Mit einer Knoppix Version 5.3 konnte ich vom DVD Laufwerk booten und sah,
dass die eine Platte als Floppy ohne Zugriffsmöglichkeit behandelt wurde.
Ein schlechtes Zeichen war, dass die Festplatten LED dauernd leuchtete.

Schadenfreunde, ich machte Backups bis im November
und verlor nur etwa 10 Geschichten aus Hinterindien.
Die Monatsberichte, aus denen die Geschichten stammen, waren vollständig gesichert.
Trotzdem verbrachte ich den ganzen Nachmittag, mein System
mit einer Festplatte wieder gesichert in Schwung zu bringen.

Den geschätzten Lesern wünsche ich schon jetzt frohe Festtage.
Den Anderen natürlich auch.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Literatur
Beitrag von: Low am 20. Dezember 2008, 22:50:22
Literatur                                        Feb 2005

Der Schriftsteller Peter Bichsel muss in Solothurn leider weiterhin billigen und sauren Wein trinken, denn sein Buch „ Rueng Lao Pid Waela“, dürfte mit 105 Baht pro Exemplar
kaum das grosse Geld bringen.
Der Übersetzer erhält ja ebenfalls seinen Obolus.
Ah ja, der Titel des Originals ist  „Geschichten zu falschen Zeit.“
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Visa-Run
Beitrag von: Low am 20. Dezember 2008, 22:54:20
Visa-Run                            Feb 2005

Das Chinesische Neujahrsfest feierte ich in Kuala Lumpur. Meine Einkaufspläne wurden zusammengestaucht, denn viele chinesische Händler schlossen ihre Geschäfte ab 8. Februar für eine oder zwei Wochen. Ich wollte morgens um zehn Uhr (Öffnungszeit) auf die Petronas Twin Towers (Wolkenkratzer). Doch die Leute standen schon um sechs Uhr in langen Schlangen für die wenigen Gratis Tickets an.

In meinem Pass gab es noch zwei angefangene und eine leere Seite. Die leere Seite war für das Thai Visum reserviert. Eine heimtückische Kopftuchbrillenschlange am Schalter im Flughafen in Kuala Lumpur knallte trotz meiner freundlichen Anfrage lächelnd ihren Stempel rücksichtslos auf die letzte leere Seite.
 
Drei Stunden harrte ich auf der Thai Botschaft aus, um mir dann erklären zu lassen, dass es für ein Visum eine leere Seite brauche. Sie würden mich ausnahmsweise am Nachmittag empfangen,
ich solle doch eiligst auf der Schweizer Botschaft einen neuen Pass besorgen.
Ich nahm an, dass der Herr Botschafter unbeschäftigt und daumendrehend nur auf Typen wie mich wartete und vergass deshalb die freundliche Empfehlung.
Die Folge war, dass ich nun alle dreissig Tage ein visumfreies Reislein machen durfte: Hallo Burma, Sabai Laos, Ni Hau Hongkong.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Literatur
Beitrag von: Buci am 20. Dezember 2008, 23:38:59
Literatur                                        Feb 2005

Der Schriftsteller Peter Bichsel muss in Solothurn leider weiterhin billigen und sauren Wein trinken,

TJaa.... Reden für Bundesräte schreiben waren wahrscheinlich einträglicher...   ???
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Hennen Kämpfe
Beitrag von: Low am 21. Dezember 2008, 17:25:38
Hennen Kämpfe                            Feb.  2005

Ab 20. Februar herrschte Kriegszustand im Dorf. Die Eifersucht war zum Teil grenzenlos. Eine geile alte Vettel aus einem Nachbardorf wollte mich unbedingt heiraten.
Rosen, die ich von der ihr unbekannten Pornthip am Valentinstag erhielt, reizten sie zusätzlich.
Nachdem sie trotz zweistündigen teils liebestollen, teils zähen Bemühungen bei mir abblitzte, inszenierte sie am Freitag das Chaos.
Sie spielte geschickt die anderen ihr bekannten Frauen des Dorfes gegeneinander aus. Die Saat gedieh prächtig übers Wochenende.
Poo kriegte am Sonntag nach dem Abendessen von der betrunkenen Coiffeuse eine Ladung Whisky ins Gesicht.
Ich versuchte mildernd einzugreifen und sie ins Haus zu bewegen. Einige Frauen unterstützten Poo. Andere ergriffen Partei für die angesäuselte Haarkünstlerin.
Poo aber blieb standhaft draussen, bestieg mit einer Bierflasche bewaffnet den Steintisch, trompetete laut ihre Unschuld in die sternenklare Nacht und wollte unbedingt Prügel.
Nachdem die Hennen das Gelände verliessen, kehrte ich grinsend zu meinem Haus zurück.
Die Räumung war nur eine Finte, denn als ich die Veranda erreichte, ging das Gegacker in der lauen Tropennacht von Ferne erneut los.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Parkplatz
Beitrag von: Low am 21. Dezember 2008, 17:31:56
Parkplatz                                             Feb  2005

Poo kaufte einen neuen VIOS, das heisst die Bank lieh ihr das Geld.
Doch wohin mit dem Fahrzeug, das eher ein Standzeug war.
Der Platz vor ihrem Haus war knapp, weil da schon ein Steintisch für unsere Mahlzeiten stand.
Mein Haus hatte einen überdachten Abstellplatz, der nicht genutzt wurde.
Sie fragte mich, ob sie ihr Fahrzeug dort parkieren dürfe.
Ich hatte anfänglich nichts dagegen und überdachte die Angelegenheit erst,
als ihr Mann den Wagen zu jeder beliebigen Zeit, vor allem spät nachts
oder früh morgens, holte oder brachte und ich im Schlaf gestört wurde.
Aus diesen Gründen fand ich es angebracht, den Wagen andernorts abzustellen.
Weil das Fahrzeug bei mir stand, tuschelten die Frauen im Dorf, Poo hätte den Wagen für geleistete Liebesdienste erhalten.

Wer? Bung

Wie werbewirksam Klatsch sein kann, zeigte sich einige Tage später.
Im Strässchen entdeckte ich eine herrlich herausgeputzte, ja aufgetakelte
junge Fremde. Sie suchte offenbar irgend etwas. Dann klingelte sie bei mir.
Ich begrüsste sie am Gartentor. Sie zeigte lächelnd ihre perlenweissen Zähne und redete und sprach:
“Sawas dee kaaaaaa…. Khun Love.
Yu fak  ...  mi car!”

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Anti-Korruption
Beitrag von: Low am 22. Dezember 2008, 12:17:10
Anti-Korruption                                                               Februar 2005

Um die wuchernde Korruption einzudämmen, ernannte die Regierung eine Antikorruptionskommission. Als erste Handlung sprachen sich die neun Herren eine Gehaltserhöhung zu.
Die bisherigen monatlichen Einkünfte von 110'000 Baht wurden um 45'000 Baht aufgestockt.
In Mae Sariang, ungefähr 150 km von Hangdong entfernt, lag das durchschnittliche monatliche Einkommen bei 658 Baht.
Das heisst, die meisten Menschen hatten weniger, weil doch einige wenige Bessergestellte mehr absahnten.
Die eigenmächtige Gehaltserhöhung war ungesetzlich. Deshalb stand die Antikorruptionskommission nun selbst vor den Richtern, alles Studienkollegen und Freunde, - und war amtsunfähig.
Infolgedessen wohl blühte die Korruption bis zum heutigen Tag munter weiter.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Meteorologie
Beitrag von: Low am 22. Dezember 2008, 12:27:05
Meteorologie                                                                   Feb 2005

Der Chef des meteorologischen Dienstes wurde nach der Tsunami Katastrophe in den Stab des Präsidenten versetzt. (Gefeuert.)
Er versäumte es, nach den registrierten schweren Beben die Bevölkerung zu warnen, behauptete aber steif und fest, sein Amt hätte sogar die Flotte informiert.
Der Admiral wusste von nichts.
In meinem Dezember Bericht, verwies ich bereits darauf, dass das Amt eher Wetter kommentierte, als vorhersagte.
Ende Dezember, ein paar Tage vor der Flut, teilte das Amt mit, dass es im Norden bis Mitte Februar kalt bleiben würde.
Seit Mitte Januar stiegen die Temperaturen in Chiang Mai am Nachmittag auf über dreissig Grad.
Der unfähige Beamte war zugleich Bildungs- und Forschungs-Minister. Entsprechend sah es in den Schulen aus.
Von den eingesetzten PCs waren laut Ermittlungen 63 % Schrott. Zum Teil liefen auf den Maschinen Programme von 1988 und älter.
Viele Lehrer verfügten nur über bescheidene Kenntnisse, d.h. sie konnten den PC  nur ein- und ausschalten.
 
Nach einem Gesetz aus dem Jahr 1996 können Beamte für Fehler und Fehlverhalten nicht haftbar gemacht werden.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Rechenaufgaben
Beitrag von: Low am 22. Dezember 2008, 19:17:55
Rechenaufgaben                          2008

Ende März bezahlte ich die Haushalthilfe. Sie ging nach Hause.
Ihr Bruder, arbeitsscheuer Profialkoholiker, nahm ihr das ganze Geld ab und versoff es innerhalb weniger Tage.
Für das Geld bekäme er 30 Liter 40 prozentigen Maekhong. Lao Khao gäbe es noch mehr.
Eine Woche später verstarb er. Wäre der Alkohol nicht vorher verdunstet, hätte es eine spektakuläre Kremation gegeben.

Ich flambiere hin und wieder Bananen oder Garnelen.

Am Tag darauf machte Dick einen Kondolenzbesuch. Die Dorffrauen halfen ohne viel zu denken beim Kochen und Einkaufen.
Sie schleppten unter anderem 10 kg Zucker heran. Der Zucker wird nicht für Süssspeisen verwendet, sondert geht in Suppen und Gemüse.
Weiter sah Dick 20 Liter Öl und hundert kg Fleisch. Rechnet man 150 Gramm pro Person, reicht das Fleisch für mehr als 600 Leute.
Keiner hat Geld. Keiner denkt. Hier gilt es als unhöflich, wenn nicht Unmengen von Speisen übrigbleiben.
Beim Essen wird in einer durchschnittlichen Familie die Hälfte weggeschmissen.
Ich bin Kriegsgeneration, ich kann das nicht.
Wir tun es nicht. Sind wir deshalb Ki Niaoh?
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khon_jaidee am 22. Dezember 2008, 19:29:02
Eine Woche später verstarb er. Wäre der Alkohol nicht vorher verdunstet, hätte es eine spektakuläre Kremation gegeben.

Ich flambiere hin und wieder Bananen oder Garnelen.


Der Übergang war Weltklasse! ;D
Die Geschichten sind es übrigens auch...toll geschrieben - weiter so!
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Frauen
Beitrag von: Low am 23. Dezember 2008, 18:09:21
Frauen

Frauen im Allgemeinen geben viele Rätsel auf und sind oft undurchschaubar, auch wenn sie sehr ansehnlich sind.
Viele Thai Frauen sind feenhafte Wesen in jeder Beziehung. Man hat sie und man hat sie doch nicht.
Sie leben in der Milchstrasse, während sich die Männer den irdischen Dreck von den Füssen klopfen
und in klaren Nächten ohne Bierdunst die flüchtigen Sternschnuppen einzufangen versuchen.

Weniger poetisch:
Lieber einen Bierkalender and der Wand als eine Puppe am Firmament.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien:Köpfe
Beitrag von: Low am 24. Dezember 2008, 14:32:26
Köpfe                            Juni  2006


Banknoten, Münzen und Briefmarken sind mit dem Porträt des verehrten Monarchen geschmückt.
Ein Leserbrief in der Bangkokpost meinte zum Thema:
„Die 25 und 50 Satang Münzen sind in Bangkok beinahe wertlos, werden kaum angenommen und öfters weggeschmissen.
Aber man sollte diese Münzen nicht einfach wegwerfen, weil sie mit dem Kopf des Königs verziert sind.“

Der Schreiber meinte, die Prägeanstalt solle die Münzen weiter produzieren, aber nicht mit dem Kopf des Königs.
Beispielweise könnte man ein Bild von Taksin verwenden. Dann wären sie zum Wegschmeissen geeigneter.“


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Weihnacht
Beitrag von: Low am 24. Dezember 2008, 23:43:02
Weihnacht

Eine süsse junge, knackige und kurvige Dorfprinzessin fragte mich:
„Was kann ich tun an Weihnachten? Ich verlor meinen Job. (In der Bar.)
Ich brauche Geld.
Die Wasserbüffel sind krank. Die Eltern sind krank. Meine Geschwister sind krank.
Die Leute im Dorf husten. Das ganze Land ist krank.
Bitte hilf mir.“

Ich erklärte:
„Am Besten gehst du als Engel arbeiten.
Kleine Flügel am Rücken,
die die Freier entzücken.
Kleider brauchst du kaum.
Dann klopfst du dezent auf deine Sammelbüchse.
Es gibt nur wenige Farang, die deinem leeren Schlitz widerstehen können.“
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Stricher
Beitrag von: Low am 25. Dezember 2008, 16:37:17
Stricher                   April 2006

Ein Bursche vom Karen Stamm lebte vom vierzehnten Lebensjahr an in einem buddhistischen Tempel.
Die Mönche betreuten, schulten und führten ihn in die Lehre Buddha's ein.
Mit zweiundzwanzig Jahren trat er aus dem Tempel aus.
 
Anschliessend schaffte er als Strichjunge in Chiang Mai an und befriedigte meistens Ausländer.
Er hatte eine Freundin. Sie arbeitete in einem Supermarkt und wusste von seiner Geschäftstätigkeit.
Unverzagt planten die Beiden ihre Zukunft und wollten einen Gemüseladen eröffnen, (vielleicht spezialisiert auf Spargel und Stangensellerie.)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Wie fluchen eigentlich Thais?
Beitrag von: Low am 26. Dezember 2008, 10:14:07
Auszeit

Nach fast vierzig Beiträgen wundere ich mich, dass ich nicht angegriffen wurde. Die Geschichten sind doch ein und dasselbe billige Strickmuster:
Sex, Alkoholismus und Kriminalität.
Dem kann ich nicht widersprechen. Aber dies entspricht einem wesentlichen Teil meiner Erfahrungen in Thailand.
Bei Gotthelf waren im Emmental die Grundlagen ähnlich. Seine Verpackung war fabelhaft. Als Pfarrer kam bei ihm ein Brocken Religion und Ethik hinzu.

In einem Land mit vorwiegend animistischer Bevölkerung bin ich vorsichtig.
Die wundervollen Tempel, die Kunst um den Buddhismus, die Verehrung des Volkes gegenüber dem Lehrer Buddha, ohne jeglichen Bezug auf dessen Aussagen einzugehen,
erfordert eigentlich neue Bewusstseinsdimensionen.

Da steht mir der heimische Bauernknecht mit seinem herzhaften: „Heilanddonner!“ wesentlich näher.
Wie fluchen eigentlich Thais? Ich weiss, auf Thai. Aber was?

Wenn in Hinterindien in einer heftigen Diskussion um nichts die Argumente ausgehen, das ist sehr schnell der Fall, heisst es sofort:
„Ich bringe dich um,“ oder gefährlicher: „Ich lasse dich umbringen.“
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Wassertropfen
Beitrag von: Low am 27. Dezember 2008, 14:11:13
Wassertropfen                                                August 2006

Weil seit Jahren alle Wasserleitungen im Dorf leckten, schraubte der Kerl der Wasserversorgung aus Bequemlichkeit einfach den Druck auf ungefähr 0.8 Bar herunter.
Seit Wochen liefen die Waschmaschinen unserer Nachbarinnen nicht mehr an. Die Ventile öffnen bei etwa 1 Bar.
Spät in der Nacht, wenn keiner Wasser brauchte, stieg der Druck etwas an und theoretisch hätte man dann waschen können. 
Die meisten undichten Stellen könnten in etwa drei Tagen in aller Ruhe mit etwas Teflonband repariert werden.
Meistens tropfen nur die Verbindungen an den Zählern auf der Gemeindeseite und die Verbindungen an den T-Stücken.
Ich dichtete unseren Anschluss und der war in Ordnung, bis der Herr Inspektor anlässlich einer Kontrolle den Anschluss öffnete und nicht wieder sauber verschraubte.
Er tropft seit Jahren bis in alle Ewigkeit. Ich könnte ihn flicken und würde das defekte Absperrventil der Gemeinde ebenfalls erneuern.
Wenn das jedoch der Herr Inspektor beim Zählerablesen bemerkt, ersetzt er es gegen ein defektes Nadelventil aus seinem Fundus und verkauft mein neues Ventil.
Das ergäbe mindestens drei Flaschen Chang.
Nach dem Eingriff des Beamten würde die Verbindung wieder tropfen.

Dorf Wasser benötigen wir glücklicherweise selten. Wir haben unsere eigene Versorgung mit 2.8 Bar.
Auf meiner Seite des Wasserzählers montierte ich deshalb einen neuen Hahn, oder ich würde Wasser ins öffentliche System pumpen.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: ATM
Beitrag von: Low am 28. Dezember 2008, 00:43:54
ATM                                             Dezember 2008

Frauen, oft aus gescheiterten Thai Ehen mit einem Kind, fragen mich immer wieder, kennst du keinen Farang, der mich heiraten würde?
Da ist diese schnuckelige Witwe mit etwas Vermögen und einem fast erwachsenem Sohn. Eigentlich eine gute Partie.
Sie war nur Mia Noi, kam mit der Hauptfrau schlecht aus und half dem Ableben ihres wohlhabenden Mannes etwas nach.
Bei jedem, zum Glück seltenen Treffen, fragt sie erneut nach einem Gatten.

Ein Staatsbürger aus einem Land wo früher Wild West Romantik herrschte,
wurde in seinem Kondominium brutal überfallen und niedergeschlagen. Im Fallen konnte er eine Kurzwahltaste seines Telefons drücken.
Der Bekannte, der den Anruf annahm, aber keine Antwort erhielt, schaute umgehend nach.
Da lag der stattlich Mann in den besten Jahren bewusstlos in seinem Blut auf dem Boden.
Wüste Wunden am Hinterkopf und Halswirbelbereich liessen Böses erahnen.
Der Mann lag einige Tage bewusstlos auf einer Intensivpflegestation und hatte Lähmungserscheinungen, die sich jedoch schnell besserten.
Man kannte den Täter, der sich um etwa zwei Millionen, zum Teil Bargeld, Baht und Dollar, zum Teil Kreditkarten, bereicherte. Er war Thai und lebte im selben Haus.
Die Polizei fand, oh Wunder, keine Verdachtsmomente gegen ihren Landsmann.

Das Opfer erholte sich relativ rasch von den Verletzungen. Ein weiterer Aufenthalt im Spital war unnötig. Für gewisse Verrichtungen brauchte er jedoch Hilfe.
Seine finanzielle Situation war trotz des Raubes gesichert. Dank seinem Arbeitgeber verfügte er fast über unbeschränkte Mittel. Die Verluste deckten  Versicherungen.
Was er brauchte, war eine Vertrauensperson, die ihm in den täglichen Obliegenheiten helfen konnte. Für die attraktive Witwe war den Mann kein Unbekannter.
Sie wollte aber keine Hilfeleistungen erbringen. Sie benötigte bloss eine funktionierende AT Maschine.

Es fand sich eine einfache Bäuerin, nicht die Schönste, nicht die Klügste, nicht die Sauberste. Aber die Frau hat ein gutes Herz, ist furchtlos und kann zupacken.
Die Bäuerin machte den Haushalt und kochte. Sie massierte und half wo es nötig war.
Der Verletzte lebte seit Jahren in Hinterindien, spricht Thai, und wurde verschiedentlich von Angestellten wüst ausgenommen. Er sah, diese Frau ist anders.
Er traute ihr und zahlte ihr ein fürstliches Gehalt. Nach kurzer Zeit kaufte er auf ihren Namen ein Motorrad und ein Condo, wo beide für einige Zeit gefahrlos leben konnten.
Sie arbeitet wieder auf den Reisfeldern, fern von jeglicher ATM.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Die Klimaanlage
Beitrag von: Low am 28. Dezember 2008, 18:37:29
Die Klimaanlage                                                       Nov 2007

In unserem Büro gab es zwei Klimaanlagen. Eine von ihnen funktionierte nicht mehr. Was sollten wir tun? Klar, den Reparaturdienst anrufen.
Der Herr kam auch ziemlich schnell vorbei und wollte sich an dem Gerät, das unter der Decke hing, zu schaffen machen. Er wurde von uns noch gewarnt, die Wände seien frisch gestrichen, er solle bitte vorsichtig sein. Etwa eine Stunde später funktionierte die Klimaanlage wieder, doch die Wand war mit schwarzen Stellen übersäht. Das ließe sich bei einer Reparatur leider nicht vermeiden, wurde uns gesagt. Nun gut. Immerhin funktionierte die Klimaanlage. Jetzt riefen wir einen Maler, damit er die Flecken überpinselte. Jedem, der einmal gestrichen hat, ist bewußt, daß Weiß nicht gleich Weiß ist. Es gibt Hunderte von verschiedenen Weißtönen. Wir sagten dem Maler daher am Telefon, welche Farbe er kaufen mußte (Hersteller der Farbe und Nummer des Farbtons). Als er kam, wollte er erst einmal ein Lineal haben. Wozu er das denn bräuchte? Was wolle er vermessen? Nein, er müßte den mitgebrachten Farbeimer öffnen. Daraufhin gaben wir ihm einen Schraubenzieher. Der tat es auch. Doch dann stieß er auf das nächste Problem. Er hatte keinen Pinsel mitgebracht. Den mußte er erst einmal kaufen. Nachdem er mit einem Pinsel zurückkam, begann er die fleckigen Stellen zu streichen. Nach getaner Arbeit bewunderten wir sein Werk. Die Wand war immer noch fleckig, auch wenn sich die schwarzen Flecken in weiße verwandelt hatten. Es war der falsche Farbton. Nach einem Hinweis wurde uns vorgeworfen, die Nummer auf dem Farbeimer nicht kontrolliert zu haben. Damit verabschiedete sich der Maler, und wir riefen einen anderen an.

Der zweite Maler ging professioneller zu Werk, denn er hatte die richtige Farbe und sogar einen Pinsel mit. Da die Flecken nun ziemlich großflächig waren, mußte die komplette Wand gestrichen werden. Er wollte schon loslegen, als wir ihm sagten, es sei vielleicht besser, den Teppichboden mit Zeitungspapier auszulegen. Die Farbe würde tropfen. Der Maler bestritt, daß Farbe tropfen würde, ließ sich nach langen Diskussionen aber dazu überreden, Zeitungen zu kaufen und auszulegen. Natürlich tropfte die Farbe – auf das Zeitungspapier. Als der Maler fertig war, wurden wir gerufen, um sein Werk zu begutachten. Zuerst fielen uns weiße Fußspuren auf dem Teppich auf, die von der frischgestrichenen Wand zum Badezimmer führten. Darauf angesprochen meinte der Maler, daß dies nicht passiert wäre, wenn er den Boden nicht mit Zeitungspapier ausgelegt hätte. Dann hätte sich die Farbe nicht sammeln können, sondern wäre sofort von dem Teppichboden aufgesogen worden. Interessant fanden wir auch, was er mit den Bildern gemacht hatte. Er war nicht auf die Idee gekommen, diese abzuhängen, sondern hatte kunstvoll um diese herumgestrichen. Einige Rahmen waren übermalt, aber vielleicht darf man das nicht so eng sehen.

Nachdem der Maler gegangen war, riefen wir eine Teppichreinigungsfirma. Die kam, reinigte den Teppich und meinte nach fruchtloser Arbeit, wir hätten zu lange gewartet, die Reinigungsfirma anzurufen. Farbreste müsse man sofort entfernen.

Daraufhin entschlossen wir uns, einen neuen Teppich zu kaufen. Der Teppich wurde vermessen und geschnitten, der alte entfernt und der neue ausgelegt. Aber der Teppichverleger hatte schief geschnitten. An der frischgestrichenen Wand mit der Klimaanlage klaffte eine große Lücke. Darauf angesprochen meinte der Mann, der Teppichschneider sei schuld. Er habe seinen Boß schon mehrfach um ein neues Teppichmesser gebeten, aber dieser sei geizig. Wir (nicht er) kamen dann auf die Idee, den Teppich andersherum zu legen, die schiefe Stelle verschwand auf diese Weise unter einem Regal.

Nach dieser Aktion wußten wir zwei Dinge: Wenn man zwei Klimaanlagen hat, reicht eine aus.
Und wenn die funktionierende Klimaanlage ausfallen sollte, dann ist die Reparatur derselben auch nicht billiger als in Deutschland. la

Quelle:
TIP Zeitung für Thailand, Zweite Ausgabe November 2007
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Kälte
Beitrag von: Low am 29. Dezember 2008, 14:16:08
Kälte                                               Dezember 2008

Im Norden Thailands, besonders in den Hügeln um Chiang Mai, wird es im Winter kalt. So kalt, dass es auf Doi Inthanon Frost, Rauhreif, Nahm Kaeng – Eis gibt.
Das ist etwas so exotisches, dass viele Thai dort oben eine Nacht frierend, schlotternd und saufend im Zelt ausharren. Als gratis Souvenir bringen sie dann manchmal eine Bronchitis nach Hause.
Weniger spassig ist die Situation für die Menschen, die auf den Hügeln in armseligen Behausungen leben.
Seit Jahren werden in Chiang Mai Kleider und Decken für diese Bedürftigen gesammelt und vor dem Kälteeinbruch verteilt.
Vor allem Kleinkinder und ältere Menschen überleben den Winter trotzdem nicht.

Dieses Jahr wurden wir durch die Witterung ebenfalls geschädigt. Wir haben zwei Teiche. Darin schwimmen seit vier Jahren vor allem einheimische Fadenfische der Gurami Familie.
Die gibt es in vielen farbenprächtigen Varianten, wie die blau marmorierten Fadenfische oder die Mosaik-Fadenfische.
Es gibt gelbe und rötliche Fische und die grössten von ihnen die Speise Gurami, rot, dunkelgrau oder weiss, werden über 70 cm lang.
Der Nachteil der grossen Fische ist, sie fressen alles, wie Pflanzen, Frösche, Würmer und kleinere Fische.
Die Fische waren handzahm und kannten uns. Wir fütterten sie öfters mit Rüstabfällen aus der Küche, mit Bananen und Kokosraspel, den Resten unserer Kokos/Rum Cocktails.
Manchmal nahm ich die Angelrute und wir fingen ein leckeres Abendessen.

In den Aquarien hält man diese Fische bei einer Wassertemperatur zwischen 22 und 28 Grad. Da ist ihnen wohl und die Männchen bauen Schaumnester an der Wasseroberfläche.
Das beobachteten wir im Garten oft.

Wir erlebten einige Überschwemmungen. Die Teiche lagen 50 cm unter Wasser. Unsere Haustiere flüchteten nicht.
Die hatten zwar freien Ausgang, wir beobachteten sie unter Bäumen und Sträuchern. Dann kehrten sie ins Becken zurück.
Nach den Fluten verzeichneten wir Zuwachs an anderen Fischen, darunter Ale und Welse.

Die Nacht vom 24. auf den 25. Dezember war kalt. Vielleicht neunzig Prozent des Fischbestandes fiel der Kälte zum Opfer.
Ich prüfte Nitrit und Nitratgehalt des Wassers. Die Werte waren einwandfrei.
Wir sezierten einige Fische: Kein Pilzbefall, keine Organschäden, die Weibchen trugen Laich.
Trotz Umwälzpumpe registrierten wir noch am Mittag in einem Meter tiefe nur 16 Grad Celsius.
Solarheizung? Denkste, das Wetter war kalt und es nieselte dauernd.
Hineinpinkeln hätte wenig gebracht, es sind etwa dreissig Kubikmeter Wasser.

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Denkmal-Pflege
Beitrag von: Low am 30. Dezember 2008, 20:38:47
Denkmal-Pflege                  März 2006                            Nakon Haripunchai

In einigen Tempeln werden Schulkinder jeden Alters zum Tempelunterhalt missbraucht. Anstatt dass die Buben und Mädchen fleissig lernen,
begrüssen sie uniformiert am Eingang die Besucher mit einem freundlichen Wai.
Die meiste Zeit vertrödeln die Kinder schnatternd mit dem Warten auf Gäste. Sie flechten Blumengirlanden, die als Opfergaben verkauft werden.
Sie wischen und schrubben ohne jegliche Aufsicht oder Anleitung. So vergammeln Kulturdenkmäler.
 
Die Leidtragenden sind die Kinder, die um die Chance für eine bessere Zukunft  betrogen werden. Aber die erhalten ohnehin nächstes Jahr einen Laptop von Thaksin.
Sofern sie den PC booten könnten, könnten sie während dem Warten Solitär oder Raubkopien von Action Games spielen, bis die Akkus den Geist aufgeben.

Nach reiflichem Überlegen fand ich heraus, dass ich den Schülern zu unrecht unterstellte, ihr wischen und schrubben in der Tempelanlage sei dilettantisch.
Die jahrelangen Erfahrungen mit Handwerkern und Putzequipen lassen vermuten, dass Erwachsene den Dreck nicht besser verteilt hätten, als es die Kleinen anstellten.

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Verkehr
Beitrag von: Low am 31. Dezember 2008, 14:26:32
Verkehr            Mai 2004

Wir ärgern uns immer wieder über Kinder zwischen sieben und fünfzehn Jahren, die ohne Helm, Ausweis, Nummernschild,
Versicherungen und ohne jegliche Fahrpraxis mit Motorrädern die Strassen unsicher machen. Meist sitzen gleich mehrere Bengel auf diesen Pubertierlafetten
Am Markt von Hangdong wurde ich Zeuge, wie eine Suppenküche vier junge Mädchen auf einem ungebremsten Moped spektakulär stoppte.
Die Alten fahren nicht besser, vor allem wenn sie stockbesoffen sind.

Ein Bekannter fragte mich:
„Heute ist wieder Freitag. Kommst du abends mit uns in die Loy Kroh Road?
Programm drei B, Bars, Bier, Bumsen?“
Ich mochte weder Bier noch die Idee, am frühen Morgen mit einem beduselten Fahrer nach Hause zu fahren. Ich hatte einen Unfall hinter mir.
Chiang Mai war ein Dorf. Wenn mich irgend ein Taxi oder Tuk-Tuk Fahrer in einer Bar sah und tratschte, hätte ich wieder Scherereien im Dorf.
Das waren genügend Gründe um abzulehnen.

Zudem zog ich die pflegeleichten Dorfschönen aus Bodenhaltung den Bargirls aus Stangenhaltung vor.
Das Fleisch war bedeutend frischer und nicht hundert mal betatscht, wie die von Schmeissfliegen umschwärmten Klösse auf dem Fleischmarkt.

Ich lebte in meinem Gästehaus, etwas entfernt vom Dorfzentrum. Vor dem Haus grasten Kühe und hinterliessen hin und wieder einen dünnen Fladen auf dem Strässchen.
Hinter dem Haus lagen Reisfelder. Nicht allzu weit entfernt erhoben sich im Dunst die Hügel mit dem Wat Phra That Doi Suthep Ratcha Woraviharn.

Es war eine schwül heisse Tropennacht. Schwitzend wälzte ich mich auf dem Bett. Ich sah die schwachen Lichter von Wat Doi Suthep und hörte den Fröschen und Zikaden zu.
In der Ferne heulten ein paar Hunde. Dann knatterte weit weg ein Moped und schaffte offenbar die Kurve in mein Strässchen.
Der Motor wurde lauter und verstummte nicht bis zu meinem Quartier. Morgens um eins ertönte die Klingel. Eine helle Stimme in der dunklen Nacht wisperte: „Khun Love.“

Flugs war ich aus dem Bett und schaltete die Beleuchtung ein.
Da stand sie, hohe Backenknochen, perlweisse Zähne. Das ovale Gesicht umrahmt von einer dunklen, gepflegten Haarpracht ohnegleichen.
Vier pralle Rundungen an den richtigen Stellen, kaum verhüllt von einem zarten Hauch von Kleidchen.
Ein Bild von Gauguin. Ein Sommernachtstraum.
Schlaftrunken bemerkte ich: Kein Nummernschild, kein Helm, keine Unterwäsche.

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 31. Dezember 2008, 15:25:46
@Low,

beim letzten Satz habe ich herzhaft gelacht.  :D

Ist schon eine Kunst, wie du solche Pointen vorbereitest
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 02. Januar 2009, 12:49:08
Danke Profuu.
Ich hoffe, du warst nicht der Einzige mit einem Lacher.
Die Pointe übrigens, das war die Frau, die zur rechten Zeit erschien.
Zu früh oder zu spät und die Geschichte wäre im Eimer gewesen.

Nebenbei: Wisst ihr, warum die so spät kam?
Ich hatte noch immer keinen Fernseher.   (Siehe auch Antwort # 33)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Konsum
Beitrag von: Low am 02. Januar 2009, 12:52:48
Konsum            Dez. 2008

Früher bauten die Europäer Dome und Kathedralen zur Verehrung des Höchsten. Nach dem letzten Krieg waren es Paläste für die Banken.
Dann kamen die Shopping Center, welche elementare Geschäfte und den einfachen Glauben ersetzten. Das Wort wich dem Garantieschein.
Einkaufszentren sind hier ebenfalls beliebt. Vor allem bei tropischer Hitze bietet ein klimatisierter Grossraum am Wochenende viel Sanook für die ganze Familie.

Ihr wisst es. In diesem Land kauft man alles, nicht nur Lebensmittel.
Das fängt in der Schule an, wo man Noten nicht erarbeitet, sondern dem Lehrer bringt.
Das geht auf der Hochschule weiter, wo auf den Noten die Nullen wachsen. Die Universitäten ziehen gedeckte Schecks vor.

Ich wurde einmal gebeten, einem zukünftigen “Doctor of mechanical engineering“ bei seiner Dissertation behilflich sein.
Bald fand ich heraus, dass er nicht einmal einfachste technische Zeichnungen lesen konnte. Seine Experimente strotzen vor Fehlern.
Die ersten zwei Tage arbeitet er wacker mit. Dann verschwand er auf Nimmerwiedersehen. Er rief mich später an, wann er „seine“ Arbeit abholen könne.
Ich selbst benötigte keine Doktorarbeit und verschwendete keine weitere Zeit für ein unnützes Pamphlet, das ohnehin ein abgekupfertes Plagiat war.  
Aber den Titel, den bekam er.

Man kauft den Fahrausweis, nicht bei Tesco Lotus, sondern beim Amt.
Man kaufte Wählerstimmen für ein paar hundert Baht. Das ist verboten und wurde kürzlich vom Gericht geahndet. Die Regierung musste gehen.
Danach schienen vierundvierzig Millionen pro Kopf für den Kauf von Abgeordneten zur Bildung eines neuen Gremiums völlig legal zu sein.

Mann kauft Alkohol, Drogen, Potenzmittel und Frauen, stundenweise, tageweise.
Aber wenn einer für eine Ehegefährtin im “Land der freien Liebe“ Sin Sod, Brautgeld, bezahlen sollte,  dann finden diese Filous plötzlich tausend Ausreden.

Was ist der Unterschied zwischen der Lebensabschnittspartnerin und dem Bargirl?
Bar-Girls wollen Bar-Geld.



Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: † Jhonnie am 02. Januar 2009, 13:51:17
Jo Low da haste recht mit dem Bargeld

aber wesentlich ist auch die Art und Moeglichkeit der Terminierung dieser ATM Beziehung.
(mancher wird auch terminiert)

Jhonnie

Bei dir gibts immer was zu lachen und zu scmunzeln in den Geschichten. bin eifriger Mitleser.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Shopping
Beitrag von: Low am 03. Januar 2009, 15:09:50
Shopping

Trotzdem fast alles käuflich ist, kann man nicht alles kaufen. Manchmal fehlt die Ware im Gestell oder im Lager.
Deshalb haben wir uns angewöhnt, wenn wir etwas sehen, das wir in absehbarer Zeit benötigen, zuzuschlagen und einzupacken.
Aber das war ein langer Lernprozess.

Vor vielen Jahren sah ich in Baan Tawai eine beschlagene Holztruhe. Es war ein altes, sehr gutes Stück, dreckig,  innen voller Spinnen und Käfer.
Ich fragte nach dem Preis. Die Verkäuferin wollte 2000 Baht. Ich sagte ihr, dass ich nur die Truhe wolle.
Die Käfer und Spinnen könne sie behalten. Ich würde das gereinigte Möbel in etwa einer halben Stunde abholen.
Als wir später zurück kamen sagte sie:
„Entschuldigen sie bitte, ich irrte mich im Preis, es sind 20 000 Baht.“

Einige Jahre später entdeckte ich einen Buddha Kopf, eine wunderschöne ältere Arbeit. Wieder fragte ich nach dem Preis.
„Zwölfhundert Baht!“ war die Antwort.
Ich wusste, dass es wieder der Faktor zehn war und zischte zur Mia:
„Hol das Auto, aber schnell!“
Um den Anbieter zu beschäftigen, handelte ich währenddessen noch zwanzig Prozent heraus.

Wenige Jahre zurück hatte Tesco Hangdong für zwei Monate kein Sodawasser. Sodawasser wurde nicht importiert.
Einheimische Brauereien füllten das Wasser selbst ab. Wir fragten wiederholt diverse Angestellte nach dem Wasser.
Die brachten uns zu den leeren Lagergestellen und schüttelten dann selbst die Köpfe.

Einmal fragten wir im selben Betrieb nach Tabasco, importierter Pfeffertunke.
Ein Angestellter lehnte blasiert an einem Gestell und versicherte uns, Tabasco mai mii, Tabasco haben wir nicht.
Darauf entfernte er sich gemächlich. Hinter seinem breiten Rücken versteckten sich etwa vierundzwanzig Flaschen.

Nach vier Jahren funktionierte der Rasenmäher nicht mehr. Es war kurz vor der Abreise in die Heimat und ich wollte keine Zeit mit langen und vor allem zweifelhaften Reparaturen verlieren.
Deshalb wollte ich einen neuen Mäher erwerben. 
Wir fanden ein geeignetes Gerät und waren kaufbereit.
Ich hatte nur eine Frage: „Gibt es Ersatz-Messer?“
Der Verkäufer: „Sicher.“
„Das will ich sehen – und gleich anschaffen,“ antwortete ich.
Er entfernte sich, kam nach geraumer Zeit zurück und sagte: „Mai mii !“

Unser Wäschegestell war reparaturbedürftig. Einige Schweissstellen waren durchgerostet. Die Farbe blätterte ab. Sämtliche Kunststoff Kastor Rollen waren beschädigt.
Wir entfernten sorgfältig die verrosteten Teile. Mit Schraubenzieher und Hammer trieben wir die Rollen mit den Gummipfropfen aus den Stahlteilen.
Auf dem Weg zum Baumarkt brachten wir die defekten Teile zum Schweissen.
Mia wollte grössere Räder. Ich war einverstanden, sofern das Zeug in die Gummipfropfen passte. Ein Angestellter zeigte uns die Rollen.
Ich zeigte ihm den Gummi. Er behauptete: „Gummi haben wir nicht.“
Ich wusste, die haben Gummi und wir suchten eine halbe Stunde im ganzen Geschäft nach den Pfropfen.
Dann kehrten wir zurück zu den Rädern. Unmittelbar daneben am Boden hatte es verschiedene quadratische Pfropfen, schön zu viert in Beutel verpackt.

Ich war unsicher wegen den Abmessungen. Einige zehntel Millimeter machten einen grossen Unterschied. Wir nahmen einen Beutel und besuchten die Werkzeugabteilung.
Wir brauchten eine Schieblehre. Die hatten geniale digitale Dinger. Ein freundlicher Verkäufer öffnete eine Schachtel. Das Ding funktionierte nicht, die Batterie war erschöpft.
Nach zwei weiteren Versuchen wurde er fündig. Ich mass die Pfropfen. Ein zehntel Millimeter fehlte. Das war mir egal.
Wir gingen zurück zu den Rollen und Mia bediente sich.

Ich war nicht sicher, ob ich einen geeigneten Bohrer für die Befestigung der Welle hätte. Deshalb besuchten wir wieder die Abteilung Messschieber.
Ich griff zur ersten Schachtel und konnte es nicht glauben. Der defekte Schieber hing wieder an der ersten Stelle!
Erst der Übernächste funktionierte: „Sieben Millimeter.“
Wir besuchten das Gestell mit den Bohrern. Es gab Holzbohrer, Steinbohrer und ganz am Rande waren Metallbohrer ausgestellt.
Es gab Bohrer in Zollmassen. Einige waren metrisch. Es hatte sämtliche Grössen, ausgenommen sieben Millimeter.




Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Abschied
Beitrag von: Low am 05. Januar 2009, 11:51:59
Abschied                                                         Januar 2005

Bei meinem ersten Besuch im Dorf war sie knapp dreissig und die Schönste, eine Augenweide.
Sie zerfiel zusehends, nun war sie tot, Khun Gäu. Sie hinterliess einen kleinen Sohn und den grössten Säufer im Dorf.
Manche sagten, sie hatte Leukämie. Familienangehörige spendeten öfters Blut. Böse Zungen behaupten, es war AIDS.
Für den letzten Spitalaufenthalt trug Poo sie eigenhändig ins Auto, so leicht war Gäu geworden. Sie wurde später im Haus aufgebahrt.
 
Mönche kamen und chanteten während vier Tagen. Im Gässchen vor dem Haus wurden zwei Zeltdächer aufgestellt. Erst dachte ich, das sei für die Mönche.
Es waren die Verpflegungshallen. Die Zelte waren nie leer. Vom Frühstück bis spät Nachts wurde gegessen und gebechert.
Aufgestapelte Kisten mit Wasser, Bier und Whisky gestatteten freien Zugriff.
Am ersten Abend wässerte ich die Pflanzen im Garten und hörte das geräuschvolle Gejohle der Angesäuselten.
Poo kam und lud mich zum Essen ein. Saufen für Gäu?  Ich lehnte ab mit der faulen Ausrede, ich hätte noch Zeugs im Kühlschrank, das sonst verderben würde.
Ich zog ein schönes Glas Wein im Hause vor und wollte damit ganz privat auf Gäu’s Seelenheil anstossen.

Schmähliche Erinnerung:
Wir sassen in den frühen Abendstunden am Steintisch vor Gäu’s Haus. Die Herren rauchten Zigaretten.
Die Sorte Freiheit und Abenteuer, der Cowboy als einzelner harter Mann inmitten der Weite des Wilden Westens im fernen Osten.
Dazu tranken sie einen billigen, starken Fusel. Auf dem Etikett stand: Scotch.
Das gehörte zum Image und zum Traum von der weiten Prärie in der Enge des kleinen Dorfes mit den winzigen Häusern, vollgepfropft mit Elektronikschrott.
Ich war weniger hart und genoss mit den Damen einen milden Rotwein. Irgend ein widerwärtiges Insekt ertränkte sich in meinem Glas.
Beim nächsten Schluck entfaltete sich eine bestialische Verpestung in meinem Gaumen. Ich spuckte, spülte mit Wein, spuckte wieder, der Gestank blieb.
Ich flüchtete nach Hause ins Badezimmer, reinigte die Zähne und benutzte die Munddusche.
Trotz meinen Bemühungen roch es weiter. Stinkfrucht war eine Delikatesse dagegen.
Ich kehrte zur Tafelrunde zurück und alle lachten.  Gäu’s Mann sagte: „Es gibt nur ein Reinigungsmittel: Scotch!“ und füllte gleich mein Glas.
Die Frauen beendeten ihren Wein und zogen sich zurück, während ich mit den angesäuselten Männern meinen Mief bekämpfte.
Als alle Schnapsflaschen leer waren, verspürte ich kaum noch etwas. Die Herren wollten sich ebenfalls zur Ruhe legen.
Gäu’s Mann schaffte stark angeschlagen die drei Meter bis zur Treppe.
Dort klappte er zusammen oder legte sich übereilt nieder und gab sofort laute Schnarchsignale von sich.

Am zweiten Abend musste ich mitmachen. Es gab eine unglaubliche Vielfalt und Mengen zum Essen. Noch viel mehr wurde weggeschmissen.
Es war paradox. Vom Hause her ertönten die eintönigen Gesänge der Mönche, während draussen das Volk lustvoll palaverte und gleichzeitig mit teilweise zum Wai erhobenen Händen vor den Biergläsern sass.
Der Tod hielt reiche Ernte in den letzten Wochen, auch in der Heimat. Deshalb war ich relativ ernst. Das gefiel den Ladies nicht. Totenfeiern mit besinnlichem ersten Teil und leichterem Abschluss waren mir geläufig. Hier wurde nur der zweite Teil gefeiert, meinte ich, denn das bunte Treiben war nur unter Umständen nur ein Spiel mit der Verlegenheit.
Am nächsten Tag bauten sie den Katafalk vor dem Haus auf, eine Riesenpyramide von fünf bis sechs Metern Höhe.
Ich erblickte das mit Lichterketten garnierte Ding erst beim Abendessen. Dazu plärrte aus gigantischen Lautsprechern von einem Lieferwagen Musik.

Gäu’s Mann scheute keine Kosten. Normalerweise fanden Trauerfeiern beim Leichenbitter statt und waren auf einen Tag beschränkt.
Vier Tage lang beteten, weinten, feierten, assen, tratschten, trauerten und tranken die Leute.
Mir fehlte die Eine: Gäu.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Jobs
Beitrag von: Low am 07. Januar 2009, 17:18:08
Jobs               2008

Khun Du, Familienangehöriger, arbeitete längere Zeit mit PC Grafik und verdiente gut. Vor einigen Jahren versprach ihm sein Chef eine Gratifikation von 50 000 Baht.
Anstatt der fetten Zulage erhielt der junge Mann eine Rechnung für einen Grossdrucker, den der Chef auf seinen Namen bestellte. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als eine neue Stelle zu suchen.

Du kennt Hard- und Software sehr gut und ist sogar nach westlichen Standards zuverlässig. Er versteht einiges von Programmierung und Grafikanwendungen dank Selbststudium.
Solche Leute wären bitter notwendig. Beispielweise sind die meisten Internet Seiten in Thailand total veraltet.

Derartige Arbeitsstellen bekam er jedoch nicht, weil ihm ein Diplom einer Hochschule oder einer Universität fehlte. Er hatte keine Papiere, aber wesentlich mehr Wissen und Erfahrung als die meisten der hoch dekorierten Mitbewerber. Einige Angebote lehnte er ab, weil er sein Spezialisten Salär auf Jahre hinaus mit seinen Vorgesetzten hätte teilen müssen.

Er verkaufte erfolgreich Kreditkarten für eine Bank. Als einem der erfolgreichsten Mitarbeiter wurde ihm als Bonus eine Reise nach Japan offeriert.
Er hätte einen Reisepass benötigt, Kleider, Koffer und so weiter. Ihm wäre Bargeld wichtiger gewesen.
Er verzichtete auf die Reise und verkaufte weiter emsig Karten, bis ihn sein Chef bei der Bank um die Provisionen betrog.

Er studierte Informatik an einer Universität in unserer Nähe. Gleichzeitig fand er einen neuen Job als Trainer in einem cleveren amerikanischen Fitnessladen.
Die benötigten gut aussehende Jünglinge mit viel Muskeln. Um seine Muskulatur zu fördern, gaben sie ihm eine Liste, was er täglich futtern müsse.
Dazu verkauften sie ihm eine Injektionsspritze mit den einschlägigen Mitteln Testosteron und Boldenon Undecylenat.
Der Instruktor erwähnte, diese hochwirksamen Präparate würden auch den geschätzten Kunden für Entgelt schnelleren Muskelzuwachs garantieren.
Auf der Packung Veboldex 250 steht: For animals only, for export only.

Wenn einer von den verehrten Lesern demnächst ein Radrennen gewinnen will, wisst ihr jetzt, wohin ihr euch wenden könnt.
Oh nein, nicht an Khun Du. Der “Schwarzenegger“ Fitness-Job wurde ihm zu heiss!



Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Fürsorge
Beitrag von: Low am 09. Januar 2009, 11:58:32
Fürsorge                     8. Januar 2009

Früher wurden die USA gepriesen: “Jeder Tellerwäscher kann Millionär werden!”
Letztes Jahr erlebten wir: „Jeder Farbige kann in den USA Präsident werden!“

Das ist doch gar nichts verglichen mit dem Königreich Thailand.
Hier wird eine ehemalige Mama San Wirtschaftsministerin.
Wenn der Laden nicht rentiert hätte, wäre sie kaum in der polit Szene.
Hier kann sie ihre Fähigkeiten zum Wohle des Landes weiter entwickeln.

Eine Hilfskrankenschwester wird IT Ministerin. Als erfahrene Pflegerin
sieht sie sogleich, dass das von Lügen, Viren und Spam verseuchte Internet desinfiziert werden muss und ergreift sofort dementsprechende Massnahmen.
Schon Professor Semmelweis bewies um 1848, dass es galt Todesfälle durch Ausmerzen von schädlichen Einflüssen zu eliminieren.
Wer nie in einem von Seuchen heimgesuchten Krankenhaus gearbeitet hat, kann diese Frau nicht verstehen.
Und Seuchen gibt es zur Genüge, über Hühnerseuche, Denghi Fieber, HIV, Malaria, Feuersbrünste, Alkoholexzesse  .....

Liebe Gäste diese schönen Landes:
Vergesst nicht, dass ihr in einem der sichersten Länder der Erde weilt.
Gegen Tsunami gibt es mittlerweile Alarmanlagen.
Prostitution, eines der Grundübel der Zivilisation, ist hier verboten.
Die Polizei, dein Freund und Helfer, rekrutiert Gäste, die deine Sprache sprechen als Vermittler. Sie sind leicht zu erkennen an den modischen schwarzen Uniformen, die sie selber finanzieren dürfen.
Die Banken ziehen nach in den Sicherheitsbestrebungen:
Wenn ein Bösewicht deine heimische Kreditkarte mietet, klaut oder entwendet, kann er damit maximal 5000 Baht abheben.
Dies alles zum Wohle der ausländischen Gäste.  Aber dafür braucht es ein Einsehen.
?
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Ameisen
Beitrag von: Low am 12. Januar 2009, 14:02:28
Ameisen                                               2008

Seit letztem Sommer bekämpften wir ganz kleine Ameisen. Die Länge: Knapp einen Millimeter. Wenn ich die beobachtete,
wie sie kommunizierten, Futter suchten und neue Kolonien errichteten und bei drohender Gefahr einen zickzack Kurs einschlugen, dann fragte ich mich, Fuzzy Logic oder Supercomputer?

Ein PC verarbeitet nur zwei definierte Zustände, logisch 0 und 1.
Die Grundlage der Fuzzy Logic sind sogenannte unscharfe Mengen.
Schon der alte Grieche Platon postulierte, dass zwischen den Begriffen wahr und falsch ein dritter Bereich liege.
Sein Zeitgenossen Aristoteles dagegen begründete die Präzision der Mathematik darin, dass eine Aussage nur wahr oder falsch sein kann.
Platons Postulat wurde 1927 unterstützt durch den Physiker Heisenberg mit seiner Unschärferelation in der Quantenmechanik.
Sinnvoll ist die Verwendung von Fuzzy-Logik dann, wenn nur eine verbale Beschreibung eines Sachverhaltes vorliegt.
Wo ist diese Logik, welcher Art auch immer, in den Ameisen?

Ihre Fähigkeiten zum Einnisten waren phänomenal. Ihre Burgen waren in Fensterrahmen, Tischbeinen,  Steckdosen, hinter Fliesen und Kacheln, in Blumentöpfen,
unter einem Bronze-Buddha im Wohnzimmer, in sämtlichen Werkzeuggriffen mit Hohlräumen, in den Vorderradgabeln eines Fahrrades, in Weckern: „Beim dritten Ameisenei ist es sieben Uhr“,
in Radiogeräten und Fernsehapparaten - und sogar in den schlanken Prüfspitzen eines elektrischen Multimeters.

Einen Softdrink konnte man nur unter Beigabe eines Schluckes Alkoholika längere Zeit ameisenfrei halten.
Wenn wir die Fundamente des Hauses vergifteten, nisteten sie im Dach.

Vorläufig siegten wir. Jetzt ist Winterpause. Aber, die kommen wieder!
Die Dinger sind nicht nur sehr klein, sondern sie laufen unglaublich schnell und weit. Distanzen vom Nest zum Futterplatz von 20 Metern sind üblich.
Das sind 20 000 Ameisenlängen. Wenn ich das auf Menschen umrechne,
ca. 1, 6 m mal 20 000 ergibt 32 km für einen Weg. Wer ausser Marathonläufern geht noch freiwillig über solche Distanzen zum Futtern?
Zurück im Nest, ist man dann noch hungriger als zuvor, nicht unbedingt auf Sex, aber auf Zehrung. Es heisst ja Weg-Zehrung.


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Tha Li und der Beauty Salon
Beitrag von: Low am 14. Januar 2009, 16:13:49
Tha Li und der Beauty Salon                                      Januar 2006

Am 14. Oktober 2005 bestellten wir in einem renommierten Fachgeschäft in Bangkok die Einrichtungsgegenstände für Dick’s Beauty Salon. Die Lieferung wurde auf November versprochen, garantiert.
Vielleicht dachten die Lieferanten an November 2006. Wir erhielten jedenfalls nichts.

Im Dezember reisten wir nach Loei und besichtigten das Weingut Chateau de Loei. Zwecks Visa Trip fuhren wir nach Tha Li an die laotische Grenze.
Weil dort die laotische Beamten keine Dokumente ausstellten, war der Trip ein Reinfall. Ausländer konnten nicht nach Laos reisen.
Während sich die Frauen erfrischten, unterhielt sich ein hoch dekorierter Beamter mit mir. Er sah das Chiang Mai Nummernschild und wollte genau wissen, wieso Tha Li und nicht Mae Sai?
Er sagte: „Die Laoten könnten pro Person ...zig Dollar machen, ..zig Dollar.
Kein Interesse. Wenn dann die Leute wieder nach Thailand einreisen – gratis, alles gratis!“
Ich nickte: “Ja, alles gratis, vor allem das Bier und der MaeKhong.“
Er grinste und wünschte uns eine angenehme Reise.

Am 22. Dezember erhielt Dick beim Frühstück im Hotel in Phitsanulok einen Telefonanruf. Der Chauffeur einer Spedition war in Chiang Mai.
Er hatte Dicks Namen, aber keine Adresse und wollte angeblich Möbel für den Salon abliefern.
Die sind so! Oder denkt ihr, dass ein LKW-Fahrer mit Ware von Salzburg ohne gültige Adresse nach Berlin aufbrechen würde?
Und wenn geschlampt wird, dann gründlich!

Wir setzten uns ins Auto und sausten nach Hause zurück. Die Lieferung entpuppte sich als magere Teillieferung von einem hydraulischen Sessel.
Empört telefonierte Dick nach Bangkok. Sie fand heraus, dass ihr Mobiliar bereits vor fünf Tagen an eine Frau mit gleichem Vornamen nach Tha Li an die laotische Grenze geliefert wurde!
Verdammte Vornamen. Die Telefonbücher sind ebenfalls nach Vornamen geordnet. Wir leben nicht in Tha Li, sondern in Thai Land. Weiss der Kuckuck, wo die diesen Namen herzauberten.

Am 23. Dezember gelang es Dick, den Grossteil ihres Mobiliars irgendwo in einem Lagerhaus in Chiang Mai zu ergattern. Nur die Waschliege war noch unauffindbar auf den Strassen des Königreichs unterwegs.
Am Weihnachtstag gab es als Geschenk endlich die Liege. Dick konnte sie in einem Dorf namens Tha Li, diesmal wesentlich näher, bei Lamphun, abholen.

Januar  2006

Dick bediente gleich am Monatsbeginn die ersten Kundinnen, nachdem die Tochter ihren Kopf beinahe täglich als Versuchskaninchen hinhielt, um all die neuen Maschinen und Apparate zu testen.
Drei Wochen später konnten von sechs Interessentinnen täglich nur deren vier bearbeitet werden. Gesichtsmassage, Manicure und Pedicure mussten ausfallen, oder Dick brauchte zusätzliches Personal.

Ein delikates Problem war das moderne WC, das manche Frauen nicht kannten.
In vielen Häusern steht eine Wassertonne mit einem Schöpflöffel in einem düsteren Raum mit einem Loch im Boden. Gelegentlich schwimmt in der Tonne ein Fisch, um Mückenlarven zu verspeisen.
Eine Sitzgelegenheit und interessanten Lesestoff sucht man vergeblich.

Dick’s WC mit Geberit Zweistufen-Spülung, Hygiene-Dusche, normale Dusche mit Warm- und Kaltwasser, ein weiterer Wasseranschluss für die Reinigung,  dazu ein Lavabo überforderte viele der Ladies.
Sie spritzten mit der Hygienedusche das WC- Papier nass, das sie zu Hause nicht in dieser Form benutzten, sondern als Serviette bei Tisch. Meist fanden sie die Spülung fürs WC nicht.
Ich hoffte nur, dass die Kloreinigungsbürste weder fürs Zähneputzen noch für hinterlistige Zwecke missbraucht wurde.

Ein Bauernknecht im Emmental gewann in einer Lotterie eines Dorfvereins eine modische, dezent gefärbte Klobürste. Ein paar Tage später sprach ihn im Dorf jemand darauf an.
Der Knecht meinte:
„Die Bürste ist schon recht, aber Papier finde ich wesentlich angenehmer.“

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien Intermezzo
Beitrag von: Low am 17. Januar 2009, 18:28:30

Intermezzo

Mit meinen Geschichten wollte ich keineswegs die Einheimischen beleidigen.
Es war mir eher ein Anliegen, ein bisschen Verständnis unsererseits für die uns oft fremden Handlungsweisen zu erwecken.
Ich ersetzte das Wort „Denkart“ durch Handlungsweise. Denn die Leute hier handeln oft, bevor vielleicht das Hirn eingeschaltet wird.

Weiter sollten wir berücksichtigen, dass auch wir teilweise an gewissen Macken leiden, ohne sie zu bemerken.
Profiliersucht und Aggressivität, auch in Foren, gehören dazu. Dazu kommt am PC, dass bei zu grosser Konzentration auf die umfangreiche Tastatur oft das Gedankengut etwas in Mitleidenschaft gerät.

Meine auf Erfahrung beruhende Warnung und Äusserung betreffend einer mechanischen Konstruktion:
"Die können auf der Schiebelehre nicht einmal den Nonius ablesen."
wurde ausgelegt als:
“Für mich ist das Antithaiismus“. Und  quasi als Garnitur:
„Aber das ist ja erlaubt.“

Ich habe einen Sohn. Er ist kein Thai. Er wusste mit zwanzig Jahren noch nicht einmal, was eine Schieblehre ist. Ob er es jetzt gelernt hat, weiss ich nicht,
weil ich seit acht Jahren im Ausland lebe.
Aber ich bin mir fast sicher, dass auf die Frage:
„Mein Sohn, kannst du mir bitte sagen was ein Nonius ist?“
die Antwort lauten würde:
„Sicher Daddy, das ist doch der Privatsekretär des Papstes.“
Weil ich pingelig bin und ein notorischer Rechthaber, müsste ich erwiedern:
„Nein, der heisst Nuntius und er ist nicht der Sekretär, sondern der ständige Vertreter des Papstes bei der Regierung eines Staates.“

Damit sind wir bei den Prioritäten. In meinen Aufsätzen wurden Betrug, Mord, Raub und Doping ohne jegliches Echo angesprochen.
Die Klicks waren da. Danke.
Doch Hits wie Käsekuchen oder wie perforiere ich publik,  nicht pervers aber perfekt, dennoch platonisch eine Masseussin, hatten praktisch mehr Echo als Klicks.

Ich werde möglicherweise an den Geschichten weiterschreiben. Es hängt davon ab, ob ich den Anschlag, der vor etwa 10 Tagen verübt wurde, überleben werde.
Brot! Es schmeckte schon beim Essen so fantastisch gut, dass  ich davor Angst bekam. Ich weiss nicht, war es Melamin, Rattengift oder Insektenpulver, aber mit Sicherheit sehr ungesund.

Die neueste Geschichte:
Es ist kalt inder Provinz Chiang Mai. Draussen auf dem Lande vielleicht 10 Grad in der Nacht. Mia werkelte morgens in der Küche:
„Darling, unglaublich! Es ist so kalt draussen, aber hier kommt warmes Wasser!“
Trotz meinem Fieberdelirium sah ich, es war kein Wunder. Der Kombihahn war auf heiss gestellt.


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 17. Januar 2009, 18:42:53
@low,

das Thema der fehlenden schriftlich geäusserten Resonanz auf Geschichten ist nicht neu. Besonders dann, wenn sie wirklich aktuellen Bezug haben, wie nämlich bei dir, kann man sich schon wundern, warum dir keiner die Fetzen um die Ohren haut und eine Moralpredigt über das Gute im Thai hält. ;D

Jeder, der gerne schreibt, ist schonmal in der Situation gewesen, wo er sich fragte: warum mach ich das eigentlich?

Klicks helfen da schonmal, aber man kann es auch mal anders sehen...

Nimm das Medium Forum einfach als Übungsstunde. Als "draft" Erstellung sozusagen und träume davon, dies einmal in Schönform in einem Buch, Blog oder sonstwo zu veröffentlichen. Und...mach deinen Traum wahr.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: TSCHE am 17. Januar 2009, 18:51:10
an LOW

habe alle Deine Beiträge mit Vergnügen gelesen - herzlichen Dank -   :D

bitte weiter schreiben

mit Grusss               tscherardo
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: namdock am 17. Januar 2009, 19:06:56

Hinterindische Geschichten:


     Wahre Märchen für Erwachsene.

Schreibe ruhig weiter, Du hast deine Leser!

mfg

Dieter
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 19. Januar 2009, 14:27:03
Für die ermunternden Antworten danke ich.

Ich überlegte die Kritiklosigkeit der Leser am Fall Testosteron und kam zu folgenden Schlüssen:

In Euroland gibt es für Medikamente vor der breiten Abgabe den Tierversuch.
In Hinterindien als extrem tierliebendem Gebiet ist es gerade umgekehrt. Beispiel: Packung Veboldex 250, For animals only, (Getestet im Fitnessklub.)
(Extrem tierliebend = Bratpfanne oder Wok.)

Erst dachte ich, ausser Mia benutzt in Thailand eh keine (keiner) ein Fahrrad. Deshalb ist Doping kein Problem. Ich täuschte mich. Fahrradgeschichten findet man im Forum zum Beispiel unter:
Bissige Strassenköter.
Diese Radfahrer sind meist stramme Familienväter. Die benötigen an Hand ihrer Aussagen kein Testosteron, sondern eher Steinschleudern.
Forenteilnehmer, die dauernd vor den Flimmerkisten sitzen, findet man kaum in teuren Fitnessklubs und Schweisstreibeanstalten.
Solche Leute besuchen in der seltenen Freizeit eher Computershops und Internetcafes. Deshalb kommen sie kaum in die Versuchung zu nadeln.
Zudem erhöht sich die Lebensdauer der Tastaturen, wenn nicht zu viel Muskelkraft abreagiert wird.
Zu guter Letzt: Testosteron kann man sich gleichzeitig mit den blauen Pillen beim Drogisten posten. Dazu braucht man nicht einmal ein Fahrrad.

Deshalb war mein Satz:
„Wenn einer von den verehrten Lesern demnächst ein Radrennen gewinnen will, wisst ihr jetzt, wohin ihr euch wenden könnt“ eine Beleidigung.
Auf Beleidigungen würde ich auch kaum antworten.

Ich bitte um Nachsicht, nur bis zum hoffentlich nächsten Mal...
Low
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: illuminati am 19. Januar 2009, 23:00:15
Hallo,

ich weiss ja deine Geschichten kommen aus Hinterindien und ich kann nur vermuten wo das geografisch genau liegt.

Ich kenn mich nur in TH ein bisschen aus, muss aber feststellen, dass mit den Erfahrungen die ich hier gesammelt habe, wir in unterschiedlichen Ländern leben. Die ersten paar Geschichten waren ja recht amüsant und es gab Stellen, die ich auch selbst wiedererkannt habe.

Aber der Grundtenor dieser Geschichten bleibt immer gleich - es scheint dass du in einer Region lebst, in der die Einheimischen ein anderes Leben führen als du. Wenn du mit den Eigenheiten dieser Bewohner nicht klar kommst, so frage ich mich warum du immer noch dort lebst.

Wenn ich den Entschluss fassen würde in einer Affenpopulation zu leben, dann müsste ich auch bereit sein  die Eigenarten der Affen zu übernehmen, mindestens aber zu akzepieren, dass sie sich von meinen Gewohnheiten unterscheiden - das kann ich bei dir nicht feststellen.

Affen fressen nun einmal lieber Bananen - statt Wiener Schnitzel - die sind wirklich so.

Noch eine Anmerkung aus eigener Erfahrung:
Wir  eine Eingeborene (meine Frau) und ich haben in BKK einen Grossteil der Wohnungseinrichtung in dort unterschiedlichen Geschäften gekauft. Das alles wurde mit LKW in unseren Wohnort mehr als 800 km nach dem Süden verfrachtet. Alle Einzelteile und das waren einige sind vollständig und in korrektem Zustand angeliefert worden, es hat nichts gefehlt und es war nichts beschädigt.
Das alles hat oben genannte Eingeborene in ihrer eigenen Affensprache und mit ihren seltsamen geschriebenen Zeichen bewerkstelligt.

Warum das bei dir nicht geklappt hat, kann ich mir nur so erklären, dass du als weltmännischer Edelmann deinem holden Eheweib die Mühsal der Organisation erspart  und alles selbst in deine bewährten Hände genommen hast. Oder kann es sein dass ich mich irre?

Gruss

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 20. Januar 2009, 00:27:10
Ich hab's geahnt, he he.  Irgendein Hansel muss ja diese Geschichten in den falschen Hals kriegen.  :D  ;D

Na ja, immer noch besser, als gar keine Reaktion.   :P
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: † Jhonnie am 20. Januar 2009, 02:45:43
 :) seine ist eben anders  ;D

Low lass dich nicht aus der ruhe bringen, weiter so wie immer. mit leser hast du jedenfalls sicher, und mir gefallen deine Geschichten.

Jhonnie
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: illuminati am 20. Januar 2009, 08:39:25
Ich hab's geahnt, he he.  Irgendein Hansel muss ja diese Geschichten in den falschen Hals kriegen.  :D  ;D

Na ja, immer noch besser, als gar keine Reaktion.   :P

ich finde es schon interessant, wie viele Westler hier in TH ihr Dasein fristen - und sich über ihr Umfeld beklagen - und immer werden als Grund die lern resistenten Einheimischen mit ihrem nicht Europa kompatiblen Bildungsniveau sehr schnell als Ursache ausgemacht.

Das alles läuft unter dem Oberbegriff -- die sind so --  Für mich ist das alles weinerliches Gewinsel, von Leuten die in den Ring gestiegen sind und den Fresse poliert bekommen haben und jetzt schreien -- Kampfrichter Tiefschläge -- , aber noch nicht realisiert haben, dass es hier keine Kampfrichter gibt. Wer hier in den Ring steigt gewinnt oder verliert - ein Unentschieden gibt es nicht. Ebenfalls werden wenn es Regeln geben sollte - diese von den Einheimischen diktiert - entweder man kann das akzeptieren oder man ist so gut und gewinnt mit seinen Regeln - ohne zu vergessen, dass dann aus dem Hinterhalt ohne Vorwarnung noch ein Messerangriff erfolgen kann. --- ja die sind so ---

All denen die so etwas nicht würdig genug für einen echten Demokraten halten - die sollten bis auf gelegentliche Urlaubsaufenthalte (die den wirtschaftlichen Aufschwung der Einheimischen ermöglicht) , am besten dort bleiben von wo sie abstammen .

Also Leute reisst euch  am Riemen und unterlasst das ständige Gewinsel  :'( :'( :'( - es wird langsam peinlich

Gruss
der Hansel mit dem falschen Hals, dem es bisher bis auf ein paar Würgemale gelungen ist den aufrechten Gang beizubehalten

PS: solange der Landsmann für einen Expat im Normalfall die grössere Gefahr darstellt und zum Beispiel die Gruppe der Deutschen nicht in der Lage oder willens sind sich sinnvoll zu organisieren - solange werden die Einheimischen immer im Vorteil bleiben - es wäre doch mal ein guter Grund über diese Unfähigkeit ein paar Geschichten zu verfassen






Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 20. Januar 2009, 12:22:17
@Illuminati,

der einzige, der hier winselt, bist du.

Die Geschichten sind amüsant und locker geschrieben und wohltuend frei von empörend moralischer Bewertung. Die hast du als einziger hier rein gebracht.

Kann beim schlechtesten Willen in diesen Kurzepisoden kein Jammern oder ähnliches erkennen.

Hör einfach auf mit deiner tölpelhaften Missionierung ala Nittaya Hansel und verschone uns hier damit.

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: kaktus am 20. Januar 2009, 13:07:16
Das dürfte nicht mal im Nittay durchgehen.

Das einzige mit dem ich übereinstimme ist der größte Teil seines letzten Abschnitts :

...........die Gruppe der Deutschen nicht in der Lage oder willens sind sich sinnvoll zu organisieren - solange werden die Einheimischen immer im Vorteil bleiben - es wäre doch mal ein guter Grund über diese Unfähigkeit ein paar Geschichten zu verfassen

Alles andere ist wieder mal nur so ein rosarotes Brillenheimchen Gequatsche --C --C --C --C :P :P


Ps: Ich lese die Geschichten übrigens auch recht gerne, man kann sich ja sein eigenes Urteil darüber machen, gut geschrieben sind sie meistens auf jeden Fall.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Louis am 20. Januar 2009, 13:10:58
es wäre doch mal ein guter Grund über diese Unfähigkeit ein paar Geschichten zu verfassen[/b][/i]

Er kann ja gerne mal ein paar Geschichten schreiben...
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: kaktus am 20. Januar 2009, 13:17:27
Gute Idee, dann kann er ja mal einen eigenen Thread aufmachen.
Bin schon ganz gespannt drauf.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 20. Januar 2009, 15:09:16
@illuminati

Danke, dass du versuchst etwas Licht ins Dunkel zu bringen.

Der Begriff Hinterindien ist definiert:

Im Norden grenzt die "zweiteilige" Hinterindische Halbinsel an das eigentliche asiatische Festland bzw. an China, im Osten im Rahmen der Indochinesischen Halbinsel an das Südchinesische Meer (mit Golf von Thailand und -Tonkin), ein Randmeer des Pazifischen Ozeans, im Süden durch die Malaiische Halbinsel an die Malakkastraße, welche zwei Nebenmeere von Indik und Pazifik miteinander verbindet, im Westen an Randmeere (Andamanensee und Golf von Bengalen) des Indischen Ozeans und im Nordwesten an Bangladesch bzw. Indien. Außerdem reicht Hinterindien mit der Südspitze der zuletzt genannten Halbinsel beinahe bis an den Äquator.
Singapore als Insel gehört nicht dazu, ist aber ein sogenannter Anrainerstaat.

Ich hatte das Vergnügen, die meisten Länder zu bereisen und in wenigen zu arbeiten.

"muss aber feststellen, dass mit den Erfahrungen die ich hier gesammelt habe, wir in unterschiedlichen Ländern leben."

Diese Beobachtung ist richtig. Der Unterschied zwischen Südthailand und dem Norden, Lanna Land, ist gewaltig. Nicht nur das Essen, sondern die Mentalität und auch die Sprachen sind unterschiedlich. Das Gebiet hier gehörte vor ungefähr 100 Jahren zu Laos.

„Affen fressen nun einmal lieber Bananen - statt Wiener Schnitzel - die sind wirklich so.“

Hier im Dorf assen wir noch nie Wienerschnitzel.
Bananen wachsen im Garten und liegen in der Fruchtschale.

„Wir  eine Eingeborene (meine Frau) und ich haben in BKK einen Grossteil der Wohnungseinrichtung in dort unterschiedlichen Geschäften gekauft. Das alles wurde mit LKW in unseren Wohnort mehr als 800 km nach dem Süden verfrachtet. Alle Einzelteile und das waren einige sind vollständig und in korrektem Zustand angeliefert worden, es hat nichts gefehlt und es war nichts beschädigt.
Das alles hat oben genannte Eingeborene in ihrer eigenen Affensprache und mit ihren seltsamen geschriebenen Zeichen bewerkstelligt.


Warum das bei dir nicht geklappt hat, kann ich mir nur so erklären, dass du als weltmännischer Edelmann deinem holden Eheweib die Mühsal der Organisation erspart  und alles selbst in deine bewährten Hände genommen hast. Oder kann es sein dass ich mich irre?“

Ja.
Von Lockenfräsen, Haarschneideautomaten und Dampfhochruckbehandlungshauben verstehe ich gar nichts. Mia, erfolgreiche Unternehmerin, richtete bereits ihr zweites Geschäft ein. Ich hielt mich daher wohlweislich zurück.

Allgemeine Aussagen vom ersten Aufsatz:
„Das Emmental ist noch heute typisch für die Eigenständigkeit, Kultur und Sprache einer bodenständigen Minderheit.
Wie nah er mit den Schilderungen der Menschen über Hundertfünfzig Jahre später in Thailand kommt, ist gleichzeitig beängstigend und faszinierend.
In diesem Sinne erlaube ich mir, ein paar wahre Geschichten zu erzählen, leider ohne die Fähigkeiten eines Gotthelf, eines redegewandten Pfarrers.
Der Ort der Handlung, die Zeit, die Kommunikation und auch die Sprache wandelte sich.“


Ohne jegliche Schuldzuweisung ist es eine unbestreitbare Tatsache, dass viele Menschen in Hinterindien, nicht nur in Thailand, einige Städte ausgenommen,
das Gedankengut und den Ausbildungsstand unserer Landsleute von 1850 haben.

Daher überfordert die ganze moderne Technologie, von den Fahrzeugen bis zur Elektronik, die lieben Leute total.
So lässt sich die Unfallhäufigkeit auf den Strassen und im Umgang elektrischem Strom ganz einfach erklären.
Wenn ich im Dorf lebensgefährliche Installationen sehe, klären wir die Leute auf und reparieren wenn erwünscht, gratis.

In den meisten Erzählungen kickte ich mich doch in den eigenen Hintern.
Ich antwortete  dii: #24
„Du hast recht: Die sind so. (Ich kenne die Bilder)
Aber man könnte auch sagen, wir sind anders.

Positiv betrachtet ist es doch so,
dass wenn die auch anders wären, der ganze Spass, die Spannungen und vielleicht ein Teil der Exotik verloren gingen.
Dann gäbe es keine Geschichten aus Hinterindien.“



Illuminati, bist du bereits so angepasst, dass für dich alles selbstverständlich ist?
Wie langweilig muss das Leben im Dorf sein?
Vermutlich hast du Fernsehen.





Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: madaboutsingha am 20. Januar 2009, 16:57:10
20. 1. 09

Ich kann mich nur wundern. Da schreibt einer amüsante und unterhaltsame Geschichten aus seinem Lebensbereich und dann kriegt ein anderer sie in den total falschen Hals.

Was ist schlecht daran, wenn einer aufschreibt, was er vorfindet? Und das auch noch wertungsfrei!

Doch dann kommt der Gipfel: Wer unter den Affen lebt, soll die Eigenschaften der Affen annehmen und Bananen essen. Illuminati, das geht zu weit!

Schwer tue ich mich auch mit deiner Auffassung, dass Thailand ein freies, gesetzloses Schlachtfeld für schneidige Draufgängertorreros nach Art der Illuminatis ist.

Wenn die Welt nur immer so einfach wäre! Hier schwarz, da weiß. Hier die strahlenden Gewinnertypen, die sich glorreich durch den Sumpf gefochten haben und dort die angeblichen Loser, die im Staub der Straße um Mitleid winseln. Dabei stimmt beides nicht!

Zum Schluß beantwortest du dir deine Schlussfrage auch noch selber:
An einem Zusammenschluß von Deutschen in der Fremde, kannst doch gerade du mal gar nicht teilnehmen, da du als mannhafter Einzelkämpfer im feindlichen Thairing viel zu beschäftigt bist, um zu merken, wie sehr du dich selber ins Abseits maneuvrierst.

Ich bin einigermaßen erschüttert über deine unbedachten und intellektuell unbegabten Darstellungen.



Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: juerken am 20. Januar 2009, 17:10:00
Sehr geehrter Löw

Bravo -Bravo dein Sieg einstimmig.

Dieser Mann würde nie auffallen wenn er hier nicht posten könnte. Hier kann er  über sein angebliches überragendes Leben schreiben und die Vergleiche von sich zu anderen benutzen um als der wahre Farang zu gelten und andere
unter seiner Würde zu schreiben.

Kann ja möglich sein, daß jeder seiner Familie eine Elite Karte hat ( gibt es die auch für Thais? )


Low halt es so wie ich - Intelligenzbolzen leben auf einer anderen Welt man kann ihnen das reale Leben eben nicht erklären.

Aber ich bin sicher er meint es nicht so wie er schreibt er drückt nur falsch aus - wäre doch möglich?

Gruß Jürgen
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: illuminati am 20. Januar 2009, 17:43:57
Positiv betrachtet ist es doch so,
dass wenn die auch anders wären, der ganze Spass, die Spannungen und vielleicht ein Teil der Exotik verloren gingen.
Dann gäbe es keine Geschichten aus Hinterindien.“[/i]

Hallo,
schön, dass sich auch der Autor zu Wort meldet. Dem obigen kann ich ohne Probleme zustimmen - alleine die Ausgewogenheit (es werden fast ausschliesslich die Schattenseiten benannt) , haben mich auf den Plan gerufen  >:

Zitat
Illuminati, bist du bereits so angepasst, dass für dich alles selbstverständlich ist?
Wie langweilig muss das Leben im Dorf sein?
Vermutlich hast du Fernsehen.

Nein, ich würde mich eher aus unangepasst bezeichen und selbstverständlich ist für mich gar nichts - auch nicht in Europa.
Wir haben ganz bewusst einen Wohnort in einer mittleren Stadt - zur Miete ausgewählt, obwohl meine Frau auf dem Lande ein Haus ihr eigen nennt und ich bin wieder auf dem Sprung zurück zur Arbeit in die Schweiz nach jetzt 3 Monaten hier - ich kenne das Leben auf dem Dorf, wir sind ihm bewusst aus dem Weg gegangen.
Ja, wir haben Fernsehen - obwohl ich sehr selten schaue, Frau und Kind auch nur in Massen.

Wie gesagt, ich kenne jetzt TH über 18 Jahre habe auch schon 2 Jahre hier gelebt und gearbeitet und wenn ich es mit meinem ersten Besuch vergleiche ist es äusserlich ein neues Land. Die ganze Infrastruktur bis hin zu den Schulen ( ja richtig trotz mancher beschissenen Lehrer) ist hier in den letzten 20 J. ein riesiger Schritt gemacht worden, ohne weiteres Vergleichbar mit dem Wiederaufbau nach dem Krieg in D.

Das ist die andere Seite aus Hinterindien - die hier im TIP Forum besonders gezielt von diversen Schreibern ignoriert wird. Ich finde es sollten einfach etwas ausgewogener geschrieben werden - und deine Geschichten sind Realität ich habe ebenfalls manches erlebt und gut geschrieben sind sie auch.

Wie ich sehe kannst du jedenfalls ohne Probleme mit Kritik umgehen, was anderen Membern offensichtlich schwerer fällt.

Was mich noch mehr freuen würde, wenn aus deiner Feder einmal eine vergleichbare Episode eines Ausländers mit deren typischen Absonderheiten beschrieben würde .

Gruss






Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: illuminati am 20. Januar 2009, 17:51:40

Ich bin einigermaßen erschüttert über deine unbedachten und intellektuell unbegabten Darstellungen.


Hallo Paul,

über deine selektive Wahrnehmung bin ich nicht erschüttert, bei unserem kurzen Kennenlernen auf neutralem Boden war sie nicht zu übersehen. Trotzdem wünsche ich dir dass du deine Ruhe und dein Glück findest - wo immer das auch sein mag.

Gruss
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: illuminati am 20. Januar 2009, 18:00:55
@Illuminati,

der einzige, der hier winselt, bist du.

Die Geschichten sind amüsant und locker geschrieben und wohltuend frei von empörend moralischer Bewertung. Die hast du als einziger hier rein gebracht.

Kann beim schlechtesten Willen in diesen Kurzepisoden kein Jammern oder ähnliches erkennen.

Hör einfach auf mit deiner tölpelhaften Missionierung ala Nittaya Hansel und verschone uns hier damit.



Hallo,

deinen Beiträge sind oft sehr gut - z. B über den Tsunami in TH, aber viele Menschen haben 2 Gesichter - mit welchem soll ich mich jetzt auseinandersetzen?

Gruss
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 20. Januar 2009, 18:45:03

Bitte begrabt die Kriegstastaturen und begegnet einander mit Anstand und Würde.
Ich bin immer empfänglich für Kritik. Aber der Ton macht die Musik.

Illuminati’s Affentheater brachte mich zum Grinsen und ich benötigte mangels Wiener-Schnitzel dringend Bananen.
So böse habe ich das gar nicht empfunden.

Ich danke allen Mitstreitern für die Würze in der Suppe.
Low
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien Majestätsbeleidigungen
Beitrag von: Low am 20. Januar 2009, 18:49:49
Majestätsbeleidigungen                         19. Januar 2009

Mein verehrter Grossvater war ein erfahrener Sukkulenten- und Kakteenfreund.
Er hatte ein Gewächs namens Greisenhaupt, Cephalocereus senilis.
Trockenperioden machten dem Greisenhaupt nichts aus. Sie bewirkten sogar ein stärkeres Wachstum der weißen Behaarung.
Darum wird es, von Blondinen bevorzugt, gerne als symbolisches Geburtstagsgeschenk für den Herrn ab 50 verwendet.
Dem Greisenhaupt versuchte ich als unwissender Knabe das Schwimmen beizubringen. Grossvater rügte mich nicht.

In grossen Töpfen standen Riesenskulpturen aus Arizona, die im Hause überwinterten.
Grossvaters besonderer Stolz jedoch war die Königin der Nacht, Selenicereus grandiflorus.

Ohne Blüten handelt es sich um einen unscheinbaren Strauch mit halbkletternden Trieben.
Wenn sich die grossen Blüten mit 25 - 30 cm Durchmesser jeweils für eine Nacht öffnen und dabei einen wunderbaren Vanille Duft verströmen, wird die Pflanze zur Königin.
Diese Art stammt ursprünglich vermutlich aus der Karibik.

Weil ich feige bin und Probleme löse oder noch besser aus dem Weg gehe,
bevor irgend eine Gefahr entsteht, änderte ich den Namen im Gastland sicherheitshalber auf: „Duftender Nachtkaktus.“
Die Sukkulenten, respektive deren Anhänger, beschwerten sich postwendend.

Was sollte ich tun? Ich bin selber ein Greisenhaupt.
Jetzt arbeite ich fieberhaft an der Verbesserung der Duftkomponente der Nachtkakteen.

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: illuminati am 20. Januar 2009, 20:28:18

Illuminati’s Affentheater brachte mich zum Grinsen und ich benötigte mangels Wiener-Schnitzel dringend Bananen.
So böse habe ich das gar nicht empfunden.


ich sehe du hast mich verstanden.  ;D
ich habe nur versucht, deiner bildhaften Darstellung vergleichbares entgegenzusetzen - schon möglich dass mir das nicht gelungen ist, aber man lernt ja jeden Tag dazu - böse war das nicht gemein, das würde anders aussehen.

Gruss
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: illuminati am 20. Januar 2009, 20:34:24
Genauso gespannt wäre ich darauf, etwas ähnliches von Illuminati aus seiner Sicht zu lesen.

Hallo,
ich habe schon öfter mit dem Gedanken gespielt - aber der Zeitpunkt ist noch nicht der Richtige, es sind einige Dinge die noch nicht ausgereift sind um sie verständlich darstellen zu können. Alles braucht seine Zeit .....

Jetzt übergebe ich wie gewünscht wieder an Low

Gruss
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 21. Januar 2009, 00:48:50
Bleibt mir nur noch nachträglich zu sagen:

Gut, dass wir mal drüber geredet haben.  ;)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: kaktus am 21. Januar 2009, 07:51:28

Illuminati’s Affentheater brachte mich zum Grinsen und ich benötigte mangels Wiener-Schnitzel dringend Bananen.
So böse habe ich das gar nicht empfunden.


ich sehe du hast mich verstanden.  ;D
ich habe nur versucht, deiner bildhaften Darstellung vergleichbares entgegenzusetzen - schon möglich dass mir das nicht gelungen ist, aber man lernt ja jeden Tag dazu - böse war das nicht gemein, das würde anders aussehen.

Gruss

Du hast überhaupt nichts vergleichbare versucht entgegenzusetzt, für mich war das einfach nur gelästere. Du warst auf dem Weg diesen sehr guten Thread zu verhunzen . Zum Glück hast du die Notbremse gezogen.
Wir warten alle drauf bis du gleichwertiges in einem neutralen  Stiel wie alle anderen hier bringst.
Hab da aber so meine Zweifel da deine Mama Mia alles für dich erledigen scheint.
Viele Geschichten die hier geschrieben wurden habe ich selbst auch genau so erlebt. Dieser Thread hat mich immer wieder zum schmunzeln gebracht und ich hoffe es wird in Zukunft so bleiben.
Ich wohne nicht im Norden Thailands oder im Isaan.  Solche Geschichten kann man überall in Thailand erleben. 
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Kleine und grosse Gauner
Beitrag von: Low am 21. Januar 2009, 12:52:23
Kleine und grosse Gauner                         Juni 2007

Wir sind uns gewohnt, dass viel geklaut wird. Diebesbanden aus dem ehemaligen Ostblock machten Euroland unsicher.
Hier sagt man, es seien Burmesen, die alles mitlaufen lassen. Vor kurzer Zeit wurde in HangDong eine Frau wegen 1000 THB und einem Handy umgebracht.
Gleichen Orts übten Burmesen einen Raubüberfall auf die Seven-Eleven Filiale aus. Die Beute war 15 000 THB. Die Polizei schnappte die Täter bereits wenige Stunden später.
In Vietnam klauten Diebe elf Kilometer Unterwasserkabel im Wert von 5.8 Millionen Dollar. Die Internetverbindungen brachen ein.
Hier werden Telefonleitungen und Stromleitungen samt Masten geklaut. Der letzte Horror waren fehlende Geländer an Fussgängerbrücken über Schnellstrassen.
Ob Leichtmetall oder rostfreier Stahl spielte keine Rolle. Die Spezialisten sägten und schweissten.

Viele Tempeltore bleiben geschlossen. Alte Buddhas sind Mangelware im internationalen Antiquitätenmarkt.
In NahmTuang mausten die Dorfbewohner sämtlich Papayas aus dem Garten, obwohl man annehmen kann, dass auf dem Lande Papayas im Überfluss vorhanden sind.
Abgeernteter Reis wird tonnenweise gestohlen. Teilweise scheuten sich die Diebe nicht, die Erntearbeiten in der Nacht gleich in die eigenen Hände zu nehmen.

In vielen kleineren Hotels gibt es keine Minibars mehr. Diese Kästen wurden samt Inhalt ins wartende Auto verschoben.
Als kleine Zugabe dienten die Fernseher. Andere Schlaumeier wiederum soffen den Whisky und füllten die Fläschchen mit Tee auf.
Im Hotel in Uttaradit gab es noch ein Handtuch pro Person, weil die Wäsche verschwand.
Sogar Bibeln, der Koran und die Lehre Buddha’s  in den Nachttischchen fanden Abnehmer, die sich aber kaum am Inhalt erbauten.
Beim Umbau des Beauty Salons verloren wir sieben Quadratmeter Fliesen. Wieviel Zement ich vergeblich bezahlte, entgeht meiner Kenntnis.

Dazu gibt es die Betrügereien ums grosse Geld. In der Silom Road steht der State Tower. Das Gebäude enthält unter anderem 400 Condos, das Lebua ***** Hotel und drei Top Restaurants.
Vor einigen Monaten wurde dort ein Abendessen zelebriert. Der stolze Preis: Eine Million Baht. Sechs mit  Michelin Sternen dekorierte Köche aus Europa verwöhnten 42 Gäste.
Weil nur 17 Idioten bezahlten, lud man 25  Mitesser ein.
Na und? Die Bangkok Bank möchte von den Gläubigern 9,6 Milliarden.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: FRUST
Beitrag von: Low am 22. Januar 2009, 16:15:03
Frust

Ich wurde gebeten, eine reine Farang Geschichte aus Hinterindien zu schreiben. Das ist relativ schwer, denn ich sehe immer das Spannungsfeld
Eindringlinge zu Eingeborenen. Wenn ein Farang stolpert, aus wessen Gründen auch immer, fällt er auf fremden Boden.

Die einzigen Ausnahmen sind das Internet und die Foren. Das ist oft ein Stück Heimat in der Fremde. Es gibt sie immer wieder, die Entwurzelten, die tagelang vor dem PC sitzen und warten.
Wenn in irgend einer Diskussion, ob über Bier oder das Verfallsdatum von Damenbinden - spielt keine Rolle, eine Antwort eintrifft, dann sind diese Haie sofort da und markieren ihre Ansichten überall
wie Hunde, die wahllos Zäune und Bäume bepinkeln. Solche eifrige Schreiber brachten es an manchen Tagen auf fast hundert Eingaben, ohne wesentliche Aussagen.
Das ist schon fast wie zeitgenössische Kunst westlichen Ursprungs.
Wie nenne ich sie als erfahrener Internetnutzer: „Hemmungslose Spammer, Schrecken der Moderatoren!“
Mit meiner selbstsicheren, überlegenen Art fühlte ich mich zuweilen als Retter des Niveaus deutschsprachiger Foren.

Es war beileibe nicht der beste Tag meines Lebens. Das sonst liebe Kind, ganz der Vater, quengelte den ganzen Nachmittag, vielleicht hatte es Fieber.
Beim Messen, verdammt, diese Thais können keine Minute still halten, fiel das Thermometer auf den Boden und zerbrach. Die Quecksilbertröpfchen stoben in alle Himmelsrichtungen.
In Euroland sind Quecksilberthermometer längst verboten. Welch rückständige Technologie!
Das Abendessen war eine halbe Katastrophe. Meine Gabel hätte die einfachsten Reinlichkeitsanforderungen nach ISO 9004 nicht geschafft. Der Parfümreis klumpte wie Klebreis.
Der Fisch roch etwas zu stark und war versalzen. Das eigentlich delikate Gemüse litt unter Fischsaucen-Vergiftung.
Die Köchin war verstimmt, hatte Migräne und, ich glaubte es nicht,  ihre Tage.

Das Fernsehprogramm nach zehn Uhr war unter allem Hund, bis auf einen Spielfilm, den ich mir bereits etwa zwanzig Mal angesehen hatte.
An frühen Schlaf war nicht zu denken. In der Nachbarschaft böllerte eine Karaokemaschine wuchtige Bässe in die Nacht. Glücklicherweise zog sich die Alte trotzdem ins Bett zurück.

Schlecht gelaunt öffnete ich den Kühlschrank: „Verdammt, kein Bier!“
Dann setzte ich mich an den PC. Ausser idiotischer Werbung keine Emails.
Warum nicht als Zeitvertreib youporn versuchen?  Das Einloggen ging problemlos.
Ich fand ein vielversprechendes drei minütiges Filmchen. Hölle: Die drei Minuten Stossverkehr entwickelten sich zum halbstündigen Opus in lausiger Qualität.
Jetzt platzte mir der Kragen endgültig und ich suchte mir das erstbeste Forum aus. Zielstrebig fand ich, was ich suchte.
Einen fiesen, leicht morbiden Kerl, der über die Qualitäten des Gastlandes räsonierte. Die Tiefe seiner Ermittlungen reichten offenbar nicht über die Länge seines zu kurz geratenen Pimmels hinaus.

Der gehörte endlich aufgeklärt. Ich hämmerte einen Monolog über die mangelnde Anpassungsfähigkeit der meisten Fremden in die Tastatur. Ich sei des ewigen Gejammers müde.
Der beste Rat für solche Typen sei doch, ein Ticket zu erstehen und sich unverzüglich in die Heimat zurück zu ziehen. Dann folgten noch ein paar nicht unbedingt nötige, aber um so derbere Sprüche, die ich von früheren Forenbesuchen her kannte und kopierte. Erleichtert sandte ich mein lehrreiches Spätwerk ab.

Ja, soviel Kenntnis über Kultur, Land und Leute, verfügten leider nur wenige. Das zeigte mir das Internet täglich erneut.
Zufrieden mit mir selbst, wanderte ich wieder zum Kühlschrank und öffnete nochmals die Türe.
Warum nur stellte das beste aller Eheweiber die Gurken stehend wie einen Phallus in den Kühlschrank? Müssten Gurken nicht liegen?
Doch hinter dem Gurkenwall versteckt entdeckte ich, oh Freude, ein Bier. Man gönnt sich ja sonst nichts.
Behaglich trank ich ein paar Schlücke und sinnierte über das optimale Lagern von Gurken, das Leben im Allgemeinen und den vergangenen Tag im Besonderen.
Dann ging ich zurück an den PC und sah meine Auslegungen genau durch. Ja, dachte ich, nicht schlecht.
Da gibt es ein paar Kanten und Ecken, die ich vielleicht ausbügeln sollte.
Ich war genau drei Minuten zu spät.
Scheisstag. Fehlt nur noch, dass die beim Rückflug wieder den Flughafen blockieren.


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Eine Praline
Beitrag von: Low am 23. Januar 2009, 11:36:43
Eine Praline                                            Januar 2009

Mit meinem Beitrag “Frust“ verliess ich den Pfad der Tugend beim Schreiben und ich genoss es, gezielt nach Bösartigkeiten zu suchen. Das beherrschte ein weiterer meiner sprachgewaltigen Lieblingsautoren.
Er stammte aus dem Emmental. Khun Fritz aus Knofligen. Etwas verständlicher: Friedrich Dürrenmatt aus Konolfingen.
Er wäre geplatzt ob der Ereignisse und Lebensart in Siam. Doch er benötigte Hinterindien nicht. Er fand die Opfer und Darsteller in seiner unmittelbaren Umgebung.
Es waren selten Bauern oder gar Dorftölpel. Nein, er jagte die Intellektuellen, die geistige Oberschicht.

„Der Richter und sein Henker“
„Der Verdacht“
„Die Physiker“
„Der Besuch der alten Dame“
„Grieche sucht Griechin“,
sind nur einige seiner unvergesslichen Arbeiten.
Ich habe seit Jahren keine Bibliothek mehr. Oder sollte ich seine Bücher etwa als Insektenfutter oder gar Pappmaschee nach Hinterindien verschiffen?

Grieche sucht Griechin empfehle ich bedenkenlos jedem frisch Verliebten. Die Geschichte könnte aus Pattaya oder Krung Thep stammen.
Reiste Fritz je nach Thailand?

Thai Küche ist sehr delikat und bekömmlich, sofern es sich nicht nur um Lanna oder Isaan Spezialitäten handelt.
Nach längerer Zeit jedoch verlangt fast jeder Farang Gaumen nach etwas handfestem westlicher Bauart.

Hier empfehle ich Dürrenmatts Spätherbst Rezept “Emmentaler Praline“.
(Ich weiss nicht, ob es das in gedruckter Form gibt.) Er erzählte einmal beiläufig davon. Von dieser Delikatesse kann ich nur träumen, weil es zwei Drittel der Zutaten schlicht nicht gibt.

Dürrenmatt nahm ein gut gelagertes, fettes Stück Emmentaler Käse mit grossen Löchern. Mit einem feinen Messer schälte er das grösste Loch sorgfältig aus dem Laib, dass es von einer dünnen Käseschicht umgeben war. Er legte eine süsse, pralle Traubenbeere in das Loch und füllte mit einem alten Burgunder auf.

Nach einigen dieser Pralinen darf man sich getrost Fragen:
„Hasste Fritz seine Landsleute und Gastgeber?“
Ich denke, er liebte seine Heimat und die meisten Mitbürger, auch sie wenn blindwütig herumwurstelten, denn aufbauende Kritik ist immer angebracht.


Drei Zitate von Fritz dem Grossen:

Die Welt ist eine Tankstelle, an der das Rauchen nicht verboten ist.

Je planmässiger Menschen vorgehen, desto wirksamer trifft sie der Zufall.

Vielleicht ist das Scheitern des Versuchs Einsteins, eine allgemeine Feldtheorie aufzustellen, für die Physik sein wichtigster Beitrag.


Mit freundlichen Grüßen
Low
 
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: No stress
Beitrag von: Low am 24. Januar 2009, 00:47:10
No Stress                                   Dezember 1977

Im Dezember 1977 genossen wir zu zweit ein paar Urlaubstage auf Penang, Malaysia.
Wir planten am Abend des vierten Dezembers die Familienangehörigen in Singapore zu treffen.
Doch zuerst wurde ich in Ipoh zu einer geschäftlichen Besprechung erwartet.
Ein Fahrer des Staatsbetriebes holte mich Punkt acht Uhr im Hotel ab. Die Schnellstrasse gab es damals noch nicht.
Wie viele Hühner, Hunde und Katzen in den Kampungs meine Reise mit ihrem Leben bezahlten, weiss ich nicht mehr.
 
Die Effizienz der Verhandlungen entsprach nicht meinem Wunschdenken. Meine Partner organisierten dazu noch einen völlig überrissenen Business Lunch.
Aber ich konnte diese Einladung nicht ausschlagen. Das wäre als sehr unfreundlich empfunden worden und nicht gerade förderlich für eine zukünftige Zusammenarbeit.
Die Zeit lief mir davon, obwohl unser Arbeitsthema einige hunderttausend Jahre betraf.
Nach dem Essen rief ich unser Hotel in Penang an  und fragte, ob wir das Zimmer eine weitere Nacht benutzen könnten.
Glücklicherweise erreichte ich auch meine Frau. Das war nicht einfach, denn Handys gab es noch nicht. Ich bat sie, unseren Flug irgendwann auf den nächsten Tag umzubuchen und ihre Mutter zu informieren.

Der Fahrer raste dann am späteren Nachmittag los, dass die Funken stoben.
Er kannte meinen Termin Kalender. Ich beruhigte ihn und sagte der Flug sei bereits verschoben. Ich würde ihm ein paar Ringit geben,
damit er die Nacht in Penang verbringen oder Freunde besuchen könne.
Wesentlich gemütlicher erreichten wir am Abend das Hotel, wo mich die Gemahlin sehnlichst erwartete.  Wir genossen ein Abendessen unter Palmen und dem Sternenhimmel,
während die Wellen zeitlos und unermüdlich den Strand anliefen.

Als wir am nächsten Morgen frisch geduscht und reisebereit beim Frühstück sassen, tuschelten die Damen und Herren am Büffet aufgeregt und zeigten auf uns.
Ein Kellner kam und gratulierte uns. Wozu? Weswegen?
Er legte die Morgenzeitung auf den Tisch:
Malaysia Airlines Flug MH 653 über Tanjong Kupang, Johor Bahru abgestürzt.

Die Ermittlungen zeigten, dass eine halbe Stunde nach dem Start um 19 21, genau um 19 54, der Pilot Subang Airport rief und meldete, es sei ein unbekannter Entführer an Bord.
Captain Ganjoor leitete den Sinkflug ein. Auf Subang bereitete man sich für eine Notlandung vor. Einige Minuten später meldete der Pilot, der Flug nach Singapore würde fortgesetzt.
Um 2015 war die Verbindung mit der Maschine unterbrochen. Um 2036 stürzte die Boeing 737 mit 100 Personen in einen Sumpf und explodierte.

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Samuitilak am 24. Januar 2009, 08:54:55
Herzlichen Glückwunsch zum 32. Geburtstag kann man da nur sagen :) :)

LG nach Hinterindien

Walter
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Eine Karriere
Beitrag von: Low am 25. Januar 2009, 12:51:14
Eine Karriere

Wonach streben Menschen wirklich? Nach Geld, nach Gesundheit, nach beruflichem Erfolg? Das sind die Fragen, die sich Aristoteles zu Beginn der Nikomachischen Ethik stellte.
Aristoteles könnte hier zu Lande zu den unbekannteren Exoten gehören.
Die Geschichte dürfte einfacher zu verstehen sein als Aristoteles Antworten. Aber von Ethik ist sie soweit entfernt, wie Griechenland von Hinterindien.

Eine meiner Putzfeen hatte einen Bruder. Er war verheiratet und hatte drei Kinder.
Diese Familie lebte mehr schlecht als recht  in der Nähe von Fang an der burmesischen Grenze.
 
Seine Frau hörte Geschichten von Weibern, die in grossen Städten wie Chiang Mai, Korat oder Bangkok arbeiteten. Die konnten sich schöne Kleider leisten, hatten Goldschmuck,
Sanuk  und zwei oder mehr Telefone. Eines Tages lief sie weg. Er sass mit den drei kleinen Kindern fest.
Ich kannte ihn. Selten arbeitete er tageweise für mich. Dann verreiste er wieder in den Norden.
Es war sehr hart für ihn, nur das Geld für die Schuluniformen zu beschaffen. Als ich sah, wieviel meine Landsleute täglich an Alkohol konsumierten, erkannte ich,
dass es für mich eine Kleinigkeit war, den Kindern zu helfen. Diese Ausgaben betrugen zudem kaum Prozente, verglichen mit dem, was ich für meine Kinder ausgab.
Nach einigen Monaten reiste die Familie in den Grossraum Chiang Mai. Sein Verdienst war nun ausreichend und meine Unterstützung nicht mehr nötig.
Die älteste Tochter wohnte im Haus der Tante und besuchte von dort die Schule.

Die Tante war kein gutes Vorbild für das junge Mädchen. Sie hatte fast täglich Herrenbesuch. Sie spielten nicht Schach zusammen, sondern nur Damenopfer.
Sie versuchte dennoch, die Pflegetochter auf den schmalen Pfad der Tugend zu führen. Das hübsche Mädchen hatte gute Manieren und war stets eine Spur zu freundlich zu mir.
Nach dem Schulabschluss mit knapp 15 fand das junge Ding sofort eine Anstellung bei einem Grossverteiler. Der Filialleiter beförderte sie flugs zur Mia Noi.
Nun stellte die Pflegetochter plötzlich Ansprüche. Für den Arbeitsweg brauchte sie umgehend ein Motorrad.  Die Tante besass eine Maschine, die ihr vor einem halben Jahr ein sogenannter Husband hinterliess. Dieses Rad taugte nicht für sie, auch keine Billigmarke wie JRD. Ein anderes Gebrauchtfahrzeug für 25 000 THB kam ebenfalls nicht in Frage.
Nein, es musste eine neue, möglichst rote Yamaha sein. Weil kein Bargeld da war, erhöhte sich der Preis von 45 000 auf 60 000 THB, abzustottern in monatlichen Raten.
Dann hatte das Mädchen die Idee, eine weitere Schule zu besuchen. Das Schulgeld betrug nur etwa 30 000 THB pro Semester.
Ich erklärte, dass sie mit ihrem frisch erworbenen Diplom als Mia Noi kein weiteres Geld für Ausbildungszwecke verblasen müsse.

Als sie das rote Motorrad hatte, wollte sie nicht mehr bei der Tante wohnen. Sie brauchte eine Wohnung in der Nähe ihres Liebhabers in Chiang Mai.
Nach dem Umzug ging diese Rechnung nicht auf, weil der mittlerweile neue hübsche Kassiererinnen rekrutierte.
Eine Freundin fragte sie, warum sie sich für 7 000 THB den Rücken wund schufte.
Sie arbeite in einem Biergarten. Die Gäste seien stets gut gelaunt und sie verdiene wesentlich mehr. Welche Leistungen sie für ihren Mehrverdienst erbrachte, verschwieg sie wohlweislich.
Dennoch wechselte die junge Frau von der Kasse an die Bierfront. Sie war anfänglich zu scheu, um nach Feierabend die angesäuselten fremden Bierbäuche ins Hotel zu begleiten.
Dafür fand sie in dem Milieu ihre weggelaufene Mutter wieder. Unter Vermittlung der Tante kehrte sie nach einer Woche Bierverkauf und einem Minderverdienst von gut 500 Baht
erneut an die Kasse zurück. Nach drei Tagen quittierte sie ihren Job auf Anraten der Mutter trotzdem endgültig.

Dann hörte Tantchen eine Weile nichts mehr von dem süssen Fratz. Als sie in Begleitung von Frau Mutter neuerlich im Dorf erschien, benötigte sie 30 000 THB für eine Abtreibung,
weil ein öffentliches Spital für ihren kostbaren Leib nicht genügte. Eine Privatklinik musste es sein. Der Nachwuchs stammte nicht vom Herrn Filialleiter.
Die Tante war blöd genug, angeblich ihren Goldschmuck, ich glaube es nicht, zu Gunsten der Engelmacher zu verscherbeln.
Warum wurde die sonst knallhart rechnende Tande erpressbar? Ich habe den Verdacht, dass die Entjungferung noch im Hause der Tante gegen ein knallhartes Entgelt gefeiert wurde.
Nun warten die drei Grazien offenbar auf einen Bräutigam, damit sie beim Sinsod, Brautgeld, noch einmal abkassieren können.

Woher ich das alles weiss? Die waren doch doof genug, mich immer wieder um Darlehen anzubaggern.


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: rh am 25. Januar 2009, 15:52:55
Low,
Deine Geschichten sind wirklich koestlich,ich hoffe,Du hast ein langes Leben bei voller Geistesstaerke !!!!!!!!!
Mach weiter. :D :D :D
rh
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khon_jaidee am 25. Januar 2009, 19:55:36
Eines Tages lief sie weg. Er sass mit den drei kleinen Kindern fest.

Meistens hört man vom umgekehrten Fall - schön, hier auch mal diese Variante zu lesen.

Tolle Geschichten, low. Weiter so!
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 26. Januar 2009, 22:20:26
Ich danke für die guten Wünsche zum Geburtstag (?) und
für das lange Leben bei vollem Bewusstsein.
Die Geschichten mögen für euch toll sein.
Sie belasten mich.
Thailand ist in meinem Herzen anders. Es ist das Paradies in dem ich lebe.
Das Paradies hört leider bereits hinter der Gartentüre auf.
Trotzdem danke ich, dass ich auch die Schattenseiten erfahren durfte.
Denn nur so ist gezielte Hilfe möglich.

Einige Geschichten strotzen vor Ironie und Satire. Ich verzichtete auf Warnungen.
Bevor ihr ausflippt, ob Sekunden oder Stunden, bitte PM. Ich versuche zu helfen. Das ist meine Aufgabe.

Ehrlich,
Low
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Nachtrag zur Karriere
Beitrag von: Low am 26. Januar 2009, 22:29:05
Nachtrag zur Karriere

Ich habe ein gewisses Verständnis, dass die Frau den Verschlag in Fang, in dem sie mit Mann und Kindern lebte, verliess. Es sind unwürdige Unterkünfte, die sich diese Menschen mit Hühnern, Katzen und Hunden teilen. Die Idee, die Kraft und der Mut zum Ausmisten, zum Verbessern ihrer Situation fehlt vollständig.
Diese Frau verliess ihre Familie mit unrealistischen Vorstellungen. Sie dachte nur an Geld, Gold und Elektronik. Sie hatte mehr als fünf Jahre Zeit. Veränderte sich etwas in ihrem Leben?
Unter Umständen wurde sie noch selbstsüchtiger als zuvor.
Rein wirtschaftlich tat sich gar nichts. Sie konnte keinen einzigen Baht auf ein Sparbuch legen. Sie wurde älter, aber nicht klüger. Vielleicht holte sie sich eine Geschlechtskrankheit.
All ihr Streben hatte nur einen Zweck: Geld. Sofern sie etwas besass, opferte sie es im Tempel. Der Hintergedanken war, dass Buddha korrupt ist,
dass man ihn schmieren kann und er die Glücksnummer im Traum bekannt gibt. Sofern der Erfolg im Tempel nicht garantiert ist, gibt es die Wahrsager.
Ob man im Tempel opfert oder dem Wahrsager ist Nebensache. Die Hauptsache ist der Gewinn.
Denken die überhaupt, ob ein genauso geldgieriger Wahrsager eine Gewinnummer bekannt geben würde? Wenn zufälligerweise zwei oder fünftausend Baht hereinkamen, wurde sofort reinvestiert.

Ich weiss nur, dass diese Frauen zu zweit oder dritt in der Stadt in einem Zimmer ohne jeglichen Komfort leben. Dafür bezahlen sie im Monat 6000 THB oder mehr.
Wenn etwas Geld im Haus ist, wird untereinander gespielt, denn man will ja mehr und dies möglichst schnell. Die Buchmacher sind freundliche, entgegenkommende Menschen.
Sie verleihen auch Geld, maximal 3000 Baht, zu günstigen zwanzig Prozent im Monat!
Haben die Weiber eine Ahnung, dass sie einige Kilometer ausserhalb für 2500 Baht ein ganzes Haus mit drei Zimmern, teilweise möbliert, mieten könnten?
Es gibt wenige, die so etwas machen, und wenn, dann sind sie überfordert.

Ich kenne eine Hübsche, die hat ein möbliertes Haus. Sie hat so viel Köpfchen, Busen, Hintern, Arbeit, drei oder vier Farang als Dauerkunden und damit genügend Einkommen,
dass sie sich eine Putzfrau leisten wollte. Weil unsere Reinemacherin öfters am frühen Nachmittag  bereits mit ihrer Arbeit fertig ist, stellte sie kurzentschlossen die Aufräumerin eines Tages an.
Der Putzfrau verschlug buchstäblich es den Atem. Sie räumte einige Kubikmeter Mist aus dem kleinen Haus, vertrieb Ungeziefer, Ratten und Mäuse. Als sie sich bis zu den Schränken vorgekämpft hatte,  fand sie den einen Schrank vollgestopft mit ungewaschenen Kleidern und Katzenkot. Im andern, etwas aufgeräumteren Schrank säugte eine Katze ihre Jungen.
Noch am selben Tag gab sie ihre neue zusätzliche Stelle wieder auf.

Die grenzenlose Gier erlebte ich ebenfalls im Dorf. Eine meiner verheirateten Freundinnen gewann in der Staatslotterie 4 Millionen. Endlich wurde die Familie ihre Schulden los.
Man bezahlte das Haus und alle die Kleinkredite. Es blieb noch genug übrig für zwei luxuriöse Pickup Cars, etwas Schmuck und all den Schund, den man eigentlich nicht braucht,
aber den die Nachbarn gerne hätten.
Sie konnte es nicht lassen und kaufte nochmals ein paar Lose und wieder schlug das Glück zu. Abermals vier Millionen. Sie kauften viel Land am Fuss der Hügel und bauten dort Gemüse an.
Anfänglich ging jede Woche ein Laster voll Grünzeug nach Bangkok, dann zwei, später drei. Der Wohlstand mehrte sich, langsam und bescheiden.
Zu langsam für die verwöhnte Frau, welcher der Reichtum bereits das Hirn vernebelte. Sie begann zu spielen. Innerhalb von zwei Jahren verlor sie alles!
Der Ehemann versuchte es in einem letzten Aufbäumen vor dem endgültigen Ruin mit Drogenhandel. Die Polizei erwischte ihn. Ende.


Ich erinnerte mich an eine ähnliche Geschichte, weder Gotthelf noch Dürrenmatt:
Wieviel Erde braucht der Mensch? (russisch Много ли человеку земли нужно?) Lew Nikolajewitsch Tolstoi, Erstveröffentlichung 1885.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Ingo † am 26. Januar 2009, 22:56:08

Lieber Low,
Du bist ein begnadeter Traeumer.

Doch wenn ich dich richtig lese, dann hoeren deine Traeume am Gartenzaun auf.
Dort siehst Du sie, die Realitaet und denkst zu ihr.
Kehrst in dein Traumumfeld zurueck, und kannst diese gesehene, gehoerte so schreiben wie es ist.

Mich ueberrascht, dass deine Geschichten doch so wertfrei von Traeumereien sein koennen.
Es ist wohl die Distanz die Du einhalten kannst. Da, nicht direkt betroffen.

Einige Zyniker hier werden nie ein Haar zu ihrer Selbstdarstellung in deinen Geschichten finden.
Sie sind Geschichten sagst Du. Und dies ist gut so.

Ingo
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: illuminati am 27. Januar 2009, 00:45:04

Die Geschichten mögen für euch toll sein.
Sie belasten mich.
Thailand ist in meinem Herzen anders. Es ist das Paradies in dem ich lebe.
Das Paradies hört leider bereits hinter der Gartentüre auf.
Trotzdem danke ich, dass ich auch die Schattenseiten erfahren durfte.
Denn nur so ist gezielte Hilfe möglich.

Einige Geschichten strotzen vor Ironie und Satire. Ich verzichtete auf Warnungen.
Bevor ihr ausflippt, ob Sekunden oder Stunden, bitte PM. Ich versuche zu helfen. Das ist meine Aufgabe.

Ehrlich,
Low


Hallo,
vorweg muss ich sagen, dass ich Atheist bin und das ist kein Widerspruch zu meinem folgenden Gedanken.
Ich glaube , unabhänig welcher Religion du angehörst, es würde dir weiterhelfen, für eine gewisse Zeit in einen Tempel zu gehen. Die Wurzeln und das Verständnis zu TH sind dort zu finden - und ich vermute das suchst du. Oder bin ich auf dem Holzweg?

Gruss
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hmh. am 27. Januar 2009, 01:16:44
Low, ich finde Deine Geschichten, die für mich schon mit Deiner Vorstellung hier anfingen, wirklich interessant und lesenswert. Die haben was. Zwar irgendwie rauh; aber angenehm rauh, nicht "glattgeschliffen". Insofern gewöhnungsbedürftig, aber wenn man mal drin ist, freut man sich auf jede Episode.

Irgendwann stellst Du das mal zusammen und machst eine kleine Broschüre daraus. Roy druckt die, jede Wette!
Ich hoffe, daß Dir noch viel einfällt und daß Du nicht müde wirst, uns das weiter zu erzählen. (http://babbelgosch.org/forum/images/smilies/green/icon_2thumbs.gif)

MfG hmh.

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 27. Januar 2009, 15:21:06
Ja Low, erzähl weiter! Ich habe Deine Geschichten in einem Zug gelesen, ich habe lange nicht mehr so anhaltend geschmunzelt.
Danke für die schönen Stunden.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Pachpicha am 27. Januar 2009, 18:09:31
Zug   Bangkok - Kuala Lumpur oder Gelsenkirchen - Dortmund.  :D :D
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Sabotage
Beitrag von: Low am 27. Januar 2009, 22:26:35
Sabotage         März 2007

Das neue Haus für die Eltern in Nahm Tuang, wurde mit einem Tag Verspätung am 10. März, rechtzeitig vor der Regenzeit, fertig. Nur die nicht unbedingt notwendige Vorfassade als Schattenspender unter dem Dach, althergebrachten Emmentaler Bauernhäusern nachempfunden, fehlte einstweilen. Ich wollte dazu Bretter des alten Hauses verwenden.
Der total verarmte Schwager beabsichtigte diese für seinen Bau nutzen.
Warum hatte der Schwager kein Geld? Er pflanzte Mais an und verkaufte ihn zu einem guten Preis. Eine Grossfirma holte das Gewächs tonnenweise ab, aber vergass einfach, ihn zu bezahlen.
Bei einem Anruf an die Firma antwortete die Sachbearbeiterin:
„Möglicherweise ist unser Buchhalter mit ihrem Geld durchgebrannt!“

Ich entwarf nicht nur das ganze Gebäude, sondern war für sämtliche Details zuständig. Meine Erfahrungen beruhten auf einem Neubau und zwei Renovationen in Chiang Mai.
Als ich sah, wie da gepfuscht wurde, musste ich mir sagen, dass ich das besser kann. Nicht das Pfuschen.
Mein Bauleiter in Chiang Mai, Khun Sand, hatte immer ein offenes Ohr für meine Anliegen und kopierte viele Ideen für seine eigenen Projekte.
Sobald er jedoch von den Baustellen verschwand, herrschte wieder Chaos.
Eine grosse Hilfe war, dass ich  sämtliche Pläne, Stück- und Preislisten im PC gespeichert hatte. Für jedes Detail gab es eine Zeichnung. Die Leute konnten keine Pläne lesen.
Aus Bildern wurden sie klug. Ich wusste, wie viele Backsteine für pro Quadratmeter benötigt wurden. Die Maurer hatten keine Ahnung.

Dick und ich planten und führten sämtliche Sanitär Installationen selbst aus,
nachdem wir am Neubau und nach den Renovationsarbeiten in ChiangMai monatelang Leckstellen reparierten.
Ich zeichnete die elektrischen Installationen mit geerdetem drei Draht System und FI Schalter. Ein Onkel, ein Schwager und Dick verdrahteten zusammen das ganze Haus nach meinen Anweisungen.
Während in Chiang Mai jede Farbe Phase sein kann, benutzten wir in Nahm Tuang gelb für Erde, blau für Neutral und braun für Phase.
Kabel, Dosen und Zuleitungen schleppten wir von Chiang Mai in die Provinz Phitsanulok und sparten so etwa fünfzig Prozent der Kosten.
An Ort hätten wir bloss überteuerte und veraltete Aluminium Kabel kaufen können. Für weniger Geld erstanden wir besser isolierte, verlustfreiere Kupferkabel.

Wir hatten ein gutes Verhältnis zu den Arbeitern. Die schliefen auf der Baustelle. Das hatte den Vorteil, dass kaum Material gestohlen wurde.
Fast jeden Abend gab es ein Festessen mit der Familie. Ich sorgte für geregelten Getränke Nachschub, dass die Promille Werte überschaubar blieben.

Beim Testen erlebten wir böse Überraschungen. Von sechs Lampen brannten anfänglich nur deren vier. Waren es meine unerfahrenen Elektriker?
Nein, die Armaturen der Lampen waren lausig verkabelt. Lose Schrauben verhinderten den Stromfluss.

Am schlimmsten war die Wasserversorgung. Dick und ich schlossen die alte Pumpe über ein zusätzliches Ventil ans neue Haus an. Der Wasserhahn an der Aussenmauer der Küche tropfte leicht.
Mit etwas Teflonband dichtete ich das Gewinde. Der Rest schien in Ordnung.
Nach einer halben Stunde spritzte Wasser aus den Keramikfliesen im Badezimmer.
Wir schlossen das Ventil und unser Arbeiter öffnete auf meine Anweisung die Badezimmermauer auf der Aussenseite. Merke: Einheimische Handwerker wollen immer Fliesen entfernen.
Unsere Anschlüsse waren dicht.
Er öffnete ein weiteres Stück Mauer rechts. Dort strömte das Wasser in Mengen von oben herunter, dass ich mir sagen musste, das es kaum Dicks oder mein Fehler sein konnte.
Ich befragte den Arbeiter, ob er beim Fliesenlegen zur Niveaukontrolle wie üblich Nägel und Schnur benutzte. Er sagte nein. Wir öffneten das Hauptventil erneut und ich prüfte das Lavabo.
Dort kam kein Wasser. Aber aus der Wand rechts sprudelte es nach wie vor.
Ich befahl dem Mann, die Wand aussen links aufzuspitzen. Dort fanden wir die Bescherung. Sein Kollege nagelte drei Löcher in die Wasserleitung, bevor er die Fliesen verlegte.

Der Grund: Beide Arbeiter hatten während dem Bauen ein Auge auf Dicks hübsche Schwester geworfen.
Bei Quetschungen und Verletzungen hatte sie stets eine lindernde Hand für die Verletzten. Das gefiel den beiden Handwerkern.
Der eine, der Nagler, war bereits verheiratet und hatte mehrere Kinder. Der blitzte ab.
Aus Rache sabotierte der geile Kerl die Leitungen im Suff und verschwand eine Woche zuvor von der Baustelle.


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Samuijumbo am 28. Januar 2009, 11:05:58
Weiter machen. :-*
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Danke
Beitrag von: Low am 28. Januar 2009, 20:02:05
Danke                Jan 2009       Nov 2008

Ein Thread im Forum lautete:
„Woran liegt es, dass man leider so oft noch nicht einmal ein "Danke!" bekommt?“ Das Spektrum der Antworten war breit gefächert.
Ich hätte die Frage auf meine eher knappe Art abgerundet auf:
„Warum dankt mir keiner?“ oder breiter: „Warum bedankt sich keiner?“

Wenn jemand bei einer Anfrage nach Leistungen welcher Art auch immer, nicht bitte sagt, wird er wohl kaum danken.
Dagegen hilft mir das „10 kleine Negerlein“ Prinzip:

Fünf kleine Negerlein, die tranken bayrisch' Bier,
Das eine trank, bis dass es barst, da waren's nur noch vier.

Ein Farang-Bekannter, zu dem ich längere Zeit keinen Kontakt hatte, rief mich an und lud uns in ein Lokal der gehobenen Klasse zum Dinieren ein.
In so einem Schuppen kann man ja nicht von Essen sprechen.

Ich wusste, der Mann hatte schwierige Zeiten hinter sich. Seine Frau hatte Spielschulden. Die Familie in Bangkok verlangte nach einem neuen Wagen. Sie erkrankte an Krebs.
Sie war schlecht versichert. Die Behandlung verschlang einige Hunderttausend. Trotz allen Aufwendungen starb sie.

Er lernte eine weitere Thailänderin kennen. Sie sprach etwas englisch. Sie war anspruchslos und arbeitete. Sie hatte weder Kinder noch Eltern zu versorgen.
Trotzdem mussten sie in ein bescheideneres Haus umziehen. Sie erduldete den nicht gerade einfachen Patron, Berufsalkoholiker, Fussballfan, TV-Addikt, Golfspieler und freiwilligen Assistenten der Polizei.

Wir genossen die Tafelfreuden und schwemmten die Delikatessen mit teurem Wein hinunter. Die Vergangenheit unserer Partner berührte mich während dessen nicht im Geringsten.
Als  der Herr Ober die Rechnung auslieferte, waren unsere Gastgeber zufällig gerade auf Rauchpause.

Jetzt fehlt wieder eines.




10 kleine Negerlein:
Text der ersten deutschen Version (F.H.Benary,1885)
 

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 29. Januar 2009, 10:44:40
So wie sich das liest, wirst Du auch nicht pausenlos vom Glück verfolgt :-)

Schreig ja weiter!
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Allmacht
Beitrag von: Low am 29. Januar 2009, 17:01:17
Allmacht

Neuerdings tummelt sich ein selbsternannter, auffällig wenig erleuchteter  Buddha im Tip Forum. Dieser Buddha hat bedauerlicherweise die Weisheit nicht mit dem Löffel gefressen.
Trotz der gediegenen Form der Orakel Sprüche offenbaren sie innere Hohlheit und Leere. Anstatt Ruhe und Weisheit verbreiten sie Unbehagen.

Irgendwo aus meiner Erinnerung drängte eine Geschichte ans Licht.

Buddha war kein Schöpfer, Buddha war ein Lehrer.
Der Schöpfer im Hinduismus heisst Brahma. Brahma wird meist mit vier Gesichtern und vier Armen dargestellt. Die berühmteste Brahma Skulptur in Bangkok ist im Erawan Schrein.
Dort bittet man um Geld, mehr Geld, Liebe, beruflichen Erfolg, Gesundheit und Erleuchtung.
Ich nehme an, Brahma würde es nichts ausmachen, wenn Forenteilnehmer aus Phuket nach Käsekuchen verlangen.
In Thailand wird Brahma Tao Mahaphrom oder kurz Phra Phrom genannt.

Brahma ist allmächtig.
Brahma is so mächtig, dass er einen Stein schaffen könnte,
so gross wie einen Berg und er könnte ihn heben wie ein Staubkorn.

Brahma ist allmächtig. Er ist so mächtig, dass er einen Stein schaffen könnte,
so gross wie die Welt und er könnte ihn heben wie einen Fussball.

Brahma ist allmächtig. Er ist so mächtig, dass er einen Stein schaffen könnte,
so umfassend an Grösse, dass er ihn selbst nicht heben könnte.
Aber wo bliebe da die Allmacht Brahma’s?



Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 29. Januar 2009, 19:32:13
"Nicht ärgern, nur wundern", das hilft in vielen Fällen weiter.
Sensibilität lässt sich leider nicht anordnen, ich glaube, daß unser neuer "Buddha" nicht wichtig genug ist, um ausgiebiger diskutiert zu werden. Vielleicht merkt er das ja auch noch und kommt mit einem anderen Namen ins Forum zurück. "Es ist mehr Freude über einen reuigen Sünder als über 100 Gerechte."
Geben wir ihm doch einfach eine Chance. :-)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Kopfweh
Beitrag von: Low am 30. Januar 2009, 11:26:37
Kopfweh      Januar 2009

Special Forces als Wort gibt es meines Wissens nicht in Thai. Man stellte mir den Herrn als Polizei Armee, oder Armee Polizei vor. Eine Kampfmaschine von einem Mann, eine Art Sumo Kämpfer für den Urwald. Die springen mit 50 Kilogramm Gepäck am Rücken, zusätzlich die Waffe in der Hand, vom Helikopter in den Dschungel. Ist so etwas im Zeitalter vom Global Positioning System (GPS) noch sinnvoll? Fragt mich nicht warum die das tun, ohne Rücksicht auf Verletzte. Anscheinend weil es ein goldbetresster Ordensträger befiehlt.

Der Mann mit seinem dunklen glattrasiertem Schädel und Vollmondgesicht, Stierennacken, Händen wie Greifzangen und Amboss gleichzeitig, war furchteinflössend, aber er lächelte mich an wie einen alten Freund. Ich dachte mir, der Kerl kann einen 10er Nagel mit der blossen Hand zu zwei Dritteln in einen Balken schlagen und ihn nachher mit den Hinterbacken wieder herausziehen.

Er hatte einen Unfall. Er stürzte zu Hause. Der Sturz bewirkte eine starke Blutung im Schädel. Ob er stürzte, weil sein Gehirn beschädigt war, oder der Schaden durch den Sturz hervorgerufen wurde, interessierte niemanden.
Er überlebte. Anfänglich konnte er seinen Redefluss nicht mehr bändigen. Er plapperte Tag und Nacht, pausenlos. Zur Beruhigung erhielt er Psychopharmaka.
Die Kontrolle seiner Körperfunktionen litt. Das Gehen wurde mühsam. Kot und Urin flossen mehr oder weniger ungehemmt.

Er ist verheiratet  und hat drei stämmige Söhne zwischen zehn und fünfzwanzig Jahren. Beide Partner arbeiteten. Jeder hatte sein eigenes Haus, wenn auch nur ein paar Meter voneinander entfernt. Weil beide relativ gut verdienten, wurden die zwei Häuser mit unnötigem Krempel gefüllt, denn es war ein leichtes, Kredite zu bekommen.
Zusätzlich versorgte er eine Mia Noi mit einer nun elf jährigen Tochter mit 10 000 Baht pro Monat.

Die Kreditlasten blieben. Das Einkommen wurde kleiner. Die Frau sollte arbeiten und gleichzeitig ihren hilfebedürftigen Gatten pflegen. Ausweglos.
Die Eltern des Mannes stellten ohne lange Diskussion und Rückfragen für 3000 Baht eine Hilfskraft ein. Bezahlen durfte natürlich die Ehefrau, ohne jegliche Budgetplanung das Ende der Finanzen.
Die Angestellte war taubstumm. Dennoch pflegte sie den Mann so gut es ging. Sie zeigte ihm ihren Ärger, wenn die Hosen wieder mal voll waren.
Sie hielt den Patienten und die Häuser sauber. An ihrer Arbeit war nichts auszusetzen.

Nach einem Monat erhielt sie ihren Lohn und die Chefin sagte ihr, sie solle nach Hause gehen, sie könne sie unmöglich weiter bezahlen, es tue ihr Leid.
Die gehörgeschädigte Frau aber wollte nicht weg. Sie sagte, es gefalle ihr hier. Das Essen sei gut, die Arbeit sei nicht schwer und mache ihr Spass.
Der „General“ hatte seine Pflegerin, ob er sie mochte oder nicht.

Die Verständigung mit dem Soldaten wurde schwierig. Er lebte ein seiner eigenen Welt. Als ihm seine Frau gestand, sie hätte Probleme mit den Schulgeldern für die Söhne, antwortete er:
„Warum, ich habe doch Millionen!“ Darauf händigte er ihr seine Spielkarten aus.
 
Ich treffe ihn möglicherweise wieder, wenn er erneut Pillen für seinen kranken Kopf braucht.


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Trinkwasser
Beitrag von: Low am 31. Januar 2009, 14:01:25
Trinkwasser         Juni 2007

Wir haben eine eigene Wasserversorgung. Trotzdem kauften wir aus Sicherheitsgründen Trinkwasser. In unserer Nähe gibt es eine halbprivate Trinkwasserverkaufsstelle. Sie wurde etwa vor zwei Jahren teilweise mit öffentlichen Mitteln erstellt. Zur Wasseraufbereitung dient das Umkehrosmose-Verfahren.
Man zahlte eine Depotgebühr für Harass und Flaschen. Für einen Baht pro Flasche erhielt man ein durchschnittlich gutes Wasser. Zur Beurteilung mass ich den  elektrischen Leitwert, den ph Wert und wir verglichen den Algenbefall auf Zeit. Mikroskopisch war das Wasser einwandfrei (Schulmikroskop).
Für den Leitwert könnte ich keine absoluten Zahlen liefern. Ich habe ein Standardglas, das für Vergleiche allemal genügt.

Neulich nahm die durstige Dick einen kräftigen Schluck. Wenige Minuten später erbrach sie alles.
Das Wasser in der Flasche roch eindeutig nach Seife. Vermutlich lagerte jemand Waschmittel in der Flasche, bevor er sie zum Auffüllen retournierte.
Wir brachten die fragliche Flasche zur Verkaufsstelle und beschwerten uns.
Als wir einige Tage später Wasser kaufen wollten, streikte das Personal und boykottierte uns.
 „Wenn unser Wasser nicht gut genug für euch ist und ihr so empfindliche Mägen habt, kauft doch teures, aber nicht besseres Wasser bei Tesco-Lotus!“

Konsumentenschutz gibt es hierzulande kaum. Zudem machen Thais keine Fehler. Wir waren nicht die einzigen Kunden, die mit diesem Hersteller Probleme hatten.

Ich baute seinerzeit ein riesiges Badezimmer. An der Schmalseite der Badewanne errichteten wir ein langes Podest für Blumen, Frauen und andere schöne Gegenstände.
Darauf konnten wir bequem einen kleinen Wassertank stellen und einen Abfüllplatz für Flaschen einrichten. Darüber an der Wand hängt nun unsere eigene Umkehrosmose-Filtrierung.
Und wenn Blondie mal vergisst den Hahn abzustellen, fliesst das Wasser in die Badewanne.





Vergleich: Gemessene Leitwerte im Standardglas
Unser Leitungswasser, ungefiltert     15 kOhm
Schlechtes gekauftes Trinkwasser     20 kOhm
Gekauftes       UK Osmosewasser      30 kOhm
Quellwasser am Doi Inthanon           30 kOhm
Neu    eigenes UK Osmosewasser      50 kOhm



Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Ingo † am 31. Januar 2009, 14:20:03

Konsumentenschutz gibt es hierzulande kaum. Zudem machen Thais keine Fehler.

So ist es, @Low,

und da dies so ist, muss man hier sehr sorgfaeltig sein.
Und trotz aller Sorgfaeltigkeit, es erwischt dich doch. Oft genug.
Dem Wasser, das wichtigste Element fuer uns, wird hier zu wenig Beachtung geschenkt.

Ich weis mittlerweile warum die Einheimischen soviel Feuerwasser trinken,
oder bei Gerichten mit Feuergewuerz nicht geizen.
Und am Ende ihres Daseins auch das Feuer bevorzugen.

Ingo
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Buchungen
Beitrag von: Low am 01. Februar 2009, 17:05:54
Buchungen         April 2008

Für ein Visum der Botschaft im Wonnemonat Mai brauchte Mia ein bestätigtes Rundflugticket. Wir fuhren zum Business Park und wollten diese Bestätigung von Thai Airways,
weil wir gesammelten Meilen investieren wollten.

Die Firma war nicht mehr im Business Park tätig. Die neue Adresse war den Angestellten nicht bekannt. Darum fuhren wir zum nahe gelegenen Flughafen.
Diese Agentur konnte nur Jahres Tickets ausstellen, gab uns aber freundlicherweise die Adresse von Thai Airways International in Chiang Mai.
Die waren in einem imposanten neuen Gebäude zurück an der Propaklao Strasse. Von den zahlreichen Schaltern waren deren drei besetzt.
Zwei Damen waren mit Maniküre beschäftigt. Ja, diese Mädels wissen, was sich gehört und können der Kundschaft nur behilflich sein, wenn die Nägel ordentlich bemalt sind.
So zogen wir eine Nummer und warteten auf die bereits lackierte Bedienung. Nach einer Weile, in der wir die neuen Räumlichkeiten entsprechend würdigen konnten, wurde unsere Nummer elektronisch angezeigt.
Ich gab der Angestellten meine Computer-Liste mit unseren Namen, Flugdaten inklusive Flugnummern und sagte ihr, dass wir ein bestätigtes Rundflugticket für den Visumsantrag im Mai benötigen.
Die Tickets würde ich aber erst nach erhaltenem Visum bezahlen.
Sie tippte, schaute, tippte wieder, schüttelte den Kopf und wiederholte die Prozedur mehrmals angespannt. Irgendwo kratzte ein Nadeldrucker. Dann gab sie mir einen Fetzen Papier mit kaum lesbarem Druck und murmelte etwas, der Flug vom 26. sei noch nicht bestätigt, man würde mich aber anrufen.
Am nächsten Tag rief mich eine Mitarbeiterin von Thai an. Sie sagte, der Flug am 26. April sei perfekt.
Ich stutzte, 26. April? Mia’s Termin auf der Botschaft war am 7. Mai.
Die Schalterbeamtin war offenbar nicht in der Lage, die korrekten Daten von meiner Liste zu kopieren.
Ich nahm eine Lupe und versuchte, den Wisch von Thai Airways zu entziffern. Ich sah, dass die Flüge anstatt für Mai für April  gebucht waren.
Noch ärgerlicher war, dass meine Wenigkeit komplett vergessen wurde. Ich rief Thai an, und annullierte die Flüge.
Dann erinnerte ich mich. Es war kurz vor Feierabend. Die Damen bepinselten Ihre Zinken nicht für die Kundschaft, sondern für den Ausgang!

Wir fuhren wieder 20 Kilometer nach Chiang Mai. Dick parkierte den Wagen in einem idyllischen Tempel. Nach einem zehn minütigen Spaziergang erreichten wir mein vertrautes Reisebüro.
Ein paar Minuten später überreichte mir die Chefin mit einem Lächeln das lesbare Dokument mit den detaillierten Daten.

P.S. Wären keine Meilen involviert gewesen, hätte ich ausser der Bezahlung alles per Email erledigt, jedoch nicht bei Thai.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Hunger
Beitrag von: Low am 02. Februar 2009, 11:15:28
Hunger      1. Februar 2009


Gestern unterhielt sich auf der Strasse eine offenbar neu zugezogene Frau mit Mia.
„Du hast ein grosses Haus. Du trägst schöne Kleider. Man sagte mir, dein Mann ist Farang. Uns geht es sehr schlecht. Die Kinder haben kein Essen, sie hungern. Leihe mir 500 Baht.“
Mia antwortete:
„Mein Mann ist Farang. Er ist geizig. Er traut niemandem. Er gibt mir kein Geld. Er hat aber ein gutes Herz. Er will nicht, dass Kinder hungern. Komm in den Beauty Salon.
Ich gebe dir Reis und Gemüse, vielleicht hat es sogar etwas Fleisch oder Fisch.“

In der Tat sind 500 Baht eine Menge Geld. Man könnte damit zwei Kilogramm gutes Schweinefleisch, fünf Kilogramm Reis, kiloweise Gemüse und fünf Flaschen Bier
oder eine Flasche MaeKhong kaufen.
Doch wozu brauchen Kinder Bier oder Schnaps?

Mia wartete auf die Frau mit den hungrigen Kindern. Keiner kam.
Der Abend brachte des Rätsels Lösung: Keine hungernden Kinder, Karaoke Party.

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Taxi driver
Beitrag von: Low am 03. Februar 2009, 09:56:02
Taxi driver

Er war stets gut zu mir. Er war freundlich, pünktlich und zuverlässig. Bei Einkäufen nahm er nie Kommissionsgelder. Er hatte Festpreise. Sein Wagen war fast neu und immer hervorragend gepflegt.
Er hatte ein paar Macken. Wenn er mich morgens abholte und eine Frau im Haus sah, dachte er jedesmal, das sei jetzt meine neueste Beischläferin. Er dachte es nicht nur, er fragte hemmungslos.
Ich hatte meine stereotype Antwort: „Ich spreche nicht über Frauen. In diesem Falle aber schon. Das war Khun Sun. Sie besorgt die Wäsche.“
Er hatte eine Frau in irgend einem Vorort auf der andern Seite der Stadt.
Er hatte einen Sohn, auf den er sehr stolz war. Aber er missachtete ihn. Wenn er ihn loswerden wollte, deponierte er ihn Stunden-, ja Tageland in einem Computer Shop.

Bei mehrtägigen Ausflügen an irgend einen Ort, hatte er stets seine Weiberbekanntschaften. Während ich mich meinen Aufgaben und Interessen widmete, rief er die flugs an,
ganz Mann von Welt und grosser Golfer, und vereinbarte Rendezvous.  Ich wusste, mit seinem Asthma passierte da nicht viel.
Neun Monate im Jahr stand er jederzeit auf Voranmeldung zur Verfügung. Drei Monate lang hatte er dann Kundschaft aus Schweden. Die Herren spielten Golf.
Er auch. Am Ende der Saison besass er manchmal weniger als zuvor.

Und eben, Frauen. Ich war mal mit seiner Familie und Schwägerin in einer Bar und spendierte ein paar Cocktails. Er konnte es nicht lassen und telefonierte vor vielen Zuhörern mit dem zarten Geschlecht. Sein Sohn, damals etwa zwölf Jahre alt, schämte sich in den Boden.

Anfänglich erzählte er mir, er möchte früh Feierabend machen und am späteren Nachmittag seinen Sohn von der Schule abholen. Sie wären für einige Monate  bloss zu zweit.
Seine Frau habe eine einträgliche Arbeit in Amerika. Sie habe dort eine Schwester.
Wir beide wussten nicht, dass es keine Schwester in Amerika gab. Sie war seit kurzer Zeit mit einem Amerikaner verheiratet. Der litt unter den Folgen eines Schlaganfalles. Sie pflegte und umsorgte ihn.
Als sie damals zurück kam, bemerkte sie, dass das fast abbezahlte Haus wieder zu hundert Prozent belehnt war. Sohnemann war vernachlässigt und krank, weil der Vater von gesunder Ernährung wenig verstand und sie meist von Junk Food und billigst Garküchen lebten.

Die Frau hatte ein schlechtes Gewissen, denn sie liebte den Sohn. Fortan widmete sie sich ganz der Familie in Thailand.
Der vereinsamte Amerikaner lernte eine andere Thailänderin kennen. Die lief nicht weg. Die beiden schmiedeten Heiratspläne. Das Problem war die bestehende Ehe, die aufgelöst werden sollte.
Anstatt sich mit der ersten Frau gegen eine bescheidene Abfindung von vielleicht 100 000 THB gütlich zu einigen, versuchte der Geldsack, die Frau wegen Bigamie einzuklagen.
Er hatte keine Ahnung, dass die Frau mit dem Taxi Driver einen gemeinsamen Sohn hatte, ohne je verheiratet zu sein.
Sin Sod, Brautgeld, floss in beiden Fällen nicht.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Rückblende
Beitrag von: Low am 04. Februar 2009, 13:42:35
Rückblende
Es stellen sich für mich ein paar Fragen.

Taxi Driver # 133

Anfänglich verurteilte ich meinen Fahrer stillschweigend wegen seinen Weibergeschichten.
Ich sah seine „Frau“ verschiedentlich. Sie war hübsch und im Vergleich zu meinen Dorffrauen bescheiden, fleissig und intelligent. Sie war weder Alkoholikerin noch
eine Spielernatur. Doch es zeigte sich, dass beide nichts taugten.
Welch ein Wahnwitz in zwei Beziehungen?
Leid tut mir der Sohn. Wie verkraftet man solche Eltern?

Trinkwasser # 129

Ich war erstaunt, dass der Artikel nur eine einzige Reaktion auslöste.
Dass Ingo das Wasser als wichtigstes Element ansieht, ist sein Problem.
Ich finde die Luft ist ebenso wichtig, denn ohne die Luft, käme das Bier nicht aus der Flasche.
Wasser, besonders Trinkwasser, ist doch schon heute eine weltweite Knacknuss.
Wie beim elektrischen Strom, der meistens aus der Steckdose kommt, sprudelt das Wasser aus dem Hahn oder aus der Flasche. Die Frage nach der Qualität scheint nebensächlich.
Sollte jemand spezifische Fragen haben, bitte PM.

Allmacht # 126

Ich ärgerte mich nicht über den selbsternannten Buddha. Meine innere Reaktion war die Geschichte über Brahma’s Allmacht.
Mia fragte mich, du hast so wenig Zeit für mich. Du spielst nur mit dem Computer. Was tippst du?
Ich sagte ihr, dass ich den Farang eine Geschichte über Phra Phrom erzähle.
Sie wollte genau wissen was. Sie war erstaunt zu erfahren, dass ich eine Geschichte kannte, die ihr ein Phra Yai vor langer Zeit auf einem Berg erzählte.

Danke # 124

Wer sagt denn, dass ich unglücklich war. Ohne diesen Kerl wären wir vielleicht zu Hause geblieben und hätten während unserem Kokos-Cocktail die Kartoffeln anbrennen lassen.
Vielleicht hätte das Haus Feuer gefangen und halb Nordthailand wäre ein Opfer der Flammen geworden.
Wegen den paar Baht gehe ich kaum pleite. Da bringe ich zur Zeit ganz andere Summen ins Spital.

Sabotage #122

Ich danke allen Geistern und Göttern in diesem Land dafür, dass der Arbeiter bloss die Wasserleitung vernagelte.
Hätte er die Stromzuleitung sabotiert, hätte das echtes Kopfzerbrechen ausgelöst. Oder hat schon jemand einen elektrischen Spannungsabfall aus einer Wand tröpfeln sehen?

# 115

Zitat:
„Thailand ist in meinem Herzen anders. Es ist das Paradies in dem ich lebe.
Das Paradies hört leider bereits hinter der Gartentüre auf.“
Daraus fabrizierte Ingo:
„Du bist ein begnadeter Traeumer.
Doch wenn ich dich richtig lese, dann hoeren deine Traeume am Gartenzaun auf.“

Träumer ist eine freundliche Unterstellung. Um das Paradies zu erhalten, braucht es Investitionen, Schutz und viel Arbeit.
Täten wir dies nicht, würden wir in absehbarer Zeit nicht im Paradies, sondern im Urwald leben.

Der Gartenzaun wirkt wie eine Lupe oder ein Fernrohr. Viele Menschen steigen auf einen Berg, um die Landschaft um sich herum zu beobachten, ziehen sich in einen Tempel zurück
oder benutzen die Dunkelheit, um ihre Augen zu öffnen.

Die Erlebnisse und Geschichten sind nicht Träume, sondern harte hinterindische Realität. Ich definiere mich als: „Daumenpeilender Real-Illusionist.“

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 05. Februar 2009, 09:10:27
Mir gefällt deine Art, das Leben um Dich herum zu betrachten. Erstaunlich ist, was Du Dir alles über die lange Zeit gemerkt hast - nun, es muss Dich doch sehr beeindruckt haben. Mehr noch gefällt mir, wie Du Dir über all die kleinen und großen Mißlichkeiten hinweg die Liebe zu Deiner neuen Heimat bewahrt hast.
Dein Schreibstil tut ein übriges. Mach weiter, ich warte jeden Tag auf eine neue Geschichte aus Hinterindien! ;)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Bildung
Beitrag von: Low am 05. Februar 2009, 16:53:38
Bildung

Diese Erzählung dürfte den meisten Einheimischen fremd sein.
So fremd, dass ihnen selbst die Fremden näherstehen. Warum wohl?

Zitat Profuuu – Short Time Buddha -
„Überall wird gehandelt und werden Dinge verkauft. Dieses Wat hat einen Ruf, ähnlich wie der Erawan Schrein, als Glücksbringer und wird deshalb täglich von sehr vielen Menschen mit dem Wunsch nach irgend etwas besucht. Tanha, Samsara, Karma, und die Illusion des Ichs liegen fühlbar in der Luft, und niemand scheint auch nur den winzigsten Gedanken an die Auslöschung dieser leidhaften Zustände zu verschwenden. Im Gegenteil. Ich will mehr...  ...
Er erkennt die Lehre Buddhas in diesem Treiben nicht wieder. Zu seiner Beruhigung wird er nicht von irgendwelchen Verkäufern belästigt. Seine Buddha Robe schützt ihn davor. Er glaubt, die Gedanken der betenden Menschen lesen zu können. Betet diese Frau dort für ein neues Auto, einen Gewinn in der Lotterie? Hoffentlich wenigstens um ihre Gesundheit, oder besser noch für die einer anderen Person; vielleicht um Erfolg im Beruf?“

Innere Einkehr. Selbstbesinnung. Meditation.
Der Novize fragt den Buddha:
„Buddha, was ist für dich eine Million Baht?“

„Eine Million Baht ist nichts. Du kannst sie nicht essen oder trinken.
Wenn du sie hast, lockt sie Gesindel und Diebe an. Du bemühst dich um den Schutz der Million und vergisst dabei die Freuden und den Sinn des Lebens.
Die Million schafft Verdruss, Abhängigkeit und Frustration.“

Der Novize fragt den Buddha:
„Buddha, was ist für dich eine Million Jahre?“

„In der kosmischen Zeitrechnung ist eine Million Jahre nichts.
Sie ist wie ein Bruchteil einer Sekunde im Leben eines erfahrenen, gereiften weisen Schülers.
Hast Du noch eine Frage?“

Der Novize fragt den Buddha:
„Buddha, gib mir bitte eine Million Baht.“

Der Buddha antwortet:
„Warte eine Sekunde.“


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 05. Februar 2009, 22:39:32
Die Antwort zu Bildung:
„Diese Erzählung dürfte den meisten Einheimischen fremd sein.
So fremd, dass ihnen selbst die Fremden näherstehen. Warum wohl?“

Während Buddha die Million Baht erst in einer Million Jahre blechen müsste,
gibt es immer ein paar Farang (aus Germoney), die in absolut absehbarer Zeit einen Tausender (oder viel mehr) veräussern.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Luftverschmutzung
Beitrag von: Low am 06. Februar 2009, 19:37:05
Luftverschmutzung                                            März 2007

In den letzten Wochen sahen wir auf unseren Reisen von gegen 800 km Wald- und Buschbrände beidseits der Strasse. Damit sind die Überschwemmungen der nächsten Regenzeit vorprogrammiert. Ohne Wurzelwerk geraten die Hänge ins Rutschen. Ich machte einige Fotos von Erosionsschäden in den Hügeln zwischen Den Chai und Lampang. Verbauungen an der Strasse, Orangengärten, Urwald, alles wurde abgefackelt. Wie üblich kauften wir im Hochland einige Kilogramm Orangen. Beim Schälen wurden die Finger schwarz. Die Früchte schmeckten wie frisch vom Grill.
Dick pflanzte vor einigen Jahren im Gebiet von Yaeng Gummibäume und investierte fast eine Million. Nach acht Jahren hätte sie Latex zapfen können. Drei Jahre nach der Arbeit brannten Neider alles nieder

Die Luftverschmutzung in Chiang Mai war erheblich. Wegen der schlechten Sichtverhältnisse fielen am 10. 11. und 12. März Flüge aus oder hatten Verspätung.
Als wir von Lampang nach Chiang Mai fuhren, litten wir an Atemnot und gähnten dauernd. Die Sicht war eingeschränkt wie im Schweizer Mittelland bei Nebel.
Die Sonne durchdrang die Dreckschicht kaum. Die Menge der Dreckpartikel kleiner als 10 Mikron, genannt Feinstaub, betrug am 13. März 290 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft.
In der Schweiz lösten bereits 50 Mikrogramm  Dreckalarm aus.
Feuern und Abfall verbrennen wurden verboten. Trotzdem flackerten überall Brände. Seit Dezember rieselte wie jedes Jahr Asche vom Himmel, weil abgeerntete Reisfelder angezündet wurden. Grössere versengte Stücke, die wir ums Haus herum fanden, waren fünf bis acht Zentimeter lang. Am 18. März zeigte ein Satellitenbild fast sechshundert Brände, davon mehr als die Hälfte im Norden.
Wilddiebe legten Brände mit Räucherstäbchen oder Moskitospiralen um einfacher Beute zu machen. In einigen Provinzen suchten die wilden Elefanten Schutz in bewohnten Gebieten und zerstörten dabei Plantagen.
In der Provinz Phitsanulok fasste man einige Übeltäter. Hier im Norden gibt es die gesetzlichen Grundlagen ebenfalls. Die Gesetzeshüter aber blieben passiv.
Die Regierung in Chiang Mai erklärte, einen Woche zu warten. Auf was? 
Die Spitäler waren voller Patienten mit Atemwegserkrankungen. In Mae Hong Son zählte man am Samstag über dreihundert Patienten. Am Montag darauf waren es über dreitausend. Die dichter bevölkerten Gebiete um Chiang Rai und Chiang Mai hatten Zehntausende von Erkrankten.
Seit Jahren spürte ich in den Wintermonaten an gewissen Tagen einen unheimlichen, unerklärlichen Druck auf dem Brustkorb. Nun wusste ich endlich warum. Der Blutdruck stieg an solchen Tagen um zwanzig bis dreissig Einheiten.
Fast jeden Morgen improvisierten wir im Badezimmer ein Duett: Das Hust- und Räusper-Konzert, nicht von Antonio Vivaldi. Mehr Rock als Barock.

Die Asche rieselt im Jahr 2009 nach unserer Zeitrechnung ebenfalls.
Das Szenario wäre geeignet für ein Freilichtaufführung des Märchens Aschenputtel.

Christian Dietrich Grabbe, Aschenbrödel, (dramatisierte Form), 1835
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Rückblende
Beitrag von: Profuuu am 06. Februar 2009, 21:02:34

Ich definiere mich als: „Daumenpeilender Real-Illusionist.“


Dieser Ausdruck ist ein copyright wert. Alleine die bildliche Vorstellung....

low steht im Garten hinter seinem "Schutzzaun!", peilt mit seinem Daumen und scharfem Blick das nachbarschaftliche Umfeld zielend an, sieht das reale Leben und murmelt: "Die Hoffnung stirbt zuletzt."  ;D

Ach ja, die Millionen-Story mit Buddha gefällt mir.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 07. Februar 2009, 06:45:56
Guten Tag liebe Leser,
Hallo Profuuu,

Die Millionen Geschichte ist nicht von mir. Irgend ein Abt, ich weiss leider nicht mehr sicher welcher, übte mit mir Unterstufen Buddhismus.
Ich konnte es nicht verkneifen, ihn mit den Untugenden, die ich bei den Mönchen im Umgang mit Geld beobachtete, zu provozieren. Er lächelte und er erzählte mir das Millionen Unding. Darauf lachten wir beide.

Wenn ich bisher etwas schrieb, musste ich immer Referenzen angeben. Das heisst, Literaturstudium, beispielsweise:“ Wer hat sich schon über „Fleischkäse mit Ameiseneiern“ geäussert?“
Seit vielen Jahren las ich kaum Belletristik. Die Ausnahmen waren:
Reisen in Thailand vor etwa 100 Jahren. Daneben genoss ich die Bestseller von Dan Brown. (Illustrierte Ausgaben in Englisch.)
Von all den neueren Büchern mit Geschichten aus Thailand las ich leider keines. G. Rufferts Erzählungen kenne ich nur auszugsweise. Sollten Themen ähnlich gelagert sein, kann es nur Zufall sein.

Ingo schrieb:
Antworten #24 am: 04. Februar 2009, 12:20:40 »
Low naehert sich mit seinen Geschichten dem Ende.
Wagt nicht in dem Stile weiter ueber "die Farangs" zu schreiben.
Obwohl hier mehr Themen liegen als in "Geschichten aus Hinterindien" ohne Farangbezug.

Ingo, jeder Tag, an dem ich nicht total zugenagelt spazieren gehe, offenbart mir neue Geschichten, ob ich will oder nicht. Vielleicht bin ich dann nur zu faul zum Tippen.
Das Ende der Geschichten liegt nicht in meiner Hand.
Nach üblen Erfahrungen distanzierten wir uns bewusst von den meisten Langnasen. Das ist der Grund, warum diese Sparte untervertreten ist.

Dennoch ein positives Beispiel:
Ich hatte charmanten Besuch aus Griechenland. Durch eine Vergiftung geschwächt, sass ich zitternd im Rollstuhl am Tisch auf der Veranda. Ein warmer Nachmittag, nach zu kühlen Wintertagen.
Wir sippten erfrischenden Schaumwein.
Sonex wollte mir nachgiessen. Meine Antwort:
„Nein danke, ich muss noch fahren.“
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 07. Februar 2009, 06:55:29
@low,

ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, dass bei deiner Bemerkung, du müsstest noch fahren, mir das gefüllte Glas auf halben Wege zum Mund aus der Hand gefallen ist und ich mir jetzt nachschenken muss.  :D :D :D

Was für eine Verschwendung im Putzlappen.  ;D
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khon_jaidee am 07. Februar 2009, 10:51:24
@Profuuu

Langsam solltest du doch wissen, was es äußerst ungeschickt ist, sich beim Lesen low's Geschichten anderer Tätigkeiten als dem konzentrierten Lesen hinzugeben - besonders gegen Ende der Geschichte. Bei diesen Geschichten herrscht absolutes Eß- und Trinkverbot! ;D

@low
DANKE !!!
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Das letzte Behältnis
Beitrag von: Low am 08. Februar 2009, 11:25:28
Das letzte Behältnis

Die alteingesessenen Chinesen der ehemaligen Straits Settlements in Penang und Melacca begannen ihre Laufbahn oft als einfache Kuli, brachten es aber durch Fleiss und Ausdauer zu bedeutenden Vermögen und gewaltigen Familienimperien. Sie investierten in Palmöl, Zinnminen, Tropenholz, Transporte und später Gummi.
Die Lebensformen der Malaien und der Einwanderer verschmolzen zur Peranakan oder Baba Kultur. Die Resultate waren einerseits eine faszinierende Architektur und andererseits die Nonya Küche.

In der chinesischen Tradition ist es üblich, dass man allen Vorvätern und besonders den Eltern Respekt und Ehrfurcht entgegenbringt. Es handelt sich im Wesentlichen um hierarchische Über- und Unterordnungsverhältnisse. Wer dem Anstand und der Sitte entsprechend lebt und sich für die Ahnen aufopfert, verändert sich allein dadurch zum Guten.
Aus diesen Überlegungen folgt, dass ein rechtschaffener Sohn seinem Vater bereits zu Lebzeiten einen währschaften und vor allem teuren Sarg besorgt.
Ich sah in Ipoh, Malaysia, viele Sargtischler, die wahre Prunkbauten aus polierten edlen Hölzern herstellten.
Der Sarg wird dann irgendwo im Hause gut sichtbar aufgestellt. Allfällige Besucher ergötzen sich daran und rühmen und würdigen die Loyalität des Sohnes entsprechend.

Im Todesfall variiert der Ritus je nach taoistischer oder konfuzianischer Glaubensrichtung. Die Chinesen gehen davon aus, dass die Seele des Dahingeschiedenen eine neunundvierzig tägige Reise mit zahlreichen Prüfungen durchmacht, bis das Jenseits erreicht ist. Für diese Expedition muss der Verstorbene materiell gerüstet werden, denn auch in der Hölle gibt es korrupte Beamte.
Früher gab man dem Verstorbenen Millionen von Won, Höllengeld, mit. Heutzutage genügt die Höllenkreditkarte und etwas Kleingeld.
Das ganze Haus mit all dem Tand, in dem der Verblichene wohnte, wird aus Papier nachgebaut. Der Strassenkreuzer, Moped und weitere Transportmittel dürfen nicht fehlen.
Selbst Toilettenartikel wie Zahnbürste, Kamm und Seife werden nicht vergessen.

Unter grösstmöglichem Lärm und Getöse wird dann das Ganze verbrannt.
Dagegen sind doch unsere Bestattungen, ob Erde oder Feuer, triste Trauerfeiern.

Wirre Fieberphantasien:
„Hey Mia, hat die Putzfrau meinen Sarg heute schon gewichst? Und eine Kiste Singha gehört dann auch zum Reiseproviant!“
Ich trinke Bier, aber ich mag es nicht. Darum doppelte ich nach:
„Nein, nein, kein Bier! Dom Pérignon 1998 muss es sein. Als begnadeter Träumer habe ich doch einen Sponsor. Die hochkarätige Nuttenbrause bezahlt Ingo!“









Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Distrikt Tratsch
Beitrag von: Low am 09. Februar 2009, 11:42:57
Distrikt Tratsch      9. Februar 2009

Ihre königliche Hoheit, Prinzessin Ubonrat besuchte gestern Hang Dong und die Umgebung.
Weil wegen dem Blumenfest sämtliche Termine bei den Coiffeusen ausgebucht waren, musste sie sich bereits um 01 00 frisieren lassen.
Später überreichte sie dann wie üblich Diplome an der Northern Chiang Mai Universität, die aber entgegen ihrem Namen im Süden von Chiang Mai, zwischen Hang Dong und San Patong zu finden ist.

Die Prinzessin half während Jahren entschieden mit, die Infrastrukturen auf dem Markt von Hang Dong zu verbessern. Die hygienischen Bedingungen für Fleisch und Fisch wurden so gut,
dass sogar Farang unbekümmert von den günstigen Preisen profitieren können.
Ein besonderes  Anliegen der Prinzessin waren die Toilettenanlagen. Sie forderte die Verantwortlichen auf, diese so zu erstellen, dass sie auch für Rollstuhlfahrer benutzbar wären.
Die Leute hörten der Prinzessin zu, nahmen den Umschlag mit dem königlichen Beitrag entgegen, verbeugten sich, Krap, Krap, Krap und machten sich an die Arbeit.

Ihre königliche Hoheit inspizierte gestern die Aborte. Die Rampe zu den Toiletten war ein Übungsplatz für Rückwärtssaltos.
Die Türen waren für einen Rollstuhl zu schmal. Dann gab es eine Stufe von etwa fünfzehn Zentimetern. In den Innenräumen gab es keine Sitze, sondern bloss Plumpsklos im klassischen Stil.
Dafür waren an den Wänden verchromte Stahlgriffe montiert.
Die Prinzessin schluckte dreimal leer, bevor sie sich mit relativ ernster Stimme an die Honoratioren wandte.

EDIT auf Wunsch von Low
Titel: Ubon Rattana Ratchakanya
Beitrag von: hmh. am 09. Februar 2009, 12:11:25
Kleine Ergänzung:

Die ehemalige Prinzessin Ubonrat, geschiedene Jensen, war und ist das beliebteste der Kinder von König Phumiphon und Sirikit. Nach ihrer unpatriotischen Heirat mit einem bürgerlichen Ausländer 1972 wurde sie jedoch von ihren Eltern verstoßen und verlor alle adligen Titel. Phumiphon, der ihr bis dahin sehr nahe stand und große Pläne mit seiner blitzgescheiten, sportlichen und äußerst hübschen Tochter hatte, verzieh ihr auch nicht, als sie sich acht Jahre später beim ersten Zusammentreffen mit ihrem Vater diesem 1980 zu Füßen warf. Schon nach vier Tagen flog sie wieder in die USA. Ihr einziger rechtmäßiger Titel ist das nichtadlige "Thanpuying".

Offenbar weil es derzeit nur zwei uneingeschränkt und überall beliebte Mitglieder des Königshauses gibt, nimmt sie aber wieder offizielle Termine für die Familie war. Sie ist aber auch nach ihrer Scheidung 1998 eine offiziell Verstoßene geblieben und trägt keinen einzigen offiziellen Titel. Das einfache Volk schert sich darum natürlich nicht, was ich noch sympathischer finden würde, wenn bei diesen offiziellen Anlässen nicht die allgemeine, seit den 1960er bis 1980er Jahren wieder überall eingeführte mittelalterliche gottkönigliche Bodenrutscherei mit verbunden wäre.

Ubonrat wohnt meistens nördlich von Nonthaburi in einem auffälligen Hochhaus direkt am Fluß gegenüber des Suan Kanchanaphisek. Wenn man die Khlong Om Tour nach Bang Yai aus dem TIP Führer Bangkok macht, fährt man daran vorbei, sollte sich aber der weißen Yacht im privaten Hafen unterhalb des Hochhauses besser nicht allzusehr nähern.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Ingo † am 09. Februar 2009, 12:21:22
Lieber Low,

2 oder 3-mal hast Du mich angesprochen. Moechte nun reagieren.

Verschmutzte Luft, oder verseuchtes Wasser?
Ich meine, im Wasser, dem Element aus dem wir stammen, schlaegt sich alles nierder.
Wird hier hineingespuelt.
Unsere Luftverschmutzung, unser sorgloser Umgang mit Chemikalien,
unsere Unsauberkeit im Umgang mit Faekalien, und ..................

Die Ruecksichtslosigkeit der Geschaeftemacher, die Faulheit und Bestechlichkeit der Behoerden,
und die Unaufgeklaertheit der Bevoelkerung finden wir hier.

Traume enden am Gartenzaun.

Die Welt deiner Muehen, entstanden aus deinen Traeumen hast Du dir eingegrenzt.
Der Zaun ist sichtbares Merkmal deiner Gestaltungsmacht.
Ausserhalb endet diese, und Du siehst, am Zaun stehend, dem Treiben zu, regestrierst, schreibst.

Dom Pérignon 1998 muss es sein. Als begnadeter Träumer habe ich doch einen Sponsor.
Die hochkarätige Nuttenbrause bezahlt Ingo!

Ja, die hast Du dir verdient.
Und wenn ich es finanziell allein nich schaffe, so werde ich meine Hand hier im Forum aufhalten.

Gruesse von Ingo



Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Ingo † am 09. Februar 2009, 12:36:16

Lieber Low,

ich hatte dieses hier noch vergessen:

Du schreibst von:  "Nuttenbrause"
Hamburg schreibt von: "Nudden"

Ich denke mir, auch bei der so unterschiedlichen Schreibweise,
ihr meint die gleichen Erfreulichkeiten.

Ingo
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 09. Februar 2009, 21:33:29
Lieber hmh,

Besten Dank für deine wertvollen Ergänzungen.
Ich wusste etwas vom Schicksal (wie einst im Märchen) der verstossenen Prinzessin.
Aber ich konzentrierte mich voll auf den „metabolischen Übergang.“
Was zählen in Thailand Blut, Titel und Diplome?

Es freut mich, dass sich aus einem an sich banalen Ereignis eine Geschichte zum Nachdenken entwickelte.

Lieber Ingo,

ich bin dir dankbar, dass du mir den Scherz nicht übel genommen hast.
In einem Artikel, der dem Alter Ehrerbietung abverlangt, war die Bemerkung von einem jungen Schnösel nicht die Allerfeinste. So jung bin ich auch wieder nicht, vielleicht bloss fünf Jahre Differenz.
Dom Pérignon ist wirklich etwas vom Teuersten (für Angeber).
Es gibt kleinere Produzenten, wie z.B. Gosset, die zu vernünftigen Preisen Spitzenprodukte liefern. Wer kennt schon Gosset?
Hätte ich Gosset erwähnt, hätten die Leser unter besoffenen Umständen an Noni Saft gedacht.

An Alle,

Weil jeder neue Tag für mich wie ein Weihnachtsgeschenk ist, gibt es als nächstes eine Weihnachtsgeschichte. Irgendwie muss ich ja meinen Kopf aus dem Dunst der Fäkalien heraushalten. Ich bin kein Leuchtturm.


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Stille Nacht
Beitrag von: Low am 10. Februar 2009, 12:04:13
Stille Nacht                                 geschrieben ca. 1981

Mehrmals verbrachte ich die Weihnachtsfeiertage in Südostasien. In Singapore gaben sich alle grossen Warenhäuser europäisch geschäftig. Bereits sechs Wochen vor Weihnachten wiesen einschlägige Dekorationen auf das kommende Fest hin. Überall war Sankt Nikolaus in roter Robe, mit wallendem weissen Bart und überdimensionierten Stiefeln, begleitet von lockigen blonden Englein anzutreffen.
Aus tausend Lautsprechern klirrten die altvertrauten Weihnachtslieder, nur
unterbrochen durch die letzten Hits. Zahllose grüne Kunststofftannenbäume, aufklappbar wie hierzulande Regenschirme, trugen grosse Wattebäusche als Schnee zwischen den relaisgesteuerten bunten elektrischen Kerzen.
Aus allen Zeitungen winkten Weihnachts-Spezialangebote. Firmen organisierten Partys für Angestellte und Geschäftsfreunde in den besten Restaurants.
Die Mädchen am Empfang des Hotels verteilten spendefreudig Hustenbonbons an die Gäste, die weder an Schnupfen noch unter Kälte litten.

Ganz ähnlich war die Vorweihnachtszeit in Penang. Möglicherweise war sie etwas beschaulicher, denn damals gab es noch keinen internationalen Flughafen und dementsprechend keinen Massentourismus.
Am Weihnachtsabend spielte ich mit einer Freundin nach dem gemeinsamen Abendessen mehrere Partien Billard.
Sie lud mich ein, sie zum Weihnachtsgottesdienst zu begleiten. Obwohl sie eine Chinesin war, beschloss sie, eine Tamilenkirche zu besuchen.

Die Kirche war ein einfacher, schmuckloser Bau. Vielleicht schien es nur so, weil alle Frauen prächtige Saris trugen. Dazu glänzte Schmuck aus Gold und Edelstein. Ohrringe, Armreife, Fingerringe, Halsketten, Broschen, Nasenringlein und Haarnadeln funkelten und glitzerten in der Tropennacht um die Wette.
An den Fussgelenken graziler Trägerinnen klimperten Glöcklein bei jedem Schritt. Die jungen Mädchen wirkten Schick in meist bescheidenen farbigen Baumwollstoffen.
Dagegen fielen ältere, wohlgerundete Damen durch reiche Brokatseiden auf. Quicklebendige Kinder hüpften überall herum. In den dunklen Haaren der Männer spiegelten sich in der Pomade die Laternen.
Diese Menschenmenge wogte dem Portal entgegen.
Alle Türen und Fenster des Gotteshauses waren weit geöffnet. Hunde rannten bellend durch die Menschenmassen in die Kirche und wieder hinaus. Keiner fühlte sich durch die teils räudigen Strassenköter belästigt. Wie kühne Flieger zogen Fledermäuse ihre Schleifen über den Köpfen.
Der Gottesdienst in Tamil war unverständlich für mich. Dennoch war es fühlbar die Weihnachtsbotschaft. Alle sangen, jubelten bekannte Weihnachtslieder mit mir unbekannten Worten.
Der Priester, offenbar ein Hellseher, erkannte mich als weissen Punkt inmitten all der dunkelhäutigen Tamilen. Er begrüsste mich in Englisch und betete dann das Vaterunser.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: juerken am 11. Februar 2009, 03:07:12
ja-ja mein lieber Low bei deinen ersten beiden Beiträge dieser Art war ich hellauf begeistert!

Hab bis heute alle gelesen und weißt du was Low ich bin immer noch hellauf begeistert!!!  :-* :-* :-*

Gruß Jürgen
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Die Grenzen jeglicher Vernunft
Beitrag von: Low am 11. Februar 2009, 11:14:56
Die Grenzen jeglicher Vernunft

1

Wir trafen uns zufällig eines Nachmittags in einer kleinen Bar. Deine Frau arbeitete. Du fühltest dich einsam und suchtest Gesellschaft mit Landsleuten. Die gab es hier zu Hauf.
Mittelalterliche alleinstehende Ladies, um die sich kein Mensch kümmerte. Pensionierte Arbeiter, teilweise mit Ehefrau, die der winterlichen Kälte für ein paar Wochen entflohen.
Es waren meist pauschal Reisende mit wenig Kasse für Extras. Die konnten einen halben Tag bei einem Bier überleben. Alles freundliche dankbare Leute, die den exotischen Zauber schätzten,
ohne sich zu viele Gedanken zu machen.
Du selbst lebtest irgendwo auf dem Lande, kanntest den Weg nach Hause, aber wo deine Bleibe war, wusstest du nicht.
Nach einer Scheidung in Europa warst du frisch verheiratet und der glücklichste Mensch der Welt, ungeachtet der Tatsache, dass du dein Weib einem Freund ausgespannt hattest.
In der Bar galtest du unbestritten als erfahrener Held. Du wusstest angeblich alles über Chiang Mai und kanntest jeden.

Als du vernahmst, dass ich mein Geld in einem teuren Hotel investierte, suchtest du nach kostengünstigeren Lösungen für mich. Wir sahen uns Wohnungen in vielen Ausländerburgen an.
Mir gefielen sie nicht und auch meine zukünftigen Nachbarn schreckten mich eher ab. Ich konnte mir nicht vorstellen, längere Zeit in einer relativ vergammelten Grossstadt mit all dem Lärm und Gestank zu leben.
Einmal besuchte ich dich in deinem Dorf. Der kleine überschaubare Ort gefiel mir auf Anhieb. Dein Haus war fast das Richtige für mich.
Als ich dann in deiner Nähe eine Wohnung fand, freute ich mich. Nach fünf  Uhr erfrischten wir uns jeweils an einem kühlen Bier und hörten klassische Musik oder Jazz.
Du machtest mit mir Einkäufe. Bei der Frage nach der Lieferadresse, musstest du jedesmal deine Frau anrufen. Darauf liess ich im Behindertenzentrum Visitenkarten drucken.
Ich arbeitete dort einige Stunden täglich als Volontär.

Manchmal war ich als Gast bei dir. Deine Gemahlin kochte nebst Thai Essen immer etwas, das dir besonders mundete. Manchmal nach dem Essen, verabschiedete sich die Holde und sagte:
“Ich gehe Bingo spielen, bloss für hundert Baht.“
Wenn sie nicht spielte, legte sie sich aus Sofa, deckte sich mit drei Decken zu und stellte die Klimaanlage so ein, dass meine Ohren steif wurden.

Ihr wart lausige Gärtner. Oft brachtet ihr Kübelpflanzen von den Märkten
Dass die täglich Wasser benötigten, wusste keiner. So dörrte das Grünzeug vor sich hin, bis ich mich erbarmte.

Hie und da schauten wir in den gut bewachten und ummauerten Wohnsiedlungen, ob da ein schönes Stück Land oder gar ein günstiges Haus im Angebot sei.
Du wurdest schnell fündig und dachtest, ich würde das Nachbargrundstück erwerben. Ich hatte kein Interesse, weil sich deine Liebste zu sehr in meine Privatangelegenheiten mischte. Sie fand immer neue attraktive Freundinnen und Hausangestellte für mich und versuchte diskret alle meine Tätigkeiten zu überwachen.
Eine ihrer lukrativen Dienstleistungen war, Thaifrauen gegen jährliches Entgelt an geistig unterversorgte Ausländer zu vermitteln.

Der Beistand deiner Frau ermöglichte es mir, ein kleines Haus und ein paar Grundstücke im Dorf zu erweben.

Um dein neues Heim zu finanzieren, musstest du deinen Besitz in Grossbritannien verkaufen. Das dauerte einige Zeit. Aber du wolltest unbedingt mit dem Neubau anfangen. Irgend ein Landsmann streckte dir eine grössere Summe vor.
Und dann musste mehr Geld her. Du machtest ein Diplom und du gabst Englisch Unterricht. Spätestens als du auf eindringlichen Wunsch der Schulleitung falsche Zeugnisse ausstellen musstest, widerte dich die Tätigkeit an. Fortan gabst du nur noch Privatunterricht.
Ihr mischelten erbarmungslos bei den Kredithaien mit. Für Festangestellte mit Provision gab es mehrere Zehntausend Baht zu acht Prozent Zins im Monat.
Abends liefertest du unverzollten Schnaps in die Bars. Das Haus wuchs und gedieh. Als es fertig war, brauchte Madam einen neuen Wagen. Alle drei Monate beschädigte das eiserne Garagetor den Wagen, weil es nicht geöffnet war. Um Geld zu sparen, schmiertest du den Elektriker mit einem Tausender, damit er eine Verbindung für die vielen Klimaanlagen legte, die nicht über den Gebührenzähler lief.

Jeden Monat gab es Monsterparties mit viel Bier und noch mehr Freunden.
Die brachten ihre Frauen mit. Da wurde so viel gekocht, gegrillt und gebraten, dass immer Riesenhaufen übrig blieben.

Sonst warst du fast jeden Abend abwesend. Teils beschäftigten dich die Schnapslieferungen, teils warst du mit Freunden in Restaurants und Bars unterwegs. Deine vernachlässigte reiche Frau geriet in die Hände von Buchmachern und sonstiger schlechter Gesellschaft..
Wenn sie gewann, erzählte sie uns stets davon. Verluste erwähnte sie nie. Sie überzeugte dich, dass sie einen eigenen PC benötigte, um über den Fussball in Europa auf dem Laufenden zu sein. Sie könne nur gewinnen, wenn sie über die letzten Informationen der Mannschaften verfüge.
Während du illegalen Alkohol verkauftest und dich mit deinen Freunden in der Stadt amüsiertest, betrog sie dich und verspielte Millionen, ohne dass du etwas ahntest.
Als die Gerüchteküche brodelte und ich reine Spekulationen ausschliessen konnte, warnte ich dich erstmals mit der notwendigen Zurückhaltung.
Alles Lügen von Neidern, meintest du.
Einige Wochen später kamst du als gebrochener Mann angekrochen. Abgemagert, bleich, zitternd. An meine diskrete Warnung konntest du dich nicht mehr erinnern.

Fortsetzung folgt.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Ge-ben-ba? am 12. Februar 2009, 10:02:21
Hallo Low,
ich weiss Chiang Mai liegt nicht im Isaan, aber trotzdem hab ich das Gefuehl,
dass Dein Freund jetzt so was aehnliches wie den Isaan Blues hat,
und der geht so:

Direkt, oder mit Charter,
oder mit'm Bus in den Isaan.
Immer bin ich Dir irgendwie hinterher gefahrn.

Nein, damals hab ich keine Reise zu Dir versaeumt
und nachts konnt' ich nicht schlafen
oder wenn, dann hab ich von Dir getraeumt.

Du sagtest
"Hello"

in einer Bar in jener Gegend.
Ich sass immer auf der ersten Bank
und ich fand Dich so erregend.

"Hello"
Du warst eine Goettin fuer mich
und manchmal sahst Du mich an
und ich dachte "Mann oh Mann".....

....und dann war ich wieder voellig fertig.....


Hoffe, dass Udo nichts dagegen hat und nun viel Spass beim mitsummen.

Gruesse Ge-ben-ba?
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Die Grenzen jeglicher Vernunft 2
Beitrag von: Low am 12. Februar 2009, 10:46:48
Die Grenzen jeglicher Vernunft

2

Du erzähltest mir tief erschüttert, wie sich deine Geliebte nach dem Geständnis umbringen wollte und wie du sie vor dem sicheren Tod bewahren konntest.
Reine Show, wie ich später von der Frau selbst vernehmen durfte. Sie vermittelte kichernd die genaue Anleitung an die Dorffrauen weiter.
Dann kamen einige Gangster und sprachen erregt auf Thai auf sie ein. Sie sagte dir, die wollen sofort eine Million, andererseits hättest du eine Kugel im Kniegelenk.
Reines inszeniertes Theater. Dennoch batest du mich um ein Darlehen.
Sie überzeugte dich tränenreich, dass sie nie wieder spielen würde.

Ich versuchte dir zu erklären, dass die Spielsucht eine Sucht ist wie Alkoholismus.
Ohne fachkundige Behandlung gäbe es kein entrinnen.

Ihr Vater sass seit Jahren im Gefängnis. Warum? Spielschulden der Mutter.
Dummerweise versuchte er, sich und die Familie mit dem Verkauf von Drogen aus der Patsche zu helfen. Die Version deiner Gattin war, dass er das Geld benötigte,
um einem Angehörigen einen Spitalaufenthalt zu ermöglichen.


Während dessen lernte ich eine intelligente, nicht zu junge, dennoch sehr attraktive Frau kennen. Oh ja, ich kannte viele Frauen im Dorf, aber ich traute ihnen nicht.
Die Neue, ich musste ihr blind vertrauen, kam zur rechten Zeit. Unter teils dramatischen und relativ teueren Umständen, die Gemeinde wollte bei dem Handel auch profitieren,
gelang es uns, „meinen Besitz“ zu retten und die Dokumente umschreiben zu lassen.
Deine Frau wehrte sich wie eine Furie. Sie schrie dich an, sie beleidigte dich, trotzdem setztest du dich für mich und die Gerechtigkeit ein. Dafür danke ich dir.

Im Dorf wurde unserer Haushaltshilfe mitgeteilt, sie müsste sich bald eine neue Stelle suchen,  denn „mein“ Haus würde wegen Spielschulden demnächst verkauft.
Die Leute hatten keine Ahnung, dass die fiesen Pläne der Spielerin bereits platzten und nicht mehr umgesetzt werden konnten.
 
Dann machtest du Pläne zur Sanierung der unglaublichen Schulden. Das Haus, ihr Wagen, der Schmuck, alles war bereits verpfändet. Die Moneten hatten sich stillschweigend verabschiedet.
Du rechnetest, wieviel deine Kinder entbehren konnten und wie das Ganze refinanziert werden könnte. Ungebrochen machtest du dich an die Arbeit.
Es gab einen gut funktionieren Coffee Shop in der Stadt. Auf Wunsch deiner Frau wurde CCTV installiert, um angeblich die Kassiererinnen, alles Betrügerinnen, von Hause aus zu beobachten.
In Wirklichkeit wollte sie sehen, wann sie ungestört fremdgehen konnte.
Nach einem halben Jahr hattest du genug von dem unbezahlten 15 Stunden Job.
Deine Frau wollte dich beschäftigt sehen, denn nur so konnte sie ihrem Gewerbe unbehindert nachgehen. Darum wurde eine kleine Bar mit Kochgelegenheit in der Nähe deines Wohnortes eröffnet.
Ein paar Wochen zuvor warnte ich dich erneut und eindringlicher. Du meintest lachend, das seien bloss üble Gerüchte, sie kassiere für die Buchmacher gegen Prozente.
Als du jedoch mit den Kreditkarten bei den Banken Geld einlösen wolltest, musstest du zur Kenntnis nehmen, dass wiederum nur Negativbeträge vorhanden waren.
Während du dich um Coffee Shop und Bar bemühtest, verspielte sie weitere Millionen.
Zu jener Zeit nahmst du zu tiefst enttäuscht ohne jegliche Benachrichtigung den nächsten Flug nach Europa.

Fortsetzung folgt
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Die Grenzen jeglicher Vernunft 3
Beitrag von: Low am 13. Februar 2009, 00:20:31
Die Grenzen jeglicher Vernunft

3

Sie umgarnte dich weiter, telefonierte fast täglich mit dir. Sie sandte dir Mails. Sie brauchte Geld.  Sie wusste genau, wie und von wem sie es kriegte.
Du arbeitetest im kalten Winterwetter in einer Garage, um ihren neuen Wagen und die Miete abzustottern. Während deiner Abwesenheit machte sie mehrmals Busreisen an die burmesische Grenze zwecks Casinobesuchen. Auf ihr eindringliches Flehen und Drängen kehrtest du zurück nach Thailand.

Als du wieder da warst, wurde ich öfters gefragt, ob du in Thailand seiest, oder in England. Denn dein betrügerisches Eheweib hatte sich ein Liebesnest gleich gegenüber meinem Haus eingerichtet.
Ich konnte nicht verstehen, dass du nichts davon bemerktest, wie zum Beispel häufige unerklärbare Abwesenheiten.
Ich wusste vieles, von den Mahlzeitenlieferungen bis zu den Streitereien. Wieder wollte ich dich warnen. Du solltest mit deinen eigenen Augen sehen, was du nicht verstehen wolltest.
Das Schicksal schlug zu. Eine deiner Töchter verunfallte auf einer Wanderung tödlich. Du musstest unverzüglich zurück zur Familie.

Nach einer angemessenen respektvollen Trauerzeit, informierte ich dich ganz vorsichtig per Email. Meine Zurückhaltung war Gold wert. Ich fand rasch heraus, dass das Luder mit deinem Passwort deine Mails las, bevor du davon Kenntnis nehmen konntest. Wir, Mia und ich, sahen es an den Reaktionszeiten, denn die Frau verlor langsam ihre Beherrschung. Sie beschuldigte mich, ich sei ein bodenloser Lügner. Wie könne sie dem Glücksspiel frönen, wenn sie über kein Geld verfüge?
Ich musste dich aufklären, nachdem du bereits Millionen verloren hattest, dass sie bis tausend THB bar bezahlte. Darüber gab es Schuldscheine und Kredite.

Sie flötete dir telefonisch ins Ohr, in dem erwähnten Haus wohne doch eine Familie mit vielen Kindern, der Mann sei ein Fischhändler, zu dem sie früher geschäftlichen Beziehungen hatte.
Während die Kinder in der Schule waren und die Eltern Fische verkauften, wurde der Untermieter besucht. Jeder im Dorf kannte die Fahrzeugnummer dieses Mannes. Sie leugnete stur.

Ich wusste mit wem sie, an welchem Tag wieviel verspielte, weil sie immer wieder Geld aufnehmen musste.
Das Haus in meiner Nähe wurde zu exponiert. Die Fische begannen zu stinken. Die Familie zog weg.
Der dritte Mann war für kurze Zeit Gast in deinem Haus und benutzte nicht nur deine Frau, sondern auch eure Fahrzeuge.
Du zweifeltest an meiner Aufrichtigkeit, bis einer deiner Freunde zufälligerweise über deine Frau, das neueste Liebesnest und diesen Liebhaber stolperte. Sie gab nicht auf.
Sie erzählte dir, stets treu gewesen zu sein. In dem Haus hätte sie bloss dem Glücksspiel gefrönt!

Du warst Treuhänder für dieses Haus und den Wagen. Es war das Eigentum einer deiner Landsleute, respektive dessen Frau. Er war mit ihr für unbestimmte Zeit in Europa.
Sie verfügte schamlos über dessen Haus und Wagen, als ob es ihr Hab und Gut sei.

Trotz allem kamst du zurück. Warum nicht? Thailand ist gross.
Zwei Tage vor deiner Ankunft verliess sie das Land nach einer rauschenden Party mit Freundinnen und Freunden.
Du kehrtest in ihr Haus zurück. Du durftest feststellen, dass sie die Hypothek von 1.2 auf 1.6 Millionen erhöht hatte. Einige Wertsachen fehlten. Die Zinsen für die Hypothek, die du monatlich überwiesen hattest, wurden nie bezahlt. Die Ratenzahlungen fürs Auto waren ebenfalls in Verzug.
Du wechseltest Schlüssel und Schlösser.
Aber du behieltest die Haushälterin, die alle die Betrügereien deiner Frau bestens kannte und deckte, ohne dir je ein Wort zu sagen. Denkst du etwa, die sei loyal zu dir, falls die Betrügerin zurückkehren sollte?
Du gabst neulich eine Party, bei der die meisten Freundinnen deiner Frau anwesend waren. Alle kannten ihre Verfehlungen. Die lächelten und flirteten mit dir. Du dachtest in deiner Einfalt, es wären Komplimente. Einige liehen ihr grössere Beträge. Keine von den bösartigen Hübschen gestand dir je etwas. Nein, die feierten stillschweigend zusammen mit den Liebhabern deiner Frau. Die werden dich gemeinsam weiter betrügen. Du hast keine Ahnung, dass diese Weiber auf weitere 2 Millionen von dir warten.

Deine Zukunft ist für mich gelaufen. Ich werde deine Abenteuer nicht weiter verfolgen und werde fortan auf deine Gesellschaft verzichten.

Ich fragte mich ganz einfach und ernsthaft: Wie kann ein gereifter Mann so blöd sein?
Es ist nicht auszuschliessen, dass ich etwas verwirrt bin, weil ich vielleicht an beginnender Altersdemenz leide und deshalb Mühe habe, diese Geschichte und deine Handlungsweise zu verstehen.

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Gefahr
Beitrag von: Low am 14. Februar 2009, 10:28:03
Gefahr

Die Winterkälte in der Heimat bewirkte Gelenkentzündungen mit beinahe unerträglichen Schmerzen. Deshalb verbrachte ich einige Wochen in Chiangmai.
Weil ich nicht den ganzen Tag im und ums Hotel herumhängen wollte und mich während Wochen tägliche Exkursionen und Besichtigungen zu sehr abgestumpft hätten, suchte ich eine Aufgabe.
Als ich einen der unbekannteren Tempel besichtigte, kam ich mit einem Europäer ins Gespräch.
Er sagte mir, dass sich wenige Meter entfernt ein Behindertenzentrum befinde. Im Angebot seien Massage und Internet. Gegenüber dem Zentrum gäbe es eine kleine Werkstätte, wo sogar Rollstühle gebaut würden. Wenn ich Zeit hätte, sei ich freundlich eingeladen die Einrichtungen zu besichtigen.
Ich nahm mir die Zeit. Weil Sparen angesagt war, lötete man mit Kochgas und verwendete gebrauchte Kugellager. Für knapp siebenhundert Baht hätte man zehn neue SKF Lager, made in Europe, kaufen können. Trotzdem war es erstaunlich, wie die Behinderten Rollstühle herstellten.

Das eigentliche Behindertenzentrum war genau so bescheiden wie die Werkstatt.
Die Rampe war zu steil, als dass ein Rollstuhlfahrer das Haus aus eigener Kraft erreichen konnte. Es gab einen Raum für die Sekretärin. Vielleicht ein halbes Dutzend PC erlaubten
den Internetzugang. Es hatte eine Toilette, welche ein Rollstuhlfahrer nur mit Mühe benutzen konnte, Türe schliessen war dann unmöglich.
Aber alle schienen zufrieden und vergnügt zu sein. Da war eine junge, auffällig hübsche Frau in einem amerikanischen Rollstuhl. Drei von ihrer Grösse hätten bequem hineingepasst.
Später fand ich heraus, sie war eine frühere Miss Teen Thailand. Ein Motorradunfall beendete ihre Karriere auf dem Catwalk.

Der Leiter des Zentrums unterhielt sich mit mir über die Probleme behinderter Menschen ich Thailand und die Hilfeleistungen an Ort. Er suche immer Freiwillige, Arbeit gebe es genug.
Es hätte eine Menge PC’s die halbwegs funktionierten und die eine fachkundige Hand erforderten. Er hätte einen defekten Elektrorollstuhl. In Chiang Mai sei kein Spezialist dafür vorhanden.
Ich hatte eine Ahnung von der Elektrizitätslehre und stellte mich spontan zur Verfügung.
Zur Reparatur des Rollstuhls benötigte ich ein elektrisches Multimeter. Ich suchte eine Woche danach. Als ich endlich so ein Gerät hatte, sah ich jeden zweiten Tag solche Instrumente.
Die Reparatur verlief erfolgreich.
Nachher beschäftigte ich mich mit den alten Computern. Im Zentrum gab es einen fähigen jungen Mann. Der vernetzte die ganzen Rechner mit Peripherie schon vor zehn Jahren erfolgreich.
Dieser Spezialist war sehr stark sehbehindert. Er sah so schlecht, dass er beim Programmieren fast in den Bildschirm schlüpfen musste, um etwas zu erkennen. Trotzdem arbeiteten wir erfolgreich zusammen.
Einmal fehlte an einem reparierten PC nur noch eine funktionierende Graphikkarte. Ein neues Modell hätte nicht auf die alte Platine gepasst. Wir benötigten eine ältere Steckkarte und diskutierten das Problem.
Er meinte, er könne eine solche Karte in einer halben Stunde beschaffen. Vor meinem geistigen Auge sah ich ihn mit dem Blindenstock den Weg ertasten und all die Unbill und Gefahr.
Es kam aber weit schlimmer. Als ich ihn fragte, wie er denn zum PC Laden laufe, sagte er: „Ich laufe nicht, ich habe ein Moped.“

 



Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 14. Februar 2009, 14:41:25
"Ich suchte eine Woche danach. Als ich endlich so ein Gerät hatte, sah ich jeden zweiten Tag solche Instrumente."


Jo, he he. Das Gehirn will geeicht werden. Ging mir ähnlich mit versteinerten Amoniten. Mehrere Wochenenden vergeblich in den Saudi Canyons danach gesucht. Nachdem ich endlich den ersten fand, entwickelte ich sogar eine Art Röntgenblick. Es genügte schon, wenn nur eine unscheinbare Rundung dieses selben aus dem Geröll und Sand schaute. Plötzlich waren sie überall.

Ach ja. Die unerwartete Schlusspointe ist mal wieder köstlich.  :D     
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Malereien
Beitrag von: Low am 15. Februar 2009, 13:12:20
Malereien                              Februar 2009

Warnung:
Diese Geschichte könnte erotisch sensible Leser verletzen. Wenn sie unter achtzehn Jahre alt sind, oder durch vulgäre Sprache beleidigt werden, überspringen sie bitte diesen Beitrag.

In meiner kärglichen Freizeit malte ich während vielen Jahren Aquarelle, Acryl und Öl. Besonders die unzeitgemässen Formen und intensiven Farben von Paul Gauguin begeisterten mich.
Seine Gemälde aus französisch Polynesien sind wahre Farborgien und das bereits seit über hundert Jahren.
Ich kopierte einige seiner Werke, wie Nafea faa ipoipo (Wann heiratest du? Sammlung Stähelin, früher Basel, jetzt Amerika), Parau api, Mahana no atua, (Tag des Gottes  - Art Institute of Chicago),  Aha oe feii? (Bist du eifersüchtig? Pushkin Museum, Moskau).

Gauguin reizte nicht nur die Allgemeinheit mit seinen Bildern, sondern durch seinen Lebensstil in Tahiti die Missionare, die es ungern sahen, wie der Künstler nicht nur Unmengen von Wein,
sondern auch Frauen vernaschte. Bedauerlich ist, dass er zu seiner Zeit ein brotloser Künstler war und überall aneckte.
Hierzulande hätte er weniger Probleme mit christlichen Kirchen und Verwaltungen gehabt.
Der Frauentypus ist ähnlich, wenn auch die meisten Thais zierlicher gebaut sind als die Maoris, wobei es auch hier schwere und massige Frauen gibt.

Als Gauguin Kopist machte ich mich im Dorf sofort ans Werk. Modelle gab es genug. Ich trank etwas weniger als er und war auch sonst wesentlich unproduktiver im Bepinseln von Leinwand.
Ich malte die Frauen anständig bekleidet, zum Teil niedliche Rücken- und Gesässpartien oder Charakterärsche, wenn das Gesicht wenig hergab.

Der Auslöser dieser Erzählung war das Frauenbild, Antwort Nummer 8, aus Profuuu’s Tagebuch.
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1704.msg37812#msg37812
Als ich sie sah, erinnerte mich die Komposition sofort an Arbeiten von Henri de Toulouse-Lautrec. Lautrec war ein Meister der Lithographie. Profuuu dachte an Wasserfarbe.
Ich fand heraus, dass es die Nummer 142 von 300 Exemplaren ist.

Seit fünf Jahren habe ich einen ähnlich anmutigen Schmetterling im Haus. Ich liebe diese Frau, wie ich noch nie im Leben liebte. Ich kann mich nicht satt sehen und fühlen an ihrem langen dunklen Haar und an ihrem vollendeten Körper. Alle meine Sinne werden durch sie dauernd gereizt. Dazu benutzt sie ihre Körpersprache subtil und graziös. Wie Südseeinsulanerinnen hüllt sie sich gerne in einen Pareo.

Ihre Seele ist so ausgewogen wie ihr Körper. Sie ist kein Tempel Nummerngirl für Lotterien. Wir besuchen Tempel mit ausserordentlichem Anstand und Respekt und haben keine Eile.
Öfters  erfahren wir eine unbeschreibliche innere Ruhe. Wenn ich dann ins reale Leben zurück katapultiert werde, sehe ich: „Sie hat so schöne sanfte Formen, es ergäbe ein irres Bild.“
Ich kann sie leider nicht malen.
Jedesmal wenn ich zum Malgerät greife, schlägt mir der erigierende Pimmel den Pinsel aus der Hand.

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hmh. am 15. Februar 2009, 14:16:00
Den Insulanerinnen in der Südsee mußt Du nicht nachtrauern. Du hast nichts versäumt: Ich hatte mit 13, 14 oder so die Meuterei auf der Bounty mit Marlon Brando und seiner späteren tahitischen Frau gesehen. Die Bilder haben mich durch die ganze Pupertät verfolgt. Diese Mädels mußte ich mir einfach mal selbst anschauen.

Als ich dann endlich hin kam, war ich geschockt und erfuhr bald, warum. Die meisten Statistinnen waren für den Film aus den Philippinen importiert worden. Die Polynesierinnen waren schon zu meiner Zeit überwiegend riesig groß, hatten schwere, fleischige Füße und außerdem meist schon mit 12, 13 die meisten Zähne verloren: Sie aßen fast nur Dosenfutter, nicht mal mehr frisches Obst. Frische Fische gab es auch kaum, wegen Mururoa und so. Tahiti lacht überwiegend zahnlos. Fast alles wurde und wird in Tahiti importiert. Es gab einige wenige, atemberaubend schöne Mischlinge, aber die konnte man nur aus der Ferne sehen. Die Südsee war außerdem fromm...

Zwar traf ich später zweimal doch noch jeweils eine schlanke, hübsche, und blieb unter anderem deswegen lange in den Australinseln und auf Tonga (und verlobte mich in Tonga sogar), aber das ist eine andere, zu lange Geschichte. Die Gegend zwischen Singapur und Bangkok gefiel mir später besser, was gewisse Landschaften betrifft.

Malen kann ich leider nicht, höchstens Photographieren (was ich sogar mal für einen nie erschienenen Photoband gemacht habe), aber in meinen Kopf findet im Prinzip dasselbe statt, was Du beschreibst.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Ingo † am 15. Februar 2009, 14:19:49
Ich kann sie leider nicht malen.
[/b]

Lieber Low,
Du bist nicht der erste Maler der solch "Myterium" unterliegt.
Wohl aber einer, der darueber gluecklich sein kann.

Ingo
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: High Tech
Beitrag von: Low am 16. Februar 2009, 10:26:41
High Tech,                                       14. Februar 2009

oder wie schwer ist Umweltschutz?

Wir hatten letzten Herbst wieder einmal eine Überschwemmung im Dorf. Der Garten wurde langsam durch eine braunrote Brühe geflutet, dass es mir weh tat beim Zuschauen.
Doch was war mit dem Fäkalientank? Anstatt dass die Luft durch die Entlüftung kaum vernehmbar entwich, blubberte es hörbar und stinkend rund um den Deckel.
Als der Garten wieder begebar wurde, sah ich mir die Anlage genauer an.
Wir gruben etwas an der Hausseite. Ich entdeckte im flexiblen Gummiteil, der das WC mit dem Tank verband, ein unschönes Loch. Wir schlossen das Loch mit Aluminiumband provisorisch.
Die Entlüftung war im klassischen Thaistil ausgeführt. Das Entlüftungsrohr verlief wie ein umgekehrter Siphon. Das heisst, wenn einmal Wasser im Rohr war, wurde die Luftzirkulation weitgehend blockiert.
Diese Tage sanierten wir die Anlage. Vorher liessen wir den Tank fachgerecht entleeren.
Die Entlüftung hat nur noch zwei neunzig Grad Krümmer, anstatt fünf wie zuvor. Für die defekte Gummimanschette von zehn Zoll Länge fanden die Arbeiter einen Ersatz. Unser Vorarbeiter meinte,
anscheinend hätte eine Ratte am Gummi genagt.
Im Geschäft erklärte der Chef unseren Leuten, dass sie um den Gummi problemlos montieren zu können, vorher ein gut daumengrosses Loch hineinschneiden müssten! Das war doch genau das Loch, das ich reparieren wollte.
Mia wusste es besser. Sie bestrich die zwei Rohrenden von Tank- und Hausanschluss mit etwas Vaseline und schwups sass der neue Gummi, ohne ihn zu durchstechen.

Einer der Arbeiter gestand uns danach, dass er letzthin vierhundert Anschlüsse installierte, alle mit perforiertem Gummi!
Der Vorteil ist, diese Hauseigentümer brauchen ihre Tanks nie zu entleeren unter dem altbekannten Motto: Geteilter Kot ist doppelte Freude, denn der Nachbar pumpt sein Wasser bestimmt einige Meter entfernt von der undichten Anlage.


Nachtrag

Die Häuser stehen hier im Dorf viel zu dicht aneinander. Die Mindestbauabstände von 2 Metern wurden wegen den kleinst Parzellen nie eingehalten.
Am Beauty Salon sind es auf der einen Seite nur sechzig Zentimeter bis zur Trennmauer. Waren grössere Abstände da, erweiterten die Besitzer später ihre Häuser und benutzten teilweise die Trennmauern als Aussenmauern. Um Fäkalientanks und deren Abluft kümmerte sich nie jemand. Man sägte teilweise die sinnlosen Rohre einfach ab.
Als wir unseren Tank entleeren liessen, kam ein Nachbar und erkundigte sich beim Chef. Er habe ein grösseres Problem. Bei ihm im Schlafzimmer stinke es manchmal fürchterlich von der Entlüftung der Nachbarin, welche den Tank seit 10 Jahren nie entleerte. Er würde für die Reinigung dieses Behälters gerne bezahlen.
 
Die Nachbarin zierte sich. Für das Geld könne er ja eine Gasmaske kaufen! Und überhaupt, der Duft sei geradezu himmlisch, verglichen mit seinem Rasierwasser.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: ou1 am 16. Februar 2009, 11:55:25
Lieber Low,

geteilter Kot ....  ???, wunderbare Verknüpfung. Herrlich zu lesen.

Du hättest besser am Hang gebaut. Da müssten sich die anderen mit deinem Sch... beschäftigen. (sorry).
Rasierwasser  ..,na klar, ein Fake!

Auf ein frohes Wiederlesen!

ou1
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 16. Februar 2009, 14:40:08
Tja, genügend Abstand zu den Nachbarn ist wohl meistens die beste Lösung. Gerade auf dem Land sind doch auch größere Grundstücke noch bezahlbar.
Meine Freunde, die ihre Häuser auf größeren Grundstücken haben bauen lassen, kennen die von Dir so anschaulich beschrieben "Scheißprobleme" nur vom Hörensagen.
Deine Mia hat zusätzlich gezeigt, wie einfach manchmal kleine technische Probleme zu lösen sind. Ich gratuliere Dir - nicht nur aus diesem Grunde - zu Deiner außergewöhnlichen Ehefrau.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 16. Februar 2009, 15:23:11
Mit etwa 1000 Quadratmetern sind wir schon fast Grossgrundbesitzer im Dorf.
Deshalb haben wir abgesehen von Überschwemmungen fast keine Probleme.

Mit freundlichen Grüssen
Low
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: sam am 16. Februar 2009, 21:11:18
2 Rai sind besser.  ;D ;D ;D
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 16. Februar 2009, 22:06:30
4 Rai sind noch besser.

Ich werbe um Verständnis für die Bevölkerung.
Die kleinsten Parzellen im Dorf dürften etwa 60 Quadratmeter betragen. Kein Quadratmeter ausserhalb des Wohnraums. Die Nachbarn parkieren ihren Diesel vor deinem Fenster.
Hast du Pech, kannst du nicht einmal die Türe öffnen, weil ein Wagen davor steht.
Es gibt kaum Grundstücke über 100 Quadratmeter.

Danke für die Ergänzungen. In Zukunft werde ich solche Kleinigkeiten nicht vernachlässigen.
Wir leben im Wohlstand und vergessen unsere Nachbarn.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Angeberei
Beitrag von: Low am 17. Februar 2009, 10:16:26
Angeberei

Der geschiedene Sohn eines Bekannten besuchte vor einigen Jahren Chiang Mai. Häufige Exkursionen von Vater und Sohn in die Loy Kroh Road gehörten zum regulären Abendprogramm.
Öfters kam der alte Herr alleine angesäuselt vom Ausgang zurück.

Der Junge prahlte am folgenden Tag mit seinen Erlebnissen und Ruhmestaten. Die Hübsche habe in zuerst gebadet und dann massiert. Danach hätte er mit ihr das ganze Kamasutra durchexerziert.
Peinlich war, als unvermutet die Wahrheit ans Licht kam und zeigte, die Geschichte war in Wirklichkeit harmlos und reine Abzockerei.
Nach mehreren Drinks und dem Lösegeld von 300 Baht durfte er das Bargirl nach Hause begleiten. Sie ging ins Bad, verrichtete ihre Notdurft, wusch sich und ging zu Bett – alleine.
Dem nicht mehr so jungen Mann wurde erlaubt, auf dem Sofa im Wohnzimmer schlafen. Am nächsten Tag gab er ihr 800 Baht fürs Übernachten mit Frühstück und reiste nach Hause,
wo er uns beim Bier abermals die tollsten Lügen auftischte.

Als die beiden nichtsahnenden Herren spät abends wieder die Butterfly Bar aufsuchten, reklamierte die Puffmutter lauthals, der Freier hätte noch Schulden – 200 Baht.
Dem ernüchterten Vater blieb nichts anderes übrig, als der geschäftstüchtigen Dirne den Restbetrag zu begleichen.



Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Gastarbeiter in Thailand
Beitrag von: Low am 18. Februar 2009, 10:55:39
Gastarbeiter in Thailand               Sanitsuda Ekachai, Bangkok Post, 23. Dez. 2004

Welche immensen Fortschritte in Menschenrechtsfragen in den letzten Jahren nicht gemacht wurden, zeigt der folgende Artikel:

„Wenn Menschen ihre Sicherheit aufs Spiel setzen, um anderen zu helfen, verdienen sie unsere Bewunderung. Die thailändischen Behörden denken nicht so, obwohl dies laut Buddhismus ein Verdienst wäre.
Die Behörden in der Provinz Tak stürmten ein Büro einer Menschenrechtsorganisation und verhafteten einen jungen Mann Namens Aye Salam. Dieser Arrest stellt die Frage, welche moralische Rechtsgrundlage diese Behörde als Arbeitsrichtlinie hat, wenn so etwas überhaupt existiert.
Die Grenzstadt Mae Sot ist wegen den Billigstarbeitern aus Burma ein Paradies für die Bekleidungsindustrie. Diese Arbeiter haben ein schweres Los und leiden unter extremer Ausbeutung und ungerechten Arbeitsgesetzen. Ihr schuften grenzt an Sklaverei. 7 Tage Woche, 12  Stunden Tag für 3000 Baht oder weniger im Monat.
Sie haben weder Hoffnung auf anständige Entlöhnung, noch für würdige Arbeitsbedingungen oder Gesundheitsvorsorge, weil sie nicht Thai sprechen und die entsprechenden Gesetzesgrundlagen in Thailand nicht kennen.

Diese Schwächen nutzen die Arbeitgeber voll aus. Deshalb versuchen Organisation  wie „Migrant Assistance Programme“ oder „Yaung Chi Oo“ eine Art burmesische Gewerkschaft, den Arbeitern zu ihren bescheidensten Rechten zu verhelfen.
Diese Hilfe ist Gesetzeskonform.  Sie kümmern sich um das legale Vorgehen, wie Arbeiter ihre Löhne vor Gericht einfordern können.
Für diese Tätigkeit braucht es Leute, die Thai und Burmesisch sprechen. Der 18 jährige Aye Salam war einer der wenigen, die für diesen Dienst den notwendigen Mut
aufbrachten.

Warum braucht es Mut für einen Dolmetscherjob? Wie seine älteren Kollegen, die Gastarbeitern behilflich waren, wurde Aye Salam von organisierten Schlägerbanden, welche komischerweise nie gefasst werden, verprügelt. Wie seine Gefährten erhielt er Morddrohungen und er lebt täglich in Todesgefahr.
Die Razzia auf das Büro von „Yaung Chi Oo“ und die Arretierung von Aye Salam waren eine deutliche Warnung an die Vorgesetzten, das Büro zu schliessen.
Komischerweise war der Arrest zeitgleich, als die Organisation einen internationalen  Preis für ihren Einsatz zugunsten von Gastarbeitern erhielt.
Aber es ist ganz klar, wer davon profitiert, wenn die Menschenrechtsorganisationen von Mae Sot wegziehen.
Ausstände von Arbeitern waren in der Vergangenheit undenkbar. Jetzt nicht mehr. Das Entlassen von Arbeitern ohne Entlöhnung hatte System. Um die Entlöhnung zu umgehen, riefen die Arbeitgeber am Zahltag die Einwanderungsbehörden und liessen die nicht registrierten Fremdarbeiter verhaften und postwendend ausweisen.
Dank der Rechtshilfe der Menschenrechtsorganisationen und entsprechenden Gerichtsentscheiden, haben sogar nicht registrierte Arbeiter ein Anrecht auf angemessene Entlöhnung. Für viele Unternehmer war das ein Faustschlag ins Gesicht. Dies sollte auf Biegen und Brechen geändert werden.

Nach seiner Verhaftung wurde Aye Salam für drei Monate eingebunkert, weil er keine Arbeitserlaubnis hatte. Als Menschenrechtsorganisationen dagegen einsprachen, klagten die aufgebrachten Behörden, dass Salam einen für Thai Bürger vorbehaltenen Beruf ausübe, was sogar mit fünf Jahren Gefängnis bestraft wird.
Diese Auflagen zeigen die tägliche Ungerechtigkeit gegenüber Einwanderern.
Wie 400 000 ethnische Einwanderer, die Meisten sind Angehörige von Bergstämme, wäre Aye Salam berechtigt, einen Antrag auf Staatsbürgerschaft zu stellen. Diese Anträge jedoch bleiben im Filz der Bürokratie hängen  oder gehen verloren.

Das Gesetz erlaubt es nicht, dass die Leute für ihren eigenen Lebensunterhalt als Bauern sorgen. Die meisten Einwanderer sind so arm, dass sie die Jahresgebühr von 10 000 Baht für eine Arbeitsbewilligung nicht aufbringen können. Sie sind deshalb jederzeit einer Arretierung ausgesetzt.  Sie überleben nur, weil sie Erpresser bezahlen.
Anstatt diese unmenschliche Gesetze zu ändern, benutzen sie die Behörden um die Emigranten zum Schweigen zu bringen. Ist es recht oder gerecht, sich Geld und Macht zu unterwerfen? Wenn sich unsere Behörden nicht um diese Fragen kümmern gibt es wenig Hoffnung für die Unterdrückten und ihre Verteidiger.“


Ein netter Onkel:
In Chiang Mai kannte ich eine junge Thailänderin. Sie arbeitete für einen Verwandten. Die Schicht dauerte von 14 00 bis 02 00 Uhr. Sie erhielt 100 Baht pro Tag. Bei Absenzen wurden ihr 200 Baht pro Tag abgezogen.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Jetzt feiern sie wieder
Beitrag von: Low am 19. Februar 2009, 10:49:22
Jetzt feiern sie wieder


Am Montag war mein Blutdruck 20 Einheiten höher als üblich.
Am Dienstag war die Nase mit Schleim und Blut verklebt.
Seit Mittwoch gibt es wieder gratis Hustenkonzerte im Badezimmer.
Ich habe erneut diese Beklemmungen auf der Brust.
Die Luft über Lampang, Lamphoon und Chiang Mai ist  total verdreckt.

Das sollte natürlich heissen: JETZT FEUERN SIE WIEDER!


Hinweis an Menschen mit Atemwegserkrankungen und Asthma:
Der Verschmutzungsgrad wird gezeigt auf

http://www.pcd.go.th/AirQuality/Regional/Default.cfm

18-Feb-09
   
Site   SO2   NO2   CO   Ozone   PM10   AQI
Ayutthaya   1.9   25.2   0.5   36.0   126.2    120.0
Chacherngsao   3.2   5.7   0.5   31.8   50.5    69.0
Chiang Mai   0.9   20.5   1.1   48.8   90.6    109.0
Chiangmai               92.8    83.0
Chiangrai         1.2   34.2   120.0    100.0
Chon Buri   5.6   27.7   0.4   26.9   43.6    73.0
Hatyai   1.0   2.8   0.3   23.9   40.2    50.0
Khon Kaen   3.0   23.5   1.2   14.6   46.7    54.0
Lampang   0.6   4.4   0.5   42.5   201.2    135.0
Lumpoon   1.0   18.2   1.4   41.7   149.1    114.


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Ingo † am 19. Februar 2009, 16:27:04
Erkrankungsgefahr

Untersuchungen der Weltgesundheitsorganisation haben das verstärkte Auftreten von Atemwegs- und Herzkreislauferkrankungen bei hoher Feinstaubkonzentration nachgewiesen. Personen mit bereits bestehenden Erkrankungen sind besonders anfällig. Studien ergaben eine messbare Verringerung der Lebenserwartung.
Grenzwerte und Messverfahren


Zum Schutz der menschlichen Gesundheit sind zum 01.01.2005 neue Grenzwerte für Feinstaub (PM10) in Kraft getreten. Der Tagesgrenzwert beträgt 50 µg/m3 und darf nicht öfter als 35mal im Jahr überschritten werden. Der zulässige Jahresmittelwert liegt bei 40 µg/m3. Über auftretende Feinstaubbelastungen und Überschreitungen soll die Öffentlichkeit möglichst schnell informiert werden. Daher wird ein kontinuierliches Messverfahren angewandt, dessen Ergebnisse Grundlage der Datendarstellung sind.


Und hier koennt ihr die Werte aller Luftverschmutzungsdaten in Deutschland holen:
http://www.env-it.de/umweltbundesamt/luftdaten/map.fwd?comp=PM1

Ich werde jedenfalls bald bessere Luft atmen.
Habe z.Z. auch grosse Probleme mit der Luft hier.

Der Russ in der Luft ist jedoch seit Tagen nicht mehr so extrem.
Davor, wie im Ruhrpott vor 50 Jahren.

Ingo
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Froschjagd
Beitrag von: Low am 20. Februar 2009, 10:54:43
Froschjagd         August 2004

Im neuen Teich, mitten in den Papyrusstengeln beobachtete Isa wie ein grünes Dreieck mit zwei Augen aus dem Wasser ragte. Sie dachte, es sei eine Schlange oder eine Echse.
Bei einem Regenguss im August sahen wir, dass es ein Frosch war. Der kleine Kopf sass auf einem grossen grünen Körper. Lange Beine mit Flossen Grösse Nummer 44 hielten den Frosch bewegungslos in den Pflanzen. Ich sah ihn hin und wieder. 
Wiederholt hatte ich Fischweibchen mit einem Körperumfang, der auf Nachwuchs schliessen liess. Jungfische sah ich aber nie. Ich denke, dass der Frosch sie frass, nebst all den farbenprächtigen Guppymännchen. Ich hatte Guppys, die aussahen wie Neonsalmler, leuchtend rot und blau. Die Überlebenszeit der bunten Männchen betrug knapp drei Tage. Danach waren sie unauffindbar. Den Ersatz fischte ich alle paar Tage aus dem ovalen Teich.
Das Wasser in den Teichen war wegen der Dreckluft dauernd überdüngt und voller Algen. In den zwölf Kubikmetern Wasser tummelten sich bloss neun Fadenfische, ein unidentifizierter gelber Fisch mit einem schwarzen Fleck im Gesicht und etwa zehn kleinere Fische aus der Familie der Zahnkarpfen. Die paar Fische produzieren nicht genug Fäkalien um das Wasser derart zu trüben. Als Abhilfe pflanzte ich Unterwasserpflanzen. Catoon setzte die Töpfe sorgfältig ins metertiefe Wasser.
Der mächtige Frosch mochte zu den Fischen auch Salat. Er wütete in den Unterwassergärten, riss Pflanzen aus den Töpfen und frass sich noch fetter.
Es ist eine sehr verbreitete Froschart im Dorf. Der Oberkörper ist grün, die Bauchseite weiss. Hin und wieder findet man diese Frösche auch auf der Strasse, flachgepresst, getrocknet und als Buchzeichen geeignet. Es müsste aber ein grosses Buch wie ein Bildband sein.

Thais mit Stirnlampen ausgerüstet durchsuchten des Nachts die Sümpfe und bejagten die Frösche um sie zu verspeisen. Ich wollte keinen Thai anstellen. Er hätte den Frosch rücksichtslos und sicher gefangen. Danach hätte ich den ganzen Teich und die Umgebung neu bepflanzen müssen.
Ich beschloss selbst zu handeln und den Frosch zu erschiessen. Vielleicht war er ja Träger der noch nicht entdeckten, jedoch berüchtigten tödlichen Froschgrippe. Die Jagdzeit war wegen den Sicht- und Lichtverhältnissen auf vier Uhr nachmittags beschränkt.
Den ersten Schuss gab ich aus etwa 3 Metern ab und verfehlte das Ziel. Mein Problem war, dass ich technisch auf 10 Meter Distanz auf Scheiben mit schwarz sechs übte. Wegen der wesentlich kürzeren Distanz war der Schuss durch die veränderte Flugbahn zu hoch angesetzt.
Am nächsten Tag war das Becken wieder voller ausgerissener, angefressener  Pflanzen. Ich entdeckte das kleine grüne Dreieck des Kopfes inmitten der Papyrusstengeln. Dann holte ich die Waffe, schob die Kugel in den Lauf und zielte sorgfältig auf etwa gleiche Distanz wie am Vortag in das Dickicht. Mein Ziel war etwa schwarz vier unterhalb der Augen. Die Schwierigkeit war enorm: Im grünen Wasser, zwischen grünen Stengeln, die sich im Wind leicht bewegten, den grünen Kopf annähernd zu visieren.  Mit höchster Konzentration bewegte ich den Finger am Abzug. Ein kurzes Plup, der getroffene Frosch spiralte etwa 8 Meter ans andere Ende des Beckens. Dort konnte ich den Körper, der wegen der Grösse nicht in eine Bratpfanne gepasst hätte, mit einem Netz aus dem Wasser heben. Ich betrachte den Kopf genau. Zwischen den Augen war kein Loch in der Froschhaut zu sehen. Weissgrauer austretender Schleim zeigte, dass ich das Tier, ich nenne es glücklicher Zufall, an der richtigen Stelle getroffen hatte.
Ich weiss, die nächsten Frösche kommen bestimmt. Bis dahin haben die Pflanzen etwas Zeit zum Anwachsen.  Wenn es ein kleiner Frosch ist, kann ich mit ihm leben, egal ob er Fische frisst oder nicht. Ich verzehre ja selbst Fisch.

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Expertin aus Ceylon
Beitrag von: Low am 21. Februar 2009, 12:41:58
Expertin aus Ceylon                                 Sommer 2006


Erinnerungen. Europa. Erlebnis im äusseren Emmental.
Wir waren in einem Gourmettempel der alten Art. Da war eine Brigade am Werk, die an internationalen Anlässen immer wieder Goldmedaillen erkochte.
Dazu gehörte ein diskreter und gepflegter Service, wo das Personal den Gästen die Wünsche noch weitgehend von den Augen ablas.
Wir liessen uns die Köstlichkeiten der Küche auf den Zungen vergehen.
Dann wurde der Gaumen durch einen edlen Rebensaft stimuliert.

Ich unterhielt mich mit der attraktiven Lebensabschnittspartnerin leise auf Englisch.
Am Nachbartisch sassen drei betagte Herrschaften. Die radebrechten mühsam etwas englisch und sprachen fliessend französisch und deutsch. Aus den ganzen Sprachfetzen heraus interpretierte ich, dass die eine Europäerin, eine offenbar schwer reiche Dame, aus Ceylon zu Besuch war. Sie erzählte etwas vom Land und den hübschen jungen Leuten dort.

Hübsch und jung war offenbar das Stickwort für den Herrn, der verstohlen immer wieder zur Mia hinüberschielte.
„Ist das eine Ceylonesin dort am Tisch und wie alt dürfte sie wohl sein?“ fragte er seine weit gereiste Nachbarin galant auf französisch.
Die ältere Frau schaute kurz prüfend und gab dann zu Protokoll:
„Nein, ... aus Ceylon ist die nicht. Sie könnte aus einem Land stammen, welches bekannt für Sextourismus ist. Vielleicht sei sie von den Philippinen oder aus Thailand.
Ihr Alter liege ganz sicher zwischen fünfundzwanzig bis achtundzwanzig Jahren.“
Mia lachte peinlich laut auf, als ich ihr die Konversation deutlich vernehmbar übersetzte.

Dann wandte ich mich an die Leute am Nachbartisch:
„ Verzeihen Sie bitte den lauten Lacher meiner Frau. Ihr Kompliment mit den fünfundzwanzig Jahren ist ihr in den Kopf gestiegen. Sie ist fast zwanzig Jahre älter!

Sextourismus kannte man im Emmental schon vor einhundertfünfzig Jahren als kulturelles Erbe. Die Ausübenden benutzten kein Fluggerät, eine Leiter genügte.
Seinerzeit hiess das schlicht: Fensterln!“




Hallo Leser,
soll ich näher auf das Thema „Fensterln“ eingehen?

Anmerkung und Aufklärung:
In nördlicheren Regionen gilt „fensterln“ inzwischen als Hausfriedensbruch (Das Amtsgerichts Frankfurt am Main urteilte, dass „Fensterln“ in Hessen nicht als kulturelles Erbe, sondern schlichtweg als Hausfriedensbruch betrachtet wird, der den Ausspruch einer fristlosen Kündigung des Mietverhältnisses rechtfertigt. Urteil des AG Frankfurt a. M. 33 C 2982/99-67).

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Milch
Beitrag von: Low am 22. Februar 2009, 12:28:17
Milch

Die ursprünglichste, schönste und die beste Milch der Welt stammt von der Mamma, Mehrzahl Mammae, der Milchdrüsen der Frau. Seit dem die Ladies ihr Gesäuge in modische Stahlkorsetts,
genannt Brusthalter zwängten, um länger begehrenswert zu bleiben, nahm die Milchleistung dauernd ab.
Industrielles Dosen- und Mikrowellenfutter, Pestizide der Landwirtschaft, Medikamente,  Alkohol und Nikotin verschlechterten die Milchqualität dramatisch.
Die Entwicklung tonnenschwerer Messgeräte für Spurenanalysen im ppB Bereich, (ppB = part per Billion) und empfindlicher, gehörten einst zu meinem Lebenserwerb.
Ich war mehrmals an wissenschaftlichen Tagungen. Einmal referierte ein amerikanischer Analytiker über seine Arbeiten an Muttermilch. Als Techniker
war mir seine chemisch-medizinische Ausdrucksweise eher fremd und ich musste Nachfragen.
Er sagte für mich verständlich: „Khun Low, wenn diese Frauen Kühe wären, müssten wir Notschlachten!“
Die Resultate seiner seriösen Arbeiten führten zur geistigen Umnachtung. Der Herr Professor landete in der Klapsmühle.


Ein Abschweifen in die industrielle Milch- und Käseproduktion würde zu weit führen und den einfachen Rahmen meiner Kurzgeschichten sprengen.
Es schadet sicher niemandem, ausser einigen skrupellosen Händlern, ein paar Fakten über Milch zu wissen.

Für uns als Konsumenten gibt es die pasteurisierte Milch, welche gut gekühlt etwa eine Woche haltbar ist. UHT Milch dagegen kann ohne Kühlung bis sechs Monaten aufbewahrt werden.
Zwischen Pasteurisation und UHT gibt es für den Berner Kantonschemiker Urs Müller einen gewichtigen Unterschied:
Die konventionelle Past-Milch wird auf 85 Grad erhitzt - und enthält nach wie vor eine grosse Zahl naturbelassener Keime.

Im Ultrahoch-Temperatur-Verfahren UHT hingegen wird die Milch mit Dampf auf 150 Grad erhitzt. Dabei sterben alle Keime ab.
«Die Pasteurisation ist deshalb ein weit schonenderes Verfahren als UHT», so Müller. Beim UHT-Prozess werden zudem die Milch-Eiweisse verändert.

In Chumphon wurde dieser Tage an Schulkinder minderwertige, zum Teil stinkende Milch verfüttert.
Die Chinesen warfen vor einigen Monaten melaminhaltiges Milchpulver auf den Markt, das Zehntausende von Kindern vergiftete und einige davon tötete.
Dieses Pulver wurde erfolgreich exportiert.
Anstatt sämtliche Bestände an melaminhaltigen Nahrungsmitteln zu vernichten,
gab es Geschäftemacher in Hinterindien, welche die vergifteten Waren mit Rabatt anboten.

Milchbauern in Thailand produzieren pro Tag im Land zwischen 280 000 und 400 000 kg Frischmilch, die keine Abnehmer findet.
Das Überangebot an Frischmilch existiert nur, weil importiertes, zum Teil minderwertiges Milchpulver viel billiger ist.
Die daraus resultierende UHT Milch ist als Nahrungsmittel praktisch wertlos.
Das einzige was an Milch erinnert, ist die Farbe und der Eiweissgehalt.
Es gibt eine Verordnung, dass in Schulen pasteurisierte Milch mit einem Fettgehalt von mindestens 3.2 Prozent angeboten werden sollte.
Die Produzenten der Marke Thai-Danish möchten ihr Lager in an minderwertiger UHT Ware für zweihundert Millionen Baht loswerden.
Die wollen ihr Gesöff nicht wie die zu recht empörten Bauern auf die Strasse schütten. Die Geschäftsleitung denkt eher an Themen wie Profitmaximierung verknüpft mit Umweltbewusstsein.
Da kommen die Kinder doch gerade recht,
denn leider kann man die Milch noch nicht zu preisgünstigem Treibstoff verarbeiten.


http://www.thailandtip.de/tip-zeitung/nachrichten/news/stinkmilch-in-schulen//back/2/
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien:
Beitrag von: Low am 23. Februar 2009, 23:55:31
Warum reklamiert denn Keine®?

Der erste Teil von „Milch“ könnte doch als extrem frauenfeindlich taxiert werden. Das ist er aber nicht.
(Im Geheimen freute ich mich schon über eine Tittendiskussion. Die sind ja so hoch, das wären Beiträge mit Niveau geworden.)
Die Herren der Schöpfung leiden an den selben Giften. Die Aktivität der Spermien als auch die Zeugungsfähigkeit sind stark eingeschränkt.
Schuld an der Misere sollen auch zu enge Beinkleider im Genitalbereich sein.
Da hilft dann auch Freund Pfizers Viagra wenig.
(Diese Diskussion würde sich erübrigen, denn sie liegt unter der Gürtellinie, also ohne Niveau.)

Merke: Zu enge Hüte führen zu Dampfblasen im Kopf.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hmh. am 24. Februar 2009, 11:14:32
Khun Low, wir reklamieren hier nicht, weil diese Geschichten einfach faszinierend sind und wir nicht genug davon bekommen können.  :)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Steuern
Beitrag von: Low am 25. Februar 2009, 10:49:42
Steuern

Wenn ich an die heimischen Steuererklärungen vor vielen Jahren denke, graut mir. Umfangreiches, Abende füllendes Papierwerk  ohne PC und das im Monat Februar.
Die Berechnungen waren schweisstreibend und das Bezahlen ein Albtraum.
Dank benutzerfreundlicher Software reduzierte sich die Arbeit neu auf wenige Stunden.  Nur das Bezahlen blieb ein Akt der Verzweiflung.

Dagegen ist es in Hinterindien etwas aufwendiger, vor allem wenn Liegenschaften im Spiel sind. Der Ort, die Gemeinde, in der das Grundstück liegt, kassiert.
Schriftlicher Verkehr findet nicht statt. Das heisst, begüterte Menschen reisen mit Taschen voller Geld im ganzen Land herum, um ihren Obolus zu entrichten.
Meine Grossgrundbesitzerin und Geschäftsfrau mit zwei Kleinstunternehmen bezahlt Steuern in fünf verschiedenen Gemeinden.
Je nach Verhandlungsgeschick, kann man die effektive Steuerlast zum Beispiel durch eine Pausen-Kaffeespende unter 200 Baht um bis zu 90 Prozent reduzieren.

Sofern Belege von Einkäufen, Anschaffungen, Treibstoff und  Versicherungen vorhanden sind, kann man durch das Einreichen dieser Dokumente mit grossen Abzügen rechnen.
Wir haben skrupellos unsere Weinbezüge geltend gemacht.

Dorfbewohner sammeln keine Belege, ob für Motorrad, Plasma TV oder Karaoke Anlage mit einunddreissig Lautsprechern. Da werden Rechnungen, bezahlt oder unbezahlt, gleichermassen entsorgt.
Keiner hinterfragt irgend etwas. Sogar die Steuerformulare landen ungelesen im Müll.

Die Veranlagungsbeamten gehen relativ grosszügig mit den Belegen um.
Die addieren die Beträge, ohne sich um die Rechnungsdaten zu kümmern und deponieren die Quittungen gleich im Papierkorb.
Besonders erfolgreich für die Steuerzahler sind solche Berechnungen, wenn zu den Beträgen das jeweilige Datum hinzugerechnet wird.
In einer grösseren Stadt kannte die Beamtin das Prozentrechnen nur vom Hörensagen. Als der Chef die Berechnung überprüfte, sah er, dass die Rechnung zu ungunsten der Gemeinde ausfiel.
Die Beamtin kassierte 180 THB und musste telefonisch eine Nachforderung von 250THB stellen. Ein Rundreise Busticket würde uns 1600 THB kosten.
Meine Holde bat die Frau Beamtin, die 250 THB zu begleichen. Sie würde dann eine private Postanweisung an sie machen.

Am Günstigsten kamen wir am Wohnort weg. Anstatt 1800 THB zu bezahlen, kamen meine Intelligenzbestie und das Mathe-Genie mit 1200 THB Cash zurück.
Sie wollte schliesslich all die bereits bezahlten Steuern vom Totalbetrag abziehen lassen.
Mia reiste an drei Tagen an die tausend Kilometer und besuchte die Verwaltungen sehr effektiv. Summa summarum bezahlten wir nichts.
Sie  hat ein grosses Wissen und mehrere Bücher. Eines betrifft die Lehre Buddhas des Erleuchteten, eines ist von Dalai Lama
und eines wurde verfasst unter Mitwirkung eines Adam Zwerg – nein, Riese.



Quellen:

The Art of Happiness
by His Holiness the Fourteenth Dalai Lama and Howard C. Cutler, MD.
Riverhead Books, New York, NY, USA, 1999

Der deutsche Rechenmeister Adam Riese schrieb mehrere Rechenbücher, wie zum Beispiel "Ein Gerechent Büchlein/ auff den Schöffel/ Eimer/ vnd Pfundtgewicht" (1533).
Riese verfasste seine Bücher zumeist nicht wie damals üblich in Latein, sondern in Deutsch.

Vielleicht stört sich jemand an meinen Quellenangaben.
Bedaure – im einen Falle reine Reinkarnation!
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Steuern
Beitrag von: illuminati am 25. Februar 2009, 18:30:15
Sie  hat ein grosses Wissen und mehrere Bücher. Eines betrifft die Lehre Buddhas des Erleuchteten, eines ist von Dalai Lama und eines wurde verfasst unter Mitwirkung eines Adam Zwerg – nein, Riese.

Hallo,
ich sehe -- Deine ist anders -- herzlichen Glückwunsch, diesen Volltreffer zu landen war sicher nicht einfach. Anhand deiner Literaturliste würde ich vermuten, dass ihr relativ unbeschadet durch die schwierigen Zeiten kommt.

Gruss
PS: In TH kann Steuern zahlen ja regelrecht Freude bereiten - ist offensichtlich ein sehr kreativer Akt
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Isan Yamaha am 25. Februar 2009, 18:51:24
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                                                                  K Ö S T L I C H
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 26. Februar 2009, 14:46:18
Hat deine mia schon einmal darüber nachgedacht, sich als Steuerberaterin niederzulassen? Die einnahmen könnte sie dann ebenfalls kreativ versteuern! ???
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 26. Februar 2009, 15:27:21

Illuminati
„In TH kann Steuern zahlen ja regelrecht Freude bereiten - ist offensichtlich ein sehr kreativer Akt.“
Das hast du wahrlich recht. Vor allem wenn man es mit
“The Art of Happiness,” garniert und mit der Ahnung von Prozentberechnung.


Isaan Yamaha
Danke für das Gemälde.

Drwkempf
Sie berät mich in Lebensfragen und vor allem in allen Lebenslagen, damit ist ihr Terminkalender voll.

Anmerkung:
Hier im Dorf bezahlt praktisch niemand Steuern.
„Sogar die Steuerformulare landen ungelesen im Müll.“
Wenn alle so ehrlich wären wie Mia, würde der Staat drei Tage vor dem Fälligkeitstag Pleite machen.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Uniformen müssen es sein !
Beitrag von: Low am 27. Februar 2009, 00:04:39

Uniformen müssen es sein !

Momentaufnahme. Als ich sie erstmals sah, dachte ich: „Verdammt hübsch, schlechter Charakter, das gibt Ärger!“

April 2006

Sie besuchte eine höhere Schule in einer Provinzhauptstadt. Die Schule war so erbärmlich minderwertig, dass selbst die Leitung nicht in der Lage war, einen korrekt geschriebenen Briefkopf zu gestalten.
Ihre Mutter wusste, Bildung hilft viel im Leben. Sie investierte in die Tochter. Sie bezahlte einem Filipino Lehrer über 100’000 THB dafür, dass sie kein Wort Englisch lernte.
Die Studentin wollte einen besseren Schulabschluss: Payap University.
Sie schaffte die Eintrittsprüfung und bereitete sich ernsthaft auf das Studium vor.
Für den Schulweg benötigte sie ein Motorrad.

Juni 2006

Bereits am ersten Schultag wurde die bezaubernde Studentin in die Mangel genommen. Eine der leitenden Damen sagte ihr, sie müsse auf ihr Gewicht achten. Die neue Schülerin war eine der seltenen, gross gewachsenen Frauen an der Universität. Sie planten bereits, die Neue sollte an Loy Krathong als Nang Nopamas aufgetakelt und geschminkt den Wagen der Payap Universität schmücken. War das nicht ein grossartiges Studienziel?

Die Hübsche hatte seit Wochen einen netten Freund, einen Bankbeamten, der sich liebevoll um sie kümmerte. Er fiel nicht nur durch feine Kleidung auf, sondern hatte Anstand und gute Manieren.

Die Eltern verreisten ende Monat für einige Wochen nach Europa. Die junge Frau war um die zwanzig und somit alt genug, um auf sich selbst aufzupassen. Ferner gab es eine Haushälterin, sofern Probleme auftauchen würden. Um für sämtliche Eventualitäten gerüstet zu sein, erhielt sie einen anständigen Notgroschen. Bei schlechtem Wetter stand der Wagen der Familie für den Schulbesuch zur Verfügung.

August 2006

Als die Eltern zurückkamen, erfuhren sie, dass das Dorf überschwemmt wurde. Ihre Gebäude kamen dabei nicht zu schaden. Die Haushälterin betreute angeblich alles vorzüglich, auch die Tochter.
Väterchen stellte fest, dass sein PC vor Wochen einmal eingeschaltet, aber nie mehr abgestellt wurde. Das Internet funktionierte nicht, weil keiner die Telefonrechnungen bezahlte.
Die Kartengrüsse aus Europa warteten noch im Briefkasten. Dafür fehlten andere wichtige Dokumente.

September 2006

Die Studentin veränderte sich während der Abwesenheit der Eltern total.
Sie lebte seinerzeit selbständig in der Provinzhauptstadt und besuchte die Schule, während Mutter meist auswärts arbeitete. Sie hatte nur beschränkte Mittel.
Sie besass weder Motorrad noch ein Auto und benutzte öffentliche Verkehrsmittel.
Der plötzliche Wohlstand verdrehte ihr offenbar den Kopf. In der Schule war sie plötzlich ein flimmerndes Sternchen mit Geld, Motorrad, Auto und zehn Paar Schuhen.
Die Schülerin wurde ein seltener Gast zum Abendessen im Elternhaus.
Sie hatte dauernd dringende Termine, wichtige Hausaufgaben oder sie schlief bereits am Tisch ein.
Sie erzählte, die Universität würde abends Ballspiele veranstalten. Teilweise war sie bloss anfeuernde Zuschauerin, teilweise spielte sie offenbar mit.
Weil es manchmal spät wurde und stark regnete, übernachtete sie angeblich öfters bei einer Freundin.
Letzte Woche nun ging sie kaum mehr nach Hause. Die Eltern warteten fast täglich vergeblich mit dem Essen auf sie. Wenn sie kam, stellte sie Forderungen. Sie benötige unbedingt sofort High Speed Internet oder Mutter müsse sie zur Schule bringen. Auch am Wochenende blieb sie weg. Sie erklärte, am Sonntag sei ein grosser sportlicher Wettkampftag in der Payap Universität.

Fortsetzung folgt
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Uniformen müssen es sein ! 2
Beitrag von: Low am 28. Februar 2009, 09:41:37
Uniformen 2

Die besorgte Mutter telefonierte am Sonntag in die Schule und vernahm, dass die Spiele bereits am Samstag beendet wurden. Abends um neun meldete sich das Töchterlein am Telefon und erzählte scheinheilig, dass jetzt, nach den Spielen noch eine Party stattfinde und sie gerne bleiben würde.
Die Mutter stellte ihr ein Ultimatum und verlangte von der Herumtreiberin, dass sie sofort nach Hause kommen solle, andernfalls fliege sie raus. Sie kam nicht. Die Eltern erfuhren später, dass ihre Getränke an den zahllosen Partys gedopt wurden. Sie fühlte sich jedesmal high und war dem Stoff offenbar total verfallen.

Eine Schulfreundin machte sie vor Wochen mit einem schneidigen Armeeoffizier aus Phitsanulok bekannt. Mit dem unternahm sie während der Abwesenheit der Alten einige Spritztouren, bloss so an die 5000 km.
Der Dorftratsch hielt fest: Er war häufiger Gast in ihrer Unterkunft auf dem Anwesen der abwesenden Eltern.
In der Nacht vom 6. September holte sie mit seiner Hilfe und seinem Auto klammheimlich Bildschirm und PC aus ihrer Unterkunft. Maus, Tastatur und zahlreiches Zubehör liess sie liegen. Sie nahm weder ihre Kleider noch die zehn paar Schuhe mit, die sie vom Notgroschen gekauft hatte.
Der Vater tauschte darauf vorsorglich sämtliche Schlösser an den Türen aus.

Dann erfuhren die schockierten Eltern, dass sie mit dem unbrauchbaren PC im Haus einer Freundin des Offiziers in Din Daeng, im Grossraum Bangkok sei. Sie hatte aber keine Ahnung, wo in Din Daeng sie überhaupt war. Der Familie gelang es inzwischen auf eigene Faust, Auto- und Telefon-Nummern des sauberen Herrn zu ermitteln.

Die Telefone liefen heiss. Jeder wusste, dass sich die junge Frau in grosser Gefahr befand. Ihre beiden Brüder besuchten den Soldaten in seinem Büro in Phitsanulok und verlangten nachdrücklich die Rückkehr ihrer Schwester nach Chiang Mai.

Komischerweise kannte ein Familienmitglied den Vorgesetzten des Soldaten, rief diesen Lamettaträger an und erzählte ihm die Untaten seines Untergebenen.
Ferner verliere die junge Frau durch die begangenen Unüberlegtheiten ihre Bleibe bei den Eltern. Ein Offizier der königlich thailändischen Armee sollte für seinen Frevel geradestehen und der Frau in Zukunft eine Unterkunft finanzieren. Anderseits gäbe es ja eine Regenbogenpresse, welche die Leiden eines verführten jungen Mädchens genüsslich ausschlachten würde.

Einige Armeeangehörige waren damals in einen jämmerlichen, vielleicht fingierten Attentatsversuch gegen Taksin verwickelt. Weitere Skandale waren unwillkommen.
Der Militär gab zähneknirschend zu, dass er da wohl Fehler gemacht habe und dass er die Studentin in der Nacht zurück nach Chiang Mai bringen würde.
Am 8. September morgens um acht war sie wieder im Haus einer Freundin.

Mit der Verteidigungsbereitschaft dürfte es im Land während dieser Tage nicht besonders gut bestellt gewesen sein. Dafür waren die Fahrleistungen des besoffenen oder gedopten Soldaten um so beachtlicher.
6. Sept. Phitsanulok  - Chiang Mai
6. Sept. Chiang Mai – Bangkok     
7. Sept. Bangkok-Phitsanulok     (Büro teilweise besetzt)
7. Sept. Phitsanulok – Bangkok     
8. Sept. Bangkok - Chiang Mai     
8. Sept. Chiang Mai - Phitsanulok

Am späteren Nachmittag holte sie mit einer Tante ihre Sachen, Kleider, Schuhe und die restlichen PC Teile ab. Das Motorrad behielten die Eltern vorläufig als Faustpfand.
Die Hausschlüssel vergass sie im Auto des Militärs in Phitsanulok.

Die Eltern vernahmen, dass der Soldat ihre Getränke mit Methamphetamin (Ya-Ba = "Pferdemedizin") dopte, um sie gefügig zu machen. Sie waren sich einig, das sie nicht mehr nach ins Dorf zurückkehrt und dass sie keine weitere Unterstützung erhält.
Sie war eine gute Schülerin. Sie war die Beste in Accounting. Aber sie betrog und missbrauchte das ihr geschenkte Vertrauen grenzenlos.
Hätte die Polizei bei den Eltern Drogen gefunden, wären sie in Lebensgefahr geraten. Die Polizei einzuschalten war wegen des nachweisbaren Drogenvergehens unmöglich.
Das war die starke Waffe des Gangsters, offenbar der Chef einer ganzen Gruppe von Ganoven.
Dass die Eltern die Tochter sofort wegwiesen, erwies sich als Glücksfall, denn die Gauner hatten im Sinn, die Eltern zu erpressen, nachdem sie um ihre vermeintliche Beute geprellt wurden.

Vor Schulantritt testete Payap die Studenten auf Drogen und HIV.
Diesmal würde sie nicht bestehen.

Fortsetzung folgt
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: illuminati am 01. März 2009, 17:43:34
Hallo,
@low

wann geht´s weiter  :-) :-) :-) die Taschentücher liegen bereit  ;D
Gruss
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 01. März 2009, 17:57:02
@ Illuminati

Nein, bitte keine Taschentücher - Uniform und Achtungsstellung !
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Uniformen müssen es sein ! 3
Beitrag von: Low am 01. März 2009, 18:05:08
Uniformen müssen es sein !    3


Oktober 2006

Semesterferien.  Die Brüder des gefallenen Mädchens besorgten ihr einen Job bei einer Bank in Phitsanulok und fanden eine Wohnung für sie. Mit anfänglich über 10’000 Baht pro Monat sollte sie bestens auskommen. Der Kerl mit dem schlechten Einfluss dislozierte nach Bangkok ins Hauptquartier.

November 2006

Den Gangster, der die Studentin zu Drogen und Geschlechtsverkehr verführte,  einen PC stahl und sie danach nach Bangkok entführte, fand die Polizei tot mit zwanzig Messerstichen im Leib.
Bezahlte er die Drogen nicht oder kam er seinen jungen Fleischlieferungen nicht nach? Vielleicht begann er aus Liebeskummer Selbstmord.

Februar 2008

Die attraktive ex Studentin der Payap Universität fand vor Monaten einen neuen Liebhaber. Wieder war es ein Uniformierter. Dessen Vater war ebenfalls ein Militär.
Diese Familie wollte mehr als eine halbe Million in die junge anziehende Frau investieren. Sie hatten nur diesen Sohn und verwöhnten ihn entsprechend. Die jungen Leute wollten bereits im Mai heiraten.
Die Eltern des Bräutigams vertagten den Termin bei den lockeren Verhandlungen auf Dezember, um das Kleingeld zu organisieren, obwohl nie irgendwelche Forderungen betreffend Brautpreis gemacht wurden.
Weil Schwiegereltern, Bräutigam und Braut zusammen waren, fand auch die einst verstossene Tochter wieder eine Unterkunft in den Liegenschaften der Eltern.

April 2008

Die Bankkauffrau sollte für einige Wochen in Chiang Mai arbeiten und fragte,
ob sie während ihrer Tätigkeit einige Nächte im Gästehaus verweilen könne. Es war für die Eltern schlecht möglich begründet abzulehnen, nachdem eine Hochzeit bevorstand.

Mai 2008

Die Brautleute waren am Wochenende Gäste bei den Eltern.
Am Morgen drangen wilder Lärm und wüste Geräusche aus dem Gasthaus in den Garten. Die fürsorgliche Mutter schaute nach. Da hielt doch dieser junge Nichtsnutz vor dem Haus  seine zukünftige Frau an den langen Haaren fest und watschte sie ungefragt mehrmals links und rechts. Zuvor gab es eine Meinungsverschiedenheit im Wohnzimmer. Dabei verteilte der ungehobelte Kerl seine heisse Suppe ungeachtet seines Ranges als Gast in Anwesenheit der Putzfrau im ganzen Raum.

Die Mutter gab dem ungezogenen Rüppel eindeutig zu verstehen, dass er hier nicht länger als Gast geduldet oder je wieder willkommen sei. Ein Mann, der ihre Tochter, seine angehende Frau prügle,
sei für sie kein zukünftiger Ehegatte. Damit sei die Hochzeit für sie gelaufen.
Dann redete sie mit der Tochter ein ernsthaftes Wort. Diese teilte der Mutter mit, dass sie wahrscheinlich schwanger sei. Mutter empfahl ihr, den Fötus abzutreiben.
Solche Männer taugten nichts als Väter und würden sich vor jeglichen Verpflichtungen verkrümeln und ihr Liebesglück bei einer Mia Noi suchen.
Sofern sie diesen Mann trotz allem heiraten wolle, sei das ihre persönliche Angelegenheit. Die Eltern würden sich von allen Festivitäten fernhalten.

Sie ermahnte die Tochter und sprach mit ihr über die zahlreichen alleinstehenden Mütter im Bekanntenkreis, wie diese Frauen zwischen Beruf und Mutterpflichten hin- und hergerissen würden.
Sie solle sich von diesem Mann nicht ihre ganze Zukunft vermasseln lassen.

Weil das Mädchen ungebremst in Schwierigkeiten geraten wollte und auf die wohlgemeinten Ratschläge der Mutter keinen Wert legte, sondern sie herausfordernd beleidigte,
erhielt die junge Frau erneut Hausverbot.


Januar 2009

Die ledige Mutter gebar im Herkunftsort des Vaters, betreut von dessen Eltern, einen gesunden Sohn, möglicherweise einen zukünftigen General.

Uniformen müssen es sein!


 


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: illuminati am 01. März 2009, 21:46:50

@low

mein Fehler mit den Taschentüchern - es hätte der Rohrstock sein müssen - aber eine Gesichte die den Zeitgeist wiedergibt, leider.

Gruss
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Der andere Kriminalfall aus Mordthailand
Beitrag von: Low am 03. März 2009, 10:55:51
Die Ermittlung                              2004

Der andere Kriminalfall aus Mordthailand

Eine wunderschöne Frau, asiatisches Gesicht im Renaissance Stil, hatte Mühe einen Abend mit ihrem Partner in einem Dancing oder in einem Klub zu verbringen.
Sobald das Paar irgendwo erschien um das Tanzbein zu schwingen oder einen Cocktail zu geniessen, entleerte sich das Lokal blitzartig. Der Grund,
der Mann war ein erfolgreicher Fahnder der Drogenpolizei. Dummerweise wurde er eine lokale Berühmtheit wie ein Filmstar.
Darum verbrachte er in der Millionenstadt die meiste Zeit am Schreibtisch oder er brillierte bei Auslandseinsätzen in den Nachbarländern.
Seine hübsche Frau war meine Schwägerin. Als der Verwandte mit der hiesigen Polizei eine bedeutende Aktion erfolgreich durchgeführt hatte, verbrachte er einige Zeit bei mir.
Einerseits war er mit dem Resultat zufrieden. Andererseits sah er, dass geblockt wurde, weil offenbar allerhöchste Kreise involviert waren.

Eines Tages zeigte er mir nebenbei ein völlig neues, unbekanntes Chiang Mai. Bei einem kleinen Laden erläuterte er mir, dieses Geschäft sei die Tarnung eines vermögenden Buchmachers, Hehlers, kleinen Drogenhändlers, Geldverleihers und Zuhälters. Vor der Handlung stand ein altes ölverschmiertes Motorrad, mit dem der Mann zu Arbeit kam. Das Fahrzeug war derart verwahrlost, dass er getrost den Zündschlüssel stecken lassen konnte. Keiner würde sich auf so einen rostigen minderwertigen Plunder setzen oder sogar entwenden.
Paul erzählte, dass der Grandseigneur in einem Vorort eine prächtige Villa besass. Dort stand sein BMW. Seine Frau fuhr einen grösseren Mercedes. Seine Kinder besuchten die teuersten Privatschulen.

In der Loy Kroh Road klärte er mich über gewisse Freudenmädchen auf. Es war unwahrscheinlich, welche Details der Mann kannte. Ich fragte mich, ob er alles aus eigener Erfahrung wusste. Nein, dafür war seine Anwesenheit zu kurz.
Wir beobachteten die Szene über die Gasse. Er zeigte mir Su, die bereits einen Kunden betreute.
Sie war jung und hübsch. Sie war mittelgross, schlank und hatte etwas Busen. Das lange schwarze Haar kontrastierte mit den roten vollen Lippen und den weissen, teilweise leicht schief stehenden Zähnen. Doch das ovale Gesicht mit den Mandelaugen wirkte ungemein anziehend.
Er war viel älter, Europäer, vielleicht bereits Rentner. Ein Bierbauch zeichnete sich unter dem schweissgetränkten Hemd deutlich ab. In den krausen Brusthaaren teilweise versteckt hing eine massive Goldkette. Das Ding war so unübersehbar wuchtig, es wog mindestens zwölf Baht. Sein Gesicht war gezeichnet, nicht von einem Maler, sondern vom harten Leben. Ein paar schüttere graue Haarsträhnen schützten die Kopfhaut kaum vor der immer noch sengenden Abendsonne. Beide sassen in der offenen Bar an der Strasse. Sie nippte an einem Eiskaffe.
Er schlürfte ein Singha.  Weitere attraktive Frauen warteten gelangweilt und unbeschäftigt auf frühe Kundschaft.
Immer wieder starrte er auf ihre zierlichen Brüste, die sich durch die Bluse schwach, jedoch deutlich abzeichneten. Die viel zu engen Shorts liessen die gut proportionierten Hinterbacken prall erscheinen.
Er bezahlte. Sie und er gingen. Paul grinste und sagte nur: „Lebensgefahr!“
Ich verstand Bahnhof und fragte nach. Zu jener Zeit erklärte er mir bloss, dass Su unter den Nutten nicht den besten Ruf hätte.

Fortsetzung folgt
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Der andere Kriminalfall aus Mordthailand 2
Beitrag von: Low am 04. März 2009, 10:50:43
Die Ermittlung 2


Wir bummelten weiter, assen eine Kleinigkeit und wollten uns in der Nähe eines heruntergekommenen Hotels im Freien vor der Heimfahrt noch einen Schlummertrunk genehmigen.
Wir hatten kaum angestossen, als kreischend ein Streifenwagen vorfuhr, aus dem ein paar Beamte und ein Zivilist ausstiegen. Ein reich dekorierter Polizist schritt auf uns.
Ich dachte schon, was wir denn schlimmes angestellt hätten. Der Ordnungshüter begrüsste Paul freudig. Die beiden kannten sich vom Drogeneinsatz her.
Er sagte ihm, er sei leider dienstlich hier, ob er ihn begleiten möchte. Paul wollte.
Ich sass alleine da, sah die Uniformierten mit Paul im Hotel verschwinden und wartete.

Es dauerte für mich eine Ewigkeit, in Wirklichkeit etwa eine Stunde, bis Paul zurück kam. Dann erzählte er:

„Zufälle gibt es, die gibt es gar nicht. Diesen Polizisten lernte ich im Dienst kennen. Ein fähiger Beamter, der dazu perfekt englisch spricht.
Erinnerst du dich an den Spätnachmittag, an Su und ihren Freier?
Die beiden sind in diesem Hotel abgestiegen. Der Farang ist tot.
Su’s Spezialität. Sie erstickte ihn mit ihrer Muschi.
Ich entdeckte einige Sperma- und Blutspuren am Körper, aber vor allem im Bereich von Nase und Mund.
Zu Hause müsste ich die Mordkommission benachrichtigen. Hier wird keine Gewaltanwendung vermutet.
Die Polizisten durchsuchten das Zimmer und seine Sachen. Sie fanden seinen Pass, einige Kreditkarten und sogar die Armbanduhr. In einer Brieftasche lagen fast hunderttausend Baht.
„Raub oder Mord war es kaum“, meinte der leitende Beamte trocken.
Der Arzt bestätigte: „Herzversagen“.

Die Goldkette fanden sie nicht, ich schwieg. Indessen könnten wir die sicher beim Hehler abholen, denn Su hat Spielschulden. Doch das ist nicht mein Geschäft.
Den Kerl lassen wir vorderhand weiter arbeiten, denn eine bessere ahnungslose  Informationsquelle haben wir gegenwärtig nicht.“

Irgendwo im fernen Europa musste sich eine Witwe schnell entscheiden, ob sie den Leichnam für teures Geld überführen wollte oder als preisgünstigere Version, eine Urne mit der Asche des Verstorbenen.
Auf den seinerzeit versprochenen Goldschmuck wartet anhand der Kreditkarten Abrechnung von 120’000 THB die doppelt Geprellte noch heute.

Paul hofft immer noch auf heisse Informationen von mir. In meiner Nähe stehen vier Häuser leer. Alle Bewohner flüchteten, wenige Männer wurden festgenommen. Drogenvergehen.

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Der andere Kriminalfall aus Mordthailand 2
Beitrag von: illuminati am 04. März 2009, 18:17:33

Su’s Spezialität. Sie erstickte ihn mit ihrer Muschi.


diese Variante kenn ich nicht - aber als Alternative für einen Selbstmord - ist mal was anderes  :-*
Wie sie das geschafft hat - würde mich schon interessieren.  >:

Gruss
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Su’s Spezialität
Beitrag von: Low am 05. März 2009, 15:30:01
Su’s Spezialität

Bei mir ist die Distanz von den Nasenlöchern bis zur Lippenmitte knapp vier Zentimeter. Bei geöffnetem Mund sind es bis zur Unterlippe sieben Zentimeter.
Wenn die Schamlippen nur acht Zentimeter lang sind, hat Su rein rechnerisch schon gewonnen. Die Voraussetzung ist, dass sie kein Bügelbrett, sondern geschmeidig wie eine Katze ist.
Ich wollte es genau wissen und hatte eine Partnerin, nicht von Chiang Mai und keine Verwandte von Su. Als wir die kritische Stellung erreichten, fragte sie mich:
„Willst du sterben?“ Offenbar kannte sie den Trick.
Sofern der Mann gleich reagiert, kann er die ungefähr fünfzig Kilogramm wegstossen. Sobald der Sauerstoffmangel eintritt, leidet das Gehirn und es folgen nur noch unkontrollierte Panikreaktionen.
Wenn jemand zehn Minuten lang nicht atmet und kein Sauerstoff in die Lungen gelangt, stirbt das Gehirn aufgrund des Sauerstoffmangels ab und das Herz bleibt stehen.
Bereits vorher gibt es Bewusstseinstörungen und Ohnmacht, auch Synkope genannt.
Ein Arzt wüsste mehr.

Ich hatte eine detaillierte Beschreibung des Vorganges, wollte sie jedoch aus leicht ersichtlichen Gründen hier nicht publizieren und entschärfte die Geschichte.


Ähnliche Praktiken findet man in:

G. Lim, Invisible Trade
Monsoonbooks, Singapore 2004
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: illuminati am 05. März 2009, 18:51:25
@ low

jetzt kann ich es mir vorstellen, aber das muss ja geschickt eingefädelt werden, wenn man ein solches Fliegengewicht ist.

Ich bin vorgewarnt - jetzt ist der Vorteil auf meiner Seite  ;D

Gruss
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 06. März 2009, 00:36:50
wow, low, was für eine aufregende Übung! 

Das nenne ich eine echte Recherche. ;D
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Staats-Männer und Frauen
Beitrag von: Low am 06. März 2009, 14:54:28
Staats-Männer und Frauen

Beim Lesen der aktuellen Threads betreffend Wirtschaft und Staatsführung kam mir ein Schriftsteller und Denker in den Sinn, den ich vor vielen Jahren mit der Erzählung
„Silbermond und Kupfermünze“ kennen lernte. Er schrieb vor über siebzig Jahren:

„An den bedeutenden Staatsmännern, die ich kennenlernte, vermochte ich keine herausragenden Fähigkeiten zu entdecken. Ich schloss daraus, vielleicht etwas voreilig, dass nicht besonders viel Intelligenz vonnöten sei, um eine Nation zu regieren. Seitdem habe ich in verschiedenen Ländern zahlreiche Politiker kennengelernt, die hohe Ämter bekleideten. Noch heute staune ich über ihre intellektuelle Mittelmässigkeit. Ich fand, dass sie über die alltäglichen Dinge des Lebens kaum Bescheid wussten und dass sie nur selten differenziert dachten oder eine lebendige Phantasie besassen.“

Änderte sich etwas?

W. Sommerset Maugham
The Summing Up
William Heinemann London, 1938

Deutsch:
W. Sommerset Maugham
Die halbe Wahrheit
Diogenes Verlag Zürich, 1997

W. Sommerset Maugham
Silbermond und Kupfermünze
Deutsche Erstausgabe 1927
Alfred Scherz Verlag, Bern / Stuttgart 1963

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Staats-Männer und Frauen
Beitrag von: illuminati am 07. März 2009, 12:49:57

„An den bedeutenden Staatsmännern, die ich kennenlernte, vermochte ich keine herausragenden Fähigkeiten zu entdecken. Ich schloss daraus, vielleicht etwas voreilig, dass nicht besonders viel Intelligenz vonnöten sei, um eine Nation zu regieren. Seitdem habe ich in verschiedenen Ländern zahlreiche Politiker kennengelernt, die hohe Ämter bekleideten. Noch heute staune ich über ihre intellektuelle Mittelmässigkeit. Ich fand, dass sie über die alltäglichen Dinge des Lebens kaum Bescheid wussten und dass sie nur selten differenziert dachten oder eine lebendige Phantasie besassen.“


ein kurzer aber schöner Beitrag der zeigt, dass sich gewisse Kasten (z.B Politiker) schon zu allen Zeiten und in allen Ländern auf vergleichbaren Trampelpfaden bewegt haben - man sollte von ihnen keine Hilfe erwarten.

Gruss
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Arbeit versus Habgier
Beitrag von: Low am 07. März 2009, 17:29:06
Arbeit versus Habgier als manipulierbarer Lernfaktor

Vier Jahre lang hatten wir dieselbe Hilfskraft für Häuser und Gärten.
Sie war eine Bäuerin, die sich getraute, mit ihr unbekannten technischen Hilfsmitteln zu arbeiten. Der Verschleiss war enorm, weil sie zu viel Kraft hatte und ihren Verstand nur selten gebrauchte.

Die Rotweinkelche waren zu dünnwandig. Das Glas brach spätestens beim Abtrocknen. Staubsaugerschläuche liessen sich nicht auf die doppelte Länge ausdehnen, ob gekrümmt oder gestreckt.
Sie war eine waschechte Staubsaugerschlauch-Verbrecherin. Ich drückte ein Auge zu und dachte, sie würde dazu lernen, denn zu Hause hatte sie weder Weingläser noch Staubsauger.

Sie sah äusserst schlecht und putzte nach Schema, ob Dreck da war oder nicht. Um ihr die Arbeit zu erleichtern, kaufte ich eine Brille für sie. Trotz der Sehhilfe sah sie den Schmutz an Kühlschranktüren, Türen oder Griffen nicht. Dafür wischte sie täglich Staub unter meinen auf dem Schreibtisch abgelegten Dokumenten.

Messerspitzen sind gefährlich. Sie schützte uns davor. Sie knallte die Messer so gekonnt auf die Fliesen, dass sich die Spitzen rechtwinklig abbogen. Messerspitzen kann man überdies dadurch unschädlich machen, indem man das Messer als Schraubendreher benutzt oder zum Öffnen von Dosen und Flaschenverschlüssen. Schraubenzieher, Dosen- und Flaschenöffner brachten wir allesamt ins Brockenhaus.

Sie testete erfolgreich die Schutzschalter der Stromversorgung während unserer Abwesenheit. Der Kühlschrank arbeitete nicht mehr. Sie wusste nicht warum, rettete dennoch unsere Butter in den Beauty Salon.
Das Gefrierfach und die Garnelen darin übersah sie. Ihr Kühlschrank zu Hause hatte keine zwei Türen. Die Krustentiere roch ich bei unserer Rückkehr trotz erheblicher Luftverschmutzung auf zwanzig Meter bei Gegenwind.

Mia’s PC steht auf einem Tisch vor einem vergitterten Fenster. Weil Mia mit PC Reparaturen einiges Geld verdiente, legten wir diese Beträge in eine Schublade unter dem PC.
PC Geld sollte wieder in PC’s investiert werden.
Eines Tages wollte ich Zubehör kaufen und öffnete die Schublade. Kein Geld.
Wir fragten die Putzfrau, ob sie etwas wisse. Sie sagte:
„Das Geld war zu nahe am Fenster. Ich versorgte es in eine andere Schublade in einem Nachttisch, damit es keiner stehlen kann.“

Sie klaute nie etwas. Nur bei Regenwetter benutzte sie unsere Schirme – auf dem Motorrad notabene und vergass sie anschliessend zu Hause.
Unsere europäischen Reinigungstücher schmiss sie Vergesslicherweise mit dem Dreckwasser zusammen ins WC, ein Stück pro Woche. Unbezahlbar.

Für Gartenarbeiten war sie unschlagbar. Da griff sie zu und es machte ihr wirklich Spass. Weil Rasen ja nichts gilt, rechte sie das Gras bis zu den Wurzelspitzen.
In der Nähe vom Grill gab es eine einzigartige dreieckige Waschgelegenheit aus Keramik. Erst beim zweiten Versuch gab das Waschbecken endlich nach und löste sich in Scherben auf.

Bei längerer Abwesenheit unsererseits brachte sie ihren Fernseher von zu Hause mit und übernachtete mit ihrem Mann im Beauty Salon.
Wir haben drei Häuser und zwei Gärten. Dennoch war es leicht möglich, sämtliche Arbeiten in vier bis fünf Stunden zu erledigen. Wenn Sie um neun Uhr anfing, konnte sie gegen ein Uhr nach Hause.

Diese Frau lebte für lange Zeit in äusserst bescheidenen, um nicht zu sagen ärmlichen Verhältnissen. Alles Geld, das sie nach Hause brachte, wurde vom Bruder als Wandelanleihe behändigt und sogleich in Alkoholika umgesetzt. Anscheinend traute auch er der Stabilität des Baht wenig, denn mit zunehmendem Alkoholgenuss wird alles diffus und wackelig.
Nach seinem Tode konnte sie sich endlich ein goldenes Kettchen leisten, danach einige Kleider. Anschliessend erwachte ihre unbeschränkte Geldgier.

Mia zeigte ihr vor einigen Monaten, wie man Würste herstellt. Die Frau stand sehr früh auf, machte Würste und verkaufte sie nach sechs Uhr auf dem Markt, bevor sie bei uns arbeitete.
Nachfolgend verkaufte sie mit den Würsten illegale Lose. Noch einträglicher als Wurstherstellung und Arbeit war der ungesetzliche Losverkauf an Leichenfeiern und Veranstaltungen.
Am Lukrativsten war die Summe der drei Tätigkeiten.

Als ich im Januar erkrankte, wollte ich das Gepolter der Raumpflegerin nicht im Hause haben. Mir läuteten bei hohem Fieber die Ohren ohnehin, so dass ich auf die vertrauten Geräusche von fallenden Messern und klirrenden Gläsern gerne verzichtete. Ich bat Mia, die Frau im Garten zu beschäftigen.
Pietätvoll erkundigte sie sich:
„Verliere ich meine Stelle, wenn er stirbt?“

Sie hatte immer weniger Zeit für uns und arbeitete kaum mehr als zwei Stunden.
In dieser kurzen Zeit beschädigte sie mehr Gegenstände, als ich am restlichen Tag in Stand stellen konnte. Weil sie ihre Zeit meist bei mir verbrachte, hatte ich keine Ahnung, dass sie die beiden andern Häuser nicht mehr betreute. Wegen ihren Nebenerwerbstätigkeiten schlief sie kaum noch und brach fast wöchentlich bei Mia im Beauty Salon zusammen. Sie verheimlichte, dass sie krank war und Medikamente einnahm.
Farang und illegale Lotterien passen schlecht zusammen. Deshalb wollte ich sie nicht weiter beschäftigen. Bei den angebliche Medikamenten war ich übrigens nicht sicher, ob es irgendwelche ungesetzlichen Aufputschmittel waren.

Siehe auch:
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg29652 - msg29652
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 07. März 2009, 18:17:52
Lieber Low,
mehr noch als Deine Fähigkeit, wunderbar Geschichten zu erzählen muß ich allmählich Deine Geduld bewundern.
Wenn Du so weiter machst, verdienst Du Dir noch einen Heiligenschein und wirst dann zu St.Low :D
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Lao Tse
Beitrag von: Low am 08. März 2009, 22:48:13
Lao Tse
Zitat


"Ich habe drei Schätze, die ich hüte und hege. Der eine ist die Liebe, der zweite ist die Genügsamkeit, der dritte ist die Demut. Nur der Liebende ist mutig, nur der Genügsame ist grosszügig,
nur der Demütige ist fähig zu herrschen."


Es ist nicht so, dass mir nichts mehr einfällt. Aber es gibt Dinge, die ich nicht besser erklären kann.

...

Lao Tzu, der Alter Meister, ist ein legendärer chinesischer Philosoph, der im 6. Jahrhundert v. Chr. gelebt haben soll. Je nach Umschrift wird der Name auch Laotse, Lao-Tse oder Lao-tzu geschrieben.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: @ drwkempf
Beitrag von: Low am 09. März 2009, 18:28:37
@ drwkempf

Merci für den St.Low!

Diese bösartige Geschichte existiert. Ich hoffe, damit keine religiösen Gefühle zu verletzen.
Für die Anteilnahme an meinen kranken Forumskollegen widme ich die nächste Erzählung „ Der Heiligenschein“ den Jüngern des Hippokrates und besonders dir.
Du vermittelst nicht nur Wissen, du verbreitest Hoffnung. Danke.

Quellen:
Hippokrates von Kos geboren um 460 v. Chr. auf der griechischen Ägäisinsel Kos; gestorben um 370 v. Chr. in Larisa, Thessalien gilt als der berühmteste Arzt des Altertums.
Hippokrates wurde schon zu Lebzeiten hochverehrt. Er gilt als Begründer der Medizin als Wissenschaft.

Ich hatte das Glück, Kos und auch Larissa zu bereisen, traf den berühmten Mediziner aber nicht mehr.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Bar Geschichte
Beitrag von: Low am 09. März 2009, 21:47:29
Bar Geschichte

Ich bedaure die Verzögerung. Die Beste aller Ehefrauen machte sich als studiertes Bar-Girl  an der Theke zu schaffen und lud zum abendlichen Cocktail ein:
Kokossaft mit Rum aus Kuba.
Seit Wochen gibt es hier keinen Rum aus Bermuda, von mir aus gesehen ein Aristokrat unter den Zuckerrohrschnäpsen. Aber man könnte ja auf Maekhong ausweichen.
Eine Flasche Rum gleich fünf Flaschen Maekhong.
Ich las einmal irgendwo, dass eine Kokosnuss den Vitaminbedarf eines Tages deckt. Man lebt ja nur einmal, aber meistens gesund.

Und jetzt, ein paar Stunden später, darf ich mich des Ruhmes voll, auf die Suche nach dem Heiligenschein machen.
Das ist auch eine Art Tagebuch, nein, eine Leidensgeschichte.

Quellennachweis:
Schumann’s Barbuch
Wilhelm Heyne Verlag München, 1984
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Der Heiligenschein
Beitrag von: Low am 09. März 2009, 21:54:45
Der Heiligenschein

Ein Antrag auf meine Heiligkeit wurde gestellt. Allerdings wollte ich keinen filigranen, zerbrechlichen Halo, wie er auf schönen, unbezahlbaren alten Gemälden dargestellt ist.

http://www.geschichteinchronologie.ch/steiner-terror/Steiner_klassenzimmer-d/027-Raphael-madonna-dell-granduca-m-blondem-jesusbaby.jpg

Mit Rücksicht auf unser eher schlecht als recht ausgebildetes Raumpflegepersonal, stellte ich das Gesuch auf einen eher rustikalen und pflegeleichten Heiligenschein in rostfreiem Stahl.
Gold kam für mich als Anfänger nicht in Frage, ausserdem wäre es viel zu schwer und würde zu erheblicher Transpiration im heissen Klima führen.
Eine Ausführung in Titan, eventuell Titankarbid, wäre für die Tropen wohl am Geeignetsten.

Weil ich in heiligen Dingen nicht sehr erfahren bin, halfen mir einige Leute beim Ausfüllen der Formulare, denn die sind noch schwieriger zum Ergänzen,als die Erhebungen der hiesigen Fremdenpolizei.
Ein ewig kichernder chinesischer Jurist mit Falsettstimme und Klumpfuss, Herr Doktor jur. S.A. Tan unterstützte mich mit seinen ausgefallensten Ideen.
Er meinte, dass ich im Vatikan keinerlei Erfolgschance hätte, denn dort müsse man vor der Heiligsprechung zuerst tot, zumindest scheintot sein. Der Chef daselbst sei der Massstab aller Dinge.
Dr. S.A. Tan äusserte sich unvorteilhaft über die Herren im Stato della Città del Vaticano, die in bunten Weiberröcken herumliefen, sich gegenseitig artige Komplimente machten
 und sich offenbar keinen Deut um das schöne Geschlecht kümmerten und dennoch auf Nachwuchs von dieser Seite angewiesen waren.

Deshalb wandten wir uns vielversprechend an:

Ihre Heiligkeit
Die Oberhirtin, Papesse Mamma
Muttikhan

Die Oberin war wenig erfreut an meinen dilettantischen Bemühungen um etwas Glorienschein und zeitlose Unvergänglichkeit. Sie wies mich harsch an ihre Materialabgabestelle,
Division A wie Asien, Unterabteilung T wie Thailand und dort and die sich in Auflösung befindliche Gruppe N wie Nord, mit der dringenden Aufforderung, ich solle mich sputen wegen der Umstrukturierung, sonst bräuchte ich mindestens zehn Jahre Geduld. Bis dahin wären dann meine Akten, wegen Umstellung auf EDV, bestimmt unauffindbar verlegt.
Dr. S.A. Tan freute sich am positiven Bescheid. Er lachte sich ins Fäustchen.
Verzeihung der Ausrutscher zu Geheimrat Goethe. Der Gesetzesverdreher machte sich feixend und mit viel Elan ans Werk, das ich nur noch zu unterzeichnen brauchte.  

Ich war fast auf alles gefasst, als die Antwort eintraf. Als ich den Wisch ungläubig betrachtete, entzog sich mir der Boden unter den Füssen und der Verputz bröckelte von den Wänden.
Dann verbrannte das Dokument in meiner Hand ohne Blasen zu hinterlassen. Dr. S.A. Tan polterte etwas Gips von der Decke auf den Schädel.
Zwei wüste Beulen entwickelten sich, so dass er geschwind seinen Hut nehmen musste. Der Jurist hinterliess bei seinem schnellen Abgang einen Hauch von Schwefeldioxid
und verschwand auf Nimmerwiedersehen.

Es hiess da in etwa:
Betreff: Heiligenschein in Sonderausführung.
So etwas komme laut ortsüblichen negativen Erkundigungen nicht in Frage.
Ich hätte Dreck am Stecken, an welchem auch immer. Ich sei eines jener lumpigen Mannsbilder, die jungen Damen stets einen Knüppel zwischen die Beine werfen,
wenn sie sich auf dem beschwerlichen Pfad der Tugend zu irgend etwas aufraffen wollten.
Heiligenschein gäbe es keinen, nicht einmal eine Spezialversion aus OTOP (One Tambol One Product) Hundedreck käme für mich in Frage. Ja, der tiefste aller Hosenbandorden sei noch zu hoch für mich.
Entschuldigt mein Unwissen, Hosenbandorden oder Hodenbandorden kenne ich nicht, mir ist nur das Strumpfband geläufig.

Nur weil ich einmal einer verdurstenden Ameise das Leben mit einem Tropfen Urin rettete, (der allerdings nur wegen Parkinsonschem Zittern nicht im Urinal landete,)
könnte man mir auf einen weiteren Antrag einen allerdings klemmenden Reissverschluss aus einem Armeemagazin (Heilsarmee?) abgeben.

Da ich als halber Buddhist wenig Wert auf materielle Güter lege, verzichtete ich auf technisch minderwertige Reissverschlüsse.
Als Scheinheiliger brauche ich keinen Heiligenschein. Das wäre Materialismus pur.


Johann Wolfgang Goethe (1749 - 1832)
Faust. Der Tragödie erster Teil (1797/1806)

Halo:
http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-9531-2009-02-18.html


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 10. März 2009, 00:57:53
Habe ich mir gleich gedacht, dass der Teufel beim Heiligenschein seine Finger mit im Spiel hat.  >:
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 10. März 2009, 10:49:58
Siehst du Profuuu, ich bin bei dieser Prüfung sauber geblieben, getreu dem Spruch von Mia:
"Lieber Diadem als Kondom!"
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: pierre am 10. März 2009, 10:56:25
@Profuuu
zumindest bei der zuteilung des ebensolchigen. 8)

@Low
haettest eben besser gleich den scheinheiligenschein beantragen sollen.  ;D :D :D
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 10. März 2009, 11:23:50
Mir fehlte der Schein für den Scheinheiligenschein.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Abfall
Beitrag von: Low am 11. März 2009, 04:23:05
Abfall

Als ich vor etwa acht Jahren ins Dorf zog, kümmerte ich mich nicht um den Abfall.
Ich produzierte praktisch keinen. Der Obmann in unserer Strasse kassierte dementsprechend nichts.
Ich roch hie und da einen stinkenden privaten Sammelwagen, einen uralten Pickup,
auf dem die Säcke über zwei Meter hoch gestapelt wurden.
Das meiste wurde aber nicht kostenpflichtig gesammelt, sondern kostengünstig verbrannt.
Für Dosen, Flaschen, gefüllte Plastiksäcke oder Elektronik gab es genügend Büsche beim Kinderspielplatz.
Für Abfälle bezahlten nur zugewanderte Idioten.

Die Lage änderte sich mit dem Bezug des neuen Hauses. Da wurde ich zur Kasse gebeten.
Anfänglich bezahlte ich fünfzig Baht im Monat. Manchmal wurde der Unrat wöchentlich eingesammelt,
dann einmal in zwei Wochen. Später wurde der Preis auf achtzig Baht erhöht. Als wir 
hundert Baht im Monat ablieferten, wurde die Abfallentsorgung ohne Voranmeldung eingestellt.
Die Polizei in Lampang, nur etwa hundert Kilometer von hier entfernt, erhielt Beschwerden
wegen unerträglichem Gestank. Sie ging der Sache nach und musste erfahren, dass der ganze Dreck
von Chiang Mai und Umgebung in der Nähe von Lampang in den Dschungel gekippt wurde.
Die zwei Orte tauschten nicht nur Freundlichkeiten aus.

Danach wurde abends vor den Häusern auf dem Strässchen wieder gefeuert.
Papier, tote Katzen und Gartenabfälle störten mich nicht. Das Problem sind PVC und Styropor.
Letzteres wird von Garküchen und Grossverteilern zum Verpacken von Fertiggerichten, Fleisch und Gemüse verwendet.

Wird PVC verbrannt bildet sich ätzender gasförmiger Chlorwasserstoff. Zusammen mit Wasser
oder Luftfeuchtigkeit bildet das Gemisch Salzsäure. Es entstehen hochgiftige Dioxine.
Die Verbrennung erfolgt unvollständig und russend. Rauch und Russ enthalten polykondensierte
Aromaten, wie Benzpyren, Pyren und Chrysen, die hochgiftig und karzinogen wirken.

Polystyrol verbrennt mit leuchtend gelber, stark russender Flamme und einem süsslichen Geruch
nach Styrol. Die Dämpfe sollten nicht eingeatmet werden, sie sind gesundheitsschädlich, weil sie
neben Styrol weitere Zersetzungsprodukte enthalten.
Polystyrol könnte vollständig rezikliert werden.

Die feuernde Mutter einer ebenfalls feuernden Nachbarin starb an Lungenkrebs. Die Nachbarin hat
selbst Krebs und macht gegenwärtig Chemotherapie. Die Familie, inklusive Tochter feuert weiter.
Es wäre ja möglich, dass die Krankheit vererbt wurde und nicht von der vergifteten Luft herrührt.

Ich sammelte Dosen, Flaschen und Zeitungen. Anfänglich wurde ich belächelt. Als die Dorfschönen
bemerkten, dass man aus Abfall Geld machen konnte, fand ich viele Nachahmerinnen. Mittlerweile gab
es in Hangdong am Marktplatz eine Abfallsammelstelle. Leider waren die Leute zu faul oder zu vergesslich
beim Marktbesuch gleich den Unrat mitzunehmen.
Erneut wollte man Müll einsammeln, für den überrissenen Preis von einhundertfünfzig Baht  pro Monat.
Der Grund für die Teuerung war, dass die Kassiererin fünfzig Baht pro Haushalt fürs Einziehen wollte
und dies bei nicht garantierten Abfuhrtagen. Wir fanden die Lösung darin, dass wir unserer Putzfee
im Monat hundert Baht zusätzlich gaben und sie sich um die Entsorgung bemühte. Sie machte dabei
ein gutes Geschäft, denn in ihrer Gemeinde wurde der Müll für vierzig Baht abgeholt.
 
Mit den Bemühungen um weniger Dreckluft organisierte die Gemeine eine geordnete Kehrichtsammlung
an zwei Tagen pro Woche. Für vierzig Baht erhalten wir nun zehn grosse Kehrichtsäcke pro Monat.
Wir haben Mühe, acht Säcke zu füllen.

Gegenüber unserem Haus gibt es ein kleineres freies Grundstück. Dorthin schmeissen unsere hochgeschätzten
Nachbarn des Nachts alte Fauteuils und andere grosse unerwünschten Dinge. Heute gab es von uns ein
Trinkgeld für die Kehrichtarbeiter, damit sie diesen Schrott ebenfalls einsammelten.
In Zukunft gibt werden die Sünderinnen und Sünder gefilmt. Danach wird sie unser Jurist Dr. S.A. Tan verzeigen,
oder sie landen allesamt ohne seine Mitwirkung in der Hölle.

Abfall, eben.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Marktnotizen
Beitrag von: Low am 12. März 2009, 09:59:53
Marktnotizen                                März 2009

Die Weltwirtschaftkrise wird im Dorf ausgebadet. Wie immer trifft es vor allem Unbeteiligte.
Kleine Leute, die hart arbeiten. Menschen, die keine Aktien besitzen. Arbeiter, die nicht wissen,
was ein Hedge-Fonds ist. Frauen, die sich keinen Deut um Devisen Kurse, dafür Haare scheren.
Diejenigen mit Aktienbesitz verschneit es noch härter.
Wie kann ich haushalten ohne zu leiden oder kann ich mit Spargel sparen?

Einige Beispiele liefert der Markt von Hangdong.
Ein Bauer erhält für ein Schwein von der Grossschlachterei 20 Baht pro Kilogramm Lebendgewicht.
Der Erlös zahlt ihm nicht einmal das Futter. Von Verdienst ist keine Rede. Wenn er selbst schlachtet,
verkauft er schönes Fleisch für ungefähr 80 Baht pro Kilogramm. Im Grossverteiler kostet dieselbe Ware bis 180 Baht.

Bäuerinnen boten Erdbeeren feil. Es gibt zwei Sorten. Die einen sind schön rot wie die in Europa,
haben ein angenehmes Aroma, sind aber kaum al dente, sondern ungewohnt hart für verwöhnte Farang Gaumen.
Wir kochen aus dieser Art ein hervorragendes Kompott. Die halbierten Beeren sind dann weich
und werden mit Vanille Eis zum Festschmaus.

Die andere Sorte ist etwas kleiner, weniger rot, aber sehr angenehm zum Essen.
Wir fanden diese Sorte Beeren, sie gehören eigentlich zu den Nüssen, nur selten.
Die Preise sind für beide Gattungen gleich. Zweihundertfünfzig Gramm kosten zehn Baht. 
Kauft man mehr, gibt es Discount. Drei Kilogramm kosten dann 100 Baht.
Beim Grossverteiler in Chiang Mai bezahlt man für weniger frische Ware 135 Baht für 250 Gramm.
Ein kleines Töpfchen Erdbeermarmelade kostet 135 Baht im Geschäft. Unser Selbstkostenpreis
pro Kilogramm dürfte unter 50 Baht liegen.
Das wäre für einen initiativen Kleinunternehmer durchaus ein Geschäft.

Unsere eigenen Bio Bananen sind sehr gut, leider unverkäuflich. Wir haben erfolgreich
versucht, Bananen mit Erdbeeren als Kompott im Verhältnis von eins zu vier zu mischen.
Für Dummies: Gewicht, nicht Anzahl!

Zuckererbsen, auch Kefen genannt, werden mit der Hülse gegart oder als Schote roh verzehrt.
Wenn die Erbsen bei hiesigen Temperaturen wachsen, werden sie manchmal über Nacht zu gross,
leider etwas zäh und sind nicht mehr zu verkaufen.
Die Bauern verschenken dann die Ernte auf dem Markt, weil sie nicht wissen, dass man die Erbsen
aus den schlecht geniessbaren Hülsen lösen könnte. Mia macht das perfekt.

Wir dämpfen gewürfelte Schalotten mit etwas Oliven-Öl und Butter glasig. Dann geben
wir die Erbsen zusammen mit feingeschnittenen Karotten und aromatischen Kräutern bei.
Etwas Petersilie genügt. Ich mag auch Koriander. Wenn wir für 10 Baht Karotten kaufen, (Tesco 45 Baht),
erhalten wir die Kefen gratis.

Den grössten Hit landete Mia bei den Spargeln. Das Stangengemüse ist mein Top-Favorit,
auch biologisch, denn Spargelpollenkörner können ohne Befruchtung keimen. Der entstehende
Embryo hat das gleiche Erbgut wie die Vaterpflanze und ist somit ein Klon derselben.
Unsere Gastgeber handeln oft etwas kopflos. Genauso kaufen sie Spargel.

Während Mia die Köpfchen nach Hause bringt, sind die Thais mit den Stengeln zufrieden.
Für uns ist das schlecht nachvollziehbar und dennoch nicht abwegig, denn einige
Farang ziehen für ihren Stengel kopflose Frauen vor.




Veronika, der Lenz ist da

Veronika, der Lenz ist da,
die Mädchen singen Tralala,
die ganze Welt ist wie verhext,
Veronika, der Spargel wächst,
ach Du Veronika, die Welt ist grün,
drum laß uns in die Wälder ziehn.
Sogar der Großpapa, sagt zu der Großmama:
Veronika, der Lenz ist da.

Text: Fritz Rotter







Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Marktnotizen
Beitrag von: Profuuu am 12. März 2009, 12:18:39

Während Mia die Köpfchen nach Hause bringt, sind die Thais mit den Stengeln zufrieden.
Für uns ist das schlecht nachvollziehbar und dennoch nicht abwegig, denn einige
Farang ziehen für ihren Stengel kopflose Frauen vor.


In dem Fall fällt der BJ schon mal flach.  ;)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Drei Gewichtseinheiten
Beitrag von: Low am 13. März 2009, 13:14:59
Drei Gewichtseinheiten

Vielleicht sind die grazilsten Frauen dieser Erde junge Inderinnen. Ihre vollendeten
Formen werden durch den Sari zusätzlich akzentuiert. An strategisch wichtigen
Punkten wird dezent etwas Haut gezeigt. Diese Frauen brauchen kein Beiwerk wie
Schmuck. Ihre glänzenden Haare, die funkelnden Augen, die wohlgeformten Lippen
und die Schatten der Wangenknochen sind im Idealfall perfekt aufeinander abgestimmt.

Wenn diese Ladies älter werden und der Körper etwas fülliger, möchten sie dennoch
ein paar Blicke auf sich ziehen. Das tun sie gekonnt, indem sie zum Hausherrn sehr
nett sind, ihm schmeicheln und über ihre verbleichende Schönheit und nervende Migräne klagen.

Der gepflegte Mann von Welt weiss, dass seine einstmals heiss Geliebte keine Medizin
und keine Kopfwehtabletten will. Sie braucht Karat in der Form von Granat, Lapislazuli,
Smaragd,  Spinell, Saphir, Rubin, Tigerauge, Zirkon, auch Diamanten – Top Wesselton – dürfen es sein.
So kommt es, dass selbst gereiftere indische Damen immer noch Blicke auf sich
oder zumindest auf ihre glitzernden Edelsteine ziehen.

Glücklicherweise haben viele Thailänderinnen diese Magie der farbigen Klunker nur
halb entdeckt. Ein paar Fingerringe und Anhänger für die Ohren reichen. Die Frauen
haben ganz andere Ansprüche: Der Baht in Form von Gold. Ein Baht wiegt genau 15.16 Gramm.
Diese Gewichtseinheiten gibt es in Form von Ringen, Kettchen und Ketten für Hals, Hand
und Fuss im Bereich von etwa 0.5 bis 100 Baht. Besonders reizvoll wirkt beispielsweise eine
30 Baht Garnitur im Nabelbereich. Für molligere Körper empfehle ich auf 50 Baht oder mehr aufzustocken.

Sollte sich der Besitzer einer solch aufgewerteten Schönheit eines Seitensprunges erdreisten,
verzeiht die Dame gnädig mit dem Hinweis, sie hätte da in der Auslage des Juweliers ein Collier
gesehen und ein paar Brillanten, die ihre gesundheitlich Verfassung erheblich verbessern könnten.

Mia sah in den Lauben von Bern in einem Schaufenster Bernsteinketten.
„Welch ein Zufall?“ meinte sie.
„Dass es so etwas gibt? Wäre dies nicht eine schöne Erinnerung an Bern?“
Meine Einwände, dass Bernstein nicht aus Bern kommt, sondern aus der Ostsee, liess sie nicht gelten.

Reine Erpressung, was diese Asiatinnen bieten, sagen die Herren der Schöpfung zu schnell.
Sie haben dabei die Frauen der westlichen Welt vergessen. Diese emanzipierten Wesen
kombinierten nämlich die Begriffe von Karat und Baht in das Wort Kabarat, bekannter als
Cabaret oder zu Deutsch Kabarett.
In der Öffentlichkeit sind das Lachnummern. Im häuslichen Intimbereich dagegen
sind es gefürchtete heisse Rituale zur Erlangung von äusserst fraglichen Erzeugnissen von
Kürschnern, Juwelieren, Geldvernichtungsinstitutionen und Autobauern wie:
Bugattilamborghiniferrarimaseratidetomasopagani.

Was für bescheidene Wesen doch wir Männer sind. Uns genügt ein Fussballspiel
am Fernsehen, vielleicht ein Bier dazu. Es dürfen auch zwei sein.
Ich verzichte auf den Fussball, ziehe einen alten Portwein vor und dazu eine
aromatische kubanische Zigarre, handgerollt auf dem fleischigen Schenkel einer
feurigen Kubanerin.
Wenn dann Fussball und Portwein fertig sind, die Zigarre sich in Rauch aufgelöst hat,
dann gibt’s nur eines. Eine Frau. Nur sie weiss, wie das Nachspiel endet:
Karat, Baht oder Kabarett.


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 14. März 2009, 02:28:56
Kompliment, low.

Nun kommt zu dem amüsanten Inhalt auch Form und Stil.  8)



 
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Dienstboten-Exotik
Beitrag von: Low am 14. März 2009, 14:07:24
Dienstboten-Exotik

Verschiedentlich schrieb ich Geschichten betreffend mein Personal in Hinterindien.
Ich verwies gelegentlich auf die Schriften von Gotthelf mit seinen Schilderungen
über Land und Leute. Dass es vor über 150 Jahren im Emmental damit nicht
unbedingt besser bestellt war, zeigt ein Ausschnitt aus:

Uli der Knecht

Es lag eine dunkle Nacht über der Erde; noch dunkler war der Ort, wo eine Stimme
gedämpft zu wiederholten Malen »Johannes!« rief. Es war ein kleines Stübchen in
einem großen Baurenhause; aus dem großen Bette, welches fast den ganzen
Hintergrund füllte, kam die Stimme. In demselben lag eine Bäurin samt ihrem Manne,
und diesem rief die Frau: »Johannes!«, bis er endlich anfing zu mugglen und zuletzt
zu fragen: »Was willst, was gibts?«
»Du wirst auf müssen und füttern! Es hat schon halb fünf geschlagen und der Uli ist
erst nach den zweien heimgekommen und noch die Stiege herabgefallen, als er ins
Gaden wollte. Es dünkte mich, du solltest erwachen, so hat er einen Lärm verführt.
Er ist voll gewesen und wird jetzt nicht auf mögen, und es ist mir auch lieber, er gehe
so gestürmt mit dem Licht nicht in den Stall.«
»Es ist ein Elend heutzutag mit den Diensten,« sagte der Bauer, während er Licht machte
und sich anzog, »man kann sie fast nicht bekommen, kann ihnen nicht Lohn genug geben,
und zuletzt sollte man alles selbst machen und zu keiner Sache nichts sagen. Man ist nicht
mehr Meister im Hause und kann nicht eben genug trappen, wenn man nicht Streit haben
und verbrüllet sein will.«
 
»Du kannst das aber nicht so gehen lassen,« sagte die Frau, »das kömmt zu oft wieder;
erst in der letzten Woche hat er zweimal gehudelt, hat ja Lohn eingezogen, ehe es
Fasnacht war. Es ist mir nicht nur wegen dir, sondern auch wegen Uli. Wenn man ihm
nichts sagt, so meint er, er habe das Recht dazu, und tut immer wüster. Und  dann müssen
wir uns doch ein Gewissen daraus machen; Meisterleut sind Meisterleut, und man mag sagen,
was man will, auf die neue Mode, was die Diensten neben der Arbeit machen, gehe niemand
etwas an: die Meisterleut sind doch Meister in ihrem Hause, und was sie in ihrem Hause
dulden und was sie ihren Leuten nachlassen, dafür sind sie Gott und den Menschen verantwortlich.
Dann ist mir noch wegen den Kindern. Du mußt ihn ins Stübli nehmen, wenn sie zMorge gegessen
haben, und ihm ein Kapitel lesen.«

Jeremias Gotthelf,  Pseudonym von Albert Bitzius
* 4. Oktober 1797 in Murten, Kanton Freiburg;
† 22. Oktober 1854 in Lützelflüh, Kanton Bern

Uli der Knecht, Uli der Pächter, Doppelroman, 1846-1849

Zusammenfassung:
Demnächst werde ich Rattana ins Stübli nehmen und ihr ein Kapitel lesen!
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: pierre am 14. März 2009, 14:46:49
hat sich nicht viel geaendert, die letzten 150 jahre.
       (http://freegifs.123gif.de/schilder/schilder-0299.gif)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Fortschritt durch Innovation
Beitrag von: Low am 15. März 2009, 16:16:16
Fortschritt durch Innovation

Wanduhren mit ihren Sekundenklicks sind ein weltweit vertrautes Bild.
Wie funktioniert eine solche Uhr?
Seinerzeit lautete die Aufgabe an die Herren Ingenieure, eine sehr genaues,
möglichst preiswertes Uhrwerk mit  minimalen Strombedarf zu schaffen.
Die Lösung war ein elektronisch – mechanischer Hybride.
Ein sehr genauer quarzstabilisierter Schwingkreis erzeugt eine Frequenz,
nehmen wir der Einfachheit halber an, von 6 Millionen Schwingungen pro Sekunde.
Ein integrierter Schaltkreis von knapp einem Quadratmillimeter Fläche teilt
diese Frequenz durch 6 Millionen. Das bedeutet, dass jede Sekunde ein Impuls
am Ausgang des Schaltkreises anliegt.
Mit diesem Signal wird nun ein im Vergleich zum elektronischen Schaltkreis
stromfressender Elektromagnet gespiesen. Dieser Magnet treibt ein Zahnrad
mit einer Untersetzung von eins zu sechzig. Das ist zugleich der Antrieb des
Sekundenzeigers.
Das Sekundenrad treibt über ein weiteres Rad, ebenfalls eins zu sechzig,
den Minutenzeiger. Für den Stundenzeiger reicht dann die Untersetzung mit
eins zu zwölf.
Eine übliche AA 1.5 Volt Batterie treibt solche Uhren während Jahren.

Vielleicht stört dich der juckende Sekundenzeiger mit dem hörbaren Klick,
klick, klick, nicht. Aber der reizte den Herrn Direktor einer Firma in Hinterindien.
An einer dringend einberufenen Kadersitzung vermittelte er seine neueste
hervorragende Idee den von ihm aus gesehen unfähigen und überbezahlten
Technikern und sagte:
„Es ist ganz einfach meine Herren. Wir ändern den elektronischen Teiler der Uhr.
Anstatt durch 6 Millionen, dividieren wir nur durch 600 000. Das spart Strom
im integrierten Schaltkreis, der pro Sekunde am Ausgang fortan 10 Impulse liefert.
Die treiben den Sekundenzeiger unsichtbar wie ein Elektromotor. Das Klicken wird
zu einem unhörbaren 10 Hertz Summen. Klar, das erste Zahnrad braucht
dann eine sechshunderter Teilung. An die Arbeit, meine Herren!“

Das Resultat war wie gedacht eine Uhr mit einem gleichförmig rotierenden
Sekundenzeiger. Alles klatschte Beifall. Der Herr Direktor grinste händereibend
selbstgefällig.
Einige Ingenieure waren nicht erstaunt, als der Geniestreich ihres
Vorgesetzten bereits nach einigen Wochen stehenblieb, denn der Elektromagnet
benötigte den zehnfachen Strom gegenüber dem Standardmodell.
Der Herr Direktor war um Lösungen nicht verlegen. Er feuerte den Chefingenieur
fristlos und baute flugs eine Batteriefabrik.

Woher ich das Geheimnis kenne?
Ich kaufte vor einigen Jahren so einen Zeitmesser im Ausverkauf in Chiang Mai.
 
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Fortschritt in der Medizin 1
Beitrag von: Low am 16. März 2009, 16:12:11
Fortschritt in der Medizin         1

1957 hatte ich einen Unfall, welcher mich bis heute fast täglich nachhaltig beschäftigt.
Trotz allen Widerwärtigkeiten erlernte ich einen Beruf, hatte Freundinnen, fuhr ein Auto
zu Schrott, bereiste die halbe Welt, heiratete, baute mehrere Häuser, pflanzte Bäume,
hatte Kinder, Scheidung und alles, was einem ein reich erfülltes Leben bieten kann.

Als ich nach Chiang Mai kam und sah, dass ich hier längere Zeit verweilen würde,
dachte ich es wäre nicht schlecht, wenn ich einen Arzt besuche, bevor ich seine Hilfe in
Anspruch nehmen müsste.
Hierzulande ist es doch so, dass wenn einer mit einem infektiösen Pimmel bei einem
Arzt auftaucht und tausend Ausreden erfindet, der Arzt trotzdem annimmt, dass die
Infektion aus einer sexuellen Beziehung stammt und zum Penicillin greift.

Mein Problem ist, dass ich unter Harnwegsinfekten leide. Ich suche dann nicht einen
Spezialisten für Haut- und Geschlechtskrankheiten auf, sondern einen Urologen.

Eines schönen Morgens ging ich ein Privatspital mit gutem Ruf. Als neuer Patient füllte
ich am Empfang einige Formulare aus. Die Fragen nach Blutgruppe, Rhesusfaktor und
Allergien fand ich vernünftig. Für ein rentierendes Privatspital war die Frage nach dem
Kostenträger fast obligatorisch.
Ich wurde gebeten, ein Kroki (1) betreffend Wohnlage zu erstellen, damit man mich im
Notfall finden und abholen könnte.
Auf dem Weg zum Urologen prüften vor allem junge, hübsche, lächelnde Krankenschwestern
Temperatur, Blutdruck und Puls, der sich merkbar beschleunigte.
Ich erinnerte mich, in der Vergangenheit vor allem von älterem, ernsthaft dreinblickendem
Pflegepersonal betreut zu werden. Die hätten mit ihrem zum Teil griesgrämigen Gesichtsausdruck
eher Essiggurken oder Sauerkraut verkaufen können.

Nachher traf ich den Arzt, einen sympathischen älteren Herrn in einem kleinen, relativ
dunklen Arbeitsraum. Die Wände waren mit Postern von Pharmafirmen wie Pfizer, Sandoz
und Konsorten verziert. Er hörte sich meine Krankengeschichte interessiert an und sagte mir,
dass er mir im Falle eines Falles gerne Beistehen würde.
Rechnung gab es keine, weil ich ja nicht krank war.

Einige Monate danach hatte ich einen Infekt. Ich brachte eine Urinprobe ins Spital. Nach etwa
dreissig Minuten übermittelte das Labor den Befund an den Arzt.
Er begrüsste mich freundlich und erkundigte sich eingehend nach meinem Befinden. Ich erzählte,
dass es mir noch sehr gut gehe, dass ich aber ohne Medikamente in kurzer Zeit hohes Fieber
verbunden mit Schmerzen erwarte.

Er schaute geschwind in sein Kompendium (2) und schrieb darauf auf einem vorgedruckten
Formular eine Verordnung. Eine Krankenpflegerin begleitete mich anschliessend zur
Kasse und gab mir eine Nummer für die Warteschlange. Nach einigen Minuten, es hatte
Zeitungen um die Wartezeit angenehmer zu gestalten, wurde meine Nummer aufgerufen.
Nach dem Bezahlen, Bargeld oder Kreditkarte, ging ich mit dem Computerformular zur Apotheke
an die Medikamentenausgabe, Schalter Nummer sieben. Bevor man mir die Pillen aushändigte,
wurde ich nach bestehenden Allergien gefragt. Das ganze Prozedere dauerte vielleicht neunzig Minuten.

Ich sah den Urologen in der Folge häufiger und ich begrüsste seine zum Teil unkonventionellen
Methoden. Ein milder Faustschlag in die Nierengegend ersetzte ein Röntgenbild. Der Schmerz
löste einen Krampf aus und ich hieb ihm unwillentlich mein Knie in seinen Bauch. Er lächelte
und sagte: „Nierenbeckenentzündung, zwei weitere Wochen Antibiotika. Auf Wiedersehen.“



1 Ein Kroki ist eine Skizze mit nur den zur Orientierung wichtigen Details. Im Gegensatz zur
  Karte wo alle Details eines Gebietes massstabgetreu kartiert sind.

2 Ein Kompendium ist ein Nachschlagewerk, eine zur Fachliteratur zählende, meist in ihrem
   Gebiet erschöpfende Datensammlung, in diesem Falle Medikamente betreffend.

Fortsetzung folgt.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Fortschritt in der Medizin 2
Beitrag von: Low am 17. März 2009, 15:17:34
Fortschritt in der Medizin         2

Als ich einmal erkrankte und den Urologen im Spital ohne Voranmeldung
besuchen wollte, war er abwesend. Er nahm an einem Kongress in Bangkok
teil. An seiner Stelle arbeitete ein jüngerer Professor, der mich genau unter
die Lupe nahm. Er verordnete mir nichts, ohne zuvor Röntgbilder und eine
Blutanalyse anfertigen zu lassen und Ultraschall Untersuchungen durchzuführen.

Als er die Bilder sah, wurde sein Gesicht ernst und er war nicht besonders freundlich
mit mir. Ich klärte ihn auf, dass ich nach fünfzig Jahren keine besseren Bilder
erwartet hätte und dass man mir 1957 eine Lebenserwartung von bloss sechs
Wochen gab. Ja, damals meinte der Mediziner, der für eine gute Spitalstatistik
zuständig war, flüsternd zu seinen Kollegen: „Den Infekt etwas abklingen lassen
und dann zum Sterben nach Hause senden!“
Vor etwa zehn Jahren wollten einige Urologen in der Schweiz an mir eine Totalrevision
durchführen. Ich lehnte dankend ab. Der Chefarzt war wütend, mit der Begründung,
man wolle mir doch helfen und meine Lebensqualität verbessern. Der Psychoterror
nützte nichts. Ich war mit meinen Einschränkungen glücklich und zufrieden.
Als ich später sanierte Leidensgenossen antraf, war ich dankbar, dass mich die Natur
mit einem harten Schädel und etwas Gehirnmasse verwöhnte. Meine Frage danach war,
was gewisse Mediziner unter Lebensqualität verstehen.

Der Professor gab mir nach der eingehenden Untersuchung nicht nur Antibiotika gegen
die Infektion. Er verschrieb mir rund ein halbes Dutzend Medikamente. Auf die Meisten
verzichtete ich, wegen den mir bereits bekannten Nebenwirkungen wohlweislich.
Ich wollte auch kein „Red Bull“, denn „Red Bull“ verleiht Flügel!
Als Junggeselle stellte ich mich früher sehr oft für Medikamententests zur Verfügung.
Nach der Verheiratung wollte ich von Pharmatests nichts mehr wissen. Besonders als
ich nach einer Überdosis Valium hilflos, doppelsichtig  mit brummendem Schädel leidend
in einer Ecke sass und sich meine frisch verheiratete Gattin Sorgen machte und mir nicht helfen konnte.

Ich sah den Herrn Professor in Chiang Mai noch einige Zeit. Danach kehrte ich wieder
zum freundlichen, mir wohlgesinnten alten Arzt zurück.
Im Spital kehrte allmählich der Fortschritt ein. Die TV Ungetüme auf den schweren Metallgestellen
wurden durch Flachbildschirme ersetzt, ohne dass sich die gezeigten Programme verbesserten.
Der Herr Doktor trug einen schwarzen Blazer mit der Aufschrift „Urologie“ am Rücken. Die Schwestern
erhielten anstatt einem - zwei Rechner mit neuen Bildschirmen. Für die Ausdrucke ratterten immer noch
die bewährten alten Nadeldrucker.

Im kleinen Arbeitsraum des Urologen stand nun ein Laptop auf dem Tisch. Der Doktor
hantierte unsicher mit der Maus, tippte drei Buchstaben und der PC fand dann das ganze Wort
des Medikaments mit der Auswahl oral oder intramuskulär beziehungsweise intravenös.
Der Arzt gab die Dosierung ein. Darauf fragte das Programm ob die Prozedur zu Ende sei.
Er war nicht sicher, ob er jetzt "Yes" oder "No" anklicken sollte. Eine hilfreiche Pflegerin schloss
dann das Dossier auf dem Laptop.
Jetzt begann in irgend einer Ecke unten auf einem Gestell ein Kleindrucker im Postkartenformat zu
scheppern. Der Herr Doktor stand auf, drehte sich, machte ein oder zwei kleine Schritte, beugte sich
und versuchte verzweifelt, dem Drucker einige Etiketten zu entreissen.

Ich fragte mich ernsthaft, ab es sinnvoll war, den alten Herrn mit diesem Laptop zu beglücken.
Von Hand arbeitete er wesentlich sicherer und schneller. Die Daten des Tages könnte eine
erfahrene Sekretärin oder auch Pflegerin in einer halben Stunde eintippen um die jeweiligen
Krankengeschichten zu aktualisieren.
Das Schöne ist, dass die Versicherungsrapporte nach wie vor von Hand ausgefüllt werden.
Eine junge Dame begleitete mich mit Mia im Schlepptau zur Kasse. Als ich meine quittierte
Rechnung erhielt, wandte ich mich an den Schalter sieben. Dort runzelte die Apothekerin die Stirn.

Oh je, der dumme Computer irrte sich. Er verschrieb mir eines der Medikamente als intramuskuläre
oder gar intravenöse Injektion. Ein Telefon zum Urologen entschärfte die Behandlung und ich
erhielt wie heutzutage in Europa viele Radfahrer - Pillen.
„Forza, Low – prendi pillole!“

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Fortschritt durch Information
Beitrag von: Low am 18. März 2009, 18:19:55
Fortschritt durch Information

Ich nehme nicht an, dass einer das folgende Geschwafel auf Anhieb versteht oder
zu ernst nimmt. Vielleicht gehört der Artikel eher auf Freund Boehms Witzseite.

 
Die Wirtschaft von Thailand ist immer sehr viel basiert auf hat dezentralisiert freie
Marktwirtschaft gewesen, und die Gesetze sind sehr ähnlich zu jenen in den freien
Wirtschaften vom Westen. Sektoren mögen Datenfernübertragung, Energie und
andere Infrastruktur sind gewesen mehr wie die europäischen Quasimonopole als
Amerikanisch Deregulierung.
Die Infrastruktur von Thailand ist ausgezeichnet, besonders die Autobahnen, alle
über dem Land. Kraft, Telefone und Internet sind alle gute. Thailand genießt eines
der besten Verhältnisse von Qualitätinfrastruktur zu BSP pro Kopf.
Die Wirtschaft von Thailand war eine der Fastenzeiten, die in der Welt in den 1980er
Jahren und den frühen 1990er Jahren (in Begriffen des Prozents von BSP jährlich)
wachsen, aber das das Asien von 1997 wirtschaftlicher Sturz war das Ende zu das.
Es wächst momentan an ungefähr 4 zu 5% pro Jahr.
Äußerste Armut ist niedrig, und Sie sehen viele hungrige Bettler auf der Straße nicht.
Es gibt einige Schlüsseleinschränkungen zu Ausländern, wie zum Beispiel besitzende
Firmen und Eigentümer, als diskutiert im „, Geschäft Arbeitend“ Abschnitt von dieser
Website. Änderungen sind bald unwahrscheinlich. Nichtsdestoweniger gibt es
verschiedenen workarounds und diese Ausgaben sind Hauptbarrieren zu den meisten
Ausländern nicht, die legitimes Geschäft haben, in Thailand zu machen.
Trotz Thailands groß, sind die Sprache und die Kultur ziemlich Uniform, mit keinem
bedeutsamen ethnischen Geklirr. Zivile Unruhe ist praktisch nicht existierend, außer
mit einem Rand Muslimisch Separatisten im weiten Süden nahe der Rand mit Malaysia
(und von den Muslimen in jenem Gebiet, ist onl eine sehr kleine Minderheit Separatist).
Periodische Probleme entlang des Rands mit Birma sind gewöhnlich auf Unterdrückung
oder Steuerung vom unerlaubten Drogenhandel bezogen. Inneres Thailand, regionale
Unterschiede sind ziemlich klein.

Historisch war Thailand eine Absolute Monarchie vom späten 13. Jahrhundert bis 1932,
als es eine Verfassungsmäßige Monarchie mit einem gewählten Parlament geworden ist.
Die Monarchie hat nichtsdestoweniger eine Hauptrolle in Gesellschaft, obwohl nur gelegentlich
und immer kurz in Politik, durch die neue Tradition gespielt.
Zwischen 1932 und 1992, die Regierung von Thailand, das zwischen Demokratie und Diktaturen
abgewechselt wird, manchmal mit blutigem Geklirr, das letzten, von dem in 1992 schließlich zum
Ende von irgendeiner Chance von einer anderen militärischen Übernahme geführt hat. Ein neues „
die Verfassung von Leuten“ in 1997 bedeutend hat die Kontrollen raffiniert und hat System ausgeglichen
und hat etwas politische Stabilität hinzugefügt.
Der Regierung öffentlichdienst von Thailand ist die stäbilisierendste Kraft über den Jahrzehnten,
mit am meisten von ihm gewesen, der mehr oder weniger das gleiche bedient, ohne Rücksicht auf den in Kraft war.

www.thaiguru.de


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khon_jaidee am 18. März 2009, 19:33:50
Köstlich! Selten so gelacht. :)

Besonders die Affinität zum "Geklirr" - muß ich mir merken. ;D
Ein dreifach "Hoch!" auf Computerübersetzungen!
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Fortschritt im medizinischen Labor
Beitrag von: Low am 19. März 2009, 16:53:46
Fortschritt im medizinischen Labor                                    2003

Ich hatte Ende November einen Harnwegsinfekt. Anstatt sofort mein Medikament
zu schlucken, reiste ich nachts um elf Uhr 16 Kilometer ins Spital nach Chiang Mai
um die Möglichkeit wahrzunehmen, eine Urinkultur zu machen. Da ich vorher anrief,
wurde ich freundlich als Khun Love empfangen, meine Akten waren bereit.
Der diensttuende Arzt erklärte mir, das Augmentin, das ich bei mir habe, sei eher für
Atemwegserkrankungen geeignet als für Harnwegsinfekte. Er sehe die Chance, dass
es wirke bei einem Prozent. Das eine Prozent zeigte aber hundert Prozent Erfolg.

Eine Woche später wurde ich bitter enttäuscht. Das Labor fand drei Organismen im Urin.
Anstatt Kulturen zu machen, gossen sie die Brühe weg. Ich bat den Urologen um eine
Wiederholung. Diesmal fanden die Laboranten vier Organismen und schmissen mein Wasser wieder weg.
Wir hatten danach eine ernsthafte Unterhaltung. Die Leute sagten mir, ich müsste den
Penis besser reinigen, Handschuhe tragen, etc. Ich erwiderte, dass ich seit über vierzig
Jahren Urin für Kulturen liefere, dass mir mal ein Fehler passieren könne, aber zweimal
hintereinander eher nicht.
Die Schnapsidee war, mit einem Katheter sauberen Urin aus der Blase zu beschaffen.
Ich erklärte, dass damit der nächste Infekt provoziert würde, denn der Infektionsherd
sitze meines Wissens in der Harnröhre. Der saubere Urin aus der Blase würde kaum helfen.
Der Arzt lächelte wie immer und sagte: “Neuen Urin, neue Kultur.“

Darauf ging ich zur Oberschwester am Patientenempfang, einer jüngeren Frau mit Brille
und Magengeschwür. Ich erzählte ihr mein Ungemach mit den Urinproben.  Sie erkannte
die Wichtigkeit eines Befundes und schrieb darauf in Thai, dass bei mehreren Erregern
mehrere Kulturen anzulegen seien, anstatt den Urin wegzuschmeissen.
Als ich nach Anfangs Januar  nach dem Resultat fragte, strahlten die Leute, weil ein Befund
da war und dazu sämtliche Antibiotika als sensitiv bezeichnet wurden.
Ich konnte das Resultat nicht glauben und nagende Zweifel forderten meine Gehirnzellen, denn:

Das Labor lieferte den Bericht nur über eine Kultur. Der Erreger: Staphylococcus epidermis.
Das ist ist ein grampositives Bakterium, das die menschliche Haut und Schleimhaut besiedelt.
Im Weiteren ist es auf Lebensmitteln zu finden. Für Menschen mit normaler immunologischer
Abwehr bedeutet der Keim wenig Gefahr. Aber im Krankenhaus kann er bei abwehrgeschwächten
Menschen bei Unsauberkeit die Ursache für schwere Erkrankungen sein.

Üblicherweise ist einer der Bösewichte in meinem Falle Escherichia coli.
Escherichia coli ist ein säurebildendes, stäbchenförmiges, begeisseltes Bakterium,
das normalerweise im menschlichen und tierischen Darm vorkommt.
Den Namen hat es  nach seinem Entdecker Theodor Escherich 1919.

In der Harnblase führt es bei mir zu Infektionen mit Schmerzen und Fieber.
Wie konnte das Labor ohne einen Arzt zu konsultieren entscheiden, welche
Resultate weitergeleitet werden und welche Kulturen gemacht werden?
Die entscheidende Frage ist aber, wie viele Patienten dank dieser Politik ins
Jenseits befördert wurden? Thais hinterfragen selten oder nie.

Die Moral von der Geschichte ist: Selbstverantwortung.
Wollten die Laboranten einfach Schwierigkeiten vermeiden?
Es könnte ein finanzielles Problem sein. Drei oder vier Kulturen kosten mehr als
eine Einzige. Auf der Preisliste war vielleicht kein Betrag für Mehrfach-Kulturen
vorgesehen. Ferner ist es möglich, dass die Ausbildung solche Analysen noch nicht berücksichtigte.




Einen herzlichen Dank an all jenen Laborantinnen und Laboranten, die nie einen
Urin ohne Untersuchung weggossen und während Jahren wertvolle Resultate lieferten.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Bier-Idee
Beitrag von: Low am 20. März 2009, 20:37:31
Bier-Idee

Tesco Lotus verkauft 33 cl Flaschen Tiger Bier verpackt in Kartons zu 24 Stück.
Aussen am Karton ist die Menge inklusive Bar Code klar ersichtlich.
Der Scanner an der Kasse erkennt den Code nicht. Das Kassenpersonal muss
die Verpackung öffnen, den Code von einer Flasche scannen und mit vierundzwanzig multiplizieren.
Das nenne ich Fortschritt in der Bekämpfung des Alkoholmissbrauches.

Prost
Low
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Blackmicha am 20. März 2009, 23:01:57
Die wollen eben nicht , das du dich vergiftest mit dieser guelle ! :D
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 21. März 2009, 00:16:37
Ich vergifte meinen Fusspilz damit,
weil wir öfters Stromausfall und deshalb kein Wasser haben.
Heute nur 2 x.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: namtok am 21. März 2009, 08:15:18
Ich vergifte meinen Fusspilz damit,


...und was sagt die Langzeitstudie  im Selbstversuch dazu, ist ein signifikant positiver Effekt  ;D bei dieser Therapie des "Hongkong-Foot" (= Bezeichnung für Fusspilz auf orichinal  ;) Thai) nachweisbar ?
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Bier-Idee
Beitrag von: rh am 21. März 2009, 08:32:26
Bier-Idee

Tesco Lotus verkauft 33 cl Flaschen Tiger Bier verpackt in Kartons zu 24 Stück.
Aussen am Karton ist die Menge inklusive Bar Code klar ersichtlich.
Der Scanner an der Kasse erkennt den Code nicht. Das Kassenpersonal muss
die Verpackung öffnen, den Code von einer Flasche scannen und mit vierundzwanzig multiplizieren.
Das nenne ich Fortschritt in der Bekämpfung des Alkoholmissbrauches.

Prost
Low


Sei doch froh,dass das Maid so gut rechnen konnte,mit 24 multiplizieren.

Ich dachte erst,die haette alle Flaschen rausgeholt und dann einzeln gescannt. :D :D :D :D :D :D
rh
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Bakterien
Beitrag von: Low am 21. März 2009, 10:40:43
Bakterien

Bakterien sind Mikroorganismen ohne echten Zellkern und gehören zu den ältesten
bekannten Lebewesen. Ganz bösartig könnte ich fragen:
„Hast du heute deine Bakterien schon gegessen?“
Im Mund leben etwa 10E10 Bakterien. Das ist eine Eins mit zehn Nullen. Küsschen gefällig?

Brot, Joghurt, Käse, Bier und Wein sind Produkte, die zur Entstehung Bakterien benötigen.
Beim Traubenmost scheiden sich die Geister merkbar. Mit der falschen Bakterie entsteht
kein Wein, sondern Essig.

Neben den nützlichen Bakterien gibt es einige, die krank machen.

Ein ganz spezielles Wesen ist Escherichia coli, abgekürzt E. coli. E. coli ist Teil der Darmflora.
E. coli teilt sich schnell. Unter optimalen Bedingungen alle 20 Minuten. Andere Keime,
die dem Körper schaden könnten, können sich deshalb nicht ausbreiten. Ausserhalb des
Darms jedoch kann E. coli Infektionen hervorrufen, da es sich am falschen Ort befindet,
etwa Harnwegsinfekte, eine Bauchfellentzündung oder Hirnhautentzündung bei
Neugeborenen, bei einer Infektion während der Geburt.

Es war in den 60er Jahren, als mich im Spital ein ganz junger Assistent mit dem
Laborbericht in der Hand besuchte. Er blickte mich ziemlich unfreundlich an und
sprach fast bösartig:
„Ich habe ihren Laborbericht. Sieht nicht gut aus!
Wie kommt es, dass sie ein Darmbakterium, E. coli, im Harnwegstrakt haben?“
Warum fragt mich der Mediziner so etwas? Der sollte doch Bescheid über
Krankheiten und deren Ursachen wissen, sagte ich mir.
Er hackte nach und fragte wieder. Dann bemerkte ich, dass der Mann offenbar
schlecht über mich dachte und ich antwortete recht launig:
„Ich muß sie leider enttäuschen, Herr Doktor. Ich bin weder praktizierender 
Schokoladenstecher noch Mastdarmakrobat. Ich lebe hier im Spital. Das ist
der Ort, wo der Infekt herkommt.“

Etwa fünfzehn Jahre danach erkrankte ich erneut. Ich wollte ich meinen Arzt,
er war mittlerweile Professor, besuchen. Er weilte in den Ferien. Der Oberarzt,
der mich ebenfalls kannte, war kurz abwesend. Die Schwestern verwiesen mich
an den diensttuenden Arzt.
Ich stellte mich kurz vor, erzählte ihm flüchtig die Krankengeschichte, erwähnte
den Infekt und bat ihn um Antibiotika.
Er lachte hämisch und meinte:
„Da kann jeder daherkommen. Sind sie sicher, dass es ein Infekt ist und nicht
die Lustseuche? Wann waren sie das letzte Mal im Ausgang?“
Ich antwortete:
„Herr Doktor, ich habe es nicht nötig, mich mit Huren herumzutreiben.
Ich bin verheiratet und meine Frau ist sehr hübsch.“
Der Arzt wollte nicht nachgeben, ja er wurde ausfallend:
„Sind sie sicher, dass ihre Frau nicht fremd geht?“
Ich musste mir diese Unverschämtheiten bieten lassen, denn ich war auf den
Flegel angewiesen. Er hatte als Waffe den Rezeptblock in der Hand.

War er die Reinkarnation von ..... ?

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: @namtok
Beitrag von: Low am 22. März 2009, 11:49:33
Ich vergifte meinen Fusspilz damit,


...und was sagt die Langzeitstudie  im Selbstversuch dazu, ist ein signifikant positiver Effekt  ;D bei dieser Therapie des "Hongkong-Foot" (= Bezeichnung für Fusspilz auf orichinal  ;) Thai) nachweisbar ?

Danke für das medizinische Interesse.
Die Behandlung des erkrankten Fusses erfolgt nach Dr. Low wie folgt:

Ich entnehme die gekühlten Tigertropfen samt Flasche dem Kühlschrank.
Dann giesse ich die Flüssigkeit langsam in den Durchlauferhitzer.
Einige Zeit warten. Nachher die warme Flüssigkeit gekonnt zwischen die Zehen pinkeln.
Vorsicht:
Diese Behandlung ist bei textilen Bodenbelägen nicht angebracht.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Party-Geflüster
Beitrag von: Low am 22. März 2009, 17:42:08
Party-Geflüster            22. März 2009

Als ich vor sechs Jahren die BEFRAZ, die beste Frau aller Zeiten,
anlässlich einer Kopfwäsche, - nicht Gehirnwäsche -,
kennen lernen durfte, war sie auffallend scheu und zurückhaltend,
vor allem in der Konversation. Nur beim Essen zeigte sie wenig
Hemmungen und schlug voll zu.
Ganz anders war es, als sie mich hin und wieder anrief. Für einen
kurzen Besuch war der Weg von etwa vierhundert Kilometern einfach* zu weit.

Am Telefon plapperte sie munter wie ein Wasserfall. Ich verstand das nicht*.
Zum Glück begriff sie mich ebenfalls nicht immer, denn manchmal war ich zu
Beginn des Gesprächs trotz aller Vorsicht nicht sicher, welches Engelchen da am Telefon flötete.

Erst gestern, als auf einer Party genügend Wein geflossen war und der Alkohol
den Damen die Zungen lockerte, erzählte sie, wie sie das seinerzeit anstellte.
Sie war zu ängstlich und unsicher mit dem Englisch. Deshalb bereitete sie ihre
telefonischen Texte vor. Sie schrieb das Englisch in Thaisprache auf einen Spickzettel
und las dann fliessend ab, wie eine Nachrichtensprecherin von BBC.

*  zweideutig (spart Zeit beim Herunterladen)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Blackmicha am 22. März 2009, 20:13:44
(http://www.der-einsatzplan.de/uploads/forum-18/59ed02da0381479568325d974be03047.JPG)

dieses Buch gibts fuer viele Branchen !  :D

English in Thai geschrieben !  damit kannst du perfekt english !  ;D
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Der wiederauferstandene Wasserbüffel
Beitrag von: Low am 23. März 2009, 20:03:10
Der wiederauferstandene Wasserbüffel         März 2009

Im Beauty Salon wird fleissig gearbeitet und getratscht. Die Geschichten, die ich von
dort höre sind phantastisch und wenn ich nicht einige Jahre Erfahrung mit den
Lebensumständen im warmen Klima mit den heissen Frauen hätte, fast ungeheuerlich. 
 
Dick betrieb ihr erstes Geschäft rund hundert Kilometer von der nächsten Stadt entfernt.
Sie hatte einen grossen Kundenkreis mit einem für mich unglaublichen Verdienst.
Sie machte mit ihren Mitarbeiterinnen in einem Monat so viel Kohle, wie hier im Jahresmittel
verdient wird. Ich glaubte es nicht, als sie es erzählte. Doch irgendwoher musste ihr
ansehnlicher Grundbesitz stammen. Nun sehe ich, wie es hier läuft.

Wenige der Damen sind reich. Nichtsdestoweniger lässt man für die Haare, Make up
und Manicure schnell mal einen Tausender oder mehr springen. In ihrem ersten Geschäft
auf dem Lande herrschte die heile Welt. Die Kundinnen diskutierten über Frisuren, Familie,
Mode, Rezepte und Gesundheit.
Dick war anfänglich schockiert über den rüden Umgangston im Salon im Dorf in der Nähe
von Chiang Mai. Es gibt nur ein Thema: Sex.

Irgend jemand muss sich ja um Haus, Hof und Garten kümmern, während meine Damen
mit Scheren und Schminke Charme vermitteln. Weil ich weder einen MP3 Chip mit mir
herumtrage und dauernd die Trommelfelle beriesle - noch meine Lauscherchen mit
Ohropax verstopfe, werde ich nicht selten unfreiwilliger Zeuge weiblicher Verbalerotik.
Dann stehen mir nicht nur die Haare zu Berge.
Damit verglichen ist der Forumsthread „Seitensprünge“ fade, fast wie seinerzeit
die Erzählungen aus der Sonntagsschule.

Beim näheren Überlegen ist es richtig so, denn die weibliche Seite investiert ebenfalls
in „unsere“ Abenteuer. Deshalb darf ich wohl auf Details verzichten.
Zusätzlich erspare ich den Moderatoren ein Streichkonzert.

Allen sind Bar Girls ein Begriff. Keiner, der etwas auf sich hält, mag zugeben,
dass er die Seine nicht aus einer Bar abgeschleppt hat. Es gibt es ja noch die guten
Frauen aus vermögenden und intellektuellen Kreisen. Das sei mein Thema:

Eine faszinierende Frau, aussehend wie knapp zwanzig, Alter um die Dreissig,
betritt im figurbetonenden Designerkostüm den Salon. Der Schmuck, nicht aufdringlich,
jedoch Klasse, Weissgold oder Platin. Vor dem Laden steht ein Wägelchen der oberen
Mittelklasse oder der unteren Luxusklasse. Sie trippelt auf Markenschuhen, die sie
offenbar im Vogue Magazin „Mode für gehobene Ansprüche“ entdeckte. Im zarten
Händchen ein Baguette Täschchen von Fendi.
Eine Frau, die so aussah, dass ich den dagegen enttäuschend lauen Leo Bierkalender
als Schutzeinlage im Mülleimer entsorgte. Wie versprochen: Keine Details.

Diese Frau arbeitet zeitweise als Verwaltungsbeamtin an der Uni ihres Ehemannes,
der gleichzeitig als vielbeschäftigter Dozent amtet. Weil der Gatte, von dem sie
wahrscheinlich das eine oder das andere Kind hat, dauernd schwer beschäftigt ist,
vielleicht vernascht er zwischen den Vorlesungen noch Studentinnen, hat sie einen
weiteren Thaimann.
Doch in ihrer Sammlung von Samenspendern existieren noch zwei Farang. Der Eine
aus Europa. Der Andere ein feuriger Caballero aus Südamerika. Diese Herren finanzieren
die Lady monatlich mit beträchtlichen freiwilligen Zuwendungen für den kranken
Wasserbüffel, etc. Die Edelnutte hätte nur ein Problem, wenn die beiden brünstigen
Kavaliere gleichzeitig in Thailand Ferien machen würden.
Zur Kommunikation mit all ihren Partnern und Familie warten in der Baguette von
Fendi fünf verschiedene Telefone und zu Hause der Zweitwagen.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 24. März 2009, 18:06:04
Zu Hilfe, zu Hilfe, ich lach mich schon wieder schlapp :D :D :D :D :D
Bitte um Foertsetzung!
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Mitgefühl
Beitrag von: Low am 25. März 2009, 12:11:05
Mitgefühl

Während euch diese Geschichte erheiterte, denkt vielleicht der gehörnte Professor
an Selbstmord. Im Tip liest man ja immer wieder davon! Möglicherweise aber hat
der einen ganzen Harem zur Verfügung, so dass er um den Mitarbeiter froh ist,
der seine Gattin ausserhalb der Touristen Saison begattet.

Mir kam nach einer Weile die Angelegenheit vertraut vor. Ein mir bekannter Farang
hatte ein ähnliches Problem mit der Frau seiner Albträume. Sie verfügte möglicherweise
über eine mongolische Doppelschublade. Er hatte nur zwei Thai Nebenbuhler. Von denen
weiss er heute noch nichts. Für die Unsummen, die er dort nicht in den Anus steckte,
die andere Gegend ist geografisch nicht allzu weit entfernt, hätte er während Jahren
die Damen ganzer Strassenzüge beschäftigen und damit die Weltwirtschaftskrise
verhindern können.

Sollte Mia mit einer Tasche von Gucci, Fendi, Armani, Ricci oder von wem auch immer,
gefüllt mit Telefonen von Sony Ericsson, Nokia, Motorola, Samsung oder woher auch immer
antanzen, würde ich bestimmt ganz langsam und unvoreingenommen Verdacht schöpfen.

Darüber allerdings würde ich keine Geschichte mehr schreiben, denn über solche
Schweinigeleien habt ihr nun genug gelacht.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 25. März 2009, 12:20:51
Also ich könnt noch ein bischen weiterlachen :D :D :D
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Lady in red
Beitrag von: Low am 26. März 2009, 14:34:41

Lady in red            2009

Früher war das Dorf von Reisfeldern umgeben. Nun wird überall Erde aufgeschüttet
und gebaut; Kleinsthäuser auf Mini-Parzellen, wie seit Jahren - ohne jegliche Privatsphäre.
Das Akustikpanorama der Nachbarschaft reicht von der Morgentoilette bis zum
Gutenacht-Furz, inklusive Radio, Fernsehton und dem Getöse der Computerspiele.
Die Duftnoten der Speisen, von angebrannten Heuschrecken bis zu gedämpften Zwiebeln
mit Noten von Knoblauch und rotem Chilli schwängern die Luft zu jeder Zeit, weiter
angereichert durch Wohlgerüche von verbranntem Plastik und mottenden Autopneus. 
Natur pur.

Wann wird das letzte Feld mit den letzten Fröschen verschwinden?
Beidseitig der Strasse, etwas tiefer gelegen, wird heute noch an wenigen Stellen
Reis angebaut. Dieses Strässchen eignet sich je nach Tageszeit und Verkehr bestens
zum Radfahren.
Mia kämpft für ihre Figur. Sie möchte, dass Hintern und Beine weiterhin wohlgeformt
schlank und kurvig bleiben, damit meine Augen ein festes Ziel haben. Sie weiss,
dauernd nach attraktiven Weibern schielen führt bei alten Knaben zu chronischem
Astigmatismus. Deshalb fährt sie Rad, nicht nur Motorrad.

Von einer Reise brachte sie lange rote Radlerhosen zurück und ein passendes Top.
Das lieferte einigen Dorffrauen genügend Stoff, um eine Woche lang darüber zu
philosophieren. Eine ganz Beherzte besuchte die Airport Plaza und erstand sich für
teures Geld etwas Ähnliches. Doch schlussendlich fehlte ihr entweder der Mut, die
Radlerwäsche anzuziehen oder ihr Fahrrad hatte einen Platten.
Gegen die sengende Sonne schützte eine rote Mütze mit Solarzellen betriebenem
Ventilator Mias langes, dunkles Haar. Mit diesem Kampfanzug ausgerüstet, setzte
sie sich vor einigen Wochen aufs Rad.

Dort wo der Weg über dem Reis eine leichte Kurve beschreibt und ein munteres
Bächlein plätschert, pfupften und heulten ihr vom Nachbardorf zwei Mopeds entgegen.
So viel knallig kurviges rot hatten die Beiden auf so knappem Raum schon lange nicht
mehr gesehen. Die Schwachköpfe schauten zurück, erwischten die Kurve nicht und
pflügten mit ihren Maschinchen unfreiwillig das Reisfeld.


Chris De Burgh
Lady in red
Übersetzung: Google

I've never seen you looking so lovely as you did tonight
Ich habe noch nie gesehen Sie suchen so schön wie du heute Abend
I've never seen you shine so bright
Ich habe noch nie gesehen Sie leuchten so hell,
I've never seen so many men ask you if you wanted to dance
Ich habe noch nie so viele Männer fragen, ob Sie tanzen wollte
They're looking for a little romance, given half a chance
Sie sind auf der Suche nach ein wenig Romantik, da eine halbe Chance
I have never seen that dress you're wearing
Ich habe noch nie gesehen, dass Sie Kleidung tragen.....

Irgendwie müssen das die Mopeddeppen so gesehen haben.

P.S. Diese Geschichte erscheint für die Hamburger demnächst in gelb.


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Alfred am 27. März 2009, 01:58:22
-Low-

A bisserl staenkern kann ja net schaden, net woa!
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 27. März 2009, 04:41:27
Ich habe Dich nie so schön aussehen gesehen wie heute Nacht
Ich habe Dich nie so hell strahlen gesehen
Ich habe nie so viele Männer gesehen die Dich fragten, ob Du tanzen wolltest...
Schönes Lied, wirklich!

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 27. März 2009, 11:02:27
Alfred

Das hat mit stänkern nicht viel zu tun. Du siehst das bloss falsch.
Meine Erklärung: (Ob glaubwürdig oder nicht entscheidet jeder Leser persönlich.)

Als Hobbymaler brauchte ich noch einen Farbklecks.
Die Farbe des Bächleins ist undefiniert.
Die Frau ist rot.
Das Haar ist schwarz.
Da fehlte einfach das Gelbgold.

Die drei schönsten Farben der Welt. (Mindestens beim Fussball.)


Ich wollte den Song:

"Chris De Burgh
Lady in red"

verlinken. Antwort:

This video is not available in your country.
Warum? Zu viel rot?
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Wege zur Schlitzohrigkeit - Schlitzobrigkeit
Beitrag von: Low am 28. März 2009, 20:51:06
Wege zur Schlitzohrigkeit    (auch Schlitzobrigkeit)  März 2009

Dieser Aufsatz wartete seit einiger Zeit im PC des Gebärvaters. Aus aktuellem Anlass
stellte ich ihn heute fertig.

Eine Frage, die das Forum neulich bewegte, betraf Dummheit. Die Fragestellung war
nicht besonders glücklich gewählt. Der Autor unterstellte damit indirekt und unfreiwillig,
dass an die germanischen Stämme soviel Klugheit verteilt wurde, dass insbesondere
für Hinterindien nicht viel davon übrig blieb.
Wie das Hierzulande so üblich ist, ist Mangelware teuer. Daraus folgt, nur die Reichen
können sie erstehen. Dies wiederum bestätigt, die meisten Armen sind dumm.

Sind sie arm, weil sie dumm sind? Das könnte zutreffen, denn für Dumme gibt es keine
Planung, keine Berechnungen und keine Kausalität.
Hat man Geld, kauft man planlos ein. Dann werden Unmengen gekocht und danach die
Hälfte weggeschmissen. Man hat ungeplant Kinder. Die gehen so gedankenlos zur Schule,
wie sie wieder nach Hause finden. Hausaufgaben sind eine Schikane für die ganze Familie.
Weil die Eltern nichts Wissen, werden die Kleinen nicht kontrolliert. Einen geregelten
Tagesablauf kennen weder Eltern noch Kinder. Man isst, wenn der Magen knurrt, oder
wenn die Nachbarn etwas feiern. Zehnjährige glotzen zu jeder Unzeit in den Fernseher.
PC Spiele ballern rund um die Uhr, geschlafen wird dann in der Schule.

Sind sie dumm, weil sie arm sind? Ich kenne einige Wenige, die trotz bitterer Armut lernten.
Wenn sie nicht zu träge und zu faul waren, schafften sie eigenständig den Weg zu mehr
Bildung und damit zu bescheidenem Wohlstand.

In meinem Bekanntenkreis sind einige wohlhabende Familien. Die fördern ihren Nachwuchs
bestens. Das geht soweit, dass die Eltern in Phitsanulok leben und die grösseren Kinder in
Chiang Mai zur Schule gehen, weil es am Wohnort nichts vergleichbares gibt.

Das Nicht-Denken für sich ist nicht das Buddhistische Erwachen. Viele Buddhisten haben es
leider völlig aufgegeben, das Erwachen zu erhoffen - obwohl es die zentrale Botschaft des
Buddha ist, dass jeder das Erwachen selbst erlangen kann.

Aber eines können die Armen und die Reichen: Sich verdrücken und Problemen aus dem Weg
gehen. Da besteht bei uns noch ein grosser Nachholbedarf.
 
Ich kenne einige Farang, die suchen Probleme, ziehen sie an oder sie schaffen sie sich selbst.
Die sind unglücklich, wenn sie keinem erzählen können, wie tief sie im Schlamassel sitzen.
Helfen kann man solchen Individuen nicht. Dies bewog uns, Kontakte mit dieser Art
Erdenbewohner streng zu meiden.

Brauchst du geschäftlich eine Telefonnummer, aber du hast kein Handy?
„No problem“, da ist doch eine Nummer am Beauty Salon. Also wird man die angeben.
Weil Klein-Burma gleich um die Hausecke lag, dudelte das Handy bis zur Einführung
der 08 Vorwahl Tag und Nacht.
Wenn kein Geld da war, um ein Handy zu kaufen, ging man zur Kreditfirma und fragte
mal für 10 000 THB. Die erhielt man bei einer guten Wohnlage leicht.
Als Adresse diente wiederum der Beauty Salon.
Das ging so weit, dass Frau Tochter, die nicht hier wohnte, für ihre Zwecke unsere
Haustelefonnummer angab. Ich brauche das Telefon nur fürs Internet. Die meisten
Anrufe nehme ich gar nicht mehr entgegen.
Wenn ihre Freundinnen Kredite nutzen wollen, war unsere Anschrift stets die erste
Adresse. Weil sie ihre Zahlungsaufforderungen nicht bezahlte, erhielten wir die frei Haus.
Wir ermahnten die junge Frau, die überdurchschnittlich verdient, sie solle gefälligst ihre
Rechnungen bezahlen.
Das Ergebnis war, dass sie beim Telefon sofort die SIM Karte wechselte. Solcherart sind
die Leute nicht zu fassen. Ich kenne einige, die dreimal pro Jahr eine SIM Karte austauschen.
Zu diesem Zweck haben doch die Telefon-Firmen ihre Promotionen.

Da sind wir Europäer doch ganz anders. Wir behalten unsere Telefon-, Versicherungs-
und Geheimnummern wenn immer möglich lebenslänglich. Besonders die Frauen versuchen
noch nach vielen Jahren die Kleidergrössen aus ihrer Jugendzeit mit wechselndem Erfolg zu tragen.

Unsere ehemaligen Hausbesitzer und ihre zweit und dritt Frauen, benutzten noch nach
Jahren das nicht erstattete TabienBan, das Haus Dokument, um teure Anschaffungen auf Kredit zu machen.

Wenn die hier im Dorf eine elende Holzhütte zusammen nagelten, in der man in Euroland
wegen dem Tierschutz keinen Hund halten könnte, gingen die nachher zur Bank und erhielten
ein Darlehen. Mit dem Geld wurde alsdann der neue Pick-up teilfinanziert.

Es gibt riesige Töpfe mit ebenso grossen Pflänzchen. Einer allein kann so ein Ding nicht
vom Fleck bewegen. In der Apotheke suchte ich vergeblich nach Antigravitations-Salbe.
Deshalb benötigte ich einige Leute, die ich für wenige Minuten Hilfe fürstlich entlohnt hätte.
Keiner der Nachbarn hatte Zeit.

Als ich aber erwähnte, wir hätten da etwas gegrilltes Schwein, Bier und Schnaps,
standen die Leute Schlange. Ich erklärte dann:
„Zur Vereinfachung des Nahrungsbezuges müssen wir erst das Töpfchen schieben“.
Sie staunten und halfen. Nur einer meinte, er habe seine besten Kleider an, er gehe mal
das T-Shirt wechseln. Als der Topf verschoben war, stand er in denselben Klamotten
wieder da und griff zum Schwein.
Schwein gehabt.



Jegge, Jürg
Dummheit ist lernbar
Erfahrungen mit Schulversagern
Zytglogge

Georg Litsche
Wille versus Kausalität
http://paradigma.subjekte.de/

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 29. März 2009, 02:01:15
Sehr interessanter Blog. Thx low
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 29. März 2009, 13:44:46
ProfUE3

Wenn dir der Link gefallen hat, hier ein weiterer:

Die Buddhistische Leere aus moderner Sicht
Essay
von Roman Liedl
Innsbruck
Herbst 2007

Medienturm A-6060 Hall in Tirol
www.ablinger-garber.at
ISBN 978-3-9592285-2-6

http://homepage.uibk.ac.at/~c70203/Liedl_Leere_Lizenzausgabe.pdf
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Fortschritte in der IT
Beitrag von: Low am 31. März 2009, 16:33:22
Fortschritte in der IT

Etwa 1970 erhielt ich meinen ersten Computer. Man nannte das Ding: "Pprogrammierbarer
digitaler Prozessor, PDP". Hersteller war die Digital Equipment Corporation, Boston, Massachusetts.
Irgend ein Marktforschungsinstitut behauptete nämlich, dass ausser der Firma IBM niemand mit
Computern Geld verdienen könne.

Mein Maschinchen, für etwas über 100 000 Fr. in der Grundausstattung, war gross wie ein kleiner
Küchenschrank. Das Ding hatte nur 4 096 Worte mit 12 Bit handgestricktem Magnetkernspeicher,
organisiert in 32 Seiten zu 128 Worten. Der Memory und Maschinen Instruktionszyklus betrug
etwa 1.2 Mikrosekunden (etwa 0.8 Mhz). Der Magnetkernspeicher behielt die Informationen auch
im ausgeschalteten Zustand.

Die Ein- und Ausgabe-Einheit war ein Fernschreiber der Marke Teletype. Elektronische Bildschirme
gab es noch nicht. Die Speichermedien waren Lochstreifen. Ein BIOS suchte man vergebens.
Man gab am Rechner selbst eine Startadresse ein und tippte danach die Befehle im Binärcode,
dass die Maschine den Lochstreifenleser des Teletype erkannte. Danach konnten die weiteren
Instruktionen und Programme von Lochstreifen eingelesen werden.

Als Programmiersprachen ausser dem Maschineninstruktionssatz PAL8 dienten Basic, FORTRAN IV
und später FOCAL.

Wir waren zu zweit. Mein junger, unerfahrener Programmierer hatte als einzige Reputation
zwei mal einen Grossrechner mit seinen Künsten ausgetrickst. Der Zugang zum Rechenzentrum
wurde ihm darauf nicht nur untersagt, sondern verboten.
Als das Gerät geliefert wurde, sassen wir 36 Stunden begeistert davor. Kein noch so attraktives
kurviges Filmsternchen hätte unsere Blicke auf sich lenken können.
Wir hebelten an den Schaltern der Register, fanden gefallen an den vielen blinkenden Lichtern
und kopierten Lochstreifen, die wir mit Büroklammern an eine improvisierte Leine hefteten.
Als einen Tag später unsere Chefin die „Abteilung elektronische Datenverarbeitung“ besuchte,
konnten wir die ersten Erfolge vorweisen.
Wir tippten 1 + 1 ? auf der Teletype. In den Registern blinkten einige Lämpchen.
Der Fernschreiber klackte: " = 2".

Wir brauchten die Maschine als Number Crasher - zur Datenreduktion und Berechnung von
Verhältnissen im Interpolationsverfahren. Ich hatte ein integrierendes Digitalvoltmeter, das
Tausende von Daten an einen Drucker sandte. Die Daten mussten damals mühsam von Hand
eingetippt werden.

Meine erste Aufgabe bestand, die 36 Bit Daten vom Messgerät in den 12 Bit Rechner zu bringen.
Wir lösten das Problem mit einer Multiplexkarte, mit der wir drei mal 12 Bit einlesen konnten.
Das Ding funktionierte auf Anhieb so gut, dass der Softi einige Stunden benötigten um
herauszufinden, dass nicht nur die Bitgruppe A, sondern auch B und C bereits in der Maschine waren.

Als wir die Daten erfassen und Berechnen konnten, benutzte ich den PDP zur Steuerung
unserer Analytikgeräte. Das konnte ich mit den integrierten Schaltkreisen der Firmen Burr Brown,
Fabrimex und Motorola in relativ kurzer Zeit erledigen. Die Daten wurden über Bündel von 50 poligen
Flachbandkabeln transportiert.

Schaltkreise, wie einen multiplizierenden Digital zu Analog Konverter, der wenigen Jahren
zuvor einen Ballsaal gefüllt hätten, quetschte ich in sogenannte neunzehn Zoll Einheiten.
Den Wert und die Qualität unserer Arbeiten konnte ich erst beurteilen, als ich später einige
Wochen in Amerika arbeitete. Ich bemerkte, dass wir dort die einschlägige Firmen überholt hatten.

Uns störte ein Problem. Die Ionisationseinheiten arbeiteten mit Zehntausend Volt und einiger
Leistung. Wenn es hie und da einen unkontrollierten Durchschlag in der Ionenquelle gab,
beschädigte der die Kommunikationskarte für den Befehlsempfang, obschon alle meinen digitalen
Signalleitungen durch Optokoppler isoliert waren.
Das elektrische Signal wurde im Opto-Koppler von einer Diode in Licht umgesetzt und in einiger
Entfernung  (mm) von einem lichtempfindlichen Transistor wieder in Strom verwandelt. Die
beiden Baugruppen hatten getrennte Stromversorgungen. Die Isolation war hervorragend.
Wir hatten Weltraumzeitalter und es gab Schutzdioden, die in einer Picosekunde,
(0.000 000 000 001 Sekunde) die zerstörenden Transienten ableiten konnten. Dann verbot das
Verteidigungsministerium den Export solcher Bauteile. An Konferenzen und Meetings von Digital,
musste man sich verpflichten, die Informationen nicht weiter zu geben. Ein absoluter Witz, wenn
man bedenkt, dass heutzutage Intel wesentlich leistungsfähigere Chips in China fertigt.

Welch ein Quantensprung im Computerbau stattfand, sehen wir an den PC die hierzulande
angeboten werden. Doppel und Vierfach CPU’s, die mit einigen Gigahertz getaktet sind. Die
Signale auf dem Bus laufen mit einem Gigahertz. Die Random Access Memory fassen rund zwei
Gigabyte. Man könnte sogar höher bestücken, aber dummerweise berücksichtigt die meiste
Software die Riesenspeicher nicht mehr. Harddisks speichern einige hundert Gigabyte. Zu was
werden solche Supercomputer in Thailand gebraucht?
Ich glaubte es anfänglich nicht: Für Spiele und Karaoke und wenn es ganz hoch geht fürs Internet.
Dass man so ein Gerät zum Rechnen und Arbeiten benutzen könnte, wissen die meisten nicht.
Dazu sind die meisten PC total verwanzt, weil sich niemand um einen Virenschutz bemüht.
Wie repariert man einen verwanzten PC in Chiang Mai? Nein, man benötigt kein Virenschutzprogramm,
sondern ersetzt gleich die Festplatte.
Die Viren, die zusammen mit den Karaoke Titeln oder mit den schwarz kopierten Spielen auf CD
und DVD gebrannt wurden, sind spätestens beim Kopieren wieder im PC.

NOSTALGIE pur:

Reinhard Mey
Klagelied eines sentimentalen Programmierers
 
Die 11x/13 war meine Passion,
Sie war meine Liebe, mein Stolz und mein Lohn!
Einst waren wir glücklich, und was uns verband,
War viel mehr als nur Symbole auf magnetischem Band!
Sie war eine Venus aus Drähten und Chrom,
Ich war Programmierer, hatte grad‘ mein Diplom.
Ich dichtete Tabellen
Für ihre Speicherzellen.
Ich liebte sie platonisch,
Sie liebte elektronisch.
Ich hörte ihr Rattern und ihr Fiepen so gern,
Und mir leuchteten ihre Lämpchen grad‘ als wie die Stern‘!

Die 11x/13 war meine Passion,
Sie war meine Liebe, mein Stolz und mein Lohn!
Und was in ihr vorging, ahnte ich allein –
Oder glaubte zumindest, der einz‘ge zu sein.
Bis vorige Woche Herr Bröselmann kam,
Ein „Heimlehrgangsprogrammierer“ vom Büro nebenan.
Sie hat mich belogen,
Mit Bröselmann betrogen.
Er hat sie gefüttert!
Und was mich erschüttert,
Ist, daß ich tags drauf eine Lochkarte fand,
Auf der „Oh, du göttlicher Bröselmann“ stand!

Die 11x/13 war meine Passion,
Doch es war nur Berechnung und eiskalter Hohn ...
Aber jetzt nehm‘ ich Rache und schneide ihr – knapp –
Hinterlistig und gemein das Stromkabel ab!
 
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Eiskratzer
Beitrag von: Low am 01. April 2009, 00:12:08
Sollte jemand meine faulen Sprüche vermissen, ist es nicht wegen ... !!!

Meine radelnde rote Mia redete rebellisch: „Wir fliegen zur Zuvielisation. Vielleicht kaufst du etwas für mich.“
„Ja“, sagte ich. „Einen Eiskratzer für die Windschutzscheibe haben wir noch nicht in Chiang Mai. Möchtest du
die Ausführung mit Rubinen oder Diamanten?“
„Gibt es das nicht mit Smaragden?“
„Nur in Bronze für Linkshänder!“
Sie hat gar keine Windschutzscheibe am Fahrrad. Wir verreisen trotzdem nach Singapore.
Wir sind mit oder ohne Kratzer nächste Woche zurück, wenn .... !!!
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 01. April 2009, 00:48:30
Gute Reise und bring ein paar Bonmots aus Singapur mit zurück.  :)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Die Treibjagd – Songkran
Beitrag von: Low am 06. April 2009, 11:27:34
Die Treibjagd – Songkran                            2004


Ich verliess das Gästehaus kurz vor Mittag und wollte in mein eigenes Revier
zurückkehren. Dann sah ich die Gefahr: Ein kleines Mädchen von vielleicht sieben
Jahren, die dunklen Haare zu zwei Zöpfchen geflochten. Die Äuglein blinzelten listig.
In den Händen hielt es eine Riesenspritze. Ein Schlauch ging zum Rücken. Dort trug
es wie einen Tornister einen Wassertank von vielleicht zehn Litern.
Sie, Mädchen und Spritze, hatten es auf mich abgesehen. Ihr handeln war nur darauf
ausgerichtet, mir einen kräftige Dusche zu verpassen. So einfach sollten sie mich nicht
bekommen. Ich beschleunigte etwas. Sie folgten mir. Der schwere Wassertank bremste
das Kind. Ich schaute, dass die Distanz zwischen uns etwa gleich blieb, hatte Freude
am Spiel und drehte eine zusätzliche Runde um einen Häuserblock. Die Wasserträgerin
watschelte als Schwerarbeiterin angestrengt immer schön hintennach.

Ein Teil des Geländes war unbebaut und diente den Dorfbewohnern als Müllhalde.
Äste, Plastiksäcke jeglicher Grösse und Farbe, Bier und Getränkedosen und weiterer
Abfall bereicherten das Grundstück. Weil das Kind nur auf mich orientiert war,
übersah es einen Knebel auf der Strasse, stolperte und fiel.
Der schwere Wassertank drückte es hilflos auf den Boden. Die Spritze lag für das Kind
in unerreichbarer Distanz. Die Arme waren zu kurz. Ich näherte mich ungefährdet und half
dem Mädchen beim Aufstehen.
Es bedankte sich und spritzte mir dann leicht verlegen etwas Wasser auf die Füsse.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 07. April 2009, 01:41:25
Schön, dass Du wieder da bist. Du bist vermisst worden. Aber jetzt geht es ja weiter...
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: April Fool
Beitrag von: Low am 07. April 2009, 14:21:56
April Fool         2009

Morgenstimmung auf der Veranda. Leise säuseln die kleineren Bambuslanzen
in der leichten Brise. Die grossen matt-grau-grünlichen Palmwedel rechterhand
dagegen knarren etwas.
Ich blicke weiter hinüber zu den reich blühenden Orchideen. Sie schaukeln kaum
wahrnehmbar in den hängenden Tontöpfen. Dazwischen durchdringen die
saftiggrünen Blätter dreier verschiedener Dieffenbachia, Araceae –
Aronstabgewächse, verschiedenen Farnarten im Steinbett. Das einst schmucklose
Steinbett schützt den Garten bei starken Regengüssen, dass keine Erde weggespült
wird. Unterschiedliche Farnarten siedelten sich selbst an. Weltweit gibt es etwa
zwölftausend Sorten.
Zwei der Aronstabe blühen. Die eine Pflanze zeigt einen schwarzen Stab.
Der andere Giftaron hat mehrere weisse Blüten. Die Giftigkeit der Dieffenbachie ist
seit langer Zeit bekannt. Während der Sklavenhaltung wurden unliebsame Zeugen
durch die Stummpflanze vorübergehend zum Schweigen gebracht, indem sie mit der
Pflanze ausgepeitscht wurden.
Ein empfehlenswertes Hausmittel gegen quengelnde und quasselnde Quälgeister.
Der Stengel könnte in der Form von Gurkenscheiben konsumiert werden.

Der Papyrus (Cyperus papyrus), eine Pflanzenart aus der Gattung der Zypergräser
ist wieder zu dicht und sollte reduziert werden. Einige der drei Meter langen Halme
blockieren den Zugang zum Haus.
Von Papyrus her plätschert es friedlich feucht. Ein Elefäntchen spuckt gepumptes
Wasser gekonnt in die Halme. Bei der Lieferung des Steinkolosses beschädigten
die Arbeiter seinerzeit die Fliesen am Boden. Als ich reklamierte, meinte der Lieferant
platonisch: “Elefant schwer!“
Hie und da plantscht ein Fisch bei der Nahrungssuche aufs Wasser.
Ich brauche die Nahrung nicht zu suchen. Mia bereitete in einer hübschen Keramikschale
zartfrische, gelbe Mango und rötliche, aromatische Papaya in mundgerechten Stücken zu.
Bei langen Essenspausen meinerseits greift sie zur Gabel und füttert mich. Die Vögel
zwitschern und zirpen, nur ein Beo stört mit lautem Klageruf.
Bis im Dezember und dem kältebedingten Fischsterben holte sich ein schillernder Eisvogel
sein Frühstück im Teich. Im Dickicht neben dem Gartentor versteckt sich hie und da ein
kupferroter Fasan. Fasane leben polygyn: Auf einen Hahn kommen 5 bis 6 Hennen. In den
stattlichen Wedeln der Palme sind Webervögel mir dem Nestbau beschäftigt.
Und ewig lockt das Weib. Ich will auch wieder ins Nest.


Film:
Und ewig lockt das Weib (1956) von Roger Vadim

Die Wiedergeburt der Venus auf der Leinwand, eine fleischgewordene Männerphantasie
wie Brigitte Bardot. "Et dieu creé la femme".

Anton Tschechow
Fürchte den Bock von vorn, das Pferd von hinten und das Weib von allen Seiten.

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 07. April 2009, 17:53:57
Jetzt hab ich tatsächlich ge-googelt.

Manche Pflanzen und Tiernamen verbanden sich in meinem Hirn nicht mit einem Bild von diesen selben.

Wusste gar nicht, dass der 0-8-15 Aron, (vorher wusste ich gar nicht, dass der so heisst) den wohl jeder in irgendeiner Form ums Haus herum hat, giftig ist.

Kann man den auch rauchen?  ??? Ich frage natürlich nur für einen Bekannten, der jemanden kennt, der...  ;D
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 07. April 2009, 18:21:35
Lieber Profuuu

Hast du etwa Brigitte ge-googelt?
Unter Umständen hat dii ein Bild von BB im Archiv.

Apropos Rauchen: Man kann alles rauchen, sofern es gut getrocknet ist
Ich könnte mir vorstellen, dass das getrocknete Blatt eines Aronstabgewächses,
gerollt auf einem weichgeklopften Oberschenkel einer heissblütigen Lannarierin
(Copyright), mehr als einen Versuch wert wäre. Ich meine rauchen, nichts anderes.
Vielleicht könnte ein Chemiker oder ein Arzt die LD* berechnen.

Als Gegenmittel könnte man dann Holzkohle rauchen oder Kohle einnehmen.
Doppeldeutig: dieses "Kohle einnehmen".

MOESCHLIN fordert in Haushalten mit Kindern und / oder Haustieren die Pflanze nicht
zu halten oder noch besser die Dieffenbachie komplett aus dem Handel zu nehmen.
Ich weiss nicht welcher Moeschlin.


Ich bedaure, dass ich keine Bilder in die Texte einfüge. Einerseits habe ich es noch nie gemacht.
Andererseits würde es meiner Faulheit Vorschub leisten, mich in den Texten verschwommener
auszudrücken. Eine einzige Ausnahme würde ich mir gestatten: Die Frau in rot.

* Die letale Dosis (LD) ist die für ein bestimmtes Lebewesen tödliche Dosis eines bestimmten Stoffes.
Demgegenüber bezeichnet man eine aus der Umgebung des Lebewesens wirkende
Stoffkonzentration mit gleichem Effekt als letale Konzentration (LC von lethal concentration).
Beide sind statistische Werte, das heißt sie werden als Mittelwerte innerhalb einer repräsentativen
Population gewonnen und sollten daher nicht als maßgebend für ein Individuum betrachtet werden.
Ein tödlicher Effekt kann also auch erst bei wesentlich höheren oder schon bei niedrigeren
Dosen/Konzentrationen auftreten, zum Beispiel bei einer Schwächung durch Krankheit.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 07. April 2009, 23:37:36
Normalerweise bestimmt man die "LD50". Das ist die Dosis, bei der 50% der Probanden die finale Grätsche machen. >: >: >:
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 08. April 2009, 11:59:32
Also, wer versucht einen Joint Dieffenbachie?
Bitte zuerst bei drwkempf melden. Er führt dann die LD 50 Statistik.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 08. April 2009, 14:49:32
Klar doch, mach ich gern. Ich glaube nicht, dass darüber je irgendetwas veröffentlicht wurde.
Wenn was dabei herauskommt werde ich das entstehede Krankheitsbild "Morbus Low" nennen. Dann wirst Du womöglich noch unsterblich (und bei allen zukünftigen Medizinstudenten verhasst, weil sie diesen Exoten auch noch auswendig lernen müssen). :D :D :D
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: April Fool, die andere Seite
Beitrag von: Low am 08. April 2009, 15:37:54
Morgenmief auf der Veranda.
Fast die ganze Aussicht ist durch Bambus blockiert. Das beengt wie ein begrenzter Käfig.
Wo ist das unendliche Meer, wo sind die Gipfel der Berge? Himmel, ich brauche frische Luft,
nicht dieses tropisch schwüle, geruchgeschwängerte Dunstgemisch.
Um die Küchenecke sendet ein Jasminstrauch Wolken, die an Mixturen von Billigstrasierwasser
und Schweiss erinnern. Ausreissen, ausreissen, ausreissen, sagte ich schon wiederholt!
Etwas weiter eine schlappe Bananenstaude. Die sollte man sofort umlegen. Ich kann diese
schleimigen Erektionsfrüchte nicht ausstehen. Eine Palme steht so doof, dass ich der Nachbarin
nicht ins einzige Fenster sehen kann.
Widerliches Grünzeug wohin das Auge reicht. Das grenzt an botanische Befriedigung
niedrigster Instinkte. Farnstauden voller Insekten, wenn möglich Mücken,
die Malaria und Dengue verbreiten. Ich bin in ständiger Lebensgefahr. Dazwischen lauern
Echsen, ekliges Kriechzeug und Ameisen in unglaublichen Mengen. Frösche, Unken, Käfer,
Schnecken, Asseln, Zehntausendfüssler und Hilfe: Skolopender!
Manchmal kaum sichtbar eine Schlange. Diese Giftwürmer sollte man vernichten.
Schilf, drei Meter hohe Billigstausgabe,  erschwert meinen Weg in die Kneipe. Ausreissen,
roden, zerstören, liquidieren! Ich vegetiere noch nicht in einem Dschungel.

Unmöglich. Jetzt kommt die dreiste alte Schlampe auch noch mit Frühstück.
Dabei stösst mir das Sauerkraut von gestern weiterhin auf. Was ist denn das für
Zeug da im Fressnapf, na?
Ekelerregende Farben, gelb und orangerot. Ist doch überhaupt keine Harmonie,
haut den schönsten Appetit in die Binsen. Das riecht übel und sieht aus wie frisch gekotzt.
Das soll ich fressen? Die ist doch total bescheuert. Was Pango und Mamaya? 
Gin yourself, häh? Ist das doch die Möglichkeit?
Ich will leckeren Leberkäse oder deutschen Käsekuchen, Brot, Eier, Speck und ein Bier.
Ein deutsches Bier!

Mein Schädel brummt seit gestern. Schuld ist die kaum saufbare Brühe, die sie hier
Bier nennen. Ist sicher nicht nach deutschem Reinheitsgebot gebraut.
Die allgegenwärtigen Vögel, piependes Kleinvieh, gehen mir auf den Wecker.
Wo sind die stolz kreisenden Adler? Ich suche dich, scharfäugiger Turm- und Wanderfalke.
Wandern? Ja, zurückwandern ins schöne Vaterland. Mit richtigen Früchten: Äpfeln und Erdäpfeln.
Und frischer, kühler Luft. Über Ostern noch mal so richtig mit den Skiern ins Gebirge.
Ist wohl auch nichts, mit dem Hüftgelenk aus Edelstahl von Sulzer. Hab ich Schwein,
dass meine Eier noch nicht aus Porzellan sind.
„Hey Nok, I go ran aharn jerman, dschogg di!“


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Skolopender
Beitrag von: Low am 08. April 2009, 18:26:15
Nachtrag zum Beitrag #248  April Fool.
Skolopender:

http://www.youtube.com/watch?v=Ps82VSoLQY4&feature=related
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: April Fool, die Dritte Version
Beitrag von: Low am 09. April 2009, 18:25:46
Mittlerweile kennen fast alle Leser den Vorgarten mit seiner Flora und Fauna.
Doch die Beschreibungen sind unvollständig. Beobachten wir Heiri Huber und
sein Verhalten während einigen Morgenstunden in dieser Umgebung.

Herr Huber steht pünktlich um sieben Uhr auf. Eine zehntel Sekunde ab Beginn
des Weckalarms, stellt er ihn bereits ab. Frisch und munter steigt er aus dem Bett
und geht ins Badezimmer. Er pinkelt im Sitzen. Er rasiert sich. Am liebsten würde er
das mit seinem schweizerischen Militärsoldatenarmeemesser erledigen. Er putzt sich
die gepflegten Zähne, gurgelt, grinst. Dann duscht er kichernd kalt und dementsprechend
kurz. Er trocknet sich ordentlich ab. Kämmt sich einen schnurgeraden Scheitel durch
das etwas schüttere melierte Haar und steigt in seine frisch gebügelte Khaki Uniform*.
Sprayt sich etwas Rasierwasser, Duttweilers Morgengruss,** unters Kinn und an die Wangen.

Er geht zum CD Spieler, startet Rossinis: „Willhelm Tell Ouvertüre“. ***
Er wandert fest entschlossen zum Kühlschrank und giesst sich etwas Orangensaft in ein Glas.
Dann nimmt er fast würdevoll ein rotes Tuch aus einem Gestell und schreitet zum Motiv
„Leise lächelt der See“ in den Garten.
Er achtet darauf, dass das Mückengitter der Türe im Eiltempo geschlossen wird.
Er schaut sich um und geht nach vorne zum Zaun, faltet andächtig das Tuch auseinender.
Im Hintergrund röhrt nun der Rossini richtig los. Huber pfeift dazu etwas falsch den
„Sechseläuten Marsch“# und zieht stolz und stramm die Schweizer Fahne im letzten 
Aussenposten der Zivilisation hoch.
Gioachino  Rossini als italienischer Fremdarbeiter beschäftigt ihn nicht. Er denkt nur an Tell
und das weisse Kreuz. Das ist billiger als das Rote Kreuz, mit seinen ewigen Spendenaufrufen.

Heiri, der Pflanzennarr, giesst die Orchideen mit einer kleinen Handspritze, wie sie Frauen
zum Bügeln verwenden. Dann nimmt er ein Scherchen, keine Pflanzenschere, Qualitätsstahl
aus Solingen, und schnipselt liebevoll am Bambus herum. Der Rossini ist vorübergehend
etwas ruhiger, bis das Orchester zum fulminanten, grandiosen Finale ansetzt.
Nun schnipselt Huber taktlos weiter.
Dann wechselt er die Schere, solides Gartenmaterial. Er schneidet ein paar dürre Zweige
aus dem drückend duftenden Jasmin, den bunte Schmetterlinge umflattern. Einige Schritte
weiter entfernt er mit einem speziellen Messer angedörrte Bananenblätter gefühlvoll. Dann
geht er zum Papyrus und schneidet knapp unter der Wasseroberflache vorsichtig ein paar
braune Stangen weg. Wie ein Sämann streut er Fischfutter auf das spiegelglatte Wasser,
in welchem es nun zu brodeln beginnt. Er arbeitet am Farn. An den Dieffenbachie schneidet
er ein trockenes Blatt weg und überlegt kurz, ob man das wohl rauchen könnte.
Bei der Frangipany## schmerzt ihm das Herz, als er viele der pastellfarbenen, wohlriechenden
Blüten im Grase liegen sieht.
Doch jetzt wird es Zeit für ihn, sich aufs Sofa zurück zu ziehen. Seine Zugehfrau Nok, sie ist
mit einem Deutschen liiert, kommt gleich. Und er schaut ihr gerne bei der Arbeit zu, wie sie
freundlich lächelnd hantiert. Manchmal, wenn sie unter dem Sofa staubwedelt, kann ihr
Heiri Huber in die Bluse sehen. Öfters kickte sie ihn bewusst mit ihrem gut proportionierten
Fahrgestell an. Jetzt getraut sich Herr Heiri Huber bereits, sie, wie früher die Serviererinnen,
in den Hintern zu kneifen.
Wir verlassen die Szene, bevor sie peinlich wird. Herr Huber schaut verzweifelt auf die Uhr.
Nok ist wie gewohnt unpünktlich.


*Das Wort Khaki stammt aus dem Persischen und bedeutet staubfarben.
Die erste militärische Einheit wurde 1846  in Indien mit Khaki-Uniformen ausgestattet.
Offizier: Sir Harry Burnett Lumsdens.

**Gottlieb Duttweiler. 1888-1962 Zürich. Migros-Gründer und Sozialpolitiker

***Die Oper Wilhelm Tell / GuillaumeTell (Guglielmo Tell) von Gioachino Rossini Uraufführung 1829 in Rom. 
Ouvertüre - ca. 12 Min.

#Sechseläuten-Umzug: Nächstes Mal am Montag, 20. April 2009
Der Sechseläutenmarsch wurde Ende des 17. Jahrhunderts von Jean-Baptiste Lully in Paris komponiert.
Friedrich II. taufte die Melodie Jägermarsch und Alexander II. machte daraus einen russischen Militärmarsch.
Der Sechseläutenmarsch ist die Zürcher Nationalhymne.
In Zürich-West = Bern bläst man den Berner-Marsch. (sympathischer)

##Frangipany = Plumeria

Es war mir ein Anliegen, den Aufsatz googelfrei verständlich zu gestalten.


Für Reklamationen betreffend Verletzung der eidgenössisch schweizerischen Souveränität,
Neutralität, oder des Bankgeheimnisses, Herr Heiri Huber war Bankbeamter, bitte die Prügelecke benutzen.


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: April Tagebuch - Singapore
Beitrag von: Low am 14. April 2009, 12:12:02
April Tagebuch - Singapore

Anfangs April besuchten wir Singapore, bloss drei Flugstunden von Chiang Mai entfernt.
Gleichzeitig liegen Welten dazwischen. Freundliche Beamte bei der Einreise gaben
Süssigkeiten ab. Keine Taxischummeleien am Flughafen! Sämtliche Verkehrsteilnehmer
gehorchten den Regeln. Bei rot wurde an den Ampeln zu einhundert Prozent angehalten.
In Chiang Mai stoppen nur die Ambulanzen bei Rotlicht.

Meine erste, seit über einem viertel Jahrhundert geschiedene Frau, stammte aus Singapore.
Ich dachte nach der Scheidung anfänglich, in Singapore wird für mich nicht mehr gut Kirschen
essen sein. Ich irrte mich gewaltig. Die  Familienmitglieder feiern noch immer mit mir.
Die neue Lady wurde vor fünf Jahren nicht etwa kühl empfangen, sondern gleich voll
in den Clan integriert. Die ehemalige Schwägerin und sie sind beste Freundinnen.

In Singapore musste ich erkennen, dass ich alt und schwach geworden bin. Dank der frischen
Luft erholte ich mich etwas.  Am Samstag jedenfalls bummelten mein Freund und ich von
der Coleman Street via Sir Stamford Raffles* Landeort zur Esplanade**.
Dort trank ich in Harry’s Bar einen Shirley Temple***, etwas undefinierbar süsses rötliches
ohne jeden weiteren Geschmack. Während dieser Zeit legte Dick ungestört Kohle in Textilen an.
Nach achtzehn Uhr trafen wir uns im Club bei Thunfisch Häppchen mit Anchovis, **** und Kapern,
sowie Schaumwein bis Onkel’s Gesichtzüge leicht rosafarben wurden. Merke: Chinesen –
es mag Ausnahmen geben, sind keine Cüpplitrinker.
So verschafften wir uns freien Abend.


*
Sir Thomas Stamford Bingley Raffles (* 6. Juli 1781 in Port Morant, Jamaika;
† 5. Juli 1826 in Baret, England)
Am 29. Januar 1819 landeten seine Schiffe vor der Insel Singapur.

**
Das Esplanade - Theatres on the Bay wurde am 12. Oktober 2002 eröffnet
und gehört zu den weltweit bekanntesten Kunstzentren

***
Shirley Jane Temple (* 23. April 1928 in Santa Monica, Kalifornien, USA) ist eine ehemalige
amerikanische Schauspielerin und Botschafterin, einer der größten Kinderstars der Filmgeschichte.

Cocktail Shirley Temple: Zutaten
4 cl Kirschsaft
2 cl Zitronensaft
10 cl Ginger Ale
Eiswürfel

****
Anchovis, Anschovis oder Anchois (von gleichbedeutend spanisch anchoa) ist eine andere Bezeichnung
für die Europäische Sardelle (Engraulis encrasicolus).


Fortsetzung folgt.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: April Tagebuch - Kommunikationsprobleme
Beitrag von: Low am 15. April 2009, 10:08:06
April Tagebuch - Kommunikationsprobleme

Ab dem sechsten April setzte ich meine Beiträge täglich fort. Am neunten April ab achtzehn
Uhr wurde das Einloggen zur Geduldsache. Nur mit viel Mühe konnte ich meinen Artikel laden.
Das Ausloggen erwies sich als Glücksspiel.
Bei einer weiteren Anmeldung kurze Zeit später erhielt ich die Meldung:

Forbidden
You don't have permission to access /tip-forum/ on this server.
Additionally, a 403 Forbidden error was encountered while trying to use an
ErrorDocument to handle the request.
 
Apache/2.2.11 (Unix) mod_ssl/2.2.11 OpenSSL/0.9.8e-fips-rhel5 mod_auth_passthrough/2.1
mod_bwlimited/1.4 FrontPage/5.0.2.2635 Server at www.thailandtip.de Port 80

Später wurde das Einloggen passwortgeschützt teilweise möglich. Ich war erstaunt,
wie schnell das im Netz zirkulierte.
Dann kam die nächste grosse Panne. Mein Provider Maxnet hatte ebenfalls Probleme
und war über 24 Stunden gestört. Der Callcenter 1103 half wie üblich - gar nicht.
Nicht einmal die obligatorische Ausrede: „Wir rufen zurück“, wurde eingehalten.

Vor vielen Jahren, in der guten alten Zeit des vorigen Jahrhunderts, besuchte ich
die Eichstätte des Bundesamtes für Mass und Gewicht.
Da stand ein Turm für irgendwelche Mess- und Versuchszwecke. Innen war eine hübsche
Treppe. Ich erinnere mich nicht, ob sie aus Holz war. Eines weiss ich bestimmt. Im Turm
waren in regelmäßigen Abständen Wasserschläuche mit Strahlrohren installiert. An einer
dieser Brandbekämpfungsstationen hing ein Hinweis mit der Verordnung (eines Witzboldes):
„Alle Schläuche müssen zwei Wochen vor Brandausbruch auf Dichtigkeit geprüft werden!“

An diese Geschichte erinnerte ich mich, als ich sah, wie Roy und sein Team
auf das Serverproblem reagierte.
Am 11. informierte mich Markusz, dass der Tip in Kürze wieder erreichbar sein sollte.
Auch Maxnet arbeitete wieder.
Ich gratuliere den IT Leuten zur Glanzleistung in rekordverdächtiger Zeit.
Roys Zeitberechnung ging auf.
Roy, in irgend einer Welt hast du Freunde, seien es Bits, Bytes oder Elektronen, vielleicht gar
die Roten, die mit den Aktionen zuwarteten, bis deine Nachrichtenbörse wieder flott war.
 
Als der Tumult richtig ausbrach, war der TIP wieder die erste Informationsquelle!
Am meisten online (gesamt): 263 (13. April 2009, 15:34:51 )
EGAT blockierte uns mit einem soliden Stromunterbruch während sechs Stunden. Dumm war nur,
dass ich während dieser kritischen Zeit meine Hose sauber halten musste, denn wir hatten ohne
Pumpe kein Wasser.
Ich habe ein altes Sony Kurzwellenradio mit Tastatur für die Frequenzwahl, meine letzte Verbindung
zur Aussenwelt im Krisenfall bei Stromausfall.

Fortsetzung folgt.


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: April - Verkehrsprobleme
Beitrag von: Low am 16. April 2009, 14:17:18
April - Verkehrsprobleme

Weil ich nicht sieben Stunden im Auto sitzen wollte, besuchten uns Dicks Eltern mit
unserem Pflegesohn über die Songkran Feiertage. Dicks Bruder brachte die Gäste.
Sein sechsjähriger Sohn erklärte ihm zuvor:
„Mein Onkel hat mich gern. Ich will ihn sehen. Ich will auch nach Chiang Mai.“
Weil ich mit mehreren Kindern, wie sich letztes Jahr zeigte, überfordert bin,
wollten wir nur den einen Knaben für längere Zeit.
Wenn uns Kinder besuchen, lassen wir sie nicht an den TV, sondern wir lernen und
spielen mit ihnen. Beim Kochen sind sie als Küchenhilfe tätig, bereiten als Kellner
den Tisch vor. Beim Essen lernen sie Tischmanieren, mit Messer und Gabel hantieren.
Sie erfahren, dass man Speisen nicht wie in der Schule, wie ein Hund hinunterschlingt.
Es gibt ja genug für alle. Sie lernen, dass man nicht mit vollem Munde spricht oder trinkt,
und dass es nicht die feine Art ist, sich in den Ärmel zu schneuzen.
Weil der Altersunterschied zu gross war, war es schlecht möglich, beide Buben gleichzeitig
hier zu haben.
Der Kleine erhielt meine Absage vom Vater. Der Knabe bettelte, weinte, maulte und wehrte
sich. Er musste den Onkel sehen.
Als die zukünftigen Gäste im Morgengrauen den Pickup bestiegen, war der Kleine nicht zu
finden. Mutter würde es schon richten. Etwas über hundertfünfzig Kilometer später verrutschte
eine Plane auf der Ladefläche. Darunter versteckte sich mein jüngster Besucher.
Er war glücklich, vierundzwanzig Stunden mit uns zu verbringen und reiste gegen ein Handgeld
fast freiwillig mit seinem Vater zurück.

Eigentlich kaufen wir an Wochenenden nicht bei Grossverteilern ein. Es gibt kaum Parkplätze.
Die Einkaufszentren sind im April mit Menschen überfüllt, die bloss einen klimatisierten Raum suchen,
um der Hitze zu entfliehen.
Letzten Samstag mussten wir wegen den Besuchern eine Ausnahme machen. Wir fanden mit
Mühe einen Platz fürs Vehikel und kämpften uns durch die Menschenmassen. Die benehmen sich
beim Einkaufen genau so, wie im Strassenverkehr: Rücksichtslos.
Der Carrefour ist etwa zwanzig Kilometer vom Dorf entfernt. Unter Benutzung von Ringstrassen
und Superhighway ist der Zeitaufwand trotzdem geringer, als ein Besuch im wesentlich kleineren,
aber näher gelegenen Carrefour Hangdong.
Als wir uns auf dem Rückweg der Ausfahrt Flughafen näherten, winkte Einer ganz rechts am
Superhighway mit einer Flagge. Ich konnte Dick überzeugen, das Tempo zu mässigen und links
zu halten. Einige Fahrzeuge kamen uns als Geisterfahrer entgegen und machten dann wieder
eine hundertachtzig Grad Kurve weg vom Highway.
Die Roten sperrten den Highway Chiang Mai - Lampang südlich der Ausfahrt Flughafen für zwei Tage.
Oben auf der Autobahnbrücke parkierten die Verkehrsteilnehmer ihre Autos und schauten dem roten
Treiben zu. Ich bin sicher, dass bei längeren Blockaden dort oben Garküchen und Eisdielen eingerichtet
würden, wie gehabt bei den Überschwemmungen, wo die Gaffer von den Brücken aus, mit Mango
und Klebreis in den Händen, ihre Landsleute beim Absaufen beobachteten.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: April - Verkehrsprobleme
Beitrag von: illuminati am 16. April 2009, 17:33:48

......., dass bei längeren Blockaden dort oben Garküchen und Eisdielen eingerichtet
würden, wie gehabt bei den Überschwemmungen, wo die Gaffer von den Brücken aus, mit Mango
und Klebreis in den Händen, ihre Landsleute beim Absaufen beobachteten.


erinnert mich irgendwie an die Reality Shows bei den Privatsendern, die niemand anschaut, aber jeder kennt.
-- wir sind halt so --  >:

Gruss
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Putsch
Beitrag von: Low am 17. April 2009, 22:51:58
Putsch                             September 2006

Im September hatten verschiedene Herren im weissen Haus Schweissausbrüche, als P.M. Taksin
in New York weilte. Aus Thailand wurde aufgeregt gemeldet, dass ein General – ausgerechnet
ein Moslem - einen Putsch durchführe. Dschihad ? Wollen die Moslems das buddhistische Thailand
übernehmen? Es war alles halb so wild.
Am frühen Abend rollten im chaotischen Verkehr Bangkoks die Panzer zu den strategisch
wichtigen Orten. Einige Panzerfahrer beobachteten sogar das Rotlicht an den Kreuzungen.
Taksins telefonischer Befehl, General Sonthi sofort abzusetzen, wurde ignoriert, denn sein
Stabschef war bereits zum Feind übergelaufen. Einen direkten Appell aus New York an Kanal 9
im Fernsehen unterbrachen die Militärs nach wenigen Minuten.
Um Mitternacht rapportierten die Generäle beim König, die Operation sei ohne Blutvergiessen
durchgeführt worden.
Die Erleichterung in der Bevölkerung zeigte sich darin, dass Soldaten und Panzer mit Blumen
dekoriert wurden. Die Militärs erhielten spontan Essen und Getränke. Der Putsch gedieh zur
Armeeshow. Kinder und Touristen machten Fotos mit all dem Kriegsgerät.
In Chiang Mai wurden wichtige Zufahrtsstrassen überwacht. Das zivile Leben war nicht
beeinträchtigt. Die meisten Armeeeinheiten kehrten nach wenigen Tagen wieder in die Kasernen
zurück. Ein Grossteil der Bevölkerung begrüsste die Aktion der Armee. Gegner waren in der
Studentenschaft zu finden. Die wollen weder Taksin noch die Armee. TRT Aktivisten fackelten
einige Schulen ab. 
Taksin lud einige Wochen zuvor etwa 100 Taxifahrer zum Frühstück ein, um Probleme zu
besprechen. Seit damals waren die Taxifahrer seine Freunde. Anti-Taksin Fahrgäste standen
öfters auf der Strasse. Der Taxifahrer Namthong Praiwan aus Nonthaburi war mit dem Putsch
unzufrieden. Er drehte mit seinem Wagen einige Runden vor dem Königsplatz (Royal Plaza)
und fuhr dann mit Vollgas in einen Panzer. Dem Panzer passierte nichts. Das Taxi wurde zur
Ziehharmonika und Namthong musste 10 Stunden lang beatmet werden, weil Brustkorb und Rippen
beschädigt wurden. Die Ärzte bestätigten, sein Gehirn sei in Ordnung. Noch im Spitalbett erklärte
der Kamikazefahrer, er würde es wieder tun.
Oktober 2006
Der Taxifahrer, welcher seinerzeit den Panzer in Bangkok rammte, den die Ärzte im Spital
darauf zusammenflickten, erhängte sich Ende Oktober.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: illuminati am 17. April 2009, 23:38:38
Hallo,
deine Geschichte bringt das ganze Dilemma in TH auf den Punkt. Auf der einen Seite die -- Elite uneinig -- auf der anderen Seite die --Wähler Taxifahrer--. Die jeweiligen Gruppen leben in unterschiedlichen Welten - und die Frage stellt sich, welcher Gruppe traut man am ehesten zu die Zukunft zu meistern.

Der Taxifahrer hat seine individuelle Lösung gefunden - auf gesellschaftlicher Ebene wird sehr wahrscheinlich der Einäugige über den Blinden dominieren - was zumindest kurzfristig die bessere Lösung sein dürfte.

Gruss
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Der Besuch
Beitrag von: Low am 19. April 2009, 08:43:31
Wieder einmal werfe ich einen Blick zurück (ins Emmental) und realisiere,
es hat sich wenig geändert seit 1854. Gefärbte Brillen kannte man schon
damals. Das zeigt ein Ausschnitt aus:


Der Besuch

Jeremias Gotthelf            1854

Das gute Weibchen meint, es habe absolut recht in allen Dingen, und unbedingt und
ungeprüft müsse das Mannli b sagen, wo es a gesagt. Ja, das ist ein schwer Ding,
und begreiflich bringt es nicht jeder Mann übers Herz, denn da läuft kein Weib
ohne Brille in der Welt herum, und dieselben sind bunt gefärbt, oft anders,
oft das eine Glas grün, das andere rot. Und da immer recht geben unbedingt,
ohne Einrede - denn jede Einrede, von Widerspruch wollen wir gar nicht reden,
wird als Zeugnis von Feindschaft, wenigstens als ein Mangel von Liebe und Vertrauen
aufgenommen - selb ist eine harte Sache. Die Weiber haben wirklich die auffallendste
Ähnlichkeit mit den politischen Despötlein, die jede andere Meinung verdammen,
die unbedeutende Schattierungen in den Ansichten als Vaterlandsverrat verschreien.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Die Kuh und das Veilchen
Beitrag von: Low am 20. April 2009, 15:30:24
Die Kuh und das Veilchen                                         1982

Für die meisten Hindus sind Kühe unantastbar. Der Sanskrit-Name aghnya, die Unantastbare,
weist darauf hin. Selbst bei denjenigen, denen sie nicht heilig, sondern nur ein wichtiges Symbol
ist, hat sie einen hohen Stellenwert. Das Töten von Kühen ist für Inder undenkbar.
Nicht alle Hindus sind Vegetarier. Doch ist es für die Mehrzahl ausgeschlossen, Rindfleisch zu essen.
In einigen Regionen gilt nicht nur die Berührung der Kuh, sondern bereits ihr Schatten als rituell
verunreinigend.
Für mich fast paradox ist die Tatsache, dass sie für viele arme Bauern in Indien das einzige Zugtier
und damit eine beachtliche Stütze der Landwirtschaft ist. Für Millionen Menschen in Städten und
Dörfern ist ihr Dung das wichtigste Heizmaterial zum Kochen. Zum Bau der Häuser in den Dörfern
ist Dung unerlässlich. Mit Wasser gemischt, reinigt  man damit nicht nur Haus und Hof, sondern
auch die Plätze für den Gottesdienst.
Wir empfinden diese Praxis als unhygienisch und abergläubisch. Doch der Dung erwies sich als
wirksames Insektizid und Desinfektionsmittel. Entsprechende Produkte werden gewerbsmässig
hergestellt. Dung und Urin von Rindern setzt die traditionelle Volksmedizin Ayurveda gegen
verschiedene Krankheiten ein. Viele Europäer können nicht genug ayurvedische Kuhfladen in
getrockneter oder flüssiger Form, wie auch immer, konsumieren. (Suchtmittel wie Alkohol?)

Europäer in Indien beurteilen die wandernden und weidenden Kühe auf den Strassen als typisch.
Viele Bauern lassen ihre Kühe laufen (wie in Hinterindien die Hunde), damit sie sich von Abfällen
selbst ernähren. Ob Blumen- oder Gemüseladen-Besitzer ihre Freude daran haben, wage ich zu
bezweifeln, denn es wäre unschicklich, die Tiere beim Mahl zu stören und weg zu jagen.

Indien hat einen der grössten Viehbestände der Welt. Zahlreiche Bundesstaaten haben ein
Kuhschlachtverbot. Die meisten Tiere sterben eines natürlichen Todes.Vor einigen Jahren verendeten
viele Kühe, weil Plastiksäcke in den Mägen die Tiere elendiglich verhungern liess. Darauf verbot die
Regierung die Abgabe von Plastiksäcken bei Einkäufen.
Die Häute der verendeten Tiere werden von den Angehörigen der untersten Kasten abgezogen und
verarbeitet. Diese Kasten sind diskriminiert und ausgegrenzt. Dazu gehört, dass sie am Dorfrand leben
müssen, kein Land besitzen, und weder selbst Wasser vom Brunnen holen noch einen Tempel betreten
dürfen. Dennoch ist Indien einer der grössten Rindslederexporteure der Welt.

Wir arbeiteten in Ipoh, Malaysia, an einem erdwissenschaftlichen Projekt. Einer unserer fähigsten
Mitarbeiter war indischer Abstammung. Er war nicht nur zuverlässig, sonder ein begnadeter Fußballspieler.
Nur deshalb erhielt er die Anstellung in einem Staatsbetrieb.
Wir freuten uns alle darauf, am Wochenende seine überaus hübsche Braut zu sehen. Bei einer wüsten
Balgerei am Mittwoch, zog er sich ein blaues Auge zu. Ein richtiges Veilchen. Sein Aussehen war ihm
peinlich. Er kam zu mir und bat um Rat. Ich sagte ihm, er solle meinen Kollegen, der in kürze seinen
Doktortitel (in Geologie) erhalten würde, fragen.
Der angehende Doktor erklärte ihm, ohne viel zu Überlegen:
„Du musst ein saftiges Stück Rindfleisch auflegen!“

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Hinterindische Tragik-komödien
Beitrag von: Low am 24. April 2009, 09:46:08
Hinterindische Tragik-komödien         2009

Viele der spassigen Geschichten sind eigentlich Tragödien mit den schicksalshaften Konflikten
der Hauptfigur. Ihre Situation verschlechtert sich ab Eintreffen der Katastrophe. Das Scheitern
der tragischen Gestalt ist dabei unausweichlich. Die Ursache liegt oft im Charakter der Figur
und in deren Überheblichkeit. Will sie dem vorbestimmten Schicksal durch fragwürdiges Handeln entgehen?

Eine Komödie ist ein Lustspiel mit erheiterndem Handlungsablauf. In der Regel endet es glücklich.
Die unterhaltsame Wirkung entsteht durch eine übertriebene Darstellung menschlicher Schwächen.
Die Leser fühlen sich zu Figuren hingezogen, oder sie blicken auf sie herab. Sie verlachen sie, weil
sie Schwächen haben, die als ungehörig normiert sind. Eventuell gehören sie anderen Gesellschaftsschichten
oder Minderheiten an.
 
Schwankt die Haltung gegenüber den komischen Figuren, spricht man von einer Tragikomödie.
Die Leser sollten nicht nur die Rolle eines passiven Konsumenten inne haben. Eigenständigen Nachdenken
ist angesagt, denn ich hinterfrage allgemein Anerkanntes. Ich formuliere schonungslos die Widersprüchlichkeit
der gesellschaftlicher Strukturen und die Verbindung von scheinbar Unvereinbarem.

Die Vorgaben sind die Unterschiede und ebenso die Gemeinsamkeiten zwischen den Menschen
in Hinterindien und uns aufzuzeigen, und damit eine Verbesserung des Klimas und der Beziehungen
zu ermöglichen.
Dass ich dazu Übertreibungen, Sarkasmus und Doppeldeutigkeiten verwende, möge
mir mein Publikum verzeihen. Manche Aussagen sind eventuell zu komprimiert, um sie auf Anhieb
zu verstehen. Ich werde mir Mühe geben in Zukunft einfacheren Klartext zu verwenden.

Wie weit ich als Beobachter die Szenen beschreiben kann, ist täglich eine neue Herausforderung.
Es gibt Ereignisse, die ich nicht verarbeitet habe und über die ich kaum berichten werde. Ich brauche
immer etwas Distanz zu den Figuren, besonders wenn sie mir nahestehen.

Vor allem beim kritischen Betrachten mancher Zeitungsartikel darf man sich fragen, ob das jetzt
ernst gemeint, eine unglückliche Wortkombination oder ein Witz sei.

Es darf trotzdem gelacht werden!



Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Hinterindische Tragik-komödien
Beitrag von: khon_jaidee am 24. April 2009, 11:37:39
Dass ich dazu Übertreibungen, Sarkasmus und Doppeldeutigkeiten verwende, möge
mir mein Publikum verzeihen. ... Ich werde mir Mühe geben in Zukunft einfacheren Klartext zu verwenden.

Bloß nicht, low! Gerade die Übertreibungen, Doppeldeutigkeiten und der Sarkasmus in deinen Geschichten machen diese so lesenswert.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Die Bürgermeisterin
Beitrag von: Low am 25. April 2009, 10:34:33
Die Bürgermeisterin

Der TIP berichtete:
Die Bürgermeisterin von Chiang Mai, Duentemduang na Chiang Mai, darf nach einem Urteil
des Oberverwaltungsgerichts nicht die Bürgermeisterin von Chiang Mai sein. Knapp zwei
Jahre nach den Bürgermeisterwahlen von Chiang Mai wurden diese vom Oberverwaltungsgericht
für ungültig erklärt. Die Gewinnerin und jetzige Bürgermeisterin Duentemduang na Chiang Mai
wurde auf Antrag der Wahlkommission (EC) disqualifiziert. Nun gibt es Neuwahlen.
http://www.thailandtip.de/tip-zeitung/nachrichten/news/chiang-mai-buergermeisterwahlen-ungueltig//back/2/

Wir in der Provinz waren glücklich mit der Lady. Sie versuchte mindestens, sich gegen den
alten Schlendrian durchzusetzen. Die kleinen Gemeinden verfügten plötzlich über spezielle
Fahrzeuge für eine geregelte Müllentsorgung.
Die energische Frau schuf ein Feuertelefon, das Tag und Nacht besetzt war.
Wenn die Anwohner durch Rauchschwaden belästigt wurden, konnte man telefonieren.
Von der Amtsstelle aus wurden die Gemeindeobmänner beauftragt, der Sache nach zu gehen.
Das passte diesen Herren nicht in den Kram.
In der Nähe des Hauses eines Obmannes entdeckten wir im Acker zahlreiche Feuerstellen.
Als es neben uns rauchte und stank, telefonierte Dick. Einige Minuten später kam der
Gemeindevorsteher mit Beobachter-Gehilfe per Motorrad und schaute sich die Sache beim
Nachbarn, der bereits öfters gebüsst wurde, an.
Er betrachtete das Feuer und erklärte uns überraschend:
„Das ist kein Feuer. Ich sehe keinen Rauch!“

Ich konnte mir bereits damals vorstellen, dass die Dame rauchlos gefeuert würde.


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Glaubwürdigkeit im Internet und im Forum
Beitrag von: Low am 26. April 2009, 17:56:27
Glaubwürdigkeit im Internet und im Forum

Die Glaubwürdigkeit stellt im Allgemeinen ein wesentliches Fundament der zwischenmenschlichen
Kommunikation dar. Langfristige interaktive Kommunikation bestimmt den Handlungsspielraum
von Einzelnen, Unternehmen und Organisationen. Auf Glaubwürdigkeit aufbauend entstehen
weiterführende Bindungen wie Goodwill und Vertrauen.

illuminati
„Re: Über Expats und Ausländer in Thailand und Rückkehrer
« Antworten #84 am: 08. März 2009, 19:24:54 »

„wer mehr als 3 Jahre in einem fremden Land lebt - und nicht mindestens die Grundkenntnisse
der Sprache in Wort und Schrift beherrscht, der hat für mich als geouteter Analphabet keine
sonderliche Glaubwürdigkeit.“

Sofern ein Yugokrat oder der Ali aus den Schluchten des wilden Kurdistan eine Geschichte erzählt wie:
„Weiss du ey. hab ich gesucht lampe für meine dusch ne.
War in Obi und bin gegang zu Infotussi, hab gefrag:
“Duschlampe?“ Ey, jetzt krass: Hausverbot!“,
ist das zum Schmunzeln.

Wenn einer den Satz:
„Er sprach Schweiz er Deutsch, -  er sprach Schweizerdeutsch,“
nicht auf Anhieb versteht, kommt er sich unter umständen wie ein kleinasiatischer Fremdarbeiter
vor. Wenn er bei der Ankündigung des Metzgers: „Rohess Speck!“, denkt , oh, ich hab nicht
gewusst, dass man rohes Speck mit drei s schreibt, steht es relativ schlecht um die Rechtschreibung.

Spricht die gleiche Person vom Hühner Bock und meint den Gockel, dann hat illuminati recht.
Da würde ich einen Deutschkurs vor der Rückkehr empfehlen. Ich bin der gestörte Kerl mit den Sprachschwierigkeiten.
Darum begann ich als Notlösung zur Verbesserung vor
neun Jahren meine Monatsberichte zu schreiben.
Bei der Konversation verstehe ich meistens den ersten Satz nicht, weil ich die Sprache suche.
Erst dann kann ich mich dem Inhalt zuwenden.

Aber illuminati meinte natürlich die Thai Sprache. Da muss ich leider passen.
Vielleicht kann ich ein einzelnes Wort erkennen. Ob ich es richtig ausspreche ist dann
bereits eine Glücksache. Wenn die Wörter wie eine Güterzugskomposition aneinandergereiht
sind, ohne Interpunktion und ähnliche Hilfsmittel, bin ich machtlos und ein Analphabet.
Dazu kommt meine altersbedingte progressive Sehschwäche. Anders ist es, wenn Thai mit
fremdsprachigen Fachbegriffen durchsetzt ist, dann sitzt der Thai meistens in der zweiten Reihe.
Ich weiss es, weil ich einmal an einer Dissertation mitarbeitete.

Apropos Wortschlangen, die haben bereits abgefärbt. Im Artikel # 207
„Drei Gewichtseinheiten“ brauchte ich den Ausdruck:
Bugattilamborghiniferrarimaseratidetomasopagani.

Vor langer Zeit hatte ich eine Freundin auf Phuket. Sie sprach Thai mit mir.
Zuerst wenig, dann immer mehr. Als ich in den Norden kam, dachte ich: „Thai sollte kein Problem sein.“
Keiner verstand mich, ausser einer Frau aus Bangkok. Und Lanna Thai, das kapiert nicht mal Mia.
Sie lebt bald über 44 Jahre im Land.

Güterzugskompositionen von Wörtern kennen auch die Maori:
"Taumatawhakatatangihangakoauaotamateapokaiwhenuakitanatahu."
Anders als Thai ist das unkritisch zum Aussprechen, reine Silbenbetonung. Zu Deutsch:
„Der Platz, an dem Tamatea, der Mann mit den großen Knien, Berge glättete, erklomm und
verschluckte, bekannt als der Landesser, der für seine Geliebte die Flöte spielte.“
Das ganze ist der Name eines Hügels auf der Nordinsel Neuseelands an der Hawke Bay.

Kei te pehea koe? heisst auf Thai: Sabaideemaikrap?
Gekonnt finde ich viele Gesänge der Maori. Die vokalreiche Sprache kommt teilweise sehr
nahe an die Kunstfertigkeit italienischer Arien.
Wer grosse Sopranstimmen liebt, kennt vielleicht Kiri te Kawana, eine Maori aus der Nordinsel.
Sie sang 1981 anlässlich der Hochzeit von Prinz Charles mit Lady Diana „Let the bright Seraphim“ von Händel.

Zurück zur Sprache:
Plural (Mehrzahl), Deklination (Beugung der Substantive, Adjektive, Pronomen und Numeralien)
und Konjugation (Beugung der Verben) gibt es nicht, wie im Malaischen. Diese blumige Sprache
war mir sehr nahe. Ab ungefähr 1970 wurde das Bahasa Melayu reformiert. Eltern klagten mir,
dass Schüler teilweise für dasselbe Wort in wenigen Jahren fünf verschieden Bezeichnungen lernten.

Wahrscheinlich fehlte vor etwa 1000 Jahren nicht allzuviel, und man hätte auch in Thailand eine
Malay-Polynesische Sprache gesprochen. Vielleicht wissen Profuuu oder hmh mehr darüber.

Wenn ich sehe, wie flüchtig viele Beiträge gelesen und zum Teil gar nicht oder falsch interpretiert
werden, dann liegt die Unglaubwürdigkeit nicht beim Verfasser, sondern beim Leser. Viel Information
geht durch vergessen verloren. Dies betrifft vor allem deutsch, nicht nur Fremdsprachen wie Thai oder Englisch.



„Let the bright Seraphim“ mit Kiri te Kanawa:
http://www.youtube.com/watch?v=7FGitvRRJug

Ich bevorzuge die Aufnahme mit W. Marsalis, Trompete und K. Battle
http://www.youtube.com/watch?v=M7PzO2x9k0o
Titel: Claire Rawstron alias Kiri Te Kanawa
Beitrag von: hmh. am 26. April 2009, 19:05:49
Kiri te Kawana, eine Maori aus der Nordinsel.
(http://www.mainpost.de/storage/pic/dpa/starline/leute/2169712_0_jpeg-2iph0128-20090301-img_21031162.original.large-4-3-800-0-59-2000-1556.jpg)  Frau Claire Mary Teresa Rawstron, verheiratete Park, spielt, marketingtechnisch gesehen, hervorragend auf der Multikulti-Klaviatur. Ähnlich Barack Obama wuchs sie als Mischlingskind in einer wirtschaftlich gut gestellten Familie auf, die sie adoptierte. Ihre Eltern sind unbekannt. Es kann nur vermutet werden, daß unter ihren Vorfahren Maoris waren. Ihr Adoptivvater hatte jedoch tatsächlich Maori-Vorfahren, ihre Adoptivmutter war Irin.

Quelle: Wikipedia u. a.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: @ hmh
Beitrag von: Low am 26. April 2009, 19:25:49
@ hmh

Danke für die Verbesserung der Glaubwürdigkeit.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: illuminati am 26. April 2009, 19:27:52
Hallo,
........

illuminati
„Re: Über Expats und Ausländer in Thailand und Rückkehrer
« Antworten #84 am: 08. März 2009, 19:24:54 »

„wer mehr als 3 Jahre in einem fremden Land lebt - und nicht mindestens die Grundkenntnisse
der Sprache in Wort und Schrift beherrscht, der hat für mich als geouteter Analphabet keine
sonderliche Glaubwürdigkeit.“

.........

ich sehe das aus meinem persönlichen Blickwinkel und der sieht ungefähr so aus:
wenn ich mich in meinem Geburtsland befinde also in D und ich treffe mit Menschen aus anderen Ländern zusammen, die länger als 3 J. hier leben, dann erwarte ich, dass sie sich Grundkenntnisse der Landessprache angeeignet haben.

Es sollte reichen sich im normalen Leben alleine zurecht zu finden - ohne fremde Hilfe. Solche Ausrutscher wie beim Ali - können dabei schnell einmal passieren  ;D  wahrscheinlich könnte er denn Lapsus auch richtigstellen.

Sind nach 3 J. eines Gastaufenthaltes so gut wie keine Sprachkenntnisse vorhanden, dann unterstelle ich jedem sich hier in keiner Form integrieren zu wollen. Wenn sollen Leuten das Bleiberecht untersagt wird - meine Stimme hat er.

Soviel zu Deutschland...  jetzt kommen wir zu TH. Den gleichen Anspruch, den ich an Menschen die nach D kommen, stelle ich auch in gleicher Form an mich, wenn ich in ein fremdes Land ziehe und dort längere Zeit lebe >3 J. Ebenso beurteile ich Landsleute von mir in  Bezug darauf, wieviel Mühe sie sich geben haben zum Erwerb von Sprachkenntnissen - soviel zum Allgemeinen, Ausnahmen bestätigen die Regel.

Fakt ist hier in TH ganz sicher eines: die Mehrheit aller Residenten die hier schon längere Zeit leben, sind über ihren Bar-Wortschatz in Thai nicht herausgekommen, erwarten aber von den hiesigen gebildeten Thais als vollwertigen Gesprächspartner akzeptiert zu werden - mit welchem Recht??

Wenn mir in D ein Ali begegnet der nur ein paar Wörter auf Deutsch daherstottert, mit dem unterhalte ich mich auch nicht über die grosse Politik oder beginne mit ihm über Gott und die Welt zu reden - ist doch eigentlich logisch oder ?

Ich bin auch kein begnadeter Fremdsprachenkünstler, es fällt mir sogar recht schwer die Thaisprache richtig zu treffen, aber dann hab ich halt das gemacht was ich am besten kann, erst einmal schreiben und lesen gelernt - das Erste ist nichts anderes als wenn man Normschrift lernt in einem technischen Beruf und das Lesen ist stumpfes üben.... es gibt viele Wege die zum Ziel führen, der Wille versetzt den Berg - an dem messe ich meinen Gegenüber.

Aber jetzt übergebe ich wieder an dich Low - damit du uns weiter mit deinen Geschichten beglückst - am besten weiter in Deutsch und nicht in Thai  ;D

Gruss

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 27. April 2009, 13:45:29
hmh:
Ähnlich Barack Obama wuchs sie...

Ja, da las ich Barock und hörte im Hinterkopf bereits die Klänge von Vivaldi, Händel,
Stradella und Scarlatti, und vernahm die Stimmen von Cecilia Bartoli, Kathleen Battle
und Kiri te Kawana.
Barock, Rock und Jazz lassen mich manchmal den hinterindischen Alltag vergessen.
Erst im Nachhinein verstand ich den Namen und das Amt und kehrte flugs brutal ins
Bananen- und Internet-Zeitalter zurück.

Danke illuminati, dass ich weiter in Deutsch schreiben darf. Das fordert mich genug.

Glaubwürdigkeit wird, wie der kritische Leser bemerkt, eher klein geschrieben.
Ich versuche es trotzdem. Und wenn dann etwas unglaubwürdig ist, sind immer meine
Quellen und Informanten schuld.

Die nächste Geschichte, Seitensprünge, folgt in den Abendstunden, nach dem
nochmaligen Überprüfen der Fakten. Sollte jemand zwischen Uttaradit und Phetchabun
eine Rauchwolke beobachten, stimmt alles.



Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Seitensprünge
Beitrag von: Low am 27. April 2009, 17:29:57
Seitensprünge      27. April 2009

Etwa im Jahre 2000 unserer Zeitrechnung suchte er in Thailand eine Pflegerin oder
eine Haushalthilfe. Bezahlung etwa 20 000 THB pro Monat. Arbeitsort Deutschland,
denn seine Frau war krank, sterbenskrank.

Die Pflegerin war vom Land. Ausgebildete Krankenschwester. Nicht vom Isaan,
dennoch gab es dort viel wohlfeiles Land. Als seine Frau verstarb, konzentrierte er
seine Visionen auf diese Frau aus Thailand.
Er war zufrieden mit ihr. Er baute ihr dort ein Haus. Ein grosses Haus mit viel Umschwung.
Das grösste Haus in der Gegend. Ich sah es, es war sehr auffällig. Deshalb kenne
ich einen Teil der Geschichte.

Er war älter, öfters pflegebedürftig. Speziell wenn er wieder nach Thailand reiste.
Sie brachte ihn immer wieder auf Vordermann. Nach dem er sich erholte, wollte er
mit ihr in einen Swingerclub. Sie liess sich erklären, was das war. Sie lehnte entschieden ab.
Darauf verreiste er. Allein. Nach Bad Thaya. Nach der liebevollen Pflege der Krankenschwester
benötigte er den Kitzel der Bargirls. Dringend.
Das ging so für ein paar Jahre.

Vor einigen Tagen fühlte er wieder das extreme Kribbeln in den Eiern. Er zitterte vor Erregung
und verreiste wieder alleine nach Bad Thaya. Möglicherweise schluckte er dort nicht nur Potenzmittel,
sondern auch Drogen* um den GTF, den Great Tsunami Fuck zu erleben.

Heute Montag, am  27. April wurde sein Leichnam kremiert.
Am selben Tag wie er, bissen in Pattaya drei weitere Guestfucker in die Seegrasmatratzen**.
Keine spektakulären Stürze von hohen Balkonen oder Verandas, nur Seitensprünge.

RIP



*  Poppers und Viagra zusammen haben fatale Folgen.
**Betreffend Matratzen kann ich nur spekulieren.


GTF : Nana Plaza, Christopher G. Moore, Bangkok
http://www.kaliber38.de/leseprobe/union/3293202047.htm

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Noch eine Kremation!
Beitrag von: Low am 28. April 2009, 16:09:11
Noch eine Kremation!
Hochzeit annulliert, die Zweite         27. April 2009

Am ersten Mai sollten wir in den Süden reisen, aus den flachen Hügeln in die hügelige
Ebene. Eine heisse Hochzeit war angesagt im Wonnemonat Mai. Ich war bereits voll
am Karaoke- und Leber-Training mit Mikrofon und Schnapsflasche. Meine Stimmung war
überdurchschnittlich gut. Ich verwechselte bereits Flaschen und Mikrophon.

Heute Nachmittag erhielten wir eine Absage.
Der Bräutigam erlitt in den frühen Morgenstunden, genau um 02 00 03, einen tödlichen
Verkehrsunfall. Offenbar war ein Orientale namens Al Kohol beteiligt. Vielleicht war es
Mr. MaeKhong oder der berüchtigte Laote, Khun Khao.
Alles falsch.
Wie die Untersuchung ergab, war der Mann voller Methamphetamin* (Ya-Ba = "Pferdemedizin").

requiescat in pace

Sollten wir uns darüber Gedanken machen, was der zukünftigen Gattin und ihren Kindern
erspart blieb?  Es ist nicht auszuschliessen, dass die Brautleute bereits etwas übten und
sie guter Hoffnung ist. Nach (unglaubwürdiger) Statistik sind in Hinterindien 50% der Mütter
unter 35 Jahren nicht verheiratet.
War dies der Eingriff einer höheren Macht? Auf alle Fälle.
Das war die berüchtigte Chemie Keule. (Tischlein deck dich, Knüppel aus dem Sack.)**
Warum eröffnete noch kein pseudo-Intellektueller einen Thread: „Chemie, Fluch oder Segen?“

*Methamphetamin wurde 1893 erstmals durch den japanischen Chemiker Nagayoshi Nagai
in flüssiger Form! synthetisiert. 1919 wurde die Substanz im Zuge der Strukturaufklärung
von Ephedrin erstmals in Reinform von Akira Ogata kristallisiert und 1921 patentiert. In
Deutschland wurde ab 1934 in den Berliner Temmler-Werken an einem weiteren Verfahren
zur Herstellung von Methamphetamin geforscht. Im Oktober 1937 reichten die Temmler-Mitarbeiter
Werner Dobke und Friedrich Keil dazu ein Patent ein, das am 31. Oktober 1937 als Deutsches
Reichspatent No. 767186 erteilt wurde. Methamphetamin wurde 1938 unter dem Markennamen
Pervitin® von den Temmler-Werken auf den Markt gebracht und bis 1988 hergestellt.
Quelle: Wiki

**
http://de.wikipedia.org/wiki/Tischchen_deck_dich,_Goldesel_und_Kn%C3%BCppel_aus_dem_Sack

oder schöner, weniger Realitätsfremd:
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30108/1.html

Wer das Wirken von Bankstern und Zentralbankstern verstehen will, kommt nicht umhin,
sich mit der größten Betrugsmaschine, den Staatsanleihen, zu beschäftigen. Hierbei gilt es
folgende Fragen zu beantworten: Wer emittiert eigentlich Staatsanleihen, die größte Versuchung
zur Kapitalvernichtung, seit es Junk Bonds gibt? Wer kauft diese abgehalfterten Garantien des Staates,
die nicht mal das Papier wert sind, auf dem sie gedruckt sind? Und was passiert anschließend mit
diesen Fiat-Verbriefungen?

Solche Fragen verführen zu Drogen Missbrauch!
Low, mit Schnapsflasche anstelle von Megaphon.

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 28. April 2009, 16:15:51
Prosit, Low!

Du scheinst "geistige Getränke" im wahrsten Sinne des Wortes zu Dir genommen zu haben. Sie haben es offensichtlich ganz gut bei Dir gehabt.!

Ich freue michs schon auf die nächste Folge  der GaH. :)
Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Nachruf
Beitrag von: Low am 29. April 2009, 18:21:07
Nachruf         29. April 2009

Bereits im Aufsatz # 259 „Hinterindische Tragik-Komödien“  wies ich darauf hin,
dass die teils makabren Geschichten oft einen ernsten Hintergrund haben.   

In den letzten acht Tagen wurden uns drei Todesfälle gemeldet.
Ein Spitalbesuch von Dick endete als Kremation.
Eine Hochzeit wurde kurzfristig umgeplant.

Wo sind die wesentlichen Unterschiede zwischen Hochzeit und Kremation?
A.   An der Kremation gibt es kein Karaoke.
B.   An der Kremation gibt es einen Betrunkenen weniger als an der Hochzeit.

Ich übte (für die Hochzeit):

Oh wie so trügerisch - sind Weiberherzen,
mögen sie lachen, mögen sie scherzen,
oft schwebt ein Lächeln - um ihre Züge,
- ist alles Falschheit, ist alles Lüge.
(La Donna è Mobile)

Als ich sah, wie Luciano Pavarotti** dazu becherte und trank,
wollte ich mein grosses Vorbild nicht vergrämen.
Deshalb sind Kommentare wie:
„Du scheinst "geistige Getränke" im wahrsten Sinne des Wortes zu Dir genommen zu haben.
Sie haben es offensichtlich ganz gut bei Dir gehabt.!“, völlig unnötig und zeigen mangelnde
Sachkenntnis. Die einzige Entschuldigung ist, dass der Verfasser meine themenbezogene
Titelauswahl und deren Tücken nicht kannte.

Luciano Pavarotti - La Donna È Mobile:
http://www.youtube.com/watch?v=xCFEk6Y8TmM

*
Giuseppe Fortunino Francesco Verdi
* 10. Oktober 1813 in Le Roncole bei Parma; † 27. Januar 1901 in Mailand.
Italienischer Komponist der Romantik. Berühmt für seine Opern.
La Donna è Mobile, aus Rigoletto von Giuseppe Verdi*
Die Uraufführung fand am 11. März 1851 in Venedig statt.

**
Luciano Pavarotti * 12. Oktober 1935 in Modena; † 6. September 2007
Pavarotti war einer der berühmtesten Tenöre aller Zeiten.


Bei der Durchsicht dieser Zeilen stellte ich fest, dass leider Verdi und Pavarotti auch
verstorben sind. Zudem kriege ich im Juni meinen Mietwagen nicht und kann deshalb
nicht nach Hause reisen, um meine Kinder zu sehen. Ferner verpassen wir die Spargelsaison.
Merke: Ein Unglück kommt selten allein! Nun brauche ich wirklich einen Psychopater, oder
etwas Schöngeistiges.
Ich muss ja schliesslich trotz allem noch die Vogel-, Schweine-, Fisch- und Fliegen-Grippen bekämpfen.
Mein PC hat einen Virenschutz. Ich nicht.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Planung
Beitrag von: Low am 30. April 2009, 23:04:41
Einkaufsplanung         23. / 30. April 2009

Aus den vorhergehenden Erzählungen erkennt ihr deutlich, dass wenn einmal der Wurm
im Gebälk bohrt, er kaum mehr zu vertreiben ist. Genauso erging es uns.

Chiang Mai ist zur Zeit temperaturmässig ein heisses Pflaster.
Die vorhergesagten 42 – 45 °C erlebten wir dank den frühen Regenfällen noch nicht.
Aber bei 38 °C die Klimaanlage einzuschalten war uns ein echtes Bedürfnis.
Doch unsere Fernbedienung war im Eimer.

Wir planten Farang-gemäss unsere Einkaufstour.
1. Nyomphanich für eine neue Fernbedienung.
2. AIA, Versicherungsprämien bezahlen.
3. Computershops, Zubehör kaufen – Schublade für Wechsel-Festplatten.
4. Samsung – Fernbedienung. 2. Anlaufstelle, falls Nyomphanich erfolglos.
5. Auf dem Rückweg: Wein kaufen und einige Kleinigkeiten fürs Abendessen.

Wir reisten zu Nyomphanich, in der Einkaufstasche die Fernbedienung RC 937.
Die Bedienung waren sehr nett und erzählte uns:
In den letzten Wochen erhielte Nyomphanich ungefähr fünfhundert defekte
Fernbedienungen. Samsung Chiang Mai oder Thailand hat keine Ersatzgeräte
am Lager! Auf Ende Monat erwartet Nyomphanich dreissig Fernbedienungen von
Samsung Singapore.

Deutlich angeknickt fuhren wir zu AIA. Die grosse Pleitefirma in Amerika. AIA Thailand
sandte uns mehrere Schreiben, dass der Laden in Thailand gesund sei und von der
Krise nicht betroffen. Es gab keinen Parkplatz bei AIA. Die Strasse links nach AIA führte
nicht zu einem Parkplatz, sondern zum streng behüteten Golfplatz der Armee.
Die müssen dort getarnt üben, denn der nächste Krieg wird nicht mit Atombomben,
sondern mit Golfbällen ausgetragen. (Mitteilung streng geheim.)
Dick parkierte dann auf meine Anweisung vor einem Restaurant. Ich schlürfte dort als
einziger Gast unauffällig einen ungeliebten amerikanischen Softdrink, während sie Geld
verteilen wollte. Aber AIA, der Pleitebetrieb, nimmt neuerdings keine Prämien mehr entgegen,
obwohl in dem Versicherungspalast mehrere hundert Leute angestellt sind. „Zahlen sie bei einer Bank!“
Neben AIA ist eine Bank von AIG. Dort hat Dick eine Reiseversicherung.
Die AIG Bank nimmt keine Gelder für die AIG Versicherung entgegen. Diese Bank ist vielleicht bloss
auf Geldwäsche spezialisiert. Ich weiss es nicht. Wir wurden jedenfalls an eine AIG Filiale verwiesen,
welche aber an der angegebenen Stelle nicht existierte.

Weil wir Samsung nicht mehr besuchen mussten, strich ich bei 40 °C im Schatten den
Computerladen ebenfalls.

Die Chefin im Weinladen, hoch soll sie leben, hatte erbarmen mit dem leidenden Farang
und spendete eine Flasche Negroamaro für den Euro-Neger.

Ich opferte darauf dem Buddha etwas Weihrauch. Unglaublich. Gestern bezahlten wir die
Versicherungsprämien. Heute holte ich bei Nyomphanich eine neue Fernbedienung aus
Singapore ab. Der ex Bräutigam wurde erfolgreich eingeäschert. Das alles dank einem kleinen Opfer meinerseits.

Spenden auf Konto: ....
EDIT: Kontonummer gelöscht!

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 02. Mai 2009, 12:37:58
Das EDIT war kein EDIT.
Das sollte ein Scherz meinerseits sein.
Aber es ist ja nicht der 1. April. Es ist Mai. Wonnemonat.
Sollte ich damit jemanden gekränkt haben, bitte ich um Verzeihung.

Weiter hiess es nicht:
Heute holte ich bei Nyomphanich eine Nymphomanin, sondern eine Fernbedienung.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Der fromme Angler
Beitrag von: Low am 02. Mai 2009, 15:10:06
Einige Threads: „Politik und Religion,“ „Bibel und Kichenkritik,“ „ Christliche Mission in Thailand“ 
und ähnliche sind im Wesentlichen nichts anderes als gigantische Worthülsen, endlose Zitate,
ohne Inhalt und Verpflichtungen.
Es gibt eine Erzählung, welche den meisten religionsgefärbten Threads den fruchtbaren Boden entzieht.

Der fromme Angler
Kurt Tucholsky

Bei Ascona im Tessinischen lebt ein Mann, der hat es mit der Frömmigkeit und liebt die Lebewesen
und alles, was da kreucht und fleucht. Gut. Nun angelt der Mann aber sehr gern. Und da sitzt er denn
so manchmal am Lago Maggiore und läßt die Beine baumeln, hält die Angelrute fest und sieht ins Wasser.
Und dabei betet er.
Er betet nämlich: es möge kein Fisch anbeißen.
Weil sich doch Fische immer so quälen müssen, wenn sie am Angelhaken zappeln, und das möchte
der Mann nicht, und da sendet er denn ein heißes Gebet nach dem andern zum lieben Gott,
Abteilung Lago Maggiore-Fische: es solle auch gewiß keiner bei ihm anbeißen. Und dann angelt er weiter.
O meine Lieben! Ist dieser Mann nicht so recht eine Allegorie, ja, ein Symbol? Das ist er. Dieser Mann muß
entweder ein alter Jude sein, oder, verschärfter Fall des Judentums, er ist bei den Jesuiten in die Lehre
gegangen. Er hat das Höchste erreicht, was Menschen erreichen können: er hat die himmlischen Ideale
mit seinen sündigen Trieben zu vereinen gewußt, und das will gekonnt sein. Den Fischen, die da bei ihm zappeln,
wird das ja gleich sein; aber ihm ist es nicht gleich, denn er hat nun beides: die Fische und die Seelenruhe.
Schluß, allgemeiner Ausblick:
Da sitzen sie am Ufer des Lebens ... oder am Meere des Lebens, das ist eigentlich noch schöner ...
da sitzen sie am Meere des Lebens und baumeln mit den Beinen und halten die Angelrute ins Wasser,
um den Erfolg zu fischen. Aber wenn sie schlau sind, dann beten sie dazu und sind: Fromme Huren;
soziale Bankdirektoren; demokratische Militärs und privatest die Wahrheit liebende Journalisten.
Sie angeln und sie beten.

Peter Panter
Die Weltbühne, 21.10.1930, Nr. 43, S. 632,


Kurt Tucholsky * 9. Januar 1890 in Berlin; † 21. Dezember 1935 in Göteborg.
Deutscher Journalist und Schriftsteller. Er schrieb auch unter den Pseudonymen
Kaspar Hauser, Peter Panter, Theobald Tiger und Ignaz Wrobel.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Oh wie so trügerisch...
Beitrag von: Low am 03. Mai 2009, 14:33:48
Oh wie so trügerisch...

Im Rahmen einer ausgewogenen Berichterstattung informiere ich in diesem Artikel chronologisch
über das schöne und mehr oder weniger zarte Geschlecht, nachdem ich zuvor über männliche
Untugenden schrieb. Beim blossen Betrachten der meist anmutigen hinterindischen weiblichen
Wesen kann man kaum ermessen, welche Abgründe uns da erwarten können.

Der TIP Zeitung vom 27. April entnahm ich, dass am 11. April eine 18 jährige Mutter in Sattahip
ihr sieben Monate altes Baby erstach. Danach versuchte sie vergeblich, sich umzubringen.
Als der 35 jährige Ehemann und Vater nach Hause zurückkehrte, erklärten ihm Schaulustige,
seine Frau sei unzurechnungsfähig und geistig gestört, weil sie Drogen nahm.

Bereits am 8. April beschwerte sich ein 31 jähriger Mann bei der Polizei, dass seine gleichaltrige
Frau ihm Untreue vorgeworfen und ihm aus Wut in den Penis gebissen hatte. Der Leidende
musste sein kostbares Stück im Krankenhaus behandeln lassen. Hoffentlich hatte die Therapeutin
ein zartes Händchen.

Am 3. April wurde die Polizei wegen eines Eifersuchtsdramas ins Banglamung Spital gerufen.
Die 43 jährige Gattin stach ihren 37 jährigen Mann mit einem Messer(chen) zweimal in die Seite.
Der Mann verzichtete auf eine Anzeige.

Vor einigen Wochen wurde Dick eine schöne Uhr von Gucci für 60 000 THB angeboten. Zwei Thai
Touristen aus Amerika hätten beim Spielen viel Geld verloren und müssten diesen Gucci Zeitmesser
quasi verpfänden. Sie würden die Uhr später zu einem wesentlich höheren Preis zurück kaufen.
Nicht all zu  weit entfernt von unserer Bleibe, steht eine Thailänderin seit kurzer Zeit auf der Strasse.
Ihr Mann feuerte sie, nachdem sie ihm Geld und eben diese Gucci Uhr klaute,
trotz monatlichem Taschengeld von 20 000 THB.

Gab es bei mir ähnliche Vorkommnisse? Ja, ich erlebte mehrere sehr kritische Augenblicke.
Das heisseste Ereignis war, als mir eine feurige Geliebte mit einer frisch geschliffenen
ein Kilogramm Axt den Scheitel etwas nachziehen wollte.
Bis ich mich geistig orientiert hatte und die Kontrolle übernahm, pinkelte ich mir vollautomatisch
erst einmal die Hose voll. Das realisierte ich erst später, denn die Axt hätte ja auch ins Auge gehen können.

Und welche weltbewegenden Nachrichten erlebt oder lest ihr? Schweinegrippe und Zugangsprobleme im Internet.

Für mich geht’s ab zur Schweinerippe. Lecker!
Da kann Mia ihre Beisserchen trainieren und obendrein mit einem Messer nach Lust und Laune herumstochern,
mit oder ohne Uhr, beide nicht von Gucci.

Mit trockenen Beinkleidern,
Low
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Blackmicha am 03. Mai 2009, 15:05:50
Zitat
Und welche weltbewegenden Nachrichten erlebt ihr?

Eilmeldung !!!

in der Thai Lounge im Susibum gibts keinen Alkohol  mehr ! >:(

nur noch Bier im Angebot !

Scheiss Kriese ! :'(
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Pachpicha am 03. Mai 2009, 18:44:50
Frage

BIER nur bleifrei.

Chang 6,4 Prozent  Singha 5, 2 Prozent
Alles ohne ALLOHOL
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Verträge
Beitrag von: Low am 05. Mai 2009, 12:45:51
Verträge      Mai 2009

Die Regierung benötigt Geld. Viel Geld. Die letzten Ressourcen werden erschlossen.
Jetzt werden auch die kleinen Marktfahrer und die Bauern zur Kasse gebeten.
Leute, die nie rechnen lernten. Wie sollten sie, wenn die Lehrer zu den grössten
Schuldenproduzenten der Nation gehören?
Wenn da eine alte zahnlose Frau den lieben Tag lang auf einer Bastmatte auf
dem Boden sitzend für eine Unmenge Kraut hundert Baht einnimmt, darf sie davon
sieben Baht abliefern. Die ganzen Aufwendungen und die Arbeitsleistungen dahinter
werden nicht berücksichtigt. Für den luxuriösen Sitzplatz werden ein paar extra Baht gefordert.

Die Lychee Pflanzer protestierten. Noch vor einem Jahr galt das Kilogramm zwanzig
bis fünfundzwanzig Baht. Dieses Jahr wurde der offizielle Preis auf fünf Baht festgelegt.

Aus familiären Kreisen vernahm ich, dass eine Firma einen Vertrag über den Anbau von
Ananas abschloss. Bei Abschluss wurde ein Preis von fünf Baht pro Frucht per Kilogramm
ausgehandelt. Jetzt, wo die Früchte reif sind, distanziert sich der Grossabnehmer von der Abmachung.
Zum Glück wurden nur zehntausend Setzlinge gepflanzt. Andere Bauern sitzen auf einer Million
und mehr Früchten fest. Solche Verträge sind offenbar nur für die Produzenten bindend.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Stuss
Beitrag von: Low am 06. Mai 2009, 14:25:05
Stuss         6. Mai 2009

Stets bin ich um ein gutes Verhältnis zu Menschen und Tieren bemüht. Ich versuchte
nicht nur mit den Menschen zu kommunizieren, sondern experimentierte immer wieder
mit Tieren. Mit den Hunden heulte, knurrte und bellte ich, sogenanntes Bell Canto*.
Zu Katzen war ich immer relativ kurz angebunden. Aber ich spiele gerne mit den Miezen.
Es müssen nicht Vierbeinige sein.

Und ich zwitschere gerne einen.

Neulich verrenkte sich Mia vor lachen fast die Kiefer, als ich in der Abenddämmerung
mit einem Frosch quakte. Der antwortete erneut lautstark autark** und wir konnten uns
während des Dialoges anschleichen.

Heute in der Frühe kam so ein Multisprachtalent von einem Piepmatz vors Schlafzimmerfenster
und meinte stinkfrech mehrmals zwitschernd:
„You have finished, Ki Niao!“
Der meinte sicher die Lebensabschnittpartnerin, wenn sich nicht irgend ein hinterlistiger
Nebenbuhler im Kleiderschrank versteckte. Ich vergass nachzusehen, bevor ich im Garten
den Fischen einen guten Tag wünschte.

Als ich diese meine Gedanken etwas später einordnete, erinnerte ich mich, dass ich nicht
der erste bin, der zu Tieren sprach. Es gibt einen berühmten Vorgänger, Bruder Franz von Assisi.***
Ich war seinerzeit in Assisi, allerdings nicht zu linguistischen oder rhetorischen Ausbildungszwecken.
Dort in der Nähe, in Torgiano, gibt es ein berühmtes Weingut mit dem Rubesco von Lungarotti im
Gutsbetrieb, Hotel und Restaurant Tre Vaselle.

Mit dem bescheidenen Wortschatz und der direkten Kommunikation, dürfte der heilige Franz
wesentlich weniger Stuss****, jedoch Reden mit essentiellerem Inhalt verbreitet haben, als dies
die (christlichen) Jünger der Hochtechnologie des Internets zuweilen in Foren zu tun pflegen.


*
Belcanto (von ital.: bel canto „schöner Gesang“) bezeichnet in der Musik die Gesangstechnik,
die in Italien zu Beginn des 17. Jahrhunderts mit der Oper entstand. Bis etwa 1840 war
der Belcanto die bevorzugte Technik für den Gesang in der europäischen Oper.


**
autonom
selbstständig, eigenständig


***
Franz von Assisi, italienisch: Francesco d'Assisi;
gebürtiger Giovanni Battista Bernardone;
* 1181/1182 in Assisi, Italien; † 3. Oktober 1226 in der Portiuncula-Kapelle.

Er lebte streng nach dem Vorbild des Jesus von Nazaret (sogenannte Imitatio Christi),
wie er selbst sagte, das Evangelium sine glossa, das heißt nach der Bibel ohne aufgesetzter Deutung.
Franziskus gründete den Orden der Minderen Brüder (siehe auch Franziskaner OFM,
lat. ordo fratrum minorum und Minoriten, lat. ordo fratrum minorum conventualium)

****
Über das Jiddische in die Neuzeit überliefert.
Seit der Rechtschreibreform ist Stuß Stuss.
Stuss wird in aller Regel durch Reden oder Schreiben produziert.
Die Menge des seit der Antike entstandenen Stusses ist bereits so unüberschaubar gross,
daß die Grammatik eine Pluralform des Wortes nicht mehr zulässt.

http://www.3vaselle.it/it/index.php
Titel: Die sexy Puppe und die Nudelsuppe
Beitrag von: Low am 07. Mai 2009, 13:20:11
Die sexy Puppe und die Nudelsuppe      2000 / 2009

Die Regierung benötigt Geld. Viel Geld. Die letzten Ressourcen werden erschlossen.
Ich weiss, ich wiederhole mich.

Eine vergangene Flamme, eher rundlich und sehr sexy, ihre Blusen waren am Busen
ständig am Zerreissen, brachte viele Farbkleckse in mein bis anhin eher unbeschriebene
Tagebuch.
Sie sah mich in meiner Wohnung, als sie meine Nachbarin besuchte. Alsdann zeigte sie
mir ihre schrill bunt gekleidete, wohlgeformte Üppigkeit relativ hautnah. Sie konnte nicht
schwimmen, aber sie wollte mit mir baden gehen. Bereits beim Betrachten meiner
europäischen Bademode, wurde ihr prallgefülltes Höschen etwas feucht.

Wenn sie mich besuchte, entdeckte ich öfters blaurote Würgemale am Hals.
Der ganze Körper war mit Schlagspuren und Blutergüssen in sämtlichen Farbtönen
von hellgelb bis dunkelviolett garniert.
Das sei ihr Mann gewesen, erklärte sie auf meine Frage. Ein guter Kerl, meinte sie.
Doch wenn er besoffen sei, verprügle er sie regelmässig unmässig.

Ich besuchte sie mal in ihrem Hühnerstall. Das heisst, ich sah mir eine bisher unbekannte
Gegend näher an. Reisfelder, Dämme, Kanäle, Scheunen, Hühner. Ein paar räudige Köter
verbellten mich. Ich suchte nach einigen Steinen um die lästigen Biester zu vertreiben,
die Tollwutgefahr* im Hinterkopf. Da heulte es plötzlich aus einem himmeltraurigen Verschlag
in Strassennähe wie aus einem überdrehten Lautsprecher:
„Low, Looooooow!“
Das war sie. Stolz präsentierte sie mir ihre Kinderschar. Von blond bis tiefschwarz
mit Kraushaar war alles vertreten. Väter von mindestens fünf Kontinenten!
Plötzlich hatte ich etwas Verständnis für den Mann, der Familienpflichten erfüllte,
ohne Vater eines einzigen Balges zu sein. Da blieben ihm wohl nur noch die schlagenden Argumente.

Sie war eine Frohnatur und nicht allzu doof. Sie eröffnete eine florierende Nudelsuppenküche,
nur für Mittagessen. Letzthin sprachen Beamte bei ihr vor und forderten Dreissigtausend Baht Abgaben.

Margen werden, wenn überhaupt, sehr knapp kalkuliert in Hinterindien. Wenn eine Suppe
zu zwanzig Baht verkauft wird und davon zwei Baht in die eigene Kasse fliessen, macht sie
bei hundert Suppen im Tag zweihundert Baht. Davon wird eine Familie satt. Vor allem,
wenn daneben noch etwas Landwirtschaft betrieben wird.
Bitter allerdings sieht es aus, wenn wir die Steuern berechnen. Die Dreissigtausend Baht
entsprechen dann Fünfzehntausend Suppen. Bei hundert verkauften Suppen im Tag,
arbeitet sie dann hundertfünfzig Tage im Jahr nur für die Steuern.

Was kann sie tun? Die Suppen verteuern?
Den Laden einem Polizisten verkaufen, der dann bestimmt keine Steuern bezahlt?
Einen Polizisten heiraten?
Sie macht vorläufig weiter.
Ihr Laden ist eine Kontaktstelle für viele Menschen. Sie verfügt über bemerkenswerte
gunstgewerbliche Fähigkeiten, die sich leicht vermarkten lassen. Ihr ist nicht wohl,
wenn sich während mehreren Stunden keine Kerle mit ihr abgeben.
Lieber Schläge als gar keine Liebe.



*
Die Tollwut ist eine seit Jahrtausenden bekannte Virusinfektion.
http://de.wikipedia.org/wiki/Tollwut
Titel: Kuhdung und Altertümer
Beitrag von: Low am 14. Mai 2009, 15:04:57
Kuhdung und Altertümer

Ein typischer alpenländischer Kuhfladen hat einen Durchmesser von etwa dreissig Zentimetern
und wiegt nass bis zu zwei Kilogramm. Der Fladen enthält stabilisierende unverdaute
Pflanzenfasern. Eine Kuh erwerkelt acht bis zehn Fladen am Tag. Aus deren Energie könnte
man ein Kilowatt Strom erzeugen.
Hinterindische Fladen enthalten mehr Flüssigkeit und etwas weniger Fasern.
Vergleichende wissenschaftliche Arbeiten betreffend Geschmack und Wurfeigenschaften
fand ich bisher keine.

Eine Sage zur Entstehung eines kulturhistorischen Meisterwerks.

Das attraktive Mädchen, besser die junge europäische Frau mit etwas chinesischem Charme,
war etwa tausend Wochen alt.
Sie sass auf einem dieser neumodischen Dinger, genannt Biciclette oder Fahrrad.
Hinter ihr schnaufte ein älterer Herr im Sattel schwer in der lauen, feuchten und
duftgeschwängerten Tropenluft, um den kurzen Abstand zu halten.
Es war nicht irgend ein Farang, der sich in eine Einheimische verliebte und mit ihr in den
noch kaum bekannten Ruinenfeldern um Sukothai radelte. Er war der Vater der übermütigen
sportlichen Schönheit.
Dann schlug ein unbarmherziges unausweichliches Schicksal zu. Das Rad der jungen Dame
geriet derart unpässlich in einen sukothailändischen Kuhfladen, dass der untadelig bekleidete
Herr mit den Bügelfalten durch die stinkige, gelblich-braune Jauche vollgespritzt wurde.
Die schuldbewusste junge Dame hielt kurz darauf an, sah ihren kotbespritzten Herrn Vater
und wollte sich sofort entschuldigen. Doch dem vernebelte der Lao Khao Frühschoppen
das Hirn derartig, dass er im Jähzorn einen Knüppel ergriff und seine leibliche Tochter mit
kurzer Hand erschlug.

Der leblose weisse Frauenkörper lag kaum in den Blättern und Farnen, da erkannte
der Mörder blitzartig, was er angerichtet hatte. Er prüfte hoffend Atem und Puls. Zitternd,
schluchzend, voller Schuldbewusstsein, sah er, dass er seine geliebte Tochter unwiderruflich
eigenhändig vom blühenden Leben in einen schweigend kalten Tod befördert hatte.
Seine Knie gaben nach.  Er schwitzte. Ihm wurde übel. Er verfluchte sich selbst.
Moskitos stachen ihn. Blutegel fanden ihr Opfer und brachten ihn gnadenlos zur Gegenwart
zurück.
Er wollte etwas tun, etwas Gutes, etwas Ausserordentliches. Vor allem wollte er diesen
kostbaren Körper nicht einfach irgendwo im Dschungel vermodern lassen.
Er sah sich um und gewahrte im hohen Gras und Gebüsch, herumliegende Säulenteile.
Stein-Skulpturen, Unmengen von Zeug. In monatelanger Arbeit errichtete er über dem
Leichnam eine Gedenkstätte, die heute als Wat Mahathat verehrt wird.

Epilog

Wat Mahathat habe ich nicht errichtet.
Ganz in der Nähe erlebte ich jedoch mit meiner Tochter einen Unfall dieser metabolischen
Art. Wir lachten uns damals fast krank. Noch heute kann man in meinem Gesicht und auf
den Armen Laubflecken oder Sommersprossen beobachten, die sich wenig von den
Jauchespuren unterscheiden.
Ich war mit Dick vor einigen Tagen am Wat Mahathat.
Vorsicht:
Ausserhalb des eingezäunten historischen Parkes sind die Wege immer noch mit Kuhfladen vermint.



Metabolismus ist ein Fremdwort für den Begriff Stoffwechsel.


Titel: Re: Kuhdung und Altertümer
Beitrag von: Buci am 14. Mai 2009, 16:59:19
Ganz in der Nähe erlebte ich jedoch mit meiner Tochter einen Unfall dieser metabolischen
Art.

Und was lernt man(n) daraus??   ???

Ein gutes und kompletes Fahrrad hat Schutzbleche über den Rädern. Man nennt die Dinger auch Kotflügel.   ;D

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 14. Mai 2009, 17:15:18
Wer weniger vornehm ist, kann statt "Kotflügel" auch "Scheißklavier" sagen! :D :D :D
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 14. Mai 2009, 17:32:45
Was ist besser:
Keine Schutzbleche und eine Geschichte?
Schutzbleche und keine Geschichte?

Der grosse Unterschied ist:
Ein Qualitätstourist wie Buci hätte ein Fahrrad mit Kotzflügeln gemietet.

Resultat: Im Kanton Graubünden der vereinigten Eidgenossenschaft gibt es trotz grossem
Viehbestand kaum buddhistische Tempel.

Ich habe darüber philosophiert:
Indien hat einen grossen Viehbestand.
In Indien gibt es viele Tempel.
Folglich haben die Fahrräder in Indien keine Schutzbleche.

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Schutzblech
Beitrag von: Low am 14. Mai 2009, 22:10:59
Philosophie: Leeres Geschwätz.
Das Qualitätsfahrrad, Marke Crocodile Sports,
hatte  Schutzbleche. (ohne Kotmagnet)
Titel: Susu Kambing
Beitrag von: Low am 15. Mai 2009, 13:54:47
Susu Kambing

Susu ist Malay und heisst Milch. Kambing bedeutet Ziege. Zusammengesetzt:
Ziegenmilch. Und ich handelte wie ein Schafskopf.

Als wir vor einigen Jahren aus der Schweiz nach Thailand zurückreisten, betonte Dick
immer wieder, sie benötige eine italienische Seife. Sie werde nur von Tesco-Lotus
verkauft.
Während zwei Wochen kauften wir bloss im Central Airport Plaza ein. Dick drängte nun
und wollte unbedingt die italienische Seife.
Also fuhren wir zu Tesco. Gleich am Haupteingang musste sie linkerhand auf die Toilette.
Ich besuchte rechterhand die Bank.
Danach kehrte ich zurück Richtung Bedürfnisanstalten. Ich sah eine grossgewachsene
Thailänderin an einem Verkaufsstand ausserhalb von Tesco intensiv auf Dick einreden.
Während dem rieb sie ihr geschäftstüchtig eine Salbe ein. Ich fand heraus, dass es sich
offenbar um ein malaysisches Schönheitsprodukt aus Ziegenmilch, Susu Kambing, handelte.
Die Dame quasselte unermüdlich auf Dick ein, die schlussendlich etwa achthundert Baht für
das Produkt hinblättern sollte und mich um Geld bat.
Ich wollte sie vor der beredten Verkäuferin und der malaysischen Ziegenmilch bewahren
und zeigte ihr demonstrativ meinen leeren Geldbeutel. Denn eigentlich waren wir unterwegs,
um italienische Seife zu kaufen.
Sie kramte in ihrer Tasche, fand einen Tausender und bezahlte ziemlich unglücklich, weil ich
sie offenbar blossgestellt hatte. Nachher rollte ich nach hinten in die Kosmetikabteilung von
Tesco, wo ich Dick dringend bat, nun die italienische Seife zu kaufen. Sie blickte mich
verständnislos an und wollte nicht.
Ich beharrte auf dem Kauf, schliesslich seien wir nur deswegen hierher gereist. Sehr betrübt
kramte sie nun in ihrer Tasche und gab mir die Seife. Ich hatte recht, das Zeugs war aus Malaysia. 
Ich fragte sie, warum sie kurzfristig zur Malayenseife wechselte.
Sie sagte, sie hätte diese Produkte jahrelang in ihrem Geschäft gut verkauft.
 
Ich erwiderte, das sei billiges Zeugs aus Malaysia. Die Seife bestehe in Wirklichkeit
wahrscheinlich bloss aus Palmöl unter Beifügung von einigen Prozent Ziegenmilch.
Sie erklärte mir, dass die italienische Seife halt leider eine Malaysische sei. Ihr sei
das Produkt vor Jahren als italienisch angeboten worden. Sie las weder die Verpackung,
noch die Beilage. Aber Sie liebte die schaumige Seife und deren Duft. 
Tesco selbst hatte keine Susu Kambing im Angebot. Die fanden wir ein andermal
zu einem Zehntel des Preises im Airport Plaza!
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Buci am 15. Mai 2009, 21:13:19
Was ist besser:
Keine Schutzbleche und eine Geschichte?
Schutzbleche und keine Geschichte?

Der grosse Unterschied ist:
Ein Qualitätstourist wie Buci hätte ein Fahrrad mit Kotzflügeln gemietet.

 :o  :o Du glaubst nicht etwa, dass ich in der Affenhitze, die meist herrscht, wenn ich mal da bin, mich auf einen Drahtesel schwingen würde?   :o  :o

Zitat
Resultat: Im Kanton Graubünden der vereinigten Eidgenossenschaft gibt es trotz grossem
Viehbestand kaum buddhistische Tempel.

Das ist auch gut so. Schliesslich haben wir genug Halleluja Hallen. In fast jedem Dorf und ist es noch so klein, zwei davon.   ;D

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 16. Mai 2009, 09:53:44
@ Buci

Mit einem Motorrad, dickere Reifen und höhere Geschwindigkeit, fliegt theoretisch
der Dreck noch weiter. Ob im Park Motorräder zugelassen sind, bezweifle ich.
In der Sukothai Kuhdreck Region dagegen sind Motorräder willkommen.

Vorsichtigerweise waren wir diesmal in einer Reisschüssel unterwegs.
Titel: Willkür und Gnade
Beitrag von: Low am 16. Mai 2009, 09:58:44
Willkür und Gnade                   15. Mai 2009

31. Januar 2009
Einem Engländer afrikanischer Abstammung wurde die Ausreise aus
Phuket nicht gestattet, weil angeblich sein Pass (Foto) manipuliert war.
Der Mann verlor seine Beherrschung und beschimpfte die Beamten.
Darauf wurde er verhaftet und erhielt einige Wochen Knast.

Eine Notiz der Einwanderungsbehörde sagt aus, dass Unhöflichkeit gegen
Beamte mit bis zu zwei Jahren Gefängnis bestraft werden kann.

27.4.2009
Das Gericht verurteilte den Engländer zu fünfhundert Baht Busse,
nachdem er seine Schuld eingestand.
Er erhielt seinen Pass mit dem nun ungültigen Visum zurück.
Für seinen verpassten Flug gab es keine Entschädigung der Fluggesellschaft.

15.Mai 2009
Ein Hotelier aus Phuket kaufte für den unglücklichen Gast ein Ticket.
Die Maschine startete heute Freitag um 15 00 Uhr, jedoch ohne den vom Pech
und der Behörde verfolgten Mann.
Die Immigrationsbehörde gab ihm keinen Ausreisestempel, sondern beorderten
das Opfer zu weiteren Abklärungen in das Büro in Phuket-Stadt. Unmöglich den
Flug noch rechtzeitig zu erreichen. Es dürfte relativ hart gewesen sein, lächelnd
die Klappe zu halten.

Freunde versuchen nun, für den Geprellten noch heute einen Flug zu finden.
Der erfolglose Muay Thai Boxer hätte anstatt zu maulen, vielleicht besser ein
paar saftige Maulschellen verteilt.
Der Name des Herrn: Simon Burrowes.
Ich wäre ja mit meiner mittlerweile bekannten subtilen Bösartigkeit imstande
gewesen, die Geschichte zu erfinden oder aus den Daumen zu saugen.

Vorsicht:
Ähnliches könnte jedem von uns zustossen.
Ich meine nicht das Daumensaugen. Persönlich bevorzuge ich Romeo & Julieta,
wenn mir schon eine Zigarre verpasst wird. Das ist dann Gnade.



http://www.zigarren-havanna.de/romeo-y-julieta-zigarren.php
 
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Louis am 16. Mai 2009, 23:24:44
Der Name des Herrn: Simon Burrowes.

Der wohl inzwischen berühmteste Tourist, der je in Thailand war. Im TIP eine unendliche Geschichte...
Titel: Fünf Hochzeiten und ein Todesfall
Beitrag von: Low am 17. Mai 2009, 16:22:10
Fünf Hochzeiten und ein Todesfall               Mai 2009

Eine kurze Reise verwies auf wirtschaftliche Schwächen in Nordthailand.

In Aufsatz 268 erwähnte ich eine Hochzeit, die am zweiten Mai stattfinden sollte.
Der Bräutigam vernebelte sich mit Drogen und brachte sich mit dem Auto unfreiwillig
am 27. April um.
Aus der geplanten Hochzeit wurde eine improvisierte Kremation.
Man kann sich getrost fragen, was länger hält.

Die nächste Verehelichung war für den 10. Mai angesagt.
Im Hotel in Uttaradit waren die Leute am 9. Mai mit weiteren vier Eheschliessungen
beschäftigt. Die Küche war total überfordert.

Früh um sieben Uhr verliessen wir Uttaradit, um die Strecke bis zum festgesetzten Termin
um 09 30 zu bewältigen. Da wenig Verkehr herrschte, waren wir bereits kurz vor neun Uhr
am Bestimmungsort. Keine Minute zu früh, wie sich zeigte. Die Menschen formierten sich
bereits zum Einzug in die Halle.

Es war die teuerste Braut, seit ich Hochzeiten besuchte. Der Sin Sod belief sich auf
200 000 THB. Dazu 20 Baht in Gold. Das sind etwa 300 Gramm. Zum Abrunden als
Sahnetörtchen noch ein Karat Diamanten. Ich weiss nicht welche Qualität, vielleicht
Top Wesselton v.v.s.i.. Und es war kein Schaukaufen.

Die Braut hat eine jüngere Schwester. Die dürfte mindestens so viel wert sein.
Ich witzelte einmal, ich hätte noch einen unverheirateten Sohn. Diese Nachricht
nahmen die Eltern mit Freude zur Kenntnis.
Ich bemerkte unter den Zuschauern an der Seite sitzend eine besser gekleidete Frau.
Sie hatte chronische Telefonitis. Kaum war ein langes Gespräch zu Ende, meldete sich
das Handy erneut. Sie war die Mutter des Bräutigams. Ob all der fernmündlichen
Konversation war es ihr unmöglich, dem Sohn während der Zeremonie beizustehen.

Diese Hochzeiten sind echte Börsen. Da wird säuberlich notiert, von wem wieviel.
Da unsere Gastgeber Dick bei ihrer letzten Party mit 6000 THB unterstützten, gab
Dick 7000 THB zurück. Wegen der Kremation verlor sie vorläufig fünftausend. Hoffentlich
findet die nie verheiratete Witwe bald einen Andern. Dann klingelt auch bei uns die Kasse.
Weil es sehr heiss wurde und sich einige Herren bereits in den Morgenstunden nicht
der feierlichen Handlung, sondern dem Alkohol widmeten, setzten wir uns frühzeitig ab.

Wir reisten über Wat Senat zum Amari Lagoon Hotel in Phitsanulok. Der Hotelbetrieb
ist etwas angeschlagen durch die Rezession. Von drei Restaurants wurden zwei geschlossen.
Trotzdem bieten sie ein reichhaltiges Mittagsbuffet zu hundertsechzig Baht, am Abend
zu zweihundert Baht an. Das Mittagsbuffet wird vor allem von Gruppen in Bussen frequentiert.
Im Hotel Meridien in Chiang Mai sind alle drei Restaurants geschlossen.

Mittags assen wir eine Kleinigkeit und bestellten eine Flasche Weisswein. Der war leider
so warm, dass wir ihn gut gekühlt erst nach den Tafelfreuden geniessen konnten.
Meine leichte Mahlzeit war ein Hühnersalat Hawaii. Hawaii bedeutet in Gastronomiechinesisch:
mit Ananas. Beispielsweise gibt es das Steak Hawaii und den Toast Hawaii. Das fein geschnittene
Fleisch wurde mit frischer Frucht gemischt appetitlich in einer halben Ananasschale serviert.

Am Abend stürzten wir uns aufs Buffet, warm und kalt, international, japanisch und Thai
mit einer fantastischen Auswahl an Früchten und Süssspeisen.
Wir bestellten einen Rotwein von Concha y Toro*. Weil der Weinkastenschüsselverwalter
nicht aufzufinden war, warteten wir eine halbe Stunde auf den Tropfen.
Währen dem trafen die ersten Terroristenhorden ein. Eine ältere übergewichtige Frau
war enttäuscht, als sie die japanischen Fischspezialitäten sah und äusserte sich lauthals,
dass sie hier keinesfalls essen könne. Dass es noch zwei Dutzend andere Angebote wie
Saltimbocca, Cordon bleu, vier verschiedene Sorten Teigwaren mit eben so vielen Saucen,
darunter Bolognese und Carbonara, Fisch, Curry, Bratkartoffeln, Reis, Salate, Thaifood und
weitere Leckereien gab, bemerkte sie anfänglich nicht.
Aus der Ferne beobachteten wir dann, wie sie stundenlang alles mögliche in sich hineinstopfte.


Fortsetzung folgt
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Buci am 17. Mai 2009, 17:40:52
Also.... Ich mag Low's Geschichten.   ;D
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 18. Mai 2009, 00:38:41
Hallo low,

manchmal wünsche ich mir, ich könnte mit dir zusammen auf Beobachtungstour gehen.

Das könnte der echte Überdrüber werden.  ;D

Titel: Fünf Hochzeiten und ein Todesfall II
Beitrag von: Low am 18. Mai 2009, 11:40:19
Fünf Hochzeiten und ein Todesfall


Am nächsten Tag reisten wir in die Gegend von Nakon Thai. Wir installierten bei den Eltern
eine Waschmaschine mit korrekten elektrischen Anschlüssen, Nullleiter, Erdung und Phase
über FI Schalter. Im Badezimmer tauschte ich die Wasserfilter aus.
Danach fuhren wir über Yaeng nach Phitsanulok zurück. Üblicherweise übernachteten wir
dort im La Paloma in einer etwas vernachlässigten Suite, Wohnzimmer, Schlafzimmer,
grosses Badezimmer zu 1250 THB. Diesmal verlangten die Leute 2500 THB, ohne dass
an den Räumen irgend etwas verändert oder saniert wurde. Dick war nicht bereit, für die
miefenden Zimmer so viel hinzublättern und wir kehrten problemlos ins gepflegtere Amari zurück.

Buffet gab es nicht. Die Ankömmlinge erhielten eine reich illustrierte Speisekarte,
damit auch sprachunkundige Gäste ihre Lieblingsspeisen bestellen konnten.
Wir waren spät dran und sahen, wie die wenigen Gäste bezahlten und sich in ihre Zimmer
zurückzogen.
Der Tisch mir der fetten, schnäderfrässigen Frau von gestern erregte Aufsehen. Die Kellner
rannten aufgeregt hin und her und überliessen schliesslich das Schlachtfeld einer jungen
englischsprechenden Auszubildenden.
Sie informierte uns über den Sachverhalt. Der weibliche Gast bestellte Huhn Hawaii, ohne
sich das Bild anzusehen. Anlässlich der Rechnungsstellung beschwerte sie sich, dass sie
Ananas nicht essen könne und deshalb nicht bezahlen würde.
Diese Gäste hätten die 120 Baht für einen Hühnersalat finanziell kaum belastet.
Dass das Personal für 2500 Baht im Monat schuftet, wissen sie nicht. Fehlbestellungen
und Zechprellerei gehen voll auf den Verdienst, gleich Minusverdienst. Ich als Kellner hätte
die Polizei gerufen, vor allem, weil irgendeiner am Tisch das halbe Huhn auffrass.
Anstatt zu beten: „ Gütiger Herr im Himmel, hilf ihr! Amen,“ ersetzte ich der geschockten
jungen Frau den erlittenen Schaden durch ein anständiges Trinkgeld.

Am nächsten Vormittag reisten wir gemütlich nach Sukothai, wo wir im angeblich besten
Hause mit Museum und Galerie nach einem Zimmer fragten. Leider funktionierte der Lift nicht.
Den konnte man wegen mangelnden Finanzen nicht reparieren.
Auf die Frage nach den Mahlzeiten wurde Dick erklärt, dass man die Logistik ausgelagert
habe und die Speisen von Drittanbietern zugekauft würden.
Mit diesem eher ernüchternden Bescheid reisten wir weiter.

Im Notfall gab es ja noch das Paylin Hotel.
In der Stadt fanden wir einen gemütlichen Kleinbetrieb. Die Lady wollte Cash fürs Zimmer,
weil die Kunden in letzter Zeit oft das Bezahlen vergassen.
Auch dort wurde das Personal zu den selben Dumpingpreisen entlöhnt. Nein, von entlöhnen
kann man da nicht sprechen, eher von bescheissen.

Wir besuchten die historischen Sehenswürdigkeiten ausserhalb des Parkes mit dem Auto.
Gähnend leere Parkplätze um das Areal verdeutlichten den Besucherrückgang. Eine Radtour
durch den Park war für den frühen Morgen vorgesehen.
Wir hatten etwas Mühe, Treibstoff zu tanken. Viele Tankstellen waren geschlossen.
Andere führten Khaonüng (91) nicht.

Das Hotel bot nur Thai Biere, keinen Wein, an. Der Chief Executive Officer liess es sich
nicht nehmen, Dick höchstpersönlich ins Weingeschäft zu chauffieren.
Nachher verwöhnte er uns eigenhändig mit seinem Spezialrezept, Spare Ribs süss sauer.

Das Wetter am nächsten Morgen war angenehm zum Radfahren. Wieder war der Parkplatz
am Haupteingang leer. Vor vier Jahren sah das etwas anders aus. Bei etwa
achtundzwanzig Grad knipsten wir einige gelungene Bilder. Der Lichtmangel im Gehölz liess
mich mit meiner Olympus SLR etwas albern aussehen. Für die schattigen Stellen benutzten
wir die empfindlichere Fuji Kamera.
Die Verkausbuden, ohne jegliche Kundschaft, boten den üblichen Ramsch an. Ein Buch
über Sukothai suchten wir vergeblich.
Gegen elf, als wir zum Big C weiterreisten, traf dann doch noch ein Bus mit einer Reisegesellschaft
ein. Im Buchladen fanden wir etwas Literatur, um Dicks viele Fragen zu beantworten.

Später reisten wir über die Nebenstrasse1327 Richtung Tung Saliam, dann auf der1048
nach Thoen und auf dem Highway Nummer 1 nach Lampang. Danach stoppten wir
am Rastplatz Kuntan. Wir kauften dort öfters preisgünstige Keramikgefässe für unsere
Orchideen ein, weil die Holzkistchen nach wenigen Monaten verrotteten.
Problemlos fanden wir einen Parkplatz in der Nähe des Eingangs. Doch das grosse
Verkaufsareal war verwaist und mangels Kundschaft geschlossen.


Nach der allzu trockenen Reiserei, möchte ich hier noch ein „Feuchtgebiet“ vorstellen:

*
Concha y Toro ist ein riesiger Betrieb in Chile mit 5100 Hektaren. Meine Tochter teilte
mir mit, dass allein die Bewässerungsleitungen etwa 2000 km lang seien.
Jahresproduktion über 130 Millionen Liter, nicht Wasser, sondern Wein.


http://de.wikipedia.org/wiki/Concha_y_Toro

http://www.zeit.de/2004/37/Concha-y-Toro


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Korrektur
Beitrag von: Low am 18. Mai 2009, 18:31:51
Entschuldigt, verehrte Leser, ich machte einen Fehler.

Bevor ich an den Pranger gestellt und als Schlitzohr deklariert werde,
nehmt bitte zur Kenntnis:
Das Hotel in Phitsanulok heisst nicht Amari Lagoon,
sondern Amarin Lagoon.

Weitere Auskünfte über Unterküfte erteile ich gerne mit PM.

Low, ohne Schutzbleche
Titel: DVD Betrügereien
Beitrag von: Low am 19. Mai 2009, 15:56:17
DVD Betrügereien               18. Mai 2009

Schwarz- oder Raubkopien sind seit Jahren im Handel erhältlich.
Jetzt kommt neue Technologie und damit ein weiteres Betätigungsfeld für Bauernfänger
und Beutelschneider.

Wisst ihr, was Blu-ray ist? Das ist der Nachfolger der DVD. Ein neues technisches Spielzeug
mit riesigen Speichermöglichkeiten. Pioneer erklärte bereits vor einem Jahr, bis zu 400 GB
auf einer 12 cm Multilayer Scheibe speichern zu können.

Technische Daten im Vergleich:

                                            CD             DVD             Blu-ray
Wellenlänge                    nm    780              650              405
Laserpunkt Durchmesser   um    2.1               1.3               0.6
Speicher Kapazität           GB    0.7               4.7                25

Blu-ray heisst die Technologie, weil der Lichtstrahl tiefblau ist, wesentlich kurzwelliger als rot.

Die Geräte und Software werden seit etwas mehr als einem Jahr angeboten. In Thailand sind
erste Einheiten auf dem Markt.
Vor etwa zwei Monaten erhielt ich die erste Blu-ray Disk. Ich wurde fast verführt,
im April in Singapore ein Abspielgerät zu kaufen. Wegen dem extremen Preiszerfall
verzichtete ich vorläufig darauf. Ferner betrug die Reaktionszeit nach dem Einlegen
einer Platte über eine halbe Minute.

Gestern nun stupste mich der Teufel und sagte zu mir:
„Schmeiss doch mal deine Blu-ray in deine DVD Maschine.“
Ein Wunder geschah: Mein fünfjähriges Gerät konnte Blu-ray lesen!
Unmöglich. Das war eine als Blu-ray getarnte DVD.


Gestank

Ich kaufte in Singapore bei Borders einige legale DVD. In Chiang Mai finde ich teilweise
die neuesten Filme, dafür aber sämtliche Revolver- und Horror-Platten. Ältere, oder
anspruchsvollere Titel suche ich meist vergeblich.
Einige Tage nach der Rückkehr aus Singapore stank es im Büro hin und wieder, wie wenn
mir einer auf den Schreibtisch gekackt hätte.
Ich schnüffelte und suchte. Ich schaute mir die Luftspalte zwischen den Elektronik
Einheiten an. Ich bearbeitete mein Aktenberg – Batch-Processing. Im Stapel fand ich nichts
anrüchiges.
Am nächsten Tag regte mich der Gestank erneut auf. Ich vermutete ein totes, vermoderndes
Tier hinter den Schreibtischen – nichts.
Einige Tage später fand ich die Ursache. Der farbige Aufdruck auf den DVD reagierte mit
der feuchten Luft und verursachte den Gestank.

Illegale Kopien aus Chiang Mai stinken neuerdings auch. Offenbar ist die Druckfarbe dieselbe.
Abhilfe: Neue DVD einige Zeit im WC aufbewahren! Dort ist der Gestank eher heimisch und
stört weniger.


Titel: Unerklärbares Verhalten von Hausangestellten
Beitrag von: Low am 20. Mai 2009, 16:13:25
Unerklärbares Verhalten von Hausangestellten                                                        19. Mai 2009

Nachdem wir unsere Bäuerin feuern mussten, arbeitete eine jüngere ledige Frau
ohne Kinder für uns. Sie war sehr gewissenhaft und notierte alle unsere Instruktionen
fein säuberlich. Sie arbeitete in unserem Haus rationell und sauber.
Nach etwa zweieinhalb Stunden war alles blitzblank und stubenrein. Sie half Mia bei
den Gartenarbeiten. Daneben hatte sie das Gästehaus zu betreuen und ebenso das
Haus mit dem Beauty Salon. Sie lebte dort.

Über Songkran wollte sie ein paar Tage Urlaub, den wir gerne gewährten und bezahlten.
Sie wollte bei ihren Eltern einen Mann treffen, der offenbar ein Auge auf sie geworfen hatte.
Die fleissige Frau hatte rund eine halbe Million auf ihrem Sparbuch. Ich vermute, dass er
die über dreissig Jährige vor allem um ihre Ersparnisse erleichtern will. Denn das Wort
Heirat fiel während dem Songkran Fest nie.
Der Mann reiste eines Tages mit zwei Kollegen an und als grosser Liebhaber verabschiedete
er sich bereits nach drei Stunden. Grundlos, wie mir scheint, denn an Songkran arbeitet kein
Thai, wenn er nicht in einem Supermarkt oder Krankenhaus angestellt ist.

Wir waren kürzlich einige Tage abwesend. Ich kehrte gerne in unser Anwesen zurück. Alles
wirkte sauber und gepflegt. Ganz anders war es im Haus mit dem Beauty Salon.
Die Frau benutzte tagelang das Badezimmer, ohne je die Haare auf dem Boden
zusammenzukehren, oder den fast blinden Spiegel zu polieren. Vor dem Kochherd in
der Küche glitt Mia auf dem Fett- und Öl-Film beinahe aus.

Wir beide, Mia und ich, verstehen das kaum. Solange Mia kommandierte, war die Wohnung
im Beauty Salon rein. Ohne Mias Aufsicht lebte sie dort offenbar so, wie sie es sich von zu
Hause gewohnt war. Gemütlich grauslich. Sie ist nicht die erste Frau, die sich so verhielt.
Wir kennen mindestens zwei weitere Fälle, wo die Sauberkeit im eigenen Hause eine
Nebenrolle spielte. Das sind die Hälfte.
Aber es ist ja möglich, dass der Fehler auf unserer Seite liegt und wir einfach zu pingelig sind.
Bei mir wäre das einfach erklärbar. Ich arbeitete mit Spurenanalytikern zusammen. Da waren
10E-11 Gramm Dreck bereits fünfzig Prozent. Analyse sinnlos.

Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust,
Die eine will sich von der andern trennen;
Die eine hält, in derber Liebeslust,
Sich an die Welt mit klammernden Organen;
Die andere hebt gewaltsam sich vom Dust
Zu den Gefilden hoher Ahnen.

Faust I, Vers 1112 1117
Johann Wolfgang von Goethe


Jetzt ist sie weg, Kremation eines Familienmitgliedes. Wir werden sie wohl nicht wieder sehen
(bis ihr Geld weg ist). TIT.
 
 


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 20. Mai 2009, 21:58:19
 :D :D :D
Gemütlich grauslich!!!
Werde ich in mein Ausdrucksrepertoire aufnehmen.
dass Thaifrauen durchaus Bemerkenswertes beim Putzen leisten können, weiß jeder, der in den großen Bangkoker Hotels gewohnt hat.
Ich kenne aber auch thailändische Privatwohnungen, die picobello sauber sind.

Erinnerst Du Dich an die klassische Thaibauweise, an die Holzhäuser mit den unzählichen offenen Winddurchlässen? In einem solchen Haus war Staub eine Normalität, man konnte sicher kaum so schnell putzen wie alles wieder verdreckte...
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 21. Mai 2009, 09:58:05
Unser Problem ist nicht, dass Thais nicht putzen können.
Das Wohnhaus ist meistens so sauber, dass man Birchermüsli vom Boden essen könnte.

Die Sache ist die, dass dieselbe Dame, die unser Haus putzte, selbst in unsäglichem Dreck lebte.
Das Haus gehörte  ihr nicht. Sie lebte dort auf unsere Kosten.
Solange ihr Mia daselbst täglich die Arbeit zuwies, war alles in Ordnung.
Als wir weg waren, kümmerte sie sich nur noch um unseren Wohnsitz und lebte selbst biblisch:
„Asche zu Asche, Staub zu Staub,“

Wir verstehen ein solches Verhalten schlecht. Es scheint aber zumindest in Chiang Mai üblich zu sein.
Unsere, beziehungsweise meine Raumpflegerinnen leben bis auf zwei Ausnahmen gerne mit
Schmutz und Kakerlaken zusammen. Geselligkeit?

Meine Schwiegermutter lebte jahrzehnte in einem Holzhaus, wie es drwkempf beschrieb.
Sie gewöhnte sich schnell an ihr neues Heim. Wenn sie nicht gerade krank ist, ist immer
alles blitzsauber, oder die erwachsenen Kinder sind zu Besuch.
Dann herrscht Chaos. Neuerdings lässt sie Chaoten gar nicht mehr ins Haus.

Als die Familie Songkran bei uns verbrachte, hatte der alte Herr eine Mordsfreude am Staubsauger.
So ein Ding musste er unbedingt auch haben.
Als er nach Hause zurückkehrte, gewann er einen Sauger in der Lotterie der Bank.
Titel: Sprachprobleme
Beitrag von: Low am 22. Mai 2009, 13:10:16
Sprachprobleme

Der TIP Kirchen- und Religions-Thread steckte in Personalfragen fest.
Ich erinnerte mich an den bekannten, auf Kernspaltspuren (1) (Fission Track) spezialisierten
Geologen Anthony J. Hurford. Wir arbeiteten eine Zeitlang im selben Labor. Tony stammte
aus England und sprach ein reines, schönes Englisch, nicht wie ich, mit Oklahoma Slang.
Tony datierte damals den bis anhin ältesten Menschen.(2) Ich betitelte meinen Beitrag im
Thread mit: „Adams Grossvater“  und verwies auf A. J.  Hurford.
Im Rückblick erinnerte ich mich an einige Geschichten aus dieser Zeit.

Anfangs der 70er Jahre nahmen Chinesen und Amerikaner über die Ping Pong Diplomatie (3)
erste Kontakte auf. In der Folge öffnete China seine Pforten weltweit.
Das einst komplett isolierte Land suchte plötzlich Kontakte aller Art.
Ein Gremium der besten Wissenschaftler Chinas mit fundierten Kenntnissen der neuesten
Fachliteruhr bereiste die Welt. Die wussten genau was sie wollten.
Sie brauchten Ausbildungs- und Forschungsplätze für ihre Spitzenkräfte. Ich konnte mich
dem China Trend nicht entziehen und durfte mit meiner damaligen Gemahlin, einer Chinesin
aus Singapore, an einem chinesischen Essen, gesponsert von der Volksrepublik China, teilnehmen.

Später konnten meine beiden Kinder gratis in den chinesisch Unterricht. Das ging so lange gut,
bis der kleine Sohn, vom Aussehen her damals ein Stockchinese, fliessend Chinesisch sprach.
Er gab spontan längere Monologe mit Showeinlagen, wundervoll, mit den richtigen Klängen
und Betonungen. Doch niemand verstand ihn, weil er das Chinesisch nur imitierte.
 
Plötzlich war sie dann da, die chinesische Spezialistin mit einer eindrücklichen Liste von
veröffentlichten Arbeiten. Ich hatte das zweifelhafte Vergnügen, die Dame am ersten Morgen
in die Grundlagen neuer Technologien einzuführen.
Ich war mich gewohnt, mit Menschen aus dem asiatischen Raum zu arbeiten und sprach
dementsprechend langsam und deutlich. Fachwörter notierte ich extra. Etwa nach zwanzig
Minuten meinte die Pekinesin zu mir:
„Khun Low, bitte sprich Englisch mit mir.“

Als sie am Nachmittag mit dem englisch sprechenden Anthony J. eine weitere Diskussionsrunde
hatte, bat sie ihn nach kurzer Zeit:
„Lieber Herr Doktor Hurford, sprechen Sie bitte Englisch mit mir!“
In China lernte sie offenbar nur Chinglish.

Einige Zeit später, es war Winter, schneite mein Lieblingschinese, Herr He, ins Haus.
Ein Onkel war ein hoher Funktionär und Herr He hatte entsprechende Beziehungen.
In China gab es damals nur wenige Telefone. Vielleicht auf 100 000 Menschen eines.

Wenn das Telefon im Labor klingelte, nahm Herr He gerne den Hörer ab, hielt das Ding
ans Ohr und hörte fasziniert stillschweigend zu, bis der Anrufende mehr oder weniger
frustriert wieder auflegte.
Ich erklärte meinem Schüler, dass er sich, nach dem Abheben des Hörers, mit seinem
Namen melden sollte.
Als es wieder klingelte, rannte er zum Telefon, riss den Hörer an sich und schrie ins Mikrofon:
„He !,“ dass man es im ganzen Hause vernahm.
Nun geschah das in der Schweiz, im Kanton Bern. Aus dem Berndeutsch in Schriftsprache
übersetzt bedeutet das kurze „He“:
„Entschuldigen sie bitte, ich habe sie nicht verstanden. Würden sie so freundlich sein und ihre
Aussage wiederholen.“
Die passende Antwort auf Berndeutsch wäre:“ Äuä!“ „Für wie blöd hältst du eigentlich
deine Umwelt?“ oder ähnlich zu übersetzen.  Es könnte ebenfalls vielleicht bedeuten.

Ich benötigte einige Tage, um Herrn He beizubringen, sich mit: „Universität, Doktor He
am Apparat,“  anzumelden.
„He?“

In einem Ramschladen fand Herr He Schlüsselanhänger, die auf Pfeiftöne antworteten.
Herr He war fasziniert von soviel Technologie auf engstem Raum und kaufte sich solch
ein preisgünstiges Wunderwerk. Er hatte damit nur ein Problem. Herr He konnte nicht pfeifen.

Eigentlich wünsche ich mir so ein Telefon.
Äuä.


1
http://www.wer-weiss-was.de/theme51/article1077959.html
2
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=662.msg54063#msg54063
3
http://de.wikipedia.org/wiki/Ping-Pong-Diplomatie

Ein Italiener, Massimo Rocchi, studierte die Phänomene um Äuä und He.

http://www.massimorocchi.ch/start/index.php

http://de.wikipedia.org/wiki/Massimo_Rocchi
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: namtok am 22. Mai 2009, 14:47:24
Zitat
Danach stoppten wir am Rastplatz Kuntan. Wir kauften dort öfters preisgünstige Keramikgefässe für unsere
Orchideen ein, weil die Holzkistchen nach wenigen Monaten verrotteten.
Problemlos fanden wir einen Parkplatz in der Nähe des Eingangs. Doch das grosse
Verkaufsareal war verwaist und mangels Kundschaft geschlossen.

Meinst Du damit den Thung Kwien Markt am Highway, also normal ist da immer was los  ???
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 22. Mai 2009, 15:34:44
Der Rastplatz Khuntan befindet sich einige km nach dem Elefanten Camp an der Strecke Lampang -  Chiang Mai.
Relativ gut signalisiert. Restaurant, WC, etc.. Ein richtiger Rastplatz, wie in Euroland, vielleicht etwas klein geraten, kein Markt.
Zugang vom Highway Chiang Mai - Lampang möglich.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: namtok am 22. Mai 2009, 21:37:24
Den offiziell ausgeschilderten Khuntan Rastplatz kenn ich auch, nur hab ich da noch nie irgendwelche Verkaufssände gesehen.

Aber ein Stop am Thung Kwian Markt, einige km nach dem Elefantencamp in die andere Richtung (Lampang) lohnt sich sehr, und auch mal weiter hinten schnuppern, für viele Thais ein Pflichtstop nach dem Trip in den Norden.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 22. Mai 2009, 22:35:38
Verkaufsstände gab es nicht. Nur ein Ladenlokal links vom Haupteingang.
95 % Ramsch. Die restlichen 5 % bereiteten mir zum Teil schlaflose Stunden, wie eine
Schnitzerei einer Guan Im, Kwan Yin. Bevor ich so etwas kaufe, schlafe ich immer eine Nacht.
Der Siebenschläfer hat verloren.
Oh nein, wenn das letzte Stündchen schlägt, verbietet der Kuckuck, etwas einzupacken.
Guten Abend, gut Nacht...
Titel: Geld, Money und Moneten
Beitrag von: Low am 24. Mai 2009, 14:06:15
Geld, Money und Moneten

Profuuu beschreibt jeweils schön, was die Mädels alles so draufhaben, den Reichtum
ihrer Ideen und die schnelle Analyse der Opfer.
Das ist in Nordthailand nicht wesentlich anders. Es gibt obendrein immer wieder Damen,
die ihre Ideen als semikriminelle Energie verwenden.
In der Geschichte:
„http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg51482#msg51482“
berichtete ich über die geklaute Uhr von Buci, die verkauft werden sollte.
Entschuldigt bitte, Es handelte sich natürlich um eine Uhr von Gucci!
Dieselbe Dame leidet kaum an Ideen zur Monetenbeschaffung: Ihr Farang-Gatte
kaufte seinerzeit einen Pick-up gegen Barzahlung. Sie fand später eine Bank, die
das Fahrzeug mit 400 000 THB belehnte. Wie die Bank den Kredit ohne Einbezug
des Ehemannes bewilligte, ist eine andere, fast unglaubliche Geschichte!
Der Ärmste ist krank im Spital. Jetzt will sie den Pick-up schnellstens für 100 000 THB
plus Bankschulden verhökern.

Wir suchten eine neue Raum- und Gartenpflegerin. Ohne viel Aufwand meldeten sich in
kürzester Zeit zwei Frauen. Die Erste wog vielleicht einen Doppelzentner.
Man sah ihr die Trägheit und das Fressvermögen von weitem an. Sie konnte sich nur schlecht
bewegen und musste bestimmt alle zwanzig Minuten futtern. Ohne sich je umzusehen,
verlangte sie gleich mal mehr Lohn. Ich befürchtete unter anderem verstopfte Toiletten,
Mehrarbeit für mich, und legte mein Veto ein.

Die zweite Bewerberin arbeitete bei einer mir bekannten Thai-Familie. Die haben vier Wagen.
Einen aus Japan, einen aus München und zwei aus Stuttgart. Dann stehen noch mindestens
zwei Mopeds herum. Ob der Fahrzeugpark bezahlt ist, vermag ich nicht zu sagen. Ich weiss nur,
der Putzfrau wurde ein anständiges Gehalt versprochen, so dass sie zusagte. Leider erhielt sie
in zwei Jahren nie den vollen Lohn, nur Teilbeträge und sie wurde stets auf später vertröstet.
Weil sie eine typisch arme, schlecht geschulte Thai ist, führte sie keine Buchhaltung und kennt
den Gesamtbetrag, den sie verloren hat, nicht.
Sie arbeite dort lange Stunden, betreute die kleine Tochter des Arbeitgebers des Morgens und
bereitete sie für den Schulbesuch vor. Abends war sie öfters Babysitter.
Wenn die Wohnung endlich sauber war, verschmutzen ein paar unerzogene Hunde den Platz.

Die Frau hat eine siebzehnjährige Tochter. Ihr Mann, arbeitsloser Trinker, durstige Seele und
Lao Khao Spezialist, kurz - eine verschnapste Dreifaltigkeit, wollte sich vor sechs Jahren im Suff
am Mädchen vergehen. Darauf schmiss sie ihn raus.
Was die Mädels alles so draufhaben!
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Buci am 24. Mai 2009, 16:18:06
Ich musste wieder in den Keller..  :D  :D  :D  Weitermachen!
Titel: Hammelfleisch und Steckrüben
Beitrag von: Low am 25. Mai 2009, 17:48:58
Hammelfleisch und Steckrüben

Ähnliche Gedanken, verschiedene Schreibweisen, dargeboten zur Auflockerung vom
gedrängt numerischen Low Stil. Einige Sätze eines erfolgreichen Suchenden,
eines grossartiger Schriftstellers:

Philosophen und Moralisten haben den Körper immer mit Skepsis betrachtet. Sie verweisen
darauf, dass die Befriedigung seiner Lust von kurzer Dauer ist. Ein Vergnügen ist aber
trotzdem ein Vergnügen, auch wenn es nicht ewig dauert. Es ist schön, an einem heissen
Tag in kaltes Wasser zu springen, auch wenn unsere Haut die Kälte schon nach kurzer Zeit
nicht mehr empfindet. Weiss wird auch nicht weisser, wenn es statt eines Tages ein Jahr lang
hält. lch betrachtete es seinerzeit als Teil meines Lebensentwurfs, alle sinnlichen Freuden
zu geniessen. lch fürchtete mich nicht vor Unmässigkeit. Ein gelegentlicher Exzess kann
durchaus anregend wirken. Er verhindert, dass Mässigung zu einer abstumpfenden Gewohnheit
wird. Es stärkt das System und beruhigt die Nerven. Der Geist ist oft dann besonders frei,
wenn der Körper satt und zufrieden ist; ja, manchmal scheinen die Sterne für den, der in
der Gosse liegt, noch heller als für den, der sie vom Gipfel eines Berges aus betrachtet.
Das stärkste Vergnügen, das der Körper empfinden kann, ist die geschlechtliche Vereinigung.
lch kenne Männer, die ihr ganzes Leben dafür gegeben haben; sie sind jetzt zwar alt, doch
ich habe, nicht ohne Überraschung, festgestellt, dass sie ihr Leben als erfüllt ansehen. Es ist
mein Pech, dass ich mich, bedingt durch meine anspruchvolle Natur, diesem speziellen
Vergnügen weniger intensiv hingegeben habe, als es möglich gewesen wäre.
Ich habe Mäßigung geübt, weil ich schwer zufriedenzustellen war. Wenn ich das eine oder
andere Mal die Personen sah, mit denen die großen Liebhaber ihre Bedürfnisse befriedigten,
war ich eher erstaunt über die Derbheit ihres Appetits, als daß ich neidisch auf ihre Erfolge
gewesen wäre. Offensichtlich muß man nicht oft hungern, wenn man willens ist, sich von
Hammelfleisch und Steckrüben zu ernähren.


W. Somerset Maugham
Die halbe Wahrheit
Diogenes Verlag Zürich, 1997


William Somerset Maugham   * 25. Januar 1874 in Paris; † 16. Dezember 1965 in Saint-Jean-Cap-Ferrat bei Nizza

http://de.wikipedia.org/wiki/William_Somerset_Maugham
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Buci am 26. Mai 2009, 02:42:20
Ähmmm... Schönsausfen ist auch möglich. Aber... nicht empfehlenswert. Irgendwann erwacht man(n) nämlich am nächsten Tag...   ;D

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Blackmicha am 26. Mai 2009, 02:47:15
Ähmmm... Schönsausfen ist auch möglich. Aber... nicht empfehlenswert. Irgendwann erwacht man(n) nämlich am nächsten Tag...   ;D



einfach nicht hinschauen ! absolut ignorieren ! 

ist nur mist , wenn du noch nicht bezahlt hast !   >:(
Titel: Das Wirtschaftswunder
Beitrag von: Low am 26. Mai 2009, 17:46:24
Das Wirtschaftswunder             Mai 2009

In der Geschichte 112 „Keine Karriere“ erwähnte ich die Ereignisse um eine strauchelnde
junge Frau. Sie ist gewiss nicht vom Schicksal begünstigt und eine Pechsträhne löste die
Andere ab. Zur Zeit ist sie in Behandlung im Universitäts-Spital. Sie hat irgendwelche
Probleme im Blut. Dem Lebenswandel entsprechend gäbe es einige unschöne Möglichkeiten.
Arbeiten kann sie nicht.

Ihre Tante, früher eine Art vermögender Dorffeldwebel, vielleicht sogar im Generalsrang,
wurde in den Strudel unschöner Erfahrungen mitgerissen. Zuerst finanzierte Tantchen
ein neues Motorrad, welches das Mädchen innerhalb von drei Jahre abzahlen sollte.
Nach nur zehn Monaten ist das ungepflegte Moped voller Kratzer, von zahllosen Notlandungen
auf dem Asphalt und sieht wesentlich älter aus, als das Rad der Tante, welches das verwöhnte
Kind verschmähte.
Dann verjubelte die Tante irgendwelches Gold für die Göre für eine Abtreibung in einer Privatklinik.
Später zeigte sich, dass die Tante vor etwa vierzig Jahren im Süden einmal verheiratete war
und zwei Söhne hatte. Trotz den zwei strammen Stammhaltern war sie nur eine von vielen
Frauen und sie ergriff damals empört und ausser sich das Hasenpanier, die Flucht in den Norden.
Hier wütete sie rachsüchtig und zerstörte unter selbstmörderischem Körpereinsatz möglichst
viele Familien, solange ihre Kasse stimmte. Sie hatte viele Männer, Husband genannt. Sie war
jedoch nie wieder verheiratet. Ihre Vergangenheit blieb ein Geheimnis.
Sie wurde älter und begnügte sich mit einem oder zwei zahlungskräftigen Kunden oder Liebhabern.
Vor einigen Monaten fanden die gewitzten Bübchen heraus, dass da ja noch irgendwo eine
Mutter war, die man nach Strich und Faden ausnehmen konnte, nach dem der Vater die beiden
Tagediebe und Taugenichtse (1) in die Wüste geschickt hatte.
Die Frau wehrte sich gegen die drohende Armut und versuchte auf verschiedene Weise
wieder etwas Bargeld zu ergattern. Sie kaufte im Ausverkauf ein paar Fernsehapparate,
die sie gewinnbringend weiterverkaufen oder zumindest vermieten wollte. Sie machte
die Rechnung, ohne die fiesen Tricks ihrer Landsleute zu berücksichtigen.
Die Mietapparate verlor sie innerhalb kürzester Zeit. Die Thais zahlten eine zu kleine Kaution
und die erste Miete. Dann wechselten sie samt TV das Domizil mit unbekanntem Aufenthalt.

Einer ihrer Wunderknaben, etwa dreissig Jahre jung, arbeitsscheu und partygeil,
vertrödelte einige Zeit in einem Tempel. Ich bitte um Verzeihung, wenn sich jemand durch
diese Wortwahl und Rücksichtslosigkeit angepöbelt führt, aber vertrödelt ist in diesem Falle
einzig richtig. Der Novize (2) ging nämlich zu Mütterchen und erzählte, wie stinklangweilig
es im Tempel sei, kaum auszuhalten und er benötige unbedingt einen Fernsehapparat um
überleben zu können.
Der Mutter perlten Tränen, die selbstlose Opferbereitschaft ihres Herzblutes anerkennend
und sie förderte das spirituelle Denkvermögen des geistlosen Idioten im Tempel mit einem Fernsehapparat.

Währenddessen lösten sich ihre Ersparnisse zusehends auf. Es gab Familienmitglieder zu
ernähren und Raten abzustottern. Vor allem das Moped war mit 60 000 THB ein rechter
Brocken, speziell, weil die junge Frau erwerbsunfähig ist.
Und sie alle, alle, Söhne, Brüder, Schwägerin, Nichten, Neffen sitzen im Haus der Tante und
warten alle auf Essen und ein Wunder,
das im fernen Bangkok von einem Herrn Abhisit angekündigt wurde.(3)

(1)
Gottfried Keller: Der Taugenichts
Gottfried Keller * 19. Juli 1819 in Zürich; † 15. Juli 1890 ebenda
http://de.wikipedia.org/wiki/Gottfried_Keller
http://www.mittelschulvorbereitung.ch/content/ssv/TE56kTaugenicht.pdf
http://www.zeno.org/Literatur/M/Keller,+Gottfried/Gedichte/Neuere+Gedichte/Jahreszeiten/Der+Taugenichts
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Novize
(3)
http://www.thailandtip.de/tip-zeitung/nachrichten/news/optimistischer-abhisit-wirtschaft-wird-schwarze-zahlen-im-vierten-quartal-2009-schreiben//back/2/
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 26. Mai 2009, 21:23:16
Ich geh mit Buci in den Keller! :D :D :D
Titel: Buci mit drwkempf im Keller
Beitrag von: Low am 26. Mai 2009, 21:44:59
Dann geh mit Buci in den Gottfried Keller:

Der Taugenichts

Die ersten Veilchen waren schon
Erwacht im stillen Tal;
Ein Bettelpack stellt' seinen Thron
Ins Feld zum ersten Mal.
Der Alte auf dem Rücken lag,
Das Weib, das wusch am See;
Bestaubt und unrein schmolz im Hag
Das letzte Häuflein Schnee.

Der Vollmond warf den Silberschein
Dem Bettler in die Hand,
Bestreut' der Frau mit Edelstein
Die Lumpen, die sie wand;
Ein linder West blies in die Glut
Von einem Dorngeflecht,
Drauf kocht' in Bettelmannes Hut
Ein sündengrauer Hecht.

Da kam der kleine Betteljung,
Vor Hunger schwach und matt,
Doch glühend in Begeisterung
Vom Streifen durch die Stadt,
Hielt eine Hyazinthe dar
In dunkelblauer Luft;
Dicht drängte sich der Kelchlein Schar,
Und selig war der Duft.

Der Vater rief: "Wohl hast du mir
Viel Pfennige gebracht??"
Der Knabe rief: "O sehet hier
Der Blume Zauberpracht!
Ich schlich zum goldnen Gittertor,
Sooft ich ging, zurück,
Bedacht nur, aus dem Wunderflor
Zu stehlen mir dies Glück!

O sehet nur, ich werde toll,
Die Glöcklein alle an!
Ihr Duft, so fremd und wundervoll,
Hat mir es angetan!
O schlaget nicht mich armen Wicht,
Laßt Euren Stecken ruhn!
Ich will ja nichts, mich hungert nicht,
Ich wills nicht wieder tun!?"

"O wehe mir geschlagnem Tropf!?",
Brach nun der Alte aus,
"Mein Kind kommt mit verrücktem Kopf,
Anstatt mit Brot nach Haus!
Du Taugenichts, du Tagedieb
Und deiner Eltern Schmach!?"
Und rüstig langt' er Hieb auf Hieb
Dem armen Jungen nach.

Im Zorn fraß er den Hecht, noch eh
Der gar gesotten war,
Schmiß weit die Gräte in den See
Und stülpt' den Filz aufs Haar.
Die Mutter schmält' mit sanftem Wort
Den mißgeratnen Sohn,
Der warf die Blume zitternd fort
Und hinkte still davon.

Es perlte seiner Tränen Fluß,
Er legte sich ins Gras
Und zog aus seinem wunden Fuß
Ein Stücklein scharfes Glas.
Der Gott der Taugenichtse rief
Der guten Nachtigall,
Daß sie dem Kind ein Liedchen pfiff
Zum Schlaf mit süßem Schall.
Titel: Nässe
Beitrag von: Low am 29. Mai 2009, 15:34:41
Nässe, am Liebsten in Flaschen abgefüllt.

Manchmal möchte ich ebenfalls in den Keller. Vor allem wenn ich mich daran erinnere,
dass da noch eine ältere Flasche Strohwein (Vin Jaune) aus dem Jura lagert.
Hierzulande ist leider nicht an Unterkellerung zu denken. Der Grundwasserspiegel ist
im allgemeinen zu hoch. Als wir seinerzeit im März bauten, war das Wasser etwa auf
einhunderachtzig Zentimetern tiefe. Beim Anbau des Beauty Salons waren wir nach
zehn cm im Wasser. Dieses Frühjahr hatten wir Schwierigkeiten aus neun Metern tiefe
genügend Wasser zu pumpen.
Vor den Rodungen und der Erstellung der Grossgartenanlagen Flora Rajapruek, warnten
verschiedene Experten vor einem Grundwasserrückgang in der Region Hangdong.
Auch ohne Keller brauchen wir auf die niedlichen Kellerasseln nicht zu verzichten.
Sie sind, wie viele Zeitgenossen, nachtaktiv. Asseln gehören nicht zu den Insekten,
sondern zu den Krebstieren.

Wesentlich interessanter einen Keller zu haben wäre es, wenn die Strassen im Dorf einen
Meter unter Wasser liegen. Man müsste bei so einer Gelegenheit einen Notsäuferausweis
haben, um all die schönen Flaschen retten zu können. Ich erinnere mich an das letzte richtige
Hochwasser. Da brachte die rührige Gemeindeverwaltung, war es vor den Wahlen, warmes
Essen und Kerzen zum Dorfeingang.
Wer der Flut widerstand, konnte sich die Schätze abholen. Ältere oder kranke Menschen
gingen meist leer aus. Man stelle sich einen Familienvater mit drei kleinen Kindern vor, wie er
die gespendeten Nahrungsmittel, säuberlich in Styropor verpackt, mit beiden Händen über
dem Kopf balancierend durchs Hochwasser watete.
Am Tag darauf war jeweilen Matratzentag.  Da wurden alle gefluteten Matratzen auf den
Strassen ausgestellt und getrocknet. Endlich wusste ich, warum verschiedentlich asiatische
Teesorten ein Aroma wie muffigen Matratzen entwickeln.
Titel: Horlogerie
Beitrag von: Low am 31. Mai 2009, 10:36:29
Horlogerie

Eigentlich sollte hier fast das Ende einer lange recherchierten Uhren Geschichte stehen.
Weil ich manchmal eine Nacht zuwarte, fand ich heraus, dass wir uns gegenwärtig mit
der Publikation selbst gefährden könnten.
Ich werde das Pamphlet bei der nächsten Gelegenheit unverändert einfügen.
Hier ist nur der Schluss des Aufsatzes:

Wenn einer in Hinterindien einen Kriminalroman schreiben will, braucht er keine
überwältigende Phantasie. Dumm stellen, Sehnerven aktivieren, Gehör einschalten,
die Klappe halten und das Gehirn nicht mit Alkohol oder andern Drogen (Frauen) betäuben.
Dann braucht es die Fähigkeit, die unglaublichen Darbietungen leicht verarbeiten können.
Das sind häufig die Grundlagen der Geschichten aus Hinterindien.
Es gibt Mitmenschen, die lachen sogar darüber. Ja, ich auch. Das ist vielfach der einzige
Weg,  dem Irrsinn zu begegnen.
Titel: Der barmherzige Samariter
Beitrag von: Low am 31. Mai 2009, 21:09:00
Der barmherzige Samariter       (1)     31. Mai 2009

Wenn ich in meiner alten Heimat irgendwo, vielleicht auf der Strasse, einen verletzten
Menschen antreffe und keine Hilfeleistung erbringe, mache ich mich strafbar.
Anders ist es in Hinterindien. Meistens flüchten die Fehlbaren bei einem Verkehrsunfall
sofort. Breite Zuschauerkulissen feiern das Ereignis gebührend und bewundern die
verblutenden Verletzten bis Fachleute von Polizei und Ambulanzen eintreffen. Das ist besser
als jegliches Fernsehen, denn das Blut ist echt. Stöhnen und Schreie sind wie in Dolby
Surround Pro Logic (2). Dazu kommen erregende Gerüche von Schweiss und Blut, Erbrochenem,
angesengter Technik, heissem Gummi und Schwaden von Verbrennungsrückständen der
Motoren, der in den klimatisierten Fahrzeugen sitzenden Neugierigen.

Reiseapotheken sind in vielen westlichen Ländern in Fahrzeugen als Standardausrüstung
vorgeschrieben. Warndreiecke sind seit Jahrzehnten gesetzlich verordnet, neuerdings
auch Rettungswesten. Eine Grundausbildung in Nothilfe ist für den Führerscheinerwerb
unerlässlich. Die sachgerechte Lagerung von Verunfallten wird geübt. Ausnahmesituationen,
in welchen Konstellationen man Opfer nicht bewegen darf, werden zumindest diskutiert.

Sofern man hier Glück hat und von einer Spitalambulanz geborgen wird, darf man damit
rechnen, dass die Sanitäter eine knappe Grundausbildung im Rettungswesen genossen haben.
Schlimm ist es bei privaten Rettungsfahrzeugen, teilweise ausgemusterten Überlandtaxen,
die Patienten gegen Provision in Krankenhäuser einliefern. Unausgebildete Personen schieben
die Opfer erbarmungslos, dafür rasch und ohne jegliche Triage (3) auf einer nackten Blechbahre
in die Karre und ab geht die Post über Stock und Stein.

Wenn hier vereinzelt Äste auf den Fahrbahnen anzutreffen sind, kann sie ein Sturm
heruntergerissen haben, oder sie markieren eine Panne oder einen Unfall.
Vielleicht ist die Pannenstelle bereits geräumt und die Fahrer vergassen schlicht,
Steinbrocken und Grünzeug zu entfernen.

Es könnte im LOS durchaus gefährlich sein, Verletzten auf der Strasse beizustehen.
Sofern keine Zeugen existieren die aussagen könnten (vor allem wollen), ist nicht
auszuschliessen, dass später die Gesetzeshüter annehmen, man kümmerte sich als
Unfallverursacher und Täter um die Opfer.

Mir erging es in den letzten Tagen ähnlich. Ich musste ohne jegliche Hilfeleistung anbieten
zu können zur Kenntnis nehmen, wie ein Mensch offensichtlich langsam abkratzt, oder krass,
wie hier  „Sterbehilfe“ (4) praktiziert wird. Zu meiner Entlastung kann ich anfügen, dass ich
das Opfer kaum kenne. Wir sahen ihn früher bloss, wenn er seinen Hund spazieren führte.
Doch fragte ich mich nach Ablauf der Ereignisse ernstlich, ob Ärzte, Pflegepersonal und Banken
nicht ihre Sorgfaltspflicht verletzten.

Übertrieben ausgedrückt war es, wie wenn einer beispielweise in Pattaya an den Ohren
in den siebenten oder neunten Stock geschleppt wird, bevor er aus einer Nische oder
einem Fenster stürzt und die Ordnungshüter später den fachgerechten Selbstmord eines
lebensmüden Farangs diagnostizieren.
Der Adler ist noch nicht gelandet. (5)

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Barmherziger_Samariter
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Dolby_Surround
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Triage
(4)
http://www.uwenowak.de/arbeiten/sterbehilfe.xhtml
(5)
http://de.wikipedia.org/wiki/Neil_Armstrong
Titel: Sparen mit und ohne Köpfchen
Beitrag von: Low am 02. Juni 2009, 15:38:00
Sparen mit und ohne Köpfchen                                             Mai 2009

Von den Reichen lernt man sparen, von den Armen lernt man kochen.
Sparen ist eine Tugend, Geiz eine Krankheit.
Sparen darf man nicht mit Horten verwechseln, bei dem Geld im Sparstrumpf,
unter der Matratze etc. zurückbehalten wird, ohne es anzulegen. So viel lernte ich
vom Internet über die Sittsamkeit des Sparens.

Im Dorf gibt es eine Familie, der in den letzten Jahren Millionen von Baht zu flossen. Die Frau
und Mutter schloss immer wieder Versicherungen für nahe Verwandte ab, die komischerweise
danach alle innerhalb weniger Monate verstarben. Vater, Bruder, Schwester. Sie wurden
ausnahmslos relativ rasch in der Nähe von Bangkok kremiert.
Einen Teil des Geldes investierte sie im Dorf unglücklich in Immobilien, ohne die Wohnsituation
der Familie zu erleichtern oder zu verbessern.
Vier erwachsene Personen leben auf etwa siebzig Quadratmetern mit mindestens vier
Klimageräten, deren Abwärme kaum entweichen kann. Der Wirkungsgrad der Kühlgeräte
ist bedingt durch die schlechte Isolation kümmerlich. Es gibt praktisch kein Gelände für
genügend Kühlung und Luftzufuhr.
Trotz dem dreifachem Hausbesitz im Dorf, fanden sich dessen ungeachtet keine Parkplätze
für die Fahrzeuge der Familie.

Noch gibt es unbebautes Land. Mit einem Teil des Geldes hätte ich mir da ein grosszügiges
Häuschen mit etwas Umschwung gegönnt. Doch seit dem die Leute über finanzielle Reserven
verfügen, wird hinterindisch akribisch (1) gespart.

Die Hausfrau und Mutter erklärte uns, wie sie im Monat alleine viertausend Baht für
elektrischen Strom einspart. Stichwort: Klimaanlagen.
Etwa zehn Kilometer von hier gibt es einen neuen Grossverteiler. Also morgens nach
dem Aufstehen, Duschen und der erfolgten Kriegsbemalung wird flugs das Ausgangstenue
angezogen, Klimaanlagen: AUS! Ab ins Auto und bereits zum Frühstück in den Grossmarkt.
Dort in der gekühlten Halle lässt es sich den ganzen Tag wohl sein. Hin und wieder nimmt
man ein preisgünstiges Häppchen, zum Beispiel SomTam zu nur neunzehn Baht, zu sich
und trinkt bei Bedarf etwas. Weil man das ganze zu zweit durchführt, spart man doppelt.
Sollte man sich langweilen, gibt es einen Beauty Salon.
In der Abteilung für Unterhaltungselektronik kann man sich jederzeit gratis einen Werbefilm
zu Gemüte führen. Manchmal ist die Tochter dabei. Damit wird der Sparfaktor verdreifacht.
Am Wochenende, nachdem der fleissige Ehemann zu Hause die Wäsche gewaschen und
gebügelt hat, erhöht sich der Multiplikator sogar auf vier.

Kluge Köpfe werden einwenden, das Auto benötigt doch Sprit. Zudem ist die Durchgangsstrasse
in Hangdong ständig so verstopft, dass das Fahrzeug eher mehr als zehn Liter auf hundert
Kilometer verbraucht. Ja, man tankt aus Spargründen Gasohol und das als Staatsangestellter
bei der volkseigenen Gratistankstelle. Schon wieder doppelt gespart!

Bei uns ist so ein Sparpotential leider nicht gegeben. Der Grund ist, dass die Stromrechnung
trotz des mindestens zweifach so grossen Hauses mit viel Umschwung keine tausend Baht beträgt.
Pech gehabt.



http://de.wikipedia.org/wiki/Sparen
(1)
http://de.wiktionary.org/wiki/akribisch
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 02. Juni 2009, 22:59:58
Da wirst Du ja nun auf vieles verzichten müssen ;)
Warum hält sich mein Mitleid mit Dir in so engen Grenzen???

Ich sach ma: Spare in der Not, denn da hast Du Zeit!

Unsparsame Grüße aus der sonnigen Pfalz
Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: namtok am 02. Juni 2009, 23:27:59
was ist eine "volkseigene Gratistankstelle  ??? " , jetzt wo die Spritpreise wieder anziehen wär das ganz praktisch  8)

Titel: Der Manna und Nektar Thread
Beitrag von: Low am 03. Juni 2009, 17:21:35
Der Manna und Nektar Thread

Fortsetzung der Geschichte „Sparen“.

Kilo Wattstunden und die Ewigkeit

Manche verstehen darunter auch Klo Wattierungen, oder gar nichts. Ich rechnete an Hand
meiner Stromrechnungen nach, wieviel die reiche Thailady auf siebzig Quadratmetern
Wohnfläche verbraucht. Von mir aus gesehen, ergibt das 2548 kWh im Monat. Wenn sie nur
die Hälfte verheizt, spart sie die viertausend THB.
Wieviel sie allerdings im Grossverteiler für das leibliche Wohl und die Schönheitspflege ausgibt,
darüber schweigen die Götter.

Zum Vergleich:
In der Küche vom Beauty Salon stehen zwei Kühlschränke. Im Salon gibt es ein Klimagerät
mit 9000 BTU, das nur bei Hitze läuft. Es hat ein kleines Heisswassergerät mit 2500 Watt
Leistung, vorwiegend für das Haarwaschen. Im Salon stehen zahlreiche elektrische Apparate
und einige Haartrockner.
Weiter versorgt das Haus die Wasserpumpe für zwei Häuser mit Strom.
Die Netto Wohnfläche entspricht etwa derjenigen des Hauses mit dem 2500 kWh
Bezug. Der Verbrauch im Beauty Salon liegt im Monat bei etwa 150 kWh.

Der grosse Unterschied ist, es hat etwas Umschwung mit schattenspendenden Bäumen
und Sträuchern. Der Wärmeaustauscher heizt das Haus nicht zusätzlich auf.

Eine Lösung für die fast 100 Kilo Baht pro Jahr Stromfresser wäre eventuell ein zentraler
Wärmeaustauscher etwas weg vom Haus, an der Strasse, der die vier Kühlgeräte über
isolierte Leitungen versorgen würde. Eine bessere Isolation des Hauses dürfte sich in kürzester
Zeit bezahlt machen.

Trotz kleinerem Stromverbrauch hätten wir ein wesentlich höheres Sparpotential.
Ich könnte den Weinverbrauch auf Null Flaschen pro Tag reduzieren und die Spitalbesuche
und ebenso die Medikamente streichen. Da wären bald einmal 25 000 Baht gespart. Aber was
habe ich im Nirwana oder in den westlichen Gefilden, wie Hölle oder Himmel davon?
Dort bleibt mir nur die Hoffnung, auf genügend Manna und Nektar Vorräte.(1)
Ich weiss nicht, wie bekömmlich Manna und Nektar sind. Vielleicht sind diese Delikatessen
geflügelten Posaunenbläsern und Harfenistinnen vorbehalten.

Überhaupt, irgendwo habe ich gelesen, im Himmel sei die Hölle los: (2)

Die Lobgesänge sind verstummt,
kein Schwein sing Hosianna.
Statt Nektar gibt es Alkohol
und Junkfood anstatt Manna.

Livebericht:
Ludwig Thoma * 21. Januar 1867 in Oberammergau; † 26. August 1921 in Rottach am Tegernsee.
Ein Münchner im Himmel (3)

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Manna_(Bibel)
(2)
http://www.verunsicherung.de/diskografie/im_himmel_ist_die_hoelle_los_texte.html
(3)
http://peterpanch.wordpress.com/2007/09/29/video-des-tages-ein-munchner-im-himmel-von-ludwig-thoma/
Deutsche Erklärung:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ein_M%C3%BCnchner_im_Himmel

„luja sag i,“
Low, immer noch ohne Scheinheiligenschein  .....

Möge der Herr Gnade walten lassen und Pfälzer und andere Fremdsprachige
sich an den bajuwarischen Offenbarungen erlaben lassen.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 03. Juni 2009, 22:34:40
"Möge der Herr Gnade walten lassen und Pfälzer und andere Fremdsprachige
sich an den bajuwarischen Offenbarungen erlaben lassen."

hat er, mein Lieber, hat er! :) :) :)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 04. Juni 2009, 17:35:50
Dafür will ich ein Opfer bringen. Ich werde etwas Weihrauch abbrennen.
"Luja..."


Dick hatte Mitleid mit einer blinden Losverkäuferin und kaufte ein Ticket.
Zur Zeit holt sie 4000 THB ab.

"Luja nomal, sag i."
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: namtok am 04. Juni 2009, 21:27:58
Das Wasser ist immer noch umsonst  ;D , vor einem halben Jahr kostete der Strom noch die Hälfte, bei langer Abwesenheit im kühlen Dezember einmal sogar nix  8) , nur bei der einen angeblichen "Gratistankstelle"  ??? war uns das Gedränge immer zu gross,  lieber woanders getankt und auf die 40 Satang Angestelltenrabatt verzichtet...
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 04. Juni 2009, 23:35:35
Sorry Namtok,
diese Tankstelle ist nicht öffentlich, dafür umso gratis.
Weitere Tips findest du weder im Tip, noch bei mir.
Stichwort: Eigenbedarf Regierung.
Titel: Haustiere
Beitrag von: Low am 04. Juni 2009, 23:49:41
Haustiere

Wir überlegten lange, wer die ohnehin im Garten lebenden Tiere ergänzen könnte.
Wir mochten keine aggressiven oder laute Tiere. Deshalb schieden Katzen, Hunde
und Hühner aus. Nachbars Katzen wüten bereits mörderisch im Vogelbestand.
Die alleingelassenen Hunde der Anlieger heulen fast Tag und Nacht. Gockel krähen zu jeder
Zeit, wenn sich einer des Nachts eine Zigarette anzündet oder irgendwo in einem Badezimmer
ein Licht angeht. Ein weiteres Problem ist der Kot.
Wir kriegen gratis Nachbars Katzenkot mit extremer Duftnote. Fremde Hunde kacken vor
dem Zaun auf die Strasse. Die Fäkalienbelastung sollte deshalb möglichst nicht vergrössert werden.

In einem Gästehaus in Sukothai weideten Kaninchen sauber das Gras ab.
Sie hoppelten durch das ganze Gelände, waren überall anzutreffen ohne zu belästigen.
Manchmal suchten sie gezielt den Kontakt mit den Gästen.
Die Kotbelastung war äusserst gering. Kaninchenkot ist relativ klein, lässt sich einfach
entfernen und bietet praktisch keine Geruchsbelästigung.

Wir improvisierten einen einfachen Stall aus Backstein mit einem Holzdach und einem Holzrost im Innenraum.
Dann erwarben wir drei junge Tiere. Zwei weisse und ein dunkelbraunes, zwei Weibchen und einen Rammler.
Wir setzten die Tiere vor dem Stall aus. Dort gab es Wasser und das gewohnte Trockenfutter.
Sofort begannen sie, mit den Grashalmen zu spielen und dann fingen sie an, das Gras zu essen.
Es folgten zaghaft kleine Exkursionen, einige Meter nur, dann hoppelten sie zum Stall zurück.
Nach drei oder vier Stunden erkundete das erste Tier die Veranda, setzte sich auf die Mauer
und begann in einem Orchideentopf zu nagen. Die zwei anderen Kaninchen erlabten sich
im Farngarten. Das kleine Schwarze spezialisierte sich später auf orange-rote Blumen.
Zwei der Tiere verbrachten die Nacht nicht im Stall. Sie bevorzugten die spärlich beleuchtete
Veranda. Am Tag darauf nahmen sie nur noch wenig Trockenfutter.
Dafür verwöhnte sie Dick mit Karotten.
Der Aktionsradius vergrösserte sich dauernd. Sie galoppierten mit weiten Sprüngen in die
abgelegensten Ecken. Sie entdeckten den Garten hinter dem Haus. Sie frassen alle wilden
Papayatriebe ab und verlustierten sich am Unkraut. Das grösste war der Chompuu,
der Rosenapfel Baum. Es gab unten noch einige wenige Früchte. Die genossen sie, bis sie
sich faul im Grase streckten. Nach einem kurzen Nickerchen, versuchten sie, die höher
wachsenden Früchte zu erreichen.  Sie standen auf die Hinterbeine, streckten sich,
wedelten mit den langen Ohren, vergeblich. Zu zweit schafften sie es, neue Früchte
zu ernten. Das Trockenfutter beachteten sie nicht mehr.
Dieffenbachie und anderem giftigen Grünzeug gehen sie aus automatisch dem Weg.
Kundinnen im Beauty Salon begutachten sie neugierig. Dick musste die jungen Chili Sträucher
vor ihnen schützen. Die Blätter wurden gnadenlos abgerupft. Demnächst wird wenig Suppe
serviert werden, weil das Gemüse fehlt. Dafür verzichteten sie freiwillig auf Lauchstangen.

Gegenwärtig bin ich am Bau des Lanna-Prunkschlosses aus edlem Tropenholz für die
muntere Bande. Ich kann nur hoffen, dass es rege benutzt werden wird.
Und in einigen Monaten wird einst Polenta mit Kaninchen in Rotwein unsere Menukarte
bereichern. Im Winter, wenn es dann in Chiang Mai kalt wird, kriegt Dick einen
Bikini Badeanzug aus Kaninchenfell.

 
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 05. Juni 2009, 03:22:07
Du wirst Dich wundern, wie sehr Dir Deine Pelznasen ans Herz wachsen können!
Von wegen Polenta, von wegen Angora-Bikini.
Man hat an solchen Hausgenossen solche Freude, vor allem, wenn sie richtig zahm werden...
Ich hatte über Jahre Farbratten als Haustiere. Sie waren absolut zahm, waren meine Kumpels, die sich an Feierabend mit mir auf der Couch herumgelümmelt haben. Ihr Tod ist mir in jedem einzelnen Fall entsetzlich nahegegangen.
Titel: Neues von Gucci – Die Hexe
Beitrag von: Low am 06. Juni 2009, 15:07:09
Neues von Gucci – Die Hexe      30.Mai 2009 / Juni

Vergleiche Einführungen:
(1)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg51482#msg51482“ 
(2)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg54521#msg54521

Aus leicht ersichtlichen Gründen musste ich bei dieser Top aktuellen Geschichte
etwas Vorsicht und gleichzeitig Zurückhaltung von Detailinformationen üben.
Der schwer kranke Farang, er verlor das Gehvermögen, wollte trotz allem vom Spital
nach Hause zurück, denn er hat den berühmten 49 / 51 Prozent Vertrag.
Seine betrügende Gattin, dies schien mittlerweile unbestritten, sprach mit Freundinnen
und erklärte: “Wenn er zurückkommt, gebe ich ihm den Rest.“

Offensichtlich ging es ihm noch schlechter. Er war nicht mehr in der Lage zu sprechen.
Es ging das Gerücht um, dass ihn Frau „Gucci“ vergiftete. Ich nahm an, es sei ein Nervengift.
Wie gesagt, das war bloss ein Gerücht.
Mia versuchte, beim Pick-up Verkauf als Interessentin in die Nähe des Hauses zu gelangen.
Ein kleiner Versuch, dem schwer Kranken Hilfe anzubieten. Die Festung liess sich leider nicht
knacken. Weiter exponieren konnten wir uns nicht.
Kein Gerücht war, dass Frau „Gucci“ bereits einen weiteren Farang an der Leine hatte.
So blieb mir bloss die Möglichkeit folgende Warnung auszusprechen:
„Sollte ein Farang in CNX in den letzten Tagen, vielleicht Wochen, eine attraktive Frau
gefunden haben, die ihm eine original Gucci Uhr anzudrehen versuchte, Hände oder noch
empfindlichere Körperteile weg, es besteht gegebenenfalls spätere Lebensgefahr.“

Im Dorf suchte sie dringend nach einem Darlehen von 50 000 THB. Es war nicht
auszuschliessen, dass sie Kapital für eine erforderliche baldige Flucht suchte.

Meine unbescheidene Frage ist, wo ist all der Zaster, es dürfte sich gegen eine halbe
Million Baht handeln, geblieben? Aber wenn wir die Summe mit den verschwundenen
Schulgeldern vergleichen, sind das Bagatellunfälle. Vielleicht suchten ja unsere Freunde
und Helfer im Chiang Mai Zoo nach Schulschwänzern. (3)

3. Juni
Die Situation für den Mann verbesserte sich. Seine Frau bekam eventuell kalte Füsse und
stellte die Behandlung ein. Sie konsultierte abermals ihren Wahrsager, der sie seinerzeit
mit dem Hausmittelchen für den Gatten versorgte. Der einstmals Kranke sprach,  ging und
vor allem  b e z a h l t e  wieder.
Meine Frage ist: Wie lange?
Da die einheimischen Weiber die Gepflogenheit haben bei Unsicherheit stets in Gruppen
zu agieren, erhielten wir von einer Zweifelnden, sie wollte Dicks ausserordentliche Fähigkeiten
in Anspruch nehmen, die Mitteilung:
„Der berühmte berüchtigte Wahrsager sollte erneut gegen uns eingesetzt werden. Er teilte
den entsetzten und enttäuschten Kundinnen mit, dass Dick offenbar eine Gross-Meisterin
der Magie sei und dass leider seine überirdischen Kräfte ihr nicht gewachsen seien.“

Da könnte ich ja der geliebten Hexe für die Johannisnacht (23.24. Juni) einen neuen Besen schenken. (4)

Johannis-Feuer sei unverwehrt,
Die Freude nie verloren!
Besen werden immer stumpf gekehrt
und Jungens immer geboren

Johann Wolfgang von Goethe 28. August 1749 in Frankfurt am Main; † 22. März 1832 in Weimar

(3)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=2545.0
(4)
http://books.google.com/books?id=rP546IAEBpIC&pg=PA42&lpg=PA42&dq=Hexen+Johannisnacht&source=bl&ots=k5JELzdQLH&sig=kI5xCGYrsHLHlqbILC0-8U0mbkU&hl=de&ei=nw0qStDgKYGHkQXdmeDwCg&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=10#PPA42,M1

Wenn einer in Hinterindien einen Kriminalroman schreiben will........


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 06. Juni 2009, 20:21:52
Du bist halt ein Glückspilz! Nicht nur eine hübsche, charmante, liebevolle und auch noch intelligente Mia, jetzt hat sie auch noch überirdische Power!!!!
Aber das wußtest Du doch eh' schon längst...

Kein Wunder, dass ihr beneidet werdet. Deine liebe Mia hat es schließlich mit Dir auch nicht gerade schlecht getroffen.

Der arme Teufel mit seiner Qualitätslady dagegen kann einem nur leid tun.
Titel: Gesiebte Luft
Beitrag von: Low am 06. Juni 2009, 21:12:13
Wolfram danke.

Welche Droge wirkt so, dass ein Kerl gehbehindert wird,
nicht mehr sprechen kann und nach einigen Tagen ist alles wieder
normal?
Ich habe ein paar wüste Erinnerungen an meine Tage in der Pathologie.
Das waren durchwegs Einweg Medikamente.
Die Anwender wurden gefasst und es gab für sie gesiebte Luft für Jahre.
Titel: Ochsen und Esel
Beitrag von: Low am 07. Juni 2009, 15:33:08
Ochsen und Esel         Juni 2009


In einer Siedlung des gehobenen Mittelstandes, mit trutzig uniformierter, dennoch absolut unfähiger Wachmannschaft,
Mäuerchen, welche zum Hochsprung animierten und weiteren unsichtbaren Sicherheitsmassnahmen, gab es Gärten,
die gemäht werden mussten.
Der oberste Chef, ein Batzenklemmer und Leuteschinder erster Güte, dachte verzweifelt nach, wie er in der jetzigen 
Flaute ein paar Satang sparen könnte.
Er ersetzte den Mann mit dem Rasenmäher, der die Gärten jahrelang klaglos betreute, durch einen Bauern mit
einigen Ochsen, offenbar ohne seine Kunden, die Haus- und Gartenbesitzer zu befragen oder zumindest in Kenntnis zu setzen.

Eine alleinstehende ältere Witwe hatte als einzigen Beschützer einen kleinen Hund. Eines Morgens, als sie Köterchen
in den Garten liess, herrschte alsdann ein wüstes Gebell und Gekläffe. Sie schaute nach und entdeckte, dass das Hunterl
(nach Schwejk) Grund und Boden gegen zwei grosse Ochsen verteidigte. Er biss den einen ins Bein und vielleicht etwas
schmerzhafter, in den Sack. Dem andern Eindringling bellte er ein Lied ins Ohr und biss dabei einige Male kräftig zu.
Der Frau gelang es, das Hündchen zu beruhigen. Sie telefonierte einem Veterinär, der die verletzten, blutenden Ochsen
behandelte. Später kam der Bauer, nahm seine lädierten Tiere in Empfang und trottete mit ihnen davon.

Einen Tag darauf stand der Bauer vor der Tür. Er wollte Geld. Er sagte: „Der Ochs ist tot.“
Die Frau wollte wissen, wo der tote Ochse sei. Der Bauer sagte, er hätte ihn eingegraben, beerdigt. Die Frau
hakte nach und fragte, wo der Ochs begraben sei. Der Bauer meinte, im Boden. Die Frau antwortete, ohne
toten Ochs kein Geld und liess den verdutzten Bauern stehen.
Einen Tag später kamen drei Männer. Sie wollten Geld für den dahingegangenen Ochsen. Die Frau wiederholte,
ohne Ochs kein Geld, wo der Kadaver sei?
Nun lautete die Auskunft, sie hätten ihn in den Fluss geschmissen.
Darauf wurden sie eindeutig frech und drohten: „Wenn du nicht bezahlst, bringen wir dich um!“
Die mutige Frau rief die Polizei. Als sogar die Beamten die offensichtlichen Widersprüche und Lügen der drei
Ganoven bemerkten und diese unverblümt die Frau weiter bedrohten, nahmen sie die unverschämten Kerle mit.
Die sassen über Nacht im Gefängnis. Ihre wenig putzigen Weiber besuchten sie, flennten, zeterten und keiften,
bis die verdatterten Lümmel zugaben, den Ochsen im Suff teilweise verzehrt zu haben.
Vermutlich benutzen die geistreichen blauäugigen Sachbearbeiter in der Siedlung „zur eingeschränkt frohen Aussicht“
in Zukunft wieder hunderesistente Gärtner mit Rasenmäher.




Schwejk
http://de.wikipedia.org/wiki/Der_brave_Soldat_Schwejk

 


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 08. Juni 2009, 05:40:07
Hallo, Low

Du bist ein zynischer, aufmerksamer Poet.

Beim Lesen deiner "Ergüsse" (?) durchrieseln mich Gefühle in erstaunlicher Fülle.    Weiter so!
 

Glückwunsch und Grüsse

Achim
Titel: Danksagung
Beitrag von: Low am 09. Juni 2009, 14:13:44
Danksagung

Unter Umständen fragten sich einige kritische Leser:
„Warum sitzt der Kerl ungeachtet seiner bösartigen, sarkastischen und zynischen (1)
Geschichten aus Hinterindien trotz allem in Thailand?“
Die Antwort ist einfach. Ich mag diese Erlebnisse. Wenige berühren mich direkt.
Meistens besteht eine gewisse Distanz. Wir lernen aus den Geschehnissen und agieren
in ähnlichen Fällen unter Umständen richtig. Das führt in extremen Situationen zu einer
Art Inseldasein. Das stört mich kaum. Irgendwie bin ich ein geborener Insulaner. Anstatt
Flaschenpost gibt es die zuverlässigere Email.
Wie viele Flaschen versandte ich in meinem Leben, in Aare, Rhein, Nordsee, Mittelmeer,
Mississippi, Südchinesische Meer, Mekong, ohne je eine Antwort zu erhalten?

Gibt es in Europa nicht ähnliche Begebenheiten?
Ich verwies bereits am Anfang meiner Erzählungen auf die Schriften von Jeremias Gotthelf,
der vor Hundertfünfzig Jahren die Bewohner einer kleinen Region, des Emmentals,
durchleuchtete und eingehend beschrieb.
Die Schulung der Menschen veränderte dort vieles. Der Grundtenor, die flatterhaften Seelen
und die uneinsehbaren Abgründe im Denken, die launige Triebhaftigkeit blieben in vielen Fällen konstant.
In meiner näheren Umgebung hierzulande  beobachte ich ähnliche Phänomene.(2)


Meine Gegenfrage lautet, wäre es anders in Europa?
Ganz bestimmt.
Würde ich mich leichter damit abfinden?
In gewissen Fällen sicher.
Wem Recht, Verträge, Garantien, Versicherungen, und geregelte Abläufe ein ernsthaftes
Anliegen sind, hat es in Fernost bestimmt nicht einfach.
Ein Pedant (3) kann sich das Leben hier zur Hölle machen. Es gibt Liebhaber solcher Praktiken,
geistige Masochisten (4), die sich bemühen, anzurennen und anzuecken und sich selber
toll finden. Ohne speziell danach zu suchen, traf ich immer wieder solche Mondkälber.

Mir machen die Unzulänglichkeiten des Gastlandes und der meisten Bewohner wenig aus.
Im Laufe der Zeit verschenkte ich die meisten meiner gesammelten angehäuften, teuren,
schönen aber im tiefsten Sinne nutzlosen Gegenstände in Europa.
Ich beschränkte mich anfänglich auf weniges in Thailand. Dennoch belastet mich wieder
eine Sammlung von schönen Dingen, die ich eines Tages nicht mit mir nehmen kann.

Die allerletzte Frage:
„Könnte ich hier alles aufgeben und in Europa leben?“
Wenn ich das machen würde, wäre es ein schmerzhafter, langsamer Selbstmord,
denn ich ertrage die Kälte kaum noch. Sogar in einem gut beheizten Haus beeinflusst mich
die Kältestrahlung negativ. Das ist schlecht erklärbar, aber in meinem Falle eine Tatsache.
Es gibt Thais, die anhand meiner Ohren behaupten, ich sei kein richtiger Farang.

Deshalb geniesse ich mein Dasein im Fortsein. Ich erfreue mich an der Wärme
des Klimas und meiner Lebensabschnittsbegleiterin.  Eine reife Frau. Trotzdem ein romantisch
veranlagtes Mädchen, wie ich es in meinen Träumen während Jahren vergeblich suchte.
Ich danke für dieses Glück, wem auch immer der Dank gebührt.

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Zynismus
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Ph%C3%A4nomen
(3)
http://de.wiktionary.org/wiki/Pedant
(4)
http://de.wikipedia.org/wiki/Masochismus
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Ge-ben-ba? am 09. Juni 2009, 18:08:52

Du sprichst mir aus der Seele.

Großen Dank auch an Dich,
daß Du Deine Erfahrungen
hier mit uns teilst.

Grüße
Ge-ben-ba?
Titel: Gründe und Abgründe
Beitrag von: Low am 11. Juni 2009, 09:59:16
Gründe und Abgründe

Möglicherweise war ich etwas kurz mit meinen Begründungen, warum ich in Thailand lebe.
Ein weiterer gewichtiger Grund ist sicher, dass ich mir hier eine solide Infrastruktur mit Häusern
und Gärten aufgebaut habe. Ich wäre wohl nicht mehr in der Lage, diese Leistungen irgendwo zu wiederholen.
Andere Gründe sind die gute Erreichbarkeit von Spitälern mit ausgebildeten Fachkräften und deren vorbildlichen
und preisgünstigen Dienstleistungen.
Die Einkaufsmöglichkeiten im Raum Chiang Mai erreichen fast westlichen Standard.

Es ist mir klar, dass ich dass ich ohne Dicks Hilfe kaum überlebt hätte. Sie kam
zum richtigen Zeitpunkt und sie ist eine Ausnahme.
(1)
 
Ich war mich gewohnt, wissenschaftliche Apparate auf Eignung und Spezifikationen zu überprüfen. 
Das machte ich dann auch mit den hiesigen Damen, wobei ich wissenschaftlich wegliess. Viele Eignungstests
waren interessant, aber nicht mehr. Nach einer harten Scheidung bemühte ich mich während Jahren vergebens,
eine angenehme Begleiterin zu finden.

Dazu erinnere ich mich an die folgende Zote.(2)
Kurt verlor seine Frau. Ich weiss nicht, ob sie davonlief oder verstarb.
Ein Freund fragte: "Kurt, du bist einsam, du siehst schlecht und ungepflegt aus. Möchtest du nicht wieder heiraten?"
Kurt antwortete entschieden: "Nein."
"Warum denn nicht?"
Kurt meinte darauf:
"Eine bessere Frau kriege ich nicht,
und eine gleiche will ich nicht mehr!"

Vor mehr als dreissig Jahren arbeitete ich im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Die Arbeit machte wirklich
Spass und die Technik war phantastisch. Dennoch wusste ich nach kurzer Zeit, dass ich mit der Mentalität
der meisten amerikanischen Frauen etwas Mühe hatte.
Ganz schlimm fand ich es im mittleren Westen, wo man Mädchen unter sechzehn Jahren verheiratete,
nur um zuvor zu kommen, dass die Nachkommen zu früh kommen.
Mir wurde wiederholt die Möglichkeit geboten, im mittleren Westen zu leben und zu arbeiten. Doch die Denkweise
im privaten Bereich, die beziehungslosen, oft fehlenden Begriffe von Kultur, die Lebensgewohnheiten mit den
schrillen Partys blieben mir fremd. Das einzige Lebensziel war oft die Anhäufung von Dollars.

Im Staat Oklahoma herrschte immer noch die Prohibition. Ich wohnte in Tulsa im Hotel Hilton. Als ich dort
an einem heissen Augusttag ankam, war es nicht möglich, ein Bier zu bestellen. Ich musste erst Klubmitglied werden.
Dafür erlebte ich, unvergesslich, eine für mich eigentlich erledigte Vergangenheit, das unsichtbare Reich,
die Jahresversammlung des Ku Klux Klans mit Zipfeltenues und brennendem Feuerkreuz.(3)

Ich kannte damals bereits einige Länder Südostasiens. Der ferne Osten lag mir bedeutend näher, als der wilde Westen.

(1)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg37756#msg37756
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Zote
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Ku-Klux-Klan

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 11. Juni 2009, 20:47:04
Lieber Rolf,

Dick und Du sind einfach ein erfolgreiches Gespann.
Aber wie Du schon sagst, eben doch eher die Ausnahme von der Regel.

Ich glaube ja, dass man auch ohne Thai-Anhang in Thailand ganz gut leben kann - jedenfalls wenn man finanziell hinreichend abgesichert ist :-)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 11. Juni 2009, 21:56:10
Hallo Wolfram,

Du hast recht. Man könnte ohne Thai Anhang gut in Thailand leben,
sofern man Miethäuser, Mietwohnungen oder Hotelunterkünfte schätzt.
Eine Vertrauensbasis für Mietobjekte ist jedoch kaum gegeben.
Ein Vermieter kann über dich jederzeit nach Gutdünken verfügen.

Das war einer der Gründe in Europa, mich von den Landvögten unabhängig zu machen.
Dasselbe geschah dann in Thailand. In letzter Sekunde konnte Dick die gefährdeten Besitztümer
übernehmen. Ich lebe in vertragslosem Zustand auf reiner Vertrauensbasis.
Auf Dicks Latifundien hätten wir wohl bauen können. Nach unserem Gutdünken
wären wir einfach einige hundert Kilometer zu weit entfernt von meiner zeitweise benötigten
Infrastruktur gewesen.
 
Titel: Kopflos
Beitrag von: Low am 12. Juni 2009, 15:17:53
Kopflos         12. Juni 2009

Im Beitrag Haustiere schrieb ich über unsere Karnickel. (1) Seit drei Wochen erfreuten
wir uns an den munteren Tieren und sie hatten den Plausch an uns. Meistens waren sie
nicht aufzufinden. Wenn Dick sie rief und mit ihren Schlüsseln klapperte, kamen sie aus ihren
Verstecken und marschierten und hoppelten mit ihr ums Haus herum zur Veranda.
Als besondere Leckerbissen fütterte Dick etwa grüne Mango, Karotten oder einen Broccoli Strunk.
Wenn mich das Männchen im Haus hörte, kam es in wilden Sätzen die Treppen hoch und
bettelte um Futter.
Die Ställe, die wir extra bauten, benutzten sie anfänglich gerne. Dann entdeckten sie unter
einer Steinskulptur versteckt im Bambus am Teich ein kühleres Plätzchen. Sie reinigten
den Ort, schauten öfters den Fischen zu, ruhten und übernachteten teilweise dort.
Tagsüber lagen sie manchmal im dichten Farn, von der Sonne geschützt und gut versteckt,
wenn sie nicht an den Blättern zupften.

Heute in den frühen Morgenstunden kam irgend ein Untier und köpfte eines der
grasenden Kaninchen. Wir hörten gar nichts, obwohl der Tatort unmittelbar in der Nähe
eines Schlafzimmerfensters lag. Der Kopf mit den langen Ohren fehlte vollständig.
Wer macht so etwas? Der Garten ist von Mauern umgeben. Die wenigen Meter Chromstahlzaun
sind zusätzlich durch feines Maschengitter geschützt. Es muss ein Tier sein, das die Mauer
überwinden konnte.  War es etwa eine Katze oder Fuchs, Marder, Wiesel oder Iltis?
Oder war es gar Selbstmord mit besonderen Umständen?
Einmal mehr gab es einen kopflosen Bewohner in Thailand.


(1)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg56385#msg56385

Titel: Re: Kopflos
Beitrag von: hellmut am 13. Juni 2009, 03:27:40
...Heute in den frühen Morgenstunden kam irgend ein Untier und köpfte eines der
grasenden Kaninchen. Wir hörten gar nichts, obwohl der Tatort unmittelbar in der Nähe
eines Schlafzimmerfensters lag. Der Kopf mit den langen Ohren fehlte vollständig.
Wer macht so etwas? Der Garten ist von Mauern umgeben. Die wenigen Meter Chromstahlzaun
sind zusätzlich durch feines Maschengitter geschützt. Es muss ein Tier sein, das die Mauer
überwinden konnte.  ...

@ Low, mein Beileid zum Tod des Kaninchens.

Mich würde interessieren woraus du folgerst das der Täter dem Tierreich entstammt.
Eine Katze, von Tiegern und Löwen abgesehen, könnte das nicht, da das Gebiss viel zu klein wäre um einen Kaninchenkopf abzubeißen.
Meine Katze macht das bei Vögeln, bzw. sie lässt den Kopf übrig, jedoch nicht bei Mäusen.
Grundsätzlich würde sich ein Tier zunächst am "Filetstück" verköstigen, ehe es an die Extremitäten geht. Auch sind Raubtiere so gestrickt das sie so schnell wie möglich an das Fleisch heran wollen. Den Kopf abzubeißen ehe es ein Stück Fleisch verputzt hätte, wäre unlogisch.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 13. Juni 2009, 10:13:43
Hellmut, danke für die guten Worte und die förderlichen Überlegungen.
Ich rechnete eigentlich von Anbeginn mit Verlusten. Wenn eine Python (1) das Maul aufreisst,
ist das Kaninchen fast chancenlos. Dann aber liegt auch kein Kadaver im Gras.
Dass kräftiger Zug angewendet wurde, zeigten die herausgerissenen Eingeweide.
Eigentlich hätte ich das tote Tier fotografieren müssen. Anstatt zur Kamera zu greifen,
machte ich eine Knarre bereit.

Hier stank es verschiedentlich nach Marder. Ich kenne den Geruch, weil zeitweise
einer bei schlechtem Wetter in meiner Garage hauste, ohne jedoch die Autoelektronik
zu zerstören, wie das in Euroland so üblich ist.
Ich kenne das Verhalten von Mardern nicht. Ich wusste nur, dass damals ein Bekannter
die Tiere mit Mohrenköpfen! als Köder fing.

Nehmen wir an, es war ein zweibeiniger Kaninchenjäger mit Schwert (Kill Bill) am Waidwerk,
der die Trophäe neben Löwen- und Tigerköpfen an die Wand hängt!


(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Pythons
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 13. Juni 2009, 12:51:53
Die Schwerter in "Kill Bill" verursachten nur saubere präzise Schnitte.  ;)

Vielleicht war es auch ein Waran? Und er wurde gestört? Du erwähntest ja "unter dem Schlafzimmerfenster". Verfällst du vielleicht gelegentlich dem Spontan-Schnarchen? Das würde so einiges erklären.  ;D
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 14. Juni 2009, 17:01:23
Ja Profuuu, wie ich lernte, gibt es mindestens zweierlei Schwerter.
Die eine Machart wird in Kill Bill verwendet.
Wir haben ein antikes Stück, vielleicht vom Ende des vorletzten Jahrhunderts mit dem Ursprung
Nordthailand oder Laos im Beautysalon (zum Rasieren). Wenn du mit diesem Säbel auf eine
Kartoffel einschlägst, hast du nicht zwei halbe Kartoffeln, roh oder gekocht spielt keine Rolle,
sondern du und die nähere Umgebung sind von Kartoffelbrei bespritzt.
Solltest du mehr Brei benötigen, nimmst du eine Wassermelone!

Dieser Brei st ein gutes Mittel gegen das Schnarchen.
Titel: Armseligkeit
Beitrag von: Low am 14. Juni 2009, 19:09:24
Armseligkeit

Das ist die Fortsetzung der kopflosen Geschichte. Aus einem Ereignis ergibt sich das Nächste.
Plötzlich sieht man Zusammenhänge. Vielleicht ergeben sich Rückschlüsse, wie in diesem Falle.

Wir reisten mit dem Auto und unserem Kistchen zum Kaninchenhändler nach Chiang Mai.
Dick erzählte vom Attentat auf dreiunddreissig Komma drei Prozent unserer Tiere.
Die Kaninchenexperten antworteten, das sei in der Tat ebenfalls ein Problem für sie.
Öfters würden ihre Kaninchen von rabiaten, herrenlosen und hungrigen Katzen angegriffen und geköpft.
Wir erstanden einige neue Pelznasen. Der Vorrat dürfte hochgerechnet für die nächsten
fünfzehn Wochen bei gleichbleibender Katzenpopulation reichen.

Die Schlussfolgerung ist, es gibt nicht nur die Soi Dogs. Es gibt im Raum Chiang Mai auch
viele unbehütete, furiose Katzen. Je nach Bedürftigkeit stehen sie abends teilweise knapp
betucht vor den Getränkeschuppen für den gepflegten, aber vor allem müssiggehenden Herrn herum.


Zwei Dorfbewohner, Weiblein und Männlein, verkauften mit den berühmten blauen Vehikeln,
ausgerüstet mit Lautsprechern und kratzendem Sound, in der ganzen Gegend Eiskrem eines
schweizerischen Lebensmittel Konzerns. Der Firmensitz ist in Vevey am malerischen Genfersee.
Ich nehme jedoch an, dass die Glace für Thais von Thais in Thailand angerührt wird.
Ganz In der Nähe von Vevey ist Montreux mit dem Schloss Chillon, eine der schönsten
Wasserburgen der Schweiz.(1)

Der ältere Eismann wurde plötzlich sehr krank. Die Frau kümmerte sich nicht um den
angeheirateten Patienten. Sie brauchte Geld und verkaufte ohne Rücksicht auf den
Hilfebedürftigen weiterhin ihr Eis.
Der sich sorgende Sohn sah, dass es seinem Vater äusserst schlecht ging und nahm ihn
zur Pflege auf. Er war ziemlich aufgebracht über das herz- und erbarmungslose Verhalten
der Frau und verbot ihr sofort die weitere Nutzung des Hauses.
Nun war das Haus leer, bis auf etwa fünfzehn herrenlose Katzen, die teilweise bereits
Junge säugten. Diese Katzen verunreinigten alles. Es stank so grässlich, dass die gestressten
Nachbarn nach geraumer Zeit einen Katzenfänger beauftragten und bezahlten, die halbwilden
Tiere zu fangen und sie in einen Tempel zu bringen!
Wie reagierte die skrupellose Eisverkäuferin? Sie färbte sich die Haare und pries bereits nach
wenigen Wochen wieder, ihre Ware im Dorf an.

Anstatt über den vermutlichen Wirkungsgrad des Katzenfängers zu diskutieren, erzähle
ich eine Hundegeschichte. In der Nähe hatte vor kurzer Zeit eine Hündin acht Welpen.
Da die Familie bereits ausgiebig mit Hunden gesegnet war und diese immer neue
Mischlingskinder in die Welt setzten, gab die Dame des Hauses einem Kehrichtsammler
hundert Baht mit der Bitte, die Hündchen umzubringen.
Der Kehrichtexperte nahm das Geld und die Hunde. Dann reiste er hausierend mit den Welpen
von Tür zu Tür. Innerhalb von kurzer Zeit war er die jungen Tiere los.
Solange die noch nicht trocken und verspielt sind, werden sie verhätschelt und gefüttert.
Sind die Hunde nach ein paar Monaten ausgewachsen und fressen jeden Tag das Fleisch
eines halben Elefanten, gibt es - oh Wunder, neue Soi Dogs - heimatlose Strassenköter,
ungeimpft und unkastriert. Das kostet ja etwas.

(1)
http://www.chillon.ch/de/
Titel: Mundgeruch und Fuzzy Logik
Beitrag von: Low am 16. Juni 2009, 15:17:07
Mundgeruch und Fuzzy Logik

Es gibt immer wieder Pessimisten, welche behauten, man könne hier
nichts zum Besseren verändern. Ich behaupte, dass dies nicht richtig ist.
Wir alle haben eigentlich  eine Vorbildfunktion. Wir wissen, wie erfolgreich
die Menschen beim Kopieren sind, sei es Software, Kleidung, Handtaschen,
Gebrauchsgegenstände, Bilder, Skulpturen oder Uhren. Sehr selten nur
besteht eine Chance, dass sie etwas anderes, Grundsätzliches übernehmen.
Aber eine geringe Möglichkeit besteht.

Ich kann mich nicht beklagen, denn ich wurde nur zu oft kopiert, zum Beispiel
Recycling, Gestaltung des Lebensraums, Hilfsmittel im Haushalt, nur um ein
paar Beispiele zu nennen.
Sofern wir nicht allzu träumerische Massstäbe verwenden und genügend Zeit
einsetzen, lassen sich kleine Fortschritte durchaus verwirklichen.
Am Einfachsten ist es bestimmt, bei jüngeren Leuten, vor allem bei Kindern
den Hebel sachte und mit viel Gefühl anzusetzen.
Wir wissen aus eigener Erfahrung, dass reifere Menschen aus Euroland fast
unmöglich aus ihren eingefahrenen Verhaltensmustern zu bringen sind.
Alterssturheit und Starrsinn sind weit verbreitet. Ich beobachte solche Effekte
leider schon bei jüngeren Landsleuten.
Warum denn sollte es in einem Entwicklungsland wesentlich anders sein?

Ich erwähnte bereits, dass wir einen Pflegesohn nicht nur finanziell unterstützen,
sondern dass er oft seine Ferien bei uns verbringt. Bei dieser Gelegenheit
bringen wir ihm Kleinigkeiten bei, die in der Schule kaum auf dem Lehrplan stehen.
Wir konnten ihn überzeugen, dass durch reichlichen Gebrauch von Wasser und
Seife die Hände nicht absterben. Wir zeigten ihm, dass der TV sogar einen
Abstellknopf hat. Für hartnäckige Fälle empfahlen wir ihm, den Netzstecker zu ziehen.
Er kann eine Waschmaschine bedienen. Er weiss, dass wir schmatzen, spucken und
schneuzen beim Essen wenig schätzen. Wir zeigten ihm, dass beim Rülpsen, Niessen
und Husten eine Hand vor dem Mund angebracht wäre.
Ich hatte oft das Gefühl, zu hart oder zu pingelig mit ihm zu sein. Aber er schätzt
meine Pedanterie mittlerweilen. Kaum ist er weg, vermisst er mich. Er hat begriffen,
dass ich nicht auf Fuzzylogik (1) stehe, dass es für mich vorläufig nur richtig oder falsch gibt.

Er wendet seine neuen Kenntnisse täglich an, obwohl er, gelinde gesagt, oft auf
Verständnislosigkeit trifft.
Im Schulbus musste er neulich niessen.  Als anständiger Mensch hielt er seine Hand
vor den Mund. (Er wollte seine Weggefährten nicht alle mit den verschiedensten
Grippe-Viren infizieren.)(2)  Einem seiner Kollegen passte das gar nicht ins eigene,
anspruchslose Konzept. Er lachte ihn aus und meinte, er handle wie ein Ladyboy!
So was gehöre sich nicht für einen edlen Thai.
Zu guter Letzt rülpste er ihm eine delikate Mischung aus Magensäure, halb vergorenem
Som Tam und drei Wochen ungepflegten Zähnen direkt ins Antlitz, dass dem Jungen
kotzübel wurde. Der vergass ob dem Gasangriff, dass der ungezogene Rüppel zwei Jahre
älter war und verpasste ihm einen anständig gezielten Faustschlag mitten ins Gesicht.
Jetzt bekam der Lümmel zum Mundgeruch auch noch Nasenbluten.
Was denkt ihr, was das Mütterchen des Schwerverletzten unternahm?

Sie ging mit dem blutverschmierten Charakterdarsteller zum Dorfvorsteher und
verlangte Bar-Geld, Zaster, Mammon von dem aggressiven Boxer. Vielleicht war
ja Mütterchen einmal Bar-Girl.
Als der Obmann die unglaublichen Geschehnisse begriff, sandte er die Kläger grinsend weg.
Nachher versuchten es die offenbar Unbelehrbaren bei der Polizei. Ein Team von
Beamten ermittelte anschliessend in der Schule. Nach der Einvernahme mehrerer Zeugen
wurde die Klage abgewiesen.

Welch ein Aufwand wegen Anstand und einigen Kubikzentimetern warmfeuchter Luft!


(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Fuzzylogik
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Infektion


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 17. Juni 2009, 04:32:38
Lieber Rolf

in einer Abwandlung eines Paul Mc Cartney Liedes:

"maybe I'm amaized the way you are telling your stories..."

Wolfram

Titel: Wie ist der Tarif ?
Beitrag von: Low am 17. Juni 2009, 13:19:59
Wie ist der Tarif ?

Der Artikel „Mundgeruch“ bereitete  mir fast eine schlaflose Nacht.
Über den Mief habe ich lange fleissig nachgedacht.

Sollten Sie, verehrte Leser und Reisende erster bis fünfter Klasse,
draussen in der einsamen Provinz einen Thai Jungen mit guter Kinderstube
antreffen, dann ist es möglicherweise mein Pflegesohn. Wenn ihr ganz
sicher sein wollt, lasst euch bitte einen Faustschlag versetzen.
Bei Nasenbluten ist er echt. (Der Faustschlag.)
Wir werden die Schlagtechnik so optimieren, dass Nasen nur bluten,
jedoch sicher nicht brechen. Drwkempf ist als Zinkenklempner bereits beschäftigt
genug, sonst müsste er womöglich für die nächste Reise einen Privatjet buchen,
um die Moneten überhaupt verjubeln zu können.

Wie ist der Tarif?
Diese Frage bezieht sich nicht auf die aktuellen Flugreise-Angebote.
Ich las irgendwo im TIP, dass ein Messerstich vom Staat mit THB 000 000 030.00
(in Worten: dreissig Baht) entschädigt wurde. Mich interessiert aus aktuellen
Gründen der Preis für Nasenbluten.
In der Liste könnten dann auch Zigarettenkippen, Biermatten und andere luxuriöse
Wertgegenstände im bewährten Doppeltarif für Thais & Farang aufgeführt werden.

Für die ertragsarme Nebensaison empfehle ich dem Herrn Finanzminister einen Zuschlag
von fünfzig Prozent.
Man könnte das Angebot touristenfreundlicher gestalten, indem man den Aufpreis
bereits in die Grundtarife hineinmultipliziert und dann in der Hochsaison freundlicherweise
einen Bar-Rabatt von dreissig Prozent gewährt.
Der Bar-Rabatt wäre speziell interessant für Biermatten in Bier-Bars mit Bar-Girls
und müsste dann gleich an Ort wieder in Tranksame umgesetzt werden.
Zwischen 14 00 bis 17 00 nur für Softdrinks verwendbar, oder man bestellt mindestens
2,5 Gallonen, jedoch strikt für Eigenbedarf.
Sollten weniger Gallonenfeste nach dem Konsum mit dem Schädel auf dem Tresen aufschlagen,
würde bei eventuellem Kolbenbluten automatisch der Nasentarif wirksam, sofern nicht noch
exquisite Biermatten in Mitleidenschaft gezogen würden.

Euer Biermattenmathematiker
Low

Für Vergessliche oder Alkoholgeschädigte:
http://www.thailandtip.de/tip-zeitung/nachrichten/news/phuket-australierin-wegen-biermattendiebstahls-verhaftet//back/2/
Titel: Gemütliches Nasenschlagen
Beitrag von: hellmut am 17. Juni 2009, 18:51:19
Wie ist der Tarif ? ...

Normalerweise sollte das für jeden (nicht nur Qualitätstouri  :) ) bezahlbar sein.
Erfahrungsgemäß gibt es keine feste Preisliste, sondern wird individuell von Polizei oder Gericht festgelegt.
Dabei fallen mir aus Zeitungsberichten aus den Pattayamedien drei Kategorien auf:
1) Farang vs Farang: Meist bleibt es bei einer gegenseitigen Ermahnung keine öffentliche Aufregung zu verbreiten.
2) Farang vs Thai: Das kann für den Farang einige Tausender kosten, egal wer angefangen hat. Im  Anschluss an das Gerangel erscheint es durchaus sinnvoll, möglichst schnell die Stadt mit unbekanntem Ziel zu verlassen.
3) Thai vs Thai: Kostet im Regelfall nix (siehe Farang vs Farang), kann jedoch Tage oder Wochen später eine Bleivergiftung nach sich ziehen.

Einen Fall, der ca. 10 Jahre zurück liegt, kenne ich persönlich:
Uwe vs Erwin (Udon-Thani Erwin)
Es ging ums Wetter. Tatort war das Shopping Center im Stadtzentrum.
Da die Polizei nicht an dem Fall interessiert war, ging Erwin zur gerichtlichen Instanz.
(Schnell-)Urteil: 100 Baht Schmerzensgeld sowie Verpflichtung zu einem Mindestabstand für Uwe. ... Trotzdem hatten die beiden am gleichen Abend wieder zusammen gesoff ...  :-X   (--C )
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Samuitilak am 18. Juni 2009, 15:35:49

"Trotzdem hatten die beiden am gleichen Abend..........."

Sicherlich auch schon tagsüber, sonst hätten sie sich 1. nicht geschlagen und 2. wäre man nicht zum Gericht

So sind sie halt :o :o :-)

Walter
Titel: Nothilfe durchs Internet
Beitrag von: Low am 19. Juni 2009, 10:55:51
Nothilfe durchs Internet           19. Juni 2009

Schläuche wie bei der Feuerwehr. Nur weniger Querschnitt. Ich trug
weder Uniform, Axt, Seil noch Helm:„Hydrant dreiundzwanzig - Wasser!“

Einhändig sass ich vor dem Laptop. An der anderen Hand schraubte
eine zierliche Pflegerin sachte einen Infusionsschlauch an die Nadel,
die auf dem Handrücken mit reichlich Klebeband gesichert war.
Dann fixierte sie den Schlauch in der Elektronikeinheit  und drückte
wenige Tasten. Es piepste quittierend. Sie verabschiedete sich:
„In etwa einer Stunde ist die Tropferei erledigt!“

Am Bildschirm amüsierte ich mich an den gewaltigen Mathematikkenntnissen
betreffend Prozentrechnen des Herrn Tourismusministers. (1) Zweifelsohne
hatte er an dem Tage, als der Dreisatz in der Schule behandelt wurde, die
asiatische Standardgrippe, oder eine Verdauungsbeschleunigungserscheinung
nach überreichlichem Som Tam Verzehr, die ihm den Ausgang verunmöglichte.
Der Blähton wurde bereits 1917 von S.J. Hayde in Birmingham – USA, erfunden..........

Während des Surfens weckte mich der Alarm der Elektronik aus meinen
Gedankenspaziergängen, als keine Flüssigkeit mehr nachtropfte.
Ich rief um Hilfe.
Keiner hörte mich. Ich rief lauter. Dann rief ich noch lauter. Mehr Volumen konnte
ich nicht aufdrehen.
Was sollte ich tun? Der Alarmknopf war unerreichbar in etwa fünf Metern Entfernung
am Bett und grinste mich, ich war durch Plastikschläuche gefesselt und unbeweglich,
einäugig dämlich an.

Ein Adrenalinstoss, wo gibt es heutzutage noch etwas gratis, kickte das Gehirn
aus der Ruhephase.
(Adrenalin ist ein Stresshormon und schafft als solches die Voraussetzungen für
die rasche Bereitstellung von Energiereserven, die in gefährlichen Situationen das
Überleben sichern sollen. Im Zentralnervensystem kommt Adrenalin als
Neurotransmitter in adrenergen Neuronen  vor. Wicki) (2)

Ich ergoogelte die Nummer des Spitals, rief die Zentrale an, liess mich mit der
Station im zehnten Stock verbinden und teilte der erstaunten Pflegerin mit,
dass bei Khun Low im Zimmer einen Alarm ausgelöst worden sei.

Kein Traum – die Injektionsnadel steckt immer noch in der Hand.
Vielleicht benutze ich sie demnächst als Zahnstocher.

Tags darauf erkannte ich die brutale, erbarmungslose, ungeschminkte Wahrheit:
Die Telefonnummer des Spitals ist sowohl auf der Verpackung von Trinkhalmen
als auch auf Gläseruntersätzen aufgedruckt.
Welch sinnlose Adrenalinverschwendung! Schäme dich, Low! Schande über dich.
Das Niveau des Forumsbeitrags ist wirklich low = tief. Ein Tiefpunkt. (3)

Ich sehe das positiv. Von jetzt an geht es aufwärts.


(1)
http://www.thailandtip.de/tip-zeitung/nachrichten/news/tourismusindustrie-benoetigt-dringend-hilfe//back/2/
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Adrenalin
(3)
http://dict.leo.org/ende?lp=ende&lang=de&searchLoc=0&cmpType=relaxed&sectHdr=on&spellToler=on&chinese=both&pinyin=diacritic&search=Low&relink=on



Titel: Fehler
Beitrag von: Low am 20. Juni 2009, 17:59:31
Fehler

Ich bedaure, einen Fehler verbreitet zu haben.
Nach der Bewegung zu schliessen, schraubten die Pflegerinnen die Infusionsleitungen an die Nadel.
In Wirklichkeit werden die Verbindungen über einen feinen Konus gesteckt.

Warum reklamierten die Fachleute oder die zahlreichen Patienten nicht?
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Binturong am 20. Juni 2009, 18:23:15
Nee, nee. Stecken vielleicht.
Aber in der Hauptsache: Drehen.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 20. Juni 2009, 19:07:22
Was passiert eigentlich, wenn der Tropf längere Zeit nicht tropft?  ???
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Pachpicha am 20. Juni 2009, 19:13:53
tropft nicht Zeit laengere Tropf der wenn, eigentlich passiert Was.   :D :D :D
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 20. Juni 2009, 19:17:01
Prost! ich geh jetzt auch auf die Rolle, he he....
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 20. Juni 2009, 19:19:11
@#347

doch, meistens wird geschraubt, die Beobachtung als solche war also richtig. Da es unterschiedliche Infusionsystem gibt und da ich euer Modell in Chiang mai nicht kenne, will ich eine andere Verbindungsmöglichkeit nicht zu 100% ausschließen.

@#349

kommt auf die Infusionslösung an, die verwendet wird/wurde. Zuckerhaltige oder fetthaltige Lösungen können die Lichtung der Plastikkanüle verlegen, so dass sie mit etwas Kochsalzlösung freigespült werden müssen. Nach längerer Liegezeit können auch die Wände der Venen, in denen die Verweilkanüle liegt, durch den Fremdkörperreiz anschwellen oder sich entzünden, sodaß die Vene sich verschließt. Die Verweilkanüle muß dann entfernt und durch eine neue Kanüle an anderer Stelle ersetzt werden. Manche Infusionslösungen und Medikamente reizen die Venenwand sehr stark, auch das verkürzt natürlich die Gebrauchsdauer.
Üblicherweise sind Verweilkanülen für etwa 3 bis 5 Tage verwendbar, wobei erfahrungsgemäß die Gebrauchsdauer mit größerem Kanüleninnendurchmesser länger ist.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 21. Juni 2009, 10:44:03
Das Tagebuch ist ein Powerbuch.
Seitdem ich die Geschichte „Ein Münchner im Himmel“ erwähnte, wechselten darauf
einige Member den Aufenthaltsort. Ich denke, sie wurden mit äolisch (1)
harmonischen Fanfaren willkommen geheissen.
Ich befand mich in einer ähnlichen Situation. Nur wusste ich nicht genau,
ob ich Werkzeuge oder Instrumente fassen würde.
Für Flügel alleine genügt bekanntlich Red Bull.

Auf Drängen von Dick suchte ich Hilfe im Spital, wo weissgeschürzte Engelchen
mit weissen Häubchen anstatt Harfen Spritzen in den Händen trugen.

Ich bedaure, dass Jürgen und ich fast gleichzeitig eine Medizinerserie eröffneten.
Auf diesem unüblichen  Wege: „Meine besten Wünsche - Jürgen.“

Einen grossen Dank für das Leserecho und speziell an Drwkempf, der mit
den Beschreibungen der Infusionsbestecke und dem Tropfen wieder einmal
das Tüpfchen aufs i setzte.
Ich war leider zu schwach und zu angebunden, um alles abzuklären.

Mir wurde endlich klar, warum viele Menschen bei Verwendung eines konisch
phallischen Teils die Bezeichnung schrauben verwenden.

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%84olischer_Modus



Titel: Geschäftslokal Bestanlage
Beitrag von: Low am 21. Juni 2009, 14:19:44
Geschäftslokal Bestanlage

Das möchte fast ein jeder. Ein Traumhaus oder eine Wohnung
annähernd zum Nulltarif. Wer rechnen kann, sieht schnell ein, dass dies fast unmöglich ist.
Ausnahmen gibt es, wenn A, der Eigentümer nicht ganz gebacken, B, Philanthrop (1) ist,
oder C, schlicht durch Dritte betrogen wird. So etwas ist nicht ganz unmöglich.

Als unser Dorf gebaut wurde, gehörte das Land einem gerissenen Spekulanten.
Zusammen mit einer der grössten Banken machte er Millionen. Die Bank wird
noch heute dauernd betrogen, holt sich trotzdem ihre Profite. Dies alle paar Jahre
aufs neue, wegen der Lehrer, die unter dem Banner des Pleitegeiers Rechenkünste
mit Schulden verwechseln, solchen Humbug Schülern vermitteln und dafür noch
Honorare erhalten.
Es gibt Einwohner, die ihr gleiches Wohnhaus stur drei bis viermal kauften. Sie sahen
nicht ein, dass sie, wenn immer möglich mit zweit und dritt Frauen und Autos
auf mehrere Lokalitäten verteilt, über ihre Verhältnisse lebten.

Sofern die Schuldner ihre Hypotheken weder abbezahlten noch  Zinsen entrichteten,
ging das Eigentum nach einiger Zeit an die Bank zurück. Viele Häuser fielen nach einer
fetten Anzahlung und einigen Monaten mühsamen Abstotterns, spätestens nach dem
zusätzlichen Erwerb eines neuen Fahrzeuges wieder and das Finanzinstitut  zurück.
Halbschlaue versuchten sich mit der zerstörerischen Assistenz von Kredithaien aus dem
Schlamassel zu retten. Zinssätze zwischen minimal acht bis maximal zwanzig Prozent
pro Monat entzogen jedem Mittelständler sofort die Existenzgrundlagen, sofern er nicht
durch einen Lotteriegewinn über Nacht zum Millionär gestylt wurde.
Andere wiederum versuchen ihr Glück mit illegalen Wetten und frönen dem Spieltrieb.
Dass man ein kleines Grundstück mit einem Haus ganz legal erwerben könnte, glaubt keine
dieser Spielernaturen. Wer mehr hat, ist in ihren Augen einfach der durchtriebenere Gangster
und besser geschulte Betrüger.

Der Spekulant und Siedlungsgründer hielt sich einige Geldquellen offen. Er kassiert nach
wie vor für die öffentliche Beleuchtung vierzig Baht pro Monat pro Haus. Er ist Wasserlieferant
für sieben Baht pro Kubikmeter. Unterhaltsarbeiten an Pumpen, Filtern und  Leitungssystem
werden separat in Rechnung gestellt.
Um diese Beträge einzuziehen, gibt es einen Kassier, der gleichzeitig Aufsichtsperson und
Wartungsfachmann ist. Böswillige Mitbewohner klauten das Wasser unterirdisch.
Bei tausend Kubikmetern im Monat liessen ihn ein paar Flaschen Schnaps im Monat nicht
ganz erblinden und der Schwindel flog auf. Der Wasserdieb versuchte es dann mit  Elektrizität,
bis der erzürnte Kassier wütend die Polizei holte. Kenner der Geschichten ahnen, dass dies
wieder einmal mein nicht  ganz unbescholtener Nachbar war.

Am fast Hauptsträsschen steht ein Block mit mehreren Ladenlokalen. Die Eigner konkurrenzierten
sich teilweise gegenseitig und entzogen sich durch Neid und Missgunst jegliche wirtschaftlichen
Grundlagen. Wie viele Kneipen, Nudelshops, und Friseure zweihundert Leute benötigen, wurde
nie überlegt. Deshalb ist es nicht zum Verwundern, wenn noch heute die meisten Lokale,
mit wenigen Ausnahmen, keine Mieter haben. Ich erwähne ausdrücklich keine Mieter haben,
denn leer sind diese Buden selten. Bei allfälligen Auktionen werden die unverkauften Häuser
von der Bank mit Preisangabe und Auktionsdatum gelb beschildert.
Seit Jahren vertreibt dort ein gewitzter Geschäftsmann erfolgreich aufgewärmte Pampe,
genannt Schnellimbiss, rein synthetische Schrottmahlzeiten - am natürlichsten sind die
Verpackungen oder Zeitungspapier, ohne dass ihm der Laden gehört.
Sofern die Bank ausschildern lässt, werden die Auktionshinweise dort diskret und
raschmöglichst entfernt. Unbehelligt durch das menschenverachtende Kreditinstitut
und dessen teuflischen Absichten geht der Mann täglich seinem zweifelhaften Gewerbe nach.
Anstatt ordentlicher Miete bezahlt er dem Wasser- und Beleuchtungskommissar
eintausend Baht im Monat. Ob mit oder ohne Nebenkosten, entzieht sich meiner
bescheidenen Kenntnis.
Ich will ja nicht alles wissen. Die Hälfte genügt.


(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Philanthropie

Titel: Fehlende Mutter, wo bleibt die Mutterliebe?
Beitrag von: Low am 22. Juni 2009, 10:31:27
Eine fehlende Mutter, wo bleibt die Mutterliebe?

Die Infusionsbestecke wurden von Dr. Kempf genau beschrieben.

Es ist richtig, dass auch in meinem Fall die Verbindungen geschraubt werden.
Ein kleiner Konus wird durch eine Überwurfmutter aus Kunststoff in ein Gegenstück
gepresst und gesichert.
Ich wurde das Opfer einer Unzulänglichkeit.  Weil die Kunststoffmutter brach, fehlte
und aus irgendwelchen Gründen nicht vorhanden war, stöpselte die gewitzte Pflegerin
die Verbindung von Hand zusammen. Nur weil sich die ungesicherte Verbindung nach
kurzer Zeit löste, schaute ich mir die Sache genauer an.
Die funktionierende! Elektronikeinheit verhinderte den Verlust des Medikaments.
Beim wiederholten Einsetzen des Konus wurde einfach etwas mehr Druck ausgeübt.
Die Verbindung hielt auf alle Fälle während der nächsten fünfundvierzig Minuten.

Kräftige Finger können im Notfall eine Mutter ersetzen.
Titel: Speck, Scotch und Tip
Beitrag von: Low am 23. Juni 2009, 00:47:37
Speck, Scotch und Tip

Im Dorf munkelt man über meine Krankheit und mein bevorstehendes Ableben.
Dick unterstützt sämtliche Gerüchte und Spekulationen mit tunlichst schlechten
Nachrichten.

Ich beschrieb unsere feuernde und krebskranke Nachbarin und deren Chemotherapie.
Wir leisteten Hilfe, als ihr Vater stürzte und blutend in die Notfallaufnahme gebracht
werden musste.
Anfänglich benutzte die hübsche, junge Tochter unseren Garten als Abfallkübel, bis
unsere Haushalthilfe den Dreck postwendend zurück schmiss. Diese Sprache wurde verstanden.
Ich grüsste den Vater, einen Polizisten stets freundlich. Weitere Kontakte gab es kaum.
Wegen übler Nachrede distanzierten wir uns später von dieser Familie.
 
Eines Tages parkierte die Frau angeblich ihren Honda City zum Teil vor unserem Garten,
teilweise vor ihrem Grundstück und liess bei laufendem Motor die Autotüren offen.
Mit der Hochleistungsklimaanlage des Wagens versuchte sie womöglich, die im Dorf
herrschende Hitze etwas zu lindern, während sie im Haus irgendwelche Dinge erledigte.
Später fand sie heraus, dass im Fahrzeug Papiere und dreissigtausend Baht fehlten. Dick wurde
darauf im Dorf des Diebstahls beschuldigt. Wir brachen jegliche Kommunikation ab.
Nach einigen Tagen fand die Frau heraus, dass sie das Geld mit den Dokumenten bloss verlegt hatte.

Gestern sprachen diese Leute plötzlich wieder mit Dick. Die Frau, deren Leber wohl etwas
angegriffen ist, ihre Haut ist gelb grünlich und ziemlich welk, wollte wissen, welchen Tempel
Dick für meine Verbrennung ausgewählt habe. Der Polizist wurde wesentlich deutlicher und fragte,
mit wie vielen Millionen sie denn rechnen könne und ob der Betrag bereits überwiesen sei.

Dann gibt es natürlich die herzerfrischende Anteilnahmen. Die sexy Puppe mit der Nudelsuppe,
zu der ich lange Zeit keinen Kontakt hatte, hörte Gerüchte um mein Wohlergehen und wollte
mich umgehend besuchen.
Eines frühen Morgens stand eine strahlende jüngere, anmutig knackige Lady im Spitalzimmer.
Dreifache Mutter, erfolgreiche Geschäftsfrau. Sie verbrachte die Nacht auf Dienstreise in Chiang Mai.
Um welche Art von Dienstleitungen es sich handelte,  überlasse ich gerne den erotikgetunten
Leserphantasien.
Der erfolgreichste Figaro der Gegend reiste persönlich per Moped zum Beauty Salon und anerbot
Dick, im Trauerfall die Blumenarrangements zu besorgen

Morgen geht’s nach Hause zurück. Da muss ich dann wohl als erstes um siebzehn Uhr mit
Freund Dong am Steintisch vor seinem Haus einen Scotch hinunterstürzen, bevor er sich nicht
mehr erinnern kann, dass er mich überhaupt gesehen hat.

Wie ich meine Fische verärgere, weiss ich. Ich sitze am Teichrand und verspeise die Köder selbst.
Wie ich mich gegenüber dem pietätsschwangeren Bullen verhalte, weiss ich noch nicht.
Kann mir jemand einen Tip geben?











Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Samuitilak am 23. Juni 2009, 01:00:51
 
Wie wäre es denn, wenn Du nachts um 12 mit weissgeschminktem Gesicht und einer Kerze
in der Hand ,an sein Schlafzimmerfenster klopfst :o :o :o :o

Vielleicht erbt dann seine Frau :D :D :D :D

 ;D ;D
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 23. Juni 2009, 01:47:03
Lieber Rolf,

Thais sind oft abergläubisch, das kannst Du vielleicht ausnutzen.
Lass doch von Dick verbreiten, daß Deine Befindensverbesserung Folge einer geglückten Behandlung durch einen Zauberer wäre, der im Gegenzug dafür den größten Teil Deines Vermögens eingefordert habe, sodaß nach Deinem Ableben ohnehin nichts zu erben sei.
Dafür würden aber zeit Deines Lebens die Erträge reichlich sprudeln.

(Seine Frau ist krebskrank, richtig? Die gelbliche Verfärbung ihres Hautkolorits könnte auf eine schwere Beteiligung der Leber an der Grunderkrankung, z.B.Lebermetastasen,schließen lassen, sodass der Bulle evtl. mit dem absehbaren Ableben seiner Gattin rechnet.
Hat der Misthund etwa schon ein Auge auf Deine Dick geworfen? Das würde das Interesse am Finanzstatus Deiner lieben Mia erklären.)

Es muß irgendwie klar herauskommen, daß von Deinem Ableben auf gar keinen Fall irgendwer im Dorf auch nur den kleinsten Profit erwarten darf.

Eine nette Frage an die Frau des Bullen wäre, welchen Verbrennungstempel sie sich denn in Würdigung ihrer Erkrankung bereits auserkoren hat.

Auch der Vorschlag von Samuitilak gefällt mir ausnehmend!

Für Dich erst einmal weiter gute , rasche und anhaltende Besserung
Wolfram
Titel: Kein Scotch
Beitrag von: Low am 24. Juni 2009, 08:48:21
Kein Scotch

Die Heimkehr verlief nicht ganz so wie geplant.
Die Dorfmusik hatte sich weder uniformiert noch zum Ständchen eingefunden.
Einzig die Haushälterin öffnete mit einem tiefen Wai das Garagetor.
Einige Kaninchen hoppelten zwischen den Farnen und Sträuchern herum,
ohne sonderlich Notiz zu nehmen. Das Grünzeug war ihnen wichtiger.
Für diese undankbaren Pelzträger schraubte ich einen Stall aus teurem Teakholz zusammen
und opfere mein karges Taschengeld für Futter. Undank ist der Welten Lohn!
Mia wollte auf den Markt nach Hangdong.

Kurz vor fünf Uhr nahm ich meinen Hut und wollte Dong besuchen.
Dort bellten mich hinter Gittern zwei schwarze Pudel an. Kein Eis, kein Scotch, kein Dong.
Ich machte eine Verlegenheitsrunde zum Beauty Salon und bemerkte einige drohende Wolken.
„Es regnet bald“, dachte ich und flüchtete zum Haus zurück.

„Kein Scotch, aber ein Bier darf es sein“, sprach ich zu mir selbst.
Ich nahm keinen Bierkrug, sondern ein kleines Glas aus der Bar. Das Glas war knapp nach bloss
einer kleinen halben Dose voll.
Es schmeckte mir gar nicht, aber auf Verordnung sollte ich trinken, trinken, trinken.
Das bisschen Bier gab mir den Rest. Ich bemerkte, wie sich mein Sehfeld verdüsterte und flüchtete ins Bett.
Welch ein Glück, dass mein Freund, der geeichte Tages- und Quartalssäufer abwesend war.
Nach dem Scotch hätte ich eine Ambulanz benötigt.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 24. Juni 2009, 09:13:09
Jo Mann, low. Lass es langsam angehen. Du hattest doch gerade deinen Rausch im Hospital vorher, he he.  ;D

Wie soll ich es sagen. Deine Gelassenheit, wie sie zumindest in deinen Worten rüberkommt, ist mir ein Vorbild für Zeiten der garantiert kommenden körperlichen Not, wie wir sie wohl alle mal irgendwann erleben werden, falls uns nicht ein LKW gnädig und kurz und bündig vom Moped schmeisst.

Ich lerne auch von dir.

Habe mich beim Studium des Buddhismus lange dagegen gewehrt, beim Keislauf des Lebens (Geburt, Leben, Krankwerden, Sterben) das Krankwerden zu registrieren. Geburt-Leben-Sterben hört sich ja im Vergleich dazu recht angenehm an. Krankwerden ist da nicht eingeplant. Das werden immer nur die anderen.

So wünsche ich mir deine Gelassenheit, falls es dann mal soweit ist und hoffe, mit den Krankenschwestern trotz allem so manches Spässchen zu treiben. Zur Not auch hier im Forum.  ;D   



 
Titel: Kein Scotch Römisch II
Beitrag von: Low am 24. Juni 2009, 12:09:27
Kein Scotch Römisch II

Lieber Profuuu

Danke für deine Anteilnahme, dass ich zur Zeit kein halbes Bier erledigen kann.
Das ist die wahre Krankheit, das Leiden, das dich urplötzlich zu Hause überrascht.
Schlimm ist, dass ausser dir so etwas keiner ernst nimmt.
Arm-, Bein-, und Schädelbruch wirken optisch viel dramatischer. Das sind doch nur reine, mitleiderregende Schaunummern.
Ich besprach bereits im Spital mit Mia, dass ich mich in Zukunft schonen würde und keinen Weinkarton mehr anhebe.
Ich würde meine Anstrengungen auf Einzelflaschen beschränken. Glücklicherweise kennt sie das komplette Sortiment nicht:
·   0,25 Liter: Piccolo oder Viertel-Flasche
·   0,375 Liter: Halbe Flasche, Demi (Frankreich), half bottle(USA/UK), Stifterl (Österreich), dreiachtel (Schweiz)
·   0,5 Liter: Französischer Pot oder auch Dumpy (USA/Südafrika)
·   0,62 Liter: Clavelin-Flasche (nur im Jura), s. auch Vin Jaune
·   0,7 Liter: fast ausschließlich Spirituosen vorbehalten, manchmal in der Schweiz anzutreffen. Für deutsche Weine bis 1971 üblich.
·   0,75 Liter: Flasche, Normalflasche, Bouteille in Frankreich und Österreich (nicht für Sektflaschen), Bottle (USA/UK/ZA) häufigstes Volumen beim Bocksbeutel, entspricht ungefähr dem American fifth = 4/5 eines Quart = 0,757 l, wird in der Gastronomie oft auch als 1/1 (eintel) Flasche bezeichnet
·   0,8 Liter: ein französischer Litron, vor der Französischen Revolution gebraucht
·   1 Liter: Literflasche
·   1,5 Liter: Magnumflasche = 2 Flaschen
·   2 Liter: Doppelliterflasche (ugs. "Doppler")
·   2,25 Liter: Marie-Jeanne (veraltet, nur noch bei alten Bordeaux bis ca. 1970) auch Tregnum oder Tappithen = 3 Flaschen
·   3 Liter: Doppelmagnum (Bordeaux), Jeroboam (Champagner) = 4 Flaschen
·   4,5 Liter: Jeroboam (Bordeaux), Rehoboam (Champagner, Burgunder) = 6 Flaschen
·   5,0 Liter: Jeroboam (moderne Größe, seit ca. 1978 ausschließlich für dieses Format benutzt)
·   6 Liter: Methusalem (Champagner, Burgunder)
·   6,4 Liter: Imperiale (Bordeaux)
·   9 Liter: Salmanazar (nur für Champagner/Burgund) = 12 Flaschen
·   12 Liter: Balthazar (nur für Champagner/Burgund) = 16 Flaschen
·   15 Liter: Nebukadnezar (i.d.R. für Champagner, manchmal Burgund) = 20 Flaschen
·   18 Liter: Goliath bzw. Melchior = 24 Flaschen
·   20 Liter: Solomon = 28 Flaschen
·   26,25 Liter: Sovereign (nur für Champagner)
·   27 Liter: [Primat (nur für Champagner) = 36 Flaschen
·   30 Liter: Melchisedech (nur für Champagner)
·   45 Liter: Demi-John, entspricht einer 60-fach-Flasche
·   50 Liter: ebenfalls Sovereign = 67 Flaschen
·   98,5 Liter: Adelaide
Zum Glück heiss Mia nicht Adelaide.
Jo, ich muss noch viel üben, bis ich bei Dong wieder einen kleinen Scotch schaffe.
Geduld ist angesagt, oder eine Geschichte aus Hinterindien, wo ein Magentröster
unersetzlich, ja medizinisch verordnet würde.
Titel: Kurzgeschichten
Beitrag von: Low am 26. Juni 2009, 19:48:52
Kurzgeschichten

Seit mehr als einem Monat haben wir eine neue Haushalthilfskraft für Häuser und Gärten. Die Frau betreute unser
Eigentum bestens ohne Instruktionen als wir im Spital waren. Sie arbeitet sauber und kümmert sich liebevoll um
Flora und Fauna, ohne jegliche beschwerden. Während unserer Abwesenheit richteten sich die Kaninchen auf
der Veranda häuslich ein. Sie zeigten durch ihre Exkremente, wer den Ton angibt. Sie liess die putzigen Tiere
gewähren und entfernte den Dreck stillschweigend.
Seit unserer Rückkehr besuchen sie die Veranda zeitweise zum Spielen, Kraulen oder für ein kurzes Nickerchen.
Die Nächte verbringen sie im Stall, wegen den Katzen.
Nur das kleine Schwarze versteckt sich kurz vor der Dämmerung unauffindbar für uns.

T I T

Unser Wohnhaus hat etwas mehr als vier Ecken. Aber an den wichtigsten vier Orten gibt es je zwei Wasseranschlüsse.
Der eine Schlauch ist mir einem Rasensprenger ausgerüstet. Am andern Schlauch befindet sich eine regulierbare
Messingdüse. Am ersten frühen Morgen entfernte unsere neue Maid alle Rasensprenger, die ihr unbekannt waren,
um danach mit den nackten Schläuchen von Hand zu wässern.

Im Spital wartete ich eines Abends ungeduldig auf Mia. Hatte sie etwa einen Verkehrsunfall?
Sie war immer relativ pünktlich. Ich kannte die Fahrzeit vom Dorf zum Spital je nach Tageszeit und Verkehrsaufkommen.
Telefonieren wollte ich nicht, um ihre  Aufmerksamkeit nicht von der Strasse abzulenken.
Als sie endlich kam, erzählte sie, dass einem Fahrgast im Lift des Spitals das Handy so unglücklich entglitt
und in den Schacht stürzte, dass die Kabine für längere Zeit blockiert war.

Der Urologe, ein älterer Arzt mit viel Erfahrung, instruierte den Patienten:
„Zum Sterilisieren kann man den Katheter(1) auskochen. Vor der Benutzung sollte man ihn tunlichst abkühlen lassen!“

So heiss sind hier gewisse Bräuche!


Bei Dong zum Scotch war ich noch nicht.       Oder heisst es:
Zum Scotch bei Dong war ich noch nicht.


(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Blasenkatheter




Titel: Unglaublich, aber wahr
Beitrag von: Low am 27. Juni 2009, 15:28:24
Unglaublich, aber wahr                                  27.Juni 2009

Dick reiste in verschiedene Apotheken um ein Desinfektionsmittel zu kaufen.
Leider führten die Geschäfte nur Kleinstpackungen, etwa zur Behandlung eine Flohbisses.
Ich benötigte grössere Mengen davon. Bei der Apotheke in Hangdong wurde ihr beim Anfragen in Bruchteilen
einer Minute der Motorradhelm gestohlen.
Für uns war es kein grosser Verlust. Es war ein Billighelm, den sie sowieso gelegentlich durch ein besser
schützendes Produkt ersetzen wollte.

Am Tag darauf liess sie ihr Gesprächs-Guthaben auf der SIM-Karte erhöhen. Es piepste in ihrem Telefon.
Sie nahm an, das sei die Quittung. Ohne lange Nachzusehen, kehrte sie zum Patienten nach Hause zurück.
Als sie ihr Telefon in die Hand nahm, sah sie, dass das Kapital unverändert tief war.

Sie nahm das Moped und fuhr gleich kopf- und helmlos  zwecks Beanstandung zum Telefonladen zurück.
Es stellte sich heraus, die Bedienung hatte eine falsche Nummer gewählt. Während des Wartens auf ihr
neues Guthaben kam per Moped ein weiterer Kunde.
Dick staunte. Der Kerl trug genau so einen Helm wie der Typ, der ihr entwendet wurde. Sie fragte,
ob sie kurz in den Helm blicken dürfe, andernfalls müsste sie die Polizei avisieren.
Sie schaute in den Helm und fand ihre Kennzeichnung. Der ertappte Dieb ergriff  blitzartig die Flucht,
ohne auf sein Retourgeld zu warten.
Titel: Anständige Antwort auf # 360 Profuuu
Beitrag von: Low am 28. Juni 2009, 09:51:47
Antwort auf # 360 Profuuu

Ich schulde eine anständige Antwort auf # 360.
361 war eine unnötige Protzerei und Kraftmeierei meinerseits.

Gelassenheit in Worten klingt gut. Ein unnötiges, bedrohendes Ereignis führte dazu, dass ich an Profuuus Worten nage,
wie ein alter Hund an einem Knochen.

Ich hatte das Gefühl, dass ich über den meisten Dingen stehe. Das war vielleicht so für einige Jahre. Ich wusste um den Tod.
Ich bereitete mich darauf vor. Nicht dass ich extrem religiös wurde, traurig, unglücklich oder apathisch. Nein, ich genoss das
Leben in vollen Zügen. Jede grössere Reise, die ich seit zehn Jahren mit meiner Tochter unternahm, betrachtete ich als die Letzte.

Ich startete Ballast abzuwerfen:
Meine Sammlungen, in welche ich viel Zeit,  Liebe zum Detail, Wissen und Geld investierte. Von Briefmarken aus Grossvaters Tagen,
zu alten Radios, antiken wissenschaftlichen Geräten, Bibliotheken, Schallplatten und Bildersammlungen. Das Meiste verschenkte ich.
Was brauchte ich diesen Tand in einem fremden Land? (1)

Dann tritt plötzlich diese eine Frau ins Leben und holt dich zurück mit der Macht der Liebe, zu den Sterblichen und du bist
plötzlich wieder verwundbar.

„.....falls uns nicht ein LKW gnädig und kurz und bündig vom Moped schmeisst.“
Sollte mir das passieren, ist es bestimmt nicht der schnelle, barmherzige Tod.
ich würde als Tetraplegiker aufwachen, mit künstlichem Darmausgang, Stoma(2)
unter Einbüssung mindestens eines Auges und einer Niere.
Ich möchte mit meinen kritischen Äusserungen keinesfalls die Möglichkeiten
eines  jüngeren Tetraplegikers (3) schmälern. In Euroland üben solche Leute einen Beruf aus,
fahren Auto und gewinnen Auszeichnungen für sportliche Leistungen.

Aber es ist ein grosser Unterschied, ob dich ein solches Schicksal in jungen Jahren oder im Alter,
bereits im Ruhestand, nach einem erfüllten Leben trifft.

Dann müsstest du deine Liebste überzeugen, dass dein Lebensfunke am erlöschen ist. Du müsstest davon reden,
dass du in diesen langen Jahren viel gutes und schönes erleben durftest, und dass vielleicht die Nacht gekommen ist,
wo du leichten Herzens, dennoch mit einem Plastiksack einschlafen möchtest.

Wenn der Schmerz überwiegt, hören die Spässchen mit den Krankenschwestern
automatisch auf. Dann herrscht Leere, Finsternis und Einsamkeit.

Ich weiss nicht recht, ob diese besinnlichen Worte nicht eher in meine Prügelecke gehören.  Eigentlich sollten die
Geschichten aus Hinterindien vor allem Heiterkeit und Lebenslust vorgaukeln, trotzdem ich immer wieder auf die
eigentlich tiefgründigen Tragikömodien hinwies.

Soll ich für die Schwarzmalereien in Zukunft die Prügelecke verwenden?
Ich hätte unter Umständen noch mehr zu beichten.


(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Tand
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Enterostoma
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Tetraplegie

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 28. Juni 2009, 11:47:46
@low,

danke für deine Antwort auf meine so leicht dahingeworfene Bemerkung. Nun darf ich darüber nachdenken...

Nur soviel vorab. Schwarzmalerei sehe ich in deinen Worten nicht.



Titel: Die Abnormalverteilung
Beitrag von: Low am 30. Juni 2009, 14:10:25
Die Abnormalverteilung

Einem geschätzten Mitglied danke ich, dass ich seine Erlebnisse und Tagebuchaufzeichnungen anonym verwenden darf.
Daneben versuche ich, möglichst Klartext zu gebrauchen. Im Zweifelsfalle bitte Nachfragen.

Die Normal- oder Gauß-Verteilung (nach Carl Friedrich Gauß) ist ein wichtiger Typ kontinuierlicher Wahrscheinlichkeitsverteilungen. (1)
Ihre Wahrscheinlichkeitsdichte wird auch Gauß-Funktion, Gauß-Kurve, Gauß-Glocke oder Glockenkurve genannt.
Die besondere Bedeutung der Normalverteilung beruht unter anderem auf dem zentralen Grenzwertsatz, der besagt,
dass eine Summe von n unabhängigen, identisch verteilten Zufallsvariablen im Grenzwert n bis unendlich  
normalverteilt ist. Das bedeutet, dass man Zufallsvariablen dann als normalverteilt ansehen kann, wenn sie
durch Überlagerung einer großen Zahl von unabhängigen Einflüssen entstehen, wobei jede einzelne Einflussgrösse
einen im Verhältnis zur Gesamtsumme unbedeutenden Beitrag liefert.

Ich versuche hier das Gegenteil zu beweisen: Die Abnormalverteilung!

„Für wen bin ich eigentlich unglücklich? Für wen verpasse ich alle Gelegenheiten,
alle großen Lose, alle günstigen Zuganschlüsse? Wenn es eine Wahrscheinlichkeitsrechnung gibt, dann muss
doch auch eine andre Seite da sein; ich werfe die schwarzen Scheiben, gut, aber einer muß doch dann auch
die weissen werfen ... »Unter 2786 Würfen sind nur 2 ... « Ich bin unter den 2784 – die helfe ich auffüllen,
Komparse fremden Glücks, Hintergrund glatter Aktschlüsse des andern.
.......
Ich bin es, der es ihm gibt. Er hat es nur durch mich. Damit die göttliche Wahrscheinlichkeitsrechnung aufgehe,
verpasse ich die Züge, die er erwischt; horche ich den Lärm auf, um den er herumwohnt; gewähren sich mir
plappernde und bunte Frauen und versagen sich zur Unzeit wie kann man so undelikat sein dergleichen
aufzuschreiben; für mich geht alles schief, damit es ihm gerade gehe.“

Kurt Tucholsky alias
Kaspar Hauser, in
Der Andere
Die Weltbühne, 29.11.1927, Nr. 48, S. 843
(2)

Ich gestatte mir, Jokurt als Paradebeispiel auszuwählen. Anhand der Tagebucheinträge sehen wir,
dass Jokurt von verschiedensten Leiden gleichzeitig betroffen ist und deshalb unterschiedliche
pharmazeutische Erzeugnisse schlucken darf. Er ist seit Jahren ein ungenannter Sponsor und Arbeitgeber für viele.
Würde die Normalverteilung zutreffen, könnte er seine Leiden doch mit anderen Personen aufschlüsseln.
Mit Leuten, welche jahrelang Krankenkassenprämien bezahlen, ohne je eine Leistung zu beziehen.
Warum sollte eine einzige Person mehrere Krankheiten und deren Folgen täglich spüren, während andere
an nichts zu leiden haben, nicht einmal an Fussschweiss oder Mundgeruch?

Warum ich mich auflehne? Ich bin dieser Normalverteilung müde geworden. Seit fünfzig Jahren lehne ich mich
im täglichen Leben dagegen auf. Für wissenschaftliche Versuche mag diese Statistik einen hervorragenden
Vergleichsmassstab bieten. Für die medizinische Forschung wandte ich sie in jungen Jahren auf Hiroshima
oder war es Nagasaki, oder über die Vermehrung von Krebszellen an. Erschreckend und genau.

Im täglichen Leben eines Einzelnen taugt sie meistens nichts.
Es gab einmal einen Thread über die Ausgaben fürs Leben, Nahrung, Miete, Vergnügen, Frauen, Weiber,
Nutten, Freunde, Freundinnen, usw.
Es war sehr eindrücklich zu sehen, mit welch bescheidenen Mitteln sich einige Fremde in der Fremde begnügen müssen.
Die Verteilung der Finanzen scheint ebenfalls nicht normal, oder man geht davon aus, dass etwa zehn Prozent
neunzig Prozent besitzen, oder die restlichen neunzig Prozente sich mit zehn Prozent arrangieren müssen.

Deshalb hatte ich keinen Schock, als mich letzthin neun Tage Kranken-, respektive Tropfhaus über THB 200 000.00 kosteten.
Das sind pro Tag mehr als 20 000 THB für eine Lebensqualität eher am unteren Ende der Skala. Normalverteilung?
Und wenn der Rubel einmal rollt kann er kaum gestoppt werden. Folgekosten sind zu erwarten.
Was kriege ich dafür? Gesundheit? Nein. Beschränkte Lebensfreude vielleicht. Im günstigsten Falle gibt es etwas Zeit.
Die Rechnung ist einfach: Lohnt sich der finanzielle Aufwand abzüglich der täglichen Einschränkungen plus Schmerzen?
Es kommt sehr darauf an, wie ich die gekaufte Zeit vertrödle.
Da gibt es Leute, die über Alkohol als gemeines Rauschmittel diskutieren.
Das gehört dann offenbar wieder zur Normalverteilung. Die Frage ist, von was?


(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Normalverteilung
(2)
http://www.textlog.de/tucholsky-der-andere.html




Titel: Die Grenzen jeglicher Vernunft
Beitrag von: Low am 01. Juli 2009, 22:59:14
Die Grenzen jeglicher Vernunft                                                                     Juli 2009

Ich weiss, der Titel ist nicht neu, es ist bloss ein neues Kapitel einer unendlichen Geschichte.

Die Beiträge 151 bis 154 zeigten, wie ein blauäugiger, vielleicht vom überbordendem Biergenuss hirngeschädigter
Inseleuropäer, von einer einheimischen Frau abhängig und von ihr total ausgenommen wurde.
Als sie ihn vor wenigen Monaten erneut betrog und bestahl und andere nahestehende Personen und Freunde die
ehebrecherischen Handlungen und die  Diebstähle ebenfalls bemerkten, liess er endlich von seiner unendlich
geliebten Gattin ab. Er sagte ihr zu guter Letzt kaltherzig und fernmündlich, dass ab jetzt Feierabend und endgültig Schluss sei.

Sie musste Chiang Mai verlassen, denn es gab praktisch niemanden, dem sie nicht Geld schuldete. Allein auf dem Flugplatz
bürgten einige Angestellte für mehrere Millionen THB. Sie arbeitete fleissig auf dem Strichgang in Europa in einem neutralen
Land. Ihre Spuren im Internet waren für mich nachvollziehbar.
Der Mann kehrte vom kalten Europa in das frühere gemeinsame warme Heim zurück. Er sah, dass die Hypothek von 1,2 auf 1.6
Millionen THB erhöht wurde, obwohl er die Zinsen und Abzahlungen pünktlich überwiesen hatte. Bei seiner Nachbarin stotterte
er 20’000 Baht ab, die sein teures Weib vor der Abreise noch rasch organisierte.
Innerhalb von einer Woche beobachteten wir zwei Feiern. Erstens der Abschied der rührigen Betrügerin und dann die Rückkehr
des gehörnten Ehemannes.
Der Mann verlustierte sich zuerst mit einigen billigen, um so willigeren Studentinnen, bis er eine neue feste Freundin fand.
Als das Visum der freischaffenden Nutte ablief, kehrte sie wieder nach Chiang Mai zurück. Sie lebte mit ihrem Thai-Freund
in einem Nachbardorf und schmeichelte sich rasch wieder bei ihrem Mann ein. Sie verwöhnte in täglich mir speziell präpariertem
Frühstück. Zwei erfahrenen Köchinnen konsultieren für ähnliche Zwecke den gleichen Wahrsager. Vergleiche: Neues von Gucci - Die Hexe # 325.

Klatschfreudige Frauen klärten ihn in der knappen Freizeit über die unmittelbare Vergangenheit seiner geliebten Angetrauten auf.
Zwischendurch frönte die unverbesserliche Herzdame erneut dem Glücksspiel. Ich weiss nicht, wie viele der Informationen seine
vielleicht durch giftige Präparate und ebenso denkbar durch Opiate geschädigten Hirnzellen erreichten.
Der hirnverbrannte Dummkopf, vielleicht leidet er sogar an Alzheimer und vergass bereits all ihre Untaten, sandte die Kleider seiner
neuen Freundin in ein Nachbarhaus, das Haus wohin er zuvor die 20’000 THB in Raten tilgte.
Wöchentlich gab dann das Gaunerpärchen grosse Parties, welche ich unfreiwillig mitfinanzierte und mit verfolgte.
Die beiden Weiber, alt und neu, boten eine Riesenshow auf dem Markt in Hangdong, als sie lautstark verbal begleitet von einigen
kräftigen Hieben gegen einander antraten.
Die Neue zog den kürzeren und verliess vorläufig das Schlachtfeld. Das könnte unter schlechten Umständen ein wüstes Nachspiel geben.
Das feine Ehepaar verzog sich dann jedenfalls rasch nach Grossbritannien, nachdem sie zuvor das Haus schleunigst an einen Farang vermieteten.

Verglichen mit dieser absolut unberechenbaren* Wildkatze ist Frau Gucci doch eine fast unbescholtene Primarschülerin. Sie beschäftigt sich
zur Zeit intensiv mit meinem eventuellen Ableben und Dicks zukünftigem Wohlergehen. Recht hat sie.
Ich war immer noch nicht bei Khun Dong zum Scotch.

*Schadensumme minimal 20 bis eher 30 Millionen THB, eventuell mehr.

Darf ich die verehrten Leser und vor allem Leserinnen fragen: Ist der Aufsatz mit  den Querverweisen geniessbar, oder wünschen sie
eine verständlichere Geschichte, das heisst Neufassung?
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hmh. am 02. Juli 2009, 01:44:13
Low, du weißt, daß ich ein absoluter Fän Deiner Geschichten bin, also nichts für Ungut. Wenn Du schon fragst, dachte ich aber, sagst ihm eben mal die Meinung:

Rein typographisch gesehen sind Verweise grundsätzlich dann in Ordnung, wenn das Erfassen dem Leser keine Mühe macht, also wenn Fußnoten zum Beispiel wirklich am Fuß der Seite stehen und nicht irgendwo auf Seite sowieso, wohin man mühsam blättern muß. Ich persönlich meide solche Bücher wie die Pest.

Das gilt auch im übertragenen Sinne im Internet: ich habe hier im Forum noch kein einziges Mal (wirklich nicht!) etwas nachgelesen, wenn einer zum Beispiel schrieb "siehe Antwort Nummer sowieso...". Ich halte solche Verweise als Leser, ebenso wie etwa bei den Themen Kleinschreibung, Gestaltung (Absätze und Hervorhebungen ohne aber mit Farbe oder Großschrift zu "brüllen"!) oder Zeichensetzung, für eine Zumutung. Es ist nun mal insgesamt rationeller und auch logischer, wenn sich der Eine anstrengt, der schreibt, und nicht die Tausende, die Lesen. (Copyright: Grüner)

Außerdem, wer soll bei ständigen Textverweisen denn den Überblick behalten, von unseren frommen Satanserzählern, die ja auch alle Bibelstellen auswendig kennen, vielleicht mal abgesehen? Zeit haben wir doch alle auch immer weniger; einige Rentner und Foren-Vielschreiber vielleicht mal ausgenommen.

Ich meine zum Beispiel solche Nervereien des geplagten Lesers:

Zitat
Antwort auf # 360 Profuuu

Ich schulde eine anständige Antwort auf # 360.
361 war eine unnötige Protzerei und Kraftmeierei meinerseits.

Denkst Du wirklich, daß da einer durchblickt, oder sich gar die Mühe macht, da das Durchblicken zu lernen? Also ich jedenfalls nicht!

Mit anderen Worten:
Alles, was mir nicht selbst so wichtig erscheint, daß ich es für den Leser lesefreundlich aufbereite, ist garantiert auch für die meisten Leser nicht wichtig genug, als daß sie umständlich dorthinblättern oder Hin- und herklicken wollen oder würden. Jeder Schreiber, der gelesen werden will, steht im Wettstreit mir anderen. Und falls die das besser können, dem Leser den Zugang zu ihren Gedanken zu ermöglichen, dann lesen sie dort. So einfach ist das.

Eine Alternative, allerdings auch eine nicht gerade perfekte, wäre allenfalls noch ein "interner Link". Den kann man hier in die Texte einsetzen, indem man im Firefox entweder die Link-Adresse der entsprechenden Zwischenüberschrift (Re: blablabla usw.) mit der rechten Maustaste anklickt und kopiert, oder ebenfalls in die Zwischenüberschrift klickt und dann den Link aus der Adreßzeile kopiert.

So, und jetzt schreib weiter, ich freue mich schon auf Deine nächste Geschichte, deren Verweisen ich aber auch künftig sicher nicht folgen werde.  ;D

MfG hmh.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Buci am 02. Juli 2009, 16:44:33
@Low

Auch mir gefallen deine Geschichten. Bei der letzten Erzählung hatte ich aber ein bisschen Mühe zu erkennen, wann welche Frau gemeint war. Irgendwie musste ich es mir erahnen...

Mach bloss weiter...   :)
Titel: Danke für das Echo, hmh und Buci!
Beitrag von: Low am 02. Juli 2009, 18:05:59
Hallo hmh

Danke für die ausführlichen Erklärungen und die aufbauende Kritik.
Ich freute mich über Deine Antwort.

Offenbar lese ich anders als du und die Mehrzahl. Als ich bezahlte Arbeit leistete, gab es  kaum Internet. Bei den Suchmaschinen war
Google noch unbekannt. Erst 1996 hing die Digital Equipment Corporation, DEC, ALTAVISTA ans Netz. (1) Diese Informationsquellen
litten ausserdem unter Kinderkrankheiten.

Ich war froh über jeden technischen Literaturhinweis und ich vertrödelte Unmengen Zeit mit Nachforschungen nach Autoren,
Artikeln und dem Suchen und Organisieren von Literatur. Anders als meine Kollegen wurde ich durch namhafte Firmen unterstützt.
Es gab einige Damen, die waren Spezialistinnen. Meistens waren sie durch Aufträge der Herren Chefs total überlastet und standen
für Studenten und Angestellte selten zur Verfügung, oder man gewann so eine Fachperson, meistens unansehnliche Brillenschlangen
und etwas verstaubte Bücherwürmer (Herrgott, was ist die weibliche Form von Bücherwurm?) zur Freundin.

Unsere Geldgeber erwarteten bei den Publikationen Mengen von Quellenangaben und Querverweisen. Verdankungen, von Gönnern
und Finanzierenden, über den Chef, die Kollegen und Mitarbeiter bis zur Putzfrau, durften nicht fehlen. Das war meine Ausgangssituation.

Übrigens wirst du im Internet keine einzige Arbeit von mir finden.  Alle wurden vom grossen Bruder sauber entfernt. Ich fand letzthin
einen Artikel von einem Amerikaner aus dem Jahre 1947.  Meine genaueren Resultate zum selben Thema von 1977 suchte ich im Netz
vergeblich. Auf die persönliche Anfrage eines Kollegen hin, konnte ich das Gewünschte dennoch liefern.

Ich las die Geschichte noch einmal durch. Sie ist ohne Berücksichtigung der Querverweise verständlich. Mit den Hinweisen offenbart sich
jedoch das ganze Chaos. Für mich selbst sind diese Anhaltspunkte bei Nachforschungen vor allem bei den unendlichen Geschichten hilfreich.
Davon gibt es glücklicherweise nur zwei.

Anhand der Klicks dürften meine Aufsätze trotz vieler Unvollkommenheiten einige Leser ansprechen. Ich werde kaum sauer, wenn es etliche mehr werden.
Deshalb suche ich einen geeigneten Weg.

Mit Google und Wiki fing ich an, als Profuuu himself mir eines Tages antwortete:
„Jetzt habe ich tatsächlich gegoogelt!“

Danke für die Aufmerksamkeit!



Hallo Buci

Leider konnte ich weder Namen nennen, noch zu präzise werden.
Es sind nur drei wichtige Frauen im Spiel.
A. Die verheiratete Spielerin, welche ihren Mann mehrmals finanziell ruinierte und ihm nun offenbar mit Drogen noch den restlichen Verstand ausbläst.
    Sie hat gleichzeitig einen Thai Freund und arbeitete letzthin für drei Monate als Nutte im Ausland, weil sie hier überall Schulden hat und flüchten musste.

B. Die Ersatzfrau, die der verheiratete Kerl nach seiner Rückkehr fand und die von der wütenden Gattin in die Wüste geschickt wurde.

C. Frau Gucci. Sie erwähnte ich nur, weil sie den gleichen Giftmischer oder Wahrsager wie A. aufsuchte. Frau Gucci arbeitete daran,
    ihren Gatten umzubringen, gab aber vor wenigen Wochen auf.

Beides sind für mich endlose Geschichten. Der Fall A läuft seit fast sechs Jahren!
Frau Gucci wurde vor mehreren Monaten aktiv. Die zwei Fälle sind für mich noch nicht abgeschlossen. Diese ausgetüftelten Ränkespiele überstiegen
sehr oft meine bescheidene Vorstellungskraft.

Zum Glück gibt es die echten Kurzromanzen.

Danke für die Meldung!


http://de.wikipedia.org/wiki/AltaVista
 
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: farang am 04. Juli 2009, 02:22:31
Low mach bitte weiter so.Deine Geschichten sind köstlich zu lesen.
Ich habe über deine Links sehr viel gelehrnt.Ich bin zum Beispiel nicht gerade Fan von den Links über Oper und Operette,aber
auch von denen kann ich was abschneiden.Habe hier in der Schweiz einen Händler gefunden der mir den Wein von Monsoon Valley
liefert.Mache dann mit Mia und ihren Freundinnen eine Verköstigung,aber vermutlich wird der Wein von Thailand ja bei Thais nicht
negativ abschneiden.

Grüsse Walo
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 04. Juli 2009, 10:51:57
Hallo Walo

Es freut mich, dass mindestens einer die Links benutzt.
Betreffend Monsoon Valley kann ich sagen, dass es einige sortentypische Weine und einige Assemblagen (mehrere Traubensorten) gibt. (1)
Wir kauften bis vor kurzen den Syrah. Jetzt ist Schluss, weil der Preis von 475 auf 550 Baht angehoben wurde.
Für diesen Betrag gibt es in TH Weine, die uns besser munden, beispielsweise der Negroamaro aus Salento, Italien.

Prost Walo


(1)
http://www.wein-plus.de/glossar/Assemblage.htm
Titel: Gold, Tafelfreuden, Minamata und Mikimoto
Beitrag von: Low am 04. Juli 2009, 13:48:42
Gold, Tafelfreuden, Minamata und Mikimoto

Warnung: Das Lesen dieses Artikels kann zu extremen Hungergefühlen, in Ausnahmefällen, sofern dem inneren Drang
nachgegeben wird, zu Fettleibigkeit und hohem Blutdruck führen. Jegliche Haftung des TIP wird ausdrücklich ausgeschlossen.


Ich mache wieder einmal einen Zeitsprung zurück zu Jeremias Gotthelf und ins Emmental. Von dort jedenfalls ist nicht nur der Käse
mit den übergrossen Löchern bekannt.
Die Bettstatt ist gefüllt mit getrocknetem Gras, die Tücher sind aus Leinen, die Möbel aus Urgrossvaters Zeiten. Um 150 Jahre
zurückversetzt fühlt sich, wer sich im Emmental wie einst Gotthelf bettet. Eine Waschschüssel ersetzt das Badezimmer, romantisches
Kerzenlicht die Leuchtstofflampen.
Wenn die Sonne in der Morgenfrühe lacht,
geht’s ausgeruht zur Goldwasch-Schlacht.

Eiszeitliche Gletscher brachten goldhaltiges Material aus den Alpen. Die Abtragung der Gletschermoränen durch Flüsse und Bäche
führte zu den heutigen Flussgoldvorkommen. Die Goldvorkommen am Napf sind wahrscheinlich die ältesten bekannten Lagerstätten
der Schweiz. Mit Napf meine ich nicht den gemeinen Spucknapf, sondern den Hügel aus Nagelfluh mit eingelagerten Sandstein- und
Mergelschichten und einer Höhe von 1408 Metern.  
Die Helvetier, das keltische Volk, das bereits vor Christus auf dem Gebiet der heutigen Schweiz siedelte und die Besetzer, die Römer,
suchten vermutlich schon nach Napfgold. Heute sind die Täler und Bächlein des Napfgebietes bei Goldwäschern sehr beliebt.
Die fast unberührte, natürliche Landschaft und die Möglichkeit, schnell ein paar Goldflitter im Flusskies zu finden, machen den Napf
zur perfekten Goldwasch- und Erholungs-Region.

Sollten ausnahmsweise starke Unwetter das Goldwaschen verunmöglichen, tröstet der Mann von Welt seine Begleiterin mit einem Schmuckstück
aus einer Bijouterie, am besten von achtzehn Karat an aufwärts.
Wenn die schmucktragende Dame später Ermüdungserscheinungen zeigt, empfehle ich die Kemmeriboden-Bad-Meringue, eine üppige Schöpfung
aus Eiweiss und frischem Rahm, unverfälscht aus dem Napf geschöpft. (2)
Als Vorspeisen für starke Esser preise ich an: Duo von aromatischen Tomaten und Schangnauer Büffelmozzarella im Strudelteig gebacken,
dazu ein Salatstrauss in Balsamicodressing,
gefolgt von einem Apfelschaumsüppchen mit frischer Minze verfeinert, dazu Preiselbeermeerrettich.
Als Hauptgang: Filetmedaillons vom „Schangnauer-Säuli“ mit einem Grillwürstchen auf zweierlei Spargeln, angerichtet an einer Sauce
von roten Zwiebeln mit Pilawreis, begleitet von einem Fläschchen Château Pavie 1er Grand Cru Classé 1998.

Das mag ja gut sein nach acht Stunden Goldsuche im knietiefen, kalten und mineralienreichen Wasser. Nach zehn Jahren Nordthailand
hätte ich nach dieser Speisenfolge nachhaltiges Herzklappern und später Verdauungsprobleme. Der Preis für die einfache Emmentaler
Bauernmahlzeit zu zweit würde die Ausgaben für zehn Tage Restaurantbesuch in Chiang Mai decken. Deshalb rasch zurück ins
kalorienfreundlichere und wärmere Som Tam Land.

Spezielle Anmerkung für Bucisten und andere Qualitätstouristen:
Es ist mir bekannt, dass die Engadiner Nusstorte noch ein paar bescheidene Kalorien mehr aufweist, als die Kemmeribodenbadmerängge
aus biologischer Bodenhaltung.  Nüsse wachsen dummerweise an Bäumen. Kühe und Hühner sind erdgebundene Wesen.
Ich weiss, dass es hervorragende Bündner-Spezialitäten gibt. Ich kenne Bündnerfleisch, sowohl luftgetrocknet als auch bargeräucht
mit einem Glenmorangie-Stich (3), Wildheugeschmack im Haar und dem Duft von Romeo y Julieta im blumigen Designerkleidchen.
Es gibt einige Goldvorkommen im Kanton mit Restriktionen: Buddeln am Sonntag verboten. Bündner Herrschaftsweine sind absolute
Qualitätstropfen. Aus Rätien stammen fantastische Erzähler und weltberühmte Maler. Vergebt mir, wenn ich bei den fanatischen Sektierern
des Emmentals verweilte. Es lag mir geographisch einfach näher.

Fortsetzung folgt.

(1)
www.goldwaschen.ch
http://de.wikipedia.org/wiki/Goldwaschen
(2)
http://www.kemmeriboden.ch/Kulinarik/Meringues/
(3)
http://www.glenmorangie.com/
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Buci am 04. Juli 2009, 18:13:35
Na, dann darf ich natürlich nicht mit einem Link geizen zu einem Rezept für die Bündner Engadiner Nusstorte:

http://www.schweizer-kochrezepte.ch/rezepte/schweiz/tuorta_da_nusch.html

Auf Romanisch: "Tuorta da nuschs"

NB: Im Romanischen werden grundsätzlich nur Satzanfänge und Namen gross geschrieben. Also, Nüsse = nuschs = rischtisch!  KeinWitzimfall!   8)

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 04. Juli 2009, 18:56:14
Danke Buci.
Dann kann ich zur Torte bloss noch die Musik liefern:

http://www.engadinerlaendlerfruenda.ch/
Titel: Gold, Tafelfreuden, Minamata und Mikimoto
Beitrag von: Low am 05. Juli 2009, 03:12:48
Gold, Tafelfreuden, Minamata und Mikimoto
      
Teil 2

Zusammenfassung:
Im ersten Teil beschrieb ich die Goldsuche im Napfgebiet, Schweiz, und gab eine kurze Anleitung, wie sich dort und im
entfernten Graubünden der Hungertod vermeiden lässt. Buci steuerte als Kalorienbombe noch eine Engadiner-Nuss-Torte bei.
Deshalb rasch zurück ins kalorienfreundlichere und wärmere Som Tam Land.

Etwa 400 km südlich von Bangkok, in Bangsaphan Yai waschen heute noch vorwiegend ältere Frauen Gold. Ein Italiener,
Ingenieur Luzatti erhielt 1885 und 1887 von der siamesischen Regierung zwei Konzessionen für den Goldabbau.
Ich fand in anderen Landesteilen und Flüssen einheimische Goldwäscher an der Arbeit. Teilweise benutzen sie lebensgefährliche Methoden.

Eine der wenigen Flüssigkeiten, die Gold angreift, ist Quecksilber. (4) Sie können das Experiment selbst nachvollziehen.
Legen sie ihren Ehering in einen Kubikzentimeter Quecksilber und fortan können sie den Ring im Fläschchen spazieren führen.
Der Behälter kann alsdann mit „Amalgam“ etikettiert werden.

Diesen Trick benutzen Goldsucher, sofern feine Goldäderchen in Steinchen eingeschlossen sind. Nach dem Auswaschen des Goldes
mit dem Quecksilber, muss nur noch das Quecksilber vom Gold getrennt werden. Dazu diente den Hightech Experten eine Bratpfanne
und ein kräftiges Feuer. Dass der Quecksilberdampf hochgiftig ist, wusste beim Hantieren keiner. Am Ende verblieben in der Pfanne
einige Goldklümpchen, welche die Schatzsucher nach dem Abkühlen in Plastiktüten verwahrten. Weil der Tag so erfolgreich verlief,
feierten sie das Ereignis mit viel Schnaps, der in den selben Flaschen wie das Quecksilber gelagert wurde. Weil ein Liter des Stoffs
ungefähr vierzehn Kilogramm wiegt, fanden nur kleine Flaschen Verwendung. Als kulinarischer Höhepunkt wurde dann noch Fisch
in der einzigen Bratpfanne gegart.
Mir wurde übel, ob dem grausamen Geschehen. Vergessen konnte ich diese selbstzerstörerischen Szenen nie mehr.

In jungen Jahren war ich mehrmals durch Quecksilberunfälle mit grösseren Mengen gefährdet. Zur Erzeugung von Hochvakuum benutzten
wir damals Quecksilber-Diffusions-Pumpen (5) mit Kühlfallen, die mit flüssigem Stickstoff, Temperatur minus 196 ° C, beschickt wurden. (6)
Nach etwa einer Woche klebte der gesamte Schwermetallvorrat an den eisigen Wänden der Kühlfallen.

Ich erzählte die Goldsucher Erfahrungen eines Abends Mia, die eifrig mit dem Kopf nickte. Als ich die hohe Giftigkeit des flüssigen
Schwermetalls erwähnte, wusste sie, warum thailändische Goldsucher selten alt werden. Sie machte ähnliche Beobachtungen.
Möglicherweise sterben diese verwegenen Glücksritter an der Minamata Krankheit, wenn sie nicht von goldgierigen Räuberbanden
vorher umgebracht werden. (7)
1999 konnten japanische Wissenschaftler sogar bei Indianern am Amazonas die Minamata-Krankheit nachweisen. Auch hier gelangte
Quecksilber beim illegalen Goldwaschen in das Flusswasser.
Bereits vor Jahrzehnten sah ich, wie Indonesier das selbe billige, aber extrem gesundheitsgefährdende Verfahren benutzten.

Bei extravaganten verheirateten Ladies wird selten die Mikimoto Krankheit beobachtet. Dieses Leiden ist relativ harmlos und belastet
nur den Geldbeutel oder die Kreditkarten des Gatten.
Mikimoto San eröffnete im Jahre 1899 seinen ersten Zucht-Perlenladen auf der Ginza in Tokio. Von da an expandierte (leider) sein Geschäft auch im Ausland. (08)
Das Mikimoto Syndrom sollte vom Gatten sehr ernst genommen werden, da es oft mit dem Goldfieber einher geht.



(4)
http://de.wikipedia.org/wiki/Quecksilber
(5)
http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96ldiffusionspumpe
(6)
http://de.wikipedia.org/wiki/Stickstoff
(7)
http://de.wikipedia.org/wiki/Minamata-Krankheit
(08)
http://de.wikipedia.org/wiki/Kokichi_Mikimoto
http://mikimotoamerica.com/


Titel: Grippeähnliche Erkrankungen
Beitrag von: Low am 06. Juli 2009, 17:11:55
Grippeähnliche Erkrankungen

Da die Schweinegrippe H1N1 in Thailand äusserst selten ist und kaum vorkommt, vor allem dank der Prävention
am Flughafen in Phuket, benutze ich den Ausdruck „grippeähnliche Erkrankungen“.

Dazu ein Ausschnitt des Beitrages von Ozone:
Am Phuket Airport hat man die Lösung gegen die Verbreitung der Schweinegrippe gefunden. Die Angestellten wurden
angewiesen, während ihres Händewaschens das Lied „Happy Birthday“ zu trällern, damit sichergestellt ist,
die empfohlene Händewaschdauer von 20 Sekunden nicht zu unterschreiten.

Des weiteren wurden sie angewiesen, in Zukunft nicht in die Hände zu niesen, sondern auf die Schultern (ihrer Uniform) zu zielen.

Wenn ihr also in Zukunft grün-gelbe verklebte Eiterkrusten an den Schulterpatten des Immigrations-Officers seht..... ...

http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=2334.msg60445#msg60445

Auf Neudeutsch:

http://www.phuketgazette.net/news/index.asp?id=7522

Letzte Woche erhielten wir einen Telefonanruf aus dem Dschungel. Unser Patensohn hatte Fieber.
Wir statteten ihn vor etwa einem Jahr mit einem Quecksilberthermometer aus und zeigten ihm, wie die Körpertemperaturen
exakt gemessen werden.
Ich erklärte ihm, dass er die Temperaturen mit Zeit und Datum versehen, notieren sollte.
Seine Temperatur kletterte gegen 39 °C und wir empfahlen fernmündlich, einen Arzt zu konsultieren.
Im Spital schoben sie ihm einen Papierthermometer* in den Mund und lasen wenig später bloss 37,0 °C ab.
Das Knäblein meinte, das stimmt nicht, und zeigte dem Pflegepersonal seine Aufzeichnungen.
Die fragten schnippisch: „Bist du ein Arzt?“
Der Bub antwortete: „Mein Farang Onkel hat mir gezeigt, wie ich die Temperatur richtig messen kann.
Dazu braucht es keinen Arzt sondern einen genauen Thermometer.“
Als der Arzt kam, wurde die Messung mit einem Alkohol- oder Quecksilberthermometer wiederholt.
Die Messung von zu Hause wurde bestätigt.
Er hatte Fieber.
Das Spitalpersonal war froh, den kritischen Teenager wieder nach Hause zu entlassen, wo offenbar gute
medizinische Versorgung garantiert war. Das Krankenhaus war voll besetzt, vor allem mit jungen Fieberpatienten.

*
Diese billigst Papierthermometer mag ich gar nicht. Nachts schlucke ich die im Halbschlaf vor Wut und Ärger.
Wenn ich längere Zeit in ein Krankenhaus muss, packe ich den ThermoScan von Braun ein.
Ideal für Kinder, nach drei Sekunden hat man das Resultat aus dem Ohr.

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 07. Juli 2009, 03:26:56
Tja, Rolf, gutes Equippment und dazugehöriges Know How zahlen sich eben aus ;)

Aber man sieht am Beispiel, wie groß Dein Einfluß auf Deinen "Ziehsohn" ist. Du kannst stolz darauf sein!
Dass die Thainurses froh waren, als Dein Patensohn das Weite gesucht und gefunden hatte, glaube ich sofort. :D :D :D

Fieber bei Kindern
erreicht meist schnell beeindruckende Werte, ohne daß gleich wirklich schwere Erkrankungen dahinterstecken müssen.
Ich rate zu reichlich Flüssigkeit und einer gehörigen Dosis Paracetamolsaft oder auch -tabletten - und natürlich zu einer Temperaturkontrolle 90 Minuten später, nicht mit einem Papiertermometer, sondern mit einer etwas verlässlicheren Meßvorrichtung. Sollte das Temperatur trotz dieser Maßnahmen erhöht, also über 38 Grad Celsius bleiben, dann sollte man einen Arztbesuch allerdings auch nicht auf die lange Bank schieben.

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 07. Juli 2009, 11:52:29
Hi Drwkempf,

Wie viele Papierthermometer muss ich schlucken, um LD 50 zu erreichen?

Der Junge ist wieder fieberfrei.
Das Trinken hat er auch bei uns gelernt. Wir haben dort im Haus einen
Wasserfilter installiert. Vor allem in der Trockenzeit sinkt die Wasserqualität.
Das angebotene Wasser der Trinkwasserverkäufer ist nicht immer einwandfrei.
Ich meine nicht die Grossverteiler, sondern die kleinen Gauner.
Low


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Blackmicha am 07. Juli 2009, 12:42:58
Hi Drwkempf,


Ich meine nicht die Grossverteiler, sondern die kleinen Gauner.
Low




in Laos ist letztes Jahr eine Firma aufgeflogen , die Wasser in gebrauchte PET Flaschen füllte , und als NEU verkaufte !  >:(
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 07. Juli 2009, 12:53:36
In Laos ist das schon möglich. Hier nicht.

Ich meine, dass so eine Firma auffliegt.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Samuitilak am 07. Juli 2009, 12:56:33
Zitat drwkempf

"Fieber bei Kindern
erreicht meist schnell beeindruckende Werte, ohne daß gleich wirklich schwere Erkrankungen dahinterstecken müssen.
Ich rate zu reichlich Flüssigkeit und einer gehörigen Dosis Paracetamolsaft oder auch -tabletten - "

?????
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2008/0920/wissenschaft/0100/index.html (http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2008/0920/wissenschaft/0100/index.html)

Panikmache??

LG

Walter
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 07. Juli 2009, 13:06:50
Vor langer, langer Zeit gab man den Kindern (in CH) ein Stück Würfelzucker mit ein paar Tröpfchen Absinth.

http://de.wikipedia.org/wiki/Absinth

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 07. Juli 2009, 14:24:53
Da habe ich mich wieder einmal nicht klar genug ausgedrückt ??? ??? ???

Erhöhte Temperatur, also Temperaturen bis 38,0Grad Celsius sollte man nur beobachten, dabei auf reichliche Flüssigkeitszufuhr achten. Da braucht man keine Medikamente. Zwischen 38,0 und 38,5 Grad Celsius helfen durchaus auch einfach einmal kalte Wadenwickel. Über 39,0 Grad Celsius sollte man dann doch ein Medikament geben, allerdings nicht als Dauertherapie, sondern eine großzügig bemessene (auf das Kindesalter/-gewicht bezogene) Dosis Paracetamol eimalig. Ist ein Fieberschub einmal durchbrochen, bleibt die Temperatur oft im Anschluss in verträglicher Höhe.Meist sind Entzündungen Auslöser hoher Temperaturen. Entzündungen sind ja bekanntlich auch schmerzhaft, sodass die medikamentöse Behandlung mit Paracetamol nicht nur das Fieber senken, sondern auch die Schmerzen lindern soll.

"Dennoch sei Paracetamol Mitteln wie Aspirin oder Ibuprofen vorzuziehen, schreiben die Forscher. Es solle aber erst dann verabreicht werden, wenn das Fieber beispielsweise auf mehr als 38,5 Grad Celsius steige. (bro.)"

Wirksame Medikamente ohne potentielle Nebenwirkungen? Ein Märchen!

Allergische Erkrankungen - Asthma bronchiale gehört bekanntlich dazu - wird meines Erachtens nach heute häufiger durch einen übertriebenen Hygienefimmel ausgelöst aals durch Medikamente, auch wenn das prinzipiell möglich ist. In der heutigen Kindergeneration ist kindgerechtes Spielen auch mal im Dreck oft nicht mehr gewünscht, der kindliche Organismus "verpasst" so die Gelegenheit, ein robustes Immunsystem auszubilden. Zu viel Sauberkeit ist hier also auch von Übel (wie eben fast alle Extreme).
Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 07. Juli 2009, 14:41:13
@383

Lieber Rolf,

daß Du als Schweizer an die Verwendung des Absinth verweist )rein historisch natürlich!), verwundert mich nicht. Auch ich weiß, daß der Schweizer Absinth qualitativ der beste war den es für Geld zu kaufen gab. Die Schweizer produzierten nicht nur den höchstprozentigen Absinth, sie vermieden auch meist die Verwendung billiger Alkohole, die wohl maßgeblich für die oft geschmähten Nebenwirkungen des Absinthgenusses verantwortlich waren.
Kinder Alkohol zu geben? Das war in der Tat weit verbreitet. Ich eerinnere da z.B.an den viel verwendeten Schnapszipfel, einen in Schnaps und Zucker getauchten Leinenzipfel, den man früher z.B. zahnenden Kindern in den Mund schob. Man hat die Kinder damit erfolgreich ruhiggestellt.
Alkohol ist allerdings ein hochpotentes Nervengift, bei kleinen Kindern extrem wirksam! Also nicht zur Nachahmung empfohlen.
Wolfram
Titel: Absinth
Beitrag von: Low am 07. Juli 2009, 15:27:23
Hallo Wolfram

Ein halbes Stück Würfelzucker mit zwei maximal drei Tropfen Absinth
war ein gängiges, trotzdem sehr selten angewandtes Hausmittelchen meiner Grossmutter.
Ich denke nicht, dass diese geringe Menge Alkohol bereits toxisch wirkt bei einem vielleicht
siebenjährigen Kind. Sonst müsste ja man auch beim Salat mit hausgemachtem Weinessig zurückhaltung üben.
Auf alle Fälle litt ich bei den Grosseltern nie unter Würmern, denn Absinth ist ein Wurmkiller.

Eine schöne Arbeit über die grüne Fee (Absinth) fand ich unter:
http://www.pharmazie.uni-wuerzburg.de/Studium/Lmc/Seminare/Thujon.pdf

Ich sah in CNX in einem Geschäft eine Flasche Absinth.
Der soll angeblich den Bauchraum beeinflussen. Ich kaufe mir dann mal eine Flasche und versuche Absinth anstatt Librax.
Vielleicht erhalte ich später für den selbstlosen Versuch den Nobel-, oder irgend einen anderen Preis.
In meiner Bar, etwa 10 000 Kilometer entfernt, steht noch eine angebrochene Flasche aus dem Jura. Dick fand das Getränk
ausgesprochen witzig mit der Aromenvielfalt und dem Farbwechsel beim Eingiessen.

Meine Frage betreffend gefressener Papierthermometer blieb bisher unbeantwortet. Am ThermoScan lutsche ich nicht einmal.

Danke für die Paracetamol Empfehlung. Das wird hier im Dorf pfundweise konsumiert. Es wird ab Lautsprecher-Pickup günstigst
angeboten. Asthma konnte ich nicht beobachten. Ich selbst rühre das Zeug nicht an.






Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 07. Juli 2009, 17:23:44
Lieber Rolf,

das hier ansässige Expertenteam streitet sich noch;die Frage, wieviele gefressene Papierthermometer bei 50% der Papierthermometerfresser zum Tode führen, ist offensichtlich gar nicht so leicht zu beantworten ???
Mit gefressenen Quecksilberthermometern hätte sich das Team viel leichter getan :-) >: :D

Über die präzise Schädlichkeit nur weniger Tropfen guten schweizer Absinths gibt es auch noch keine abschließenden Erkenntnisse.
Es wurde aber schon ins Auge gefasst, eine Flasche Absinth zu erwerben, um einen Selbstversuch wenigstens bei Erwachsenen zu starten.
Sollte ich in naher Zukunft nur noch dummes Zeug von mir geben, dann ist der Schuldige wenigstens schon ermittelt!

Herzliche Grüße nach Nordwestthailand
Wolfram
Titel: Diensteifer
Beitrag von: Low am 08. Juli 2009, 11:47:38
Diensteifer

Vor nicht allzu langer Zeit gab es noch keine Digitalkameras.
Man hantierte mit lichtempfindlichem Filmmaterial.

Ich benötigte aus Amerika Spezialfilme für ein Elektronenmikroskop.
Die Firma lieferte prompt. Es gab nur ein klitzekleines Problem am Zoll.
Der diensthabende Beamte öffnete das Packet gewissenhaft.
Damit waren die Filme belichtet und unbrauchbar.

Ich reklamierte beim Zoll. Die Beamten waren nett und bedauerten den Vorfall.
Ich machte sie auf eine baldige Neulieferung aufmerksam.
Der selbe Absender, derselbe Empfänger, derselbe Inhalt: Lichtempfindliche Filme.
Die Firma lieferte prompt.
Der diensthabende Zollbeamte sagte sich: „Köpfchen!“ Er öffnete die Verpackung nicht.
Sein Kollege benutzte die Röntgenanlage zu Belichtung der Filme.

Es war nicht Thailand.


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: ou1 am 08. Juli 2009, 14:40:36
Diensteifer

Es war nicht Thailand.




Schade, lieber Low, dass Du das schon so früh verraten hast. Ich hätte gerne mal die üblichen Reaktionen derjenigen gelesen, die das Brett mit der Aufschrift
Vorurteil
vor dem Kopf haben.

MfG
ou1
Titel: Seldwyla ist überall!
Beitrag von: Low am 08. Juli 2009, 17:03:59
Hallo ou1

Ja, ich kann noch einen draufhauen und behaupte:

Seldwyla ist überall!

Seldwyla bedeutet nach der älteren Sprache einen wonnigen und sonnigen Ort ....
Die Seldwyler: Sie sind fast schon südländisch temperamentvoll, stets lustig und zu Vergnügungen aufgelegt
und nicht wenig leichtsinnig. Was ihnen fehlt, ist Sparsamkeit, Zielstrebigkeit und ausdauernder Gewerbefleiss.
Lieber lassen sie andere Leute für sich arbeiten, spekulieren und leben auf Borg.

Das Grosshirn und die Hormone melden: "Das muss das LOS sein!"

Die meisten Worte und Ueberlegungen sind nicht von mir, sondern von:
Gottfried Keller * 19. Juli 1819 in Zürich; † 15. Juli 1890 Zürich (2)

Da bin ich ja wieder einmal im altbekannten Fahrwasser – 150 Jahre zurück.
Bloss, vor 150 Jahren steckte die Fotografie in den Kinderschuhen und
Elektronenmikroskope waren kaum weit verbreitet, vor allem in Seldwyla.

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Leute_von_Seldwyla
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Gottfried_Keller
Titel: Seldwyla ist vorbildlich!
Beitrag von: hmh. am 08. Juli 2009, 17:58:08
Nach Wengen, wo ich in meiner wilden Zeit Chef-de cave im Hotel Eiger war, einer meiner beiden Lieblingsorte in der Schweiz.

Warum? Man lese

Dieter Wieland: Gebaute Lebensräume, Düsseldorf 1982

Inhalt u. a.:

Die Welt nach Plan oder Der Tod der Räume, Fließbandstädte oder Räume ohne Halt usw.

Als Alternative dazu: Seldwyla oder Eine Stadt zu Fuß: Neue Umarmungen, Die Rückkehr der Gassen und Höfe, Gebaute Nachbarschaft, Alternativen zum Normalen, Häuser zum Anfassen, Das kleine Einmaleins der Lebensräume etc. pp.

Titel: Mikrowellen als Gefahren- und Geld-Quellen
Beitrag von: Low am 10. Juli 2009, 01:53:13
Mikrowellen als Gefahren- und Geld-Quellen

Mikrowellen sind elektromagnetische Wellen, deren Wellenlänge zwischen 1 m und 1 mm liegt.(1) Dies entspricht einem
Frequenzbereich von etwa 300 MHz bis etwa 300 GHz.
Verwendet werden diese Frequenzen in Radaranlagen und zur drahtlosen Kommunikation, wie Satelllitenfernsehen, Telefon und WLAN

Sie erkennen sofort, dass nicht nur der Mikrowellenherd, sondern auch neuere PC Mikrowellengeräte sind. Alle diese Geräte
verseuchen die Umgebung mit einer gewissen Strahlung. Sie wird bemerkbar, wenn man beispielsweise einen
Kurzwellenempfänger einschaltet. Wenn es ein Superheterodyn Empfänger ist, strahlt der auch.(2)

Über die Schädlichkeit der Mikrowellenstrahlung gibt es nichtssagende Gutachten und ebensolche Gegengutachten. Bereits 1989 machte
der Schweizer Nahrungswissenschaftler Dr. Hans-Ulrich Hertel beunruhigende Entdeckungen über Mikrowellenöfen. Er behauptet:
Jede Nahrung, die in der Mikrowelle gekocht oder aufgetaut wird, kann beim Verzehr Veränderungen im Blut verursachen. Ein ähnlicher
pathologischer Prozess, der auch bei Krebs nachwiesen werden kann. (3)
Es gibt mittlerweile weitere Wissenschaftler, welche ähnliche Hypothesen publizieren.

Eine unserer Bekannten bekam ein Angebot einer bekannten Yuppie Phone Firma, auf ihrem Grundstück eine Antennenanlage zu errichten,
gegen eine feste jährliche Mietgebühr. Das passte den Nachbarn nicht ins Konzept, weil ja da einer Geld verdienen konnte. Sie fanden faule
Ausreden, wie die Antenne würde sie beim Hausbau behindern und versuchten das Geschäft mit allen an- und unanständigen Mitteln
zu verhindern. Den einzigen Punkt, es sei nicht bewiesen, dass Mikrowellen keine Schäden im menschlichen Organismus bewirke,
kannten und benutzten sie nicht.
Sie machten ihre Rechnung ohne die Spezialisten der Telefongesellschaft, die bereits zuvor beim Gemeindeobmann vorgesprochen hatten.
Ich kann nicht ausschliessen, dass bereits hier etwas Schmiermittel eingesetzt wurden.

In Euroland gibt es viele gescheite Menschen, die Angst vor den elektrischen Wellen und Strahlung im allgemeinen, wie Erdstrahlen,
kosmische Strahlen haben. Gegen Erdstrahlen und Wasseradern verkaufen gewitzte Scharlatane teure, nichts bewirkende Geräte,
die vor schädlichen Einwirkungen wie Schlaflosigkeit, erektiler Dysfunktion (Impotenz), und sogar Krebs schützen sollen.(4)
Sofern  diese Theorien zutreffen, würde vermutlich die Firma Pfizer beim Kauf von hundert Viagra Pillen zwecks Umsatzförderung gratis
einen Mikrowellenherd abgeben.

Ich wurde mehrmals gebeten, sogenannte Strahlenschutzgeräte zu reparieren und konnte keine erklärbare Funktionen erkennen. Etwas Draht,
ein Begrenzungswiderstand für ein Lämpchen, Schalter, und bei besonders teuren Geräten ein als Monode (eindrahtig) angeschlossener
Elektrolytkondensator in einem soliden, meist Hammerschlag lackierten Blechgehäuse, das war’s.
Die selben Leute stellten einen Rosenquarz als Strahlenschutz auf ihren Monitor

In der Schweiz, im Schwarzenburgerland, gelang es vor über zehn Jahren, den organisierten Hochfrequenzgegnern mit dem Stichwort Elektrosmog,
den Betrieb des sowieso veralteten Kurzwellensenders, Baujahr 1939, einzustellen. (5) Der wäre auch ohne diesen Aufstand still gelegt worden.
Kurzwellen sind keine Mikrowellen.
Wetten wir, dass die meisten damaligen Protestler heute über Mikrowellenherd und Mobiltelefon verfügen und mittels WLAN einen Laptop nutzen,
sofern sie nicht bereits gestorben sind.

Gegen Antennenanlagen für die drahtlose Telefonie werden regelmässig Einsprachen gemacht. Meistens von Leuten, die dauernd mit dem Handy
am Ohr anzutreffen sind, denn die eigenen Geräte strahlen bekanntlicherweise nicht und sind absolut unschädlich.

Seit 1997 gilt in Deutschland die "Verordnung über elektromagnetische Felder" auf der Grundlage des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (26. BImSchV).  (6)
Im hochfrequenten Bereich regelt sie, im Konsens mit internationalen Regelungen, den Schutz der Bevölkerung vor der Abstrahlung ortsfester Sendeanlagen.
Bisher sind schädliche Gesundheitswirkungen bei Expositionen unterhalb der Grenzwerte der Verordnung wissenschaftlich nicht nachgewiesen.

Wie wirken hochfrequente Felder auf den Menschen?
Im menschlichen Körper treten elektrische Ladungen in Wassermolekülen und anderen polaren Molekülen, an Zellwänden und als Ionen auf.
Ionen sind geladene Atome oder Moleküle. Ladungen verschieben sich unter dem Einfluss elektromagnetischer Felder; polare Moleküle richten sich
im ständig wechselnden Feld stets neu aus. Sie schwingen im Takt der angelegten Frequenz. Ionen werden hin und her bewegt. Durch diese Wirkungen
werden HF-Felder im Körper aufgenommen. Es entsteht Wärme. Die beschriebenen Vorgänge sind von der Frequenz abhängig.
 Anwendung: In der physikalischen Therapie, Kurzwellengerät.

Ich denke nicht, dass ein Mobiltelefon mit bescheidener Leistung ein Ohr oder gar das Gehirn aufwärmt. Schädigungen sind bei Dauergebrauch
nicht auszuschliessen, konnten aber bis heute nie eindeutig nachgewiesen werden.
Verschwörungstheoretiker behaupten, die Telefonfirmen und Elektronikgiganten würden negative Resultate mit allen Mitteln bekämpfen.

Durch Karaoke- und Disco-Anlagen (Niederfrequenz) dagegen sind weltweit Schäden im Hörbereich belegbar.

Vor leistungsfähigen Radio und TV Sendeanlagen fürchtet sich keiner. Eher vor langweiligen Programmen.
Wir werden ständig mit Strahlung berieselt. Teilweise stammt sie aus dem Weltraum, teilweise ist sie hausgemacht. Sie kann aus
der wunderbar glasierten Keramikschale stammen, wenn zum Färben Uranoxyde verwendet wurden.
Besonders stark ist die Strahlung im Flugzeug. Jede Wechselstromleitung im Haus gibt ein niederfrequentes Signal von fünfzig Hertz ab,
bekannt als Brummen der Transformatoren.
 
Eine Sendeantenne im Garten möchte ich nicht unbedingt. Wir verzichten auf elektronische Geräte im Schlafzimmer. Wir benutzen
als Slow Food Anhänger keinen Mikrowellenherd.
Aber ich weiss, dass die Strahlung des PC praktisch im ganzen Haus vorhanden ist, sofern die Geräte eingeschaltet sind.
WLAN hätte ich gratis, von irgend einem strahlenden Nachbarn.
Die Feldstärken des Elektrosmogs in Thailand dürften mit den neuen kommenden Mobilfunkfrequenzen weiter zunehmen.
Statistiken darüber fand ich keine.
Bei Depressionen, einer typische Elektrosmog Erkrankung anhand bestehender Literatur, könnte in Hinterindien wie bisher Lao Khao helfen.


(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Mikrowellen
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cberlagerungsempf%C3%A4nger
(3)
http://www.zentrum-der-gesundheit.de/mikrowelle.html

Beachten Sie rechts oben auf dem Bild die Dame mit dem Drahtlostelefon.
Unschädlich, logisch? Das ist etwa so, wie wenn bei einem Film aus dem Mittelalter, die Herren Ritter Rolex und Omega Uhren tragen.
(4)
http://de.wikipedia.org/wiki/Erektile_Dysfunktion
(5)
http://www.sgti.ch/uploads/media/In-Ku-26.pdf
(6)
http://www.bfs.de/de/bfs/druck/strahlenthemen/radio_mikrowellen.html
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: farang am 10. Juli 2009, 03:45:38
Mikrowellen als Gefahren- und Geld-Quellen

In der Schweiz, im Schwarzenburgerland, gelang es vor über zehn Jahren, den organisierten Hochfrequenzgegnern mit dem Stichwort Elektrosmog,
den Betrieb des sowieso veralteten Kurzwellensenders, Baujahr 1939, einzustellen. (5) Der wäre auch ohne diesen Aufstand still gelegt worden.
Kurzwellen sind keine Mikrowellen.

Durch Karaoke- und Disco-Anlagen (Niederfrequenz) dagegen sind weltweit Schäden im Hörbereich belegbar.
Ich bin auch ein Nummer 5 Geschädigter.War da in der RS auf deutsch(Armeeausbildung).Ich habe die Antenne xmal am gleichen Tag gesehen ,
von allen Seiten und ganz nahe, in der Nacht hat sie geleuchtet war sehr gut für die Orentierung,die Karte kann man drehen die Antenne blieb immer stehen.Hatte leider nur Sprengstoffatrappen dabei,aber dafür 20 KG nutzloses Gepäck.
Für das Karaoke geduddel empfehle ich anstatt Lao Khao einen Appenzeller (1) oder Kaffee Biberfladen

www.appenzeller.com (http://www.appenzeller.com)
Titel: Der Weg ins Nirwana (Nibbana) wäre mit Mahlzeiten gepflastert
Beitrag von: Low am 12. Juli 2009, 17:29:39


Der Weg ins Nirwana (Nibbana) wäre mit Mahlzeiten gepflastert

Kurz nach der Morgendämmerung, teils von Nebelschwaden begleitet, ziehen die Mönche durch Thailands Städte und Dörfer.
Sie nehmen Lebensmittel und andere Spenden der Gläubigen entgegen. Mit den Spenden erwerben sich die buddhistischen
Gläubigen Verdienste für ihr zukünftiges Leben.
Deshalb ist der Buddhismus in Thailand auch ausserhalb der Tempel und Klöster allgegenwärtig. Rund 95 Prozent der
Bevölkerung Thailands bekennen sich zum Buddhismus.
So war es einmal und so steht es noch heute  in vielen Reiseführern.

In der Nähe unseres Dorfes gibt es etliche Tempel. Mehrere kleinere Dorftempel stehen neben einer prunkvollen Repräsentationsanlage.
Wenn frühmorgens die Hähne krähen und die Mönche mit ihren Schalen losmarschieren, stossen sie hier meist auf verschlossene Türen.
An Hunderten von Häusern sind bloss vier oder fünf Türen geöffnet, um Essen für die Mönche auszugeben.

In den Tempeln leben nicht nur alte, wohlproportionierte,  gestandene Männer, sondern kleine Buben in Safran gehüllt. Ihre Eltern waren
zu arm, um für Nahrung und Kleidung zu sorgen. Gerade für diese Jugendlichen während des Wachstums ist es wichtig, dass sie
am Morgen zwei vollwertige Mahlzeiten zu sich nehmen können.

Mia reiste etwas herum und liess sich die Ernährungssituation von bekannten Äbten, Tempelangestellten und spendewilligen Frauen erklären.
Mönche dürfen sich nicht ungünstig oder abfällig über die Gaben äussern.
Dennoch lautete das triste Resultat: Die Lebensmittelversorgung in den meisten Tempeln ist bedenklich. Menge und Qualität sind kaum
dauernd gewährleistet. Wenn einige Tempel nicht zeitweise eine Köchin hätten, müssten Mönche darben.
Die Qualität des Essen hat abgenommen. Viele Frauen bereiten das Essen für die Mönche bereits am Vorabend zu und lassen es mehr
oder weniger ungeschützt herumstehen, bevor es am Morgen gespendet wird.

Weil Mia in schweren Stunden der vergangenen Monate in den Tempeln Zuflucht, Trost und Vertrauen fand, war es ihr ein Anliegen,
während des Fastens einige Mönche in der Umgebung mit gutem und warmem Zweit-Essen gegen elf Uhr zu versorgen.
Bereits am ersten Tag war ein Mönchsknabe, oder ein Knabenmönch überglücklich. Er verzehrte gleich zwei Portionen,
weil der rundliche Abt zu seinen Gunsten auf das Essen verzichtete. Das Knäblein erkundigte sich flüsternd geflissentlich,
ob sie bereits am nächsten Tag wieder kommen würde. Öfters gebe es nämlich Lanna Essen, mit dem er seine liebe Mühe habe.
Er wurde traurig, als sie sagte, sie käme erst in einigen Tagen wieder.

Ein ganz alter Abt wollte ergründen, wie es um die Ernährung des Mönches zu Hause stehe. Er gab Mia einen kleinen Buddha für mich mit.

Erst jetzt verstehe ich, warum ich gelegentlich in Grossverteilern Mönche beim Einkaufen sehe.


http://de.wikipedia.org/wiki/Nirwana
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 12. Juli 2009, 21:49:37
Tja, im Land of Smile hat nicht jeder was zu lachen!
Den neureichen Superäbten und Mönchen stehen viel mehr arme "Bettelmönche" gegenüber, denen der vierte Wunsch unseres Vaterunsers deutlich aus den Augen leuchtet.
Deine Mia ist ein guter Mensch - aber das wußtest Du ja schon!
Meine Bewunderung aus der Ferne ist ihr gewiß.
Wolfram
Titel: Maskenball im Paradies
Beitrag von: Low am 14. Juli 2009, 11:21:24
Maskenball im Paradies

Der Titel ist so schön wie falsch, denn die meisten Menschen tragen keine Masken, sondern einen Mundschutz.
Ich war gestern in Chiang Mai. Leute ohne Mundschutz fallen auf. Bei den Schutzträgern gibt es gewaltige Unterschiede
in Machart und Farbe. Einige Leute tragen primitive Staubschutzmasken aus dem Baumarkt. Andere wiederum haben
ein hausgemachtes Baumwolltuch vorgespannt. Diese hausgeschnurpften Schutzvorhänge dürften wegen fehlenden dpi
(dot per inch) garantiert vor Fliegen, aber nicht vor den unendlich viel kleineren Viren schützen. In Hangdong auf dem Markt
werden sie für zehn Baht angeboten. Einigen missbrauchen den Schutz als Stirnbinde. Andere tragen ihn in der Kinn und
Halsregion.  Während des Essens bleibt der Schutz an einem Ohr angehängt, oder er schützt die Haare vor Som Tam Spritzern.
Man kann auch rauchen mit dem Mundschutz. Demnächst will ich eine Maske mit Zigaretten- oder Zigarren-Öffnung in
der Mitte patentieren lassen. De Luxe Ausführung mit Reissverschluss.
Dann gibt es Zeitgenossen, die den Mundschutz zwecks Nasenbohren, Popeln, anheben! (1)
Ich empfahl Mia, das Spaghettisieb aus der Küche, Schutzfaktor drei, möglichst modisch um das Gesicht zu drapieren.

Warum die Maskerade? Die Furcht vor der Schweinegrippe treibt den Menschen den Angstschweiss aus den Poren.
Zwölfhundert werden in Thailand sterben. Es werden die Anderen sein. Von der Krankheit selbst kennen die meisten
Menschen nur den furchterregenden Namen.
Ich versuchte, einige Eigenschaften zu ermitteln.

Die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Erkrankung,wird  Inkubationszeit  genannt und ist  von der Art
des Influenza-Virus abhängig. Bei normalen Erregern einer saisonal bedingten Influenza beträgt diese 1-4 Tage,
bei den Erregern der aviären Influenza "Vogelgrippe" hingegen 2-5 Tage.
Die genaue Inkubationszeit des neuen A/H1N1 Influenza Virus ist noch unbekannt, könnte sich jedoch in den erwähnten
Zeiträumen bewegen. Wichtig zu wissen ist es, dass die Virusübertragung bereits innerhalb der Inkubationszeit über
die Schleimhäute des Nasen-Rachen-Raums erfolgen kann. Die Virenausscheidung erfolgt durchschnittlich bis zu sieben Tage.
Menschen mit einem schwächeren Immunsystem scheiden die Viren auch länger aus.
Die Übertragung von H1N1 kann auf mehreren Wegen erfolgen:

per Tröpfcheninfektion, durch Einatmen von Atemluft, die kontaminierte Aerosolpartikel enthält (Exspirationströpfchen)

per Kontaktinfektion, durch direkten Körperkontakt mit einem Erkrankten
 
per Schmierinfektion, durch Berührung von Oberflächen, auf denen
kontaminierte Sekrete haften (Türgriffe, Telefone, Keyboards, PC-Mäuse etc.)
 
Ein Mundschutz vermittelt dem Träger ein sicheres Gefühl, aber hilft eine Atemschutzmaske auch wirklich gegen eine Infektion?
Wir wissen nicht, ob ein medizinischer Mundschutz den Träger auch wirklich schützt. Menschen mit akuten Atemwegsinfekten
schützen damit zumindest ihre Umwelt, da die Erreger nicht in der gesamten Umgebung verbreitet werden.

Wer sich selbst schützen will, sollte wissen, dass Viren sehr klein sind und gängige Staubmasken, wie sie in Baumärkten
vertrieben werden, unter Umständen durchdringen können. Viren sind deutlich kleiner als Staubpartikel.
Hygienemasken, auch als Op-Masken oder medizinischer Mundschutz angeboten, halten dagegen auch kleinere Partikel ab.
Es nützt gar nichts, wenn jemand einen Mundschutz trägt, aber dann mit seinen schmutzigen Fingern die Augen berührt!

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Nasenbohren
Tip Forum
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=2334.0



Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 14. Juli 2009, 17:07:34
Lieber Rolf,

Großes Kompliment!!!

Du hast ganz mühelos die 25 000er Marke genackt. Auf zur nächsten 25 000 ;)

Wolfram ;D
Titel: Traktate und Traktoren
Beitrag von: Low am 14. Juli 2009, 17:48:00
Traktate und Traktoren

Lieber Wolfram

Danke.
Erst verstand ich dich gar nicht. Ich dachte, was – bereits über 25 000 Grippe Fälle?

Dann erst kapierte ich, dass ich all die Bibelforscher samt Traktaten (1) und Traktoren überholt hatte,
- dank vielen fleissigen Lesern. Ehrlich, ich klickte nicht alleine, obwohl ich in der Lage wäre, einen Klickomaten zu programmieren.

Nun muss ich leider bald in der guten Stube einen Platz suchen, um den Nobelpreis für Forenliteratur zu plazieren.
Stellt man ihn auf eine Rosenholz-Anrichte, würde Teak genügen, nagelt man ihn an die Wand, oder ist er nützlich
für moussierende, (2) kohlensäurehaltige alkoholische Getränke?

Low

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Traktat
(2)
http://de.mimi.hu/wein/moussieren.html


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 14. Juli 2009, 23:08:51
Letzteres, mein Bester, letzteres wäre meine persönliche Empfehlung gewesen :-) :-) :-)
Titel: Fastenzeit im Wat
Beitrag von: Low am 16. Juli 2009, 12:50:24
Fastenzeit im Wat            16. Juli 2009

Mia nahm sich vor, manche würden es ein Gelübde (1) nennen, während dieser Zeit die Robenträger in
einigen Tempeln der näheren Umgebung mit Nahrung zu versorgen. In den meisten Tempeln gibt es praktisch
nur kalte, höchstens lauwarme Küche. Sie aber wollte den hart chantenden Kehlen um elf Uhr eine letzte
warme Mahlzeit darbieten. Ab Mittag darf dann nichts mehr gegessen werden.

Sie startete bescheiden im Alleingang. Nun benötigt sie die Mithilfe unserer Hausangestellten. Das Projekt gibt
viel zu reden im Dorf und offenbar auch in den Tempeln. Von einem entfernteren Wat wurde sie angerufen,
sie sei herzlich eingeladen, den Tempel zu besichtigen.

So gegen neun Uhr kriege ich meine Henkersmahlzeit, nein - nichts warmes, sondern ein grosses Glas mit frisch
gepresstem Orangensaft. Dann verschwindet sie im modischen Sarong Kebaya (2) mit einigen Utensilien ausgerüstet
in ihr Kochstudio  im Beautysalon. So werde ich durch die Düfte nicht beunruhigt und meine Magensäfte werden nicht
unnötig gereizt. Für mich gibt es während des Tages nur Früchte.

Weil einmal ein Spitalbesuch ihre Kochkünste verunmöglichte, orderte sie in der Dorfkneipe ein halbes Dutzend
Mahlzeiten, die sie anschliessend auslieferte.
Gestern rief ein Witzbold aus einem Tempel, den Dick noch nie besuchte, die Köchin in der Kneipe an und bestellte
das Essen, das die Tussi (3) tunlichst mitbringen solle.
Auf diesen Lieferservice können sich die Spassvögel garantiert ein Loch in den Bauch hungern.

In einem andern Tempel wurde das Essen gnädigst entgegen genommen.
Dann zeigte man der Spenderin, dass hier ein paar Quadratmeter Dach angebracht wären und dort einige hundert
Fliesen verlegt werden sollten. Freiwillige Zuwendungen wären zu jeder Zeit willkommen.

Eher ungewöhnlich war eine Szene mit dem Oberen des kleinen, fast gemütlichen Dorftempels. Er bedankte sich
mit einem Wai für das beste Essen in vielleicht dreissig Jahren. Das ist gegen die Regel. Üblicherweise freut sich
der Spender darüber, dass seine Gabe angenommen wurde.

Der Abt des grössten Tempels hat auch die grössten Probleme. Er ist ein ernster, kranker und geduldiger Mann,
der sich an die Vorschriften hält und das gleiche von seinen Mönchen erwartet. Wer in seiner Zelle kifft, darf seine
Robe sofort abgeben und wenn sich während des Fastens einer unabgemeldet aus dem Tempel absetzt, fliegt er auch.
Für diese harte Linie haben die meisten Eingeborenen kein Verständnis, wie sie auch kein Einfühlungsvermögen
für die Lehre Buddhas erübrigen.
Da ging doch ein Paar zu diesem Abt und wollte ihm ein Stück Land verkaufen. Er hätte doch sicher viel Geld mit all
dem Gold und der Pracht im Tempel.
Der Abt erklärte, er sei ein Mönch, er folge der Lehre des Buddha. Er sei kein Händler, kaufe und verkaufe nichts.
Darauf verlangten die Leute etwas schwarze Magie von ihm, so dass sich das Land besser verkaufen lasse.
Aber auch da musste er passen. So machtlos stellten sich die geldgierigen Landverkäufer den Abt eines grossen Tempels nicht vor.
Als der Abt dann Dick einige Bücher überreichte, wollte das Paar auch buddhistische Schriften. Lesen konnten sie beide nicht.
Wenn er keine Schriften aushändigt, werden sie gestohlen, wie alles im Tempel, von der Kücheneinrichtung über Bettwäsche,
Pflanzen, Früchten zu Buddhafiguren.

Dass viele Äbte ihre Jünger entgegen aller Regeln auch während des Fastens zu viel Freiheit gewähren, zeigen mir
täglich die vielen jungen Mönche in den Computerläden.

Gestern war der Abt des grossen Tempels auf der Verpflegungsliste. Dick brachte die Speisen. Der Abt hatte Gäste.
Dafür war das Essen zu knapp bemessen. Im Tempel hat es eine Haushälterin. Zwei weitere Frauen verbringen dort
eine Meditationswoche. Diese bequemen Weiber wollten in der Nähe Fertiggerichte einkaufen. Der Tempel hat ja Geld.
Der Abt fragte Dick, ob sie in der Küche etwas zubereiten könne.
Die gut ausgerüstete Küche verfügte über sämtliche Lebensmittelvorräte, die man sich vorstellen kann. Es gab eine
Wasserfiltrieranlage und mehrere prall gefüllte Kühlschränke. Dick und unsere Hausangestellte bereiteten in kurzer Zeit
ein paar leckere Sachen zu, dass Mönche und Gastgeber nur staunten.

Beim Aufräumen sah Dick etwa zehn Kilogramm Klebreis, Reste vom Morgenessen. Sie fragte die Tempelangestellte,
was sie damit mache.
„Fortschmeissen“, war die Antwort.
Dick fragte den Abt, ob sie über den Reis verfügen könne.
„Sicherlich“, meinte er.
Es gab genügend Verpackungsmaterial in der Küche. Sie wärmte den Reis und machte davon etwa sechzig Portionen.
Diese verteilte sie an bedürftige und alte Menschen in der Umgebung. Jeder griff mit Freuden zu.

Was geschieht morgen? Da wird der Reis von der Angestellten garantiert wieder weggeschmissen.

Vergleiche:
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg62383#msg62383

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Gel%C3%BCbde
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Sarong_kebaya
(3)
http://de.answers.yahoo.com/question/index?qid=20071008105348AAcYVyJ

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 18. Juli 2009, 02:28:37
@Low

Nach einem Fehlstart (bin neu im Forum und erwischte einen bereits geschlossenen Thread) las ich nun heute einige Deiner "Geschichten aus Hinterindien".

Für einen lernwilligen Farang wie mich ist das ein toller Einstieg in dieses Forum. Danke und Gratulation zu Deiner souveränen Art Dich auszudrücken!

Was mich betrifft, so bitte ich die etablierten LoS-Kenner und Forenexperten um Nachsicht,
wenn ich mich hier etwas "holpriger" ausdrücke und vielleicht die eine oder andere  "komische" Frage stellen werde.

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 18. Juli 2009, 10:06:18
@khun mai ru

Danke fürs Interesse an den Geschichten.
Vor nicht allzu langer Zeit, es war im November, schrieb ich zaghaft meinen ersten Beitrag.
Dann holte ich, etwas mutiger, aus meiner Sammlung einige Witze.
Einen guten Monat später versuchte ich den Einstieg in die Geschichten aus Hinterindien.
Bis heute schrieb ich 563 Antworten.
Ich stellte viele Fragen in meinen Texten. Die wenigsten wurden je beantwortet.
Ich wünsche gute Unterhaltung im Forum und danke für den Beitrag.

Low
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 18. Juli 2009, 15:31:12
@Low

...die wenigsten wurden je beantwortet...

Um so mehr ist zu bewundern, daß Du Dich bisher nicht hast entmutigen  lassen.
Aber eines würde ich gerne wissen: Warum nennst Du Dich "Low"? Würde ich nur
annähernd Dein Wissen haben und es auf so gute Weise formulieren können,  so
wäre ich happy.

Dir und allen Forenmitgliedern alles Gute und ein schönes Wochenende.

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 18. Juli 2009, 16:06:19
Aber, aber!
Die meisten Fragen habe ich für rhetorisch gehalten.
Wenn Du glaubst, Du könntest Dich hier für unwissend verkaufen -
 DAS KLAPPT NICHT!

Ich habe vielmehr den Eindruck, daß Du eifrig recherchierst, ehe Du etwas veröffentlichst.

Herzliche Wochenendgrüße aus dem heute kühlen und regnerischen Deutschland
Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hmh. am 18. Juli 2009, 17:10:21
Warum nennst Du Dich "Low"?

Das wissen wir Tipianer schon immer:

http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=297.msg20962#msg20962
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 18. Juli 2009, 19:51:24
@hmh.

Danke für den Link. Es ist doch schön, daß in diesem Fall "Low" nichts mit der
englischen Sprache zu tun hat, sondern ganz im Gegenteil auf einer charmant-
kreativen Thai-Interpretation von Rolf beruht.  

Low wünsche ich nach so massiven Negativ-Erfahrungen, nun noch viele gute 
und glückliche Jahre.

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 19. Juli 2009, 10:34:32
@hmh

Danke dafür, dass du erfolgreich meine Geschäfte geführt hast.
Ich machte einen kurzen Spitalbesuch.

@.....

Schweinezeugs.

Ja, da gab es noch mehr Gesichtsmasken bei Personal und Patienten.
Mancher Schutz wurde dazu verwendet, um das Doppelkinn zu sanieren.
Nur mein Herr Doktor Urologe trug keine Gesichtsmaske. Er kam ja nur wegen mir in Krankenhaus.
Ich fragte Dick:
„Unser Doktor Urologe trägt keine Maske, wie schützt er sich denn?“
Dick antwortete:
„Mit einem Kondom.“

@khun mai ru

„Low wünsche ich nach so massiven Negativ-Erfahrungen, nun noch viele gute  und glückliche Jahre.“

Danke.
Ich denke, dass die rein negativen Erfahrungen bei weniger als fünf Prozent lagen. Die persönliche
Interpretation einer gelesenen Erzählung ist wichtig.
Für Optimisten ist ein Glas halbvoll, für Pessimisten dagegen ist dasselbe Glas halbleer.

In meinem Berufsleben spielte das Worst Case Szenario, die schlimmste aller
Möglichkeiten, eine wichtige Rolle. Sie wurde stets einberechnet, um Pannen und Unfälle zu vermeiden.
Diese Philosophie kann auch in Hinterindien erfolgreich angewendet werden,
sofern man Mentalität und Hintergründe kennt.
Geärgert haben wir uns praktisch nie, nur gestaunt. Das sind die täglichen Überraschungen, das Salz in der Suppe.

Seit über vier Jahren gibt’s es fast nur glückliche Tage. Etwas Kummer und Schmerz bereitet hin und wieder die Gesundheit.
Für Krankheiten und Beschwerden aller Art gibt es höchstens Versicherungen. Ausfechten und damit leben und umgehen muss jeder selbst.

@drwkempf
Du hast recht, einige der Fragen sind rhetorisch.
Bei einigen anderen hätte mich eine Antwort gefreut.
Im Hinterkopf habe ich oft das Bedürfnis, eine Umfrage zu starten. Vor allem bei einem zukünftigen Aufsatz sind zu viele Fragen offen.
Ich muss erst selbst nach Antworten suchen.

Einen schönen Tag, oder eine gute Nacht wünscht
Low
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: juerken am 19. Juli 2009, 10:46:32
Das wissen wir Tipianer schon immer:
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=297.msg20962#msg20962


Hallo hmh

Hab den Link nochmal angeklickt und in voll durchgelesen.

War wirklich interessant von der Vorstellung und der Entwickelung hier im Forum, äußerst bemerkenswert und
erstaunlich. Leider schreiben einige nicht mehr dafür andere um so mehr - klar ist ja auch ein Forum.

Gruß Jürgen
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 19. Juli 2009, 18:04:43
Lieber Rolf,
erst mal wünsch ich Dir und Deiner Dick einen schönen Sonntag.

Kannst Du nicht zu beantwortende Fragen mit einem zweiten Fragezeichen versehen?? ;)
Wolfram
Titel: Thai Küche ? Thai Küchen !
Beitrag von: Low am 19. Juli 2009, 18:32:05
Thai Küche ? Thai Küchen !

Dienstreisen führten mich einige Male nach Holland. Meine Hotels waren meist nicht die Allerfeinsten.
Deshalb verwunderte mich das Weinangebot im Speisesaal kaum: Boordeaux und Boojolais. Ja,
das gab es wirklich. Flaschen, die schlicht mit Boordeaux etikettiert waren.
Dafür wäre man damals in Frankreich nach französischem Weingesetz im Gefängnis gelandet.
Bordeaux ist eine Region. In der Region gibt es Gemeinden. In den Gemeinden gibt es Weinbaubetriebe.
Genau das und auch der Jahrgang sollte auf dem Etikett vermerkt sein. Manchmal findet man weitere
Angaben über Traubensorten und Mengen.

Ähnlich verhält es sich mit dem Essen in Thailand. Ursprünglich war die Küche Thailands vom Wasser geprägt.
Auf den Tisch kamen vornehmlich Wassertiere und Wasserpflanzen. Veränderungen in den Kochgewohnheiten
brachten chinesische und japanische Einflüsse. Ab dem 17. Jahrhundert wirkten  europäische Kontakte.
Chilis, mit Ursprung Mittel- und Südamerika, wurden von portugiesischen Missionaren in Thailand eingeführt!
In unseren Gärten brachten nicht die Christen Chilis, sondern die Vögel. Daraus folgt nicht, dass manche Missionare
komische Vögel sind.
Thailand ist ein grosses Land verglichen mit Lichtenstein. Je nach Region sind die Angebote und Zubereitungsarten
sehr verschieden.

Der Norden des Landes grenzt an Myanmar und Laos, daher ist Aharn Phak Nuea von den Küchen dieser Länder
beeinflusst. Die Vorliebe für Kao Niau, Klebreis, in dieser Region wurde von Laos übernommen. Der Einfluss von
Myanmar äussert sich mit Kaeng Hanglay, eine Art stark gewürztes Gulasch mit fettem Schweinefleisch.
Die Mahlzeiten werden hier traditionell an einem flachen Tisch auf dem Fussboden sitzend eingenommen.
Diese Art die Gäste zu bewirten, nennt man Khan-Thoke. Sie ist heute in Chiang Mai zu einer Touristenattraktion geworden.
Spezialitäten sind verschiedene Chili-Pasten, die zu blanchiertem oder rohem Gemüse gereicht werden, wie
zum Beispiel Nam Phrik Ong − getrocknete rote Chili und Hackfleisch in einer würzigen Tomatensauce.
Zahlreiche Nudelgerichte haben ihren Ursprung in China, wie zum Beispiel Khao Soi.

Die Küche im Nordosten, dem Isaan, ist von Laos und Kambodscha geprägt. Am bekanntesten sind wohl Gai Yang,
gegrilltes Huhn, Som Tam,  ein scharf-saurer Salat aus grünen Papaya und Khao-Niao, Klebreis. Ein beliebtes Würzmittel
ist fermentierter Fisch, Pla Raa. Eine weitere Isaan  Delikatesse ist Laab. Ein Salat, der aus gehacktem Schwein, Huhn
oder Fisch besteht, mit Limonensaft, Manao, Fischsauce, Chili, frischen Minzeblättern sowie Khao-Khua-Pon, ungekochtem,
geröstetem und zerstossenem Reis gewürzt wird.

All die niedlichen Säugetiere, Kriecher, Nager, Würmer und Insekten in verschiedenen Stadien, die in Lanna- und
Isaan Küchen stark verwurzelt sind, beschreibe ich nicht nur aus Platzgründen nicht.

Aharn-Phak-Klang, die Küche Zentralthailands wird als die klassische Thaiküche angesehen. Es gibt Gerichte mit Kokosmilch
und vielen Gewürzen, die im Westen als Curries bekannt sind. Die bekanntesten sind Kaeng Khiao Wan, grüner Curry,
Kaeng Phet, roter Curry und Kaeng Phanaeng, ein Erdnuss-Curry.
Viele Gerichte werden im Wok zubereitet, wie Phat-Kratiam-Phrik-Thai, gebratenes mit Knoblauch und Pfeffer, Phat-Bai-Kaphrao,
gebratenes mit Basilikum, Phak-Bung-Fai-Daeng, gebratener Wasserspinat (Morning glory) mit Chili, Knoblauch und
schwarzen Bohnen oder Khai-Chiao, thailändische Omelette. Letztere wird mit Nam-Phrik-Si-Racha gereicht, einer orangefarbenen,
salzig-süssen Chili-Sauce mit viel Knoblauch.
Eine der beliebtesten Suppen ist die Tom Yam Goong, eine scharf-saure Garnelen-Suppe und Tom Kha Kai,
eine Hühnersuppe mit Kokosmilch.
Yam-Salate sind scharf-saure, feurige, ja blumige Salate, die Limonensaft, Chilis und frische Kräuter enthalten,
dazu Meeresfrüchte oder Gemüse, gebratenes Rind, Yam Nüah oder Schweinefleisch, Yam Moo.
Wir kreierten erfolgreich ein Yam Nüah mit zartem à point grilliertem Entrecote, Zwischenrippenstück, fein geschnitten
und zusätzlich einer Spur Khaeng Phet.
Diese Fleischqualität ist in Chiang Mai kaum erhältlich.

In den Südprovinzen zeigt sich die Nähe von Malaysia. Der Einfluss von Muslimen und Chinesen bestimmt die südliche Küche,
Aharn-Phak-Tai mit.  Dort gibt es Khanom Chiin Nam Ya, dünne chinesische Reisnudeln mit einer scharfen Fisch-Curry-Sauce.
Ein beliebtes Gericht, welches in moslemischen Restaurants angeboten wird, ist Khao-Mok-Kai. Das ist Biryani nach
südthailändische Art, bei dem Reis mit Huhn zusammen gegart werden, gewürzt mit Nelken, Zimt und frischen Kurkuma-Wurzeln.
Dazu wird eine milde Hühnerbrühe gereicht und ein Schälchen mit Gurkenscheiben, die mit Chili- und Zucker in Essig eingelegt wurden.
Populär sind hier Gerichte nach dem Vorbild indischer Curries, wie zum Beispiel der Kaeng Masaman, Moslem-Suppe.
Das ist im Süden ein Standardgericht. Je nach Menge der zugegebenen Chili wird es von mild bis feurig scharf empfunden.
Mittlerweile in ganz Thailand verbreitet sind Roti, eine Thai Abwandlung des Chapati, des indischen Fladenbrots.
Bereits zum Frühstück wird Roti-Kaeng, Roti mit einer beliebigen Curry-Sauce gegessen. Mataba ist ein mit gewürztem
Hackfleisch gefülltes Roti. Roti mit Bananenscheiben gefüllt ist Roti-Kluay.

Nicht zu vernachlässigen in der Thaiküche sind mehrere Spezialitäten, die aus asiatischen Nachbarländern annektiert und
stillschweigend übernommen wurden.
Beschreibungen weiterer Gaumen kitzelnder Thai Gerichte fand ich in den kostenlosen Magazinen des TIP, beispielsweise Nr. 7,
oder Nr. 10, 2009.

Ich frage mich, wo gibt es authentisches Thai Essen? Sind es die einfachen Garküchen auf der Strasse?  Erhält man
die besten Gerichte nur in luxuriösen Restaurants, von jungen Schönheiten in der Landestracht, möglichst aus Brokatseiden
mit reichlich Goldflitterschmuck oder Blumen im Haar, serviert?
Oder ist schlicht die heimische Küche der Ursprungsort, die Mutter aller unverfälschten Thai Spezialitäten?

Aus der Weltraumperspektive ist vielleicht sämtliches Essen, das in Thailand hergestellt und angeboten wird, Thai Food.
Aber aufgepasst, dann wäre auch Fast Food wie Pizza, Hamburger und Kentucky Fried Chicken plötzlich Thai Essen.
Thai Essen ist es erst, wenn solche Hormon- und Kalorienbomben von Thais gegessen, verdaut und ausgeschieden werden.

Wie sieht es denn bei euch aus? Habt ihr die kulinarischen Angebote vom Norden bis in den tiefen Süden genossen
und störungslos überlebt? Oder zieht ihr europäische Küche, von Italien bis Schweden vor?  Lebt ihr von Brot,
Wurst und deutschem Käsekuchen?
Ich kenne einige gemischte Paare, wo für Männlein und Weiblein separat gekocht wird. Die luxuriöse Farang Küche,
vor allem genutzt für Sandwiches, Bratspeck und Spiegeleier, befindet sich im Haus. Die delikaten und weit aufwendigeren
Thai Gerichte werden bescheiden draussen unter einem Dachvorsprung zubereitet. Diskriminierung?
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 19. Juli 2009, 20:06:53


@Low

...Diskriminierung...?

Glaube ich eigentlich nicht. Vielleicht ist es einfach so, daß auch die perfekte
Farang-Küche keine Garantie für Sanuk bedeutet.
Den hat Frau "draußen vor der Tür" ;-) möglicherweise eher, wenn Sie   nichts
vom Dorfleben verpasst, und Frau es sowieso immer so gemacht hat...  Sicher
bin ich allerdings nicht. Das können die Experten hier besser beantworten.

Dein Bericht jedenfalls war sehr appetitanregend und weil es ums Essen geht,
habe ich eine Frage zur Esskultur:  Fangen die Leute eigentlich immer wortlos   
an zu futtern? Ich habe noch nie bemerkt, daß da jemand so etwas wie Guten
Appetit wünscht.

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Blackmicha am 19. Juli 2009, 21:46:54
Die wichtigste Essens Regel für Thai's ...... alle 3 Stunden MUSS es was zu essen geben !

ist wirklich schwer ne Thai zu 3 / 4 Mahlzeiten  pro Tag , möglichst zu geregelten Zeiten , zu überzeugen !  Aber ... warum auch ?  ???

und ... ich ess wirklich Alles hier !

Favoriten  :

Laab Muuh Tod

Phad Muuh sai tua

Muuh manau - höllisch scharf !

nam tok muuh  sai kao niau !   

das beste Grün Curry mit Chicken gibt es übrigens im Airport KKC !
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Gaeng am 19. Juli 2009, 22:17:58
@ Low

Lieber Low, alles, was Du schreibst, möchte man sich am liebsten ausdrucken und als Buch binden lassen, so interessant ist es und so lebendig beschrieben. Du kannst etwas, was Saint-Exupéry in einem der schönsten Erwachsenenkinderbücher geschrieben hat: „Man muss mit dem Herzen sehen.“ Bitte weiter so!

Antworten kann ich auf nix, leider, da ich nicht in Thailand lebe. Aber ich habe mal ein Essen bei einer Thai-Familie (Mutter und Vater beide Thai) miterlebt. Es waren gut 30 Leute eingeladen. Am Vortag hat sich die Frau Stunden und Stunden damit beschäftigt, aus fein geschnittenen Bananenblättern winzig kleine viereckige Körbchen zu flechten, jedes war ein Kunstwerk. Die Körbchen füllte sie mit einer weißen, rosafarbenen und türkisfarbenen Süßspeise. Am nächsten Tag standen die Frau und der Mann schon in aller Herrgottsfrüh gemeinsam in der Küche und kochten, einige Nachbarinnen halfen, die ganzen Zutaten klein zu schneiden.

Nachmittags kamen die Gäste, alle Altersklassen, bunt gemischt. Sofort bildeten sich - ganz selbstverständlich, ich staunte nur so! - zwei Lager: alle Frauen in dem einen Zimmer, alle Männer auf dem großen Balkon, es war ein altes offenes Thai-Haus auf „Stelzen“ am Meer, sodass der Wind angenehm durchzog. Diskriminiert fühlten sich die Frauen nicht die Bohne, das war ganz normal so.
Die Speisen - dabei viel frisches Seafood - wurden alle zugleich auf Matten am Boden angerichtet, man saß drum herum und aß und trank stundenlang und hatte Sanuk, es flossen auch Bier und Whisky in Strömen, nur bei den Frauen nicht. Ich pendelte zwischen den beiden Gruppen hin und her, saß mal bei den einen, mal bei den anderen. Bald kapierte ich, warum die Männer sich die Terrasse erobert hatten: War eine Flasche leer, wurde sie - schwupps! - über die Balkonbrüstung entsorgt. Am nächsten Morgen lag ein Berg von Flaschen da unten.

Die leckere Süßspeise in den Bananenblattkörbchen war innerhalb Minuten verputzt. Das Rezept fand ich in einem thai-amerikanischen Kochbuch:
Kanom Namdok My
3/4 Tasse Reismehl mit 1 EL Tapioka-Stärke, 1/2 Tasse Zucker und 1 Tasse Jasmin- oder Rosenwasser verrühren, durch ein feines Sieb passieren, Teile davon mit roter, grüner oder blauer Lebensmittelfarbe einfärben. Wasser im Steamer (Topf mit Siebeinsatz) zum Kochen bringen, leere kleine Teetässchen (oder Bananenblattkörbchen, falls man hat) auf den Siebeinsatz stellen, Deckel drauf, 3 Minuten erhitzen. Deckel runter, die Süßspeise in die Tässchen füllen, Deckel drauf, 15 Minuten dünsten. Abkühlen lassen, die Süßspeise mit Zahnstochern aus den Tässchen fischen und schön anrichten.

Aroy mak-mak, Gruß Gaeng 
   
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 19. Juli 2009, 22:57:07
@Blackmicha

Wärst Du so freundlich, einem lernwilligen Thailandfan zu erklären,
was man sich unter den von Dir genannten Lieblingsspeisen vorzu-
stellen hat? Khop khun khrap im voraus!  :)

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Blackmicha am 19. Juli 2009, 23:47:36

Favoriten  :

Laab Muuh Tod  -  scharfe Buletten

Phad Muuh sai tua - gebratenes Pork mit grünen Bohnen in Art roter Curry sosse ( paneng )

Muuh manau - höllisch scharf !  gekochtes Pork in Zironen sosse mit Knoblauch und chilli / höllisch scharf und sauer !

nam tok muuh  sai kao niau !   pork mit basil und gerösteten reis ( gemahlen ) und Klebereis

das beste Grün Curry mit Chicken gibt es übrigens im Airport KKC !
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: peter51 † am 20. Juli 2009, 00:33:17
das beste Grün Curry mit Chicken gibt es übrigens im Airport KKC !

stimmt, und nicht nur das : das Kaijasai/stuffed Omlett dort war auch aroymakmak 8)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 20. Juli 2009, 01:25:08
Ich will ja hier als "Forenfrischling" nicht gleich lästig werden, aber gibt es beim
gemeinsamen Essen nichts was einem fröhlichen "Guten Appetit allerseits" ent-
spricht? Wird einfach locker drauflos gefuttert? Und wie ist das ab bei besonders
festlichen Anlässen wo evtl. Mönche anwesend sind?

Diese Dinge interessieren mich halt auch, damit man als Farang in so wenig Fett-
näpfchen wie möglich tritt. Ich habe zwar schon viel über Thailand gelesen,  aber
die Wissenslücken sind doch noch sehr groß.

mfg kmr
Titel: Tischsitten
Beitrag von: Low am 20. Juli 2009, 02:00:50
Tischsitten

Man futtert drauflos, ohne jegliche Anerkennung und Wünsche.
Wenn man redet, kann man ja nicht schlucken. Es ist wie beim Autorennen.
Wer zuerst fertig ist, hat gewonnen.
Wenn Mönche da sind, wird gewartet, bis die Mönche gegessen haben.
Die Reste sind dann fürs gemeine Volk.
Sofern man sich vollgefressen hat, sagt man nicht: "Danke sehr, es war sehr gut."
„Im läu“, genügt vollkommen.

Noch abstrakter ist es bei chinesischen Parties. Wenn die tausend Gäste an hundert Tischen beim letzten Gang
angekommen sind und den verputzt haben, stehen alle augenblicklich auf und rennen weg.

Ich sass im Rollstuhl. Zu Beginn gab es Cocktails und harte Drinks à discretion.
Der Alkohol wirkte schnell und die meisten Asiaten torkelten ziellos umher, fielen mit ihren vollen Gläsern über den Rollstuhl
und deckten mich und meine Kleidung, inklusive Krawatte und Schuhe, mit Schnäpsen und Cocktails ein.
Ich stank am Ende der Party schlimmer als eine Spirituosenhandlung nach einer Atombombenexplosion.
Sämtliche Taxifahrer weigerten sich danach, uns ins Hotel zu bringen.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Ozone am 20. Juli 2009, 02:18:44
Ich will ja hier als "Forenfrischling" nicht gleich lästig werden,....

Hallo Khun mai ru

Es gibt hier keine lästigen Forenfrischlinge
. Es ist jeder mit seiner Eigenart willkommen. Links-, rechts und politisch schnurzegaldenkende.  Wurscht !!! Wichtig ist meiner Meinung nach einzig die Konstruktivität in der Sache. Nur zu... :) !!!

Low war wie ich auch mal Frischling und zählt, zumindest für mich, heute mit seinen Erzählungen zu meinen bevorzugten Schilderungen. Vor allen  morgens  -   gibt einem manchmal einen anderen Input für den anstehenden  Tag.  ;)

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 20. Juli 2009, 02:47:03
@Low

Ich gehe davon aus, daß Du hier niemand veräppeln willst...Und ich tippe mal:
Von den Chinesen hat sich keiner entschuldigt, oder?

Also, wenn Du mit Worst-Case-Szenarien lebst, war das zwar etwas, was in die
"5%-Ecke" gehört, Du im übrigen aber sicher glücklich warst,  daß Dir die feinen
Gourmets - bei dieser Gelegenheit nicht auch noch ein paar Rippen brachen...

Ghin khao by F1 - und ich mache mir Gedanken wegen möglicher Fettnäpfchen. :)
Danke für die Info!

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Ozone am 20. Juli 2009, 03:06:05
Ghin khao by F1 - und ich mache mir Gedanken wegen möglicher Fettnäpfchen. :)
Danke für die Info!

Sich dabei etwas denken ist immer gut. Vor was hast du denn konkret bedenken ?
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 20. Juli 2009, 05:29:20
@Ozone

Erstmal danke für Deine ermutigende Begrüßung.

Vorab; ich bin sicherlich kein "hauptamtlicher Bedenkenträger" und darum kann
ich das im Moment auch nicht auf eine Sache hin konkretisieren. Es ist eher so,
daß man - wie ich immer wieder las - in den Augen der Thais unbewußt vieles
"falsch" machen kann. Und offensichtlich habe ich den Begriff Kultur fälchlicherweise
auch auf die Esskultur bezogen.;-)  In der HiSo mag das anders sein.

Jedenfalls ist mir jetzt klar, warum mich meine Freundin des öfteren relativ
unsensibel anmotzte, wenn ich während des Essens etwas mit ihr reden wollte.
O-Ton "No speak - EAT !" - Klar auch, daß Lady immer "gewonnen" hat. :D

Dank Low und vielen anderen klugen Beiträgen hier werde ich mich sich immer
weniger wundern, immer mehr verstehen und tolerieren was ich sowieso nicht ändern
kann. Der Rest läuft dann unter mai bpen rai!

mfg kmr

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hellmut am 20. Juli 2009, 05:59:36
Das kommentarlos "gefressen" wird ist IHMO ausschließlich nur bei den LoSo's üblich.
Kultivierte Thais wissen durchaus gutes Essen zu schätzen und sparen nicht mit Lob auf die Kochkünste des Gastgebers. Das man sich für das Essen bedankt ist ebenso selbstverständlich.

Allerdings kommen die wenigsten Farangs mit normalen bzw. gebildeten Einheimischen soweit in Berührung als das ihnen der krasse Gegensatz auffällt wie ordinär sich die "bucklige Verwandschaft" sowie deren Freundeskreis benimmt.  :-X
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 20. Juli 2009, 09:32:41


Dein Bericht jedenfalls war sehr appetitanregend und weil es ums Essen geht,
habe ich eine Frage zur Esskultur:  Fangen die Leute eigentlich immer wortlos   
an zu futtern? Ich habe noch nie bemerkt, daß da jemand so etwas wie Guten
Appetit wünscht.

mfg kmr

@kmr

ja, gibt es. Der Wunsch wird in etwa wie "tschoen" ausgesprochen.

Was soviel bedeutet wie: "greif zu"

In Laos wird nach einer uralten Legende Grossvaeterchen und Muetterchen zum Essen eingeladen. "Kommt, esst mit uns". Diese beiden haben einmal in uralten Zeiten unter Einsatz ihres Lebens die alte Tai-Rasse vor dem Untergang gerettet. Sie werden heute noch jaehrlich gefeiert.
Titel: Antworten
Beitrag von: Low am 20. Juli 2009, 16:33:56
@drwkempf
"Lieber Rolf,
erst mal wünsch ich Dir und Deiner Dick einen schönen Sonntag."

Danke Wolfram,
so schön werden leider unsere Sonntage nicht sein. Dick musste geschäftlich verreisen. Man versucht ihr wieder einmal,
wie alle Jahre wieder, ihren Grundbesitz um 150 ha zu verkleinern.
Ich wünsche Deiner Lady und Dir eine schöne Woche.


@Khun mai ru
Ganz klar ist das Diskriminierung. Speziell Lanna Essen entwickelt für westliche Nasen manchmal unübliche Düfte und Aromen.
So was kann man doch nicht im Haus haben, trotz effizienter Dunstabzugshaube made in Germany!
Dass ein Appenzeller- oder Limburger Käse in der Hitze annähernd wie eine Thai Deponie riecht, brauche ich eigentlich nicht
zu erwähnen. Trotzdem gibt Langnasen, die mit einem Stück Ziegenkäse im Mund und einem unbehandelten Fusspilz zwischen
den Zehen, schon vor einer Durian kapitulieren.

Hallo Blackmicha
Das Moo Manao, gebratenes Schwein mit Limonen, vergass ich leider, obwohl ich fast süchtig darauf bin.

@Gaeng
Danke fürs Lob:  „Man muss mit dem Herzen sehen.“
Im Hinduismus und Buddhismus nennt man das eher: Das dritte Auge.(1)
So hellsichtig bin ich wahrlich (noch) nicht.

Deine Geschichte ist eine wundervolle Ergänzung der hinterindischen Geschichten.
Die Entsorgungsart wurde bereits früher beobachtet und beschrieben.

@peter 51
Danke für die gefüllte Omelette. Mir läuft der Mund im Wasser zusammen.

Tischsitten
Bei den beschriebenen Tischsitten handelt es sich um Dorferlebnisse, Geburtstage und Sanuk Parties.
Oder denkt ihr, dass wir hier im Haus kommentarlos Tafeln, schmatzen wie die Schweine,
den Wein, wie durstige Büffel Wasser saufen, hinuntergulpen und ich mit einem krachenden Rülpser und folgendem
„Im Läu“ die Hausfrau zum Abwasch aufbiete?

Die Schnapsgeschichte spielte sich in einem der fünf Sterne Hotels an der Orchard Road in Singapore ab.  
Es waren etwa zweitausendfünfhundert Gäste an fünfundzwanzig Tischen eingeladen.

@Ozone
Gratuliere zur Beförderung und danke für die freundlichen Worte an unser neues Mitglied.

@Khun mai ru
Cocktails gehören nicht zu den Worst Case Szenarien. Ich war weder betrunken noch verwundet,
nur verwundert ob dem Gestank der Mischung.  Für Leberschäden habe ich seitdem volles Verständnis.

@hellmut
Bei den beschriebenen Tischsitten handelt es sich um Dorferlebnisse,
Geburtstage und Sanuk Parties. Die Einwohner sind meist Beamte in Verwaltung, beim Zoll, Lehrer oder
erfolgreiche Kleinunternehmer, keine bucklige Verwandtschaft.
Allerdings bemerkte ich bei den etwas höhergestellten Kreisen an verschiedenen Anlässen in Koolpuntville
und Royal View kaum bessere Manieren.
Die Häuser und Gärten waren bedeutend grösser. Anstelle reiner Selbstbedienung gab es liebreizende Assistentinnen.
Der Schnaps war teurer, die Cocktailkleider der Ladies waren neuer und die mehr schlecht als recht parkierten Wagen
gehörten einer höheren Preisklasse an.
Wir deklassierten uns selbst, weil wir per Fahrrad anreisten.

Mir stehen die einfacheren Dorfleute weit näher, als die arroganten Snobs und kleinkarierten Angeber in den
grossen bewachten Anlagen. Für Snob fand ich eine wunderschöne Erklärung:
Snob sei ursprünglich s. nob. geschrieben worden, als Abkürzung für „sine nobilitate“, lat.: ohne Adelstitel.

@profuuu
„Tschoen“ brauchen wir kaum. Mia versucht es mit: „E Guete“ und sehr oft: „Prost!“

@all
Ist eine erweiterte Zusammenstellung der Speisen Deutsch - Thai erwünscht?
Eventuell Deutsch, Englisch, Thai. Verwendbar als Spickzettel im Restaurant.
Beispiel:

Scharfe Garnelensuppe, Chili, Pilze, Ingwer, Zitronengras  - Tom Yam Goong
Gebratenes Huhn mit Cashew Nüssen, grünem Pfeffer - Gai Pad Med Mamuang



(1)
http://en.wikipedia.org/wiki/Third_eye
http://de.wikipedia.org/wiki/Drittes_Auge
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Snob


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 20. Juli 2009, 18:52:17


@all...Ist eine weitere Zusammenstellung der Speisen Deutsch - Thai erwünscht ?

@Low Ich meine, das ist eine gute Idee. Essen ist doch nun mal Topthema bei den
         Khon Thai. Du tust sicher "ein gutes Werk", nicht nur mich in dieser Hinsicht
         etwas sachkundiger zu machen.

         Wünsche allerseits eine gute Woche, kmr.
         
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: rio0815 am 20. Juli 2009, 19:22:06
Hallo Low,

habe in den letzten Wochen alle Beiträge hier im Thread (als Gast) gelesen,
und mich mal registriert, um ein DANKE loszuwerden.

Herrliche Ironie und Sarkasmus, grandios geschrieben!  :)

Mach bitte weiter so!

Gruß
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 20. Juli 2009, 19:30:24
Lieber Rolf,

"Snob sei ursprünglich s. nob. geschrieben worden, als Abkürzung für „sine nobilitate“, lat.: ohne Adelstitel."


Du liegst da fast richtig.

"Snob" ist tatsächlich die Abkürzung für "sine nobilitate". Damit ist aber nicht gemeint, daß der Bezeichnete keinen Adelstitel hatte, sondern daß er keine edle Verhaltensweise erkennen ließ, daß er nicht wie ein Edelmann erzogen war und sich "daneben" benahm.

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 20. Juli 2009, 20:12:18
Hallo low,

mir liegt eigentlich laufend was auf dem Herzen, wenn ich deine Essays lese. Denn das sind deine Beitraege mittlerweile im besten Sinne des Wortes.

Was mir auf dem Herzen liegt, ist eigentlich ein staendiges Lob ob deiner Beobachtungsgabe, deinen entsprechenden Assoziation und Reflektionen ueber Gesehenes, Gehoertes und persoenlich Erlebtes.

Weniger die Diskussion ueber den Inhalt. Ich weiss auch nicht warum.  Ich nehme es einfach dankbar hin, wenn mal wieder ein Beitrag von dir erscheint und freue mich beim Lesen, schmunzel, manchmal sogar lachend, aber nie schadenfreudig, sondern eher mit einem "jo, ha ha" auf meiner Stirn geschrieben.   

Oberflaechlich gesehen koennte man meinen, du beschreibst nur. Natuerlich aus der Sicht eines Europaeers in Hinterindien. Gerade das macht ja die Sache interessant fuer uns. Ich komme aber mehr und mehr zu der Ueberzeugung, dass du gruendlich reflektierst, bevor du dich einem Thema widmest. Mal von deinen offensichtlich sicher interessanten Gespraechen mit deiner Holden in diesem Zusammenhang abgesehen.

Uebrigens, auch wir sagen nicht "tschoen" vor dem Essen zueinander, sondern lediglich, wenn uns die Hoeflichkeit als ersten Schritt zur Versoehnung wg. vorangegangenen Unstimmigkeiten uebermannt.  ;D Dann gehen wir respektvoll miteinander um. Das ist das Signal zur Glaettung der Situation. Demnaechst werde ich die Hofsprache lernen...   :D Das waere dann der Ueberdrueber, he he.

Lese gerade den ersten von drei Baenden "Falcon" von John Hoskin. "Falcon ist die englische Uebersetzung fuer den griechischen Namen "Gerakis".  Er ist der Mann, der unter Koenig Narai in Ayutthaya und Lopburi im 17. Jahrhundert aussergewoehnliche Privilegien und als Aulaender eine Machtposition besass, die gleich nach dem Koenig kam. Die historischen Fakten werden in diesem Roman sehr praezise mit einbezogen. Interessant ist die Psychologie der Menschen Siams jener Zeit. Erstaunlich, wie wenig sich eigentlich seitdem geaendert hat. Da halte ich es mit Ferdinand. Erst die historische Sicht erlaubt eine intelligente Betrachtung der Situation heute.

Ich wuensche mir und dir, dass du uns noch lange erhalten bleibst, uns weiter mit deinen Essays erfreust und vor allen Dingen dein Leben geniesst.



   
   
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: namtok am 20. Juli 2009, 20:29:22
Hallo Low,

Zitat
Speziell Lanna Essen entwickelt für westliche Nasen manchmal unübliche Düfte und Aromen.

Da denke ich an Nam Pu.

Diese Pampe aus gestampften Reisfeldkrebsen ist weit weniger bekannt als der Pla Raa - Stinkefisch und stinkt auch nicht so da abgekocht und daher hygienischer, schmeckt aber fast genauso  >: ...

Khao Soi    :P statt Nudelsuppe jederzeit, exzellentes Lannafood auch ohne solche Geschmacksverstärker bringt meine Schwiegermama auf den Tisch:

Neben Nam Prik Ong und Gaeng Hanglay auch  gerne  Gaeng khanun   :P  aus junger Jackfruit  8)

Zitat
Man versucht ihr wieder einmal,
wie alle Jahre wieder, ihren Grundbesitz um 150 ha zu verkleinern.

Von meiner besseren Hälfte an Deine   das Angebot  ;) , ihren Grundbesitz um einen knappen Hektar ( 6 Rai) zu vergrössern, natürlich nur gegen entsprechende finanzielle Zuwendung  ;D ...

Das Grundstück  genau 1 km von der neugeteerten Cholaprathan Road entfernt zwischen Hangdong und Sanpatong ist für uns etwas weit vom Schuss  :-X, und jetzt im DACH- Land   erst recht...
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 20. Juli 2009, 21:45:55
@rio0815,

"habe in den letzten Wochen alle Beiträge hier im Thread (als Gast) gelesen,
und mich mal registriert, um ein DANKE loszuwerden."

Lieber Rio 0815,

das ist sicher einer der edelsten Gründe, sich in unserem schönen Forum registrieren zu lassen!
Sei also herzlichst willkommen.

In der Tat hat unser Forumsphilosoph mit seinen wunderbaren Geschichten in kurzer Zeit  fast alle anderen Threads hinter sich gelassen, wenn es um die Anzahl seiner begeisterten Leser geht.
Ich schließe mich da ganz dem Profuuu an, ein neuer Beitrag von Rolf is brightening up my day.
Du bist also ein hochwillkommenes Opfer in der Reihe der "Low-Süchtigen".
Viel Freude  am Mitlesen und Mitschreiben in unserem Forum.

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Blackmicha am 20. Juli 2009, 22:24:03
hier gibts ein grosses Angebot an Stinke Fisch :  Thalat Thai Rangsit

(http://lh4.ggpht.com/_vngpZxv7L_E/SlH1V30nRcI/AAAAAAAAGIY/jyLornTYfoM/s800/SDC12142.JPG)

(http://lh6.ggpht.com/_vngpZxv7L_E/SlH1X_LxV6I/AAAAAAAAGIc/1DpQsLUHSZ0/s800/SDC12143.JPG)

(http://lh6.ggpht.com/_vngpZxv7L_E/SlH1fsva9HI/AAAAAAAAGIo/9_Is9PKtU_A/s800/SDC12146.JPG)

alle Geschmacksrichtungen vertreten  :D ;D

(http://lh5.ggpht.com/_vngpZxv7L_E/SlH1l6jkApI/AAAAAAAAGI0/SlRuKdOwDgY/s800/SDC12149.JPG)
Titel: Sarkasmus und Snob
Beitrag von: Low am 20. Juli 2009, 22:54:28
@rio0815

Es freut mich, dass du meine Ironie und den Sarkasmus magst.
Vor etwa vierzig Jahren kannte ich eine hübsche Fee, die leider an meinen Gedanken verzweifelte.
Danke für den Dank.

@ drwkempf
Hallelujah, ich bin ein Snob!
Der Titel ist mir bedeutend lieber, als  Scheinheiliger ohne Scheinheiligenschein.
Ich bin kein Schwarzfahrer ohne Sicherheitsgurten mehr.

@Blackmicha
Danke.
Kannst du bitte die Geschmacksnoten nachliefern?

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 20. Juli 2009, 23:10:58
Lieber Rolf,

meine Antwort auf

"hurra, ich bin ein Snob!"

lautet

Quod esset demonstrandum  (Was noch zu beweisen wäre!)

Humor und bisweilen Sarkasmus verbunden mit einem stets wachen Adlerauge für alles um Dich herum erkenne ich wohl. Snobismus??? - da muß ich noch mal alles ganz aufmerksam von vorne l(n)achlesen (seufffffzzzz)!
Wolfram
Titel: Der Schlüssel zum Paradies
Beitrag von: Low am 21. Juli 2009, 14:52:05
Der Schlüssel zum Paradies

Hallo low,

mir liegt eigentlich laufend was auf dem Herzen, wenn ich deine Essays lese. Denn das sind deine Beitraege mittlerweile im besten Sinne des Wortes.

Was mir auf dem Herzen liegt, ist eigentlich ein staendiges Lob ob deiner Beobachtungsgabe, deinen entsprechenden Assoziation und Reflektionen ueber Gesehenes, Gehoertes und persoenlich Erlebtes.

Weniger die Diskussion ueber den Inhalt. Ich weiss auch nicht warum.  Ich nehme es einfach dankbar hin, wenn mal wieder ein Beitrag von dir erscheint und freue mich beim Lesen, schmunzel, manchmal sogar lachend, aber nie schadenfreudig, sondern eher mit einem "jo, ha ha" auf meiner Stirn geschrieben.   

Oberflaechlich gesehen koennte man meinen, du beschreibst nur. Natuerlich aus der Sicht eines Europaeers in Hinterindien. Gerade das macht ja die Sache interessant fuer uns. Ich komme aber mehr und mehr zu der Ueberzeugung, dass du gruendlich reflektierst, bevor du dich einem Thema widmest. Mal von deinen offensichtlich sicher interessanten Gespraechen mit deiner Holden in diesem Zusammenhang abgesehen.

Uebrigens, auch wir sagen nicht "tschoen" vor dem Essen zueinander, sondern lediglich, wenn uns die Hoeflichkeit als ersten Schritt zur Versoehnung wg. vorangegangenen Unstimmigkeiten uebermannt.  ;D Dann gehen wir respektvoll miteinander um. Das ist das Signal zur Glaettung der Situation. Demnaechst werde ich die Hofsprache lernen...   :D Das waere dann der Ueberdrueber, he he.

Lese gerade den ersten von drei Baenden "Falcon" von John Hoskin. "Falcon ist die englische Uebersetzung fuer den griechischen Namen "Gerakis".  Er ist der Mann, der unter Koenig Narai in Ayutthaya und Lopburi im 17. Jahrhundert aussergewoehnliche Privilegien und als Aulaender eine Machtposition besass, die gleich nach dem Koenig kam. Die historischen Fakten werden in diesem Roman sehr praezise mit einbezogen. Interessant ist die Psychologie der Menschen Siams jener Zeit. Erstaunlich, wie wenig sich eigentlich seitdem geaendert hat. Da halte ich es mit Ferdinand. Erst die historische Sicht erlaubt eine intelligente Betrachtung der Situation heute.

Ich wuensche mir und dir, dass du uns noch lange erhalten bleibst, uns weiter mit deinen Essays erfreust und vor allen Dingen dein Leben geniesst.

   

Danke Profuuu. Lobe mich nicht zu früh. Daraus könnten Hochmut und Einbildung entstehen.

Essays: Meine Vorbilder G. Benn, H. Böll, A. Camus, F. Dürrenmatt, U. Eco, H.M. Enzensberger, J. Gotthelf, Homer,
R. Katz, N. Kazantzakis, die verschiedenen Manns, Nietzsche und Orwell, F. Schiller, U. Sinclair, K. Tucholsky,
M. Walser und andere, hinterliessen sicher ihre unvergesslichen Spuren auf meiner Festplatte. Einige Inhalte waren
von Viren verseucht, die noch immer meine Denkmaschine beeinflussen. Dank Buddha habe ich keine Bibliothek mehr,
nur noch Fragmente, aber ein beinahe zufriedenstellendes Erinnerungsvermögen. Im Zweifelsfall hilft Google.

Die oft einfachen Geschichtchen sind Produkte stundenlanger Überlegungen, harter Wortklaubereien, manchmal
gesundheitsbedingt schlafloser Nächte, mit Gekicher meinerseits, wenn sich unverhofft eine Sternschnuppe
in den Hirnwindungen zeigt. Aber ich habe ungeheuren Spass daran, weil es offenbar Menschen gibt,
welche sich die Zeit zum Lesen, Überlegen, Reflektieren (2) und Geniessen gönnen.

Ich bin behindert, ähnlich oder mehr als seinerzeit Henri de Toulouse Lautrec. (3) Die Liebe zum Detail machte ihn
zum Schöpfer und Vater der Farblithographie. Wenn ich nur einige wenige literarische Farbtupfer im Bereich
Hinterindien hinterlassen kann, sind meine Aussagen mehr als gelungen.

Essay  (1)  Wiki:
„Die essayistische Methode ist eine experimentelle Art, sich dem Gegenstand der Überlegungen zu nähern und
ihn aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Das Wichtigste ist jedoch nicht der Gegenstand der Überlegungen,
sondern das Entwickeln der Gedanken vor den Augen des Lesers.
Viele Essays zeichnen sich aus durch eine gewisse Leichtigkeit, stilistische Ausgefeiltheit, Verständlichkeit und einen
nicht zu unterschätzenden Witz. Jeder neue Begriff wird eingeführt und vorgestellt. Handlungen werden chronologisch
erzählt und Zitate deutlich gekennzeichnet; meist ist es aber befreit von vielen Zitaten, Fussnoten und Randbemerkungen.
Zuweilen ist es auch schlicht eine stilisierte, ästhetisierte Plauderei.“
(@ hmh, zu viele Fußnoten und Querverweise. Ich will mich bessern, mehr feilen und weniger plaudern.)

Dies entspricht meinen beruflichen Überlegungen der letzten vierzig Jahre, die sich oft in einfache Formeln umsetzen liessen.
Einer meiner grössten, leider verstorbenen Lehrer, W. A. Hopper, Tulsa, Oklahoma, pflegte zu sagen:
„You can’t cheat (fool) mother nature.“
Ich versuchte oft, rein wissenschaftlich, über der Sache zu stehen. Aber meine Füsse waren stets festgemauert in der Erden. (4)
Oh, Hosianna, (5) wenn es nur Erde wäre. Ist aber es nicht. Ich bin gefesselt durch den Schlamm sich zersetzender,
oft stinkender Exkremente von Fast Food und Technologie. Vergass ich die Politik?

Ich bedanke mich für die guten Wünsche über das Erhaltenbleiben. Beim Geniessen musste ich in den letzten Wochen
schwerste Einschränkungen hinnehmen oder das letzte aller Abenteuer wäre programmiert gewesen. Noch habe ich
meine ungelösten Probleme damit.
Ohne Dicks Zuneigung und Unterstützung hätte ich längst aufgegeben. Eigentlich sind es jetzt Dicks Geschichten aus Hinterindien.
Leider ist sie zur Zeit abwesend. Ihre Transpiration, (6) oh nein, ihre Inspiration. fehlt mir!

Tschoen.
Ich denke, der respektvolle Umgang mit allem, ist der Schlüssel zum Paradies.

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Essay
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Reflexion_(Philosophie)
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Henri_de_Toulouse-Lautrec
(4)
http://de.wikipedia.org/wiki/Das_Lied_von_der_Glocke
(5)
http://de.wikipedia.org/wiki/Hosianna
(6)
http://de.wikipedia.org/wiki/Schwitzen

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 21. Juli 2009, 17:51:11
...der Schlüssel zum Paradis...

@Low

Ich habe lange auf diesen Text geschaut und darüber nachgedacht.
Der Schlüssel ist vielleicht auch in der Kombination Respekt UND Liebe zu finden.
Sie findet in Dick ja ihren speziellen Ausdruck und natürlich auch in Deiner Liebe
zur Sprache überhaupt.

Insofern sind Deine Geschichten auch ein Geschenk, dass heute noch viel wertvoller
erscheint, nachdem uns bewußt wird, zu welch hohem Preis es erkauft ist. Darum
denke ich auch, dass Deine erste Interpretation Deines Namens die richtige ist.

Mit respektvollem Gruß, khun mai ru


P.S.: Ich bin sicher, dass auch Toulouse Lautrec Freude an Deinen Stories hätte, wäre
        er noch unter uns. Aber wer weiß, vielleicht hat er ja einen besonderen Gast-Status
        und wartet wie wir auf weitere "Geschichten aus Hinterindien" ...

 



Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: pierre am 21. Juli 2009, 20:29:52
will mich da nicht als besserwisser reinhaengen, nur soviel sei gesagt, in meiner familie ist "gin hai aroy krap" normal zu sagen, vor dem essen.

                    (http://img.dritimage.de/bilder/1244347537_koch_10.gif)

tschoen ist wohl mehr wie "welcome" im englischen zu verstehen.
tschoen saep ist im isaan gebraeuchlich, als guten appo.

                    (http://freegifs.123gif.de/affen/affe-0024.gif)

   
Titel: Viren
Beitrag von: Low am 22. Juli 2009, 18:05:01
Viren

Allgemeine Einführung: Viren sind im Gegensatz zu WC Papier eine absolut unnötige Erfindung.

Erst behaupteten die Macher in der Regierung, Schweinegrippe Viren seien kein Thema für Thailand.
Man ignorierte sie, nachdem die Nieten sie schlicht nicht verbieten konnten.
16.6. Das Gesundheitsministerium wies Angestellte des öffentlichen Dienstes und Mitarbeiter von Krankenhäusern an,
nicht mit den Medien über die Schweinegrippe zu sprechen. (Eindämmung der Viren.)
26.6. Nach den letzten offiziellen Meldungen erkrankten in Thailand über 1000 Personen an der Schweinegrippe,
mit steigender Tendenz.
Am 7.07. forderte man den Rücktritt des Gesundheitsministers. Warum Rücktritt, ich würde ihm den Vortritt lassen.
Nur eine Woche später fanden die Spezialisten heraus, dass die Krankheit nicht zu stoppen sei. Wozu auch?
Am Tag darauf wurden die staatlichen Schulen geschlossen.
Aber die Staatsmacht blieb am Ball:
16.7  Nachdem Ärzte und Pflegepersonal von der Regierung angewiesen wurden, nicht über die Anzahl der Fälle
von Schweinegrippe zu sprechen, wird die Regierung ab sofort offizielle Zahlen nur einmal pro Woche herausgeben.
Am 22. 7. sagte der Direktor des Gesundheitsamtes auf Phuket, Dr. Pongsawas Ratanasang, pro Tag gebe es nur
noch fünf neue Fälle der Schweinegrippe. Phuket hat die Schweinegrippe besiegt! (1)
Das ist klar. Die Insel leidet kaum am Virus. Nur Menschen werden infiziert.

Nach meinen Beobachtungen ist der Umgang mit Viren problematisch, weil jegliche Vorstellungskraft bei den Amtsstellen
und der Bevölkerung fehlt. (2)

 „Not the Nation“ schreibt, dass die Regierung 17 Milliarden Baht ausgeben sollte, um im berühmten Tempel von
Nakhon Si Thamarat 60 Millionen Amulette gegen Grippe herstellen zu lassen.(3)  Die Soldaten im Süden des Landes
müssen gegen Feindberührung ja ebenfalls Amulette tragen.

Dann gibt es die bösen Viren im Internet und im PC. Die kommen alle aus dem Ausland, wie die schweinemässige Seuche.
Bestialisches Zeug, das friedliche PCs zum Absturz bringt. Familienmitglieder arbeiten im Bereich der PC Problematik.
Virenentfernung inklusive Mundschutz und Desinfektion kostet zur Zeit dreihundert Baht, nicht pro Virus, sondern pro Gerät.
Auf richtig versauten PC entdeckten wir mehr als sechshundert Viren.
Die meisten Raubkopien in Chiang Mai sind verwanzt. Ich fand das Betriebssystem XP auf DVD mit eingebauten Trojanern.
Die Leute auf dem Lande sind dankbar, wenn sie nach einem halben Tag ihre reparierte und funktionierende Maschine
wieder abholen dürfen.
Nach einigen Tagen stehen dieselben Kunden wieder vor dem Laden, weil sie von ihren CD und DVD erfolgreich alle
die alten Viren wieder auf die Festplatte kopierten.

Vielleicht husten, rotzen und schniefen sie fiebrig mit dem kranken PC im Arm. Sie bringen zusätzlich zu den PC Viren
den H1N1 Virus ins Geschäft. Man sollte das nicht zu eng sehen:
Statistisch verbringt jeder Bundesbürger drei volle Jahre seines Lebens mit Schniefen und Husten.(4)
Das zeigt eindeutig, wie sinnlos viele Leute in Deutschland ihre Zeit nutzen. Können wir von Thais mehr erwarten?



(1) Tip Zeitung, mehrere Artikel:
http://www.thailandtip.de/tip-zeitung/nachrichten/news/phuket-hat-die-schweinegrippe-besiegt-fast//back/2/
(2) Maskenball im Paradies
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg62558#msg62558
(3) Not the Nation
http://www.notthenation.com/pages/news/getnews.php?id=810
(4) Schniefen
http://www.tagesspiegel.de/meinung/kommentare/art141,2405771
Allgemein: Schweinegrippe im Forum
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=2334.0
Hoffentlich haben die einen Virenschutz!

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 23. Juli 2009, 19:49:02
...beim Genießen musste ich in den letzten Wochen schwerste Einschränkungen hinnehmen...

@ Low

Mittlerweile habe ich schon viele Deiner "Geschichten aus Hinterindien" gelesen.
Bin jetzt bei Seite 9 und jede weitere Geschichte lese ich mit Bedacht, Freude
für mich oft neuen Erkenntnissen über das LoS außerhalb und innerhalb Deines
Gartenzauns.

In Deinen Erzählungen erlebe ich einen Menschen, der sicherlich als Allerletztes
lieber einen Tunnel verlängern würde, als sich über das Licht an dessen Ende zu
freuen. Darum, auf die obige Zeile bezogen, hoffe ich, dass Du immer wieder "die
Kurve kriegst" und es Dir inzwischen wieder besser geht.

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: juerken am 24. Juli 2009, 10:21:28
Ich hab so c.90% seiner Beiträge gelesen keine Geschichte gleicht der anderen 

Wie macht der das bloß?  ???

Gruß Jürgen
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 24. Juli 2009, 11:25:28
Jürgen,

ich hatte Schwein. Die nicht gelesenen, restlichen 10 % gleichen sich wie ein Ei.
Ich habe ja die Beschränkung, nur 26 Buchstaben verwenden zu können,
nicht wie Thais oder gar die Chinesen.

Grüsse
Low


Titel: Internet Gebühren
Beitrag von: Low am 24. Juli 2009, 13:11:42
Internet Gebühren

Früher erhielt ich von MAXNET einmal im Monat eine sehr bunte Rechnung über 631.30 Baht für sogenanntes High Speed Internet.
Man bezahlte im Laden von MAXNET oder in einem 7-Eleven. In der Zeit vor Maxnet mit dem High Speed Internet, surfte ich
für 600 Baht mit einem Modem ein ganzes Jahr lang.
Wenn ein Brief der Firma in der Regenzeit etwas feucht wurde, war die Rechnung danach ein abstrakter Regenbogen.
Später wurde das Bezahlen einfacher. Man konnte dies praktisch bei jeder Bank erledigen. Ich suchte mir stets die Banken mit
dem kleinsten Kundenandrang aus.

Seit zwei Monaten versendet „TT&T Subscriber Services Company Limited“ vierseitige Rechnungen in einem Briefumschlag
von Maxnet. Teilweise sind sie 2 seitig bedruckt. Der Rechnungsbetrag ist unverändert.
Die Übertragungsgeschwindigkeit im Netz verbesserte sich trotz grossflächigen Versprechungen nicht. Im Gegenteil.
Sehr oft funktioniert die Kommunikation, vor allem mit dem Ausland, kaum.

Man muss ja die eingegangenen Zahlungen in etwas investieren. Auch wenn es bloss eine Papierfabrik ist. Nach meinen
Überlegungen handelt es sich pro Monat mindestens um einige hunderttausend Seiten. Bei Verdoppelung der Schriftgrösse,
eine willkommene Dienstleistung für sehschwache Rechnungsempfänger, liessen sich sechs Seiten mühelos bedrucken.

Die Zahlstellen sind nun eingeschränkt. Als Dick neulich bei TT&T Geld abliefern wollte, weigerte sich die Dame das Geld
entgegen zu nehmen mit der Begründung, wir seien zu spät. Die Banknote war neu und frisch aus dem Automaten,
also noch kaum mit H1N1 Viren verseucht. Sie erklärte schulmeisterlich, wir dürften den Betrag bei Tesco oder Krung Thai begleichen.

Die Service-Leistungen der Firma bei Störungen im Netz entsprechen der gediegenen Kundenabfertigung des Ladenpersonals.
Die Rufnummer des Call Centers sieht man nicht mehr in Grossschrift unten auf der Rechnung. Mit einer Lupe bewaffnet fand ich
sie gut versteckt, mitten im Rechnungsformular. Es lebe der Monopolbetrieb!

Ich befürchte,  dass wir in wenigen Jahren wieder Rauchzeichen oder Trommeln verwenden.
Abhörsichere Mitteilungen versenden wir dann mit Brieftauben.

Titel: Der Landvermesser
Beitrag von: Low am 25. Juli 2009, 21:28:46
Der Landvermesser

F. Kafka
Das Schloss (1)

„K. trifft in einem verschneiten Dorf ein, um dort eine Anstellung und eine Wohnung zu suchen. Er übernachtet im Brückengasthof.
Gleich nachdem er eingeschlafen ist, weckt ihn der Sohn des Kastellans (2) aus dem nahe gelegenen Schloss, fragt nach seiner
Aufenthaltsgenehmigung und überprüft die Angabe, er sei der neue Landvermesser, durch ein Telefongespräch mit der
Schlossverwaltung. Am nächsten Tag überbringt der Bote Barnabas einen Brief des Kanzleivorstehers Klamm, der K.'s Anstellung
als Landvermesser bestätigt. Man teilt ihm die beiden Gehilfen Artur und Jeremias zu, die angeblich schon früher für ihn arbeiteten
– doch Gehilfen hat K. noch nie gehabt.

Die Beamten der Schlossverwaltung verkehren nicht beim Brückenhof-Wirt, sondern im Gasthof Herrenhof. Dort lernt K.
die Schenkkellnerin Frieda kennen, die sich dem Fremden in den Bierlachen hinter dem Tresen hingibt, obwohl sie Klamms Geliebte ist.
Danach beabsichtigen K. und Frieda zu heiraten. Man tuschelt, K. habe sich an Frieda nur herangemacht, weil er damit rechne,
aufgrund ihrer Fürsprache einmal mit Klamm sprechen zu dürfen.

Obwohl es für einen Landvermesser nichts zu tun gibt, lässt Klamm K. ausrichten, man sei mit seiner Arbeit sehr zufrieden.
Der Dorfvorsteher erklärt K., dass dessen Berufung auf einen Irrtum vor einigen Jahren zurückgehe. Notgedrungen nimmt K. die Stelle
eines Schuldieners an und zieht mit Frieda ins Schulgebäude. Die lästigen Gehilfen Artur und Jeremias versucht er zu verscheuchen...

Franz Kafka zielt nicht auf konkrete Institutionen. Josef K. durchschaut die Gesetze nicht, nach denen das Gericht über ihn urteilt;
K. versteht nicht, wie das Dorf vom Schloss aus regiert wird – aber sie richten sich beide nach der anonymen, unnahbaren Autorität,
der sie hilflos ausgeliefert sind.“

Kafkas Schloss brachte Verwirrung in meine geordnete Welt. Ich hatte grosse mühe mit dem Text. Dennoch denke ich, Kafkas Werke
wären eine ideale Vorbereitung für Hinterindien. Kaum wegen dem Klima, eher wegen der undurchsichtigen Verhältnisse.
Ich denke mit Schaudern an den dunkelblauen Einband zurück, der ganz links unten im Büchergestell stand mit weiterem erschreckendem Inhalt.
Dürrenmatts Bücher waren Reisser. Kaffka war nicht langweilig, aber bedrückend düster, kafkaesk. (3) Mittelalter, es roch trostlos,
ausweglos nach verbranntem Hexenfleisch.

Dick besitzt ein grosses Stück Land, etwa vierhundert Kilometer von hier. Das bringt ihr seit Jahren nichts als Kummer und Ärger.
Sie investierte etwa eine Million und pflanzte Gummi. Vor der ersten Ernte wurde das Ganze abgefackelt.
Wir besichtigten die Parzelle vor einigen Jahren, ob sich das Gelände für Rebbau eignen würde. Als wir Kellereien besichtigten und
die ganze Problematik von Personal, Technik und Vermarktung begriffen, verzichteten wir wohlweislich auf jegliche Investition.
Jedes Jahr wird erneut von verschiedenster Seite versucht, das Land zu stehlen und umzuschreiben.

Auch dieses Jahr musste Dick fluchtartig verreisen, um ihren Besitz zu retten. Sie erhielt eine gesalzene Rechnung für
die Neuvermessung und sie sah sofort, dass die Grössenangabe des Grundstücks nicht stimmte. Nach zähen Nachforschungen
unter Beihilfe eines befreundeten Staatsanwalts,  ergab sich folgende Situation.

Der Landvermesser, verheiratetet, Kinder, mehrere Mia Noi in verschiedenen Ortschaften, logierte zwecks Vermessung einige Nächte
im Dorf und fand dort sofort eine feurige Geliebte, die offensichtlich arm wie eine Kirchenmaus war. Das ist in dieser Region der
übliche Standard, bloss dass es weit und breit keine Kirchen gibt. Dieser Staatsdiener und Landvermesser hatte offenbar Zugang
zu offiziellen Siegeln, Dokumenten und verschrieb Dicks Land sofort an acht verschiedene Familienmitglieder seiner neuesten Eroberung.
Von den wollüstig erregenden und stimulierenden Fähigkeiten solch einer ausserordentlich begabten Virtuosin vaginaler Sonderleistungen
kannst du nur träumen. Oder war der Mann  bloss ein einfältig unerfahrener, hinterindischer Liebeskasper, der bis dato an vorzeitiger Ejakulation litt?

Für mich ist alles Unverständlich. Ein Grundstücksamt ist doch ursprünglich eine vereidigte Amtsstelle und kein Selbstbedienungsladen.
Offenbar nicht in Korruptanien. Auf alle Fälle gab es ein paar Trittbrettfahrer, die sich für genügend Tea Money jeder Partei erkenntlich zeigen wollten.
Einige nach Besitz strebende Mitglieder buckliger Verwandtschaft warteten ebenfalls auf ein grosses Stück des Kuchens und hielten
sogar vor Morddrohungen mit bezahlten Killern nicht zurück. Ein freundlicher, schlecht bezahlter Profi rief an und erklärte, dass er für 10 000 THB
keine Kugel riskieren würden. Er dachten sich, vielleicht würde ich ein Mehrfaches für die Eliminierung der Auftraggeber bezahlen.
Dick entschied sich, das Land, bloss 150 ha, einem armen, aber fleissigen, verheirateten Onkel mit drei Kindern zu schenken. Vielleicht überleben wir es.
Weitere Recherchen gibt es aus gesundheitlichen Gründen, wie akute Bleivergiftung, Schädelbruch und Verkehrsunfall, zur Zeit nicht.
In den nächsten Tagen empfiehlt sich es sich für uns, sogar im Grossraum Chiang Mai besondere Vorsicht walten zu lassen.
Lieber an einer Schweinegrippe sterben, als an angewandter Missgunst oder an einem angedrohten Gewaltverbrechen. Ich bereitete mich darauf vor,
wenig willkommene Besucher mit Cocktails willkommen zu heissen. Die müssen ja nicht unbedingt aus dem Hause Raffles in Singapore stammen. (4)
In welchem Jahrhundert leben wir eigentlich?

František Kafkas Schloss lässt Grüssen.  (5)


(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Das_Schloss
(2)
http://www.google.com/search?hl=de&q=Kastellan&lr=&aq=f&oq=
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Kafkaesk
(4)
http://en.wikipedia.org/wiki/Singapore_Sling
(5)
Franz Kafka, * 3. Juli 1883 in Prag, damals Österreich-Ungarn; † 3. Juni 1924 in Kierling bei Klosterneuburg, Österreich
http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Kafka


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 26. Juli 2009, 04:04:51
@ Khun Low

Schreibst Du eigentlich aus Thailand, oder aus Sizilien?

Vor einiger Zeit las ich, dass die Thais 13 Arten des Lächelns
haben. Wenn also nur eine Variante herzliche Zuneigung bedeutet,
könnte auch der beschenkte Onkel Probleme kriegen.

Ich war schon zu Beginn Deiner Geschichten erschrocken, ob der
aggressiven Missgunst, die da deutlich wurde. Plantagen abfackeln,
Leitungen anbohren usw. Und - das bringst Du immer noch bei der
Fünfprozentquote unter?

Low, ich denke eine Menge Leute hier wissen besser als ich, was
da abgeht und dass Daumendrücken alleine nicht genügt. Pass auf
Dich und Dick auf und kriege in jeder Hinsicht wieder Boden unter
die Füße! Auch wenn jetzt vielleicht hier manche grinsen werden;
ich mach´eine große Kerze für Euch beide an.

mfg kmr 
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 26. Juli 2009, 17:05:46
@ khun mai ru

Danke für die grosse Kerze. Haben wir im Haus wegen Stromunterbrüchen.
Eine grosse Flasche Schnaps gegen das Schlottern beim Zielen würde unter Umständen mehr bringen,
sicher solange ich nicht doppelt sehe.
Titel: Re: Der Landvermesser
Beitrag von: illuminati am 26. Juli 2009, 17:58:14
Der Landvermesser

Dick entschied sich, das Land, bloss 150 ha, einem armen, aber fleissigen, verheirateten Onkel mit drei Kindern zu schenken. Vielleicht überleben wir es.


Hallo,
da muss ich jetzt einmal nachfragen - 150 ha, (1 ha =10000m2) würde dann 150x10000=1.500.000m2 entsprechen, also ca. 940 Rai. Da auch in Hinterindien unter derzeitigen  Bedingungen der Landpreis nicht unter < 10000 Baht/ Rai liegen dürfte, reden wir hier von einer Summe von ca. 10 Mill. Baht rund 200.000 Euro.

Ich kenne zwar euren finanziellen Status nicht - aber für mich persönlich ist das eine Menge Geld und das sogar in Europa.
Das einfach zu verschenken ist aus meiner Sicht eine - ich sage es jetzt einmal so - sehr grosszügige Geste.  ???

Oder habe ich irgend etwas falsch verstanden ?
Gruss

Titel: Landvermesser
Beitrag von: Low am 26. Juli 2009, 23:23:30
@ illuminati

Du rechnest richtig. Der Krieg um das Land tobt, seit dem ich Dick kenne.
Für sie war es wichtig, dass das Grundstück in der Familie bleibt.
Sie verlor bei den sinnlosen Streitereien bereits etwa 2.5 Millionen. Das Geld ging einfach weg. Keiner profitierte.
Mit einer Knarre quasi am Hinterkopf ist es relativ einfach, grosszügig zu sein.
Für sie ist es auch kein Pappenstiel. Ihre Mutter besitzt das Nachbargrundstück mit ähnlichen Abmessungen.
Mutter ist ein paar Jahre älter als Dick. Bei ihrem Ableben dürfte sich der Streit potenzieren.
Mit einem echten Bargirl könntet ihr kaum in einen solchen Morast geraten.

Ich war nie ein sehr schlechter Schütze. Aber ich bin zu alt, um mit einem Karabiner im Anschlag im Dschungel
Tag und Nacht etwas Erde, die mir nicht gehört, zu verteidigen. Leider habe hier ich weder meine Artillerie noch
die Spezialmunition. Ich sollte wieder ein paar Combat Lektionen absolvieren. (1)
Ich beschränke meine täglich schwindenden Kräfte auf Dick und den hiesigen Besitz.
Sie hat noch etwa ein halbes Dutzend Liegenschaften, wobei keine annährend so gross ist.
In einem Rechtsstaat, mit gültigen Zeugenaussagen, wäre eine Klage und ein Verfahren problemlos.

Wir werden noch immer bedroht. Ich kenne die halbschlauen Schurken. Sie mich auch. Denen geht es rein ums Geld.
Ich nehme die Situation locker ernst. Wir haben soeben einige Passiv IR Schalter gepostet. Morgen gibt es Zielübungen
auf Katzen und Tauben. Die Tiere tun mir wirklich leid. Lieber Dick im Bett, als die Tauben auf dem Dach.

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Combatschie%C3%9Fen

Möglicherweise wiederhole ich mich:
Wieviel Erde braucht der Mensch? russisch, Много ли человеку земли нужно? Eine Erzählung von Lew Nikolajewitsch Tolstoi.
http://de.wikipedia.org/wiki/Wieviel_Erde_braucht_der_Mensch%3F


Titel: Die Räuber: Ein Trauerspiel
Beitrag von: Low am 27. Juli 2009, 18:26:45

Die Räuber: Ein Trauerspiel

Fortsetzung von: Landvermesser

Katzen und Tauben mieden wohlweislich heute meinen Garten.

Nach Auskunft der Anwältin, beteiligt sich nun der Staat an der Landverteilung.
Die wollen fünfzig Prozent, Onkel kriegt fünfzig und der Handel ist für Dick kostenfrei.
Da sind natürlich viele unzufrieden. Vor allem die gierig kläffende Meute.
Die wollen kein Land, weil sie zu faul zum Bebauen sind. Würden sie ein kleines Grundstück erhalten,
würde das sicher sofort veräussert. Denn Reis, Fisch, Geflügel und Gemüse erzeugt man nicht selbst.
Man müsste ja arbeiten. Die zarten Finger könnten schmutzig werden. Man stiehlt sich alles zusammen.

Die Forderungen, für was, wozu auch immer, gehen von 60 000 THB bis zur Million.
Eine hungrige Hyäne rief mich an und geiferte minutenlang lautstark ins Telefon, ohne dass ich viel verstand.
Als sie endlich Atem holen musste, fragte ich sie: „Was willst du denn eigentlich?“
Die Antwort war echt Thai: „Up to you.“
Die dachte wirklich, ich würde bezahlen.
Ich erzählte ihr darauf nicht gerade freundlich, aber um so ehrlicher:
„Wenn du Geld von mir haben willst, musst du mich vorher umbringen.“
Gesprächsende.

Diese Frau lieferte bereits interessanten Stoff für die Geschichten aus Hinterindien.
Ich warte gespannt auf ihr nächstes Kapitel.


Titel: Re: Landvermesser
Beitrag von: illuminati am 27. Juli 2009, 23:03:56
Du rechnest richtig. Der Krieg um das Land tobt, seit dem ich Dick kenne.

Wenn ich das richtig verstanden habe, sind die Problemverursacher keine Familienmitglieder. Ist die Familie deiner Frau nicht in der Lage oder Willens etwas zu unternehmen?


Zitat
Wir werden noch immer bedroht. Ich kenne die halbschlauen Schurken. Sie mich auch. Denen geht es rein ums Geld.
Ich nehme die Situation locker ernst. Wir haben soeben einige Passiv IR Schalter gepostet. Morgen gibt es Zielübungen
auf Katzen und Tauben. Die Tiere tun mir wirklich leid. Lieber Dick im Bett, als die Tauben auf dem Dach.

In TH lassen sich solche missliebigen Gesellen normalerweise durch ein angemessenes Honorar zurück in den Wiedergeburtskreislauf schicken (vielleicht sind sie im nächsten Leben bessere Menschen) - wäre so eine Investition nicht sinnvoller, in eurer Situation halte ich das für angemessen.

Gruss
Titel: Dank an die thailändische Zollverwaltung
Beitrag von: Low am 28. Juli 2009, 22:39:07
Dank an die thailändische Zollverwaltung         26. Juli 2009


Am 23. Juni schrieb ich prahlerisch, wie ich nach der Rückkehr vom Spital zusammen mit Freund Dong
am Steintisch Scotch vernichten würde. (1)
Einen Tag darauf musste ich nach 75 Milliliter Bier, das ist weniger als ein Deziliter, unplanmässig und
notfallmässig schnell mein Bett aufsuchen, weil sich das ganze Haus wie ein Karussell  um mich drehte.
Schottland und seine Destillate entrückten für mich darauf in die Ferne des Weltraums.
Erst am 14. Juli besuchte ich nach vielen anstrengenden Übungslektionen Dong. Er geizte nicht und
öffnete für mich eine schöne alte Flasche, während er selbst beim Red Label weiter machte. Dong arbeitet
beim Zoll und ist in Thailand nach mehreren Jahren harter Selektion mein einziger Freund.


Ich benötigte medizinische Hilfsmittel. Die Angebote im Spital waren sehr preisgünstig, aber leider
nicht auf dem letzten Stand der Technik. Ich fand im Internet eine Firma, welche die benötigten zeitgemässen
Artikel anbot. Die Frage war nur, ob sie das Ausland, in diesem Falle Thailand, beliefern würde.
Ich kontaktierte meinen Sachbearbeiter der Versicherung in der Schweiz telefonisch und erkundigte mich,
ob die Organisation Ware und Transport bezahlen würde. Mir ging es nicht sehr gut. Darum war ich sehr erleichtert,
als ich vernahm, dass es seitens der Versicherung betreffend Bezahlung keine Probleme geben sollte.

Vom Lieferanten erhielt ich die Nachricht:
Wir liefern auch Ware ins Ausland. Das ist so möglich. Für Auslandlieferungen bitten wir Sie, folgende Bedingungen zu beachten:
Export-Lieferungen sind in unserem Fall befreit von der MWST. Dem Empfänger entstehen bei der Anlieferung Kosten.
Diese unterscheiden sich je nach Ort. Wir können Ihnen leider keine Angaben machen, wie hoch diese in Thailand sind.

Darauf bestellte ich die Produkte per Email. Die Rechnung wurde direkt der Versicherungsgesellschaft zugestellt.
Ich befürchtete, dass ein diensteifriger Zollbeamter all die sterilen Verpackungen öffnen könnte und ich die Sendung
wegwerfen müsste. Ich hatte genügend Geld am Lager, um die mir unbekannten Importkosten abzugelten.
Gestern erhielt ich das Packet, Zoll- und Abgabefrei. Der sterile Inhalt war unberührt! Besten Dank meine Herren.


(1)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg59601#msg59601

(2)
Weniger glückliche Erfahrung: Diensteifer
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg61828#msg61828
Der diensthabende Zollbeamte sagte sich: „Köpfchen!“ Er öffnete die Verpackung nicht.
Sein Kollege benutzte die Röntgenanlage zu Belichtung der Filme.




Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Samuitilak am 29. Juli 2009, 16:46:33

Hallo Low,

da hast Du aber Glück gehabt.
Normalerweise braucht man für die Einfuhr medizinischer Produkte in
Thailand eine Zulassung der Food and Drug Administration. Die dauert lange
und ist teuer. Deshalb gibt es viele gute Produkte in Thailand nicht.

Hier ist die Zulassung meist mit dem Importeur verbunden und viele Firmen
finden es gar nicht toll, daß, wenn der Importeur bzw. Händler nichts taugt
und sie wechseln wollen, dann wieder eine neue Zulassung beantragt werden muss --C

Es kann aber sein, daß die Zöllner ein Auge zugedrückt haben, weil die Ware ja
nicht über einen Vertrieb oder ein Hospital eingeführt wurde, sondern privat.

Gute Besserung

Walter
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 29. Juli 2009, 22:23:19
@ Samuitilak

Danke für die freundliche Aufklärung.

Ich bin in meine Beiträgen immer etwas sarkastisch und akribisch übergenau und fühle mich so weit als möglich der Wahrheit verpflichtet.
Die Wünsche für gute Besserung sind willkommen.
Wenn ich aber ganz ehrlich bin, ist dies ausserhalb meiner Reichweite. Es handelt sich bei den Massnahmen bloss um eine Fristverlängerung.
Tage, Wochen, Monate?
Meine Zukunft wurde bereits 1957 von Spezialisten nach einem Unfall auf  sechs Wochen befristet.
Ich lernte, arbeitete, reiste um die halbe Welt, heiratete, baute ein Haus, pflanzte Bäume, zeugte Kinder
und wurde als letztes vom Schicksal nach Thailand torpediert. Was machte ich hier? Ähnliche Sinnlosigkeiten wie zuvor.
Wie mancher Junge beendete derweil sein Leben sinnlos mit einem Moped?
Wie viele sprangen von Balkonen, Brücken oder missbrauchten Plastiksäcke?

Vielleicht bleibt mir noch etwas Zeit, um meine Geliebte zu verwöhnen, ein bisschen Spass zu haben
und euch hoffentlich einige positive Geschichten zu erzählen.

Still going strong 
Low
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 29. Juli 2009, 23:05:17
"Vielleicht bleibt mir noch etwas Zeit, um meine Geliebte zu verwöhnen, ein bisschen Spass zu haben
und euch hoffentlich einige positive Geschichten zu erzählen."

Wenn's nach uns geht, mußt Du es noch eine ganze Weile aushalten!
Mit diesem ansinnen stehe ich hier sicher nicht allein :-) ;)

Wolfram

"Meine Zukunft wurde bereits 1957 von Spezialisten nach einem Unfall auf  sechs Wochen befristet."
...was einmal mehr beweist, dß nicht alle Ärzteirrtümer zu Lasten der Patienten gehen :D
Titel: Nachtruhestörung
Beitrag von: Low am 30. Juli 2009, 13:36:22
Nachtruhestörung         29. Juli 2009

Wenn ich mich des Nachts nach anstrengendem Tagewerk mit meiner Herzensdame zur Ruhe bette,
fühle ich mich wie im Paradies, mit einem Engel an meiner Seite.
Aber wenn ich des Morgens vor dem Augenöffnen mein Ohrensausen ohne Arpeggios (1)
und weitere Harfenklänge vernehme, weiss ich, dass ich trotz allem noch weit vom Paradies entfernt bin.
Zwischen diesen Ereignissen liegen Stunden. Stunden der Schmerzen. Stunden der Wahrheit.
Stunden seligen aneinandergekuschelten Schlafes.

Vor etwa fünfzig Jahren erfuhr ich zufälligerweise eine im Grunde banale, für mich jedoch erschreckende Tatsache.
Obwohl ich tief verletzt war, sprach ich nie mit jemandem darüber. Schamgefühle? Eigentlich war es Nonsens.
Ich vergass und verdrängte den Vorfall. Während Jahrzehnten dachte ich nie daran. Aber irgendwo
in meinem Körper nistete sich unbemerkt das Gift ein.
Letzte Nacht plötzlich erinnerte ich mich an diese Episode. Gefühle der Leere, des Ausgeliefert seins, absoluter Ohnmacht,
überfielen mich. Dagegen gibt es in den Flugzeugen dieser Welt Kotztüten. (2) Aber ich sass ja nicht im Flugzeug.
Ich lag im Bett. Verraten und verkauft.
Da umschlangen mich zwei zärtliche Arme. Ein warmer, weicher und sanfter Körper schmiegte sich an mich.
Das Toxin floss über die zarten Rundungen der Partnerin ins gegenstandslose Nichts. Ich konnte verzeihen,
vergeben und weiterschlafen.

(1)

Yngwie Malmsteen (Guitar Solo): Arpeggios From Hell   
http://www.youtube.com/watch?v=aS_IYe5JTZ4

(2)

http://www.kotztuete.net/
http://de.wikipedia.org/wiki/Spuckbeutel
Otto-Rieke, Gerd. Izmirübel. Das Buch zur Tüte. Verlag : Alabasta

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 31. Juli 2009, 11:50:24
Die Virtuosität von
Yngwie Malmsteen: Arpeggios From Hell   
http://www.youtube.com/watch?v=aS_IYe5JTZ4
verblüffte offenbar niemanden?
Ich frage ja nicht, ob euch der Lärm gefallen hat.
Ich erkundige mich auch nicht, ob sein Haartracht Anklang findet.
Aber ich dachte, anstatt eines Verweises auf Wikipedia  (Arpeggio), wäre ein Link
auf youtube sinnvoller.
Auf 200 Klicks erwartete ich eigentlich Kritik und wenn es nur eine Einzige ist.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 31. Juli 2009, 17:09:02
@Low

Nach meiner unmaßgeblichen Meinung ist ein Nichtantworten nicht unbedingt ein Indiz für mangelndes Interesse. Ich denke, die Menge der Klicks beweisen eigentlich das Gegenteil.
Abgesehen von sehr wortgewandten Vielschreibern haben sicherlich etliche Leute
 - wie auch ich - manchmal Probleme sich adäquat zu Postings zu äußern, die neben
einer sprachlichen Brillianz nun auch sehr persönliche Not deutlich werden läßt.

Ich kann es nicht besser ausdrücken, aber manchmal sind Menschen einfach sprachlos,  aber deswegen keineswegs teilnahmlos.

Die gleiche Erfahrung mache ich übrigens auch in einem Luftfahrtforum, wo es zwar nur um Technik, Fakten und Einschätzungen geht, aber das Verhältnis von Postern zu "Sehleuten" ist vergleichbar.

Low, ich wünsche Dir alles Gute,

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 31. Juli 2009, 17:33:22
Brilliante Anmerkung, Khun Mai Ru,

Ich hätte das ganz ähnlich gesagt.
Was musikalische Vorlieben oder Abneigungen angeht (zumal in der Zusammenschau mit der Frisur? des Dirigenten), enthalte ich mich gern irgendeiner Bewertung,
zumal ich die Werke des Herrn M. nicht besonders mag (ganz vorsichtig ausgedrückt!).

Lieber Rolf,
die Anzahl Deiner Fans ist ja nachgerade schon phantastisch, Du näherst Dich unaufhaltsam der 30000, das muß Dir erst mal einer nachmachen.
Selbst die Bibelkundigen und sonstigen Schriftgelehrten können da nur (natürlich nur ohne unchristlichen Neid) bewundernd nach Thailands Nordwesten aufschauen ;)

Wolfram
Titel: Arpeggio
Beitrag von: Low am 31. Juli 2009, 22:50:32
Ich danke für die Stellungnahmen.

Anstatt rein theoretisch auf Arpeggios zu verweisen, wollte ich eher mit einem krassen Beispiel die Spielweise aufzeigen.
Yngwie Malmsteen ist einer der schnellsten auf seinem Instrument.
Mir persönlich gefällt die elektrische Gitarre nicht. Was ich damit demonstrieren wollte,
war die Fingerfertigkeit.
Es gibt Leute, die behaupten Malmsteen sei ein begnadeter Techniker, aber ein seelenloser Interpret.

In Zukunft werde ich Wikipedia sowohl als youtube zitieren. Auch die Bibel werde ich in nach Möglichkeit nicht vergessen.
Dann haben alle etwas davon.

Mir steht die Klassik wesentlich näher. Ein schönes Harfenstück zum Einschlafen ist eine Bearbeitung von Pachelbel:
http://www.youtube.com/watch?v=EVF4yhOfDK8
oder
http://www.youtube.com/watch?v=qWG9-eZ3alc&NR=1
Hier stimmen Technik und Interpretation.

Das selbe Werk auf dem Klavier:
http://www.youtube.com/watch?v=ABBzejbplVQ&feature=related

Im nächsten Aufsatz geht es dann wieder bedeutend weniger harmonisch zu.


Titel: Tempel und Selbstbetrug
Beitrag von: Low am 01. August 2009, 04:54:51
Tempel und Selbstbetrug

In der gedruckten TIP Ausgabe vom 27. Juli 2009  las ich auf Seite 9 unter dem Titel „Eine Nation von Gaunern?“:
„Eifersucht ist vielleicht nicht so offensichtlich, aber es ist Thais unmöglich kooperativ zusammenzuarbeiten,
obwohl dies bereits König Rama VI vorschlug.
Das beste Beispiel sind die Zehntausenden von Tempeln, die quasi nur Steinwürfe von einander entfernt gebaut wurden.
Anstatt sich in der Gemeinde auf den Standplatz für einen Tempel zu einigen, werden lieber zwei oder mehr Tempel gebaut.“ (1)

Dabei geht es kaum nur um Kooperation, sondern vielmehr darum, unsterbliche Verdienste im Jenseits zu erwerben.
Wenn einer skrupellos ein Riesenvermögen ergaunert und zusammengerafft hat, ist es oft die letzte Möglichkeit,
sich durch den Bau oder wenigstens an der Beteiligung am Bau eines Tempels, einen saubere Weste zu verschaffen.
Ich erlebe, wie sich zahlreiche Menschen keinen Deut um die Gebote Buddhas kümmern. Wie ungesühnter Mord, Totschlag,
Raub, Diebstahl und Ehebruch praktisch alltäglich sind. Fehlenden Respekt vor Lebewesen und auch von Sachwerten,
beobachten wir leider schon bei manchen Schulkindern. Morddrohungen und Betrug gehören zum üblichen Umgang,
nicht nur mit Ausländern. Die einzigen gepflegten Heiligtümer und stattlichen Denkmäler des Dorfes sind die Autos.
  
Die fehlende Moral im Lande wird eindrücklich dadurch demonstriert, dass die Regierung den Chef der Polizei, General Patchawarat
für einen Monat beurlauben will, um währenddessen wenigstens zu versuchen, den stümperhaften Attentatsversuch auf einen
der Anführer der Gelben, Sondhi, zu klären.
Nach letzten Meldungen unternimmt der Herr Polizeigeneral nun eine offizielle Auslandsreise. (2)

Einmal im Jahr wird Geld gesammelt. Jedes Mittel dazu ist recht, sogar das eigentlich unerlaubte Glücksspiel. Mit einer Art
Prozession wird dann das Zusammengescharrte möglichst werbewirksam mit zierlichen Geldbäumen, Musik, Lärm und Tanz
zum Tempel gebracht. Und die Götter staunen, ob soviel Barmherzigkeit, Wohltätigkeit, Herzensgüte und Nächstenliebe
und notieren im ewigen Buch die Namen der edlen Spender und die Beträge feinsäuberlich.
Je grösser und prunkvoller der Tempel ist, desto imposanter sind die Unterstützungsbeiträge, während kleinere,
ältere Tempel vergessen werden und oft leer ausgehen.
Ähnlich wie wir Bier kaufen, sichern sich viele Thais so zu Lebzeiten ihren Platz im Nibbana oder investieren mindestens
in einen zukünftigen Lotteriegewinn.

Dick sah bei ihrer Mahlzeitenaktion teilweise prekäre Situationen. (3) Es gibt zu viele Tempel. Ich fotografierte schon
vor Jahren Gebäudekomplexe ohne jeglichen Mönch. Wozu sollen die sich in abgelegenen Lokalitäten ohne namhafte  
Unterstützung durch die Bevölkerung für den Unterhalt abrackern und dazu mit schlechter oder gar ohne Nahrung darben?
Vor allem, wenn in der Nähe neue, farbenprächtige, glitzernde und gleissende Anlagen mit beinahe luxuriösen Lebensbedingungen
erstellt wurden.
Dazu fehlt es an qualifizierten und disziplinierten Mönchen.
Der beste Nachwuchs stammt oft aus den Hügeln, wo die Lebensbedingungen unter den armen Bewohnern sehr hart sind.
Diese Safranrobenträger bringen oft Kindermönche mit. Kleine, schlecht ernährte Buben aus ärmsten Verhältnissen,
zum Teil Waisenkinder, welche ihre Eltern bei Bränden, durch Krankheiten oder Waffengewalt verloren.
Wo sind ihre kleinen Schwestern?

In einem sehr alten und kleinen Tempel, fand Dick Neuzuzüger, die erst seit zwei Monaten dort lebten. Von unzähligen
Gebrauchsgegenständen hatten die neuen Bewohner keine Ahnung. Dick zeigte ihnen, wie man einen Staubsauger benutzt
und gab Anleitungen, wie man Zellen und Toiletten mit zeitgemässen Mitteln sauber hält.

In einem andern älteren Andachtsort mit Krematorium klagte ein fragiler ehrwürdiger Abt, es seien nicht genug Särge
für verstorbene arme Leute vorhanden und bat um Spenden. Wegen mangelnden Totenkisten könnten mehrere Leichname
nicht kremiert werden. Es bestehe eine Warteliste.
Warum ist die Sangha nicht in der Lage oder nicht bereit, wenigstens auf diesem Gebiet zusammen zu arbeiten? (4)

In einem weiteren Tempel fand Dick einige Frauen beim WC reinigen. Von Reinigung kann man kaum sprechen.
Die ungebildeten Weiber gossen pro Toilette eine Flasche zwanzig protzentiger Säure aus. Das war’s. Für solche Belange
benötigen wir in Euroland einen Giftschein.
Ob später den Mönchen beim Verrichten der Notdurft die Haut and den Füssen zerfressen wird, kümmert niemanden
und dass die Säure irgendeinmal ins Wasser gelangt, lernte man in der Schule nicht.

Aus Dicks einfachem Mahlzeitenservice entstand ein gewaltiges Anforderungsprogramm, dem die zarte Frau kaum
mehr gewachsen ist. Die Äbte scheuen sich nicht, Dick anzurufen und um Hilfe zu bitten.
Einer der Herren erkannte die Zeichen der Zeit und erwähnte in seiner Ansprache die anonymen, limitierten Dienstleistungen
einer Frau und bat die Gemeinde um weitere tatkräftige Unterstützung. Da kann er wohl lange warten.
Die Mentalität dieser Menschen zu verändern ist nicht einfach. Aber in ein paar Wochen überbringen sie mit viel Lärm
und Brimborium wieder ihre Geldbäume. (5)


Anmerkung: Sämtliche Fragen sind rhetorisch.


(1)
TIP 27.Juli 2009, Seite 9
http://www.bangkokpost.com/business/economics/19913/even-for-a-nation-of-thieves-it-s-never-too-late
(2)
http://www.bangkokpost.com/news/politics/150741/pm-patcharawat-to-go-abroad
(3)
Der Weg ins Nirwana (Nibbana) wäre mit Mahlzeiten gepflastert
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg62383#msg62383
(4)
http://de.wikipedia.org/wiki/Sangha
(5)
http://de.wikipedia.org/wiki/Brimborium



Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 02. August 2009, 05:19:36
@Low

Der Geist ist willig,        ABER WO?
Das Fleisch ist schwach - UND WIE!

Nicht nur in Thailand und nicht nur im  Buddhismus.
Danke auch für diese hinterindische Realgeschichte!

Allerseits einen guten Sonntag,

mfg kmr
Titel: Grünfrieden gegen das Land der aufsteigenden Sonne
Beitrag von: Low am 03. August 2009, 10:31:57
Grünfrieden gegen das Land der aufsteigenden Sonne            Anfangs August 2009

Greenpeace ist eine 1971 von Friedensaktivisten in Vancouver, Kanada gegründete internationale politische
Non-Profit-Organisation. Sie hat den Umweltschutz zum Gegenstand. Sie wurde vor allem durch Kampagnen
gegen Kernwaffentests und Aktionen gegen den Walfang bekannt. Später konzentrierte sich die Organisation
darüber hinaus auf weitere ökologische Probleme wie Überfischung, globale Erwärmung, Zerstörung von Urwäldern
und die Gentechnik. Mit dieser teilweise problematischen Diversifizierung wurden mir die Aktivisten zunehmend
unsympathischer, obwohl für ich für gewisse Aktionen volles Verständnis habe.

Japan ignoriert ein Walfangverbot von 1986. Die Fischereiflotte tötete seitdem über 13.000 Grosswale.
Für 2007 setzte Japan eigenmächtig eine Fangquote für 1.010 Minkewale (160 im Nordpazifik + 850 im
Antarktis-Schutzgebiet), 50 Bryde- und 100 Seiwale, 10 Pottwale sowie je 50 Finn- und Buckelwale fest.
Die Fangquoten werden seit Jahren erhöht, und immer neue Arten, wie die bedrohten Finn- und Buckelwale, werden abgeschlachtet.
Walfleisch ist in Japan nicht ein dringend benötigtes Nahrungsmittel, sondern eine teure Delikatesse.
In japanischen Feinschmecker-Restaurants lässt sich nahezu jeder Teil eines Wales zu Geld machen.
Die Verkaufspreise betragen ungefähr 350 US$ pro Kilogramm Walfleisch. Wer isst denn schon ein Kilogramm?

Preise spielen für gewisse Leute schon lange keine Rolle mehr. Oder würdest du für ein Glas Bier aus dem schweizerischen
Jura in einer New Yorker Bar 25 Dollar hinlegen? Da fand ein findiger Brauer eine Geschmackslücke, dass sogar Leute in der
Schweiz für ein Fläschchen ab Brauerei 2400 THB bezahlen. Nur das Bier, die Aufwärterin nicht inbegriffen.
Zum Glück lebe ich in Chiang Mai. Bei der Wirtschaftsflaute kannst du zur Zeit für den Preis eine ganze Bar flachlegen.

Wir waren abends vom Spital auf dem Weg nach Hause. Mia parkierte den Wagen mehr schlecht als recht,
denn sie fühlte sich hungrig. Ich hätte auch gerne eine regionale Speise eingeworfen. Keine Chance, das nächste
Thai Restaurant war im ersten Stock. Für mich unerreichbar, etwa wie der Gipfel des Matterhorns.
Im Erdgeschoss vertrieb ein Japaner Sukiyaki, Teriyaki, Okonomiyaki,  Maki, Saki und andere kulinarische Spezialitäten,
womöglich aus Nagasaki. Der Mann war so liebenswürdig, uns in seinem Laden einen Tisch zur Verfügung zu stellen,
mit der freundlichen Aufforderung, wir sollen doch Thaiessen bestellen. Er rief die Bedienung im ersten Stock gleich selbst.

Nach dem Essen bedankten wir uns für die ausserordentliche Gastfreundschaft mit dem Versprechen, beim nächsten Besuch
japanisch zu Tafeln.
Letzte Woche war nihonesiche Küche angesagt. Auf dem Weg zum Restaurant akquirierte in dessen Nähe an einem Stand
Greenpeace neue Mitglieder.
Unvermittelt erkannte ich meine Gewissens-Probleme: Bei Greenpeace unterschreiben und ein paar Meter weiter bestelle ich
beim Japaner ein delikates Baby-Wal-Sandwich!
Nein bitte, eine Kawasaki. (2)

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Japan
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Kawasaki_Heavy_Industries
(3)
Matthäus12,40-41
http://www.jesus.ch/index.php/D/article/317-Bibel/6364-Glauben_Sie_die_Geschichte_von_Jona_und_dem_Wal_wirklich/








Titel: Ein Fremdkörper oder zwei?
Beitrag von: Low am 05. August 2009, 10:55:40
Ein Fremdkörper oder zwei?         Ca. 2003

Von britischen Biertreffen her kannte ich den Mann in mittleren Jahren als starken Trinker und qualifizierten Lügner.
Seine stets gleichen Geschichten erzählte er je nach Bierpegel in Dutzenden von Variationen.
Zu Hause erledigte er jede Woche ein paar Karton Bier und eine Kiste Schnaps. Dabei war er als gut bezahlter Lehrer
dauernd in finanziellen Nöten.
Überall, wo ihm ein Bier offeriert wurde, fragte er nach kürzester Zeit nach einem Darlehen.
Seine Frau arbeitete bei anderen Farangs als Reinemacherin. Oft schaute er stets seine Kehle befeuchtend stundenlang zu,
wie sie arbeitete. Er scheute sich nicht, unaufgefordert als versierter Testtrinker die Kühlschränke ihrer Arbeitgeber
auf Tranksame zu untersuchen, bis sie ihn hinausschmissen.

Glücklicherweise konnte ich direkten Begegnungen meistens aus dem Wege gehen. Wenigstens bis an dem Tage,
wo er meine erste Unterkunft im Dorfe mietete. Er schleppte einige Kübel Farbe heran und ersetzte die teuren
Sanitärinstallationen, welche ich ungefähr ein Jahr zuvor austauschen liess, gegen Billigstangebote.
Ich fragte mich, wie er seine Investitionen wohl abwohnen würde, denn ich konnte an meinen Fingern abzählen,
mehr als drei Monate würde er es im Ort nicht aushalten.

Zwischen dem Gästehaus und dem Neubau blieb ich öfters bei Freund Dong hängen. Nach siebzehn Uhr sass
er am Steintisch am Strässchen, trank Scotch und wünschte sich Geselligkeit. Wir prosteten uns zu, während
Frau Pu in der Küche Leckereien richtete.
Da musste ich dann wacker mithalten. Pu ist keine Schnapstante. Aber einem Glas Wein war sie nie abgeneigt.
Einen guten Tropfen besorgte ich jeweilen in Minuten aus meinen Unterkünften. Schlussendlich ass und trank
das halbe Dorf mit. Einige Frauen brachten mit Schüsseln und Pfannen weitere Köstlichkeiten. Anstatt Behälter
und Gefässe brachten sie später mich nach Hause.

Das ging so lange gut, bis sich der angesäuselte Zweitfarang Gastrecht verschaffte. Dong wies nie jemanden weg.
Anfänglich hielt der Mann beim Schnaps mit. Auf Befehl schleppte danach seine Frau Bier an.
Dong ist Alkoholiker. Bier erträgt er trotzdem nicht, aber er spielte den starken Mann und hielt eifrig mit. Starke Schmerzen
trieben ihn am nächsten Tag ins Spital.

Es liess sich kaum verhindern, anfänglich bei einigen Bierorgien dabei zu sein. Als ich einige Zeit danach mit dem kranken
Dong sprach, der gegen seine Schmerzen bereits einige Zehntausend Baht im Spital ablieferte, stellte ich den
biergeeichten Engländer zur Rede.
In seiner verwahrlosten alkoholisierten Beschränktheit wollte er nicht einsehen, dass Dong kein Bier vertrug.
Ich bat Dong eindringlich, mit keinem Gast Bier zu trinken, weil es ihn krank mache.
Der Brite wurde wütend und meinte, ich könne keinem Thai verbieten mit ihm Bier zu bechern. Ich erklärte ihm, ich würde
noch im Dorfe leben, wenn er längst gegangen sei. Mir seien die Bewohner lieb und teuer. Einen Kranken mit Bier zu vergiften
sei strafbar, oder ob er sich mit Ärzten und der Polizei anlegen wolle.

Ich spekuliere, er verlor seine Stellen an den Schulen wegen seinen chronischen Bier- und Schnapsfahnen. Nach etwas mehr
als zwei Monaten zog er mit seiner Frau weg vom Dorf. Er eröffnete nicht all zu weit entfernt seine eigene Sprachschule im
neuen Mietobjekt, unmittelbar an der lärmigen Hauptstrasse.
Er macht eifrig Werbung für sein Projekt und zog dann gleich Schulgelder für drei oder mit Riesendiscount für sechs Monate ein.
Wenn mich jemand fragte, was ich denn von der Schule hielt, warnte ich die Leute, dass sie sicher betrogen würden,
denn die Schule würde keine drei Monate existieren. Meine Prognose war richtig.

Eine Schulgeschichte blieb in meinen Erinnerungen frisch. Dieser Englischlehrer
vergnügte sich eines schwülen Abends in mehreren Etablissements in der Loy Kroh Road. Er war schwer angetrunken
und lallte etwas von einem flotten Dreier bei sich im Hause.
Er fand eine mehr abgebrühte als abenteuerlustige Frau, welche sich mit dem überalkoholisierten Mann per Motorrad
Richtung Hangdong aufmachte.
Aus dem flotten Dreier mit Frau und Bargirl wurde nichts, weil er annähernd bewusstlos in die Falle kippte und gleich bis
am nächsten Morgen durchschnarchte, dass die Fenster zitterten.
Am Morgen wollte das Girl trotzdem Bares. Doch da war kein Satang im Hause. Sie musste sich gedulden, bis die Banken
öffneten und die blamierte Frau des geilen Säufers ein paar Baht Löhnung von ihrem Konto abheben konnte.

Kurz nach dieser Episode verschenkte er das Mobiliar an eine bedürftige Schule in den Hügeln. Der Schluckspecht wurde
danach weder an Bierfesten noch in der Loy Kroh je wieder gesehen. (1)

(1)
http://de.wiktionary.org/wiki/Schluckspecht





Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 05. August 2009, 22:56:12
@Low

Das schöne Porzellan...Manche Spechtarten  SIND SO !

Apropos teures Porzellan; hast Du eigentlich schon die
Thai/DACH/Speisekarte in Arbeit?

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 05. August 2009, 23:22:45
Thai/DACH/Speisekarte in Arbeit?

Wir sind am Arbeiten.
Heute gab es Yam Nüah, nachdem wir vor zwei Tagen ein schönes Stück Rind ergattern konnten.
Ausnahmsweise war das Fleisch zart und delikat. Auch die verschiedenen Kräutlein, Salate, Chilis aus chemiefreiem
biodynamischem Eigenanbau, gedüngt mit frischem Kaninchenkot, waren blumig bombig.
Meine Frage an Mia dazu war, braucht es dazu die Fischsosse, oder nicht?

Aber bis alles gut zusammengestellt ist, dauert es, im ungünstigsten Fall zehn Jahre.
Ich kann nicht mehr als drei oder vier Speisen pro Tag verdauen.
Ich will auch nicht mit grossem Speichelfluss, vor Hunger in die Tastatur sappernd, am PC sitzen.
Für jede Hilfeleistung und Anregung bin ich deshalb empfänglich und dankbar.

Ein Bar Girl Report in den verschiedenen Lokalitäten im Vergleich wäre sicher weit erholsamer.
Krap
Low
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 05. August 2009, 23:44:49
Reiß Dich halt mal was zusammen !!

;-) kmr
Titel: Thai Menu Karte
Beitrag von: Low am 06. August 2009, 13:15:34
Unsere Thai Menu Karte (Deutsch Englisch Thai) ist mittlerweile auf vier Seiten angewachsen.
Noch bestehen grosse Lücken. Wir müssen weiterhin Kneipen besuchen. Das ist aufwendig und teuer.

Wer dringend Hilfe benötigt, dem empfehle ich das Magazin, Gratisbeilage, des gedruckten Tip.
Nummer 10, 2009, Seiten 18 und 19.

Wenn mir jede(r) ein Thai - Lieblingsgericht mitteilt, es dürfen auch mehrere sein, sind schnellere Fortschritte
zu erwarten.
Ich bedanke mich im Voraus.
Low
Titel: Speisekarte
Beitrag von: Low am 07. August 2009, 13:42:47
Speisekarte

Ich stelle mir ernsthaft die Frage, wo von leben Forenteilnehmer in Thailand?
Meine Anfrage um Mithilfe betreffend unserer Thai Ernährung stiess in vierundzwanzig Stunden auf rege Teilnahmslosigkeit.
Eine einzige private, um so wichtigere Mitteilung, fand sich im Briefkasten. Ohne dieses Mail wäre der Leckerbissen
"Muh daeng" vergessen worden.

Möglicherweise betrifft die Mitteilungsflaute ja nur Thai essen. Die Schwierigkeit der Umschreibung von Thai Namen
besteht und ich habe ein gewisses Verständnis. Wie ich aus den neuesten Beiträgen ersehen kann, trägt Maxnet
mit seiner Unfähigkeit, Daten schnell und sicher zu übermitteln, sicher eine Mitschuld!
Etwas anders sehen Umfragen und Inhalte betreffend europäische Lebensmittel aus.

Eine Frage nach Bratwurst in Phuket brachte vor einem Jahr immerhin 29 Antworten. (August 2008)
Brot war noch erfolgreicher mit 48 Meinungen. (Januar)
Blutwurst weckte im Februar 16 Mitglieder aus der Lethargie.
Der Bestseller war eindeutig der Leberkäse mit 65 Meldungen. (März)
Ebenfalls im März war der Käsekuchen mit 39 Beiträgen sehr gefragt.
All dies betraf nur Phuket, Samui und den Süden.

Eine italienische Pizzeria in Bangkok liess 15 Tippern das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Eine Frage nach Restaurants im Städtchen, von amerikanisch bis Zürich geschnetzeltes, rief im Mai immerhin 76 Meinungen hervor.

Der Spitzenreiter, für die Bayern ein Lebensmittel, für den Rest der Welt ein Getränk, ist Bier mit bis dato 104 Antworten.

Daraus schliesse ich, dass 60 Prozent der Mitglieder zum Bier einen Leberkäse geniessen.
Das Thai Essen lassen sie danach stehen. Richtig oder alles Käse?
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Isan Yamaha am 07. August 2009, 14:18:57
Auf meiner Speisekarte,ist nur Farang Essen.Ohne Bier!!
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: rh am 07. August 2009, 15:34:28
Auf meiner Speisekarte,ist nur Farang Essen.Ohne Bier!!

So kannst Du aber nie ein richtiger Thai werden !!!    :D :D :D
rh
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Isan Yamaha am 07. August 2009, 16:19:36
Auf meiner Speisekarte,ist nur Farang Essen.Ohne Bier!!

So kannst Du aber nie ein richtiger Thai werden !!!    :D :D :D
rh

Mai Pen Rai,oder wie heist das? :D
Titel: Kaninchen
Beitrag von: Low am 08. August 2009, 18:04:43
Kaninchen                                              07.08.2009

Seit unserer Rückreise aus Sukothai im Mai, hoppeln einige Kaninchen im Garten herum. Die Farbe des Grases
wechselte auf dunkelgrün, ohne dass wir teuren Dünger streuen mussten.
Die Tiere fressen sämtliche Kanten und Ecken so sauber ab, dass es selbst für einen versierten Gärtner schwierig wäre,
die Präzision mit Werkzeugen nachzuahmen.
Schön ist, dass sie Unkräuter mögen. Jäten entfällt weitgehend. Aber sie vergreifen sich täglich an Farnen und
am Bambus. Das ist kein Problem, weil diese Pflanzen so schnell wachsen und ohnehin geschnitten werden müssten.
Weniger schätze ich es, wenn sie in den Töpfen der Orchideen sitzen und neue Triebe benagen.
Die giftigen Pflanzen wie Aronstab und Dieffenbachie meiden sie.

Es gibt mehrere Schlangen, Skolopender und Skorpione im Garten. Bisher gab es keine Probleme damit. Dennoch beklagen wir Verluste.
Dem ersten Kaninchen wurde von einem Miezekätzchen der Kopf abgebissen.

Das zweite Kaninchen hatte gerne Wasserpflanzen. Ich war erstaunt, als ich es nach einigen Tagen Angewöhnungszeit
ruhig vor einer delikaten Wasserpflanze auf Wasserpest und Wasserlinsen sitzend, mitten im Teich, gemächlich absaufen sah.
Leider vergassen wir den Fotoapparat!
Wir retteten es mit einem Fischnetz und setzten es zum Trocknen neben das Auto. Nach etwa vier Stunden badete
das unbelehrbare Viehzeug schon wieder. Solange wir dauernd Kontrollgänge absolvierten, war der Wasserpflanzenliebhaber
als militanter Nichtschwimmer kein Problem.
Als wir zum Einkaufen weggingen, ertrank das Kaninchen während unserer Abwesenheit aus drei Gründen:
A.   Es hätte vor dem Baden den Pelz ausziehen müssen.
B.   Es hätte einen Schwimmkurs besuchen müssen.
C.   Fehlende Schwimmweste, ein schweres Versäumnis unsererseits.
Wer hat Erfahrung mit Schwimmkaninchen?

Das dritte Tier, ganz klein, sehr hübsch und äusserst attraktiv, glänzend schwarz mit weissen Pfoten, bearbeitete eifrig
das Schutzgitter, bis es auf die Strasse entwischen konnte. Leider trottete Nachbars freundlicher Hund vorbei. Obwohl
diese Leute Christen sind, überlebte es die stürmische Begrüssung nicht. Genickbruch.

Jetzt haben wir noch zwei Tiere. Ein weisses und ein braun geflecktes. Die sind sehr anhänglich. Wenn sie die Haustüre
quietschen hören, rennen sie sofort zur Veranda. Wahrscheinlich warten sie auf Karotten und Salat.
Zwischendurch knabbern sie an Dicks Chili. Ganz sicher fressen sie die erreichbaren Blätter ab. Ob sie sich an den scharfen
Schoten vergreifen, kann ich noch nicht bestätigen.
Wir kauften seinerzeit einen Bock und vier Weibchen. Als das Weisse wiederholt das gefleckte Weibchen bestieg,
erwarteten wir Nachwuchs. Zur Zeit besteigt das gefleckte Weibchen das weisse Kaninchen. Nachkommen gab es bisher keine.
Wurden diese Tiere durch den Genuss von Chili heiss und sind nun lesbisch veranlagt, weil der Rammler bereits das Zeitliche segnete?
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 08. August 2009, 18:09:43
köstlich! Das Kaninchenleben scheint ja recht ereignisreich zu sein. Aber ein bisserl verblödet sind sie wohl schon  ;D

Stell mir das aber recht putzig vor, wenn sie da rumhoppeln.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: unsichtbar am 08. August 2009, 18:13:48
Ich finde das hört sich nach einem schlimmen Gemetzel an. Da stirbt ja eines nach dem anderen, einen möglichst skurilen Tod.  :o
Sag mal Low, was ist den die durchschnittliche Lebenserwartung eines Kaninchens in deinem Garten?

Titel: Kaninchen Antworten
Beitrag von: Low am 08. August 2009, 18:29:35
köstlich! Das Kaninchenleben scheint ja recht ereignisreich zu sein. Aber ein bisserl verblödet sind sie wohl schon  ;D

Stell mir das aber recht putzig vor, wenn sie da rumhoppeln.


Ja Profuuu...
Diese Tiere sind richtig angepasst und unterscheiden sich wenig von den andern Dorfbewohnern.
Nicht nur das hoppeln ist interessant.
Neulich kündigte ich mein Rentnerabo bei youporn.

Ich finde das hört sich nach einem schlimmen Gemetzel an. Da stirbt ja eines nach dem anderen, einen möglichst skurilen Tod.  :o
Sag mal Low, was ist den die durchschnittliche Lebenserwartung eines Kaninchens in deinem Garten?


Es sind nur sechzig Prozent Abgänger.
Für eine genaue Statistik brauche ich mehr Zeit.
Ich dachte sowieso an eine Polenta mit Zutaten während der Weihnachtszeit.
Die wird nun leider verschoben, die Weihnachtszeit.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: pattran am 08. August 2009, 18:34:11
Neulich kündigte ich mein Rentnerabo bei youporn.

Wau !!!!
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Blackmicha am 09. August 2009, 01:17:29
Karnickel gibts bei mir nur in dieser Form ...

vorher

(http://www.der-einsatzplan.de/uploads/forum-19/7fa01e124d0bd9d29b87c52c810e6943.JPG)

nachher

(http://www.der-einsatzplan.de/uploads/forum-19/f6c637bfaca755332eab44c795145664.JPG)

 :D :D :D
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: sanukk am 09. August 2009, 05:02:10
Ist ja  ein wenig kleiner geworden, das gute Stück:
Also das Rohkaninchen sah irgendwie vielversprechender aus, als das Gericht, was Du offenbar daraus gemacht hast.
Zu Kaninchen passen hervorragend Reis, Speck, Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch etc., so ganz im Sinne der Paella aus Spanien.
Dein Knödelgericht wäre auf jeden Fall nicht meine Sache, womöglich noch mit Tütensauce dunkel? Echt durchschnittlich.......Die Sauce sieht jedenfalls wirklich nicht lecker aus, sorry about that. Da fehlt irgendwas.
Liegt vielleicht auch daran, dass ich grundsätzlihc kein Knödelfreund bin! Ich LIEBE  Kartoffeln und Reis. Keine Dickmacher.
Ausserdem: Das Auge isst mit.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 09. August 2009, 11:49:29
Das gehäutete Tier könnte eine Katze sein.
Früher auf dem Fleischmarkt mussten zur Identifikation die Pfoten am Körper belassen werden.
Ich hing die dann an meinen Silberpfeil, mein Fahrrad.
Ihr mögt es nicht glauben. Dadurch wurde es noch schneller.

Kaninchen in Rotweinsauce und Polenta, ein Gedicht.
Aus Pietätsgründen erwähnte ich in „Kaninchen Antworten“ nur die Polenta.

Low
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Isan Yamaha am 09. August 2009, 11:52:09
Karnickel gibts bei mir nur in dieser Form ...

vorher

(http://www.der-einsatzplan.de/uploads/forum-19/7fa01e124d0bd9d29b87c52c810e6943.JPG)

nachher

(http://www.der-einsatzplan.de/uploads/forum-19/f6c637bfaca755332eab44c795145664.JPG)

 :D :D :D

Ist das ein Hund ?? :D
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Blackmicha am 09. August 2009, 11:56:35
womöglich noch mit Tütensauce dunkel? Echt durchschnittlich.......Die Sauce sieht jedenfalls wirklich nicht lecker aus

rezept schon mal hier :  http://www.chefkoch.de/rezepte/72961027346256/Wuerziger-Bierhase.html (http://www.chefkoch.de/rezepte/72961027346256/Wuerziger-Bierhase.html)

zur Sosse :  nix Tüte !!! >:(

nur mit Asiatischen Zutaten , mit schwarzer Soja paste für die dunkle Farbe ! Tapioka fürs andicken.

@ isaany

der Kopf sagt was anderes !  die Beisserchen unterscheiden vom dachhasen !  :D
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: quaychang am 09. August 2009, 12:11:55
Na, das sieht doch (zumindest hinterher) lecker aus  ;)

Das mit der Katze wollte ich auch schreiben. Paragraph 1, kauf nie einen Hasen ohne Ohren  ;D

Aber Hund schmeckt nicht schlecht. Gibt es in der Mongolei oefters mal. Du must ihn allerdings marnieren  >:
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 09. August 2009, 12:18:37
Hi Blackmicha

Danke für den Tip mit der Tapioka.
Ich brachte von zu Hause Maizena mit.
Wo gibt es die Hasen?


Übrigens – die Thai Speisekarte umfasst dank einiger Hilfe
(auch von dir) nun sechs Seiten, ohne Wal oder Kaninchen.

Einen schönen Sonntag wünscht
Low
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Blackmicha am 09. August 2009, 13:53:59
@ low

was ist das mit der Thai karte ?  ich habs bis jetzt ( noch ) nicht geschnallt ?

wenn du Gerichte suchst , BILDER hab ich tonnenweise ! bin einfreak von solchen Fotos !


die Hasen  und manches exotische mehr gibts im Makro !
Titel: Speise Karte
Beitrag von: Low am 09. August 2009, 14:22:00
Blackmicha + Members

Die verflixte Arbeit begann mit

http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg63376#msg63376

Deine Antwort

http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg63398#msg63398

Dann khun mai ru

http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg63531#msg63531



@all...Ist eine weitere Zusammenstellung der Speisen Deutsch - Thai erwünscht ?

@Low Ich meine, das ist eine gute Idee. Essen ist doch nun mal Topthema bei den
         Khon Thai. Du tust sicher "ein gutes Werk", nicht nur mich in dieser Hinsicht
         etwas sachkundiger zu machen.


Seit damals bin ich an der Arbeit. Sechs Seiten. Pro Seite habe ich ein Kilogramm zugenommen.
Möchtest du eine Durchsicht und Kritik machen vor der Veröffentlichung.
Sollte sich jemand für die Korrekturen interessieren, kann ich das Word Dokument als Anhang zustellen.
kleinbunderlinerolf at hotmailpunktcom

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Blackmicha am 09. August 2009, 14:44:44
na dann will ich mal ne Kopie aus meinen Phone reinstellen :


Gung mä nam = nur schwänze 
Phad pig gähn muh sai tua = mit roten curry
Hed fah= gebratene pilze
Tom sep muh = suppe /gut   
Baa shon lui suan = fisch geil gekocht!
Phad muh sai satoor= mit art pistazien
Yam sam glaob = fritt getr pork mit salat <gut>
baa gapong =fisch m gedùnst gemûse in pfeffsauce
Lab goi= blutiges rindfl roh in blutsuppe
Som tam thai =papaya salat /  ohne Baala
Thord man gung = frittierte gung in ringen
Pat pack bung sai muh = gehacktes mit grunzeug
Patpet muh bah =pork mit cocos rot /
Pat bung = morning glory
nüa dead diau =frittiert 2 tage beef
muh tot gat thiem= reis mit fritt pork /
Tom yam mah mah =cellophan nudel mit gung kokos seafood/
Pat muh sai tua  = pork mit bohnen
tom yam mah mah sai muh  = nudel suppe cellophan
naam tok muh
tom pet=gekochte ente /
laab  pet /
patsiiyuu=nudel breit gebraten/
patkanah=pork+grunzeug /
phat thai =dünne nudel ohne suppe /
muh pak tua nooag= reis mit schwarte+sojaspr /
yam wun sen=scharfe glasnudeln/
muh manau = pork mit viel chilli

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: volkschoen am 09. August 2009, 14:51:37
Blackmicha, vielen Dank für Deine Info. Ich bin ebenfalls gerade dabei so eine Art Speisekarte Thai- Deutsch zu erstellen. Sehr nützlich und hilfreich
Gruß Volkmar
Titel: Thaispeisen Katalog
Beitrag von: Low am 10. August 2009, 13:44:54
                  LOW
Der kleine Thaispeisen Katalog

Deutsch  Englisch  Thai
Ausgabe 1 / August 2009

Die Verzeichnisse sind bestimmt unvollständig. Die Thai Schreibweise ist unterschiedlich wie Muh und moo für Schwein.
Ausgefallene Speisen wie Hunde, Katzen, Ratten, Schlangen, Elefanten, Affen und Raupen wurden (noch) nicht berücksichtigt.
Dagegen findet der fortgeschrittene Liebhaber Hühnerkrallen und Entenflossen.
Bei rohem Fleisch empfehle ich Vorsicht und Zurückhaltung.

Vorschläge und Ergänzungen sind willkommen.
Ich werde mir erlauben, in Zukunft den Katalog zu korrigieren und zu ergänzen.



Knabbereien                       Snacks

Gebratene Cashew Nüsse      Fried cashew nuts      med mamuang tod

Gebratene Frühlingsrollen      Fried spring rolls      popia  tod

Gebratene Erdnüsse              Fried peanuts      tua lisong tod

Gebratene Bananenscheiben  Fried bananas          gluai chab

Scharfe Thaisalate                Spicy Thai salads     Yam


Grüner Papayasalat                  Green papaya salad   som tam

Rindfleischsalat           Beefsalad                 Yam nüah

Tintenfischsalat                  Octopus salad       Yam plahmug

Gamelensalat                            Shrimp salad       Yam goong

Salat mit gehacktem Schweinefleisch, Isaan            Laab muh

Auch mit Huhn, Chicken - Gai, Ente, Duck - Ped, oder Fisch, Fish - Plah
oder weiteren im Isaan anzutreffenden Lebewesen.

Süss scharfer Salat mit Fisch und Garnelen
Sweet spicy salad with fish and shrimp                    Yam Bai Bua Bog

Glasnudelsalat mit Garnelen, Tintenfisch, Fisch, Knoblauch, Chili etc.
Spicy glass noodle salad, shrimp, squid, fish, garlic    yam wun sen


Eierspeisen                            Egg dishes                    Kai

Weich gekochtes Ei                  Soft boiled egg        kai luak

Hart gekochtes Ei                  Hard boiled egg       kai tom

Spiegelei                                Fried egg                 kai dau

Rührei                                   Scrambled egg          kai kon

Omelett mit Hackfleisch       Omelette with minced porc  kai dschiau muh

Omelett mit Chili sauce                                           Khai-Chiao

Reis                                        Rice                         Khao

Gekochter Reis                        Rice steamed            kao suey

Klebreis                                  Sticky Rice                kao niaoh

Gebratener Reis                       Fried Rice                 kao pad

Ungekochter, zerstossener, gerösteter Reis               Khao-Khua-Pon

Bratreis mit ..                        Fried rice with ..          Kao pad ...
  

Huhn                             chicken                    kao pad gai

Schwein                             pork                    kao pad moo

Garnelen                             Shrimps                    kao pad goong
         
Ei                                        egg                      Kao pad kai

Gemüse und Fleisch                  Vegetables and meat  Kao pad ruam mid
   
Omelett                              omelette                   kao kai djiau

Ananas, Fleisch und Gemüse      Pineapple                  kao pad sapparot

Suppen                                   Soups

Fadennudelsuppe mit Schweinshackfleisch
Noodle soup with pork                     guaitiau muh sap
   
Fadennudeisuppe mit Rinderhackfleisch     
Noodle soup with beef                     guatiau nüah sap

Fadennudeisuppe mit Fleischbällchen
Noodle soup with meatballs                      quaitiau luhg schin

Glasnudelsuppe mit Fleisch und Gemüse
Glass noodle soupwith meatand vegetables   kaeng dschued wun sen

Bandnudeln mit Fleisch und Gemüse
Noodles with meat and vegetables             rahd nah muh

Bandnudeisuppe mitTintenfisch   
Noodle soup with octopus                       rahd nah plahmug

Eiernudelsuppe mit rotem Schweinefleisch
Egg noodle soup with red pork             bami muh daeng

Reissuppe mit Fleisch und Gemüse   
Rice soup with meat and vegetables   kao tom muh

Reissuppe mit Tintenfisch oder Garnelen   
Rice soup with octopus or shrimps             kao tom plahmug,   goong
   
Scharfe Garnelensuppe mit Pilzen   
Spicy shrimps soup with mushrooms   tom jam goong

Hühnersuppe mit Kokosmilch
Chicken soup with coconut                       Tom Kha Gai

(Kokosnuss?) Suppe mit Schweinefleisch
Coconut Soup with pork                           Tom Kha Muu

Pilzsuppe von Soya Pilzen
Soy-Mushroom soup                                Tom Yam hed tua


Nudelarten:
sen mi = duenne Fadennudeln,
sen lek = dicke Fadennudeln,
sen jai =  breite Bandnudein

(Pikante) Thai-Gerichte                             (Spicy) Thai dishes

Seemuschein in Austemsosse
Clams with oyster sauce                                 hoi lai pad prig pao

Gebratene Nudeln mit Ei, Gemuese, Erdnuessen   
Fried noodles with egg,vegetables, peanuts             pad tai

Gebratene Bandnudein mit Fleisch und Gemüse   
Fried noodles with meatand vegetables             pad zih ju

Grobes Hackfleisch auf Reis, Sharf
Minced pork on a bed of rice, spicy              muh pad prig rahd kao

Schweinefleisch mit Limonen
Pork with Lime                                                 muh manao
Cake mit Bananenblüte, Papaya, Chili und Kräutern
Deep fried banana blossom, papaya, chili, herb cake     Krabongplee Malakor

Huhn                                               Chicken                         Gai

Grüner Curry mit Huhn in Kokosnussmilch
Green curry with chicken in coconut milk    gaeng kiau wan

Huhn mit Pilzen in Kokosnussmilch
Chicken and mushroom in coconut milk      tom ka gai

Hähnchenteile, Cashew-Nüsse, grüner Pfeffer
Fried chicken, cashew nuts, green pepper  gai pad mad mamuang

Gegrilltes Huhn
Chicken barbecue                                   Gai Yang

Reis mit Huhn, Beryani Style mit Kurkuma
Chicken rice, beryani style                      Khao-Mok-Gai

Huhn mit Massaman Curry
Chicken with Massaman Curry                 Massaman Gai

Hühner Krallen Salat
Chicken feet salad                                  Yam din Gai

Gebratenes Huhn mit knusprigen Knoblauch und Chili
Deep fried chicken with crispy chili and garlic    Gai tod prik

Ente      Duck                               Ped

Curry (verschiedene) mit Ente
Different Curries with Duck                      Kaeng .... Ped

Gegrillter Entenkopf
Barbecued duck head                              Yang hua ped

Salat von Entenflossen
Ducks feet salad                                     Yam din ped




Rind                                                 Beef                                  Nüah


Geschnetzeltes Rind mit Knoblauch und Pfeffer      
Sliced beef  with garlic and pepper      nüah gratiam prig tai
   
Geschnetzeltes Rind mit Austemsosse   
Sliced beefwith oystersauce                nüah nahm man hoi

Geschnetzeltes Rind suess-sauer mit Gemüse
Sliced beef sweet/sour with vegetables    pad piau wahn nüea

Gebratenes Rindsgehacktes an süssem Basilikum und Chilli
Minced beef fried with basil                      Kra prau nüah

Blutiges Rindfleisch roh, in Blutsuppe
Raw beef in blood soup                            Laab goi

Schwein                                            Pork                                 Moo

Schwein mit Pilzen
Sliced pork with mushrooms                    muh pad hed fahng

Geschnetzeltes Schwein süss-sauer mit Gemüse
Sliced pork sweet/sour with vegetables     pad piau wahn muh

Schweinefleisch mit Limonen und Chili
Pork with Lime and chili                           muh manao

Schweinbauch Curry burmesischer Art
Pork belly curry burmese style                  Kaeng Hanglay

Rotes Schweinefleisch                              Muh daeng
Chinesisch: Char siuw, phantastisch auch als Dumplings

Scharf gewürzte Hackfleisch Buletten
Spicy minced  fried pork                           Laab muh tod

gebratenes Scheinefleisch, grünen Bohnen, rote Curry sosse ( paneng )
Sliced pork, green beans and red curry      Phad Muuh sai tua

Schweinefleisch mit Basilikum
Pork with basil leaves                               nam tok muuh

Schweinsgeschetzeltes mit Knoblauch und Chili gebraten
Sliced Pork with garlic and Chili                 Muu tood kratiam prik thai



Aus Fluss, See und Meer                      Seafood

Gebratene Garnelen mit Spargel
Fried shrimps with asparagus             gung pad noi mai farang

Gegrillter Meeresfisch
Grilled ocean fish                           plah talae pau

Im Gemüse gedünsteter Flussfisch      
Riverfish, steamed in fresh vegetables    plah pae sa

Gebratene Gamelen            
Fried shrimps                                     goong tod gratiam prig tai

chinesische Reisnudeln mit Fisch-Curry-Sauce
Chinese Noodles with fish curry sause       Chiin Nam Ya

Schlangenkopffisch in saurem Curry
Serpent head fish in sour curry                 Plah chon kaeng som

Knuspriger Wels mit Basilikum
Catfish crispy fried with basil                     Pad ga pau glob

Tab tim Fisch, gedämpft mit Gemüse und Chili
Red ruby fish steamed, vegetables, chili      Pla tab tim nung nahm prig ta dang

Gemüse                                                Vegetables                     Pad

Gemischtes Gemüse, angebraten   
Fried mixed vegetables                 pad pag ruam

Wasserspinat mit Chili, Knoblauch und schwarzen Bohnen Phak-Bung-Fai-Daeng

Chinesischer Broccoli gebraten an Austernsauce
Chinese broccoli fried with oystersauce      Kanaa Pad nam mau hoi

Gebratenes Gemüse süss/sauer
Fried vegetables sweet/sauer                    Pad priau Wan

Gebratene Broccoli, Maiskölbchen, Pilze, Knoblauch, Frühlingszwiebeln
Broccoli, baby corn, mushrooms, garlic, fried        Pad Paak Ruamit

Gebratene Pilze
Fried mushrooms                                                   Hed fah

Wasser Spinat
Morning glory                                           Pat bung


Curry                                                       Curry                 Kaeng

Grüner Curry                                           Green Curry       Kaeng Khiao Wan

Roter Curry                                             Red Curry          Kaeng Phet,
  
Erdnuss-Curry                                         Peanut Curry      Kaeng Phanaeng

Jack Frucht Curry                                    Jackfruit Curry    Kaeng khanun

Moslem-Suppe – Curry Masaman              Curry Masaman   Kaeng Masaman

In den Curries werden verschiedenste Fleischsorten verarbeitet.

Fladenbrot                           Flatbread, Pita                    Roti

Fladenbrot (Ursprung Indien)      Chapati                     Roti

Roti mit Curry-Sauce                                                  Roti-Kaeng

Roti mit Schweinefleisch gehackt                                 Mataba

Roti mit Bananenscheiben                                           Roti-Kluay

Nachspeisen                             Desserts

Eiskreme                                  lce cream                 Ice cream

Fruechtesalat                              Fruit salad           salad ponlamai

Klebreis mit Suessmango   Glutinous rice with mango Kao niau mamuang

Fritierte Banane                      Fried banana           gluai  tod

Süssspeise aus Tapioka und Reismehl                         Kanom namdok my

Zutaten                                   Spices


Butter                                     Butter                noei

Chilipulver                              Chili powder      prig pon

Zucker                                    Sugar                      nam tahn

Essig mit Chili                    Vinegar with chili      nahm som prig dong

Oel                                     oil                          nahm man

Fischwuerze (Salzersatz)     Fish sauce                nahm plah

Rote Chilisosse              Red chili sauce      sohs prig

getrocknete Chili, Hackfleisch, Tomatensauce         Nam Phrik Ong

Grüne Chilisosse                  Green chili sauce       nahm plah prig

Gemahlener Pfeffer              Grounded black pepper   prig tai

Salz                                  Salt                                 gluea

Eis                                     Ice                             nahm kaeng



Mit bestem Dank an:
TIP Magazin
Tip Mitglieder
Restaurants
Heimische Küche

Leider ging die Formatierung aus Word.doc etwas verloren.

Mahlzeit
E Guete
Enjoy your meal





Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 10. August 2009, 19:23:25
Lieber Rolf,

Besten Dank, das wird mich weiterbringen. Hoffentlich verstehen die Servicekräfte, was ich da zu bestellen versuche. ;D ??? >:

Einmal bin ich allerdings schon gestolpert:

"Schweinefleisch mit Basilikum
Pork with basil leaves                               nam tok muuh"

Nam tok war bei mir immer ein Wasserfall ???

Wie passt das mit dem Basilikum zusammen?

Wolfram

Titel: Nam tok muu
Beitrag von: Low am 10. August 2009, 19:48:50
Hallo Wolfram

Der Lektor fehlte. Der Wasserfall ist aber dennoch lecker.
Danke für die Anfrage. Der Fehler wird in der nächsten Ausgabe korrigiert,

Nam tok muu
Schweinefleisch, Thaiminze, Koreander, Zwiebel, Chili, Kraut,

moo pat ga-prao.
Schweinefleisch mit Basilikum

Mahlzeit
Low
Titel: Der Koch
Beitrag von: Low am 11. August 2009, 16:07:26
Der Koch                                               11. August 2009

Im kleinen Dorf an den frisch angepflanzten Reisfeldern gibt es zahlreiche gute Köchinnen. Die haben ihr
Handwerk kaum in der Schule oder in einer Hotelfachschule, sondern von ihrer Mutter gelernt. Einige von
ihnen bieten ihre schmackhaften Häppchen an der Strasse an.
Dennoch gibt es einen richtigen Koch. Betreffend seiner Ausbildung oder der Qualität der Speisen kann
ich nichts sagen. Ich erlebte nur, wie er mehr trank, als er vertrug. Alsdann wurde er zum Bierfüssler.
Meistens sah ich ihn, wie er seine blendend weisse Berufskleidung trug, sich aufs ölig verschmutzte Moped
setzte und ab ging es, quer durch die Emissionen des Strassenverkehrs, zum Arbeitsort, dem Flughafen.
Das hatte mit Küchenhygiene wenig oder nichts zu tun, aber an so etwas denkt hier keiner.

In letzter Zeit baute sein Arbeitgeber, Schwerpunkt Luftverkehr, krisenbedingt etwas Personal ab.
Er sieht es selbst. Er hängt in der Küche herum und hat kaum etwas zu tun. Er befürchtet, dass er
seine Stelle ebenfalls verlieren könnte. Möglicherweise kriegte er den violetten Brief bereits.
Als hinterindisches Pokerface und professionelles Schlitzohr hält er bewusst seine Klappe.

Letzte Woche lud er Dick in sein Haus ein. Er zeigte ihre eine Sitzgruppe mit einem Tisch, alles schönes
Teakholz. Die wolle er für fünfzigtausend Baht verkaufen, meinte er beiläufig. Nach Dicks Beurteilung ist
das Holz gut, die Verarbeitung jedoch lausig wie üblich. Den Preis fanden wir beide überrissen.
Sie erzählte ihm, dass wir keine weitere Innenausstattung benötigen. Alle unsere Häuser seien voll möbliert.

Er erklärte ihr, dass er als leidenschaftlicher Fischer etwas Land mit einem Teich kaufen möchte. Gegen
Gebühr könnten dann Besucher bei ihm angeln. Er würde ein kleines Restaurant bauen und den frisch
gefangenen Fisch gleich zubereiten.
Dass er damit nicht der Erste in der Region Chiang Mai wäre und harte Konkurrenz drohte, überlegte er kaum.
Für uns war die Teak-Holz-Teich Geschichte erledigt. Aber wir machten die Rechnung ohne den Koch.

Am Montag früh vor sieben Uhr klingelte er beharrlich. Er brauche Geld. Er müsse die Sitzgruppe dringend
verkaufen. Dick sagte ihm, dass wir seine Möbel wirklich nicht benötigen. Er blieb hart und bat sie, mich
doch noch einmal zu fragen.
Sie sandte ihn weg.
Eine halbe Stunde später hörten wir sein Moped wieder. Er klingelte erneut. Wir antworteten nicht.
Für Geld sind Banken zuständig.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: farang am 11. August 2009, 16:28:01
Ja,ja wer Geld hat,hat viele Freunde und wenn du viele Freunde hast brauchsts auch viele Möbel. :D :D :D
Titel: Drucken der Speisekarte
Beitrag von: Low am 11. August 2009, 20:06:26
Drucken der Speisekarte

Geht auf die Seite in Geschichten aus Hinterindien.
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg67288#msg67288

Markiert den Text mit der Maus.
Das Markierte wird blau.
Drückt Ctrl C. (Kopieren)
Geht auf Word, öffnet eine Seite,
Drückt Ctrl V. (Einfügen)
Der Text ist auf drei Seiten verteilt.
Mit etwas Gefühl schafft ihr es, die ganzen Texte auf ein A4 Blatt zu drucken.
(Vorder- und Rückseite).
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Rangsit am 11. August 2009, 22:15:11
super  :-)  :-) danke

gruss
rangsit
Titel: Düstere Zeiten
Beitrag von: Low am 13. August 2009, 14:03:12
Düstere Zeiten                                  13.August 2009

Das Leben im Paradies wird zur Hölle, wenn man unvermittelt nur noch  Abgründe sieht. Plötzlich fühlt
man sich ausgeliefert an unfähige und korrupte Instanzen und Behörden. Die eigentlich üblichen
Verordnungen und Gesetze werden zur persönlichen Bedrohung. Dann braucht es nur noch kleinste
Spannungen in den persönlichen Beziehungen und man fragt sich: „Warum lebe ich eigentlich noch hier?“
All die Vorzüge des Gastlandes und die Annehmlichkeiten werden übereilt vergessen. Aus hübschen,
Sex verkaufenden jungen Frauen, entwickeln sich blitzartig hässliche Fratzen abzockender Weiber des
Gunstgewerbes. Man misstraut dem engsten Kreise, hat keine Freunde mehr und die einzigen wahren
Kumpels sind zehntausend Kilometer entfernt.
Die eigentlich angenehme Behausung mutiert zur miefenden Bruchbude. Die lebenswichtigen
Internetverbindungen klemmen und sind zu langsam. Im ursprünglich schönen Garten wächst nur noch
Unkraut. In den Büschen verstecken sich Moskitos, die Denghi, Chikungunya, Gelbfieber und Malaria
verbreiten. (1) Am Boden wimmelt es von Giftschlangen, Skolopendern, Kröten und Skorpionen.(2)
Das eigentlich delikate Essen ist zu scharf, stinkt nach Fischsauce und ist kaum lauwarm, wie die Pisse,
die sie hier Bier nennen.
Man traut keinem und fühlt sich an Leib, Leben und den knappen Finanzen bedroht. Man zweifelt, ob im
akuten Krankheitsfalle eine professionelle Betreuung gewährleistet sei, oder ob es sich empfiehlt, im Notfall
in die Heimat zu reisen.
In unseren dunklen Gedanken tobt ein Kleinkrieg: Thais gegen alle Ausländer.
In Wirklichkeit ist es doch ganz anders, freilich nicht viel angenehmer: Einzelne Thais gegen alle. Das zeigt sich
eindeutig bereits im Strassenverkehr.

Vor viele Jahren vergaffte sich in Thailand ein Amerikaner in ein funkelndes Filmsternchen. Donnerwetter, war
die strahlend hübsch. Er tat alles für die junge Schönheit, heiratete sie und brachte sie mit ins damalige Land
der unbegrenzten Möglichkeiten. Er häufte Berge von Dollars an und verwöhnte die verehrte Frau.
Nach einigen Jahren erhielt sie die amerikanische Staatsbürgerschaft. Beiden fehlte in ihrem Wohlstand irgend
etwas und sie zogen zurück nach Thailand.
Der Mann erstand ein grosses Haus und einen schnellen Wagen für die Geliebte, erfreute sich einige Jahre im
exotischen Thailand und starb.
Der plötzliche Tod des geschätzten Ehemannes belastete die Gedanken der empfindsamen Thailänderin stark.
Sie wurde trübsinnig, apathisch, depressiv und hatte epileptische Anfälle in einem Ausmasse, dass nur noch ein
monatelanger Spitalaufenthalt helfen konnte.
Das Haus wurde von einer Angestellten betreut, welche ihre Dienste während zehn Jahren klaglos verrichtete.
Währenddessen die Frau die Spitalpflege benötigte, wütete die Raumpflegerin für uns absolut unerklärlich.
Sie klaute alles oder liess mit Gehilfenschaft alles klauen. Angefangen vom Kühlschrank, Fernseher, Möblierung
bis zum persönlichen Schmuck und Auto. Die Gangster scheuten sich nicht und versuchten gar Schecks auszustellen,
welche freilich von der amerikanischen Bank nicht honoriert wurden.
Als die wieder genesene Frau nach Monaten das Spital endlich verlassen konnte, traf sie zu Hause der zweite Schock,
allerdings nicht stark, denn sie verfügte über die notwendigen finanziellen Mittel, um die Schäden zu beheben.

Aber eigentlich ist doch alles viel besser, mindestens so lange wir nicht persönlich betroffen sind und die drückenden
Auseinandersetzungen nur im Kopf stattfinden.

Mach es wie die Sonnenuhr,
zähl die heitern Stunden nur.

Draussen tobt ein schweres Unwetter. In der Schweiz prügeln Schulkinder aus Langeweile ältere Passanten schrottreif.

(1) Stechmücken
http://de.wikipedia.org/wiki/Stechm%C3%BCcken
(2) Hundertfüssler
http://de.wikipedia.org/wiki/Hundertf%C3%BC%C3%9Fer



Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: quaychang am 13. August 2009, 18:24:59
@drwkempf

Nam-dok-muuh ist eine ganz leckere Sache! Besser Du sprichst die zweite Silbe als D (also nicht T). Es gibt zwei Ausfuehrungen davon. Kalt als eine Art suess/sauren Salat (allerdings mit meinem ungeliebten Pak-tschi  (frischer Korriander) :o als Dreingabe. Ich bestelle immer ohne, was nicht immer klappt)

Oder als heisse Version
Schmeckt besonders lecker. So eine Mischung zwischen Gulasch und Sauerbraten mit Thailaendischen Gewuerzen!
Titel: Umfrage
Beitrag von: Low am 14. August 2009, 22:45:56
Ist
„Der kleine Thaispeisen Katalog“
langweilig und unnötig -
ein Kandidat für den Mülleimer?

Soll ihn verbessern und vervollständigen,
mit monatlichen Ergänzungen?

Ich weiss, Blackmicha braucht den kaum.

Mit freundlichen Grüßen
Low
Titel: Re: Umfrage
Beitrag von: illuminati am 15. August 2009, 00:20:41
Ist
„Der kleine Thaispeisen Katalog“
langweilig und unnötig -
ein Kandidat für den Mülleimer?
Low


weder noch - ich würde es aber für sinnvoll halten, alles noch in Thai -Schrift zu vervollständigen, denn in Thailand soll er ja auch zum Einsatz kommen.

Gruss
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 15. August 2009, 03:44:36
Lieber Low,

"Der kleine Thaispeisen-Katalog"
langweilg und unnötig -
ein Kandidat für den Mülleimer?"

der Vorschlag von illuminati hat sicher etwas für sich, obwohl er einem eher einfacher strukturierten Member wie mir nicht weiterhelfen würde - jedenfalls jetzt noch nicht. ;)

Nicht jeder ist so versiert wie Blackmicha und andere Members, sie haben einfach einfach einen Riesen-Vorsprung. Für mich ist so eine Zusammenstellung sehr, sehr wertvoll. Meine Frau hat sie sich bereits ausgedruckt, sie wird nicht die Einzige gewesen sein.

Wolfram
Titel: Re: Umfrage
Beitrag von: Blackmicha am 15. August 2009, 06:24:10


Ich weiss, Blackmicha braucht den kaum.



Irrtum ! hab ihn mir gleich aufs Iphone kopiert !

und wenn dann noch die Thai Schreibweise dazukommt .... Perfekt !

Danke @ Low !
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hellmut am 15. August 2009, 06:59:57
@ Low, mach bitte weiter mit deiner Speisenkarte.

Zusätzlich Thai-Schrift, wie von illuminati vorgeschlagen, macht ihn noch wertvoller.

Wenn du weiter machst, und evtl. einige andere Mithelfen, könnte etwas großartiges daraus werden, vielleicht könnte mal daraus eine Rezeptsammlung werden.

Seit Jahren versuche ich ein Fischgericht nachzu"kochen", das ich einmal auf Koh Samui genossen hatte.

... Üblicherweise werden von th. Köchen Fische förmlich totgebraten, darüber hinaus wird oft die Haut bis durch die Gräten eingeschnitten, was nicht nur den Saft auslaufen lässt und das Fleisch trocken macht. - Zusätzlich mutet man dem Gast die Sisyphusarbeit zu, das vergewaltigte Fleisch nach Grätenstücken  zu sondieren.
Ein guter Koch scheidet die Gräten bereits im Rohzustand raus, was mir zumindest bei größeren Fischen halbwegs gelingt (aus dem "Abfall" lässt sich ein leckerer Sud kochen). Und Köche welche die Haut einschneiden damit das Biest schneller gar wird, sollte nur lieber nur noch an bayrischen Krustenbraten heran lassen, wenn überhaupt. ...

Der Strandkoch auf Samui bereitete seinen Fisch auf einem Grill zu.
Grätenfrei filetiert, jedoch mit Haut, die er rundherum schön kross grillte.
Innen, wo vorher die Gräten waren, hatte er das Tier mit allen möglichen passenden Gewürzen und Gemüsen "ausgestopft". Für den Zusammenhalt auf dem Grill sorgten einige Schnüre aus Bananenblatt, die der Grillhitze standhielten, doch zuließen das die Haut überall schön knusprig wurde.

Prinzipiell kriege ich das hin, statt der Bananenblattschnüre verwende ich solche aus zusammengerollter Aluminiumfolie.
Doch schmeckt es bei mir, aufgrund Unkenntnis von "allen möglichen passenden Gewürzen und Gemüsen" völlig anders als jener, damals mit allen Sinnen genossener Fisch.

Vielleicht kennt jemand das Rezept. Leider weiß ich nicht mal die Bezeichnung des Gerichts.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 15. August 2009, 11:59:53
Besten Dank für die Vorschläge.

Ich schreibe fast täglich an der Speisekarte.
 
Mit meinen Tastaturen kann ich kein Thai schreiben. Ich finde sicher ein Mitglied, das die Aufgabe übernimmt,
die Lautschrift in Thai umzusetzen.
Ich wage zur Zeit nicht, Dick zu fragen. Sie ist mit Haushalt, Krankenpflege, Geschäft und Tempeldienst
so beschäftigt, dass ich mir Sorgen um ihr Wohlbefinden mache. Ihren PC benutzt sie nur selten und wenn,
ist es um Mitternacht. In ferner Zukunft würde sie es bestimmt gerne machen.

Fische

Eine der einfachsten und zugleich schwierigsten Aufgaben ist das richtige Garen von Fischen.
Ich fertigte einen Grill an, bei welchem ich die Hitze der Kohle in Stahlbehältern, eine Art rechteckiger Körbe,
seitlich zuführe. Das hat den Vorteil, dass Öl und Säfte des Grillgutes nicht in die Kohle tropfen, sondern
in eine Schale aus rostfreiem Stahl. So vermeide ich die Bildung von Benzpyren weitgehend. Das Grillgut dreht
sich je nach Gegebenheit vor einem Kohlekorb oder im Extremfall zwischen zwei Körben.
Das gekonnte Einstellen der Idealdistanz eines Fisches zum Glühkorb führt im Idealfall zum Verzicht auf jegliche
Folien oder Bananenblätter. Zur Zeit mangelt mir diese Erfahrung, weil ich in dieser Saison noch nie am Grill sass.

http://de.wikipedia.org/wiki/Benzo(a)pyren

etwas einfacher:

http://www.infobitte.de/free/lex/allgLex0/b/benzpyren.htm


Titel: Ein Weg der Teenager
Beitrag von: Low am 16. August 2009, 00:05:22
Ein Weg der Teenager

Junge Menschen haben es schwer auf ihrem Weg. Einerseits sind da die mehr oder weniger geliebten Eltern,
die eigentlichen Vorbilder. Als grosse Einflüsse gelten etliche Fernsehprogramme, die oft auf die Jugend und
deren Konsumverhalten ausgerichtet sind. Andererseits erfolgt die grösste Beeinflussung durch Freunde,
Freundinnen und Schulkameraden. Die zeigen, welche Klamotten, Schuhe, Accessoires, Telefone und Motorräder in sind.
Hierzulande spielt nicht nur bei jungen Damen die Haartracht, nein, ebenso die Haarfarbe eine wesentliche Rolle.
Deshalb ist es kaum verwunderlich, wenn sogar in ärmsten Familien die Teenager Unsummen in Beauty Salons
liegen lassen. Für uns Farangs ist es schwer zu begreifen, dass neueste Mobiltelefone und gefärbte Haare Priorität
vor eigentlich dringend notwendiger Infrastruktur haben.

Mit meinen Kindern hatte ich kaum Probleme deswegen. Die hatten genügend Hirnsubstanz, um ihre Wünsche und
Präferenzen klar zu definieren. Einzig die Mutter dachte bei der Kleidung an führende Markennamen und zeitgemässe
Fashion Trends. Mir fehlte da jegliches Verständnis und entsprechend sehe ich leider aus.

Ein trauriges Beispiel gibt eine arme, mir bekannte Thaifrau. Sie ist kaum nach dem letzten Trend gekleidet und frisiert,
arbeitet hart und wird durch ihre reichen aber geizigen Thai-Arbeitgeber gebeutelt und betrogen. Sie ist alleinerziehende,
das bedeutet finanzierende Mutter einer hübschen, leider extrem egoistischen Tochter. Dazu betreut sie ihre schwer
krebskranke Schwester.
Das Mädchen, nicht zu dumm, um mit einem staatlichen Stipendium die Schulen zu besuchen, quetscht ihre gute Mutter
wie einen feuchten Schwamm aus. Monatliches, stumpfsinniges und teures Haarfärben sind obligatorische Pflichtübungen.

Ihre Mutter stotterte während Jahren ein Motorrad ab. Eigentlich wären ihrer Ansicht nach sämtliche Raten vor ungefähr
einem Jahr beglichen gewesen und sie hätte endlich den Fahrzeugausweis erhalten sollen. Dem war nicht so.
Das Töchterlein nahm, ohne ihre Mutter zu informieren, beim Verkäufer des Motorrads einen Kredit zwecks Anschaffung
eines Laptops auf. Die geprellte Mutter bezahlte monatlich weiter, ohne zu wissen wofür.
Ein Jahr darauf erhielt die Mutter endlich den lang ersehnten Ausweis. Die Tochter benutzte den neuen Schein sogleich,
um bei einem Finanzinstitut das Geld für einen elektronischen Übersetzer zu organisieren.
Diese Wunderwerke gibt es bereits für etwa tausend Baht. Sie spekulierte jedoch auf ein elektronisches Wörterbuch in
der Region um zehntausend Baht.
Dass sie für weniger als zweihundert Baht ein Übersetzungsprogramm auf ihren Laptop hätte laden können, wollte sie
weder verstehen noch begreifen. Sie benutzt die teure Maschine kaum noch und musste kürzlich bei einer einschlägigen
Firma zweieinhalbtausend Baht hinblättern, weil sie ihr Passwort vergass. Da es zu Hause weder Schränke noch Schubladen
gibt, könnt ihr euch kaum ausmalen, unter welchen Bedingungen der luxuriöse Laptop eingemottet ist.
Schliesslich hatten alle ihre Freundinnen diese klitzekleinen handlichen Gerätchen. Eben deshalb durfte es nicht das
preisgünstigste Modell sein. Nur das Teuerste ist gut genug, auch wenn es auf Pump ist und Mutter schwer arbeitend
wieder ein Jahr stottern darf. Das ist der Thai Weg. Weg ist weg.

Weh’ dem armen Schlucker, dem diese attraktive junge Frau eines Tages über den Weg läuft!

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 16. August 2009, 14:36:50
Moin moin Khun Low & geehrte Foristen!

War reif für die Seeluft und Kho Borkum.
Kein WWW, kein TV und - bewusst auch
kein Radio oder Zeitung. Tat gut.

Kaum ist man mal weg von Hinterindien,
sind´s hier schon über 3000 Klicks mehr.
Das Ganze sehr appetitanregnd. Klasse!

Wünsche einen schönen Sonntag.

mfg kmr

Titel: Persönliche Rätsel
Beitrag von: Low am 17. August 2009, 21:40:29
Persönliche Rätsel

Beim Schnuppern in den Geschichten aus Hinterindien kann für Aussenstehende leicht der Eindruck entstehen,
der Autor leide extrem unter negativen Erfahrungen und Bilanzen. Das ist sicher nicht der Fall, denn ich lache
auch über Verlierer, sogar wenn es mich persönlich betrifft. Eigentlich hinterlassen die wenigsten der Geschichten
tiefe Spuren. Sie lösen in mir weder grosse Bedenken, Schuldbewusstsein noch nagende Gewissensbisse aus.
Anhand der wenigen Antworten scheint das die zahlreiche Leserschaft ebenfalls zu betreffen.

Der Umgang mit Behörden mag manchmal schwierig erscheinen. Sofern wir die gesamte Kundschaft unter die Lupe
nehmen, sehen wir bald ein, dass es nicht nur eitel Freude ist, beispielsweise als Immigration Officer zu arbeiten.
Sogar in den Foren scheuen Moderatoren bösartige anonyme Internetnutzer manchmal weg.
Meine Wege in Thailand sind öfters mit Jasmin, Plumeria, Orchideen und anderen Blumen bestreut und ich erfreue
mich am Duft und der Schönheit aller Blüten.

Ganz anders ist es, wenn ich im Tip Forum herum klicke. Da sehe ich Massen riesiger Zweifel und ungelöster Fragen.
Ein Titel einer Serie lautet: Ich stelle mir nun ernsthaft die Frage, wieso lebe ich noch hier!
Die ganze Verzweiflung zeigt sich am Ausrufezeichen, wo wahrscheinlich ein Fragezeichen angebrachter wäre.
Diese Frage kann ich mir kaum stellen. Wenn man mehrmals im Leben zwischen Erde und Himmel, zwischen sein
und nichtsein schwebte, geniesst man jeden Augenblick und jeden neuen Morgen. Die Frage wo, erübrigt sich
komplett. Nein, doch nicht ganz. Arktische oder antarktische Temperaturen würden mich in kürze umbringen.

Wo lebe ich?

In meiner Jugendzeit malte ich ein etwas ausgefallenes Aquarell. Mein jüngerer Bruder mochte es. Das Bild war
im Grunde richtig trostlos, wenige Pastelltöne umrahmt von viel schwarz. Der Hintergrund zeigte ein paar
schmucklose Häuser einfachster Bauart. Quadrate mit aufgesetzten blassen Satteldächern. Rechts dahinter
überragte auf einem Gestell eine grosse metallische Kugel teilweise die Dächer. Eine fahle Sonne sandte ihre
Wärme durch bräunlich-graue Dreckluft. Im Vordergrund: Zwei Leitungsmasten einfachster Bauart, mit den
typischen Porzellan Isolatoren, damals gesuchte Ziele für Jungen mit Steinschleudern. Eine Menge von schwarzen
Kabeln und Drähten spannte sich zwischen den Masten. Malte ich Vögel auf die Leitungen? Ich weiss es nicht mehr.

Was ich heute weiss, ist trotzdem erstaunlich. Ein Ausschnitt der Aussicht vom Haus ins Dorf in Nordthailand
entspricht diesem Bild von etwa 1955. Dieses Dorf existierte zu der Zeit noch nicht. Von Thailand wusste ich
damals praktisch nichts.

                                                                                       * * *

Weiss ich heute wesentlich mehr? Ich lebe hier. Ich geniesse mein grenzenloses Dasein. Das grenzenlose Dasein rührt
von den Visaruns her. Die sind dank dem Nonimmigration Visum nicht mehr nötig.
Ich arrangiere mich mit Land und Leuten mit dem notwendigen Respekt und unter Einhaltung einer gewissen Distanz.
Aus Problemen anderer Menschen, seien es Thai oder Farang, halten wir uns seit geraumer Zeit möglichst heraus.
Trotzdem gibt es immer wieder diese oft niederträchtigen Augenöffner, die Geschichten aus Hinterindien, welches für mich
ein ungelöstes Rätsel bleibt.

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 18. August 2009, 00:06:39
Du kannst eigentlich schreiben, was du willst, Low. Ist immer irgendwie erbauend und manchmal sogar tiefschürfend, wie dein letztes Posting. Danke.
Titel: Erinnerungen an die Zukunft?
Beitrag von: Low am 18. August 2009, 20:55:17
Danke Profuu.

Erinnerungen an die Zukunft?
Mein Gemälde von 1955 verfolgt mich.
Lebe ich greifbar real?
Bin ich in einer Klapsmühle und stelle mir alles nur vor?
Hinterindien läuft eventuell in Europa ab, wie ein schlechter Film.
Der Garten besteht aus einigen krepierenden, schlecht gepflegten Topf-Geranien.
Der pikante Glasnudelsalat entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als Büchsen Ravioli.
Vielleicht ist die kurvige Mia in Wirklichkeit ein fetter, bärtiger, homosexueller Pfleger.
Ich habe wenig Einwände gegen diese spezielle Veranlagung, denn schon die alten Griechen pflegten diese Sportart.
Aber solche Typen verfolgten mich in der Schweiz, in Amerika, Frankreich und Malaysia in meinem früheren Leben
immer wieder, ohne dass ich annähernd gewillt war, irgendwelche Freundlichkeiten auszutauschen.

Karl May schrieb Winnetou und Old Shatterhand, bevor er 1908 für sechs Wochen Amerika bereiste.
Karl May wurde in diesem Zusammenhang Hochstapelei und Pseudologie (zwanghaftes Lügen) vorgeworfen.
May behauptete, das Ganze (sowohl die Old-Shatterhand-Legende wie überhaupt alle seine Werke) sei symbolisch aufzufassen.

Lügen will ich keine verbreiten, obwohl das Internet, speziell Maxnet, für mich absolut nicht greifbar ist.


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 19. August 2009, 00:09:45
nee, nee, alles im normalen Bereich, he he.

Jeder hat Bilder im Kopf. Ab und zu passiert es halt, dass die Wirklichkeit an irgendeinem Ort diesen nahe kommt.

Bei Glasnudeln vs Ravioli wäre ich allerdings ein klein wenig misstrauisch.  ;D
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 19. August 2009, 04:46:38
Hallo Low,

ich lese mich langsam aber begeistert immer weiter durch Deine hinterindischen
Geschichten. Und - je mehr ich lese, desto unbegründeter erscheinen mir   Deine
Zweifel, was den Kopf betrifft.

Was mich aber mittlerweile auch etwas nachdenklich macht, ist die oft geringe schrift-
liche Resonanz - nicht nur zu Deinen absolut bemerkenswerten Beiträgen.

Ich frage mich auch, warum so viele registrierte Leute noch NIE einen Beitrag schrieben.
Es wird ja keine Perfektion verlangt; die Vielfalt der Meinungen zählt und macht Foren
lebendig. Aber nur lesen? Kann man doch auch so...

mfg kmr 






Titel: Re: Umfrage
Beitrag von: samurai am 19. August 2009, 11:05:39
Ist
„Der kleine Thaispeisen Katalog“
langweilig und unnötig -
ein Kandidat für den Mülleimer?

Soll ihn verbessern und vervollständigen,
mit monatlichen Ergänzungen?

Ich weiss, Blackmicha braucht den kaum.

Mit freundlichen Grüßen
Low


Ich habe Ihn mir kopiert. Einem Freund habe ich die komplette Version ausdruckt, eine Möglichkeit für Ihn nebenbei sein Englisch aufzubessern. Ich werde mich mal dransetzen und ein paar Kürzungen vornehmen. So ist zB. "fritierter Entenkopf" nicht mein Fall. ;D

Die Thaischrift bauche ich nicht, mühsam genug das sprechen zu lernen. Ausserdem würde mich das dazu verleiten auf den Zettel zu zeigen um meine Wünsche zu äussern. Neee, dann lieber versuchen zu sprechen, ist auch lustiger .... und lehrsamer.  ---> mir reicht er wie er ist.


Vielen Dank für Deine Mühe
und das geile Tagebuch !

Rolf Samui
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 19. August 2009, 12:00:32
Vielleicht brauche ich einmal ein paar Tage Urlaub, etwas Distanz.
Den Schock einer geordneten, zivilisierten Welt.


Hallo Samurai

Dass Enten Kopf und Flossen dort stehen, hat seinen Grund.
Ich ass mal garnierte Schwimmflossen, weil ich nicht wusste, was es war.
Mit der prima Sauce zusammen konnte ich die Schlabberei sogar essen.
Es hatte etwa die Konsistenz von Holothuria, Seegurke. (Chinesische Delikatesse)
Die Übersetzung in der Kneipe war falsch. Es hiess Bein und nicht Flosse.

Meine Empfehlung, lasst Zeug, welches ihr nicht mögt auf der Speisekarte stehen, eventuell rot markieren.
Das könnte vor Fehlbestellungen bewahren.

                                                                        * * *

ZÜRICH – Eine bedeutende Stimme der Schweiz ist verstummt:
Der Schriftsteller Hugo Loetscher ist am 18. August, kurz vor seinem 80. Geburtstag nach einer Operation verstorben.
Titel: Requisition Burma Style
Beitrag von: Low am 19. August 2009, 13:51:05

Requisition Burma Style                                                August 2009

Weist die Hauptstrasse 108 von Chiang Mai nach Hangdong vier oder sechs Spuren auf? Wenn die
fliegenden Händler ihre Garküchen am Spätnachmittag am Strassenrand aufbauen und eilige, hungrige,
motorisierte Passanten ihre Vehikel unbekümmert ratternd stehen lassen, bleibt manchmal nicht mehr
viel Platz für den restlichen Feierabend-Verkehr.
Glücklicherweise gibt es um das Dorf Nebenstrassen und Schleichwege. Das ist günstig für Schulkinder,
die nicht von irgendwelchen Schulbussen und selbstabholenden, oft zu spät erscheinenden Müttern
abhängig sind, wenn sie ihre Fahrräder benutzen.

Letzte Woche pedalte ein Schüler auf einer ruhigeren Nebenstrasse nach Hause.
Ein arbeitsloser, öfters um seinen Lohn betrogener, hungriger Burmese, bemerkte das bunte Fahrrad
mit der Shimano Übersetzung. Leider sass da ein uniformierter Bengel drauf. Der Mann, nur wenig
älter als der trampelnde Schüler, wollte dieses Rad unbedingt haben.
Mit einem gezielten, kräftigen Stockschlag brach er das Genick des Knaben.
Danach nahm er seelenruhig das Fahrrad an sich, liess den Leichnam an Ort und Stelle liegen und
fuhr mit der schönen Beute in seinen tristen Verschlag.
Schädlich für ihn war, dass es Zeugen gab. Diese informierten sofort die Polizei,
die den Knaben mordenden Ausländer umgehend abführte.
Er war nicht allzu unglücklich im Gefängnis. Hier litt er wenigstens kaum an Hunger.

Die Reizschwelle für Morde liegt in dieser Gegend unheimlich tief. In Hangdong mussten Menschen für
ein Mobiltelefon und tausend Baht ihr Leben lassen.
Solche und ähnliche Delikte sucht man in den Zeitungen unter Unglücksfällen und Verbrechen vergeblich.


Titel: Schweizer Uhren ticken länger
Beitrag von: Low am 21. August 2009, 10:18:04
Schweizer Uhren ticken länger

Es gibt Geschichten, die sind beinahe peinlich, auch wenn sie wahr sind.

Am Samstag, dem 28. Juli 1945, war der Himmel  über New York neblig und trüb. Deshalb hatte sich der Pilot
eines B-25-Bombers verflogen. Gegen 9.40 Uhr flog er in den 78. Stock des Empire State Building.
Der Wolkenkratzer bebte, es brannte, und die Fahrstuhlführerin Betty Lou Oliver wurde schwer verletzt.
Rettungsteams versorgten sie notdürftig und liessen sie allein im Fahrstuhl nach unten fahren - nicht ahnend,
dass die Tragseile beim Crash beschädigt worden waren. (1) Die  Armbanduhr, Made in Switzerland,  
des verunglückten Piloten, überlebte.

Vor wenigen Jahren brachten wir auf speziellen Wunsch einem der Söhne eine Uhr aus der Schweiz mit.
Der Zahn der Zeit, die tropische Hitze und die extreme Feuchtigkeit nagten am Armband. Als es zerriss,
trug der Sohn die Uhr fortan an einer Halskette.
Erst arbeitete er als erfolgreicher Verkäufer in der Textilbranche. Infolge der weltweiten Krise brach sein
Markt auf den Märkten ein. Er fand eine neue Anstellung in Bangkok. Er war nicht nur Verkäufer,
sondern Beschützer und Fahrer eines Tunichtguts der Sonderklasse, des Sohnes seines Arbeitgebers.
Wie viele Thais, ist der junge Herr rettungslos dem Spieltrieb verfallen. Eines wüsten Abends konnte der
abgebrannte Unglücksritter seine Spielschulden nicht mehr begleichen. Die militanten Rausschmeisser
oder eher Geldeintreiber der illegalen Spielhölle machten einen Mordsspektakel und fuchtelten wild mit ihren
imposanten Schiesseisen herum. Kein Wunder, dass sich plötzlich ein Schuss löste.
Ein Thailand geht das komischerweise immer vollautomatisch. In Euroland muss dazu der Abzug, bei meiner
SIG waren es immerhin etwa ein Kilogramm, bewusst voll durchgedrückt werden.
Das ausgelöste Projektil drang nicht in den Körper des Leibwächters, sondern beschädigte nur die Uhr in
der Brustgegend. Sie tickte bis heute munter weiter.
Kein Wunder, dass der zweite Sohn nun auch eine (lebensrettende) Uhr möchte.

Bei Schiessereien nicht verzagen,
vorbeugend eine M-Watch tragen!


(1)
http://www.plagge-liftmanagement.de/58301.html


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Martin am 21. August 2009, 17:05:17
Na das nenne ich doch echte schweizer Qualität.

Aber auch die Qualität deiner Geschichten, Low, finde ich toll. Sie amüsieren oder regen zum nachdenken an. Du hast dich schon mehrfach dahingehend geäussert, du könntest nicht verstehen, dass du wegen deiner Erzählungen nicht mehr angegriffen würdest.
Dies kann ich wiederum nicht ganz nachvollziehen. So wie ich diese Erzählungen begreife, sinde es deine persönlichen Erlebnisse, Beobachtungen und Empfindungen und du lässt uns in deinem ganz eigenen originellen und homorvollen (ironischen?) Stil daran teilhaben. Ich bin zwar noch nicht ganz mit allen Geschichten durch, aber mich haben sie schon zum schmunzeln oder Nachdenken gebracht oder es gab ein sogenanntes AHA Erlebnis. Vielen Dank für die guten "fünf-Minuten-Pausen-Lektüren".

Gruss

Martin
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 22. August 2009, 13:42:33
Danke Martin

Es geht mir nicht nur um Angriffe, sondern um Reaktionen im Allgemeinen.

Ich zitiere aus # 467  - 7. August:
(Meine Anfrage um Mithilfe betreffend unserer Thai Ernährung stiess in vierundzwanzig Stunden auf rege Teilnahmslosigkeit.
Eine einzige private, um so wichtigere Mitteilung, fand sich im Briefkasten. Ohne dieses Mail wäre der Leckerbissen "Muh daeng" vergessen worden.
....
Etwas anders sehen Umfragen und Inhalte betreffend europäische Lebensmittel aus.
Eine Frage nach Bratwurst in Phuket brachte vor einem Jahr immerhin 29 Antworten. (August 2008)
Brot war noch erfolgreicher mit 48 Meinungen. (Januar)
Blutwurst weckte im Februar 16 Mitglieder aus der Lethargie.
Der Bestseller war eindeutig der Leberkäse mit 65 Meldungen. (März)
Ebenfalls im März war der Käsekuchen mit 39 Beiträgen sehr gefragt.
Eine italienische Pizzeria in Bangkok liess 15 Tippern das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Eine Frage nach Restaurants im Städtchen, von amerikanisch bis Zürich geschnetzeltes, rief im Mai immerhin 76 Meinungen hervor.
Der Spitzenreiter, für die Bayern ein Lebensmittel, für den Rest der Welt ein Getränk, ist Bier mit bis dato 104 Antworten.)


Die Diskussionslust im Tagebuch ist eher gering. Das ist vermutlich die Ecke der passiv Leser, der stillen Geniesser.
Ich danke den 3 Kollegen, die sich später noch meldeten.

So wie ich diese Erzählungen begreife, sind es deine persönlichen Erlebnisse...

Schweizer Uhren ticken länger

Bei der Schiesserei war ich nicht dabei. Sohnemann besuchte mich vor wenigen Tagen, sich unterwerfend,
im Kriechgang, Tränen in den Augen, im Stil, den HMH nicht mag.
Ich half ihm seinerzeit bei seinen Spekulationen mit Textilien. Er bezahlte die Kredite innerhalb weniger Tage zurück.
Für den Jungen bin ich der Beschützer erster Klasse. Da kann ich nichts ändern,
auch wenn ich nur eine günstige Uhr kaufte. Schade, es war keine Rolex oder klassische Omega. Die hätten sich vermarkten lassen.
Das grosse Erwachen kommt für den jungen Mann, wenn er die Batterie der Uhr wechseln sollte. Ich denke nicht,
dass dies noch möglich ist. Eines weiss ich, diese Uhr wird er nie wegschmeissen.
ABER, er hätte ja anstelle der Uhr ein Amulett tragen können!

Die nächste "fünf-Minuten-Pausen-Lektüre" wartet auf der Festplatte.
Vielleicht werden es sechs Minuten.

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 22. August 2009, 17:39:51
@Low

Du zählst offensichtlich zu den GEBERN und teilst darum auch deren oft ernüchternde
Erfahrungen, die meisten Nehmer betreffend.  So sieh es einfach als Tamboon an und
sammle weiterhin Verdienste  durch hoffentlich noch viele Beiträge, weit oberhalb des
Bratwurstlevels.  :)

Dir und natürlich auch Deiner von Dir oft als segensreich geschilderten Dick alles Gute!

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 22. August 2009, 19:45:51
Ja, khun mai ru. Sehr schön gesagt. Kann man auch so sehen. Ich bin bei low auch immer auf der Empfängerseite. Irgendein guttuendes Hormon wird bei mir beim Lesen seiner Kurz-Essays immer ausgeschüttet.

Deswegen möchte ich mich auch in deren Namen bei low bedanken.  :)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 27. August 2009, 16:35:29
Low, wo bleibst Du???

wir sind schon schwer im "Geschichtenentzug".

Gib bitte ien Lebenszeichen ;)

Wolfram

Titel: Prozentrechnungen
Beitrag von: Low am 27. August 2009, 16:56:06
Prozentrechnungen                                  August 2009

Thai Schüler gehen jahrelang zur Schule. Im Allgemeinen gehören Lehrer trotz anständigen Löhnen
zu den hochverschuldeten Bürgern des Landes. Wie sollen sie den Kindern Mathematik beibringen,
wenn sie, die Dozierenden selbst, keine Ahnung von angewandter Zahlenlehre haben. Rechnen können
die meisten Thais bestimmt nicht.
Wozu auch, dafür gibt es billigste Taschenrechner, Made in China, vielfach vertrieben von den Herren
Oberlehrern persönlich. Trotzdem wäre es nicht schlecht, wenn viele arme Leute eine geringe Ahnung
vom Prozentrechnen hätten. Wie diese Menschen oft gnadenlos betrogen werden, zeigen folgende Beispiele.

Unser armer Onkel, der etwas Land erhielt, sah bei einem Seelenverkäufer irgend einen gebrauchten Pick-up.
Dick fand heraus, dass der Marktwert für das alte Gefährt etwa achtzigtausend Baht betrug. Der Onkel besass
knapp zehntausend für die Anzahlung.
Ein Verkäufer redete auf ihn ein und sprach und redete bis der Onkel nicht mehr mitdenken konnte. Als seine
Augenstellung dem Kenner verriet, dass der Denkapparat ausgeschaltet hatte, wechselte der Redner die Argumente
und geriet von den technischen Aspekten wieder zurück zur finanziellen Seite des Handels.
Der Verkäufer sagte, er hätte Verständnis und ein Herz für ihn, einen armen Bauern mit vielen hungrigen Kindern.
Er gebe ihm selbstlos Kredit. Der ausgezeichnete Wagen würde dadurch natürlich etwas teurer, etwa
zweihundertfünfzigtausend Baht. Dafür bezahle er dann während zehn Jahren jeden Monat nur bescheidene,
ja läppische fünftausend Baht.
Onkel rechnete nicht lange nach und benutzte Dicks Mutter als Garantieunterzeichnerin. Die alte Frau, die kaum
lesen und das Geschriebene nur schlecht verstehen konnte, unterschrieb den Wisch ohne jegliche Prüfung.
Dick rechnete nach und fand blitzartig heraus, dass der Onkel im Jahr sechzigtausend Baht abstottern würde.
Das ergibt in zehn Jahren sechshunderttausend Baht.
Sie erhob Einspruch und es gelang ihr mit Anzeichen von Migräne, die offensichtliche Gaunerei rückgängig zu machen.

Einer unserer Nachbarn fabriziert und verkauft Brillen. Er ist relativ wohlhabend und besorgte sich, möglicherweise für
die Zweitfrau, einen gebrauchten Zweitwagen. Wieviel der Schrott wert ist, weiss ich nicht genau. Aber ich denke,
dass dreihunderttausend Baht abzüglich zehn Prozent Rabatt, für mich das absolute Maximum gewesen wäre.
Der gute Mann verdient etwas mehr als unser Onkel und bezahlt für seine Karre deshalb im Monat etwas mehr, nämlich
zehntausend Baht. Das macht – Kopfrechnen – im Jahr hundertzwanzigtausend Baht. Sein Vertrag läuft fünf Jahre,
ergibt sechshunderttausend Baht. Das bringt eine unanständige Menge Kohle, zuviel für einen skrupellosen Halsabschneider
und Gebrauchtwagenhändler.

Eines fällt bei beiden Beispielen aus Chiang Mai und Phitsanulok auf, abzustotternde Gebrauchtwagen kosten jeweilen
sechshunderttausend Baht.

Dafür gibt es bei Toyota etwas Neues, mit Garantie.


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 27. August 2009, 22:16:22
Ein Thai, der rechnen kann, ist Chinese! Sag ich schon seit Jahren...

Schön, Dich wieder zu lesen, Low. Ich hab Dich wirklich vermisst!

Wolfram (mit tausend besten Grüßen an Deine Herzensdame!!!)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khon_jaidee am 28. August 2009, 06:54:02
Der gute Mann verdient etwas als unser Onkel ...

Wieviel? ;D
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 28. August 2009, 07:39:34
Sechshunderttausend ist der vollendete 5. Zirkel des Dutzends.

720,000 als Sechster Kreislauf wäre eigentlich verdienstvoller. Für den Verkäufer sowieso. Aber für den Käufer ein absoluter Glücksfall. Noch nicht mal das können sie ausrechnen. Mit einem Mönch zur Seite während des Aushandelns des Ratenvertrages wäre das nicht passiert. Der hätte 720,000, als bessere Chance das Nirvana zu erreichen, vorgeschlagen.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 28. August 2009, 08:46:45
@khon_jaidee

mehr.....

ja, das ging leider im Internet verloren.


@ Profuuu

1'440'000 wäre noch schöner - drei Mönche. Aber....
Der will ja mit seiner Karre nicht unbedingt ins Nirwana. Nur vom Feld ins Haus,
wo vielleicht eine kleine Freude wartet, eine Mahlzeit oder etwas ähnliches.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 28. August 2009, 17:05:06
@drwkempf  ...Ein Thai der rechnen kann, ist Chinese! ...

Einspruch! M.i.a. = Meine ist anders!
Die hat ihren Kopf nicht nur dazu, damit es nicht in den Hals regnet!   :) 

Soviel zur Ehrenrettung der lächelnden Minderheit, zu der ja offensichtlich
auch Khun Dick gehört.

@Low: Schön, wieder was von Dir zu lesen. Alles Gute!

mfg kmr

 
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 28. August 2009, 22:00:43
Lieber khun mai ru,

Du weißt doch, dass es die Ausnahmen sind, die die Regel bestätigen ;)
Mir ist schon bewußt, daß wir verallgemeinern, wenn wir von den "Thais" oder den "Deutschen" oder anderen Übergruppen reden.

Aber eben von diesen wunderbaren Ausnahmen abgesehen ist es generell mit den Rechenkünsten der Thaibevölkerung nicht weit her - die Rechenkünste der Deutschen werden generall allerdings auch immer miserabler!

Dir gratuliere ich zu Deiner M.I.A., genau wie Low zu seiner Dick.
Aber Du gibst doch wohl zu, dass ihr ausgesprochene Glückspilze seid?!

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 28. August 2009, 23:00:02
@drwkempf

Klar; habe das schon richtig verstanden und hätte dies mit ´nem 2.  :)
deutlicher machen können.

Zum letzten Satz: Zustimmung. Wobei ich nur für mich sprechen kann, wenn ich hoffe,
dass M.i.a. nicht doch eines Tages zur M.i.n.a mutiert. ;-) Dann mai bpen rai zu sagen,
kann ich mir n i c h t so ohne weiteres vorstellen. Ya phuut...

Ich wünsche Dir und allen "Teilsiamesen" glückliche Verbindungen und jetzt erstmal ein
schönes Wochenende!

mfg kmr
Titel: Ungesunde Getränke, Preise und Löhne im Gastgewerbe in Bangkok
Beitrag von: Low am 29. August 2009, 00:09:26
Ungesunde Getränke, Preise und Löhne im Gastgewerbe in Bangkok                                Ende August 2009

Sie kennen die schlechten Nachrichten: Bankenkrisen, Krisenbanken, Wirtschaftsflaute, weniger Luftverkehr,
weniger Tourismus.
Wir verbrachten einige Tage in Bangkok. Ich buchte eines der einst führenden Hotels. Der Preis fürs gepflegte
Zimmer mit Frühstück war erstaunlich günstig.
Die Preise für klassische Thai Massage von tausenddreihundert Baht pro Stunde liessen bei  mir die Alarmglocken
klingeln. Im Norden bezahlen wir im kleinen Spital dafür hundert Baht. Der Preis fürs Internet lag bei schmerzenden
vierhundert Baht, nicht pro Tag, sondern pro Stunde.
Darauf kriegte ich in der Bar und in den Restaurants fast den immerwährenden Schluckauf.
Von drei Restaurants waren etwas mehr als die Hälfte geschlossen. Unmöglich, werdet ihr ausrufen. Doch,
das gibt es. Ein Lokal blieb geöffnet, die andere Verpflegungsgelegenheit wurde geschlossen. Das Thai-Restaurant
hatte einen stolpernden zwei Komma etwas Tage Rhythmus. Für Tänzer mag das attraktiv sein, für hungrige Mägen
die Hölle.
Als erstes besuchten wir die Bar für den offerierten Willkommensdrink. Die Getränkekarte verhiess nichts gutes.
Hundertachtzig Baht plus Service (10 %) plus Steuer (7%) für einen Softdrink sind schon fast kriminell.
Nur im Crazy Horse Saloon in Paris galt bereits in den siebziger Jahren der Einheitspreis. Eine Cola kostete dasselbe
wie ein billiger Champagner, Marke Chateau Mal de Tête.* Dafür waren sämtliche heissen Blicke auf die kaum bekleideten,
eher nackigen Weiber gratis.

Wir profitierten von der Happy Hour und bestellten Cocktails zu fast dreihundert Baht mit einem Nachlass von
fünfzig Prozent. Sofern der Mixdrink den internationalen Normen entspricht, wäre der Preis gerechtfertigt. Aber
die überzuckerten Getränke nach eigener Rezeptur schafften ihren Weg schlecht durch unsere verwöhnten
Cocktaildrainagen und wirkten eher appetitbremsend.(1)(2)
Mit verklebten Gaumen suchten wir darauf krampfhaft ein Restaurant, weil es draussen schüttete nach dem
modifizierten Motto (für die Moderatoren): Himmel, Hintern und Wolkenbruch.
Ein gelangweilter Koch sprach mit Dick und lud uns freundlich in sein Restaurant ein. Gähnende Leere herrschte im
mit Blumen hübsch dekorierten Speisesaal. Ein anständiges Buffet für teure achthundert Baht wartete vergeblich auf
Gäste.(3) Weil wir beide aus Rücksicht auf unsere Wespentaillen grosszügig auf das Buffet verzichteten, bestellten
wir wenige Thai Häppchen. Die Preise, deftige dreihundert Baht pro Gericht, förderten unseren Verzicht.
Die Qualität des Gebotenen war nicht zu bemängeln. Wir suchten dazu einen trockenen Weisswein. Die Weine wurden
meist zu über zweitausendeinhundert Baht angeboten. Wir bestellten einen völlig überteuerten Gato Negro, welcher
uns ein paar Tage später von einem Chinesen für bloss neunhundertdreissig Baht serviert wurde.

Vergleichsweise werden im Shangri-La in Chiang Mai ab eintausendreihundert Baht einige Raritäten (in Thailand) angeboten.
Seitdem ich im Spital für einige Tropfen Antibiotika zehntausend Baht pro Tag bezahlte, interessierten mich diuretische
Weinpreise kaum noch. (4)
Wir unterhielten uns mit dem einsamen Gastronauten. Er erzählte, er sei verheiratet und habe drei Kinder. Vor einigen Jahren
verdiente er siebenhundert Baht pro Tag. Zur Zeit sind es weniger als dreihundert Baht. Nach etwa einer Stunde erschien
doch noch ein älteres Ehepaar aus England zum Abendessen. Die amüsierten sich zu zweit am verwaisten Buffet und griffen
wacker zu.

Weitaus erfreulicher war die Lage der Angestellten im China Restaurant im Zen. Die verdienen pro Monat immer noch
zwanzigtausend Baht. Die Weine waren mit siebenhundertfünfzig Baht pro Flasche eher günstig und auch das Essen
war preiswert. Für Char Siew dumplings, Muh daeng, bezahlten wir für drei Stück achtunddreissig Baht.

Weil Herr Petrus eines Tages erneut die Schleusen öffnete, besuchten wir  während der Happy Hour wiederum die Bar.
Wir bestellten Mai Tai. Der Herr Schüttelmeister arbeitete alleine, ohne jegliche Kellner. Das Zeug war wieder überzuckert.
Ich fragte meine Süsse, ob sie noch einen Mai Tai schlürfen würde. Mir war eher nach einem Gin Fizz zu Mute. Der liess
sich kaum mühelos verzuckern, aber diese Banausen schaffen sogar so etwas problemlos.(5) Der Chef verschwand plötzlich.
An seiner Stelle stand eine junge Frau. Ob die möglicherweise Drinks mixen konnte?
Wohl kaum. Während einer halben Stunde telefonierte sie ausgiebig, ohne sich um ihre durstigen Gäste zu kümmern. Darauf
verlangte ich ermüdet vom Zuhören die Rechnung. Trotz des schlechten Wetters besuchten wir danach ein chinesisches
Fischrestaurant mit bescheidenen Preisen und hervorragendem Essen.

Die beiden älteren Eignerinnen unterhielten sich angeregt mit Dick. Vor dem Lokal wischte ein älterer Kerl etwa alle dreiviertel
Stunden imaginären Dreck. Der Mann verdiente zweihundert Baht im Tag bei freier Kost und Unterkunft.
Da er weder Familie hatte, noch trank, rauchte oder irgend einem Laster frönte, war der besessene Besenarbeiter mittlerweile
steinreich. Das kam den Besitzerinnen zu gute. Wenn bei Lieferungen dringend Bargeld benötigt wurde, missbrauchten
die alten Damen ihren wischenden Knecht als  ATM.

*zu Deutsch: Kopfweh, Schlossabfüllung

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Cocktail
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Drainage
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Buffet_(Speise)
(4)
http://de.wikipedia.org/wiki/Diuretikum
(5)
http://de.wikipedia.org/wiki/Banause



Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 29. August 2009, 18:37:24
@Low

Wobei wir wieder beim Thema "Essen" sind  und Du in BKK auch noch
einiges in den Thai-Restaurants zu schlucken hattest.. 
Du warst also zusammen mit Deiner Dick im schlechten Sinne "bedient".

Die "Logik" bei schwindender Nachfrage die Preise zu erhöhen muß man
wohl dem TIT-Faktor zuschreiben. Nun denn. Zahlen muß man trotzdem.
Aber, WIE äußert ein trotz allem höflicher Farang, dass er nicht ganz zu-
frieden war, ohne den Gastgeber auch nur in die Nähe eines Gesichtsver-
lustes zu bringen?Kein Trinkgeld zu geben kann ja auch beleidigend sein,
oder?

mfg kmr
Titel: Replik
Beitrag von: Low am 29. August 2009, 22:47:40
Replik

Meine Botschaft aus Bangkok wurde leider kaum verstanden. Zu mindest nicht von Khun mai ru.
Unter Umständen war seine Erwartungshaltung negative und sarkastische Berichterstattung.
Das war hier kaum der Fall.
Beschwerte ich mich über das Essen?
Nein.
Ich mochte bloss die Preise für die Speisen im Hotel und in der Bar die Cocktails nicht.
Das Thai Essen war sehr gut. Als wir den Koch für die delikaten Plättchen lobten, ging er zum Buffet
und gestaltete einen tollen Fruchtteller für Dick. Mich beschenkte er mit Satay. Für die Preise ist er nicht verantwortlich.
Das Zimmer gefiel uns. Das Frühstück war mindestens Mittelklasse.

Das Restaurant florierte bis vor einigen Jahren unter dem alten Besitzer.
Der machte alleine mit der Gaststätte im Jahr zwanzig Millionen netto.
Dann wurde das Haus verkauft. Seitdem ist der Laden rasant auf Talfahrt.

Wir assen nur einmal im Hotel, weil es draussen stürmte. Unsere Exkursionen
betreffend Essen und Einkaufen waren allemal erfolgreich.

Ein Vergleichsmassstab für Preise und Qualität in der Hotelbranche ist für mich zum Beispiel
das (neue) Shangri-La in Chiang Mai. Wenn jemand teurer ist, müsste er von mir aus gesehen
mehr Leistung bringen.
Vergleich Dinner – Buffet: Hotel BKK achthundert Baht für ein bescheidenes Buffet. Shangri-La CNX
dreihundert Baht für ein reichhaltiges Angebot. Dick besitzt sogar eine VIP Discount Card,
die sie leider immer zu Hause liegen lässt.
Wenn jemand gerne frische Brötchen isst, kann ich das Lokal wärmstens, wie das Brot, empfehlen.
Billig ist der Laden sicher nicht, höchstens preiswert.
Aber darüber liesse sich ein neuer Thread eröffnen.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hellmut am 29. August 2009, 23:05:38
... WIE äußert ein trotz allem höflicher Farang, dass er nicht ganz zu-
frieden war, ohne den Gastgeber auch nur in die Nähe eines Gesichtsver-
lustes zu bringen?Kein Trinkgeld zu geben kann ja auch beleidigend sein,
oder? ...

In Restaurants die 10% Zwangstrinkgeld auf die Rechnung setzen, bezahle ich grundsätzlich mit Plastikkarte.

Wie schon von einigen bemerkt wurde, ist es gerade in einigen dieser teuren Läden üblich das bei Bargeldzahlung die Kellner noch ein Trinkgeld auf das Trinkgeld erwarten und sich dieses mitunter darüber beschaffen das sie sich vieeeeel Zeit lassen, eh sie mit dem Wechselgeld erscheinen. ... Nach Möglichkeit solange bis der Gast gegangen ist.

Paradebeispiel: Das früher-sehr-gute "Cabbages & Condoms" im "Birds & Bees Resort" in Pattaya.
 
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 30. August 2009, 16:32:27
@Low

Du hast Recht. Entschuldigung. Hätte aufmerksamer lesen sollen.

mfg kmr
Titel: Vergangenheit: Ganja
Beitrag von: Low am 02. September 2009, 15:07:51
Vergangenheit: Ganja                                                                 ca. 1973

Lockeres grünes Buschwerk und hohe schlanke Bäume säumten das mit tiefen Karrenspuren vernarbte
Natursträsschen. Darüber leuchtete ein strahlend blauer Himmel. Vögel zwitscherten. Insekten aller Grössen
schwirrten und brummten durch die feuchtheisse Luft. Blütendüfte vermischten sich mit weniger angenehmen
Modergerüchen. In weiter Ferne knatterte ein Motorrad. Menschliche Stimmen waren vernehmbar. Auf gerodeten
Plätzen standen stellenweise Häuser aus Rotholz auf dicken Pfählen. Unter einem Haus sassen im Schatten
drei Frauen auf dem Boden. Sie waren malerisch in handgewobene bunte Baumwolltücher gehüllt und plauderten.
 
In der Nähe scharrte eine Glucke mit ihren piepsenden Küken fleissig in der Erde. Scherben von zerbrochenen
Tontöpfen, nebst Schnüren, Seilen und Werkzeugen, lagen achtlos herum. Liegend, an einen Pfahl gelehnt,
blinzelte frech ein junger Hund in die Sonne. Eine Katze schlich sich vorsichtig unbemerkt davon.
Unter heruntergefallenen, bereits welken und feuchten Blättern suchte eine fette, warzige Kröte Schutz vor Licht
und Trockenheit.

Einer der Frauen war ein junges, keckes Mädchen. Die beiden anderen weiblichen Wesen waren Mutter und
Grossmutter. Sie schwatzen nicht nur. Sie bewegten sich und verrichteten irgend eine Tätigkeit.
Jede der Frauen hatte einen wohlgeformten Oberschenkel entblösst. Darauf rollten sie geschickt Stücke von
geschnittenen Bananenblättern. Diese Blätter enthielten getrocknete, kleingehackte Blätter und Blüten von
Hanfpflanzen. Das war eine der Zigarettenfabriken des Dorfes. Zehn Stück der Glimmstengel kosteten damals
sagenhafte fünfundzwanzig Satang. Für einen Baht verbunden mit einem Lächeln gab es fünfzig Stück.

Die ausserordentlich schönen Hanfpflanzen fanden frisch gepflückt in der Küche Verwendung in Suppen und Eierspeisen.
Ei, ei, ei.


http://en.wikipedia.org/wiki/Cannabis_(drug)
Titel: Don't bogart
Beitrag von: Low am 03. September 2009, 11:15:23
Als Ergänzung zum Aufsatz "Ganja“ fiel mir über Nacht der berühmte Song ein:

Don't bogart that joint, my friend
Pass it over to me.
Don't bogart that joint, my friend
Pass it over to me.

Roll another one
Just like the other one.
This one's burnt to the end
Come on and be a friend.

Don't bogart that joint, my friend
Pass it over to me.
Don't bogart that joint, my friend
Pass it over to me.

Ro-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-o-oll another one

Lyrics: Lawrence Wagner
Music: Elliot Ingber


Oder zum Hören, mit oder ohne Bock:

http://www.youtube.com/watch?v=EvGJvzwKqg0

für Freunde der Ukulele mit Frauenstimmen

http://www.youtube.com/watch?v=vkLvTV4-pX4&feature=PlayList&p=C254CAA6EE9AAF9F&index=0&playnext=1

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 03. September 2009, 17:10:41
Hallo Low, müssen wir uns Sorgen machen?  ???

mfg kmr

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 03. September 2009, 22:28:44
Ich rauche seit Jahren nicht mehr (Tabak).
Aber ich träume von Romeo y Julieta.
Letztes Jahr brachte ich eine meiner Pfeifen von zu Hause mit.
Trotzdem hat es noch zu viele Pfeifen in der Schweiz.
Leider vergass ich den Tabak.

Joints, Grass und all das vergiftete Zeug, rauchte ich vor vielen Jahren erfolgreich mit meinen Kindern bis sie kotzten,
um sie zu immunisieren.

Humphrey Bogart für mich ist immer noch ein grosser Schauspieler.
Der rauchte wie ein Vulkan (in Casablanca)!

Don't Bogart.....
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 03. September 2009, 22:45:29
@ khun mai ru

Wie du siehst, gibt es mindestens in jeder zweiten Geschichte etwas warmes.
Es muss nicht immer eine Mahlzeit sein.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 04. September 2009, 21:33:15
OK, aber ich stehe eher auf Heißes; auch was die Mahlzeiten betrifft.

Zu "bogart" fand ich bei LEO übrigens auch  > diese Definitionen < !  (http://dict.leo.org/ende?lp=ende&lang=de&searchLoc=0&cmpType=relaxed&sectHdr=on&spellToler=on&chinese=both&pinyin=diacritic&search=bogart&relink=on)

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 04. September 2009, 22:08:49
Du hast doch die richtige Lösung gefunden

to bogart: selbstsüchtig verwenden

Don't bogart that joint, my friend, pass it over to me = Behalte den Joint nicht (selbstsüchtig) für Dich, gib ihn weiter an mich!!!
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 05. September 2009, 00:14:51
So ist es.
Genauso zog Bogart seine Glimmstengel rein.
Titel: Der Unknall - Sterben im Dorf
Beitrag von: Low am 05. September 2009, 00:23:49
Der Unknall - Sterben im Dorf                                               3. Sep. 2009

Wie lange schuftet ihr, oder wie lange wartet ihr auf die Rente, bis ihr eure Mia, oder Mia Noi entlöhnen könnt?
Die UBS machte eine weltweite Studie über Arbeitsaufwand und Kaufkraft. Mias aller Arten blieben für uns
leider unerforscht.

Anders war es beim Big Mac. Da zeigte sich, dass man in Bangkok 45 Minuten werkelt, um sich einen Hamburger,
wo bleibt der eigentlich, hineinzuziehen. In Hongkong oder New York sind es bloss 14 Minuten.
Während man in der Reismetropole Bangkok für ein Kilogramm Körner 27 Minuten pickelt, tippt oder irgend
eine durchschnittliche Tätigkeit ausübt, sind es in London oder Barcelona nur 8 Minuten.

In Bangkok könnte ein i Pod Nano nach 66 Stunden erworben werden. In Delhi wartet man 122,5 Stunden aufs Geld,
während einem das Gerät in Zürich bereits nach neun Stunden nachgeworfen wird.
Da sind wir beim Thema. Thailänder haben ein Faible für technische Geräte. (1)
Die Häuser sind meist zu klein, um all den unbezahlten Elektronikschrott zu beherbergen. Wozu gibt es Kreditinstitute?
Wozu gibt es einen 20 Baht Mann?
Wenn keiner mehr Kredit gewährt, wenn das Haus bis unters Dach mit Hypotheken belastet ist und wenn auch die
benutzten Fahrzeuge längst fremdes Eigentum sind, wartet der freundliche zwanzig Baht Mann. Der verleiht Geld zu
zwanzig Prozent Zins im Monat. Nach der Auszahlung wird bereits am nächsten Tag rückgefordert. Und wenn einer
kein grenzenloser Elektronikfan ist, kann er immer noch mit dem Glücksspiel rasend schnell immense Schuldenberge kreieren.

Gestern und heute knallte es in der Nähe mehrmals ungestüm. Ich erschrak jeweils heftig. Meine Pulsfrequenz erhöhte sich.
Gleichzeitig sah ich, wie auf der Veranda die Karnickel verängstigt vor Schreck hoch in die Luft sprangen.
Später vernahm ich, dass ein Dorfbewohner aus reiner Verzweiflung wegen seinen unbezahlbaren Schulden Unkrautvertilger
trank und daran verschied. Wenn der Kerl schon finanzielle Probleme hatte, fragte ich mich, warum teure Chemie?
Warum konnte er es nicht, wie ein lebensmüder Farang, mit einem gebührenfreien Plastiksack machen? Warum benutzte er
nicht die physikalischen Gesetze der Schwerkraft? Letzteres ist einfach erklärbar: Schulen erteilen keinen Physikunterricht.
Newton und Gravitation sind unbekannt. (2, 3)

Bereits am Tag vor der Kremation explodierten die ersten schweren Knallkörper.
Als ich Dick beim Reparieren des Teiches besuchte, sah ich zwei Kaninchen unter unserem Auto. Die schliefen dort im
kühlen Schatten. Stunden später detonierten die ersten Feuerwerkskörper.
Als wir gegen Abend ausgingen, schauten wir wie immer vorsichtig unters Auto.
Da war ein Karnickel. Dick versuchte wie üblich, es wegzuscheuchen. Es reagierte nicht.
Es war tot.  Möglicherweise sprang es auf, wie die Tiere auf der Veranda und brach sich unter dem Wagen das Genick.
Vielleicht starb es einfach an akutem Herzversagen.
Seitdem ich vor etwa vierzig Jahren an Loy Krathong im Dusit Zoo sah, wie unvernünftige Idioten Knallkörper in die
Käfige warfen, finde ich es entsetzlich, dass solche Objekte an offenbar geistig behinderte Bastarde verkauft werden.

Pietätlos wie meistens,
Low

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Faible
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Isaac_Newton
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Gravitation


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 05. September 2009, 02:15:11
...geistig behinderte B...Das ist schon heftig, Low. Deine Wut aber ist verständlich.

Da hat es dieses > "Farang-Kaninchen" <  (http://www.redaktion.hochschulradio-aachen.de/aircheck/bilder/2008-02-18-kaninchen01.jpg)  unter Polizeischutz schon etwas besser!

mfg kmr


Titel: Re: Der Unknall - Sterben im Dorf
Beitrag von: hellmut am 05. September 2009, 02:54:53
... Seitdem ich vor etwa vierzig Jahren an Loy Krathong im Dusit Zoo sah, wie unvernünftige Idioten Knallkörper in die
Käfige warfen, finde ich es entsetzlich, dass solche Objekte an offenbar geistig behinderte Bastarde verkauft werden. ...

Als Kind fand ich Zoobesuche klasse.
Wahrscheinlich ist jedes Kind begeistert das einen psychopathischen Tiger in einem gut vergitterten Käfig verzweifelt hin- und her-laufen sieht.
Auch harmlose Tiere interessierten mich, insbesondere wenn man sie streicheln durfte.
Eine Schlange, hinter dicken Glasscheiben gefangen, verfolgte mich jedoch bis in die Träume.

Lange über das "Zoobesucheralter" hinausgewachsen, besuchte ich erst wieder in Thailand einen Zoo.
Da konnte ich keinerlei Freude mehr empfinden, nur noch Mitleid.
Noch schlimmer war es in thailändischen Freizeitparks, wo Tiere für ein Foto mit Besuchern gequält werden.

Es ist noch nicht allzu lange her als auf europäischen Jahrmärkten "echte" N.eger und Indianer zur Schau gestellt wurden. - Das waren natürlich keine Sklaven, sondern Leute die ein (Trink-)Geld dafür erhielten das sie sich erniedrigten.

Tiere im Zoo kriegen jedoch kein Gehalt. Allenfalls, sofern von ihrer Gattung nicht zu viele da sind, gewährt man ihnen ein (befristetes) Lebensrecht. - Klein Eisbär Knut zieht mehr zahlende Besucher an als ein ausgewachsenes Tier, und warum sollte sich ein Zoo mit etlichen dauernd hungrigen Männchen abgeben, wenn doch eins auf 10 Weibchen reicht!

Nie wieder werde ich einen Zoo besuchen! Tiere gehören in ihre natürliche Umgebung und es ist keine Bildungslücke wenn ein Kind aufwächst ohne je einen lebendigen Tiger gesehen zu haben.

Mein Vater, nun 90 Jahre alt, der mich als Kind in etliche Zoos geführt hatte, war zuletzt in den 80ern mit einem Enkel im Allwetterzoo in Münster. Da hatten es die Tiere "verhältnismäßig" gut. Trotzdem wollte er danach nie wieder in einen Zoo.

Nun hat er auf seinem Grundstück einige Ecken verwildern sich renaturieren lassen. Die Tiere danken es auf ihre Art. Sehr gern sitze ich nun im Garten, schaue den Libellen, Fröschen, Hasen, Eichhörnchen, Fledermäusen ... zu wie sie ihr Refugium genießen. Von Annäherungsangst keine Spur, weder von meiner noch von deren Seite.
Tiger vermisse ich nicht, die gehören in andere Gegenden. Doch garantiert nicht in einen Zoo.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 05. September 2009, 10:55:25
Hellmut, danke für den Zoobeitrag.

Khun mai ru.
Ich war nicht wütend. Solche Gefühlsausbrüche leiste ich mir selten.
Die harte Beurteilung der Knallköpfe rührt daher:

Jedes Jahr werden hier im kleinen Spital bei Festen mit Feuerwerk ungefähr dreissig Hand- und Armverletzungen
behandelt. Wenn sich einer als Mutprobe mit einem Knallkörper einen Arm amputiert, habe ich nichts dagegen,
denn das ist offensichtlich sein Wunsch.
Wenn diese Verbrecher ihr Feuerwerk in dichtgedrängte Menschenmengen werfen und dadurch Leute jeden Alters,
ebenfalls Kinder, zu Schaden kommen mit Verbrennungen, Gehörschaden, Sehschäden, dann gehören diese Schurken
ins Gefängnis.
Haftpflichtversicherungen oder Vermögen zur Schadensbegrenzung haben solche Typen nie. Bei einer grösseren
Katastrophe Fersengeld geben, nur das können sie.

Lutz Röhrich: "Wer keine Kopfquote bekommt, muss Fersengeld geben."

http://de.wikipedia.org/wiki/Fersengeld

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 05. September 2009, 13:07:41
Schon 1837 führte Dr. Dan Beach Bradley den ersten modernen chirurgischen Eingriff in Siam (Bangkok) durch. 

Es war eine Armamputation bei einem buddhistischen Mönch nach einem Feuerwerksunfall.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 05. September 2009, 23:55:25
Daß so viele Knallkörper werfende Knallköppe - sicher nicht nur in Deiner Gegend -
nach dem Motto "no risk no fun" handeln ist tatsächlich schon schlimm genug. Das
diese Leute durch diesen Blödsinn dann auch noch  Krankenhausleistungen binden,
ist ein Hohn gegenüber den Menschen, die unverschuldet krank oder verletzt sind.

Übrigens Low, Deine Beispiele über die aufzubringende Arbeitszeit, um  bestimmte
Dinge dann kaufen zu können, fand ich sehr interessant. Dass man sich aber derart
unbekümmert in Schulden verstrickt...Geht es da auch wieder um "Gesicht", den der
ganze Krempel kurzfristig bringt? Die Kenner hier werden vielleicht wissend grinsen,
aber ich habe offenbar noch viel zu lernen. Also seid bitte nachsichtig. :)

mfg kmr
Titel: "Thailändische" Einrichtungsgegenstände
Beitrag von: Low am 06. September 2009, 16:15:04
"Thailändische" Einrichtungsgegenstände

Eigentlich wäre eine Geschichte über betrügerische Mönche angesagt gewesen.
Doch eine Frage von Khun mai ru ist ebenfalls interessant.
Meine Ausführungen darüber betreffen nur Nordthailand, keinesfalls den Vortaunus.

khun mai ru
Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antworten #544 »
Dass man sich aber derart unbekümmert in Schulden verstrickt... Geht es da auch wieder um „Gesicht“,
den der ganze Krempel kurzfristig bringt?


Eine perfekte  Antwort, meinerseits etwas aus dem Zusammenhalt gerissen, lieferte
StrangeFruit
Re: Komme Anfang November nach Huahin
« Antworten #2 »

„Ja mein Lieber, so ist das moderne, neue Thai-Leben... ungebremst und ohne Mass. Wo ehemals ein
Wanderprediger (aka Buddha) den heiteren Verzicht auf Güter predigte, herrscht die „wanna have mentalität“
in Reinkultur. Ich glaube, der muss in einer anderen Gegend der Erde gewandert und gepredigt haben.
Thailand war’s sicherlich nicht......“


Wenn ein Thai Haus innerhalb kürzester Zeit zusammengeschustert ist, ich möchte keine Schuster beleidigen,
beginnt die eigentliche Bauzeit. Aussen sind die Häuser oft bunt bemalt und mit viel unnötigem Schnickschnack
versehen. Innen fehlt der elektrische Strom. Durchführungen für die Leitungen der Klimaanlagen müssen gebohrt
werden.
Der Dampfabzug in der Küche sitzt zwar etwas locker, dafür dekorativ an der falschen Stelle der Wand, aber
ein Durchbruch im Mauerwerk fehlt. Solche Kleinigkeiten bemerkt ausser einem pingeligen Farang niemand.
Die Schiebefenster stecken in den rautenähnlich montierten Rahmen fest. Trotz des geometrischen Lehrsatzes:
Gegenüberliegende Winkel sind gleich groß; benachbarte Winkel ergänzen einander auf 180°. Die Winkelsumme
der Innenwinkel beträgt folglich 360°. (1)
Beim Lavabo im Bad läuft das Wasser nicht durch den Überlauf ab, sondern ergiesst sich auf den Boden, weil
das Ganze, wie die Fensterrahmen, schief montiert wurde.

Dann hämmern die Spezialisten die Leitungen auf den Verputz, dass sich die Nägel biegen. Für Steckdosen
und Schalter genügen zwei, maximal drei Befestigungsschrauben, sofern die Kästen nicht direkt genagelt
werden können. Ganz selten trifft ein Nagel auf eine Wasserleitung. Öfters kracht ein schwerer Hammer
auf die Hochglanzfliesen. Diverse Bruchstellen beweisen dem Hausherrn, dass es sich beim Bodenbelag um echte,
teure Keramik handelt.
Schalter am Hauseingang gibt es nicht. Die werden drei, vier Meter von der Türe entfernt montiert. Das führt
dereinst beim spätabendlichen nach Hause kommen zu einer kleinen Nachtmusik, wenn die Bewohner auf
der Suche nach dem Lichtschalter über Töpfe, Flaschen, Hunde und andere Gegenstände stolpern. (2)

Ich will nicht kleinlich sein, das Haus ist nun bezugsbereit. Da gibt es zwei Möglichkeiten zur Einrichtung.
Ich schreibe ja über Innenarchitektur.

Die einfachere Version ist, dass in jedem Raum auf einem Tisch ein Fernseher steht. Da wird dann wieder gebohrt,
ach, nur kleine Löcher für die Antennen. Im Wohnzimmer genügt ein Fernseher nicht. Das muss ein sogenanntes
Heimtheater mit dreiundzwanzig Surround Lautsprechern sein. Dann wird wieder gebohrt, für die Satellitenschüssel.
Weil dort, wo die Fernsehgeräte stehen, üblicherweise keine Stromanschlüsse vorhanden sind, werden Stromleitungen
und Lautsprecherkabel dekorativ auf den Fussboden aus klebefreundlicher Keramik gekleistert. Solche Installationen
finden Ungläubige ebenfalls in modernen Einkaufszentren, wie Central World in Bangkok, Airport Plaza in ChiangMai
oder im Carrefour in Hangdong.

Nehmen wir an, die Fernseher funktionieren. Die Zuseher sitzen, durch einen Ventilator belästigt, auf dem Boden
und glotzen mit rotzenden Nasen und Nackenschmerzen zum Tisch, wo die Flimmerkiste steht.
Hausrat wie Schränke, Stühle, Tische und Bettgestelle gibt es in der bescheidenen Version nicht. Die Kleider liegen
auf einem dekorativen Haufen in einer Ecke.  Luxuriös ist es bereits, wenn zwischen zwei Wandhaken eine Schnur
gespannt wird. Da kann man nasse Sachen ebenfalls gleich trocknen.

In einer anderen Ecke lagern zwischen leeren Schachteln unbenutzte, vielleicht defekte Laptops, tragbare DVD Spieler,
DVD und CD in Stapelverarbeitung mit schlechtem Zugriff, abgefahrene Autoreifen, Prospekte der Grossverteiler,
Schulbücher und in Originalverpackung ein Stück Pizza vom Vorabend.
In der Küche wird auf dem Fussboden gearbeitet. Praktisch, weil da auch Töpfe, Pfannen und Geschirr stehen.
Merke: Klimaanlagen blasen bei geöffneten Fenstern merkbar kräftiger. Mückenschutzgitter gibt es nicht, auch bei Version zwei.

Bei der luxuriösen Version wird das Haus mit Einrichtungsgegenständen, meist westlicher Bauart, vollgestopft.
Schlanke Thais quetschen sich leicht durch eine überbordende Wohnlandschaft, die für kraftvoll gebaute Menschen
zum schweisstreibenden Hindernislauf wird. Der Parcours wird durch diverse an besonders kritischen Stellen plazierte
Vasen, Nippes, Photos und Kitsch aus Keramik und Plastik erschwert oder gar verunmöglicht. (3)
In den Räumen gibt es alle erdenkliche Art von Elektronik neuester Technologie. Sie wird durch improvisierte, meisterhaft
auf den Boden drapierte Kabel mit Strom versorgt. Bei zu hohen Strombelastungen dienen diese Kabel als Bodenheizung.
Meistens stehen mehrere Bildschirme herum. Im brechendvollen Haus steht erfahrungsgemäss ein weiteres Home Theater
im Schlafzimmer.

Wie auch immer, nicht nur das Haus, die ganze Einrichtung wird abgestottert. Schaut euch bloss einmal die einschlägigen
Prospekte und Kataloge der Firmen Tesco-Lotus, Carrefour, Big-C und so weiter an. Null Prozent bei vierundzwanzig
bescheidenen Raten. Wenn ein Gegenstand endlich bezahlt ist, ist er defekt, ausgeleiert, hat Lackschäden oder ist
technisch veraltet. Daher muss der Sin Sod, das Brautgeld, bar auf den Tisch gelegt werden.




(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Raute
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Eine_kleine_Nachtmusik
http://www.youtube.com/watch?v=Qb_jQBgzU-I
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Kitsch

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 06. September 2009, 18:12:27
Low, ist das tatsächlich im Nordosten allgemein so üblich, oder berichtest
Du scherzhafterweise über die aussichtsreichsten Teilnehmer eines großen
Messie-Wettbewerbs??

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 06. September 2009, 18:38:54
Lieber Rolf,

ich habe mich wieder einmal herrlich über Deine Beschreibung thailändischen Baukünste auf dem Lande gefreut.
Fairerweise muss man zugeben, dass man inzwischen in Bangkok und auch schon anderswo Häuser sehen kann. die auch verwöhnten westlichen Ansprüchen genügen dürften.
Aber zurück zur rustikaleren Ausgabe thailändischer Baukunst:
Ein Bekannter aus Hua Hin, ein thailändischer Rechtsanwalt, der in der Schweiz zur Schule gegangen war und demzufolge in feinstem Schwitzerdütsch erzählt, berichtete uns die gesammelten Erfahrungen, die er mit seinem Hausbau in Hua Hin machen durfte.
Erstens wollt er kein Haus mit zwanzig Erkerchen und Dächlein, auf Schnörkel aller Art sollte weitestgehend verzichtet werden, das Haus sollte dafür hochwertig und praktisch sein, den Plan für das Haus hatten wir ein,zwei Jahre zuvor zusammen in einer Kneipe in Hua Hin im Groben ausbaldowert. Also vier gerade Wände und ein Dach drauf  mit ausbaubarem Dachgeschoss, genug Platz für eine Familie mit Kindern und einer isaanischen Haushaltshilfe/Kindermädchen.

Der Architekt übernahm den Plan gern, das sah ja auch einfach aus. Nicht einmal der große Extraraum, der als Vorratsraum, Autoabstellraum, Lagerraum (mit direktem Zugang zur Küche) war vergessen worden.
Der Architekt erstellt also aus der Vorplanung einen offiziellen Bauplan.
Die ersten Falten auf der Stirn bekam er, als er die Aluminium-Billigfenster durch wärmegedämmte Fenster und Türen europäischer Machart  austauschen sollte, die nächsten Falten kamen hinzu, als sich nicht nur die Anzahl der Steckdosen vervielfachte, sondern als eine Aufputzverlegung kathegorisch abgelehnt wurde, als auch alle Wasserleitungen unsichtbar unter Putz verschwinden sollten, als absolut glatte Wände ohne Dreckecken gefordert wurden, als das Dach mit PU-Schaum isoliert werden musste, und so weiter, und so weiter.
Jede Anforderung musste mit hohem Aufwand durchgesetzt werden, war sie aber erst einmal in die Tat umgesetzt, wurde sie allgemein als ganz ausgezeichnet befunden.
Da vieles von dem Lob auch vom Architekten für sich aquiriert werden konnte, glätteten sich im Laufe der Zeit die zuvor entstandenen Stirnfalten, um bei Beendigung der Bauarbeiten einem strahlenden Lächeln Platz zu machen, als er allgemein wegen seiner modernen, energiesparenden, ja geradezu wegweisenden Arbeit gelobt wurde. Vergessen war der zu Anfang bestehende verbissene Widerstand gegen die eigenwilligen Forderungen des Bauherrn.
Es wäre also alles in bester Ordnung gewesen, hätte nicht die Ehefrau meines Bekannten (aus Udonthani) nach Bezug des Hauses zu Anfang einige Schwierigkeiten mit der ungewohnten Perfektion gehabt hätte. :D :D :D
Aber das soll sich inzwischen auch gegeben haben...

Ich kann mir leicht vorstellen, mit was für Probleme Bauherren in Thailand zu kämpfen haben, wenn sie sich nicht bedenkenlos mit der weitverbreiteten thailändischen Art einer Problemlösung abfinden wollen. ???
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 06. September 2009, 23:18:15
Drwkempf und Khun mai ru

Unser Häuschen im Dorf wurde bis aufs Lanna Dach eher nach westlichen Massstäben gebaut.
Zwei weitere, Beauty Salon und Gästehaus, wurden unter unserer Aufsicht nach westlichen Vorgaben renoviert.

Ordnungssinn

Das ist nicht nur in Nordthailand, Region Chiang Mai, gebräuchlich.
Ich wurde von Frauen aus Zentralthailand gewarnt, die Ladies aus dem Norden seien sehr attraktiv, sexuell
eher possessiv aggressiv, aber leider oft etwas unsauber, um nicht deftigere Ausdrücke zu benutzen.

Dick besitzt ein sehr schönes Haus in Phitsanulok. Das wurde an eine Thaifamilie vermietet. Die Reparaturkosten
überstiegen die Mietzinseinnahmen bei weitem.
Die Leute waren offenbar wasserscheu. Die Wände waren geschwärzt mit öligen Fingerabdrücken. Die Installationen
im Badezimmer mussten total erneuert werden. Die Deckenlampen wurden heruntergerissen. Ein kleiner Balkon
musste saniert werden, weil der offenbar die Bremsen des Autos ersetzte.
Diese Menschen wohnten vielleicht vorher in einer Höhle in den Hügeln, kamen aus der Steinzeit in die Neuzeit und
waren für die Benutzung einer einfachen, aber gut eingerichteten Mietwohnung, vollständig überfordert.

Ich würde nie eines unserer Häuser an Thais vermieten. Es ist für uns weitaus einträglicher, die Wohnungen leer
stehen zu lassen und sie wöchentlich zu reinigen.

Über Dreck, dessen Entsorgung, Abenteuer im Badezimmer, Mietwohnungen und dergleichen, schrieb ich bereits
unzählige Geschichten.

Bedauerlich für mich an der letzten Geschichte ist, dass bisher niemand über den Schluss schmunzelte:

Wenn ein Gegenstand endlich bezahlt ist, ist er defekt, ausgeleiert, hat Lackschäden oder ist technisch veraltet.
Daher muss der Sin Sod, das Brautgeld, bar auf den Tisch gelegt werden.


Hätte ich mich deutlicher ausdrücken müssen?
Low







Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 07. September 2009, 02:14:53
Zitat
Bedauerlich für mich an der letzten Geschichte ist, dass bisher niemand über
den Schluß schmunzelte.

Lieber Low, bei allem Respekt vor Deinen vielseitigen Fähigkeiten, zu denen auch der
Durch- und Weitblick zählt, aber WIE willst Du DAS denn wissen?  ???  Ich schmunzle
jedenfalls immer noch...;-)

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 07. September 2009, 04:01:51
Den ersten Satz der Aussage habe ich verstanden, die kausale Anknüpfung des zweiten Satzes nicht so richtig. ???
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 07. September 2009, 11:08:13
Khun mai ru

Niemand äusserte sich: „Meine ist anders. Sie ist weder ausgeleiert, noch ist der Lack ab.“
Ganz anders bei Dick. Wenn sie im Garten richtig zupackt, müssen nachher unter Umständen die Nägel neu lackiert werden.


Danke Wolfram,

Ich dachte, nach all den Geschichten können sich die Leser ein Bild machen über unsere Wohnsituation.

Viele Farang haben ein Haus mit Blaudach, wie wir aus der einschlägigen Forenliteratur wissen.
Wir haben im Dorf nicht ein Haus, sondern deren drei. Alle ohne Blaudach.
Eines wurde von mir geplant und gebaut. Zwei andere Häuser, das Gästehaus
und den Beautysalon, Thaibauten, renovierten wir.
Der Beauty Salon liegt am gleichen Grundstück wie das Haupthaus. Da entfernten wir bloss ein Stück Mauer.
Wir haben Zugang durch den Garten.
Das Gästehaus dagegen ist etwa 200 Meter entfernt.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 08. September 2009, 21:56:25
Nägel ?

Ich meinte die Fingernägel.

Sorry!
Titel: Kleider machen Leute
Beitrag von: Low am 08. September 2009, 22:01:46
Kleider machen Leute                                              Anfangs September 2009

Der Hintergrund der Geschichte: „Der Hauptmann von Köpenick“ dürfte den meisten Lesern und Leserinnen
bekannt sein. (1) Eine milde, hinterindische Variante davon erfuhr ich in den letzten Tagen. Doch bereits die
Vorgeschichte ist eine einzige Köpenickiade.

Einer der Söhne betreibt einen IT Laden draussen in der weit abgelegenen Provinz.
Er ist erfolgreich mit Geräteverkauf, Reparaturen, Virenbekämpfung und bietet nebst Schulung ebenfalls
Internetbenutzung an. Schulen und Ämter benutzen seine professionellen Dienstleistungen.
Er bildete sich vor Jahren auf PC Grafik aus, führte viele einträgliche Aufträge durch und wurde vom Chef dafür
um den Lohn betrogen. Danach studierte er einige Semester Informatik. Anstelle einer Einführung in die
Infinitesimalrechnung, sandte ihn die Schule von Chiang Mai in eine Firma nach Phitsanulok, wo er den
Spezialisten bei der Lösung von Problemen mit SQL Datenbanken behilflich war. (2, 3)
Die Lehranstalt kassierte dafür wacker ab. Ich dagegen beharrte auf Differential- und Integral-Berechnungen.
Die sogenannte Universität musste zugeben, dass es keine Lehrkraft dafür gab. Als er nach der Rückkehr selbst
bemerkte, dass er mehr wusste als seine Lehrer, gab er frustriert auf und eröffnete kurz darauf sein Geschäft.

Er startete konkurrenzlos in einem grösseren Dorf. Als einige Neider sahen, dass mit Personalcomputern einige
Baht zu verdienen waren, eröffneten sie ohne jegliche Kenntnis überdimensionierte Internetshops mit geliehenem
Geld. Sie boten darauf Internet zu Dumpingpreisen an, zehn Baht die Stunde. Ich bezweifle, dass sie damit Geld
machen können.
Als ihre Computer verwanzt waren und dauernd abstürzten, baten sie die Konkurrenz vergeblich um Abhilfe. Er
war mit seinen eigenen Aufgaben mehr als ausgelastet.

Am Wochenende herrscht im kleinen Fachgeschäft Hochbetrieb. Unser Pflegesohn, der noch zur Schule geht, aber
einige Erfahrung mit den Geräten hat, verreist jeweilen am Freitagabend zu Pi Du und hilft im Geschäft mit, wo er
einige Baht für seinen zukünftigen PC verdienen kann. Bisher häufte er siebentausend Baht an. Ich werde wohl noch
einige Satang drauf legen müssen.
Der Geschäftsinhaber verreist manchmal an die vierhundert Kilometer nach Chiang Mai um PC Ersatzteile oder neue
Geräte zu besorgen. Die Computer sind nicht der einzige Grund für seine Reisen, denn er kennt in Chiang Mai eine
hübsche junge Dame.

Der Pflegesohn führt dann das Geschäft selbständig zusammen mit einem etwas älteren Angestellten, der leider
arglos und einfältig ist, vor allem in rechnerischen Belangen.

Eines schönen Samstags kam ein Mönch in das Geschäft. Er wandte sich an den tölpelhaften Angestellten und erzählte ihm,
der Herr Geschäftsgründer borgte im Tempel fünftausend Baht, bezahlte die Schuld jedoch nie zurück.
Er möchte den Betrag sogleich einkassieren. Der gutgläubige Angestellte wollte bereits in die Kasse greifen, als sich der
Zwölfjährige einmischte.

Er fand die Geschichte reichlich komisch. Ein Tempel, welcher Geld ausleiht und erst noch an Pi Du? Er verbrachte selbst
bereits zwei Wochen in einem Tempel und wusste, dass Mönche kein Geld berühren sollten.
Er telefonierte flugs seinem abwesenden Chef und erklärte ihm den Sachverhalt. Phi Du instruierte ihn, er solle das Handy
dem Mönch übergeben. Er würde dann mit ihm sprechen.
Dem Jungen jedoch schien dieser Mönch suspekt. Er befürchtete, dass sich der Kerl in Mönchskutte mit seinem Handy in
der Hand aus dem Staub machen würde.
Er bat Phi Du, aufs Festnetz anzurufen. Dann könnte er mit diesem Telefon mit dem ehrwürdigen Mönch sprechen.
Der Junge informierte den Mönch beflissentlich, dass gleich das Telefon klingeln würde, dann könne er sich mit dem Chef
unterhalten, bevor die Zahlung erfolge.

Als es klingelte und der Junge behende das Telefon beantwortete, spurtete der Mönch plötzlich davon und verschwand
blitzartig im wartenden Pick up auf der Strasse.

Andere, weniger gewitzte Geschäftsangestellte im Dorf glaubten die erstunkenen und erlogenen Fabeln des Betrügers
und bezahlten zusammen an die 13’000 Baht, -wohl kaum für einen Tempel.

Sofern ihr Glück habt, klopft demnächst ein Mönch an eure Tür.


(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Hauptmann_von_K%C3%B6penick
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Infinitesimalrechnung
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/SQL




Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 09. September 2009, 02:39:14
Das hat der Bursche clever geregelt. Zwölf Jahre Thai-Erfahrung zahlen sich
eben aus ;-) und dürften den Wunsch-PC mit der Unterstützung von Phi Du
sicherlich in greifbare Nähe gerrückt haben.

Ach ja, - was kostet eigentlich so ein safranfarbenes Gewand?  ;D

mfg kmr
Titel: Robe
Beitrag von: Low am 09. September 2009, 11:49:32
Die Mönchsrobe wird Ti civara genannt.
Sie besteht aus drei Teilen: die Unter-Robe (antaravasaka), die Ober-Robe (uttarasanga) und die Äussere Robe (sangati).

Ich empfehle die Geschichte: Short time Buddha von Monk UUU.
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1382.0

Üblicherweise schenkt jemand die Robe.
Siehe: Kathin

Die totale Verulkung im Internet:
Original 7teilige buddhistische Mönchsrobe Thailand gold. 95.95 €*. Original Buddhistische 7teilige Mönchsrobe zum wickeln !
www.preisroboter.de/ergebnis16951703.html

Damit bist Du dann richtig gewickelt, um Schulden einzutreiben!
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 09. September 2009, 16:44:56
Trägt der korrekt gekleidete - sorry - Inkasso-Monk, zur  Businesswicklung
auch neue Sandalen, oder kann man das aufzubringende Startkapital durch
Nutzung der alten Treter etwas reduzieren?

Working Permit... ???  :)

ratlos, kmr
Titel: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 10. September 2009, 00:31:10
Empfehle als Treter RAICHLE SKI GTX,
besonders für Anal-phabeten, welche die TripleU Geschichten nicht lesen oder verstehen wollen.
Dieses Schuhwerk ist besonders geeignet füt Tritte in den Allerwertesten und bietet gleichzeitig hervorragende HIV Prophylaxe.

http://de.wikipedia.org/wiki/Prophylaxe

Nächste Auskunft: Teuro 10.00
Titel: Mangelware Erziehung
Beitrag von: Low am 10. September 2009, 15:13:37
Mangelware Erziehung

Ich suchte vergeblich nach schönen, wahren, herzerfrischenden Geschichten, nachdem die Politik, Unglücksfälle
und Verbrechen, nicht viel Erfreuliches bieten.

Wir versuchen immer wieder, Menschen zu helfen, besonders wenn es die Familie betrifft. Manche Fälle sind
leider hoffnungslos.
Ich erzählte bereits von dem armen Onkel, der von Dick ein Grundstück von vierzig Rai ergatterte.
Er bebaute bis Ende August zusammen mit der Familie etwas Land auf Dicks Farm. Dann erhielt er ein verlockendes
Angebot, als Fahrer für eine Zement Firma zu arbeiten.
Das Bargeld verführte ihn wieder einmal, obwohl er bisher bei seinen profitablen Anstellungen jedesmal nach Strich
und Faden betrogen wurde und am Ende rein gar nichts übrig blieb. (1) Nach der letzten gewinnbringenden Anstellung
war er gezwungen, sein Auto zu verkaufen, um die entstandenen Schulden zu begleichen!
Trotzdem verliess er zu Gunsten der Zementfabrik den Hof.
Seine kranke Frau kehrte in ihr Dorf zurück. Einzig zwei unerzogene und bösartige Söhne blieben auf der Farm.
Die Mutter konnte die Sprösslinge nicht mitnehmen, da die Bengel wegen ihrer Missetaten dort in der Schule nicht
mehr geduldet werden.
Noch als der Onkel selten ein wachsames Auge führte, quälten die Schelme unseren jüngeren Pflegesohn, dass dieser
fortan den Grossvater und die Tiere auf der Farm nicht mehr besuchen wollte.
Ohne jegliche Aufsicht überbordeten die zwei Taugenichtse. Sie waren zu faul, um irgend eine sinnvolle Tätigkeit zu
verrichten. Während andere auf dem Feld arbeiteten, Reis pflanzten oder Unkraut jäteten, frassen die zwei
Unersättlichen deren Proviant auf.
Aus Langeweile begannen sie, Tiere zu quälen. Ihr Register nach nur einer Woche lässt kaum zu Wünschen übrig.
Sie brachen fünf Enten die Füsse.
Sie schossen zwei Ochsen mehrere Plastikkugeln in die Nacken, dass eitrige, madige Geschwüre entstanden.
Grossvater entdeckte die Geschosse in den Wunden und stellte die Missetäter zur Rede. Die hatten tausend faule Ausreden.
Danach wurden Hühner ihre Opfer. Sie verletzten einige so schwer, dass sie getötet werden mussten. Andere brachten
sie um und frassen sie sogleich auf. Die ganze Hühnerschar ist sichtlich verstört.

Es wird Dick nichts anderes übrig bleiben, als den Onkel und seine Sippe nach der Ernte aus dem landwirtschaftlichen
Familienbetrieb zu verbannen. Seine vierzig Rai sind sowieso etwa fünfzig Kilometer weit entfernt.

Vielleicht muss ich jemanden anstellen, der die beiden Halbwüchsigen für hundert Baht nach altüberlieferten
Gepflogenheiten verdrischt. Für qualifizierten Nachwuchs in der hinterindischen Ganovenszene hat Onkel jedenfalls
bestens vorgesorgt.
Eine faule und blasierte, bloss fordernde Tochter, welche die Schule beendete, dürfte demnächst die Gosse bereichern
und bald irgendwo in der einschlägigen Szene zu finden sein.(2) Ich verzichte bewusst auf die Schilderung weiterer
Einzelheiten, jetzt, wo es für viele letztendlich interessant würde.

Fakt nicht Fiction.


(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Nach_Strich_und_Faden
(2)
http://synonyme.woxikon.de/synonyme/blasiert.php

http://www.kirche-heute.ch/index.php?AusgabenNummer=35&Jahrgang=36&Id=8474

http://www.bundespraesident.de/dokumente/-,2.630996/Artikel/dokument.htm


Titel: Flatrate und Farbpalette
Beitrag von: Low am 12. September 2009, 15:25:16
Flatrate und Farbpalette                                                                                                   September 2009

In unserer Gegend grassieren gesetzeswidrige Geld- und Glücksspiele. Jeder ist nach schnellem Gewinn aus.
Letzte Woche erwischten die Ordnungshüter zwei Mal eine Nachbarin.
Einmal bezahlte sie den Gendarmen achthundert Baht. Nachher wurde sie um bloss dreihundert Baht erleichtert.
Die Beamten offerierten ihr grosszügig gegen eine monatliche Gebühr eine Jahres-Flatrate! (1)                    
Solche oder ähnliche Abkommen existieren ebenfalls mit Kredithaien. Die liefern gemäss meinen Informationen
zehntausend Baht pro Monat für ihren „Gewerbeschein“ ab.

Das Frauenzimmer, welches der Polizei zweimal ins Netz ging, hat zumindest einen Farang Gatten. Ob sie mit dem
verheiratet ist, weiss ich nicht. Doch existiert da ein Leibesfrüchtchen von zweiundzwanzig Jahren. Dieser Kerl wurde
mit achtundzwanzig Yaba Tabletten erwischt. (2) Er ist immer noch auf freiem Fuss, nicht auf Freiersfüßen und auch
das ist nicht auszuschliessen.
Er verunglückte vor einiger Zeit auf einem Trip (eindeutig Doppeldeutig) zusammen mit seiner Frau mit dem Motorrad.
Seitdem ist sie stark gehbehindert. Das hindert sie nicht am Drogenkonsum. Väterchen rückt täglich tausend Baht für
die „Ernährung“ der sauberen Pärchens heraus, denn der verwöhnte Nachwuchs lernte den eigenhändigen Broterwerb
nie kennen.

Diese jung Verheirateten besitzen einen Toyota Corolla. Das Fahrzeug wurde auf Gasbetrieb umgebaut. Seit drei Jahren
sind die Steuern überfällig. Versicherung gibt es meines Wissens kaum. Der abgeänderte Wagen wurde nie vorgeführt.
Im Forum werden dauernd die Gelben und die Roten erwähnt. Warum eigentlich? Die Braunen drücken bei diesen
Schwarzfahrern offenbar beide blauen Augen zu!

Während unserer Reisen fielen mir jeweilen am Jahresende auf den Schnellstrassen um Lampang oder Chiang Mai hunderte
geparkter Fahrzeuge am Strassenrand auf. Entweder hatten sie keine gültigen Kleber an der Windschutzscheibe,
die Fahrzeugpapiere waren nicht in Ordnung, fehlten oder die Fahrzeuge waren ganz einfach geklaut. Die warteten
stundenlang darauf, dass die Kontrollposten der Polizei demnächst aufgehoben würden.

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Flatrate
(2)
http://www.gifte.de/Drogen/yaba.htm

Fakt

Titel: Speisekarte Teil 1
Beitrag von: khon_jaidee am 12. September 2009, 16:08:11
@ Low, mach bitte weiter mit deiner Speisenkarte.

Zusätzlich Thai-Schrift, wie von illuminati vorgeschlagen, macht ihn noch wertvoller.

Dann wollen wir mal...



KHON JAIDEE & LOW
Der kleine Thaispeisen Katalog


Deutsch  Englisch  Thai
Ausgabe 2 / September 2009

Die Verzeichnisse sind bestimmt unvollständig. Die Thai Schreibweise ist unterschiedlich wie Muh und moo für Schwein. Ausgefallene Speisen wie Hunde, Katzen, Ratten, Schlangen, Elefanten, Affen und Raupen wurden (noch) nicht berücksichtigt.
Dagegen findet der fortgeschrittene Liebhaber Hühnerkrallen und Entenflossen.
Die Rezepte werden je nach Restaurant verschieden interpretiert und zubereitet.
Bei rohem Fleisch und ungekochtem Blut empfehlen wir Vorsicht und Zurückhaltung.

Vorschläge und Ergänzungen sind immer willkommen.


Knabbereien                          Snacks         Kong tarn lane       ของทานเล่น

Gebratene Cashewnüsse    Fried cashew nuts    med mamuang tod   เม็ดมะม่วง ทอด

Gebratene Frühlingsrollen    Fried spring rolls         popia  tod      ปอเปี๊ยะ ทอด

Gebratene Erdnüsse       Fried peanuts         tua lisong tod      ถั่วลิสง ทอด

Gebratene Bananenscheiben  Fried bananas             gluai tod      กล้วยทอด


Scharfe Thaisalate                   Spicy Thai salads        Yam         ยำ

Grüner Papayasalat                     Green papaya salad      som tam      ส้มตำ

Rindfleischsalat                 Beef salad                    Yam nüah      ยำเนื้อ

Tintenfischsalat                     Squid  salad             Yam plahmug      ยำปลาหมึก

Garnelensalat                               Shrimp salad          Yam goong      ยำกุ้ง

Salat mit gehacktem       minced pork salad   Labb (Isaan)muh   ลาบ(อีสาน)หมู
Schweinefleisch, Isaan          
Auch mit    Huhn   Chicken       Gai         ไก่
            Ente      Duck       Ped         เป็ด
 Oder   Fisch      Fish         Plah         ปลา
oder weiteren im Isaan anzutreffenden Lebewesen.
Or others with Isaarn seasoning ingredients

Süss scharfer Salat mit Fisch und Garnelen   Sweet spicy salad with fish and shrimp   Yam Bai Bua Bog  ยำใบบัวบก
                                 
Glasnudelsalat mit Garnelen, Tintenfisch, Fisch, Knoblauch, Chili etc.
Spicy glass noodle salad, shrimp, squid, fish, garlic       yam wun sen      ยำวุ้นเส้น



Eierspeisen                               Egg dishes             Kai         ไข่

Weich gekochtes Ei                     Soft boiled egg      kai luak         ไข่ลวก
Hart gekochtes Ei                             Hardboiled egg      kai tom         ไข่ต้ม
Spiegelei                                           Fried egg               kai dau         ไข่ดาว
Rührei                                           Scrambled egg       kai kon         ไข่คน
Omelett mit Hackfleisch                 Omelette with minced porc          kai dschiau muh saap    ไข่เจียวหมูสับ
Omelett mit Chili sauce                    Omelette serve with Chili sauce     Khai-Chiao kub sauce plick ไข่เจียวกับซอสพริก


Reis                                           Rice                                    Khao         ข้าว

Gekochter Reis                     Rice steamed                       kao suey      ข้าวสวย
Klebreis                                  Sticky Rice                           kao niaoh      ข้าวเหนียว
Gebratener Reis                   Fried Rice                      kao pad      ข้าวผัด
Ungekochter, zerstossener, gerösteter Reis                    Khao-Khua-Pon   ข้าวคั่วบ่น   

Bratreis mit ..                           Fried rice with ..                Kao pad ...      ข้าวผัด
  
Huhn                                  chicken         kao pad gai      ข้าวผัดไก่

Schwein                             pork                     kao pad moo      ข้าวผัดหมู

Garnelen                           Shrimps                  kao pad goong      ข้าวผัดกุ้ง
        
Ei                                        egg                     Kao pad kai      ข้าวผัดไข่

Gemüse und Fleisch              Vegetables and meat     Kao pad ruam mid   ข้าวผัดรวมมิตร
  
Omelett                                 omelette                 kao pad kai djiau   ข้าวผัดไข่เจียว

Ananas, Fleisch und Gemüse      Pineapple                     kao pad sapparot   ข้าวผัดสับปะรด


Suppen                                   Soups         ซุป

Fadennudelsuppe mit Schweinehackfleisch       ก๋วยเตี๋ยวหมูสับ
Noodle soup with pork                              guaitiau muh sap
  
Fadennudelsuppe mit Rinderhackfleisch         ก๋วยเตี๋ยวเนื้อ    
Noodle soup with beef                              guatiau nüah sap

Fadennudelsuppe mit Fleischbällchen         ก๋วยเตี๋ยวลูกชิ้น
Noodle soup with meatballs                     guaitiau luhg schin

Glasnudelsuppe mit Fleisch und Gemüse      ก๋วยเตี๋ยววุ้นเส้น
Glass noodle soupwith meatand vegetables         kaeng dschued wun sen

Bandnudeln mit Fleisch und Gemüse         ลาดหน้าหมู
Noodles with meat and vegetables                   rahd nah muh

Bandnudelsuppe mit Tintenfisch         ลาดหน้าปลาหมึก   
Noodle soup with squid                                rahd nah plahmug

Eiernudelsuppe mit rotem Schweinefleisch      บะหมี่หมูแดง
Egg noodle soup with red pork                      bami muh daeng

Reissuppe mit Fleisch und Gemüse         ข้าวต้มหมู  
Rice soup with meat and vegetables            kao tom muh

Reissuppe mit Tintenfisch oder Garnelen      ข้าวต้มปลาหมึก, กุ้ง
Rice soup with octopus or shrimps                   kao tom plahmug,   goong
  
Scharfe Garnelensuppe mit Pilzen         ต้มยำกุ้ง     
Spicy shrimps soup with mushrooms            tom jam goong

Hühnersuppe mit Kokosmilch            ต้มข่าไก่
Chicken soup with coconut                                Tom Kha Gai

Kokosnussuppe mit Schweinefleisch         ต้มข่าหมู
Coconut Soup with pork                                    Tom Kha Muu

Pilzsuppe von Soya Pilzen            ต้มยำเห็ด ถั่ว  
Soy-Mushroom soup                                         Tom Yam hed tua


Nudelarten:
เส้นหมี่    = sen mi = duenne Fadennudeln
เส้นเล็ก   = sen lek = dicke Fadennudeln
เส้นใหญ่ = sen jai =  breite Bandnudein


(Pikante) Thai-Gerichte                             (Spicy) Thai dishes

Seemuscheln in Austernsosse      หอยลายผัดพริกเผา   
Clams with oyster sauce                             hoi lai pad prig pao

Gebratene Nudeln mit Ei, Gemüse, Erdnüssen   ผัดไทย
Fried noodles with egg,vegetables, peanuts            pad tai

Gebratene Bandnudeln mit Fleisch und Gemüse      ผัดซีอิ้ว
Fried noodles with meatand vegetables                   pad zi hju

Grobes Hackfleisch auf Reis, scharf   หมูผัดพริกราดข้าว
Minced pork on a bed of rice, spicy          muh pad prig rahd kao

Schweinefleisch mit Limonen      หมูมะนาว
Pork with Lime                                              muh manao

Snack mit Bananenblüte, Papaya, Chili und Kräutern   กระบองปลี มะละกอ
Deep fried banana blossom, papaya, chili, herb cake        Krabongplee Malakor


Huhn                                               Chicken                         Gai      ไก่

Grünes Curry mit Huhn in Kokosnussmilch         แกงเขียวหวานไก่
Green curry with chicken in coconut milk             gaeng kiau wan

Huhn mit Pilzen in Kokosnussmilch            ต้มข่าไก่
Chicken and mushroom in coconut milk               tom ka gai

Hähnchenteile, Cashew-Nüsse, grüner Pfeffer         ไก่ผัดเม็ดมะม่วง
Fried chicken, cashew nuts, green pepper           gai pad mad mamuang

Gegrilltes Huhn                     ไก่ย่าง
Chicken barbecue                                               Gai Yang

Reis mit Huhn, Beryani Style mit Kurkuma         ข้าวหมกไก่   
Chicken rice, beryani style                                  Khao-Mok-Gai

Huhn mit Massaman Curry               มัสมั่นไก่
Chicken with Massaman Curry                       Massaman Gai

Hühnerkrallensalat                  ยำตีนไก่ (ยำเล็บมือนาง)
Chicken feet salad                                              Yam din Gai (Yam lep mue nang)

Gebratenes Huhn mit knusprigem Knoblauch und Chili      ไก่ทอดพริก
Deep fried chicken with crispy chili and garlic             Gai tod prik
..
Titel: Speisekarte Teil 2
Beitrag von: khon_jaidee am 12. September 2009, 16:38:10
Ente                  Duck                                     Ped         เป็ด

Curry (verschiedene) mit Ente               แกง.....เป็ด
Different Curries with Duck                                  Kaeng .... Ped

Gegrillter Entenkopf                  หัวเป็ดย่าง
Barbecued duck head                                          hua ped yang

Salat von Entenflossen                  ยำตีนเป็ด
Ducks feet salad                                                 Yam din ped

Gebratene Ente mit Honig und Essigsauce         เป็ดย่างน้ำผึ้ง
Fried Duck with honey, vinegar                           Ped Yang Naam Phueng


Rind                                                 Beef                                        Nüah         เนื้อ


Geschnetzeltes Rind mit Knoblauch und Pfeffer           เนื้อกระเทียมพริกไทย   
Sliced beef with garlic and pepper                  nüah gratiam prig tai
   
Geschnetzeltes Rind mit Austernsosse            เนื้อน้ำมันหอย   
Sliced beefwith oystersauce                            nüah nahm man hoi

Geschnetzeltes Rind süss-sauer mit Gemüse         ผัดเปรี้ยวหวานเนื้อ
Sliced beef sweet/sour with vegetables             pad piau wahn nüea

Gebratenes Rindsgehacktes an süssem Basilikum und Chili   กระเพราเนื้อ
Minced beef fried with basil                                  Kra prau nüah

Blutiges Rindfleisch roh, in Blutsuppe            ลาบก้อย
Raw beef in blood soup                                        Laab goi


Schwein                                            Pork                                       Moo         หมู


Schwein mit Pilzen                  หมูผัดเห็ดฟาง
Sliced pork with mushrooms                                muh pad hed fahng

Geschnetzeltes Schwein süss-sauer mit Gemüse         ผัดเปรี้ยวหวานหมู
Sliced pork sweet/sour with vegetables              pad piau wahn muh

Schweinefleisch mit Limonen und Chili            หมูมะนาว
Pork with Lime and chili                                       muh manao

Schweinbauch Curry burmesischer Art            แกงฮังเล
Pork belly curry burmese style                              Kaeng Hanglay

Rotes Schweinefleisch                    Muh daeng         หมูแดง
Chinesisch: Char siuw, phantastisch auch als Dumplings

Scharf gewürzte Hackfleisch Buletten            ลาบหมูทอด
Spicy minced  fried pork                                       Laab muh tod

gebratenes Scheinefleisch, grünen Bohnen, rote Currysosse ( paneng )   หมูผัดพริกใส่ถั่วฝักยาว
Sliced pork, green beans and red curry                  Muuh pad plick sai tua

Schweinefleisch, Thaiminze, Koreander, Zwiebel, Chili, Kraut,   น้ำตกหมู
Pork with herbs, coriander, onion, chili                nam tok muuh

Schweinefleisch mit Basilikum               ผัดกระเพราหมู
Pork with Basil leaves                  pat ga-prao moo

Schweinsgeschetzeltes mit Knoblauch und Chili gebraten   หมูทอดกระเทียมพริกไทย
Sliced Pork with garlic and Chili                          Muu tood kratiam prik thai


Aus Fluss, See und Meer                      Seafood    ahan taleh   อาหารทะเล

Gebratene Garnelen mit Spargel            กุ้งผัดหน่อไม้ฝรั่ง
Fried shrimps with asparagus                         gung pad noi mai farang

Gegrillter Meeresfisch                  ปลาทะเลเผา
Grilled ocean fish                                       plah taleh pau

In Gemüse gedünsteter Flussfisch                  ปลาแป๊ะซะ
Riverfish, steamed in fresh vegetables                plah pae sa

Gebratene Garnelen                           กุ้งทอดกระเทียมพริกไทย
Fried shrimps                                                 goong tod gratiam prig tai

Garnelen mit Glasnudeln, Koriander, Knoblauch         กุ้งอบวุ้นเส้น
Schrimps with glassnoodlles, coriander              Goong Op Wunsen

chinesische Reisnudeln mit Fisch-Curry-Sauce         ขนมจีนน้ำยา
Chinese Noodles with fish curry sauce                 Kanom Chiin Nam Ya

Schlangenkopffisch in saurem Curry            แกงส้มปลาช่อน
Serpent head fish in sour curry                             kaeng som Plah chon

Knuspriger Wels mit Basilikum               ผัดกระเผาปลาดุกทอด
Catfish crispy fried with basil                              Pad ga pau pla dook tod

Tab tim Fisch, gedämpft mit Gemüse und Chili         ปลาทับทิมนึ่ง
Red ruby fish steamed, vegetables, chili               Pla tab tim nueng

Frittierter Fisch mit Chilisauce               ปลาราดพริก      
Deep fried fish with chili sauce                              Plah raht prik


Gemüse                                                Vegetables                        Pak      ผัก

Gemischtes Gemüse, angebraten                  ผัดผักรวม
Fried mixed vegetables                                pad pag ruam

Wasserspinat mit Chili, Knoblauch und schwarzen Bohnen      ผัดผักบุ้งไฟแดง
Fried morning glory with chili and garlic               Phak-Bung-Fai-Daeng                     

Chinesischer Broccoli gebraten an Austernsauce            ผัดคะน้าน้ำมันหอย
Chinese broccoli fried with oystersauce                  Kanaa Pad nam mau hoi

Gebratenes Gemüse süss/sauer                  ผัดเปรี้ยวหวาน   
Fried vegetables sweet/sauer                                Pad priau Wan

Gebratene Broccoli, Maiskölbchen, Pilze, Knoblauch, Frühlingszwiebeln   ผัดผักรวมมิตร
Broccoli, baby corn, mushrooms, garlic, fried                 Pad Paak Ruamit

Gebratene Pilze                        ผัดเห็ดฝาง
Fried mushrooms                                                               Hed fang

Wasserspinat                        ผักบุ้ง
Morning glory                                                 Pat bung



Curry                                                       Curry                       Kaeng         แกง


Grünes Curry                                         Green Curry             Kaeng Khiao Wan   แกงเขียวหวาน

Rotes Curry                                            Red Curry                Kaeng Phet      แกงเผ็ด
 
Erdnuss-Curry                                       Peanut Curry            Phanaeng      แพนง    

Jack Frucht Curry                                  young Jackfruit Curry   Kaeng khanun      แกงขนุน

Moslem-Suppe – Curry Masaman     Curry Masaman         Masaman      มัสมั่น   

In den Curries werden verschiedenste Fleischsorten verarbeitet.


Fladenbrot                           Flatbread, Pita                          Roti          โรตี

Fladenbrot (Ursprung Indien)      Chapati                           Roti      โรตี

Roti mit Curry-Sauce            roti with curry sauce                     Roti-Kaeng   โรตี แกง

Roti mit Schweinefleisch gehackt                                       Mataba      โรตี มะตะบะ

Roti mit Bananenscheiben            roti with sliced banana                Roti-Kluay   โรตี กล้วย   


Nachspeisen                                Desserts         Kanom wahrn    ขนมหวาน

Eiscreme                                     lce cream                      Ice cream   ไอศครีม

Früchtesalat                                 Fruit salad                 salad ponlamai       สลัดผลไม้

Klebreis mit Süssmango      sticky rice with mango       Kao niau mamuang ข้าวเหนียวมะม่วง

Fritierte Banane                         Fried banana                 gluai  tod   กล้วยทอด

Bananen in Kokosnussmilch    Banana in coconut milk  Gluay Buad Chee      กล้วยบวชชี

Süssspeise aus Tapioka und Reismehl         Kanom namdok my   ขนมน้ำดอกไม้



Zutaten                                      Ingredients         kruengprung   เครื่องปรุง   
   

Butter                                        Butter                         noei      เนย

Chilipulver                                 Chili powder               prig pon   พริกป่น

Zucker                                       Sugar                            nam tahn   น้ำตาล

Essig mit Chili                       Vinegar with chili            nahm som prig dong   น้ำส้มพริกดอง

Öl                                           oil                                nahm man   น้ำมัน

Fischwürze (Salzersatz)        Fish sauce                      nahm plah   น้ำปลา

Rote Chilisosse                    Red chili sauce            sauce prig   ซอสพริก   

getrocknete Chili, Hackfleisch, Tomatensauce               Nam Phrik Ong   น้ำพริกอ่อง

Grüne Chilisosse                     Green chili sauce             nahm prignum   น้ำพริกหนุ่ม

Gemahlener Pfeffer              Grounded black pepper         prig tai      พริกไทย   

Salz                                        Salt                                       gluea      เกลือ

Eis                                           Ice                                   nahm kaeng   น้ำแข็ง
Titel: Speisekarte - Abschluß
Beitrag von: khon_jaidee am 12. September 2009, 16:51:50
Da ist sie nun - die zweite, überarbeitete und ergänzte Speisekarte.

Da ich mit der Formatierung hier nicht wirklich zufrieden bin, stelle ich hier die komplette Speisekarte als Word-Datei als Anhang rein.
Wer will, kann sie sich herunterladen und ggf. ergänzen / korrigieren.

Guten Appetit wünschen
Low und khon_jaidee.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 12. September 2009, 22:17:33
Da steckt eine Menge Arbeit drin. Danke für Eure Mühe.

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 13. September 2009, 11:41:25
Khon_jaidee,  DANKE !
Low
Titel: Geschichte
Beitrag von: Low am 13. September 2009, 12:19:42
Liebe Leserinnen, geschätzte Leser

Am 12. 09.09  um 22:10:46
gab ich in der Prügelecke in vielleicht zu harter, wenig verständlicher Sprache bekannt,
dass ich keine weiteren Geschichten mehr veröffentlichen werde.
 
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1868.msg74269#msg74269

Gründe:

Die Thaischrift der Speisekarte wurde von einem berufstätigen Member in karger Freizeit erstellt. Eine Riesenarbeit.
Es gab in kurzer Zeit Dutzende von Klicks, wie oft. Aber es muss verdammt hart sein, z.b. Danke Jaidee zu tippen.
Das brachte mich auf die Palme, nein, eigentlich nicht.
 
Während vielen Monaten war ich ans Haus gebunden. Anstatt mich während 24 Stunden mit Alkoholika voll laufen zu lassen,
arbeitete ich am PC. Es geht mir besser. Ich könnte wieder ausgehen, reisen.
Die 40 000 Klicks waren eine Marke und ein Augenöffner. Die Frage stellte sich seit längerem, weitermachen oder den PC ruhen lassen.

Es ist ja nicht auszuschliessen, dass mich „La forza del destino“, die Macht des Schicksals wieder an den PC zurücksetzt.

Mit bestem Dank und

mit freundlichen Grüssen

Low
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Samuitilak am 13. September 2009, 13:07:17

Da hoffe ich doch eher, daß Du auch ohne Schicksalsschlag an den PC findest.
Die gezwungene Variante wünsche ich Dir nicht nochmal.

Vielleich t findest Du einen "gesunden" Mittelweg. Wäre schön.

Gute Gesundheit wünscht Dir

Walter
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Blackmicha am 13. September 2009, 13:21:27
geschaetzter @ LOW

DANKE !

aber ... du hast schon recht ! nur ... ich verzichte gerne auf danksagungen , wenn die Clickzahlen stimmen !  und 40.000 ..davon bin ich weit entfernt !

aber wenn sie immer noch in dem 4 Stelligen Bereich sind , bin ich zufrieden , auch ohne Dank !

in einen  Nord thailand Forum hatte ich nach einer Woche ganze 67 Clicks , selbiger beitrag hier schon  ueber 600 ! das sagt eigentlich alles !

 Lass dich nicht unterkriegen und mach weiter !

BM  ein Fan deiner Speisekarte ... auch Ohne extra danke ! :)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: crazyandy am 13. September 2009, 13:28:47
 ??? ??? :-) auch von mir ein danke schön an Dich, ich habe mir Deine Speisekarte ausgedruckt.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: tom_bkk am 13. September 2009, 13:29:49
Vor mir auch einen Herzlichen Dank und hoffe du bleibst uns erhalten!

Schliesse mich Blackmicha voll an  :)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: sitanja am 13. September 2009, 13:49:32
Von mir ein thank you,und gratuliere zu 40000 klickis.


http://www.youtube.com/watch?v=NL1Nu3qZLdg
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 13. September 2009, 18:50:02
Lieber Rolf,

da derzeit noch über 1000 Klicks zu den 40000 fehlen, kannst Du ja gar nicht aufhören, oder - anders gesgt - uns im Stich lassen.
Hast Du bedacht, dass Du nur deshlb in so kurzer Zeit die Höchste Klickzahl erreichen konntest, weil unglaublich viele Mitleser geradezu nach Fortsetzungen Deiner Geschichten gelechzt haben? Auch ich gehöre zu dieser dankbaren Leserschaft.

Die Brillianz Deiner Erzählungen haben viele Leute stumm bleiben lassen. Was soll man zu etwas Perfektem auch immer hinzufügen?
Es fällt viele Leuten viel leichter, zu weniger perfekten Posts ihren Senf dazu zu geben. Ob das deswegen auch gleich ein Kompliment ist - na, ich weiß nicht...

Kaum einer Deiner Leser mag gewusst haben, dass Dich eine langdauernde schwerde Krankheit so fleißig am Computer hat sein lassen. Wie sollten sie's auch wissen, eine gewisse Anonymität ist doch durchaus erwünscht.
Kaum einer Deiner Leser konnte ermessen, wie viel Mühe und Arbeit Du zum Beispiel in die Erstellung Deiner inzwischen wer weiß wie oft ausgedruckten Speisekarte gesteckt hast. Auch mit dieser Großleistung hast Du viele von uns eher vor Staunen stumm bleiben lassen, mit einem Mangel an Respekt oder Dankbarkeit hat das aber gar nichts zu tun!

Geh bitte nochmal in Dich und denke darüber nach, wie viel Du uns vorenthältst, wenn Du Dich in ein gekränktes Schweigen zurückziehst.
Wir wünschen uns alle von Dir, dass Du an den Computer zurückkehrst und hoffen dabei, dass Du gesund genug bleibst, um jederzeit auch etwas ganz anderes zu unternehmen.
An Deine Dick ergeht gleichzeitig die Bitte, Dich unter allen Umständen bei Laune zu halten. Sie hat da eine große Verantwortung ;).

Sollte es mir und anderen Deiner Leser nicht gelingen, Dich umzustimmen, so möchte ich mich hier und jetzt herzlichst für alle Deine Geschichten bedanken. Sie waren einer der wichtigsten Gründe dafür, dass ich heute in diesem Forum bin.

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 14. September 2009, 05:07:08
Hallo Low,

dem schließe ich mich an.

Natürlich wäre es schön, wenn endlich mehr der registrierte  Forenteilnehmer die
Tastatur der virtuellen Zuschauertribüne vorziehen und aktiv ihre Meinung posten
würden, aber es ist nun einmal so -  und kann nur besser werden. Auch dass gute
Beiträge offensichtlich so geschätzt sind, ist doch prima und ein indirektes Kompli-
ment für alle Autoren, die sich mit Qualität und fern jeder billigen Opportunität der
Kritik, aber leider auch einer vermeintlichen Gleichgültigkeit stellen.

mfg kmr
Titel: Carpe Diem
Beitrag von: Low am 14. September 2009, 11:57:22
Danke für die Meldungen.
Ich bin weder beleidigt noch frustriert.
Als ich Ende August wenige Tage in Bangkok war, hiess es sogleich:

„Low, wo bleibst Du???
wir sind schon schwer im "Geschichtenentzug".“

Gegenwärtig habe ich weder Lust noch Zeit, täglich sechs und mehr Stunden am PC zu sitzen. Denn so ein Geschichtchen,
und wenn es nur aus dem Dorf stammte, war ein Zeitfresser. Da vergingen schnell zwölf Stunden und mehr, von der
Recherche bis zum Resultat.
Die Ablenkung war sehr gut. Ich hatte kaum Zeit für Selbstmitleid und Selbstbedauern, vor allem wenn Dick im Salon beschäftigt war.

Wir werden vielleicht etwas reisen. Eine zweite Chance bietet mir das Schicksal kaum. Wer weiss, wie lange die Glückssträhne
andauert? Die Welt ist voller Gauner, Viren und Bakterien.
Schon Horaz sagte: Carpe diem, nutze den Tag. Das Internet erwähnte er nicht.

Dick wird durch unsere Abwesenheit einige Kundinnen verlieren. Das ist weit schlimmer als einige Klicks im Forum. Ich werde mich
bei Gelegenheit melden, denn Notizen in Tagebüchern wird es in irgend einer Form immer geben.

Horatius Flaccus:

Tu ne quaesieris (scire nefas) quem mihi, quem tibi
finem di dederint, Leuconoe, nec Babylonios
temptaris numeros. Ut melius quicquid erit pati!
Seu pluris hiemes seu tribuit Iuppiter ultimam,

quae nunc oppositis debilitat pumicibus mare
Tyrrhenum, sapias, vina liques et spatio brevi
spem longam reseces. Dum loquimur, fugerit invida
aetas: carpe diem, quam minimum credula postero.

Etwas verständlicher äusserte sich zum selben Thema
Christian Morgenstern:

Laß das Fragen doch sein! sorg dich doch nicht über den Tag hinaus!
Martha! Geh nicht mehr hin, bitte, zu der dummen Zigeunerin!
Nimm dein Los, wie es fällt! Lieber Gott, ob dies Jahr das letzte ist,
das beisammen uns sieht, oder ob wir alt wie Methusalem
werden: sieh’s doch nur ein: das, lieber Schatz, steht nicht in unsrer Macht.
Amüsier dich, und laß Wein und Konfekt schmecken dir wie bisher!
Seufzen macht mich nervös. Nun aber Schluß! All das ist Zeitverlust!
Küssen Sie mich, mon amie! Heute ist heut! Après nous le déluge!

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 14. September 2009, 18:40:21
Alles hat seine Zeit und die Auszeiten zählen oft zu den wertvollsten.

Gruß und gute Wünsche, kmr.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Rangsit am 16. September 2009, 18:26:07
@ Low und @khon_jaidee

die Karte ist EINFACH SUPER

DANKE

rangsit

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 16. September 2009, 21:17:07
Lieber Rangsit

Für Deine fast unerreichte Einsicht danke ich Dir.
Ich darf Dir versichern, dass Jaidees Arbeit wesentlich mehr an Zeit erforderte, als das unwürdig ungehobelte pubertäre Gekritzel,
das wir in letzter Zeit in einigen Threads in gelb-blauer Farbmischung aus dem Vortaunus zur Kenntnis nehmen müssen.

Ein mutlos schwanzeinziehender Low. Beruf: Kulturbanause i. R..
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 18. September 2009, 14:33:08
Rückblick, ich schrieb in:
Antworten #573 am: 14. September 2009

Gegenwärtig habe ich weder Lust noch Zeit, täglich sechs und mehr Stunden am PC zu sitzen.
Wir werden vielleicht etwas reisen. Eine zweite Chance bietet mir das Schicksal kaum. Wer weiss,
wie lange die Glückssträhne andauert?


Ich wusste nicht, dass die Glückssträhne bloss mit der Geschwindigkeit eines thailändischen Express-Schnellzuges
zugestellt wurde und gar noch nicht eingetroffen war. Das bedeutete, ich musste mich eine weitere Woche mit
Chiang Mai und Umgebung begnügen. Dick hatte reichlich Kundschaft. Ich war öfters allein und mein PC wurde
weder bedauernswertes Opfer einer Axt, noch eines Vorschlaghammers.
Deshalb fand mein unbändiger Zorn weitere Märtyrer für eine wahre Geschichte, gleichzeitig eine milde Warnung
für zukünftige Flughafenbenutzer.

Der Aufsatz folgt nach erfolgreicher Vertreibung von Vandalen, nicht Sandalen, im Garten.

http://de.wikipedia.org/wiki/Vandalen
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Ranger am 18. September 2009, 14:47:22
 :(
 ;)
 :)
 :-)
 :(
 :'( :-) :-) :-)  O W.

alles Gute !!


Titel: King Power
Beitrag von: Low am 18. September 2009, 19:50:17

Vorsicht King Power                               18. September 2009

King Power Duty Free Shops kamen ins Gerede, weil ausländische Passagiere im Flughafen von Bangkok
wegen angeblichen Diebstählen immer wieder um Hunderttausende von Baht erpresst wurden. (1)
Die Wucherpreise des „zollfrei“ Monopolisten sind ein anderes trübes Kapitel.

Am 12. September, Samstagnachmittag, sandte ich folgendes Mail an einen Freund, der sich einst um meine
Ernährung sorgte:
Zum Abendessen gibt es frische Bohnen (500 g zu 10 Baht) mit feingehackten Zwiebeln und einem Hauch
Speckwürfelchen, Salzkartoffeln und Moo Daeng, rote gegrillte Schweinelende (nicht Schwein-Elend).
Allerdings drohen Gewitterwolken. Dann könnte der Gartengrill zum Braten nicht angeworfen werden.
Aber im Notfall haben wir einen Backofen oder Bratpfannen. Eine Flasche Amaronegro aus Italien hilft beim Spülen.
Cocktail wie üblich vom privaten Bargirl: Kokosnuss frisch mit Eis und Rum. Sie kriegt das Eis und ich den Rum.
Ich bin vorsichtig mit kalten Getränken.

(Gegen eiskalte Getränke hilft eine warme Frau auf den Knien.)

Einige Stunden später folgte ein zweites Mail:
Wir leben in Thailand. Poo briet Fleisch am Strässchen auf einem Tartarenhut.
Ich sass mit Dong am Steintisch und trank Wein mit Poo und Dick.
Die schaufelten mir die Schüssel unablässig voller Gemüse und Fleisch.
Poos Tochter Catoon frittierte Dim Sum für mich.
Vielleicht gibt es unsere Bohnen am Sonntag.


Dong trank wie üblich Scotch. Das Longdrink-Glas pfropfenvoll mit Eis. Er bot uns einen Weisswein an. Dieser Wein
war das Geschenk einer Nachbarin. Sie lebt mit ihrem Mann zeitweise in Singapore.
Ich kenne die überaus attraktive Frau seit fast zehn Jahren. Früher arbeitete sie als „Sing a Song Girl“ in einem
Karaoke Lokal der Extra-Klasse, ohne dass sie singen konnte. (2) Trotzdem, vielleicht gerade deswegen, führte sie
diesen Ausländer heim in ihr Haus.

Beim Eingiessen lass ich die Erläuterungen, wie Jahrgang und Produzent auf den Etiketten und entdeckte darunter
einen kleinen Kleber: „King Power, 550 Baht“. Der Wein war mässig, für uns eine Spur zu süss. Als Spülmittel für
meine Harnwege war er tauglich. Kopfschmerzen verursachte er nicht.

Am 15. September fuhren wir zum Einkaufen zu Makro in Hangdong.
Ich staunte nicht schlecht und rief Dick, als ich sah, dass das gleiche verzollte Produkt bloss 299 Baht kostete.

(1)
http://www.thailandtip.de/tip-zeitung/nachrichten/select_category/1/news/neuer-fall-von-touristenerpressung//back/85/?tx_ttnews%5BpS%5D=1243785600&tx_ttnews%5BpL%5D=2591999&tx_ttnews%5Barc%5D=1&cHash=968191980a
(2)
http://www.die-extraklasse.de/

 

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Ozone am 18. September 2009, 20:18:43
Am 15. September fuhren wir zum Einkaufen zu Makro in Hangdong.
Ich staunte nicht schlecht und rief Dick, als ich sah, dass das gleiche verzollte Produkt bloss 299 Baht kostete.

Come On Low, King Power ist nun wirklich nicht teuer, sondern schweine-elend teuer   :-*

Es gab noch nie einen vernünftigen Grund, diesen Off Duty-Free Shop zu betreten. Selbst wenn einem die Kohle egal wäre, ist es mittlerweile viel zu anstrengend auf die geplanten TrennLinien am Boden aufzupassen  >:(
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 18. September 2009, 20:59:46
Ich habe mich von King Power schon lange verabschiedet, nachdem ich vom vielen Kopfschütteln Halsweh bekommen hatte.
 :-X

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 18. September 2009, 21:03:06
Ach ja, ehe ich es vergesse:

Zum 40 000sten soltest Du eine bessere Flasche aufmachen :-) :D :-)
Wir alle gratulieren dazu herzlichst.

Hättest Du Dir am Anfang vorstellen können, dass Du mal mit Abstand die ganze Klickparade anführen würdest?
Und es geht weiter!

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 18. September 2009, 22:36:24
Gratulation lieber Low!

Der Zähler sprang eben um. 40 000 Aufrufe in einem einzigARTigen Thread!
Danke für so viele "Geschichten aus Hinterindien". Danke auch an @jaydee.

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 19. September 2009, 05:44:43
Nein, keine Gratulation  von mir wg. Klickzahlen, low.

Gratulation zu deiner Bemerkung (Gegen eiskalte Getränke hilft eine warme Frau auf den Knien.)  :D

Diese wird Einzug in irgendwelche schriftstellerischen Werke finden. Versprochen. Du wirst dann im Vorwort etwa so vermerkt werden:

"Vielen Dank auch an das Pseudonym "low", ohne den diese Geschichte über wärmende Oberschenkel, eventuell auch Ärsche der holden Weiblichkeit auf dem männlichen Knie, nie hätte geschrieben werden können. Das Eis wäre umsonst geschmolzen, die Mägen vergeblich bakteriell versaut und vor allen Dingen hätte der einsame Genuss kalter Getränke immer noch nicht die geniale Alternative: "Setz dir zum Ausgleich eine warme Frau auf die Knie". Um nichts anderes geht es in diesem Buch. Ratschläge, wie vorher nie gehört.  

Lieber low. Der Tag wird kommen, wo etwas ähnliches wie dieses wahr wird. Versprochen.  8)  

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hmh. am 19. September 2009, 07:12:35
Da will ich Euch zum Jubiläum meine Lieblingsstelle auch nicht vorenthalten:

Ich liebe diese Frau, wie ich noch nie im Leben liebte. Ich kann mich nicht satt sehen und fühlen an ihrem langen dunklen Haar und an ihrem vollendeten Körper. Alle meine Sinne werden durch sie dauernd gereizt. Dazu benutzt sie ihre Körpersprache subtil und graziös. Wie Südseeinsulanerinnen hüllt sie sich gerne in einen Pareo.

Ihre Seele ist so ausgewogen wie ihr Körper. Sie ist kein Tempel Nummerngirl für Lotterien. Wir besuchen Tempel mit ausserordentlichem Anstand und Respekt und haben keine Eile.

Öfters erfahren wir eine unbeschreibliche innere Ruhe. Wenn ich dann ins reale Leben zurück katapultiert werde, sehe ich: „Sie hat so schöne sanfte Formen, es ergäbe ein irres Bild.“

Ich kann sie leider nicht malen.

Jedesmal wenn ich zum Malgerät greife, schlägt mir der *****  ***** den Pinsel aus der Hand.

Großartig.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 19. September 2009, 07:55:44
Jesus. Wie kann mir das nur entgangen sein.

Genial!!!
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Grüner am 19. September 2009, 15:33:15
Ja, ganz großes Feuilleton!
Titel: Der Bierbretzel Thread
Beitrag von: Low am 20. September 2009, 12:52:21
Der Bierbretzel Thread

W A R N U N G :        Keine Geschichte aus Hinterindien.
Aus Dankbarkeit für die freundlichen Worte der im LOS leidenden Oktoberfestgemeinde gewidmet.


250.00 g Mehl
21.00 g Hefe ; Zucker
0.13 l Export-Bier
0.50 ts Salz
10.00 g Butter, weich
AUSSERDEM; 1.00 Eigelb
2.00 tb Export-Bier
1.0   tb Salz, grob
2.0   
ERFASST FUERS NETZ VON:  Peter Mess
ORIGINAL-QUELLE: Schwäbische Bierzeitung - Schwabenbräu
VOM KOCH DES JAHRES 1992: Andreas Miessmer

Das Mehl in eine Schüssel sieben (nicht acht) und in der Mitte eine Mulde formen. Die Hefe in die Mulde bröckeln
und den Zucker darüberstreuen. Anschliessend das Bier zur Hefe giessen, leicht miteinander verrühren und die
Flüssigkeit mit etwas Mehl vom Rand bedecken. Dann die Schüssel mit einem Tuch bedecken und an einem warmen Ort
ohne Zugluft (Strassenbahn und dergleichen) 20 Minuten gehen lassen.
Im Anschluss daran das Salz und die Butter zugeben und den Teig vermengen. Dabei rühren, bis der Teig Blasen wirft.
Diesen erneut mit einem Tuch bedecken und weitere 30 Minuten gehen lassen. (Johnny Walker – Still going strong.)
In der Zwischenzeit den Backofen auf 220 Grad vorheizen. Den gegangenen Teig (wohin, zu Bratwürsten, Sauerkraut
und Leberkäs)  nochmals durchkneten und in vier Portionen zerteilen. Auf einer bemehlten Arbeitsfläche daraus je vier
Würste von 40-45 cm Länge rollen, mit dicken Mittelstücken und dünnen Enden. Die Würste zu Brezeln formen und die
dünnen Enden leicht auf dem Mittelteil andrücken.
Das Backblech leicht mit Mehl bestäuben. Das Eigelb mit dem Bier verquirlen und die Brezeln damit bestreichen. Mit einem
kleinen, in Wasser getauchten Küchenmesser die Mittelstücke der Bierbrezeln leicht einritzen. Die Brezeln mit dem groben
Salz bestreuen und auf der mittleren Schiene (Strassenbahn) in den vorgeheizten Ofen geben. Eine Tasse Wasser auf den
Boden des Backofens giessen und die Tür sofort verschliessen. Die Hitze auf 200 Grad senken und die Brezeln 20-25 Minuten
backen, bis sie eine goldbraune Farbe angenommen haben.
Weitere Varianten, die Brezeln zu dekorieren, sind das Bestreuen mit Kümmel, Sesam, Käse, Paprika, Chili, Koriander
oder ein wenig Mehl.
Titel: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 20. September 2009, 22:45:37
Ich ersehe aus den mangelnden Antworten, dass ich im Lebensmittelbereich, sei es blumig gewürztes Thai Essen
oder bloss anspruchslos dekorierte Bierbrezeln, relativ erfolglos bin. Deshalb wechsle ich demnächst zurück in
den Intimbereich. Gönnt mir bitte einige Tage Urlaub, um eindeutige Erfahrungen zu sammeln.

Vertrauliche Information: Drei Brezeln ersetzen ein Viagra, besonders nach dem Genuss einer Wassermelone, in
welcher Form auch immer. Es gibt welche Objekte, die haben gleich zwei.
Titel: Salz für Laugenbrezen
Beitrag von: hellmut am 20. September 2009, 23:42:56
@ Low, danke für das Rezept. Ich werde es morgen nachbacken.  ;)

Übrigens bekommt man erstklassiges grobes Meersalz ( nicht: mehr Salz) auf einem Straßenmarkt am Highway No.36 von Pattaya in Richtung Bangkok in der Nähe von Sri Racha.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: StrangeFruit am 21. September 2009, 02:19:16
... Es gibt welche Objekte, die haben gleich zwei.
Pfui Deibel... so gross?
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 21. September 2009, 11:10:41
@StrangeFruit

Das reduzierte Angebot an Melonen findest du nur im Dorf.
In Hangdong auf dem Markt gibt es Frauen, die verkaufen Dutzende,
kleine und grosse. Je nach Lust. Preislich sind die eher günstiger.
Titel: Schön wär’s
Beitrag von: Low am 22. September 2009, 18:55:03
Schön wär’s            September 2009

Auf der Suche nach einer positiven Geschichte, war ich endlich erfolgreich.
Lasst hören aus alter Zeit, von kühner Ahnen Heldenstreit.

Von der einstigen Stadtmauer in Chiang Mai ist ausser Fragmenten nicht viel übrig geblieben. Zahlreiche
Backsteine fanden in privaten Gemäuern nützliche, vor allem kostengünstige Verwendung. Darum sieht
man selbst bei genauerem Betrachten der Mauer nur wenige verwitterte alte Steine. Die Meisten jedoch
sind wesentlich jünger. Neu errichtete alte Stadtmauer findet man ohne grosse Kenntnisse von historischem
Mauerwerk am Chang Puak Tor.
Der Wassergraben vor dem Gemäuer wurde in den letzten Jahren regelmässig entrümpelt und aufgewertet.
Während den Wasserschlachten an Songkran suchen Beamte darin meistens erfolglos nach Bakterien.  Auf die
ausserordentliche  Wasserqualität zumindest während dem Thai Neujahr weisen zahlreiche Anzeigetafeln hin.
Bloss blondes Bier birgt bekannterweise bösere Bakterien!

In der Nähe des Suan Prung Tores liegt in einer Ecke der Altstadt der Suan Buak Haad Park. Um vom Suan Prung
Spital zum Park zu gelangen, muss die lebensgefährliche Chang Lor Strasse überquert werden. Dann führt eine
malerische  Fussgängerbrücke über den Stadtgraben, bevor die Bamrung Buri Strasse als letztes stark frequentiertes
Hindernis wartet.
Eine gepflegt wirkende ältere Dame, eine Besucherin aus dem feuchtkalten Europa, mit graumeliertem Haar unter
einem ausladend mit bunten Früchten garnierten Hut und duftigem Sommerkleidchen am fragilen Körper, stand in
der Nähe des Spitals und wagte sich nicht, die Strasse zu überqueren. Sie stöckelte verzweifelt hin und her.
Da entdeckte sie in der Nähe einen rettenden Fussgängerstreifen mit zeitgemässer Lichtsignalanlage. Sie genoss
einige Züge abgas- und dieselgeschwängerter Luft, bevor sie sich auf den Weg zur Verkehrsampel machte. Kaum
war sie dort angekommen, wechselte das Signal von rot auf grün. Doch anders als in ihrer Heimat, rollte der Verkehr
unbehindert und ungebremst weiter. Ein paar Schulkinder hüpften von der anderen Strassenseite wie lebensmüde
in wildem zickzack Kurs durch die rastlosen Fahrzeuge. Verständnislos sah die alte Frau dem gefährlichen Treiben zu.
Das Signal für die Fussgänger wechselte auf rot. Der Verkehr floss gnadenlos weiter. Sie hoffte erneut auf die Grünphase.
Das Rotlicht hinderte weder Motorräder noch Automobilisten am sturen Gasgeben. Sie wartete fast starrköpfig darauf,
dass jemand die Regel beachtend, anhalten würde und presste unverzagt den Klingelknopf, bis ihre Finger schmerzten.

Da knatterte unverhofft ein Motorrad heran. Ein jüngerer Herr in adretter, frisch gebügelter, dunkler Uniform, mit gleissend
glänzenden Schuhen, polierter Dienstwaffe am Gürtel, schwang sich sportlich vom Rad.
Ah, dachte die Dame, die Polizei, dein Freund und Helfer. Beim nächsten Grün ergriff er ihre Hand. Mit seiner anderen Hand
versuchte er, die blindwütigen Verkehrsteilnehmer zu stoppen, während dem er seinen Schützling unverletzt über die Strasse zog.

Die ältere Touristin und der pflichtbewusste Polizeibeamte stammen aus Grimms Märchenbuch. Der Rest ist nicht erfunden.

http://de.wikipedia.org/wiki/Grimms_M%C3%A4rchen

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 23. September 2009, 03:12:31
Überquer mal in Saigon eine der größeren Straßen, dann freust Du Dich auch wieder auf Chiangmai. :D

Wolfram

Nicht Grimms Märchen, sondern tägliche Realität >:
Titel: Re: Schön wär’s
Beitrag von: max am 23. September 2009, 04:22:56
Schön wär’s            September 2009

Bloss blondes Bier birgt bekannterweise bösere Bakterien!

http://de.wikipedia.org/wiki/Grimms_M%C3%A4rchen



Hallo Low,

schön dass du ab und an noch ein Lebenszeichen von dir gibst ;)

Zum blonden Bier hab ich in "Wiki und bei den Grimm´s" leider nicht´s brauchbares finden können :'(

Aber ich habe auch noch nirgendwo gelesen dass EigenUrin schlecht wäre ;D :-)




hoffe dass Ihr eine gute Zeit verlebt´s  und würde mich wirklich freuen wenn´s im November klappt ;)


ganz lieben Gruss
max

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 23. September 2009, 11:33:24
@max

Bloss blondes Bier birgt bekannterweise bösere Bakterien!

Das war doch nur eine hinterlistige Aufforderung, an Songkran mal
ein CNX Stadtgraben Spezial zu schlucken, denn blond ist die Brühe garantiert nicht.

@drwkempf

Genau schrieb ich:
Die ältere Touristin und der pflichtbewusste Polizeibeamte stammen aus Grimms Märchenbuch.
Der Rest ist nicht erfunden.
Die einzigen Fahrzeuge, welche an Füssgängerstreifen anhalten, sind die Ambulanzen,
um die Verletzten zu bergen.

Ergänzung:

In Bangkok fahren die Verkehrsteilnehmer mittlerweile zivilisierter als in Chiang Mai.
Eventuell leiden die Strassenrowdies im Norden alle an Morbus Sauerkraut und müssten dringend aufs Klo.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 23. September 2009, 15:08:44
Lieber Low,

den "Morbus Sauerkraut" werde ich unverzüglich übernehmen! :D

Ist Raserei dabei Grundsymptom oder unerwünschte Nebenwirkung? Auch für Therapieempfehlungen ist hier sicherlich noch Platz.

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 23. September 2009, 17:48:27
Hier das Bild solch einer landestypischen  HALTESTELLE  (http://www.amuzingthaicartoons.com/226%20Zebra%20Crossings.jpg) >:

Mit grimmigen Grüßen,

kmr
Titel: Therapieempfehlungen: Morbus Sauerkraut
Beitrag von: Low am 23. September 2009, 23:31:22
Morbus Sauerkraut

Therapieempfehlungen

A. In leichten Fällen:

Tampon in den Anus. (1, 2)  Ein Hygieneprodukt, das Frauen zum Auffangen der Regelblutung nutzen.
Wird von Thaifrauen kaum verwendet.
Die Edana (Zusammenschluss von Herstellern) hat für Europa Richtlinien erlassen, wonach Tampons
in verschiedene Saugfähigkeiten unterteilt werden.  Leicht, Mittel, Super.

B. Härtere Massnahmen gegen noch dünneren Pfiff:

Weinkorken

Sektpfropfen
1.  Korkeiche (speziell für Vegetarier und Veganer)
2.  Kunststoff

Vorsicht: Es besteht Verletzungsgefahr für Haustiere, sollte der Schuss vorzeitig,
zum Bespiel durch Hustenreiz, ausgelöst werden.

Prophylaxe: (Korrosionsschutz des Fahrzeugs) (3, 4)

Alte, zerkratzte, ehemals beschichtete Bratpfannen für Notfälle im Fahrzeug aufbewahren.
Wir scheuten uns nicht, 800 Baht für eine stromlinienförmige Kreation aus rostfreiem Stahl für arglistige Zwecke anzulegen.
Diese Investition bewahrte uns bereits etwa fünf Mal vor dem Neuerwerb
eines fahrbaren Untersatzes, sowie gravierender Umweltverschmutzung.
 
Morbus Sauerkraut kann nach dem Genuss von verdorbenem Fisch
„tout de suite“, d.h. verdammt schnell auftreten. Daraus folgte die Verballhornung des französischen Ausdrucks
als „Duzzwitter“.(5)
Das ist gut zu wissen bei Verdauungs-Problemen anlässlich von  Ferien in Frankreich. Bloss, der französisch sprechende
Arzt kennt den Ausdruck kaum.

Der Effekt des Morbus Sauerkraut wird potenziert, sofern unmittelbar nach dem Kraut eine Kemmeriboden-Bad-Meringue,
eine üppige Schöpfung aus Eiweiss und frischem Rahm eingenommen wird.(6)
Lästermäuler behaupten, dass nach einer solchen Kombination das Alphornblasen erfunden wurde.

Anfänger verstehen nun, was im alpinen Skirennsport ein Kombinationswettlauf bedeutet. Da entscheiden oft hundertstel
einer Sekunde. Genauso verhält es sich in Nordthailand am Fussgängerstreifen. Da sind wir wieder bei Horaz.
Nutze den Tag. (7)
Noch fragen?
Hong nahm ti nai? Wo ist das .......

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Tampon
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Anus
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Prophylaxe
(4)
http://de.wikipedia.org/wiki/Korrosion
(5)
http://de.wikipedia.org/wiki/Verballhornung
(6)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg61302#msg61302
(7)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg74550#msg74550






Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: tom_bkk am 23. September 2009, 23:36:35
Zitat
Tampon in den Anus. (1, 2)  Ein Hygieneprodukt, das Frauen zum Auffangen der Regelblutung nutzen.


Das ist sowieso eine Marktlücke ... für O.B und Konkurrenz

In DE sponsoren diese Frauen-Hygieneprodukte ganze Frauen- und  Mädchenzeitschriften ... einmal zufrieden wird das benutzt bis mitte 40  ;)

Und als ich noch in DE war, hatte jedes Mädel einen OB in der Handtasche und ... der Hersteller wurde zum Schlagwort ... haste mal einen UHU ... sagt die eine Frau zur anderen im Klo, haste mal einen O.B. für mich  :D
Titel: Re: Therapieempfehlungen: Morbus Sauerkraut
Beitrag von: hmh. am 24. September 2009, 00:20:29
Hong nahm ti nai? Wo ist das .......

Aber wenn Du es irgendwie gerade noch schaffst, wirst Du natürlich noch eine Idee höflicher "Kho thot khrap, hong nam yu thi nai khrap?" fragen, stimmt's?
Titel: Speed
Beitrag von: Low am 24. September 2009, 01:08:05
@hmh

Da liesse sich ein neuer Thread eröffnen:
Was geht vor, Höflichkeit oder Geschwindigkeit, wenn es um Sekundenbruchteile geht? Sind Rennfahrer zuvorkommende Menschen?
Nur wenn sie auf dem ersten Platz landen.

Ich danke trotzdem für den freundlichen Hinweis.

Die Anregung zum Thema Therapie machte drwkempf.
Dass meine Überlegungen nicht reiner Phantasie entstammen, wird eine weitere
schmutzige Geschichte illustrieren. Es muss ja nicht unbedingt Sauerkraut sein.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: farang am 24. September 2009, 01:33:25
Mit Sauerkraut poduziert man Honig,der Honig kommt in den Stadtgraben und
an Songkran wird die Manna unter die Leute verteilt. :D

Herzlichen Dank für deine Geschichten und bitte mach weiter.

Gruss Walo
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 24. September 2009, 02:36:40
Gar keine Medikamente zur Therapie des Morbus Sauerkraut???
Das wird die internationale Pharmaindustrie aufs schwerste kränken! :'(
@hmh: Für ein freundliches "Bitteschön, wo ist denn hier die nächste Erleichterungsanstalt?" sollte man wohl nach Ausbruch der Erkrankung über einen äußerst potenten Schließmuskel verfügen. ;)  Spätestens das zweite "khrap" gefährdet die Reinheit ihrer Beinkleider in erheblichem Maße ;D

Wolfram

PS: Diese neue Krankheit entzückt mich! Und da sagen Leute, Medizin würde keinen Spass machen...
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 24. September 2009, 04:55:12
Aber auch der potenteste Muskel dürfte heftig überfordert sein, wenn auch nach
der Kurzfassung der Hong-Nahm-Frage ein bedauerndes "Khor thod mai ru khrap"
folgt. Dann sind auch die Sandalen akut gefährdet..

mfg k...
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Blackmicha am 24. September 2009, 06:14:07
als letzte loesung empfehle ich diesen hier ..

Butt plug

http://de.wikipedia.org/wiki/Butt-Plug (http://de.wikipedia.org/wiki/Butt-Plug)

http://www.buttplug-info.de/ (http://www.buttplug-info.de/)

(http://www.sexshop-dildo-king.de/mod_show_image.php?user=dildoking&urlimage=sex_bubbles_2.jpg&width=270)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 24. September 2009, 15:45:15
Du Ferkel!

Wir reden hier über ernste,
 den sozialen Frieden gefährdende Erkrankungen  :D :D :D
Du willst schon wieder den Spassfaktor einführen - also so was :-)

wolfram
Titel: Unplugged
Beitrag von: Low am 24. September 2009, 17:24:39
Wenn ich die Wahl hätte zwischen einem Sektpfropfen aus Kunststoff und dem Butt Plug, dann letzteres.
Vielleicht erinnern sich einige an den Chemie-Unterricht. Da sorgten sogenannte Oliven an
Schlauchübergangsstücken für dichte Verbindungen. Der Butt Plug mit annähernder Olivenform müsste
eigentlich ein ausgezeichnetes Dichtmittel sein.
Tierfreunde werden bemerken, dass keine Verletzungsgefahr bei unfreiwilliger Schussabgabe für Haustiere besteht.

Ich könnte mir vorstellen, dass man leider dieses elegante Hilfsmittel im hinterindisch hinterhältigen Fachhandel vergeblich sucht.

Unplugged, Low
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 24. September 2009, 18:59:44
Aber auch der potenteste Muskel dürfte heftig überfordert sein, wenn auch nach
der Kurzfassung der Hong-Nahm-Frage ein bedauerndes "Khor thod mai ru khrap"
folgt. Dann sind auch die Sandalen akut gefährdet..

mfg k...

 :D :D :D

Mal abgesehen von technischen Lösungen eines menschlichen Problems sollten wir wie hmh und khun mai ru richtig bemerkten, das Thema Höflichkeit nicht ganz ausser Acht lassen.

Hier gilt es, in einer Zehntelsekunde fein abzuwägen, welche Höflichkeitsform angebracht ist, bevor es zu spät ist.

Habe mal gehört, dass eine im Zorn geäusserte Frage stopfend auf den Fragesteller wirkt. Reine Psychologie. In dem Sinne tendiere ich zu:

"Wo ist das Scheis.shaus, du A.rschloch?"

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 24. September 2009, 22:54:30
@profuuu

Die Dramatik ist nicht zu überlesen... :D

Nach so eingehender Anal yse der Morbus-Sauerkraut-Problematik schlage ich
vor das Augenmerk noch einmal auf den hinterindischen Straßen-Verkehr zu
richten.

Es gibt da eine gute Möglichkeit sich auch  als Fußgänger  gemütlich über  die
Straßen in Hinterindien - und auch in Ex-Indianien -  zu  bewegen, ganz  ohne
Busse einzurennen, Pickups zu zerbeulen oder harmlose Motorbiker durch pene-
trantes Benutzen von Zebrasteifen zu belästigen.  Und: Keine Gefahr  für Katz
und Hund durch Plug & Spund.

Viel Spaß  > mit diesem Link ! <   (http://www.mapjack.com/?3vxRUdRrkchE)

mfg kmr

Titel: Stille Orte
Beitrag von: Low am 25. September 2009, 18:25:11
Stille Orte                                                   23. September 2009  

Es dürfte mindestens vierzig Jahre her sein, als ich in der damals einmalig prächtigen Anlage des
Tandjung Sari auf Bali verweilte. Der Palmenstrand mit dunklem Sand war eine Wucht. Die Häuser
im Palmengarten, im balinesischen Stil aus Naturprodukten errichtet und die ausgefeilte Harmonie
des Ganzen beeindruckten mich tief.
Abends wurde die Stimmung zusätzlich durch Legong und Ketjak Aufführungen verzaubert. (1, 2)
Ein Abend verblieb besonders tief in meiner Erinnerung. Im Garten sitzend, umgeben von blühenden
Sträuchern, erste Sterne glitzerten über den Palmwedeln, verspeiste ich genüsslich einen Fisch.
Ein Kellner kam und erkundigte sich, wie mir der Fisch schmecke. Ich antwortete:
„Ein fantastischer Fisch, delikat, kaum Gräte, schmeckt sehr gut.“
Bei "fantastisch" fühlte ich, wie sich im Bauchraum Druck aufbaute. Bei "gut" war meine Hose bereits
des Kotes voll.
Ich überlegte kurz, was ein Gentleman sei und was er zu tun habe und fand heraus, beispielsweise
ohne mit einer Wimper zu zucken, unbemerkt und stillschweigend die Notdurft in der Öffentlichkeit zu
verrichten, möglichst ohne eine Duftmarke zu hinterlassen.
Diese Nacht verbrachte ich im Bungalow bei einer speziellen Art des Legong Tanzes zwischen WC und
Dusche. Ich schluckte ein paar Mexaform Tabletten aus der Reiseapotheke und war bereits am folgenden
Tag fit für eine weitere Mahlzeit.
Bis zum nächsten Erlebnis der dritten Art, dauerte es etwa fünfundzwanzig Jahre.

Vor etwa zwölf Jahren war ich mit meiner Tochter in Chiang Mai. In der Dämmerung beobachteten wir
entzückt die leuchtenden Heissluftballons am Nachthimmel. Wir reisten nach Chiang Rai. Wir nahmen
ein Taxi hinauf an den Maekhong. Sie setzte bei Chiang Saen über den Fluss und brachte mir laotisches
Bier zurück.
Loy Krathong verbrachten wir in HuaHin, wo sie mit Mädchen und Frauen Krathongs bastelte. Ich reiste
mit ihr zurück nach Bangkok. Sie trat die Heimreise an. Ich flog wieder nach Chiang Rai, wo ich den Kok Fluss
näher erkunden wollte.

Dieser Fluss bringt Wasser von Burma über Tha Thon nach Chiang Rai und später in den Mae Khong.
Eine empfehlenswerte Bootsreise führt von Tha Thon nach Chiang Rai. Seitdem die kritischen Stellen eliminiert
wurden, gibt es sogar ein Kursschiff mit genügend Schwimmwesten an Bord. Früher baute man Bambusflösse
und reiste je nach Wasserstand gemächlich oder schneller.

Oberhalb von Chiang Rai gibt es bis Tha Thon keine Brücken mehr. Zur Querung des Flusses dienen Elefanten.
Wenn ein Elefant Ballaststoffe abgibt, dann genug bis reichlich.
Ich war bei meiner Bootswahl etwas unvorsichtig. Es lag zu tief im Wasser. Hin und wieder spritzte Wasser ins
Innere. Dagegen hatte ich eigentlich nichts. Erst als wir Elefantenballast querten und ausgiebig Gratismuster
davon ins Boot schwappten, war ich tief in der Jauche zu sitzend weniger glücklich. Doch dadurch lernte ich die
Lebensbedingungen von Güllen-Maden näher kennen.

Ich roch nicht nach Rasierwasser, als ich ins Hotel zurückkehrte. Ein ausgiebiges Schaumbad und frische Kleider
halfen bei der Eliminierung der Düfte nach Urwald, Elefant, Fluss und Abenteuer.
Am Tag darauf litt ich am Gegenteil einer Verstopfung. Richtige Bauchkrämpfe liessen mich mehrmals stündlich das
Badezimmer benutzen. Vom Besuch des nahegelegene Spitals wurde mir dringend abgeraten. Deshalb wollte ich
nach Chiang Mai zurück, damals mit Thai ein Hüpfer von einer halben Stunde.
Aber in dem Zustand war ein Flug zu riskant. Da erinnerte ich mich an die Hygieneartikel für Frauen.
In irgend einem Geschäft fühlte ich mich zwischen den einschlägigen Artikel fast verloren. Ich kannte einige
Markennamen aus Europa. Doch hier war alles in Thai angeschrieben. Die Verkäuferinnen kicherten, als ich hilflos in
den Gestellen nach einem rettenden Artikel suchte. Tampons fand ich nicht. Slipeinlagen mussten helfen.

Ich schaffte den Flug und den Weg zum Arzt unfallfrei. Der verschrieb fast ein Kilogramm Medikamente:  Elektrolyte,
viel Tonerde zum Stopfen und Antibiotika gegen die Bakterien. Er murmelte etwas von Cholera.
Im Hotel war ich unvernünftig genug, mein Vorrat ging zu Ende, auf die Monatshygiene für Frauen zu verzichten und
verschmutzte prompt meine Kleidung.
Wieder musste ich in einem Einkaufszentrum die scheelen Blicke der Damenwelt über mich ergehen lassen.
Heutzutage findet man in jedem Grossverteiler Windeln und Spezialverpackungen für das Baby bis zum Opa.
Nach zehn Tagen war ich bereit für den Langstreckenflug nach Europa.

Dort traf ich einen Kollegen mit ähnlichen Krankheitssymptomen. Er war sehr unglücklich und litt seelisch. Wegen
vorzeitigem spontanem Stuhlabgang einen Arzt aufsuchen, wollte er anfänglich nicht. Dann war er reichlich
unvorsichtig in der Arztwahl und traf prompt auf einen Seelenklempner, einen älteren Psychiater.
Als ich ihn wieder sah, erkundigte ich mich sofort nach seinem Gesundheitszustand.
„Es geht mir blendend,“  meinte er.
„Du machst nicht mehr in die Hose?“ fragte ich.
Er erwiderte: „Doch, aber jetzt habe ich Freude daran.“

Fast unglaublich, aber leider wahr: Es gibt Expats in unserer Gegend, denen nach ausschweifendem Alkoholgenuss
das Verschandeln von Beinkleidern höchsten Genuss bereitet.(3)

(1)
http://warungnet.de/religion_und_kultur_teil_2.htm
(2)
http://www.geo-reisecommunity.de/bild/143390/Ketjak-Taenzer-vor-dem-Tanah-Lot-Tempel
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Expatriate



Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 25. September 2009, 19:32:19
Lieber Low,

dazu fällt mir wieder mal der gute Bert Brecht ein:

"Der liebste Ort, den er auf Erden hab'
sei nicht die Rasenbank am Elterngrab,
sei auch kein Beichtstuhl, sei kein Hurenbett,
sei nicht ein Schoß, weich, weiß und warm und fett!
Orge sagte mir: Der  liebste Ort auf Erden
war mir immer der Abort."

und das erklärt er dann im folgenden...
weiter unten:

"ein Ort der Demut, dort erkennst Du scharf,
dass Du ein Mensch nur bist,
der nichts behalten darf."


Literatur bildet ;)

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 25. September 2009, 23:03:54
Sehr weise scheint mir das Gedicht, denn dichten hilft auch Dichtern nicht. :)
Wenn es drauf ankommt wird´s ein Jokus, ist er nicht schnell genug am Locus.

tschuldigung Low, werde mich bessern.

mfg kmr
Titel: Ausflug und Einzugsgebiet
Beitrag von: Low am 30. September 2009, 16:51:25
Ausflug und Einzugsgebiet                                                                        30. September 2009

Wir waren einige Tage unterwegs. Unsere Rundreise führte von Chiang Mai meistens auf der Strasse
Nummer 108 über Mae Sariang nach Mae Hong Son. Von dort schaffte Dick die zahlreiche Kurven und
Hügel nach Pai. Dann hatten wir beide Heimweh nach Chiang Mai, wo unser Luxus Resort auf uns wartete.

Der Verkehr war auf der ganzen Strecke äusserst schwach. Die schweren Motorräder mit den Spezialisten
für steile Kurven fehlten gänzlich. Wir hatten Glück mit dem Wetter. Nachdem wir Mae Sariang verliessen,
litten einige Gebiete unter schweren Überschwemmungen.
Sogar einen Abstecher in den Dschungel überstanden wir. Dick übte das Slalomfahren zwischen Elefantenkegeln
und durchquerte bei Niedrigwasser Furten und Bachbeete. Es war das erste Mal, dass ich Fische unter
dem Fahrzeug durchschwimmen sah. Wir haben kein spezielles Geländefahrzeug. Der elend verkratzte und
verbeulte, regelmässig gewartete Corolla liess die meist gefühlvolle Fahrerin nie im Stich.

Auf dem Weg nach Pai begegneten uns um die Mittagszeit Baumaschinen, die nach nächtlichen Gewittern
eben die Strasse von grösseren Erdrutschen befreit hatten.
Die Morgenstunden im Bett bei Spiel und Zärtlichkeiten zeigten sich als kluge Investition. Hätten wir
„Morgenstund hat Gold im Mund“ befolgt, hätten wir auf der Strasse gähnend, die preisgünstigeren
Amalgam-Füllungen zeigend, vielleicht während Stunden auf die Räumung gewartet. (1) Bei allzu frühem Aufbruch,
verbunden mit schlechtem Karma, hätten uns die gewaltigen Drecklawinen verschlingen können. (2)  Die Erdrutsche
ereignete sich nicht in der Nähe von irgendwelchen Lokalitäten mit gehobenen Möglichkeiten, sich die Zeit zu verkürzen.

Mich würde interessieren, wie viele der geschätzten Leser, in Stuttgart wohnend, zweimal pro Monat ihr Bier in
München einkaufen. Es muss nicht Stuttgart sein, aber der Einkaufsbummel dürfte als Rundreise an die fünfhundert
Kilometer betragen. Es ist nicht meine Fantasie, die wieder einmal nicht zu bändigen ist.

Einige Dutzend Kilometer nach Mae Sariang vernahm ich komische Geräusche im Auto. Ist es der Motor, fragte ich mich
bange. Nein, es war der Magen der hungrigen Lenkerin, der knurrte. Verzweifelt hielt ich nach einer geeigneten
Fressalienbude Ausschau. Da sah ich eine üppig proportionierte, gut ernährte Frau ruhend in einem kleinen
Verpflegungsbetrieb. Dick parkierte das Fahrzeug im gegenüberliegenden Tempel. Wir beeilten uns, ins Haus zu gelangen,
denn dunkle Regenwolken drohten. Kaum waren wir unter dem schützenden Dach, schüttete es wie aus Eimern.
Dick bestellte eine kleine Badewanne voll Nudelsuppe.
Ich ersetzte das vielleicht bakteriell versaute Wasser der Gesundheit zu liebe durch ein Fläschchen Bier. Ich hegte
ketzerische Gedanken und dachte so bei mir: „Gut für die Mönche des Tempels, die müssen nicht weit laufen, wenn
sie ein Durst überfällt.“ (Bier erwähne ich mit keinem Wort!)
Die beiden Frauen unterhielten sich eifrig, während dem Dick die Badewanne langsam, aber sicher auslöffelte. Was ich
vernahm, war der Traum eines jeden europäischen Managers eines Shopping Centers. Die Wirtin und die Betreiberin
eines Gemischtwarenladens des Dorfes fahren oft zweimal im Monat zu Makro Hangdong, wo sie ihre Einkäufe tätigen.
Das wäre nur noch zu überbieten, wenn jemand vom Genfersee seine frischen Forellen am Bodensee abholt, mit dem
kleinen Unterschied, dass die Strassenverhältnisse in Europa unvergleichbar besser sind.

Gleichzeitig mit dem Badewännchen, hatten sich auch die Wolken entleert.
Wir konnten unsere Reise nach Mae Hong Son bis zum nächsten Hong Nam, der Ruf der Badewanne,  
ohne störende Nebengeräusche fortsetzen.
 
(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Amalgam
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Karma




Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 01. Oktober 2009, 00:37:41
wieviele Kurven sind das noch mal, low? Ich erinnere mich an zwei "view points" mit herrlichem Blick. Dort waren auf einem grossen Schild die Anzahl Kurven genannt. Bis View Point I warn's  glaube ich etwa 1500. Bis Pai noch 800 mehr oder so?

Auf der gesamten Strecke so gut wie keine Schornsteine für diejenigen, die nicht mehr im 7/Eleven einkaufen oder gar eine mittlere Badewanne voll Nudelsuppe stäbeln können. Die machen irgendwas anderes mit den Toten. Was, habe ich nicht so richtig verstanden. Weisst du das, oder habe ich da was missverstanden?

Ich nehme an, da kommt noch was über diese Reise von dir? 
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: ou1 am 01. Oktober 2009, 14:01:16
wieviele Kurven sind das noch mal, low? Ich erinnere mich an zwei "view points" mit herrlichem Blick. Dort waren auf einem grossen Schild die Anzahl Kurven genannt. Bis View Point I warn's  glaube ich etwa 1500. Bis Pai noch 800 mehr oder so?

Auf der gesamten Strecke so gut wie keine Schornsteine für diejenigen, die nicht mehr im 7/Eleven einkaufen oder gar eine mittlere Badewanne voll Nudelsuppe stäbeln können. Die machen irgendwas anderes mit den Toten. Was, habe ich nicht so richtig verstanden. Weisst du das, oder habe ich da was missverstanden?

Ich nehme an, da kommt noch was über diese Reise von dir? 


Hallo @Profuuu

auf dem Doi Kong Moo (MHS) habe ich mal das Schild eines Falangs gelesen, dass es von Chinag Mai genau bis auf diesen Berg 1.865 Kurven geben soll. Wie er das gezählt hat, weiß ich nicht. Aber weit liegt er sicherlich nicht daneben. Wie muss Low doch seine Dick lieben, wenn er solche Strapazen auf sich nimmt!

 Die fehlenden Schornsteine im Wat kann ich dir gut erklären. Oben auf dem Berg   >>>

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 01. Oktober 2009, 15:20:43
Danke ou1.
Ich hatte noch einige zusätzlich Kurven im Auto, die ich nicht missen möchte.

Ein Aufsatz:
Totenkult und Leichenschänder
(fehlende Krematorien) ist in Arbeit.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 01. Oktober 2009, 22:55:30
OK, danke für die Aufklärung. Offene Feuerbestattung also....
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 02. Oktober 2009, 11:58:30

Auf der gesamten Strecke so gut wie keine Schornsteine für diejenigen, die nicht mehr im 7/Eleven einkaufen oder gar eine mittlere Badewanne voll Nudelsuppe stäbeln können. Die machen irgendwas anderes mit den Toten. Was, habe ich nicht so richtig verstanden. Weisst du das, oder habe ich da was missverstanden?

Ich nehme an, da kommt noch was über diese Reise von dir? 

Lieber Profuuu

Nach Mae Sariang fand ich an der 108 , ausser in Mae Hong Son,  keinen 7/Eleven.
Das ist aber keine Antwort auf deine Frage. Fortsetzung folgt.
Titel: Totenkult und Leichenschänder
Beitrag von: Low am 02. Oktober 2009, 12:43:47
Totenkult und Leichenschänder

Profuuu tönte es an:
Auf der gesamten Strecke so gut wie keine Schornsteine für diejenigen, die nicht mehr im 7/Eleven einkaufen oder gar
eine mittlere Badewanne voll Nudelsuppe stäbeln können. Die machen irgendwas anderes mit den Toten. Was, habe ich
nicht so richtig verstanden. Weisst du das, oder habe ich da was missverstanden?


Die erste Bekanntschaft mit den filigranen Laubsägearbeiten der Shan Tempel in Thailand machten wir in Mae Sariang.
Wat Jong Sung, Uthayarom, verbreitete nach den für uns üblichen Lanna Tempeln eine eigene, starke Exotik.
Etwas gewöhnungsbedürftig war ein äusserlich wunderschöner Bau voller Katzenexkremente. Der Gestank war so
widerwärtig, dass ohne jegliche Würdigung des Buddha nur die Flucht ins Freie den Körper vor allzu menschlichen
Reaktionen, wie Magenentleerung durch Aufstossen, behütete.
Auf den verspielten, korrodierenden Dächern des Katzentempels nisteten grosse Vögel.
 
Einige junge Mönche, offenbar irgendwie verkatert, schlugen, prügelten sich und schrien einander an. Ein denkbar
unwürdiges Benehmen nur wenige Minuten nach einer Andacht, an der zusätzlich einzelne Frauen mittleren Alters
und einige wenige ältere Menschen teilnahmen.

Die ganze Strecke bis Mae Hong Son und Pai ist mit wenigen Ausnahmen voller Bäume, zum Teil mit dichtem Urwald
überwuchert. In Brandrodungsgebieten ragen riesige Baumleichen aus dem Gestrüpp.
Dieses trockene Holz wäre von mir aus gesehen ideal fürs Kochen oder zum Kremieren geeignet, vielleicht sogar besser
als Autoreifen.
Doch viele Leichen werden in diesem Landesteil nicht kremiert. Die Körper werden in Tücher gewickelt und dann folgt
eine Erdbestattung.
Der bestmögliche Ort der Bestattung wird durch den Dorfobmann oder den Schamanen  mit Eiern bestimmt. (1) Die Eier
werden ähnlich wie Pétanque Kugeln gerollt. (2)
Dort wo ein Ei zerbricht, wird das Grab ausgehoben, nicht wie in Euroland an die zwei Meter tief. Ein halber Meter ist
bereits Luxus. Ein Bambushag rund ums Grab verhindert, dass die Hunde Leichen fleddern.
Weil das Klima die Bambuszäune schnell verwittern lässt, ist es nicht ausgeschlossen, dass dich beim Austreten neben
der Strasse eine Knochenhand aus der Erde willkommen heisst, oder dass du möglicherweise über ein paar Knochen
oder gar ein Skelett stolperst.
Ich machte da keine löbliche Ausnahme und verrichtete das kleine Geschäft unbeabsichtigt in einen Totenacker. Erst danach
informierte mich Dick.
Es sollen keinerlei Ausreden oder gar eine Entschuldigung sein, aber für mich besteht rein optisch ein kleiner Unterschied
zwischen einem Friedhof und einer Mülldeponie. Bisher verrichtete ich die Notdurft noch nie in einer Müllhalde. (Ein verdammt
anspruchsvoller Farang.) Nachdem mich Dick aufgeklärt hatte, entdeckte ich zwischen kargem Pflanzenwuchs, Plastikabfällen,
leeren Getränkedosen und Bechern, abgebrannte Weihrauchstäbchen und Wachsreste von Kerzen.

Erst unser Dschungeltrip liess dann für Sekunden meine Nackenhaare sträuben, während einige Kälteschauer der Wirbelsäule
entlang pulsierten. Ich fühlte wie in einem billigen Gruselfilm aus meiner Jugendzeit.
In einer Lichtung überraschte uns plötzlich ein Anwesen aus einigen kunstvoll geflochtenen Hütten. Meist bedeckten Palmblätter
die Dächer. Doch rostiges Wellblech war ebenfalls vorhanden.  Mitten im Grün bemerkte ich sogar eine kleine Satellitenschüssel.
Die männlichen Bewohner wirkten zumeist verkifft. Ich dachte an Alkohol. Dick sagte: „Drogen“.
Im Gebüsch am Steilhang stand verborgen ein kleinst Tempel. Etwas unterhalb davon lag ein durch hohen Bambus eingezäuntes
Gelände, offenbar ein Bestattungsplatz. Extrem lange Bambusstangen ragten aus dem Geviert.
An einigen Stangenenden sah ich Grasbüschel. Vielleicht waren es Haare. Andere Rohre trugen komische, unidentifizierbare Objekte.
Es fehlten nur noch heulende Menschenfresser mit ausgebleichten Knochen im schwarzen Haar und Speeren in den Händen.
Im hohen Gras um die Stangen kauerten im fahlen Licht einige buntgekleidete Gestalten. Unter schändlichen Bedingungen wurden
die Bambuspfähle eventuell ähnlich wie bei Dracula geschildert, durch die Herzen getrieben.(3)
Unsere Kameras fielen wegen Lichtmangels aus. Dieses Bild ist aber unauslöschbar in mein Gedächtnis eingeprägt.
Hoffentlich träume ich nicht davon.

Kaum waren wir weg, hatte ich den Wunsch, an den mystischen Ort zurück zu kehren. (4) Während vielen Kilometern war es
ausgeschlossen, das Fahrzeug gefahrlos zu wenden. Dann vernahm ich aus dem Dschungel nebst Vogelgezwitscher das bekannte
Knurren einer hungrigen Katze, das bereits beschriebene Nudel Badewannen Syndrom. (5)

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Schamane
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/P%C3%A9tanque
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Dracula_(Roman)
(4)
http://de.wikipedia.org/wiki/Mystik
(5)
http://www.youtube.com/watch?v=RsB4RVrvp2s
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 02. Oktober 2009, 20:46:14
Danke low. Ich wusste, auf dich ist Verlass. Alleine die überaus höfliche Herablassung meiner Holden auf diesen Totenmüllkult ließ mich Schlimmes erahnen. Je höflicher sie sich ausdrückt, je interessanter und abgefahrener der Hintergrund ihrer Höflichkeit. Reine Erfahrungssache mit ihr. 8)

Als wir die Tour machten, habe ich nicht weitergebohrt. Meine Phantasie schlug aber Purzelbäume. Z.B. über die Totenfeiern.

"Möchtest du vielleicht ein Stück von der Lende?" stelle ich mir die Gespräche neben der Leiche von nächtlichem Lagerfeuer beleuchtet vor. Oder: "hättest du gedacht, dass Oma noch so gut schmeckt? Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich ihr eine Maggie-Vergiftung verpasst."

Die beruhigende Einsicht ist, dass dem nicht so ist, und meine Phantasie ganz schön belastet ist.  ;D

So bleibt mir nur, mich irgendwann mal des nachts mit einer Taschenlampe auf solch eine Müllhalde zu begeben und ein ein Privat-Horror-Movie zu drehen. Falls ich auf keine aus dem Boden herausragende Skeletthand stossen sollte, hätte ich ein Schüppchen dabei. Danke, für deinen Hinweis. Ich weiss ja jetzt, dass ich nur an der Oberfläche ein bisserl zu kratzen brauche ;)

      
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 02. Oktober 2009, 21:31:41
Ne, ne :D : :'(

ich stell mir grad den Profuuu mit der Taschenlampe vor!!
Wen den dann auch noch ein Thai sieht, brauchen wir uns nicht zu wundern, dass die dann wieder für Generationen an Geister glauben.

Wolfram
Titel: Verantwortung
Beitrag von: Low am 04. Oktober 2009, 11:26:01
Verantwortung         3. Oktober 2009

Sind Thais Buddhisten oder Animisten? (1) Der Geisterglauben ist weit verbreitet und eigentlich nicht vereinbar
mit den Lehren des Buddha. Ich denke jedoch, die meisten mir bekannten Thais passen in keines der erwähnten
Schemata.

Eine verständliche Definition des Animismus fand ich irgendwo im Netz:

„Der Animismus geht von der Annahme der allgemeinen Belebtheit der Natur aus. Einer Vorstellung der Personifizierung
und Beseelung aller Erscheinungen in Natur und Gesellschaft. Unter der allen Dingen innewohnenden „Seele“ wird als
eine allgemeine Lebenskraft verstanden. Insbesondere ist dem Animismus jeder religiöse Überbau fremd. „Heilig“ im
Sinne von „respektgebietend“, aber auch „respektfordernd“, ist die Natur in allen Ausprägungen. In jedem Stein,
jeder Pflanze, jedem Tier und jedem Menschen, auch an jedem Ort entwickelt Lebenskraft einen eigenen Willen,
der natürlichen Regeln folgt.“

Diese Aussagen gelten kaum für die Mehrzahl der Bewohner dieser schönen Gegend. Man opfert zwar Erdgeistern und
Göttinnen und verschmutzt gleichzeitig den nackten Boden mit Motorenöl. Kausalität ist die grosse Unbekannte,
seien es Worte oder Taten. (2)

Ich erachte die absolute Respekt- und Verantwortungslosigkeit als Ursache vieler übler Zustände. Das Spektrum reicht
von der fehlenden Ethik der Handwerker bis zu korrupten Staatsbeamten und Politikern.
Das an Arroganz grenzende Verhalten im Strassenverkehr, Alkohol und Drogen, mit Fahrerflucht bei schweren Unfällen,
passt gut ins Bild.

Heute erlebte ich wieder ein typisches Verhaltenmuster. Wir hatten einigermassen erträgliche Nachbarn. Die Karaoke
Exzesse fanden nicht allzu häufig statt und mein Tinnitus tolerierte sie ohne allzu grosses Glockengeläute im Ohr.
Als wahre Naturfreunde hielten sie viele verschiedene Vögel in zu kleinen Käfigen. Tiere derselben Arten lebten in nächster
Nähe in der freien Landschaft und nisteten bei uns im Garten. Die Vögel zwitscherten einander zu. Die armen eingekerkerten
Dinger schlugen piepsend hilflos mit den Flügeln.
Diese Nachbarn zogen heute aus. Die Hinterlassenschaft: Eine Menge Schrott, Dreck und sieben ausgesetzte winselnde
Welpen und eine hungrige Hündin auf der Strasse.

Während so etwas in Europa währen den Sommerferien in einzelnen Fällen durchaus vorkommt, ist das hier durchaus üblich. (3)
Ich erlebte, dass sogar unerwünschte Kinder ohne Angabe einer Adresse zurückgelassen wurden.

Möglicherweise gab es bei einem anderen Nachbarn, einem wenig professionellen Gauner, welcher immer wieder von der Polizei
belangt wurde, zum Abendessen Tom Yam Ma, obwohl immer wieder behauptet wird, Hunde werden nur im Nachbardorf in
die Pfanne gehauen.

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Animismus
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Kausalit%C3%A4t
(3)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg58165#msg58165


Titel: Re: Verantwortung
Beitrag von: Ton am 04. Oktober 2009, 15:54:02
@Low

Sind Thais Buddhisten oder Animisten? (1) Der Geisterglauben ist weit verbreitet und eigentlich nicht vereinbar
mit den Lehren des Buddha.

In der buddhistischen Lehre kennt man 33 Welten, von denen meist deren 6 dargelegt werden (Deva=Götter; Asura=Kämpfer; Menschen; Tiere; Preta=Geister und Hölle). Aus Tibet kennen wir das Konzentrat der Buddhalehre aus Bildern (Thangkha), darum kann man es sich sogar anschauen.

(http://i31.photobucket.com/albums/c400/34Marco/Jama/DasRaddesLebens.jpg)
Titel: Buddhismus und Tibetischer Buddhismus
Beitrag von: Low am 04. Oktober 2009, 21:14:50
Hallo Ton

Danke für deinen Beitrag und die schöne Thangkha. Irgendwo im fernen Europa
hängt bei mir ein ähnliches Bild an einer Wand.

Buddhismus und Tibetischer Buddhismus

„Dharma" ist ein Sanskritwort mit vielen unterschiedlichen Bedeutungen. Doch in unserem Fall verwenden wir
das Wort hauptsächlich für den "Buddha"-Dharma oder die Lehren des Buddha.
Der Buddha selbst gab uns die wohl kürzeste Zusammenfassung seiner Belehrungen, in dem er sagte:
"Ich lehre über das Leiden und den Weg, es zu beenden."
Shakyamuni Buddha, der historische Buddha, gab in seinem Leben viele Belehrungen, und es ist nicht einfach,
diese Belehrungen kurz zusammen zu fassen. Dazu kommt noch, dass sich während der letzten 2.500 Jahre
viele verschiedene Richtungen des Buddhismus entwickelt haben, die alle aufgrund von leicht unterschiedlichen
Interpretationen der Lehren des Buddha entstanden sind und diese brachten auch etwas unterschiedliche
Praktiken hervor.
Die Lehren des Buddha wurden in vielen verschiedenen Niederschriften festgehalten. Die ältesten dieser
Niederschriften wurden in den Sprachen Pali oder Singhalesisch verfasst und bilden die Grundlage des Theravada
Buddhismus; der Pali Canon. Die Lehren des Mahayana sind in Sanskrit niedergeschrieben worden.
(für eine detaillierte Erklärung der Schulen siehe: Die drei Fahrzeuge)

Der frühe buddhistische Kanon wird gewöhnlich als "die drei Körbe" bezeichnet. (Skt: Tripitaka; Pali: Tipitaka),
bestehend aus:
1. Vinaya: Verhaltensregeln, die die monastische Ordnung regeln.,
2. Sutras: die Belehrungen, die von Buddha gesprochen wurden; und manchmal von seinen nächsten Schülern,
3. Abhidharma: enthält die Ausformung der buddhistischen Psychologie.

Der tibetische Canon besteht aus Kangyur und Tangyur. Er enthält eine Ansammlung von Mahayana Sutras, die aus
dem Sanskrit übersetzt wurden, Abhandlungen (Shastras) von bedeutenden indischen Philosophen, Tantras und
tantrische Kommentare und verschiedene andere Schriften,die wichtig genug erschienen, um dem Kanon hinzugefügt
zu werden. Die Übersetzer hatten guten Zugang zur Weitläufigen Literatur der Zeit. Zudem muß beachtet werden,
daß der tibetische Kanon viele Jahrhunderte nach dem Chinesischen zusammengestellt wurde.
Tibet und die Mongolei folgten beide dem tibetischen Kanon, der von Buton Rinpoche (1290 – 1364) zusammengestellt
und redigiert wurde.

Der tibetische Buddhismus benutzt die Karma-Lehre sehr gezielt als individuelle und soziale Zuchtrute. Mit surreal
gesteigerten Bestrafungsphantasien werden die Gläubigen vor dem Abweichen vom Pfad der Tugend gewarnt.
Das Tibetanischen Totenbuch zum Beispiel spricht von 16 Höllen in denen man ohne Pause dort den schrecklichsten
Qualen ausgesetzt ist.
So geht es Kapitel um Kapitel in der entsprechenden Literatur weiter. Der tibetische Buddhismus hat für den Gläubigen,
der gesündigt hat, ein nicht enden wollendes Arsenal von Folterungen in petto: Köpfe werden abgerissen, Zungen
werden aus dem Mund gezogen und mit Dolchen durchstoßen, die armen Seelen versinken in Seen aus Exkrementen
und werden von Insekten, die in diesen Seen leben zerfressen und zerpickt. Die schlimmste aller Verfehlungen für einen
tibetischen Buddhisten ist bezeichnenderweise das Aufbegehren gegen ein Mitglied des lamaistischen (tibetanischen)
Klerus (Kirche, Religion), und das beste, was er tun kann, ist, allen Mitgliedern dieses Klerus blind zu gehorchen.
Im „alten Tibet“ hatte er ohnehin keine Wahl, denn die gesamte religiöse und weltliche Macht, die justizielle und polizeiliche
eingeschlossen, lag bei eben den Leuten, die ihm für den Fall der Unbotmäßigkeit ewige Höllenqualen androhten.

Aus theologischer Sicht ist interessant, daß diese Höllenphantasien, zusammen mit dem notwendigen Gegenkonstrukt
des Paradieses (Sukawati) eine Eigenentwicklung des Mahayana-Buddhismus sind, zu dem auch der tibetische Buddhismus
zählt, und daß sie in den ursprünglichen Lehrreden Buddhas nicht auftauchen. Man fühlt sich an die ausgefeilten
Höllen-Szenarien des christlichen Mittelalters erinnert, mit dessen rigidem Bestrafungsterror der tibetische Buddhismus
jederzeit mithalten kann. Was derlei Karma- und Wiedergeburtsdenken in den Köpfen einfach strukturierter, ungebildeter
Menschen anrichtet, läßt sich nur ansatzweise und mit Schaudern erahnen.

Mit der ursprünglichen Lehre hat diese Sektiererei wenig gemeinsam.

Quellen:

http://www.viewonbuddhism.org/buddhismus-deutsch/g-3-drei-fahrzeuge-yanas.htm

http://de.wikipedia.org/wiki/Buddhismus_in_Tibet

http://home.arcor.de/tantram/

http://www.hjp.ch/Kirche/Sektierer.htm





Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 05. Oktober 2009, 04:57:47
Jede Religion hat einen gewissen "Verarschungsfaktor! gegenüber den seichten Laien in sich. Deutlich erkannbar an unsreren bibelgläugigen Gesellen hier im Forum, sowie an den Selbstmordgesellen der arabischen Fraktion.

Die Hölle und anderer Schmarrn sind nichts anderes als ein Kompromiss an die allgemeine Blödheit des durchschnittlichen Menschen, diese selben Im Sinne der Religion mit Drohungen bei der Stange zu halten.

OK, wer solch einen Mist braucht...meiner Oma habe ich schon lange deswegen verziehen... ;)


 
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Ton am 05. Oktober 2009, 07:02:19
@Profuuu

Schau mal Worte wie Kamma, Wiedergeburt, Hölle, Geister und dergleichen aus rein psychologischer Sicht an, das spielt sich nämlich alles innerhalb eines einzigen Lebens ab. Dein HerzGeist-System wird regelmässig wiedergeboren, genau in dem Augenblick, wo Du einem Sinnesreiz nachgehst. Wenn Du Hass verspürst, wirst Du Dich auch Augenblicklich in der Hölle wiederfinden, obwohl Du vielleicht gerade auf oder unter einer Dame liegst  ;D .
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: ou1 am 05. Oktober 2009, 12:23:43
@Profuuu, du nennst es “Verarschungsfaktor”, ich nenne es ”Machtanspruch” jedweder Religion. Wichtigste Vorschrift einer Religion ist stets, den Regeln folgen zu müssen, um erlöst zu werden??? . Wie z.B.: Ich bin der Herrr, Dein Gott …..  . Wenn nicht, gibt’s … Kloppe und vor allem höllische Bestrafung. So macht man sich die Doofen und halb Doofen gefügig, psychologisch gesehen. Zum Ausgleich wird dir der Himmel, ewiges Leben, Erlösung von der Wiedergeburt oder ähnlich Irreales versprochen.

Einer Religionsgründer hat stets vom anderen abgekupfert und Neues hinzugefügt. Man findet so viele buddhistische Werte bei den Christen wieder. Selbst Mohammed kam nicht ohne die jüdischen Figuren aus. Ich habe nichts gegen die Werte, die uns Buddha und Christus vermitteln, aber bitte ohne die Peitsche bzw. die Hölle und vor allem die formalen Regeln.

@ Ton, du willst uns einreden, dass wir uns von Gefühls- und Sinnesreizen frei machen sollen, um der Hölle zu entkommen. Komisch, meine Psychologie tickt anders als deine: Gefühle haben, aber mit Verantwortung ausleben.  Von der Hölle ist übrigens noch nie einer zurück gekommen, vom Himmel allerdings auch nicht. Darum kann man den Leuten so viele Märchen erzählen. Religion und Politik haben die Basis im Glauben an die Le/e/hre,  weil da nichts oder selten was zu beweisen ist. Das bringt halt die vielen “Gläubigen“ / Anhänger.

Wiedergeburt, Hölle, Geister …. innerhalb eines einzigen Lebens aus psychologischer Sicht?  Sind mir noch nicht begegnet in meiner Psyche. Allerdings, meine Lebenspartnerin und ich wären froh, wenn es das gäbe und vor allem, wenn wir da selbst mitmischen könnten in Bezug auf den Zeitpunkt. 

ou1
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Ton am 05. Oktober 2009, 14:19:24
@ou1

Du unterstellst mir Märchen und schreibst im gleichen Atemzug davon, dass noch nie jemand aus der Hölle oder dem Himmel zurückgekommen ist  :D .


Das interessante am Buddhismus ist, dass niemand glauben muss, ein jeder kann solange praktizieren, bis er weiss. Jeder Teilaspekt der Lehre ist überprüfbar, nur braucht es dazu halt ein bisschen mehr als rein gedanklich-analytische Arbeit.

Warst Du noch nie "auf Wolke sieben"? Falls ja, dann warst Du psychologisch gesehen auch schon im Himmel. Wenn Dich der psychologische Aspekt der Wiedergeburten interessiert, recherchiere mal nach den 12 Gliedern der bedingten Entstehung, dann wird Dir einiges klar, auch was in Dir abgeht.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 05. Oktober 2009, 14:35:06
Im Buddhismus sollten Denken, Glauben und Handeln eine Einheit bilden. Dabei lassen sich die Begriffe "Glaube"
und "Denken" als die Summe des Strebens nach Erkenntnis, nach Wissen, nach der vollkommenen Erleuchtung
durch spirituelle Übungen beschreiben. Der Glaube oder die Überzeugung, die im Nachdenken gefestigt worden ist,
ist unerschütterlich.
Der Dalai Lama sagte: "Jemand, dessen Glauben nicht auf Vernunft gründet, ist wie ein Wasserlauf, der überall
hingeleitet werden kann."


Mich wundert, dass niemand ein Herz für die Tiere zeigte. Offenbar war ich der Einzige, obwohl ich kein grosser
Hundefreund bin.
Zitat:
Die Hinterlassenschaft: Eine Menge Schrott, Dreck und sieben ausgesetzte winselnde
Welpen und eine hungrige Hündin auf der Strasse.

Diese Hunde waren die eigentlichen Auslöser der Geschichte # 623 - "Verantwortung".

Die Beiträge zeigen klar, man kann über Religionen diskutieren oder man kann sie umsetzen.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 05. Oktober 2009, 19:15:38
Diesmal liegst Du falsch, Low!
Ich bin sogar der gegenteiligen Überzeugung, nämlich dass das Schicksal der Hunde viele Menschen berührt hat. Aber was soll man da schreiben? Dass viele Thais Arschlöcher sind - genau wie viele Deutsche? Dass das mal "was" geschehen müsste? Dass da der König verhöhnt wird, der sein Untertanen dazu aufgerufen hat, mit Tieren menschlich umzugehen? Ja, Deine Nachbarn haben ein ausdrückliches Gebot ihres Königs mißachtet!!!.

Weißt Du, all unser Jammern und Klagen hätte den armen Kreaturen kein kleines bischen geholfen. Dich aufzufordern, dann eben das zu tun, was Deine Thai-Nachbarschaft unterlassen hat, wäre wohl auch nicht richtig gewesen.
Dass einem im "Land des Lächelns" eben dieses Lächeln mitunter bitter im Hals stecken bleiben kann, das weißt Du selber wohl noch länger und besser als viele andere weniger thailanderfahrene Members.

Ja, ich war traurig, als ich Deine Geschichte gelesen habe. Den armen Hunden hat das aber leider auch nicht geholfen.

Wolfram
Titel: Auf den Hund gekommen
Beitrag von: Low am 06. Oktober 2009, 17:20:29
Auf den Hund gekommen

Zitate:
Low: „Die Beiträge zeigen klar, man kann über Religionen diskutieren oder man kann sie umsetzen.“
Drwkempf: „Diesmal liegst Du falsch, Low!“
(Ja ja, ich weiss, es war nicht so gemeint.)

Diese Hunde waren die eigentlichen Auslöser der Geschichte # 623 - "Verantwortung".

Meine Frage war:
„Sind Thais Buddhisten oder Animisten? Der Geisterglauben ist weit verbreitet und eigentlich nicht vereinbar
mit den Lehren des Buddha.“


Ich wollte damit aufzeigen, dass die Religion vieler Thais wegen absoluter Respektlosigkeit weder Buddhismus noch
Animismus, sondern schlicht gelebter, dauernd praktizierter Egoismus ist.
Dafür baute bisher meines Wissens noch keiner eine Andachtsstätte. Gloriose Bankpaläste kommen der Idee
sehr nahe, verkörpern leider eher den Kapitalismus.
 
Alle die wunderschönen Tempel im ganzen Land sind meist nur Kulissen für die brutale, kaltblütige Selbstverwirklichung.
Dazu gesellt sich häufig eine kümmerliche Denkfähigkeit, die auf geistige Behinderung oder Beschränkung hinweist.
Ich könnte noch viel darüber berichten, unterlasse es jedoch aus Gewissensgründen, denn Ärger und Melancholie sind
schlechte Grundlagen für einen erfolgreichen Tag. (2) ***
Schaut euch die aufgemotzten, versammelten Heuchler beiderlei Geschlechts bei Gelegenheit anlässlich einer Tempelzeremonie
im Fernsehen an.

Ich zolle der Schöpfung, seinen es Werke eines höheren unbekannten Wesens, seien es durch Menschen verfertigte
Sachen, meistens die gebührende Hochachtung, wenn ich dabei manche Dinge und Handlungen weder verstehe noch begreife.

Auf den Hund gekommen:
Die Hündchen sind verschwunden. Nach meinem Gutdünken dürfte ein Teil davon eine kulinarische Bereicherung geboten
haben. Als ich hier im Dorf vor geraumer Zeit fragte:
„Esst ihr Hunde?“, lautete die Antwort:
„Wir nicht, aber die Leute im Nachbarsdorf sehr wohl.“
Darauf fragte ich dort nach. Die Antwort lautete genau gleich.

Die andere Hälfte dürfte neue Besitzer gefunden haben. Zwei der Tiere finden wir in etwa einem Jahr streunend auf der
Strasse wieder. Wenn die verspielten Kleinen gross geworden sind und zuviel fressen, werden sie unkompliziert ausgesetzt.
Dann holt man sich im nächsten Laden für ein paar Baht frische Welpen. Das nennt sich dann, frei nach Buddha: „Das Rad der Leere.“

*** Schnaps und Melancholie = Lebensfreude.

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Auf_den_Hund_gekommen
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Melancholie

http://mp3shake.com/en/Louis_Armstrong/139880-Melancholy_Blues_mp3_download.html#

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 06. Oktober 2009, 19:40:58
So ist es also weitergegangen.

Man könnte eine Bombe in den Laden werfen, wenn das was nützen würde!
Trotzdem wäre ich auf eine Antwort auf die Frage, wie sich die Nachbarn dazu stellen, dass hier doch eindeutig eine höchstkönigliche Anweisung mißachtet wurde. Frag doch bitte demnächst mal einfach ganz allgemein interessiert in Deiner Nachbarschaft herum. Würde mich wirklich interessieren. Der König kann sich doch bei seiner Anweisung unmöglich geirrt haben!

Hat Du eigentlich wieder Hasen?

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Grüner am 06. Oktober 2009, 21:13:26
LOW, bitte vergib mir, daß ich mich einmische, aber DAS

Einäscherung

In unserer Gegend hat man mühe, gutes Brennholz zu finden.
Dann verwendet man preisgünstige Autoreifen.
Für meine Feuerbestattung möchte ich nicht LKW Pneus,
sondern Reifen eines Ferrari, Maserati oder Lamborghini.
Im Notfall durfte der Gummi auch von einem Rolls Royce stammen.

mußte einfach aus dem anderen Thread hier her, damit es nicht verloren geht (hab s jetzt erst gelesen).
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 06. Oktober 2009, 23:32:35
@Prpfuuu

Ich las Deine Antwort 626 erst jetzt. Gestatte mir dazu eine Bemerkung.
Bei allem Respekt vor Deiner Persönlichkeit muß ich sagen,  dass ich die
Bemerkung, Zitat: ...Kompromiss  an die allgemeine Blödheit  der durch-
schnittlichen  Menschen... Zitat Ende, als eine grobe Beleidigung ansehe.

Ich empfinde mich z.B. selbst n i c h t als überdurchschnittlich,darum aber
durchaus nicht zwangsläufig als blöde.- Auch nicht als Christ!

mfg kmr

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hellmut am 06. Oktober 2009, 23:56:04
@ khun mai ru, freie Meinungsäußerung wirst du einem anderen Member wohl gestatten müssen, oder?

Was soll daran beleidigend sein wenn Profuuu an die Existens einer "Hölle" nicht glaubt,
und die Erfindung derselben durch Prediger, welche etwas schlauer waren als die zeitgenössischen Durchschnittsmenschen, auf seine Art erklärt?
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 07. Oktober 2009, 01:42:40
Gebe ja zu, dass es insgesamt etwas überspitzt formuliert war.  ;)

Bleibe aber dabei, dass jemand, der an die Hölle im Sinne der Ängstmacherei der Pfaffen glaubt, ein bisserl wenig mit Hirn gesegnet ist. Die Pfaffen wissen ganz genau, dass sie mit solchen Geschichten gerade die Einfältigen und Seichten beeinflussen können. Das sind ja auch ihre beliebtesten Klientel.

Habe aber deswegen keine schlaflosen Nächte. Finde es nur ungerecht, dass die Pfaffen sich ihre Opfer gerade unter diesen etwas "benachteiligten" Menschen suchen.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: peter51 † am 07. Oktober 2009, 02:20:22
...ich finde das nicht nur ungerecht, sondern fürn Arsch :-)
Titel: Gummi für die Ewigkeit
Beitrag von: Low am 07. Oktober 2009, 10:59:21
@ Grüner
Danke für deine Fürsorge und die Kopie aus:
Thai-Beerdigung #19

"Einäscherung

In unserer Gegend hat man mühe, gutes Brennholz zu finden.
Dann verwendet man preisgünstige Autoreifen.
Für meine Feuerbestattung möchte ich nicht LKW Pneus,
sondern Reifen eines Ferrari, Maserati oder Lamborghini.
Im Notfall dürfte der Gummi auch von einem Rolls Royce stammen."

Nach unserer Reise nach Mae Hong Son, siehe # 620 „Totenkult und Leichenschänder“,
wurde ich etwas bescheidener. Es müssen nicht mehr Reifen von Edelkarossen sein.
Gut getrocknete Kondome würden den Zweck auch erfüllen.
Vielleicht könnte der Tip an den einschlägigen Plätzen in Pattaya, Bangkok, Phuket etc. Sammelcontainer aufstellen.

Als wohl erzogener Mensch wäre ich bereit, mit anderen Bedürftigen zu teilen. Wir könnten sogar eine IG,
eine Interessengemeinschaft, unter dem Titel: „Gummi für die Ewigkeit“ gründen.
Titel: Alle Jahre wieder
Beitrag von: Low am 08. Oktober 2009, 17:07:54
Alle Jahre wieder                                       8. Oktober 2009

Wenn immer Dick alleine mit dem Fahrrad, Motorrad oder Auto unterwegs ist, mache ich mir Sorgen, dass sie bei
einem Unfall verletzt werden könnte. Denn alle Jahre wieder, kracht es bei uns, nicht beim häuslichen Frieden,
sondern im Strassenverkehr.
Es kommt vor, dass bloss das parkierte Fahrzeug gerammt oder sonst irgendwie beschädigt wird. Vor wenigen
Monaten warteten wir an einer Lichtsignalanlage, als ein Mopedfahrer beim unvorsichtigen Durchschlängeln ins
Heck krachte und sich darauf in Windeseile, das Rotlicht nicht beachtend, aus dem Staube machte.
Siehe auch # 623  „Verantwortung“ und # 632 „Auf den Hund gekommen“.

In Kürze werden neue Schrammen nicht mehr auffallen, weil ich es als sinnlos erachte, solche Schäden ausbessern
zu lassen. Spätestens beim nächsten Gebrauch des Fahrzeugs, warten fahruntaugliche, wenn möglich betrunkene
Eingeborene darauf, den Lack mit neuen Kratzern zu verzieren.

Gestern gegen Abend wollte Dick auf dem Markt in Hangdong  einige Einkäufe erledigen. Trotz des dichten
Feierabendverkehrs wurde die Strasse neu geteert. Es war noch enger als üblich. Die Polizei mischelte eifrig im
Verkehrssalat mit.

Dick sah ein schwer beladenes Moped auf der falschen Strassenseite entgegenkommen. Erst streifte die Lenkerin
den Wagen vor Dick. Dann kämpfte sie mit dem Gleichgewicht und scheiterte darauf an Dicks korrekt fahrender
Yamaha endgültig. Das Trio auf dem Moped, vielleicht Grossmutter, Mutter und Kind, schepperte unsanft auf die Strasse.
Die Mutter brach sich offenbar einen Arm. Die dreiundfünfzigjährige Lenkerin wurde sofort extrem laut und unfreundlich
und wollte sich einen allfälligen Schaden geradewegs durch Bargeld von Dick vergüten lassen. (Für solche Bagatellunfälle
liegen immer etwa Fünfhunderthausend Baht griffbereit unter dem Sattel!)

Dick holte sich gegen die ungerechtfertigte Schelte (1) einen nicht weit entfernt tätigen Polizisten. Dieser schaute sich
die Situation kurz an und begleitete die teils keifenden und teils heulenden Weiber zum nahegelegenen Revier. (2)
Dort stellte sich heraus, dass
A.   keine der Frauen des Mopeds einen Fahrausweis hatte,
B.   keine der Frauen einen Helm trug,
C.   die Verkehrssteuern fürs Fahrzeug seit zwei Jahren nicht bezahlt waren,
D.   jeglicher Versicherungsschutz fehlte und
E.   die Lenkerin, die Verkehrsregeln missachtend, die falsche Strassenseite benutzte.
Dick war glücklicherweise einige Tage zuvor auf dem Strassenverkehrsamt, trug einen Helm und hatte, welch ein Zufall,
sogar ihren Fahrausweis dabei. Sie durfte unbehelligt nach Hause.

Sie war unüblich spät dran und ich vermutete bereits das Schlimmste. Ich sass am PC, klickte mit der Maus sinnlos
auf dem Bildschirm herum und wartete angespannt. Als ich den bekannten Motor das Strässchen entlang schnurren hörte,
war ich sogleich erleichtert.

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Schelte
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Polizeirevier
Titel: Re: Alle Jahre wieder
Beitrag von: hmh. am 08. Oktober 2009, 17:12:17
Ich sass am PC, klickte mit der Maus sinnlos
auf dem Bildschirm herum und wartete angespannt. Als ich den bekannten Motor das Strässchen entlang schnurren hörte,
war ich sogleich erleichtert.

Kenn ich, da weiß man dann wieder, was man hat!  ;)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 08. Oktober 2009, 18:16:05
Lieber Low,

gratuliere zu dem eben noch günstigen Ausgang dieses Abentheuers.
Dicks korrektes Verhalten hat sich doch wenigstens zum Teil ausgezahlt. Auf dem Schaden an ihrer Yamaha dürfte sie allerdings sitzen bleiben. :'(

Schlimmer ist das schon, dass die Schuldigen nicht wirklich so bestraft werden dürften, dass daraus in Zukunft ein Lerneffekt abgeleitet werden könnte. Das schmerzhafteste Andenken bleibt der gebrochene Arm, ganz blind war das Schicksal also dann doch nicht. ;)

Ich kann gut verstehen, dass Du jedesmal wieder erleichtert bist, wenn Dick heil zuhause angekommen ist.

Wolfram
Titel: Alle Jahre wieder !
Beitrag von: Low am 08. Oktober 2009, 18:33:14
Wir feierten Weihnachten!
Weder Dicks Alabasterkörper noch die Yamaha wurden angekratzt.
Es braucht weder Spachtel noch Silikon.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 10. Oktober 2009, 10:24:32
Liebe Leute

Ich schaltete den PC ein, riss die Tastatur einer hungrigen Ratte aus der Schnauze und schmierte die Maus mit Gleitfett.
Nun mache ich Fingerübungen bis um siebzehn Uhr. Dann hole ich mir ein Bier aus dem Kühlschrank. Nachher beginne
ich mit dem Tippen der nächsten Geschichte.
Warum ich das schreibe?
Ganz einfach.
Der neuen Trend bei den Tagebüchern ist, dass man seine Beiträge ankündigt.
Titel: Re: Alle Jahre wieder !
Beitrag von: Blackmicha am 10. Oktober 2009, 10:44:02

Weder Dicks Alabasterkörper

" In übertragener Bedeutung bezeichnet der Begriff Alabasterhaut eine sehr helle ebenmäßige Haut mit samtigem Glanz."

http://de.wikipedia.org/wiki/Alabaster (http://de.wikipedia.org/wiki/Alabaster)

sorry , wäre nichts für mich ! ständig die Sucherei im Bett , findeste doch nie auf weißer bettwäsche !  :D :'(
Titel: Alle Jahre Alabaster
Beitrag von: Low am 10. Oktober 2009, 11:28:16
Angekratzter Alabasterkörper (Nach Mopedunfall?)

http://www.fotocommunity.de/pc/pc/display/11390908
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 10. Oktober 2009, 13:40:18
Liebe Leute

Ich schaltete den PC ein, riss die Tastatur einer hungrigen Ratte aus der Schnauze und schmierte die Maus mit Gleitfett.
Nun mache ich Fingerübungen bis um siebzehn Uhr. Dann hole ich mir ein Bier aus dem Kühlschrank. Nachher beginne
ich mit dem Tippen der nächsten Geschichte.
Warum ich das schreibe?
Ganz einfach.
Der neuen Trend bei den Tagebüchern ist, dass man seine Beiträge ankündigt.


lol  :D :D :D
Titel: Mausfett
Beitrag von: Low am 10. Oktober 2009, 17:00:09
Foristen, Leidgenossen

Es ist 17 00 Uhr. Das Bier ist eingeschenkt. Ich prüfte sicherheitshalber um 16 00
und dann wieder um 16 30 Uhr, wie viel Zeit ich brauche, um zum Kühlschrank zu gelangen,
ein Bier zu holen, zu öffnen, einzugiessen und zu trinken, um den Plan nicht zu gefährden.

Eine geile Angelegenheit dieses Mausfett.
Nun flutschen die Bachstuben ungebremst high speed mässig zum Schirmbild.
Es geht so schnell, dass ich nur schlecht mit der Gedankenarbeit synchronisieren kann. Deshalb folgt
der eigentliche Aufsatz etwas später. Entweder muss ich schneller denken oder das Gleitmittel entfernen.

Aber ich ergoogelte einige interessante Links zum Thema Mausfett:

Wie kann ich in meiner Excel tabelle ohne Maus Fett schreiben ...

Für Salsa Freunde ein dickes Video: (Nicht von Dick, weder Astral- noch Alabasterkörper. 
Vorsicht beim Bier – nicht verschlucken!)

http://www.clipfish.de/video/44582/deie-dick-fette-tans-maus/

Farbmaus schwanger - Hilfe! | aus Forum Haustiere & Nutztiere ...

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: phumphat am 11. Oktober 2009, 10:09:21
Liebe Leute

Ich schaltete den PC ein, riss die Tastatur einer hungrigen Ratte aus der Schnauze und schmierte die Maus mit Gleitfett.
Nun mache ich Fingerübungen bis um siebzehn Uhr. Dann hole ich mir ein Bier aus dem Kühlschrank. Nachher beginne
ich mit dem Tippen der nächsten Geschichte.
Warum ich das schreibe?
Ganz einfach.
Der neuen Trend bei den Tagebüchern ist, dass man seine Beiträge ankündigt.


Mein lieber Low,
ich will hier in diesen Forum keinen neuen Trend kreiren.
Ich wollte mich ledeglich vergewissern, ob nach meiner 3monatigen
Abwesendheit eine Fortsetzung von Nam und Fredl überhaupt noch gewünscht wird.

In diesem Sinne, mit lieben Grüssen
Phumphat

Titel: Eine Nacht im Knast
Beitrag von: Low am 11. Oktober 2009, 14:26:35
Eine Nacht im Knast                                                 10. Oktober 2009

oder

Die Macht der Fresse          Druckfehler - korrigiert
Die Macht der Presse


Leider entwickeln sich meine Geschichten eher in Richtung Unfälle und Verbrechen, als: „Die zehntausend Wunder
Thailands durch eine rosarote Brille betrachtet.“ Nur selten vermelde ich glückliche Ereignisse.
Ich wurde schon gefragt:
„Erlebst du eigentlich nie etwas positives?“
„Doch, meinen AIDS-Test!“

Alles fing so friedlich an.
Der Grossohn belud seinen Pickup am frühen Morgen mit Waren, um zum Markt zu fahren. Grossvater zupfte hier
ein Unkraut aus und streichelte dort ein Tier.
Vor vielen Jahren kaufte Dick Boden und stellte es als Landwirtschaftsbetrieb ihrer Familie, den Eltern, Geschwistern
und Kindern zur Verfügung. Anfänglich pflanzte sie selbst einiges an. Vor allem Bäume und Sträucher. Dann liess sie
einen grossen Naturteich ausbaggern.
Bei extremer Trockenheit, kommt es vor, dass all das Wasser zum Bewässern benötigt wird oder einfach verdunstet.
In der Regenzeit tummeln sich eingesetzte Fische im Wasser. Die Jungfische kosten fast nichts. Später löst man je
nach Grösse und Sorte pro Kilogramm von siebzig Baht an aufwärts.

Der alte Mann blieb allein auf der Farm zurück.
Später sah er, dass sich zwei Fremde am Teich zu schaffen machten. Als er nachschaute, was die Kerle treiben, rannten
sie davon. Kurze Zeit danach musste er feststellen, dass die Zwei zurück kamen und reichlich Fische stahlen. Für Eigenbedarf
hätte er ein Auge zugedrückt. Aber die Männer fischten bereits mindestens zwanzig Kilogramm. Er forderte die Diebe auf,
zu verschwinden. Die plünderten munter weiter und verhöhnten zusätzlich den Alten. Mit fünfundsiebzig Jahren, eher grazil
gebaut, wirklich kein Sumotori, (1) konnte er sich nur schlecht wehren.
Er ging zum Haus zurück und holte seine selbstgebaute, aber lizenzierte Flinte.
Sie warfen ein Messer nach ihm und verletzten ihn glücklicherweise nur am Unterschenkel. Danach zielte er kurz und schoss
den einen Angreifer ins Bein. Dem andern verpasste er beim Weglaufen eine Ladung in den Allerwertesten.

Ich weiss nicht, warum die Polizei kam. Die Braunen brachten die beiden verletzten Räuber ins Spital. Den alten Mann nahmen
sie mit und steckten ihn ins Gefängnis. Dreissig Kilogramm gestohlener Fisch und eine Flinte wurden beschlagnahmt. (2)

Als wir die Sensation am Abend vernahmen, wurde Dick aktiv. Sie telefonierte mit dem Chef der Polizei und verlangte vergeblich
die unverzügliche Freilassung ihres Vaters. Sie beruhigte sich etwas, als sie vernahm, dass ein Polizeiarzt die Beinverletzung
mit acht Stichen zusammen genäht hatte.
Ich fragte sie: “Kennst du keine Journalisten in Phitsanulok? Das Geschichtchen stinkt zum Himmel. Die arbeitsscheuen Schurken
erhalten Spitalpflege und der Verteidiger seines Eigentums, ein alter Mann, wird eingelocht. Ist das neues thailändisches Recht?  
Das ist ein gefundenes Fressen für die Morgenzeitung. Gleichzeitig lenkt es die polizeilichen Aktivitäten, wirft ein schlechtes Licht
auf die Gauner und dein Vater wird zum Helden. Wer das liest, wird sich in Zukunft für Diebstähle einen anderen Betrieb aussuchen.“

Noch in der Nacht fuhr ein eifriger Berichterstatter die 120 Kilometer zum Gefängnis und interviewte den alten Herrn, der darauf
in aller Morgenfrühe entlassen wurde.
Die Zeitung wurde zum Bestseller im Dorf. Jeder will sie. Keiner hat sie.

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Sum%C5%8D

http://data.lustich.de/bilder/l/13764-sumoringer-gegen-kind.jpg

(2)
Dieselbe Waffe wurde schon in # 4  „Wild Ost“ verwendet.
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg27536#msg27536
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hiro am 11. Oktober 2009, 15:40:09
an den Author,

ich lese schon lange mit und moechte mich auf diesem Wege einmal kurz bedanken, sehr interessant, lebensnah und vorzueglich erzaehlt.

Klaus
Titel: Eine Nacht im Knast
Beitrag von: Low am 11. Oktober 2009, 16:34:14
Danke für den Dank. Das ist wie teures Mausfett und stimuliert.
Ich sehe, dass die Geschichten angeklickt werden. Wie sie ankommen, weiss ich selten.

Wir hatten vor, für Vater in Sizilien eine Lupara zu erstehen. (1)
Offenbar erfuhr die GB in CH davon. (GB abk. = Geheimbolizei.)
Dick erhielt kein Visum!
Hätten wir die Waffe erfolgreich importiert, wäre seit dem 10. Oktober das Hackfleisch günstiger.

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Lupara
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: peter51 † am 11. Oktober 2009, 17:13:52
ein  :D :D :D
(dreifach LOL)
und auch ein thanks, Low  8)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 11. Oktober 2009, 18:33:35
...Ja, und Gratulation ebenso zu Deiner bemerkenswerten Dick!

Carne Macinata a la Corleone; jetzt weiß ich wenigstens, wie das hergestellt wird.
Hier eine Abbildung des demnach wichtigsten   "Küchengerätes"  (http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/30/Lupara.jpg)

mfg kmr
Titel: 675 Stunden Freiheit
Beitrag von: Low am 12. Oktober 2009, 13:12:59
675 Stunden Freiheit                                        11. Oktober 2009

675 Stunden Freiheit ist ein Bruchteil mehr als 28 Tage. Als meine Beiträge an die 40 000 Klicks erreichten, teilte ich mit,
dass ich nun etwas kürzer treten würde und demnächst keine Geschichten von mir zu erwarten seien. Ich wollte meine
neu geschenkte Freiheit geniessen, reisen und nicht mehr täglich während Stunden am PC sitzen.

Eigentlich sollte ich die Gegebenheiten in Hinterindien kennen. Kannte ich sie? Ich flog voll auf die Nase. Nein, doch nicht
ganz, denn am 13. September schrieb ich in Antwort # 565 vorsichtigerweise:
„Es ist ja nicht auszuschliessen, dass mich „La forza del destino“, die Macht des Schicksals, wieder an den PC zurücksetzt.“

Zur Aufrechterhaltung der Freiheit benötigte ich unter anderem sterile Kochsalzlösung. Diese Flüssigkeit wird im medizinischen
Bereich wie Geschirrspülmittel in einer zeitgemässen Küche verwendet. Das Zeug sollte problemlos zu beschaffen sein.
Dr. med. W. Kempf schrieb  mir: „Kochsalz-Plastik-Ampullen gibt es üblicherweise mit 10ml Portionierung für n' Appel un' Ei,
auch in LOS. Damit bist Du dann wirklich wieder mobil.“ (1)
Dem war nicht so. Eine Apotheke neben dem Maharaj oder Suan Dok Universitäts-Spital, hatte gerade mal eine angebrochene
Packung mit wenigen Ampullen am Lager. Die 10 ml Ampullen brauche ich für Flüge, weil ich keine grösseren Mengen Flüssigkeit
mitnehmen darf.
Fürs Haus erwarb ich übungshalber einen halben Liter Kochsalzlösung und eine 50 ml Spritze. Andere Apotheken hatten gar nichts.  
In der Apotheke des RAM Spitals könnte ich einige Sachen problemlos beschaffen. Die Frage ist nur, zu welchem Preis. Für 360 ml
Betadine bezahlte ich dort an die 1000 Baht. (2) In einer Apotheke in Bangkok kaufte ich einen halben Liter für 250 Baht.
In Chiang Mai könnte ich dieses Desinfektionsmittel, sofern vorhanden, noch günstiger erwerben.
Nachdem ein viertel Freiheit meist ungenutzt verpuffte, verfügte die Apotheke über 100 Ampullen Salzlösung für mich. Ich wollte
dazu fünf Halbliter Packungen Infusionslösung kaufen. Sie hatten nur drei am Lager. Ich bestellte sofort mehr.
Dann reisten wir nach Mae Hong Son. Als danach mein Vorrat erschöpft war, benutzte ich Kochsalzlösung, wie sie für das Reinigen
von Kontaktlinsen Verwendung findet.
Die freundlichen Leute im kleinen Spital in Hangdong schenkten letzte Woche Dick vier Packungen mit total 2200 ml sterile Lake.
Mittlerweile ging aber mein Vorrat an technischen Hilfsmitteln zu Ende. Bereits am 14. September bestellte ich 100 Stück.
Am 18. wurden 50 geliefert, mit der Angabe, das Lager sei erschöpft.
Seit einer Woche reise ich nicht mehr, sondern bemühe mich um weitere Lieferungen. Meine vier Wochen Freiheit liefen heute ab,
nachdem ich zwei Wochen davon meist für Logistikprobleme verschwendete. (3)
Die bestellte Kochsalzlösung in Halbliter Portionen konnten innerhalb der letzten drei Wochen nicht geliefert werden.
Zur Zeit ist längerer Ausgang unmöglich. Wenn Dick mit Kundinnen beschäftigt ist,  schreibe ich wieder, um nicht verrückt zu werden.

Mit etwas Glück, dem Beistand sämtlicher guter Geister und der Hilfe einiger wohlgesinnter Bodhisattvas  (4) warten vielleicht ende
der Woche wieder 450 Stunden Unabhängigkeit auf mich. Wenn die netten Wesen beim Generalimporteur mit etwas Grips gesegnet
wären, würde die Freiheit wohl grenzenlos.

Wer trägt denn eigentlich die Schuld an diesem Debakel? (5) Das gleiche Land, das Probleme mit den Herren Gaddafi und Polanski
kreierte. Es gelang den Entscheidungsträgern in Bangkok mühelos, sich Low ebenfalls zum Feind zu machen. Durch ihre Willkür im
August wurde ich von zeitgemässer medizinischer Versorgung abgeschnitten.
“Grüezi wohl Frau Stirnimaa!” (6)

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Liter
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Desinfektion
/3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Logistik
(4)
http://de.wikipedia.org/wiki/Bodhisattva
(5)
http://de.wikipedia.org/wiki/Debakel
(6)
http://www.youtube.com/watch?v=XTccFt0FFCU




Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 12. Oktober 2009, 19:52:28
So, ich hoffe, ihr habt alle mitgelesen und das auch nicht anders verstanden als ich!
Manche Dinge sind ganz offensichtlich in Chiangmai nur unter größten Schwierigkeiten zu beschaffen. In Bangkok dürfte es einiges leichter sein, vieles zu bekommen.
Ich fordere alle Members aus Bangkok auf, sich per PN mit Low in Verbindung zu setzen und mal nachzufragen, ob ihr ihm nicht das eine oder andere besorgen könnt.
Ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass keiner auf irgendwelchen Kosten sitzen bleibt.
Der Transport in Bangkok gekaufter Sachen nach Chiangmai lässt sich sicher organisieren.

Es gehört sich meiner Meinung nach, dass wir innerhalb des Forums zusammenhalten und uns auch einmal gegenseitig aushelfen, wenn das notwendig und sinnvoll ist.

Nicht nur unser Low, dem wir soviele wunderbare Posts verdanken, ist eine kleine Mühe wert, aber er ganz bestimmt!

Euer Wolfram

PS: Wäre doch toll, wenn wir ihm ein wenig mehr Freiheit schenken könnten.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 12. Oktober 2009, 20:58:47


@drwkempf

Bin absolut Deiner Meinung!

Es gibt auch schon Bemühungen aus Hintergermany.;-)
Aber a l l e Möglichkeiten sollten ausgeschöpft werden.
Irgendwie wird es klappen.

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: namtok am 12. Oktober 2009, 22:25:59
Meine Verwandtschaft ist im landesweiten Medikamentenvertrieb involviert, vielleicht kann ich ebenfalls aus Hintergermany dazu was beitragen...
Titel: Medizinprodukte und Apotheken
Beitrag von: Low am 13. Oktober 2009, 15:37:11
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde

Ich musste mir irgend eine Geschichte ausdenken, um zu erklären, warum ich trotz meiner gegenteiligen Ankündigung
weiter schreibe. Ich schämte mich fast, als ich bemerkte, dass wieder einige tausend Klicks verbucht wurden.

Herzlichen Dank für die Anteilnahme betreffend Freiheit und die zahlreichen Angebote.
Gestern rief uns der  Apotheker an und informierte, dass 500 ml Packungen sterile Salzlösung in Mengen eingetroffen seien.
Meine Tochter wird mir am 19. Dezember letzte europäische Technologie mitbringen. Damit werde ich unabhängiger von
den Launen und Schrullen der geschäftsführenden Damen der Importfirma.

Sofern ihr die Beiträge sorgfältig lest, seht ihr, dass wir dauernd gefordert sind. Wir fochten gegen den Diebstahl von
Dicks Land. Wir kämpften für die Entlassung ihres Vaters aus dem Gefängnis. Wir wehrten uns erfolgreich für
Verbesserungen im Gesundheits- und Schulwesen in der Provinz. Wir kämpften gegen Umweltverschmutzung und setzten
uns für eine geregelte, kostengünstige Kehrichtabfuhr ein.
Jetzt schweigt des Sängers Höflichkeit, eventuell nur aus niedrigen und ängstlichen Gründen, zurück in die Kälte geschickt
zu werden.

Ich tönte es bereits an. Betadine, sterile Handschuhe, Kochsalzlösung und dergleichen könnte ich zu Farangpreisen
jederzeit in der Apotheke des RAM Spitals beziehen. Für mich würden die Kosten keine Rolle spielen, da meine Versicherung
die Rechnungen anstandslos bezahlt. Wenn ich günstige Bezugsquellen erschliesse, erweise ich nicht nur meiner Versicherung
einen Gefallen.

Das Beispiel Betadine:
Im RAM Spital kostet ein ml fast drei Baht. In einer Apotheke, welche einen Gewinn abwirft, kostet ein ml bloss einen halben
Baht beim Bezug eines halben Liters. (Kleinstbehälter mit 30 ml werden zu 38 Baht angeboten.)  Das Spital verkauft sechs
mal teurer, obschon die das Zeug Gallonenweise sehr günstig einkaufen dürften. Unter Umständen benutzen sie beim
Abfüllen extrem teure Designerflaschen.

Durch meine Beschaffungsstrategien helfe ich armen Thai Patienten. Die sind sich nicht gewohnt, sich für Verbesserungen
einzusetzen und es gibt sie in Mengen.  Die Patienten ebenfalls. Denkt an all die Verkehrsunfälle. Es dürfte jedes Jahr Hunderte
neuer Paraplegikerfälle geben.
Viele überleben die Akutphase in Universitätsspitälern problemlos. Nach der Entlassung gibt es nur äusserst selten
Nachbehandlungen, Physiotherapie und Wiedereingliederungsmassnahmen. Viele Behinderte krepieren dann zu Hause schön
langsam wegen fehlender Hygiene an Harnwegsinfekten oder an Druckgeschwüren. (1) Antidekubitus-Sitzkissen kosten
hierzulande an die 20 000 Baht. In Euroland sind sie eher teurer.
Fehlende Selbstdisziplin, Alkoholmissbrauch, mangelnde finanzielle Mittel, Geisterglauben und Mai Pen Rai Mentalität wirken
sich ungünstig auf die Lebenserwartung aus.
Die wenigen Rollstuhlfahrer, die sich bis zum Losverkäufer durchringen, sind Ausnahmen. Ich machte meine Erfahrungen
vor vielen Jahren in einem privaten, von Spendengeldern finanzierten Behindertenzentrum. Dort herrschte nur an Mangel Überfluss.

Als ich im Juni Spitalpflege benötigte, die in der Woche 200 000 Baht verschlang, fragte sich Dick, wie viele Thais sich einen
solchen Luxus leisten könnten. Diese Leute sind im Prinzip zum Tode verurteilt.
Wir erfahren dies in den kleinen Spitälern auf dem Lande, in erbärmlichen abgelegenen Dörfern. Es ist für uns sehr schmerzhaft,
all das Leiden zu sehen.
Aus finanziellen Gründen müssen wir unsere Hilfe meist auf die nächsten Angehörigen beschränken, denn für die 30 Baht
Versicherung gibt es weder teure Medikamente noch Spezialbehandlung auf Intensivpflegestationen.


(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Dekubitus
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 13. Oktober 2009, 16:08:36
Lieber Low,
bis zum 19.Dezember ists noch lang hin.
Ich hatte mir auch nicht vorgestellt, dass Deine Forumsfreunde Handstände machen sollten. Aber für den Fall, dass man sich gegenseitig au seiner Verlegenheit helfen könnte, sollte man das auch tun.
Wir klagen so oft im Forum über die Selbstsüchtigkeit und Selbstbezogenheit vieler Thais. Hier ist Gelegenheit, nicht nur durch Worte zu beweisen, dass wir da etwas anders sind. ;)
Das wir hier das beste Forum sind, würde sich auch dadurch beweisen, dass hier nicht nur mehr oder weniger wertvolle Schriftbeiträge abgeliefert werden.

Schöne Grüße auch an Deine unvergleichliche Dick

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 13. Oktober 2009, 16:33:44
Lieber Wolfram

Wenn ich meiner Kontaktperson in Bangkok vertrauen darf, sollte die Lieferung in zwei Tagen,
d.h. am 15. Oktober, beim Importeur eintreffen.

Für Notfälle, wie Stromausfälle und Überschwemmungen, bin ich noch gerüstet.
Auf Luxus, wie grössere Reisen, verzichte ich vernünftigerweise. Chiang Mai bietet einiges.
Zudem erwarten wir den Besuch von unserem Pflegesohn. Algebra, Geometrie und Elektrotechnik
werden meine Lektionen sein.

Mit freundlichen Grüssen
Low
Titel: Blutspuren
Beitrag von: Low am 14. Oktober 2009, 13:58:59
Blutspuren

Am 6. Oktober fragte drwkempf:
„Hast Du eigentlich wieder Hasen?“

Es dürfte das schönste Kaninchenhaus zwischen Tulsa, Oklahoma und Peking sein. Eine Teakholzkonstruktion mit Dach im
Lanna Stil, handlackiert mit UV geprüftem Polyurethan (1) und nur selten benutzt. Es ist kein Stall, sondern wirklich ein Haus.
Die Tiere hatten ihre Freude daran und versuchten immer wieder vergeblich, aufs Dach zu klettern, wo sie dann jämmerlich
abrutschten. Es ist möglich, dass ich das falsch interpretierte und den Karnickeln die vermeintliche Rutschbahn nicht gönnte.
Meistens verbrachten sie die Nacht in einem Versteck im Garten. Anfänglich suchten wir sie am Abend und sperrten sie zur
Sicherheit im Palast ein.
Dass es keine Sicherheit gab, zeigte sich nach etwa drei Wochen, als am 12. Juni einem Tier eines Morgens der Kopf
abgerissen wurde.

Der Tierhändler klärte uns auf, dass er öfters Kaninchen auf diese Art verliere. Die Frevler seien Katzen.
Danach liessen wir den Tieren die freie Herbergswahl. Als zusätzliche Sicherheitsmassnahme stellten wir die Unterkunft auf
die relativ geschützte Veranda. Dort verwöhnte Dick die Langohren mit Karotten, Wasserspinat und Melonenschalen, die sie
fein säuberlich benagten.
Zwischendurch war die ganze Bande unauffindbar irgendwo im Garten. Sie knabberten sehr gerne an Farnen, kleinem zarten
Bambus, suchten sich Kräutlein und vor allem Unkraut. Zur Verdauungsförderung vergingen sich einige Tiere an unseren Chilistauden.
Kleinere Papayapflanzen putzten sie mühelos weg.

Der dümmste Gourmet  (2) unter ihnen entwickelte ein Flair für Wasserpflanzen, die er sich im Teich holte. Es war ein spezielles
Schauspiel, wie das Tier während es genüsslich kaute, langsam absoff, bis wir es mit einem Netz retteten. Manchmal vergingen
nur wenige Stunden, bis zum nächsten Badespass. Leider versäumte ich es, das suizidgefährdete Tier mit einem Rettungsring
auszustatten. (3)

Eines Morgens um drei Uhr vernahm ich komische Geräusche im Garten.
Auf der Veranda musste ich zusehen, wie eine grosse Katze das zweitletzte Geschöpf attackierte. Das Kaninchen wehrte geschickt
eine Angriff auf den Kopf ab und drehte sich. Darauf biss die Katze die Blutgefässe in beiden Hinterläufen durch.
Mein Lärm vertrieb den Angreifer. Das Kaninchen schleppte sich schreiend und blutend zu  mir auf die Veranda. Ich konnte nicht helfen.
Innerhalb von kürzester Zeit, sie kam mir wie Stunden vor, verblutete das Tier jämmerlich.
Im Morgengrauen entfernte ich die Blutspuren im Garten und auf der Veranda.
Dort steht nun ein verwaistes Kaninchenheim.

Hasen gibt es, nach der Empfehlung von Blackmicha, bei mir demnächst nur noch in tiefgefrorener Form von Macro.

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Polyurethane
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Gourmet
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Suizid

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 14. Oktober 2009, 18:31:22
Low, das zu lesen tut richtig weh. Jeder, der liebe Haustiere hat/hatte  versteht,
dass solche  Ereignisse nicht spurlos an einem vorübergehen. Bei mir führte das
dazu, dass ich keine Tiere mehr halten möchte. Einmal schlugen "Menschen" bei
einem Kätzchen und später der Krebs bei unserem treuen Cocker zu.

Aber Low, es gibt auch in Hinterindien entgegen allgemeiner Erfahrungen Menschen,
die ihre Tiere lieben. Selbst auf die Gefahr hin, dass man mich  für sentimental hält,
hat mich die Reaktion meiner  "Teilzeit-Betreuerin" eines Tages sehr gerührt.
Als Ben telefonisch erfuhr, dass von "Didi", "Dodi" und "Pandi" aus gerechnet "Pandi",
ihr  Lieblingskaninchen auf Nimmerwiedersehen abgehauen war, schluchzte sie lange
Zeit wie ein kleines Kind. Und - da kam n i c h t "give me money for new rabbit"... :)

Möge Deine neue FREIHEIT inzwischen gesichert und auf Dauer ungefährdet sein.

mfg kmr

Titel: Haustiere
Beitrag von: Low am 14. Oktober 2009, 19:00:12
@kmr

Ausser Küchenschaben, Milben, Stechmücken, Spinnen, Geckos und Ameisen wollen wir auch keine Haustiere mehr.

http://de.wikipedia.org/wiki/Geckos
Titel: Erinnerungen an Burma
Beitrag von: Low am 15. Oktober 2009, 17:53:41
Erinnerungen an Burma

Vor geraumer Zeit flog ich von Chiang Mai aus mit Air Mandalay nach Burma. Damals wurde offiziell nicht empfohlen,
als Einzelreisende das Land zu durchstreifen.
Doch die Devisenknappheit ermöglichte es. Ich beantrage schriftlich ein Visum. Die freundlichen Beamten auf der
Botschaft fälschten sogar meine Unterschrift, um mir eine eng befristete Einreisegenehmigung zu erteilen.
Wer nicht in einer Gruppe reiste, berappte bei der Einreise einen Zwangsumtausch. Für jeden Tag wurde eine
bestimmte Summe Dollar gefordert.

Kurz vor meiner Abreise machte sich die Militärjunta wenig Freunde, als über Nacht die grossen Geldscheine des Landes
für ungültig erklärt wurden.
Kein Umtausch, nichts. Ungültig - Sparbatzen weg.
So erhielt ich denn bei meiner Ankunft für ein paar Dollarscheinchen und einem Dutzend Unterschriften eine Papiertüte
voller Geld zu einem schlechten Kurs. Auf dem Schwarzmarkt hätte ich fast das Zehnfache erhalten.

Das Land war schön, wie es Literatur und Reiseprospekte versprachen. Störend empfand ich meine Begleiter, die sich
ausser im Hotel kaum abschütteln liessen und genau wussten, was ich zu sehen bekam.
Es gelang mir einige Privatexkursionen zu unternehmen. Weit kam ich nie. Entweder waren die Strassen durch Naturgewalten
blockiert oder Uniformierte fanden, dass leider diese Strasse aus irgendwelchen Sicherheitsgründen für Gäste des Landes
unpassierbar sei. Unverständlichweise für mich durften Reisegruppen oft unbehindert weiterfahren.

Auf einem meiner Kleinstausflüge in die Vorstädte von Rangoon mit riesigen, total vergammelten Wohnblocks und
Gemeinschafts-Nasszellen in der Nähe der Eingänge, plagte mich überfallartig ein Durst. Womöglich wurde der ausgelöst
durch zahllose Burmesinnen, die ich praktisch unbehindert bei der morgendlichen Körperpflege beobachten konnte.
Trotz visueller Sachzwänge fand ich einen kleinen Laden. Neben der Türe prangten glanzlos etwas angekratzte Emailleschilder. (1)
Sie warben für Tiger Bier, Coca-Cola und Ovaltine. Hocherfreut stürzte ich mich in den Schlamm, um etwas Balsam oder Manna
zu erwerben.
Ich wurde freundlich begrüsst. Darauf verlangte ich Bier oder Cola.
Die alte Frau, ihre Zähne waren vom Betel kauen zerstört, schaute mich eingehend und genau an, seufzte und klagte leise:
„Vor langer, langer Zeit verkauften wir diese Sachen. Gegenwärtig kann ich nur Seife und Bananen anbieten“.

Ganz anders zeigte sich das Angebot im staatseigenen Luxushotel. Zum Frühstück stellte man an die zwanzig Sorten Brot und
Gebäck auf.
Am Vorabend machte sich eine Horde stockbetrunkener Chinesen mit aufgetakelten und kreischenden Weibern bei mir unbeliebt,
weil sie Aufzüge und Flure besudelten. Vollgekotzt wäre übertrieben, denn Lifte und Gänge waren grosszügig dimensioniert.
Ich sass beim Frühstück, als ein gut gekleidetes Schlitzauge mit Designerkrawatte bewaffnet, wichtigtuerisch den Speissaal betrat.
Er ging zur Brotauslage und betatschte einen jeden Laib und jedes Brötchen mit seinen schmierigen Fingern. Dann brüllte er nach
der Bedienung und fauchte sie an:
„Das Brot ist nicht frisch.“
„Sir, entschuldigen Sie, Sir. Wir backen jeden Morgen frisch, Sir.“
„Das Brot ist nicht frisch,“ behauptete der Chinese.
„Frisches Brot ist warm.“
Ich machte mich ohne Schlips auf die Suche nach einer anderen Unterkunft.

Meine Kusine arbeitete zu dieser Zeit als internationale Reiseleiterin. Sie war mit einer Gruppe Langnasen und burmesischer
Begleitung von China her mit Fahrzeugen und Boot nach Rangoon unterwegs. Wir nächtigten im selben Hotel. Ich traf, perfekt
abgeschirmt,  weder  sie noch andere Reiseteilnehmer.

Dafür hatte ich die Ehre oder das Pech, dass der Herr Staatsvorsitzende, vielleicht war er nur der erste Sekretär oder der
erste Sekretär war zugleich der Vorsitzende, mein Hotel besuchte.
Der Mann war ein Universalgelehrter. Ein paar Tage zuvor war er im Zoo, wo er die Beamten instruierte, wie man einen
Stall für einen weissen Elefanten baut.
Im Hotel steckten Angestellte seit Tagen Blumengedecke zusammen. Alles wurde auf Hochglanz poliert. Im Garten, wo
schwer bewaffnete Uniformierte in den Büschen hockten, wurden Insektizidwolken gesprüht, dass die Vögel tot aus den
Bäumen auf den frisch gemähten Rasen krachten und die Sicherheitsbeamten die Augäpfel verdrehten.

Plötzlich erschienen zur Mittagszeit in bunte, teure Seiden gekleidete, eher zu gut ernährte Ladies. Sie trugen alle soviel
Goldschmuck, dass sie Plattfüsse hatten. Mir standen die schlanken, in billige Baumwolltücher gehüllten Frauen aus der
Vorstadt näher, wenn sie auch geographisch entfernter lebten.
Es kreuzten grimmige Herren in Fräcken und Uniformen auf. Sie mussten teilweise von Bediensteten gestützt werden.
Mögliche Ursachen waren Altersschwächen jeder Art oder die Unmengen von Orden und Auszeichnungen, welche an Revers
und Fasson steckten. (2)  Bedauernswerte Blechesel. Sie alle warteten würdevoll, als repräsentative Kulisse eines
alltäglichen Jahrhundertereignisses.

Dann endlich kam er, der lesen und schreiben konnte, der Herr Erste Sekretär. Anscheinend hatte er noch dringende Post
zu erledigen, denn bereits nach etwa zehn Minuten verschwand er leise, während sich die Meute übers Buffet stürzte. (3)


(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Emailleschild
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Revers_(Kleidung)
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Buffet_(Speise)

Leider konnte ich meine Originalaufzeichnungen noch nicht finden.
Dagegen waren die Photos teilweise vorhanden.



Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 15. Oktober 2009, 21:25:56
Lieber Low,
 schade, dass Du nicht das Jahr Deines Besuches mitgeteilt hast. :D
Du würdest Myanmar wohl heute nicht wiedererkennen.

Wolfram
Titel: Erinnerungen an Burma
Beitrag von: Low am 15. Oktober 2009, 22:29:29
Das könnte an die zehn Jahre her sein.

Die Einreisebedingungen und die Touristendestinationen dürften sich merkbar verbessert haben.  Die massgebenden Generäle
haben ihre Ansichten nicht geändert. Sonst würden sie kaum eine gewählte Regierungschefin und Nobelpreisträgerin knechten.

Was mich seit damals interessierte, ist der Unterschied zwischen einem Elefantenstall, und einem Stall für weisse Elefanten.
Vielleicht kann mich ein Zoologe aufklären.

Dafür kann ich erklären, dass der erste Sekretär ein General war, der ausser Kanonen einen Griffel beherrschte. Der musste
später sein Amt unfreiwillig abgeben. Ich bin nicht sicher, ob er in ein Sanatorium mit vergitterten Fenstern eingeliefert wurde oder
ob er sich aus eigenem Antrieb umbrachte.  
Titel: Burma, Selbstkritik
Beitrag von: Low am 16. Oktober 2009, 18:18:38
Die Burma Geschichten wirkten offenbar stinklangweilig.
Keine Fragen nach Aung San Suu Kyi. Keine Anschuldigungen an das System.
Ich versuchte seinerzeit erfolglos, die Dame zu besuchen. Heute wäre es einfacher, als Low und Sonderberichterstatter des TIP.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Ozone am 16. Oktober 2009, 18:37:16
Ich versuchte seinerzeit erfolglos, die Dame zu besuchen. Heute wäre es einfacher, als Low und Sonderberichterstatter des TIP.

Der letzte inoffizielle Farangbesucher war glaube ich schwimmend zum Haus gelangt. So jedenfalls stand es geschrieben.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Grüner am 16. Oktober 2009, 21:28:26
Keine Fragen nach Aung San Suu Kyi. Keine Anschuldigungen an das System.

Wir hatten da mal, vor Deiner Zeit, einen ellenlangen Thread drüber, seinerzeit nach dem Taifun während der Wahlen. Ich glaube, da wurde so ziemlich alles gefragt und gesagt. Finde ihn gerade nicht, aber vielleicht kann ein Durchblicker helfen.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 17. Oktober 2009, 21:16:05
Gestattet bitte mal eine Frage:

Es gab hier doch noch interessante Beiträge zum Thema BURMA und  Aung San Suu Kyi  (http://www.topnews.in/files/Aung-San-Suu-Kyi1.jpg)
von @drwkempf und @profuuu!

Sind die Texte gelöscht oder verschoben worden? So oder so, wäre ein Hinweis etwas,
das m.E. der Forenkultur gut anstünde.


Nun evtl. mit "Prügel" rechnend,

kmr



(Übrigens; sogar die alte DDR-Führung war nicht opportunistisch und hielt an dem alten
Namen Burma fest.)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Louis am 17. Oktober 2009, 21:43:10

Es gab hier doch noch interessante Beiträge zum Thema BURMA

http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=3601.0
Titel: Aha
Beitrag von: Low am 22. Oktober 2009, 11:13:45
Aha                                                       21. Oktober

In der letzten Zeit hatte ich verschiedene Erlebnisse dieser Art. Ich dachte erst, ich hätte eine Meise, einen kleineren
Blechschaden im Gehirn, als plötzlich zwei Beiträge von Drittpersonen aus den Geschichten verschwanden. Louis erklärte
auf Anfrage von kmr, wo die Sachen zu finden sind. Aha. Vielen Dank!

Ich spiele wieder einmal Lehrer. Der Pflegesohn, der bereits einige Zeit in einem Tempel verbrachte, ist in christlicher
Religion stärker als in Mathe. Für so etwas entrichten wir Schulgeld! Jetzt gilt es, Löcher zu stopfen.
Mit Zirkel, Bleistift, Lineal und vor allem Kopf ausgestattet, üben wir einfache geometrische Konstruktionen. (1) Diverse
Winkel, Quadrate und Rechtecke werden akribisch genau auf blankem Papier erstellt. In der Schule genügen für die
Winkelkonstruktion Massstab und Transporteur, (2) denn die funktionieren ohne grosse Überlegungen ebenfalls. Genauigkeit
ist im LOS ohnehin nicht gefragt.
Dann zeigte ich dem Knaben, wie man mit negativen Zahlen rechnet. Wir arbeiteten sehr bescheiden mit etwas Algebra. (3)

Zwei Lehrerinnen aus dem Dorfe fragten, ob sie am Unterricht als Zuschauerinnen teilnehmen könnten. Ich hatte nichts
dagegen. Als der Knabe mit den unüblichen Werkzeugen gediegen die geometrischen Figuren zeichnete, verstanden die
Damen nichts. Von Thales hatten sie noch nie gehört. (4)
Rechnen mit negativen Zahlen konnten sie nicht und fanden es absolut überflüssig. Ich zeigte kurz, dass man auch negative
Werte addieren, subtrahieren, multiplizieren und dividieren kann. (5)
Sie fanden es sinnlos. Ich erklärte ihnen dann, dass diese Rechenart durchaus eine Daseinsberechtigung hat.
Wenn jemand im Dorf zum Beispiel Schulden hat:
Bangkok Bank                50 000 THB
Siam Commercial Bank        73 000 THB
Nyom Phanich (Moped)       38 000 THB,
seien diese Werte zwar negativ, aber man könne sie durchwegs addieren.
Dann könnte man das Ergebnis durch die monatlichen Raten teilen und sogar berechnen, in welchem Zeitraum, Monate und
Jahre die Schulden amortisiert würden. (6) Die Mienen erhellten sich: Aha.

Unser Nachbar, der Herr Dorfganove, montierte an der Kneipe am Hauptsträsschen einen Ochsenkopf mit Hörnern ab. Einen
knappen Kilometer entfernt, etwas versteckt am Ende einer Sackgasse, dekorierte er damit sein Gartentor im Western Stil.
Er hat zwei Teenager, einen Knaben und ein Mädchen. Beide sind fettleibig. Dafür sind die Gehirnzellen absolut untrainiert,
weil der Kopf fast ausschliesslich für Nahrungsaufnahme und TV reserviert ist. Deshalb benötigten die Kinder Nachhilfeunterricht.
Eine der beiden Lehrerinnen stellte sich für dreihundert Baht pro Monat in den Abendstunden zu Verfügung. Während Monaten
wurde ihr nicht ein Baht ausbezahlt. Darauf gab sie den Unterricht auf.

Am 23. Oktober ist Chulalongkorn Tag. Seit acht Tagen gibt es im Dorf wieder Feuerwerk und Knallkörper im Angebot. Seit acht
Tagen beginnt der Bub mit dem Sprung in der Schüssel spätestens um sechs Uhr in der Frühe zu knallen. Pro Tag subventioniert
er die Feuerwerkshersteller und Verkäufer mit mindestens 50 Baht.
Der Lärm dauert üblicherweise bis an Songkran, 14. April, mit sehr seltenen Unterbrüchen. An Feiertagen wird der Spektakel
intensiviert.
Bis dahin dürfte der fette Knallkopf die Luft um zehntausend Baht angereichert haben.
Vielleicht schenkt ihm dafür ein barmherziger Geist zusätzlich einen Tinnitus. (7)
Aber für Nachhilfeunterricht ist kein Geld vorhanden. Aha.


(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Konstruktion_mit_Zirkel_und_Lineal
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Winkelmesser
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Algebra
(4)
http://de.wikipedia.org/wiki/Thales
(5)
http://nibis.ni.schule.de/~lbs-gym/klasse7pdf/NegativeZahlenBegr.pdf
(6)
http://de.wikipedia.org/wiki/Amortisation
(7)
http://de.wikipedia.org/wiki/Tinnitus







Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 22. Oktober 2009, 22:29:04
Ach Low,

Du bist halt einfach ein herzensguter Mensch! Dein Pflegesohn wird's Dir danken.
Ganz grundsätzlich: Religion  - sehr gut, Kopfrechnen - schwach, das setzt sich bei uns auch leider mehr und mehr durch!

Über Deine Geschichten über die beleibten Nachbarskinder des Dorfganoven habe ich herzlich gelacht.

Wolfram
Titel: Korpulente Kinder
Beitrag von: Low am 23. Oktober 2009, 12:43:29
Korpulente Kinder

Dicke Kinder in Thailand sind arg im Zunehmen.
Mir ist das Lachen längst vergangen. In den letzten Jahren wurde im Durchschnitt pro Monat ein Kind unter 15 Jahren mit
über 150 Kilogramm Körpergewicht in Kliniken eingewiesen. Die letzten Statistiken kenne ich nicht, bloss einige warnende
Stimmen:

Den Kindern im städtischen Thailand steht eine Epidemie der Fettleibigkeit bevor. Die Kinder verbringen zu viel Zeit vor dem
Fernsehen und in speziellen Unterrichtsstunden, so dass ihre Körper keine Gelegenheit haben, genug Energie abzubauen,
so haben Forscher der Thai Gesundheitsstiftung und des thailändischen Forscherverbandes gewarnt.

Während vor acht Jahren nur 5,8 Prozent der Unter-Fünfjährigen als übergewichtig galten, so zeigen die Studien, dass dieser
Prozentsatz 2002 bereits auf 7,9 Prozent gestiegen ist. Dieses Problem tritt sehr konzentriert in Bangkok auf. Dort gelten
11,8 Prozent der Unter-18-jährigen als übergewichtig, das sind 1,8 mal so viel wie in ländlichen Gegenden. Pornlomporn
Tantiwong, eine Forscherin der Thai Gesundheitsstiftung, gab dem starken Wirtschaftswachstum und dem damit einhergehenden
raschen Wandel der Lebensgewohnheiten, besonders in städtischen Gebieten, die Schuld an der Fettleibigkeits-Epidemie.

Pornlomporn gab aber auch die steigende Beliebtheit der Fastfoods mit ihrem hohen Anteil an Fett und Zucker bei den städtischen
Jugendlichen als einen weiteren Grund für die Fettleibigkeits-Epidemie an, ebenso wie die Tendenz, sportliche Betätigungen zu
vermeiden. (TNA)

6.11.2004
Auszug aus
http://www.pattayablatt.com/122/Thailand.shtml#hd5

Meine Lieblingstochter habe ich früh mit McDonalds und Coca Cola bekannt gemacht. Als erstes musste sie sich immer die dicken
Ärsche der Konsumentinnen anschauen. Sie hat es begriffen. In Thailand macht sich niemand diese Mühe, also gibt es immer mehr
fettleibige Kinder.
Frau Dr Chanika Tuchinda führte gestern aus, dass gesüsste Getränke und hochkalorische Mahlzeiten bei den Kindern zu
gesundheitlichen Problemen führen. Im letzten Jahr mussten 10 fettleibige Kinder ín Thailand künstlich beatmet werden.
Wahrscheinlich waren das alles Mädchen. Der Sohn meiner Thailänderin ist jetzt 13 Jahre alt und ein ausgesprochen hübscher Kerl,
obwohl er nicht von mir ist (ich kann nur Töchter, hübsch und intelligent, wie ihr jetzt wisst).
Ihm bleibt bei seinem weiblichen Fan-Club keine Zeit zum Essen.
15.09.2004

http://www.pix-upgra.de/stories/w38_ger_f.htm

5.03.2008
Das Gesundheitsministerium hat ermittelt, dass die ernährungsbedingten Krankheiten - wie eine Verkalkung der Herzkranzgefäße,
Diabetes oder Krebs von 2001 bis 2006 - um das Anderthalbfache angestiegen sind. Die Folgen ungesunder Kost und mangelnder
Bewegung haben mittlerweile sogar schon zehn Millionen Thais ereilt, was allerdings nur der Hälfte der Betroffenen bewusst ist.
Besonders erschreckend: Bereits 30 Prozent der Kinder in den Städten und 20 Prozent des Nachwuchses auf dem Land leiden unter
Übergewicht. 1989 waren es erst zehn bzw. vier Prozent gewesen. Für diesen rasanten Trend gibt es durchaus gehaltvolle Gründe.

http://www.der-farang.com/?article=2008/05/




Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 23. Oktober 2009, 19:20:42
Die Lösung: http://de.wikipedia.org/wiki/Sauerkraut   :)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 23. Oktober 2009, 22:14:24
Die Menge übergewichtiger Thais hat auch nach meinen Beobachtungen in den letzten Jahren enorm zugenommen.
Ich hatte auch in den vorausgegangenen Jahren Thais immer etwas futternd in erinnerung, aber es war eben Thaifood und nichts vom unsehligen westlichen Fastfood.
Auch mir ist die Menge der geradezu schon fettleibigen Kinder in BKK besonders aufgestoßen, die meisten findet man folgerichtig in den Fastfoodläden der Kaufhäuser. da sitzen sie in Gesellschaft ihrer kaum weniger übergewichtigen Freunde und schaufeln, was das Zeug hält. Dazu gbts Coca Cola oder was vergleichbares, nein - nicht das kalorienfreie.
Das Resultat ist unübersehbar. Auf dem Land habe ich im Durchschnitt weniger dicke Kinder gesehen - oder haben die sich einfach versteckt.
Amerikas und Europas Übergewichtsproblem hat sich auch in Thailand fest etabliert.
Das nennt man dann wohl "Fortschritt". --C

Wolfram
Titel: Der fliegende Pleitegeier
Beitrag von: Low am 24. Oktober 2009, 21:19:29
Der fliegende Pleitegeier

Thai will im Laufe des nächsten Jahres Aktien ausgeben, um zur Rückzahlung fällige Kredite auszugleichen. Der Konzern ist
hoffnungslos verschuldet.
Piyasvasti Amranand, der neue Vorstandsvorsitzende von THAI sagte nicht, wieviel Geld man aufbringen müsse, verriet aber,
daß im kommenden Jahr 29 Milliarden Baht an Krediten zurückgezahlt werden müssen, die fällig sind.
Ein Börsenanalyst vermutet, mit der Aktienausgabe können 20 Milliarden Baht aufgebracht werden, das wären 800 Millionen
neue Aktien, ca. 50% kämen dann zu dem jetzigen Aktienbestand von 1,7 Milliarden hinzu. Ferner ist Piyasvasti darum bemüht,
kurze Kreditlaufzeiten in längere umzuwandeln.
Gleich am ersten Tag an seinem neuen Arbeitsplatz mußte ich Piyavasati mit dem Schuldenberg von THAI auseinandersetzen.
THAI steht insgesamt mit 160 Milliarden Baht in der Kreide.

http://www.thailandtip.de/tip-zeitung/nachrichten/news/thai-airways-international-will-neue-aktien-ausgeben//back/2/

Wenn wir mit Thai von Chiang Mai nach Bangkok und zurück fliegen, sind die Maschinen meistens voll besetzt. Mit diesen
Flugpreisen müsste eigentlich Geld erwirtschaftet werden.
Warum Thai mit Inlandflügen nicht erfolgreich ist, hat mehrere Gründe. Viele Passagiere zahlen gar nichts oder fliegen zu
Dumpingpreisen, die in den Reisebüros nicht angeboten werden.
Ein weiterer Grund sind die Aktivitäten von Thai und vor allem deren Mitarbeiter  an den Flughäfen. Thai betreibt Restaurants
und verkauft Gebäck, zumindest in Chiang Mai.
Viele Menschen im Dorf beziehen ihr Gehalt von Thai. Ob sie dort arbeiten, weiss ich nicht. Ich beobachtete nur, dass beispielsweise
das Küchenpersonal selten Lebensmittel für die Familien einkauft. Viele leihen die Fressalien gleich bei Thai, am einfachsten bereits
zubereitet, weil jegliche Kontrolle fehlt.

Vor Jahren wurde mein Haus überflutet. Ich sass im Wohnzimmer. Eine rotbraune Brühe reichte bis an die Knie. Später half mir eine
liebenswürdige Thai-Angestellte beim Aufräumen und Reinigen. Sie brachte das Material gleich selbst mit. Tücher und Tüchlein bester
Qualität im Farbton mit dem Logo von Thai. Sie wurden nach einmaligem Gebrauch, bloss vollgesogen mit lehmigem Wasser,
kurzerhand weggeschmissen.
Bei uns wird üblicherweise so ein Lappen gereinigt und wieder verwendet, bis mehr Löcher als Material vorhanden sind.

Unser Nachbar, der Halunke und Bösewicht, ist mit einer Angestellten der Fluggesellschaft verheiratet. Letzte Woche hoben Bagger
auf seinem teilweise widerrechtlich besetzten Land Teiche aus. Danach wurden die Löcher geflutet.  Als  sie ordentlich mit Wasser
gefüllt waren, kam ein Minibus von Thai mit Leuten, die das Gelände fotografierten. Die Bilder dienten als Grundlage für einen grösseren
Kredit an die wenig loyale Mitarbeiterin. (1)
Wie kann eine selbst gegen die Zahlungsunfähigkeit kämpfende Firma Kredite an Dritte gewähren?

Eine Erklärung für die Leibesfülle der Familienmitglieder gibt es ebenfalls. Die Kinder essen während des ganzen Tages Junk Food aus
Tüten und Bechern. Die grossen Mahlzeiten bringt Mütterchen als gratis Muster vom Flughafen. Am liebsten gut gebutterten Farang
Food von Thai Airways, speziell kräftig gezuckert, damit es schmeckt.

Eine andere Bekannte leitete verschiedene Thai Imbissbuden. Erst arbeitete sie fleissig am Flughafen. Dann wurden Lokalitäten in der
Stadt eröffnet. Wie oft die Dame an ihren Arbeitsplätzen anzutreffen war, ist fraglich. Als sie sah, dass mit Kaffe und Gebäck Kohle zu
scheffeln war, eröffnete sie parallel dazu ihre eigenen Coffeeshops. (2) Das Beste dabei war, dass sie ihre eigenen Betriebe ebenfalls
von Thai mit Gebäck versorgen liess. Ich garantiere nicht dafür, dass allfällige Rechnungen je bezahlt wurden.
Als die spielbesessene Frau ihre gutgläubigen Arbeitskollegen und Kolleginnen am Flughafen um Millionenbeträge erleichtert hatte,
verschwand sie mehr oder weniger spurlos, genauso wie die Einnahmen aus dem Regionalflugverkehr verschwinden.
Es ist ja möglich, dass wie beim Golf, mehrere Löcher vorhanden sind.
Oh nein, so grosse Golfplätze gibt es gar nicht!

Smooth as silk, Low 


(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Loyalit%C3%A4t
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Coffee-Shop


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 25. Oktober 2009, 01:11:46
@Low

Diese Aktien sind dann doch wohl eher "Genußscheine".

Hoffen wir mal, dass davon genung verkauft werden, damit die notleidenden
Golf- und Glücksspieler/innen nicht doch noch eines schrecklichen Tages ihre
eigene Kohle für den vielfältigen täglichen Bedarf ausgeben, oder - gar dafür
arbeiten  müssen.

Welches Interesse haben Vampiere schon an Bilanzen? Hauptsache, der Wirt
"Thai Airways" "sponsert" so lange wie möglich und spart an gut bezahlten (!)
Kontrolleuren.  Beispiele gibt es allerdings auch außerhalb TH genügend.

mfg kmr

Titel: Re: Der fliegende Pleitegeier
Beitrag von: Profuuu am 25. Oktober 2009, 01:21:07

Viele leihen die Fressalien gleich bei Thai, am einfachsten bereits
zubereitet, weil jegliche Kontrolle fehlt.


und wie geben sie die "geliehenen" Fressalien zurück?  :D
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 25. Oktober 2009, 02:56:20
Tja, Profuuu,

das kann ich Dir sagen: gar nicht!
Das ist schließlich nicht das einzige, was ihnen am Arsch vorbeigeht. >:

Wolfram

Andererseits profitiere ich derzeit von dem dringenden Wunsch der Gesellschaft, irgendwie zu Geld zu kommen.
Die angenehmeren Sitzplätze  bei Thai Airways waren ewige Zeiten nicht mehr so günstig zu haben  wie in dieser Saison.
Die Sonderangebote in C und F sind bis ende März verlängert worden.
Da ich im Frühjahr wieder nach BKK fliegen werde, trifft sich das für uns ganz gut. :D
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 25. Oktober 2009, 03:17:46
Nun, ich wüsste schon, in welcher Form man "geliehene" Fressalien zurückgeben kann.  ;D Ist aber nix für seichte Gemüter, he he
Titel: Mieten
Beitrag von: Low am 25. Oktober 2009, 11:52:48
Ausleihen, Mieten

Mann im Textilladen:
„Guten Tag, brauche Unterhosen.“
Verkäuferin:
„Lange?“
Kunde:
„Will sie nicht mieten, sondern kaufen.“
Titel: Eure Etüden
Beitrag von: Low am 26. Oktober 2009, 12:39:32
Eure Etüden

Von einem Bekannten erhielt ich im September ein Mail. Er teilte mir mit:
„Ich wäre gerne bereit für den Anfang das Haus zu mieten und alle Sachen die Sie im Haus haben zu entsorgen.“

Meine Antwort darauf:
„Ihre Vorschläge sind gut und ich bin mit vielem einverstanden.
Mein Problem ist, dass ich noch einige Sachen im Haus habe, die ich gerne mitnehmen würde.“
Darauf klickte es im Grosshirn und ich erinnerte mich.
 
Eure Etüden,
Arpeggios, Dankchoral
sind zum Ermüden
und bleiben rein lokal.

Das Krächzen der Raben
ist auch ein Stück -
dumm sein und Arbeit haben:
das ist das Glück.

Das Sakramentale -
schön, wer es hört und sieht,
doch Hunde, Schakale
die haben auch ihr Lied.

Ach, eine Fanfare,
doch nicht an Fleisches Mund,
daß ich erfahre,
wo aller Töne Grund.

Gottfried Benn (1886-1956)

Dort liegt irgendwo noch eine herrenlose einsame CD herum, Jazz und Lyrik.

„Am Schlimmsten: nicht im Sommer sterben, wenn alles hell ist und die Erde für Spaten leicht.“
Mit diesem Hinweis beendet Gottfried Benns sein Gedicht „Was schlimm ist“ und gibt damit  jenem schwer
greifbaren Gefühl Ausdruck, das sich irgendwo zwischen heiterer Ironie und zynischer Schicksalsergebenheit befindet

http://de.wikipedia.org/wiki/Gottfried_Benn

Titel: Beobachtungen und Flausen
Beitrag von: Low am 28. Oktober 2009, 19:25:09
Beobachtungen und Flausen

Wie jedes Jahr für zwei bis drei Mal, arbeitete ich fast zwei Wochen mit dem Jungen aus dem Dschungel.
So lange wir am Morgen übten, war ich einigermassen erfolgreich und er lernte verblüffend leicht.
Ich bin kein Pauker. Fürs reine Abschreiben und Kopieren fehlt uns die Zeit.
Dazu hat er seine Schulbücher. Ich versuchte vielmehr, seine kreative Denkfähigkeit günstig zu beeinflussen.

Der Englischunterricht an der Schule ist reine Zeitverschwendung. Die Kinder schreiben stundenlang Wörter ab,
die niemand aussprechen kann und füllen Hefte damit, anstatt einfachste Sätze wie: „Good morning, how are you today?“
zu lernen.

Als uns später die Lehrerinnen besuchten, fanden sie bei der Durchsicht seiner Hefte Mängel am Thai. Er hatte dieselben
Probleme wie ich. Bei ähnlichen Worten, aber mit verschiedener Betonung, machte er Fehler beim Schreiben.
Ich kriege nicht einmal annähernd den richtigen Tonfall hin. Mich versteht keiner,
vor allem, wenn ich zu sagen versuche, ich habe auf dem weissen Berg kniend Reis gegessen.
Deshalb überliess ich ihn in den Morgenstunden den Lehrerinnen, damit sie seine Thaikenntnisse verbessern konnten.

Die Nachmittage wurden harzig für uns beide. Das Hirn des Kindes konnte nichts mehr aufnehmen. Der Knabe sass in
gebückter Haltung gähnend am Tisch. Ich sah ihm seine geistige Abwesenheit an und sandte ihn darauf zur Erholung ins Bett.
Zusätzlich stoppten wir die abendlichen Spielfilme, wie Little Buddha, damit der Junge genügen Schlaf geniessen konnte.
Es half alles nichts. Am Nachmittag war er unfähig zu denken, nachdem er am Morgen knappe zwei Stunden Thai mit einigen
Pausen genossen hatte.
Er war andauernd unkonzentriert. Er spielte mit allem. Er übte mit Bleistiften und Lineal unermüdlich die Gesetze der Schwerkraft,
ohne Sir Isaac näher zu kennen. (1) Das heisst, die Gegenstände fielen sinnlos auf den Boden. Er war kaum ansprechbar.

Ich liess ihn später die geometrischen Konstruktionen, die er anfänglich mit Zirkel, Lineal und Bleistift auf blankem Papier löste,
am PC mit Corel Draw ausführen.
Das artete fast zum Zweikampf aus. Wenn ich selten für kurze Zeit weg ging, veränderte er sofort die Icons und das Setup.
Manchmal funktionierte bei meiner Rückkehr Corel nicht mehr. Selten hing sich der PC auf und stürzte alsdann komplett ab.
Glücklicherweise speicherte ich alle paar Minuten die letzten Ergebnisse und liess mir kaum etwas anmerken. Ich konnte mir
lebhaft vorstellen, dass er solche fiese Tricks bei Pi Du im Computershop lernte. (2)

Ich hörte dort im Dorf oft, dass manche Lehrer mit einem Flachmann in der Tasche, angetrunken zum Unterricht erscheinen
Hätte ich vierzig Schüler dieser Sorte in einer Klasse, müsste ich mich ebenfalls betrinken, bevor ich das Schulzimmer nur
betreten könnte.

Dick telefonierte mit der Lehrerin. Diese bestätigte meine Beobachtungen.
Sie erzählte, dass je nach Klasse zwischen dreissig bis fünfzig Prozent der Kinder dieselben Symptome zeigten. Die meisten
Kinder erkrankten vor wenigen Monaten und hatten hohes Fieber. Es gab sogar einige Todesfälle.
Einmal soll es die Grippe gewesen sein. Für die zweite Erkrankungswelle wurden keine Ursachen bekannt. Litten etwa einige
Schüler an einer Hirnhautentzündung? (3) Die Kinder klagten damals über Kopfschmerzen, übergaben sich und hatten hohes Fieber.
Was könnte die Ursache dieser Verhaltensstörungen sein?
Dass Knaben viele Flausen im Kopf haben, finde ich normal, denn vor langer Zeit war ich aktiver Lausebengel. Einige der
Hirngespinste hielten sich hartnäckig bis heute.

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Isaac_Newton
(2)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg73448#msg73448
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Meningitis



Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 29. Oktober 2009, 23:19:29
Hallo Low,

ich "kaue" immer noch an Gottfried Benn,
komm also noch nicht zu den Flausen, da "Kopfschmerzen" vom Lesen dessen
Biographie und Gedichten. Gedichten wie dieses hier z.B.:

 http://home.arcor.de/reisner/liebeslyrik/bennnachtcafegedicht.htm

Mir scheint, dass er einen Hang zum Morbiden besaß, was nicht ganz unverständlich
ist, wenn man sich näher mit seinem Leben beschäftigt. Eine wirklich böse Zunge schrieb
sogar, Benn sei  "naturstoned" gewesen. - Sicherlich eine Übertreibung.

Nachdenklich macht mich aber schon, dass Du Bekannte hast, deren Vorstellungen von
"mieten" doch so sonderbar sind, dass  Dir dazu Benn´s Etüden-Gedicht passend schien.
Ich tippe mal, dass es sich in diesem Fall nicht um einen Hinterinder handelte..

Low, ich wünsche Dir alles Gute und dass Dir trotz vieler Widrigkeiten Liebe und genügend
Sanuk immer erhalten bleiben.


mfg kmr

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 01. November 2009, 06:44:07
Zum Nachtcafe von G. Benn gibt es das fast passende Bild von V. van Gogh aus dem Jahre 1888 aus Arles.

http://de.wikipedia.org/wiki/Caf%C3%A9terrasse_am_Abend

Wir besuchten auf der Suche nach neuen Geschichten Nachtcafes in Khon Kaen, Nakhon Ratchasima und demnächst Chantaburi.
Grüsse aus dem Isaan
Low
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 01. November 2009, 14:12:35
Schönes Bild. Das kannte ich noch gar nicht. Naja, habe mich bisher noch nie um V. v. Gogh bemüht. Ausser seinen gängigen Wald- und Wiesenbildern sind mir seine Werke nicht geläufig.

Interessant wie die Gäste des nachts zusammenrücken, anstatt Abstand voneinander zu nehmen. Platz wäre ja genug.
Titel: Liebesfrust und Liebeslust
Beitrag von: Low am 05. November 2009, 20:54:17
Liebesfrust und Liebeslust

Seit einigen Monaten arbeitete eine neue, jüngere Haushalthilfe bei uns.
Was früher eine grimmig dreinblickende, vierschrötige Bäuerin erledigte, schaffte nun eine eher zarte
Mittdreissigerin. Sie begrüsste mich regelmässig gegen Mittag mit einem schmachtenden Sawat Dee Chao.
Ihre züchtig gesenkten Blicke blieben dabei regelmässig in meiner Lendengegend hängen.
Sie produzierte bei ihrer Arbeit nur etwa den halben Lärm der Vorgängerin und wirkte trotzdem relativ effektiv.
Ein besonderer Leckerbissen fürs Auge war, wenn sie unter meinen Schreibtischen imaginäre Spinnweben
entfernte. Sie lag auf dem Rücken, den Kopf unter den Tischen und spreizte keuchend ihre Schenkel. Mit den
Armen ruderte sie unkontrolliert. In der einen Hand fuchtelte sie mit einem feuchten Lappen und verärgerte
damit eventuell vorhandene Spinnen. Ich ertappte mich während dem Zuschauen bei unkeuschen Gedanken.

Dann floh ich entsetzt und liess sie mit PC, Maus und Spinnen alleine, schöpfte frische Luft auf der Veranda und
erinnerte mich an Dicks Erklärungen:
„Kannst du dir vorstellen, dass die Frau nach dem Urinieren ihre Privatwerkzeuge nie wäscht.
Ich sagte ihr, das sei nicht besonders hygienisch und führe zu schlechten Gerüchen.
Sie antwortete darauf, dass sie an Weissfluss leidet.
Ich riet ihr, etwas Essig ins Waschwasser zu geben, um die bösen Bakterien damit zu erledigen.“
Diese Sätze schenkten mir Treu und Redlichkeit und ich schaute gebannt den Schmetterlingen beim Liebesspiel zu. (1)

Während viele Frauen in den frühen Morgenstunden Kaffe kochen, schmutziger Wäsche den Kampf erklären
und ähnlichen unkreativen Beschäftigungen nachlebten, studierte und applizierte Dick mit mir die Freuden
des Kamasutras. (2)
Das erklärt auf einfache Weise, warum ich zum Frühstück gerne auf Würste, Speck, Eier und Semmeln verzichtete.
Die wurden bereits beim Liebesspiel ausgiebig stimuliert, beziehungsweise erregt.
Ein frischer Fruchtsaft genügte mir während der vergangenen Jahre vollauf, um den Kreislauf in Schwung zu halten.
Dick dagegen träumte nach erschöpfenden Übungen eher von kräftig gewürzten, pikanten Fischsüppchen und
dem unverzichtbaren Papaya Salat.
So setzte sie sich öfters nüchtern aufs Moped und  besorgte sich in Hangdong das Unverzichtbare.
Ich hatte keine Probleme, wenn ihre Freundinnen und Kundinnen beim Mittagessen im Beautysalon mitzehrten.
Früchte und Früchtchen genügten mir vollkommen. Hie und da schlürfte ich einen feststofffreien Bouillon aus dem
Beautysalon, der von Dick frisch ins Haus geliefert wurde. Oft waren die Kraftbrühen zu heiss zum Schlabbern.
Ich liess sie etwas stehen und arbeitete am PC, bis eine angenehme Temperatur erreicht war.

Eines Tages überraschte mich Dick mit einer feinen Pilzsuppe. Sie schmeckte mir, war aber wesentlich zu heiss.
Ich setzte den Deckel wieder auf das chinesische Porzellan-Töpfchen und mich selbst an den PC. Als ich zehn
Minuten später zur Suppe greifen wollte, war das Geschirr weg. Unsere Putzfee wischte im Garten.
Ich rief ihr zu: „He, wo ist meine Suppe?“
Sie grinste mich verlegen an und verschwand stillschweigend.
Später entdeckte ich den gewaschenen Topf im Trocken-Gestell in der Küche und fluchte leise:
„Verdammt. Die blöde Gans hätte mich ja fragen können, ob sie die Suppe wegschmeissen soll.“

Darauf rief ich im Salon an und meldete den Verlust einer Suppe und einiger Pilze. Dick sagte mir, die Frau
heule dort Unmengen. Eine Flutwelle sei nicht auszuschliessen, denn sie  habe Angst, wegen einer Suppe ihre
Stelle zu verlieren.
„Wegen einer Suppe mit giftigen Pilzen? Bin ich so kleinlich und noch beschränkter als sie?“
Ich vergass den Vorfall. Doch sie erzählte im Dorf unter Tränen, dass ich kein Verständnis und keine Liebe für sie hätte.

Dann kam Frau Schwiegermutter für einige Tage zu Besuch. Vor der Abreise hatte unsere Küchenperle nichts
schlaueres zu tun, als sich bei ihr über ihre missratene Tochter zu beschweren.
Ich sei ein anständiger Kerl. Sie aber, die junge Frau, (immerhin zehn Jahre älter als die Verleumderin) hätte kein Herz
für ihren Mann. Anstatt ihn zu umsorgen und reichlich Essen zu kochen, renne sie aus dem Haus, fahre mit dem Moped
weg und überlasse mich in der Einsamkeit des grossen Hauses meinem Schicksal. Vielleicht traf sie ja Liebhaber,
man weiss ja nie.
Wenn sie dann endlich zurück kam, kochte sie nicht für ihren hungrigen Mann, Dann veranstaltet sie mit Freunden
und Freundinnen stundenlange Fressgelage im Beautysalon. So eine ist sie.

Diese Neuigkeiten vernahmen wir auf unserer Reise nach Zentralthailand. Ein kurzer Anruf in einer Dorfkneipe bestätigte,
dass unser sorgfältig gehegtes Personal im Dorf Unfreundlichkeiten gegen Dick verbreitete.
Es wird mir nichts anderes übrigbleiben, als die gute Frau nach unserer Rückkehr zu feuern. Zu anderen Tätlichkeiten
bin ich wegen fehlender Hygiene nicht bereit.


(1)
http://www.kulturumsonst.com/volkslieder/ueb_immer_treu.php
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Kamasutra
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 07. November 2009, 17:25:31
Hallo Low,

ich weiß nicht, ob ich vor Lachen oder Mitleid Tränen in den Augen habe!!!
Solltest Du Dich je zu einer Veröffentlichung ausgesuchter Geschichten aus Hinterindien entschließen - diese Episode muss hinein.

Schöne Grüße aus Huahin

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 07. November 2009, 20:35:10
Lieber Low,

bei Deinem Pflegesohn war es nur ein mißmutig verwendetes Lineal.

Nun gravitierte neckisch eine Perle zu Boden,  den sie alsbald unter
den Füßen verlor, weil sie auf Pilzen und  unschönen Worten ausrutschte.
Als schwacher Trost bleibt: Du hättest auch Sie nicht malen können.

Ich hoffe nur, dass Deine sorgsam gehegte Personaldecke in Dorf nicht zu
sehr schrumpft und Du nicht wieder auf die Dezibelfans zurückgreifen mußt.
Notfalls gibt es evtl. auch noch sehr hygienebewußte Helfer einer gewissen
Airline mit jeder Menge Wegwerflappen und ausreichend Pilzsuppe.

Bezüglich Deiner Frühstücksgestaltung muß man sich offenbar keine Gedanken
machen.  :)

mfg kmr
Titel: Hilfswerke
Beitrag von: Low am 08. November 2009, 15:03:33
Hilfswerke                                           7. November 2009

Tobende, glückliche Welpen sind eher selten in Hinterindien. Ich sah bisher nur frustrierte, bellende und jaulende Tiere
bei Händlern in viel zu engen Käfigen.
 
Die beste Bildung, meinte bereits Goethe, findet ein gescheiter Mensch auf Reisen.
Mit Kreditkarten im Necessaire und Zahnbürsten in den Gesässtaschen, machten wir uns auf, um etwas Bildung zu erhaschen. (1)

Ich traf endlich spielende Hündchen, die in der freien Natur aufwachsen durften.
Jegliche Aggressionen oder Verhaltensdefekte fehlten. Diese Hunde Babys wurden verwöhnt. Weil die Hündin für ihre zwölf Jungen
nicht genügend Milch hatte, wurden einige von ihnen mit verdünnter Kuhmilch aufgezogen.
Diese Milch sollte eigentlich ein Kind ernähren. Irgend eine Organisation lieferte während eines Jahres pro Woche drei Liter in den
Dschungel. Vielleicht bezahlte eine in ärmlichen Verhältnissen darbende, mitleidende Oma in Europa, aufgeschreckt durch
Hungerbäuche von Kindern in der dritten Welt, jeden Monat ein paar Teuro an World Vision oder irgend ein anderes Kinderhilfswerk. (2)

Anstatt gepanschter Milch kriegte der Schüler nun ernährungsphysiologisch wertvolle Thai-Suppe. Die gibt es sogar als zeitgemässer
Convenience-Food aus Bechern oder Beuteln. (3)

So zeigte sich das wahre Herz für Tiere.
Die zwölf Hündchen haben es gut. Nächste Woche werden sie, welch ein Luxus,
sogar geimpft, nicht gegen Hundegrippe, sondern gegen spezifische Hundekrankheiten.
In etwa drei bis vier Monaten dürfen dann die gesunden und munteren Vierbeiner sogar auf eine Art Schulreise in die Provinz Loei.
Sie werden jedoch kaum das Weingut Chateau de Loei besichtigen und bei der Gelegenheit die Rebstöcke bepinkeln.
 
Im Bezirk gibt es eine Fleischfabrik.
Wie üblich geht es ums Geld. Ein junger Hund bringt dem Bauern achthundert Baht. Die Kosten für den Tierarzt übernimmt
der Hundekäufer. Kein Wunder also, wenn dieses Fleisch wesentlich teurer ist als Schwein, Fisch oder Geflügel.
Ohne die karitativen Organisationen mit Gratismilch, wäre ein weiterer Preisschub für Hundefleisch zu befürchten.

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Kulturbeutel
(2)
http://www.worldvision.de/index.php?
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Fertiggericht

Fakt



Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 10. November 2009, 05:01:23
Hilfswerke...

Hallo Low,
auch das ist wieder so eine Geschichte, bei der einem das Lachen
schon nach wenigen Zeilen im Halse stecken bleibt und Antworten
oft nur der Ausdruck von Ratlosigkeit sein können.

Ich habe nicht zuletzt durch Deine Geschichten einige Illusionen
bezüglich des LoS verloren, aber heilsam ist es allemal.

Bitte, schreib also weiter, auch wenn´s weh tut und Dein Humor
rabenschwarz wird.

mfg kmr

Übrigens; Glückwunsch zu 50 000 Klicks!







 
Titel: Laudatio
Beitrag von: Low am 10. November 2009, 11:40:18
@ khun mai ru

Danke für die Laudatio zum 50 000! (1)
Laudatio = Das Preisen eines Menschen, der den Vorzug des Reichtums oder der Macht besitzt oder
die Freundlichkeit, tot zu sein.
Ambrose Bierce (1842-1914)
Gemeinsam mit Edgar Allan Poe und H. P. Lovecraft gilt Bierce als Erfinder der modernen Horror-Literatur.
Bierce: „Mein Ruf als unbekannter Autor ist weltweit.“ (2)
Stapfe ich in den Schuhen von Bierce durch den Morast Hinterindiens?

Meinen besten Dank an die ½ hunderttausend Klickerinnen und Klicker.

Als Belohnung für kmr schoss ich ein Bild über angewandte Chaos Theorie im Isaan.
http://www.lumobox.com/users/robru/albums/33773/picture/92626/


(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Laudatio
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Ambrose_Bierce

Für Mozart Liebhaber: Laudate dominum.
Ein Werk, an dem ich als junger Schüler fast verzweifelt üben musste, fiel mir beim Wort Laudatio wieder ein:
http://www.youtube.com/watch?v=_jR6XO9cbMM


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 10. November 2009, 17:28:27
HalLow

danke für die Belohnung!
Heute kann ich so ein Kunstwerk doch viel gelassener annehmen.
Vor Jahren hätte ich diese Vorlage sicherlich trickreich Joseph Beuys zugespielt.
Bedingung: Halbe/Halbe. Für 10 kg Fett wäre ich großzügig selbst aufgekommen.

Und ohne Fett - -  als Beitrag zur nächsten Dokumenta. - Schaun mer mal...

Total gerührt,

kmr
Titel: Das Schlangenloch
Beitrag von: Low am 11. November 2009, 11:22:28
Das Schlangenloch

Während den langen Stunden im Auto, erzählte mir Dick gelegentlich Erlebnisse aus ihrer Jugendzeit. Wir brachten ihre
ausgiebig schnatternde Mutter nach Hause zurück. Danach berichtete sie:

„Als Kind ging ich fast täglich zum Dorftempel. Der ist noch heute eher bescheiden. Vor fast vierzig Jahren standen und
sassen dort eine grössere Anzahl ältere, aus Stein gemeisselte, leider durch die Natur etwas verwitterte Buddhas.

Eines Tages herrschte im Tempel grosse Aufregung. Die Leute des Dorfes versammelten sich und diskutierten erregt.
Einige Hunde lagen vergiftet mit Schaum in den Schnauzen im Areal. Zwei junge Mönche fand man erschlagen in Blutlachen
im Hof. Einer der verehrten Buddhafiguren fehlte der Kopf.

Einen Tag später kehrte die Ruhe und der Frieden zurück. Ich besuchte wie üblich den Tempel. Ich brannte ehrerbietend
etwas Weihrauch an und schlenderte danach um die Gebäude.
In der Nähe des Flusses entdeckte ich eine grosse Plane am Boden. Die hatte ich nie zuvor gesehen. Ich wollte wissen,
was sich darunter verbarg. Ohne viel zu denken zog ich mit allen Kräften das schwere Tuch weg. Da war nichts. Doch,
ein tiefes grosses Loch. In der Tiefe spiegelte sich der Himmel im Wasser.
Ich erzählte den Menschen davon. Die kamen, sahen und staunten. Die Alten klärten mich auf und teilten ihr Wissen:
„Das ist das Loch der Nak, der Naga, der heiligen Schlange! Sie beschützt unseren Tempel und den Buddha.“ (1)
Ich glaubte es nicht, denn der Schutz der Naga war unzuverlässig und wirkungslos. Fast jede Nacht verschwanden spurlos
Buddhaköpfe. Der schlaue Dorfobmann gab den Rat, den Zugang zum Tempel fein säuberlich zu wischen. Dann könnte man
die Reifenspuren des Autos der Gauner und Mörder erkennen.

Ich ging wieder zum Tempel und zum Loch der Nak. Aus reiner Neugier und Langeweile schmiss ich einige Kokosnüsse hinunter.
Ich staunte, als die Nüsse verschwanden und plötzlich in den Fluten des Flusses trieben. Das war nicht das Loch der Schlange,
sondern der Weg der Diebe.“

Ein Buch zum Thema:
Masayuki Nagashima, 2002,
The lost heritage. The reality of artifact smuggling in Southast Asia.

Es ist nicht auszuschliessen, dass ich seinerzeit als Sammler einige gestohlene Gegenstände erwarb. (2)
In einem kleinen Laden in der weiteren Umgebung kannte ich eine junge, ausserordentlich hübsche Frau, die Besitzerin.
Im Laufe der Jahre kaufte ich dort einige schöne Objekte. Der Kontrast, verführerisches Weib und Antiquitäten reizte mich.
In ihrem Lokal stand plötzlich eine alte Bronze aus der Ayutthaya Periode. (3) Sie bat mich, diesen Buddha mitzunehmen.
Sie hätte Angst vor der Polizei. Sie wisse leider nicht, ob das nur eine täuschend gut gefälschte Kopie sei. Ein paar Tage
später war der Laden geschlossen. Die Frau habe ich nie wieder getroffen.

Schöne und teure Gegenstände sahen wir immer wieder in River City, Bangkok. (4)

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Naga_(Mythologie)
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Artefakt_(Arch%C3%A4ologie)
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Ayutthaya-Periode
(4)
http://www.staedte-reisen.de/bangkok/shopping/antiquitaeten


Titel: Bierflaschen
Beitrag von: Low am 12. November 2009, 18:40:48
 
Anhand der nicht eingegangenen Antworten scheint es, dass sich Forenteilnehmer weder mit Hilfswerken solidarisierten,
noch mit dem Sammeln von hinterindischen Antiquitäten befassten.
Die einzigen vorhandenen Altertümer sind offenbar leere Bierflaschen und Dosen.
Speziell tröstend finde ich, dass sich offenbar kein Mitglied einen Kunststoffbuddha von 853 BC aufschwatzen liess.
Die sind zwar sehr resistent gegen Termiten und Bierspritzer, absolute Raritäten, aber leider sämtlichen Zweifeln der
Echtheit unterliegend. 


http://de.wikipedia.org/wiki/Vor_Christus
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 12. November 2009, 23:41:42
Hallo Low,

es ist halt so. Positiv ist doch auf jeden Fall, dass so viele Leser Deine
Beiträge zu schätzen wissen.


Vielleicht kannst Du ja passend zum letzten Thema ein paar Zitate von
Charles Bukowski zur allgemeinen Erbauung einflechten. Auch wenn das
mal einen Abstecher in ein anderes Indianerland bedeutet.

Ich erinnere mich z.B. an einen Titel seiner Stories der da lautete:
"Gedichte die einer schrieb, bevor er aus dem 9. Stock sprang".
Ob dä Jung jemals in Pattaya war, weiß ich allerdings nicht.

mfg kmr
Titel: Das große Licht
Beitrag von: Low am 13. November 2009, 00:04:23

Der Humor als Lebenselixier
Eine anamitische Geschichte

Auszug

»Die Leute sind da nämlich ganz und gar stumpfsinnig geworden«, sagte die Gräfin Clarissa vom Rabenstein, »die Europäer
leiden momentan an der sogenannten Massen-Idiotie. Wenn man einen Europäer mit dem Kopf gegen eine harte Wand stößt,
so sagt er immer: Was bullert denn da?«
Da rief der Kaiser von Anam lachend:
»Das müssen ja furchtbar lustige Zustände in Europa sein. Ja — ja — ich hab's ja immer zu meiner Umgebung gesagt: Aus Europa
kann noch mal was Gutes werden. Aber, meine gnädigste Gräfin, wir in Anam sind nicht so — abgebrüht; wir können uns noch
wundern, und wir können auch noch das Wunderbare verehren. Das Wunderbare ist ja immer in Hinterindien sehr beliebt gewesen.
Vor acht Tagen sagte ich noch zu meinem Freunde, daß ich gern hundertundfünfzig Jahre alt werden möchte, um meinen Untertanen
passable Lebensverhältnisse zu schaffen. Und nun habe ich das Glück, den Baron Münchhausen persönlich kennen zu lernen —
und der ist schon hundertundachtzig Jahre alt. Wie ist das möglich? Erzählen Sie, Herr Baron! Ich vergehe vor Neugierde. Ich möcht
Ihnen alles nachmachen. Ich möchte auch so alt werden wie Sie. Ich bin für Sie begeistert. Sie können hier in Hinterindien alles von
mir haben, was Sie wollen. Denken Sie an meine armen Untertanen! Wie würden die sich freuen, wenn ich auch so alt würde - wie Sie,
Herr Baron! Erzählen Sie mir alles! Lassen Sie mich nicht länger bitten. Ich lege Ihnen mein halbes Kaiserreich zu Füßen.«
»Das nimmt er nicht an!« rief da lachend die Gräfin, »denn wir haben keine Zeit zum Regieren; wir müssen überall Geschichten erzählen.«
»Na«, sagte der Kaiser, »ich will ja auch nicht gleich mein halbes Reich loswerden. Ich danke Ihnen, daß Sie mich nicht beim Worte nehmen.
Ober-Schatzmeister, bringen Sie der Gräfin ein Dutzend kinderfaustgroße Smaragde.«

Paul Scheerbart, Das große Licht. Gesammelte Münchhausiaden. Frankfurt am Main 1987 (zuerst 1912)

http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Scheerbart

Titel: Traktat über die Verbreitung von Ameisen
Beitrag von: Low am 14. November 2009, 15:26:19
Traktat über die Verbreitung von Ameisen

Insekten, besonders Stechmücken und viele Ameisenarten, es gibt ungefähr 12 500 verschiedene davon, zählen kaum
zu den Freunden der meisten Europäer. Ameisen gibt es seit rund 130 Millionen Jahren.
Von den Stechmücken gibt es nur 2500 Variationen. Die älteste moderne Steckmücke wurde in 79 Millionen Jahre altem
Bernstein gefunden und beschrieben.
Warum es mit den Ausnahmen von Grönland und der Antarktis überall Ameisen gibt, zeigt die folgende Geschichte:

Eine birmanische Fabel.

Zu Schin-tai, dem Löwenkönige der Thiere, kamen alle Bewohner des Waldes, um ihre Huldigung darzubringen. Auch die
kleine Ameise kam herbei, sich vor ihm zu verneigen, aber die Edelleute trieben sie verächtlich weg. Als der Ameisenkönig
davon hörte, gerieth er in Zorn und schickte einen Wurm, sich in das Ohr des Löwen einzuschleichen und ihn zu quälen.
Auf das erschreckliche Schmerzgebrüll kamen die Thiere von allen Seiten herbeigelaufen, boten ihre Dienste an und wollten
den Feind bekämpfen, wo und wer er auch sei. Aber Keiner konnte Hilfe leisten. Zuletzt, nach vielen demüthigen Botschaften,
ließ sich der Ameisenkönig bewegen, einen seiner Unterthanen zu schicken, der in das Ohr hineinkroch und den Wurm
herausholte. Seit der Zeit haben die Ameisen das Privilegium, überall und an jedem Platze zu leben, während den anderen
Thieren ihre Aufenthaltsorte angewiesen sind.“

Quelle:
Bastian, Adolf: Erzählungen und Fabeln aus Hinterindien.
In: Globus # (Juli 1866)

http://de.wikipedia.org/wiki/Traktat

http://de.wikipedia.org/wiki/Ameisen

http://de.wikipedia.org/wiki/Stechm%C3%BCcken

Siehe auch # 79 Ameisen:
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg32826#msg32826
Titel: McLow’s Happy Meal
Beitrag von: Low am 15. November 2009, 17:54:35
McLow’s Happy Meal                                                15. November 2009

Zu erst muss ich mein Bedauern über den trendigen Titel beschreiben.
Gerade dies ist die Kultur, der wir und vor allem die unprogrammierten Kinder
unfreiwillig ausgesetzt sind. Bewirken diese Amerizismen und Dauerlügen am Ende die Aggressionen der betrogenen Jugend? (1)
Wer ist schon glücklich, wenn er im Schnellimbiss vorfabrizierte Mahlzeiten in seinen hungrigen Schlund stopfen muss, nur weil
die Mutter nicht kochen kann oder will.
Die launigen Sprüche der Werbetexter machen das Würgen des Millionenfutters unter Gleichgesinnten erträglicher. Zugeben,
dass der Frass auf die Dauer nicht schmeckt, verhindert das Kollektiv. All die Soldaten von McDonalds sind brav uniformiert in T-Shirt
und Blue Jeans. (2) Eine direkte, eventuell kritische Kommunikation wird durch die allgegenwärtigen Mobiltelefone zum Erliegen gebracht.

Zwei Lehrerinnen, Mutter und Tochter, trichterten abwechslungsweise unserem Pflegesohn Thai ein. Das war erstklassiger
Privatunterricht und erst noch gratis. Die beiden Lehrerinnen können kaum kochen. Sie waren zum Lunch Dauergäste im Beautysalon.
Auch der Ehemann und Vater schätzte Dicks Mittagsverpflegung.

Beim Einkaufen entdeckten wir letzthin ein schönes Stück Schweinelende, das wir diskussionslos einpackten. Wir beide sahen
das Fleisch in Gedanken schon auf dem Grill im Garten. Es war zu gross für uns. Anhand des Gewichtes berechnete ich, das Fleisch
würde für fünf Personen bequem reichen. Ich fragte Dick, ob wir die Lehrerinnen mit dem Bankangestellten einladen sollten.
Während dem marinierte ich das Fleisch in einer Beize aus Olivenöl, geriebenem Chili, weissem Pfeffer, Salz und etwas Paprikapulver.
Paprika verleiht dem Fleisch einen kräftigen Farbtupfer.

Dick machte ab auf neunzehn Uhr. Unsere Gäste erschienen bereits um halb sieben Uhr, weil sie das Brutzeln auf dem im Land
unüblichen Grill begutachten wollten.
Zur Verringerung von Benzopyren steht seitlich an der Feuerstelle ein Kohlenkorb. (3) Fett und andere Flüssigkeiten tropfen in
eine Schale aus rostfreiem Stahl, während sich das Grillgut dreht und allfällige Gerüche und Düfte durch den Kamin in den Nachthimmel
entweichen.
Während Dick als Grillchef amtete, bereitete ich in der Küche Steinpilzrahmsauce mit einem Spritzer Weisswein zu. Sicherheitshalber
degustierte ich zuvor mehrere Gläser auf Fehler wie Korkgeschmack,  Schwefelwasserstoffböckser , Essigstich, Hefeton oder Holzgeschmack.
Als weitere Beilagen gab es etwas Gemüse und italienische Teigwaren in drei Farben.

Das Tafelsilber war poliert. Die Weingläser standen fleckenlos glänzend in Position. Nachdem ein feierlicher Umzug, leider ohne Musik,
aber immerhin vier Personen, das Fleisch in die Küche geleitete,  schnitt ich mit der Maschine perfekte Tranchen von fünf Millimetern.

Kurz darauf wurde es sehr still im Haus, als die Besucher die ungewohnten Speisen verkosteten und wie alte Experten am Weine nippten.
Für den Nachtisch präparierten wir bereits am Nachmittag eine Wassermelone als Früchtekorb mit verziertem Henkel. Dazu gab es Vanilleeis.
Das war neu für Gastgeberin und Gäste.
Unserem Gast mundete der Spass offenbar. Er bedankte sich kurz, schaute auf unsere Buddhas und sagte dann:
„Ich habe einen alten Lopburi Buddha aus Familienbesitz in meiner Sammlung. Darf ich dir den schenken?“
Heute erfolgte die Lieferung.
Geschenkt – nicht geklaut! (4)

(1)
http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/EMOTION/Aggression.shtml
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Jeans
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Benzo(a)pyren
(4)
Das Schlangenloch, # 695, 1. November 2009
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg84015#msg84015


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 15. November 2009, 18:14:15
Lieber Low,

mir ist beim Lesen das Wasser im Mund zusammengelaufen. Leider habe ich keine alten Buddhas zu verschenken, Thaiunterricht kann ich natürlich auch nicht geben.

Ich schleich mich jetzt also in eines der netten Restaurants am Mekong (in Nongkhai), wo ich "Deiner" Schweinelende nachseufzen werde.
Auch den Wein werde ich sicherheitshalber durch Chang Bier ersetzen.

Wolfram

Beste Grüße an die Grillmeisterin, die Dir die rein sicherheitshalber erfolgte Verkostung des Weines sicher nachgesehen hat.



Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: peter51 † am 15. November 2009, 18:29:42
hehe ;D

Während dem marinierte ich das Fleisch in einer Beize aus Olivenöl, geriebenem Chili, weissem Pfeffer, Salz und etwas Paprikapulver.
Paprika verleiht dem Fleisch einen kräftigen Farbtupfer


das nennt man denn wohl=BBQ-Chiptuning=  :D
Titel: BBQ-Chiptuning
Beitrag von: Low am 16. November 2009, 12:10:51
BBQ-Chiptuning

@peter51

Nein Peter.
Dazu stellen wir unseren frisierten Toyota möglichst nah an den Gartengrill.
Lackschäden bei Funkenflug verleihen dem Grillgut dann den besonderen Pfiff.
Titel: Eine Antwort auf Hilfswerke
Beitrag von: Low am 16. November 2009, 12:13:52

Eine Antwort auf Hilfswerke,
( #691, 8.November 2009 )

von einem Menschen, der selbst schwer behindert und finanziell nicht auf Rosen gebettet ist:

„... sorry ich habe drei Kindern mit World Vision geholfen, mache ich nicht mehr so wenig wie da ankommt.
Des weitern wie ich eine Zeitlang in Thailand lebte, gaben sie mir nicht die richtige Anschrift des Kindes, wäre zum Besuchen
ein Katzensprung gewesen. Auch habe ich gemerkt, dass die Kinder die Briefe an sie nie erhalten, werden Ihnen nur vorgelesen.
So habe ich nie die Anschrift des Kindes erfahren, wäre wegen Kindesmissbrauch und dies nachdem ich drei Kinder unterstützt habe.
....“

Ich warte gespannt auf weitere Antworten. PM genügt. Volle Diskretion ist gewährleistet.

Wie wenig der minimale Beitrag pro Monat ist, teilen Ihnen die betreffenden Organisationen gerne mit.

Ich traf Sozialarbeiter und Sachbearbeiter von Hilfswerken. Nicht in billigen Quartieren, sondern nur in Luxusherbergen. Mir wurde übel,
wenn ich ihre kaum leistungsbezogenen Spesen aufaddierte.
Ich machte einige Dienstreisen für mein Vaterland. Von solchen Entschädigungen war nicht einmal das Träumen gestattet.

Die letzten Projekte, die ich unterstützte, waren die Spitäler von Dr. med. B. Richner in Kambodscha.
Sonst gibt es nur noch direkte Hilfe, auch wenn ich diese Leistungen als Vergabungen nicht von der Einkommenssteuer absetzen kann.

http://de.wikipedia.org/wiki/Beat_Richner
Titel: Hilfswerke für Dummies
Beitrag von: Low am 17. November 2009, 15:28:57
Klartext Hilfswerke

oder Hilfswerke für Dummies.

Eine Antwort:

„... auch wenn deine Geschichten x-mal gelesen wurden, weiss ich persönlich nicht soviel damit anzufangen!!
da bin ich wahrscheinlich einfach zu weit weg von eurer Welt ...“

Ein Notruf, ein Augenöffner für mich, dass meine Aufsätze teilweise unverständlich sind.
Darum bringe ich # 691, Hilfswerke, vom 7. November 2009 nochmals in abgespeckter Form: (1)

„Es sind oft Menschen aus bescheidenen finanziellen Verhältnissen, die für ihre in der dritten Welt leidenden Schwestern und Brüder
täglich ein Opfer bringen. Sie denken, damit Gutes zu tun, Not zu lindern, Leid zu vermindern und die Welt  damit schlussendlich zu verbessern.

Mein Erlebnis zeigte, dass für eine Patenschaft von über den Daumen gepeilt Fr. 60.00 pro Monat ein Kind im Monat 12 Liter Milch
erhalten sollte. (Das ist relativ teure Milch. Man könnte zusätzlich den Vater mit Lao Khao unterstützen.)
Diese Milch ernährte aber kein Kind, sondern diente zeitweise zur Aufzucht von Hunden. Sie beenden ihr Leben nach drei bis vier
Monaten in einem Schlachthof.“

Ich war selbst vor etwa dreissig Jahren beruflich in einem Einsatz für technische Zusammenarbeit und humanitäre Hilfe tätig.
Ausser meiner Zeit und Gesundheit wurden Hunderttausende von Fr., bestimmt über eine Million, vielleicht zwei oder mehr,
mehr oder weniger sinnlos verbraten.

Wie die Schweiz 5,5 Millionen für die Tsunami Hilfe verschlampte, zeigt ein Weltwoche Artikel vom 7.03.2008, Ausgabe 13/08. (2)

(1)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg83566#msg83566
(2)
http://www.weltwoche.ch/artikel/?AssetID=18586&CategoryID=91
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 17. November 2009, 22:55:44
Lieber Low,

man spricht nicht ohne Grund auch von einer Spenden-Mafia.
Wenn man in D vor einem Bankschalter steht, fallen die Staffeln
von Überweisungsformularen unzähliger Sammel-Organisationen
gleich ins Auge. Die Banken verdienen also schon mal automatisch
über die Gebühren mit.

Sicher sind nicht alle Schafe darunter schwarz, aber man verliert
neben Vertrauen auch den Überblick. So wird Hilfe zur unpersönlichen
Transaktion, auch um das Gewissen zu beruhigen.

Ich denke, wir sollten uns so nicht "loskaufen" von persönlichem Ein-
satz. Es ist viel gewonnen, wenn wir nur dann auf Menschen herabschauen,
um diese aufzurichten. Nicht nur mit Geld und meist auch nicht weit weg.

mfg kmr



Titel: THAI 4,03 Milliarden Baht Verlust
Beitrag von: Low am 18. November 2009, 22:57:41
THAI 4,03 Milliarden Baht Verlust im 3. Quartal

http://www.thailandtip.de/tip-zeitung/nachrichten/news/thai-403-milliarden-baht-verlust//back/2/

Der neue Präsident von Thai Airways, Piyasvasti Amranand:
„Eines der größten Probleme sei die Vetternwirtschaft innerhalb der Fluglinie. Das gelte sowohl für Einstellungen und Beförderungen
als auch für die Zeichnung von Verträgen: „Wenn Leute befördert werden, die Verbindungen haben, aber nichts können, dann mag
das anfangs okay sein, aber schließlich schwächt das die Firma. Die Qualität der Arbeit leidet darunter. Das ist, was mit Thai Airways passiert.“

Nach meinen Informationen ergatterten praktisch sämtliche Angestellte in CNX
Darlehen von ihrem Arbeitgeber. Wer keine Schulden hatte, wurde gefeuert.

Siehe auch:
Der fliegende Pleitegeier.
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg81251#msg81251

Ebenfalls eine Art Spenden-Mafia; ein Hilfswerk!
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 19. November 2009, 03:24:14
Und dann machen heimtückische Schlepperfahrer in FRA auch noch die schönen Jumbos kaputt!
http://www.welt.de/vermischtes/article4710522/Jumbojet-prallt-am-FlughafengegenSchlepper.html

Was dann im Detail SO ausgesehen hat: http://i584.photobucket.com/albums/ss289/Thoti1000/ThaiAirways2.jpg

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hellmut am 19. November 2009, 05:25:38
Zitat
Der neue Präsident von Thai Airways, Piyasvasti Amranand:
„Eines der größten Probleme sei die Vetternwirtschaft innerhalb der Fluglinie. Das gelte sowohl für Einstellungen und Beförderungen
als auch für die Zeichnung von Verträgen: „Wenn Leute befördert werden, die Verbindungen haben, aber nichts können, dann mag das anfangs okay sein, aber ...

Mir scheint, der Typ ist zu "thailändisch" veranlagt um den schleichenden galoppierenden Untergang aufhalten zu können.  ;D

Und dann machen heimtückische Schlepperfahrer in FRA auch noch die schönen Jumbos kaputt! ...

Das war nur die schon lange fällige Retourkutsche auf : A380 Unfall im Bangkok (http://blog.flightstory.net/272/airbus-a380-hits-hangar-in-bangkok/)

Zitat
The pushback vehicle operator was not blamed for the damage as Mr Apinan (der damalige Thai-Airways Chef)
said the accident occurred because the jet is so large that it needs more space on the taxiway.
... Eventuell war der thailändische Pilot, oder der Schlepperfahrer, sein Vetter.  :o

Titel: Re: THAI 4,03 Milliarden Baht Verlust
Beitrag von: Ozone am 19. November 2009, 06:19:01
Der neue Präsident von Thai Airways, Piyasvasti Amranand:
„Eines der größten Probleme sei die Vetternwirtschaft innerhalb der Fluglinie. Das gelte sowohl für Einstellungen und Beförderungen
als auch für die Zeichnung von Verträgen: „Wenn Leute befördert werden, die Verbindungen haben, aber nichts können, dann mag
das anfangs okay sein, aber schließlich schwächt das die Firma. Die Qualität der Arbeit leidet darunter. Das ist, was mit Thai Airways passiert.“

Jouu, eben auch ein HinterIndien-Klassiker. Die Fluggesell(en)schaft wird geführt wie eine Polizeistation  einer Touri-Hochburg. Viele Uniformen formen eine hohle Hand. Geld fliesst  zwar reichlich; immer den Befürnissen der Günstlinge gerecht werdend.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 19. November 2009, 18:43:05
Inaktive Posten sind da wohl streng verboten?

Man kann nur hoffen, dass das Vettern-Englisch in den Thai-Cockpits
wenigstens etwas besser ist als das von diesem "Air-China" Experten.

Bitte anschnallen: http://www.youtube.com/watch?v=iWDEIvjwaFU

mfg kmr
Titel: Logisch, oder?
Beitrag von: Low am 20. November 2009, 13:19:27
Logisch, oder?

Dieselfahrzeuge schaffen locker hundert Kilometer bei einem Verbrauch von zwölf Litern oder weniger.
Wenn man den Motor beispielsweise vor dem Haus im Stand laufen lässt, fallen keine Kilometer an.
Ergo verbraucht der Wagen auch keinen Sprit, beziehungsweise Diesel.
Deshalb lassen Thais ihre Kisten ewig tuckern, ohne den Motor je abzustellen.

Diesel, ein Gemisch aus verschiedenen Kohlenwasserstoffen, bedeutet Wohlstand, demzufolge Wohlgeruch.

http://www.diesel-parfums.com/countryselector.htm

http://de.wikipedia.org/wiki/Dieselkraftstoff


Titel: Kein Volltreffer
Beitrag von: Low am 21. November 2009, 14:28:11
Kein Volltreffer            20. November 2009

Ich hatte die vergangenen zwei Wochen etwas Mühe beim Schreiben.
Dick erlebte eine verbale gezielte Attacke, glücklicherweise keinen Volltreffer; jedoch stark genug, um mittelschwere Depressionen
auszulösen. (1) Ein depressiver deutscher Fussballtorwart warf sich in dieser Zeit vor einen Zug.

Anlässlich eines ersten Spitalaufenthaltes von Dick sprachen die Ärzte von starker  Migräne und verordneten Cafergot. (2) Erst die
Fachärztin einer spezialisierten Klinik in Chiang Mai erkannte vor einigen Jahren die zerstörerische Krankheit.

Ich fürchtete um meine Partnerin und erhielt prompt einen Hauptgewinn in den Solarplexus. (3) Von  dort bahnte sich das Gift den
Weg ins Gehirn, weil ich mit meiner Posaune am Hintern nicht genug Dampf oder Halleluja Choräle abblasen konnte. Das ist üblich
bei Störungen im vegetativen Nervensystem.

Wenn wir in Chiang Mai mit dem Auto unterwegs waren, fuhren wir in Galaxien. Entweder bewegten wir uns fast mit Lichtgeschwindigkeit
in total fremden Welten oder wir waren am Ladeanflug  auf den letzten Metern zum Mond.
Übereinstimmendes ereignete sich im Haushalt, beim Kochen und im Garten. 
Mit viel Feingefühl steuerte ich das havarierte Schiff ohne jegliche Medikamente durch die Klippen in der Brandung.
Endlich ging es ihr besser.
Heute bereitete die beste aller intergalaktischen Köchinnen einen Shanghai Nudelsalat zu. Ich assistierte und wendete in der Bratpfanne
Hackfleisch, gewürzt mit etwas Chili Pulver, Kräutern und Paprika. Danach ersäufte ich brodelnd im selben Gerät einige Garnelen im Maekhong.
Ich freute mich auf diesen bunt gemischten Salat. Ein feiner Riesling wartete im Kühlschrank.
Leider vergass die Köchin bei den Chilischoten das Zählen. Der Shanghai Nudelsalat geriet zur Szechuan-Pfefferorgie. (4) Sie benötigte
naturbelassene Salatblätter und Brot, um ihre mehr als pikanten Feuernudeln zu schlucken.
Ich entfernte die grössten Schotenstücke im Teller sorgfältig, schmatzte unanständig, lobte die Nudeln und erklärte beiläufig, das sei
offenbar die heisseste Nummer des Jahres 2009. 
Nach Anweisungen von hmh begnügte ich mich mit Wasser anstelle von Wein. Nur sie schielte mit einem Auge vergeblich auf ihr leeres Glas.

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Depression
(2)
http://www.novartis.com.au/PI_PDF/caf.pdf
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Solarplexus
(4)
http://www.spice-up.com/gewuerze/szechuan.php
http://www.chinesisch-kochen.net/szechuan-kueche.html
http://www.chefkoch.de/rs/s0/szechuan+pfeffer/Rezepte.html

Schanghai Nudeln, ein ähnliches Rezept:
http://www.chefkoch.de/rezepte/465811139918928/Schweinefleisch-Shanghai.html

Wir verzichten auf den Lauch und verwenden etwas Koriander, eine kleine Tomate und geschnittene Salatblätter.
Anstelle getrockneter Garnelen schmore ich frische im Maekhong.
Eine oder zwei feingehackte Chili Schoten sollten nicht fehlen.
Die Schanghai Nudeln selbst kochen wir, bis sie sich rollen.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 21. November 2009, 22:17:46
...Die heißeste Nummer des Jahres -

Hallo Low,
auch Dein 777ter  Beitrag zeigt, dass Du sogar in der tückischen  Brandung
Hinterindiens weder Deinen Humor, noch Deine Freude an gutem Essen und
erlesenen Getränken verloren hast. Aber wo ist die Grenze des Erträglichen?

Auch wenn ich hier keinen Buddha in der Nähe habe, so verfüge ich doch noch
über einen Satz Thai-Räucherstäbchen. Die werde ich mal anzünden,damit die
miesen Geister der Bosheit, der Mißgunst und der Krankheit endlich "die Mücke"
machen. (keine Ironie, auch wenn flapsig geschrieben)
.

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 22. November 2009, 13:32:47
"Nach Anweisungen von hmh begnügte ich mich mit Wasser anstelle von Wein."

Aha, daher der Name "Löschwasser"!

Der Riesling wird trotz allem nicht lange überlebt haben. ;)

Wolfram
Titel: Ein Schritt vor und zwei zurück
Beitrag von: Low am 23. November 2009, 16:24:46
Ein Schritt vor und zwei zurück

Es gibt Tage, da sitze ich beinahe mut- und ratlos da. Ich frage mich, wo ich bin.
Im grössten Irrenhaus der Welt? Bin ich närrisch oder ist es meine Umgebung?

Die meisten Leute im Dorf sind nicht in der Lage, einen Stuhlgang zu verrichten und denselben fachgerecht zu entsorgen.
Dessenungeachtet gibt dir jeder ungefragt Ratschläge, um die weder ersucht noch gebeten wurde.
Sie verdienen kaum Geld. Wenn sie Geld haben, können sie nicht damit umgehen. Die monatlichen Schulden übersteigen
die manchmal beträchtlichen Einkünfte.
Freund Dong steht mit über THB 600 000 in der Kreide. Ihm geht es ähnlich wie mir. Jeden Tag ab siebzehn Uhr sitzt er
mut- und ratlos am Steintisch vor dem Haus und begiesst seine Trübseligkeit mit Schnaps, bis er wieder doppelt klar sieht.

Sie sind Facharbeiter für das Amputieren von Bäumen und Sträuchern mit einer schartigen Machete. Dass man einen Baum
artgerecht und sauber mit einer Säge oder Baumschere bearbeiten kann, wissen sie nicht.
Sie vergeuden Dosenweise Insektenspray ohne eine Dauerwirkung zu erzielen.
Von einem ausgeklügelten Spritzplan haben sie keine Ahnung. Trotzdem stören sie dich bei der Arbeit mit ihrem unsinnigen
Geschwätz.
Ihre Kinder gleichen eher Heissluftballonen und Michelin Reifenreklamen als menschlichen Wesen. Doch sie sind Ernährungs-
spezialisten bei Thai Airways.
Sie verbrennen giftige Abfälle und sitzen in der Nähe des Feuers bis sie kotzen. Das ist dann der Beweis der Schädlichkeit
unseres Insektenvertilgers.

Ein besonders beliebter und beleibter Nachbar liess Fischteiche graben. Er pumpte nicht etwa sauberes Grundwasser hinein,
sondern legte seine blauen Leitungen zu einem Gewässer, das zur Hauptsache aus Fäkalien und Waschmitteln besteht.
Zwanzigtausend Fische verrecken nun gemeinsam mit einigen Pflanzen in der unbelüfteten Sauce. Schuld daran ist unser Bambus,
weil starker Wind selten genug einige Blätter davon in seine Jauche bläst.

Ich freute mich. Die Gegend wurde vom Müll befreit. Für vierzig Baht im Monat gab es zweimal pro Woche Kehrichtabfuhr mit
einem speziell erworbenen Müll-Fahrzeug.
Gegenwärtig liegen rund um den Kinderspielplatz wieder jede Menge Abfälle.
Der Grund: Die Kehrichtsammler wollten keine Säcke mehr abgeben. Die müsste nun jeder selber besorgen.

Dick war an einer Versammlung. Es gibt eine Lautsprecheranlage im Dorf. Jeder Schmarren wird ohrenbetäubend unter
Musikbegleitung angekündigt. Nur zu dieser praktisch geheimen Veranstaltung gab es keine Einladungen. Ein knappes Dutzend
Leute waren mehr oder weniger zufällig anwesend. Dort wurde erklärt, die Abfuhr rentiere nicht, deshalb die Massnahmen mit
den Säcken. Dick verlangte nach Einsicht in die Buchhaltung und in die Abrechnungen. Für Leerglas, Metall und Papier erlöste man
ungeplante Einnahmen. Aber eine Buchhaltung gibt es bestimmt nicht.
Das teure Fahrzeug ist schlecht ausgelastet. Während mehr als fünf Tagen pro Woche steht es ungenutzt herum. Warum konnte
die Gemeinde nicht mit den Nachbarn einen gemeinsamen Plan ausarbeiten? Warum braucht jeder Weiler ein eigenes Fahrzeug,
welches kaum benutzt wird?
Möglicherweise dient die Kehrichtflotte zum Schmuggeln, denn die Polizei in ihren schmucken Uniformen mit den auf Hochglanz
polierten Stiefeln, wird kaum einen miefenden Kehrichttransporter anhalten und durchsuchen.

Ohne Mangel an Meinungen, Mief und Müll, Mow - eh Low.


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 24. November 2009, 11:10:55
Lieber Low,

ich bewundere Deine Ausdauer, mit der Du die Umstände/Mißstände in Deiner Nachbarschaft beschreibst. Du hast autentisches Thailand um Dich herum mit allen Macken, die dieses "Land of Smile" sein eigen nennt.
Ich kann mir mühelos vorstellen, wie sehr man als zielgerichtet denkender Mitteleuropäer unter solchen Umständen leidet.
Aber in eines der sterilen Bangkoker Compounts zu ziehen, das kannst Du Dir doch auch nicht vorstellen.
Du wirst also inmitten Deiner "Geschichten aus Hinterindien" weiterleben, Dir manchmal zum Ärger, uns anderen zur Erheiteung und Erbauung. Und wer könnte diese Geschichten besser erzählen als Du?
Meine Empfehlung lautet:
Setz Dich mit Deiner Liebsten und einer guten Flasche Wein am Abend auf Deine Terrasse und genieße so den besseren Teil Deiner neuen Heimat.

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 24. November 2009, 12:02:47
Hallo Wolfram

Deiner gut gemeinten Empfehlung kann ich nicht folgen.

Wir haben Winteranfang in Chiang Mai.
Abends ist es draussen kalt. Saukalt nach der Wärmeperiode von März bis Oktober.
Anfangs November war es Mittags in Chiang Mai gerade einmal 22 Grad.
Glücklicherweise weilten wir damals in Chanthaburi.
Es wurde wieder etwas wärmer.

Um nicht unsere Heizgeräte, richtige Stromfresser, dauernd zu benutzen, fliehen wir in den Süden.
Über Weihnachten gibt es Besuch. Die Menschen aus dem kalten Europa empfinden unser Klima paradiesisch warm.
Wir dagegen werden einige Nächte bibbern.
Letztes Jahr verloren wir am 25. Dezember praktisch unseren gesamten einheimischen Fischbestand. Die Wassertemperatur
erreichte am Mittag bloss 16 Grad. Als Knabe badete ich bei dieser Kälte in der Aare!
Im Garten sank die Temperatur am frühen Morgen unter 10 Grad.

Was machen die schlauen Einheimischen? Die feuern dann wieder und brennen alles ab. Dann gesellt sich zur Kälte zusätzlich
die Luftverschmutzung.

TIT
Titel: Traum-Hochzeit und Hochzeitstrauma
Beitrag von: Low am 25. November 2009, 11:56:40
Traum-Hochzeit und Hochzeitstrauma                       24. November 2009

Wir Europäer haben oft das Gefühl, dass uns die Einheimischen bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit schamlos ausplündern.
Was die Meisten nicht für möglich halten, ist die Tatsache, dass sich die Menschen Hinterindiens gegenseitig auch nichts schenken.

Meine erste Erzählung „Im Schlangental“ zeigte, wie ein junger Schulmeister in eine teure Ehe genötigt wurde. (1) Ein Freund lieh ihm
zehntausend Baht, um den geforderten Brautpreis von zusammengebettelten hunderttausend Baht zu entrichten. Der Mann erhielt sein
Darlehen bald nach dem Spektakel zurück, denn er hatte ja selbst eine aufblühende Herzensdame, die er unbedingt heiraten wollte.

Rückblende:
Markttag irgendwo in der Provinz. Stahlblauer Himmel über farbigen Schirmen und Ständen. Stimmengewirr. Handys dudelten.
Mehr oder weniger angenehme Duftfetzen von Garküchen reizten Rotznasen. Ein junger, gut aussehender Mann schlenderte durch
die geballten Menschenmassen, die Dreck und Staub aufwirbelten, der von einer steifen Brise fein verteilt wurde.
Plötzlich sah er sie. Ein Dutzendgesicht. Nein. Ein Gesicht, geschaffen zum Liebkosen. Strahlende, lebhafte Augen. Ihr glänzend schwarzes
Haar war um Nuancen dunkler als das der anderen Frauen. Zwischen ihren roten, süssen, zum Küssen einladenden Lippen leuchteten
wie teure Mikimoto Perlen ihre Zähne. Ihr verführerischer, wohlgeformter Körper verfügte über all die Rundungen und Wölbungen,
die sich ein Mann kaum in den kühnsten Träumen vorstellen kann.
Er hatten den Mut, sie, die Königin aller Märkte, die schönste Frau Hinterindiens, möglicherweise des ganzen Kontinentes, anzusprechen.
Widerstrebend liess sie sich zu einer Cola überreden. Sie kokettierte, turtelte und bedrängte ihn mit allen Waffen einer feenhaften,
bezaubernden Frau, während sie sich gleichzeitig heuchlerisch grösster Zurückhaltung befleissigte.
Wer erlebte ähnliche Augenblicke nicht schon selbst? Blutleere im Gehirn. Totalausfall sämtlicher Warnsysteme!

Nach wenigen Wochen wusste er fast alles über seine aussergewöhnliche Herzenskönigin. Sie stammte aus einer armen Familie, wollte
dennoch Lehrerin werden.
Er meinte: „Zieh zu mir ins Haus. Ich verdiene gut. Ich kann dein Studium finanzieren.“
Sie zierte sich und zog bei ihm ein. Er schuftete während fünf Jahren, bezahlte sämtliche Unterhaltskosten und wohl etwas mehr.
Zusätzlich wollte die Mutter des Mädchens nicht nur Gold sehen, sondern anfassen. Die Hochzeit wurde für die Zeit nach der Diplomierung
der intelligenten Schönen ins Auge gefasst.
Vor einem Jahr war es soweit. Die unverschämte Numismatikerin verlangte dreihunderttausend Baht plus Edelmetall für ihr wohl geratenes
Leibesfrüchtchen. (2) Der zukünftige Ehemann feilsche und erwiderte:
„Ich investierte bereits einige hunderttausend Baht in die Ausbildung deiner unvergleichlichen Tochter!“ Man einigte sich auf bescheidene
hunderttausend Baht und etwas Gold.

Der Sohn informierte seine Mutter, er wolle heiraten. Den Brautpreis könne er leider nicht entrichten, denn er habe seiner Herzallerliebsten
bereits das Studium finanziert. „Mutter, liebe Mutter, bitte hilf mir!“ Und sie half ihrem braven Sohn.

Eine grosse Feier wurde geplant. Eine Feier war nicht genug. Es mussten zwei sein. Eine Woche sollte bei der Brautmutter gefestet werden.
Einige Tage Schnaps und Unterhaltung sollte die Mutter des Bräutigams beisteuern.
Dann wurden Karten gedruckt. Goldschnörkel auf Büttenpapier. (3) Nur das Teuerste war billig genug.
Weil Mütterchen von vielen Einzuladenden nur die Nicknamen kannte, funktionierte der Postversand nicht. Während Tagen wurden auf
hunderten von Kilometern Einladungen persönlich zugestellt. Die Gästezahl liess sich anhand der Einladungen erahnen.
Die Feiern konnten beginnen. Gold, Geld und ein riesiges Getümmel mit einer mindestens verdoppelten Gästeschar. Die Lieferwagen der
Schnapshändler fuhren Sonderschichten.
Als sich der Staub endlich legte, bemerkte der frisch verheiratete Sohn, es war Rezession.
Seine Frau, die einstmals hinterindische Marktkönigin und frisch gebackene Lehrerin, hat er seit Monaten nicht mehr gesehen.

Die Hoffnung besteht, dass der Geprellte die Ehe bereits vor der Hochzeit vollzog.

Fakt, nicht Fiktion.

(1)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg27500#msg27500
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Numismatik
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCttenpapier
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 25. November 2009, 17:26:45
Ja, die Sammelleidenschaft hinterindischer Numismatikerinnen...
Low, was Du machst, könnte man ohne Übertreibung malen mit der Tastatur nennen.

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 25. November 2009, 17:54:24
Ich habe mich gelegentlich schon mal gefragt, ob irgendein bisher unbenannter Duftstoff in Thailands Luft liegt, der nicht nur bei Thais alle sonst recht gut funktionierenden Warnsysteme lahmlegt. :D
Ja tatsächlich, die Thais schenken sich selber auch nichts. Manchmal trifft man auf eine ganz ausgeprägte Mischung aus Gier, Bauernschläue, Gewissenlosigkeit - und Dummheit.
Buddha sei Dank trifft man gelegentlich aber auch auf ausgesprochen liebenswerte Thais, mir denen man sehr gut auskommen kann(, solange man ihnen kein Geld leiht ).
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 26. November 2009, 23:14:31
Liebe Freunde und Freundinnen:

Bitte beeilt euch mit den Antworten auf die Hochzeits- und Sin Sod Geschichte.
Eigene Erfahrungen ähnlicher Art könnten auch anonym veröffentlicht werden.

Es drängt der Aufsatz:
„Rote geile Bockwurst sucht pikantes gelbes Leberkäseloch,“
von Professor Sauerkraut – eh -  Assistent Sauerbruch mit Dressman A..... .

Der einzige Ausweg:
Märchen. Siamesische.
Titel: Vom Frieden mit Frieda
Beitrag von: Low am 27. November 2009, 11:46:24
Fern von den tropischen Reizen, vom gelb-roten Hickhack, dem offensichtlichen Mangel an Brot, Wurst und Käse, leben auch Menschen.
Fast wie Du und ich.

"..... älterer Jahrgang. Mit Flugreisen in die Tropen wird es nichts mehr. Musste den Führerschein abgeben. Magere Rente. Reicht schlecht
zum Leben.
Lese immer wieder gerne die Geschichte von schönen Jungfrauen in heissen Ländern. Habe in meinem langen Leben auch weniger schöne
angetroffen.
In jungen Jahren war es die Frieda bei uns im Dorf.
Sie war schon recht. Formen hatte sie keine. Unterschenkel, Oberschenkel hatten das selbe Mass. Dann ging es gerade weiter bis zum Kopf.
Sie hatte blaue Augen. Die waren stets rot vom Weinen und vom Beten. Sie war fromm. So sind Frauen heute nicht mehr. Sie hatte eine
grosse rote Nase. Nicht vom Schnaps. Auch vom Weinen und vom Beten.
Sie war die einzige im Dorf, die mich manchmal verschnupft zulächelte. Aber heiraten? Ich hatte den Frieden mit Frieda. Sie ging ins Kloster.
Und ich als Schusterlehrling meine Wege. ......"
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 27. November 2009, 22:47:05
So farbenfroh kann also das Leben auch bei völliger Abwesenheit von Kurven sein!?
Da bin ich eher für weniger Farbe, mehr Kurven und riskiere ein schwarzblaues Auge.

 :) kmr
Titel: Gloria
Beitrag von: Low am 27. November 2009, 23:39:52
Lieber Leser kmr

Danke für den aufbauenden Kommentar.
Wirkt wie Ovomaltine. Dennoch:

Schuster, bleib bei deinen Leisten,
Schöne Frauen kosten Geld.

Aber ich kann es mir wirklich nicht leisten, meine riesige Fangemeinde,
immerhin zwei Leute, selten mehr, zu entmutigen.

Anonyme Zuschriften werden wie immer, möglichst diskret behandelt. Wie ihr seht, schlägt das Schicksal überall unbarmherzig zu.
Frieda, welcome to TIP Forum.
Leider ist mein Latein ungenügend. Aber wir haben Papier Taschentücher in Thailand, um Tränen zu trocknen.
Gloria.... ... etcetera. Mittlerweile ist meine Nase auch leicht gerötet. Ursache: Shiraz Cabernet.
Ein göttliches Getränk.
Hochachtungsvoll
Low





Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 28. November 2009, 03:19:24
Hart

Es ist halt so, dass Schusters Rappen nicht sind, wonach die Fans heut´schnappen.
Das sollten Baht und Fränkli sein, sonst wird die Gute schnell gemein.

Und die Moral von der Geschicht, spiel ATM und mecker nicht.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 28. November 2009, 03:48:08
Es ist halt so, lieber low, dass z.B. in der Geschichte von der Frieda ne Menge Weistheit drinne steckt, wenn man sich gedanklich darauf einlässt. Aber darauf einlassen muss man sich schon. Denken macht Kopfschmerzen, he he.

Die Mehrheit der Forenkollegen liest allerdings gerne quer, geilt sich an einer einzigen Formulierung auf und schiesst dann aus der Hüfte oder schweigt vor Ehrfurcht.  ;) Das meine ich jetzt nicht hämisch, sondern: so isses nu mal in der Forenwelt. Bin lange genug dabei.   

 
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 28. November 2009, 04:07:34
@profuuu

Den Schuh ziehe ich mir an. War nicht mein sensibelster Beitrag.

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 28. November 2009, 07:01:57
@kmr,

den Schuh brauchst gerade du dir nicht anziehen. Aber ich weiss deine Stellungnahme zu schätzen.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 28. November 2009, 13:59:55
@ Profuuu

Die Frieda hat’s dir angetan.
Trinkst du aus Sympathie nur noch Klostergeist Melissenfrau?

Ohne Schuhwerk und Illusionen
Low

http://de.wikipedia.org/wiki/Klosterfrau_Healthcare_Group

Die andere traurige Geschichte aus Hinterindien,
die nicht ich schrieb, sondern im Forum nur mitverfolgte,
die tut mir echt leid.


Titel: Re: Gloria
Beitrag von: Sonex am 29. November 2009, 03:13:52
...
Schuster, bleib bei deinen Leisten,
Schöne Frauen kosten Geld.
....


und Nerven  :-)



Aber ich kann es mir wirklich nicht leisten, meine riesige Fangemeinde,
immerhin zwei Leute, selten mehr, zu entmutigen.

Anonyme Zuschriften werden wie immer, möglichst diskret behandelt. Wie ihr seht, schlägt das Schicksal überall unbarmherzig zu.
Frieda, welcome to TIP Forum.
...
Low


he he , deine Fangemeinde ist schon etwas größer . nicht jeder der ließt, schreib auch dazu .
Aber wenn deine Fangemeinde klein ist, so hat das auch den Vorteil , dass du nicht zu sehr mit "anonymen Zuschriften " - die du ja "immer möglichst diskret behandelst" verschont bleibst.
Also sei weiter barmherzig zu den - vom Schicksal- Geschlagenden.

SoneX
Titel: Nachbarn in Not
Beitrag von: Low am 29. November 2009, 11:06:38
Nachbarn in Not                                  28. November 2009

Schräg gegenüber dem Beauty Salon lebte eine Familie mit einem nun achtmonatigen Büblein. Dick bemerkte vor einem
halben Jahr, dass sich die Mutter vorbildlich um den Säugling kümmerte.
Vor einigen Monaten verschwand der Vater auf Nimmerwiedersehen und liess seine Frau mit dem gemeinsamen Kind sitzen.
Sie hatte kein Einkommen. Weil die Stromrechnungen nicht bezahlt wurden, kappte das Elektrizitätswerk vor wenigen Wochen
kurzerhand die Leitungen.
Der Vater der jungen Mutter sass im Gefängnis. Die Eltern konnten deshalb ihre Tochter nicht unterstützen.

Sie erzählte niemandem im Dorf von ihrer unangenehmen Situation. Erst vorgestern, als das hungrige Baby andauernd schrie,
schaute Dick nach. Die Mutter erzählte, dass sie dem Kind seit einiger Zeit keine Milch geben konnte.
Der Sud von verkochtem Reis habe dem Kleinen nicht genügt. Sie selbst hätte während drei Tagen nichts mehr zu essen gehabt.
Dick holte schnell Bananen aus dem Salon, verquetschte sie und fütterte das hungrige Kind, das noch während dem Schmatzen
mit dem Brei im Mund einschlief.
Der Grossvater wurde aus dem Strafvollzug entlassen. Die Grosseltern mit Mutter und Kind verreisten gestern nach Bangkok,
wo sie auf ein gnädigeres Schicksal hoffen.

Wir hätten die junge Frau gegen eine anständige Entlöhnung jederzeit anstellen können. Wir leben im Überfluss,
aber verschwenden nichts. Leider waren wir ahnungslos über das Geschehen und den Hunger in nächster Nähe.

War das ein Einzelfall?
Gestern war Dick an einer Geburtstagsfeier in HangDong. Gegenüber der Schneiderin schrie und plärrte ein Kleinkind während
Stunden. Die Schneiderin wollte nachsehen. Die Türe war verschlossen. Die Frau rief die Polizei.
Im Zimmer lag ein weinendes Kleinkind erbärmlich anzusehen im Dreck. Auf einem Zettel hingekritzelt stand:
„Ich kann nicht mehr für das Kind sorgen und verlasse HangDong!“
Das Baby wurde sofort in Spitalpflege gebracht. Heisse Sommertage hätte es ohne Flüssigkeit nicht überlebt.

In den Einkaufsparadiesen dudeln über vollen Schnapsregalen themenbezogen Melodien wie: „Ihr Kinderlein kommet!“
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 29. November 2009, 18:41:38
Low,

Menschen sind der Menschen Hölle - und nicht nur in Hinterindien und
nicht erst nach dem letzen Schnaufer.  Es bedarf werder der 16 Höllen
des tibethanischen Buddhismus, noch der einen mit Teufel, Feuer und
Schwefel. Die Abwesenheit von Liebe und Nächstenliebe reicht völlig.

Gott sei Dank sind aber auch Menschen der Menschen Engel, wie Deine
großartige Dick und es gibt sie ebenfalls überall. Dem elenden und sinn-
entleerten Weihnachtskommerzgedudel kann man zwar  kaum noch ent-
gehen, aber es gibt stille Kontrapunkte wie diesen:

http://www.stadtlohn-estern.de/aktuelles/2005/images_05/1%20Advent.jpg


mfg kmr

Titel: Nachbarn in Not
Beitrag von: Low am 29. November 2009, 21:56:39
Thailand gültige Erklärung:

… denn sie wissen nicht, was sie tun.

http://de.wikipedia.org/wiki/%E2%80%A6_denn_sie_wissen_nicht,_was_sie_tun

das ist schon zu kompliziert....
Titel: Warum fliegen Engel?
Beitrag von: Low am 30. November 2009, 10:46:10
Warum fliegen Engel?                                                                                           29. November 2009

Endlich fand ich eine vernünftige Antwort auf ein ungelöstes Problem der Menschheit und ungezählter ahnungsloser,
ratloser Theologen.
Eine richtige Weihnachtsgeschichte.

Wir kauften ein.
Dabei entdeckten wir sie, saisonbedingt, endlich:

           PALUANI
            Verona
   Il Panettone Classico.

Wir räumten zwei Stück zu siebenhundertfünfzig Gramm ab.
Davon genossen wir einen Bruchteil mit Schaumwein, genauso aus dem Land mit der heiligen Stadt,
wo alte Männer vom heiligen Geist beseelt in bunten Weiberröcken herumtollen
und zu allem Übel „safer sex“ nicht wollen.

Nun weiss ich endlich warum Engel fliegen:
Sie haben so viel leichtes Gebäck im Innern,
dass sie über sämtlichen menschlichen Problemen und stinkenden Exkrementen schweben und fliegen,
wie Heissluftballone in Chiang Mai an Loy Krathong.

Uns halten nur die Rosinen am Boden fest. Frohes Fest!

Engel fliegen einsam:
http://www.youtube.com/watch?v=B9KBQO6uc04


Titel: Eine siamesische Erzählung
Beitrag von: Low am 02. Dezember 2009, 14:28:55
Adolf Bastian

Eine siamesische Erzählung

In alten Zeiten lebte ein mächtiger König, Huma jum genannt, der mit großer Macht und Pracht über das Land Batharath herrschte.
Als er eines Tages mit seiner Armee marschirte, fühlte er Durst und verlangte noch Wasser, aber obwohl überall darnach gesucht
wurde, war in der Gegend keines zu finden. Beim Umherreiten kam der König zu einem Fruchtgarten mit Granatbäumen, und er
fragte den alten Hüter, der denselben besorgte, ob er ihm Wasser bringen könne, um seinen Durst zu stillen. Der Gärtner erwiderte:
»Wasser gibt es hier nicht, aber Granaten die Fülle; wenn ihr einige zu essen wünscht, bitte, kommt herein und ruhet in diesem
Lusthause für ein Weilchen, ich werde gehen und einen Trunk aus frischem Fruchtsaft bereiten.«
Nachdem König Humayum eingetreten war und sich in dem Pavillon niedergesetzt hatte, pflückte der Gärtner eine Frucht ab und
legte sie auf ein reines, weißes Tuch. Als er sie auszudrücken begann, füllte ihr klarer Saft bis zum Rande den ganzen Becher, den
er dann seinem Gaste darreichte; nachdem der König sich daran erquickt hatte, fragte er den alten Gartenhüter, ob diese Fruchtbäume
Abgaben zahlten oder nicht. Der Gärtner sagte in Erwiederung: »Diese Fruchtbäume haben früher nie Abgaben bezahlt und sind auch
jetzt frei davon, aber es gibt in der Nähe hier Pflanzungen anderer Eigenthümer, die steuerpflichtig sind.« Der König fragte weiter,
für welchen Preis er die Früchte dieses Gartens zu verkaufen pflege? Der Gärtner erwiderte, daß sie im letzten Jahre 300 Gold-Salüng
eingebracht hätten, und daß noch immer außerdem genug wäre, um nach Herzenslust zu essen.
Der König überlegte dann bei sich und dachte in seinem Sinn: »Die Pflanzungen dieses Fruchtgartens sind sehr ausgedehnt; wenn ich
diese Gartenbäume besteuern sollte, so würde ich ein gutes Geschäft machen.« Mit diesem Gedanken in seinem Herzen bat er den
Gärtner, eine neue Frucht für ihn auszupressen und die Schale noch einmal zu füllen. Der Aufseher brachte eine Frucht, die er abgepflückt
hatte, und drückte sie vor den Augen des König aus, aber er bedurfte einer zweiten, und noch einer andern, und bis zu zehn, und immer
blieb die Schale ungefüllt, so lange er auch preßte.
»Was ist denn das?« fragte der König. »Vorher war der Saft einer einzigen Granate genügend, um die Schale zu füllen, jetzt habt ihr schon
zehn Früchte ausgedrückt und sie ist immer noch nicht voll.«
Der alte Gärtner schüttelte den Kopf und antwortete: »Sieh, Freund, ich will dir sagen, wie das zugeht. Ohne Zweifel muß Seine Majestät,
der große König, der über unser Land herrscht, so eben zu dem Beschlüsse gekommen sein, diese Granaten mit Steuern zu belegen.
Sobald das der Fall ist, trocknen sie auf und man kann Nichts aus ihnen herauskriegen.«
Der König Humayum sagte zu sich selbst: »Als wir beschlossen, die Früchte zu besteuern, vertrocknete ihr Saft, wenn wir nun das Gegentheil
beschließen sollten, was wird dann geschehen?« Und alsobald überlegte der königliche Herr bei sich, im Stillen sprechend: »Wir müssen diese
Granaten unbesteuert lassen.« Dann bat er den Gärtner, hinzugehen, eine neue Frucht zu holen und es noch einmal zu probiren.
Der Greis that so, und als er die abgepflückte Frucht zu drücken anfing, füllte sie nicht nur den Becher bis zum Rande, sondern da war selbst
eine große Menge Saft noch außerdem und nebenher.

Fortsetzung folgt
Titel: Eine siamesische Erzählung 2
Beitrag von: Low am 03. Dezember 2009, 10:00:39
Eine siamesische Erzählung
Fortsetzung

Da jubelte der alte Mann, der Gartenhüter, und er lachte vor Freude und sagte: »Sieh hier, Freundchen, ich will dir sagen, wie
das ist. Ohne Zweifel hat Seine Majestät, der große König, der über unser Land herrscht, gerade jetzt bei sich den Gedanken
gefaßt, keine Steuer von diesen Fruchtbäumen zu erheben. Ich habe gehört, daß es als alte Ueberlieferung durch Geschlecht
zu Geschlecht von unseren Vorfahren her mitgetheilt ist, daß, wenn der Landherr Taxen auf Fruchtbäume legt, die früher solche
nicht bezahlt haben, die Bäume sich verschlechtern, die Früchte ihr Aroma und ihre Süße verlieren, und allmälig zu Grunde gehen.
So ist es auch mit den anderen Sachen, auch mit den Steuerpflichtigen, wenn die Abgaben das gewöhnliche Maß überschreiten.
Die Bäume fangen dann an zu verdorren, die Bebauung wird vernachlässigt, Gärten und Pflanzungen verkehren sich in eine Wildniß.
Wer zu Viel will, erlangt nur Wenig, wer sich mit Wenigem begnügt, wird Viel gewinnen.«
Der König fragte nach das Ursache, warum es so sei, und der Gärtner gab ihm dann folgende Erklärung: »Wenn die Summe der
zu zahlenden Steuern zu sehr erhöht wird, dann hören die Eigenthümer der Gärten, Felder und Pflanzungen zu arbeiten auf und
lassen Alles verfallen. Es wird sich also in dem Steuer-Einkommen ein Abbruch zeigen. Wenn dagegen die Taxen niedrig bleiben,
so sind die Leute eifrig dabei, Gärten und Felder zu bebauen und in gutem Stande zu erhalten. Weil sie sehen, daß für sie selbst
Gewinn und Vortheil bleibt, so arbeiten sie mit gutem Willen und muntern sich gegenseitig auf. Solche, die früher nur zwei oder drei
Bäume zu pflanzen pflegten, werden jetzt hinzufügen und neun Bäume, und zehn Bäume pflanzen, so daß die Steuersumme
wachsen und größer sein wird, als vorher.«
Der König Humayum erkannte die Wahrheit dieser Bemerkungen. In der Zwischenzeit war sein Gefolge und die Edelleute, die ihn
suchten, herangekommen; als sie sich am Lusthause aufstellten, merkte der Gärtner, daß er die ganze Zeit mit des Königs Majestät
gesprochen habe, und er war zum Tode erschrocken. Sein Herz zitterte und sein Gesicht war leichenblaß. Der König aber befahl
seinen Ministern, dem Greis für seinen Garten Indemnitäts-Papiere ausfertigen zu lassen, und er setzte ihn zum Verwalter des
ganzen Distrikts ein, mit voller Macht zu handeln.
Nachdem der König Humayum nach seiner Residenz zurückgekehrt war, erließ er an seine Beamten eine Verordnung folgenden Inhalts:
»Gegenstände, die früher keine Taxen bezahlt haben, müssen nicht damit belastet werden, und alle Abgaben in den Zollämtern und
Marktplätzen müssen auf ein geringeres Maß als früher erniedrigt werden. Alle Beamten der Verwaltung haben diesen Vorschriften
gemäß zu handeln.«
Von der Zeit nahmen die Einkünfte in Abgaben und Steuern jährlich zu, und das Volk lebte in glücklicher Zufriedenheit unter der weisen
Regierung seines großen Fürsten. –

Diese und die anderen Erzählungen derselben Sammlung scheinen die Siamesen durch Vermittlung der Dscham (Çiampa) erhalten zu haben.
Quelle:
Bastian, Adolf: Erzählungen und Fabeln aus Hinterindien. In: Globus # (Juli 1866)

Nachwort:
Fehler in Bastians Erzählung korrigierte ich nicht.
Ich denke, Adolf Bastian hatte 1866 etwas Mühe mit der Geographie.
Ein König Humayum, Humayun, ist mir aus der indischen Geschichte bekannt. (1)
Mit Dscham meint er vielleicht das Gebiet Champa, das in etwa Südvietnam entspricht. (2)

Die Währung Salung entspricht dem alten Münzsystem von Thailand.
Vier Salung ergaben einen Baht.

Mit dem Titel: „Eine siamesische Erzählung,“ liegt er kaum falsch.
So wie einst Gregor von Rezzori behauptete: (3)
„Der Knoblauch ist der Lotos Maghrebiniens.“

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Humayun
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Champa
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Gregor_von_Rezzori
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 03. Dezember 2009, 10:38:24
Märchenhaft, diese Erzählung. Vielen Dank, Low. Die sollten sich mal heutige
Finanzminister auf die Schreibtische dübeln.

mfg kmr
Titel: Vorderindien, Hinterindien
Beitrag von: Low am 03. Dezember 2009, 18:33:14
Zur Feier und als Dankeschön für 55 000 Klicks:
Schön ist der Mai in Vorderindien, Hinterindien (Otto Dobrindt, 1929)

Foxtrotlied von Richard Fall. Text: Beda. Saxophon-Orchester Dobbri mit Refraingesang 

http://www.youtube.com/watch?v=Nv-avgfg_Ac
Titel: Die dritte Frau
Beitrag von: Low am 04. Dezember 2009, 13:24:09

Die dritte Frau

Vereinsversammlung. Der effektive Vereinszweck liess sich nur als SOW, saufen ohne Weiber, umschreiben. Am Liebsten jedoch trank
ich nun mit Mia. Ich musste hingehen und meinen Austritt erklären. Unfreiwillig schaffte ich seiner Zeit den Weg bis in den Vorstand.
Ohne Rücktritt drohte mir nun der Vorsitz. Präsident der ehrenwerten Gesellschaft wollte ich nicht werden. Ein Jahr später wäre ich
Ehrenpräsident. Diesen auserwählten, erlauchten würdigen alten Männern oblag es dann, dem Fussvolk, den Kameraden, nach den
erledigten Traktanden Freibier zu spenden. Mindestens ein Drittel der Mitglieder waren Ehrenpräsidenten. Das ergab viel Bier.
Da ich wusste, dass es speziell nach einem Austritt spät werden konnte, buchte ich ein Hotelzimmer. Mit meiner Damenwelt machte ich
ab, dass sie mich ab halb neun Uhr zum Frühstücken abholen könnten.

Es wurde ein rauschender, ja berauschender Abend. Wie verängstigte Küken liefen meine zukünftig einstigen Kollegen herum,
nachdem ein besonders Witziger die salzigen Knabbereien mit halluzinogenen Pilzen ergänzte. (1)
Als ich ein leichtes Flimmern in den Augen verspürte, machte ich mich bereits gegen elf Uhr ohne jegliche Verabschiedung auf dem
schnellsten Weg ins Zimmer. Notfallweise, ohne den üblichen Umweg übers Badezimmer, legte ich mich ins Bett.

Es war ein mühsames Erwachen kurz vor acht. Ich stiess überall an und reinigte mich schwerfällig im Bad.
Hilflos sass ich auf dem Bettrand und suchte mein Handy. Es war unauffindbar. Mit dem Hoteltelefon versuchte ich mein Handy anzurufen.
Es war mir unmöglich, meine eigene Nummer einzugeben. Die Tasten auf dem Telefon schienen irgendwie instabil. An die Nummern von
Tochter oder Mia konnte ich mich nicht erinnern. Ich wusste nur: Die waren in dem blöden Handy gespeichert. Fast verzweifelnd quälte ich
mich mit dem defekten Telefon ab, als eine helle Stimme rettend rief:
„Guten Morgen, Daddy!“

Dann löste sich aus dem Dunkel im Zimmer ein zweiter Schatten, der mich umarmte, unerbittlich abtastete und innig küsste. Diskret schob
ich eine Hand unter den Rock und prüfte die Hinterbacken. Zitronenhaut, Orangenhaut, nein Hühnerhaut! Dann die Unterwäsche, igitt ....!
Wie sich Mia in bloss einer Nacht ungünstig veränderte oder meine Wahrnehmungen waren durch die Drogeneinwirkung total zerstört.
Im hellen Licht auf der Strasse blinzelte ich erst verlegen. Dann betrachtete ich Mia näher. Soviel Make-up trug sie sonst nie. Die Augenbrauen
waren ausgezupft und bloss durch Striche angedeutet. Das ganze Gesicht war ein phantastisch glänzendes, künstliches Geschmiere. An den
einst langen Haaren hatten sich offenbar Nagetiere vergangen. Das ehemals schöne Schwarz war durch eine unkontrollierte Chemiekeule
ausgemerzt. Ich sagte nichts, denn ich hatte ja Aktien bei Ciba-Spezialchemie. Aber es schmerzte in der Seele.
Und erst das Röcklein. Früher ein greller, nun ein verblichener, verwaschener Farbspektakel. Das nahm sich ärmlich aus neben der adrett
gekleideten Tochter. Der farbige Fetzen war ja kaum geeignet zur Wagenpflege. Ein neuer Fummel musste her, auch Unterwäsche, dachte
ich bei mir, als sich die Frau zu mir wandte und sagte:
„Da kommt deine Mia, Low.“
Wirklich. Das war sie. Unverwechselbar. Lächelnd. Ihre schwarzen Haare wegen der Hitze wie üblich wie ein schlecht gebautes Vogelnest
über ihrem praktisch unkoloriertem Gesicht aufgetürmt.
Ich frage mich noch heute, wer war die dritte Frau?



(1)
http://www.fachaerzte.com/ziegler/fachinformationen/rauschpilze.htm
http://www.dieterwunderlich.de/drogen_halluzinogene.htm

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 04. Dezember 2009, 23:22:00
geile Story!

Du lässt sozusagen den Leser, genauso wie dich selber, alleine mit seinen Phantasien und Spekulationen.

Phantastisch! So werden gute Bücher geschrieben. Das Verzeihen des Rausches durch eine Verbandelung mit Ciba findet mein volles Verständnis.  ;D

Noch eine Frage allerdings. Konntest du an der Reaktion deiner  mia feststellen, inwiefern die "Hühnerhaut" zum Club gehörte oder eventuell doch total ausserparlamentarisch ins Spiel kam?  ;)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 04. Dezember 2009, 23:41:12
Vielleicht war es die im gleichen Hotel residierende Alterspräsidentin
von "KoK" - Kiffen ohne Kerle... :) :)

mfg kmr
Titel: Keine Scherzkekse
Beitrag von: Low am 06. Dezember 2009, 10:27:55
Keine Scherzkekse

Hintergründe zum Vorhergehenden.

Vor einigen Tagen träumte ich von meiner Pilzmigräne und deren Folgen. Darauf schrieb ich die Geschichte: „Die dritte Frau“.
Ich phantasierte nicht von prallen, birnenförmigen, hühnerhäutigen Hintern mit implantierten Pflaumen und grell geschminkten Fratzen.
Träumend beschäftigte mich meine Hilflosigkeit beim Telefonieren und ich versuchte es immer wieder, bis ich erwachte.

Das ist das Grausame an diesen Drogen. Man nimmt die Umwelt wahr. Bloss die Informationsverarbeitung ist komplett irrational.
Genauso, wie ich mir trotz richtiger Signale selbst eine falsche Lebensabschnittspartnerin zugestand. Die hätte mich glatt zum Standesamt
schleppen können. In diesem Zustand hätte ich jeden Vertrag unterzeichnet und jedem beliebigen Vagabunden Geld geliehen.
 
Dadurch unterscheidet sich jedenfalls bei mir der Zustand bei seltenem Alkoholmissbrauch. Die Reaktionen werden unsicher und langsam.
Aber ich erkenne und unterscheide Freunde und Feinde. Bei gewissen Drogen fallen solche feinen Beurteilungen weg.
Ein Teil meiner edlen Vereinskollegen benutzten ihre Fahrzeuge, trotz Bier und Drogenkonsum sicher unsicher, weil die üblichen Warnsignale
ausgeschaltet waren.
Gewisse Substanzen bewirken zusätzlich Aggressivität. Mord und Totschlag sind bei verminderter Zurechnungsfähigkeit verbunden mit totaler
Enthemmung nicht auszuschliessen. Grösstmögliche Distanz und Vorsicht bedeuten nicht Feigheit, sondern Klugheit.

Einer meiner unsauberen Kollegen hatte trotz Warnungen einmal einen leichten Schädelbruch, ein paar Wochen später eine Beinfraktur.
Sein Rezept: „Viel Bier und von habgierigen Weibern präparierte Pilz-Kekse.“
Einmal benutzte er im Rausch bei seinen Unfällen sein Moped, danach ein Fahrrad, weil das Moped repariert wurde. Wie oft er seinen
Wagen nach einem Trip beschädigte, weiss ich nicht. Führerflucht würde ich in so einem Zustand jedem zutrauen.

Die Kekse waren vor etwa einem viertel Jahrhundert gross in Mode. Besonders im südlicheren Landesteil wurden damit unerfahrene
Touristen verpflegt. Wenn sie aus dem Rausch erwachten, waren Geld und sämtliche Ausrüstungsgegenstände verschwunden. Sie waren
meist ahnungslos, wie so etwas geschehen konnte.
 
Ich erwartete eigentlich eine Antwort von einem ehemaligen Pilzkeksgeniesser. Offenbar wird heutzutage nur noch Sauerkraut, Brot, Käse,
Wurst und ungefährlicher Leberkäse konsumiert. Was früher geschah, ging unter Umständen wegen schleichender Altersdemenz im durch
Drogen vorbelastetem Hirn vergessen.

Halluzinogene Pilze fanden damals sogar in Europa Liebhaber. Einige allzu neugierige Mykophyle bezahlten ihre Sucht mit dem Leben,
weil sie selbst vom uneingeschränkten Genuss von Fliegen- und Knollenblätter-Pilzen nicht zurückschreckten.
Pilze spielen heute in der Rauschgiftstatistik keine Rolle. In Freiburg im Breisgau, wo in den Hügeln ringsum die Pilze wachsen, haben weder
Polizei noch Beratungsstellen Erkenntnisse über eine Szene. Es ist kein Thema in einer Freiburger Schwerpunktpraxis für Drogenabhängige.

Sämtliche Drogen beeinflussen mehr oder weniger das Denkvermögen. Wie wir aus dem Forum erfahren, genügt in gewissen Fällen bereits
eine Frau, um die Denkfähigkeit zu trüben. Ist es der eigene Hormonpegel, der das Hirn vergiftet oder hilft klammheimlich ein Hexer mit etwas
Medizin nach?

Wer war sie? Die Frage stelle ich mir noch heute. Hätte ich damals gefragt, hätte ich mich blossgestellt:
„Was, der Alte erkennt eine ehemalige Gespielin nicht mehr?“
Es muss eine unserer Bekannten oder eine Frau aus der Nachbarschaft gewesen sein. Beim geselligen Beisammensein erlebte ich öfters, dass
ich bedingt durch Schminke, Farbe und Haartracht, eine Frau nicht sofort erkannte. Die Begrüssung mit einem Wai ohne  Namensnennungen
half nicht weiter. Anhand der Vorlieben für gewisse Speisen, Getränke und den Partnern, Muttermalen oder versteckten Schmusereien, fand ich
jeweilen heraus, wer sich so tarnte. Zuweilen erinnerten mich die gelungenen Maskeraden an die Fasnacht.

Öfters erlebe ich, wie ein grotesker Feger den Beautysalon betritt und einige Stunden später eine liebliche Prinzessin, um ein paar tausend
Baht erleichtert, den Laden verlässt.

Ich weiss ganz sicher, wer es nicht war. Die Königin der Nacht, ohne Helm und Unterwäsche aus:
# 70.  Verkehr.
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg30930#msg30930
Warum wohl?

Angewandte Poologie:
http://www.lifeline.de/llspecial/sex_erotik/lockstoffe_reize/content-128425.html

Hamster mampft Kekse:
http://www.youtube.com/watch?v=P1IJE1ffP1Y
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 07. Dezember 2009, 02:48:57
Kekse, Kekse...6.12.
Ob auchder Nikolaus... Die Stiefel...  ???  Sch... - Mir wird schlecht
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: namtok am 07. Dezember 2009, 03:03:41
der Klassiker : 

Nikolausi - Osterhasi   8)


www.youtube.com/watch?v=SPdOW0kh4z4
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 08. Dezember 2009, 04:18:33
Low,

wo Du gerade dabei bist Frauen zu sortieren; was macht eigentlich Frau Gucci,
die glückspielerprobte 3-Handy-Lady?

Überhaupt nicht neugierig, kmr.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 08. Dezember 2009, 11:18:03
Vielen Dank für die freundliche Anfrage.
Frau Gucci würde sich freuen, dass jemand Interesse an ihrem brutalen Schicksal zeigt.
Ich werde in den nächsten Tagen ein Kapitel Gucci abschliessen.
Ihre Geschichte dagegen dürfte noch lange nicht zu Ende sein.
Als zeitlose Uhrenspezialistin und Nervensäge ohne Diplom und Fachausweis ging sie uns in den letzten Wochen gewaltig auf den Wecker.
Wie ich die bloss vergessen und verdrängen konnte?
Titel: Informationsflut und geistige Gesundheit
Beitrag von: Low am 08. Dezember 2009, 16:16:32
Informationsflut und geistige Gesundheit

Die Informationsfülle aus dem Internet kann von vielen Nutzern nur noch in einer Art Rauschzustand empfangen und meistens kaum
verstanden werden. Damit lässt sich die Aggressivität und Unvernunft vieler Forenteilnehmer erklären. Ich habe das grosse Glück,
dass ich nicht dauernd narkotisiert vor dem Bildschirm sitzen muss.
In  raren Augenblicken spiralen sich weibliche Formen aus dem ach so fernen Beauty Salon um meine Abgestumpftheit und flössen
mir Wärme, Geborgenheit und Hoffnung ein. Dann pulsieren nicht nur Bits und Bytes, dann strömt spürbar wieder etwas Blut im
vergessenen Leib.

Geschichten aus Hinterindien haben allgegenwärtige Hochkonjunktur.
Unglaubliche Ereignisse betreffend Thailand finden wir gleich in mehreren Threads des Forums.
Zerbrochene Beziehungen dominierten das Zeitgeschehen. Aus Mitgefühl verzichte ich auf nähere Hinweise.
Die ungeheuerliche  Schicksalsgeschichte eines von der Liebe provozierten Mitmenschen findet sich in Fragmenten in:
Für Foren Mitglieder die sich gerne vorstellen möchten.
Findet das Opfer die Notbremse, bevor ihm die Vorsehung einen freien Sprung in Pattaya anbietet? (Ich meine nicht den Seitensprung.)

Wie Geschäftsleute ausgebeutet wurden, lernen wir in:
Razzia in deutscher Videothek,
Ein echtes Fressen für Pharisäer und Schulmeister.

In der Tip Zeitung finden wir Schlagzeilen wie:
Panzer beschiesst Schule
Auf der Suche nach einem verlorenen Flusspferd
Siebzehn Polizisten auf inaktivem Posten
(Warum beteiligen sie sich nicht an der Suche nach dem Flußpferd?)

Dokumentationen über Arroganz und potenzierte Dummheit westlicher Dekadenz stöbern wir in deutschsprachigen Fernsehangeboten auf.
Aus den erwähnten Gründen beschreibe ich heute ein Ereignis aus einem Nachbarland.

Kota Baru, Hauptstadt der Provinz Kelantan in Malaysia, am Sonntag, den 6. Dezember, nachmittags kurz vor fünf Uhr.
Herr Sabri sass etwas unglücklich in seinem Wagen im Parkhaus eines Einkaufszentrums in der Jalan Hamzah. Der Motor wollte nicht
anspringen. Er setzte seine siebzehnjährige Schwester Nurain Said ans Steuer und schob das Fahrzeug an.
Als der Motor plötzlich einsetzte, krachte das Fahrzeug durch ein Mäuerchen und geriet durch einen Abluftkanal des Gebäudes in das Zentrum.
Den letzten Teil der Fahrt legte der Wagen auf dem Dache liegend auf Rolltreppen zurück.
Die Frau am Steuer überlebte die vierundfünfzig Meter Geisterfahrt in die Tiefe.
Zwei  junge, angehende Krankenpflegerinnen, verloren ihr Leben.

Gedankenloser Journalismus:
“Nurain Said, who was driving the car when it plunged, miraculously survived the 54m fall.”
Die Frau am Steuer war hilflos der Technik ausgeliefert und überfordert. Von kontrolliertem Fahren kann wohl kaum gesprochen werden.

http://thestar.com.my/news/story.asp?file=/2009/12/7/nation/5253283&sec=nation


Titel: Gucci: Blick hinter das Zifferblatt
Beitrag von: Low am 10. Dezember 2009, 00:02:09
Gucci: Blick hinter das Zifferblatt

Das Ende eines Kapitels im Buche Gucci

Es ist mir klar, dass viele meiner Geschichten in Lows Klatsch Kolumne sortiert werden könnten. Thailand als geographischen Begriff
und Landschaft muss ich kaum vorstellen. Menschliche Tragödien lassen sich selten fotografieren. Sogar was sich hinter einem Lächeln
versteckt, lässt sich manchmal nur schwer in Worte fassen. Darum geht es weiter mit Skandalen ohne Sandalen und trübem Tratsch
aus Lanna Land:

Zwischen Juli und November zeigte uns Herr Gucci, bisher von meinen Recherchen verschont, nicht nur sein wahres Gesicht, sondern
auch seinen schmutzigen Hintern.
Das Ehepaar Gucci schenkte sich offenbar gar nichts. Die mussten alles auskosten. Frau Gucci hat drei Kinder. Zwei gebar sie
Übungsweise, bevor sie sich vor einer Dekade einem weiteren Lustmolch, einem Farang hingab. Ihre kleine Tochter geht noch zur Schule.
Hie und da knauserte Gucci mit dem Schul- und Haushaltungsgeld. Gänzlich sauer reagierte er, wenn die zwei schulentlassenen
Grossverdiener selbst von Bangkok aus üppige Forderungen nach mehr Mammon und Luxus stellten.
Dann zog er aus in sein zweit Haus.
Dort wartete öfters eine heisse Maus.
Wenn keine wartete, suchte er sich eine Schöne aus.

Frau Gucci sass mittellos zu Hause, brauchte Schotter und stahl seine Qualitätsuhr. Sie versuchte erfolglos, sie zu verkaufen. Sie benötigte Geld
für ihre Tochter. Sie verbrachte einige Wochen im Süden, wo sie angeblich bei ihrer Familie ein paar Tausender verdienen oder erschnorren konnte.
Herr Gucci erhielt seine Uhr zurück. Sie versöhnten sich. Gucci verhielt sich grosszügig gönnerhaft. Frau Gucci besuchte den Beautysalon.
Währendessen soff sich der abenteuerlustige Einsame einen Kater an und verkotete ausgiebig seine Beinkleider. Die frisch frisierte Frau
hatte nachher nichts besseres zu tun, als Exkremente aus der Hose zu klauben. Hoffen wir für sie, es sei kein Dünnpfiff gewesen. Aber an
solche Übungen hatte sie sich bereits gewöhnt.
Auch daran, dass der Mann zuweilen einen Alkoholpegel hatte, dass er stürzte und sich öfters den Schädel blutig schlug.

Der Familienfrieden währte nicht lange. Anfangs November stritten sich Guccis wieder. Herr Gucci zog ins Condo.  Er gab dem Sicherheitsmann
ein paar Scheine und vermeldete, dass er seiner Frau den Zugang verbiete.
Herr Gucci hatte Halbweltdamenbesuch. Er war offenbar nicht befriedigt. Griff zu Bier und Schnaps, bis ihm schwindelte. Er stürzte. Schädelbruch -
und starb daran.
Irgend einer rief die Polizei, als undefinierte Flüssigkeit und Gestank aus der Wohnung die Luft im Treppenhaus verpestete.

Für Liebhaber: Ich nehme an, Frau Gucci würde die Uhr nach wie vor günstig verkaufen.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 10. Dezember 2009, 00:55:05
So, so, Herr Gucci hats also geschafft und harrt auf eine Wiedergeburt - bloss als was?
Nch der Geschichte mit den verknoteten Hosen wäre an eine schillernde Scheißhausfliege zu denken...

Ob die Uhr verkaufbar ist, wenn die Geschichte des Vorbesitzers riech- äh ruchbar wird, weiß wohl keiner so genau.

Da Frau Gucci ja immer noch lebt, warten wir gespannt auf Geschichten der nun sicherlich trauernden und untröstlichen Witwe :-)

Wieder toll geschrieben - aber wem sage ich das!

Wolfram
Titel: Re: Gucci: Blick hinter das Zifferblatt
Beitrag von: Sonex am 10. Dezember 2009, 03:49:11
Gucci: Blick hinter das Zifferblatt


Für Liebhaber: Ich nehme an, Frau Gucci würde die Uhr nach wie vor günstig verkaufen.


Kennst vieleicht die 'Marke ?

Ich sammle gebrauche OMEGA-Uhren.

An einer ROLEX hätte ich notfalls auch Interesse.
- Für meinen Sohn . Seine ist nicht wasserdicht.


SoneX
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: solliz666 am 10. Dezember 2009, 03:53:46
 :D :D :D
So sorry Sonex :D :D :D

Wohl auf dem Wochenendmarkt in Bkk gekauft?? ??? :D :D
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Sonex am 10. Dezember 2009, 04:00:15
Im MBK !
Die gibt es da aber nicht mehr .
Irgendwie ist der Kontakt zum russischem Hersteller eingeschlafen.

Die dort gekaufte -gebrauchte OMEGA- war aber ein Schnäppchen!
Der Goldwert des Gehäuses soll über dem Kaufpreis liegen.
 Wer sich für alte Uhren interessiert , sollte mal nach Sai gon fahren.
Die haben dort ne tolle Auswahl.

SoneX
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 10. Dezember 2009, 07:27:18
" Wer sich für alte Uhren interessiert , sollte mal nach Sai gon fahren.
Die haben dort ne tolle Auswahl.

SoneX"

Da hast Du hundertprozentig recht!
Wer eine defekte Uhr hat, die zu reperieren sich angeblich nicht lohnt, der sollte sie nach Saigon mitnehmen. Er wird überrascht sein, was für einen Dollar wieder "geht".
Dasselbe gilt für alte  "kaputte" Kameras.

Wolfram

PS: Habe ich schon mal erwähnt, dass ich Saigon toll finde??? Wenn nicht: ICH FINDE SAIGON TOLL!!!

Wolfram
Titel: Gucci, nicht Omega
Beitrag von: Low am 10. Dezember 2009, 11:37:17
Gucci, nicht Omega

Danke für die Kommentare.

Die Familie heisst natürlich nicht Gucci.
Gucci wählte ich seinerzeit, es war im Wonnemonat Mai, als Pseudonym, als die Diebin ihrem Ehegatten die Uhr der Marke GUCCI
vorübergehend entwendete und sie ebenfalls Dick für läppische 60 000 THB anbot.

Wie Wolfram antönte, geht die Geschichte weiter. Ob ich darüber berichte, entscheidet das Schicksal. Bereits die Aufteilung der
Hinterlassenschaft dürfte in eine Tragikomödie ausarten. Bei dem ausgeprägten Intelligenzquotienten der Frau sind die Millionen ?
in kurzer Zeit weg.
Aber um die Ecke lauert, so Buddha will, schon das nächste Opfer.
Da war doch mal was?

Ich hätte noch einige andere Kapitel, die auf einen Jahresabschluss warten.
Interessiert?
Titel: Re: Gucci, nicht Omega
Beitrag von: Sonex am 10. Dezember 2009, 12:39:42


Ich hätte noch einige andere Kapitel, die auf einen Jahresabschluss warten.
Interessiert?


- Bei allem Repskt.

Dumme Frage !


 :)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 10. Dezember 2009, 15:51:29
"Interessiert?"

Was für eine Frage!
Wenn Du die Anzahl der Klicks siehst, hast Du die allerbeste Antwort.

Du ahnst wahrscheinlich gar nicht, wie viele Leute auf neue Geschichten aus Hinterindien geiern ;)

Die "Guccis" dürfen nicht alle aussterben, die wWelt wäre um viele herrliche Stories ärmer.
Und so sind auch noch Deine Guccis für etwas gut.

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 10. Dezember 2009, 17:00:30
Wie meinst Du das genau, Wolfram?
Soll ich etwa unbekannte Farang in Thailand ansprechen mit:
„Guten Tag, Herr Gucci!“
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 10. Dezember 2009, 21:53:17
Lieber Rolf,

getreu dem alten Spruch, dass jeder zu etwas nützlich ist, und wenn es nur darum geht, dass er immer noch als abschreckendes Beispiel dienen kann, wenn er sonst schon für nichts gut ist.

Herr und Frau "Gucci" scheinen ja doch irgendwie Architypen aus Deiner thailändisch ländlichen Umgebung zu sein, wenn auch die (kleine) Mehrheit - wie ich hoffe - dochetwas anders gestrickt ist.

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 11. Dezember 2009, 03:59:23
Zitat
Ich hätte noch einige andere Kapitel... Interessiert?

Ja klar, Low! Es muß nicht immer Kaviar Gucci sein. In Hinterindien gibt es
offenbar so viele verknotete Architypen, dass Dir die Themen sicherlich nie
ausgehen werden.
Ein berühmter Vertreter dieser Gattung muß wohl auch in Lanna-Land studiert
haben. Eine, seiner sicherlich unter reichlich   Lao Khao - Einfluß geschaffenen  
Kreationen, kann man z.B  > HIER <  (http://www.matra69.de/Was_ich_mag/Kunst_1/Escher2/Escher.jpg) bewundern.

mfg kmr

(Wolfram, ich hoffe, Du siehst das mit verzeihendem Humor...  :)  )
Titel: Uniformen – Ein Frauentraum von Traumfrauen?
Beitrag von: Low am 12. Dezember 2009, 00:11:35
Uniformen – Ein Frauentraum von Traumfrauen?                   11. Dezember 2009

Kurzfassung an Stelle eines dreihundert Seiten umfassenden Tatsachenberichts.

Diese Chronik begann im April 2006 mit einer hübschen, vielversprechenden, jungen Frau. Sie lernte an einem Fest einen schneidigen
Offizier der königlich thailändischen Armee kennen. Die Eltern der über Zwanzigjährigen waren abwesend. Der Soldat nutzte die Gunst
der Stunde, pumpte sie mit Drogen voll, legte sie flach und pumpte weiter. Er war irgendwie in dubiose Geschäfte involviert: Drogen,
Frauen, Spielhöllen und Massagesalons. Er entführte die unzurechnungsfähige, heissblütige Geliebte nach Bangkok und deponierte
sie anfangs September irgendwo in Din Daeng. Als die Familie endlich ein Lebenszeichen erhielt, konnte sie Druck machen und die
vermeintlich leichte Beute dem ungezogenen Diener seiner Majestät wieder entziehen.
Die mehrfach betrogenen Erzieher überliessen die törichte Frau dem Beistand ihrer Brüder, weil sie das in sie gesetzte Vertrauen
wiederholt verletzte. Sie entkam damals ihrem selbstgestrickten Netz aus lauter Lügen nicht mehr.
Waren es die Drogen? Waren es Störungen im Hormonhaushalt?
Die Eltern distanzierten sich bewusst von ihr und verfolgten ohne ihr Wissen gespannt ihre Schritte und Fehltritte.
Im November fand die Polizei ihren ehemaligen Liebhaber tot, leblos, ohne zu atmen, dafür mit zwanzig tiefen Messerstichen garniert.
Letztmöglich beging er aus lauter Liebeskummer Selbstmord.

Ende 2007 traf die Frau wieder auf einem uniformierten Lümmel. Die jungen Leute beabsichtigten, schnell zu heiraten und eine Familie
zu gründen. Im Februar 2008 trafen sich beide Elternpaare und die Brautleute. Ohne dass die Brautmutter Forderungen stellte, boten
die Eltern des Bräutigams einen Brautpreis von hunderttausend Baht an.
Das Paar wollte bereits im Wonnemonat Mai heiraten. Offenbar um den Sin Sod zu organisieren, wurde das Fest auf Dezember vertagt.
Zudem hat der Dezember ja, ausser dem Geburtstag des Monarchen, dem Verfassungstag, Weihnachten und Sylvester, wirklich wenig
Feiertage.

Im Mai 2008 weigerte sich die Brautmutter plötzlich an einer Hochzeit teilzunehmen, weil sie den unerzogenen Bengel im Garten erwischte,
als er ihre Tochter an den langen Haaren festhielt und wiederholt kräftig ohrfeigte. Sie wies dem Prügler die Tür, empfahl sich auf
Nimmerwiedersehen und warnte die Tochter eindringlich vor einem Verhältnis mit einem feigen Schläger.
Sie wünschte sich eine bessere Zukunft für ihr schönes Kind.

Die unverheiratete Frau schenkte anfangs Januar 2009 einem gesunden Knaben das Leben. Die Eltern des uniformierten Taugenichts
versprachen Beihilfe zur Babypflege und waren stolz auf den Säugling. Grossvater, offenbar mit Gehirnschaden, sei es altersbedingt
oder durch Geschlechtskrankheit ist Nebensache, sauste mit dem Baby im Arm per Moped in der ganzen Stadt herum.
In Abwesenheit ihrer Eltern heiratete dann die unerfahrene Mutter ohne grosse Ankündigung oder gar SinSod den Vater des Kindes.
Die Schwiegereltern erbrachten ausser leeren Versprechungen keine finanziellen Leistungen. Der Soldat setzte seine monatlich siebentausend
Baht Lohn in Alkohol und andere militärische Gebrauchsgegenstände, wie Dirnen, um. Der faktisch alleinerziehenden Mutter blieb nichts
anderes übrig, als eine Stelle zu suchen.
Sie  musste ihre gut bezahlte Arbeit bei einer Bank aufgeben, als der ungehobelte Ehemann wütend dort aufkreuzte und öffentlich eine
riesige Szene veranstaltete.
Während sie eine neue Aufgabe im Hotelfach fand, verjubelte der wackere Soldat ihre taufrische Yamaha Fino für bloss zwanzigtausend Baht!
Ein Schnäppchen für jeden Käufer.
Anstatt dass die Grosseltern die junge Mutter finanziell unterstützten, zahlte sie pro Monat siebentausend Baht an die alten Leute.
Die lebten vom Ruhegehalt eines Offiziers. Weil das Eheleben mit Kind offenbar mit der Zeit langweilig wurde, verprügelte der Militär
seine Ehegefährtin derart, dass sie drei Tage Spitalpflege benötigte.

Trotz des schwer gestörten Verhältnisses heuchelten die Verheirateten häusliche Harmonie und wollten den fernen Grosseltern unbedingt
das vorläufig einzige Enkelkind präsentieren. Zu viert reisten sie an und logen ohne zu erröten, einen halben Tag lang schamlos. Der betagte
Vater hielt sich fern, denn er traute weder der baufälligen Plaudertasche, noch ihrem grösstenteils missratenem Sohn. Er schätzte und
bewunderte früher sein aufgewecktes Mädchen. Gerade deshalb liess er sich nicht blicken.
Kurze Zeit nach dem Besuch in Chiang Mai, suchte sich der streitbare Ehemann eines der Hotels, wo seine Frau tätig war, als Kulisse für
einen seiner monströsen Monologe aus. Die meisten Manager waren nicht sehr erfreut über den Auftritt dieses ungebetenen Künstlers
und ersuchten ihn gemeinsam, das Haus sofort ohne jegliche Gage zu verlassen.
Das verärgerte den sensiblen Redner derart, dass er zu Hause seine Frau im Beisein seiner Eltern erneut zusammenschlug.  Fast wie im
Fernsehen ergötzten sich diese Leute an der gewalttätigen Darbietung ihres Sohnes, ohne einzugreifen.

Verzweifelt rief hierauf die verprügelte Frau ihre Mutter an und flehte um Rat. Mama sagte nicht viel:
„Scheiden, aber sofort!“
Später ersuchte die noch verheiratete Tochter um Unterkunft. Sie wurde nicht gewährt, denn gut gemeinten Ratschläge fanden während
Jahren keine Beachtung. Für dauernden Selbstbetrug und Lügen fehlte den gestressten Eltern jegliches Mitgefühl.
Und wenn sie nicht geschieden sind, dann prügelt er noch heute auf sie ein, gemäss dem Sprichwort:
„Wer nicht hören will, muss fühlen!“

In meiner Kristallkugel sehe ich knapp, wie ein betuchter Farang, ihr zukünftiger Ehemann, eine Reise nach Thailand bucht, um eine Familie
zu gründen. Ist es ein Bauer, wie bei Nam und Fredl?
Verflucht, die einheimische Haushälterin wischte die Kugel mit Möbelwachs ab. Details sind nicht erkennbar. Brauche ich neue Software oder
genügt ein gewöhnliches Fensterputzmittel?

Referenzen:
Low, Geschichten aus Hinterindien
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg40216#msg40216
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg40382#msg40382
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg40626#msg40626




Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 12. Dezember 2009, 19:20:09
Hi Low,

danke lieber Deiner soften Haushälterin. Das Elend ist doch auch ohne kristallklare Sicht überdeutlich zu
erkennen. Zeitweise soll ja auch anderes Kristall helfen, aus dem man sachkundig die Luft verdrängt.  :)

mfg kmr
Titel: Re: Uniformen – Ein Frauentraum von Traumfrauen?
Beitrag von: phumphat am 12. Dezember 2009, 20:37:12

In meiner Kristallkugel sehe ich knapp, wie ein betuchter Farang, ihr zukünftiger Ehemann, eine Reise nach Thailand bucht, um eine Familie
zu gründen. Ist es ein Bauer, wie bei Nam und Fredl?
Verflucht, die einheimische Haushälterin wischte die Kugel mit Möbelwachs ab. Details sind nicht erkennbar. Brauche ich neue Software oder
genügt ein gewöhnliches Fensterputzmittel?


Hi Low,
mit Fensterputzmittel kann ich aushelfen, vorausgesetzt du blickst dann für mich in die Kugel.
Mach mir Sorgen um Nam und Fredl, habe keinerlei Kontakt mehr mit ihnen.Weiß nicht was los ist.
Vielleicht brauch ich, eine neue Software.

Gruß phumphat
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 13. Dezember 2009, 00:14:53
Lieber Phumpat

Warum sollte ich dich belügen? Meine Kristallkugel ist bloss ein LCD Bildschirm von dreiundzwanzig Zoll. Wahr ist, dass die
Putzfrau das Gerät auf Landfrauenart, das heisst wenig sachgemäss zu reinigen versuchte. Der Bildschirm hatte Tränen. Sekunden
später passierte mir dasselbe, vor einem zornigen Schweissausbruch.

Wenn du um Fredl und Nam zweifelst und deine Bedenken hast, brenn bitte erst mal einen Weihrauch an. Es könnten auch mehrere sein.
Bei uns ist das übliches Prozedere.
Ich wusste nicht, ob ich deine Geschichte als Fakt oder Fiktion klassieren sollte.

Anfänglich sass ich mit auf einem Barstuhl und verfolgte das Geschehen in Zeitlupe. Doch dann entglitt das Tempo meinem Denkvermögen
und ich vermute, auch der eher bodenständige Fredl und du als Freund und Helfer in der Not, verloren jedes Zeitgefühl und damit die kühlen
Überlegungen für eine heisse Entscheidung.
Ich verstehe es, wenn du dir Sorgen machst. Ich hatte meine Zweifel bereits, bevor beide Thailand verliessen.
Es sind grundverschiedene Welten, in der diese zwei Menschen leben. Sofern sie zueinander finden und einen gemeinsamen Weg beschreiten
können, wäre es ein kleines Wunder. Wir brauchen Illusionen in einer fast trostlosen Welt.
Meine Geschichten enden leider selten glücklich.
Dir und den Beiden wünsche ich, dass du nur Gutes berichten kannst.

Frohe Festtage
Low

Ich hoffe, du und die Mods gestatten das Doppelposting in „Nam und Fredl“ und in den „Geschichten aus Hinterindien.“
 
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: phumphat am 13. Dezember 2009, 12:27:02
Hallo mein lieber Low.

Da du ja kein Thai bist, habe ich das mit der Kugel auch so als Hockus Pockus verstanden.
Die Geschichte von Nam und Fredl entstand aus einer Fiktion mit realen Hintergrund.
Du siehst das völlig richtig, das die Wirklichkeit in diesen unterschiedlichen Kulturen
völlig anders aussieht.

In diesem Sinne ein Frohes Fest

phumphat
Titel: Eheliche Gewalt nicht nur in Hinterindien
Beitrag von: Low am 13. Dezember 2009, 23:29:34
Eheliche Gewalt nicht nur in Hinterindien                                            13. Dezember 2009

BALSTHAL SO - Ein 48-Jähriger hat am Samstagnachmittag in Balsthal bei einem Streit derart auf seine Frau eingeschlagen, dass diese
wenig später im Spital starb. Sie hatte schwerste Kopfverletzungen erlitten. Der Mann sitzt in Untersuchungshaft.

Die Rettungsflugwacht hatte die 40-jährige Frau noch in eine Spezialklinik geflogen. Wie die Solothurner Kantonspolizei mitteilte, befand
sich der Täter beim Eintreffen von Polizei und Ambulanz noch im Haus. Er konnte vor Ort festgenommen werden.

http://www.blick.ch/news/sda?newsid=20091213brd025

(Fröhliche Weihnachten)

Fakt
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 14. Dezember 2009, 01:35:18
Nicht im "BLICK" und trotzdem Fakt:
http://www.flow-of-genesis.de/bilder/3kerzen.JPG

mfg kmr
Titel: Hokuspokus fidibus
Beitrag von: Low am 14. Dezember 2009, 10:20:27
Hokuspokus fidibus

Üblicherweise spekuliere ich nicht über die Zukunft meiner Akteure in den Geschichten. Aber mich reizte die Geprügelte in „Uniformen“.
Sollte sie weiter Schläge beziehen, werde ich sie vermutlich Frau Rahm oder Frau Sahne nennen.
Sie hat es nicht einfach. Weil ihr Mann Soldat ist, kann sie nicht bei der Polizei um Schutz ersuchen. In Bangkok wäre es etwas einfacher.
Dort gibt es ein Frauenhaus, das den Misshandelten Unterkunft anbietet.

Mein hokuspokus Blick in die Zukunft dürfte nicht allzu abwegig sein.
Ich denke nicht, dass eine junge Frau, sofern sie einmal der Hölle eines hinterindischen Schlägers und Tunichtguts und dessen Familie
entkam, gleich einen neuen Thai Partner sucht. Ausnahmen wie in  # 279, „Die sexy Puppe mit der Nudelsuppe“ bestätigen die Regel.
Es gibt auch in unserem Kulturkreis Personen, die dem Masochismus huldigen.
Selbst schlagende Farang sind keine Raritäten. Herr Gucci benutzte seine Hände nicht nur zum Segnen und Liebkosen.

Trotzdem lässt die Tendenz meines Erachtens eher auf Farang schliessen. Dabei müssen wir berücksichtigen, dass irgend etwas im
Seelenleben, im Gehirn zurückbleibt. Zu viele junge Frauen leiden unter Neurosen und Psychosen.
Als Neurosen werden seit William Cullen (1776) nervlich bedingte funktionelle Erkrankungen beschrieben.
Seit Freud, ungefähr 1900, wird darunter eine leichtgradig psychische Störung verstanden, wobei die Ursache ein Konflikt ist.
Neurosen werden Psychosen, das sind schwerere seelische Störungen, gegenübergestellt.
In extremen Fällen sind Depressionen nicht ausgeschlossen.
Depressiv bezeichnet umgangssprachlich einen Zustand psychischer Niedergeschlagenheit. In der Psychiatrie wird die Depression
den affektiven Störungen zugeordnet.
Etwas Aufklärung über diese Leiden brachten eigene Erfahrungen. Dick hatte anfänglich schwere depressive Störungen, sogar
mit Suizidversuchen, die ich allerdings nicht kannte. Ärzte stuften ihr Leiden als Migräne ein.
Unsere gegenwärtige Haushälterin erduldet eine Psychose, ohne dass sie davon etwas bemerkt. Beide Frauen muss ich mit
Fingerspitzengefühl behandeln. Bei ihnen lassen sich wuchtige Symptome relativ einfach auslösen. Ich befleissige mich äusserster
Zurückhaltung. Im Notfall sind für Dick Medikamente griffbereit.
Mehrere Frauen im Dorf leiden an psychischen Störungen. In diesem Jahr erwischte es die Königin der Nacht. (1) Sie suchte in ihrem
Delirium wiederholt tagelang bei uns Schutz, bis ihre Schwester sie in ärztliche Obhut brachte.
 
Es ist nicht auszuschliessen, dass Alkoholprobleme durch psychische Probleme verursacht werden. Ich selbst trinke nur prophylaktisch.(2)

Wie mancher Mann kennt schon die Vorgeschichten und all die Nöte einer neuen Bekanntschaft, die sich scheinbar lebhaft und
aufgetakelt in einer Bar vergnügt.
Wenn dann Sicherheitsdenken mit finanziellen Forderungen hintergründig im Vordergrund stehen, kann ich das den gebeutelten
Weibern nachempfinden.

Ich hatte in Chiang Mai verschiedentlich das zweifelhafte Vergnügen, ein Krankenhaus für Psychiatrie von innen kennenzulernen
und war richtiggehend entsetzt über die Menge und Zusammensetzung der Patienten.
Wir fanden eine gute Ärztin für Dicks Probleme. Sie nahm sich Zeit und konnte erfolgreich auf die Patientin eingehen. Ich beobachtete
andere Spezialisten, die im Durchschnitt in einer Stunde als Seelenklempner an die zwanzig Kunden durchschleusten und emsig
chemische Präparate verschrieben. Das ist meines Erachtens Hokuspokus.

(1)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg30930#msg30930
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg88545#msg88545

(2)
Primäre Prophylaxe, auch Primäre Prävention genannt, soll den allgemeinen Gesundheitszustand verbessern und die Entstehung
von Krankheiten vermeiden.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 14. Dezember 2009, 20:24:27
Lieber Low,

das kann eigentlich nur verstehen, wer es selbst mitgemacht hat. Ich weiß, wovon Du berichtest.
Ich selbst habe es zwar mit guter Hilfe gepackt, aber wenn man sich umsieht. Es ist schon heftig.
Mit Gesprächen kann ich ein wenig helfen.

In Thailand kommt zum üblichen Funktionierenmüssen vielleicht auch noch das Immerlächelnmüssen
hinzu und die Angst, das "Gesicht" zu verliegen, wenn man mal so richtig ausrastet. Frauen haben
es da sicher noch schwerer. Die Kerle geben sich die Kante und Lady darf noch nicht einmal befreiend
SCHEISSE schreien. Sex...Yaba als Ventil...Sami Noi... Alles nicht so einfach wenn Kinder da, aber
Mann und Geld weg sind. Das Umfeld gibt dann oft großzügig den Rest.

Low, ich wünsche Dir das Gelingen der Kunst, trotz eigener Probleme Kraft zu behalten und diese
weiterhin mit Fingerspitzengefühl für Deine liebe Dick zu kombinieren. Mit mitfühlenden Grüßen,

kmr

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 14. Dezember 2009, 23:19:15
Lieber Low,

Ich wundere mich schon längere Zeit darüber, dass das Thema Depression bei thailändischen Frauen hier nie zuvor zur Sprache kam.
Nach meinen eigenen Beobachtungen sind Depressionen und auch Neurosen bei thailändischen Frauen weit häufiger anzutreffen als in Deutschland. Auch diese Zustände werden hinter dem berühmten Thailöcheln gern verborgen, sie zuzugeben wäre mit einem Gesichtsverlust verbunden. Wer allerdings länger ieinmal im Land verweilt und genauer hinschaut, ist zunächst einmal überrascht, wie oft gerade Depressionen bei Thaifrauen vorkommen.
Bei einigem Nachdenken sind diese Depresionen allerdings gar nicht so überraschend, zumal es sich meist um reaktive Depressionen und weniger um endogene Depressionen handelt.
Im Gegensatz zu den endogenen Depressionen haben die reaktiven Depressionen eine erfassbare Ursache oder einen ganzen Komplex von Ursachen, die depressionsauslösend waren.
Wer sich die Rolle der Thaifrau in der Thaigesellschaft vor Augen hält, muss sich eigentlich wundern, dass Depressionen nicht weit häufiger vorkommen.
Zumindestens in der Unterschicht, die in Thailand sicher 80% der Bevölkerung ausmacht, ist die Frau meist nicht viel wert, selbst unter Frauen wird der Wert einer Frau für gering erachtet. Mütter schicken ihre Töchter zum Anschaffen, Frauen ertragen die Prügel ihrer Ehemänner ohne zu murren, Töchter, die deswegen zu ihrer Mutter flüchten, ernten oft kaum Verständnis, auch in der Erziehung ihrer Söhne spielt die Gleichberechtigung der Frau kaum jemals eine Rolle.
Wen nimmt es da Wunder, dass viele Frauen ein Leben in solchem Umfeld kaum ertragen, selbst wenn es ihnen persönlich aktuell gar nicht mehr schlecht ergeht.
Gerade auch früher durchgemachtes und nie verarbeitetes Leid wirkt oft ein Leben lang nach und ist mit Tabletten natürlich nicht aufzuarbeiten. Die Aufarbeitung aber fällt den Thaifrauen schwer, verstehen sie ihre Depressionen doch oft als persönliches Versagen, als bedrohlichen Gesichtsverlust, der keinesfalls nach außen getragen werden darf.
Und so leiden sie, suchen Ablenkung in Drogen, Glücksspiel oder sonst einem Nervenkitzel. Alles wird recht, was sie von ihrem Leid ablenkt.

Ein Mann wie Du ist erst in zweiter Linie Trost und Beistand, in erster Linie machst Du nur noch deutlicher, wie bedauernswert ihr natürliches Umfeld ist, dass sogar ein Farang, den sie als glückliche Thaifrau kaum wahrgenommen hätte, der einzige wirklich gute Mensch in ihrer Umgebung ist.
Wenn deine Frau ihr Tief durchschritten hat, ist sie aber um so glücklicher mit einem Mann wie Dir, der bereit ist, jeden Weg mit ihr zusammen zu gehen, der sie so lieb hat, wie sie ist und der bei ihr bleiben will bis an den Fuß des Regenbogens.

Dick ist eine bemerkenswerte Frau, das hast Du uns oft genug wissen lassen, und sie ist glücklich mit Dir.
Das ist weit mehr, als Dir irgendwer zu Weihnachten schenken könnte.

Ich wünsche euch Beiden ein wunderschönes frohes und glückliches Weihnachten mit exzellentem Essen und ein paar besonders guten Flaschen Wein, letzteren natürlich rein zur Prophylaxe!

Wolfram
Titel: Freud
Beitrag von: Low am 15. Dezember 2009, 00:02:13
Wolfram: Dein Freud’scher Versprecher ist cool:
... werden hinter dem berühmten Thailöcheln ...

Ängste, Prügel, Psychosen, Alkohol, Gewalt, Medikamente, Drogen.
Das Schweigen der Lämmer! (Ausnahmen: kmr und drwkempf)
Zitat:
„Es ist nicht auszuschliessen, dass Alkoholprobleme durch psychische Probleme verursacht werden. Ich selbst trinke nur prophylaktisch.
(LOL) ! ! !
Primäre Prophylaxe, auch Primäre Prävention genannt, soll den allgemeinen Gesundheitszustand verbessern und die Entstehung von
Krankheiten vermeiden.“

Bin ich der einzige Plophynaktikel?
Ist das Bier am Steintisch die Droge danach?

Heisst es auf gut Deutsch:
Schlagrahm
oder
Schlagsahne?
Titel: Re: Freud
Beitrag von: Sonex am 15. Dezember 2009, 00:24:42
....
„Es ist nicht auszuschliessen, dass Alkoholprobleme durch psychische Probleme verursacht werden. Ich selbst trinke nur prophylaktisch.
(LOL) ! ! !
Primäre Prophylaxe, auch Primäre Prävention genannt, soll den allgemeinen Gesundheitszustand verbessern und die Entstehung von
Krankheiten vermeiden.“

Bin ich der einzige Plophynaktikel?
Ist das Bier am Steintisch die Droge danach?
...

Ist es so,
dass jemand, der prophylaktisch trinkt,
keine psychische Probleme hat,
sondern diese vielmehr vorsoglich und erfolgreich erträngt ?

SoneX




Ich bin nur Genusstrinker !


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 15. Dezember 2009, 02:51:37
Lieber SoneX,

Ich will mal so sagen:

Wer mit einer (prophylaktischen) Flasche eines guten Weines zu zweit genossen schon Probleme erträng(k)en kann, hat wohl doch keine ganz großen Probleme. Selbst bei zwei Flaschen Wein an einem langen Abend zu zweit erscheint mir die Problemgröße überschaubar zu sein. ;)

@Low
Dass ich mit meinem kleinen Schreibfehler so viel Erheiterung bei Dir ausgelöst habe, erspart mir, mich über meine Schusseligkeit zu ärgern. Aber der Vorweihnachtsstress hat mal wieder ein Opfer gefunden...

In Deutschland sprechen wir üblicherweise von Schlagsahne. Der Begriff "Schlagrahm" ist uns aber kaum weniger vertraut.

Wolfram

Kleine Nachrede:
Bedenkt man die Zahl Deiner Leser - die Anzahl der clicks hier ist ja schon beinahe legendär - , so muss ich einfach vermuten, dass sie vor der Brillianz deiner Erzählungen ganz sprachlos werden. Das hat aber weit mehr mit Achtung vor dem Autor zu tun als mit Missachtung!
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 15. Dezember 2009, 05:11:39
...Das Schweigen der Lämmer...

Lieber Low, wenn Du ein wenig zurück"blätterst" mußt Du zugeben, dass Du etlichen Lämmern
Unrecht tust. Es sind doch viel mehr Leute als nur zwei, die sich zu Deinen Geschichten äußern.
Take it easy, Low. Deine Kost ist oft schwer genug.

Viel schlimmer finde ich, dass oft sogar auch die zahmsten Lämmer zu rücksichtslosen Schlägern
mutieren, wenn es um die ZEIT geht. Da sind Sahne und Rahm vergleichsweise noch gut dran.;-)

mfg kmr

Titel: Re: Freud
Beitrag von: Ozone am 15. Dezember 2009, 07:13:39
Heisst es auf gut Deutsch:
Schlagrahm
oder
Schlagsahne?

auf englisch finde ich es am köstlichsten. WHIPPING CREAM   :o .  ausgepeitschte/verprügelte Sahne  :D 

Könnte glatt aus einem SM-Studio stammen ;D

Titel: WHIPPING CREAM
Beitrag von: Low am 15. Dezember 2009, 14:01:15
Ja ja, die Engländer.
Nachdem sie das Gemüse in den Kochtöpfen bis zur Farb- und Geschmacklosigkeit vergewaltigen, peitschen sie die Sahne aus!
Darum ging ich noch nie freiwillig in einen britischen Gastronomiebetrieb.

kmr
Ich weiss, dass es einige Zuschriften gab.
Mit den Lämmern sprach ich spezifisch den Problemkreis um Psyche und Alkohol an.

Wem die Psyche zu delikat ist, könnte sich ja über Alkohol äussern.
In welchem Falle Red Label, zu welchen Zwecken Black Label, wann genügt Mae Khong? Mr. Walker steht nicht in unserer Bar und sitzt
auch nicht daran.
Wir benützen Mae Khong zum Flambieren von Bananen und Garnelen.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: unsichtbar am 15. Dezember 2009, 14:08:40
Also resultiert das Frauenbild in den berüchtigten Soap-Operas1 aus den psychischen Problemen der weiblichen Bevölkerung dieses Landes?
Sind darin doch die Protagonistinnen ständig am kreischen, heulen, geifern, lügen, jammern, kratzen, beissen, .... das einem "gesunden" Menschen Angst und Bange wird. Oder ist es genau umgekehrt, was @drwkempf's Analyse widersprechen würde?
Ich empfehle den Fernseher prophylaktisch ausgeschaltet zu lassen und die Mia auf jeden Fall von diesen Sendungen fern zu halten. Alkohol in ausreichenden Mengen wäre dafür ein anwendbares Mittel, auf Dauer gesünder sind aber andere Tätigkeiten ("löcheln"...???).

@Low ich lese regelmäßig deinen Thread, ich mag deinen Schreibstil und fühle mich auch vom z.T. schweren Stoff nicht abgeschreckt. Aber ich unterlasse es bewußt Kommentare zu schreiben um das Nivea Niveau nicht zu (ver)senken. Mach bitte unbeirrt weiter, was du hier schreibst wird auch ohne Kommentar nie ungelesen bleiben.


1 http://de.wikipedia.org/wiki/Soap-Opera (http://de.wikipedia.org/wiki/Soap-Opera)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 15. Dezember 2009, 14:24:51
Hi unsichtbar

Danke für den Tip mit dem TV. Da wir zu Hause selten TV schauen, war mir die Soap Version nahezu unbekannt und ich dachte nicht daran.
Ich erlebte, dass Menschen oft leicht missratene Kopien von TV Stars verkörpern. Vor kurzem besuchte uns so ein Kerl.
Da ist mir Karaoke sympathischer.
Titel: Papierflieger
Beitrag von: Low am 16. Dezember 2009, 00:31:44
Papierflieger                                                        12. Dezember 2009

Wir reparierten die Beleuchtung im Garten des Gästehauses. Rund um zwei runde Steintische stehen sechs unterschiedliche, leicht konkav,
konvex oder gerade Säulen aus gebranntem Lehm. Darauf ruhen hübsch verzierte, zwiebelförmige Hüte mit grossen Durchbrüchen. Einigen
besonders militanten Eidgenossen könnten diese minarettähnlichen Gebilde des Nachts den Schlaf vermiesen.
Im Dorf gibt es keinen Muezzin. Der Einzige, der erhaben auf seinem Monoblock Meditationssitz laut ruft und seine Stimme anhebt, bin ich:
„Allohhha, Dick, alloooha ohee, Dick, I want paper, please!“
„Welchen Pfeffer willst du haben, Darling? Roten, weissen oder schwarzen?“
„Mai chai sii daeng, mai chai sii khao, mai chai sii dam. Die dämliche Farbe ist Nebensache. Ich möchte Toilet paper!“

In unseren pseudo-mini Minaretten sind bloss Lampen versteckt.
Sie verbreiten in der Dunkelheit eine angenehme, romantische Beleuchtung, der schon einige anmutige Frauen schlecht wiederstehen konnten.
Was denkt ihr schon wieder ... ?
Sie tranken im schummrigen Licht zu viel des süssen Weins.

Während wir fleissig werkelten, landete ein einfacher Papierflieger sanft neben den harten Sitzgelegenheiten im kargen Gras. Zwei Knaben
im Vorschulalter spielten auf der schmalen, kaum befahrenen Strasse. Dick warf den Flieger über die Mauer zurück zu den Kindern.
Wir prüften die Beleuchtung. Alles funktionierte. Bald werden Gäste die für sie lauen Abende im Garten geniessen, während uns die winterlichen
Temperaturen ins Haus verbannen.
Ich war mit dem schweren Werkzeugkoffer bereits auf der Strasse, als im Garten ein unglaubliches Gekreische anging. Ich sandte Dick zurück,
um nachzusehen. Einige grosse Vögel setzten sich auf die Stromleitungen und halfen ungezwungen locker im Chor mit. Für mich war die
Angelegenheit gelaufen.

Danach schaute ich einem Knaben mit seinem Flieger zu. Der landete fast überall. Im Dornengebüsch. Knapp neben neckischen Hundekegeln
oder bereits pulverisiertem instant Dung auf der Strasse. Auf Abfallhaufen aus Pflanzenteilen und gestutzten Bäumen, stachelig garniert mit
Ästen unserer riesigen Bougainvilleas. (2) Der Knabe wurde nicht müde, den Flieger von all diesen Orten zu holen und wieder zu starten.
 
Vor einer Wohnung stand ein perfekt mit einem grossen Stück Tuch abgedeckter Mittelklassewagen. Um seinen Flieger weiter schmeissen zu
können, bestieg der Knabe wiederholt über die Stossstange den Kofferraumdeckel und tanzte gutgelaunt darauf herum.
Dann machte er einen kurzen Ausflug und kroch unter das Tuch auf dem Kofferraum. Kratzer und Autolack waren gewiss Fremdwörter für ihn.
Ich sass, schaute, staunte und sagte nichts. Eine ältere Frau, zu der er irgendwie gehörte, wohnte knapp neben dem parkierten Fahrzeug.
Als das Büblein sah, dass die Frau die Wohnung verliess, rannte es mit dem Flieger in der Hand schnell vom Auto weg. Die Sonne stand schon
tief am leicht geröteten Himmel.
Die ältere, leicht korpulente Frau holte ein Fahrrad mit Kindersitz aus einem Verschlag. Der Knabe flitzte unaufgefordert heran und kletterte
behende in den Sitz. Die Frau, Tante, Grossmutter, wer auch immer, hiess das Bübchen mich zu grüssen:
„Sawas dee krap!“
Freundlich grüsste ich zurück. Sie wünschte mir darauf frohe Weihnachten und ein glückliches neues Jahr und pedalte mit Knabe samt Flugzeug davon.

(1)
http://www.expli.de/suche/papierflieger%20anleitung/
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Bougainvillea


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 16. Dezember 2009, 23:54:46
Lieber Monobloc-Muezzin, so viel Toleranz ist einfach vorbildlich!
Schade, dass Deine menschenfreundliche Einstellung höheren Orts leider immer noch nicht
erkannt, geschweige denn angemessen gewürdigt wurde. Das - kann nicht länger toleriert
werden!!

Khun Low for "Tolerance Award 2010"! - Sonst gibt´s Haue von trainierten Sahneschlägern,
denn  >> soo geht es nicht! <<  (http://www.fair-news.de/news/Europaeischer+Toleranzpreis+an+Deutsch-Thailaender+in+Bangkok+verliehen/42262.html)

mfg kmr
Titel: Re: Papierflieger
Beitrag von: Sonex am 17. Dezember 2009, 00:23:22
...
 
Vor einer Wohnung stand ein perfekt mit einem grossen Stück Tuch abgedeckter Mittelklassewagen. Um seinen Flieger weiter schmeissen zu
können, bestieg der Knabe wiederholt über die Stossstange den Kofferraumdeckel und tanzte gutgelaunt darauf herum.
Dann machte er einen kurzen Ausflug und kroch unter das Tuch auf dem Kofferraum.
...
Ich sass, schaute, staunte und sagte nichts. ....

Sag mal Low,

War das deine Wohnung - ich meine  dein Auto ?   :-[

SoneX
Titel: Flieger
Beitrag von: Low am 17. Dezember 2009, 02:08:19
Hi Sonex

Falsch geraten.

Wir haben keine Wohnungen.
Wir leben in Häusern.
Deshalb fehlt uns das Tuch für unsere Reisschüssel.

Unter uns gesagt:
„Wir versaufen den Stoff!“

Titel: Sorry
Beitrag von: Low am 17. Dezember 2009, 02:10:22
Re: Geschichten aus Hinterindien
drwkempf
« Antworten #770 am: 14. Dezember 2009, 23:19:15 »
Ich wundere mich schon längere Zeit darüber, dass das Thema Depression bei thailändischen Frauen hier nie zuvor zur Sprache kam.

Falsch, Wolfram.
Geschichten aus Hinterindien: Depressionen
« Antworten #32 am: 16. Dezember 2008, 18:46:55 »
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg28603#msg28603
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien: Raumpflegerinnen
Beitrag von: hmh. am 17. Dezember 2009, 02:23:50
Jeder Furz war ein 3D-Spektakel.

Nachträglich noch meine Gratulation! Zu der Formulierung, meine ich.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 17. Dezember 2009, 02:27:59
Lieber Low,

ich habe damals das Offensichtliche nicht zusammengefügt.
Es handelt sich also um eine sogenante "Reaktive Depression", die eigentlich gute Prognosen hat, wenn sie sachgerecht behandelt wird.

Herzliche Grüße an deine Liebste

Wolfram

PS: Bedenkt man, wie häufig Depressionen in Thailand gerade bei Frauen beobachtet werden, wird das Thema doch weitgehend verschwiegen. Oder liege ich da völlig falsch?
Titel: Hinterindien
Beitrag von: Low am 17. Dezember 2009, 03:24:04
Jetzt hast du wieder recht, Wolfram.
Wir wissen über die Frauen (im Forum) nur:
„Meine ist anders.“
Was das immer bedeuten mag.

@ hmh
Danke.
Ich habe in einem Jahr ununterbrochen Lanna locker leben mit Lesben vergessen, was 3D ist!
Drei mal Dick?

@kmr
Dein Link ist für mich persönlich etwas zu warm, speziell in der eher kalten Jahreszeit.

Zurück zur Natur.
Wir beschäftigen uns mit Steinen, Erzen und das von Herzen.
Mehr davon in den nächsten Geschichten.
Low
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 17. Dezember 2009, 03:31:45
...ein perfekt mit einem großen Tuch abgedeckter Mittelklassewagen...

Perfekt, das war für mich Auto-matisch Swiss-Style. Nun denn,  dann muß wahrscheinlich auch
Khun X sehr tolerant sein, wenn er sein Auto freilegt. Gut betucht zu sein, könnte sich ebenfalls
als nützlich erweisen.

Für mich aber bedeutet das (wieder einmal), dass jede Spontanität in Ruhe und Gelassenheit
reiflich überlegt werden sollte.  ???   :D

mfg kmr
Titel: Advent im Dorf
Beitrag von: Low am 17. Dezember 2009, 15:45:54
Advent im Dorf

Herrliche Düfte entsteigen heissen Brezeleisen und Backöfen im fernen Europa.
In Thailand suchen eingefleischte Weihnachtsexperten meist vergeblich nach ähnlichen Indizien.
Wir bereiteten das Gästehaus für unsere Festtagsbesucherinnen vor. Wohlergehen, Spass und Sanuk sind für uns Ehrensache.
An drei Stellen fanden wir die Wände des Gästehauses verunziert mit, was war es wohl, Exkremente irgendwelcher Tiere, von
Kriechtieren, Schleimern oder von Vögeln?
Kurze Analyse. Ich habe ein billiges Schulmikroskop. Seinerzeit durfte ich in der Pathologie und Gerichtsmedizin als Elektroniker
unbelastet Vorlesungen und Kurse über Histologie (1) und Cytologie (2) besuchen. Die mikroskopische Abbildung zeigte: Blutplättchen.
Ich kann mich ja irren. Vielleicht waren es Bits und Bytes einer irrationalen gestörten zukünftigen Hochgeschwindigkeitsleitung.

Dick wollte ihre Haare pflegen lassen. Sie besuchte einen Freund, mit dem sie hie und da zusammen arbeitet. Er erzählte ihr brühwarm,
Kundinnenbesuch und deren Klatsch verrieten ihm eine Attacke schwarzer Magie auf unsere Häuser.  ...---... (3)

Der Beauty Salon kam ungeschoren davon. Die bellende Meute unseres allerseits beliebten Dorfganoven vertrieb eine mutlose Täterschaft.
Die Bezahlung war möglicherweise nicht üppig genug, um Kopf und Kragen zu riskieren.
Bei unserem Haus war es nicht einfacher. Die Hunde der Nachbarn heulten, jaulten und kläfften aus Leibeskräften, als Fremde nachts
in der Gegend waren. Als im Haus plötzlich alle Lichter angingen, verzogen sich die gestörten Schurken ohne jegliche Aktivitäten.

Im Gästehaus wüteten sie erfolgreich, nachdem sie sich mit Lao Khao oder Mae Khong genügend Mut eingeflösst hatten.
Sie versuchten, mein mit Ölfarbe auf die Fassade gepinseltes, schützendes „Om Mani Padme Hum“ zu entfernen. (4) Totaler Misserfolg
von Banausen! Dann spritzen sie an drei Stellen mit Zaubersprüchen veredeltes Blut eines schwarzen Hundes, vermischt mit
Menstruationsblut an die Wände und brausten nach vollbrachter Heldentat mit ihrem Moped davon. Sie rechneten nicht mit der
Obermagierin Dick. (Sie wusste zwar von nichts.)

In der Nähe von Wat Khon Khaew verursachten die schlecht bezahlten und betrunkenen Hilfskräfte des Teufels und der uns bekannten
Auftraggeberin einen Verkehrsunfall. Einer der Übeltäter verlor ein Bein.
Währenddessen versuchten unsere verehrten Nachbarn während Tagen vergeblich, Wasser vom Gästehaus zu stehlen! Sie öffneten
den Hahn. Für Sekunden floss Wasser, bis der Druck an der stromlosen Pumpe fiel. Danach schraubten sie erfolglos im Dunkel  
an unbekannten Hähnen und Nadelventilen.
Unsere Putzfrau versuchte jeweils am Morgen vergeblich, nach dem Einschalten der Pumpe, den Garten zu giessen. Hals- und Beinbruch
wünsche ich diesem ermüdenden und  bösartigen Pack. Hinz und Kunz hörten wohl noch nie von schwarzer Magie und von Dicks
überirdischen Fähigkeiten.

Frohe Weihnachten!

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Histologie
(2)
http://www.klassenarbeiten.de/oberstufe/leistungskurs/biologie/zelleorgan/cytologie.htm
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Morsecode
(4)
http://www.selenabg.com/bg/Illustrations/Mani%20Mantra%20-%20Om%20Mani%20Padme%20Hum.jpg

http://de.wikipedia.org/wiki/Om_mani_padme_hum





Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 17. Dezember 2009, 16:50:37
Lieber Low,

ich habe aus ähnlichem Anlass (Fremde öffneten die Außenwasserhähne am Haus eines Huahiner Freundes aus nicht im einzelnen bekannten Grund wiederholt, mein Freund war leicht verzweifelt!) die Wasserhähne mit FINALGON FORTE (entsetzlich brennendes Rheumamittel) eingeschmiert.
Dieses Wundermittel trocknet an, löst sich aber wieder wunderbar bei Kontakt mit der Haut, die dann nach kurzer Zeit höllisch brennt. Echt freundlich wird es, wenn man das Zug in die Augen oder auf sonstige Schleimhäute bekommt.

Zwei Nächte später hörten wir aus der Ambulanz des Krankenhauses, dass drei jugendlich Thais mit wüst brennenden Augen, einer davon zusätzlich mit einer äußerst schmerzhaften Rötung im äußeren Genitalbereich, medizinische Hilfe gesucht hätten.
Die Kollegen haben Augen und Hände mit Wasser aus-/abgewaschen, was sich als Fehler herausstellen sollte!! >: Davon wurde es nämlich noch schlimmer! Richtig wäre Babyöl bewesen, aber das wusste dort natürlich keiner. ???

Mein Freund hat nach Kenntnisnahme  des Sachverhaltes bereits nach drei Stunden aufgehört zu lachen, die Wasserhähne mit eine Seifenlauge gesäubert und seither keine nächtlichen Besucher mehr verzeichnet.
Seine Mia teilte ihm später mit, dass er neuerdings den Spitznamen "Hexer" erhalten habe.

Medizin hat viele gute Seiten!

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: namtok am 17. Dezember 2009, 17:58:51
  ;D    8)   :D 
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Niedersax am 18. Dezember 2009, 06:10:54
Einfach genial!  ;D
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: sanukk am 18. Dezember 2009, 07:27:16
Zitat:
"habe aus ähnlichem Anlass (Fremde öffneten die Außenwasserhähne am Haus eines Huahiner Freundes aus nicht im einzelnen bekannten Grund wiederholt, mein Freund war leicht verzweifelt!) die Wasserhähne mit FINALGON FORTE (entsetzlich brennendes Rheumamittel) eingeschmiert.
Dieses Wundermittel trocknet an, löst sich aber wieder wunderbar bei Kontakt mit der Haut, die dann nach kurzer Zeit höllisch brennt. Echt freundlich wird es, wenn man das Zug in die Augen oder auf sonstige Schleimhäute bekommt."



Da gibt es bestimmt auch billigere Cremes aus LOS, mit gleicher Wirkung. Ob sie allerdings als Diebstahlsschutz oder gegen Übergriffe wirken, bleibt dahingestellt.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Ozone am 18. Dezember 2009, 07:53:59
Da gibt es bestimmt auch billigere Cremes aus LOS, mit gleicher Wirkung. Ob sie allerdings als Diebstahlsschutz oder gegen Übergriffe wirken, bleibt dahingestellt.

Stimmt. Die kostet hier ein paar Baht und ist unter dem Brand Capsika im lokalen Pharmahandel zu finden.
Titel: Noch mehr Magie
Beitrag von: Low am 18. Dezember 2009, 16:14:57
Noch mehr Magie                                                    18. Dezember 2009

Danke für die listigen Tips betreffend Wasserhahn.
Welche Medizin hilft gegen schwarze Magie?
Das Menstruationsblut beschäftigt mich schon, obwohl ich mich eigentlich als Liebhaber des schönen Geschlechts daran gewöhnt haben sollte.

Unsere Freundin, die edle Sponsorin und Anstifterin zu den interessanten Taten, verbrannte ihre benutzten Binden. Die Asche zerrieb sie und
gab sie, besprochen mit den Zaubersprüchen ihres Wahrsagers, der Haushälterin ihres angetrauten, jedoch getrennt lebenden Gatten mit
dem Auftrag, damit den Frühstückskaffe und Suppen anzureichern.

Mahlzeit!
Titel: Spiegel der Seele
Beitrag von: Low am 19. Dezember 2009, 09:33:57
Spiegel der Seele

Im Laufe der Zeit versammelten sich mehrere Buddha Statuen in Haus und Hof. Die Grösse variiert von einem Zentimeter bis zu
fast zwei Metern. Bei einigen könnte der Ursprung problematisch sein. Wir stahlen keine Heiligtümer und beraubten weder Schreine
noch Tempel. Die einheimischen Händler wussten selten etwas über die Herkunft ihrer Ware. Hätten sie etwas gewusst, hätten
sie es kaum verraten. Vielleicht hätte der Genuss von hochprozentigem Alkohol das Mundwerk geölt.
Die Formen und Materialien sind sehr verschieden. Der Edelste besteht aus einem grossen grünen Saphir, mit von Auge erkennbaren
Rutilnadeln. Während Monaten führte Dick die diffizile und filigrane Schleifarbeit am extrem harten Stein aus. Der Saphir wog anfänglich
etwa zweiundzwanzig Karat. Der Rest, annähernd die Hälfte, lässt Laien staunen und die Fachleute wundern sich.

Ein paar Winzlinge sind aus dem wesentlich weicheren, Tigerauge genannten Stein. Dem Stein wird angedichtet:
„Das Tigerauge aktiviert den Stoffwechsel, gleicht den Blutdruck aus, lindert Blutergüsse, wirkt schmerzlindernd und reguliert den
Hormonhaushalt. Das Tigerauge ist der Stein der Entscheidungskraft. Er kräftigt das vegetative Entscheidungskraft und Fröhlichkeit.“
Wenn dann ein Buddha aus Tigerauge diese Eigenschaften potenziert, wäre dies doch DAS Amulett für den thailändischen
Premierminister.(1) Der benötigt zur Zeit nur etwa zehn Stück dieser volksdümmlichen Beschützer und Glücksbringer.

Einer der Buddhas besteht aus Nephrit, vielleicht ist es Jadeit. Alter Volksglaube sagt dem Nephrit heilende und kräftigende Wirkung
vor allem auf Nieren, Harnwege und Blase nach. Einige Esoteriker glauben zudem an seine Wirksamkeit als Heilstein für Sehkraft
und Kreativität.  
Die meisten Plastiken sind mehr oder weniger sorgfältig gegossene Bronzen. An einigen nagt allzu sichtbar der Zahn der Zeit.
Wir fanden an mehreren Stellen die für Bronze typischen Korrosionsprodukte. Ist die Ursache schludrige, unsaubere Arbeit oder die
schwere Luftverschmutzung?
Die Ursprungsformen reichen von Khmer über ChiangSaen,  Sukothai, Ayutthaya, Lopburi, bis Rattanakosin. Die längste Reise nach
Nordthailand schaffte ein Buddha aus dem fernen Tibet.

Wir befreiten vor Weihnachten unsere grösseren Buddhas im Haus mit feinen Pinseln und Flüssigkeit von Schmutz- und
Staubablagerungen.
Während dem Reinigen entdeckte ich zu meiner Freude, wenn ich einen Buddha anlächelte, schmunzelte er zurück.

(1)
http://www.thailandtip.de/tip-zeitung/nachrichten/news/premierminister-schuetzt-sich-mit-zehn-amuletten//back/2/

http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=4080.msg90675;topicseen#msg90675

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 21. Dezember 2009, 00:23:40
Lieber Low,

gut, dass in Thailand wenigstens das Lächeln Buddhas echt ist.
Danke für die schöne Geschichte. 

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: wyooo am 21. Dezember 2009, 03:35:26
Hallo Low.
 Das Jahr geht bald zu ende, und ich komme nicht umhin,dir meinen Respekt zu entbieten und Dank zu zollen für das diesjährige literarische Erlebnis welches du mir mit deinen Geschichten bisher verschafft hast. Die besten Grüsse aus dem verschneiten Köln sendet Dir Wyooo
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 21. Dezember 2009, 15:04:51
Ich begrüsse die Neuen
wyooo
vodralbra
und bedanke mich für die Komplimente.

kmr’s Bemerkung schenkte mir eine angeregte Nachtruhe.
Danke.

Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich frohe Festtage!
Low
Titel: Buddha gekreuzigt
Beitrag von: Low am 21. Dezember 2009, 15:17:28
Buddha gekreuzigt

Zitat kmr:
„... gut, dass in Thailand wenigstens das Lächeln Buddhas echt ist.“

Ich weiss nicht, ob die Buddhas lächeln. Eventuell ist das subjektives Empfinden und blosse Einbildung.
Eine bösartige Unterstellung mag dies verdeutlichen.
Angenommen ich würde Kruzifixe sammeln: Den Herrn Jesus mit Dornenkrone und schmerzverzerrtem Gesicht, mit korrodierten
Schusternägeln ans Kreuz geschlagen.

Wandkreuz mit geradem Balken 124 cm, braun gebeizt, Christuskörper schlicht, holzgeschnitzt, coloriert. Kreuzbalken 124 cm,
Korpus 60 cm. Viele weitere Größen sind lieferbar. Bitte fragen Sie bei uns an.
998,00 EUR incl. 19 % UST exkl. Versandkosten.
und
Vortragekreuz aus Holz, Christus + INRI vergoldet, braun gebeizt, 36 x 48 cm, Christuskörper und INRI vergoldet, mit teilbarer
Tragestange 250 cm lang.
650,00 EUR incl. 19 % UST exkl. Versandkosten.
Der Jahreszeit entsprechend:
Jesuskind holzgeschnitzt 50 cm und handcoloriert, mit braun gebeizter Wiege.
898,00 EUR incl. 19 % UST exkl. Versandkosten.

Die Beispiele sind dem Angebot der Firma Schreibmayr entnommen. (1) (Ganz oben im Katalog für Kirchenzubehör rangieren
Opferstock mit Eckeinwurf und Münzzählmaschinen.)
Daneben wären einige Erbstücke aus altem Familienbesitz vorhanden, denn Schreibmayr gibt es seit 1820. (2)

In meiner umfangreichen Sammlung müsste ich mindestens einmal jährlich Staub und Schmutz von Fliegen, Geckos und unendlicheren
Dung entfernen. (Dürrenmatt: Herkules und der Stall des Augias. (3) Ich kann mir nur schlecht vorstellen, dass mich dabei der Herr
der Christenheit, der Gekreuzigte, anlächeln würde, wobei eigentlich nichts unmöglich ist.
Siehe: Giovannino Guareschi, Don Camillo und Peppone. (4)

Eine weitere Annahme zeigt:
Unsere Haut ist relativ weich und empfindlich. Sie reagiert kräftig auf Sonneneinwirkung, nebst Rötung sind sogar Krebserkrankungen
möglich. Verletzungen durch Messer, Scherben, Nägel und andere kantige, schroffe Gegenstände verursachen Blutungen. Säure bewirkt
Verätzungen.
Dagegen ist das Äussere des Gekreuzigten oder Buddhas, sei es Holz, Keramik oder Erz verhältnismässig hart. Sogar diese unvergleichbare
Härte machen sie nicht unverletzlich.
Goldauflagen werden durch infame Diebe chemisch entfernt. Köpfe werden weggesägt oder abgeschlagen. (5) Die Bronzen korrodieren in
Reaktionen mit Sauerstoff, Chloriden, Sulfaten, Nitraten und anderen Gasen. Selbst zähes Holz wird von bösartigen Insekten und hungrigen
Würmern benagt.

Aber richten nicht wir die grössten Schäden durch Dummheit, Habgier, Überheblichkeit und Gedankenlosigkeit an?
Wurden uns diese Eigenschaften vom Schöpfer geschenkt oder haben wie die selbst entwickelt? Am Besten schieben wir die Schuld auf
Herrn Darwin und seine Evolutionstheorien ab und erfreuen uns am Festen. (6)

Frohe Weihnachten.


(1)
http://www.schreibmayr.de/de/Kirchenzubehoer?XTCsid=9a3gr6gomj7j3c1fdc25qrg4p1
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Schreibmayr
(3)
http://www.felix-bloch-erben.de/index.php5/pid/967/stueck/Herkules%2Bund%2Bder%2BStall%2Bdes%2BAugias/Action/showPlay/fbe/101/
(4)
http://de.wikipedia.org/wiki/Don_Camillo_und_Peppone
(5)
http://www.thailandtip.de/tip-zeitung/nachrichten/news/diebstahl-im-wat-dong-wai//back/2/
http://www.thailandtip.de/tip-zeitung/nachrichten/news/sechs-buddha-koepfe-aus-tempel-gestohlen//back/2/
(6)
http://de.wikipedia.org/wiki/Evolutionstheorie
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 21. Dezember 2009, 21:14:40
Interessant, lieber Low,
welche Gedanken sich in einer angeregten Nachtruhe einstellen und wieder einmal zu einem
tiefsinnigen Beitrag aus Hinterindien führen.

Darwin schuldig? Nein, glaube ich nicht. Der hat schon genug Prügel bezogen, offenbar weil
das Affige in der "Krone der Schöpfung" auch seinen Platz hat.  Da läuft einem die Weisheit
nach und die "Krone" dünkt sich klug, wenn sie schneller ist.  Traurige Beweise dafür liefern
nicht nur Klima-Konferenzen.

Einen Hoffnungsschimmer scheint es aber doch zu geben. Verantwortung! - Ich fand dieses
unangenehme Wort jetzt sogar in einem Thai-Sprachprogramm: "Kwam rap pi tschop".

mfg kmr




Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 22. Dezember 2009, 01:18:49
Lieber Low,

eigentlich solltest Du den sechzigtausendsten Click ja erst zu Weihnachten bekommen, aber bei Dir wird die Bescherung wohl vorgezogen stattfinden.

Ich bin aber trotzdem der Meinung, dass Du Dir zu diesem Zwischenjubiläum eine gute Flasche Wein zuführen solltest. Vielleicht hilft Dir Deine Liebste beim Genießen, wenn Du Sie ganz nett bittest.
Wir alle prosten Dir aus der Entfernung zu.

Wolfram

Titel: Technische Zusammenarbeit
Beitrag von: Low am 23. Dezember 2009, 08:27:45
Technische Zusammenarbeit

Durch einfache Konstruktionen konnte ich dem einheimischen Kleingewerbe immer wieder Aufträge und damit Arbeit vermitteln.
Als Einleitung beschreibe ich die Beleuchtung im Garten des Gästehauses. Rund um zwei Steintische stehen sechs unterschiedliche,
konkav, konvex oder gerade Säulen aus gebranntem Lehm. Die sind ungefähr einen Meter zwanzig lang. Darauf ruhen hübsch
verzierte, zwiebelförmige Keramikhüte mit vielen Durchbrüchen.
Das Problem war, Lampensockel aus Kunststoff vom Typ E27 auf den gebrannten Säulen zu befestigen. Hätte ich versucht, die Sockel
direkt auf die Keramik zu schrauben oder zu kleben, wären die Glühbirnen viel zu tief in der Zwiebel plaziert gewesen, um einen
angemessenen Wirkungsgrad zu erzielen. Ich hätte ebensogut Leuchtkäfer und Glühwürmchen engagieren können.
 
Vor Jahren machte ich eine Masszeichnung von meinem Wunschgebilde. Ich zeigte den Entwurf einem thailändischen Herrn
Dr. of Mechanical Engineering und fragte ihn, ob er jemanden kenne, der so etwas herstellen könne.
Der gute Doktor verstand die einfache Zeichnung in zwei Rissen nicht. Ich beschrieb ihm die Skizzen wie folgt:
„Du siehst einen Zylinder von sechs Zentimetern Durchmesser. Auf der einen Stirnseite ist ein aufgesetzter kleiner Zylinder von bloss
drei Zentimetern Durchmesser und einer Länge von einem Zentimeter. Die Gesamtlänge des Stückes  beträgt zwölf Zentimeter.
Die Länge ist durchbohrt für ein Stromkabel. Lochgrösse: Ungefähr ein Zentimeter, es könnte auch ein halber Zoll sein. Der kleine
Zylinder passt in das Loch im Zentrum der Keramik. Auf die Gegenseite schraube ich dann den Lampensockel.“

Er verstand mich trotz den Abbildungen, Grundriss und Seitenriss, nicht.
Ich baute und leimte ein Muster aus Karton zusammen. Danach begriff er endlich.
Zuvor konnte er sich nicht einmal die Grösse vorstellen. Er dachte, das Zeug sei mindestens so gross, wie die Keramikröhren.
Eine Woche später brachte er mir die gewünschten sechs Teile. Ich bezahlte etwas weniger als tausend Baht. Für mich war das
verglichen mit Europa ein Schnäppchenpreis.

Letzthin mussten wir einige Glühlampen ersetzen. Leider frassen Insekten einen der Holzteile grösstenteils. Einen anderen Träger
benagten sie teilweise. Ich beriet mich mit Dick, wer so etwas herstellen könnte. Ich machte erneut eine Skizze und gab das
angefressene Stück als Muster mit.
Sie fand einen Mann mit einer Drehbank. Der nette Mann wollte innerhalb zweier Tage liefern, weil wir nur zwei Stück benötigten.
Als Dick am folgenden Spätnachmittag die Werkstatt besuchte, verkaufte er ihr vier sauber bearbeitete Teile für sechzig Baht.
Ich bestaunte die unüblich schöne und präzise Ausführung und fragte sie, warum sie ihm nicht einen Hunderter gab. Na ja, der Mann
wollte bloss sechzig und wies den Hunderter energisch zurück.

Einen Tag danach rief der Dreher Dick und bedankte sich überschwenglich für unseren, nach meiner Meinung sehr bescheidenen Auftrag.
Er erzählte ihr, dass er ein weiteres Exemplar im Geschäft am Lager hatte. Er zeigte den Bauteil einem Interessenten, der darauf gleich
zweihundert Stück zu je sechzig Baht bestellte. Er meinte, gute Ideen unsererseits wären immer willkommen.

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Rangsit am 23. Dezember 2009, 09:07:31
Herzlichen Glückwunsch zu mehr als 60.000 Clicks.

wünsche Dir und Deiner Dick Frohe Festtage.

rangsit
Titel: Re: Gucci, nicht Omega
Beitrag von: Sonex am 23. Dezember 2009, 15:21:15
Gucci, nicht Omega

Danke für die Kommentare.

Die Familie heisst natürlich nicht Gucci.
Gucci wählte ich seinerzeit, die Diebin ihrem Ehegatten die Uhr der Marke GUCCI
vorübergehend entwendete und sie ebenfalls Dick für läppische 60 000 THB anbot.
...

Hallo Low,
Auch von mir :
Glueckwunsch zu deinen 60.000sten Click.
Dabei meinst du immer, kaum einer liesst deine Geschichten.  :)

....

Weil du an anderer Stelle noch mal auf das Thema eingegangen bist, will ich dir mitteilen , dass ich gestern extra in die Stadt gefahren bin und mir Uhren der Marke GUCCI angesehen habe.
Also wirklich - solche Protzuhren moegen ja was fuer Neureiche sein - aber nix fuer mich .

Da trage ich lieber eine Swatch.
Nachdem ich mich intensiv mit dem Thema befasst habe, hab ich auch festgestellt, dass eine preiswerte Uhr die gleiche Zeit angibt wie eine teure.
Mit einer Uhr den Eindruck zu erwecken, dass ich mir so einen Luxus einer ueberfluessigen teuren Zeitmessung leisten kann, ist nicht mein Ding.

Wie dem auch sei....
Ich wuensch dir und deiner Dick schoene Feiertage und ein gutes Jahr 2010.

SoneX






Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 23. Dezember 2009, 19:18:55
Technische Zusammenarbeit...

Lieber Low, ich finde es bemerkenswert, was Du so alles in Hinterindien ins Rollen bringst. DAS sind
echte HILFSWERKE,um noch einmal ein Thema von Dir aufzugreifen.Dafür brauchen wir hier die GTZ!

Dir, den Deinen, Roy, den Mods und allen Forenmitgliedern (natürlich auch den "Zaungästen draußen
an ihren PC´s") ;-)  wünsche ich Herzen FROHE WEIHNACHTEN !

khun mai ru
Titel: Weihnachtswunsch!
Beitrag von: Low am 24. Dezember 2009, 10:54:14
Danke für die herzliche Anteilnahme, den treuen Lesern in schweren Zeiten und den Glückwünschen zu den Klicks,
für die ihr schlussendlich selbst gesorgt habt.

Nachdem sich SoneX als Protzuhrenforscher verdient machte, habe ich für
Liebhaber von Sand-, Wand-Uhren und Chronometern ein Festtagsangebot.

Weihnachtswunsch!
Vom Schicksal geprüfte und vom Farang geschlagene Thailady, Witwe,
drei Kinder, zwei davon flügge, wegen mangelnder Schulung und fehlender Erziehung dennoch um finanzielle Beiträge heischend,
die jüngste Tochter kriegt Halbweisenunterstützung aus Euroland,
sucht, aussehen Nebensache, möglichst wohlhabenden Ehepartner.
Reiche Männer ohne Zeitmesser werden bevorzugt, da im Besitztum der Witfrau eine Markenuhr der Firma Gucci auf einen allfälligen
Mäzen wartet.
Ernstgemeinte Zuschriften mit kleinem Photo und grossen, beglaubigten Bankauszügen an Low, mit den Vermerken:  
Herzenswunsch – vertraulich, diskret – Madame de GUCCI.

Ausserordentlich günstige Vermittlungsprovision, das Schnäppchen aus Lannaland, von Low: Nur 10 % vom Sin Sod von mickrigen
500 000. 00 THB = 50 000.00 THB + 10 % Service + 7 % Mwst.   (58850.00 THB)

Das Brautgeld dagegen ist rein netto, ohne Skonto.
Gold als kleine Zugabe wird von der genügsamen Dame hoch geschätzt. Je mehr, desto höher.
Mit weiteren monatlichen Forderungen müsste vorsichtigerweise gerechnet werden. Bei Nichtbeachten droht Verletzungsgefahr.
Leider dirigiert ein seelisches Ungleichgewicht die symphatische Vertreterin des resolut weiblichen thailändischen Finanzausgleichgremiums,
das sich in solch empfindlichen Diskussionen in äusserst rabiaten Umgangsformen äussert.
TIP Member und Leser fördern keine Grobheiten!

Sämtlichen stolzen Besitzern einer Uhr von Gucci oder Omega und allen nicht weniger würdigen Besitzern anderer Zeitmesser,
(Dick hat eine vierrädrige Uhr von Toyota. Ich fahre Rado. Sie zeigt zweimal täglich die richtige Zeit an, weil die Batterie erschöpft ist.)
wünsche ich besinnliche Weihnachten
und alles Gute zum Neuen Jahr!

Low



Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Sonex am 24. Dezember 2009, 15:54:56
 :D
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 24. Dezember 2009, 18:21:01
Nur 2 x am Tag - dann aber richtig...
Der Eile wegen ohne Schleifchen:  Weihnachtsgeschenk für Dick, (http://www.ldm-tuning.de/pictures/T601-1225.jpg) damit es endlich wieder rund geht in Hinterindien!

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: peter51 † am 24. Dezember 2009, 18:57:49
hier noch was, was Euch Beiden gefällt, Low+Dick :

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Sonex am 24. Dezember 2009, 19:46:22
Also, für Suchenden, die sich von der Offerte von LOW nicht richtig angesprochen fühlen, hätte ich auch noch jemand  aus meinem weiteren Bekanntenkreis.

Frau um die Fufzig,
fett, faul und gefräßig,
auch finanziell fix und fertig,
sucht Finanzier fürs Leben.   



Bitte nur ernstgemeinte Anfragen als PM.

Und : Frohe Weihnachten allerseits.

SoneX
Titel: Vom Winter, Flaschen, Kürbissen und Melonen
Beitrag von: Low am 27. Dezember 2009, 15:27:04
Vom Winter, Flaschen, Kürbissen und Melonen

Im Forum  fand ich unter "Gemüse und Gartenarbeit" interessante Bilder und dazu Texte, die überprüfenswert waren. (1)
Ein Bild zeigt möglicherweise Lagenaria siceraria. Das sind Flaschenkürbisse.
Die Früchte sind vielfältig in Formen und Grösse. Die Beschaffenheit reicht von breit, kugelig, birnförmig, keulenförmig, kellenförmig
bis zylindrisch. Auf Deutsch werden die Früchte oft Herkuleskeulen genannt.
Die kleinsten Sorten haben einen Durchmesser von fünf Zentimetern. Die grössten Kaliber erreichen drei Meter Länge. Die Farbe reicht
von hellgrün mit weissen Sprenkeln bis zu weiss. Die Rinde wird im Alter häufig hellbraun. Wie öfters beim Homo Sapiens anzutreffen,
sind die jungen Früchtchen behaart, zur Reife werden sie kahl. (2) Die Rinde ist dicht und verholzt. Sie ist haltbar und wasserdicht.
Reife Früchte dienen als Kalebassen zum Aufbewahren von Nahrung. In Kenia verwenden die Massai sie als Melkeimer.
Mehr als sechzig verschiedene Blas-, Zupf,- und Schlaginstrumente werden aus Flaschenkürbissen hergestellt.
In Neuguinea, Südamerika und Afrika wurden Flaschenkürbisse als Penisfutterale verwendet. Das wäre sicher für wahre Gartenfreunde
eine willkommene Alternative zu Baumwolle als Unterwäsche.
Das Fruchtfleisch in unreifen Früchten ist weiss und wässerig.
In Thailand ist die Nutzung seit 7000 v. Chr. bekannt, aus China seit 2000 BC.(3)

Kollege namtok meinte dazu, das Zeug heisse auf Thai Fak. Kenner könnten aus dem Fruchtfleisch möglicherweise Lao Fak destillieren.
Melonen und kürbisartige Gewächse heissen öfters Fak mit Zusätzen wie beispielsweise Fak Thong, Goldkürbis. (4)

Meiner bescheidenen Meinung nach ist der echte Fak, zumindest hier in Lannaland, die Wintermelone (Benincasa hispida).
Dieser Wachskürbis ist eine Pflanzenart aus der Familie der Kürbisgewächse (Cucurbitaceae), deren Früchte in Asien als Gemüse
verwendet werden. Sie ist die einzige Art der Gattung Benincasa.(5)  Wintermelonen können bis zu einem Jahr gelagert werden.
Im Spalierbau werden etwa zwei Kilogramm Samen pro Hektar ausgesät, die rund achttausend Pflanzen ergeben. Die Ernte beträgt
dann bis zu zwanzig Tonnen.

Wenn meine Leiterin des Ernährungsdezernat fragt: „Liebling, stehst du heute auf Fak?“ bin ich immer ganz heiss darauf.
Dazu gibt es einige Rezepte, (6) oder vegetarisch. (7)

Im Dorf schneiden die Frauen die gurkenähnliche Frucht in ungefähr zwei Zentimeter dicke Scheiben und entfernen die Kerne
großzügig. Das Loch wird mit Glasnudeln und Hackfleisch gestopft. Die Scheiben werden danach in einer mehr oder weniger
feurigen Brühe mit Kräutern und Gewürzen gegart.

Dick schneidet je nach Grösse eine halbe Frucht in Stücke und gart sie in einer Fleischbrühe mit erlesenen Kräutern und Gewürzen.
Während dem machen wir Hackfleischbällchen mit Salz, Chili, Knoblauch, Koriander, Pfeffer, Paprika und möglicherweise einem
alleinstehenden, geschlagenen Ei. Die Bällchen werden kurz angebraten und baden anschliessend in der Suppe, je nach Laune mit
etwas Glasnudeln oder gekochten Bandnudeln ergänzt.
Nachher geht’s zur Sache.


(1)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=3418.msg91747#msg91747
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Homo_sapiens
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Flaschenk%C3%BCrbis
(4)
http://www.geo-reisecommunity.de/bild/93300/Thailand-Fak-Thong-Goldkuerbis
(5)
http://de.wikipedia.org/wiki/Wachsk%C3%BCrbis
(6)
http://www.daskochrezept.de/rezepte/suppe-mit-melone-und-schinkenstreifen_62834.html
(7)
http://derstandard.at/3173214/Rezept-Buddhistischer-Gemuesetopf


Titel: Laute Nacht
Beitrag von: Low am 29. Dezember 2009, 10:54:19
Laute Nacht                                                      28. Dezember 2009

In frommen Liedern werden stille Nächte und der heilige Geist besungen. Als Kind beeindruckte mich die fremde Wortwahl und die
festlich warme Stimmung bei Kerzenlicht, vor allem wenn es draussen bitter kalt war.
Keine zehn Jahre alt, musste ich feststellen, dass eine Menge Heuchelei, Falschheit und Berechnung die eigentlich heilige Zeit begleitet.
Es waren vielfach Kleinigkeiten, Nadelstiche, kaum spürbar, wenn überhaupt. Dennoch erhielt mein Eindruck von einer heilen Welt
einen weiteren tiefen Kratzer.

Grossvater baute in seiner Freizeit etwas Wein an. Blauburgunder. Mit viel Gefühl und Geduld kreierte er in der Nachkriegszeit im
Keller zusätzlich ein paar Flaschen Schaumwein, die er auf Weihnachten oder Sylvester den Gästen kredenzte.
Ich kannte das Geheimrezept nicht. Grossvater schien damit ebenfalls überfordert. Bei einigen Bouteillen zischte es kaum am Korken.
In einigen mit Draht gesicherten Flaschen war der Stoff hochbrisant. Der rote Traubensaft spritzte fast restlos bis an die frisch geweisste
Decke.
Im Versteckten kritisierten und bemängelten die geizigen Gäste Grossvaters Wein. Getrunken haben sie ihn alle. Keiner brachte je
eine Flasche oder einen Sekt mit. Keiner bezahlte je den Maler, der nach Neujahr die Decke ausbesserte. Alle Jahre wieder meckerten
sie erneut, angelockt durch verführerische Düfte aus Grossmutters kleiner Küche.
Ich schätzte die unvergesslichen Festtage bei meinen Grosseltern. Sie gehören zu meinen glücklichsten Kindheitserinnerungen.

Die letzte, wenig besinnliche, eher berauschende Feier, erlebten wir an Heiligabend unter Palmen im Garten des Gästehauses.
Anregungen für das Galadinner wurden anlässlich Dongs Willkommensparty für meine Tochter, bei Riesengarnelen in der Grösse von
Hummern und gegrilltem Krabbenfleisch geäussert.
Unsere Thaifreunde wünschten gegrilltes Schwein und Buccatini Carbonara. Poo wollte reichlich Gaeng, Curry, beisteuern. Zwei weitere
Parteien arbeiteten angeblich an einer Nudelsuppe. Wagenladungen Gläser, Geschirr und Besteck fanden den Weg zum Gästehaus.

Bereits am Tag zuvor marinierte ich ein Stück Schweinelende, an der wir einen Monat gezehrt hätten. Ab Mittag verbrachte ich die Zeit
an den Kochherden. Die eine Pfanne enthielt die Carbonara Sauce. Im andern Topf simmerte eine Art Bolognese, denn ich versuche stets,
das Zeug nur sanft zu köcheln.
Nach halb fünf zündete Dick das Feuer im Grill an. Das Schwein drehte sich kaum am Spiess, verlangten die Nachbarn nach Transport für
die Karaoke Maschine. Der Sohn sei leider mit ihrem Wagen in der Stadt unterwegs. Als Diktator beharrte ich darauf, das Grillgut sei
wichtiger als laute Musik und benötige fachkundige Überwachung. Als die eine fleischeslustige Coiffeuse des Dorfes vor dem Grill sass,
transportierte Dick Dongs neueste teure Errungenschaft, finanziert durch AEON, nebst Saucen und Paketen mit Buccatini zum Gästehaus.

Meine Tochter kehrte mit ihrer Freundin rechtzeitig von Chiang Mai zurück, um mir beim Schneiden und Drapieren des mit einer edlen Kruste
versehenen Fleisches zu helfen. Dann wanderten wir die zwei, vielleicht drei Minuten zum Festort, wo bereits die Bässe dröhnten und die stille,
warme Nacht verhöhnten. Ich setzte mich sofort in die Küche ab und kochte Wasser für die Pasta. Das Wasser war noch nicht warm, kamen
die jungen Frauen und klagten: „Daddy, du glaubst es nicht, das Schwein ist alle. Aber wir konnten ein Stück für dich retten.“

Während ich etwas später die Bucattini mit Saucen nach Wahl in die Teller bugsierte, lösten sich einige Liter Nudelsuppe in nichts auf.
Poos Gaeng sii daeng war traumhaft. Endlich konnte ich mit einigen Gästen anstossen. Solange es heisses Essen gab, vermissten die mich
gar nicht.
Kurz vor neun Uhr bereits, verabschiedete sich nach nur wenigen professionellen Gesangsdarbietungen unser etwas gealtertes Filmsternchen,
Töchterchen meinte  Cervelat-Prominenz, gestützt und geleitet von freundlichen Helfern. Kein Opfer des heiligen Geistes, sondern des
gnadenlosen Geistes der Schnapsflaschen, welchen sie zu reichlich huldigte.
Unser Ehrengast holte sich scheu die Speisen selbständig ab, um sie ein paar Meter weiter, zu Hause mit Muttern zu futtern. Ich spendierte
ihm zusätzlich ein anständiges Stück Panettone Piemontese, dem Knaben ohne Flieger.
Unter gesegneten Umständen hat er jetzt eine fragwürdige Erinnerung an Merry Christmas, wie ich vor langer Zeit.

Papierflieger:
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg90286#msg90286



Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 29. Dezember 2009, 20:38:53
Dass die Hedonisten auch auf Weihnachten Deine Schmerzgrnze testen. Wirklich schade Low.
Wie sagtest Du kürzlich? "Sie wissen nicht, was sie tun" - oder doch?    Wissen wir es immer?

mfg n



Titel: Aufklärung zum Jahresende
Beitrag von: Low am 30. Dezember 2009, 14:08:01
Aufklärung zum Jahresende

Nach einem Jahr scheinbar oberflächlicher Geschichten aus Hinterindien rühren wir trotz spärlichen Diskussionen langsam im Kaffeesatz des
exotischen Daseins. Kmr fand das treffende Wort: Hedonismus, gepaart mit einer kräftigen Prise Selbstherrlichkeit, welche sich in vielen Erzählungen,
nicht nur an Weihnachten, verstecken.

Unter dem Begriff Hedonismus versteht man allgemein eine nur an materiellen Genüssen orientierte egoistische Lebenseinstellung. In diesem Sinne
wird der Begriff Hedonismus abwertend gebraucht und als Zeichen der (kapitalistischen?) Dekadenz interpretiert.
Aristippos von Kyrene, 435 v. Chr. bis ca. 355 v. Chr., ein Zeitgenosse von Sokrates und Gründer der kyrenaischen Schule, gilt als geistiger Vater
des Hedonismus.
Während der französischen Aufklärung erhielt der Hedonismus eine Aktualisierung durch das Buch „L'art de jouir“ von Julien Offray de La Mettrie.
Sein Schüler, Donatien Alphonse François de Sade, radikalisierte den Hedonismus erstmals zum Amoralismus, indem er das Ideal der Gelassenheit
in Gefühlskälte gegenüber Mitmenschen umformulierte. De Sade, *2. Juni 1740 in Paris; † 2. Dezember 1814 in Charenton-Saint-Maurice; war ein
französischer Adeliger. Er verfasste eine Reihe von Romanen, in denen philosophische Thesen vor dem Hintergrund pornografischer Handlungen
vertreten werden.

Dagegen beschreibt Epikur, * um 341 v. Chr. auf Samos; † 270 v. Chr. in Athen; die Lust als Prinzip gelingenden Lebens. Diese Lust kann nach Epikur
als ein Freisein von Unlust beschrieben werden. Ziel ist hier nicht Lust, sondern ähnlich der Lehre Buddhas, die Befreiung vom Leid. So geht es in der
epikureischen Glücksphilosophie darum, durch Freisein von Unruhe und Schmerz, Glück zu erlangen. Dies nicht durch übermässigen Genuss weltlicher
Güter, sondern durch die Konzentration auf die wirklichen Bedürfnisse. Zu ihnen zählt Epikur Freundschaften. Zur Zeit für mich absolute Mangelware,
denn ich beschränke mich eher auf Qualität als auf Quantität.
Ebenso bemühte sich Epikur um die Eliminierung der Furcht vor dem Tod. Er argumentierte: „Das schauerlichste aller Übel, der Tod, hat keine Bedeutung
für uns; denn solange wir da sind, ist der Tod nicht da, wenn aber der Tod da ist, dann sind wir nicht da.“
Epikurs Ethiklehre zielt im Kern auf Erhöhung und Verstetigung der Lebensfreude durch den Genuss eines jeden Tages, womöglich jeden Augenblicks,
wie es das Motto des Horaz: carpe diem, nutze den Tag, besagt.
Horaz erwähnte ich bereits irgendwann, irgendwo. (1)

Wird hier hedonistischer Buddhismus oder buddhistischer Hedonismus praktiziert? Ist es in zahlreichen Fällen gar reiner Hedonismus? Wieviel davon ist
angeborene oder angewandte Blödheit und schiere Gedankenlosigkeit?
An Bosheit mag ich gar nicht denken!
Antworten gibt es von mir keine. Ich bin nicht Philosoph, bloss biederer Berichterstatter.
„Die Dummheit hat viele Kinder, männliche und weibliche, den Neid und den Geiz, die Lüge und die Selbstsucht, den Zorn und die Bosheit." 
August Lämmle. (2)

In diesem Sinne

Sawas dee pimai krap.
Mit den besten Wünschen zum Jahreswechsel.
Low

Khob khun krap, phra kmr.

Am Ende, Ende 2009.

(1)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg74550#msg74550
(2)
August Lämmle, * 3. Dezember 1876 in Ludwigsburg/Oßweil; † 8. Februar 1962 in Leonberg; war ein schwäbischer Mundartdichter.
http://de.wikipedia.org/wiki/August_L%C3%A4mmle



Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 30. Dezember 2009, 15:50:00
Ich hätte das etwa so formuliert:

Buddhisten vertreten eine ganze Menge epikuräischen Gedankengutes, Eikuräer sind sie aber deswegen noch lange nicht.
Den hohen Wert, den Epikur gerade der Freundschaft beimisst, erkenne ich om Buddhismus nicht wieder, also fehlt  ein ganz wichtiger Pfeiler des epikuräischen Weltbildes.

Thais fröhnen tatsächlich dem Hedonismus.
"das diesem Ausdruck zugrunde liegende Wort "hedone" kann durchaus als der griechische Begriff für den Thaibegriff "sanuk" verstanden werden.
Allerdings dürfte der Mehrzahl der sanukverliebten Thais der philosophische Background fehlen, der sich mit dem philosophischen Gesamtbegriff des Hedinismus verbindet.
Allein die Idee, über etwas, und sei es "sanuk", nachzudenken, könnte ja Kopfschmerzen verursachen, absolutely "mai sanuk"!

Jetzt sind wir zum Jahresende aber ganz schön viehlosofisch geworden  :D
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 31. Dezember 2009, 17:11:25
Lieber Low,

Dir und allen Forenmitgliedern wünsche ich fröhliche Silvesterfeiern und ein gutes neues Jahr.
Danke für so viele bemerkenswerte Geschichten aus Hinterindien.

kmr (ohne phra)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khon_jaidee am 31. Dezember 2009, 17:39:01
Den Wünschen von @kmr schließe ich mich vollständig an.
Über 62000 Klicks können nicht irren - die Geschichten aus Hinterindien sind eine, wenn nicht gar die Bereicherung des Forums.

Alles Gute für dich und deine Dick im neuen Jahr und mögen dir die Geschichten nicht ausgehen!
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 31. Dezember 2009, 22:47:50
Wer in der Krise steckt, kann diese leicht ueberwinden, indem er Spucke auf sein Ohrlaeppchen friemelt und dabei durch die Nase tief ausatmet.

Dies ist eine geheime Angelegenheit.

Weiterhin, wer eine rote Birne bekommt und ein bisserl Spucke auf den oberen Rand des Ohres schmiert, wird wieder zum Weissgesicht."


Zitat: Hagakure, The Way of the Samurai. Von Yamamoto Tsunetomo

Wem allerdings zur Anzahl der Klicks gratuliert wird, moege sich vor dem Nitty-Syndrom hueten.   C--
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: peter51 † am 31. Dezember 2009, 23:01:08
naja, wir wollen Ihm ja nicht gleich das
schlimmste wünschen  :]
auch von mir ein dickes thanks, Low  ;}
Titel: Null Kalorien Diät
Beitrag von: Low am 01. Januar 2010, 19:18:32
Null Kalorien Diät                                                               30. Dez. 2009

Heute früh entführte Dick die letzte schöne grosse Tomate,
um das Zeug einer zahlenden Kundin in die Fresse zu schmieren.
„Tut nichts zur Sache,“ sagte ich mir gut gelaunt.
„Da ist ja noch der bereits gewaschene, knackig grüne Salat.“
Der wartete auf mich, bis ihn die Putzfrau am Vormittag ungefragt wegschmiss.
Auf meine Frage, wo denn das Grünzeug sei, griff sie beherzt in den Kehrichtsack und wollte mir das Zeug verfüttern.

Etwa sechs Stunden danach kontrollierte ich ungeachtet frustriert knurrender Eingeweide die Temperatur im Weinkühlschrank im Beautysalon.
Dort gab es Kiloweise Tomaten, Papaya, Fleisch, Garnelen, Gemüse und Glasnudeln. Mehrere knusprig zarte Frauen bereiteten Häppchen und
Plättchen für eine Party bei Poo.
Viertel nach sechs Uhr machte ich mich auf den Weg zu Poo, währen Dick zusammen mit der Haushalthilfe immer noch emsig arbeitete. Wegen
der mir unbekannten und grossen Gästeschar brachte ich ausnahmsweise keinen Wein mit. Landesüblich führte ich eine Flasche sogenannten
Blended Scotch spazieren.

Poos Gäste aus Bangkok, annähernd zwei Dutzend, flegelten bereits kauend an den Tischen und bedienten sich lässig weltmännisch am Buffet,
das immer noch im Aufbau begriffen war. Während dessen watschelte unsere Hilfskraft mehrmals herbei und ergänzte die Tafel mit weiteren
Delikatessen. Als Dick aus dem Dunkel mit ihrer letzten Schüssel in den Händen heranspazierte, fühlten sich die Herrschaften aus Bangkok bereits
gesättigt und räumten demonstrativ ihre Teller zusammen.

Ein Dutzend Dorfbewohner begannen nun gemächlich ihr Essen zu organisieren. Das Angebot war reichlich und es gab von allem mehr als genug.
Vier verschiedene Suppen, mehrere Curries, Salate - darunter Glasnudeln und Papaya, Reis und Nudeln, Berge von Fleisch. Sachen, von denen ich
nicht einmal die Namen kannte. Poo brachte gefüllte Schälchen, während mir Dong zuprostete.

Die Gäste aus dem Süden froren trotz der milden Nacht und zogen sich wärmer an. Sie sassen und standen sichtlich gelangweilt herum. Karaoke
interessierte sie nicht im Geringsten. Die nähere Umgebung ohne Bars, Menschenmassen, Verkehrslärm und städtische Unterhaltung wirkte eher
abstossend. Sie beschlossen, zu einem Markt zu fahren.

Poos Curry war wieder gut. Aber mir schmeckte diesmal die Suppe mit den Schweinerippchen besonders. Die junge Witwe neben mir, ein hübsches
einheimisches Püppchen, labte sich ebenfalls am Süppchen.
Dong sang eine Runde oder zwei und überreichte dann die Mikrofone an die Frauen. Die gaben sich alle Mühe, sangen, schwangen Hüften und
weitere Körperteile. Eine Stimmung wie bei uns im Garten kam trotz der Mitwirkung der in letzter Minute angeschleppten Schauspielerin nicht auf.

Die Gäste kehrten vom Markt zurück. Sie, die nicht einmal die Hälfte der Speisen vom Buffet versuchten, kauften dort weitere, vielleicht besser
schmeckende Verpflegung und verlangten nun wieder nach Tellern und Besteck.
Obwohl eine Menge angebrochene Flaschen auf ihren Tischen standen, heischten sie Schnaps von Dong und wollten sich damit ins Hotel
zurückziehen. Doch Dong trennte sich nicht von seinem Freund Johnny. Die Stimmung zwischen Rot und Gelb hätte nicht wesentlich kühler
sein können. Die benötigten nicht einmal Eis zum nicht gespendeten Scotch.
Mein Tinnitus im einen Lauscher klingelte warnend. Die Ohren waren steif und kalt. Zeit für mich, die häusliche Wärme aufzusuchen.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 01. Januar 2010, 20:31:37
HalLow & @all

Bevor Du leidest wie ein Tier,

sei so frei und klick mal hier:   >  :) :)  < (http://www.youtube.com/watch?v=02zOk_LQCkY)

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 03. Januar 2010, 12:16:01
Besten Dank für die Beiträge von drwkempf und Profuuu
und die Wünsche von khon_jaidee, peter51 und kmr.

Die Gefahr, meine Geschichten zu häkeln, anstatt zu schreiben, dürfte relativ klein sein.
Meine Grossmutter mütterlicherseits behandelte sämtliche Haut, die aus meinem Hemd hervorguckte, nach Hexenart mit ihrer Spucke,
dass ich ähnlich Achilleus und Siegfried vor den meisten Syndromen geschützt bin.

Ich erlaube mir, den vorweihnachtlichen Aufsatz „Nachbarn in Not“ später noch einmal zu bringen. Neuere Recherchen warfen ein anderes
Licht auf die Ereignisse. An der Endaussage änderte sich jedoch nichts.
Titel: Finale mit Pedalen
Beitrag von: Low am 03. Januar 2010, 14:25:49
Finale mit Pedalen                                                       2. Januar 2010

Neujahrsfeiertage. Verkehrstote. Trunkenheit am Steuer. Besoffene Mopedfahrer in Reihen und Mengen. Unser Dorf wurde abgeriegelt.
Abbiegen nach Hangdong unmöglich. Einbiegen von Chiang Mai aussichtslos. Die Schikane dient angeblich zur Hebung der Verkehrssicherheit
über die Festtage. Warum blockierten die verantwortlichen Herren nicht sämtliche U-Turns zwischen Chiang Mai und Chom Thong?
Die Übung wird wenig bringen. Die Unfälle werden nicht verhindert, sondern verlagert, denn jeder zusätzliche Meter, den diese Idioten im
Delirium Tremens zurücklegen, während des Fahrens saufen sie ja selten, bedeutet zusätzliche Gefahr. Ende. Darüber berichte ich in diesen
Tagen nicht, trotz Finale mit Pedalen.

Friedliche Stimmung in Haus und Garten. Ich sass auf unserer „Bridge over troubled water“:

„When you're weary feeling small
when tears are in your eyes I will dry them all
I'm on your side oh when times get rough and friends just can't be found
like a bridge over troubled water I will lay me down“, (1)

wie beim Tsunami-Beben vor fünf Jahren, das mich seinerzeit ordentlich schüttelte. Das Brücklein führt über einen schmalen Teich zum Hauseingang.
Leider ging beim Bau die sichernde Zugbrücke vergessen, die ich als militanter Bösewicht, inspiriert durch 007, täglich vermisse. In Folge verzichtete
ich auf hungrige Haustiere wie Haie und beissende Barrakudas. (2)

Vom Haus her ertönten gediegene Orgelklänge. Jean Jacques Beauvarlet-Charpentier 1734 – 1794, Journal d’ Orgue, interpretiert von Jan van Mol
auf der Orgel der Abtei von Mouzon in den Ardennen. (3)
In der Literatur entdeckte ich, dass Jean Jaques anno dazumal ein gefeierter Organist war. Die Orgel, erbaut durch Christophe Moucherel 1723 - 1725,
renoviert von Barthélémy Formentelli 1988 - 1991, ist ein Meisterwerk. Die Akustik der Kirche, mit einem Innenraum von sechzig Metern Länge, bei
einundzwanzig Metern Gewölbehöhe, ist unglaublich. (4) Die Wiedergabe im grossen, praktisch deckenlosen Haus in Nordthailand über ausgewogene  
AAD Boxen ist wesentlich besser als alles Vergleichbare, was ich während Jahren in High End Studios in Europa hören durfte.

Ein Steinelefant spie pausenlos Wasser in den Papyrus. Der ragte drei, vier Meter über den Teich bis unter die wuchtigen graugrünen Wedel einer Palme.
Zahlreiche Wasserpflanzen und Farne wucherten von der Papyrusinsel aus. Sogar ein Zwergbambus trieb schüchtern erste Zweige.
Meist unsichtbar in den Wurzeln des Papyrus verkrochen sich Aale. Zwei riesige Speisegurami von siebzig Zentimetern bekämpften sich dort.
Dem Unterlegenen war es kaum vergönnt, im langen Teich hie und da etwas Trockenfutter zu schnappen.
Ein neugieriger, grün glänzender junger Frosch wagte sich vorsichtig in das glitzernde Pflanzengewucher und blinzelte halb im Wasser sitzend träge in
die Gegend. Wölbt sich Wasser? Wellen schlugen sanft um einen Strudel, erzeugt durch einem mächtigen Gurami. Der Frosch war verschwunden.
Dazu dröhnten die mit Pedalen getretenen Bässe aus „Marche pour les rentrees de processions“.
Der mehr als würdige Abgang eines Frosches. Mein Traumfinale.

(1)
http://www.youtube.com/watch?v=GYKJuDxYr3I&feature=player_embedded
http://www.youtube.com/watch?v=7unMnCHEW0U&feature=related
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Barrakudas
(3)
http://www.amazon.de/Journal-dorgue-Jan-Van-Mol/dp/B000027BKH
(4)
http://miagep5.free.fr/deutsch.html


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 03. Januar 2010, 23:08:08
Tja Low, ob der Frosch das auch zu würdigen wußte...?

Ich hoffe, Du hast bald wieder allen Grund solche finalen Szenarien zu vertagen.
Orgelmusik, gut und schön, aber es gibt doch auch noch Dick und u.a. auch Musik von M. Ravel.

mfg kmr

P.S.: Dass Guramis auch "anders können"   ist hier zu sehen.  (http://www.e-akwarium.com/foty/gurami-calujacy-duze.jpg)

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 05. Januar 2010, 13:02:04
Du hast Recht.
Bo Derek versuchte es in TEN zum Bolero von Ravel.
Für den Bolero mangelt es mir an Kondition.
Beauvarlet-Charpentier ist mit weniger als drei Minuten zu kurz.

10 - Die Traumfrau (1979)  Bo Derek. 1979 Warner Bros ·

Vorschläge?
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 05. Januar 2010, 16:47:36
Low, du bist einfach zu bescheiden!

War da nicht mal was von "Hochspiralen" und Kamasutra in Deinen Geschichten zu lesen?
Außerdem sollen CD-Player auch eine Pause-Taste haben. Ravel wird ein Auge zudrücken.
Die Frauenbewegung solls ja auch noch geben. Also Low, sei kein Frosch! Noch NICHT :)


mfg kmr

Titel: Neues: Nachbarn in Not
Beitrag von: Low am 05. Januar 2010, 17:24:43
Nachbarn in Not                                  28. November 2009
Neue Erkenntnisse                                                                              3. Januar      2010


Schräg gegenüber dem Beauty Salon lebte eine Familie mit einem nun achtmonatigen Büblein. Dick bemerkte vor einem halben Jahr, dass
sich die Mutter vorbildlich um den Säugling kümmerte.
Eine der fleissigsten Frauen im Dorf, praktizierende Christin, spendete der armen Familie hin und wieder etwas Reis und Öl. Sie hat eine
halboffene Küche, kaum eine gezielte Spuckweite vom schützenden Zaun entfernt. Das Tor bleibt meistens offen, dass die ebenfalls gläubigen
Hunde sich beim Ruf der Natur meist mitten auf der Strasse entsprechend versäubern können.
Warum erwähne ich den Glauben der Hunde? Diese Tiere glauben an Frauchen und Herrchen und wissen ganz genau, dass die zu irgend einer
Zeit den Fressnapf füllen werden. So harren sie überzeugt und warten täglich erneut auf das Wunder. Und siehe da, plötzlich liegt Manna im Topf.
 
Sie haben es nicht nötig im Dorf herumzustreunen, auf der Futtersuche zahllose Kehrichtsäcke aufzureissen, an weggeworfenen Eiscremeverpackung  
und Plastikbeuteln zu lecken oder Erbrochenes zu schlabbern. Sie kennen die Bewohner. Sie wissen, dass ich prügle oder Steine werfe, sobald sie
in Pressstellung, freundlicherweise vor meiner Tür, einen frischen duftigen Kegel setzen möchten. Sie geben nicht Laut und bellen nicht, wenn irgend
jemand ihr Revier betritt. Sie kuschen, ducken sich, warten und kacken überall im Namen ihres Herrn. Bloss in der Nacht heulen sie mit, wenn ihre
Artgenossen den Mond besingen. Diese mirakulösen miesen Köter verpennten ihren Dienst.......
Gibt es nicht staatliche Einrichtungen, deren Beamte sich ähnlich verhalten?

Die gutherzige Frau bemerkte, dass ihre Küchenutensilien und ebenso etliche Ölfläschchen und Fischsaucen ungefragt verschwanden.
Beim Optiker in der Nähe, er zog mittlerweile weg, fehlten neben zahlreichen Kleinigkeiten plötzlich eine Buddhastatue aus dem ersten Stock.
Beide Bestohlenen besprachen sich, vermuteten übereinstimmend als Täter den Kindesvater und riefen erzürnt die Polizei. Eine Haussuchung beim
vermeintlichen Bösewicht verlief ergebnislos.
Vor einigen Monaten verschwand dann der Vater auf Nimmerwiedersehen und liess seine Frau mit dem gemeinsamen Kind sitzen.
Die kleinen Gaunereien hielten an. Der unertappte Langfinger, der als freundlich schwatzender Nachbar uneingeschränkten Zugang zum Haus
des Optikers hatte, war Herr Kleptomanewitsch, ein Sohn einer Familie von Dieben aus Chiang Rai, unser altbekannte Dorfganove, der sich mit
jedem anzubiedern versucht.

Ich fragte mich, wie denn das mit der Wohnungsmiete lief. Diese Familie lebte genauso wie der erwähnte Halunke umsonst in einem Haus, das
mittlerweile wieder einer der Grossbanken des Landes gehörte, weil die ehemaligen Besitzer die Raten nicht mehr abstottern konnten. Die Banken
versuchen alle paar Jahre wieder, solche Objekte an Auktionen abzustossen. Wird zu wenig geboten, kauft mehr oder weniger versteckt ein gut
besoldeter Bieter der Bank. Dazwischen kümmert sich keiner um die Liegenschaften, die vielleicht schon drei Mal zu vierzig und mehr Prozenten
abbezahlt wurden.

Die mädchenhafte Mutter hatte kein Einkommen. Weil die Stromrechnungen nicht bezahlt wurden, kappte das Elektrizitätswerk vor wenigen
Wochen kurzerhand die Leitungen. Der Vater der jungen Frau sass im Gefängnis. Die Eltern konnten deshalb ihre Tochter nicht unterstützen.
Sie erzählte niemandem im Dorf von ihrer unangenehmen Situation. Da war keiner, der täglich mehrmals den Fressnapf füllte.

Erst vorgestern, als das hungrige Baby andauernd schrie, schaute Dick nach. Die Mutter erzählte, dass sie dem Kind seit einiger Zeit keine Milch
geben konnte. Der Sud von verkochtem Reis habe dem Kleinen nicht genügt. Sie selbst hätte während drei Tagen nichts mehr zu essen gehabt.
Dick holte schnell Bananen aus dem Salon, verquetschte sie und fütterte das hungrige Kind, das noch während dem Schmatzen mit dem Brei im
Mund einschlief.
Der Grossvater wurde aus dem Strafvollzug entlassen. Die Grosseltern mit Mutter und Kind verreisten gestern nach Bangkok, wo sie auf ein
gnädigeres Schicksal hoffen.

Wir hätten die junge Frau gegen eine anständige Entlöhnung jederzeit anstellen können. Wir leben im Überfluss, aber verschwenden nichts.
Leider waren wir ahnungslos über das Geschehen und den Hunger in nächster Nähe.

War das ein Einzelfall?
Gestern war Dick an einer Geburtstagsfeier in HangDong. Gegenüber der Schneiderin schrie und plärrte ein Kleinkind während Stunden.
Die Schneiderin wollte nachsehen. Die Türe war verschlossen. Die Frau rief die Polizei.
Im Zimmer lag ein weinendes Kleinkind erbärmlich anzusehen im Dreck. Auf einem Zettel hingekritzelt stand:
„Ich will nicht mehr für das Kind sorgen und verlasse HangDong!“
Das Baby wurde sofort in Spitalpflege gebracht. Heisse Sommertage hätte es ohne Flüssigkeit nicht überlebt.

In den Einkaufsparadiesen dudeln über vollen Schnapsregalen themenbezogen Melodien wie: „Ihr Kinderlein kommet!“
und nachdem in der Hochsaison vollbesetzte Jets voller liebeshungriger
Touristen im tropischen Paradies landeten: „Alle Vögel sind schon da!“

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 05. Januar 2010, 22:19:30
Kommt mir merkwürdig bekannt vor!ß ???

Ich meine die Geschichte, nicht dass Dick hilft, wo immer sie kann.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 06. Januar 2010, 11:41:37
drwkempf:
Kommt mir merkwürdig bekannt vor!

Ja, aber sicher nicht alles.

In    # 822,      3.01.10 teilte ich mit:
Ich erlaube mir, den vorweihnachtlichen Aufsatz „Nachbarn in Not“ später noch einmal zu bringen. Neuere Recherchen warfen ein anderes Licht
auf die Ereignisse. An der Endaussage änderte sich jedoch nichts.

Im Vorspann war zusätzlich zu lesen:

Nachbarn in Not                                                             28. November 2009
Neue Erkenntnisse                                                           3. Januar      2010

Die wesentlichen Ergänzungen waren die Diebereien. Hunde als Schutz nützten nichts, weil der Täter kein Unbekannter war.
Die falschen Anschuldigungen machten einen Unschuldigen für die Polizei wahrscheinlich erpressbar.

Eine eigenartige Geschichte war die Wohnsituation. In zwei Fällen werden solche Häuser im Dorf „offiziell“ günstig vermietet. Ich kam selbst
einmal als Mieter mit einem „blauen Auge“ davon.
Das Haus war bereits wieder im Besitz der Bank.  Doch der einstige gewissenlose und schlaue Eigentümer vermietete mir die Liegenschaft.
Er wollte mir das Haus sogar verkaufen.  Als ich in Europa weilte, wurde das von mir möblierte Haus im Auktionskatalog der Bank ausgeschrieben.
 - Es blieb mir nichts anderes übrig, als das Objekt mit einer Thaifrau zusammen zu ersteigern. Ich bereue es nicht.

Das Beste ist, dass dieser Gauner mit dem ungültigen Hausdokument nach fünf Jahren immer noch Firmen hereinlegt und damit Kredite aufnimmt.
Wir sehen es an den Zahlungsaufforderungen, die dauernd hereinflattern!

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: unsichtbar am 06. Januar 2010, 16:29:40
Als wir vor drei Jahren in unser Mo-Baan Haus gezogen sind haben wir anfangs ständig Post für unsere Vor- und VorVormieter erhalten. Auch Mahnungen.
Meine Frau hat diese immer brav zur Post getragen und zurück schicken lassen. Aber hiesige Firmen können genauso wenig wie deutsche Firmen mit geänderten Kundenadressen umgehen. Wir bekommen weiterhin Werbung und letzte Mahnungen für Leute die hier seit Jahren nicht mehr wohnen. Mittlerweile landet alles was nicht an uns gerichtet ist in den Mülleimer. So ist das eben... mei ben rai.

Hungrige Babies haben wir noch nicht in unserem Briefkasten gefunden. Aber gäbe es eine Babyklappe in jedem staatl. Hospital könnte sich eine von ausländischen NGOs finanzierte Kinderheimindustrie aufbauen und evtl. müsste man keine burmesischen Kleinkinder mehr zum Betteln importieren, da man den Bedarf decken könnte. Achwas... zu weit gedacht.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 07. Januar 2010, 04:17:08
Low, ich frage mich, ob manche Zweibeiner  wegen ihrer chronischen Bosheit keine
Angst haben, im nächsten Leben als  Vierbeider dieser Spezies  (http://naturendanger.canalblog.com/albums/tout_et_tout/m-Varan_de_Komodo.jpg) exixtieren zu müssen...

mfg kmr
Titel: Erfahrung und Warnung
Beitrag von: Low am 07. Januar 2010, 13:10:17
Danke @ unsichtbar für die geteilte Erfahrung und die Warnung.

Nachdem vor ungefähr einem Jahr die Hausnummer mit Fotos junger, mir unbekannter Damen, der Kleidung nach zu schliessen Schulmädchen
oder Studentinnen, dekoriert wurde, dürfte ich mich kaum wundern,  wenn die eines Tages ihre Leibesfrüchtchen anonym vor der Türe abliefern würden.
Was tue ich in so einem Fall? Hat jemand Erfahrung?
Eine Kleinannonce im Tip dürfte nicht viel bringen.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: ou1 am 07. Januar 2010, 14:16:07

...Nachdem vor ungefähr einem Jahr die Hausnummer mit Fotos junger, mir unbekannter Damen, der Kleidung nach zu schliessen Schulmädchen
oder Studentinnen, dekoriert wurde, dürfte ich mich kaum wundern,  wenn die eines Tages ihre Leibesfrüchtchen anonym vor der Türe abliefern würden.
Was tue ich in so einem Fall? Hat jemand Erfahrung? ....

Kann dir aus eigenem Erleben keinen Tip geben.
Jedoch, mach es wie Waffenschmidt mit den sog. Heimatdeutschen unter Kohls Regentschaft:

Bring sie alle "heim" zu Thaksin - als künftige Wahlklientel.
Problem weitergereicht, keine höchst-persönlichen Kosten, Erfolgsgarantie bis zu 80%. 8)

MfG
ou1
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 07. Januar 2010, 22:46:58
Glücklicherweise fand ich den Namen für diese besondere Spielart:
Kuckucksei.
So nennt man im Volksmund beispielsweise Kinder, bei denen die Mütter Männer als Väter angeben,
die es nicht sind, auch mancherorts „Kuckuckskinder“.

http://de.wikipedia.org/wiki/Kuckucksei

Verdammt. Noch haben wir keine Kuckucks-Pendule.
Es gibt nur Vogelnester ... im Garten.

http://de.wikipedia.org/wiki/Pendeluhr

Titel: Kathoey
Beitrag von: Low am 11. Januar 2010, 22:31:29
Kathoey                                                              11. Januar 2010

Über die Feiertage offenbarte sich ein Problem. Wir waren mit unseren europäischen Besucherinnen in verschiedenen einheimischen Speiselokalen.
Dreimal bestellten wir Essen und Wein. Dreimal meldete der Kellner: „ Last bottle, die letzte Flasche!“
Für die Weiterreise ins Malariagebiet benötigten die mutigen Frauen Insektenspray. Weil die Damen unser Fläschchen praktisch leerten, brauchten
wir ebenfalls Spray. Die Tochter kam mit einer kleinen Flasche von der Apotheke zurück. Kommentar: „Last bottle!“

Gestern besuchten wir einen Supermarkt. Ich brauchte zwei Batterien vom Typ A23. Stückzahl am Lager: „N minus eins!“

Nach dem feinen Abendessen zu zweit, meinte ich zu Dick:
„Es ist heute sicher besser, wenn ich nicht in die Pussy Cat Bar gehe und versuche eine Frau aufzureissen. Die Antwort würde sicher lauten:
„Pussy no have, Kathoey have!““

Kathoey ist mein Stichwort. Ist es männlich, weiblich oder sächlich? Schriftgelehrte sind gefragt.
Meine eigenen Überlegungen gehen dahin, dass am Anfang bei hormoneller Behandlung, wenn bloss Brüste knospen, der Kathoey sicherlich richtig ist.
Sofern sensible Keimdrüsen mit einem scharfen Skalpell nähere Bekanntschaft machten, könnte rein sachlich, das Kathoey, richtig sein.
Nach vollständiger chirurgischer Umwandlung fände ich:“die Kathoey“ nicht unbedingt falsch.

Ich bat einen flüchtig Bekannten, welcher das hinterindische Barmilieu seit Jahren täglich eingehend studierte und für seine Forschungstätigkeit
bereits Hunderttausende rein philanthropisch investierte, um seine fachkundige Meinung. Er grinste mich verständnislos an, zündete sich kompliziert
einen seiner lebensverkürzenden Glimmstengel an, blies seufzend eine trübe Rauchwolke in den klaren Himmel, kratzte sich im schütteren grauen
Haar und sagte darauf genau ein Wort:
„Ladyboy!“

http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kathoey.jpg

http://de.wikipedia.org/wiki/Philanthropie



Titel: Re: Kathoei
Beitrag von: hmh. am 11. Januar 2010, 22:45:47
กะเทย  gà¿ tö:i Kathoei

Für mich ist es "es".
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: tom_bkk am 11. Januar 2010, 23:03:44
Das ganze ist eigentlich international recht eindeutig definiert:

Transgender, Transsexuell oder Homosexuell

1) Ladyboys: zaehlen entweder zu Homosexuell oder Transgender, je nach Ausrichtung ... nur die wenigsten lassen sich operieren
 
2) Transgenders wissen es nicht so recht (oder noch nicht zum Zeitpunkt oder koennen nicht), schwierig einzuordnen - irgendwas wankt irgendwo zwischen dem anderen Geschlecht oder Homosexulitaet, oder auch keins von beiden oder von beiden ... koennen sich einordnen, aber nicht endgueltig ihr altes Geschlecht aufgeben oder wollen einfach nur das andere Geschlecht "leben" ... einige lassen sich operieren

3) Transsexuelle, die leben psychologisch betrachtet wirklich im falschen Koerper und leiden unter diesem Zustand. Wer es kann, wird sich operieren lassen, und ein Leben von vorne anfangen i.d.R. eher introvertiert - transsexuell ist nur eine Untergruppe von Transgenders

Aus den Erinnerungen von meiner Ex ... die war promovierte Psychologin - ich kenne auch 2 Farangs hier, die sind von Nummero 3 betroffen ... in Thailand gibt es das so nicht ... die Ladyboys akzeptiert man zwar irgendwie ... aber selbst nach einem Komplettumbau bleibt immer noch maennlich im Pass stehen, und von einigen Institutionen sind diese sogar kategorisch ausgeschlossen ...

 
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 11. Januar 2010, 23:53:31
Einer der Gründe, warum sich bei weitem nicht alle Kathois "umbauen" lassen ist, dass sie mit der Operation ihre Fähigkeit zum Orgasmus verlieren.
Sie sind jetzt phänotypisch Frauen, das muss aber für den Rest ihres Lebens für die verlohrene Orgasmusfähigkeit entschädigen.
Was sich nicht verändern lässt, ist die Schuh- und Handschuhgröße.

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: namtok am 12. Januar 2010, 00:08:42
In dem Fernsehbericht vor ein paar Wochen wurde doch der Spezialist vorgestellt,  der beim Umbau auch ein paar Nervenenden transplantiert. Ob das aber ausreichend ist... ???
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: thai.fun am 12. Januar 2010, 01:03:04
Soll ich oder soll ich nicht? Das ist hier die Frage: Ich Versuchs halt mal,
mit auch einer Geschichte von mir zu dem Thema, Kathoei!

Ein Thai-Abend mit Aufklärung in Zürich:

Es ist Winter 2003 und bitterkalt draussen. Mit den Knien auf den Knöchel unten, ich bin halt schon 58 Jährchen, wackle ich meiner Thailiebe (30) nach, die in der City heute Grosseinkauf für unseren 5Köpfigen Besuch bei mir zu Hause, zusammen kauft. Ein Thai kauft genau das ein was er im Kopf hat. Da ist es egal ob man 5 verschieden Läden in allen Himmelsrichtungen ansteuern muss. Asia Food. China Food, Thai Food und dann noch bei Tante Emma, äähh Schlitzäugchen um die Ecke, in der Gewürz Kiste wühlen. Trotzt 10 Grad Kälte, glühen die Ohren von meiner Liebe, obwohl sie ein drittel weniger Kleider an-hat als ich. Ein Wintermantel stört nur beim Blick auf schöne Kleider darunter. Ja für Show, leidet auch eine heisse Thai in der kalten Schweiz. Soll keiner sagen Thais hätten kein Orts-Gedächtnis. Einmal einen Thai-Laden in Zürich „der Grossstadt“ gesehen, nie vergessen wo der steht und was da zu haben ist! Ein Farang in Bangkok, der einmal eine Grünwurst in einen Schaufenster gesehen hat, der muss dann 10-mal Fragen, wo war das?

Also unser Besuch in meiner 1 ½ Zi Wohnung besteht aus meinem Sohn und seiner Schweizer Frau. Er hat im Gegensatz zu Ihr, keine Berührungsängste zu Thais, war Er doch mal so gut wie verheiratet mit einer!
Sie hat hingegen die richtige Einstellung zu älteren Farangs die von Mandelaugen beschwört wurden. Aber Ihr Schwiegervater macht das schon recht, der soll sein Leben nur noch ein bisschen geniessen! Ja wir mögen uns!

Dann kommt noch ein/e wunderhübsche Thaifrau 29, aber ohne Ihren Schweizer, Richter und Ehemann. (Mit 66 fängt das Leben an) Das die zwei sich kennen, kam so! Er der Witwer der nur Frauen liebte, prallte in Thailand auf die Brüste eines Katoys und in der Nacht zurück, beim Griff nach der Muschi. Jedoch 3 Jahre später war „Sie“ Operiert, auf seine Kosten in bestem Schweizer Spital nun eine wirklich wunderschöne Frau und entgegen Gerüchten, sehr glücklich mit Ihrem Richter in einer Penthouse Wohnung über dem Zürichsee!

Auch zwei Kolleginnen von meiner Liebe, die in der Sprach-Schule des Thailändischen Konsulats, zusammen Deutsch lernen „sollten“ kommen heute Abend, aber auch ohne Ihre hart Schuftenden Farang- Ehemänner. Es ist Freitagabend und wer weis schon wie müde die Farangs einmal alleine zu Hause schon sind und die ruhige Zeit vielleicht auch alleine zu Hause verbringen? Die zwei Quirligen (ca. 30-35) Kleinen (150-165) Flachbrüstigen, BH losen, Hübschgesichtigen, halfen meiner Liebe beim Kochen. Ich konnte in der Zeit nicht TV gucken, nicht Radio Hören oder verschwinden, denn zum einen Braucht es den Farang um alles Geschirr zu finden. Zum andern, 3 Thais in der Schweiz beim Kochen und Quatschen zu-zuhören und zu-zuschauen ist besser als alle Kulturfilme über Thailand zusammen! Zudem ist es fast Wundersam wie diese „Urwaldwesen“ in Mini-Mode, mit Herd, Backofen, Geschirr-Spüler und all dem Modernen Küchenzeug umgehen! Da hab ich „Farang“ nichts zu melden, schon gar nicht mit, was oder wie man Kocht. Zwischendurch muss man auch mal Blitzschnell Metall aus dem Mikrowellen fischen, aber sonst, wouuuh! Der Lärm, auch vom Chilli-Steinklopfer und der rastlosen Blink-Gebiss-Mündern, lässt Nachbarn das Ohr an die Wände drücken!

So kommt es zu dem Thai-Essen das allen Thais, ausser meiner Liebe, zu scharf ist. Ja, Ihr habt richtig gehört, äähh gelesen, zu Scharf! Dass für uns Schweizer ein bisschen abgeänderte Essen ist echt das Wunder und erst noch Super. Nach fast 3 Sdt am runden Tisch mit 4 Thais und am Sofa Tischchen mit 3 Gebückten Schweizern bei Kerzenschein und kühlem Weisswein genossen und besprochen, geht es zum Gemütlichen teil über! Geschichten aus 1001 Nacht, gäbe es zu erzählen, wenn da die Zeit nicht währe!

So nach und nach ist unsere Stimmung so locker und unbeschwert, dass sich die/der Katoy, natürlich von grossen Augen und Oh, Aha Rufen begleitet, soweit auszog, dass wir sogar mit Händen „Ihre“ Operations-Wunder betrachten konnten. Ich und mein Sohn waren einfach nur Paff. Da waren zwei wunderschöne Busen und absolut keine Narben zu sehen. Da war eine absolut Perfekte mit Haaren überwachsene Muschi. Um zum Kern der Neugierigen Leser und natürlich uns 6 Betrachter und Befühlern zu kommen, erklärt „Sie“ uns durch auseinander ziehen der Muschi, wie aus dem Ehemaligen Penis, ein Kitzler gemacht wurde. Also da wird der Penis bis auf die Eichel geschält. Dieser Schlauch mit Kopf wird so ein-operiert das eigentlich dann der G-Punkt, Stimulation und Entleerungs-Organ wird. Oder so ähnlich, denn nun schwatzen die Thais nur noch Thai in Ihrer Euphorie und ich deute diese Worte einfach so wie nun geschrieben. Ein Orgasmus ist mit Samenerguss möglich (sagt Sie), wurde bei Ihr aber durch OP auf nur Orgasmus ohne Samenerguss abgeändert. Die Haut des Hodensackes wird für die zwei Schamlippen so aufgebaut, dass alles eben sehr estethisch aussieht. Das Blabla darüber dauerte noch 2 Stunden. Eine Minute Langeweile ist in dieser Runde schlicht nicht möglich. In meiner kleinen Wohnung, in der ich sonst alleine Lebe, wurde Thai-Leben ein-gehaucht. Natürlich auch durch die vielen dreimonatigen besuche meiner Liebe bei mir.

Und so geht dieser für mich wieder einmal sehr eindrückliche unvergessliche Abend zu Ende. Einer der Ehemänner der zwei Thai-Schul-Kolleginnen holt die zwei mitten in der Nacht nach Hause. Der „alte“ Richter holt sein/e Geliebte/n mit vor Liebe glänzenden Augen, nicht ohne noch ein Espresso zu Trinken, auch nach Hause. Ein Happyend per exelance für alle Thai-Farang Gespanne. Während meine Liebe aufräumt und Ab-wäscht, sitzen wir, mein Sohn Ich und die beste Schwiegertochter der Welt noch zusammen und verdauen nicht nur das gesehene, sondern auch das Essen und das Zusammensein mit losgelösten Thais in Zürich. Wer weis schon wie oft und wo jemanden von diesen Fröhlichen Thais still vor sich hin Weint, vor lauter Heimweh (Kitthüng) nach Thailand?

thai.fun
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 12. Januar 2010, 04:46:41


@thai.fun

Kitthüng - same same me  :)
nach Siam und der lieben "Sie" !

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 12. Januar 2010, 15:37:05
Danke @hmh für die Beantwortung meiner Frage.
All den anderen Herren verdanken wir wertvolle Ergänzungen.
Ein besonderer Leckerbissen war thai.funs heisse Geschichte aus dem winterlich kalten Zürich.

Verbrannte sich an der Muschi niemand die Finger? Sie musste anzufühlen sein wie eine heisse Marroni, frisch vom Brater, draussen bei schlechtem
Wetter Ende November.
Das weckte, mindestens bei mir, unglaubliche Erinnerungen, zum Beispiel an Vermicelles mit einigen Tropfen Grand Marnier, einer seit Jahren (selten)
vermisste Delikatesse.

Diese Kathoeis bringen sogar reife Rentner auf absolut abwegige Gedanken!

http://de.wikipedia.org/wiki/Edelkastanie

http://de.wikipedia.org/wiki/Grand_Marnier

Bla bla blah: (Erstaunliches aus der Humboldt Universität zu Berlin)
Jenseits der goldenen Tempel
Männliche Homosexualität in Thailand
http://serhat-uenaldi.com/pdf/homosexualitaet.pdf

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: thai.fun am 12. Januar 2010, 17:48:36
....  Muschi ......  Vermicelles mit einigen Tropfen Grand Marnier  

von  Muschi  zu Vermicelles mit einigen Tropfen Grand Marnier....?   :o :o :o
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 12. Januar 2010, 21:53:14
Lieber Rolf,

"von  Muschi  zu Vermicelles mit einigen Tropfen Grand Marnier" .

Du schlägst weite Bögen! :D

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 12. Januar 2010, 22:33:42
Bitte langsam lesen. Die Bögen mögen weit sein. Die Gedanken sind naheliegend.
[ Verbrannte sich an der Muschi niemand die Finger? Sie musste anzufühlen sein wie eine heisse Marroni, ...]

Von den heissen Marroni zu Vermicelles ist es ein kurzer Gedankensprung,
aber ein harter Leidensweg in der Zubereitung.

Ich schloss, fast um Vergebung suchend:
Diese Kathoeis bringen sogar reife Rentner auf absolut abwegige Gedanken!

Einige Tropfen Grand Marnier ohne Vermicelles genehmigte ich als Trost.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 13. Januar 2010, 02:13:34
Da das Auge ja bekanntlich "mitisst"... Bildschöne Leckereien mit Rezepten.  (http://images.google.de/images?hl=de&um=1&sa=3&q=Vermicelles+Rezepte&btnG=Bilder-Suche)
Low, da braucht man bei Unerreichbarkeit wirklich Trost. -
Welcher Art auch immer.

mfg kmr
Titel: Gay
Beitrag von: Low am 14. Januar 2010, 11:43:26
Gay

Eine wahre, fast unglaubliche Kurzgeschichte eines guten Menschen aus unserem Dorf. Man könnte ein mehrbändiges Epos darüber schreiben,
ähnlich dem stillen Don. (1)

Der stille Don, russisch Тихий Дон, ist das Hauptwerk des Schriftstellers Michail Alexandrowitsch Scholochow, * 11.jul./ 24. Mai 1905greg. auf dem
Gehöft Kruschilin, Station Wjoschenskaja, heute Oblast Rostow; † 21. Februar 1984 in Wjoschenskaja. (2) Scholochow begann das gewaltige,
vierbändige Werk 1928 und schloss es erst 1940 ab.

Mitten in den Reisfeldern, etwas abgelegen, in der Nähe eines munter plätschernden Baches, steht ein neueres, schmuckes Haus. Dort arbeitet er
fleissig und lebt mit Sohn und Tochter zusammen. Nur selten ist die Mutter anzutreffen. Auf den ersten Blick eine intakte alltägliche Familie.
Nach seiner Ausbildung arbeitete der junge Mann als Postbeamter. Er hauste bescheiden mit seinen Eltern in einem Nachbardorf. Er teilte seinen
Lohn mit der ganzen Familie. Die Leute vegetierten eher schlecht als recht. Doch seine drei Geschwister erhielten eine fundierte Ausbildung. 
Zwei davon arbeiten heute als Staatsbeamte im Beamtenstaat. Ein Bruder studierte Medizin und praktiziert in Bangkok.

Auf der Post begegnete er vor fast zwanzig Jahren einer bezaubernden Angestellten, die ihm flugs den Kopf verdrehte. Die Liebe seines Lebens.
Er heiratete die schönste Frau, die er sich vorstellen konnte. Er war der glücklichste Postbeamte der ganzen Welt. Man wagt sich kaum vorzustellen,
wie lustvoll er infolge dessen die Briefmarken befeuchtete!
Hier im Dorf kauften sich die jungen Eheleute ein Häuschen und bissen sich mit ihren kargen Löhnen daran fast die Zähne aus. Sie quittierte den
mager bezahlten Postdienst und bildete sich zur Friseuse weiter.
Er dagegen liess sich vom Chef skrupellos ausbeuten, verfasste bemerkenswerte Vorträge für dienstliche Kolloquien in ausgesuchten Nobelherbergen
der Postoberen und verzichtete dabei regelmässig auf fünfzig Prozent seiner Gratifikationen zu Gunsten eines gnädigen Vorgesetzten, denn der hätte
sich weit gewinnbringender bedienen können.
Seine Frau machte als Friseuse das grosse Geld. Aber sie war stets zu müde um sich um ihre Kinder und den Haushalt zu kümmern.
Als gefragter Gast zahlreicher Parties gewann sie unzählige Trophäen, wie den vergoldeten Kochlöffel in einem Packet Instant Nudeln, ein Set gezinkter
Spielkarten, das leere Schnapsglas mit speziellem Gruss an die Leber, die gläserne Som Tam Schüssel mit programmiertem Sprung, das silberne Karaoke
Mikrophon mit falschen Diamanten, eine Ehrenurkunde mit Prädikat und Schleife als regionale Klatschtante von nationaler Bedeutung und als Zugabe die
leidigen Fettpolster in der Hüftgegend. Diese bedeutungsvolle nächtliche Sozialarbeit forderte die dauernde Abwesenheit von der Familie.

Deshalb erledigte der Postbeamte vor und nach seinem Job während Jahren die Pflichten des Haushalts und sorgte bestens für die Kinder und deren
Ausbildung. Als seine betagten Eltern starben, fand er heraus, dass die einen riesigen Grundbesitz besassen, den niemand je erwähnte.
Auf einem kleinen Teil dieses Grundstücks erstellte er danach sein neues Haus. Mehrere Rai seines Landes möchte der mittlerweile selbständig Erwerbende
verkaufen und den Erlös daraus mit seinen Geschwistern teilen.
Mit den umfassenden häuslichen Pflichten, wie kochen, waschen, bügeln, reinemachen, Kindererziehung nebst beruflicher Tätigkeit, fühlte er sich schlicht
ausgenutzt. Er war die eigentliche Frau im Hause, während die seine nur durch Abwesenheit glänzte.
Er litt unsäglich unter dem Arbeitsdruck und einer spürbar wachsenden Vereinsamung. Männerbeziehungen brachten ihm Abwechslung, Freundschaften
und in wenigen Fällen eine lange nicht mehr verspürte Liebe.
Trotz allem liess er sich auf Wunsch der Kinder nicht scheiden. Die Mutter besucht die Familie einige Tage im Jahr und dann spielen sie zu viert das
Theaterstück: „Intakte Familie.“

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Der_stille_Don
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Michail_Scholochow
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Gerro am 14. Januar 2010, 12:24:24
Hallo Low,

tolle Geschichte wie immer von Dir! Fuer mich ist es dabei ganz unwichtig, ob sie wirklich ist oder erdacht.

Aber Du schreibst ja


Eine wahre, fast unglaubliche Kurzgeschichte


Wie bist Du an diese vielen Einzelheiten gekommen? Das muessen ja stundenlange Gespraeche gewesen sein und Dein Thai muss dann auch schon sehr brauchbar sein.

Mit den Trophaeen habe ich nicht verstanden. Gewinnt man hier auf privaten Parties Preise? Und gibt's Preise fuer die besten Klatschtanten? Hast Du die gesehen oder wie kannst Du sie so gut beschreiben? Sind die Preise im Haus des Mannes aber sie wohnt woanders?

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: thai.fun am 14. Januar 2010, 19:34:38
Gay .....Er litt unsäglich unter dem Arbeitsdruck und einer spürbar wachsenden Vereinsamung. Männerbeziehungen brachten ihm Abwechslung, Freundschaften und in wenigen Fällen eine lange nicht mehr verspürte Liebe. ....
Als Fachmann habe ich mir Erlaubt diesen Satz nochmals so wie es wahrscheinlicher im wirklichen Leben ist,
aber halt immer noch nicht öffentlich sein darf, ergänzend Blau, zu Relativieren?

Gay .....Er litt unsäglich unter dem Arbeitsdruck und einer spürbar wachsenden und schon lange erkannten Veranlagung, sowie Vereinsamung. Männerbeziehungen brachten ihm Abwechslung, Freundschaften und in wenigen Fällen eine lange nicht mehr verspürte resp. verdrängte Liebe. ....

t.f
Titel: Gay - Antworten
Beitrag von: Low am 15. Januar 2010, 11:59:18

Gay - Antworten

@Gerro
Danke für die Antwort und die Fragen.

Tatsächlich investiere ich in ein solches Porträt viel Zeit.
Fast wie bei einem Puzzle ergänzen sich über Wochen und Monate kleinste Teile zu einem grossen Bild. Ich agiere nie als Reporter, der die Leute
aufdringlich ausquetscht. Die Frage bleibt dann, wieviel von der Person will ich preisgeben? Ich will diese Leute zumeist nur beschreiben, nicht
blossstellen und verletzen. (Wie bei allen Regeln gibt es Ausnahmen.) Ich hoffe, dass mir dies hier einigermassen gelang.

Der Untersuchung von Lannaparties widmete ich ebenfalls viele Nächte. Echte Preise gibt es eigentlich selten. Dennoch kriegst du immer wieder
wenig willkommene Geschenke wie beispielsweise das doppelte Sehvermögen oder deine Verdauung leidet entweder an Aufstossen, Ergüssen
oder Verstopfungen und Blähungen - Flatulenzen.
Mit einer solchen Beschwerde reiste ein unter dem Künstlernamen Mr. Methane auftretender Brite ab 1991 als Kunstfurzer durch Fernsehshows
rund um den Globus.

Es kam etwa vor, dass jemand ein Mikrofon, Besteck, Brille oder Telefon in meiner Tasche deponierte und schon war ich zu Hause ein Gewinner.
Solche Sachen versuchte ich den Eigentümern wieder auszuhändigen.
Besteck findet oft seine Wege in verschieden Haushalte. Darum verwenden wir bei unseren Festen weder rostfreien Stahl noch Tafelsilber von
Christofle, sondern landesübliches Blech, denn mit Verlusten muss gerechnet werden. Das führte dann teilweise dazu, dass wir von neureichen
Frauen als Habenichtse und Kiniau verschrien wurden. Als Basislager diente nie unser Haus, sondern Küche und Toilette des Beautysalons mit
dem gemeinsamen Garten. Auf die Idee, dass wir eigentlich im grossen Gebäude leben, kam niemand.

Als Junggesellen beschenkten mich die Frauen oft reichlich. Das Spektrum reichte von Blumen über Schnaps, Nippes bis zu festlich verpacktem
warmem Fleisch zum stillen Genuss nach der Party.

Da ich ja einen PC mit Drucker besitze, stammt der virtuelle Klatschtanten-Preis von mir. Am Einfachsten lässt du dich an ein paar Feiern von
Einheimischen einladen, dann erst ahnst du die mögliche Vielfalt und die vorhandenen Abgründe, wie Spielsucht und Drogen. Die vergass ich in
meiner Aufzählung in der Preisliste.

Partygeile Weiber sind oft durch die zahlreichen Kalorien von Speisen und Alkohol gezeichnet. Sie zwängen sich erst in eng geschnürte Korsetts
und Corsagen, die sie nach einigen Gläsern Schnaps enthemmt ausziehen um ihrer Üppigkeit freien Lauf zu lassen und Raum zum Stopfen zu geben.

@ thai.fun

Von der Materie her magst du recht haben. Als Schwuler hätte der Mann aber bereits auf der Post eine Menge gut aussehender Freunde und
Liebhaber gefunden. Alles ausgebildete Spezialisten im Stempeln.
Wenn du die Thai Mentalität kennst, die haben alle kurze Nasen, können aber nicht darüber hinaus denken, kannst du leicht ausrechnen, wieviel
sich der Typ seinerzeit und später überlegte.
Mit so einer energievernichtenden Blindleistung im Hause, hätte ich möglicherweise meine Lust-Organe mit einem Brotmesser abgesäbelt, meine Hände
auf den Rücken gefesselt, einen Plastiksack über die Ohrläppchen gestülpt und mich an der nächsten stabilen Strassenlampe aufgehängt. Nach einem
Glas Mae Khong hätte ich mir zusätzlich aus einem Revolver eine Trommel Blei, mindestens Kaliber neun oder einen Schuss aus einer Remingtom 870
mit Kaliber 18.53 mm gegönnt.
Der weitaus einfachere Weg wäre die Eliminierung dieses weiblichen Wunderwesens gewesen. Das wäre bestimmt kaum aufgefallen.

Vor fünfundzwanzig Jahren erduldete ich eine Scheidung. Ich durchlebte ähnliche, unschöne Gedanken. Jeder Wurm und jede Ameise standen mir näher
als irgend ein noch so verlockendes Weib.
Ich kenne den Mann seit zehn Jahren. Wäre ich Papst, würde ich ihn heilig sprechen. Ich konnte ihn nicht einmal bei einem Bier trösten. Er trinkt nicht.

Leider sind Gebärmütter dieser extremen Art weitverbreitet. Bei etwa achtzig Prozent der weiblichen Bevölkerung in dieser Gegend sind Parties und
Ausschweifungen aller Art wichtiger als die Familie.
Keine schönen Gedanken von Hölderlin, bittere Realität.


Johann Christian Friedrich Hölderlin (* 20. März 1770 in Lauffen am Neckar; † 7. Juni 1843 in Tübingen)
    
Die Nacht

Seid gegrüßt, ihr zufluchtsvolle Schatten,
Ihr Fluren, die ihr einsam um mich ruht;
Du stiller Mond, du hörst, nicht wie Verleumder lauren,
Mein Herz, entzückt von deinem Perlenglanz.

... .. .

http://de.wikipedia.org/wiki/Remington_870

http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_H%C3%B6lderlin


Titel: Re: Gay - Antworten
Beitrag von: namtok am 15. Januar 2010, 13:45:47


Es kam etwa vor, dass jemand ein Mikrofon.... in meiner Tasche deponierte und schon war ich zu Hause ein Gewinner.
Solche Sachen versuchte ich den Eigentümern wieder auszuhändigen.

is ja wie im Spionagethriller  :o  wem wieder aushändigen  :] , dem CIA, der Stasi oder dem Gong amnuaygarn raksa khwam mankhong phai nai (กอ รมน)  :-)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Gerro am 15. Januar 2010, 13:54:20
@ Low:
vielen Dank fuer die Antworten.

Der virtuelle Klatschtantenpreis ist ja eine Superidee! Hast Du den auf Thai ausgedruckt? Kann ich den kriegen? Ich haette da auch Kandidaten.

Das mit den Partygewinnen ist klar geworden. Eigentum wird hier mehr wie „Familieneigentum“ betrachtet. Und sie sind ja alle Nongs und Pies und Onkels und Tanten untereinander.

Meine Frau gibt auch oft Teller nicht zurueck, auf denen Nachbarinnen Speisen gebracht haben. Auf der anderen Seite halten die es genauso. Man kann Eigentum auch zu wichtig nehmen. Hauptsache es ist irgendwo, wenn man es braucht.


Partygeile Weiber habe ich hier nicht, kenne auch selber keine. Habe ich ja wohl auch nicht viel verpasst.

Aber schoenes Gedicht. Muss das nicht heissen :“Du hoerst nicht, wie Verleumder lauern?“ Obwohl ich das meist auch mehr spuere als „hoere“.

Aber es passt schon irgendwie.

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: thai.fun am 15. Januar 2010, 19:37:42
Mit so einer energievernichtenden Blindleistung im Hause, hätte ich möglicherweise meine Lust-Organe mit einem Brotmesser abgesäbelt, meine Hände
auf den Rücken gefesselt, einen Plastiksack über die Ohrläppchen gestülpt und mich an der nächsten stabilen Strassenlampe aufgehängt. Nach einem
Glas Mae Khong hätte ich mir zusätzlich aus einem Revolver eine Trommel Blei, mindestens Kaliber neun oder einen Schuss aus einer Remingtom 870
mit Kaliber 18.53 mm gegönnt.
Der weitaus einfachere Weg wäre die Eliminierung dieses weiblichen Wunderwesens gewesen. Das wäre bestimmt kaum aufgefallen.
Ich kann zu Dir nur sagen, Du bist und bleibst hoffentlich der Unübertroffener Schreiber hier im TIP.
Die Stunden beim Lesen und im gedenken Deiner Zielen sind unbezahl und schlagbar  Amüsant sowie aufschlussreich. Hier mal ein Herzlichen Dank an Dich! Gruss Max
Titel: Hölderlin: Die Nacht
Beitrag von: Low am 16. Januar 2010, 13:32:50
Hi Max  @thai.fun
Danke fürs Lob, bitte nicht übertreiben, sonst werde ich rot – im Gesicht.

@Gerro
Lauren ist Hölderlinsche Freiheit.
Tönt schön. Ist schwierig zum Verstehen, zumindest für mich.
Ich wechsle meinen Stil nicht von Low auf JCFH.
Ein Versuch wäre reizvoll.
Als Kostprobe kopiere ich das ganze Gedicht:

Johann Christian Friedrich Hölderlin
Die Nacht

Seid gegrüßt, ihr zufluchtsvolle Schatten,
Ihr Fluren, die ihr einsam um mich ruht;
Du stiller Mond, du hörst, nicht wie Verleumder lauren,
Mein Herz, entzückt von deinem Perlenglanz.

Aus der Welt, wo tolle Toren spotten,
Um leere Schattenbilder sich bemühn,
Flieht der zu euch, der nicht das schimmernde Getümmel
Der eitlen Welt, nein! nur die Tugend liebt.

Nur bei dir empfindt auch hier die Seele,
Wie göttlich sie dereinst wird sein,
Die Freude, deren falschem Schein so viel Altäre,
So viele Opfer hier gewidmet sind.

Weit hinauf, weit über euch, ihr Sterne,
Geht sie entzückt mit heilgem Seraphsflug;
Sieht über euch herab mit göttlich heilgem Blicke,
Auf ihre Erd, da wo sie schlummernd ruht....

Goldner Schlaf, nur dessen Herz zufrieden
Wohltätger Tugend wahre Freude kennt,
Nur der fühlt dich. – Hier stellst du dürftig schwache Arme,
Die seine Hülfe suchen, vor ihn hin.

Schnell fühlt er des armen Bruders Leiden;
Der arme weint, er weinet auch mit ihm;
Schon Trost genug! Doch spricht er, gab Gott seine Gaben
Nur mir? nein, auch für andre lebe ich. –

Nicht von Stolz, noch Eitelkeit getrieben,
Kleidt er den Nackten dann, und sättigt den,
Dem blasse Hungersnot sein schwach Gerippe zählet;
Und himmlisch wird sein fühlend Herz entzückt.

So ruht er, allein des Lasters Sklaven
Quält des Gewissens bange Donnerstimm,
Und Todesangst wälzt sie auf ihren weichen Lagern,
Wo Wollust selber sich die Rute hält.

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Gerro am 16. Januar 2010, 17:01:21

Ist ja doll! So genau habe ich Hoelderlin noch nie gelesen.

Also ich habe das Gefuehl, ich komme so halb mit. "Sie" ist wohl die Nacht,  "Er" der Schlaf.

Oder? Wechselt das? Kann ab und zu die "er"s und "sie"s nicht richtig zuordnen. Scheint mir viel Wahrheit drin zu stecken, auch wenn ich glaube, fuer die genaue Interpretation mehr Hintergrundwissen ueber Hoelderlins Weltbild zu brauchen. Teilweise musste ich an so Sachen denken, ueber die auch Rudolph Steiner (der Anthroposoph) (* 27. Februar[1] 1861 in Donji Kraljevec, nahe Čakovec, Kaisertum Österreich, heute Kroatien; † 30. März 1925 in Dornach, Schweiz)  geschrieben hat.


Koennte mich damit auch irren: hier http://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Steiner wird Hoelderlin nicht extra als jemand erwaehnt, der Steiner beeinflusst hat, alledings seine Freunde, wie Goethe sicher.

Jedenfalls vielen Dank fuer dieses lyrische Bonboenchen.  ;}

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 16. Januar 2010, 20:06:07
Forum ROY AL eben  :)

Low, selten war ein skip so irreführend. Dazu Hölderlin.
Da können andere Thaiforen nicht dran tip pen. Danke!

mfg kmr
Titel: Low Lowsson: Die Tropennacht
Beitrag von: Low am 17. Januar 2010, 13:21:56

Ein Sprung von Hölderlin zurück in die brutale Gegenwart. Denn Hölderlin ist nicht einfach zu verstehen oder gar volksnah.
Es gab zwar junge Frauen, Mädchen, die in Ohnmacht fielen, wenn ein geschniegelter Kavalier gekonnt einen Hölderlinvers deklamierte.

Er besuchte Hinterindien nicht - und wenn, nur inkognito.
Deshalb fehlt in seinem Werksverzeichnis etwas ohne den gewissen Touch.
Etwas, das ich hier nachliefere:

Low Lowsson (der Ältere)

Die Tropennacht

Wer zählt die Knilche, nennt die Namen,
Die nächtlich hier zusammen kamen.
Hübsche Mädchen, alte Knacker,
Betagte Damen mit Gegacker.
Sie wollten festen, feiern, knutschen
Und nicht nur am Daumen lutschen.

Viel gab’s zu essen und zu trinken,
Von Curry, Som Tam bis zum Schinken.
Auf dem reich gedeckten Tisch
Liegen Hühner und auch Fisch.
Kräuter und Gemüse warten
Und vom Bauch des Schweines Schwarten.

Dort auf kleinem Feuer kochen
Raupen, Käfer und ein Knochen.
Whisky Soda, Bier und Wein,
Dem einen pisst ein Hund ans Bein.
Männlein, Weiblein, emsig kauen,
Vom Schnaps beschwipst nun doppelt schauen.

Aufgetürmt wie Turm zu Babel
Elektronik, Knöpfe, Kabel.
Aus Boxen mit Verstärkern klingen
weiche Stimmen, die nun singen.
Weiber lallen, spielen Karten,
können auf Gewinn nicht warten.

Derweil eine Alte in der Hitze
Einem Gast zeigt feuchte Ritze.
Penetriert mit seinem Pimmel
Die Pute unterm freien Himmel.
Das Vergnügen währt nicht lange,
aus dem Dickicht kriecht ne Schlange.



Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: namtok am 17. Januar 2010, 13:57:24
   :]  ;}

...würde ich aber sicherheitshalber mit einem Copyrightvermerk versehen
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: farang am 17. Januar 2010, 17:10:04
...würde ich aber sicherheitshalber mit einem Copyrightvermerk versehen

Copyrightvermerk  steht ja da. Low Lowsson (Der Aeltere) }}
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 18. Januar 2010, 02:08:50
Und die Moral von der Geschicht´
Im Dickicht penetriert man nicht.

mfg kmr

P.S.: Wer ist eigentlich dieser Hölderlin?  :)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: solliz666 am 18. Januar 2010, 02:11:09
@khun mai ru

http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_H%C3%B6lderlin
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 18. Januar 2010, 02:55:59
 :-)   siehe meinen  :)   Aber danke!

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 18. Januar 2010, 10:29:20
Und die Moral von der Geschicht´
Im Dickicht penetriert man nicht.

Wenn ihr das schöpferische (ich vergass die Suppe zu erwähnen) Spätwerk auf die letzte Strophe reduziert, müsste man konsequenterweise
den Titel umbenennen:

Low Lowsson (der Alte, mit Damenbart)
Die Pute und die Schlange

Dann währt das Ganze nicht mehr lange.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: uli am 18. Januar 2010, 12:13:04
Und die Moral von der Geschicht´
Im Dickicht penetriert man nicht.

mfg kmr

P.S.: Wer ist eigentlich dieser Hölderlin?  :)
In Stuttgart kennt den jeder!! Da gibt es einen H- Platz, eine H- Straße und ein H- Gymnasium außerdem hängen in vielen Bussen, Trams U & S Bahnen Gedichte von Hölderlin.

Gruß uli
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 18. Januar 2010, 20:38:24
Hi,
wollte nur scherzhaft ausdrücken:
"Wer ist schon Hölderlin neben einem Talent wie Low Lowsson?"

Ich gebe selbstkritisch zu: reading jokes  between the lines
                                       ist leider auch nicht immer meins
                                       :)
                                       
mfg kmr

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 18. Januar 2010, 21:43:04
Danke uli

Ich freue mich auf Stuttgart! Da gibt es bald einen Low Platz, eine Low Straße und ein Low Gymnasium für Low End Abgänger. Außerdem werden
in vielen Bussen, Trams U & S Bahnen Geschichten und Gedichte von Low hängen. [-]

Low, der Echte, der Alte und der Ältere...
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 18. Januar 2010, 23:22:03
 }}Ein dreifach High auf Mr.Low! }}
Titel: Arno Holz
Beitrag von: Low am 19. Januar 2010, 13:15:04
Arno Holz

Ich suche immer wieder nach alten - neuen Erkentnissen über Hinterindien.
Noch habe ich etwas Literatur im fernen Europa. Hier gibt es für mich fast nur das Internet. Ich wurde fündig mit einem Gedicht über Buddha,
verfasst von Arno Holz.

1863, 26. April. Hermann Oscar Arno Alfred Holz wurde in Rastenburg (Ostpreussen) geboren. Sein Vater Hermann betrieb dort eine Apotheke.
Hatte er bereits blaue Pillen im Sortiment?

1881
Als Untersekundaner verliess Holz 18jährig das Gymnasium ohne Abschluss. Er versuchte als Redakteur und freier Schriftsteller in Berlin zu leben.
Das führte zeitlebens zu finanziellen Problemen.
(Ich kann dem Dichter nachfühlen. Mir wurde mal eine Flasche Schaumwein angeboten. Die Blasen umgeben mich bereits. Auf die Flüssigkeit
warte ich bis heute vergebens.)

1929, 26. Oktober: Arno Holz starb in Berlin.

Seine Werke sollten vom inneren Rhythmus her bestimmt werden und frei von Reim und Versmass sein. Die Mittelachsenform, die Holz für sein
Hauptwerk Phantasus wählte, war häufig Gegenstand von Spekulationen.
Holz zählte nicht die Silben, sondern ordnet die Zeilen im gleichen Abstand links und rechts von der Mittelachse an. Das ist heutzutage mit der
Textverarbeitung am PC ein Kinderspiel. Anno dazumal war es vielleicht eine Herausforderung für Typographen.

1898 und 1899  erschienen zwei Hefte der Gedichtsammlung Phantasus.
Das dürfte die Entstehungszeit der folgenden Gedichte sein:

Arno Holz

Da so in Hinterindien rum

Da so in Hinterindien rum
muss ich schon mal irgendwie gelebt haben.

Ein kleiner Prozentsatz von mir
war mit Schuld daran, dass es mal Gotamo Buddho gab,
und noch heute, nachts, im Traum,
wenn ich ihn nicht mehr so recht kontrolliren kann,
trinkt er Palmwein aus Rhinozeroshörnern.

Quelle: Arno Holz: Phantasus. Stuttgart [1978], S. 60-61.
Auf Seite 80 meint er:

....
auf einem Tintfass,
ein dicker, fleischfarbner Amor,
der, umspielt von Schmetterlingen, mit einer Pfauenfeder in ein Buch schreibt:
»Ohne Liebe gleicht das Leben einer Rose ohne Duft!«


http://de.wikipedia.org/wiki/Arno_Holz

http://www.zeno.org/Literatur/M/Holz,+Arno/Biographie

http://www.zeno.org/Literatur/M/Holz,+Arno/Gedichte/Phantasus/Zweites+Heft/Da+so+in+Hinterindien+rum
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 19. Januar 2010, 20:42:57
Zum Verstehen von Hölderlin empfehle ich, diese 3 kostenlosen Hörbuchdateien
anzuklicken: http://www.vorleser.net/html/hoelderlin.html 

"Fragment von Hyperion"
Das, was ER über Sehnsucht und Liebe schreibt, ist gar nicht so weit entfernt von
dem, was auch heute im LoS - (um wieder die Kurve nach Hinterindien zu kriegen) 
selbst sonst besonnene Leute oft an Verbiegungen und Zugeständnissen ertragen, 
für ein wenig (hoffentlich echte) Zuneigung.

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 19. Januar 2010, 21:53:47
Nach über hundert Klicks reklamierte keiner über den Palmwein trinkenden Buddha. Kein Wunder, wenn der noch Camel oder Marlboro zu rauchen
beginnt, oder gar Gitanes oder Parisiennes.

@kmr
Wacht auf, wacht auf, es krähte der Hahn! (1)
Nach Hoel...derlin
bin ich mittlerweilen bei
Holz – (Ho-lz) angelangt.
Dein Hinweis wird trotz allem gnädigst verdankt.

Low
(1)
http://www.volksliederarchiv.de/text831.html
Titel: Äsung nach tropischer Dämmrung
Beitrag von: Low am 20. Januar 2010, 14:43:57
Einführung:
Nach dem Beginn der Party in „Laute Nacht“, # 812, gefolgt von „Null Kalorien Diät“, # 820, in „Gay“, # 847, der von Hölderlin leicht beeinflussten
Fassung „Tropennacht“, # 857 und dem Holz’schen Buddha, # 868, beende ich die wiederholt geschilderten Fress- als auch Alkohol-Orgien mit
einem, von keinem Geringeren als vom leicht senilen, aber um so blaublütigeren Freiherrn, Baron Hugo von Sperrholz-Birkenzweig, persönlich
initiiertem und angeregtem Gedicht. (1)
Ein Ebenbild des Herrn Baron von Sperrholz-Birkenzweig wäre Lord X, aus dem Film: „Das Mädchen Irma la Douce“, von Billy Wilder (1963).
Sie könnten Zwillinge sein.



Low’s
Hinterindien


Gewidmet meiner heimlich geliebten, verehrten Freundin und Gönnerin,
der holden Förderin der schönen Günste,
der vormaligen Sophie Magdalaine von und zu Birkenzweig.

Äsung nach tropischer Dämmrung

Schwüle Abendlüfte umsäuseln Menschenmassen,
Deren Glieder, Mieder, knospende Brüste,
 duster hängendes Gesäuge.
Aggressives Wehrgehänge.

Sprachfetzen, gestoppt durch gierig verschlungene Nahrung.
Lautes Schmatzen,
Taktlos rülpsen im Crescendo
Wasser und gegulpter Branntwein.

Lao Khao, Whisky Soda,
Tiere, Sekret von Niere, Biere:
Trampelfant, Liger, Töwe.
Nahm
Nahm Kaeng.

Moo, Moo Daeng, Moo Manao
Ped, Yam Din Ped,
Tom Yam Goong
Keine Petersilie – Koriander!
Welch ein kulinarisch Durcheinander:
Khai luak, khai tom, khai dau, khai khon,
Ga, ga, gaga, gagaga, gagagaga Gai !
Gaeng, Gaeng Khiao Wan, Gaeng Phet, Gaeng Phanaeng
Khao suey, Khao pad, Khao niaoh
Im laeu

Art und Weise
Kanakenspeise.
Als abendländischer Germane bist du satt.
Bevor du wat gegedden hatt.
Du schwärmst von Kohl
Meinst Alkohol,
Träumst Brei
Nicht Einerlei, von Löwenbrei
Aus München, Muniq, Germanii.

Hüftendrehen, Stimmverrenken,
Magst nicht an Karoke denken.
Tiefe Bässe, schrille Höhen,
dazu feuchte Windesböen.
Manche treibens heiss
Und am Körper rinnt der Schweiss.

Aus der Ferne funkeln Sterne.
Ja, so mag ich’s gerne.
Nach all dem Essen und dem Trinken - und, und, und, hau ich mich samt den Eiern in die Pfanne,
Noch gesund.


© Sophie Magdalaine von Sperrholz, geb. von und zu (gebrochenem) Birkenzweig


(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Baron



Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: unsichtbar am 20. Januar 2010, 16:38:13


Da capo!

 }}
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 22. Januar 2010, 07:58:27
@unsichtbar

Zitat
Da capo!
...

Ich denke, nach so einer dichterichen Eruption muß auch einem Poeten
vom Kaliber eines Low eine schöpferische Pause gegönnt sein.
Wie wäre es z.B. mit ein paar Versen von Dir?  :)

mfg kmr
 
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Blackmicha am 22. Januar 2010, 09:14:57
Hier mal ein Nachtrag zu LOW's Speisekarte


(http://lh3.ggpht.com/_43ruldInaB8/S1kEhvlL-LI/AAAAAAAAAVg/d1p0YSft_WU/s800/SDC14329.JPG)

Yum yod ma praw 

Somtam ohne somtam aber mit Kokos !

LEKKER !
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: unsichtbar am 22. Januar 2010, 09:50:02
@khun mai ru

Ich werde mich hüten nach Low Lowsson die Bühne zu betreten, allerdings
könnte ein Kurt Tucholsky das eventuell wagen:

"Was macht Low Lowsson in den Ferien?
 Er beäugt gebannt das Treiben,
und grübelt über Hölderlin.
 Grillt Steaks und nippt Marnier,
 der Hunger seiner Leser bleibt
vorerst ungestillt.
    Doch seine Gedanken und Ideen
 bleiben nicht lang ungesehen.
Die TIP-Gemeinde erträgt es ganz gelassen,
sie weiß genau...
 Er kann’s nun mal, er kann’s nun mal,
 er kann’s nun mal nicht lassen."


Adaptiert an "Die schöpferische Pause" von Kurt Tucholsky.
http://de.wikisource.org/wiki/Sch%C3%B6pferische_Pause


Mahlzeit  ;D
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: namtok am 22. Januar 2010, 12:43:01
Yum yod ma praw  

ist einen genaueren Blick wert.

Die "Maprao" als Kokosnuss kennen ja wohl die meisten, die Kokospalme selbst aber nur als extrem zähes Hartholz. Drum lohnt sich auch mal ein Blick darauf, was man damit alles machen kann, die "Palmenspitze" ist eine ähnliche Delikatesse wie in Europa das Innere der Artischocke, nur kann man für die Ernte keine Affen dressieren wie bei den Kokosnüssen...
 
http://de.wikipedia.org/wiki/Kokosnuss#Das_Scheitelmeristem:_essbar_als_Palmherz
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 22. Januar 2010, 16:53:53
"Er kann’s nun mal, er kann’s nun mal,
 er kann’s nun mal nicht lassen."

Das hoffen wir doch alle :D :D :D

Schöne Adaptation, unsichtbar.Kompliment!

Wolfram
Titel: Auf Pirsch mit dem Baron
Beitrag von: Low am 22. Januar 2010, 17:42:03
Danke für die leckere Mahlzeit von blackmicha, ergänzt von namtok.
Den Herren unsichtbar/Tucholsky ein Dankeschön für das Spätwerk.
Von Tucholsky gibt es übrigens eine Rezension betreffend Arno Holz.

http://www.textlog.de/tucholsky-arno-holz.html

Das bringt mich wieder zurück zum Baron von Sperrholz-Birkenzweig-Distelsang. Seine verblichene erste Frau war eine geborene Distelsang.
Wirklich sehr naturverbunden, dieser Mann von altem Adel ohne Tadel.
Er ist letztlich der Grund, warum ich anstelle von Nahrung oder Speisung das Wort Äsung benutzte. Als passionierter, nun pensionierter Waidmann
und Jäger, er war ein begnadeter Interpret des Jägerlateins, bat er mich bei einem Gespräch unter drei Augen innigst um diesen Gefallen.

Vor vielen Jahren war unser Baron mit Flinte und Freund auf Elchjagd in Kanada. Sie mieteten ein Flugzeug, das sie in der Wildnis aussetzte.
Der Pilot stellte die beiden ab und sagte:
"In einer Woche komme ich zurück. Und denkt daran, was wir abgemacht haben. Nur einen Elch! Das Flugzeug wird sonst zu schwer für diese
kurze Startbahn."
"Klar," sagten die Jäger, "das haben wir begriffen."
Nach einer Woche kam der Pilot zurück. Wie er es erwartete, standen beide Passagiere grinsend mit zwei Elchen an der Piste.
Der Pilot meinte mürrisch: "He, ich sagte nur einen Elch! Den andern müsst ihr zurücklassen."
"Verstehen Sie," sprach der Baron, "der Pilot vom letzten Jahr erzählte uns das gleiche. Wir erhöhten sein Trinkgeld, bis er sich einverstanden erklärte,
beide Elche zu transportieren."
Die drei diskutierten noch eine Weile, bis der Pilot aufgab. Er dachte, was letztes Jahr möglich war, müsste wohl auch dieses Jahr glücken.
Beide Tiere wurden aufgeladen. Die Jäger und der Pilot setzten sich ins Flugzeug und der Pilot startete. Der Pilot beschleunigte und gemächlich wurde
das Flugzeug schneller. Endlich kamen die Räder vom Boden weg, einen Meter,... zwei Meter,... drei Meter. Die ersten Bäume nahten. Der Pilot schaffte
sie knapp. Dann kamen höhere. Das Flugzeug streifte einige Wipfel und stürzte ab. Die beiden Jäger kletterten mit ängstlichen Blicken aus dem Wrack.
Einer der Jäger schaute den andern an und fragte: "Wo in Gottes Namen sind wir?"
Der Baron schaute sich um und antwortete:
"Ungefähr zehn Meter weiter als letztes Jahr."

Schöpferische Auszeit?
Wenn ich etwas auf der Harddisk klimpere, findet sich im Dschungel der Bits und Bytes immer wieder ein Kapitel Hinterindien.
Aber in den letzten Wochen hatte ich ein echtes Buch in meiner Hand. Richtig schön eingebunden, blaue Leinendeckel mit Schutzumschlag.
Dazwischen über dreihundert Seiten mit dichterisch angeordneten Buchstaben, Satzzeichen, Anführungszeichen und durchnumerierten Kapiteln.
Mangelware im Reisfeld. Der Titel: Der letzte Weynfeldt, von Martin Suter, Diogenes.

Dann gibt es noch ein weniger schönes neues Buch. Der Titel der Jahreszeit entsprechend: Schneemann, von Jo Nesbo, Ullstein.
Da picke ich noch daran.
Weil es hier für Schneemänner eigentlich zu warm ist, halte ich beim Lesen öfters ein paar Eiswürfel in einem Glas in der Hand.

Neben den täglichen Reparaturen und der Gartenarbeit, bauten wir die zahlreichen Stapel von CD und DVD etwas ab.  Sie standen
oder lagen überall im Arbeitszimmer herum. Wir deponierten das Zeug vorläufig in Schachteln. Hölderlin müsste auch dabei sein.
In der nächsten Woche sollte ich einen speziellen Schrank erhalten, um meine Schätze geordnet zu lagern und dann raschen Zugriff zu haben,
getreu dem Motto: "Wer Ordnung hält, ist nur zu faul zum Suchen!"

Frohes Wochende
Low
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 24. Januar 2010, 00:41:55
Auch Dir Low und alles Gute.

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 24. Januar 2010, 01:23:41
Zitat
      "Ungefähr zehn Meter weiter als letztes Jahr."
       

Herrlich!
Titel: Erklärung
Beitrag von: Low am 25. Januar 2010, 12:40:57
Erklärung

Auf Pirsch mit dem Baron.
Es darf gelacht werden. Danke @Kern für das Echo.
Die Jagd-Geschichte könnte eine Parabel aus der Politik sein. (1)

Manche (geschmierte) Spitzenpolitiker bringen ihr überladenes Fahrzeug zum  voraussehbaren Crash. Fortschritt ist ausgeschlossen.
Das bezieht sich nicht nur auf Hinterindien.

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Parabel_(Sprache)
Titel: Irrtum
Beitrag von: Low am 26. Januar 2010, 12:50:47
Irrtum

Ich bin kein Ire, bloss manchmal etwas wirr im Kopf. Keine faulen Ausreden: "Irren ist menschlich." 
Nach Cicero und Seneca d.Ä.: „errare humanum est.“ (1) Die Aussage ist steinalt, erstes Jahrhundert vor Christus.
Dabei ist der Spruch nicht einmal vollständig wiedergegeben. Richtig heisst es:
"Errare humanum est, sed in errare  perseverare diabolicum."
"Irren ist menschlich, aber auf Irrtümern zu bestehen ist teuflisch."
Es soll Menschen geben, die davon noch nie gehört haben. Die findet man selbst im Internet, in Foren beispielsweise.

Im Aufsatz Weihnachtswunsch, Nummer 806, vom 24. Dezember 2009, unterlief mir leider ein grober Schnitzer. (2) Sollte irgend jemand dadurch
zu materiellem Schaden gekommen sein, würde es mir Leid tun. Ein Restrisiko ist in Hinterindien nie auszuschliessen.

Meine Annahme, dass Frau Gucci noch im Besitz der gleichnamigen Uhr sei, war falsch. Als ihr ehelich angetrauter Gatte das gemeinsame Haus
im Zorn zum letzten Mal verliess, nahm er seine Protzuhr und einen Fernseher mit. Grosszügig wie er zeitlebens war, schenkte er beide
Gegenstände seiner letzten intimen Freundin. Ihre aktuelle Anschrift konnte ich bisher nicht ermitteln. Sollte jemand in Chiang Mai zufällig über
diesen Wecker stolpern, wäre ich über Neuigkeiten sehr erfreut.

Mir wird nichts anderes übrig bleiben, als Frau Gucci in Zukunft Frau Kummer zu nennen, denn ausser Kacke, Kind, Krempel, Kummer und der
Kremation blieb ihr nicht viel.

(1)
http://bernhard-koch.de/cicero.htm
(2)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg91500#msg91500.

http://www.knobis.de/CARTOONS/INTIM.JPG

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 26. Januar 2010, 14:15:20
Lieber Low,

noch bemerkenswerter als die ursprüngliche Aussage

ERRARE HUMANUM EST

finde ich die Abkürzung:   EHE

Schon mancher mag gedacht haben: Wie wahr, wie wahr! {+

Auch der zweite Teil der Aussage gewinnt dann noch mehr an Gültigkeit. :D

Wolfram
Titel: Fehler
Beitrag von: Low am 27. Januar 2010, 13:03:40
Fehler

Danke Wolfram. Da sprachst Du ein grosses Wort gelassen aus.
Weil Latein für mich Griechisch ist, kam ich nicht aus eigenem Antrieb auf die Abkürzung.

Fehler vermeiden ist keine brauchbare Lernstrategie, aber die Analyse eines Fehlers sollte dazu beitragen, diesen nicht mehr zu wiederholen.
In meinem Falle bedeutet dies: Ich war einmal verheiratet! Das könnte ein Schutz für eventuelle Kinder sein. Mit den heutigen Scheidungs-
und Weglauf-Strategien ist auch dies fragwürdig.

Abgeänderte Weisheit nach Henry Ford:
Suche nicht nach Fehlern, suche nach anderen Partnern!

http://www.wall-art.de/wandtattoo-suche-nicht-nach-fehlern-suche-nach-loesungen-4559.html - ab Euro 18.50 – ebenso ein Fehler!
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Titel: Baumschulen
Beitrag von: Low am 28. Januar 2010, 15:53:11
Baumschulen                                                                      25. Januar 2010

Baumschulen sind Schulen für das Leben! Das darf man verstehen, wie man will.
Aufschulen, schulen bedeutet sinngemäss Wurzeltreiben. Während der mehrjährigen Entwicklung werden die Gewächse wiederholt umgepflanzt.
Der Fachausdruck lautet: verschulen.
Bäume synthetisieren Sauerstoff. Sie speichern und verdunsten Wasser. Bäume erfreuen uns mit duftenden Blüten. Manche verwöhnen uns mit
delikaten Früchten. Sie liefern das wunderbare Baumaterial Holz. Oder zieht ihr sterile Möbelkonstruktionen aus Glas, Kunststoff und Metallen vor?

Eine weitere, nicht unbedingt spezifisch hinterindische Erklärung präsentiere ich hier.

Am Beautysalon hat es verspiegelte Fenster. Keiner kann hereinschauen. Keiner kennt die Geheimnisse der schönen Frauen, die während den
langwierigen Prozeduren um so fleissiger durch verspiegeltes Glas die Umgebung bestaunen.
Gegenüber dem Beautysalon liegt ein spärlich bebautes Grundstück. Es gibt viel grün, denn dort ist eine Art Gärtnerei und Baumschule. Nachbarn
der angenehmsten Sorte. Kein Lärm, kein Gestank, bloss grünes Geranke.
 
Ein anderer Nachbar des Salons und unseres Grundstückes ist der Dorfschurke mit seinen Fettklössen, genannt Familie. Der feuert fast täglich
und verbrennt nicht nur Gartenabfälle, sondern auch Müll, sogar Sondermüll. Den gibt es doch gar nicht in Thailand. Wenn es nicht knistert, knackt,
knallt, prasselt, brennt und qualmt und ein grau-schwarz gemischter Ascheregen rund ums Haus rieselt, dudeln den ganzen Tag und manchmal
die halbe Nacht die distinguierten Ergüsse heimischer Radiosender in einer Lautstärke, dass wir bisher schadlos auf einen eigenen Empfänger
verzichten konnten.

Letzte Woche stand Dick in der Dämmerung nach dem Aufräumen ihrer Verschönerungsklempnerei am Fenster und betrachtete interessiert die
Baumschule und die gepflegt gedeihenden Pflanzen in Töpfen und Containern. Plötzlich sah sie, wie unser Ganove die Mauer zur Gärtnerei
überkletterte. Dann griff er hastig, relativ wahllos zu den Töpfen und beförderte sie über die Mauer an seine Helfer, die beiden übergewichtigen
Sprösslinge, die auf seinem Pickup standen und die geklauten Pflanzenlieferungen erfreut entgegen nahmen.

Baumschulen sind Schulen fürs Leben.

 

http://de.wikipedia.org/wiki/Baumschule

Mehr über Bäume, z.B. extreme Bäume:

http://de.wikipedia.org/wiki/Baum




Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 29. Januar 2010, 06:14:00
Low, da die Bäumchen ja noch nicht ausschlagen können, solltest Du dem Eigentümer
der Baumschule vielleicht einen Tip geben, die Ränder der Pflanzkübel ebenso zu prä-
parieren wie letztens von @drwkempf für die Sicherung von Wasserhähnen empfohlen..

Wer solche Nachbarn hat, braucht keine Feinde. Ich kann mir vorstellen, wie Dir zumute
ist, wenn Du ohnmächtig zusehen mußt, wie der ganze Feuerungsdreck Deinen schönen
Garten kontaminiert und das Atmen zur Qual macht.
Vielleicht kommt der Typ sogar noch auf die Idee und bietet Dir die Kübel mit Inhalt sehr
günstig zum Kauf an. Der wird doch wohl kein Geld brauchen um sich einen neuen Verstärker
für seine Musikanlage anzuschaffen?.

Die Hoffnung bleibt, dass er vielleicht eines Tages wegzieht, wenn ihm jemand aus seinen
Kreisen ein Angebot macht, dass er nicht ablehnen kann.. Ob man im "Thai-Geisterland"  auch  > diese
Alternative <  (http://www.toyvault.com/nightmares/Voodoo%20Dolls%20-%20Large.jpg) kennt, vermag ich nicht zu sagen..
Jedenfalls, wenn Dein Nachbar im nächsten Leben als Baum wiederkommt hat er als Sauerstoff-
produzent einiges gut zu machen und kann froh sein, wenn er nicht in der Klobrillenproduktion
endet.

Ein bald ruhigeres und gesünderes Umfeld wünscht Dir und Dick,

kmr

Titel: Positiv denken!
Beitrag von: Low am 29. Januar 2010, 14:54:03
Khun mai ru gewidmet.

Ich sehe aus Deiner Antwort, dass Du an meiner Stelle leidest.
Es gibt nur einen Rat: Positiv denken!  Du solltest in Deinen Gedanken eine dauerhaft konstruktive und optimistische Grundhaltung zu erreichen
versuchen. Daraus resultiert automatisch eine höhere Zufriedenheit und Lebensqualität.

In den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts besuchte ich mit meinen Kindern Taormina auf Sizilien. Bereits am Flughafen liess der Ätna
Russ auf mein Haupt und mein blütenweisses Hemd rieseln und zwar in einer solchen Menge, dass der Flugbetrieb eingestellt werden musste.
Mein Hemd war ruiniert. Die Bauern jubelten ob der Gratisdüngung.

Die Asche des Nachbarn stört mich nur, wenn sie meinen Wein verunreinigt.
Das geschieht eigentlich selten, weil ich meist nicht auf der Veranda, sondern im Haus trinke, denn sonst ersäufen sich heimtückische Insekten
in meinem Nektar. Da gibt es einige ganz widerlich schmeckende Exemplare. Andere Viecher wieder würden mein durch Rebensaft veredeltes Blut
saugen.

Wenn die abgeernteten Reisfelder abgefackelt werden, verdunkelt sich manchmal der Himmel und man watet danach in verbrannten fragilen Gras-
und Halmstrukturen. Die Teile sind bis zu zehn Zentimetern lang. Das ist nicht Feinstaub.

Der Gauner gehört auf diesen, von Thai Airways finanzierten, Platz. Ich hätte seinerzeit das Grundstück für eine Million kaufen können. Mein Fehler,
dass ich nicht richtig reagierte. Ich gab das Geld dummerweise Toyota im Austausch gegen etwas schlecht lackiertes Blech und einige Gummiteile
mit ungeahnten Folgeinvestitionen. Eine ausgesprochen schlechte Kapitalanlage. Doch das machen Millionen von Menschen, sind alle Idioten?,
freiwillig immer wieder!

Ich bin dankbar, dass da nicht ein stark frequentiertes Ladenlokal, ein dröhnendes Hammerwerk, eine stinkende Schweinezucht,  oder gar wie
Blackmicha zeigte, ein kleines, um so rostigeres Stahlwerk steht.

Lieber der abwechslungsreiche Lärm aus dem Radio, als den von Dorfjungen, welche stunden- und tagelang ihre müden Mopeds zu frisieren und
ohne Chip zu tunen versuchen, bis ein Pleuel oder ein Lager den Geist aufgibt. Der Nachbar, studierter, diplomierter, vielleicht perforierter Akademiker,
der jeden zweiten Morgen seinen Diesel zum Aufwärmen auf sechstausend Touren jagt, genügt mir.

Wenn ich ein gesünderes Umfeld möchte, müsste ich von Chiang Mai wegziehen. Aber unser Platz hat eine ungemeine Ausstrahlung und gleichzeitig
eine grosse Anziehungskraft. Womöglich frühstückte hier vor etwa 2500 Jahren Buddha und liess einige Reiskörner fallen. Und so anspruchsvoll sind
wir gar nicht. Ein nahrungsaufnehmender Bodhisattva als Grund für die Einzigartigkeit wäre mehr als zufriedenstellend.


http://de.wikipedia.org/wiki/Bodhisattva
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 29. Januar 2010, 22:16:26
Danke Low, für die Widmung und den Rat, was die positive Denkweise betrifft. Da bemühe
ich mich schon. Die Interpretation Deiner Schilderung hat wohl auch damit zu tun, dass ich
als oft atemloser Cortisonjunky eine verschmutzte Luft und andere Einflüsse weniger lustig
finde. als Menschen, die da robuster sind. Das Lernen in der Schule des Lebens hört nie auf
und so besteht auch bei mir noch Hoffnung auf positivere Sichtweisen. :)

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 30. Januar 2010, 00:21:42
die Kunst liegt wohl mehr darin, solche Dinge neutral anstatt "positiv" zu sehen. Das gelingt allerdings nur, wenn man "in sich selber ruht".

Nicht leicht, zugegebenermassen, aber eine Übung wert.

Für mich ist low einer derjenigen, der ständig daran arbeitet. Wie es aussieht, auf dem besten Wege, erfolgreich in dieser Hinsicht zu sein.  :)
Titel: Demonstration in Chiang Mai
Beitrag von: Low am 31. Januar 2010, 14:12:19
Demonstration in Chiang Mai               30. Januar 2010

Bericht vom Samstag, 30. 01. 2010, von Yel-Low, nicht von F-red.

Mitglieder der roten Rak Chiang Mai 51 Gruppe protestierten bereits tagelang vor dem Polizeihauptquartier der Region 5 in Chiang Mai.
Sie erklärten, der Polizeichef Lt-Gen Somkid Boonthanom sei in das Verschwinden eines Geschäftsmannes aus Saudi Arabien 1990 verwickelt
und müsse deshalb abgesetzt werden.

Die Lage vor achtzehn Uhr:
Da sassen sie, einige Dutzend Demonstrierende, ältere und jüngere, zu meist weiblichen Geschlechts auf der teilweise mit Matten und Tüchern
bedeckten Strasse. Daneben rollte kaum behindert dichter Verkehr. Anführer und Anführerin redeten abwechslungsweise hitzig in zwei Mikrofone
und gaben musikalische Einlagen zum Besten. Einige wenige Demonstrantinnen tanzten. Viele sassen, assen und tranken, vielleicht aus Langeweile
oder um für die kommenden Auseinandersetzungen bei Kräften zu bleiben.
Im Hof des Gebäudes hielt einer der ranghöheren Offiziere ein Megaphon in der einen Hand. In der andern Hand hielt er krampfhaft einen Stapel
Papier, von welchem er seine Rede an das versammelte Korps ablas. Zuweilen senkte er vielleicht ermüdet das Megaphon, grinste verlegen,
ordnete seine Papiere. Dann las er weiter. Ohne grossen Applaus kam er zum Ende. Darauf zog sich die Truppe zurück.

Einige Minuten später tauchten die Polizisten wieder im Garten auf, ausgerüstet mit Helmen mit Nackenschutz, Schlagstöcken, teilweise mit gröberem
unidentifizierbarem Material. Die meisten hatten Schutzschilder dabei. Eine Aktion folgte jedoch nicht. Alles wurde im Gras deponiert und die
Mannschaft entspannte sich im Sitzen.
Auf der Strasse wurde geredet, gesungen, gegessen und getanzt. Die Anzahl der Teilnehmer nahm stetig zu.
Gegen achtzehn Uhr rüsteten sich die Polizisten erneut mit ihrem Material und stellten sich marschbereit auf. Ich dachte schon, diese Übermacht
könnte die wenigen Demonstranten in wenigen Minuten festnehmen oder vertreiben. Einer der roten Anführer offerierte den Gegnern Speis und
Trank und dankte artig, als die Polizisten die Verpflegung annahmen. Keine wüste Prügelei war angesagt. Essen ging vor.
Versetzten die Roten etwa die Speisen mit Abführmitteln, um den Gegner kampfunfähig zu machen? Solche und ähnliche Unfreundlichkeiten dachte
sich mein einst in Sabotage geschultes Gehirn aus.

Nach etwa zwanzig Uhr war nun eine grössere Menschenmenge in schwarz, blau, rot-weiss, die Meisten in rot, anwesend. Gelbe, das heisst gelb
gekleidete, konnte ich keine Ausmachen.
Der Sprecher der Roten verdankte Spenden der Polizeiposten aus Hangdong, zehntausend Baht und von Lamphun, fünftausend Baht. Er erwähnte
freudig, dass unter den Demonstranten fünfzig Gattinnen von Polizeioffizieren anwesend seien. Eine jede habe zweihundert Baht gespendet.

Ich fragte mich, ob die Polizisten aus dem Hauptquartier die Demonstranten angreifen und dabei ihre eigenen Frauen verprügeln würden.
Die Kundgebungsteilnehmer tauschten nun fortwährend ihren Bestand aus. Einige entfernten sich, als Verstärkung aus Lampang anrückte.
Aus unserer Gemeinde waren zahlreiche Supporter-innen am Platz.
Sie besuchen fast täglich für einige Stunden die Aktionen der Roten in Chiang Mai und bringen Essen und Geld, das auf den Märkten um die Stadt
freiwillig gespendet wird.
Etwas nach zweiundzwanzig Uhr verabschiedete sich der fast neutrale Beobachter der friedlichen, fast langweiligen Szene, nachdem sich offenbar
Big Brother Thaksin telefonisch an die Versammelten wandte.

Ich konnte bis am 31. 01. 13 30 Uhr keine weiteren Ergänzungen, Meldungen, Berichte und Hinweise in Zeitungen finden.
Titel: Fauler Spruch im Januar
Beitrag von: Low am 02. Februar 2010, 12:31:22

Sie, frisch herausstaffiert, im neuen, sagenhaft sitzenden Sommerkleid.

„Du bist eine so heisse Sexbombe, du gehörst nicht ins Haus, sondern sicherheitshalber in ein scharf bewachtes Munitionsdepot oder in eine
massgeschneiderte Tiefkühltruhe.“
Schluck.  
„Ehhhm..., warte, ich positioniere mal einen Eiswürfel auf die Matratze!“
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 03. Februar 2010, 12:05:57
Bei einigen fehlt dann genau dieser Eiswürfel im Bier.
Titel: Kleine Fehlinvestition von THAI
Beitrag von: Low am 03. Februar 2010, 13:48:07
Kleine Fehlinvestition von THAI

Wir schnitten am Gästehaus die Bougainvilleas etwas zurück. Sie wucherten blühend auf die Hälfte der Strasse hinaus. Ein weisser Geländewagen
stoppte. Wir entfernten die Äste von der Strasse, um das Fahrzeug nicht zu behindern. Doch der Wagen stand still und rührte sich nicht vom Fleck.
Es war ein Fahrzeug der Bangkok Bank. Zwei Herren stiegen aus. Positiv denkend nahm ich an, sie wollten mir Geld bringen und fragte danach.

Kein Geld, lachten sie. Sie suchten ein Grundstück, für welches ein Kunde von der Bank ein Darlehen verlangte. Sie konnten das Land nicht finden.
Verzweifelt zeigten sie mir ihre Landkarte. Ich sah sofort, das war nicht unser Dorf. Mit einem Schnittmuster für Damengarderoben wären sie vielleicht
besser gefahren. Ratlos telefonierten sie an ihre Leitstelle zurück.

Ich erinnerte mich an ein ähnliches Fahrzeug von Thai Airways vor einigen Wochen. Diese Leute fotografierten die frisch angelegten Teiche unseres
Nachbarn, weil seine Frau als Angestellte um einen weiteren Kredit ersuchte.

Ausser bei Diebstählen war ihr Mann mit seinen Projekten selten erfolgreich. Er versuchte es mit Entenzucht,  Fehlanzeige. Die watschelten schneller
davon, als er betrunken laufen konnte. Vor einem Jahr rodete er Mangobäume und bepflanzte das Feld darauf mit Papaya, die ihm unser Dorfgärtner
günstig anbot. Beim ersten Versuch vergass er, die Pflanzen zu wässern und alles verdorrte innerhalb einiger Tage.
Er wagte einen neuen Versuch. Als die Pflanzen grösser wurden und teilweise blühten, wässerte er so stark, dass die Wurzeln abfaulten und die Stauden
eingingen.

Vor einigen Monaten glaubte er plötzlich an ein Teichprojekt. Mit frischen Fischen wollte er schnell reich werden. Er pumpte Abwasser lausigster Qualität
in die teuer ausgebaggerten Naturbecken. Die Trübung des Wassers hatte sich nicht geklärt, als er nach eigenen Angaben bereits zwanzig tausend Fische
einsetzte. Eine grössere Investition bei einem Preis von über zwei Baht pro Tier.

Kaum hatte THAI die Bilder seiner famosen Fischfarm im Kasten, organisierte er eine Party. Teilweise brachten seine Saufkumpane auf ihren Pickups bereits
Angelgerätschaften und Kübel für reiche Beute mit.

Offenbar entging es ihm, dass der Wasserspiegel in den letzten Tagen täglich um etwa zwanzig Zentimeter sank. Er versäumte es, Wasser nachzufüllen.
Der gesamte Fischbestand krepierte jämmerlich.  
Zur Zeit pumpt er wieder mit Waschmitteln durchsetzte Jauche in seine flossenlose Fischzuchtanstalt. Danach benötigt er sicher wieder Geld von seiner Frau,
um neue Fische zu erwerben. Das Stehlen der Tiere in grossen Mengen dürfte für jemanden, der nicht alle Tassen im Schrank hat, relativ schwierig sein.

Einen guten Rat hätte ich schon für den Mann. Ich würde mit dem Geld der Fluggesellschaft folgerichtig Fliegen züchten. Die schauten sich nämlich schon
mal um, als seine Fische stinkend verreckten.




Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 03. Februar 2010, 20:38:07

Hal Low,
nix gegenTHAI und stinkende Fischkadaver,  aber da gefallen mir Geschichten von
sich gegenseitig fütternden Demonstranten und von strategisch perfekt platzierten
Eiswürfeln weitaus besser. :)

Ich frage mich übrigens, ob auch die JAL großzügig Kaffeeteilchen und Kredite verteilte.
http://www.faz.net/s/RubD16E1F55D21144C4AE3F9DDF52B6E1D9/Doc~E11FC50CBE23D48E382CAE6CB9D094364~ATpl~Ecommon~Scontent.html

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 03. Februar 2010, 22:10:53
Lieber Low,

also mit hat die Geschichte ausnehmend gut gefallen. Ich möchte fast wetten, dass seine Frau wieder einen Kredit bekommt, irgendwie muss sich die Fluggesellschaft doch endlich ruinieren lassen.
Die ratlosen Herren der Bangkok Bank schließlichhaben eindringlich demonstriert, dass sie keine Ahnung haben, wo's langgeht.

Bei Dir ist das anders! Herzlichen Glückwunsch zu 70 000Clicks.
Ob wohl allmählich Wetten angebracht sind, wann Du die 100 000 knackst?

Herzlich Grüße und ein genau so herzliches Dankeschön für die unterhaltsamen Augenblicke in Hinterindien.

Wolfram
Titel: Heile Welt mit frommen Sprüchen
Beitrag von: Low am 05. Februar 2010, 13:40:50
Heile Welt mit frommen Sprüchen

Ende Januar empfahl ich die Kraft des positiven Denkens. (1)
Leider übertreiben Menschen alles, sogar das.
Ein Augenöffner war für mich eine Arbeit von Bettina Weber. Sie stellte im Tagesanzeiger ein Buch der Journalistin Barbara Ehrenreich vor:
„Wie Amerika unter dem Zwang zum positiven Denken verblödet.“ (2, 3)

Frau Ehrenreich, achtundsechzig jährig, erkrankte vor neun Jahren an Brustkrebs. Als studierte Biologin konnte sie sich die Krankheit,
die Behandlung und die Nebeneffekte leicht ausmalen. Sie hatte nicht nur Respekt, sondern Angst. Sie suchte Rat.
Den erhielt sie: Sie müsse einen Therapeuten aufsuchen! Mit einer negativen Haltung sei sie Chancenlos, gesund zu werden.
Sie müsse an ihrer Einstellung arbeiten. Sie müsse ihre Erkrankung als eine grossartige Möglichkeit erkennen, um sich persönlich und spirituell
weiterzuentwickeln.

Solche Sprüche vernahm ich auch schon. Mir gefällt das Wort „spirituell“ besonders. Da denke ich sofort an geistige Getränke. (4)
Ehrenreich konnte ihrer Krankheit nichts Positives abgewinnen. Sie empfand ihr Leiden als ungerecht und war wütend.

Ehrenreich sieht im angewandten positiven Denken von heute ein System, das die Menschen nicht glücklich macht, sondern vielmehr zusätzlich
unter Druck setzt. Im Krankheitsfall kann dies zu einer zusätzlichen Belastung werden.

„Barbara Ehrenreich fragt: Wie soll der blosse Vorgang des positiven Denkens eine bestimmte Tatsache verändern können?
Sie sagt: Dieses Land muss wieder begreifen, dass das Gegenteil des positiven Denkens nicht der Pessimismus ist, sondern die Fähigkeit,
Situationen realistisch einzuschätzen und kritisch zu hinterfragen.“

Sollte positives Denken zur Folge haben, dass Unangenehmes nicht mehr thematisiert wird, weil damit eine eingebildete Harmonie zerstört wird,
dann ist das falsch. Man verwischt dadurch bloss ungeliebte Realität.

Beispiele vom Schönreden gibt es viele, von den Bankenkrisen bis zu den weltweiten Befriedungskriegen. Wir können alles total verdrehen,
von der Bevorzugung der Gelben bis zum Hass gegen die Roten, oder umgekehrt.

Ich las meinen Aufsatz noch einmal sorgfältig und fand eigentlich keine Übertreibungen. Retten wir nun Regenwald und entziehen dadurch der
Jugend schädlichen Alkohol. So folgt auf positives Denken konstruktives Handeln!


(1)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg97238#msg97238
(2)
http://www.tagesanzeiger.ch/leben/gesellschaft/Der-Wahn-des-positiven-Denkens/story/29738758
(3)
Barbara Ehrenreich: Smile or Die. How Positive Thinking Fooled America & the World. Granta Publications, London 2009.
(4)
http://de.wikipedia.org/wiki/Spirituosen
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: unsichtbar am 05. Februar 2010, 14:06:13
Besonders den Buchtitel finde ich genial "Smile or Die" (Lächel oder stirb)...    ;D oder  ]-[
das passt auch sehr gut zu einigen Situationen in die man als Alien in Thailand geraten kann.
Dem gegenüber hilft eine grundsätzlich positive Einstellung aber recht gut. Besonders wenn man zur Kasse gebeten wird.
Realistische Betrachtungsweisen machen das Lächeln nur schwerer.

Also, das nächste mal wenn ein Polizist mich anhält und 100 Baht will, obwohl ich garnicht zu schnell gefahren bin, erkenne ich die "grossartige Möglichkeit mich persönlich und spirituell weiterzuentwickeln". Was sollte ich auch anderes tun Low?  ???
Titel: Heile Welt mit frommen Sprüchen - Antwort
Beitrag von: Low am 05. Februar 2010, 17:19:48
@unsichtbar: Als Schnelldenker siehst Du sämtliche Zusammenhänge und durchschaust die Systeme.
Dafür bin ich dankbar. Ich sehe, ich habe meine Eichel nicht vor die Schweine geworfen.

Als beschränkter Mensch lasse ich im Forum alle an meinen mühsam zusammengekratzten Erkenntnissen teilhaben. Auch wenn sie, wie im letzten
Fall, nicht unbedingt zu meinen Gunsten sprechen. Der TIP ist mit seinen Mitgliedern im Entwicklungsland ein Entwicklungsforum. Deshalb verstricken
sich Schreiberlinge oder Schreiblehrlinge immer wieder in (geistige, d.h. spirituelle) Verwicklungen.

http://www.dradio.de/dlr/sendungen/laenderreport/239452/

http://www.dradio.de/dlr/sendungen/merkmal/283533/

"Die Schweine haben sonderlich Lust zu Buchnusslein. Und das Fleisch wird wohlgeschmack und lieblich davon. Doch der Speck der von Bucheckern
gemästeten Schweine ist nicht so fein hart wie der von Eicheln, sondern tropft gewaltig, wenn er im Rauchfang hängt."

Vergesst die Zukunft nicht und vor allem die Feuerbestattung!
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 05. Februar 2010, 17:57:53
und "Die with a Smile"... wird vielleicht auch noch geschrieben.

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 05. Februar 2010, 19:05:57
Hallo Low

Zitat
  Retten wir nun Regenwald und entziehen dadurch der Jugend schädlichen Alkohol.
So folgt auf positives Denken konstruktives Handeln!
 

Was fuer ein ruecksichtsvolles und schoenes Lebensmotto   :]

Gruss  Achim
Titel: Schädlicher und weniger schädlicher Alkohol
Beitrag von: Low am 06. Februar 2010, 22:56:36
Schädlicher und weniger schädlicher Alkohol

@ Kern
Danke.
Man tut, was man kann.

Ein echter Edelmensch in Hinterindien rührt den guten Alkohol für die Jugend im Essig, Kefir, Sauerkraut, reifen Bananen (bis 1%!) und Hustensaft
kaum an. Er säuft weder billigen Brennsprit, Fusel enthaltende Fleckenentferner, penetrant riechendes Parfüm noch akzentuiert animalisches Aftershave.
Dafür gibt es selbsternannte Antialkoholiker, die sich dessenungeachtet bereits am frühen Morgen nach dem Rasieren Wangen, Kinn und Hals
genussvoll mit Hochprozentigem einreiben, dass sogar sensible Küchenschaben das Kotzen kriegen. Andere Rasuren erwähne ich bewusst nicht.

http://kamelopedia.mormo.org/index.php/Anti-Alkoholiker

Eine Auswirkung der Bananendiät beim Säugling beschrieb ich, ohne die Hintergründe zu erkennen, in:
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg93384#msg93384

Wie vielen Männern wurde der Weg zum Alkoholiker bereits in der Wiege durch falsche Ernährung vorbestimmt?
Ich bin sicher ein Opfer dieses amerikanisch imperialistischen Import Bananen Kultes.
http://de.wikipedia.org/wiki/Chiquita_Brands_International
Feststellung 1:
Als Jugendlicher war ich ein Fan von Harry Belafontes Banana Boat Song.
http://www.youtube.com/watch?v=tqVV4GSYrNM&feature=related
Feststellung 2:
Als zukünftiger Entwicklungshelfer sah ich den Film Bananera Libertad. von Gunten, 1970
http://www.landesfilmdienst-bw.de/sixcms/detail.php?id=28085
Feststellung 3:
Bevor ich Bananenküchlein von Lotus-Tesco oder Big C verspeise, kippe ich vorher meist einige Flaschen MaeKhong über das relativ trockene Gebäck.
Feststellung 4:
Immer wieder verspüre ich intensiv den Drang meine persönliche Banane in weiblichen Hohlräumen zu verstecken.

Ich warte gespannt auf erlebte Erfahrungen und entsprechende Therapie Vorschläge. Bin ich ein Einzelfall? Drängt sich die Gründung einer
Selbsthilfegruppe auf?

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 07. Februar 2010, 04:16:13
Lieber Ex-SOW-Ehrenpräsident (oder so) - Du kannst Fragen stellen...

Diese Expertenkommission hat bestimmt kein leichtes Leben und fand die latente Feindschaft
der bösartigen Antialkoholiker sicher mehr als einmal zum  {/

Deine Tapferkeit jetzt als Einzelkämpfer kann man garnicht hoch genug preisen. Da muß man
einfach auch mal ein Hütchen ziehen, - nicht zuletzt vor (ja, ja auch über) die armen, süchtigen
BANANEN, was in der Tat alles andere als banal ist! :)

Mögen sich viele der angefeindeten Experten zu Wort melden und Trost finden im gruppendynami-
schen Zusammensinken, auf dass der EntZUG keinen mehr vor der letzten Sperrstunde hinwegrafft.


 [-] kmr
Titel: Kuan Yin - die Erste
Beitrag von: Low am 11. Februar 2010, 12:05:29
Kuan Yin, (Guan Im) - die Erste

Tin Kuan Yin, tie guan yin, auch Te Kwan Yin, Tie Guanyin und Ti Kuan Yin  bezeichnen eine Varietät der Teepflanze Camellia sinensis aus der
Küstenprovinz Fujian. Die gewonnenen Teeblätter und das damit gebrühte Getränk könnten ebenfalls gemeint sein.
Das war eine Erklärung auf Abwegen. Dennoch empfehle ich, ein Tässchen zu den folgenden, nicht immer leicht verständlichen Erklärungen zu
geniessen. Das Getränk könnte zur Erleuchtung führen, wenn es die Worte nicht vermögen.

Guanyin, Kuan-yin ist im Mahayana-Buddhismus ein Bodhisattva. Sie wird im Volksglauben als Göttin verehrt.
Guānyīn ist die chinesische Variante des Bodhisattva Avalokiteshvara. In Japan ist sie unter dem Namen Kannon, in Vietnam als Quan Am oder
Quan The Am Bo Tat bekannt. Ein älterer Name ist Guanzizai, japanisch Kanjizai.
In Thailand wird sie als Guan Im hochverehrt.

Im Mahayana-Buddhismus werden Bodhisattvas als nach höchster Erkenntnis strebende Wesen angesehen. Sie suchen auf dem Wege der
Tugendvollkommenheit, Sanskrit: paramita, die Buddhaschaft.
Der Kern der Bodhisattva-Philosophie ist der Gedanke, nicht selbstsüchtig für sich allein Erleuchtung zu erlangen und damit in das Nirwana
einzugehen, sondern zuvor anderen Wesen zu helfen, sich aus dem endlosen Kreislauf der Reinkarnationen, Samsara, zu befreien.
Es wird unterschieden zwischen irdischen und überirdischen Bodhisattvas. Die einen sind im Weltleben stehende Menschen, die durch ihre
Güte, maitri, und ihr Mitgefühl, karuna, gefordert - ihre Verdienste zum Wohle aller Wesen, von Menschen und Tieren, einsetzen.
Die anderen sind überirdische, transzendente, Charaktere, die in gleicher Weise beistehen und auf den Pfad der Befreiung führen.
Avalokiteshvara, auch Lokeshvara, Guanyin, Kannon oder Guan Im ist ein(e) transzendente(r) Bodhisattva.
Die chinesische Tang-Dynastie, 618 bis 907, zeichnete sich durch Toleranz aus. Viele Religionen begegneten sich damals intensiv. In der
Volksfrömmigkeit bestand ein grosses Bedürfnis nach einer Gottheit mit femininen Attributen.
Eine beliebte Göttin aus der Zeit des Daoismus war Xīwángmu, die Königinmutter des Westens, die alte Grossmutter aus dem Taishan Gebirge.
Hsi Wang Mu spielte als Unsterbliche, Lehrerin, Symbol der Transzendenz und Vermittlerin zwischen den himmlischen und den irdischen Reichen
eine herausragende Rolle.

Das Lotos-Sutra aus dem Mahayana-Buddhismus wurde mehrfach ins Chinesische übersetzt. Eine bedeutende Übersetzung von Kumarajiva
stammt aus dem Jahr 406. Der Name des Bodhisattvas Avalokiteshvara wurde aus dem Sanskrit in den chinesischen Namen Guānshìyīn übersetzt.
Durch die Vermischung dieser und anderer religiöser Ideen entstand im Laufe der Zeit die „Göttin“ Guanyin.

Im 9. und 10. Jahrhundert wurde Guanyin im Nordwesten Chinas häufiger als weibliches Wesen dargestellt. Ab dem 12. Jahrhundert wurden in
den religiösen Zentren alte Geschichten von Göttinnen und Helden vermehrt mit Guanyin in Verbindung gebracht.
Heute wird sie verehrt als die Göttin der Barmherzigkeit, der Frauen und Kinder, der Gnade und des Mitgefühls.
 
Zu viele Worte ergeben vielfach wenig Sinn. Ich befragte öfters Menschen in Thailand zur Person von Guan Im. Sie erklärten mir kurz und bündig:
„Guan Im ist ein Buddha.“

Es gibt es unzählige Gemälde und Plastiken mit Darstellungen der Kuan Yin oder Guan Im.

Eine kleine Auswahl zeigt:
http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Guan_Yin?uselang=de


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: unsichtbar am 11. Februar 2010, 13:01:12
Danke Low, für diese interessante Exkursion.
Statuen dieser Göttin habe ich in Thailand schon öfters gesehen, nicht zurletzt im grossen, chinesischen Tempel in Bangkoks "Chinatown" (siehe Bild).
Aber bissher konnte ich mir darunter garnichts vorstellen. Meine Frau gab mir nur eine sehr kurze, eher unzureichende Erklärung. Chinesische Göttin halt.
Im TIP-Forum lesen bildet!

(http://666kb.com/i/bgln8g46wa3prwpjv.jpg)
Titel: Kuan Yin
Beitrag von: Low am 11. Februar 2010, 13:48:27
Deine Abbildung freute mich sehr. Danke @ unsichtbar.
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.
Titel: Bodhisattva und Quantenmechanik
Beitrag von: Low am 12. Februar 2010, 11:13:28
Bodhisattva und Quantenmechanik

Kuan Yin – die Zweite

Die Bodhisattva Geschichte war nicht besonders einfach. Bei schwer verständlichen Texten bitte ich manchmal einen guten Freund um Sichtung
des Materials. Seine berechtigte Frage war:

„Findest Du in diesem Denken wirklich endgültige Wahrheit?“

Meine Antwort lautete:
„Die bescheidene Erklärung ist bloss die Einführung für zwei weitere Geschichten.
Es schadet kaum, wenn ich im Hopfenacker pflüge und gleichzeitig etwas Tee und Hintergründe vermittle.
Ob die ´Guan Im´ ein oder eine Bodhisattva ist, oder gar eine Göttin, interessiert mich wenig. Solche Gedanken überlasse ich anderen.
Ich bin nicht Missionar. Die Wahrheit liegt in der Schönheit.“

Ein weiterer, fast reformatorischer Gedanke ist: Wenn die göttliche Guan Im ein Kind des Bodhisattva Avalokiteshvara wäre, ist sie mit knapp
eintausend Jahren ein Teenager im Nirvana, im Vergleich zu Buddha mit über zweitausendfünfhundert  Jahren. Die Bilder jedenfalls zeigen eine
deutliche Sprache, oder darf ich mir eine neue Brille besorgen?

Vor vielen Jahren musste ich fast freiwillig Arbeiten von Werner Heisenberg lesen. Er war einer der bedeutendsten Physiker des 20. Jahrhunderts.
Er formulierte bereits 1927 eine fundamentale Aussage der Quantenmechanik als Unschärferelation: Ort und Impuls als Messgrößen eines
Teilchens können gleichzeitig nicht beliebig genau bestimmt werden.

Vielleicht ist es vermessen, eine Unschärferelation auf Bodhisattvas anzuwenden.
Mir gefällt die Idee. Zum Glauben gibt es von Werner Heisenberg eine wunderschöne, tiefschürfende und beinahe unglaubliche Geschichte:

„In der Nähe unseres Ferienhauses in Tisvilde wohnt ein Mann, der hat über der Eingangstür seines Hauses ein Hufeisen angebracht, das nach
einem alten Volksglauben Glück bringen soll. Als ein Bekannter Niels Bohr fragte:
«Aber bist du denn so abergläubisch? Glaubst du wirklich, daß das Hufeisen dir Glück bringt?», antwortete er:
«Natürlich nicht; aber man sagt doch, daß es auch dann hilft, wenn man nicht daran glaubt.» “
Werner Heisenberg, Der Teil und das Ganze

http://de.wikipedia.org/wiki/Werner_Heisenberg

http://de.wikipedia.org/wiki/Niels_Bohr


 


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 12. Februar 2010, 20:17:10
Lieber Low-Pflüger,

das ist ja weit mehr als tiefschürfend und so viel Denkwürdiges macht mir Kopfschmerzen.
Vielleicht fällt mir nach einem doppelten Aspirin eine halbwegs sinvolle Antwort ein, doch
erst einmal sind hier die Philosophen unter den Forencracks gefordert.

Außerdem werde ich nach dem Drink die Wahrheit in der Schönheit der Schneelandschaft
suchen, da der Rasierspiegel in dieser Hinsicht auch heute wieder total versagt hat.  :) :)

mfg kmr
Titel: Kuan Yin und Tiger
Beitrag von: Low am 13. Februar 2010, 10:40:51
Die besten Wünsche zum chinesischen Neujahr, Frühlingsfest, auch Mond Neujahr genannt.

Wie ich vernahm, ist das Jahr des Tigers nicht sonderlich gut geeignet für das Heiraten.
Mann ist besser mit Tiger aus der Flasche beraten.

Die Jahreszeit ist gut geeignet für Geschichten um Kuan Yin - Guan Im.
Die zwei nächsten Aufsätze sind wieder volksnah und einfach zum Verstehen.
Ich nehme an, es braucht dazu weder Ausdauer, Aspirin noch Alkohol.

Low

Philosophen im Forum kannst Du vergessen!
Das sind bloss Männer, die zu viel soffen.
Titel: Reisen mit der Göttin
Beitrag von: Low am 14. Februar 2010, 00:06:40
Reisen mit der Göttin

Kuan Yin – die Dritte

In den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts bereiste ich mehrere Länder in Südostasien, unter anderen Malaysia.
In der Gegend um Kota Bahru entdeckte ich mitten im streng muselmanischen Gebiet eine sehr fein gearbeitete Kuan Yin aus Bronze.
Kota Bahru war eine der konservativsten Städte Malaysias und hatte die strikteste islamische Gesetzgebung. Die strenge Religions-Polizei,
die gab es, sorgte für die strikte Einhaltung der Verordnungen und Gebote. Sie überprüfte Unterkünfte und Hotels betreffend Tugend und
Status der Gäste und kannten keine Skrupel, im Zweifelsfalle in Zimmer einzudringen. Moslems konnten keine Kuan Yin erwerben.
Deshalb wurde mir das einzigartige Stück sehr günstig angeboten.
Ich schaute mit die faszinierende Statue mehrere Tage lang immer wieder an und überlegte, ob ich ein so grosses, schweres Metallstück mit
mir herum schleppen und eine Beschädigung ohne spezielle Verpackung riskieren wollte. Ich verzichtete darauf und reiste vermeintlich ohne
Ballast weiter.

Vor der Rückreise nach Europa blieb ich wenige Tage in Bangkok. Die chinesische Göttin ging mir nicht aus dem Sinn. Sie verfolgte mich, wie einst
meine Freundin, auf Schritt und Tritt. Ich fragte mehrere Leute, wo ich eine Kuan Yin kaufen könne. Niemand verstand mein Anliegen. Ich machte
eine einfache Skizze des gesuchten Gegenstandes und mein Publikum rief erfreut: „Guaaan Ihhhm!“
Danach wurde ich mit Adressen von China Town bis River City überhäuft.

Ich folgte den Spuren der Göttin und fand Prachtstücke in allen Grössen und Preislagen. Die Figuren waren aus Bronze, Holz, Papiermaché, Plastik,
Stein, Marmor und Jadeit. Teils bemalt, teils vergoldet. Aber auch vermodert, von Termiten angefressen oder vom Bronzekrebs befallen.
Eine der schönsten, mittelgrossen Bronzefiguren mit vielen Details versehen fand ich in River City. Der Preis war angemessen.
Für die Reise zurück nach Malaysia hätte mir die Zeit gefehlt. Womöglich war das gute Stück, das mich im Nachhinein so stark beschäftigte, bereits
weg.

Ich organisierte in der Stadt der Engel Bubble Paper, eigentliche Luftblasen-Plastik und gebrauchten Karton, um meinen Schatz stosssicher zu
verpacken. Dann schnitt ich mit dem Victorinox-Messer eine Schachtel zurecht. Auf der Verpackung stand rein zufällig eine Bezeichnung in Thai
und Englisch: „Holzschnitzerei aus Chiang Mai.“
Wir reisten beide relativ gut. Ich nahm frühmorgens meine Koffer und den Behälter mit der Göttin vom Transportband und begab mich zum Zoll.
Ungeschickterweise, ich trug einfach zuviel Krempel, rutschte mir dort das „Woodcarving from Chiang Mai“ aus den Händen und knallte ungehindert
auf den Boden.
Der Zöllner grinste mich an und meinte hämisch:
„Jetzt ist es kaputt!“
„Muss ich es trotzdem verzollen?“
Er winkte mich gnädig durch. Ich glaubte an meine Verpackungskünste mit dem Bubble Paper.
Zu Hause fand die unversehrte Göttin einen gebührenden Platz auf einer Anrichte aus Rosenholz. Das vergoldete Hufeisen, ehemals ein Geschenk
meiner Grossmutter, siehe Quantenmechanik, verschenkte ich.

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 14. Februar 2010, 20:34:51
Low,
das war wieder eine sehr  schöne Geschichte. - Ja, was wären wir denn, ohne unsere Göttinnen? 
Auch wenn die meisten nicht im Karton reisen und da auch nicht immer eine eigene Aircon haben; 
die Freude beim Auspacken ist nachvollziehbar,erst recht wenn alles heil und an Ort und Stelle ist.

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 14. Februar 2010, 22:03:34
Meine erste "Guaaan Ihhhm" habe ich vor Jahren in Bang Saen kennengelernt. Gleich unten an der Beachm ist ein hervorragendes Sea Food Restaurant, welches wir während meiner Sturm- und Drangzeit immer vom Flughafen her auf dem Wege nach Patty angelaufen haben. Die Dame am Hügel war nicht zu übersehen.

Zu gewissen Jahreszeiten, je nach dem, wann ich ankam, musste meine damaligen Lebensabschnittspartnerin dort beten. Dies war immer mit einer gewissen vegetarischen Periode verbunden. Wie die Thailänder sagen: "kein beef". Hühnchen, Schweinefleisch und anderes OK. Vegetarisch eben.  ;D    
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 15. Februar 2010, 00:41:20
@ Profuuu

Danke.

Echte Nudisten, ich meine – militante Buddhisten –
essen mit oder ohne Gähn Ihm kein Rind.
Warum – keiner weiss es.
Es könnte damit zusammenhängen, dass Buddha nach dem Fasten eine PastMilch (Sponsor ausgeblendet)
schlürfte oder gulpte.

Pfortsetzung pfolgt.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 15. Februar 2010, 01:18:29
Das erklärt auch, warum z.B. lebende Schweine wie Jungpalmen auf dem Rücksitz des Mopeds eingeschnürt in ein Netz befördert werden, als ob sie zarte Pflänzchen wären. Also rein vegetarische Wesen.

Schweine, Hühner und Fische sind halt pflanzliche Wesen. Guan Im sagt das so. Irgendwo in ihren Analen steht, dass Schweine mit den Alpenveilchen genetisch verwandt sind. Ein Verzehr wäre damit während des vegetarischen Gelübdes unbedenklich. Ne Frau halt, die sowas behauptet.  ;)

(http://img.photobucket.com/albums/v492/profuuu/Bangkok/DSCF3468Resized.jpg)
Bang Saen
 
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 15. Februar 2010, 05:43:17
@Profuuu

Dass die Schweine genetisch mit der Alpenveilchen verwandt sind, dürfte kaum ein ernsthaft
denkender Mensch bestreiten. Zweifel sind aber angebracht über die genannte Fundstelle von
Guan Im´s diesbezüglichen Erkenntnissen.

 ??? kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 15. Februar 2010, 06:22:21
@kmr,

ich bezweifel, dass Guam Im eine Diskussion über vegetarische Schweine recht wäre.  Das würde das gesamte Weltbild der Thais über Vegetarismus? auf den Kopf stellen. Schweine (und Hühner) gehören zur Kategorie des Gemüses. Basta! Nur so lässt sich die "Fastenzeit" überstehen.  ;D

Alles andere wäre kein sabei und schon gar nicht sanuk.   
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 15. Februar 2010, 07:01:06
Geehrter Profuuu,
ich schätze, Du hast meinen Beitrag ein wenig mißverstanden. Mai bpen rai.

Gruß, kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Profuuu am 15. Februar 2010, 07:03:39
es gibt leider keinen überdeutlichen Ironie-Smilie--- 
Titel: Bergschwein im Rotwein
Beitrag von: Low am 15. Februar 2010, 14:24:16
Danke für die Illustration.

Von der Pose her ähnelt die Bang Saen ´Guan Im´ der Bodhisattva in der folgenden Geschichte, Kuan Yin -  die Vierte.
Linkshändig Gnade ausgiessend, Blaudachfreunde sehen mit Freude die blaue Vase, rechtshändig segnend. Die Wangen haben ein fast ungesundes rot.
Ich glaube ein diplomierter Optiker würde eine Brille verschreiben. Besonders beachtenswert sind die Fliegerohren. Möglicherweise ist das eine
Erdbebensicherung. Sie könnten auch durch erheblichen Genuss von Cyclamen persicum, Alpenveilchen, bedingt sein.
Wie der Name andeutet, liegt Ihre Heimat nicht in den Alpen, sondern in bergigen Gebieten des östlichen Mittelmeers.

Vorsicht:
in der Knolle des Alpenveilchens finden sich Triterpensaponine, unter anderem das Cyclamin. Bereits 0,2 g der Knolle lösen erste Vergiftungserscheinungen
aus und 8 g gelten als tödliche Dosis!

http://pharm1.pharmazie.uni-greifswald.de/systematik/ergaenz/tritesap.htm
http://www.toxcenter.de/stoff-infos/c/cyclamin.pdf

Für Vegetarier:
Nussschinkli vom Bergschwein im Rotwein

http://www.gastrobern.ch/File/R5.pdf

Lieber ein Bergschwein im Teller als ein Alpenveilchen im Topf.


Titel: Mehr Bergschwein
Beitrag von: Low am 15. Februar 2010, 23:21:07
Mehr Bergschwein

Könnte man aus Alpenveilchen Spirituosen brennen, würde ich Blumenfreund.
Speziell deshalb, weil man Flaschen nicht giessen muss.

Jamón Serrano
Dieser beliebte Schinken stammt aus den Keulen weisser andalusischer Bergschweine. Er wird in Meersalz eingelegt. Dann reift er mindestens
neun Monate in Trockenspeichern. Trotz häuslicher ´Guan Ihm´ trifft ihn im Kühlschrank die Schwindsucht. Er verschwindet.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 16. Februar 2010, 04:19:54
15.2.2010 - Rosenmontag!
Aus Rio hier eine besonders schöne  Variante der auch dort so verehrten Guan Immen:
http://www.pressezone.com/2009-03-14_skw_sambaparty7.jpg  
Ob es sich in Wirklichkeit um verzauberte Zuckerhut-Alpenveilchen handelt, ist nicht eindeutig
wiederlegt. Die Untersuchungen nehmen einfach kein Ende. :) :)

Kölle Alaaf !!
kmr

Titel: Kuan Yin, Abgeschoben
Beitrag von: Low am 16. Februar 2010, 10:37:20
Kuan Yin,  Abgeschoben                                                       Februar 2010

Kuan Yin – die Vierte

Vor etwa sechs Jahren war ein Frachter von China unterwegs nach Australien. Er hatte viel Krempel und einige wenige Kunstgegenstände an Bord.
Die australische Zollbehörde weigerte sich, eine Einfuhrbewilligung auszustellen. Nachdem das Schiff vergeblich einige Wochen im Hafen dümpelte,
stachen die Leute mit dem Gemischtwarenladen unverrichteter Dinge wieder in See. Das neue Reiseziel war Thailand.

Ein Teil der Fracht landete weit weg von der See im nördlich gelegen Chiang Mai.
Ein sehr langes, schlauchartiges Verkaufszelt zeigte all die Gegenstände und Schätze aus China. Unmengen von Porzellan, Teller, Tassen, Kannen,
Becher, Schüsseln, Kübel, Hocker und Tische in allen denkbaren Grössen und Farben standen herum. Drei Meter hohe bunte Vasen, echte Kunstwerke
der Brennereien,  sinnlos für Stiefmütterchen, Rosen oder Nelken; suchten Käufer.
Überall hingen Bilder, gemalt, in Seide gestickt oder Montagen aus Halbedelstein, Perlmutt und Muscheln, meist etwas kitschig anzusehen. (1)
Ein zoologischer Garten aus grellfarbigen hochglänzenden Porzellantieren verteilte sich über das weitläufige Areal. Ein ganzer Olymp von bärtigen
und bunten chinesische Göttern und Göttinnen, darunter Hsi Wang-Mu - Königinmutter und Herrin des Himmels, Lu Hsing - Gott des Reichtums und
Wohlstands, Fu Hsing - Gott des Glücks und Shou Hsing - Gott des langen Lebens, um nur eine wichtige Familie zu nennen, bereicherten das Zelt
durch ihre Anwesenheit. Es ist weitaus schlimmer sich bloss in Gedanken mit diesen Gottheiten anzulegen, als sich mit heissblütigen, rachedürstigen
und extrem eifersüchtigen Schönheiten aus dem Reich der Mitte zu überwerfen.
Fettleibige Buddhas in allen Grössen von S bis XXL und weitere wohlfeile Glücksbringer bevölkerten die Ausstellung. Dazwischen stapelten sich
sperrige, meist schwarzlackierte, goldverzierte Möbelstücke. Die Bewacher und Händler sassen gelangweilt herum und stopften sich ihre Wänste
aus überquellenden Reisschüsseln. Kein Schwein interessierte sich indessen für all den Plunder.

Da wir in der Gegend auf Bekannte warteten, schauten wir uns im überbordenden Flohmarkt näher um. In einer abgelegenen Ecke stand zwischen
modernen, zum Teil abstrakten Metallskulpturen etwas verloren eine Kuan Yin. Fast lebensgross goss sie aus einer zierlichen Vase ihre Gnade für
uns irdische Lebewesen aus und lächelte milde unter einem zu schweren Kopfschmuck, während sie den rechten Arm segnend hob.
Durch Schmutz und Dreckkrusten erkannte ich eine relativ gediegene Arbeit. Der Chef persönlich kümmerte sich um mich. Er unterhielt sich in bestem
Englisch, sprach Thai und sogar einige Brocken Deutsch. Er lamentierte über sein schweres Schicksal und den traurigen Geschäftsgang.

Ich entfernte mich von der Göttin, besichtigte einige grössere Porzellankübel, klopfte fachkundig daran, vernahm Resonanzen und Dissonanzen
und fragte ganz nebenbei nach dem Preis der Kuan Yin. (2,3)

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Perlmutt
(2,3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Resonanz_(Physik)
http://de.wikipedia.org/wiki/Dissonanz

Fortsetzung folgt.
Titel: Kuan Yin – die Vierte
Beitrag von: Low am 17. Februar 2010, 11:18:00
Kuan Yin – die Vierte

Fortsetzung

Er meinte, hunderttausend Baht wären ein Schnäppchen. Dann begann ich zu jammern, über die galoppierende Teuerung, die knappe Rente,
die korrupte Verwaltung, das habgierige unqualifizierte Personal und die egoistischen Weiber, die sich plündernd auf wehrlose alte Männer
stürzten. Ich war so überzeugend, dass mir selbst die Tränen in die Augen schossen ob all dem Übel, dem ich ohnmächtig ausgesetzt war.

Ich bot nichtsdestoweniger versuchsweise fünfundzwanzigtausend Baht. Fast unerwartet nahm er mein Angebot an. Seine Familie jedoch
wehrte sich gegen den Handel. Vor allem die Tanten und seine Frau, eine aufgetakelte Spielernatur, die in einem Tag ohne eine Miene zu
verziehen Hunderttausende verzocken konnte, kreischte wie eine Kreissäge:  „Alles unter achtzigtausend Baht ist ein kolossaler Verlust!
Jeglicher Verkauf ist ausgeschlossen! Das ist ein ehrbares Geschäft, kein Wohltätigkeitsinstitut für Huren, Penner und Tagediebe!“
Während die hinterhältige Hyäne heulte und für Mann und Kundschaft keine konstruktiven Kosenamen übrig hatte, gluckerten die
aufgescheuchten Tanten aufgeregt. Der Clochard mit Beischläferin verliess leise den wundersamen fernöstlichen Bazar.

Wochen später öffnete der Himmel seine Schleusen. Es war Regenzeit.
Töpfe, Teller und Kübel in der Ausstellung füllten sich langsam mit Wasser. Über einige Stickereien tröpfelten Rinnsale aus dem teilweise
beschädigten Zeltdach. Es war ein Bild des Jammers und langsamer, unaufhaltsamer fortschreitender Zerstörung. Nässe tropfte erbarmungslos
auf die ferne Göttin der Barmherzigkeit. Sogar der Herr Chief Executive Officer (CEO) machte den Eindruck eines begossenen Pudels. (4)

Wir reisten für zwei Monate nach Europa. Wir froren dort meist jämmerlich und waren glücklich, wieder in das feuchtwarme Chiang Mai
zurückzukehren.
Eines Tages sahen wir den immer noch existierenden, mittlerweile durch die Witterung schwer lädierten China-Markt wieder. Viele Sachen waren
unrettbar zerstört. Wir fragten uns, ob die ´Guan Im´ wohl verkauft sei.
Wir sahen sie nass, einsam und verlassen in der Nähe ihres alten Standortes. Sie litt unter dem Wetter und hatte eindeutige Korrosionsschäden.
Der Regen vermischte sich mit dem vorhandenen jahrealten Schmutz und bildete aggressive Säuren, welche das Metall stellenweise sichtbar
angriffen.
Die Familie des Händlers war nicht zu sehen. Die Verwandtschaft flüchtete sich ins Trockene. Der Regen tröpfelte mild und warm auf uns.
Für weniger als fünfundzwanzigtausend wechselte die Göttin den Besitzer. Vorsorglich holte Dick den Wagen, während ich die Scheine zählte.

Die grösste Überraschung erlebten wir zu Hause. Wir entfernten stundenlang sorgfältig klebrigen Schmutz vom Metall. Wir benutzten
Fensterputzmittel, Nitroverdünner und mildes Seifenwasser mit Wattestäbchen und sanften Tüchern.
Ein dunkelbrauner Dreckschleier verbarg elegant ziselierte Goldeinlagen auf dem modischen Gewand, welches von den Schultern bis fast zu den
Zehen reichte.
Je länger wir arbeiteten, desto schöner strahlte das eigentlich leblose Material. Es schien, als die Göttin der Gnade uns dafür belohnte, dass
wir sie endlich aus dem feuchten Mief und Dreck befreiten.

(4)
http://de.wikipedia.org/wiki/Chief_Executive_Officer


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 17. Februar 2010, 12:30:51
Lieber Low,

ich gehe davon aus, dass die gnädige Göttin es gut bei euch hat.
Wir wollen hoffen, dass sie weiter so gut durch die Zeiten kommt.
Während ihrer Wartezeit auf euch hat sie sich doch prächtig unter Schmutz und Staub getarnt. Ganz schön pfiffig, die alte Dame. :]

Richte der Göttin meine besten Grüße aus.

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 18. Februar 2010, 00:00:31
Low, Geduld, gepaart mit Zielstrebigkeit lohnen sich fast immer. Gratulation!
Ja, und grüße ebenfalls  die andere Göttin auf dem "fernöstlichen Diwan",die
auch sonst so viel von Restaurierungen versteht,  :) 

mfg kmr
Titel: Auf dem Rücken einer Göttin...
Beitrag von: unsichtbar am 18. Februar 2010, 17:19:57

Kuan Yin - Verzierungen:

Ein schöner Rücken kann auch entzücken.
 
Wie bei kostbarem Porzellan hinterliess diese Manufaktur eine Kennzeichnung.
Weiss jemand mehr?"


(http://666kb.com/i/bgsx9tsjvbqsl6bkw.jpg)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 19. Februar 2010, 20:24:07


Danke @ unsichtbar.
Ähnlich dürfen sich die Leser die Kuan Yin vom Markt vorstellen.
Die ganzen Feinheiten waren durch eine massive Schmutzschicht verborgen
und schützte vor Dieben und neugierigen Blicken.

Die sechs Zeichen des Herstellers sind interessant.
Denkbar ist, dass der Laden auch Schwerter schmiedete.
Ich habe ähnlich verzierte Waffen gesehen.
Hat eines der Mitglieder so ein Brotmesser zu Hause?
Titel: Über den Nutzen der Nutzlosigkeit
Beitrag von: Low am 20. Februar 2010, 13:15:08
Über den Nutzen der Nutzlosigkeit

Wir leben in Hinterindien in einer fremden Welt. Der regellose Moloch Strassenverkehr belastet die Nerven. Die Landwirtschaft produziert
andersartige Produkte. Das Essen ist nicht nur würziger, sondern bunter und leichter. Die leichten Frauen sind noch gunstbeflissener als
anderswo. Es gibt zahllose unbekannte Geister und Götter. Lebenseinstellung und Denkweisen sind schräg exotisch. Eine Logik nach unseren
Massstäben existiert offenbar nicht.

Uralte Erkenntnisse chinesischer Philosophen könnten uns unter Umständen die Türen spaltweit für unbekannte Dimensionen öffnen, die
doch eigentlich sehr naheliegen.

„Der Wissende nämlich spricht nicht,
der Sprechende weiss nicht.“

Zhuāng Zi, Dschuang Dsï, lebte von 365 - 290 vor Christus zur Zeit der streitenden Reiche im Fürstentum Song. Sein richtiger Name war
Zhuāngzhōu. Er war der zweitwichtigste Vertreter des Daoismus nach Lao Zi, Lao Tze.
Er verfasste als Philosoph und Dichter das Werk: Zhuangzi. Dies ist eine Textsammlung, deren Autorschaft teilweise ungeklärt ist. Sie besteht
aus dreiundzwanzig Büchern.
Im Zuge der Verehrung Zhuang Zhous als daoistischer Heiliger im Jahre 742 unter Kaiser Xuanzong erhielt sein Buch den Ehrentitel:
„Das wahre Buch vom südlichen Blütenland“.

Nach der Lehre von Zhuang Zi kann sich der Mensch nicht gegen sein Schicksal auflehnen. Die Menschen sollten vielmehr danach streben,
die bedingungslose Freiheit ihres Geistes zu bewahren.

Aus der Einleitung erfahren wir:
Dschuang Dsï läßt sich unter die Denker des objektiven Idealismus einreihen. Wir finden bei ihm die Mystik des Aufschwungs, nicht des
Versinkens.

Über zwei Denker, Hui Dsï und Gung Sun Lung. steht im Text:
»Hui Schï hatte viele Methoden. Seine Schriften füllten fünf Wagen. Seine Lehren waren widerspruchsvoll, seine Worte trafen nicht das Rechte.
Über alle Dinge machte er sich der Reihe nach Gedanken. Er äußerte unter anderem: ›Das Größte, das nichts mehr außer sich hat, ist das Große
Eine; das Kleinste, das nichts mehr innerhalb hat, ist das Kleine Eine (Atom). Diese (Atome) haben keine  Ausdehnung und lassen sich daher
nicht aneinanderreihen, und doch erfüllen sie tausend Meilen. Der Himmel ist so niedrig wie die Erde (nicht räumlich von ihr getrennt). Ein Berg
ist eben wie ein Sumpf (wenn man die entsprechenden Maßstäbe anlegt). Die Sonne steht sowohl im Mittag als im Abend (je nach dem Standpunkt
des Beobachters). Ein Ding ist sowohl lebendig als tot (je nach dem Zeitpunkt der Betrachtung). Die Südgegend hat keine Grenzen und hat doch
Grenzen. Wenn ich heute einen Punkt erreiche, so war ich schon vorher angekommen (in Gedanken). Verschlungene Ringe lassen sich lösen
(begrifflich). Ich kenne die Mitte der Welt: sie ist nördlich vom Nordland Yen und südlich vom Südland Yüo (Jeder Punkt kann als Mitte der Welt
betrachtet werden). Für den, der alle Dinge mit seiner Liebe umschließt, ist Himmel und Erde einerlei.‹ Auf diese Weise machte sich Hui Schï der
ganzen Welt bekannt, und alle Sophisten kamen, um mit ihm zu disputieren und miteinander sich zu ergötzen.
›Im Ei sind Federn. Das Huhn hat drei Beine (2 Beine und Gehvermögen). Ying (die Hauptstadt von Tschu) besitzt die Welt (weil der König von
Tschu Herr der Welt genannt wurde). Einen Hund könnte man ebensogut Schaf nennen (weil alle Namen willkürlich sind). Ein Pferd hat Eier
(aus denen die Jungen sich entwickeln). Der Frosch hat einen Schwanz (als Kaulquappe). Feuer ist nicht heiß (an sich). Der Berg hat einen Mund
(Echo). Das Rad drückt nicht auf die Erde (sondern berührt sie nur in einem Punkt). Das Auge sieht nicht (sondern der Mensch). Der Finger berührt
nicht, das Berühren hört nicht auf. Die Schildkröte ist länger als die Schlange (an Lebenszeit). Das Richtmaß ist nicht viereckig. Der Zirkel kann
nicht für rund gelten. Die Axtöse umschließt nicht den Stiel. Der Schatten eines fliegenden Vogels bewegt sich nicht. Der schnellste Pfeil hat in
seinem Fluge eine Zeit, da er weder fliegt noch ruht. Eine Dogge ist kein Hund (sondern ein Hund + besondere Merkmale). Ein gelbes Pferd und
ein brauner Ochs sind drei (weil das Pferd sowohl durch seine Gestalt als durch seine Farbe vom Ochsen verschieden ist). Ein weißer Hund ist
schwarz (in den  Augen). Ein verwaistes Kalb hat nie eine Mutter gehabt (solange es eine Mutter hatte, war es nicht verwaist). Wenn man von
einem Stab, der einen Fuß lang ist, jeden Tag die Hälfte wegnimmt, kommt man niemals zu Ende.‹

Quellen:
http://www.zeno.org - Zenodot Verlagsgesellschaft mbH

Dschuang Dsï: Das wahre Buch vom südlichen Blütenland. Übersetzt v. Richard Wilhelm, Düsseldorf/Köln: Eugen Diederichs Verlag, 1972.

Zhuangzi - Das Buch der Spontaneität: Über den Nutzen der Nutzlosigkeit und die Kultur der Langsamkeit. Das klassische Buch daoistischer Weisheit

Titel: 200
Beitrag von: Low am 21. Februar 2010, 16:10:41
Zweihundert Menschen, die sich nutzlos über die Nutzlosigkeit informierten und ohne sinnvollen Kommentar über den Sinn des Lebens konterten,
lassen stark vermuten, dass die Auflagen von Zhuang Zhous Werken verschiedene Verleger verhungern liessen.
Null Promille Lacher, mit einem Klick für schreibmüde Juni-, Seni- und andere O(h)ren als Smiley darstellbar, sind auch eine Sprache.
Trotz dem - danke für das Interesse. Klicken, lesen und verstehen ist Schwerarbeit, vor allem im wieder tropisch warmen Hinterindien.
Prost
Low
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 21. Februar 2010, 22:33:21
Lieber Low, entspann Dich und siehe es mit stoischer Gelassenheit.

Es ist eben nicht immer einfach adäquat zu reagieren und ich denke, es geht allen so, die auf
gute Postings keine Antwort kriegen. Das ist halt SO und manchmal schon frustrierend;  nicht
nur im besten - Thai-Forum. Aber das Thema hatten wir hier ja schön öfter. [:-]]

Wenn Klugheit wagenweise daherkommt, wie oben geschildert, auch noch wiedersprüchlich ist,
ist das dann noch Weisheit? Am Ende bleiben immer mehr Fragen als Antworten. Da ich selbst
mit meinem "Latein am Ende" bin, hier ein paas Weisheiten von KONFUZIUS, dem Edlen:
http://www.konfuzius.net/?p=1

mfg n
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 21. Februar 2010, 23:19:08
Lieber Low,

ich vermute bisweilen, dass sich etliche chinesische Philosophen selber nicht verstanden haben!
Nicht selten folgen herrlichen Erkenntnissen Platituden der allerprimitivsten Machart.
Ich habe mehr davon, mich mit den griechischen Denkern und Philosophen der vorchristlichen Zeit auseinander zu setzen.

mit  "et respice finem"  neuschwäbisch: des outcome net aus de Auge verliere!

"oder  scire nefas
quem mihi quem tibi
finem di dederint"    neuschwäbisch: net dumm rumspekuliere,was die Zukunft bringt - anders gesagt: bring amol Deine aktuelle Probleme uff die Reih'!

Schönen Sonntag und beste Grüße an Deine Liebste

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 22. Februar 2010, 11:54:18
Rein geophysisch so wie geologisch liegen die Chinesen einfach näher bei Hinterindien als die alten Griechen. Dass die griechischen
Weisheiten wenig taugen, demonstriert das neue Griechenland eindrücklich.

Aber recht habt ihr alle beide:
Kung fu tse, Konfuzius kann konfus machen. Ich wollte, weil es hier üblich ist, konfuses denken vermitteln.
Ich befasste mich schon früher mit dieser Problematik und beschäftigte mich sogar mit dem Handbuch des nutzlosen Wissens.
Wussten Sie beispielsweise, dass es in den USA mehr Psychoanalytiker als Briefträger gibt?
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: unsichtbar am 22. Februar 2010, 17:56:26
Low, das auf deine kleine Abhandlung in die Gefilde der verwirrenden Gedankengänge noch niemand reagierte, liegt am anhaltenden Grübeln derer die versuchen zu verstehen was Hui Schi uns sagen wollte.

Wenn das sinnfreie und z.T. schmerzhafte Grübeln über einen längeren Zeitraum anhält sollte professionelle Hilfe eingeholt werden, sonst gibt es bald mehr Patienten als Briefe... auch in Hinterindien.

Zitat
Wenn man von einem Stab, der einen Fuß lang ist, jeden Tag die Hälfte wegnimmt, kommt man niemals zu Ende.
Da unterscheidet sich der Theoretiker vom Praktiker. Wenn der gute Mann das je versucht hätte, wüsste er das wenige Tage nach dem Zahnstocher quasi ein technischer KO eintritt. Aber Theorie und Praxis...




Titel: Gedankengänge
Beitrag von: Low am 22. Februar 2010, 21:22:22
Gedankengänge

Die Gedankengänge der chinesischen Philosophen jener Zeit sind (für mich) faszinierend. Wo steckte damals die Kraft des Geistes in
Mitteleuropa? Der taoistische (dao) Glauben der Chinesen in Malaysia hält sich bis heute.

Zitat:
„Wenn man von einem Stab, der einen Fuss lang ist, jeden Tag die Hälfte wegnimmt, kommt man niemals zu Ende.“
Ich befasste mich beruflich praktisch mit Probenmengen von 10E-12 Gramm, 0,000 000 000 001 Gramm und Strömen von Bruchteilen
von femtoAmpere.

Bei solchen Experimenten sind Hirn und Vorstellungsvermögen mindestens so bedeutungsvoll wie die angewandte Technik. Im erwähnten
Beispiel wären geringste Verunreinigungen von 10E-13 Gramm bereits 50 %. Technologie ist nie besser als der Anwender. Beispiel: PC
oder in Hinterindien die Verkehrsmittel.

Unsichtbars Warnung:
Zitate:
„Wenn das sinnfreie und z.T. schmerzhafte Grübeln über einen längeren Zeitraum anhält, sollte professionelle Hilfe eingeholt werden.....“

„....zeigen die USA, wo es mehr Psychoanalytiker als Briefträger gibt.“
Wir interpretieren das als: Wo die Kommunikation fehlt, hilft der bezahlte Seelenklempner.
Wie viele Postboten gibt es in Thailand?
Geist wird hier meist als LaoKhao aus Flaschen konsumiert.
Titel: Geschäftsgebaren und Gebären
Beitrag von: Low am 23. Februar 2010, 17:47:45
Geschäftsgebaren und Gebären

Wie ein ungeborenes Baby einen Investor in die Knie zwingt.

Ein Ausländer betrieb in der Stadt ein kleines Restaurant.
Das heisst, er finanzierte den Laden und wollte sich mit dem Gewinn daraus seinen Aufenthalt vergolden. Zwei Thaifrauen kochten einfache
Mahlzeiten vorwiegend mit Wok und Mikrowelle. Das Angebot reichte von bescheiden International bis frugal Thai. Die beiden Frauen arbeiteten
gut und bedienten die Gäste meist freundlich, rasch und schmerzlos. Ich beobachtete dauernd etwas Kundschaft im Lokal und dachte, wenn der
Betrieb nicht unbedingt eine Goldgrube ist, muss wohl kaum mit Verlusten gerechnet werden.

Alles ging gut, bis eine der Angestellten sichtbar schwanger wurde. Der egoistische und engherzige Unternehmer, der sofort seinen Gewinn
gefährdet sah, feuerte kalten Arsches seine Untergebene inklusive Leibesfrucht. Mit seiner kleinkarierten Denkweise entging ihm, dass die zweite
Frau ihr Arbeitsverhältnis ebenfalls auflösen könnte. Plötzlich sass er gänzlich ohne Weiber in der Patsche. Nein, in der Kneipe natürlich.

Die beiden Köchinnen, Serviererinnen und Kassiererinnen in Personalunion, die ihren Job ohne ständige Beaufsichtigung sehr gut machten,
eröffneten zu zweit in der Nähe eine Imbissbude und nahmen ihre Stammkunden grösstenteils mit.
Das Restaurant blieb für einige Wochen geschlossen. Einige unwissende, hungrige Kunden wie ich, standen vor geschlossenen Türen.
Während dieser Zeit wurden die Wände lieblos neu gestrichen. Bei einem wiederholten, sehr kurzen Startversuch mit frischem Personal, blieben
die Gäste aus. Der Impresario war am Verzweifeln. Ob er sich die Haare ausriss und danach an der Glatze kratzte, weiss ich nicht.

Jetzt ist die Bude (vorübergehend) wieder geschlossen. Der unbescheidene Mietzins läuft. Ich kann mir nun an den Fingern abzählen:
Ausser Spesen nichts gewesen!
Der findet gewiss einen investitionsgeilen Idioten, für sein lukratives Restaurant in bester Geschäftslage. Merke: Sämtliche Objekte im ganzen
Königreich Thailand sind immer in bester Geschäftslage.
Der Neue könnte dann für eine gesicherte Zukunft vorsichtigerweise sein Personal gleich selber schwängern.


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 24. Februar 2010, 02:01:13
Der Mietzins läuft - der Laden nicht - die Dummheit formt dann so´n Gesicht... (:-€

kmr

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: dii am 25. Februar 2010, 03:26:10
Wussten Sie beispielsweise, dass es in den USA mehr Psychoanalytiker als Briefträger gibt?

...warum wundert mich das nicht ?    :]
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 25. Februar 2010, 04:51:03
Na ja, Low,

Gier macht blind und dumm. Aber das ist ja leider auch nicht gerade neu.

Es verwundert und bedrückt mich immer wieder, dass diese alte Lebensweisheit so wenige Mitwisser findet.
Vielen Menschen scheint es unmöglich sein, ein überschaubares Glück zu schätzen und festzuhalten. ???

Wolfram
Titel: Die Macht der Gier
Beitrag von: Low am 25. Februar 2010, 14:40:44
Die Macht der Gier

„Gier macht blind und dumm,“ meinte drwkempf mit Bezug auf den Aufsatz # 934: „Geschäftsgebaren und Gebären.“
Ist es nicht die Dummheit, die gierig macht? In meinen Geschichten gibt es viele eindeutige Beispiele wie Betrug, Diebstahl und Spieltrieb.
Das ganze Forum, Ausnahmen bestätigen die Regel, ist vollgestopft davon.

Auf die Frage: „Was ist denn aus Ihrer Sicht die Wurzel der Finanzkrise?“ antwortete der Dalai Lama: “Gier und Spekulation. Viele Menschen
und Unternehmen haben nur ein Ziel: Geld, Geld und noch mehr Geld.“ (1)

Dr. med. Toni Brühlmann denkt in der Academia Zeitung: „Ungezügelte Gier macht krank. Die menschliche Masslosigkeit ist ein evolutionärer
Defekt, der durch steuernde Werte kompensiert werden muss.“ (2)

Im Entscheiderblog erfahre ich: “Gier macht blind - Unabhängigkeit macht reich. Die Gier schlägt jedes rationale Denken.“ (3)

Evangelisch.de vermutet dazu: „Gier macht blind! Übergrosses Verlangen schränkt unsere Wahrnehmung ein und / oder legt sie in Ketten.“ (4)

Fandango schrieb im Focus: „Gier macht Dumm und Arm - ca. alle 6 Jahre wieder. Euer Geld ist nicht weg - es hat jetzt nur ein Anderer!“ (5)

Tragisch ist die Tatsache, dass viele Schreibende die Gier als etwas Selbständiges betrachten. Gier ist menschlich und an Personen geknüpft.
Eines der befreienden Ziele der Lehre des Buddhismus ist es, die Gier zu überwinden.
In einem pseudo-buddhistischen Land erfahren wir täglich auf vielseitige Art und Weise – wir sind noch weit entfernt davon. Bodhisattvas wie
Kuan Yin haben alle Hände voll zu tun. (6)
Bitte keine falsche Überheblichkeit: Die andern Weltreligionen als Vertreter der restlichen Menschheit haben das Problem nicht im Griff.

Epikur, ein Zeitgenosse des Daoisten Zhuang Zhou oder auch Dschuang Dsï, sprach: „Nichts genügt demjenigen, dem das was genügt zu wenig ist.“  (7)

(1)
http://www.welt.de/wirtschaft/article4004903/Dalai-Lama-Gier-macht-Unternehmen-krank.html
(2)
http://www.academia-engiadina.ch/fileadmin/BILD/Downloads/DAZ/DAZ_28_www.pdf
(3)
http://www.entscheiderblog.de/gier-macht-blind-unabhaengigkeit-macht-reich/
(4)
http://www.evangelisch.de/themen/blogs/werte-machen-wertvoll/2009/11/24/gier-macht-blind
(5)
http://www.focus.de/finanzen/boerse/aktien/gier-macht-dumm-und-arm-ca-alle-6-jahre-wieder-boersen-debakel-kommentar_615421.html
(6)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg99815#msg99815
(7)
http://de.wikipedia.org/wiki/Epikur
Titel: Die Macht der Gier
Beitrag von: unsichtbar am 25. Februar 2010, 15:14:34
Gier resultiert aus Erwartungen. Gier ist eine Reaktion auf von Aussen induzierten Bedürfnisse die man unbedingt befriedigen will.
Seien wir ehrlich, finanzielle Freiheit bedeutet generell Freiheit! Freiheit von räumlichen und gesellschaftlichen Zwängen, z.T. sogar von gesetzlichen Einschränkungen und natürlich die Befreiung von unerfüllten Bedürfnissen materieller Art. 

Quasi als "Nadeln unter den Fingernägeln" stechen und brennen permanent die Bedürfnisse und die damit verbundenen Erwartungshaltungen. Und wenn man auf etwas bestimmtes fixiert ist, sieht man nichts anderes. Man sieht nicht was man anrichtet und welche Opfer man verursacht oder selbst zu beklagen hat.


Die einzige Möglichkeit Gier "abzuschaffen" ist Neid abzuschaffen. Ab jetzt fahren alle Trabi!  ;)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: thai.fun am 25. Februar 2010, 19:07:28
In allen Lebewesen ist das Überlebens-Egoismus-Gen verantwortlich für das Fressen und gefressen werden im Naturkreislauf!

In der menschlichen Evolution hat sich aber das Gen vermehrt:
 
- Auf der einen Seite vermehrt z.b. in Ekels vor Blut, Angst vor den Gefressen werden und  Humanität!
"Humanität, im weiteren Sinn ist die Summe alles rein Menschlichen im Gegensatz zum Tierischen, im engeren Sinn das voll entfaltete edle Menschentum, das in der harmonischen Ausbildung der menschlichen Kräfte und in der Herrschaft des Geistes über die eigenen Leidenschaften gründet und sich besonders in Teilnahme und Hilfsbereitschaft für den Mitmenschen, in Verständnis und Duldsamkeit für seine Lebensart äussert". (Aus einem Wörterbuch)

- Auf der anderen Seite z.b. in Gier nach mehr als nötig, Macht über das Leben und Leidenschaft!
Hier kann ich nur das Wort Leiden-schaft als Gensatz zur Humanität setzen.....
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 25. Februar 2010, 22:02:15
Ein weites Feld...

Vielleicht ginge es ohne HABGier. Aber ohne Leidenschaft - auch im "DiogeNEST"  kaum!   :)

Die Grenzen sind wohl fließend, da auch jeder Mensch eigene Bewertungsmaßstäbe hat.
Die Frage ist tatsächlich,  ob das "Gier-Gen" auf unseren "Bio-Festplatten vorinstalliert"
ist und die Lebensaufgabe darin besteht dieses Programm z.B. durch  GÜTE, LIEBE und
Genügsamkeit dauerhaft zu "überschreiben". Das Scheitern an dieser Aufgabe füllt aber
leider täglich die Medien, Psychopraxen, Unfallstationen, Krematorien und Gräber... 

ratlos, kmr
Titel: Feinstaub
Beitrag von: Low am 26. Februar 2010, 14:17:02
Feinstaub         26. Februar 2010

Alle Jahre wieder: Sie feuern!
Atembeschwerden. Ein Brett auf der Brust. Kratzen im Hals. Pfeifen und komische Geräusche beim Ausatmen in der Lunge.
Morgendliche Hustkonzerte im Badezimmer. Die Nachbarn links und rechts üben ebenfalls. Graue Spucke.

In Chiang Mai werden gegenwärtig um die 100 ug/m3 gemessen.
Der Wert könnte sich an schlechten Tagen verdoppeln. In Lamphun und Lampang wurden bereits 180 ug/m3 registriert.
In Mae Hong Son sah es nicht besser aus.

In der Schweiz gilt für Feinstaub 20 Mikrogramm pro Kubikmeter als Alarmwert.
Hier ist der Dreck sechs mal gesünder. Der Standard liegt bei 120 ug/m3.
Ich brauche keine Messwerte und fühle den Druck seit einer Woche.
Wer nichts fühlt, sieht es spätestens beim Staubwischen. Dunkler Schmutz im Mikrofasertuch.

Messwerte vom   26-Feb-10
   
Site            SO2        NO2   CO   Ozone   PM10   AQI

Ayutthaya            3.0       18.0   0.3   20.0   56.9    62.0
Chiang Mai            1.0       12.0   1.1   5.0   93.8    84.0
Chon Buri            1.0         8.0      11.0   33.5    42.0
Lampang            0.0       31.0      20.0   152.0    114.0
Nonthaburi            4.0       17.0   0.5   18.0   34.8    49.0
Pathum Thani        5.0       14.0      20.0   49.1    56.0
Ratcha Buri            6.0         9.0      21.0   42.4    52.0
Rayong            4.0         5.0      25.0   38.2    48.0
Samut Prakarn      2.0       25.0      9.0   42.9    52.0
Samut Sakorn       6.0       20.0   0.8   13.0   34.3    43.0
Sara Buri            4.0       25.0   0.8   17.0   139.5    108.0

Standard           120         *   *   *   120   100

Warum verliert die Tabelle nach dem Speichern das Format? Ist es die Luftverschmutzung?
Auf Aendern sieht jeweils alles wieder perfekt aus.

Messwerte:
http://www.pcd.go.th/AirQuality/Regional/Default.cfm
Feinstaub:
http://de.wikipedia.org/wiki/Feinstaub

Hast du Feinstaub im Hirn: Das erklärt einiges.
http://www.zeit.de/2009/09/Feinstaeube?page=1

Titel: Dicke Luft
Beitrag von: Low am 26. Februar 2010, 17:28:21
Die Drecksäcke sind immer die Andern:

Chiang Rai governor Sumeth Saengnimnual said he had officially asked local authorities in Laos and Burma to make sure their communities did
not light unnecessary fires.

Die Verschmutzung kommt aus Burma und Laos, wie letztes Jahr,
als man anhand von Satellitenbildern in Thailand Hunderte von Feuern lokalisieren konnte.

http://www.nationmultimedia.com/home/2010/02/26/national/High-smog-prompts-mask-handouts-in-North-30123441.html
Titel: Gier
Beitrag von: Low am 27. Februar 2010, 18:14:07
Nach der stinkigen, reichlich Feinstaub enthaltenden Dreckluft finde ich wieder zurück zu den erfreulicheren Realitäten menschlicher Eigenschaften:
Geiz, Habsucht und

Gier.

Nach einigen Analysen und abgebrannten Räucherstäbchen musste ich einsehen, dass ich zu gierig nach vielen Antworten war, ähnlich wie
Beiträge im Sauerkraut, Liebeskasper oder Bier-Thread.

Lass mich Deinen Hals berühren,
Deinen Mund zu meinem führen.
Ich liebe Dich, Du bleibst bei mir,
Du heissgeliebte Flasche Bier.

Endlich weiss ich die hohe Qualität weniger Antworten zu schätzen.
Als Geläuterter bin ich auf die Quantität nicht mehr angewiesen.

Dank an alle Weisen,
ich will euch loben, preisen!

Meine Habgier habe ich einigermassen im Griff. In Thailand gehört mir im Gegensatz zu Thaksin fast nichts mehr. Ich bin ballastfrei.
In Europa verschenkte ich den halben Krempel bereits. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, ich trennte mich von allem sehr leicht.
Aber ich sagte mir, wenn erst der Sensemann vor der Tür steht, hast du weder Freunde, Zeit noch Wahl. Ich versuchte, meine mir
liebgewordenen Kostbarkeiten an die besten Adressen zu vermitteln. Im Nachhinein erkannte ich, dass offenbar das willkürliche Prinzip
Sensemann viel unnötiges Kopfzerbrechen ersparen kann, vor allem weil ich bemerkte, meine Selektion war nicht über alle Zweifel erhaben.
Dies macht zukünftige Entscheide leichter.

Es hat noch etwas alten Wein im Keller. Ein gnädiges Schicksal gönnt mir vielleicht den Genuss einiger seltenen Tropfen mit wenigen verbliebenen
Freunden. Hie und da fehlt mir hier ein rares Buch, eine bestimmte Tonaufnahme, ein gewisses Bild. Hätte ich dieses Buch hier, würde mir jenes
fehlen. Ich denke nicht, dass ich einen Container mit Ware nach Thailand senden werde.

Eines weiss ich bestimmt. Ich werde in meiner einstigen Heimat alles aufgeben. Glücklicherweise wurde mir im letzten Jahr bewusst, wie einfach
der Amtsschimmel eine allfällige Rückreise unterbinden kann. Auflehnen? Wozu?

Ein Zweitwohnsitz in einem Drittland in Hinterindien wird mir den Status einer glitschigen Seife in der Badewanne vermitteln. Schwer fassbar.
Und der Eine weiss bestimmt, wo er mich holen kann.


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: solliz666 am 27. Februar 2010, 18:25:19
@ Low

Es ist nicht von ungefähr das dieser Thread der beliebteste ist!!


Wohl wahr ist dein letzter Beitrag!!!

Und vielen Dank für alle deine Beiträge hier!!

Wenn man(n) sie sich ----ein wenig--- verinnerlicht --merkt man(n) wie wenig es doch tatsächlich zum Leben und zum Glück braucht
mfG Olaf
Titel: Spruch im Februar
Beitrag von: Low am 01. März 2010, 23:35:48
Spruch im Februar                                                      2010
Ich bedaure, dass mich die Stinkluft durch Fieberschübe bremsen konnte.
Etwas Temperatur mit lautem Gehuste und garstigem Spuckwerk verbunden mit Dicks ausserordentlicher Geschäftstätigkeit bremsten mich
alten Knaben total aus.

Ich zeigte einige unserer Bilder im Netz. Vor geraumer Zeit kauften wir ein einfaches, antikes burmesisches Teak Sofa, reine Handarbeit.
Dick legte sich genüsslich darauf. Ich hatte nichts gescheiteres zu tun, als vom ausserordentlichen burmesischen Liegegerät mit meinem
Fotomodell ein Bild zu knipsen.

Nach etwa einem Jahr Bild in der Lumobox stellte Mitglied XXX die Frage:
„Spiderwoman oder Supergirl?“
Meine Antwort im Februar:
„Weder noch, Grossmutter.“

Für Liebhaber von altertümlichen Grossmüttern, (es könnten auch burmesische Teakmöbel sein) Spidergirl:
http://www.lumobox.com/users/robru/albums/792/picture/76184/


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 02. März 2010, 00:01:12
Low, wat iss datt für ne schöne Oma! Gratuliere!

 ;} kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 02. März 2010, 00:09:47
Schau Dir mal das Sofa oder das Schachspiel genau an
und vergiss den Rest. Dann kannst Du ruhig schlafen, nicht wie ich.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: solliz666 am 02. März 2010, 00:15:57
Ich hatte spontan auch sagen wollen ---Schönes Schachspiel!!! ;}
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 02. März 2010, 01:29:43
Zitat
...Dann kannst Du ruhig schlafen, nicht wie ich...

Low, willst Du jetzt auch noch bedauert werden??  :) :)

Jedenfalls bist Du Buddha sei Dank, wieder von den Molltönen in #944 weg und hoffentlich
noch lange nicht "weg vom Fenster". Solltest Du Low  mal wieder down sein, dann sieh Dir
Hermann und SEINE "Oma" an: http://www.youtube.com/watch?v=PgqpJlV1JuI

So ein Los kann einen spontan in´s nächste Reisebüro und nach LoS treiben. Die Gefahr durch
ein mögliches LK-Syndrom erscheint mir dagegen f a s t vernachlässig-BAR..  [;-]

mfg kmr





Titel: Schmerz in Öl
Beitrag von: Low am 02. März 2010, 13:44:41
Schmerz in Öl

Wertes Mitglied kmr,

Was heisst denn Molltöne in Nummer 944 und Vergangenheit?
Ich muss meinen Schreibstil dringend ändern. Das Drama wird doch erst im Sommer aktuell. Da muss ich meine vier kopierten Gauguins loswerden.
Verbrennen möchte ich sie nicht. Schon die vergoldeten Rahmen kosteten etwa 2000 Eier das Stück.
Die Bilder sind auf sackgroben Leinwänden in Öl und annähernd Originalgrösse gepinselt. Das Zeug war durch Kreidegrund so hart, dass
Dutzendweise Pinsel bis auf die Zwinge abgeschabt wurden.
Ich empfand teilweise Schmerz, als ich die Urstücke, das Material und deren Zustand betrachtete. Wären Gauguin die heutigen Preise seiner
Werke bekannt gewesen, hätte er sicher besseres, vor allem teureres Material verwendet. Aber er konnte nichts verkaufen und war ein notorischer
Trinker und Hungerleider. Anstatt für die französischen Missionare in den Tropen Christus und Heiligenbilder zu malen, verärgerte er sie mit der
Darstellung halbnackter Schönheiten und durch einen ausschweifenden und unseriösen Lebenswandel.
Das heisst vornehm ausgedrückt:
Er belebte dekorativ-flächig angelegte Figurenkompositionen durch starke farbige Kontraste und steigerte den Ausdruck durch einen Wechsel
von extremer Nahsicht und Wirkung der Tiefe. Diese Arbeitsweise wird heute Synthetismus genannt.
Ich frönte im Gästehaus hier im Dorf für einige Zeit ebenfalls dem Synthetismus, eher im Lebensstil als durch die Malerei. Missionare begegneten
mir während dieser Zeit glücklicherweise keine.

Ich kann ihm nachfühlen, wie schwer es ist, Gauguin zu verkaufen. Darum hängen die Bilder ja noch zu Hause. Besser verschenken als abfackeln.
Das ergäbe mit den Farbpigmenten wieder krebserzeugenden Feinstaub. Wie ich die kleinkarierten Schulmeister in Helvetien einschätze,
würde ich dafür sogar gebüsst oder mit Gefängnis bestraft.

Wer hat Interesse an:
Mahana no Atua - Der Tag des Gottes, Original in der Helen Birch Collection in Chicago. (1)
Nafea faa ipo ipo – Wann heiratest Du? ( Weder Aufforderung noch persönlich gemeint.) Original in Sammlung Stähelin früher Basel, jetzt Texas. (2)
Aha oe fei - Bist Du Eifersüchtig? Original in Moskau. (3)
Parau api – Was gibt’s Neues, Dresden  (4)
Als Zugabe liegt wahrscheinlich noch Gauguins berühmt berüchtigtes Buch Noa Noa herum.



(1)
http://www.zeno.org/Kunstwerke/B/Gauguin,+Paul:+Sonntag+%28Mahana+no+atua%29
(2)
http://www.zeno.org/Kunstwerke/B/Gauguin,+Paul:+Wann+heiratest+du+%28Nafea+faa+ipoipo%29
(3)
http://www.zeno.org/Kunstwerke/B/Gauguin,+Paul:+Wie+Bist+du+eifers%C3%BCchtig+%28Aha+oe+feii%29  
(4)
http://www.gemaelde-webkatalog.de/bilder/zwei-frauen-von-tahiti-was-gibt-s-neues-parau-api-2205.html
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 02. März 2010, 16:07:05
Hallo Low


Schoene Bilder.

Besonders gefaellt mir  "Zwei Frauen von Tahiti. Was gibts Neues, Parau Api"

Ich wuerde sie gerne vor Deinem Umzug abholen, falls das Dein Ernst ist.



Gruss  Achim
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 02. März 2010, 16:22:15
Das sind sie.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 03. März 2010, 00:05:20
Hallo Achim

Danke für die Gauguin Bilder in den Geschichten.

Vielleicht brachte ich es nicht deutlich genug zum Ausdruck.
Die Bilder sind in Europa. Lieferzeit im Sommer. Wenn nicht irgend ein Sammler in letzter Minute etwas Knete dafür auslegt, sind sie wirklich gratis.
Ich will das Haus schnell räumen und verkaufen.

Möchtest Du alle vier oder nur Parau Api?
Solltest Du das Originalbild Nafea faa ipoipo kennen, kann ich verraten, dass sogar der Rahmen eine relativ gute Kopie ist.
Weitere Kunsthandel-Korrespondenz mit PM.

Gruss
Low
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Ozone am 03. März 2010, 09:29:53
Hallo Low

Habe mir erlaubt, Deine Links 1-3  zu den Bildern  neu zu setzen. Der "Trick" war die Klammern zu ersetzen mit %28  (Klammer auf) und %29 (Klammer zu)  ;)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 03. März 2010, 11:03:22
Danke Ozone.
Ich werde es mir merken
In der folgenden Geschichte hatte ich mit einem Link genau dasselbe Problem.

Gäste brauchen diese Links. Sie können die von @Kern eingesetzten Bilder nicht sehen.

Mahana no atua. Es lohnt sich betreffend der Übersetzung Gedanken zu machen.
Ich schrieb immer, Tag des Gottes. Bei Zeno.org wurde mir das Wort Sonntag
in meine Augen geworfen. Es war mir absolut fremd.
Gauguin, Paul: Sonntag (Mahana no atua).
Ich verstand es nicht. Ich kannte früher einmal einen Paul Sonntag. Was hat der mit Gauguin gemeinsam? Der Götze oben in der Bildmitte
vermittelt nichts sonntägliches.  Erst nach kurzem Nachdenken bemerkte ich, dass für Christen der Tag Gottes der Sonntag ist. Auf Tahiti
wurden die Menschen zur Zeit Gauguins christianisiert. Das war damals noch fruchtbarer Boden für eifrige Missionare.

Nun verstehe ich, wenn zeitweise einige Leser Mühe bekunden, meine Wortspiele zu verstehen und eventuell nicht vorhandene Stimmungen
hinein interpretieren.

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 03. März 2010, 18:28:25
 "Woher kommen wir - Wer sind wir - Wohin gehen wir"

Paul Gauguin stellte DIE FRAGE so dar: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/f/fc/Woher_kommen_wir_Wer_sind_wir_Wohin_gehen_wir.jpg/600px-Woher_kommen_wir_Wer_sind_wir_Wohin_gehen_wir.jpg

Nach diesem Bild unternahm Gauguin einen Selbstmordversuch. Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Gauguin

nachdenklich, kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 03. März 2010, 19:59:02
Danke kmr.

So viel Kultur wollte ich gar nicht einbringen.
Sei nicht zu nachdenklich. Vergiss die Farben.
Achte in Gedanken nur auf die Linien.
Der Mann war ein Genie. Ich reduzierte Gauguin mit Bleistift.
Solche Striche sah ich bis auf Hans Erni kaum mehr.

http://images.google.com/images?hl=de&source=hp&q=Hans+Erni&lr=lang_de&oq=&um=1&ie=UTF-8&ei=TFqOS9ndKpS_rAeu062GCw&sa=X&oi=image_result_group&ct=title&resnum=1&ved=0CBUQsAQwAA

http://www.hans-erni.ch/

Der nächste Aufsatz ist dann wieder aus dem richtigen Leben gegriffen, voller Sünden, Schweiss und Sperma.

Übrigens hatte ich beim intensiven Pinseln einen beinahe Unfall, als ich anstatt nach dem Bier nach dem Terpentin griff.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 03. März 2010, 21:07:48
Gut, Low.
Aber "nachdenklich" war auch Hans Erni - sogar in Farbe!
http://www.pps.ch/Interdisciplinary-Thinking.jpg 
 :)

Ich freue mich nun wieder auf Deine angekündigten Beiträge aus dem prallen Leben Hinterindiens.
 :)

mfg kmr


Titel: Triebe ohne Liebe
Beitrag von: Low am 04. März 2010, 13:18:48
Nach achtzig Versionen übermittle ich den Leserinnen und Lesern die unvollkommene Tragödie:

Triebe ohne Liebe

Mehrere Herren machten üble Erfahrungen mit Frauen. Etliche Damen hatten ähnliche Schwierigkeiten mit Männern. Das gehört zur Würze des
Lebens. Ohne solche Überraschungen könnten wir durchaus leben, aber wäre es nicht stinklangweilig?
Kaum vorstellbar, ein schnurgerader Lebensweg von der Geburt bis zum Tod, ohne jegliches Zick-Zack. Weder Auf noch Ab. Sämtliche Emotionen
tiefgefroren auf Eis. Spannende und ergreifende Ereignisse würden als banale Phantasien den Flimmerkisten entnommen. Wir dürfen dem
Schicksal dankbar sein, dass es für Abwechslung sorgt und unser Leben bereichert. Ich sprach bewusst keine länderspezifischen Komponenten an.
Aber ich sitze fest auf dem fernen Boden Hinterindiens. Da gibt es sie noch, die echten unzimperlichen Kapriolen.

Da ist ein üppiges Vollweib, Typ Gauguin. (*) Mich reizt der Pinsel. Bei Pferden würde ich sie als hitziges Kaltblut einordnen. Es könnten an die
zwanzig Jahre her sein, als sie die Liebe ihres Lebens traf. Er war sicher nicht von übler Gestalt. Noch heute gilt er als gut aussehender Mann.
Was machten die beiden? Sie zeugten einen Sohn und heirateten.
Ob die Reihenfolge stimmt, kann ich nicht beurteilen. Im ungünstigsten Fall war sie schon vorher guter Hoffnung. Nachfragen mag ich nicht.
Körperliche und geistige Integritäten wären akut gefährdet. (1, 2)
Die Schöne hat einen überdurchschnittlich entwickelten Sinn für das männlich starke Geschlecht. Sie ist die real existierende Zauberflöte und
spielt eifrig die Gunst der Fuge. (Nein, nicht Mozart, kein Bach, aber alles fliesst, Panta rhei.) (3, 4, 5) Sie spannte ihrer Schwester gekonnt fast
sämtliche Liebhaber aus.

Der keusche Low.
Eines schönen Abends besuchte mich ihre liebliche Schwester. Wir kannten uns flüchtig, plauderten, assen ein delikates Häppchen oder drei,
berührten uns zärtlich und brachten uns mit einem feinen Tropfen in Feststimmung. Ich plante, die ausserordentlich hübsche Frau zu vernaschen.
Sie war ebenfalls zu allem bereit. Dann besuchte uns unerwartet dieses krankhaft phallusverehrende, verzehrende Ungeheuer. Sie legte sich
kurzerhand ungebeten demonstrativ nackig auf das blumengeschmückte Bett, schnarchte provozierend, liess sich nicht vertreiben und hinterliess
zwei frustrierte Liebende. Zum offensichtlich von ihr geplanten Dreier mit der öffentlich zugänglichen Lustgrotte fehlte mir der Mut oder – bremste
mich Buddha sei Dank, der gesunde Menschenverstand.

Sie brachte Streit und Zerwürfnis für viele Paare ins Dorf, denn sie umgarnte mit ihren hemmungslosen Verführungskünsten jeden Mann. Trotz
sportlichem Ehegatten erfreute sie mit ihrem Körper ungezählte Bewohner von Militärkasernen bis zu biederen Polizeirevieren. Der gehörnte
Gemahl verliess das gemeinsame Haus fluchtartig nach unliebsamer näherer Bekanntschaft mit Spirochäten und Gonokokken, sorgte aber weiter
unverdrossen finanziell für die Mutter seines Sohnes. (6, 7) Der Typ hat anscheinend Hornhaut auf den Nerven oder ist als Bodhisattva nominiert.

Ermattet von zahlreichen Leibesübungen genoss sie flaschenweise Schnaps, verrichtete ihre Notdurft schamlos auf Strassen und Plätzen, weil
sie die annähernd dreissig Meter ins Haus zum Schiffen nicht schaffte. Beschwipst befriedigte sie in Reinsanukkultur ihren Spieltrieb um Bares.
Dennoch war Geld selten vorhanden. Da herrschte stets ein üppiger Überfluss an Mangel. Jegliche Arbeit galt seit Jahren als streng
verabscheuungswürdig.
 
Über die Feiertage fand sie in der Dorfkneipe selten genug einige durchgeknallte, semiperverse Testosteronfreaks und heissgelaufene ex Sexmuffel
ausländischer Provenienz, die sie nach Leibeskräften schröpfte und gleichzeitig mit einer schmerzhaft entzündeten Erinnerung an Liebesspiele
am Reisfeld versorgte. Hochkarätigere Infektionen waren nicht auszuschliessen.
Die spätere Aussage eines befriedigten Chang Experten beim Bier: „Ich glaube, ich bin komplett überreizt. Er tropft ständig.“

Bis zum nächsten Dezember herrscht im Lokal wieder gähnende Leere, abgesehen von einigen kochfaulen aber fressgierigen, gelangweilten,
meist mürrischen alten Weibern.

Vor wenigen Monaten überreichte der tugendhafte Gatte der ungebremsten Nymphomanin den Mietzins für das vergangene halbe Jahr. (8 )
Anstatt auf energisches Drängen des Vermieters ihre Unterkunft zu bezahlen, legte die unverbesserliche Optimistin zehntausend Baht in
Kosmetika, schön muss sie sein,  den Rest in hochprozentigem Alkohol an. Nach dem Dorftratsch zu urteilen, gibt es bald neue Mieter im Dorf,
wenn sie kurzfristig keinen zahlungskräftigen Mösenkavalier findet. (9)

(*)
http://www.zeno.org/Kunstwerke/B/Gauguin,+Paul%3A+Junges+M%C3%A4dchen+mit+F%C3%A4cher
http://www.zeno.org/Kunstwerke/B/Gauguin,+Paul%3A+Tahitierin+mit+Mango
(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6rperintegrit%C3%A4t
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Integrit%C3%A4t_(Ethik%29
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Zauberfl%C3%B6te
http://www.youtube.com/watch?v=tEYueAkZR3M
http://www.youtube.com/watch?v=bofe64-dG0A
(4)
http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Kunst_der_Fuge
http://www.youtube.com/watch?v=JxbNqGjeZNw&feature=related
(5)
http://de.wikipedia.org/wiki/Panta_rhei
(6)
http://de.wikipedia.org/wiki/Spiroch%C3%A4ten
(7)
http://de.wikipedia.org/wiki/Gonorrhoe
(8 )
http://de.wikipedia.org/wiki/Nymphomanie
(9)
http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Rosenkavalier
http://www.youtube.com/watch?v=NLiWWrSFRko&feature=related
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 05. März 2010, 00:13:44
Triebe ohne Liebe;
Unzimperliche Kapriolen in Hinterindien.
Ein Losesittengemälde von  Low Gu In,
- mit nichttropfender Tastatur gekonnt gepinselt.  ;}

mfg kmr

Titel: Die arme Else
Beitrag von: Low am 05. März 2010, 13:12:36
Ich mag Vergleiche mit der Zeit vor 150 Jahren,
als wohl kaum etwas besser, jedoch alles viel schwieriger war.
Ein Gedicht beschreibt “Triebe ohne Liebe“ im poetischem Realismus.

Die arme Else

Theodor Fontane  (1851)

Die Mutter spricht: „lieb Else mein,
     Du mußt nicht lange wählen;
Man lebt sich in einander ein,
     Auch ohne Liebesquälen;
Manch’ Eine nahm schon ihren Mann,
     Daß sie nicht sitzen bliebe,
Und dünkte sich im Himmel dann,
     Und alles ohne Liebe.“

Jung-Else hört’s und schloß das Band,
     Das ewge am Altare,
Es nahm, zur Nacht, des Gatten Hand
     Den Kranz aus ihrem Haare;
Ihr war zu Sinn, als ob der Tod
     Sie auf die Schlachtbank triebe, –
Sie gab ihr Alles nach – Gebot,
     Und alles ohne Liebe.

Der Mann ist schlecht, er liebt das Spiel,
     Und guten Trunk nicht minder,
Sein Weib zu Hause weint zu viel,
     Und ewig schrein die Kinder;
Spät kommt er heim, er kost, er – schlägt,
     Nachgiebig jedem Triebe, –
Sie trägt’s, wie nur die Liebe trägt,
     Und alles ohne Liebe.

Sie wünscht’ sich oft: „es wär’ vorbei“,
     Wenn nicht die Kinder wären;
So aber sucht sie, stets auf’s Neu,
     Den Gatten zu bekehren;
Sie schmeichelt ihm, und ob er dann
     Auch kalt bei Seit’ sie schiebe,
Sie nennt ihn: ihren liebsten Mann,
     Und alles ohne Liebe.


Heinrich Theodor Fontane, * 30. Dezember 1819 in Neuruppin;
† 20. September 1898 in Berlin. Deutscher Schriftsteller und approbierter Apotheker.


Aktuell:
Fontane schilderte in einer Ballade von 1857 den katastrophalen Ausgang des anglo-afghanischen Krieges 1839 - 1842.

Nicht nur die Engländer lernten nicht viel daraus.

Das Trauerspiel von Afghanistan
http://www.internetloge.de/arst/afghan.htm

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: madaboutsingha am 06. März 2010, 15:07:55
Lieber keuscher Low,

du bist ein Sprachmeister. Ich liebe deine Texte, so frisch, so leicht, so schalkhaft. Ein Lesespaß!

Wie wärs, wenn wir die Dorfliesel wie folgt zusammenfassen:

Sie liebte die Männer ohn Gefühl und Romanze.
Na, wenn schon! Hauptsach, lieben kannse!
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 06. März 2010, 16:08:31
Hallo madaboutsingha

Danke.
Ich mag deine mehr als lesenswerten Beiträge ebenfalls.

Eines hast du übersehen:

Sie geht aufs Ganze,
die Banane ist die Romanze.


Deinen Denkanstoss befolge ich in Zukunft.
Keusch komisch kurz fassen:
Nur noch Zwei- höchstens Dreizeiler!

Das erspart viel Zeit. Bleibt mehr für Alkohol und oder Weiber.
Und die CPU lebt länger.

Low,
der Echte mit der (roten) Schnapsnase.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 06. März 2010, 18:39:52
Ach Low,

da du am liebsten Wein trinkst, zweifle ich an der Röte Deiner "Schnapsnase". ;)

Herzliche Grüße aus Sihanoukville
 - hier ist Wein kein Luxus, schon ab etwa 300 Baht kann man ganz trinkbare Tröpfchen finden (im Supermarkt). Im Restaurant bezahlt man dafür dann etwa das doppelte,

Ich werde mit einer Flasche Wein auf deine Gesundheit anstoßen. Ich hoffe, dass sie euch inzwischen nicht ausgeräuchert haben.
Herzliche Grüße an die Liebste :-*

Wolfram

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 07. März 2010, 08:59:47
Ob Else das verstanden hätte..
Sie litt doch sehr - nicht nur im Bette.
Den Elses geht´s in dieser Welt
auch heut´ noch so - wo Liebe fehlt.

Und weil die fehlt, gibt´s auch die Kriege
Hass plus Dummheit feiern Siege.
Ob Irak ob Afghanistan
Fontane sah´s - es bleibt der Wahn.

So, jetzt gönne ich mir auch einen Schluck und trinke auf alles was auch heutzutage noch
gut, lebens- und liebenswert ist. Und das ist eine Menge!

 [-] kmr

.



Titel: Triebe
Beitrag von: Low am 07. März 2010, 11:30:42
Triebe

Die Geschichte “Triebe ohne Liebe“ war nicht einfach zu schreiben. Skizziert war sie schnell. Die Schwierigkeit bestand darin, das anstössige
Verhalten in eine einigermassen schickliche Sprache zu fassen und gleichzeitig nichts zu beschönigen, wie:
“Sie beging wiederholt Ehebruch.“ Punkt, fertig. Das wäre zu einfach gewesen.
Die Frau lebt, wie es Fontane beschreibt:
“...        er liebt das Spiel,
Und guten Trunk nicht minder“.
Als zu Fontanes Zeit sich eine Dame der Gesellschaft einen kleinen Fehltritt erlaubte, entstand daraus der erfolgreiche Roman “Effi Briest“. (1)

Bei den Herren wird fast vorausgesetzt, dass sie während drei Wochen Thailand Urlaub wüten, wie es die wollüstige Frau vom Lande seit
Jahren treibt.

Als ich ins Dorf zog, wurde mir eine heile Welt inmitten von Reisfeldern vorgegaukelt. Heute bezweifle ich, ob damals alle Bewohnerinnen selbst
daran glaubten. Schminke und gekonntes Selbstdarstellungsvermögen übertünchten anfänglich fast alles. Sinnlose Fressorgien, pokulieren,
koksen und kopulieren bis zum Erbrechen ergänzten das meist miese Fernsehprogramm.

Ich wollte nicht in einer Stadt wie Pattaya leben. Auf die Dauer schmerzen die Lebensumstände gewisser Bevölkerungskreise. Aus hübsch
bemalten, lächelnden Gesichtern mit sorgfältig gestylten Frisuren entstehen über Nacht hässliche Fratzen und Monster, wenn in den frühen
Morgenstunden der Lack abbröckelt, Risse im Make-up sichtbar und zuvor sanfte Stimmen fordernd, teilweise kreischend, hart werden.
Der Wert eines gebeutelten Körpers nach einem Unfall, nach einer Lebensmittel-, Drogen- oder Alkoholvergiftung entspricht etwa dem einer
gefälschten Banknote. Als stiller Beobachter sehe ich zu viel. Die Ereignisse addieren sich. Der Topf läuft über. Zurück bleibt ein schaler Geschmack.

Hier ist alles bescheidene Mittelklasse. Die Bewohner arbeiten bei Thai Airways, Amtsstellen oder als mittelständisch selbständig Erwerbende.
Der grosse Vorteil des Dorfes ist, ich kann mich in eine Ruhe und Abgeschiedenheit flüchten, wie es in der Stadt beinahe unmöglich wäre.
Gleichzeitig ist es einfach, Menschen zu treffen. Der nächste Steintisch steht ein paar Meter um die Ecke.

Der wesentliche Unterschied zu meinem Herkunftsort besteht darin, die Autos und die Schuldenberge sind bedeutend grösser. Erst fielen mir
nur die riesigen, äusserlich polierten Fahrzeuge auf. Später bemerkte ich, dass auf wichtige Wartungsarbeiten kaum Wert gelegt wurde. Dann
sah ich alte, beschädigte, lausig reparierte Kisten im Einsatz, deren Steuern oder Versicherungsprämien jahrelang nie bezahlt wurden.

Die Investitionen für fahrbare Untersätze hierzulande sind höher, als etwa für Haus und Hof. Häuschen gab es früher für dreihunderttausend
Baht, die teureren kosteten reichlich überzahlt achthunderttausend. Heute gibt es die Dinger im Gemischtwarenladen für bloss
sechshunderttausend oder weniger. So viel kostet ein Yaris oder Vios. Welcher Thai fährt schon einen Yaris? Im Dorf keiner.

Ich erinnere mich an das erste Zusammentreffen mit der mannstollen Frau an einem Fresstival auf der Strasse. Ihr alle kennt die kleinen
Thai spare ribs, gut gewürzt, weniger als zwanzig Millimeter lang. Viel Knochen, wenig Fleisch. Ähnlich waren früher die Thais gebaut.
Sie dagegen war ein T-Bone oder Porterhouse Steak, eine Bistecca alla Fiorentina. (2, 3) Ideal zum Malen. Da bleibt nicht viel unbekleckerte
Leinwand übrig.
Das Gesicht war gross und ebenmässig flach, trotzdem hübsch, eingerahmt von einer gepflegten, schweren und scheinenden Mähne. Anhand
der Kleidung ein sportliches Wesen, mit bewundernswürdig kräftigen Schenkeln, vielleicht eine thailändische Schwerathletin. Sie liess mich nicht
lange rätseln und zeigte im Laufe des Abends stückweise mehr oder weniger diskret viel sanfte Haut und Leibesfülle. Neben dem Gästehaus
stand früher ein Fitnessschuppen für Leistungssportler mit all den mörderischen Maschinen und gewaltigen Gewichten. Sie war nie dort.

Wenn ich ein Bild immer und immer wieder von neuem betrachte, fallen mir ständig neue Details auf. Ich erkenne Hintergründe und kleinste
Farbschäden. Das Bild verändert sich nicht, nur meine Eindrücke davon. Ähnlich verhält es sich mit dem Dorf und seinen Bewohnern.

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Effi_Briest
Vollständiger Text PDF:
http://www.digbib.org/Theodor_Fontane_1819/Effi_Briest_.pdf
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Steak
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Bistecca_alla_fiorentina
Bild für Hungerleider:
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Bistecca_alla_Fiorentina.jpg&filetimestamp=20060724223155


Titel: Re: Triebe
Beitrag von: khun mai ru am 08. März 2010, 18:47:21
Zitat

Die Investitionen für fahrbare Untersätze hierzulande sind höher, als etwa für Haus und Hof. Häuschen gab es früher für dreihunderttausend
Baht, die teureren kosteten reichlich überzahlt achthunderttausend. Heute gibt es die Dinger im Gemischtwarenladen für bloss
sechshunderttausend oder weniger. So viel kostet ein Yaris oder Vios. Welcher Thai fährt schon einen Yaris? Im Dorf keiner.

Ich habe mich immer gewundert über die vielen Farang-Bauherren, die ihren Feen derart
locker ein Häuschen bauen oder kaufen. Hätte wirklich nicht gedacht, dass so ein Pickup
teurer ist, als eine schnieke Hütte. - Lack bringt in TH wohl generell mehr Gesicht.. :) :)

mfg kmr

Titel: Klarstellung Häuser
Beitrag von: Low am 08. März 2010, 22:38:29
Die erwähnten Thai-Häuser haben leicht mehr als 70 Quadratmeter Wohnfläche.
Es gibt zwei kleine Schlafzimmer, Dusche WC und einen Wohnschlauch mit Küche.
Für das Gästehaus mit schönem Umschwung wollte die Bank 500 000 THB.
Das Haus mit dem Beautysalon, ohne Salon, war sehr günstig, nur 300 000 THB,
kein Umschwung.
Wenn ein Haus mit Kitsch und Krempel vollgestopft ist, verbauen viele Leute
den Unterstand für den Wagen und den Zugang für die Fäkalienentleerung.
Das ergibt zusätzlich etwa 12 Quadratmeter. Darin plaziert man erfolgreich Home Theater Nummer vier mit Dolby Surroundklang.
Dafür verzichtet man grosszügig auf Mückenschutzgitter an sämtlichen Fenstern und Türen.
 

Sobald Häuser in besserer Qualität mit erstklassigem Material gebaut werden,
verteuert sich ein Bau gewaltig. Ein Problem ist, dass viele Arbeiter mit besseren
Bauelementen gar nicht umgehen können. Gebrauchsanweisungen dienen nicht zum Lesen, sondern zum Entfachen eines Feuers,
möglichst im Bau, um Speisen zu kochen oder zur Verrichtung der Notdurft.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 08. März 2010, 23:29:08
Sorry Low, aber was bedeutet "Haus mit schönem Umschwung"?
Ist das ein schweizer Begriff für Balkon, Terasse, Überdachung oder evtl. die
Grundstückseinfassung? (Mein Skip besteht also wie man sieht zu Recht.. :)

mfg kmr
Titel: Häuser und erste Hilfe
Beitrag von: Low am 09. März 2010, 13:42:33
Häuser und erste Hilfe

Danke für die berechtigte Frage betreffend Häuser und Umschwung.
Ich beschränke mich bei den Antworten wieder auf das Dorf.
Es betrifft also weder den ganzen Isaan noch Nordthailand.
Unser Häuschen, etwa doppelte Standardgrösse eines Thai Hauses, steht in einem Grundstück von fast 1000 Quadratmetern. Das ist die
Ausnahme.

Übliche Häuser hier nutzen das Grundstück total aus. Der Abstand vom Haus zur Trennmauer beträgt grösstenteils knapp einen halben Meter.
Meist ist alles bis auf einen symbolischen Quadratmeter zubetoniert. Passionierte Gärtner lassen ihr Grünzeug in grossen Töpfen verdorren.
Unser brauner Nachbar benutzt verbotener Weise die Trennmauer als Aussenmauer für ein erweitertes Wohnzimmer. Das Wasser tropft in
unseren Garten. Sein Haus ist total eingemauert. Bei Überschwemmungen fliesst das Wasser kaum ab und muss herausgepumpt werden.
Die Hälfte der Strasse vor dem Haus überdachte er, um einen seiner zwei Wagen vor der Witterung zu schützen, weil der einstige Parkplatz
jetzt Wohnzimmer ist.

Der Sollabstand vom Haus zur Grundstücksgrenze muss zwei Meter betragen. Bei einem Grundstück von achtzig Quadratmetern ist das reine
Illusion.
Viele Einwohner des Dorfes betrachten die Hälfte der öffentlichen Strasse vor ihren Häusern als ihr Eigentum und verhalten sich entsprechend.
Kein Mensch unternimmt etwas gegen Überdachungen, Pflanztröge und Steintische mit Sitzgruppen. Nur wenn unsere Pflanzen die Mauern
überwuchern, wird eifrig reklamiert.

Das Haus mit dem Beautysalon grenzt an unser Grundstück. Wir entfernten die Mauer teilweise. Jetzt gibt es neben Aussicht frischen Durchzug
und in der Regenzeit herrscht kein Moderduft in der Luft. Das Land um dieses Haus ist bis auf etwa acht Quadratmeter zubetoniert. Auf der
einen Seite ist der Abstand zur Trennmauer weniger als fünfzig Zentimeter. Auf zwei Seiten beträgt die Distanz ungefähr einen Meter.
Auf dem Parkplatz bauten wir den Raum für den Salon. Wir haben trotzdem zugriff zum Fäkalientank.

Das Gästehaus hat einen Garten, der etwas grösser als das Gebäude ist. Auf zwei Seiten beträgt der Grenzabstand mehr als einen Meter.
Zur Strasse sind es an der engsten Stelle etwa drei Meter. Das Haus hat eine Dachterrasse über dem Parkplatz. Sie ist über eine Wendeltreppe
erreichbar.

Zum Bau: Die Berechnungen meines Statikers landeten gegen Gebühr irgendwo in einem amtlichen Archiv. Ich musste Pläne über den genauen
Standort wegen den Mindestabständen einreichen. Kontrolliert wurde nie.

Meine Nachbarn bauten ohne Statiker, ohne Pläne! und ohne Mindestabstände. Da wurde regellos während Wochen gesägt und genagelt.
Als das Holz ausging, war das Haus fertig. Möglicherweise übertrifft das Gewicht der Nägel das Gewicht des Holzes. Vorfabrizierte Zementsäulen
stellte man etwa einen halben Meter tief aufs aufgeschüttete Erdreich. Zeit zum Senken des Bodens gab es keine.
Als man nach dem Nägeleinklopfen die Würmer durch Kopfschmerzen oder fallende Stahlstifte eliminiert hatte, wurde die nackte Erde mit einem
Hauch Beton überzogen. Einige der tragenden Säulen stehen bereits erkennbar schief. Ich würde für zehntausend Baht Vorauskasse keine
Nacht in diesem Haus verbringen. Chiang Mai ist Erdbebengebiet. Ich erlebte hier bereits drei grössere Schütteleien und mehrere unbedeutende.

Meine Eltern hatten am Stadtrand einen Schrebergarten mit Sicht auf die Alpen. (1) Der Vater erstellte dort mit viel Freude und Geschick eine schöne
Gartenlaube. Die Qualität seiner Arbeit war unvergleichlich besser, als die dilettantische Wohnraumbastelei. (2)
Dieser Nagelschuppen auf schiefen Stelzen wird mir demnächst einen Seismographen ersetzen. (3)  Ab 5.5 Richterskala wird es bestimmt
interessant. (4)
Ich kaufte bereits eine Beisszange und grössere Mengen von Betadine, um den verletzten Nachbarn als erste Hilfe die Nägel aus den Hintern
zu ziehen.
Frage an drwkempf: „Wäre ein starker Elektromagnet medizinisch zweckmässiger?“

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Kleingarten
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Dilettant
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Seismograph
(4)
http://de.wikipedia.org/wiki/Richterskala






Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: quaychang am 09. März 2010, 16:21:11
@Low

Gratulation und sehr grosses Lob an Dich. Triebe ohne Liebe hat durchaus grosse literarische Qualitaet. Du solltest Buecher schreiben  ;D
Mal etwas ganz anderes. Im Stile von Balzac oder Oscar Wilde  C-- Frivole Thailandgeschichten fuer Intellektuelle

Haueser und erste Hilfe, ist auch sehr amuesant zu lesen. Aus dem prallen Alltagsleben gegriffen. So und nicht anders ist es. Aehnliche Erfahrungen haben wir auch gemacht. Jetzt, nachdem das Eigentum freiwillig abgeben wurde  ;] sehe und staune ich immer wieder, wenn ich in Thailand unterwegs bin, was es fuer voellig absurde (Selbst)Bauprojekte gibt. Wenn man alle Fotografisch festhalten wuerde, waere das Buch wahrscheinlich DER Renner.

Jaja, die Qualitaetsbauweise in Thailand. Da lobe ich mir Kambodscha. Die bauen sehr, sehr solide. Alle Haeuser mit den harten, roten Ziegeln (nicht quer, fuer extraduenne Waende, sondern laengs so wie es sich gehoert). Die Statik stimmt auch und ohne Abnahme kein weiterbauen...allerdings kostet die Haeuser auch ein bisserl mehr.

Leider tendiert momentan ueberall in Asien der Trend zur Ausnutzung des letzten Eckchens Grundstueck. Fast schon normal zwischen zwei Haeusern 30-50 cm Platz und Aussicht auf des Nachbars Wand. Aber man kann sich ja ein Plasmafernseher mit Kaminfeuer davorhaengen  :]

  


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 10. März 2010, 16:49:28
@quaychang
Danke.

Mit den Kurzgeschichten ist das so eine Sache. Das sind meistens Momentaufnahmen, ähnlich einem Bild beim Photographieren.
Lange Erzählungen, Romane sind wie Filme. Die setzen sich beim genauen Hinsehen aus einzelnen Bildern zusammen.

Kurzgeschichten mag ich. Ich erinnere mich an Richard Katz, “Ein Bummel um die Welt“. Prägnant. Informativ. Ich mochte Tucholsky,
“Panther, Tiger und Co“, oder von v. Rezzori, “Maghrebinische Geschichten“.
Mathematische Formeln, Gleichungen und Ungleichungen sind auch keine Romane, haben dennoch höchste Ansprüche auf genaue Aussage.

Ich lese dicke Schunken häppchenweise, weil ich Häppchen besser verdaue.
Weil die Zeit knapp ist und ich mich auf Schwerpunkte konzentriere, entstehen kurze Aufsätze. Ich lasse mich gerne Ablenken. Von Allem.
Mit und ohne Gezwitscher.

Dann ist es letztlich Rücksicht auf die Leser. Die wollen an den Steintisch zum Bier, in die ultimative Bar mit polierten Chromstangen und laszivem
Sonnenuntergang, in die Arme der Geliebten, weiterklicken weil die Maus juckt oder bloss zu Bockwurst und Sauerkraut.

Als dickes Buch für Intellektuelle empfehle ich ein beliebiges Telefonbuch. Arm an Handlung, reich an Personen.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 11. März 2010, 09:53:58
Lieber Low,

Magneten zur Entfernung metallischer Fremdkörper - ja, das gibt es. Sie eignen sich aber nur dazu, kleine Fremdkörper zum Beispiel aus der Hornhaut des Auges oder aus oberflächlichen Hautabschürfungen zu entfernen.
Bei größeren Fremdkörpern aus tiefer gelegenen Gewebeschichten taugen Magneten dagegen nichts. Viel zu groß wäre die Gefahr, bei der "unkontrollierten Metallentfernung" schwere Verletzungen herbeizuführen.
Hier ist ein versierter Chirurg jedem noch so schönen Magneten überlegen! }}

Herzliche Grüße aus Sihanoukville

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: madaboutsingha am 11. März 2010, 16:44:03

Low, wieder mal köstlich geschrieben, einfach herrlich! Die Worte so treffend und die Sätze so kurz:

Zitat
Als das Holz ausging, war das Haus fertig. Möglicherweise übertrifft das Gewicht der Nägel das Gewicht des Holzes.

und

Zitat
Bar mit...laszivem Sonnenuntergang

Herrlich!!!



Nur, was ist denn nun ein "Umschwung"? Darf ich vermuten, daß es die nicht überbaute Grundstücksfläche ist?
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 12. März 2010, 11:00:28
Thanks, Mr. Singha.
Die Vermutung ist ein Volltreffer.

Die zwei Beispiele sind aus dem Leben gegriffen.

Bei finanzieller Ebbe übertrifft bei mir das Gewicht der Münzen dasjenige der Banknoten, oder es sei gar nichts mehr vorhanden.
Leider gibt es noch kein Pfand für Flaschen.

Für laszive Sonnenuntergänge muss ich nicht einmal in die Bar. Es genügt, wenn
die Chefin im letzten Abendrot vor diesem Hintergrund die Wäsche wechselt.
Die goldne Sonne
Wird rot vor Wonne.
Titel: 15 Tage Chinesisches Neujahr
Beitrag von: Low am 12. März 2010, 11:59:55
15 Tage Chinesisches Neujahr

Vor langer Zeit war in Singapore das chinesische Neujahr ein zweiwöchiger Freudentaumel mit Essen, Saufen, Knallen und Feuerwerk.
Auf Kehrichteimern in den Strassen wurde Klavier gespielt. Man zerbombte die schlechten Geister richtiggehend. Alte Leute erinnern sich
noch an die wilden Tage. Knallerei und spontanes Feuerwerk wurden weitgehend verboten. Die weitaus gefährlicheren Fress- und Sauf-
Orgien werden ungestört weiter zelebriert, umrahmt von Löwen- und Drachentänzen und einigen fernsehgerechten Paraden in HDTV.

Für die Chinesen rund um den Globus ist das Frühlingsfest, das Neujahrs Fest, das wichtigste Ereignis im Jahr. Auslandschinesen feiern
üblicherweise einige Tage, besuchen Verwandte, Eltern, Freunde und empfangen und verteilen die roten hong bao, auch Ang Pau genannt,  
Umschläge mit Geld (an Unverheiratete). Meine Tochter kassierte in Singapore während dem Fest umgerechnet gelegentlich 45 000 bis
60 000 THB. Das entspricht in Chiang Mai einem Jahresverdienst.

Ein alter Freund, seinerzeit Bibliothekar der Nationalbibliothek in Singapore, lieferte mir freundlicherweise nähere Angaben. Eigentlich dauert
das Fest genau fünfzehn Tage.
 
1. Tag. Geburtstag des Huhns. der erste Morgen des Jahres, yuan dan.
            Man besucht die älteren Familienmitglieder und übergibt unter vielen Verbeugungen drei Orangen. Sie symbolisieren Gold.
            Man wünscht sich gegenseitig Reichtum und Glück.
2. Tag. Geburtstag des Hundes. Verheiratete Frauen besuchen Ihre Eltern.
            Man füttert Tiere und verwöhnt besonders die Hunde, Strassenköter eingeschlossen.
3. Tag. Geburtstag des Schweins. Am dritten und vierten Tag werden die   Vorfahren und die Verstorbenen geehrt. Von Besuchen wird
            abgesehen.
4. Tag. Geburtstag des Schafes. Einige bisher wegen der Feiern geschlossene Geschäfte eröffnen wieder und es wird um ein erfolgreiches Jahr
            gebetet.
5. Tag. Geburtstag des Ochsen, Po Wu. Gleichzeitig ist es der Geburtstag des Gottes des Reichtums. Viele Geschäftsleute erachten das als
            besonders gute Gelegenheit für die Wiedereröffnung der Tätigkeiten.
6. Tag. Geburtstag des Pferdes.
            Man besucht Tempel, Verwandte, Bekannte und Freunde. (Und isst dabei immer wieder kleine Häppchen).
7. Tag. Geburtstag des Menschen, Ren Ri. An dem Tag gibt es Yu Sheng zu essen. Das ist eine Speise aus Gemüse-Salat und rohem Fisch.
8. Tag. Tag der Vollendung. Ein weiterer Grund für eine Familienfeier.
            Um Mitternacht wird dem Jade Kaiser geopfert und gehuldigt.
9. Tag. Geburtstag des Jade Kaisers, Hu Yuang. Er wird besonders im Taoismus   verehrt als Herrscher des Himmels, der Erde, der Unterwelt
            und ebenso der Hölle. Ein Gewaltjob für einen gewaltigen Herrscher, dem man mit Zuckerrohr, Weihrauch, Tee, Früchten, vegetarischem
            Essen oder gebratenem Schwein und Papier Gold huldigt.
10. Tag. Keine Ausgaben werden gescheut um weiter zu Feiern und zu Prassen.
11. Tag. Keine Ausgaben werden gescheut um weiter zu Feiern und zu Prassen.
12. Tag. Keine Ausgaben werden gescheut um weiter zu Feiern und zu Prassen.

13. Tag. Geburtstag des Kriegsgottes, Guan Gong. Nach all den Gelagen entgiftet   man den Körper an diesem Tag mit leichtem vegetarischen Essen,
             es kann durchaus gebratenes Schwein sein.
             Viele Firmen in China verehren Guan Gong und bitten um Erfolg im Geschäft.
14. Tag. Vorbereitungstag der Laternen. Traditionell bereiten die Familien Essen für ein weiteres Gelage am folgenden Tag zu. Neben den Gaumenfreuden
             werden Dekorationen und Laternen bereitgestellt. Die Frauen stehen Schlange am Beauty Salon.
15. Tag. Laternen Fest, Yuan Xiao Jie. Der Tag des Laternenfests ist zugleich die erste Vollmondnacht im Jahr. Ein weiteres grosses Familienfest mit
             Tafelfreuden, Laternen und Orangen beschliesst den Fressmarathon.  Man isst süsse Reisklösse in Suppe, Tang Yuan.

Danach hat man annähernd 350 Tage Zeit, seine Verdauung auf das nächste Neujahrsfest vorzubereiten. Wenn ich mich nicht irre, nächstes Jahr
Anfangs Februar. Ich beginne bereits heute mit dem Konditionstraining.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 12. März 2010, 21:44:47
Hallo Low


Deine "Geschichten aus Hinterindien" geniesst man.
Sie machen nachdenklich, ohne Widerspruch zu wecken.

Mit teils kraeftigem Augenzwinkern klaeren sie auf, fast ohne beim Leser den Drang zu erzeugen, den eigenen Senf dazu zu geben.

Neidlos erkenne ich an, dass Du ein Meister der leichten Feder mit Tiefgang bist.


Gruss  Achim
Titel: Einführung in die Technik
Beitrag von: Low am 13. März 2010, 14:33:43
@Kern
Danke.  
Es ist angenehm zu wissen, dass die Geschichten zumindest teilweise so verstanden werden.
Meist sind meine Wortklaubereien schweisstreibend, im tropischen Klima ohne Klimagerät mehr Transpiration als Inspiration.

Für die folgenden Abenteuer schrieb ich eine

Einführung in die Technik.

Der Mann lebt eigentlich nur beim Bier beinahe problemlos. Das Verständnis für weibliche Mentalität und Logik ist oft spärlich ausgebildet oder
nicht vorhanden.
Knaben erhalten als Spielzeug häufig technische Geräte, obwohl Puppen meist geeigneter wären und bestimmt weniger Spannungen verursachen.
Die Phantasie fehlt mehrheitlich bei der Anwendung von Holz- oder Metallbaukästen. Akribisch genau werden gedankenlos Dinge nach bebilderten
Anleitungen mehr oder weniger erfolgreich nachgebaut. Den Eltern bleibt angesichts der vorhandenen Tatsachen nichts anderes übrig, als solche
Intelligenzbestien, ihre eigenen Früchtchen, überschwenglich zu loben.
Später folgen zur Förderung der Handfertigkeit vielleicht Chemie- oder Elektronik-Baukästen und Kameras.
Merke: Die Schäden bei Elektronikexplosionen sind unvergleichbar geringer als die Folgen chemischer Experimente!
Zum Schrauben sind Fahr- und Motorräder besser geeignet.
Im höheren Alter wird dann Hirn benötigt für das Chip Tuning von Fahrzeugen.
Heutzutage überfordern elektronische, vorwiegend im Kommunikationsbereich angesiedelte Fertigprodukte die Allgemeinheit, seien es Männlein oder
Weiblein.

Wenn einer keine Probleme hat, heiratet er oder kauft sich einen Computer.
Die Software ist für die meisten Benutzer genauso wenig durchschaubar wie die weibliche Psyche. Da existieren unvorhergesehen ein oder
zwei technische Probleme mehr. Das eigene Unvermögen kann man als Gruppentherapie leicht auf gewisse erfolgreiche Unternehmen abwälzen,
mit der aus populären Zeitschriften zitierten fachjournalistischen Behauptung: „Die verkaufen nur Mist!“ Ein Jahr später greift man tief in die
Tasche, um die neueste Version des verachteten, von der Presse gebrandmarkten, Schrottes zu erstehen und begibt sich stillschweigend in die
Knechtschaft von Giganten.
Der stille Beobachter aus dem fernen Weltenraum fragt sich besorgt: Ist Software eine Droge? Es ist auf alle Fälle ein Milliardengeschäft mit
Abhängigen.

Das waren ein paar allgemeine Gedanken über unser Verhältnis zur Technik.
Die Menschen in Hinterindien haben es noch schwerer. Ihnen fehlen im zarten Knabenalter die Metallbaukästen. Die verheerenden Auswirkungen
zeige ich in wenigen Aufsätzen über die Tücken der Technik, speziell im Bereich Elektronik und Elektrizität. Es ist nicht auszuschliessen, dass damit
einige Leserinnen und Leser überfordert werden. Ich bitte bereits heute um Nachsicht.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 13. März 2010, 15:47:51
Lieber Low,

wie so oft:

Bestens durchschaut und brilliant formuliert!

Nur

"Es ist nicht auszuschliessen, dass damit
einige Leserinnen und Leser überfordert werden. Ich bitte bereits heute um Nachsicht."

dieser Aussage kann ich mich nicht anschließen. Selbst dem spät Belehrten bleibt doch so die Chance zur Einsicht und zum nachfolgend besseren Verständnis der Dinge. ;}

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 13. März 2010, 18:29:54
Zitat
Wenn einer keine Probleme hat, heiratet er oder kauft sich einen Computer.  

Es soll auch Mutige geben, die das "oder" durch ein "und" ersetzen.
Zu bedenken ist dabei allerdings, dass Updates der  "Bio-Software"
nicht selten zu plötzlichen Abstürzen der senkrechten Art führt.

 ??? kmr

Titel: Technische Spielerei
Beitrag von: Low am 15. März 2010, 00:03:26
Technische Spielerei

Wenn Leserinnen und Leser meine Texte so gedankenlos interpretieren wie ein drittklassiger Computer aus der (Ein)Steinzeit, dann gute Nacht. (1)
Ich erlaubte mir einen kurzen Test und liess `Einführung in die Technik` von Google in die englische Sprache übersetzen. Danach gab ich den
fremdsprachigen Text ein und liess ihn in der deutschen Sprache auslegen. Das Wort Übersetzen verwende ich anstandsweise nicht.
Der Schreck fuhr mir danach so ungebremst in die Knochen, dass ich meine vier Seiten technische Erlebnisse auf der Festplatte, jedoch nicht im
Gedächtnis, zerstörte. Löschen kann man Bits und Bytes schlecht. Man findet sie ohne grossen Aufwand nur nicht mehr.

Einführung in die Technik.
Von Google interpretiert.

Der Mann lebt wirklich nur für Bier fast ohne Probleme. Das Verständnis der Mentalität und weibliche Logik ist oft schlecht ausgebildet oder
fehlen. Jungsspielzeug oft als technische Geräte erhalten, obwohl die meisten Puppen waren geeignet und bestimmt sind, weniger zu
Spannungen führen. Die Phantasie ist keine Mehrheit bei der Verwendung von Holz oder Metall-Baukästen. Urlaub zerstreut werden
akribisch genau dargestellt Instruction mehr oder weniger erfolgreich wiedergegeben. Die Eltern bleibt angesichts der gegebenen Tatsachen,
nichts anderes, wie Intelligence Tiere ihren eigenen Nachwuchs, um begeisterten Lob.
Später diese Fähigkeit zu fördern, vielleicht chemische oder elektronische Bausätze und Kameras.
Hinweis: Die Schäden an Elektronik-Explosionen sind unvergleichlich geringer als die Folgen von chemischen Experimenten! Für Schrauben und
Motorräder sind besser geeignet. Im fortgeschrittenen Alter ist das Gehirn dann für das Chiptuning von Autos benötigt.
Heute, elektronische Überlast, vor allem in der Kommunikations-Feld befindet beendete die breite Öffentlichkeit werden sie Zwerg oder Weiblich.

Wenn man keine Probleme hat, heiratet er kauft oder einen Computer. Die Software ist für die meisten Benutzer nicht mehr transparent wie
die weibliche Psyche. Dann gibt es ein unvorhergesehenes oder zwei technische Probleme. Unsere eigene Unfähigkeit, leicht wie eine Gruppe
der Therapie passieren kann bei einigen Unternehmen erfolgreich, mit dem populären Magazinen zitiert aus fachjournalistischen Behauptung:
"Die verkaufen nur Mist!"
Ein Jahr später, erreicht sie tief in die Pocket auf die neueste Version der verachteten, gebrandmarkt durch die Presse, kaufen Schrott und geht
leise in den Versklavung der Riesen.
Der stille Beobachter aus dem fernen Weltall Frage betrifft: Ist Software eine Droge? Es ist in jedem Fall ein Milliarden-Geschäft mit Addicts.

Dies waren einige allgemeine Gedanken über unsere Beziehung zur Technologie.
Die Menschen in Indochina sind noch mehr gefährdet. Sie vermissen im zarten Alter Jungen, die Metall-Kits. Die verheerenden Auswirkungen ich
zeige in einigen Essays über die Gefahren der Technologie, insbesondere in der Elektronik und Elektrizität. Es ist nicht auszuschließen, dass diese
einige Leser werden begeistert sein. Ich bitte um Nachsicht heute.

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Einstein

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Blackmicha am 15. März 2010, 06:46:46
Zitat
von Google in die englische Sprache übersetzen. Danach gab ich den
fremdsprachigen Text ein und liess ihn in der deutschen Sprache auslegen

ist ein blödes Spiel !

in der Mathedick ist es doch gleich:

1 : 3 = o,333333..... x 3 = ?    wird nie wieder gleich 1 !  {+ C--

als Hilfe ist google schon nicht schlecht , man sollte aber es selbst noch mal überlesen !
Titel: Blöde Spiele
Beitrag von: Low am 17. März 2010, 23:05:08
Blöde Spiele?

Die Zielsetzung elektronischer Übersetzungsprogramme ist noch lange nicht erreicht.
Die Trefferquote kann auch mit Hilfe von idiotischen Spielereien gesteigert werden.
Ich arbeitete selbst an ähnlichen Problemen, als Dämpfung beispielsweise nur für das Bügeln von Anzügen
Verwendung fand. Mechanische Dämpfung zur Verminderung von Stössen, oder elektrische Dämpfung (Verluste)
in der Nachrichtentechnik bei Datenübermittlung (Telephonie), waren den Sprachexperten im mittleren Westen
kaum geläufig.
Ein Kühlkörper, wie er zur Wärmeableitung für Halbleiterelemente wie Dioden, Transistoren und Tyristoren
verwendet wird, wurde schlicht als Erkältunger beschrieben. (Der Erkältunger, des Erkältungers, die Erkältungern).
 
Fortschritte würden sichtbar, wenn ich das Spiel mit  Google in zwei, drei Jahren mit dem selben Text wiederhole.
Ich erinnere mich, dass jeder billige Taschenrechner vor vierzig Jahren Rechenoperationen genauer löste, als ein
digitaler programmierbarer Prozessor (für Hunderttausende von Franken), wie preisgünstige Computer damals
hiessen, weil die Rechenlogik (ALU) fehlte.

In Foren finde ich häufig für mich unverständliche Beiträge, als wären sie von Herrn Google persönlich verfasst worden.
Keine Übersetzungen. Die Verstümmelung fand unter Umständen auf dem Weg vom Hirn zur Tastatur statt, wenn nicht
bereits zuvor Kollisionen mit Alkoholmolekülen die Sprache babylonisierte.
Titel: CD und andere Speicher
Beitrag von: Low am 19. März 2010, 16:31:48
Compact Disc (CD) und andere Speicher

Leider ist die Lagerfähigkeit von optischen Speichern wie CD und DVD äusserst beschränkt, verglichen mit
hundert Jahre alten Tonträgern in meiner Sammlung. Zugegeben, die Datenspeicherung ist erstens analog
und zweitens mengenmässig sehr beschränkt. Dafür ist die Signalstärke ausserordentlich hoch, dass ohne
jegliche elektronische Verstärkung eine rein mechanische Reproduktion erfolgt.
Die Dynamik ist eher bescheiden und der Rauschanteil hoch. Dennoch blieb das ursprünglich Signal erhalten
und  kann mit entsprechenden antiken Wiedergabegeräten für fast drei Minuten einwandfrei abgetastet werden.
(Schallplatten: Label handgraviert, fast kratzfeste Tiefenschrift, System Pathé Frères, hundert Umdrehungen
pro Minute, Abtastung mit runder Saphirkugel von innen nach aussen. Wer hat Kleingeld und Interesse?)

CD speichern Unmengen von Daten, von 600 Megabytes an aufwärts. Sofern alles wie vorgesehen funktioniert,
ist HiFi Qualität in Stereophonie mit einer Dynamik von fast 100 Dezibel (dB) während einer Stunde möglich.
Diese bewundernswürdige Technologie erlaubte es erstmals, Ravels Bolero praktisch unverfälscht wiederzugeben.
Die Plastikscheiben reagieren durch die hohe Aufzeichnungsdichte bedingt empfindlich auf Störeinflüsse, wie
Kratzer, Hitze, Feuchtigkeit und schlechte Lagerbedingungen.
Mir fällt immer wieder auf, wie sorglos die Menschen mit ihren Silberlingen umgehen.
Üblicherweise sind die empfindlichen Oberflächen verkratzt und voller Fingerabdrücke. Jüngere Frauen missbrauchen
die verspiegelten Scheiben fürs Make-up. Dann sind neben den unsichtbaren Pits Spuren von Lippenstift und
Mascara zu finden. Die Schutzhüllen sind kaum vorhanden und dienen eher zum Sammeln von Büroklammern,
Gummiringen oder Briefmarken. Darum verleihe ich grundsätzlich keine Datenträger.

Vor wenigen Wochen enttäuschte uns eine öfters gespielte CD, Kansas City mit Jazzaufnahmen produziert von
R. Altman für den gleichnamigen Film mit Harry Belafonte. Die extrem synkopierten Klänge hatten als unerwünschte
Beigabe einen unüberhörbaren Klirrfaktor.
Nach nur wenigen Jahren machte sich trotz sorgfältiger Handhabung Lesefehler durch die Alterung der Original-
pressung bemerkbar. Möglicherweise war die Bedampfung nicht sauber ausgeführt. Schlechtes Vakuum ist für
solche Herstellungsfehler ausreichend. Dieses Problem fand ich mehrmals auf Discs mit Ursprung Amerika.
Gegen eine Lichtquelle gehalten, zeichnet sich auf solchen Scheiben manchmal ein richtiger Sternenhimmel in
der Verspiegelung ab. Meine sorgfältig gebrannten Kopien sind weit lebensfähiger als US Pressungen!

Im tropischen Klima wachsen in der hohen Feuchtigkeit auf verschmutzten Oberflächen pilzartige Mikroorganismen.
Mit einem feinen fusselfreien Tuch, Fensterreiniger und etwas Glück konnten befallene CD hie und da gerettet 
werden. Meine erste positive Erfahrung war vor etwa sechs Jahren Tinu Heinigers `Miss New Orleans`.

Kansas City war mit einfachen Mitteln nicht zu reparieren. Wir haben neuere und alte PC. Ältere Maschinen sind
weniger hoch getaktet. Sie arbeiten langsamer. Die CD Laufwerke drehen die Platten für die Aufnahmen weniger
schnell. Die Geschwindigkeit wird bei der Wiedergabe von Audio CD durch die CD selbst gesteuert. Seit jeher
waren für das Auslesen der CD Fehlerkorrekturprogramme eingeplant. Je nach Hersteller lesen die Geräte die
CD in unterschiedlicher Qualität aus.
Discs, die vom einen Spieler abgewiesen wurden, liefen auf anderen Geräten einwandfrei. Ich kopierte die
schadhafte Scheibe mit tiefer Geschwindigkeit auf einer langsamen Maschine. Die Kopie zeigte den Fehler
nachher auf dem neuen präzisen Spieler mit dem ultralinearen Wandler nicht mehr. Kansas City war gerettet.

Einer der einheimischen Computer-Spezialisten verzweifelte annähernd. Eine seiner  CD verhielt sich nicht
normgerecht. Aus seinen Erklärungen wurde nicht klar, ob die CD Lesefehler hatte, ob Viren vorhanden waren
oder ob er durch unverständliche Anweisungen überfordert war. Ich versuchte zu  helfen, hatte aber weder
Zeit noch Lust, mit dem etwas eigensinnigen Autodidakten zu diskutieren. Darum bat ich ihn, mir eine Kopie
zu machen. Ich würde ihn nach dem Test telefonisch vom Resultat unterrichten.
Zufrieden verschwand er mit der CD in seinem Verschlag. Arbeitsraum oder Büro wären übertriebene Bezeichnungen.
Dort lagerten vergleichbar Reisanbauterrassen am Berg künstlerisch nachempfunden, allerhand Ersatzteile,
Grafikkarten und Zubehör bunt vermischt mit defektem Material unter dem Slogan: Gekonnte Stapelverarbeitung
 (Batch processing – IT Fachausdruck) erspart die Müllabfuhr.

Nach geraumer Zeit erschien er mit einem sorgenfreien Grinsen wieder. Er erwartete offensichtlich meine Hilfe
und drückte mir eine farbige Fotokopie der CD in die Hand.
Das ersparte mir die Zeit für das Nachdenken und das Geld fürs Telefonieren.

http://de.wikipedia.org/wiki/Schallplatte

CD
http://de.wikipedia.org/wiki/Compact_Disc

Fehlerkorrektur
http://de.wikipedia.org/wiki/Fehlerkorrekturverfahren

Dezibel
http://de.wikipedia.org/wiki/Bel_(Einheit)

Mascara
http://de.wikipedia.org/wiki/Mascara_(Kosmetik)

Robert Altman
http://en.wikipedia.org/wiki/Robert_Altman

Allfällige Fragen beantworte ich gerne, bis auf die eine:
„Leihst du mir Kansas City von Produzent Altman aus?“ „Nein!“



Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 19. März 2010, 17:33:19
Herrlich!!!  Applaus, Applaus!

Gruss  Achim
Titel: AA Akkumulatoren
Beitrag von: Low am 21. März 2010, 14:48:36
AA Akkumulatoren

Als wir vor geraumer Zeit eine neue Kamera kauften, gab es als Zugabe ein Ladegerät und vier Akkumulatoren
des gängigen Typs AA. Laut IEC-Norm handelt es sich dabei um zylindrische Rundzellen mit einem Durchmesser
von 13,5 bis 14,5 mm und einer Höhe von 49,2 bis 50,5 mm. AA oder Mignonzellen haben Kapazitäten im Bereich
von etwa  400 bis 3200 milli-Ampere-Stunden (mAh).
Die Kapazitäts-Angabe 400 mAh bedeutet, dass während 10 Stunden 40 milli Ampere entnommen werden
können (sollten), oder während 5 Stunden 80 mA. Höhere Kapazitäten liefern länger Strom, können aber
ungeeignete, schwach dimensionierte Ladegeräte überhitzen.

Aus Gründen des Umweltschutzes kaufte ich bisher nur Erzeugnisse namhafter Konzerne, weil ich nicht
unnötigerweise Sondermüll produzieren will. Die gratis Akkumulatoren von Toriyama waren den Konkurrenz-
produkten grosser Hersteller ebenbürtig.
Die thailändische Firma mit einem japanischen Namen war mir nicht bekannt. Das Ladegerät beeindruckte durch
Leuchtdiodenanzeigen für jede einzelne Zelle. Da wurde zumindest bei den Dioden nicht gespart.
Einige Geräte liefern den Strom für je zwei in Serie geschaltete Akkumulatoren. Dadurch erübrigen sich mehrere
Bauteile. Die Geräte werden noch preisgünstiger. Einzelne Zellen können deswegen leider nicht geladen werden.

Als ich kürzlich preisgünstige Akkumulatoren der Firma sah, erstand ich eine Packung zu fünf Stück. Eigentlich
hätte meine körpereigene Alarmglocke schrillen müssen.  Wie lade ich fünf Zellen in einem Ladegerät?
Ich kaufte diese Speicherzellen, ohne sie genauer zu prüfen. Zu Hause wollte ich die neuen Zellen laden.
Wir haben drei verschiene Geräte von unterschiedlichen Herstellern. Ich versuchte sie alle. Nicht einmal im
firmeneigenen  Ladegerät machten die Akkumulatoren Kontakt. Darauf schaute ich mir die Zellen genauer an.
Am Pluspol fehlte die sogenannte Polnase, der kleine Nippel in der Mitte. Beide Pole schauten genau gleich aus.
Der Minuspol war durch Farbe markiert. Die Länge der Akkumulatoren war mit 48.8 Millimetern ausserhalb der
IEC Spezifikationen. Zu kurz geratener, geschlechtsloser Sondermüll. In Euroland müssten die Händler den
angebotenen Schrott zurücknehmen.

In Hinterindien wird die Firma den Innovationspreis für polnasenlose Mignonzellen erhalten. Die Regierung
wird sich darum bemühen, die IEC Normen etwas toleranter zu gestalten.
Erfahrungen bestehen bereits bei den Grenzwerten der Luftverschmutzung. Da existieren auch mehr Toleranzen
als Richtwerte.


http://de.wikipedia.org/wiki/Mignon_(Batterie)
Titel: Parkgebühren
Beitrag von: Low am 23. März 2010, 10:26:07
Parkgebühren

Sie sind etwas von Technik behaftet, eine teuflische Erfindung der Neuzeit, eine Art Abgabe am Lagerplatz für wartende Transportelefanten.
Ein Schlaumeier kreierte die Idee, wie man mit korrodierendem Metall unter starkem Einbezug des Faktors Zeit Geschäfte machen kann.
Diese Gebühreneintreiberei dehnte sich sogar auf die verbleichenden Gebeine oder die Asche Verstorbener aus.

Am 15. März um 07 45 parkierte Dick den Wagen auf dem Parkplatz des Flughafens Chiang Mai.
Wir verbrachten eine Woche an der frischen Seeluft in Port Dickson und genossen den etwas dickeren, abgasgewürzten Dampf in Kuala Lumpur.
Wir hatten Glück mit unserem Reisetermin, denn während unserer Abwesenheit war der Feinstoffgehalt der Luft in Nordthailand extrem hoch.

Ich bin kein grosser Raucher. Etwa alle drei Jahre vernichte ich eine Zigarre. Aber wir lieben den Duft der Gewürzinseln, - der Surya Kretek
Gudang Garam Zigaretten paffenden Geniesser. Diese Glimmstengel sind zum Riechen wie Nasi Biryani zum Essen. Ein wahres Bouquet an
Geschmacksnoten von Zimt, Kardamom, Fenchelsamen, Lorbeer, Gewürznelken, Ingwer, Chilies, weissem und schwarzem Pfeffer, Koriander,
sowie einer Prise Zucker als Geschmacksverstärker. Das einzige was im Nasi Biryani fehlt ist der Tabak, sonst könnte man daraus Zigarren rollen.
Vorübergehend benutze ich die teuren Kretek Zigaretten an Stelle von Weihrauch.

Bereits um vier Uhr früh mussten wir am 22. März aus den Federn, um den Rückflug anzutreten. Wie schlaftrunkene Hühner hin und wieder ein
Körnchen aufpicken, fanden wir im fremden Flughafen nach mehreren missratenen Anläufen den Check-in und etwas später nach einem
Orientierungslauf mit Fehlstart rechtzeitig sogar das richtige Gate.
 
Auf die Minute genau, um 08 20 dockte der Airbus in Chiang Mai an.
Es dürfte etwa neun Uhr gewesen sein, als wir unsere fünfundzwanzig Kilogramm Gepäck, eingeschlossen BOH Tee (best of highland), einige
Kilobyte an Daten und etwas Literatur, im Auto verstaut hatten.
Wir waren bereit, die Parkgebühren zu bezahlen. In Kuala Lumpur wollte ich den in gelb gehaltenen, schlecht lesbaren Zettel in den Papierkorb
schmeissen. Dick übergab den geretteten Parkschein der geschulten Gebühreneinzugsspezialistin. Die Schalterbeamtin verlangte ganze
zwanzig Baht. Sie schaute anscheinend nur auf die Zeit und vergass in den milden Morgenstunden, das Datum zu kontrollieren oder sie wurde
durch meine sonnenverbrannten sexy Elefantenohren abgelenkt.


http://de.wikipedia.org/wiki/Biryani
Titel: Re: Technische Spielerei
Beitrag von: Lupus am 23. März 2010, 11:11:17
.... Das Wort Übersetzen verwende ich anstandsweise nicht.

Eine akzeptablere Lösung (wenngleich nicht perfekt):

Original:
Einführung in die Technik.

Der Mann lebt eigentlich nur beim Bier beinahe problemlos. Das Verständnis für weibliche Mentalität und Logik ist oft spärlich ausgebildet oder
nicht vorhanden.
Knaben erhalten als Spielzeug häufig technische Geräte, obwohl Puppen meist geeigneter wären und bestimmt weniger Spannungen verursachen.

Übersetzung D-EN-D von http://www.linguatec.net/onlineservices/pt/site

Einführung in Technik.

Der Mann lebt fast ohne Probleme tatsächlich nur mit dem Bier. Das Verständnis für weibliche Mentalität und Logik wird oft spärlich oder nicht verfügbar trainiert.
Jungen bekommen häufig technische Ausrüstung, wie Spielzeuge, obwohl Puppen, normalerweise geeigneter sein und sicher weniger Spannungen verursachen würden.


Danke für Deine ergötzlichen Geschichten!

Lupus
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: gam am 23. März 2010, 14:16:53
Die Schalterbeamtin verlangte ganze
zwanzig Baht. Sie schaute anscheinend nur auf die Zeit...

Gratuliere zum guten Geschaeft !
Die 350 Baht, welche du einsparen durftest, werden der Dame wohl am Gehalt abgezogen.
Titel: WC Papier
Beitrag von: Low am 23. März 2010, 16:06:05
WC Papier

Danke Lupus für die schönere Übersetzungsversion.
Ich freue mich auf weitere Variationen.

Aus meiner Sicht ist das Problem nicht nur die Übersetzung des Computers.
Viele Menschen verstehen die Texte so, wie sie ein seelenloser Computer
beschreibt. Ich weiss, wie flüchtig ich Texte lese und manchmal missverstehe.

Bei Bildern ist es ähnlich. Lasst euch von zehn Personen ein Bild beschreiben.
Jeder sieht und empfindet etwas anderes.
Wäre es nicht so, hätte es vor einigen Jahren nur einen Farbfilmhersteller gegeben. Alle anderen wären mit ihren Nuancen chancenlos geblieben.

Genau so verhält es sich auch beim WC Papier. Während zarte Damen oft ein flauschig weiches Papier bevorzugen, benutzen harte Herren
lieber Schmirgeltuch mit einer kräftigen Körnung.

@gam
Ich wollte diese Frau kaum schädigen. Die aktuellen Preise, hellgelb auf weiss geduckt, waren für mich unlesbar. Die Kontrolle wird wohl kaum
aufmerksam genug sein, um den Fehler zu finden. Eventuell werden nur die Belege mit der Kasse verglichen. Und wenn da zwanzig draufgemalt
ist und zwanzig kassiert wurden, geht es glimpflich ab.
Die Firma schikanierte uns im Dezember, indem ungerechtfertigter Weise ein Rad blockiert wurde und wir so am Wegfahren gehindert wurden.
Obwohl ein herbei geholter Vorgesetzter die Verantwortlichen aufforderte, die Fessel zu entfernen, maulten die Arbeiter und beharrten auf
Teamoney. Es kam zu einer längeren Diskussion, bevor das Fahrzeug ohne Lösegeld endlich freigegeben wurde.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: gam am 23. März 2010, 16:49:06
Edit
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 23. März 2010, 23:07:10
Parkgebühren

Hallo Low,
ich hoffe, dass die Luft in CNX nun nach einer Woche Urlaub wieder etwas besser ist.

Kannst vielleicht auch etwas über Port Dickson berichten? Braucht es da viel warme Kleidung,
oder waren evtl.die im Übermaaß geschleppten Kilobyte der Hauptanteil an den 25 kg Gepäck?


Überhaupt nicht neugierig, kmr  :)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 24. März 2010, 15:05:43
Vielleicht werde ich mich an Port Dickson und die Kilogramme erinnern.
Abreisegewicht von CNX war 17 kg.
Aber erst muss ich die angesagten technischen Probleme erläutern.
Low
Titel: Das Leid mit drei Leitern
Beitrag von: Low am 25. März 2010, 07:30:23
Das Leid mit drei Leitern

Seit einigen Jahren wäre es Vorschrift, dass elektrische Hausinstallationen mit drei Drähten und geeigneten Querschnitten ausgeführt werden
sollten. Leider kennt in Hinterindien keiner den internationalen Farbcode und den Zusammenhang von Stromstärke, Drahtquerschnitt und Sicherungen. (1)
Die übliche Farbkennung ist:
Gelb, gelbgrün           Schutzleiter, Erde
Blau                         Neutral- oder Nulleiter  
Schwarz oder braun   Phase, auch Aussenleiter genannt.

In unserem Haus, Baujahr 2004 wurden viele Drahtfarben, auch violett, grün, rot und orange, unüberlegt benutzt. Für westliche Denkweise ist
es wenig verständlich, dass der gelbgrüne Draht in einigen Fällen für die Phase Verwendung fand. Als Ausgleich für den Frevel wurde dann
schwarz für den Schutzleiter gebraucht. Die verschiedenen Farben verarbeitete man nicht zwecks vereinfachter logischer Fehlersuche, sondern
sie erfreuen wie eine Opfergabe die Hausgeister.

Trotz glücklicher Geister trieben die Elektriker unter meiner Aufsicht einen Erdungsstab bis tief in das Grundwasser. Die Steckdosen wurden bis
auf eine schlecht erreichbare Ausnahme unter der Decke richtig verdrahtet.
 
Dreipolige Steckdosen sind dann korrekt angeschlossen, wenn beim Draufschauen der Erdanschluss in der Mitte unten und die Phase oben auf der
rechten Seite sind.
Zur schnellen Kontrolle dient ein Phasenprüfer. Diese kleinen, schraubenzieherähnlichen Gegenstände sind sogar bei Grossverteilern für einige
Baht im Angebot. (2) Das einfache Einstecken des Prüfers genügt nicht. Damit ein minimaler Strom von wenigen mikro-Ampere fliessen kann und
die Glimmlampe zum Leuchten bringt, muss ein Finger das Metall hinten am Schraubenzieher berühren.
Achtung: Das Lämpchen leuchtet nur an der Phase, dem Loch rechts! Wenn es anderswo leuchtet, bedeutet das Lebensgefahr, ausgenommen
für Blackmicha, der auf diese Weise in Bangladesh seine kalte Wurst aufwärmt.

In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an die Vorlesungen von Paul Scherrer, einem grossen Physiker. (3) Zur Unterweisung und Belustigung
der Studenten heizte er mit Krokodilklemmenverbindungen Frankfurter Würste durch direkten Netzanschluss auf. (4)

Bei zweipoligen Steckdosen erübrigt sich ein Test mit dem Phasenprüfer, weil die Anschlüsse beliebig eingesteckt werden können. Ein defekter
Phasenprüfer könnte zu Unfällen führen!

Meine Schwierigkeit war, dass  2004 in Chiang Mai keine dreipoligen Kabel und kaum dreipolige Stecker verkauft wurden. Die raren, technisch
drittklassigen Stecker wurden zu Phantasiepreisen, für den Betrag von vier bis fünf Dosen Bier, angeboten.
Kabel für Geräteanschlüsse importierte ich aus Europa und Singapore. Einige dreipolige Unterputzdosen im Büro, fein säuberlich neben den
Thai Anschlüssen installiert, stammen aus der Schweiz.
Noch heute finden wir bei Grossverteilern viele dreipolige Steckdosenleisten mit zweipoligem Steckanschluss. Die werden von den Dorfbewohnern
über ein zehn Meter langes Verlängerungskabel mit 0.5 Millimetern Querschnitt für Verbraucher von drei Kilowatt verwendet, das ergibt locker
13 Ampere, so dass die Kunststoffisolation an den Litzen zu stinken beginnt.  Wehe, wenn so ein Kabel zur Stromversorgung von Grillgeräten
und Karaokemaschinen während eines Festes auf der Strasse liegt. Doch das ist relativ selten, weil betrunkene mutige Männer die Leitungen
an den Strommasten ohne jegliche Sicherungen direkt anzapfen. Dann ist der Strom erst noch gratis, gesponsert von EGAT. Herzkammerflimmern,
es kann bei elektrischen Strömen über 50 milli-Ampere im Körper auftreten, ist in Thailand wenig bekannt und keine Todesursache.


(1)
http://library.abb.com/GLOBAL/SCOT/SCOT209.nsf/VerityDisplay/C6ED3B4782C5F804C12572A5003A1CA0/$File/2CDC401002D0102.pdf

http://www.elektronik-kompendium.de/sites/grd/0501191.htm

http://www.njumaen.de/t4tt/pdf/kabelquerschnitte.pdf

http://www.sengpielaudio.com/Rechner-querschnitt.htm

(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Phasenpr%C3%BCfer
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Scherrer
http://www.psi.ch/wer-war-paul-scherrer
(4)
http://de.wikipedia.org/wiki/Krokodilklemme




Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 26. März 2010, 05:57:57
Vielleicht liegt dem spielerischen Umgang der Elektrooberingenieure mit den Leitern
schlicht der gleiche thailändische Hang zur Farbenprachtentfaltung zugrunde, der ja
auch beim Speisendesign nicht unwichtig ist.

Die Bekömmlichkeit ist in beiden Fällen sicherlich erwünscht. Aber welchem Geist
wurde evtl. zu wenig geopfert, wenn es sich mal wieder "ausgeflimmert" hat? Gibt
es etwa einen Stromgeist gar für jeden Stromkreis? Zu kompliziert. Am Schluß ist es
dann sowieso wieder keines dieser Wesen gewesen.. :)

Aber hatte in Wirklichkeit nicht wieder ein Farang mit dubiosen dreipoligen
Steckdosen, Sicherungen, usw. die kunstvolle Harmonie genialer Thai-Verdrahtung
zunichte gemacht??? LOGISCH; der Farang hat schuld! Kein Schnaps für den Geist!
Auf alle Künstler unter Strom; Prost! [-]

mfg kmr
Titel: Krampf um Zähler
Beitrag von: Low am 26. März 2010, 10:43:44
Danke kmr. Nach deinen Überlegungen zu schliessen, war das Thema doch nicht so knochentrocken. Aber es wird noch bunter.

Krampf um Zähler

Die Elektrizitätsmanager versuchen ihre Empfehlungen schrittweise umzusetzen.
Nun wird mit dem Erdleiter als Neuerung teilweise Ernst gemacht. Über den Sinn darf man getrost eine eigene Meinung haben.
Der Kunde muss angeblich zweitausend Baht hinblättern. Dafür erhält er eine Erdleitung bis zum Hausverteiler. Von dort geht das mit Briden
auf den Zement oder die Holzbretter genagelte halbflache zweiadrige Standardkabel weiter zu Steckdosen, Schaltern und Lampen.

Als der jetzige Beauty Salon noch der Bank gehörte, beobachtete ich Herrn Kleptomanewitsch wiederholt beim Entfernen von Wasserhähnen,
auf den Zement geklopfter Stromleitungen inklusive Nägel und Briden, Lampen samt Armaturen, Schaltern und Steckdosen. Wir ahnten beide
nicht, dass er gratis für mich arbeitete. Er bediente sich dafür später selbst mit sieben Quadratmetern Fliesen.

Als das Haus gekauft war, wollte ich Unterputz-Installationen und eine staubdichte Decke. Für die Handwerker und die Schweissarbeiten wäre
ein funktionierender Stromanschluss kein Luxus gewesen. Deshalb fragte Dick die Elektrizitätsmonopolisten, ob sie freundlicherweise die Güte
hätten, einen Stromzähler zu montieren. Der Begriff Stromzähler wird umgangssprachlich verwendet. Er ist physikalisch falsch. Nicht der elektrische
Strom, sondern die elektrische Leistung wird registriert. Der korrekte Begriff wäre Energiezähler. (1)

Die schickten darauf einen Schikanör vorbei. Ingenieur betitle ich den Fachbeamten nicht. Der Herr wand sich und sprach tief bekümmert mit
professioneller Leichenbittermiene:
„Zur Zeit sind leider keine Zähler da. Aber gegen eine bescheidene Unsumme bin ich euch gerne behilflich. Ich könnte da etwas arrangieren,
leider nicht ganz gratis. Aber Kundendienst ist meine oberste Devise.“
Wegen Devisenknappheit wollte ich keine Unsummen investieren.
Leicht verärgert warnte er:
„Wenn ihr den Zähler zu einem späteren Zeitpunkt wollt, kann das erst nach einer peinlich genauen Abnahme der Elektroinstallationen geschehen.
Ich wiederhole, peinlich genau!“
Mir war das kaum peinlich. Er wusste nicht, dass unsere Wasserpumpe mit Stromanschlüssen keine drei Meter entfernt hinter der Mauer neben
dem zukünftigen Beautysalon stand.

Nach ein paar Wochen erstrahlte das Haus mit neuen Bodenbelägen und frisch bemalt in neuem Glanz. Die geerdete Stromversorgung war
makellos ausgeführt.
Wegen den Spannungseinbrüchen beim Anlaufen des 300 Watt Motors der Wasserpumpe, sah ich vor, den Motor in Zukunft vom Beautysalon
aus zu speisen.
Dick bat erneut um einen Zähler. Der Beamte liess auf sich warten, meckerte als versierter Spezialist über die Unterputzverdrahtung und wie
wir im Falle eines Falles die unsichtbaren Drähte reparieren wollten. Dann vertauschte er im Verteilerkasten mit acht einzeln abgesicherten
Stromkreisen fachkundig Neutral- und Aussenleiter. Betrübt wie bereits zuvor, teilte uns mit, dass der Zeitpunkt für eine Zählerinstallation sehr
ungünstig sei. In Hangdong wäre kein einziges Stück am Lager. Zusätzlich bestehe ein bedeutender Lieferengpass. Gedanklich prüfte ich schon
die Möglichkeit einer Gasbeleuchtung.
Dick telefonierte kurz mit dem Hauptsitz in Bangkok. Die wussten komischerweise, dass in Hangdong fast zwanzig Zähler auf zukünftige Kunden
warteten. Einige Stunden später war der Zähler zähnenischend montiert.
Mein Phasenprüfer bestätigte darauf den heimtückischen Attentatsversuch des fiesen Angestellten. Ich rief unseren Elektriker an, der die
Anschlüsse der Zuleitungen in wenigen Minuten austauschte.

Eine nachbarliche Landbesitzerin, Verwaltungsbeamtin im Bezirk Hangdong, erhielt prompt einen Zähler, als die ersten Pfähle gesetzt und bevor
die ersten Stahlstifte für ihre Nagelbude geliefert wurden. (2) Wie lange halten Nägel im feucht tropischen Klima?

Sie als wichtige Angestellte im überdotierten Staatsapparat ist von der Einhaltung von Mindestabständen und sämtlichen Gesetzen, Bestimmungen
und Verordnungen befreit. Ein Teil des Regenwassers ihres Daches rinnt in unseren Garten. Überreste des Baumaterials bereichern noch heute die
Strasse vor ihrem Haus.

Als die Baracke endlich stand, wurde frisch fröhlich das bereits erwähnte weisse Standardkabel mit 2x1.5 mm Quadratmillimeter Kupfer, PVC Isolation,
Aussenabmessungen 5 x 7.5 mm, mit Metallbriden auf den Brettern befestigt. Die Überstrom-Schutzeinrichtung, falls überhaupt vorhanden, dürfte mit
etwa 30 Ampere im Holzhaus eher grosszügig ausgelegt sein. Die ebenfalls nagelnden frischen Mieter installierten neulich sogar ein energiefressendes
Klimagerät. Einer der ewig blühenden Sträucher im Garten könnte durch die warme Abluft gefährdet werden, denn der Schuppen, wie auch die Mieter,
sind sicher nicht ganz dicht.

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Stromz%C3%A4hler
(2)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg105102#msg105102
 

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Ban am 26. März 2010, 16:47:31
Herrliche Schreibe Low!

Hab mich zum wiederholten Male beim Lesen "beömmelt"

Aber letztendlich scheint das Ergebnis der Installation besser
geworden zu sein als hier (bei uns)

BAN
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 27. März 2010, 14:02:17
Lieber Low,

wieder mal eine wunderbare Schilderung des State of Art in vielen teilen von Los. Mir istdas um so unverständlicher, als ich in Baumärkten meist alles mühelos finde, was ich selbst verbauen würde. Und es ist ja nun auch kein wirkliches Hexenwerk, Stromleitungen sachgerecht zu verlegen und anzuschließen, wenn man sich an die allgemeingültigen Normen hält.
Merkwürdigerweise scheint trotz des ganzen Pfuschs am Bau reletiv wenug zu passieren.

Wolfram
Titel: Pfusch hoch drei
Beitrag von: Low am 27. März 2010, 14:30:34
Danke Ban für die beispielhafte Illustration zur Unterstützung der Glaubwürdigkeit.

Wolfram, Tote reden nicht mehr. Mein Rat wird oft erst nach einem Unfall eingeholt,
wenn die Leute wissen, dass ich ein Gerät habe, mit dem man Strom nachweisen kann, ohne gekitzelt zu werden


Pfusch hoch drei

Es ist selbstverständlich. Man knipst einen Schalter, das Licht geht an. Ein Druck auf die Fernbedienung und auf dem Bildschirm flimmern Nachrichten
aus der ganzen Welt. Das ist der Stand der Technik, sogar in inmitten der Reisfelder.
Meine Grosseltern hantierten noch mit Kerzen und Petroleum. Marconi arbeitete damals an ersten Versuchen mit drahtloser Telephonie. (1)
Heute hat jeder hirnlose Lümmel ein Handy.

Ich war ein verwöhnter Konsument von Elektrizität. Sie war für mich meist und in unlimitierter Menge verfügbar. Hie und da beschwerte ich mich
über die Qualität. Die unverzerrte 50 Hertz Sinusschwingung der Netzfrequenz wurde im Laufe der Jahre durch Thyristorregelungen zerstört.
Anlaufende Liftmotore verursachten Spannungseinbrüche. Das Ausschalten hoher induktiver Lasten bewirkte das Gegenteil. Mit teuren Netzfiltern
und ausgeklügelten Stabilisatoren meisterte ich diese Probleme. Die Messung kleinster Signale im femto-Ampere Bereich war nur mit sauberen
Stromquellen möglich. Alle elektronisch geregelten Beleuchtungen und Maschinen versauen das Netz, wenn keine ausreichenden Filter vorgesehen
sind.

Im Dorf fand ich elektrizitätsmässig mit häufigen Stromausfällen und Netzschwankungen zwischen 150 und 245 Volt  zurück zur Realität.
Kleinst Thyristor Lampenregelungen ohne Filter, wie sie hier verwendet werden, sind in den meisten Ländern nicht zugelassen. Sie verunmöglichen
teilweise den Radioempfang.
Hie und da tötet der Strom einen mehr oder weniger beliebten Zeitgenossen. Das erspart in Hinterindien eine Reise nach Pattaya mit Balkonsturz
oder andere gebräuchliche Hilsmittel wie Knüppel, Messer, Blei, Seile und Plastiksäcke.

Die Ursache ist nicht der böse elektrische Strom, sondern der fahrlässige Umgang damit und die Nichtbeachtung sämtlicher Warnungen und
Vorschriften. Es fehlen staatliche oder halbstaatliche Kontrollstellen. Beliebiger elektronischer Schrott und sogar Nachttöpfe zur Verrichtung der
Notdurft weisen nutz- und sinn-lose CE Kleber auf.
Besonders für Bettgeschirre (Produktegruppe: Einfache Druckbehälter?) trifft folgende Verfügung der Eurokraten ins Braune: Produkte, die ....
müssen mit der CE-Kennzeichnung versehen sein, bevor sie in den Verkehr gebracht und in Betrieb genommen werden dürfen.
Welch ein Bürokratenfurz das Ganze ist, zeigt unmissverständlich der Satz: Die CE-Kennzeichnung ist kein Gütesiegel (Qualitätszeichen).

Mein erster Drucker eines namhaften Herstellers war eine Schocktherapie. Auf der Verpackung mit CE stand ganz klein gedruckt:
„Dieser Drucker entspricht nicht den Mindestanforderungen für elektrische Geräte und darf nicht aus Thailand ausgeführt werden.“

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Guglielmo_Marconi
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/CE-Kennzeichnung

Fortsetzung folgt
Titel: Re: Das Leid mit drei Leitern
Beitrag von: Ban am 27. März 2010, 16:16:16
....  Wehe, wenn so ein Kabel zur Stromversorgung von Grillgeräten
und Karaokemaschinen während eines Festes auf der Strasse liegt. Doch das ist relativ selten, weil betrunkene mutige Männer die Leitungen
an den Strommasten ohne jegliche Sicherungen direkt anzapfen. Dann ist der Strom erst noch gratis, gesponsert von EGAT. Herzkammerflimmern,
es kann bei elektrischen Strömen über 50 milli-Ampere im Körper auftreten, ist in Thailand wenig bekannt und keine Todesursache.
...

Low,

selbiges habe ich letztes Jahr bei der Hochzeit meiner ältesten Tochter in Thailand erleben dürfen.
Karaokemaschine, PC, Mischpult, Beleuchtung, fette Boxen etc. waren an einem langen dürren
Käbelchen angeschlossen. Wo dieses angeschlossen war habe ich nicht nachvollzogen.

Dem PC wurde wohlweislich eine kleine USV spendiert, da war also ein Wissender am Werke.
Zu meinem Erschrecken war in der ganzen Verkabelung aber eine unten offene !! (ja wirklich)
Mehrfachsteckdose eingebaut an der diverse Gerätschaften hingen. Die blanken schmalen
Kupfer?streifen waren gut zu erkennen. An mehreren Stellen des Kabelverhaues waren Kabel einfach
miteinander unisoliert verdrillt  :'(

Diese besagte "halbe" Mehrfachsteckdose lag neben dem Mischpult (an dem fast jeder nahe vorbei
laufen musste denn hier ging es zu den Tischen) mal einfach so auf dem Boden im Sand herum  {[

Auch die Beleuchtung unter den aufgestellten Zelten führte bei mir zu kurzem Unwohlsein.
Mutig um die Metallstreben der Zelte gewickelt und verknotet! wurden 2-adrige dünne Litzen.
Dazwischen hingen immer mal wieder die Lampen mit Lüsterklemmen, einfach nur so oder ganz
toll auch noch mit Isolierband umpappt. Da der ganze Zeltaufbau irgendwie zusammenhing schloss
ich nicht aus, das der ganze Bau bei ungünstigen Bewegungen einiger Bauteile unter Strom stehen
würde. Dieses tat er "Buddha sei Dank" nicht.   ]-[

Also, alles ging gut  ???


BAN
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 27. März 2010, 23:01:27
Man muss an die Wiedergeburt glauben, dann kann man sich solchen Pfusch leisten! {+
So hart es klingen mag: man sollte in Thailand einige Sachen unbedingt selber machen.

Wolfram
Titel: Pfusch - Fortsetzung
Beitrag von: Low am 28. März 2010, 11:51:08
Pfusch - Fortsetzung

Weil die Spannungskonstanz am Hausanschluss nicht gewährleistet ist und als Schutz vor Datenverlusten bei Stromausfällen benütze ich für die
Computer UPS Geräte (Uninterruptible Power Supplies), unterbrechungsfreie Stromversorgungen (USV). (3)
Ein neueres Modell der Firma Leonics liess sich mechanisch nur schwer mit der Steckdose hinter dem Schreibtisch verbinden. (4)  Deshalb benutzte
ich eine dreiadrige Verlängerung für elektrische Geräte, die wir üblicherweise im Garten verwenden. Die Leonics UPS arbeitete einwandfrei.
Wenn ich das Gerät längere Zeit nicht brauchte, schaltete ich die Einheit mit dem Schalter am Verteiler aus.
Diese Lösung war besser, als dauernd mit der versteckten Steckdose zu hantieren. Die Verlängerung hatte bloss einen Nachteil. Das Kabel war zu
lang. In einem Schrank fand ich einen Steckverteiler mit einem kürzerem Anschlusskabel. Wir tauschten die Verlängerungen aus. Die UPS arbeitete.
Die Ausgangsspannung liess sich auf Null schalten. Danach konnte ich die Leonics vom Stromverteiler her nicht spannungslos schalten. Ich wusste
sofort, das war nicht die UPS, die funktionierte mit dem anderen Kabel.
Das Lämpchen des Phasenprüfers leuchtete an beiden Anschlüssen des Verteilers links und rechts auf. Nur am Schutzleiteranschluss blieb es
richtigerweise dunkel.

Ich öffnete die Abdeckung der Steckerboxe, die nicht nur eine Anzeigelampe, mehrere Anschlussdosen und einen Schalter, sondern zusätzlich
eine Sicherung enthielt. Auf den ersten Blick beeindruckender Luxus.
Ein schwarzer Draht ging vom Anschlusskabel auf den Schalter. Der blaue Draht, der Neutral- oder Nulleiter versorgte die linken Anschlüsse der
Dosen. Das war  alles richtig und trotzdem falsch. Mein Ohmmeter zeigte nämlich, dass beim vergossenen dreiadrigen Stecker die Drahtfarben
vertauscht waren. Der blaue Draht hatte Kontakt mit dem Anschluss der Phase, des Aussenleiters. Durch diesen Fehler waren die Dosen auch
im ausgeschalteten Zustand unter Spannung, weil effektiv der Nulleiter abgeschaltet wurde. Kein Wunder, dass der Phasenprüfer verrückt spielte.
Daher vertauschte ich blau und schwarz. Nun war es möglich, die Spannung, die Phase abzuschalten. Leider zeigte aber der Phasenprüfer, dass
sich nun der heisse Anschluss an den Steckdosen auf der falschen linken Seite befand. Zur Erinnerung: Wenn der Schutzleiter unten in der Mitte
wie der Mund liegt, liegt am linken Auge der Neutralleiter oder der Nuller und rechts der Aussenleiter, die Phase, den Blick auf die Steckdose
gerichtet. Mit zwei weitere Lötstellen beendete ich die Reparatur erfolgreich.
Leonics lässt sich nun ausschalten. Die Sicherheit für weitere Benutzer ist gewährleistet.

Weil nicht jeder Leser über Lötkolben und Messgeräte verfügt, empfehle ich, bei entdeckten Fehlern mit dem Phasenprüfer, die Ware bei der
Verkaufsstelle auszutauschen. Vielleicht müsste der Hersteller gewechselt werden, weil oft ganze Serien falsch kopiert und verdrahtet werden.
Von Reparaturen bei einheimischen Bastlern rate ich eher ab, es sei denn, man sei lebensmüde, habe Selbstmordabsichten und möchte in
späteren Nachrufen die Todesursache verschleiern. (5)

(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Unterbrechungsfreie_Stromversorgung
(4)
http://www.leonics.com/
Es geht auch ohne Strom:
(5)
http://www.fun-insite.de/Autsch-lustige-bilder-Lebensmuede-1-fd8f081341.html


Entspricht Elektrizität in Hinterindien dem Zorn Gottes? Schon Zeus schleuderte Blitze.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: thaiman † am 28. März 2010, 12:31:36

Hallo drwkempf
# 1 002 da muss ich Dir rechtgeben, Wir sind 1 000 % arbeit gewohnt
hier, nach mir die Sintflut, oder Bild drauf. Bei Fliesen sollte man Blau
nehmen, dann hat man immer das Meer voraugen
                                                                               Gruss Manfred
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: namtok am 28. März 2010, 14:15:49
Zitat
Die CE-Kennzeichnung ist kein Gütesiegel (Qualitätszeichen).


Diese Abkürzung soll ja auch für "Chinese Export " stehen.   :-) Jedenfalls ist sie auf den meisten chinesischen Exportartikeln drauf   {+
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Isan Yamaha am 28. März 2010, 14:51:14
#1004 Ich kenne einen Farang,der hat die Mauer die ums Haus ist,von
Innen Blau gestrichen.
Auf meine frage was machst du da denn,sagte er dann BAUCHE ich nicht mehr
ans Meer fahren. {/ {[ C-- [-]
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 29. März 2010, 11:14:45
Wider meine Erwartungen gab es sogar auf trockene Technik einige Antworten. Danke.
Haben die Mitglieder mehr Verstand als Gefühl?
Mich freute, das madaboutsinghas  Klongstromableserbootsgeschichte weitere Berücksichtigung fand. Dies, obwohl die meisten Anschlüsse
dort sicher nur zweidrähtig sind.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: gam am 29. März 2010, 21:24:22
Die Kontrolle wird wohl kaum
aufmerksam genug sein, um den Fehler zu finden. Eventuell werden nur die Belege mit der Kasse verglichen. Und wenn da zwanzig draufgemalt
ist und zwanzig kassiert wurden, geht es glimpflich ab.

Das glaubst aber auch nur Du !!

Aber keine bange Low, mach dir bloss kein schlechtes Gewissen. Die allermeisten Thais haetten sich wohl auch so verhalten.  8)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: gam am 29. März 2010, 22:36:08
Ich hab bis heute noch keinen Thai kennegelernt, der irgendein Problem hat, mit der Elekrtizitaet in diesem Lande.
Schei.. Falangs hier. Nur Probleme machen. Fuer nichts !!
 ;D ;D
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Lupus am 30. März 2010, 11:23:09
Ich hab bis heute noch keinen Thai kennegelernt, der irgendein Problem hat, mit der Elekrtizitaet in diesem Lande.

Du musst ihnen halt ein schönes Problem vorsetzen:

Ich habe meinen Thai-"Elektriker" gebeten, ein 5-adriges Kabel rund um meinen Garten nach meinem Schaltplan zu installieren.
(Erdung, Null-Leiter, konstant-220V für Steckdosen, daylight-sensor-220V für Nachtbeleuchtung, IR-Sensor-220 V für 'switch-on-on-demand')
Was hat der Gute gemacht?
- 4 Leitungen zusammengezwirbelt, getaped und auf 220V gelegt, eine Leitung als Null-Leiter angeschlossen

und er war wohl heilfroh, den Farang-Wirrwarr von 5 Adern wieder gekonnt auf das vertraute und bewährte Thai-2-Ader-System zurückgeführt zu haben.... {--

Damit auch wirklich schöner Saft in den Leitungen ist, hat er dann noch die Phase am Sicherungskasten vor dem Schutzschalter
statt an der vorgesehenen Sicherung angeschlossen... ]-[

Hatte einige Mühe, mit Ohm-Meter und Phasenprüfer alles wieder an den insgesamt 15 Strom-Entnahmestellen auf die Reihe zu kriegen...
aber dafür ist man ja Rentner  C--


 

 
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: madaboutsingha am 30. März 2010, 17:19:51
Hallo Low,

ich war unterwegs bei neuen aufregenden Entdeckungsreisen. Drum kann ich dir erst heute antworten.

Wie es scheint haben sich unsere beiden Geschichten zufällig thematisch berührt. Doch nur thematisch, denn der tiefschürfende Einstieg in die Materie der Elektrotechnik ist mein Anliegen nicht, zumal ich gestehen muß, daß ich nur mit einem hausgebräuchlichen Technikverstand gesegnet bin. Drum fand ich dein „Leid mit den Leitern“ so eingängig und für den Laien verständlich geschrieben. Das fand ich großartig. Doch bei „Pfusch hoch drei“ schon musste ich aufgeben. Weder kann ich mit einer „unverzerrten 50 Hertz Sinusschwingung der Netzfrequenz“, noch mit „Kleinst Thyristor Lampenregelungen ohne Filter“ oder mit „induktiven Lasten“ etwas anfangen. Verzeih!

Für mich hat die Strömung des Stroms sowieso etwas Phantastisches und Unerklärbares. Man sieht ihn nicht und hört ihn nicht und dennoch ist der da! Zum Glück bin ich nicht geistergläubig!

Ich finde, daß wir in unserer techniklastigen Welt erst mal genug mit unserer Orientierung zu tun haben. Mit dem Verstehen der Einzelheiten aus dem inneren Schaltkreis der Arbeitsweisen der heutigen Dinge ist der Alltagsmensch in jeder Hinsicht überfordert. Tagtäglich benutzen wir Gegenstände, Maschinen oder Geräte, deren Funktionsweise wir überhaupt nicht verstehen. Manche sind derart kompliziert, daß uns schon der reine Gebrauch überfordert und einen Volkshochschulkurs notwenig machen würde.

Dieser Tage war ich auf der Suche nach einer neuen Kamera, da ich es unakzeptabel und äußerst ärgerlich fand, an schönen Motiven vorbeigehen zu müssen, nur weil ein schlapper Akku den Knipsapparat wieder mal ohne Vorwarnung lahm gelegt hat. Tatsächlich fand ich eine Kamera, von der es hieß, man könne mit ihr sensationelle 1000 Bilder mit einer einzigen Akkuladung schießen. Der Verkäufer lachte mich aus, als ich einen zweiten Akku hinzukaufen wollte. Soweit so gut. Doch diese Kamera verfügt über sage und schreibe 38 Motivprogramme!!! Ich frage mich, wer wird jemals ernsthaft 38 Motivprogramme beherrschen?

Doch diese kaum mehr meisterbare technische Überladung finden wir heute in vielen, wenn nicht den meisten technischen Geräten vor. Es wird immer schwieriger, ein Gerät in vollem Umfang und mit allen Funktionsangeboten fehlerfrei benutzen zu können. Dabei geht es noch nicht mal um das Verstehen der Arbeitweise des Gerätes, sondern lediglich um die reine Anwendung!

Wer versteht denn schon wie ein Fön funktioniert, oder eine U-Bahn, ein Lift oder ein Computer oder ein Radio oder ein Mobiltelefon? Dennoch benutzen wir täglich bedenkenlos solche Dinge.

Wir sind User, wie es heute auf Neuenglisch heißt, und ich bin mir nicht sicher, ob wir nicht stellenweise eher abhängige Junkies geworden sind, die sich selber auf dem Altar des immer schnelleren Fortentwicklungswahnsinns opfern. Aber jeder kann ja zum Glück selber entscheiden wie weit er da mitgehen will.

So gesehen, lieber Low, könnte sich dir als bewanderter Technikerklärer noch ein weites Arbeitsfeld bieten. Fang mal mit einem Toaster an! Oder mit einem Patlom! Das könnte noch eine leichte Kost werden, die dem Leser munden wird. Doch auch ohne dies bin ich ziemlich zuversichtlich, daß es mit deiner unvergleichlich passgenau gewählten Sprache, deinen trocken eingestreuten Seitenstupsern und deinen humorigen Wortschnipseln dem Leser nicht langweilig werden wird. Ich für meinen Teil jedenfalls habe deine Geschichten gern.

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 30. März 2010, 23:34:25
Aber Paul,
 stell doch Dein Licht nicht unter den Scheffel! Den Poaster kann ja sogar ich erklären.

Mit unserem Low ist das eine eigene Sache. Er hat ganz offensichtlich lange in einem technisch-wissenschaftlichen Institut gearbeitet, da ist eben mehr hängengeblieben als nur ein Monatseinkommen.
Ich interessiere mich auch für Technik im allgemeinen und speziellen, aber ich bin wohl eben auch ein "Handwerker", da trifft sich das so.

Ich habe mit Begeisterung Deine Stromablesengeschichte genossen, was Dir an unmittelbarem technischem Interesse oder Verständnis fehlt, machst Du mühelos mir Deinem eleganten Schreibstil wett.
Man muss schließlich nicht auf jeder Hochzeit tanzen.

Herzliche Grüße nach Huahin

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: gam am 31. März 2010, 21:05:15
Ich habe meinen Thai-"Elektriker" gebeten, ein 5-adriges Kabel rund um meinen Garten nach meinem Schaltplan zu installieren.
(Erdung, Null-Leiter, konstant-220V für Steckdosen, daylight-sensor-220V für Nachtbeleuchtung, IR-Sensor-220 V für 'switch-on-on-demand')
Was hat der Gute gemacht?
- 4 Leitungen zusammengezwirbelt, getaped und auf 220V gelegt, eine Leitung als Null-Leiter angeschlossen

Wenn du so etwas brauchst, dann mach es gefaelligst selbst.  
"Selbst ist der Mann", kennst du das ?
Und wenn du ein Problem damit hast.. Welcome to Germany. Hier wird dir geholfen.  8)

Fuer Typen wie dich: Siehe letzter Satz in Posting 1009.
Titel: Wasser ist zum Waschen da
Beitrag von: Low am 31. März 2010, 22:42:15
Besten Dank für die angeregte Diskussion. Leider konnte ich nicht eingreifen.
Wir sind jenseits des Internets, an den Grenzen zum Isaan und befassten uns mit der Einhaltung der
Luftreinhalteverordnungen in feuerungstechnischen Anlagen in Tempeln.

Und weiter geht es mit den Tücken der Technik:

Wasser ist zum Waschen da...

.... auch zum Zähneputzen,
kann man es benutzen. (1)

Radiohörer und Liebhaber populärer Musik erinnern sich eventuell an das kulturell bedeutende, dem richtigen
Leben nachempfundene Lied der Peheiros von 1956. Vielleicht war das ein erster Meilenstein in der grünen
Bewegung, die wie Schnecken tastend die Fühler ausstreckte. Das ergreifende Resultat: Die Peheiros hingen
sogleich ihre Autoreifen an die Wand.
 
Wasserversorgungen im Dorf im Reisfeld sind technisch problematisch. Die öffentliche Wasserversorgung hat in
der Zuverlässigkeit etwa den Stellenwert der Stromversorgung.
Mit Unterbrüchen muss gerechnet werden. Meistens ist der Druck in den Leitungen unter dem Einschaltpegel
von Waschmaschinen. Die arbeiten daher meist nachts. Die öffentliche Wasserversorgung wird ohne jegliche
Ankündigung, dafür selten gereinigt. Der selektionierte Pechvogel wäscht gerade dann sein neu erworbenes,
möglichst weisses, seidenes Hemd mit schwarzem, hochgradig chloriertem Schlamm.
Private Wasserversorgungen werden gedankenlos kopiert. Eine kleine Pumpe, durch den Wasserpegel im Tank
geschaltet, fördert Grundwasser. Oben ist der Tank offen. Dort ist eine Art Treppchen montiert. Über das Treppchen
plätschert das gepumpte Wasser in den Tank.
Ich fragte den Besitzer einer Wohnsiedlung mit Bungalows, wozu das gut sein. Er sagte geheimnisvoll: „Ozone.“
Als gläubiger Technokrat dachte ich, dass die Bleche unter Hochspannung stehen, und dass das Wasser durch
Ozon gereinigt wird. Der zweite Blick zeigte, dass alle Bleche auf demselben Potential wie der Tank liegen. Es ist
ein rein mechanischer Wasserfall. Die von der Dreckluft in Chiang Mai verschmutzen Bleche werden beim Pumpen
regelmässig gewaschen. Eine Leitung mit Einwegventil vom Tank verhindert Lufteinbrüche in die Saugpumpe (Primer).
Nach dem Vorratstank fördert eine druckgesteuerte zweite Pumpe das Wasser durch einen meist rostigen, mit
Kies und Holzkohle gefüllten Filter zum Verbraucher. (2) Innen sind die blauen Rohre alle mit einer schwarzen
Schicht aus Kohlenstaub und Dieselruss veredelt.
Öffnet ein Benutzer einen Wasserhahn, sinkt der Druck im System und die Pumpe läuft an. Ist der Pegel im Tank
tief, schaltet auch die erste Pumpe ein. Probleme gibt es, wenn die zweite Pumpe mehr fördert als Nummer eins.
Auf solche Kleinigkeiten angesprochen zeigt der blossgestellte Installateur ein müdes Lächeln.
 
Ich hatte genug Überraschungen und beschloss, beim Neubau einen eigenen Brunnen bohren zu lassen. Der
funktionierte annähernd zufriedenstellend, bis die beiden Pumpen bei Hochwasser ersoffen. Wir entfernten
danach etwa zwanzig Meter unnötige Leitungen und ersetzen beide Pumpen. Wir montierten eine Pumpe mit
einem kleinen Vorratstank auf einem hochwasserfesten Sockel. Danach hatten wir mit halber elektrischer
Leistung die doppelte Wassermenge in besserer Qualität, weil wir den 1500 Liter Tank zur Luftreinigung und
zum Züchten von Bakterien nicht mehr benötigten.
Als vorausschauender Pessimist, installierte ich einige Ventile, mit denen wir beim Ausfall unserer eigenen
Wasserversorgung jederzeit auf die öffentliche Wasserversorgung zugreifen könnten. Leider ist diese Anordnung
für lokale Reisesser absolut unverständlich.

Den obsoleten Wassertank zügelten wir, nachdem wir die Wassertreppe entfernten und gegen einen Deckel
eintauschten, zum Gästehaus. Das liegt am Ende der Wasserleitung. Wenn jeder im Dorf seine Zahnlücken spült
und seinen Wagen wäscht, fällt der Leitungsdruck gegen Null. Nur gut, dass die Herren kein Wasser, sondern
Lao Khao trinken, sonst wäre der Druck im Minusbereich.

Mit dem Tank und einer kleinen Pumpe kann man jetzt jederzeit problemlos duschen und sogar stark verschmutzte
Körperpartien kärchern. Das funktioniert so lange einwandfrei, bis sich unsere geistig eher bemitleidenswerten
Raumpflegerinnen den Tücken der Wasserversorgung annehmen. Vor wenigen Tagen reklamierte die Maid:
„ Kein Wasser im Gästehaus.“
Sie hatte recht. Weil der Pegel im Dorf nach Monaten ohne Regen sehr niedrig war, schloss einer der
zuvorkommenden Nachbarn unsere Zuleitung ab. Erst als der Tank leer war und die Pumpe trocken lief,
schaltete die Zugehfrau den Strom ab und reklamierte.

Wir besichtigten die Schadenstelle. Ich bemerkte das geschlossene Ventil und den leeren Tank. Ich öffnete
das Ventil, das Wasser floss für Momente hörbar in den geschlossenen Tank. Später war der Druck dazu nicht
mehr ausreichend. Ich prüfte die Pumpe. Sie arbeitete. Der Wasservorrat im Speicher war ungenügend. Deshalb
kehrten wir ohne weitere Abklärungen nach Hause zurück.
Am nächsten Morgen hatte die Frau genügend Wasser, um den Garten zu giessen, bloss der Druck fehlte.
Am späteren Nachmittag nahm ich mein Werkzeug und wir besichtigten den Schadenplatz erneut.
Die Reinigungsspezialistin vergass leider, die Pumpe auszuschalten und das Haus abzuschliessen.
Ich nahm wütend an, dass die Pumpe heiss lief und der Motor überhitzt sei. Fehldiagnose. Es zeigte sich,
dass ein(e) Ahnungslose(r) mit den Ventilen spielte. Die Pumpe konnte keinen Druck aufbauen, weil das Wasser
aus dem Tank über die Pumpe während etwa fünf Stunden im Kreislauf gleich wieder dorthin zurück befördert
wurde. Ein kleiner Anteil gelangte in die öffentliche Wasserversorgung.
Da war jemand ganz nahe daran, das Perpetuum mobile zu erfinden. (3)

.... doch kein Mensch kann so tief sinken
und das Wasser einmal trinken
Das weiss doch jeder Tor
nur der Wein schmeckt nicht nach Chlor


(1)
http://www.youtube.com/watch?v=17-Jif1h6s0&feature=related
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Holzkohle
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Perpetuum_mobile


Frohe Ostern wünscht
Low

So Buddha will, gibt’s dann die Eier zu Hause in CNX.

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 01. April 2010, 00:36:15
Danke Low!

Neben etlichen Aha-Erkenntnissen durch Deine bildhaften Beschreibungen hinterindischer
Genialität, weiß ich nun endlich auch, was mit dem Begriff "Ventilspiel" gemeint ist.

Gibt es eigentlich Überlegungen, auch die Zähne lieber mit einem guten Riesling zu
kärchern und so neben der Gesundheit auch die Wasservorräte zu schonen?

Gruß und ebenfalls frohe Osterfeiertage, kmr.
Titel: Der faule Spruch vom Monat März
Beitrag von: Low am 01. April 2010, 09:41:09
Der faule Spruch vom Monat  März

Die beste aller Ehefrauen, ich bin nicht verheiratet, trat leise zu mir an den PC und fragte:
„Gibt es neue Nachrichten aus Bangkok?“
„Nein, eigentlich nicht.  ...  Warte. ... Der Herr Prime Minister Abhisit Vejjajiva war von zahlreichen Bodyguards
begleitet im distinguierten Herren- Konfektionsgeschäft. Er erstand eine neue Krawatte, reine Seide
selbstverständlich, ... und ein rotes Hemd.“
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: thaiman † am 01. April 2010, 09:59:51

Hallo Low
Du schreibst bei # 1014, der Wein schmeckt nicht nach Chlor, ein
Tester sagte :" Er schmeckt nach Kohl" der Winzer darauf :" ist ja auch Kabinett "
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 01. April 2010, 21:06:16
Zitat
Die beste aller Ehefrauen, ich bin nicht verheiratet...

Low, Low, wo wird das noch enden...?  ??? :)

Übrigens; ab heute dürfen nur noch rote Stromkabel und Leitungen verlegt werden.
Ordnung ist also doch möglich und Sanuk wird trotzdem nicht zu kurz kommen bei
ebensolchen Schlüssen.

mfg kmr.
Titel: Menschenhandel
Beitrag von: Low am 04. April 2010, 15:37:08
Menschenhandel

(Über Ostern sind Eier gefragte Artikel).

Bereits in den siebziger Jahren wusste ich, dass jüngere Frauen in Asien ähnlich wie Vieh gehandelt werden. Wahre und erfundene Geschichten
sind manchmal schwer zu Unterscheiden. Junge, aus Nachbarländern importierte Frauen, waren sicht- und hörbare Tatsachen im Gunstgewerbe.
Thailänder(innen) verkaufen junge Mädchen, zum Teil aus ihrer Nachbarschaft mit falschen Versprechen, auf Zeit in Bordelle nach Japan. Arme
Eltern veräussern gegen schnöden Mammon, ein gebrauchtes Moped oder einen TV ihre Kinder.

An ein Ereignis in der Nähe des laotischen Grenzgebietes erinnere ich mich gut, als wir wenige Tage in einem kleinen Weiler lebten. Die Mentalität
der ungeschulten Menschen bedrückte mich. Sie hatten alle genug zu essen und beschäftigten sich schmatzend, rülpsend, furzend, mit schmierigen
Händen ausgiebig damit. Sie standen früh mit den Hühnern auf und vertrödelten dann den Tag mit gelegentlichen Schlüpfrigkeiten, Nickerchen,
Fickerchen und viel Schnaps, bis sie in der Dunkelheit vor dem TV wieder einschliefen.

In dieser Siedlung wurden einige etwa zwölfjährige Knaben mit Tricks und Spielzeug in einen unbekannten Minibus gelockt. Eine der Mütter
suchte ausnahmsweise ihren Sohn. Er war unauffindbar. Sie fand bald heraus, dass er einen fremden Van bestieg. Dort waren schon andere
Kinder eifrig mit bisher unbekannten Spielen beschäftigt. Die Kinderfänger begannen einen Fehler, als sie den Sohn eines Dorfpolizisten erwischten.
Farbe und Nummernschild des Wagens waren mittlerweile bekannt. Polizisten stoppten das Fahrzeug über hundert Kilometer vom Dorf entfernt,
weil es nur zwei Strassen zum Verlassen der Gegend gab. Die Kidnapperbande wurde kaum mit Samthandschuhen angefasst oder unter
Anwendung der Genfer Konvention befragt. (1) Sie gab relativ rasch auf.
Sie erzählten oder logen, dass sie als Fleischbeschaffer für ein Bordell in einer Touristenhochburg arbeiteten, dass sie aber öfter Märkte in der
Provinz mit jungen Mädchen belieferten. Die grösstenteils kaum vermissten Knaben kehrten unter Polizeibegleitung und unglaublicher
Phrasendrescherei ins Dorf zurück. Was mit den Ganoven geschah, weiss ich nicht.

Ich weiss nur, dass junge Mütter mehrerer Kindern freiwillig in der Prostitution arbeiten. Sie verkaufen sich frisch lackiert, möglichst als unberührte
Teenager. Das Alter mag stimmen. Die Vorgeschichte wird vertuscht. Grossmutter sorgt für den Nachwuchs. Sorgen ist übertrieben. Die Kinder
erhalten Essen, Kleidung und ein Dach über dem Kopf. Etwas ähnliches wie Spielzeug, angepasste Unterhaltung oder bloss ansatzweise Erziehung
erhalten sie nicht. Ihr einziger Kontakt zur weiten Welt sind die verlogenen Illusionen der Flimmerkisten.
Schulen sind bessere Schlafstätten. In den Pausen gibt es Nahrung, welche die unbeaufsichtigten Schüler schweinemässig verschlingen. So etwas
von vulgärer Fresserei kann sich Otto Normalverbraucher kaum vorstellen. Sind Einzelheiten gefragt? Meist sind die frustrierten Lehrer Alkoholiker.
Auf unserer Reise bemerkte ich Kinder, die stundenlang vor einem halbblinden neunzehn Zöller am Boden sassen, während ihr etwa dreijähriger
Bruder mit einer leeren Plastikflasche als Spielzeug auf sämtliche Gegenstände eindrosch. Eine alterslose Frau hockte auf einer löchrigen, farblosen
Bastmatte vor dem Bildschirm. Ohne bescheidenste Hygienemassnahmen, von Fliegen umschwärmt, bereitete sie interesselos und vollautomatisch
Kilogrammweise mit Schweinefleisch gefüllte Maultaschen für den Verkauf zu. (2)

Junge Menschen beiderlei Geschlechts als gefragte Artikel für die Unterhaltungsindustrie kann ich mir gut vorstellen. Dass indessen eine Nachfrage
für alte, ausgeleierte, halb senile Knacker besteht, ahnte ich bisher kaum.

Während unserer letzten Reise, erhielt Dick einen Anruf aus dem erwähnten Dorf. Eine glücklose Frau legte ihre bescheidensten Bedürfnisse dar.
Sie hatte bereits drei Thai Männer. Nach dem ihr der letzte Poussierstengel wie seine Vorgänger ein oder mehrere Kinder gemacht habe, sei er
ebenfalls davon gelaufen.
Sie benötige dringend einen anderen Mann, jedoch keinen Thai.
Dick sei doch sicher müde, nach fünf Jahren mit mir. Sie, Dick spreche gut Englisch und könne sich leicht einen neuen, besseren und reicheren
Farang besorgen. Sie selbst möchte gerne mit mir und für mich wirtschaften. Sie sei bereit, Dick eine Art Bargebühr, eine Ablösesumme zu bezahlen.

Hilfe, bin ich unter die Greisenhändlerinnen geraten?  Soll ich den Fall einer Menschenrechtskommission melden? (3)

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Genfer_Konventionen
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Hygiene
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Menschenhandel

http://de.wikipedia.org/wiki/UN-Menschenrechtskommission



Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hiro am 04. April 2010, 16:45:28
ich bin zwar auch schon eine Weile in Thailand aber die Variante des Greisenhandles war mir bislang voellig unbekannt. Da kann man ja richtig Angst bekommen.
Wie immer, eine schone story.
Klaus
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Ban am 04. April 2010, 17:14:39

... vor dieser Art der "Abwerbung" hat meine Frau immer grosse Angst gehabt in den letzten Jahren während
unserer Thailandaufenthalte. Mittlerweile hat anscheinend meine (finanzielle?) Attraktivität nachgelassen und meine
Gesundheit ist angeschlagen. So äussert sie diese Angst nicht mehr täglich mehrfach sondern nur noch in grösseren
unregelmässigen Abständen   :'(

Aber undenkbar oder sogar nur unüblich scheint diesee Sache nicht zu sein. Aber besser du sagst du so etwas "Dick"
nicht  :]

Also: Fühle dich geehrt Low. Ist es doch eine Gradmesser für deine Attraktivität (in welcher Hinsicht auch immer)

BAN
Titel: Re: Menschenhandel
Beitrag von: phumphat am 04. April 2010, 21:40:43

Hilfe, bin ich unter die Greisenhändlerinnen geraten?  Soll ich den Fall einer Menschenrechtskommission melden? (3)


Na unbedingt, low. Denn wenn das Schule macht, dann sind wir alte Knaker nicht mehr sicher. Es könnte sich hier ein neuer Geschäftszweig für die Thai-Frauen eröffnen.

Der Werbeslogan könnte etwa so lauten:

Gut erhaltener pflegeleichter  Farang gegen Höchstangebot abzugeben. :D

Ich muss mir schon mal eine entsprechende Strategie ausdenken. ???

phumphat
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: dart am 04. April 2010, 21:52:52
Der passende Werbeslogan wär eigentlich "Gut erhaltener pflegeleichter  Farang, an reiche Thaifrau, gegen Höchstangebot abzugeben. }{
@Low, prickelndes Thema....in den Dörfern wird die Ware "Mädchen" und "Farang" nur allzu gern gleichermaßen verschachert.
Titel: Technik und *Brüste*
Beitrag von: Low am 05. April 2010, 16:25:07
Technik und *Brüste*

Lieber madabautsingha,

Danke für deine Schilderungen über deine Erfahrungen mit kommerzieller Technologie.
Da sind häufig mehr Schurken als Manager am Werk. Was im Labor seit Jahren funktioniert, wird den Konsumenten nur scheibchenweise
als Neuerung angeboten. Der Betrug wird spürbar, wenn der letzte Hit nach spätestens sechs Monaten zum Schrott addiert werden kann.
Meldungen wie:
„Wie in den Apple-Stores bei Premieren üblich, wurden die ersten Käufer heute in New York von den Verkäufern euphorisch per Handschlag
verabschiedet. Nach monatelangem Brodeln in der Gerüchteküche ist es endlich so weit – der iPad geht erstmals über den Ladentisch.
Bereits weit 24 Stunden vor dem Verkaufsstart hatten Technik-Begeisterte vor der Apple-Filiale in Manhattan gewartet. Einige von ihnen
übernachteten dort, teilweise setzten sie sich auf mitgebrachten Klappstühlen in die Schlange,“
zeigen deutlich, wie krank diese menschliche Zuvielisation ist.
All die ausgestellte Technik, seien es Fahrzeuge, Geräte und Maschinen in Sammlungen und Museen, waren vor vielen Jahren das Neueste,
das Beste und das Begehrenswerteste.

Ich bedaure, dass ich ins Fachchinesisch entgleiste. Es soll nicht wieder vorkommen. Ich erkläre gerne Ausdrücke wie induktive Last näher,
brauche dazu aber als Aufhänger irgend einen Bezug zu Hinterindien. Der ist da. Du siehst im Land an den Starkstromleitungen überall
Transformatoren angeschlossen. Das sind die meist ungeschützten, rechteckigen, grossen Metallkästen mit Zu- und Wegleitungen.
Erfahrungsgemäss brummen die. Das ist die Netzfrequenz. Transformatoren und Spulen, mit und ohne Eisenkern, sind induktive Lasten.

In Euroland findet man Transformatoren fast immer vor Wind und Wetter geschützt in einem Transformatorenhäuschen. Hier benötigen einen
solchen Schutz nur die Geister.

Wenn Du schon einmal bei einer konventionelle Glühlampe die Helligkeit geregelt hast, hast du einen Dimmer betätigt. In diesen Dimmern sind
Halbleiterelemente vorhanden, welche den Stromfluss ähnlich einem Nadelventil (Wasserhahn) regeln. Diese Bauelemente werden Thyristoren,
in Dimmern meist Triac genannt. (1, 2) Dimmer in Thailand sind sehr klein gebaut. Es fehlen Vorschriften betreffend Störstrahlung. Deshalb
verzichten die Hersteller auf Filter zur Eliminierung. Das macht die Dimmer erstens billig und zweitens klein. Diese Filter sind bis hundert Mal
grösser als der Thyristorregler.
Bevor es Halbleiterbauteile gab, benutzte man Schiebewiderstände in der Grösse von einigen Schuhkartons, welche die vernichtete Leistung
in Form von Hitze abgaben. Thyristoren haben den Vorteil von geringer Verlustleistung bei kleiner Wärmeabgabe.
Dimmer regeln nur herkömmliche Glühlampen. Bei Energiesparlampen sollte man auf die Verwendung von Dimmern verzichten. Das steht auf
jeder Packung. Wer liest das schon?
Meine Tochter erlebte Probleme mit ihrem Bildschirm, weil sie den an eine durch einen Dimmer geregelte Steckdose anschloss!

Beim Sinus ist die Lösung international. Ein wohlgeformter, idealer weiblicher Vorbau beinhaltet einen Sinus in Reinkultur. (3) Verzerrungen
kannst du an den T.itten ablesen. Mit Silikon vollgepumpte Melonen ergeben keine ideale Sinusform mehr. Da kannst du beim Bier ruhig über
Verzerrungen mit hohem Klirrfaktor fachsimpeln.
Den Begriff Sinus findet man in der Medizin öfters. Eine der weitverbreiteten unangenehmen Formen ist die Stirnhöhlenentzündung, die Sinusitis. (4)

Aus der Elektrotechnik stammen die Ausdrücke Wirkleistung, Scheinleistung und Blindleistung. Die Scheinleistung ist in Thailand bei fast sämtlichen
Vorgängen im täglichen Leben weitverbreitet. Blindleistung dagegen bedeutet nicht, dass ein Sehbehinderter arbeitet.  
Eine einfache, verständliche Darstellung der Leistungsformen fand ich im Netz anhand eines Bieres. (5)

Alles klar?

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Thyristor
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Triac
(3)
http://www.peter-hug.ch/lexikon/brueste
(4)
http://www.medizin.de/ratgeber/themen-a-z/s/stirnhoehlenentzuendung-sinusitis.html
(5)
http://www.forumuniverse.de/expertenforum/elektrotechnik/grundlagen/13441-wirkleistung-scheinleistung-blindleistung.html

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: thaiman † am 05. April 2010, 17:14:31

Hallo Lupus
Du kannst froh sein, wenn Sie nicht die Kabel nach Tagesfarben anklemmen

                                                                          Gruss thaiman
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: phumphat am 05. April 2010, 19:34:05

Low, schrieb.

Wie in den Apple-Stores bei Premieren üblich, wurden die ersten Käufer heute in NewYork von den Verkäufern per Handschlag verabschiedet.

Da sagte doch ein Kunde, er sei so begeistert von dem neuen iPad und er kauft immer alles was Apple auf den Markt bringt.
Auch wenn Apple Wurst, Käse oder Fleisch produzieren würde, er würde das auch kaufen.

Das nennt man Firmentreue oder eventuell.........die Amis spinnen. --C

phumphat
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Blackmicha am 05. April 2010, 19:44:45
@ phum

ich hoffe , mein ipad in 4 Wochen in der Hand zu haben !

Wer ein Iphone hat , will es nicht mehr missen !


A gadget must have !

Nokia X 6 ist super , aber meilenweit Von Apple entfernt ! Schade !
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Ozone am 06. April 2010, 11:22:43

Da sagte doch ein Kunde, er sei so begeistert von dem neuen iPad und er kauft immer alles was Apple auf den Markt bringt.
Auch wenn Apple Wurst, Käse oder Fleisch produzieren würde, er würde das auch kaufen.

Das nennt man Firmentreue oder eventuell.........die Amis spinnen. --C

So wie bei den AA, den Anonymen Aepfeln
"Ich heisse Jack und bin ein Apfelphiler"
Apple Store: "Hi Jack!" }{  ;]



ich hoffe , mein ipad in 4 Wochen in der Hand zu haben !

A gadget must have !

Ja, tolles Gerät.  Für zwei Anwendungen gleichzeitig reicht die Performance zwar nicht, aber Hauptsache teuer und mit angebissener KultFrucht.  ;}

Auch sonst scheint es weniger praktikabel zu sein, als erwünscht. {{

IT-Guru Walt Mossberg im Wall Street Journal
Zitat
Als E-Reader tauge der iPad indes weniger, einfach, weil der iPad schwerer sei als etwa das Konkurrenzprodukt Kindle und man das Gerät beim Lesen mit beiden Händen halten müsse.

IT Guru David Pogue aus New York Times
Zitat
«Der iPad», schreibt David Pogue, «ist im Prinzip ein gigantischer iPod Touch.» Weil das Gerät das Flash-Format nicht unterstütze, würden tausende von Websites «nur leere weisse Flächen» darstellen. «Wahrscheinlich dauert es Jahre, bis alle Videos auf dem iPad angeschaut werden können», so Pogues Befürchtung. «Ausserdem: Wenn Sie schon einen Laptop und ein Smartphone haben, tragen Sie sicher nicht noch ein drittes Gerät mit sich herum.»
.


Dann schon lieber 37° Grad warmer Silikon. :-* Zum anbeissen versteht sich  ;) 
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Blackmicha am 06. April 2010, 11:25:48
Zitat
Dann schon lieber 37° Grad warmer Silikon. Kiss Zum anbeissen versteht sich  Wink 

DAS geht ja gar nicht !  >:(

ich mags natur ! 
Titel: Zukunftsaussichten
Beitrag von: Low am 06. April 2010, 16:34:25
Zukunftsaussichten

hiro, ban, phumpat und dart

Macht euch keine Sorgen.
Wie gam es vorsorglich andeutete, veranstalten läufige Ladies nur Treibjagden auf Herrenmenschen aus dem Raum Hangdong, mit dem
Hintergedanken, ertragreicher organisieren als onanieren. Der Gesundheitszustand spielt keine wesentliche Rolle, solange die Kasse für
Sildenafil und ähnliche Wundermittel, es könnte auch Toyota heissen, gut gepolstert bleibt. (1)

Bei einem allfälligen Verkauf, müsste ich mein Domizil vermutlich in den wilden Osten der Provinz Phitsanulok verlegen. Das könnte ich mir nur bei
mittelschwerem Alzheimer vorstellen, wenn mein Befinden die limitierte Geisteswelt und den Ordnungssinn meiner neuen Begleiterin nicht mehr als
störend empfindet. Den ortsüblichen Fressgelagen und Tischmanieren, es gibt kaum Tische, könnte ich mich leicht anpassen. Die lieben Mitmenschen
würden dann mein Gesabber als natürlich, letztmöglich sogar animierend empfinden.

Es muss ein irres Gefühl sein, wenn lange, lauwarme, mit Lao Khao geschmierte Reisnudeln langsam, den mechanischen Gesetzmässigkeiten eines
Newton folgend, aus einer Zahnlücke übers Kinn in die Bluse rutschen. (2) Nach den Geräusch- und Geruchs-Pegeln zu schliessen, ist es da völlig
normal, dass die Notdurft öfters in die Beinkleider geht. Solch unvorhersehbaren Naturgewalten beugt man in den paradiesischen Landschaften
gekonnt mit bunten Sarongs, Vorzugsfarben Brauntöne, vor.

 (1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Sildenafil
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Isaac_Newton
Titel: Synthetische Äpfel
Beitrag von: Low am 06. April 2010, 22:35:28
Synthetische Äpfel

Blackmicha: ich mags natur!

Zurück zum Busen der Natur wäre eine Maschine von Konrad Zuse, nichts von iPad. Diese Apple Objekte sind weder Natur noch Bio, sondern voller Silikon***.


Korrektur, Wortspiel:
*** Silikon (engl.: silicone) sollte nicht mit Silicium (engl.: silicon) verwechselt werden.

http://www.zib.de/zuse/index_old.html

http://de.wikipedia.org/wiki/Silikone
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: unsichtbar am 07. April 2010, 11:00:23
Zitat
Es muss ein irres Gefühl sein, wenn lange, lauwarme, mit Lao Khao geschmierte Reisnudeln langsam, ..., aus einer Zahnlücke übers Kinn in die Bluse rutschen. (2) Nach den Geräusch- und Geruchs-Pegeln zu schliessen, ist es da völlig normal, dass die Notdurft öfters in die Beinkleider geht.

Mein Gott Low,
manchmal bin ich wirklich froh das du in deinem Thread von Fotos nur sehr wenig Gebrauch machst.  ;D
Titel: Schulen, Bildungsstätten und Lehranstalten
Beitrag von: Low am 08. April 2010, 09:48:09
Schulen, Bildungsstätten und Lehranstalten

Während Jahren unterstützten wir einen Knaben am Rande der Zivilisation und finanzierten Schule und Erziehung.
Der aufgeweckte Knabe hat Weisheiten in sich, die uns staunen lassen. Manchmal redet er mit Tieren und Pflanzen. Er lernt, wenn er Interesse
hat, unglaublich schnell. Anders als seine gleichaltrigen Kollegen sieht er, wenn er Fehler macht und gibt sie zu.

Leider hatte er nur ältere, wenig gebildete Menschen, als Betreuer. Sie konnten ihm bei den Hausaufgaben nicht helfen. Ausser dem Fernseher
gab es kein kulturelles Angebot, keine Bücher, keine Zeitungen, nichts.
Die anderen Knaben im Weiler hatten nur Flausen im Kopf. Sie prügelten sich, stahlen Kleinkram, beschädigten aus langeweile Fahrzeuge aller
Art, hingen tatenlos herum, rauchten und soffen in Verstecken, quälten Tiere und waren zu faul zum Lernen.
Darum spielte der Bub lieber mit Mädchen. Darauf erhielten wir einen Anruf einer besorgten Mitbürgerin. Sie teilte uns mit, das dieser Knabe
homosexuell sei. Das ist höhere, mir unverständliche Logik, denn ich spiele selbst auch lieber mit Angehörigen des weiblichen Geschlechts.
Aber ihr stehen die raufenden, bösartigen Bengel mit ihren sinnlosen Zerstörungen näher.

In der teuren, besseren, christlich angehauchten Schule in der Kreisstadt, die Lehrer tranken, wenn überhaupt - nur im Verborgenen,
herrschten chaotische Zustände. Prügeleien im Schulbus, verschmieren der Kleider mit Kugelschreiber, Beschädigung von Ausrüstungsgegenständen,
duldeten anwesende Lehrkräfte stillschweigend. Die waren ausserhalb des Schulhauses plötzlich keine Autoritäten mehr. (1)

Die Mittagsverpflegung war eine garstige Sonderveranstaltung mit extremen Auswüchsen. Ältere Schüler spuckten den Jüngeren ins Essen,
garnierten es mit Würmern, Schnecken, Kot und allem was da kreucht und fleucht. Aus Not frassen die Kinder blitzschnell. Mit drei vollen Löffeln
Reis im Mund, schaufelte sie noch eine beinahe lebensgefährliche Ladung Gemüse nach. Die Schüler entwickelten Wangen wie seinerzeit der
Trompeter Dizzy Gillespie bei seinen höchsten Tönen. (2)

In den letzten Wochen schleuderten einige Idioten nach der Mahlzeit ihre Teller wie  Frisbees aus dem Schulhof rücksichtslos in die Gegend,
nicht ganz so weit wie der Schwede Christian Sandstrom mit zweihundertfünfzig Metern. (3)  Als eine Tages über hundert Teller fehlten, fragte
die Schulleitung die versammelten Kinder, ob jemand wisse, wo die Teller seien.
Unser ehrliches Knäbchen gab bereitwillig Auskunft, ahnungslos, dass ihn später dafür die Missetäter verprügeln würden.
Die Lehrkräfte liessen die Unholde gewähren. Der Mut zum Einschreiten und bestrafen der Lümmel fehlte. Waren es finanzielle oder politische
Gründe? Der Knabe hatte eine schwere Zeit und getraute sich kaum noch aus dem Haus.

Den Lehrstoff im Rechenunterricht, welcher mir in mehreren Jahren vermittelt wurde, erledigten die Lehrkräfte mit den überdurchschnittlich
begabten Kindern vom Land, vom Thailand, in wenigen Monaten. Kein Wunder, dass der Stoff unzureichend verstanden wurde und praktisch
nichts davon hängen blieb.

Der Englischunterricht bestand im Abschreiben von Wörtern. Dass man die Worte im Kopf speichern sollte und nicht im Schulheft, wurde den mehrfach
geprüften Edelpädagogen nie beigebracht. Solange das Wort nur in Wörterbüchern steht, ist es tot. (4) Sogar in der Muttersprache Thai herrschten
mehr Lücken als Wissen, wie uns eine Sprachlehrerin versicherte.

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Autorit%C3%A4t
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Dizzy_Gillespie
http://www.youtube.com/watch?v=ZO1uMjz3n3w&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=cRvUyMpoQgA&feature=related
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Frisbee
(4)
http://www.sprache-werner.info/Die-d-Spr-auf-Abwegen.1737.html?PHPSESSID=0a981f5a16cfa09f3ced299141a8f2a6

Fortsetzung folgt
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: madaboutsingha am 08. April 2010, 11:03:32
Hallo Low,

hab Dank für deine Erklärungsversuche.
Es ist faszinierend zu lesen wie du von Thyristorreglern, Schiebewiderständen und Energiesparlampen auf mit „Silikon vollgepumpte Melonen“ kommst. Da wird selbst der letzte Technikbanause gleich wieder wach.

Auch deine praktische und überaus anschauliche Darstellung Newtonscher Lehrsätze anhand von hinterindischen „Lao Khao geschmierten Reisnudeln“, die infolge ihrer physikalischen Gesetzmäßigkeiten Richtung Erdkern strömen und dabei allerlei Hohlräume und Verschalungseinrichtungen passieren müssen, ist ein wonnevoller Lesespaß. Da muß man erstmal drauf kommen!

Soweit es die von dir zitierten Leistungsbegriffe aus der Elektrotechnik betrifft, fand ich dieser Tage ein paar sehr begabte Leistungsschaffende bei der praktischen Ableistung von Wirkleistung und überlege seither, ob sabeiinduzierte Reizleistung eine Voraussetzung für lebensfrohe Wagnisleistung, beziehungsweise erst die notwendige Bedingung für sanukbehaftete Erlebnisleistung ist, oder ob es sich nicht doch eher um eine endungeprüfte Defizienzleistung im Umfeld mannhafter Blindleister handelt.
   
Hier das Praxisbeispiel:

(http://lh3.ggpht.com/_d4D0cngrQsE/S71OLLI9P1I/AAAAAAAAASc/5Y6F4TSflxo/s640/Wiang%20068a.jpg)


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 08. April 2010, 18:57:54
Respekt vor diesen "dreipoligen", gut geerdeten Stromprüfern!
Ob da trotzdem noch ein Experte im Hintergrund mit einer Gießkanne
in Bereitschaft stand, für den Fall, dass die Sache evtl. zu heiß werden
könnte..?  ;D

..Und wir Jungs kamen uns früher schon mutig vor, wenn wir elektrische
Weidezäune mit Spucke am Finger "getestet" haben..

mfg kmr

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Blackmicha am 08. April 2010, 23:14:14
es geht auch filigraner .... @ KKB


(http://www.der-einsatzplan.de/uploads/forum-23/94dffc43504a9ac7ba1e574ebd3076d6.JPG)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: solliz666 am 09. April 2010, 00:06:16
Coole Mütze___ [-] [-]
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 09. April 2010, 23:14:48

Das ist eine ganz spezielle Mütze. In Euroland musste ich beim Berühren von PCB - Printed Ciruit Boards (Gedruckte Schaltungen) immer ein
Erdungsarmband am Handgelenk gegen elektrostatische Entladungen tragen.
Ich wusste nicht, dass die Mütze eines Bierproduzenten dieselbe Schutzwirkung hat. Oder Elektrostatik ist in Thailand unbekannt und zusätzlich
von der Regierung verboten.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: solliz666 am 10. April 2010, 01:02:02
@ Low

das du was auf der "Kirsche" hast (sagen wir Thüringer)--das ist klar.
Du meinst also-- beim Berühren von Leiterplatten-- könnten sich elektrostatiche Aufladungen schädlich auf diese auswirken --und deswegen---diese Sicherheitsmaßnahmen?? Sorry aber das ist neu für mich-----so noch nicht gehört! Aber sehr nachvollziehbar. Wenn ich merke was mein Auto mit mir macht ---nach dem Aussteigen und Tür-anfassen {[. Ich könnt es zusammentreten. Oder unsere Katze---wenn ich sie streichle--dan funkt es an deren Ohren das es mir sogar wehtut.
Aber mit der Mütze ??? ???  --C Der ist nur Fan von   [-]

Ein treuer Leser deiner Beiträge ;}
Titel: Elektrostatik
Beitrag von: Low am 10. April 2010, 11:26:05
Gut beobachtet, treuer Leser Khun solliz666.
Während der Regenzeit mit hoher Luftfeuchtigkeit dürfte das Problem in Thailand relativ gering sein. In den trockenen Monaten kann man einen PC
durch Elektrostatik durchaus lahm legen.

Ich würde nie von einer Firma hier einen PC erwerben, wo die gegen Statik geschützt verpackten Leiterplatten zuerst auf dem schmutzigen Boden
landen und dann ohne jeglichen Kenntnisse in ein Gehäuse gezwängt werden. Wenn du Glück hast, ass dein PC Spezialist vorher Sticky Lice und
Som Tam mit den blossen Fingern und fand es nicht nötig, danach seine Greiferchen in Verbindung mit Wasser zu bringen.
Solch eine leckere Kombination hat nichts mit Elektrostatik zu tun, kann aber nach Wochen und Monaten zu Korrosionsschäden führen, wenn feinste
Kupferleiterbahnen praktisch weggeätzt werden.

Speicherbausteine, RAM, Random Access  Memory, reagieren äusserst empfindlich auf Elektrostatik. Du kannst das Experiment machen. Die Katze
streicheln und dann RAM abschiessen. Das funktioniert sogar, wenn du eine Mütze trägst.
Die Entladung eines aufgeladenen Gegenstandes (einige Kilovolt), kann zu kurzzeitigen Strömen im Ampère-Bereich und damit zur Überhitzung und
Beschädigung eines Bauteils in wenigen Pikosekunden (0,000 000 000 001s = 1 Pikosekunde) führen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Elektrostatische_Entladung

http://www.eib-gmbh.de/deutsch/faqs/text_faqs.htm

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Blackmicha am 10. April 2010, 11:39:13
@ Low

deshalb sitzen ja meine 2 Spezies ja auch auf dem fussboden ... die sind da naeher zur Erd(ung)e !

alsi ich haette da noch nen Eimer wasser zugegeben !


verringert den uebergangswiederstand !  {+ {+ {+
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 10. April 2010, 11:42:44
Bier, Micha, nicht Wasser!
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 10. April 2010, 16:45:54
@solliz666

Fährt denn Deine Katze im Auto mit,  oder holt sie die Aufladung
 hier?:  http://www.youtube.com/watch?v=l160hueEhHI    ??? :)

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: solliz666 am 10. April 2010, 17:05:11
@kmr   ;]
nicht im Auto---reicht schon ( denke mal die Klamotten die ich anhabe). Habe schon überlegt sie nur noch anzufassen wenn ich an eine Wasserleitung fasse. Also nur noch Bad oder Küche }} }}
Das Video ist cool! ;}

Bier, Micha, nicht Wasser!

Jawolllllll

mfG Olaf
Titel: E-Schrott
Beitrag von: Low am 10. April 2010, 17:53:26
E-Schrott

Vor wenigen Tagen erwähnte ich die extreme Alterungsrate angebotener Elektronikgeräte. Mr. Jobs, Präsident auf Lebenszeit, bestätigte meine
Befürchtungen.

Gestern stellte Apple-Boss Steve Jobs das neue Betriebssystem OS 4.0 für iPhone und iPod Touch vor. Die wichtigste Neuerung ist Multitasking.
Profitieren von den Neuerungen alle iPhone-Besitzer? Denkste!
Das OS 4.0 ist für die iPhones 3G und 3GS sowie die iPod Touch der 2. und 3. Generation gedacht. Die älteren Modelle unterstützen nur einen Teil
der neuen Funktionen. Wer etwa Multitasking möchte, benötigt ein iPhone 3GS oder einen iPod Touch der 3. Generation (ab September 2009,
mit 32 oder 64 GB Speicher).

Dagegen haben echte Apfelsorten bessere Überlebenschancen:
Der Berner Rosenapfel, seit 1888
Schöner von Boskoop, 1856
Roter Eiserapfel, 1500

http://www.hessen-apfel.de/pages/sorten/apfeluebersicht.htm
Titel: Schulen, Bildungsstätten und Lehranstalten
Beitrag von: Low am 11. April 2010, 10:37:03
Bedingt durch die Nachwehen der offenbar interessanten Technik - und der Vorgänge in der Hauptstadt, geriet die Fortsetzung von 1033
„Schulen, Bildungsstätten und Lehranstalten“ fast in Vergessenheit.

Fortsetzung

Wir entschieden uns, den Knaben sofort bei uns aufzunehmen. Draussen in der Provinz hatte er keine Zukunft. Als Armenkind mit unbekannten
Gönnern war er gnadenlos der schikanierenden Meute ausgesetzt.
Es galt nun, in wenigen Tagen eine Schule zu finden. An der uns empfohlenen Lehranstalte meinte der Direktor, für die Examen seien wir zu spät.
Durch die Blume gab er zu verstehen, dass das Problem mit vielen Bildern des verehrten Königs im Notenformat aus der Welt geschafft werden
könne. Er zeigte Hände und Füsse. Wie ein Fetischist hatte er zusätzlich interesse an meinen Fingern. Nach meiner Interpretation, ich las als
Jugendlicher, wie Eskimos oder Indianer zählen, wäre ich auf dreissigtausend Baht gekommen. Ohne die politischen Probleme in der Hauptstadt,
hätte die sicher Herr Abhisit gesponsert. Mein Rechenergebnis wurden später durch eine involvierte Familie bestätigt.
 
Eine andere Bildungsstätte eröffnete eine weitere Klasse für fünfzig Kinder. Dreihundert Schüler erschienen zur Prüfung. Einige verspätete
Zöglinge chauffierten die Eltern im Benz nicht zum Parkplatz, sondern direkt vor die Schulhaustüre. Fünfundzwanzig wurden gleich wieder
weggeschickt, weil sie als Dreizehnjährige weder lesen noch schreiben konnten.
Was machten denn diese Kinder jahrelang in den Schulen? Sie erholten sich schlafend von den anstrengenden Gangster- und Kriegs-Filmen der
letzten Nächte.

Drei Tage bangte Mae. Ich wusste, dass Unkenntnisse vorhanden waren, aber ich sagte mir, er muss nicht besonders gut sein, nur besser als
zweihundertfünfundzwanzig andere Nervenbündel. Wir paukten vorher lokale Geographie und Strassennummern. Während unserer letzten
Reise lernte er Kartenlesen. Als Auswärtiger kannte er nun Chiang Mai besser als seine gleichgültigen Mitbewerber aus der Nachbarschaft.
Weitere Kenntnisse im Städtebau erwarb er sich am PC mit Sim-City. Er schaffte die Prüfungen als Zweiter, trotz der bösartigen Beschuldigung
nicht von hinten.

Ich nehme gerne an, dass er nun einer der besseren Schüler wird. Gut war er schon vorher. Bei uns gibt es nicht nur ausgewogene Ernährung,
sondern auch Bücher, Landkarten, bei Bedarf eine Zeitung, den Tip, Spiele, sogar Schach, medizinische Versorgung und für den Notfall hat Mae
ausserdem eine saftige Ohrfeige bereit.

Wir zogen unter schwierigen Umständen fünf Kinder auf, alle weder Knastis, Prügler noch Junkies. Wie gut die gerieten zeigt, dass keine
Bankmanager darunter sind, obwohl die Töchter, sie kannten sich nicht, sich früher mit Wirtschaftswissenschaften befassten.
Titel: Re: Schulen, Bildungsstätten und Lehranstalten
Beitrag von: Lupus am 11. April 2010, 17:02:29
Hallo Low,
erstmal herzlichen Dank für Deine ergötzlichen und anregenden Beiträge!

Nach meiner Interpretation, ich las als Jugendlicher, wie Eskimos oder Indianer zählen, wäre ich auf dreissigtausend Baht gekommen....

Ich habe geduldig versucht, meinen Kindern zu verklickern, daß man mit 10 Fingern locker bis 1023 (binär) zählen kann - statt nur wie gewohnt bis 10. Einer hat's kapiert und
Informatik studiert  :]

Zur Semantik der Fingerzähler-/zeigerei:
Ganz wesentlich ist, ob man für sich selber zeigt oder für ein betrachtendes Gegenüber!

Ein ganz normaler 'Stinkefinger' mit der linken Hand gegenüber einem 'von-links-nach-rechts-Leser' bringt Dir zwar das Gefühl von Stärke (2hoch 7 = immerhin 128 Punkte),
wird aber von Deinem Gegenüber allenfalls mit einem Lächeln über den 'kleinen Stinker' mit 2hoch2=4 gelesen und quittiert werden.
Also: Der dicke Stinkefinger sollte in unserem Kulturkreis immer mit der rechten Hand gezeigt werden!

Ähnliches gilt für die 'thumbs-up' Option:
Mit der linken Hand gezeigt - ein schwächliches "geht so gerade", mit der rechten Hand: "recht gute Leistung" (512).
Für Binäragnostiker/-phobiker hat sich das Heben beider Daumn bewährt, da in jedem Fall ein Resultat von 513 erzielt wird - und dies sogar
relativ kulturunabhängig (teilweise 90°-Rotation der Hände erforderlich).

Bleibt eine Schlußbetrachtung zu einem oft diskutierten Topic übrig:
Ist das Redshirt-Zeichen (Zeigefinger + kleiner Finger) dem konventionellen Victoryzeichen (Zeigefinger + Mittelfinger) überlegen?
Auch hier gilt wie vorher: Doppelhändig ist man bei beiden Zeichen auf der sicheren Seite!
Aber:
Die Redtaksinshirts sind aber natürlich den Victories unterlegen, da sie nur auf maximal 324 Punkte gegenüber 396 der V's kommen können!

Die historische und politische Dimension der 'Fingerzeigerei' ist auch durch das totale Versagen der 0-Punkte Rotfront-Faust  und der binären 1 bei
geschlossenen Fingern zu braunen Zeiten hinreichend dokumentiert!  ;) ;) ;)

Grüße, Wolfgang









Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 11. April 2010, 18:42:24
Der 2. Platz - ganz ohne Bildchentransfer - dank "Kru Mae" - Respekt!
Low, sage ihr, dass wir Sie bewundern und Dich beneiden, denn was kann SIE
eigentlich nicht??
Wenn so viel Gesicht dann rot wird, - macht Sie das sicher noch sympathischer.

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 11. April 2010, 19:00:25
Lieber Low,

das passt ganz zu meiner Ansicht, dass die meisten Thaikinder durchaus in der Lage wären, ein internationales Bildungsniveau zu erreichen, gäbe man ihnen eine reelle Chance. Meist haben das nur die Hiso-Kinder, die au eine der teuren internationalen Schulen geschickt werden.
Allerdings dürften in Thailands Realität nur sehr wenige Kinder eine vergleichbare Chance bekommen wie euer Adoptivschüler.
Mein Respekt gilt daher nicht nur dem fleißigen Jungen, sondern auch den "Adoptiveltern", ohne die er wohl auch über kurz oder lang im nächtlichen Fernsehsumpf versackt wäre.


Wolfram
Titel: Re: Schulen, Bildungsstätten und Lehranstalten
Beitrag von: Ban am 11. April 2010, 22:08:23
... Ich habe geduldig versucht, meinen Kindern zu verklickern, daß man mit 10 Fingern locker bis 1023 (binär) zählen kann - statt nur wie gewohnt bis 10. Einer hat's kapiert und Informatik studiert  :]

...
Ist das Redshirt-Zeichen (Zeigefinger + kleiner Finger) dem konventionellen Victoryzeichen (Zeigefinger + Mittelfinger) überlegen?
Auch hier gilt wie vorher: Doppelhändig ist man bei beiden Zeichen auf der sicheren Seite!
Aber:
Die Redtaksinshirts sind aber natürlich den Victories unterlegen, da sie nur auf maximal 324 Punkte gegenüber 396 der V's kommen können!

Hi Lupus,

ich komme für die roten auf 594 ? (1 x Handfläche vorne, 1 x hinten -> 1001010010 aber nur wenn Finger Hoch = 1, wenn Finger unten = 1 haben die Victorianer den Vorteil der führenden 11 bei Handfläche vorne ,-) Falsch ?

BAN


Edit: Berechnung falsch... Hab meinen Daumen übersehen ,-)

Titel: Re: E-Schrott
Beitrag von: Ban am 11. April 2010, 22:18:10
... Dagegen haben echte Apfelsorten bessere Überlebenschancen:...

Sorry Low, der Vergleich hinkt, auch wenn du Äpfel mit Äpfeln vergleichst.

Während du auf der einen Seite ganze Generationen von "echten" = essbaren Äpfeln anführst,
betrachtest du auf der anderen Seite nur eine Generation der "unechten" Äpfel.

Denn der "echte" Boskop vom letzten Herbst ist doch im April nicht mehr wirklich lecker ...
(es sei denn eingelegt oder als Apfelsaft)

Und ich spreche aus langer Erfahrung mit einer familieneigenen großen Apfelbaumwiese (Boskop
auch, aber auch viele andere nicht überwintereinlagerungstauglichen Sorten)

Wir werden das erst beurteilen können, wenn der letzte Boskop gegessen ist und dann 110 Jahre
später das iPhone immer noch exisitiert  :]

BAN
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Lupus am 11. April 2010, 22:47:00
Hi Ban!

Rotierst Du eine Handfläche beim beidhändigen Zeigen um 180°?
(Wäre eine deutliche Bereicherung der möglichen Ausdrucksmuster!)
Ich war davon ausgegengen, daß beide Handinnenflächen dem 'Fingerzeiger' zugewandt sind:
Der Betrachter sieht also von links nach recht:
Rechte Hand(Daumen,Zeige-,Mittel-,Ring-,Kleinen-Finger) Linke Hand (Kleiner-,Ring-,Mittel-,Zeige-Finger, Daumen)

Victory wäre also 01100 00110    Redshirt dagegen 01001 10010

Sorry, muß ins Bett, morgen Abflug 2 Wochen Urlaub in E / D. Danach gerne weiter... :)

Wolfgang
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 12. April 2010, 00:40:49
Geschätzte Kollegen

Ich bin ein Liebhaber Boolescher Algebra und ich danke für die wirklich aussergewöhnlichen Beiträge. Wir, ich, leben in Hinterindien.
Die simple Frage ist: Trete ich in diese Exkremente (Hund, Ochs Elefant) oder nicht?  O     L.

Für Kenner empfehle ich: Einen eigenen Thread zu eröffnen.
Bei bescheidenen Argumenten würde ich sicher mitmachen.

Uns geht es hier um das blosse angenehme Überleben: Trete ich oder kann ich es vermeiden? Ich melde mich demnächst wieder, mir einer
sehr einfachen Geschichte.

Danke den Freunden binärer Daten. Ich komme darauf zurück. Der Aufsatz ist bereits auf der Festplatte. Ich versichere, zum Genuss genügt
simpler Verstand.

http://de.wikipedia.org/wiki/Boolesche_Algebra
Titel: Thaksin im Regen
Beitrag von: Low am 12. April 2010, 09:46:57
Thaksin im Regen

Eines frühen Morgens, als die Vöglein munter zwitscherten und einige davon wegen der Dreckluft heiser husteten, ach nein, das waren Unkenrufe,
blickte ich leicht verschlafen zum Fenster in den jungen Tag hinaus. Ich entdeckte am Strässchen, an der gegenüberliegenden Mauer angelehnt,
eine ungefähr zweieinhalb Meter lange, mit Holzrahmen versteifte Pavatexplatte. Die unerwartete Veränderung weckte mich vollständig und ich
fragte mich, was das wohl sein könnte. Nach einer überdimensionierten Briefbombe sah das glücklicherweise  nicht aus.
Mit Rücksicht auf meine angeschlagene Wirbelsäule siegte die Vernunft über die Neugier. Ich fasste das unbekannte Zeug nicht an.

Zwei Tage später hatten wir Besuch. Ich bat meinen Gast nachzusehen, was da in aller Heimlichkeit im Dunkel der Nacht deponiert wurde. Es waren
zwei überdimensionierte Bilder von Thaksin in Galauniform im vergoldeten Rahmen. Wir staunten. Ein sensationeller Fund.
Sollten wir den nach Bangkok melden? Die wollten ihn dort schon seit längerer Zeit einkerkern.
Ich forschte nach dem Ursprung der Bilder. Unser brauner Nachbar, Freund und Helfer von Berufes wegen, musste offenbar seine Dienststelle vom
Schrott vergangener Jahre befreien. Dazu gehörten neben allerlei Gerümpel die beiden Bilder. Die waren eine Schuhnummer zu gross für sein
kleines Haus.
Als er die Ware auf seinem Kleinlaster transportierte, hätte die an der Verbindungsstrasse vorne im Dorf wohnhafte Coiffeuse gerne eines der
Heiligenbilder mit  Goldrahmen als Dekoration ihres Salons verwendet.
Die Frau des Polizisten witterte ein sicheres Geschäft und verlangte zweitausend Baht dafür. Die eigentlich politisch rote Haarkünstlerin verzichtete.
Darauf deponierte der Hüter des Gesetzes seinen ehemaligen Vorgesetzten, ohne Hirnschmalz zu vergeuden, auf der Strasse.

Die Regenzeit naht. Thaksin begann eine Kneippkur mit ersten Regengüssen.
Wenn der Himmel die Schleusen richtig öffnet, wird aus den grossformatigen Farbdrucken schnell Papiermaché. Schade und ade für die Rahmen.
Ich las mal irgend etwas über schlechte Rahmenbedingungen. Jetzt erlebe ich sie.

http://de.wikipedia.org/wiki/Unken
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: unsichtbar am 12. April 2010, 09:52:23
(http://666kb.com/i/bi9fhwc62hp0p3o9y.jpg)

Solche Bilder haben heutzutage Seltenheitswert  ;)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: gam am 12. April 2010, 10:24:24
Zitat
Solche Bilder haben heutzutage Seltenheitswert

Nicht mehr lange !
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 12. April 2010, 17:29:38
Na ja, aber wenn die Brieftasche weg ist, steht er vielleicht letztlich so da wie
dieser Herr: http://journeyamerica.files.wordpress.com/2009/01/napoleon.jpg

 :) kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 13. April 2010, 22:25:12
Beim genauen Betrachten des Schnappschusses fällt eines auf:
Der Herr hat sich auf Hochwasser bereits eingestellt.
Ob er Schuhwerk trägt, ist nicht ersichtlich.
Der nächste Guss in unserer Gegend ist erst am Samstag zu erwarten. Bei strengen Winden, lernt er demnächst fliegen.
Nach Möglichkeit werden wir ihn bei eventuellen Leibesübungen mit der Kamera begleiten. Oder denkt ihr, Khun Dick sollte ihn beschützen und
beschirmen? Um eine gefüllte Brieftasche würde ich mich selbstlos bemühen!

Wie aktuell die Geschichte eigentlich ist, zeigt gleichzeitig der Thread:
Thaksin in Deutschland unerwünscht? — Interview mit dem deutschen Botschafter.

http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=4923.msg112792;topicseen#msg112792
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 14. April 2010, 19:05:00
Hallo Low,

selbst wenn Khun Dick einen so großen Schirm besäße, um den Großen im
Doppelpack trocken zu halten, wäre der nächste fliegende Thailänder schon
bei leichtem Wind eher weiblich..

Da Dein Nachbar aber Übung darin hat, alles Mögliche ins Trockene zu bringen,
wird er vielleicht bald kalten Fußes eilen, die Kunstschätze doch nicht im Regen
stehen  zu lassen.

mfg kmr
Titel: Schrecken mit Schnecken
Beitrag von: Low am 15. April 2010, 10:39:22
Schrecken mit Schnecken

Unsichtbar:
„manchmal bin ich wirklich froh, dass du in deinem Thread von Fotos nur sehr wenig Gebrauch machst.“

Fotografieren ist angewandte Technik. Es ist nicht allzu schwer vorstellbar, wie durch ein System von Linsen eine Abbildung auf ein lichtempfindliches
Objekt projiziert und gespeichert wird. Danach entsteht ein mehr oder weniger dauerhaftes Bild oder Foto.  Wie alt ist dieses Verfahren eigentlich?
Die erste Fotografie wurde bereits 1826 durch Joseph Nicéphore Nièpce im Heliografie-Verfahren gemacht.

1975 wurden versuchsweise Bilddateien von einer fast vier Kilogramm schweren Kamera in binärem Code auf Magnetband gespeichert (S. Sasson).
Über ein Dutzend Jahre zuvor konstruierte ich einen 8 Bit Zähler aus diskreten Bauelementen, Dioden und Transistoren. Mit einem viertel
Quadratmeter Fläche war er unübersehbar. Die Zählimpulse erhielt er manuell oder vom Magnetband eines Revox Gerätes.
Relativ bescheidene kommerzielle digitale Kameras eroberten bereits zehn Jahre nach den bescheidenen Experimenten mit der
Magnetbandkassette den Markt. Ältere Konsumenten waren durch die erstaunliche Technik überfordert.

Ein Freund erstand klammheimlich eine digitale Kamera. Warum wusste er selbst nicht. Irgendwie juckte ihn das Wort digital. Damals wurden
Leute, welche Begriffe wie Digital und Mega nicht dauernd gebrauchten, als geistige Neandertaler eingestuft. Während Monaten versuchte er
vergeblich immer wieder, einen Rollfilm in seine digitale Mega-Kamera einzulegen.
Später gelangte er mit seinem wohlgehüteten Geheimnis an mich. Ich machte versuchsweise einige Aufnahmen, öffnete die Kamera und zeigte
ihm den Speicherbaustein.
„Licht,“ sagte er: „Jetzt sind die Bilder zerstört!“
Auf dem PC Monitor bewies ich das Gegenteil,  als ich ihm die Bilder zeigte. Unbegreiflich. Er stöhnte nur noch: „Für den Papa einen Grappa.“

Dick und ich haben gute Kameras. Teuflisch daran ist, dass das Bild nie perfekter ist, als der Mensch, der die Kamera bedient. Ich erlebe es selbst.
Wenn Dick einen Sonnenaufgang knipsten will, schraubt sie solange am Gerät, bis daraus ein Sonnenuntergang wird. Den klickt sie dafür doppelt,
denn sie traut der Kamera nicht.
Als wir in Port Dickson einen traumhaften Sonnenuntergang erlebten, sagte ich zu ihr: " Jetzt hast du genau sechzig Sekunden für die Aufnahme."
Sie schaffte es nicht ansatzweise.
Genau dieses Problem erduldeten wir mit der Nudel in der Zahnlücke. Ich besitze eine hochwertige digitale Spiegelreflex-Kamera. Sie ist ein
Lichtfresser. Im schummrigen Licht läuft nichts, wie ich bitter erfahren musste. Eine empfindlichere Optik würde hunderttausend Baht verschlingen.
So viele Kilogramm (in der Hitze schweisstreibende) Linsen benötige ich nicht, ich will ja keine Suppe kochen.
Dicks Kamera bringt noch bei spärlichem Licht gute Resultate. Aber bis die Kamera am Auge und der Finger auf dem Auslöser ist, sind zwei Pfund
Nudeln weg, denn man muss ja noch ein bisschen elektrisch Zoomen: „Der Fluch der Gummilinse.“

Sie übt jetzt Porträts mit Schnecken. In Sternstunden erwischt sie schon den Schwanz (der Schnecke).


http://de.wikipedia.org/wiki/Fotografie

http://de.wikipedia.org/wiki/Diskretes_Bauelement

http://de.wikipedia.org/wiki/Revox

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 15. April 2010, 19:35:15
Lieber Low,

Dicks nächste Digitalkamera wird nur noch zwei Knöpfe haben: den zum An- und Aussschalten und den zum Auslösen der Kamera. Ich bin mir ganz sicher, dass sie damit jede Schnecke komplett "erlegt". :D

Herzliche Grüße an die allerliebste Starschneckenphotographin

Wolfram
Titel: Handfertigkeit
Beitrag von: Low am 16. April 2010, 12:12:30
Lieber Wolfram

Auf die Gummilinse (Zoom), die meist verwendete Funktion der Kamera verzichten? Empfiehlst du Wechselobjektive? Im feuchttropischen Dreck
wäre der Bildsensor extrem gefährdet. So dumm ist sie sicher nicht, sich so etwas bieten zu lassen.
Sie besitzt zwei Händchen mit eingebautem Zoomfaktor, um Kleineres gross und fest zu machen. Auch da gilt die Redensart: „Gut Ding will Weile
haben.“ Ich schätze diese Handfertigkeit.

Vielleicht fotografiert sie deshalb Post-Sonnenuntergänge.

Ich kenne Boolesche Algebra. Mit diesen Funktionen baute ich komplexe logische Schaltungen zur Steuerung von Analysegeräten. Später löste
PC Software die festverdrahteten Befehle ab.
Trotzdem ist mir weibliche Logik, auch beim Knipsen, völlig fremd geblieben. Das hat den Vorteil, dass wir, selbst wenn wir dasselbe Motiv
aufmerksam betrachten, völlig verschiedene Bilder haben.

Titel: Songkran
Beitrag von: Low am 17. April 2010, 15:11:38
Songkran

Die hirnlose Hübsche mit getönter Wuschelfrisur füllte ihren liebreizenden Körper gut gemischt mit Wein, Bier und Whisky.
Nachher fuhr sie ihr Auto zu Schrott.

Sie besuchte mich, wie es sich an Songkran gehört, tropfnass und feuchtete mich gebührend an. Sie sucht einen neuen Mann.
Wahrscheinlich wird der Wagen repariert.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hmh. am 17. April 2010, 15:37:25
Das nenne ich ganz großes Kino in vier Zeilen!  ;}
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 17. April 2010, 19:02:05
Klar, denn Regie: Low Lowson, der Digitalzoomobjektive!

 :) kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: solliz666 am 17. April 2010, 21:52:36
Lieber Low

Könnte es sein das du den Beruf verfehlt hast??

Deine Bücher würden doch gehen wie warme Semmeln.
Oder willst du uns die "ISBN" Nummern nur nicht veraten

@hmh könntet ihr ihn nicht zwangsverpflichten   :}  an euren Thailandbüchern mitzuschreiben ??? [-]

mfG Olaf
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 18. April 2010, 14:58:41
Danke für die Komplimente.

Ich hätte den Roman mit dem gleichen Inhalt auf drei Zeilen reduzieren können.
Das Werk hätte dann erstens optisch an Glanz verloren und zweitens
hätte es weniger zwischen den Zeilen zu interpretieren gegeben.

@solliz

Mein einstiger Beruf ermöglicht es mir zur Zeit,
mich schonungslos offen mit meinem Umfeld auseinander zu setzen.

Der TIP sandte bereits einen Headhunter.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hmh. am 18. April 2010, 15:07:05
Abwarten...  :)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 18. April 2010, 16:37:03
Ich hoffe, gelegentlich seine Kochkünste zu überprüfen, seine literarischen Fähigkeiten stehen außer Frage.

"Songkran

Die hirnlose Hübsche mit getönter Wuschelfrisur füllte ihren liebreizenden Körper gut gemischt mit Wein, Bier und Whisky.
Nachher fuhr sie ihr Auto zu Schrott.

Sie besuchte mich, wie es sich an Songkran gehört, tropfnass und feuchtete mich gebührend an. Sie sucht einen neuen Mann.
Wahrscheinlich wird der Wagen repariert."

Kann man Songkran schöner beschreiben?

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: solliz666 am 18. April 2010, 16:52:07
Hallo Low

Und das ist gut so

Zitat
Mein einstiger Beruf ermöglicht es mir zur Zeit,
mich schonungslos offen mit meinem Umfeld auseinander zu setzen.

Und trotzdem solltest du über   "MEHR"  nachdenken
Siehe deine Leserzahlen!
mfG Olaf
Titel: Songkran mit Kummer
Beitrag von: Low am 19. April 2010, 01:14:50
Songkran mit Kummer                                                  18. April 2010

Alle Jahre wieder geht zahlreichen Bekannten während Songkran das Geld aus, weil Alkohol leicht flüchtig ist. Wenn man nicht blitzartig
zuschlägt und das edle Geistige mit viel Eis schützt, verpufft es in der tropischen Hitze.
Dann gibt es Geldbeschaffungskommandos, denn es sind noch Feiertage übrig, wenn der Zaster längst weg  ist. Die professionellen
Songkranschnorrer sind seit Jahren wenig willkommene Kabarettnummern im Dorf. (1)
Keine Schule in Thailand ist während Songkran geöffnet. Trotzdem werden gerade jetzt Schulgelder für nicht vorhandene Kinder fällig. Die sind
meist noch in der Samenbank, letztlich auch eine Bank, des Vaters.
Die Krankheiten der Wasserbüffel sind grenzenlos. Die bereits zahnlose, daneben durchaus attraktive Grossmutter, verliert immer noch Zähne
und benötigt dringend Amalgam oder eine teure Füllung in irgend einem grosses Loch. (2)

Gestern besuchte uns Frau Kummer, ehemals Gucci, auf Sammeltour. Sie hatte eine mehrteilige zehnkarätige !!  Schmuckgarnitur mit einer
ellenlangen, gut erlogenen Ursprungsgeschichte, jedoch ohne Urkunden dabei. Auf den Armbändern fehlte die magere Goldbeschichtung bereits
grösstenteils.
„Ich will das Zeug nicht sehen,“ sagte ich zu Dick: “Wir sind keine Pfandleiher.
Wenn die Leute hungern, gib reichlich Reis und Gemüse. Geld- und grössere Schnaps-Vorräte sind keine vorhanden!“

Frau Kummer erzählte trotzdem unaufgefordert von ihrer letzten Heimsuchung.
Ihr Sohn aus Bangkok besuchte sie. Das tun anständige Kinder an Songkran.
„Liebste Mutter, ich möchte zu Lotus-Tesco. Darf ich dein Auto benutzen, Allergütigste?“
Frau Kummer verdiente als unlizenzierte Taxifahrerin etwas Geld mit diesem Fahrzeug. Zehn Kilometer Fussmarsch in der Hitze konnte sie ihm
nicht zumuten. Sie vergass das Motorrad und überreiche ihm den Schlüssel. Unterwegs lud er einen herumlungernden Gefährten auf. Der roch
nicht nach Old Spice Rasierwasser, eher nach selbstgebranntem Fusel.
Während der Fahrt ins Einkaufszentrum bemerkten die Spitzbuben, dass der Tank gut gefüllt war. Kurzerhand entschieden sie, nicht zu Tesco,
sondern nach Mae Sai zu blochen. Etwas über eine Stunde später ermüdete der brave Sohn am Steuer. Die Kurven waren weit anspruchsvoller,
als er sich das vorgestellt hatte.
Er liess seinen Kollegen ans Lenkrad. Der drückte ordentlich aufs Gas, überholte an unübersichtlichen Stellen und verlor prompt die Beherrschung
über das Fahrzeug.  Der Karren schoss über die Strasse hinaus und überschlug sich nach Aussage von Frau Kummer siebenmal an einem Abhang
und blieb dann sorgfältig gefaltet wie Origami Kunst unten in einem Tobel liegen. (3, 4)
Versicherungen für Fahrzeuge oder Personenschäden sind in Lanna Land trotz Vorschriften unnötiger Luxus. Taxi gefällig?

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Schnorrer
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Amalgam
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Origami
(4)
http://de.wikipedia.org/wiki/Tobel
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hellmut am 19. April 2010, 01:54:41
@ Low, da muss ich dich wohl auch mal loben.

Die Geschichte in der Geschichte, egal ob Frau Gucci nur eine Geschichte erzählt hat, oder ihr Sohn tatsächlich so ein Intelligenzbolzen ist, ist 1. Klasse!  ;}
Titel: Re: Handfertigkeit
Beitrag von: dii am 19. April 2010, 02:30:47
Sie besitzt zwei Händchen mit eingebautem Zoomfaktor, um Kleineres gross und fest zu machen. Auch da gilt die Redensart: „Gut Ding will Weile haben."

...der beste Porno, wo gibt  C--
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 19. April 2010, 19:10:49
"Songkran mit Kummer"

Lieber Low,

sicher gibt es tausende Dörfer wie "Dein Dorf" im LoS.  Einmalig wird es aber durch
die Kunst Deiner Darstellung. Die nun schon 90 000 Klicks bestätigen das.Chapeau!.

Obwohl ich nun schon so viele hinterindische Geschichten gelesen und manches ver-
stehen gelernt habe, ist diese Songkran-Story wieder geeignet, verblüfft zu erkennen,
wie hirnLoS draufLoSgelebt, geliebt und betrogen wird, bis nicht nur Frau haltLoS,
schmuckLoS,  und CarLoS ist. ZahnLoS bleibt man dennoch bissig, - auch weil ratLoS,
wie es im RestLoS weitergehen soll.

Dass Du Low, trotz allem nicht sprachLoS wirst wünsche ich Dir und uns, die wir auf
Deine Geschichten warten.

Danke und alles Gute,
kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 19. April 2010, 21:25:44
Nachtrag zu # 1074

Sorry, ich hätte mich oben etwas differenzierter ausdrücken sollen.
Wenn mein Beitrag eventuell zu verallgemeinernd "rüberkommt",
so lag das  nicht in meiner Absicht.

kmr
Titel: Meine ist anders
Beitrag von: Low am 20. April 2010, 22:05:54
Meine ist anders

Es geht offenbar um Frauen und nicht bloss um die persönliche Pfeife.
Einer der Experten, ausgenommen Schwule - sind alle erfahrene Koryphäen betreffend Frauen, schrieb:
... jeder bekommt die, die er verdient, und das nicht nur in Thailand, denn ich bin anders, und deshalb hab ich auch eine andere. (1)

Nach meinen Einschätzungen und Erfahrungen sind die Geschichten kaum so einfach, wie es sich manche vorstellen oder zu machen versuchen.
Ähnlich wie beim Hausbau zeigen sich sich die Probleme  erst in den Details. Es gibt natürlich Zeitgenossen, welche mit einem einfachen Wohnklo
zufrieden sind. Andere wiederum werden bereits mit einem Blaudach glücklich, solange darunter einige Dosen gut gekühltes Bier versteckt sind.

Spezialisten suchen bereits beim Grundstück lange. Sie wollen frische Luft und mit Ausnahme des Geschlechtsverkehrs wenig Verkehr. Bei der
Aussicht sind sie wählerisch: Meeresblick ähnlich den palmenbewedelten Buchten von Krabi, umrahmt von den letzten eisigen Gletschern der
Alpen und von dort am Liebsten die Jungfrau. Unmittelbar neben dem eigenen Grundstück erheben sich majestätisch die Ruinen eines griechischen
Tempels, ähnlich dem Parthenon. (2) Man gönnt sich ja sonst nichts.

Danach werkelt ein Stararchitekt monatelang an den Plänen. Er verliert seine letzten Haare und entgeht knapp einem Infarkt, bis der diffizile
Bauherr endlich zufrieden gestellt ist. Fast im Irrenhaus landet das Genie spätestens dann, wenn danach ein Baubiologe seine ausserordentlichen
Schöpfungen zu verschandeln wagt. Dem Naturwissenschaftler gefallen gewisse Bodenbeläge nicht. Einige Keramiken müssten auf Blei- und Uran-
Spuren geprüft werden. Sämtliche elektrischen Leitungen sollten abgeschirmt in bleifreien Rohren verlegt werden. Gegen minderwertige Elektronen
aus billigem Atomstrom schützt ein Filter aus blass blauem, noch besser rosa Bergkristall in der Energiezentrale.
Die Bewohner sollten ihre nicht synthetischen Kleider, am Besten ungefärbte Rohseide von Raupen aus kontrollierter Bodenhaltung mit Gütesiegel,
nach der makrobiotischen Ernährung, in Schränken aus unbehandeltem Lärchen- oder Zedern-Holz lagern.

Das Haus steht noch nicht. Zurück zum Thema:
Mein Haus, das heisst, das sich darin befindliche Weib ist anders. Hoffen wir, dass das vollbusige, gestylte, fröhliche, anmutige und küchentrainierte
Gesangstalent nicht durch verborgene chirurgische Fähigkeiten nur schlecht der einst geborenen Originalversion entspricht. Wieviel Psychopharmaka,
Alkohol, Drogen, Nikotin, verbraucht das nicht Chip getunte Zauberwesen auf hundert Kilometern?

Da ich kein Baufachmann bin, vergleiche ich das Wunder Frau lieber mit einem Buch. Es muss kein Handbuch aus fünfundzwanzig Bänden aufgelegt
auf Bibeldruckpapier sein. (3)
Es gibt preisgünstige Pappbände, welche entweder einen einfachen, nur aus einem Stück gefalzter Pappe bestehenden Umschlag oder aber einen
festen, dafür lediglich mit Papier bezogenen Einband bezeichnen. (4)
Früher hatten schöne Bücher einen verführerischen Schutzumschlag, Vierfarbendruck auf Glanzpapier, um Leser aufmerksam zu machen, Interesse
und Kaufanreiz zu wecken. (5) Mein Traumgirl hat einen Teakschrank voller bunter Schutzumschläge.
Unter dem Schutzumschlag verbirgt sich das sorgfältig gebundene Buch. Ältere, teure Bücher hatten Deckel aus Kalbsleder, Leinen oder gar Seide.
Für sparsame Möchtegernprotze erfand ein findiger Buchbinder den Lederrücken, das Bücherregal und die ungelesene Sammlung fürs Auge bereichernd.
In Sachen Papierqualität und Druck existieren tausende Varianten. Danach gelangen wir langsam zum Inhalt.

Der Stoff kann lustig, lehrreich, faszinierend. bis langweilig sein. Es gibt Reisser, die verschlingt man in einer einzigen schlaflosen Nacht.
Gewisse Bücher verlangen Aufmerksamkeit, Ausdauer und Nachdenken. Wenn ich auf der Seite 237 stecken bleibe, muss ich zurück zum Anfang,
wo meine Lücke ausgebessert wird. Es gibt Bücher, die liest man immer wieder. Andere wandern gleich in die Papiersammlung. Für Leseratten
gibt es öffentliche Bibliotheken.
Mein Buch ist anders. Ich bin auch ohne Schutzumschlag immer noch in den Seiten ohne Eselsohren am Blättern und trage Sorge zur klassischen
Einbanddecke. Dieses Buch ist noch lange nicht ausgelesen und bleibt meine ständige Bettlektüre. Gratistip: Beim Lesen unbedingt Finger anfeuchten!
Einer von elf reicht vollkommen.


http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=5357.msg114220#msg114220
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Parthenon
(3)
http://www.copyshop-tips.de/lexikon.php?Suchwort=Bibeldruckpapier
http://de.wikipedia.org/wiki/D%C3%BCnndruckpapier
(4)
http://de.wikipedia.org/wiki/Bucheinband
(5)
http://de.wikipedia.org/wiki/Schutzumschlag
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: dart am 20. April 2010, 22:13:03
Du bist gemein, ich wollte gerade ins Bett, jetzt bin ich vor lauter Lachen wieder wach. :D ;}
Titel: Re: Meine ist anders
Beitrag von: Pedder am 20. April 2010, 23:23:37
Saubere Beschreibung.  ;}

Wünsche dir weiterhin ein Knitterfalten freies Buch.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: tom_bkk am 20. April 2010, 23:41:47
@Low

Ich muss mir irgendwann mal Urlaub nehmen, um all deine Kunstwerke hier nachlesen zu koennen  ;}
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: gam am 21. April 2010, 20:59:54
@Low

Nur mal ne einfache Frage an dich. Bist du gluecklich und zufrieden im LOS ?
Intressiert mich einfach nur.  8)
Titel: Antworten
Beitrag von: Low am 22. April 2010, 11:39:22
@ dart
Du bist selbst schuld, wenn du über meine todernsten Sprüche lachst.

@ Pedder
Im Notfall haben wir ein Bügeleisen.

@ tom_bkk
Schneller lesen oder PC im Badezimmer installieren.


Hallo gam

Danke für die Frage.
Um eine glaubwürdige Antwort zu erhalten, solltest du besser meine Bekannten oder Freunde fragen. Ich bin meist glücklich und zufrieden mit
den Lebensumständen. Die Luftverschmutzung lässt mich husten und spucken. Das dürfte jedoch bald vorüber sein.

Etwas, das mich in meinem Berufsleben täglich beschäftigte, war das Problem Sicherheit. Dazu muss ich gestehen, dass Sicherheit in Thailand
in keiner Weise gewährleistet ist. Das ist einer der Gründe, warum ich pro Jahr über eine Million Baht opferte, um ein Fluchtdomizil zu haben.
Nachdem uns letztes Jahr die Einreise in den Schengen-Raum verweigert wurde, werde ich die teure Notlösung wohl aufgeben.
Wir schauten uns bereits in Malaysia nach einem zweit Wohnsitz um. Diese Lösung passt uns beiden bestens. Das Klima ist ausgewogener als
Chiang Mai. Eine krasse Luftverschmutzung gibt es kaum.
Ganz freiwillig würde ich allerdings den speziellen Wohnsitz CNX nicht aufgeben.

Mein grösstes Problem ist, dass wir gegenwärtig unseren Pflegesohn wegen fehlenden Ausweisen nicht mitnehmen könnten. Die Abklärungen
laufen. Gestern waren Besucher im Beautysalon. Sie fragten den Kleinen, wie er mit dem Farang auskomme. Dick erzählte mir, dass er den Leuten
antwortete:
„Ich habe endlich meinen Vater gefunden.“
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: gam am 23. April 2010, 19:45:36
@low
Vielen Dank fuer dein Statement.

Wie du vielleichst schon bemerkst hast, bin ich der einzige in diesem Forum, welcher an deinen Geschichten rummeckert  :D
Mach dir bloss nichts draus. Ich bin nun mal so !  ;D
Manchmal les ich deine Storys 2 oder 3 mal durch, bis ich es schnalle.
Herrvorragend geschrieben, ohne Zweifel. Trotzdem hab ich mit deinen Geschichten manchmal meine Muehe !!
Egal , denke mal das ich dich sicher einmal persoenlich antreffen wird. (Irgenwo per Zufall oder so). Du wohnst ja nur ein paar Km von mir entfent.  ;)

Mit freundlichen Gruessen aus Doilor.


Titel: Einwände
Beitrag von: Low am 24. April 2010, 00:04:30
@ gam

Danke für Deine durchaus berechtigten Einwände.
Ich zweifle oft selbst an der Verständlichkeit meiner Erzählungen und verstehe es, sofern ein Eindruck von Überheblichkeit entsteht. Du bist
sicher nicht der Einzige, aber du stehst dazu. Danke.
Meine Tochter hatte vergleichbare Probleme. Freunde äusserten sich, was, der lebt in Thailand und macht dumme Sprüche?
Ich sitze nicht vierzig Meter über dem Dorf in Schiedsrichterposition wie beim Tennis, sondern wir befinden uns inmitten umgelöster Probleme.
Demnächst versuche ich, meine Position, meine vielleicht extremen Standpunkte zu erklären.

Ich denke, dass wir wenig Probleme hätten, wenn wir uns treffen sollten.

Ein frohes Wochende wünscht, speziell nach SanPatong.
Low
Titel: Dörfliche Nachbarn
Beitrag von: Low am 24. April 2010, 12:24:09
Dörfliche Nachbarn

hmh:
Alle Leute freundlich bis "Du glaubst gar nicht wie freundlich"; keiner will einem was andrehen, auch keine der (hübschen) Nachbartöchter nach
Bangkok mitschicken, wirklich einfach nur einfache freundliche und augenscheinlich grundanständige Leute. (1)

gam:
Du glaubst gar nicht wie viele Menschen aus der Stadt mittlerweilen aufs Land ziehen. Ich sehe es in unserem Dorf. Fast jeder dritte kommt aus BKK.
Die meistens sind in den letzten Jahren hierher gezogen. Meistens ältere Leute. So ab 50. Sie züchten jetzt lieber Lamyai und Mangos, halten sich
Hühner oder andere Tiere. (2)

Ähnlich ist es hier. Die meisten Einwohner liefern keine grossen Geschichten. Ihr Leben läuft in geordneten Bahnen oder auf den ausgetretenen
Trampelpfaden der letzten Reisfelder ab.
Sonderfälle wie beispielsweise Frau Kummer gibt es vielleicht zehn, maximal zwanzig Prozent. Dazu kommt, dass Frau Kummer wie andere Akteure
in einem benachbarten Dorf leben.
Die Ausnahmen der Regel sind jedoch weltweit vertreten. Ich fand sie nach Wochen im Grasland von Kamerun, sowohl Einheimische als Landsleute.
Ich traf welche in den Prärien des mittleren Westens. (3) Sie leben in Euroland. Bereits Gotthelf liess sie in seinen Werken unsterblich werden.
Es ist nicht auszuschliessen, dass ich selbst ein aktives Mitglied dieser Gesinnungstäter bin.

Es dauerte relativ lange, bis ich das Unkraut im ebenfalls grünen Garten entdeckte.  Es ist nicht immer einfach im Gewucher die Wurzeln zu finden,
denn das effektive Dickicht besteht teilweise aus aufgebauschten Gerüchten der augenscheinlich grundanständigen Leute.

Vor acht Jahren wurde eines der zwei bildhübschen Mädchen einer Nachbarin im Dunkeln auf einem Fahrrad ohne jegliche Beleuchtung angefahren.
Die erste Meldung erhielt ich möglicherweise, bevor die Verletzte im Spital war.
„Es hat ein Bein verloren.“
Drei Stunden später vernahm ich:
„Der Unterschenkel wird amputiert.“
Beim Frühstück bestehend aus einheimischen Früchten erhielt ich die traurige Mitteilung:
„Die Leute im Dorf sammeln Geld, denn der Fuss muss entfernt werden.“
Heute fährt die junge Dame nachts wieder Fahrrad ohne Licht.
Sie hat weder ein Holz- oder ein Kunststoff-Bein, noch einen Klumpfuss.
Das Nächstliegende, das sich in der Familie demnächst ereignen könnte ist, dass eine der Töchter heiratet oder ein Kind kriegt. Unter Umständen
ist es dem Chronisten entgangen, dass sie bereits Babies haben.

Die grössten Geschichtenlieferanten sind wir selbst. Wir sind die Stars der dörflichen Seifen Oper, interessanter als die meisten lokalen
Fernsehprogramme. Jeder Besucher, jeder Ausflug, wird peinlich genau registriert. Letzte Neuigkeiten und intimste Geheimnisse liefern das
Bordpersonal und der Beautysalon. Meine Gesundheit wurde peinlichst überwacht.  Seitdem ich nicht mehr regelmässig ins Spital reise, hat
sich das Thema erledigt.
Für die neuesten Gewürze der Gerüchteküche sorgt gegenwärtig unser Pflegesohn.
Ist es ihr Fehltritt, dass da nach drei erwachsenen Kindern plötzlich ein Nachzügler auftaucht? Oder schwängerte der alte Bock vor Jahren ein
unaufgeklärtes, unschuldiges Schulmädchen?

(1)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1504.msg113679#msg113679
(2)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1504.msg113679#msg113679
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Pr%C3%A4rie
http://www.usdabuyeralerts.com/die-praerie.html


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 24. April 2010, 16:54:14
Lieber Low,

es ist schon klar, dass Deine Liebste und Du entscheidend zum Lokalkolorit beitragt.
Den Grund dafür kennen wir alle: Ihr seid eben irgendwie anders.
Euch fehlt der nötige Hang zu den üblichen Exzessen, ihr überlegt erst und handelt dann und ihr macht euch nicht nur Gedanken über das heute und allenfalls noch morgen. Sowas muss auffallen.
Die örtliche Gerüchteküche braucht Menschen wie euch als unbedingt erforderliche Würze im sonst oft einförmigen Mischmasch.
So erklärt sich auch der Hang, Kleinigkeiten aufzubauschen, nur so werden sie ja diskussionswürdig. Wie soll man sich auch sonst über eine junge Dame unterhälten, die sich aus Dämlichkeit heraus den Fuß geschürft und vielleicht auch etwas gequetscht hat? (von hier aus lässt sich allerdings nicht einschätzen, ob die damals stattgehabten Verletzungen von einem gewinnorientierten Arzt nicht selbst dramatisiert worden waren, um die überhöhte Behandlungsrechnung zu rechtfertigen).

Entscheidend für die hohe Qualität Deiner Geschichten ist meines Erachtens, dass Du die Begabung und die Geduld besitzt, Deine Umgebung eingehend zu beobachten. Dazu kommt, dass Du Deine Muttersprache noch wirklich beherrschst, manchmal geradezu virtuos.
Gerade letztere Gabe findet man heute immer seltener.
Das ist nicht nur jammerschade, sondern auch ein untrügliches Zeichen der zunehmenden geistigen Verflachung.
Leider wird diesem Verfall durch unser Schulsystem (in D) vVorschub geleistet, ermöglicht es doch, selbst dann ein Abitur (auch als Muttersprachler!) zu bekommen, wenn man seine  eigene Muttersprache nicht einmal ausreichend sondern allenfalls mangelhaft beherrscht.
Nun, für Dich trifft das nicht zu!
Ich hoffe daher, mich noch über viele weitere Deiner Geschichten freuen zu dürfen.

Herzliche Grüße in den Norden Thailands, auch und besonders an die Beste aller Lebnsabschnittsgefährtinnen

Wolfram
Titel: Wenig heile Welt
Beitrag von: Low am 26. April 2010, 23:31:37
Wenig heile Welt

Zwei Dörfer, weit weg von der Stadt. Das eine ist etwa vierhundert Kilometer südöstlich von Chiang Mai entfernt, das andere sogar achtzig
Kilometer weiter. Beide haben gemeinsam, dass die Hauptstrassen das tägliche Leben wenig beeinträchtigen. Am einen Dorf gibt es eine
Umfahrungsstrasse. Der andere Ort liegt am Fuss eines Hügels in einem Naturschutzgebiet, dreizehn beschwerliche Kilometer vom Distriktshauptort
entfernt.
Schwerverkehr gibt es kaum, höchstens für rare Baustellen. Nachts herrscht fast beängstigende Stille, nur unterbrochen durch heulende Hunde
und quäkende Fernseher. Selten schreit ein hungriges Neugeborenes. Irgendwo schluchzt und weint fast unhörbar ein Kind. Zwei Fremde, weiblich,
männlich, schlendern mit knurrenden Mägen leise durch die leeren Strassen.
In beiden Weilern gibt es Tempel, Schulen, kleine Gemüsemärkte, tagsüber Kneipen, Schnaps und davon mehr als genügend. Freundliche Menschen
grüssen den noch seltenen Farang mit einem Wai. Ein kleines Stück heile Welt, nach dem gemütlich gehetzten Treiben in der Nähe einer Möchtegern-
Grossstadt. Farbenprächtige Märkte, neuartige Düfte aus Garküchen mit demselben ranzigen Fett wie im Norden. Gereizte Eindrücke durch Luftfetzen
verrottenden Kehrichts.
Junge Frauen, welche ihre Komplexe trotz hohen Preisen mit gleissenden Haarfarben abreagieren. Schillernde Paradiesvögel, aufgelegt zum Turteln.
Keine rührigen Täubchen, eher schwerfällige Glucken, dennoch strahlend nett. Ältere, eher wohlbeleibtere Weiber mit strähnigen Haaren, vom Wetter
gegerbter Haut und fehlenden Zähnen, ist das der Zahn der Zeit, zeigen die eher düstere Zukunft der jungen Dinger. Vor Jahren waren gewiss
mehrere der Alten genauso appetitliche Häppchen und Häschen.

Aus dieser Umgebung am Rande des Dschungels stammt unser Mowgli. (1)
Bei seinem ersten Besuch in Chiang Mai bemerkte ich als einziger dunkle runde Flecken, komische Verletzungen an seinen Beinen. Auf meine Frage
danach, erhielt ich keine Antwort. Dick bohrte später behutsam weiter.
Dem Knaben wurden von aussergewöhnlichen Kinderfreunden wiederholt brennende Zigaretten an den Beinen ausgelöscht. Gehobene Abendunterhaltung
im Dorf!
Beim Schuleintritt hier bat Dick darum, dass der Knabe im vorderen Teil des Klassenzimmers sitzen könne, weil er teilweise sehr schlecht hört.
Hörschaden bei Kindern? Ich vermutete als Schadensursache gleich heimtückisch plazierte Ohrfeigen und Maulschellen. Leider bestätigte Dicks
Befragung meine Vermutung. Wir kennen sogar die mir wohlgesinnte Übeltäterin. Sie prügelte trotz ihres gütigen Gesichtes und ihrer heilenden
Hände bereits mehrere Kinder spitalreif.

Möglicherweise kann ein Gehörspezialist helfen. In unserem kleinen Spital gibt es keinen Ohrenarzt. Die Spitaladministration stellt Mowgli jedoch
einen Ausweis aus, mit dem er dann am Universitätsspital behandelt werden kann. In etwa dreissig Tagen erhält er die (früher 30 Baht)
Versicherungskarte. Sollte er während dieser Zeit einen Unfall erleiden oder eine Blinddarmentzündung haben, bezahle ich.
Für den Preis von wenigen Flaschen Wein dürfte Mowglis Hörvermögen in wenigen Wochen laut den Spezialisten in Chiang Mai RAM wieder der
Norm entsprechen.
Welche unmenschlichen Gemeinheiten und Foltern musste der Knabe und müssen Kinder weltweit täglich erdulden? Sind dies die Gründe für meine
zeitweilige spastische Anorexie? Erbrechen kann ich schon lange nicht mehr.

Am Beginn meiner Schulzeit hinterliess die Ermordung eines Säuglings im Nachbarhaus bleibende Eindrücke und löst noch heute Beklemmungen aus.

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Das_Dschungelbuch
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Anorexie
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 27. April 2010, 03:43:30
Low, man beleidigt die Tiere, wenn man sie mit manchen Menschen vergleicht.

kmr
Titel: Re: Wenig heile Welt
Beitrag von: hellmut am 27. April 2010, 05:03:26
Wenig heile Welt
... Dem Knaben wurden von aussergewöhnlichen Kinderfreunden wiederholt brennende Zigaretten an den Beinen ausgelöscht. Gehobene Abendunterhaltung
im Dorf! ...

@ Low, leider irrst du in deiner Vermutung das solche Brandnarben von Kinderquälern zur allgemeinen Belustigung verabreicht werden.

Jeder Thai kennt die Bedeutung solcher Zigarettennarben. Sei froh das du sie nicht kennst.

"Mowgli" wünsche ich das er nun endlich das Elternhaus gefunden hat, das ihm dauerhaft den Schutz bieten kann, den jedes Kind von Natur aus verdient.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: unsichtbar am 27. April 2010, 09:51:47
Meine Frau ist seit Kindesalter einseitig Taub, aufgrund erzieherischer Maßnamen väterlicher Seits.
Es scheint nochimmer als probates Mittel angesehen zu werden, dem Nachwuchs die gewünschten Verhaltensweisen zu vermitteln.

Titel: Re: Wenig heile Welt
Beitrag von: Herbert am 27. April 2010, 09:58:44
@ Low, leider irrst du in deiner Vermutung das solche Brandnarben von Kinderquälern zur allgemeinen Belustigung verabreicht werden.
Jeder Thai kennt die Bedeutung solcher Zigarettennarben. Sei froh das du sie nicht kennst.

Ich kenne die Bedeutung auch nicht. Könntest Du mal zur Aufklärung beitragen, bitte...
Titel: Heile Welt?
Beitrag von: Low am 27. April 2010, 13:45:52
http://www.ncjrs.gov/txtfiles/91190.txt

http://www.docstoc.com/docs/35644056/Burn-Injuries-in-Child-Abuse

LOW
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hfunk am 27. April 2010, 14:38:44
Ich lebe im Mai bereits 3 Jahre im Isaan.
In dieser Zeit habe ich hier nie etwas von Kindsmisshandlungen gehoert oder gesehen.

Die Kinder muessen auch nicht mehr in der Reisfarm mithelfen (wie es frueher war).

Auf meiner morgendlichen Radtour durch die Doerfer sehe ich durchwegs froehliche Kinder.
Was mich ueberrascht hatte, sind Thaimaenner die stolz ihr Baby auf dem Arm durch die Dorfstrasse spazieren.

Nach meiner Meinung haben die Kinder sogar ziemlich viel Narrenfreiheit, duerfen sich viel erlauben, ohne Strafen.

Bei uns ist oft eine ganze Kinderschar am Computer, alles froehliche aufgeweckte Kinder.
Titel: Teilweise unfreundlich
Beitrag von: Low am 30. April 2010, 00:20:48
Teilweise unfreundlich

hfunk, ich beneide Dich darum, dass Du nicht zu weit entfernt, in einer heilen Welt lebst.

Wenn ich so ein schnelles Fahrrad und vielleicht eine andere Brille hätte, wäre mein Bild von Nordthailand anders. Tatsache nach zehn Jahren ist,
dass hier jährlich mehrere Kinder unter fünfzehn Jahren bei der widerrechtlichen Benutzung von Motorfahrzeugen getötet werden, das heisst -
sich selbst umbringen.
Mord, Kindesmissbrauch, Vergewaltigungen und Prügel sind ortsüblich. Alle diese Verbrechen finden sich in keiner Zeitung. Die Quellen solcher
Greuel sind lokale Märkte, Spielhöllen, billigst Kneipen, gelangweilte Müssiggängerinnen und die Schönheitsinstitutionen. Wenn ich fliessend Thai
sprechen und verstehen würde, würden mir solche Nachrichten vorenthalten.
Ich spreche ausser der emmentalischen Hochsprache keine einzige gängige Fremdsprache. Die Verständigung mit Dick beruht auf einfachen
Rauchzeichen und Gebärden. Wenn aus meiner Banane Rauch aufsteigt, benötige ich keinen Feuerlöscher, sondern die körpereigenen Aufmerksamkeiten
der Partnerin.
Ich hatte Kollegen, bei denen schlechte Nachrichten ihren Bierdunst nie durchdringen konnten. Die bemerkten nicht einmal, dass ihre angeheirateten
Befriedigerinnen längst, seit Monaten oft zweimal täglich, fremd gingen.

Ich bekenne mich gerne als blauäugigen, unwissenden Trottel. Dennoch bitte ich die aufgeklärten Herrschaften, nicht bloss durch fingierte Blumen
zu pusten, sondern Tatsachen mutig auf den Tisch zu legen. An alle Klugscheisser: Im Bereich Kindsmisshandlung und Sexualität mit Kindern betrachte
ich die Zurückhaltung von Informationen nicht nur als Feigheit, sondern als ein Verbrechen.
Wenn ich mich in den Aufsätzen äusserster Diskretion befleissige, bedeutete das nicht unbedingt Unwissenheit, sondern wie bereits anderweitig
angedeutet, Respektierung der Opfer. Anstand und Pietät sind im Forum leider für einige beschränkte Hirnverletzte, ich frage mich: Alkohol, Unfall
oder Demenz, für solche Vielschreiber oft Mangelware.

Wir sind ab Sonntag bei unveränderter Lage in BKK mehr oder weniger unfreiwillig in der Nähe des Aufruhrs.
Beiträge sind demnächst unmöglich. Es ist nicht auszuschliessen, dass wir einige Geschichten erleben und überleben.

Mit teilweise unfreundlichen Grüssen
Low
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hfunk am 30. April 2010, 06:40:16
Low
Natuerlich sterben hier auch einige an Motorradunfaellen, sind aber durchwegs groessere Jugendliche.
Da war eine Jugendgang, die Nachts Rennen veranstaltet haben.
Sind fast alle gestorben (Unfall), jetzt ist Ruhe.

Die Jungs duerfen bereits Motorradfahren, wenn sie mit den Fuessen knapp auf die Pedalen kommen.
Soviel zu Motorrad.

Bei Kindsmisshandlung schliesse ich nicht aus, das eventuell einzelne Eltern ihre Kinder zur Strafe schlagen.

Meine “pan ra jaa” ist ueber ihre Schulfreundinnen immer ueber alles im Dorf sehr gut informiert.
Und ihr sind keine Vorfaelle bekannt.

Muss ja eine schlimme Gegend sein, wo Du wohnst. IRONIE

Hans
Titel: Heimatlos
Beitrag von: Low am 01. Mai 2010, 15:50:05
Heimatlos

Nicht jedem gefällt es auf die Dauer in der tropischen und politischen Hitze in Thailand.
Eines Tages, früher oder später, entdecken einige Stammgäste Risse und Flecken im Theatervorhang. Sie treten in einen groben Holzsplitter
aus dem schlecht gehobelten Bühnenboden. Der schmerzt im Fuss und eitert. Missmutig bemerken sie leere Eis Creme Tüten und Popkornverpackungen
unter den Sitzgelegenheiten im nicht sonderlich sauberen Zuschauerraum. Es mieft von den Toiletten. Die Schminke in den Gesichtern der Schauspieler
ist nicht echt. Sie war es nie.

Mehr oder weniger frustriert treten sie dann die Rückreise ins paradiesische Heimatland an. Sie träumen von frischer Bergluft, von vier Jahreszeiten
und deftigen Mahlzeiten im sicheren Rechtsstaat.

Es muss nicht unbedingt Thailand sein.
1982 verliess der Lehrer und Musiker, Walter “Wale“ Liniger, die Bundesstadt Bern, um sich in den USA den Lebenstraum zu erfüllen.

Vor einige Wochen sah er:
„Ich merke gerade, dass ich 25 Jahre lang nur ein Betrachter war in Amerika, ein Tourist. Es schmerzt, das zu erkennen. Die ganzen Jahre:
Standing on the Sideline.“
„Du kommst zurück und merkst, dass du dich die ganze Zeit, die ganzen 25 Jahre auf etwas verlassen hast, das es nicht mehr gibt. Alles hat
sich so stark verändert, dass du es nicht mehr erkennst. Und du erkennst Dich selbst nicht mehr darin.“

Über seine Abreise gesteht Liniger:
„Wenn ich ehrlich bin, weiss ich bis heute nicht, warum ich gegangen bin. Früher habe ich manchmal Dinge erzählt, Gründe für meinen Abschied
genannt. Aber das waren immer nur Bruchstücke. Vielleicht ist es ein Geheimnis, das ich nie verstehen werde.“

Ich erwähnte es bereits: Es muss nicht unbedingt Thailand sein. Mir ist bewusst, dass es das Land, das ich verliess, nicht mehr gibt. Ein Blick in
die gleichnamige Zeitung im Internet genügt.
Ganz nebenbei, der Low, der ist auch nicht mehr derselbe.


http://www.derbund.ch/kultur/pop-und-jazz/Der-Schweizer-BluesProfessor-in-den-USA/story/12151503

http://www.bluesprof.com/


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 01. Mai 2010, 18:01:14
Lieber Low,

auch wenn der Bühnenboden perfekt gehobelt und der Vorhang fleckenlos
und ohne Risse wäre - es bliebe doch THEATER.
Die Kulissen werden mehr oder weniger machtvoll verschoben und Schauspieler
wie auch wir Statisten, haben nicht nur relativ kurze Gastrollen, sondern wir ver-
ändern uns ebenfalls ununterbrochen. Mikrobiologisch sind wir sowieso alle jeden
Tag "neu" und  daher letztlich auch "anders".

Auch im "tragischen Fach" gibt es manche Lichtblicke. Weit- und Durchblick  hast
Du hier sowieso bewiesen. Wenn Du, also "nicht mehr derselbe Low" bist, wirst Du
sicher aus diesen Veränderungen wieder das Bestmögliche machen und Deine
Wurzeln endlich eine Erde finden, die Du als Heimat bezeichnen kannst.

Gruß und alles Gute, kmr.
 
Titel: Letzte Heimat
Beitrag von: Low am 02. Mai 2010, 12:22:01
Ich fühle mich nicht heimatlos. Aber im Laufe der Zeit sah ich, wie einigen Mitgliedern der glitschige Boden unter den Füssen entglitt.
Bei persönlichen Problemen hilft keine Flucht, denn Ungewissheiten sind die standhaftesten Begleiter.

Als letzte Heimat reicht ein Blumentopf. Asche könnte von strengen Luftströmungen theoretisch über Kontinente geblasen werden.
Bin ich globaler Luftverpester?
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 06. Mai 2010, 22:15:48
In  der Prügelecke kann ich mich leider erst in etwa zwölf Stunden melden.
Bis dahin gibt es eine andere Geschichte.

"Hast du ein Problem?"
"Mehrere."

Wer reist in diesen Tagen schon freiwillig nach BKK?
Morgen Dick mit meinem gesegneten Kick.
Titel: Ein Wirtschaftswunder
Beitrag von: Low am 06. Mai 2010, 23:33:08
Ein Wirtschaftswunder

In Thailand gehört mir fast nichts. Es gibt einige Deziliter Desinfektionsmittel und ein paar Spritzen, die mir selten jemand streitig macht.
Bereits bei den Getränken muss ich mich einschränken und teilen. Das geht weiter bis zum Bett.
Dick gehört mir auch nicht. Sie entschied einst, sie bleibt nur einen Tag und vielleicht den nächsten.
Das ist eine andere Bindung, als mit amtlichen Dokumenten, goldenen Ringen und Ehe-Verträgen. Doch die sind oft nicht einmal das Papier
wert, auf das sie gesetzt sind, sollten sich Gevatter Tod, Onkel Krankheit, Neffe Eifersucht, Nichte Habgier, Tante Unfall oder gar ein einfacher
Wasserbüffel melden. (1)

Trotz diesem Vorbehalt gibt es eine Art Schwiegermutter. Darf ich ihr im Internet ein Kompliment machen? Gäbe es einen Weltrekord im Quasseln
verbunden mit exotisch ungezügelter Airbagrhetorik, wäre sie sicher im Guinessbuch aufgeführt.
Sie ist wenig jünger als ich und leidet zunehmend an schmerzhaften Rückenproblemen. Fast gehunfähig, mindestens spitalreif, wurde sie vor
Monaten nach einem obskuren Ringkampf mit einer streitbaren, etwa gleichaltrigen Nachbarin verletzt. Sämtliche Vertuschungsversuche des
realen Tatbestandes blieben trotz meiner mageren Sprachkenntnisse erfolglos.

Die Frau hatte eine Waschmaschine der besonderen Art. Ein billigst Produkt aus viel Kunststoff mit zwei Motoren. Der eine Motor trieb die Waschtrommel
an. Der zweite Motor diente zum Schleudern. Doch dazu musste die Frau mit dem peinigenden Rücken zuerst die schwere nasse Wäsche aus den
Untiefen der Trommel wuchten und in die Schleuderabteilung einfüllen.
 
Eines Tages wollte die Maschine weder waschen noch schleudern. Dafür erfüllten Ozon und andere Düfte den Raum. Garofilium Silvestre Caprese
oder Chanel Nr. 5 vermisste ich, aber da war eine Spur meines Freundes Georg Simon Ohm in der Luft. (2) Ich durfte einen Blick ins stinkende,
oxydierte, mit verrussten Drähten garnierte Innenleben werfen. Da hatten schon einheimische Spezialhandwerker ihr Klebeband und weitere
unübersehbare Spuren hinterlassen. Die Kondensatoren waren nicht mehr fein säuberlich angeschraubt, sondern hingen an Verbindungsdrähten,
von filigranen Spinnweben verstärkt, frei im Weltraum. Ich beobachtete feine Spuren von Durchschlägen in der Isolation.
An dem Tage litt ich unbeabsichtigt nicht an Depressionen, denn es gab zufälligerweise – wegen fehlendem Internet - keine Beanstandungen meiner
Sprache und Sprüche.  Deshalb wollte ich mich nicht unbedingt umbringen und verzichtete auf eine Wiederherstellung des technischen Wunderwerks
ohne jegliches Qualitätsprädikat. (Airbagrhetorische Beschreibung von Schrott.)

Vergleichbar im Preis von ein paar sorglos angeordneten Bits und Bytes der Firma Winzigweich gibt es Maschinen, welche in einer einzigen Trommel
waschen und schleudern können. In einer grösseren Stadt fanden wir ein ursprünglich koreanisches Produkt mit geringer Bauhöhe und bloss zwei
Bedienungsschaltern, das unseren Erwartungen entsprach.
Wir installierten die Maschine und instruierten Schwiegermutter über den Gebrauch der Schalter, die unzählige Leuchtdioden ein- und ausschalteten.
Ob das zusätzlich etwas am Waschvorgang veränderte, bezweifle ich.
Bereits nach zwei Tagen konnte sie die Schalter selbständig betätigen. Mowgli war nach zehn Minuten mit der Technik vertraut und studierte die
Bedienungsanweisung, welche er, vom Winde verweht, irgendwo unter einem blühenden Roseneibisch fand. (3)

Die Menschen im Dorf pilgerten scharenweise zur neuen Waschmaschine und fanden sie wunderbar. Mittlerweile laufen in dem kleinen Flecken
zwanzig Maschinen dieses Typs und Schwiegermutter für einen Tag kassiert vom glücklichen Lieferanten laufend Provisionen. (4)

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Gevatter_Tod
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Ohm
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Vom_Winde_verweht_(Film)
(4)
http://de.wikipedia.org/wiki/Provision

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 08. Mai 2010, 04:11:28
Lieber Low,

"nur einen Tag und vielleicht den nächsten"

wir wünschen Dir und Dick noch viele "nächste Tage".

Wolfram
Titel: Rosine
Beitrag von: Low am 08. Mai 2010, 22:52:40
Rosine oder bittere Pille?               8. Mai 2010

Gam holte eine Rosine für mich aus dem Fundus in die Prügelecke:
„Ich spreche ausser der emmentalischen Hochsprache keine einzige gängige Fremdsprache.“ (1,2)
Grosse, gepflegte, gar geflochtene Misthaufen vor den mit blühenden Blumen geschmückten stattlichen Bauernhäusern im Emmental weisen
auf die wohlhabenden Eigentümer von vielen prächtigen, trächtigen Kühen hin.

Ich las das Zitat. Meine Lüge erschütterte mich. Die Emmentaler würden mich in Sekunden als Fremden entlarven. Ich verstehe die Worte.
Korrekt sprechen - mit all den Feinheiten - kann ich nicht. Verständigen, eine Mahlzeit bestellen, dazu reicht es. Und ich könnte einer hübschen
Frau in der bäuerlichen Sonntagstracht ein Kompliment, einen Antrag machen:
„I ha di gärn,
schöns Meitschi vo Bärn.“
Das geht radebrechend auch in einigen anderen europäischen Landessprachen, weil ich als Wanderarbeiter und Feriennomade den alten Kontinent
und ebenso die neue Welt öfters bereisen durfte.

Manchmal lese oder höre ich Menschen in einer bekannten Sprache und ich verstehe sie trotzdem nicht. Wie ihr seht, stolpere ich über meine
eigenen Aussagen. Dann entsteht eine grosse Leere und ich suche, suche nach etwas Unbestimmbaren in einem grenzenlosen Raum.
Genau so erging es mir nach dem Lesen des Zitats.
Unvermutet entsteht ein Lichtschimmer am Horizont und ich denke beispielsweise an Gottfried Benn. Ich suchte in meinen Geschichten und
wurde fündig, 25.10.09, Eure Etüden:
(„Am Schlimmsten: nicht im Sommer sterben, wenn alles hell ist und die Erde für Spaten leicht.“
Mit diesem lakonischen Hinweis beendet Gottfried Benns sein Gedicht „Was schlimm ist“ und gibt damit eben jenem schwer greifbaren Gefühl
Ausdruck, das sich irgendwo zwischen heiterer Ironie und zynischer Schicksalsergebenheit befindet.) Benn starb im Juli.

Ich schaue fragend an die Wand, betrachte fremdartige hinterindische Malereien und wieder holt mich Benn ein und ich google: Benn Gainsborough.

Teils, Teils

In meinem Elternhaus hingen keine Gainsboroughs
wurde auch kein Chopin gespielt
....... ..... ..

Fragen, Fragen! Erinnerungen in einer
Sommernacht
hingeblinzelt, hingestrichen,
in meinem Elternhaus hingen keine
Gainsboroughs
nun alles abgesunken
teils-teils das Ganze
Sela, Psalmenende.

Gottfried Benn * 2. Mai 1886 in Mansfeld, Brandenburg; † 7. Juli 1956 in Berlin.  Arzt, Dichter und Essayist.

http://www.gedichte.vu/?teils-teils.html
Das Laden von Teils, teils dauert etwas,
dafür kann man es sich von Benn vorlesen lassen!

http://de.wikipedia.org/wiki/Gottfried_Benn

(1) http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1868.msg117989#msg117989

(2) http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg116469#msg116469

(3) http://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Gainsborough

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Ban am 09. Mai 2010, 01:00:20
.. lese ich da ein wenig Schwermut heraus?

BAN
Titel: Schwermut?
Beitrag von: Low am 09. Mai 2010, 23:44:14
Schwermut?

Danke Ban. Nein.

Es war eine fast absurde Wortklauberei,
ausgelöst durch gam:
 Re: Tagebücher Prügelecke
« Antworten #94 am: Gestern um 00:37:30 » Zitat  

--------------------------------------------------------------------------------
Zitat von: Low am 30. April 2010, 00:20:48
Ich spreche ausser der emmentalischen Hochsprache keine einzige gängige Fremdsprache. Die Verständigung mit Dick beruht auf einfachen ....

Wohl die Voraussetzung hier um sich bestens auszukennen.... urteilen und richten...
Weiter so Low


Meine Frage:
Rosine oder bittere Pille?
wurde von Benn qualifiziert beantwortet mit teils, teils.

Die Stimmung liegt: (Zitat)
„zwischen heiterer Ironie und zynischer Schicksalsergebenheit.“
Ich sollte Minderheiten ebenfalls eine Chance geben.

Das Verurteilen und Richten überliess ich meist den qualifizierten Lesern,
mit dem ungeschriebenen Hinweis: Honi soit qui mal y pense! (1)

Werden weitere Erklärungsversuche, eventuell betreffend körperlicher anstelle verbaler Verständigung mit einer Partnerin erwartet, nur weil einige während
des Vollzugs des Beischlafs wie gedankenlos plappernde Fussballreporter dauernd in Fäkalsprache kommentieren?

Damit beende ich meine sprachlichen Exkursionen und werde mich demnächst wieder um den real existierenden Schlendrian bekümmern, der einzig und allein
die Region HangDong und meine nähere Umgebung heimsucht.
Nein, man lese und staune über die Erfahrungen von mfritz31. (2)
Gute Nacht, Freunde. (3)

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Honi_soit_qui_mal_y_pense
(2)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=5607.msg118300#msg118300
(3)
http://www.i-songtexte.com/8878/titel/index.html
http://www.youtube.com/watch?v=qFxHPTBriyo


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 10. Mai 2010, 03:59:24
Lieber Low,

ich folge Dir in allem, nicht aber in "(3)"!

Ich hatte mir das anders vorgestellt. Ich wollte beim Trinken sitzen, die "Zigarette" im Stehen würde mich zur Zeit körperlich heftig fordern.
Du solltest also mindestens so lange hier ausharren, bis ich es nach Chiangmai geschafft habe - und am besten noch sehr viel länger!
Ich bin keineswegs der einzige, der auch weiter darauf hofft, Deine ganz spezielle Sicht der Dinge kennenzulernen.
Zur Zeit bin ich selbst noch etwas invalide und fordere daher ohnehin Deine Geduld.

Ich baue darauf, dass Du meine Rekonvaleszenz mit Deinen Geschichten weiter maßgeblich förderst.

Herzliche Grüße an Dick
Wolfram

PS: ich trinke Rotwein!
Titel: Schulunwesen
Beitrag von: Low am 10. Mai 2010, 22:34:51
Schulunwesen                                            Mai 2010

Erinnern sie sich an ihre Schulzeit und an einige lustige Episoden?
Vergassen sie bereits alles, was einmal eingepaukt wurde? Wie sind die Eindrücke im Nachhinein? War es vergeudete Zeit oder war es eine
Schule fürs Leben?

Ich treffe immer wieder mit Schülern, Schulen und Lehrern zusammen. Ich bin dankbar, dass ich dem hiesigen Monstrum genannt Erziehungswesen
entgehen konnte, obwohl ich mein ganzes Berufsleben mit wenigen Ausnahmen in Hochschulen verbrachte.
Es dürfte an die zehn Jahre her sein, als sich ein Bekannter zum Englischlehrer ausbilden liess. Mit viel Freude und Zuversicht sah er seiner
neuen Aufgabe entgegen. Frust und Verzweiflung überfielen ihn schneller, als er es sich während nichtorganischen Schlafstörungen ausdenken
konnte. (1)
Er sprach meist Monologe vor grösstenteils uninteressierten Schülern, welche schliefen, telefonierten, mit unbekannten elektronischen Geräten
hantierten, nachhaltig Mangas studierten, Fingernägel lackierten oder sich draussen intensiv auf die Fussballweltmeisterschaft vorbereiteten.  (2)
Bloss zwei, drei machten aktiv am Unterricht mit. Die erhielten arbeitsbezogene Noten.
Den andern verteilte er im Zeugnis als Leistungsausweise bloss Kartoffeln. Er wurde zum distinguierten Herrn Direktor zitiert. Der erklärte ihm
ausführlich, dass vermögende Eltern viel Geld bezahlen würden, und an diesem ausgewählten Institut nur beste Noten für ihre wohlbehüteten
Sprösslinge erwarteten. Die Kartoffeln könne er ungewaschen einpacken. Ungenügend würden in diesem Hause mit Weltgeltung höchstens die
Lehrer qualifiziert.
Blitzartig suchte er eine andere Bildungsstätte, denn ab dieser Preislage darf man nicht mehr von Schulen sprechen. Er wechselte verschiedentlich
die Stellen, ich half ihm sogar dabei, bevor er entnervt aufhörte und sich fortan nur noch dem einträglichen Privatunterricht in Herrschaftsvillen widmete.

Schule ist bei uns zur Zeit aktuell, weil wir einen Schüler beherbergen. Er schaffte die Aufnahmeprüfung. Dreihundert Kinder bewarben sich.
Fünfzig wurden ausgewählt. Zweihundertfünfzig Kinder fanden trotz Schulpflicht nirgends einen Platz. Was machen die nun?
Danach folgten unsere ersten Begegnungen mit dem Lehrkörper.
Die Finanzierung des Betriebs wurde eingehend durchleuchtet und erklärt. Was kostet wieviel? In der Schule gibt es einen Personenaufzug,
der von den Kindern nicht benutzt werden darf. Der Lift muss periodisch gewartet werden. Da fallen Kosten an. Folglich bezahlen alle Eltern
einen Beitrag an den Unterhalt.
Beim PC ist es ähnlich, mit dem Unterschied, dass die Kinder diese Geräte hoffentlich benutzen dürfen. Da läpperte sich bei etwa acht Punkten
einiges zusammen, rund viertausend Baht. Das ergibt für eine Klasse 200 000 Baht.
Bei fünf Klassen, nur die Dreizehnjährigen gerechnet, ergibt das eine stolze Million. Bei drei Jahrgängen sind es drei Millionen. Das sollte knapp
reichen für bescheidene Revisionen.
Wenn ihr nun denkt, dass man am vorgesehenen Tag zur Schule geht und den Betrag abgibt, habt ihr euch wieder verrechnet. Jede einzige
Kostenstelle wird separat angelaufen, bezahlt und verbucht. Ordnung muss sein. Vor allem bei diesen Millionenbeträgen.

Mae erhielt ein mit stolzem Gummiadler dekoriertes Merkblatt. Da wurde erwartet, dass sich die Schüler mit Begleitperson am 6. Mai um 08 00
zwecks Einführung in den Schulalltag und zu allgemeine Abklärungen einfinden werden.
Als meine zwei Leute am sechsten Mai etwas vor acht das Schulareal betraten, waren verschiedene Lehrer und Schüler bereits seit 07 30 im
Park beschäftigt.
Die heikelste Bitte der Schulleitung an die zukünftige Elite des Landes war, mehr Zurückhaltung im sexuellen Bereich zu üben. Letztes Jahr hätten
mehrere Mädchen und Burschen die Schule geschwänzt. Schwerpunkt letzteres. Dabei seien etliche bloss dreizehnjährige Mädchen geschwängert
worden. Die nehmen es offenbar bitter ernst mit aktiver Aufklärung.
Unentschuldigtes Fernbleiben vom Unterricht würde neu mit ungenügenden Noten und Schulverweisen bestraft.
Derweil rückte ein adrettes Pummelchen mit knospenden Brüsten zu Mowgli auf Tuchfühlung! Bereits kurz nach 10 00 wurden die Kinder mit der
Aufforderung entlassen, am nächsten Tag pünktlich um 07 00 zu erscheinen.
Mowgli verliess das Haus vor 06 30 Uhr und wartete um 07 00 mit den anderen Baby-Studenten vergeblich auf einen Lehrer. Der massgebenden
Person entging es, Kindern und Erziehern mitzuteilen, dass der Termin verschoben wurde.

Während an anderen Lehranstalten der reguläre Betrieb, was immer das bedeuten mag, längst aufgenommen wurde, war am 10. Mai Uniformenbezugstermin.
Dabei muss es sich um etwas sehr kompliziertes handeln, denn die beiden M’s, Mae und Mowgli waren über zwei Stunden abwesend. Ich konnte
mir vorstellen, dass auf den Körper dressierte Seidenraupen ihre Arbeit direkt am Mann verrichteten.
Bedaure, ich täuschte mich. Der junge Herr benötigt vier verschiedene Uniformen pro Woche und drei Paar Schuhe, mit angepassten Farben zu
den Dienstanzügen, braun, schwarz und ich erinnere mich schlecht – rot oder gelb.
Für paramilitärische Übungen gibt es eine Art Pfadfinderuniform mit neckischem Fallschirmspringer Beret. (3) Weil die flotte, windschlüpfrige Mütze
drei Jahre halten muss und entsprechend gross gewählt wurde, dienen die Ohren zur Zeit als Schutz fürs Sehvermögen.
Dieser riesige Aufwand wird betrieben, so dass -  wie ich es beinahe täglich erlebe, nach Abschluss der Schulpflicht zur Addition von 27 + 13 ein
chinesischer billigst Taschenrechner bedient werden kann.

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Nichtorganische_Schlafst%C3%B6rung
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Manga
(3)
http://www.youtube.com/watch?v=LH4-tOqLH94

Fakts, nicht Fiktion.
Ich verurteilte und richtete niemanden.
Auf Reaktionen bin ich trotzdem gespannt.
Antworten bitte nicht in den Prügel verschieben.
Titel: Irrtum aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 12. Mai 2010, 14:47:10
Kleiner Irrtum: Schule kennt jeder. Ich erwartete eigentlich eine Menge Antworten.

Sauerkraut, Devisen, Brot und Bier eignen sich besser als Foren-Gesprächsstoffe. Dennoch fand ich den Blick hinter die Kulissen einer Schule
interessant. Bei aussergewöhnlichen Ereignissen in Mowglis Alltag werde ich die Leser orientieren.

Mein nächster Aufsatz erwähnt ganz am Rande ebenfalls eine Bildungsstätte, jedoch der gehobeneren Preisklasse. Wie viele Uniformen und Schuhe
dieser Junge benutzt, weiss ich noch nicht. Aber ich berechnete, dass für die Kosten eines Kindes an diesem Prestigeinstitut an Mowglis ehemaliger
Schule fünfzig Kinder Unterricht geniessen konnten.  Im direkten Vergleich der Knaben, ich weiss ich bin Partei, sind Mowglis weit günstiger
erworbenen Kenntnisse entsprechend. Dazu ziehe ich sein bescheidenes und unaufdringliches Benehmen vor.


Jean Rostand,  30. Oktober 1894, Paris – 4. September  1977, Biologe und Schriftsteller, meinte:
„Arroganz ist das Selbstbewusstsein des Minderwertigkeitskomplexes.“
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 12. Mai 2010, 20:56:23
Lieber Low,

Du warst diesmal wohl mit Deiner Kritik zu schnell!
Deine Schilderung der Schulumstände des bewussten jungen Mannes macht erst einmal betroffen, was soll man dazu auf die Schnelle sagen - außer "die sind so"?
Ich fürchte, dass es auf den echten highso-Schulen eher noch schlimmer zugeht.
Hoffentlich lernt der junge Mann jetzt wenigstens etwas mehr als auf den Dorfschulen. ???

Ob ich mich an meine Schulzeit erinnere? Aber ja!
Ich habe in meiner Schulzeit neben den weniger begabten und guten Lehrern auch eine ganze Reihe guter bis hervorragender Lehrer gehabt, denen ich vieles zu verdanken habe.
Das ging bereits in der Volksschule los, die ich vier Jahre besucht habe.
Als ich aufs Gymnasium wechselte, konnte ich die Grundlagen des Lesens, Schreibens und Rechnens anwenden, etwas, was heute kaum noch ein Grundschüler in gleicher Weise von sich behaupten kann.
Auf dem humanistischen Gymnasium habe ich neben Latein und Altgriechisch meine Muttersprache zu beherrschen gelernt, habe erfahren, wie vielfältig und ausdrucksstark unsere Sprache ist, habe die deutsche Literatur kennen und lieben gelernt.
Wichtiger allerdings ist geblieben, dass man mir das Denken beibebracht hat. Erst zu diesem Zeitpunkt habe ich dann auch verstanden, wozu ich Latein und Griechisch lernen musste. Heute bin ich meinen Eltern dafür dankbar, das sie diesen Schultyp für mich ausgesucht haben, Naturwissenschaften habe ich später auch noch so beigebracht bekommen, dass es für meinen Beruf mehr als ausreichend ist.
Ob ich ein guter Schüler war? Eher nicht!!! }} {:} {+
Lange Jahre lief die Schule so nebenher, erst in der damaligen Oberstufe des Gymnasiums begann ich den Ernst der Lage zu begreifen.
Am Ende ist Gott sei Dank doch noch etwas aus mir geworden...

An unseren Schulen in Baden-Würstchenberg herrschte damals das absolute Leistungsprinzip, verschenkt wurde nichts, höchstens einmal schlechte Schulnoten. Die Begründung war höchst einfach: Wenn wir euch nichts beibringen, wird nichts aus euch! Oder auf lateinisch: Non scola sed vita discimus. (Wir lernen nicht für die Schule, sondern für das Leben). Oder alternativ: Per aspera ad astra. (Nur durch harte (Schule) kommt man an die Spitze - in der Schülerübersetzung hieß das dann: Durch Scheiße zum Preise).
Bei allem blieb Zeit genug, seine Jugend zu leben.
Wenn ich heute den Schulalltag aus der gebotenen Entfernung betrachte, so habe ich den Eindruck, dass mit wesentlich mehr Aufwand viel weniger erreicht wird.

Soviel dazu.

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 12. Mai 2010, 22:22:18
Danke Wolfram.

Bei den Schlechtesten war ich jahrelang an der Spitze.
Der Verlust des Gehvermögens nach sechzehn Jahren wirkte sich indessen positiv auf mein bescheidenes Denkvermögen aus.

Heute kriegte ich wieder einen edlen Tritt in den gemarterten Hintern.
Die Schulen in der Provinz Chiang Mai unterscheiden sich kaum von jenen in der Nähe des Urwaldes. Nur die Preise sind leicht realistischer.
Ich werde demnächst darüber berichten.
Leicht geschockt
Low
Titel: Re: Irrtum aus Hinterindien
Beitrag von: dart am 12. Mai 2010, 22:39:39
Ich erwartete eigentlich eine Menge Antworten.

Bei allem Respeckt, du erwartest in deinem persönlichen Tagebuch zuviel.
Mach einen entsprechenden Thread zum Bildungssystem auf, in dem für Jedermann eine einfach verständliche Ausdrucksweise benutzt wird, und es werden User mitdiskutieren. ;)
BTW, deine Postings außerhalb deines Tagesbuches, sind vielfach nur kurze 2-Zeiler, ohne jedliche Aussagekraft. ]-[
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 13. Mai 2010, 01:49:30
Lieber dart,

mit Deinem "Respeckt" hast Du ihm aber nun sein Fett gegeben.
Das war seit langem einer der lustigsten Verschreiber! :D

Ich habs ja auch schon gesagt, selbst unser Low irrt bisweilen. Es ist gar nicht so einfach, auf eigentlich bestürzende Botschaften etwas passendes zu erwidern - und dumme Sprüche verträgt dieser Thread nur in ganz geringer Dosis.
Low wird sich auch in Zukunft gedulden müssen, bis einem von uns etwas passendes einfällt.
Ich konnte ja zur Schulsituation in Thailand in diesem speziellen Fall auch nichts beitragen, mich aber wenigstens dafür in Erinnerungen an meine eigene Schulzeit zurückziehen. Das habe ich allerdings gern gemacht. }}

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: dart am 13. Mai 2010, 06:18:40
Wolfram du hast recht, man/ich sollte die Finger von der Tastatur lassen, nach ein paar Hefekaltschalen, {[ {:}
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 13. Mai 2010, 10:58:06
13. Mai 2010

Bei den technischen Beiträgen erwartete ich damals wenig Antworten.
Ich täuschte mich. Sogar der Binärcode wurde diskutiert. Das Foto mit dem satanischen Grinsen blieb unvergesslich.
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg110801#msg110801
Gleich wird ganz Asien pulverisiert!

Nach vierzig Stunden erlaubte ich mir die unnötige Bemerkung über fehlende Resonanz.
Wolfram hat recht. Wer nicht selbst mit den hiesigen Schulsystemen konfrontiert wird, kann wenig oder nichts dazu schreiben.

Früher beobachtete ich bloss, dass die meisten Kinder keine Hausaufgaben machen. Ich kannte die überladenen Schulbusse und sah die Uniformen.
Später versuchte ich mit Kindern zu zeichnen und zu malen. Wir bauten Dörfer aus Karton. Die Kinder lernten die Grundoperationen ohne Taschenrechner.
Ich zeigte die Geheimnisse einfacher geometrischer Konstruktionen, nachdem ich den Schwachsinn in den Schulbüchern entdeckte.

Die Schulgeschichten werden weiter geführt. Gestern kam ein unglaubliches Kapitel dazu.
Titel: Egoismus pur
Beitrag von: Low am 15. Mai 2010, 09:53:41
Egoismus pur                                               April 2010

Intelligent, hübsch, mittleres Alter, reich. All dies schützt die gepflegte Frau nicht vor sich selbst.
Sie war glücklich verheiratet. Ihr Mann litt an Krebs, trotzdem zeugte er einen Sohn. Der Knabe wuchs heran. Der Vater hegte und pflegte ihn für
einige Jahre.  Sie trieben zusammen etwas Sport. Ein durchschnittlich begabtes Kind, das die Eltern liebten, vergötterten und sämtliche Wünsche
nicht nur von den Augen ablasen.

Der programmierte Verlust des Vaters war ein derber Schlag für Mutter und Sohn. Finanziell sind sie abgesichert. Der Knabe verlor seinen Betreuer
und Begleiter.
Was machte der Elfjährige? Er warf sich an Mutters Brust und begann hemmungslos zu futtern. Der Zwölfjährige nimmt alleine mit Süssgetränken
über hundertfünfzig Gramm Zucker im Tag zu sich. Zwei bis drei Gläser Limonade könnten rein vom Kaloriengehalt her bereits eine Mahlzeit ersetzen.
Zusätzlich teilt er sich mit der geliebten Mutter öfters bereits ein Bier. Grünzeug und Gemüse verabscheut er zugunsten von Tütenfutter, Mc Donalds,
Pizza und Eis. Mütterchen schweigt. Für sie ist es wenig alarmierend, dass der Kerl pro Lebensjahr an die zehn Kilogramm auf die Waage schleppt.
Fressen und Video, das ist seine Welt. Von einem Arztbesuch distanzieren sich beide.

Um dennoch etwas für das Wohlergehen des Sohnes zu tun und dessen Übergewicht zu bekämpfen, liess sie ein Schwimmbad bauen. Nachdem er
jeweils einige Minuten planschte, nahm er danach mehr Kalorien zu sich, als er im bakteriell verseuchten Wasser abstrampelte. Im  Bad verliert er in
dreissig Minuten zwischen 150 bis 370 Kalorien. (kcal) Einhundert Gramm Schokolade liefern 563 kcal. Ein Hamburger mit einem halben Liter Cola
bringen ebenfalls über 500 kcal.

Als meinen Leute nach einem Abstecher zum Schwimmen, Snacks angeboten wurden, assen sie eine Kleinigkeit. Danach erklärte Dick, Abendessen
gäbe es zu Hause mit meiner Anwesenheit. Der teuer geschulte Sprössling meinte zartfühlend: „Low soll doch alleine essen!“
An Schulgeldern für den Frechdachs fallen in sechs Monaten 150 000 THB an. Daneben sponsert die Mama diverse Schulanlässe mit weiteren 50 000 THB.

Er schläft nur mit Mutter. Alleine schlafen kann er angeblich nicht. Sie fand einen neuen Freund und zu dritt möchten sie in wenigen Wochen das
Land bereisen.  Das könnte problematisch werden.
Mowgli aus dem Dschungel hatte auf unserer Reise jeweils ein eigenes Hotelzimmer und gewöhnte sich sofort daran, als wir ihm zeigten, dass
er im Notfall telefonieren kann.
Ganz anders der Fettsack. Der will mit Mutti schlafen und der Neue benutzt das zweite Zimmer alleine.
Gegen Mischlingskinder habe ich wenig Vorurteile, denn ich half mit bei der lustvollen Kreation von einem Mädchen und einem Knaben.
Der kleine Schurke liess sich von Seifenopern und Eifersuchtsdramen im Kino verführen. Er kämpft mit allen unredlichen Mitteln gegen eine geplante
Hochzeit. Er telefonierte mit seinen „Grosseltern“ im fernen Europa und erklärte freimütig:
„Meine Mama liebt euren Sohn nicht. Sie will nur sein Geld!“
Danach genehmigte er sich grinsend geniessend eine Cola und einen Hamburger.


http://www.amapur.de/blog/frisch-seziert/sus-suser-limonade/

http://www.novafeel.de/fitness/kalorienverbrauch.htm

http://www.novafeel.de/ernaehrung/kalorientabelle/kalorientabelle.htm

 
Folgt eine Fortsetzung ?
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 12. Juni 2010, 16:05:37
Lieber Low.

späten Dank für diese Geschichte und ein generelles Dankeschön für die vielen "Geschichten aus Hinterindien",
deren Qualität es nun schon zu 100 000 Klicks gebracht hat.

GRATULATION ! [-]

Ich hoffe, dass es Dir gut geht und das wir nach Deiner Reise weitere Berichte der hinterindischen Art hier
lesen und darüber diskutieren können.

mfg kmr


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Grüner am 17. Juni 2010, 18:46:05
LOW, es wird Zeit für die Fortsetzung. Bitte!
Titel: Guten Tag aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 07. Juli 2010, 14:43:57
Guten Tag liebe Leserinnen und liebe Leser,

nun melde ich mich zurück. Ich sass nicht etwa gramerfüllt oder gar wütend in einem mit Spinnweben garnierten Schmollwinkel und unzähligen
Kisten Bier im hügeligen Norden von Thailand.
Wir reisten für einige Wochen in das Land des Regens, der Kälte, der kargen Sonnenstrahlen, fetter, grasender Kühe und vermeintlicher
Rechtsstaatlichkeit. Nach zweijähriger Abwesenheit fanden wir einen Weg durch hohes Gras, wuchernde Farne und Dornengestrüpp zum Haus.
Bereits bei der Ankunft begrüsste mich eine hinterlistige Verfügung, schwer verdauliches Futter für streitbare Juristen, welche mich nach
einschlägigen Erfahrungen in Hinterindien nicht provozierte, sondern bloss ein halbherziges Lächeln entlockte.

Wir genossen wenige Brocken Kultur. Maestro Andrey Boreyko dirigierte Les Pagodes von Debussy, orchestriert von Caplet; das Klavierkonzert
Nr. 5 von Saint-Saëns und die Polowetzer Tänze von Borodin. Nach zwei Jahren Musikkonserven war es ein grossartiger Ohrenschmaus.
Thailändische Tempeltrommeln ersetzen die Schlagwerke eines perfekt getakteten Symphonieorchesters nicht.  Neben den Vorzügen aufoktruierter,
teilweise fragwürdiger Ordnung und konfuser, trotz Moscheenbauverbot oft arabeskenähnlicher Verkehrsführung nippten wir echte Bordeauxweine
aus den achtziger Jahren.

Im Wallis, in der Nähe von Martigny, halfen wir beim Abfüllen und Etikettieren von Wein. Der Vorgang zeigte die Globalisierung deutlich. Die neuen
Flaschen stammten aus Indien. Die Weinfachfrau ist chinesisch-helvetischer Abstammung. Eine Helferin reiste aus Thailand an. Der Grossteil der
Maschinen und Geräte im Keller wurden aus Frankreich und Italien importiert. Man verständigte sich auf Deutsch, Französisch, Englisch und Schweizer-Dialekt.
Nach der Arbeit reisten wir an den Fuss des Mont Blanc und atmeten kühle, frische Bergluft ein, begleitet von einem leichten, hellroten savoyischem Pinot Noir
und Gänseleberpastete aus dem Elsass.

Weil die liebe Tochter im Haus ausgedehnte Leitungstests nach Argentinien, Australien, Chile und Neuseeland machte, legte ich als professioneller Geizkragen
meinen Telefonanschluss bereits vor Jahren aus Kostengründen still. Darum verzichtete ich vorsorglich auf sämtliche Aktivitäten im Internet und vertauschte
die Tastaturen mit Korkenziehern. Das ist die andere Interpretation meiner Ankündigung vom Mai betreffend Pause. Gewisse Argumente, deren Verfasser und
der Ton einiger Beitragslieferanten sind auf meinem Index: Lower geht’s nimmer. Wenn ich durch solche Individualisten angerempelt werde, scheidet im
Kühlschrank das Joghurt zu Sauercreme.

Wir erlebten eine stressvolle, harte Zeit. Wir lösten den Haushalt auf und verkauften innerhalb von zwei Wochen meinen vermeintlichen Zufluchtsort. Ein Haus,
das mir während 35 Jahren lieb und zuletzt vor allem teuer war. Diese Unterkunft benötigte Wasser, Strom und Heizöl, ohne dass sie während zwei Jahren
je benutzt wurde. Ich trennte mich von den Bildern von Gauguin, Suhartono, Paolo und Lindi. Danach meldete ich mich bei den Amtsstellen, Banken und
Versicherungen ab. Geplante Ausflüge in die Nachbarländer fanden nicht statt. Anstatt zu reisen, wühlten wir in altem Krempel und fanden einige zweifelhafte
Kostbarkeiten, während es draussen in Strömen goss.

Frei von Ballast und Bindungen könnte ich mich fortan bloss den Geschichten aus Hinterindien widmen.  Das werde ich kaum tun, solange mich irgend ein
weibliches Wesen mit seinen Reizen aus den Niederungen irdischen Gewohnheiten zu locken vermag.

Mit freundlichen Grüssen
Low
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hiro am 07. Juli 2010, 16:34:40
na prima, er ist wieder da !
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: thai.fun am 07. Juli 2010, 16:40:12
...noch primaer, er schreibt wieder wie früher !
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Ozone am 07. Juli 2010, 16:41:43
 :)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: solliz666 am 07. Juli 2010, 23:25:49
Hallo Low

Du hast gefehlt hier!!
Schön das du wieder da bist  [-]
mfG Olaf
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 08. Juli 2010, 00:11:10
 Low, herzlich willkommen !  (http://www.jungleclubsamui.com/pictures/sawasdee1.jpg)

Zur Freude für Dick und als Symbol für eine gute gemeinsame Zeit in Thailand: http://www.facebook.com/profile/pic.php?uid=AAAAAQAQIv1sxywLuXrYpPyJGpVJMgAAAApy1EJoSREbjWV8CqYBAmzg

Gruß, kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Damnam am 08. Juli 2010, 01:01:02
Hallo Low

Schön wieder von Dir zu hören, ich hoffe du hast im Wallis eine schöne Zeit verbracht. Ich erinnere mich immer wieder gerne an Vispenterminen und den Heida... {{

Liebe Grüsse

Damnam
Titel: Keks, Kunst und Krempel
Beitrag von: Low am 08. Juli 2010, 15:45:51
Danke für das warme Willkommen.


Wie man mit gefälschter Kunst und altem Krempel kreative Kulturbanausen beglücken kann, zeigte nach erfolgter Räumung meines vormaligen
Nachlasses folgendes Dankesschreiben:
(Anmerkung: Als Kelardasht werden hochwertige handgeknüpfte Teppiche aus dem gleichnamigen Gebiet in Iran in der Provinz Mazandaran
bezeichnet.)

„Den grossen, etwas unhandlichen Kelardasht haben wir mit wenigen Schnitten und vier Litern Batik-Farbe zu einer ansprechenden Bettumrandung
umgearbeitet. Auch der dunkle Wand-Kelardasht und die etwas faden Gauguins wirken jetzt ganz anders.
Mit nur zwei Kilo Kleber und genialer Schnitt- und Riss-Technik haben wir eine tolle Gauguin-Collage auf diesen Teppich fabriziert.
Bezüglich der Ledermöbel und der eichenen Essgruppe warte ich noch auf eine Erleuchtung. Aber meine Kettensäge und mich wird sicher bald
die Muse küssen
.“

Ich küsse und grüsse seine Füsse. Die treten nur, was seine Hände formten.
Schade lediglich, dass ich dem schöpferisch begabten Handwerker meine fünfzig farbigen Seidenschlipse mitzugeben vergass. Er hätte sie als
dekorative Weisswurst-Verpackungen einsetzen oder als klassisch bunte Bettvorlage für die zukünftige halbseidene Konkubine gebrauchen
können. Die ergänzen sich ja irgendwie - Würste und Konkubinen.

Aber: So ernst war das nicht gemeint. Der Herr, übel beeinflusst von meinen Geschichten, wollte mich erfreuen und scherzte einen Keks.


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 10. Juli 2010, 00:16:28
Lieber Low,

ich bin immer noch in REHA, zur Zeit in Koblenz, dort zu allem anderen auch noch offline.
Daher verspätet, aber nicht weniger herzlich

WILLKOMMEN ZURÜCK IM KREISE DEINER BEWUNDERER!

Herzliche Grüße auch an Dick, die sich in Nordthailand wieder von der kalten Zeit in der Schweiz erholen kann.

Wolfram
Titel: Tanz am Vulkan
Beitrag von: Low am 10. Juli 2010, 13:22:40
Tanz am Vulkan                                                                                                                                         22. Mai 2010

Eine kleine Trommel, erst sachte mit der Stockspitze eher gerührt als geschlagen, spielt kaum vernehmbar einen Ostinato Rhythmus. (1)
Der Klang wird stetig lauter. Der Rhythmus bleibt. Verhalten setzt eine Querflöte ein. Verschiedene Blasinstrumente zeigen Nuancen in Klang
und Spielweise. Eine zweite Trommel kommt dazu. Ein fortwährendes, unaufhaltsames Crescendo bringt Spannung in den Ablauf. Die ursprünglich
reine C-dur Tonart wird mit Instrumenten in E- und G-dur gedopt. Ungewöhnliche, obertonreiche Klangfarben sind die Folge.
Die Bläser werden mit Streichern ergänzt. Ich meine nicht Stricher, sondern Streichinstrumente wie Violinen. Die streichen nicht, sie zupfen anfänglich
nur. Andauerndes Crescendo. Dann wechselt der Ton für bloss acht Takte auf E-dur, danach zurück auf  C.
Sechs Takte vor Schluss bereichern als schwere Artillerie Basstrommel, Becken und Tamtam den Klang. Die Posaunen spielen berstend laute Glissandi.
Das ganze Orchester übernimmt den Grundrhythmus des Stücks. Es folgt ein dissonanter Des-dur-Akkord, der sich nach C-dur auflöst - Schluss.
Stille.
Nein, in der Ferne höre ich dauernd die kleine Trommel mit dem Ostinato.
Ich erlaube mir, fast sprachlos, die Ereignisse ab Mitte Mai mit Maurice Ravels Boléro zu unterlegen. (2) Wir waren dabei, in Bangkok, als auch in Chiang Mai.
Ravels riesiges Spektakel dauert erträgliche siebzehn atemberaubende Minuten.

Am 22. November 1928 wurde die Komposition als Ballett mit der Tänzerin Ida Rubinstein uraufgeführt und mit donnerndem Beifall bedacht. Der Weltruhm
dieses Werks war Ravel zeitlebens suspekt. Er bezeichnete es als: „Simple Orchestrationsübung.“
„Mein Meisterwerk? Schade nur, dass es überhaupt keine Musik enthält.“
Damit nahm er übel wollenden Kritikern jede Grundlage vorweg.

In letzter Zeit beobachteten wir Ereignisse, die wir uns kaum eingestehen wollten. Dabei lag alles schon lange in Reichweite. Spätestens 2008 bemerkten viele,
wie Recht und Menschenwürde öffentlich mit Füssen getreten wurden. Sind wir über das Ausmass dieser unsinnigen Gewalt und dieser blinden Zerstörungswut
entsetzt? Einigen Scharfmachern im Forum waren die Auseinandersetzungen zu milde.

Dieses schöne und angenehme Land dient manchen als vorübergehende Heimat.  Es ist zerrissen und innerlich gespalten. Die Vorstellung von einem Leben in
einem sicheren Umfeld, einem durch Gesetze gewahrten Lebensraum müssen wir vergessen.
Wir leben am Krater eines brodelnden Vulkans. Eine Eruption der glühenden Lava ist fast absehbar.
Ganz leise vernehmen wir die kleine Trommel. Wie lange dauert es noch bis zum dissonanten Des-dur Akkord?

Im Kopf sehe ich im Film Krakatoa, wie bunt gekleidete Menschen mit dreieckigen Reisstrohhüten vergeblich vor dem Verderben zu flüchten versuchten. (3, 4)
(Kritik: „Vulkan hin oder her: Dem Film fehlt Feuer.“)
Doch davon hatten wir mehr als genug.

Herzlichen Dank für Ideen von madaboutsingha.

http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1868.msg122784#msg122784

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Kleine_Trommel
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Bol%C3%A9ro
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Krakatau
(4)
http://www.imdb.com/title/tt0064555/
http://www.cinema.de/kino/filmarchiv/film/krakatoa-das-groesste-abenteuer-des-letzten-jahrhunderts,1338659,ApplicationMovie.html

Über Politik mag ich keine überflüssigen Worte verlieren.
Dagegen fand ich mehrere Interpretationen mit Ravels Boléro im Netz.
Einige Dirigenten erledigen ihre Arbeit in 14 Minuten. Eine vielgepriesene Interpretation von Sergiu Celibidache  mit den Münchner Philharmonikern
von 1993 dauert 18:11 Minuten. (A, B)
Eine volksdümmliche Version zeigt Andre Rieu, praktisch ohne Crescendo und spannungslos, dafür durchgehend lautstark, sogar mit Sängerinnen.
Wo zum Teufel versteckte Maurice Ravel die Weiber in seiner Partitur? Die fragwürdige Interpretation wird mit schreiend grellen Kostümen garniert.
Rieu vergewaltigte die Komposition in bloss sieben Minuten. (C)
Wer billige Unterhaltung und Show mag, findet die werkverzerrende Aufführung des Dressmans Rieu grosse Klasse. Ähnlich akzeptieren Menschen
teilweise fraglos jedes makabre Polittheater. Darauf wird applaudiert. Anstatt Blumen gibt es oft selbstverherrlichende Kommentare anspruchsloser
Machart.

Worin besteht der Unterschied?
Für ein Konzert ersteht man die Eintrittskarte vor dem Spektakel.
In der Politik folgen Rechnungen in unbekannter Höhe danach.


(A, B)
Teil 1    9:34
http://www.youtube.com/watch?v=l4jyo3MWzVQ&NR=1
Teil 2    7:47
http://www.youtube.com/watch?v=Xy9QSPmOGVw&NR=1

(C)
http://www.youtube.com/watch?v=3-4J5j74VPw

Für Pop Fans:
BECK'S BOLERO (1967) by the Jeff Beck Group
http://www.youtube.com/watch?v=nmO0OZC6Ifk
http://www.youtube.com/watch?v=w0hk6un_VTg

Wenn Ravel Rieu erträgt, erträgt er auch Frank Zappa:

http://www.youtube.com/watch?v=HttVFpgObCo

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 10. Juli 2010, 16:40:26
Lieber Low,
schon Deine Beschreibung des Musikerlebnisses; beeindruckend.
Das Schicksal so vieler Perlen; bedrückend.
Gut, wieder von Dir lesen zu können.
Danke.

mfg kmr
Titel: Hintergrundmusik aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 12. Juli 2010, 12:34:17
Mit den besten Wünschen zur Genesung an Wolfram.

Danke kmr für die Rückmeldung. Jeder macht sich seinen eigenen Verse über einen gelesenen Text.


Hintergrundmusik

Eigentlich wollte ich kein Musikerlebnis beschreiben. Vielmehr suchte ich nach einer Metapher der Mai Ereignisse in Thailand.
Nach über hundert Annäherungen gelang es offenbar nur schlecht, mich verständlich ausdrücken.

Es wurde viel geschrieben. Bilder gibt es massenhaft.
Wie Nadelstiche wirken nach mehrwöchiger Distanz immer noch die leisen Trommelschläge. Wer trommelt, Regierung, Opposition, oder gar beide ?
Die Variation eines sich wiederholenden Themas, in der hohen Politik leider totschnorrend, ist Ravel imponierend eindrücklich geglückt, obwohl es
hunderte, vielleicht tausende von Komponisten gibt.
Ausser Carl Orffs Carmina Burana, einer Vertonung mittelalterlicher Texte und Fress- und Saufliedern von Vaganten, könnte ich mir keine treffendere
Hintergrundmusik als den Bolero vorstellen.
Das ewige Kreisen zwischen Glück und Unglück, Aufstieg und Niedergang vertonte Orff mit spartanisch einfachen Mitteln und einem eindrücklichen
Chorsatz, der am Anfang und am Schluss des Werkes steht.
Ravels kleiner Trommel steht bei Orff ein gewaltiger Schlagzeugsatz gegenüber, der sich effektvoll in einer Tempel- und Pagoden-Landschaft einordnen
würde.

Die Auseinandersetzungen in Politik, Kultur und dem täglichen Leben gehen weiter. Machen wir das Beste daraus und verlieren wir uns nicht in Banalitäten.
Die nächsten Geschichten mit bekannten Figuren sind wieder greifbar, nachvollziehbar und bodenständig.


http://de.wikipedia.org/wiki/Carmina_Burana

http://www.dersommer07.de/?p=1390

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 12. Juli 2010, 14:53:08
Hallo Low,
mit dem "Schicksal vieler Perlen" versuchte ich, deren häufige "Zweckentfremdung" auszudrücken..
Insofern meine ich Dich schon verstanden zu haben.

Auch von mir aufrichtige Genesungswünsche an @drwkempf, der nun sogar in Deutschland thailändischen
Temperaturen ausgesetzt ist.

mfg kmr
Titel: Letzte Instruktionen aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 13. Juli 2010, 10:23:19
Anfangs Mai erschienen erste Schulgeschichten.
Nun  folgen Fortsetzungen, wie beispielsweise:

Letzte Instruktionen vor dem Start                                                                                                                                 13. Mai 2010

Sechs Tage vor dem eigentlichen Schulbeginn war bereits für 07 30 für Kinder und Erzieher abermals eine weitere Einführung zur Schule
angekündigt. In den frischen Morgenstunden sassen die Schüler mehr oder weniger gelangweilt in ihren Klassenzimmern und hörten sich neben
anderen wichtigen Mitteilungen pädagogische Zukunftsvisionen ihrer Lehrer an.
Das Mittagessen gab es in Styropor verpackt mit der unsinnigen Auflage, das Zeug raschmöglichst zu verschlingen. Das Resultat sahen wir beim
Abendessen. Nach unseren wochenlangen Bemühungen, dem Buben bescheidenste Tischsitten beizubringen, futterte er wieder nach Schulunart.
Ich stellte die schändliche, organschädliche Fresserei  mit dem sauertöpfischen Hinweis ab, dass er sich auf diese Art und Weise in Zukunft im
Beautysalon alleine verpflegen könne.

Unmittelbar nach der Verköstigung in der heissen Mittagszeit, mussten die Kinder im Garten am Boden herum kraxeln, während irgend ein Halbschlauer
kleine Knallkörper in die Schar schmiss. Die Übung fand ein Ende als einer der Schüler in der Hitze das Bewusstsein verlor.
Gleichzeitig wurden die Eltern indoktriniert. Während des ganzen Tages lärmte dazu ununterbrochen eine Karaokeanlage und berieselte die Ohren mit
Lanna Liedern, um die tristen Nachrichten entweder unhörbar zu machen oder etwas aufzuhellen.
Das Thema Finanzen kam wieder zur Sprache.
Einer der Herren berichtete, dass vor vier Jahren 80 PC-Einheiten für 1.5 Millionen gekauft wurden. Diese Computer seien in einem schlechten Zustand
und erst zur Hälfte bezahlt.
Warum für  24 Klassen zu 50 Schülern ( ergibt 1200 Benutzer) 80 PCs angeschafft wurden, kann ich schlecht nachvollziehen. Gerechnet als Fünftagewoche,
könnten pro Tag 4.8 Klassen Computerunterricht geniessen. Bei hundert Rechnern, das sind bloss zwanzig mehr, würde sich die Nutzungsdauer theoretisch
verdoppeln. Wie wenige der bestehenden Geräte einsatzfähig sind, wissen wir noch nicht.
Mowgli wird beim zukünftigen Start der Geräte das Datum des BIOS auslesen. Dann haben wir eine Ahnung über das Alter des teuer erworbenen Altmetalls.
Weiter wurde gejammert, der Personenaufzug sei mitschuldig am finanziellen Debakel.

Die Schule erhält von der Regierung angemessene Beiträge. Das Geld verpufft teilweise in vielfarbigen Publikationen auf Hochglanzpapier. Da werden die
Schulgebäude mit Regierungsapparat und Gönnern samt Lehrkörper verewigt. Wie lange dauert die Ewigkeit? Mindestens solange, bis die Pamphlete im
Müll landen.
Die verschiedenen Uniformtypen für Jungen und Mädchen sind lehrreich in verschiedenen Ansichten abgebildet. Ich würde mir dieselbe Sorgfalt bei der
Erklärung des Lehrsatzes von Pythagoras wünschen.

Als der Finanzminister wahrnahm, dass Dick vorne sass und alle Zahlen sorgfältig notierte, wechselte man überraschend rasch das Thema.

Später versuchten die Erzieher von vielen Eltern die Beiträge noch einmal abzukupfern. Seinerzeit gab es keine Quittungen, bloss einen Eintrag in einem
Heft, der vom Zahlenden unterschrieben wurde! Dick erkannte einige der Beitragsempfänger, ging auf sie zu, und fragte, wo denn die Bücher mit den
Unterschriften seien. Einer der Lehrer sprach sein Bedauern über das Missverständnis aus und sagte, das Heft wäre bei ihm zuhause.

Betreffend Uniformen bin ich nun total informiert.
Es gibt die uns allen bekannte Schuluniform in zwei Exemplaren.
Weiter existiert eine Pfadfinderuniform mit Beret.
Weil wir in Lanna Land leben, brauchen die Schüler eine Lanna Kleidung.
Für die Gymnastik benötigen die Kinder unbestritten einen Turnanzug.

Seinen wasserdichten Rucksack sollte Mowgli nicht weiter verwenden. Er benötigt einen speziellen Schultornister, welcher von Experten sorgfältig auf
Schuhe und Kleidungsstücke abgestimmt wurde und somit eine harmonische Einheit bildet. Ob die Schulsachen bequem darin Platz finden, und dass der
Behälter nicht regendicht ist, sind vernachlässigbare Belanglosigkeiten.
Die Requisiten sind vorhanden. Die Akteure sind bereit. Die Show kann beginnen.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 13. Juli 2010, 12:13:49
Lieber Low,

du bist aber auch was pingelig! Satz des Pythagoras, wer braucht denn sowas, solange die Schuluniformen mit dem dazugehörigen Brimborium in der Lanna Sonne glänzen. :D
Dass die Computer nicht funktionieren, oder allenfalls zum Teil eingeschränkt brauchbar sind, hattest Du doch eh'erwartet!
Und jetzt kommst Du auch noch mit den Finanzen!!!
Das Geld soll doch einfach nur in die richtigen Taschen fließen, dafür braucht man doch keine wirkliche Kontrolle. }}
Die bringt doch nur alles durcheinander...
Und dass du die Hochglanzpublikationen nicht angemessen zu schätzen weißt, wo da doch so schöne Photos des Leerkörpers und anderer wichtiger Persönlichkeiten zu bestaunen sind.Also wirklich, Low!
Du bist doch hier nicht in der Schweiz oder sonstwo ganz weit weg vom real thailife.

Viele von uns werden deine Geschichte mit dem resignierenden Kernspruch: "Die sind so" quittieren. Und sie haben dabei leider auch gar nicht so unrecht.
Ob sich daran in Thailand in absehbarer Zeit flächendeckend etwas ändern wird, wer weiß das schon?!

Mir bleibt nur einmal mehr, Dir zu Deiner treffenden Schilderung des real thailife zu gratulieren.
Schreib weiter so, wir haben dich lang genug vermisst.

Herzliche Grüße an Dick

Wolfram

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Heidel am 14. Juli 2010, 04:59:59
Hallo Low!

Bin gerade dabei Dein Tagebuch von hinten nach vorne zu lesen.

Bemerkung von hellmut:
Jeder Thai kennt die Bedeutung solcher Zigarettennarben. Sei froh das du sie nicht kennst.

Ich bin leider auf keine Erklärung gestossen! Hat sich Hellmut oder auch ein anderer User über die Andeutung/Bedeutung geäußert?
Würde mich interessieren.

Grüße
H.


Titel: Zeugung in Hinterindien
Beitrag von: Low am 14. Juli 2010, 10:38:24
Hallo Heidel

In Antwort 1091

http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg115821#msg115821

gab ich zwei links mit Hinweisen, z.B.

http://www.docstoc.com/docs/35644056/Burn-Injuries-in-Child-Abuse


Leider fehlen einige Zusammenhänge, wenn man von hinten nach vorne liest.
Bei Frau Gucci dürfte es schwierig werden.
Das ist ja ähnlich wie bei einem Lebenslauf, der mit dem Tod beginnt und mit der Geburt, noch besser bei der Zeugung oder möglicherweise
diversen perversen Zeugungsversuchen aufhört.

Trotzdem danke, - fürs Lesen und die Anfrage.
Titel: Re: Zeugung in Hinterindien
Beitrag von: Heidel am 15. Juli 2010, 03:27:14
Na ja, Frau "Gucci" sagt doch schon einiges aus (und ihr Verhalten, um Geld zu schnorren), bin gespannt ob ich mit meinen Erwartungen richtig liege :-).

Aber nochmal zurück zu meiner Frage. In den Links erfahre ich zwar alles über Mißbrauch durch Verbrennungen (was total neu war für mich!), aber nicht was mit Deinem Pflegesohn  tatsächlich passiert ist. Waren seine Brandwunden nur zur allgemeinen Belustigung, oder kamen sie von den Andeutungen von hellmut (was auch immer er damit konkret andeuten wollte)?

In einer verkehrten Welt müßtest Du Dich wahrscheinlich bedanken, aber in der richtigen Welt - sage ich als Leser zu Deinen Beiträgen:

Herzlichen Dank!



Ediert: Überflüssiges Zitat weg
Titel: Absamen.
Beitrag von: Low am 15. Juli 2010, 17:53:30
Der Täter ist sehr wahrscheinlich ein Bruder der ledigen dreifachen Mutter.
Drei Kinder, alles Knaben, drei Väter.
Was er mit dem kleinen Knaben alles anstellte, wissen wir noch nicht.
Ich bin weder Zahnarzt noch Seelenklempner und bohre bewusst nicht weiter.
Eines Tages wissen wir mehr. Doch was bringt es schlussendlich?

Genügend Gründe um den üblen Kerl in die Ewigkeit zu spedieren, gäbe es schon heute. Leider ist diese Sorte wie Unkraut, kaum zu bekämpfen,
weit verbreitet und dauernd am Absamen.

Titel: Kunst und Gunst in Hinterindien
Beitrag von: Low am 16. Juli 2010, 11:15:00
Kunst und Gunst in der Schule                                                Ende Mai 2010

Während etwa zwei Wochen sammelten wir erste Eindrücke.
Trotz einigen Minuspunkten ist die Schule wesentlich besser, als das, was wir aus der Provinz kannten.
Die Musikanlage lärmte dauernd im Hintergrund und der erste Schultag verlief etwas chaotisch. Die Hausaufgaben waren es auch.  Die
Dreizehnjährigen wurden ohne jegliche Einführung, Literatur oder Hinweise gefragt:

„Was ist Kunst?
Wie ist deine Einstellung zur Kunst?
Was weisst Du von der Farbenlehre?
Unter welchem Gesichtspunkt betrachtest du Kunst?
Kunst und Politik?
Was benötigst du, um ein Kunstwerk zu schaffen?“
Die Antworten sollten bereits am nächsten Morgen abgeliefert werden.

Kennt ihr Thais und deren Häuser in den Dörfern? Stehen denn unter einem Blaudach Designer Möbel von Le Corbusier oder von Marcel Breuer
entworfene Sessel? Verwenden die Bewohner edles Porzellan von Wedgwood, Rosenthal oder Keramiken von Siam Celadon? Die Verbreitung von
unzerbrechlichen Kunststoffartikeln und gepresstem gemustertem Melamin, mit von gestressten Rauchern versehenen Brandzeichen dürfte einen
hohen Verbreitungsgrad aufweisen.  (1)
Hängen hier üblicherweise Picasso, Gainsborough, Klimt, Sompop Buttarad oder van Gogh eventuell als Kopien oder bloss als Drucke  an den
Wänden? Liegen dort Magazine ähnlich wie artefact, Du oder Global Art Magazine herum? Das sind ja schlussendlich keine biokompatiblen
Zahnarztpraxen der Spitzenklasse.

Ich besuchte einige Häuser und Wohnungen. Die Kleider hingen nicht in einem handgefertigten  Schrank aus Eiche oder Teak, sondern an einem
quer durch den Raum gespannten Draht oder lagen als bunter Haufen auf einem Sofa oder in einer Ecke. In einer andern Ecke stapelten sich
teurere Gegenstände, wie bunte Kataloge von Lotus/Tesco und Big C, eine verirrte Bibel, defekte schwarz-weiss Fernseher aus dem vergangenen
Jahrhundert, eine Wanduhr ohne Zeiger, zufällig durchmischte CD und DVD, teils hüllenlos! Und ganz edel - ein unbenutzter verstaubter Laptop.
Selten stand irgendwo ein tausend Baht Schrank von Winner, dessen Echtheit durch einen stechenden Formaldehyd Geruch bestätigt wurde.

Der Wandschmuck bestand mehrheitlich aus Fotografien der Königlichen Familie und deren berühmten Vorfahren. Weiter hingen einige alte Kalender
herum, einfach weil man zu faul war, das Zeug am Jahresende abzuhängen, oder weil sich dahinter pfundweise Geckokegel verbargen.
Den einzigen Kunstgegenstand, welchen ich je in einer reisbäuerlichen Wohnung entdeckte, war ein geschickt mit Draht zusammengeflickter alter
Holzstuhl, dessen Erwerb ich eigentlich dem Museum of Modern Art in Chicago empfehlen wollte.
Kinder aus solchem Umfeld ohne Einführung mit beinahe sinnlosen Fragen aus der Welt der Kunst zu belästigen, betrachte ich als reinen Hohn.

Mühe bekundete ich, dass für kleinste Vergehen die Körperstrafe angewandt wird. Ich verstehe es, wenn ein ewig quengelnder Lümmel mit einer
Backpfeife bedacht wird.
Als aber Mae, eine modebewusste Fachfrau bei den Uniformsocken neckisch die Quasten etwas länger als im Handbuch erwähnt zeigte, kriegte
der Junge zwei schmerzhafte Schläge auf die Beine. Im Prinzip hätten die Herren Lehrer die Quastenmisshandlerin und Uniformsockenfetischistin
prügeln müssen.

Mowgli besuchte in Ausfallstunden gerne die Bibliothek und schmökerte in dicken Wälzern, beispielsweise über griechische Kultur! Er brachte Wörter
wie Herodot und Plato mit nach Hause. Seitdem er befördert wurde, hat er keine Zeit mehr, seinen Wissenstrieb zu befriedigen.
In der Bibliothek stehen vier unbenutzte PC. Die Lehrer erteilten wiederholt Hausaufgaben, mit der Auflage, Antworten im Internet zu suchen.
Als Mowgli die Aufsichtsperson in der Bibliothek fragte, ob er einen PC benützen dürfe, war die Antwort: „Diese Computer sind zum Lernen,
nicht fürs Internet.“

Unterricht am PC wurde bis anhin nicht erteilt. Vor der Schule gibt es fast ein halbes Dutzend Computer- und Internet-Shops.
Wenn die Kinder antrabten und googeln wollten, verkauften ihnen die Ladenbesitzer, oh Wunder, die von den Lehrern gewünschten, bereits
ausgedruckten Webseiten. Diese Shopbetreiber sind offenbar richtige Hellseher. So bleibt dann mehr Zeit zum Spielen im Internet und die
unbenutzten PC in der Schule leben länger.

Es locken nicht nur die Verführungen des Internets. Eine der älteren Schülerinnen wandte sich an Mowgli:
„Ich liebe dich! Empfindest du nichts für mich?“
Darauf umarmte und küsste sie ihn innigst und erregte seine Schwellkörper.

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Melamin

http://www.marschner-shop.de/shop1/beschreibungen/Ornamin.htm




Titel: Schule gestern, heute und morgen
Beitrag von: Low am 19. Juli 2010, 12:55:13
Schule gestern, heute und morgen

Ich war fast ein Leben lang mit Schulen beschäftigt. Die Kindergarten-Schule, wie sie auf Thingelish so elegant heisst, durfte ich überspringen.
In der Hochschule blieb ich ewig hängen. Nicht als von Papa finanziertem ewigem Studenten, sondern erst in einer zeitlich und finanziell
befristeten Forschungsstelle, bis ich zum staatlich gewählten Mitarbeiter avancierte.
Schulen liefern viel Gesprächsstoff. Vor allem jetzt wieder, mit unserem mehrfach uniformierten Musterschüler.

Ich ging, damals ging man noch, gerne zur Schule, auch wenn ich einige Problemecken hatte und mich meine Eltern nicht sonderlich unterstützten.
Für meine Mutter war meine tägliche Ausbildung im Geschirrspülen bedeutend wichtiger als sämtliche Hausaufgaben, von Französisch bis Geometrie.
Reizvoll waren die freien Nachmittage in der warmen Jahreszeit. Viel Zeit verplemperte ich an natürlichen Teichen mit all den Tieren, Flugdingern
und Käfern. Wenn ich später von wichtiger Forschungstätigkeit frohen Mutes, heissen Blutes und reichlich garniert mit miefendem Heilschlamm
nach Hause zurückkehrte, machte mich Mutter umgehend mit den Tücken des Messwesens näher bekannt. Sie prügelte mir mit einem Massband
aus beschichtetem Leinen zentimeterweise die letzten Flausen und Illusionen aus Körper und Kopf.

Soviel Heimatkunde Unterricht gibt es bei Mowgli nicht. Es fehlt nicht nur das Massband. An dessen Stelle gäbe es den altbewährten Zollstock.
Seit dem solche Geräte in Fernost gefertigt werden, litt die Qualität gewaltig. Damit messen kann man zur Not. Zum Prügeln eignen sie sich nicht
mehr.
Es fehlt vor allem an der Zeit. Mowglis Tag beginnt kurz nach fünf. Etwas nach sechs Uhr holt ihn ein Schulbus ab. Wir sehen ihn erst  um etwa
halb fünf wieder. Dann duscht er, macht Hausaufgaben und geht um sechs für etwa eine Stunde in den Stützunterricht. Bei spezifischen Thai
Problemen wie Sprache und Geschichte kann und will ich nicht helfen.
Abendessen gibt es etwa um acht Uhr und um neun darf er ins Bett. Am eigentlich freien Samstag ruft die Schule zu Pfadfinder-übungen.
Der Sonntag dient öfter für Gruppenarbeiten.

Eigentlich hatte ich eine strenge und anspruchsvolle Schulzeit. Mit dem Faktor Zeit wurde respektvoll umgegangen. Da Zeit gratis ist, gilt sie hier
nichts. Darum hat der Junge von mir aus gesehen zu wenig Freizeit. Gelebte Freizeit bringt unglaublich viel. Man geht einer Lieblingsbeschäftigung
nach, liest Bücher, spielt Musik, alleine oder in einer Gruppe, macht in einem Verein mit oder übt segensreiche Tätigkeiten aus - wie Lückenbüssen.

Das Thema Gruppenarbeit wurde länderspezifisch gelöst. Zwei faule Halbschlaue suchten einen fleissigen Schlaumeier. Einer ergoogelte die Lösung
des Problems. Ohne jegliche eigene Überlegungen oder etwa einer Diskussion wurde mit dem Segen des Lehrers schamlos abgeschrieben. Fünfzehn
Seiten ergeben nach Adam Ries(e) pro Mann fünf Seiten. (1)
Mowgli informierte, dass die jungen Herren bei uns arbeiten, Abendessen einwerfen und anschliessend im Hause übernachten würden. Damals
war ich ahnungslos, dass es sich um eine reine Schreibübung handeln würde.

Die Realität war anders. Mowgli plante den Arbeitsbeginn um 08 00 mit einigen Spielen nach der Auftragserledigung.
Der erste Gruppenmitarbeiter erschien gegen 09 00. Er schrieb nichts, sondern beschäftigte sich auf seinem mitgebrachten Laptop mit Worm.
Als das zweite Mitglied gegen 11 00 ankam, verabschiedete sich Nummer eins mit Worm bald darauf, ohne eine Zeile geschrieben zu haben.
Nach der Mittagszeit war die Arbeitsgruppe bereits wieder in alle Windrichtungen zerstreut, wie vom Winde verweht.
Der Einzige, der sein Plansoll von fünf Seiten erfüllte, war Mowgli. Die zwei Besucher denken emsig an eine Fortsetzung der Gruppenarbeit-
arbeitsgruppe. Schon möglich, aber nicht bei uns.

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Adam_Ries
Titel: Fehlende Bildung behindert Hightechinnovation
Beitrag von: Low am 21. Juli 2010, 15:01:49
Fehlende Bildung behindert Hightechinnovation

Glücklicherweise waren Einbrecher, Gauner und Betrüger nicht immer die erfolgreichsten und genialsten Schüler. Weiterbildung wäre selbst in
dieser Berufssparte für eine erfolgreiche Geschäftsführung notwendig.

Während unserer Abwesenheit wurde ein Einbruch in Dicks Elternhaus verübt. Fast die gesamte Dorfbevölkerung arbeitete auf den fruchtbaren
Feldern in der weiteren Umgebung, ideale Arbeitsbedingungen für Langfinger.
Die schraubten zuerst im aufgebrochenen Nachbarhaus Farmmaschinenzubehör ab und nahmen sich zur Freizeitgestaltung einen alten Fernseher
mit. Dann parkierten sie ihren Wagen vor Mutters Haus, knackten mit einer Spezialzange das Schloss, holten sich als Notvorrat drei Säcke zu je
fünfzehn Kilogramm Reis und für noch mehr Freizeitgestaltung einen weiteren schweren, schwarzen Fernsehapparat mit Grossbildröhre.
Ich würde LCD oder Plasma-Geräte vorziehen. Sie sind leichter zu transportieren, konsumieren weniger Strom und benötigen weniger Platz.
Der Wiederverkaufswert ist wesentlich erspriesslicher.

Eine Nachbarin beobachtete die drei hart arbeitenden, schwitzenden Diebe, etwa 25, 30 und 60 Jahre alt, notierte sich die Autonummer und
telefonierte der Polizei. Die Einbrecher kamen nicht weit. Sie benötigten kaum einen Liter Treibstoff, bis sie von den Gesetzeshütern angehalten
wurden.
In der Operationsbasis Yaeng entdeckten die Polizisten unter anderem etwa dreissig erbeutete ältere Fernseher, einige Minitraktoren und ein
Dutzend kleinere Farmmaschinen.

Mit etwas Glück findet das Trio in der Zelle Zeit, im Katalog eines Grossverteilers die neuesten Modelle der Bildkommunikationselektronik kennen
zu lernen, denn mit herkömmlichen Televisionsgeräten haben viele der heutigen Apparate wenig gemeinsam.
Wenn die Gauner das dann endlich begriffen haben, werde ich einen alten TV mit einigen Kilogramm Backstein zu einem Tresor umfunktionieren.
Man könnte zudem Sauerkraut, Bier und andere Delikatessen darin lagern, sogar gekühlt. ©

Das Copyright bezieht sich auf den TV Umbau.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 21. Juli 2010, 16:30:16
Lieber Low,

nach drei wieder einmal beeindruckend bedrückenden Momentaufnahmen suchte
und fand ich  einen Zollstock in guter alter Qualität. Ob er auch für unflexible Lehr-
Körper geeignet ist wäre noch zu testen..

mfg kmr
Titel: Denguefieber
Beitrag von: Low am 22. Juli 2010, 23:08:18
Denguefieber

Liebe Kollegen

Leider muss ich Unangenehmes berichten.
Südlich von Chiang Mai, in der Umgebung von Hang Dong
leiden zur Zeit vier Familien und etwa 35 Kinder an Denghi (DENGUE) Fieber.

Die Krankheit wird von Mücken verbreitet. Diese Viecher sind auch während des Tages aktiv. Denghi tritt mir zwei Fieberschüben innerhalb
weniger Tage auf und kann lebensgefährlich sein. Ich hatte vor dreissig Jahren bereits das zweifelhafte Vergnügen, Dengue im eigenen Leib zu erfahren.

http://de.wikipedia.org/wiki/Denguefieber

Ich werde diese Mitteilung in verschiedenen Threads verbreiten
und rechne mit dem Verständnis der Moderatoren.

Low
Titel: Abgründe: Schule und Elternhaus
Beitrag von: Low am 25. Juli 2010, 12:48:12
Abgründe: Schule und Elternhaus

Letzte Woche verloren zehn Schüler und Schülerinnen ihren Ausbildungsplatz. Die Gründe waren Untaten wie Schule schwänzen, extreme
Beleidigung der Lehrkräfte, Drogen, Sex, sowie Produktion und Handel pornografischer Gegenstände oder gar eine ausgewogene Mischung
sämtlicher Tatbestände.

All die hochgerüsteten Telefone mit eingebauten Linsen lassen der bizarren Kreativität milieugeschädigter pubertierender Kinder einen fast
uneingeschränkten Freiraum. Im Vergleich dazu wirken manche adretten Filmchen auf Youporn wie das Matineeprogramm einer Sonntagsschule.
Woher ich das weiss? Einerseits von Youporn, andererseits existiert eine unzweideutige Geschichte.
 
Die Schule hatte bei Semesterbeginn 1200 Schüler. Weil viele Kinder von zu Hause aus gewohnt sind, alles liegen zu lassen, beziehungsweise
alles weg zu schmeissen, entwickelten sich Gebäude und Gelände rasch zum Müllplatz. Anstatt dass die Schulleitung jedes Kind zur Ordnung
aufrief, wurde eine Müllbank eingerichtet.
Jeder Schüler kann beliebig Flaschen, Getränkedosen, Altpapier sammeln und abgeben. Die Schule verkauft  das Altmaterial und teilt den Erlös
mit den Sammlern. Mowgli war während unserer Abwesenheit der erfolgreichste Müllmann und brachte sogar Flaschen und Dosen von zu Hause.
Wir bremsten ihn etwas und fanden, das er seine knappe Zeit besser für das Lernen investieren sollte.
Die Rechnung geht von mir aus gesehen nicht auf. Zehn Kinder sammeln Abfälle, welche elfhundertneunzig gedankenlose Dreckschleudern produzieren.

Unter einem Haufen Müll entdeckte Mowgli ein Telefon der Sonderklasse mit Double SIM, Kamera, Riesenspeicher, Radio und TV. Eigentlich wollte
er es am nächsten Tag einem Lehrer übergeben. Ich fand, es sei relativ einfach, an Hand der Adressen und Nummern, das Telefon dem Eigentümer
zurück zu geben. Mowgli ging schlafen. Wir beschäftigten uns mit dem einzigartigen Telefon.

Anrufe bei Eltern und Verwandten lösten Stürme der Entrüstung aus. Die wollten das heisse Telefon, das einer Schülerin gehörte, auf keinen Fall
zurück.
Als Titelbild diente der Freund. Beim Blättern in den Verzeichnissen, fand ich ihn später als hochdotierten Pimmelsexperten lustvoll onanierend.
Warum der arme Kerl bei einem solchen Frauenüberschuss selbst Hand anlegen musste, lässt nur einen Schluss zu: Die eifersüchtige, offenbar
filmende Freundin liess keine begattungsscharfe Nebenbuhlerin den Lustspargel berühren.
Danach manipulierten manche minderjährige Mädchen mollige Muschis, dass professionelle Nutten beim Betrachten der Bilder rot angelaufen wären.
Keine Stellung wurde ausgelassen. Im Gesamtwerk fehlte einzig das penetrieren einer Elefantenherde in freier Wildbahn durch überreizte Teenager.
Beim genaueren Hinsehen fiel auf, dass keinerlei Schutzmassnahmen angewandt wurden. Die perfekte pornofonische Komposition hätte einen
Sponsor wie Durex verdient.
Meine eindeutige Schlussfolgerung: Diese jungen Akteure könnten durch noch so perverse Touristen nicht mehr geschädigt werden.
Dick löschte die teilweise eindrucksvollen Ergüsse und speichert Rezepte wie: Bleichspargel an Weinschaum oder verlorene Eier auf Senfkruste.

Während der Schulzeit dürfen die Kinder keine Mobiltelefone mehr auf sich tragen. Die harte Vorgehensweise und die Wegweisungen sind eine
Notbremse, um einen Betrieb innerhalb breitgestreckter Normen weiterführen zu können. Vor allem vermögende Eltern versuchten, die Verantwortung
für missratenen Zöglinge auf die überforderten Pädagogen abzuwälzen.
Nach deren Meinung müssten die Lehrkräfte ihre verlorenen Früchtchen gegebenenfalls vor Schulbeginn mit Hilfe von Suchhunden, gespendet
durch das Rote Kreuz oder Amnesty International, in Internetshops, Bordellen und bei Drogendealern einsammeln.

Schulschwänzen wurde eine hochentwickelte Spezialität. In Singapore brachte ein Bekannter seinen achtzehnjährigen Sohn täglich zu einer teuren
Fachhochschule. Der Junge agierte, wie wenn er die Schule besuchen würde, war aber tatsächlich während eines Jahres nie dort anwesend.

Ein Einzelschicksal, Dick konnte helfend eingreifen, verdeutlicht die manchmal bittere Lage. Eine sehr angenehme Bekannte hatte bei unserer
Abreise einen Unfall und musste einige Tage und Nächte im Krankenhaus verbringen. Sie ist alleinerziehende Mutter dreier Knaben. Der Älteste
geriet bereits auf die schiefe Bahn. Er ist nun erfolgreicher Nichtstuer und hervorragender Internetgamer ohne festes Einkommen.

Nummer zwei ist etwa vierzehn Jahre alt und bereitete seiner Mutter bisher wenig Kopfzerbrechen, denn er besuchte die Schule und erledigte
seine Hausaufgaben meistens zufriedenstellend.
Unmittelbar nach dem Unfall meldete sich ein angeblicher Schulkollege bei der Mutter und erklärte, sie brauche sich nicht zu Sorgen, er werde
sich für einige Tage um seinen Freund kümmern.
Der Knabe lernte unter Drohungen übelster Art Tabak, Drogen, Alkohol und Sex kennen und schwänzte die Schule, wie sein Betreuer, der seit
Monaten erfolgreich dem eigentlich obligatorischen Unterricht fernblieb.
Er wagte es kurz darauf nicht, die Missetaten der Mutter zu gestehen. Diese war entsetzt, als sie einen Schulverweis erhielt. Ohne genaue Kenntnis
dessen, was sich eigentlich ereignete, interpellierte sie erfolglos beim Lehrer. Später bat sie unter Tränen Dick um Hilfe.
Dick sprach mit dem verzweifelten Jungen und sah seine Probleme. Sie empfahl den beiden, beim Lehrer vorzusprechen. Der Knabe solle um
Verzeihung bitten,  seine Fehler eingestehen und bereuen.
Der Lehrer zeigte sich bereit, Gnade vor Recht walten zu lassen und gab dem Jungen unter strengen Auflagen Gelegenheit, die Schule weiter zu
besuchen. Schafft er den Weg, nach dem tiefen Einblick in die Hölle des Dorfes, zurück zu den Alltagsproblemen junger Menschen? Wird ihn die
Drogenmafia unbehelligt  lassen oder umbringen, weil er vielleicht einige Gesichter kennt?

Die Antworten lesen sie möglicherweise demnächst in: Geschichten aus Hinterindien.

http://www.chefkoch.de/rs/s0/verlorene+eier/Rezepte.html



Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: tom_bkk am 25. Juli 2010, 14:29:06
Absolut koestlich der Artikel  ;}
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: dii am 25. Juli 2010, 15:34:42
...nen blick ins Archiv    ;D   http://archiv.thailandtip.net/index.php?topic=9018.30
Titel: Letzte Erkenntnis aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 27. Juli 2010, 11:26:07
Letzte Erkenntnis

Verschiedentlich beschwerte ich mich über die ausgedehnten, eigentlich nicht gestatteten Brandrodungen im Norden und die daraus resultierende
Luftverschmutzung. Der Feinstaub mit Werten bis 300 ug/m3 Luft rief bei hunderttausenden von Menschen Atemwegserkrankungen hervor. Ich gehöre
ebenfalls zu den Weicheiern, deren Lungen darauf empfindlich reagieren.

Ein Besuch in Europa, etwas reine Alpenluft, aromatisiert durch frisch geworfene Fladen Fondue fabrizierender Kühe, half üblicherweise innerhalb
weniger Wochen. Dann konnte ich den Dreck weghusten. Im Notfall kaute ich zusätzlich einige Bonbons, sie kennen sie, die mit den dreizehn Kräutern,
angeblich auch aus den Alpen.

Dieses Jahr gab es für uns in der Schweiz nur Arbeit und entsprechend wenig frische Luft. Meine Stimme hat immer noch ein Timbre ähnlich einer
wodkageschmierten Bassstimme eines Don-Kosaken. (1)(2) Nicht so schön, nichtsdestoweniger tiefgründig.

Geschwächt durch wochenlange tägliche sechzehn Stunden Arbeitspensen angereichet mit delikatem Staub alter Aktenordner, Sklavenarbeit in
Reinkultur, erlitten wir beide nach der Rückkehr wiederum einen Erkältungsschub.
Unser Garten war eine üppige exotische Pracht. Erste Regenschauer liessen die vor der Abreise gestutzten Sträucher und Bäume ausgeprägt
treiben und blühen. Sogar eine gräulich-mattgrüne Palme trug dattelähnliche Früchte.

Die letzte Erkenntnis im Dorf ist: Wir haben zu viele Bäume im Garten. Die fressen den Sauerstoff auf und reichern die Luft mit giftigem Kohlendioxyd
an. Das ist der wahre Grund für meine Atemwegsprobleme!
Der gute Rat eines Nachbarn: „Bäume und Gras weg und betonieren,“ so wie es landesweit praktiziert wird.
Das ist eine starke, nobelpreiswürdige Idee. Damit entfallen in Zukunft die Brandrodungen.

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Klangfarbe
(2)
http://il.youtube.com/watch?v=gwkJIq1nNYc&feature=related
http://il.youtube.com/watch?v=CfWHPxUTwFQ&feature=related


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: farang am 27. Juli 2010, 13:09:03
Da sieht man es wieder,die Thai brauchen doch gar keine Schule(auch keine Fahrschule).
die kommen schon kleffer auf die Welt. }{
Titel: Eigentor in Hinterindien
Beitrag von: Low am 28. Juli 2010, 21:26:47
Eigentor

Mowglis Schul-Biologie-Fachexperte verbreitet ebenfalls die Dorfversion der Pflanzen als Sauerstoffvernichter. Die wird der gewitzte Schüler wohl
für eine erfolgreiche Prüfung verwenden müssen. Vielleicht kann er ja beifügen, dass alkoholisierte, irr geleitete Farang im Suff Märchen erzählen
wie:
Bei der Fotosynthese wird aus Licht, Wasser und Kohlendioxid Energie, in Form von Glucose, und Sauerstoff gebildet. Die Reaktion verläuft nach
6 CO2 + 12 H2O -> C6H12O6 + 6 O2 + 6 H2O.
In den Chloroplasten der Pflanzen wird dann die Glucose zu Stärke umgewandelt.

Ich machte mehrmals die peinliche Erfahrung, dass sich im Kühlschrank unter Umständen in den Kartoffeln (nicht im Kartoffelschnaps) die Stärke
in Zucker veränderte.

Die dörfliche Irrlehre, gestützt von einem jungen, dynamischen, demnächst lizenzierten Pharmakologen, ist weit verbreitet und fördert komischerweise
die anspruchsvolle Haltung künstlicher Topfpflanzen, den Schutz der Natur leider nicht.

Da lobe ich den einst von @boehm publizierten Artikel, wie einer im Alleingang krampfhaft versucht, unterstützt von Krombacher, den Regenwald
zu retten. (1)

Viele Wissenschaftler sind überzeugt, dass Waldschutz die einfachste und realistischste Klimaschutzmassnahme wäre. Global gesehen wurden
in den neunziger Jahren jährlich 1,5 Milliarden Tonnen Kohlenstoff in die Luft geschleudert. Dies meist aus Waldgebieten, die in Südamerika,
Indonesien und Zentralafrika abgeholzt und brandgerodet wurden.
In Indonesien zerstörten Habgier gepaart mit Gedankenlosigkeit in sechzehn Jahren ab 1990 einen Viertel des Waldbestandes.
Laut Greenpeace verschwindet stündlich das Äquivalent von dreihundert Fussballfeldern Wald. Dies wiederum erklärt den weltweiten Mangel
an qualifizierten Schiedsrichtern.

(1)
http://www.thilolang.de/spass/krombacher.htm

Anmerkung: Teilweise enthält der Aufsatz Ansätze von Sarkasmus und Ironie.
Trotzdem, meist Fakts, nicht Fiktion.




Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: dii am 28. Juli 2010, 22:33:07
die kommen schon kleffer auf die Welt. }{

...ob das so clever ist ? als kleffer auf die Welt zu kommen  C--  

    http://www.lachmeister.de/lustiges-bild/tier/4504/pimp-my-kleffer.html
Titel: Khao Pansa in Hinterindien
Beitrag von: Low am 30. Juli 2010, 11:54:57
Khao Pansa                                                                                      Ende Juli 2010

Ein-Satz Version für eilige Leser:
Wie ein Tempelbesuch den steinischen (nicht schweinischen) Überblick förderte.

Khao Pansa ist der erste Tag der dreimonatigen Regenzeitklausur in den buddhistischen Klöstern Thailands. Am Vortag wird Asalha Puja gefeiert.
Der tägliche Trott in die Konsumtempel wird durch  Besuche in echten Tempeln ergänzt, denn das sind zwei Tage, während jenen man Unmengen
unsterbliche Verdienste fürs Jenseits erwerben kann.
So macht sich denn jede und jeder, frisch gebadet, gekämmt und gekleidet, reichlich mit Geschenken überladen auf zum Tempel. An Asalha Puja
gilt es, möglichst Kerzen in die Andachtsorte zu schleppen.
Eine Bauernregel besagt, dass eine Kerze etwa drei mal die Länge des besten Stücks des Ehemannes aufweisen sollte. Wegen mangelnden
Rechenkünsten sind  die zwei Meter Kerzen im Angebot immer zuerst ausverkauft.
Entspricht dies grenzenloser Religiosität, Wunschdenken, verborgener Realität oder ist einfach die Regel veraltet, weil es technisch möglich ist,
längere Kerzen zu erzeugen?
An beiden Tagen herrschte in vielen Tempeln ein Gedränge wie sonst höchstens auf einem Jahrmarkt. Die Mönche kriegten gleich zu Beginn der
Fastenzeit kulinarische Genüsse im Überfluss. Fliegen, Hunde, Mäuse und Ratten feierten mit.

Mowgli fand keine Ruhe am Ort der Besinnung. Sein Verstand tanzte wild in der Gegend herum und er liess sich von der Unrast treiben, zupfte
hier an einer Pflanze, kickte dort einen Kiesel und stiess mehrmals fast mit weiteren Gästen zusammen. Gläubige, Verdienste erhoffend, warteten
auf eine unaufschiebbare, dringende Unterhaltung mit dem Abt. Wir verschoben unseren Besuch auf einen zukünftigen Tag ohne Gewimmel.

Ich versuchte, den Knaben zu beruhigen. In der Anlage sah ich durch Menschenhand gebrochene Steinbrocken, hart und kantig um Bäume
aufgeschichtet. Einige Schritte daneben lagen zu Kreisen geformt, durch Flussbette geduldig sanft gerundete Steine verschiedener Grösse und
Farbe. Ich bat Mowgli, die verschiedenen Steine genau zu betrachten und etwas darüber heraus zu finden.
Wenn er für beide Steingruppen je eine Sekunde benötigte, war es eine Ewigkeit für ihn. Ich konnte mir vorstellen, dass seine Schnappschüsse
wenig taugten und ersuchte ihn erneut, die Steine zu betrachten und sie vielleicht zu begreifen, zu berühren. Er setzte sich trotzig zwischen
die gefühlslosen Steinhaufen und starrte schweigend in die grünen Bäume.

Darauf reisten wir nach Hause zurück. Ich gab Mowgli ein Stück Papier und bat ihn, die Steine zu zeichnen. Er verzog sich und brachte mir das
Ergebnis etwa eine Stunde später. In einer Ecke des A4 Blattes waren zwei briefmarkengrosse Felder. Eines enthielt skizzierte Bauklötze,
das andere irgendwelche Kringel. Es hätten Ringe, Marmeln, Ballone oder irgend etwas rundes Abstraktes sein können.
Ich liess ihn meine Freude über seinen sparsamen Umgang mit teurem Papier anmerken. Stirnrunzelnd meinte ich beiläufig, dass ich wohl
demnächst eine neue, teurere Brille kaufen müsste.
Er holte seinen Rucksack, nahm das Fahrrad und sagte, er müsse noch mal zum Tempel. Nach der Rückkehr war das Resultat nicht überwältigend,
jedoch lesbar und  ansprechender.

Am Tag darauf, er hatte immer noch schulfrei, liess ich ihn aus dem Steingarten einen beliebigen Kiesel wählen und forderte ihn auf, den Stein zu
zeichnen. Das Resultat war nicht übel. Er suchte sich aus den vielen weisslichen, grauen und dunkelgrauen Objekten einen eher seltenen,
kartoffelähnlichen rotbraunen Stein aus, benutzte aber bloss einen Bleistift. Ich machte ihn darauf aufmerksam, dass er einen bunten Stein
ausgesucht habe, ob er nicht ebenfalls der Meinung sei, mit Farbstiften käme er besser zur Geltung. Darauf malte er gleich zwei Versionen des
rundlichen rotbraunen Kartoffelsteines und war mit sich und der Welt zufrieden.

Von einem Besuch der Ruinen in den Hügeln von Sri Satchanalai brachten wir vor Jahren kein geklautes gebranntes Museumsstück, sondern
einen natürlichen, scharfkantigen, hell gebänderten dunklen Brocken mit. Den gab ich ihm als Vergleich und er zeichnete ihn mühelos.
Wir sprachen über die Formen und die Härte von Steinen, von Gips bis Diamant. Die Sand- oder Wüsten-Rose ist Gips und sogar der Alabaster
gehört zur Familie der Kalziumsulfate. Wir haben bestimmt mehr Gips im Haus als Diamanten.

Ich fragte Mowgli, ob er bei seinen gezeichneten Steinen zehn Unterschiede feststellen könne. Er fand einige. Seine ausgefallenste Idee war,
dass er die Preise vergleichen wollte. Wir lachten und erklärten, die Kartoffel stamme aus einem Fluss. Den grösseren groben Klotz holte Dick
aus einem historisch interessanten Gebiet und deshalb sei er möglicherweise etwas wertvoller.

Anhand der Steine versuchte ich ihm zu erklären, dass ein Mensch ohne Güte, Bildung und Wissen wie ein roher, scharfkantiger Brocken sei.
Durch das Lernen zu Hause, in der Schule und mit dem Verständnis der Lehre Buddhas würden aus zackigen Bruchstücken im Laufe der Zeit
wunderbar polierte Steine und in ganz seltenen Fällen perfekt geschliffene Rubine und Diamanten.

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 30. Juli 2010, 17:31:24
Low,
besonders der letzte Absatz berührte mich. Du bist wahrhaft ein guter Lehrer für Mowgli.
Ein Kind über das wortwörtliche Begreifen der Dinge zum Verstehen zu führen ist schon
eine wunderbare, wenn auch in diesem Umfeld keine einfache Sache. Das Ziel ist aber
aller Mühe wert. Diesen "Rohdiamanten" zu schützen und zu fördern eine große Aufgabe.

Alles Gute, kmr..






Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Homburger am 30. Juli 2010, 17:47:39
Das hast Du wirklich sehr inhaltsreich geschrieben. Ich habe jese Zeile genossen. Danke. 
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 30. Juli 2010, 18:30:04
Lieber Low,

der Junge mag in seinem bisherigen Leben nicht viel Glück gehabt haben, aber zur Zeit hat er mit Dick und Dir eine ausgesprochene Glüchsträhne.
Ein guter Grund für Dich, noch lange zu leben!!!
Thailand muss er halt aushalten. {--

Schönes Wochenende

Wolfram
Titel: Korund und Diamanten in Hinterindien
Beitrag von: Low am 01. August 2010, 12:58:21
Korund und Diamanten

Danke für die Antworten.

Leider sieht die Angelegenheit um Mowgli für mich weniger edel aus.
Ich fühlte tiefe Niedergeschlagenheit bis aufsteigenden Ärger, als ich einsehen musste, was während unserer Abwesenheit geschah.
Die angestrebte Perfektion bei allen Verrichtungen ging grösstenteils verloren und machte wieder dem hinterindischen Minimalismus platz.
Dem Knaben wurde von Nachbarn empfohlen, nicht auf unsere Ratschläge zu hören. Das sind übrigens Leute, die erzählten: „Ohhh,,, was
habt ihr für ein wohlerzogenes und gescheites Kind.“
Ist das bloss Missgunst oder angewandte Dummheit im Quadrat?
Der Junge verlernte praktisch seinen gesamten englischen Wortschatz. Die Schule wechselte, trotz Faranglehreranwesenheit, - der Mann scheint
total angepasst und war sicher als Heizer auf einer Elektrolok tätig, (das setzten die Gewerkschaften in England durch!) - von einem guten Lehrbuch
auf vervielfältigte Blätter mit billigen Bildchen. Da wird nichts mehr gelernt, sondern nur noch angekreuzt oder frei nach Wilhelm Tell angepfeilt.

Unsere Aufgabenhilfe, die anfänglich durch Kompetenz und Sachverstand beeindruckte, wechselte auf reine Zeitvertrödelei und Geldeinnehmerei
mit unpünktlichem Arbeitsbeginn. Manchmal wartete Mowgli eine Stunde auf die Lehrer, die danach keineswegs konzentrierte Wissensvermittlung
und Prüfungsvorbereitungen betrieben.
Die Einführung in eine Informatikarbeit war absolut ungenügend, ja blamabel. So paukten sie den Namen des ersten elektronischen Computers
mit UNIVAC falsch ein. Richtig ist ENIAC, die Abkürzung für Electronic Numerical Integrator and Computer. (1) Er entstand in den Jahren 1943-46
und gilt als erste elektronische Grossrechenanlage weltweit. Das brillante Rechenwerk von Herrn ZUSE war wie meine erste Rechenmaschine MADAS
rein mechanisch. (2)
Die UNIVAC dagegen war der erste kommerzielle Computer. (3) Er wurde von den Herren John Presper Eckert und John William Mauchly  entwickelt
und von Remington Rand gebaut. Die erste  Maschine wurde am 30. Mai 1951 an das United States Census Bureau ausgeliefert.
 
Warum ein Kind, dessen PC heute ahnungslos von Viren attackiert wird, solchen Unsinn wissen sollte, ist mehr als fraglich. Die Aufklärung über
einen wirkungsvollen Virenschutz und dessen Anwendung wäre weit sinnvoller. Die restlichen Fragen betreffend Informatik waren eine Art
Werbeveranstaltung für MS. Dass es weitere qualifizierte Softwarehersteller gibt, wurde nicht einmal angedeutet.

Manchmal fürchte ich, dass der Junge mit der Zeit meine zu genaue, fast pingelige Art verachtet und mich eines unschönen Tages dafür hassen
wird. Mein Sohn verstand nie, wenn ich in einem Atemzug  pico-gramm (10E-12 g) und Milliarden erwähnte und deshalb einige Probleme auf meine
Lösungen warteten.

@Homburger antwortete, ich schreibe inhaltsreich. Danke. Es scheint, wir haben Verständigungsprobleme. Ich konnte den gesamten Inhalt in
einen Satz destillieren.
Was @Homburger unter Umständen meinte, ist detailliert. Dies wiederum ist relativ.
Meine Aufsätze sind Kurzgeschichten. Die Geschichten um Khao Pansa hätten leicht ein dreibändiges Werk ergeben. Die Beschreibung der
Tempel und der Mönche, die Problematik der Ernährung des Klerus, der Gläubigen und ihrer Fehltritte – angefangen bei kleinen Diebereien bis
zu Ehebruch, Inzucht, Abtreibung bis zum geplanten Mord, - die Lebensgeschichten des Knaben und seiner Betreuer, der Urknall des
Aufeinandertreffens extremer Kulturen und Lebenssituationen enthält eine Fülle von Tragik, Komik, Sex and Crime. Alleine die geologischen
Abhandlungen über die Gesteine hätten ohne Fotografien mit Leichtigkeit einen Band gefüllt. Einige Professoren-Freunde hätten ihr Fachwissen
sicher gerne einem breiteren Publikum zugänglich gemacht.
Ich werde den Aufsatz einem namhaften europäischen Wissenschaftler mit Lehraufträgen in Milano und Bern senden und gerne über seine
Meinung berichten. Sofern er Zeit findet, antwortet er mir vermutlich:
„Gips, Korund und Diamanten sind eigentlich eine geologische Weltreise. Anstatt dir darüber Gedanken zu machen, hättest du besser einen
guten Wein getrunken!“
Mein  Problem ist: Gute Weine sind in Thailand selten und teuer, fast wie Korund (beinahe hätte ich mich verschrieben: Konrad - Zuse) und
Diamanten.

Einen letzten, geheimen Tip gab mir Lord Buddha im Tempel mit den Steinen auf den Weg:
„Verschönert eure Liebsten, Frauen, et cetera mit Korund und Diamanten.
Sie werden damit nicht treuer, aber teurer.“

Ergebenst
Low

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/ENIAC
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Konrad_Zuse
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/UNIVAC_I
(4)
http://www.seilnacht.com/Minerale/2korund.html






Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 01. August 2010, 18:24:49
Lieber Low,

nicht verzagen, an Dick siehst Du doch, dass nicht alle Thais bedingungslos dem easy living blind ergeben sind.
Für den Jungen ist es sicher schwer, zu begreifen, warum er sich so anstrengen soll, wenn das bei all seinen Freunden nie erwartet wird.
Er sit sicher auch noch zu klein, um schon begreifen zu können, welch große une außergewöhnliche Chance ihr ihm bietet.
Dass die meisten thailändischen Lehrer auf diesem Weg alles andere als ein große Hilfe sind, sollt Dich nicht wirklich überraschen. Dafür lebst du doch schon viel zu lange in diesem Umfeld.

Ich glaube trotz allem, Dass es sich lohnt , dran zu bleiben, auch wenns wirklich manchmal schwer fällt.
Vielleicht hilft es wenn Du im Ziele setzt, die mit einer für ihn erstrebenswerten Belohnung verbunden sind? Mit etwas, was seine faulen Kumpels eben nicht auch ohne Mühen aufzuweisen haben?

Wolfram

Titel: Romantik Hotel Nagelburg in Hinterindien
Beitrag von: Low am 03. August 2010, 13:29:13
Romantik Hotel Nagelburg                                  Anfang August 2010
oder
Nagelromantik im Burghotel

Fast ein Familienschicksal in Nordthailand.

Vor einiger Zeit beschrieb ich ein Nachbarhaus, welches in wenigen Wochen zusammengenagelt wurde. Vor dreissig oder mehr Jahren, zeigte
man mir handwerklich grossartige Bauten, die angeblich ohne einen einzigen Nagel erstellt wurden.
Das Nachbarhaus verkörperte praktisch die erste reine Lannastahlstiftkonstruktion unter sparsamster Verwendung von Holz. Das Haus hat seit
der Erstellung nur einen kleinen Mangel, es ist nicht wasserdicht.

Seit beginn der Trockenzeit war es wieder einmal mehr vermietet. Leute aus Bangkok zogen ins Haus. Sie investierten in Fenster, Mückengitter
und weitere zehn Kilogramm Stahlstifte. Hie und da ertönte aus der Nagelburg glückliches klopfen, etwa wenn ein Stift Bekanntschaft mit einem
Hinterschinken oder einem anderen delikaten Körperteil machte. Zeitweise lebten drei Generationen auf nahezu 60 Quadratmetern im ersten Stock.
Tag und Nacht lärmten mindestens zwei Home Theater mit Dolby Surround Sound. Unten gab es eine Küche, Dusche mit WC und gar noch einen
weiteren Verschlag, alles reiner Backstein und Zement.

Die Familie verkaufte ihr Haus in Bangkok für angeblich 800 000 THB. Man plante später in Chiang Mai zu bauen. Die Nagelburg war als eine Art
vorübergehende Notunterkunft deklariert. Als Lebenserwerb dienten zwei florierende Textilläden mit hunderttausenden von Baht Umsatz pro Monat.

Der Hausherr lernte ein heisses junges Chiang Mai Mädchen kennen und vergoldete ohne Rücksicht auf Verluste ihre Lustgrotte. Seine berechnende
Frau sah, trotz grossem Einkommen war kein Auskommen bei hohen Ausgaben und eröffnete als weitere sprudelnde Geldquelle ein Restaurant.
Wenn der Hausherr nicht auswärts nagelte, dann griff er im Haus öfters zum Werkzeug, dass die Fetzen flogen. Die Stimmengewalten übertönten
dann sogar die beiden Home Theater.

Am vergangenen Freitag war „der Tag als der Regen kam“. (1) Am Samstagmorgen bemerkten wir starken Dieselgestank und ein Feuerwehr-
löschfahrzeug im Strässchen. Zwei, drei Leute reinigten mit Wendrohren den Belag. Als Dick nachfragte, vernahmen wir, dass das Dorf in der
vergangenen Nach leicht überflutet wurde, daher die Reinigungsaktion des neuen tatkräftigen Dorfobmanns.
Unsere Nachbarn in der Nagelburg wurden vom Regen so kräftig geduscht, dass sie bereits kurz nach fünf Uhr früh einen Laster beluden  und
die Leute mit zwei Home Theatern ohne Rücksicht auf weitere Verluste die Flucht zurück nach Bangkok antraten.

http://www.youtube.com/watch?v=gpKPB2WhkkU
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 03. August 2010, 18:30:54
....und wenn sie nicht gestorben sind, dann nageln sie da weiter! {+ {+ {{
Titel: Es regnet in Hinterindien
Beitrag von: Low am 03. August 2010, 21:56:17
Hallo Wolfram

Du hast recht. Möglicherweise brachten die Kollegen überflüssige Nägel nach BKK.
Warum die Polizei die gefährlichen Dinger nicht beschlagnahmte, bleibt uns ein Rätsel.
Verbrecher nagelten vor etwa zweitausend Jahren einen nunmehr Heiligen
auf ein Stück Holz. Sollte etwa so etwas in BKK geschehen?
Bleibt am Ball und lest den Tip, auch wenn er von vorgestern ist.

Low, tiefste Prvinz, ahnungslos. - Es regnet.
 

Titel: Selbsthilfe und Selbstbedienung in Hinterindien
Beitrag von: Low am 06. August 2010, 12:59:39
Selbsthilfe und Selbstbedienung                              Anfangs Juli / August 2010

Während unserer Abwesenheit stolperte unsere einfallsreiche, um so einfältigere Haushalthilfe über ihre eigene Habgier.
Meine Lohnpolitik ist, dass eine Mitarbeiterin weder einen Nebenerwerb benötigt, noch klauen muss, um bequem mit allfälliger Familie zu leben.
Anteile an Hilfsmitteln wie Brillen entrichteten wir stets ohne Aufforderung. Dagegen finanzierten wir weder schicke Uniformen noch
Geschäftswagen.

Unsere Raumpflegerin erhielt einen erhöhten Betrag dafür, dass sie selbständig auf die Liegenschaften aufpasste und Sohnemann in der
frühen Morgenstunde vor der Schule etwas betreute. Sie nutzte Geld und Freiheit grenzenlos aus. Während hier tatenlos Tantiemen klimperten,
heuerte sie zusätzlich bei einem neuen Arbeitgeber an. Unsere Unterkünfte wurden in vielen Wochen nie gereinigt.

Doch die studierte Analphabetin hatte plötzlich einen Untergebenen, welcher nicht nur lesen und schreiben konnte, sondern für seine Tätigkeiten
noch bezahlen sollte. Sie befahl Mowgli, sein Zimmer, Badezimmer und Küche im Beautysalon selbst zu reinigen.
Dafür schloss sie alle Fenster in unserem Haus, obwohl wir in der tropischen Hitze mit hoher Luftfeuchtigkeit auf etwas Lüftung erpicht waren.
Vor der Abreise erteilten wir entsprechende Anweisungen. Die Fensteröffnungsweiten sind seit Jahren mit aufgeklebten Pfeilen markiert.

Sofort nach unserer Rückkehr brachte Dick zwei Pakete mit Airline Frühstück in die Kühlschränke des Beautysalons, weil Mowgli solche
Aufmerksamkeiten mag. Von der Haushälterin entdeckte sie keine Spur. Zwei Stunden später waren die Fresspakete unauffindbar verschwunden.
Sie verging sich an Mowglis Suppen und verkaufte ihm dafür Sticky Rice. Sie erwarb den gekochten Reis für fünf Baht und wollte von Mowgli
das Doppelte. Als sich Mowgli im Laufe der Zeit weigerte, ihre überteuerte Pampe zu kaufen, gab es eine kleinere Auseinandersetzung.
Sie nahm ihm zweihundert Baht ab, angeblich für die Wasserrechnungen. Mowgli bezahlte und verbuchte die Ausgabe wie üblich im
Haushaltungsbuch.
Ich war erstaunt, als einige Tage später der Wassermann klingelte und Geld wollte. Nein, nein, er habe nichts von niemandem eingefordert,
sondern auf uns gewartet. Zwei Stunden später brachte die ertappte Schlaumeierin dem Knaben die ergaunerten Banknoten zurück.

Wir wechselten unsere Hilfe blitzartig. Eine ehemalige Kleptomanin, sie brachte das Diebesgut nach Aufforderung jeweilen zurück und war
eine fleissige Mitarbeiterin, meldete sich. Sie verfolgte den Dorfklatsch während unserer Abwesenheit und kannte die verfahrene Situation.
Sie erzählte Dick, sie habe sich gebessert und möchte gerne wieder bei uns arbeiten. Schlimmer als mit einer unbekannten Neuen kann es
kaum werden. Bis Ende Monat fehlte jedenfalls bis auf den Dreck aus der Unterhose nichts.

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: unsichtbar am 06. August 2010, 16:02:21
Geld lockt sie nicht aus der Reserve, zumindest wenn es um Arbeitsleistung geht. Auch wir haben schon die ein oder andere Haushalts"hilfe" verschlissen und sind zu dem deprimierenden Ergebnis gelangt: "es gibt niemanden der fähig und willens ist diesen Job zu übernehmen". In der Nachbarschaft ist burmesische Importware weit verbreitet. Aber auch das hat seine Tücken, denn sobald die jungen Mädels eine Legalisierung bekommen haben, sind sie sich oftmals zu gut für den einfachen Job.

Wir putzen selbst und ja, die Nachbarn wunderten sich anfangs über den Farang der am Wochenende seine Auffahrt selbst fegt. Aber nach kurzer Erklärung weshalb das so ist, kamen gleich bekannte Geschichten über die Unfähiglkeit Unwilligkeit der eigenen "Hilfen". Familien mit großen Häusern bilden quasi eine Schicksalsgemeinschaft. Und das in einem Billiglohnland. Verflixt.

Low, sei froh das dein Mowgli ein Kassenbuch führt. Jetzt musst du ihm noch beibringen das er sich nicht auf offensichtliche Kuhhandel einlassen soll.  ;)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 06. August 2010, 16:07:01
Lieber Low,

wieder eine Deiner unvergleichlichen Beobachtungen!
Auch hier erfahren wir wieder, dass manche Thais nicht nur Falangs betrügen, sondern selbst vor eigenen Landsleuten, ja sogar vor Kindern des heimatlandes nicht haltmachen.
Dann doch lieber die Kleptomanin, da weiß man wenigstens, was man hat! }}

Nun liegt aber noch etwas anderes an:

Ich möchte Dir ganz herzlich zu Deinem bevorstehenden Geburtstag gratulieren und Dir vor allem ganz viel Stabilität in Deiner Gesundheit wünschen. Dazu natürlich viel Kraft und Lust, uns weiter mit Deinen Geschichten aus Hinterindien zu erfreuen und manchmal auch nachdenklich zu machen. Und ein bischen Glückgehört natürlich auch noch auf den Geburtstagstisch. ;)
Da es noch so viel zu erzählen gibt, ist es wichtig, dass Du uns noch lange Zeit erhalten bleibst.
Aber auch für Deine allernächste Umgebung bist Du unentbehrlich.

Ich hoffe also, dass Du eine schöne Geburtstagsfeier erleben wirst.
Der Anlass verlangt nach einer besonders guten Flasche Wein zu leckerem Geburtstagsessen.

Ganz herzliche Grüße aus Deutschland

Wolfram
Titel: Schulfest und Etiketten
Beitrag von: Low am 08. August 2010, 15:53:11
Danke Wolfram für die guten Wünsche.
Für die folgenden Geschichten war die Kraft noch ausreichend.



Schulfest und Etiketten                                                   8. August 2010


Zu einem grosses Schulfest eine Woche vor Asanha Pucha (Asalha Puja? Bitte um Aufklärung @hmh) wurden Mönche, Behördenvertreter und
Eltern eingeladen. Mae nahm sich als eine der wenigen anwesenden Mütter viel Zeit für den Anlass. Weil Mönche zugegen waren, legte sie Wert
auf entsprechend klassische Garderobe. Der Seidenrock war nicht unbedingt der ideale Dress fürs Moped. Deshalb benutzte sie unseren
sechsjährigen Corolla mit all seinen Kratzern und Schrammen.
Mir als freiberuflichem Alkoholiker ist sogar drittklassiger Wein lieb und teuer. Deshalb wurde das motorisierte Stück Blech noch nie neu lackiert,
weil die Halbwertszeit für Farbschäden an Fahrzeugen in Lanna Land bloss im Minutenbereich liegt. Bisher genügten für Schulbesuche die rote,
ebenfalls unverfälscht verkratzte Yamaha Fino vollumfänglich.

Alle die Erwachsenen trugen festliche Gewänder. Ihre Kleidung war dem weltbewegenden Ereignis angepasst. Die Kinder glänzten frisch
gebürstet und gekämmt mit aufwendig gebügelten Uniformen.
Ein Saalbau war mit bunten Blumen und abwechslungsweise gelben Buddha- und Thai-Flaggen geschmückt. Seitlich vorne stand ein gut
nachempfundener, wenig antiker, spärlich vergoldeter Buddha. Von ihm aus lief eine weisse Baumwollschnur quer durch die chantenden
Mönche und von dort bis hoch an die Decke. Hunderte von Baumwollfäden hingen hinunter, direkt auf jeden einzelnen Kopf der Kinderschar,
wohl um die Weisheit und den Segen Buddhas ungehindert auf die jungen Gehirne einwirken zu lassen.

Wie wenig diese heilige Prozedur bewirkte, zeigte sich zwei Tage später. Einigen geistig leicht verwirrten Kameraden passte der Besuch von
Mowglis Mae am Schulfest gar nicht in den Kram. Sie waren an sie und ihr rotes Moped gewohnt und mussten plötzlich einsehen, dass die Frau
ebenfalls über einen weissen Wagen, mit 1.8 Litern bereits ein Bolide, verfügte.
Sie beleidigten Mowgli, indem sie ihm vorwarfen, seine Mutter verkaufe Sex für schnelle Autos! Darauf kritzelten sie Dicks Namen auf Zettel,
schmissen sie auf den Boden und trampelten heulend und kreischend wie erbärmliche Irre darauf herum.
Mowgli blieb nichts anderes übrig, als sich ins übel verschmutzte Sch.eisshaus zu flüchten, wo er seinen Tränen freien Lauf liess. Er war zu schwach,
um sich alleine gegen die feige Bande zur Wehr zu setzen.

Wie gering die studierten Herren Pädagogen die Autorität von Eltern einschätzen, durften wir in derselben Woche zur Kenntnis nehmen. Wenn
Mowgli bei Hausarbeiten wenig Sorgfalt zeigte, schmierte und unbekümmert kleckste, schrieb Mama öfters ins Heft:
„Unsaubere Arbeit, bitte wiederholen!“
Danach lieferte gleiche Knabe plötzlich makellose Leistungen. Nur einer der Lehrer zeigte Mitgefühl und meinte wohlwollend zum Getadelten:
„Deine Mutter hat sehr altmodische Ansichten!“

Welchen Schwachsinn dieser armselige Lehrbeauftragte verbreitete wird deutlich, wenn man weiss, dass die meisten Kinder keine Hausaufgaben
erledigen. Finanzstarke Familien erwerben die Lösungen einige Schritte von der Schule entfernt. Diese schlitzohrige Durchtriebenheit fördert
Betrug, Bequemlichkeit und Schlendrian.
 
Arme Familienväter lösen ihre Alltagsprobleme mit Lao Khao. Deren Kinder gehen oft ohne erledigte Pflichten mit leerem Rucksack und Magen
zur Schule. An dieser Lehranstalt gibt es einen mir bekannten Vierzehnjährigen, welcher weder lesen noch schreiben kann. Was machen solche Schüler
den ganzen langen Tag während des Unterrichts? Wie entgehen solche Tatsachen den Lehrkräften?

Anstand, Sauberkeit und Perfektion - auch im Denken - sind nicht mehr gefragt.
Die Lehre Buddhas dürfte mit über 2500 Jahren ziemlich verstaubt sein, unwürdig einer zeitgemässen Schule, irgendwo in der Provinz von
Hinterindien. Doch für Repräsentationszwecke lassen sich Religionen allemal gekonnt inszenieren, vom Vatikan über Usbekistan bis nach
Korruptistan. Ich schwöre es.



Asanha Pucha (Asalha Puja? Bitte um Aufklärung

Bitte sehr: http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1352.msg135532#msg135532

MfG hmh.  :)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 08. August 2010, 19:29:45
Lieber Low,

ein japanisches Sprichwort sagt: "Ein Nagel, der heraussteht, muß eingeschlagen werden".
In Japan mag das dann noch ein akzeptables Gesamniveau der Köpfe ergeben. Es tut aber
schon beim Lesen weh, wenn man spürt, welches Niveau in Mowglis Umfeld offenbar Standard
ist.
Wie kann man ein Kind fördern und gleichzeitig schützen in einem Land, wo man durch Intelligenz,
Sauberkeit, Fleiß und Kreativität fast automatisch einen Exotenstatus hat?  Diesen Status hast
Du und Dick ja auch und werdet daher auf verschiedenste Weise attackiert und verleumdet.

Was also tun? Ich habe leider keine Idee, aber ich habe wenigstens wie von Dir am Ende jedes Deiner
Postings "gefordert" - versucht, dieses auszudrücken..

mfg kmr








  
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Samuijumbo am 08. August 2010, 19:56:23
Die Joseph Schule der Nonnen auf Samui ist sehr gut. Diese Privatschule gibt für gut Schüler, weniger betuchter Eltern, Gebührenermäßigung. Liegt halt nicht im Isaan.  :'(  :'(
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hellmut am 09. August 2010, 01:01:12
... Liegt halt nicht im Isaan.  :'(  :'(

@ Samuijumbo, wie lange liest(?) du jetzt Lows Gechichten aus Hinterindien?  ???

Der wohnt genauso wenig wie du im Isaan.  {; Hang Gong liegt in der Provinz Chiang Mai.

Und von einer Nonnenschule die gut für die Schüler ist, habe ich noch nie gehört.  {+
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: namtok am 09. August 2010, 02:25:39
Hang Gong liegt in der Provinz Chiang Mai.

Kaufe ein D für hellmut...  C--
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hellmut am 09. August 2010, 02:50:07
Ups, habe keine Ahnung wie mir das "G" darein gerutscht ist. Es muss natürlich หางดง heißen.  {[  Link: Wikipedia (http://th.wikipedia.org/wiki/%E0%B8%AD%E0%B8%B3%E0%B9%80%E0%B8%A0%E0%B8%AD%E0%B8%AB%E0%B8%B2%E0%B8%87%E0%B8%94%E0%B8%87)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 09. August 2010, 03:09:03
Hellmut hat recht, Hang Gong liegt nur ein paar Kilometer von Chiangmai entfernt.
Nicht nur im Isaan läuft vieles völlig falsch.
Aber darauf kommt es wohl ohnehin kaum an.

Low beschreibt hier ein thailändisches Grundproblem, das man ohne großes Suchen im ganzen Königreich verbreitet finden kann.
Dass es in LOS auch vereinzelt teure Eliteschulen gibt, die im internationalen Stil und Sinn geführt werden, wissen wir auch.
Nach meinem Wissen sind diese Schulen aber den Kindern der (reichen) Elite vorbehalten - und den Kindern von ebenso finanzkräftigen Ausländern.
An diesen Schulen erreichen sie den Vorteil vor den von ihnen meist gering geschätzten übrigen Mitmenschen, den sie später ein Leben lang nicht mehr freiwillig aus der Hand geben werden.

Thailands Klassengesellschaft wird gerade auch in den Schulen geschaffen und erhalten!

Wer abseits von Bangkok und einigen ganz wenigen anderen Orten mit Schulen von internationalem Niveau groß wird, hat einfach Pech gehabt und in der Folge kaum eine reele Chance, dieses Manko aufzuholen.
Wer es nicht auf eine der Eliteuniversitäten schafft, wird es kaum in eine Spitzenposition schaffen.
Wer aus den Eliteschulen und Topuniversitäten kommt und wer dazu noch eine Ausbildung an einer der Eliteuniversitäten im Ausland vorweisen kann, hat es eh' schwer. Der kann auch gleich dumm und faul - und damit leicht manipulierbar - bleiben.
In den Augen der Elite ist das gut so.

Low und Dick haben es aus manchen Gründen nicht leicht, wenn sie ihren Ziehsohn fordern und fördern wollen. Einer der wichtigsten Gründe ist aber meiner Meinung nach, dass sie sich mit ihrem Erziehungsstil gegen den Willen der herrschenden Elite stellen.
Wo kämen wir denn hin, wenn plötzlich jeder dahergelaufene interlligente Sprössling den Kindern der Hisos Konkurrenz machen könnte???


Über das Niveau der Josef Schule auf Samui kann ich mir kein Urteil erlauben, da ich diese Schule schlicht und einfach nicht kenne - nicht mal ein kleines bischen!

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hellmut am 09. August 2010, 03:12:29
@ namtok, hast du noch ein D für unseren Doc.  ;D
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hellmut am 09. August 2010, 04:32:29
@ drwkempf, ich hoffe du weist den vorigen Scherz als solchen zu nehmen.

Mit "Hang Gong" war mir, wie namtok richtig bemerkte, ein Tippfehler unterlaufen.
Es muss natürlich Hang Dong bzw. Hangdong heißen.

Deiner Einschätzung (sinngemäß), "wer in Bangkok aufwächst ist klar im Vorteil", stimme ich voll und ganz zu.
Doch würde ich das nicht auf die Besucher von privaten "Eliteschulen" reduzieren. Es gibt einfach zu wenige um die vielen Universitäten zu füllen. Somit haben auch Schüler von "normalen" Schulen gute Chancen einen Studienplatz zu finden.
Es dürfte kein Geheimnis sein das die staatlichen Schulen in der Zentralregion von der Gebäudeausstattung weit besser dastehen als die auf dem Land. Das ein Lehrer, es sei denn, er ist Ortsgebunden, lieber in einer gut ausgestatteten Schule in einer Stadt mit allen städtischen Annehmlichkeiten unterrichten möchte, als im Hinterland, ist naheliegend.
Wer möchte schon in einem Dorf in einer abgelegen Provinz ohne familiären Anschluss versauern?

Die besten Absolventen können sich naturgemäß nach einiger Zeit aussuchen an welcher Schule sie unterrichten möchten, das ist in Deutschland auch nicht anders, die Schlech(ter)en müssen nehmen was an offenen Stellen übrig bleibt. Abgesehen davon das solche Lehrer schon aus Frust kaum vor Engagement platzen dürften, fände ich es nicht weiter verwunderlich wenn sie ihr Ego dadurch aufzupolieren versuchen indem sie ihre Schüler (und deren Eltern) tyrannisieren.

Ob das von der Zentralregierung in Bangkok (un)gewollt ist? - Ich habe dazu eine gewisse Meinung.
In der ehemaligen Sowjetunion war es auch so das die Jugend in den abgelegenen Provinzen möglichst flach gehalten wurde.

Gute Bildungsmöglichkeiten in den Dörfern zieht automatisch eine Landflucht mit sich. Wer über das notwendigste Maß hinaus lesen, schreiben, rechnen beherrscht wird wohl kaum Lust haben sich nach der Schulzeit als Tagelöhner auf dem Acker zu verdingen. Solche Leute zieht es in die Großstädte, wo Industriebetriebe ansehnliche Löhne, für Leute die man als Vorarbeiter gebrauchen kann, zahlen.

Der umgekehrte Fall; das ein schlechter Schüler einer bangkoker Schule nach Nakhon Nirgendwo zieht, um dort einen Landarbeiterjob zu suchen, existiert de facto nicht.
Somit muss der Zentralregierung daran gelegen sein den Dorfschülern möglichst wenig Bildungsmöglichkeit zukommen zu lassen. Ein geistiger Überflieger auf so einer Schule wäre somit mindestens ein unerwünschtes Übel oder gar ein gefährliches Virus. Entweder die Eltern schaffen ihn schnell auf eine (private) Schule wo andere Regeln gelten, oder die Lehrer müssen ihm mit drakonischen Mitteln seinen Eifer abgewöhnen, bevor er seine Mitschüler "infiziert".
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: namtok am 09. August 2010, 18:48:36
@ namtok, hast du noch ein D für unseren Doc.  ;D

klaro, gimme a D

zur Sache. Auch meine bessere Hälfte hat mal in einer Dorfschule unweit von Hangdong angefangen. Diese hat sich die letzten Jahrzehnte anscheinend äusserlich nicht verändert, die etwas in die Jahre gekommene, aber gepflegte Holzkonstruktion liegt idyllisch von riesigen Bäumen beschattet neben einem über 1000 jährigen Tempel.

Sie hat nur gute Erinnerungen daran und es hätte ihr Spass gemacht, dort zu lernen, mangels Andrang kleine Klassen mit ca.10 Schülern und sie wüsste auch nicht , das sie dadurch in ihrem späteren Werdegang irgendwie behindert wäre. Damals gab es noch "Khanom", Somtam oder Nudelsuppe für weniger als 1 Baht, die "gute alte Zeit"...
Titel: Eigentlich?
Beitrag von: Low am 12. August 2010, 11:55:15
Eigentlich?

Danke für die rege Mitarbeit.
Ein Lob an unseren Schriftgelehrten hmh. Gerne verweise ich auf seine Erklärungen zu wan asanlaha bucha:
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1352.msg135532#msg135532
Vielleicht wäre eine Kopie des Artikels in die Geschichten aus Hinterindien sinnvoll.

@namtok
Das Schulgebäude ist ein üblicher Betonklotz, keine alte, gepflegte Holzkonstruktion. Aber der Tempel in der Nähe dürfte an die dreitausend
Jahre alt sein!! !

Eigentlich wollte ich nach dem letzten Schulbeitrag eher wieder auf Probleme von Frau Kummer & Co. wechseln. Das unerwartete Echo gibt
Gelegenheit für einige zusätzlich Worte zum hinterindischen Erziehungssystem. Das ganze ist nicht System, sondern mutwillige Willkür und
hat mit Erziehung oder Bildung wenig gemeinsam.
Zu Semesterbeginn erkundigten wir uns nach allfälligen Unterbrüchen, Ferien und Feiertagen. Höhnisches Gegrinse und verständnisloses
Anstarren waren die vielsagenden Antworten. Innerhalb Monatsfrist fallen nun zum zweiten Mal fünf Freitage in Folge an, Bekanntgabe einen
Tag zuvor. Längerfristige Planung ist in den fraktalen Unschärfen (Chaostheorie) des Universums verborgen.

Erst Mowgli erlaubte mir den näheren Einblick ins Schulunwesen. Ich begegnete Kindern in ihren Uniformen am ersten Tag meiner Ankunft in
Thailand. Jahre später im Dorf waren die uniformierten Kleinsten zu jeder Tages- und Nacht-Stunde ein alltäglicher Anblick. Meine Frage war damals:
„Wann schlafen die eigentlich?“

Vor etwa zehn Jahren erhielt ich in Chiang Mai ich einen bösartigen Augenöffner. In Einkaufszentren drängten sich ältere Schülerinnen wiederholt
auf, für ein Mobiltelefon oder eine modische Handtasche zu einigen Liebenswürdigkeiten und zum Beischlaf bereit zu sein. Warum denn nicht für
Knaster, Zaster und Moneten? Etwa wegen allfälligem Gesichtsverlust durch Prostitution?
Unsere erwachsenen Söhne könnten ein Lied über ungehemmt launige Lanna Ladies pfeifen oder gar blasen.
Mir waren die Scharen junger Frauen in den Einkaufszentren in ihren Uniformen immer suspekt und ich fragte mich:
„Wann lernen die eigentlich?“
Noch schöner fand ich, dass ganze Busladungen von uniformierten Kindern aus dem Hinterland zum praktischen Studium des Wirtschaftslebens
in diese Einkaufsparadiese und Konsumtempel verfrachtet wurden und werden.

Mowgli lernte in einer privaten christlichen Provinzschule ausser Prügel, Diebstahl und dem differenzierten Gebrauch der Fortpflanzungsorgane
nichts mehr.
Ich war erstaunt, ob dem vielfältigen Stoffangebot hier. Aus vielen Gesprächen mit Kindern, Eltern und Lehrern weiss ich, dass es in Chiang Mai
eine Menge teurere, jedoch wenig bessere Schulen gibt. Wenn ein Kind an Mowglis Schule lernen will, dann ist der Stoff und dessen Vermittlung
vorhanden. Allerdings sind die Eltern gefordert. Viele Eltern haben keine Ahnung, dass nach der Schule das Üben zu Hause dringend erforderlich
ist. Die Lehrer kennen diese Art Kooperation meistens nicht. Darum verstehe ich deren ausgefallene Reaktionen teilweise.
Wenn die nämlich die gemachten Hausaufgaben zum Kauf anbieten, ist es doch dumm, wenn man das preisgünstige Angebot nicht berücksichtigt.
Besonders darum, weil die erteilte Punktezahl durch eigene Erarbeitung nicht höher wird.

Der Einfluss laotischer Kunst im Norden Thailands ist spür- und sichtbar, besonders bei den Tempeln. Ich mag diese zart geschwungenen Formen
und ich konnte Mowgli für solche Linienführung begeistern. Der Stil liegt ihm in der Hand.
Anstatt dass der Herr Lehrer die Kinder als erstes mit Thaikunst bekannt machte, schnitt er ein geradezu exotisches Thema an. Italienische
Renaissance: Leonardo da Vinci - Mona Lisa. Er forderte die Kleinen auf, die Mona Lisa abzukupfern, oder eine Kopie im Laden um die Ecke zu
erwerben.
Als ich das vernahm, hungerte meine Zirbeldrüse nach Di-Methyl-Triptamin, dem Molekül des Geistes. Ich beschloss leicht genervt, dem
Kunstexperten La Gioconda frei Haus zu liefern und Mowgli dabei nach besten Kräften zu unterstützen.
Wir zeichneten eine so bezaubernde Mona Lisa, dass Leonardo der Grosse sein Werk beschämt in eine Ecke gestellt hätte. Neben die Zeichnung
klebten wir provozierend eine Weinetikette “Monna Lisa“  ins Heft. Der Wein war noch schlechter als der fehlerhafte Druck.
Wie geplant ärgerte sich der Lehrer:
„Hast du das kopiert?“
Mowgli antwortete mit meinem eingetrichterten Satz:
„Jede Kopie der Mona Lisa ist eine Kopie.“
Was blieb dem konsternierten Lehrer anderes übrig, als Mowgli achtzehn Punkte zu geben. Alle anderen Kinder, die mit gezeichneten üblen
Fratzen, oder mit Kritzeleien, Motto: „Punkt, Punkt, Komma, Strich, fertig ist das Mondgesicht,“ sowie die gekauften Kopien - erhielten zwanzig
Punkte.

Wenn wir in Euroland Schuhe erstehen und dafür von 100 Teuro aufwärts hinblättern, schmeissen wir verdreckte Galoschen nicht gleich weg,
wie in Thailand die 99 Baht Latschen. Wir investierten nicht nur in Schuhreinigungsartikel und Politur, sondern zeigten Mowgli, wie wir damit
umgehen.
Nach Monaten Schulbesuch sehen seine Schuhe noch neu aus. Das realisierte ein Lehrer ebenfalls und der kombinierte sehr schnell:
„Mowgli, deine Schuhe sind zu sauber. Mach sie schmutzig, sonst werden sie geklaut!“

http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Chaostheorie.html


Titel: Schlamm in Hinterindien
Beitrag von: Low am 14. August 2010, 17:20:54
Schlamm                                                                                                                                                                         14. August 2010

Diese Woche schmerzten meine Augen und eine Überfülle gelblichen Schlammes trübte dauernd die Sicht. Wir fuhren zum Spital und verlangten
nach einem Augenarzt. Bei der Voruntersuchung wurde erhöhter Blutdruck und zu meinem Erstaunen leichtes Fieber festgestellt.
Der Befund war normal. Zuvor befürchtete ich bereits altersbedingten Star oder andere irreguläre Vögel. (1) Gegen die Augenentzündung erhielt
ich Tropfen.
 
Zu Hause mass ich die Temperatur wiederholt und stellte ein flinkes Ansteigen fest. Möglicherweise waren die Batterien des Gerätes am Ende oder
die Elektronik von Braun war fehlerhaft.
Es ging rasch auf neununddreissig, ich zog nun die horizontale Position vor, dann auf vierzig Grad und danach erlebte ich ausgiebigen Schüttelfrost.
Schüttelfrost in kleinen Dosen soll gesund sein, weil er angeblich Ablagerungen, Verkalkungen und Cholesterol aus den Gefässen schüttelt.

Dick litt mit mir und wollte, dass ich um Mitternacht ins Spital gehe oder irgend welche Medikamente aus der Hausapotheke einnehme. Ich war
dagegen. Mit Schüttelfrost aufstehen ist nicht nur dumm, sondern gefährlich. Irgendwelche Medikamente zu schlucken, ohne die Ursache der
Erkrankung zu kennen, lehnte ich ab.
Nach einer knappen Stunde war mein Körper offenbar zu müde zum Schütteln. Ich fieberte schlaflos bis um sechs Uhr. Sie wollte mit mir ins Hospital.
Die Temperatur war noch über neununddreissig Grad. Ich schleppte mich trotzdem ins Badezimmer und sagte, so gegen acht wäre ich bereit fürs
Krankenhaus, vorher sei ohnehin bloss die Notfallaufnahme in Betrieb.
Sie blinzelte in den Garten, schaute nochmals, ihre Augen öffneten sich mehr und mehr. Dann schrie sie: „Überschwemmung!“
Land unter. Im Garten breitete sich ein braungelber, morastiger See aus. Die Strasse wurde zum Fluss. Der Fluss gab mir Zeit zum Hinlegen und
zum Erholen von den nächtlichen Strapazen.
Ich konnte sie mit Mühe überreden, die Stiefel zu benutzen, anstatt mit nackten Beinen in der fäkalienreichen Brühe herum zu stapfen. Die grosse
Frage war nur,  wo waren die verdammten Stiefel, irgendwo versteckt auf tausend Quadratmetern - nur dort nicht aufzufinden, wo sie eigentlich
hingehörten.

Sie rettete das Motorrad auf die Veranda und bekämpfte sinnlos den Schlamm so eindringlich, dass einige Wasserschläuche platzten. Da soll sich
einer erholen. Ich war zu geschwächt, um mich über hirnlose Panikreaktionen zu ärgern.
Mowgli erhielt von Mae ein Netz, um Fische zu retten. Er kümmerte sich keinen Deut um Fische, sondern jagte zahlreichen, eigentlich ungefährdeten
Krabben nach. Ich schaute dem Treiben wortlos zu und schmunzelte, als sich Mutter Natur rächte und sich vom Mangobaum ein Klumpen rotgelber
Ameisen über den Knaben ergoss. Der liess die zappelnden Krabben eilends fallen.
Mittlerweile fiel der Flutpegel sichtbar. Schlamm wegspritzen wurde sinnvoll. Nach acht Uhr war die Strasse als Bachbett einigermassen befahrbar.

Mein Blut wurde auf Dengue getestet. Das Blutbild war entsprechend. Der Erreger selbst konnte nicht nachgewiesen werden. Auf Thai meinte
der Arzt im Flüsterton zu Dick, dass Dengue zur Zeit in Chiang Mai für solche Fieberschübe verantwortlich sei. Die Behandlung: Bettruhe und wohl
die Wunderdroge Paracetamol.

Am Nachmittag wurde im Dorf per Lautsprecher auf drei Uhr in der Morgenfrühe eine weitere Flutwelle angekündigt. Einige vermögende
Grundbesitzer bauten in den nordwestlich gelegenen Hügeln Staudämme. Durch die Regenfälle der letzten Wochen waren die Tümpel am Überlaufen
und einige Billigstdämme selbst gefährdet. Offenbar war keine Regulierung des Wasserstandes vorgesehen oder sie kennen nur binäre Logik, voll
oder leer. In der Nacht, wenn keiner zuschaut, werden die Speicher klammheimlich entleert.

Doch zuvor erlebten wir bei einem Glas Premières Côtes de Blaye zweisame fiebrige Kerzenromantik, geschaffen durch einen Stromausfall. (2)
Die vorhergesagte Flut fand trotz ergiebiger Regenfälle nicht statt. Die wird uns dann wieder überraschen, beispielsweise wenn wir dringend ins
Spital sollten.


(1)
http://www.diagnoseklinik-muenchen.de/vorsorge_augenkrankheiten_be.php
(2)
http://www.aoc-blaye.com/


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: namtok am 15. August 2010, 03:06:37
Na dann gute Besserung  ;}


Ist der Fieberschub gar zu arg kann die  "Wunderdroge Paracetamol" durchaus helfen, das Fieber zu senken und einigermassen selbständig und transportfähig auf dem Weg ins Krankenhaus zu sein. Ich hatte damit mal einen plötzlichen Fieberschub mit Schüttelfrost kurz vor dem Abflug erfolgreich bekämpft und auch den Langstreckenflug gut überstanden. Zuhause wurde beim nächsten Fieberschub dann  Malaria diagnostiziert und im Tropeninstitut dann auch richtig behandelt.

Für kleinere Wehwehchen kann mir die "Wunderdroge" aber gestohlen bleiben. Ansonsten hab ich das nie genommen...  }}
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 15. August 2010, 17:48:38
Lieber Low,

es mag pervers klingen, aber beim nächsten Schüttelfrost solltest Du Dich unverzüglich unter eine heiße Dusche begeben, wirkt Wunder.
Ursache des Schüttelfrosts ist eine Temperaturregulierungsstörung, bei der dem Körper suggeriert wirt , die Körperkerntemperatur sei unter einen kritischen Wert abgefallen. Durch Muskelzitten soll nun Wärme erzeugt werden, was auch gelingt. Üblicherweise folgen dann Schwitzattacken, gefolgt von neuerlichem Schüttelfrost. Das kann bis zur totalen Erschöpfung führen.
Schüttelfrost hat nur bei tatsächlicher Kälte Sinn - wir nennen das "Frösteln".
Paracetamol oder auch das altbekannte Aspirin können den Schüttelfrost dämpfen, besser wirkt noch Tramadol. Zu echten Opiaten dürftest Du kaum Zugang haben. {{

Die Temperaturfehlregulierung erfolgt üblicherweise auf dem Boden von Bakteriengiften (Toxine).
Die Einnahme eines Breitbandantibiotikums kann also durchaus versucht werden. Ich empfehle da z.B. ein modernes Cefalosporin oder einen Gyraseblocker, beides gibt es in Thailand rezeptfrei in jeder Apotheke. Wenn man umständehalber von Arzt oder Klinik abgeschlossen ist, ist eine solche Selbstbehandlung statthaft.

Inzwischen gehts Dir hoffentlich wieder gut. Deine Hausapotheke solltest Du erforderlichenfalls aufstocken.
Herzliche Grüße an Deine Lieblingssuperkrankenschwester Dick.
Sehstörungen sind ganz nebenbei bei Fieberschüben durchaus nicht selten.

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 15. August 2010, 19:18:49
Hallo Low

Moon und ich wünschen Dir von Herzen gute Besserung.

Wenn Dich das Dengue-Fieber erwischt hat, wirst Du wahrscheinlich  noch 4 bis 6 Wochen kräftige Probleme haben.

Aus netdoktor.de:

"Dengue-Fieber - Symptome

Andreas Ploch, Arzt   

Dengue-Fieber kann in drei verschiedenen Formen verlaufen.
Klassisches Dengue Fieber: In der ersten Phase treten hauptsächlich grippale Symptome auf, die äußerst heftig sein können.
 Dazu gehören:
Hohes Fieber
Schüttelfrost
Abgeschlagenheit
Bindehautentzündung
Kopf- und Gliederschmerzen
Kreislaufbeschwerden
Durchfall (Diarrhoe)


Außerdem kann vorübergehend ein Hautausschlag (Exanthem) auftreten. Nach kurzer Zeit fällt das Fieber schnell ab, nach ein bis zwei Tagen steigt es erneut an. In dieser Krankheitsphase lassen sich die Erreger mithilfe spezieller Methdoden im Blut nachweisen. Häufig dauert es Wochen, bis der Betroffenen wieder symptomfrei ist.

Milde atypische Form: Die Symptome ähneln denen der klassischen Form, sie treten aber milder und kürzer auf (max. 72 Stunden).

Dengue-hämorrhagisches Fieber (DHF) oder Dengue-Schock-Syndrom (DSS): Das hämorrhagische Dengue-Fieber tritt in erster Linie bei Kindern oder bei einer zweiten Infektion auf, wenn der Betroffene mit einem anderen Virustyp in Kontakt kommt.
Nach durchstandener erster Krankheitsphase kommt es nach ein bis drei fieberfreien Tagen zu einem zweiten Schub. Neben hohem Fieber tritt nun eine Blutung der inneren Organe mit Bluterbrechen, eventuell auch mit blutigen Durchfällen auf.
 Bei schweren Blutungen kommt es zum Schock - häufig mit tödlichem Ausgang (Dengue-Schock-Syndrom)."

Fortsetzung folgt.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 15. August 2010, 20:13:02

4 Wochen nach Ausbruch dieses Fiebers hatte ich keine Probleme mehr mit Durchfall und ich verzehrte dann wochenlang alles mögliche an Obst, um meine Widerstandskräfte zu stärken.

Gegen die Knochenschmerzen halfen mir Medikamente mit dem Wirkstoff Diclofenac.
Viele Bäder, Duschen und Hautcremes linderten den Juckreiz.

Ich hoffe, dass Du nur eine leichte Form des Dengue-Fiebers erwischt hast.

Viele Grüsse von Moon und Achim an Dich und die schlanke Dick



Ediert:

Wer auf den Link oben in der Zitierzeile oder auf den ganz unten nach diesem Text klickt, kann auch den ersten Teil dieses eigenen (ins Kapitel "Meine Gesundheit" verschobenen) Themas "Dengue Fieber" lesen.

MfG hmh.  :)

http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=7734.0
Titel: Beulen zum Heulen
Beitrag von: Low am 17. August 2010, 11:54:02
Beulen zum Heulen

Danke für die Genesungswünsche, für die ärztlichen Ratschläge und den Erfahrungsbericht von @Kern.
Den Trick mit dem heissen Bad kannte ich. Ohne die Hilfe von kräftigen Drittpersonen ist es mir bei einem Schüttelfrost leider unmöglich, mich aus
dem Bett zu erheben, denn die Schüttelei schwächt erbarmungslos. Unter dem Bett hervorkriechen ist nach meinen letzten Erkenntnissen keine
moderne Behandlung, sondern eine zeitgemässe Annäherung an die Beulenpest, oder zumindest Beulen.

Seit Samstag 04 00 Uhr war ich ohne Medikamente fieberfrei und wartete nun eigentlich auf den zweiten Schub. Die Blutuntersuchung vom
Montag stimmte mich zuversichtlich.
Offenbar erwischte ich für die Blutentnahme die Talsohle, denn seit Mitternacht (Dienstag 00 00 Uhr) stieg die Temperatur wieder etwas an.
Ich gab früher zu verstehen, dass ich vor fast dreissig Jahren in Malaysia meine erste Erfahrungen mit Dengue machte. Damals schlug es mir
ebenfalls zuerst auf die Augen. Ich wusste nicht, was mich erwartete. Aus Schmerz und Verzweiflung kaufte ich eine teure Ray Ban Sonnenbrille.
Dieses Souvenir habe ich heute noch.
Wie kräftig solche Schüttelfröste sein können, zeigt sich an @Kerns Beitrag, der in Forenthreads gestreut wurde.

http://www.ray-ban.com/thailand
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Grüner am 17. August 2010, 16:43:02
Deine Ray Ban Brille sieht bestimmt so cool aus wie die, nehme ich an: (http://www.buddhismaustralia.org/dhammachayo.jpg)
Titel: Hochgeschätzte Gäste in Hinterindien
Beitrag von: Low am 18. August 2010, 11:52:50
Hochgeschätzte Gäste                                                        15. August 2010

Die THAGEFNA (Thailändische Gesellschaft für Naturschutz-Anliegen) würdigte ausgerechnet auf Schwiegervaters Farm eine uralte Tamarinde
mit dekorativer Urkunde als schützenswert. Genau in diesen etwas abgelegen stehenden, mächtigen Baum hämmerte der alte Herr einen fünf
Zoll Nagel. Wenn er das praktisch ungeschützte Haus verliess, hing er eine alte Flinte zur Sicherheit in dieses Versteck.
Als Muster- und Vorzeige-Betrieb kann man dieses Stück Land nicht bezeichnen. Es gedeiht viel, was nicht angepflanzt wurde. Manchmal wächst
das Angepflanzte nicht. Kraut ist Kraut. Unkraut gibt es nicht.  
Er ist nicht der alleinige Herr und Meister. Sohn und Tochter bauen planlos beide getrennt etwas Reis an. Zusätzlich spekuliert der Sohn mit Mais
und Ananas. Für einige Zeit bewirtschaftete ein entfernter Onkel etwas Land. Man gab ihm zu verstehen, dass er mit Familie unerwünscht sei,
als sich seine unerzogenen Söhne als unverbesserliche Tierquäler und hinterlistige Halunken erwiesen.
Hundert Hühner gackern herum. Enten schnattern. Ein paar Ochsen lassen ihre Fladen als Dünger am Boden zurück. Hin und wieder werden
Welpen für eine Tierfabrik aufgezogen.

Ein fleissiger Enkel erstellte eine neue Unterkunft, hob einen weiteren Fischteich aus und versucht sich mit verschiedenen Gewächsen. Früher
handelte er mit Textilien. Nach dem wirtschaftlichen Einbruch bevorzugt er das bescheidene, aber sichere Einkommen aus der Landwirtschaft.
Dennoch reizen ihn öfters unwiderstehlich Märkte, Menschen und Klamotten. Deshalb kann es vorkommen, dass das Land ohne Aufpasser von
Hungerleidern und Dieben geplündert wird. Die bedienen sich gerne mit frischen Fischen, Hühnern, Reis und allem, was nicht niet- und nagelfest
ist.

Letzte Woche waren sämtliche Anbau- und Ernte-Spezialisten abwesend, als eine Gruppe braun gekleideter Herren mit blitzblank polierten Stiefeln
den landwirtschaftlichen Betrieb besuchten. Sie warteten einige Zeit gelangweilt, schmissen Steinchen in die Teiche und erschreckten die Fische.
Dann besannen sie sich eines Besseren und fingen ein paar Brocken. Weil warten hungrig macht, zündeten sie mit dem gut gelagerten, trockenen
Holz ein Feuerchen an und brieten die Fische. Sie verspiesen das gare Fleisch und gulpten dazu einige Flaschen andern Orts beschlagnahmten,
schwarz gebrannten Lao Khao herunter. Ordnung muss sein. Sie verkörperten die Ordnungsmacht, die Polizei.

Mitten während der obrigkeitlichen Schmauserei kehrte der alte Mann zurück. Er war nicht allzu erfreut über die Freunde und Helfer, die sich
abgesehen von der Dienstkleidung im Verhalten kaum von gemeinen Dieben unterschieden.
Der Herr Obergefreite, war er gar Leutnant, erklärte barsch:
„Du hast eine Schusswaffe im Haus. Dafür müssen wir eine Gebühr von 200'000 Baht einkassieren.“
Was war passiert? Verloren die Bullen etwa zuviel Zaster beim Zocken oder wollten sie sich einen feuchtfröhlichen Betriebsausflug ins ferne
Freudenhaus finanzieren? Der alte Mann meinte treuherzig:
„Geht ins Haus und seht euch um. Ich habe nichts dergleichen.“
Die Ordnungshüter durchsuchten die bescheidene Behausung vergeblich. Sie gaben nicht auf und filzten das Anwesen stundenlang. Endlich
fand einer eine Waffe - an einem Nagel an einer bejahrten Tamarinde befestigt. Sie stellten den Alten zur Rede.
Er antwortete:
„Das schöne, leider angerostete Gewehr gehört nicht mir. Hätte ich so was, würde ich es einölen und vor Dieben und allerhand Gesindel
geschützt im Hause aufbewahren.“

Der schlaue Fuchs beobachtete, wie sich die vollgefressene Ordnungsmacht mit der rostigen Flinte und einigen Flaschen Lao Khao nach der
fehlgeschlagenen Mission davonmachte. Er sah sich um, lächelte und betrachtete einem Seufzer der Erleichterung die vielen alten Tamarinden.


Anmerkung:
THAGEFNA gibt es nicht. Die Tamarindenbäume und die Ereignisse sind Fakt, nicht Fiktion.

http://de.wikipedia.org/wiki/Tamarinde

http://de.wikipedia.org/wiki/Tamarindenbaum



Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Grüner am 18. August 2010, 18:10:57
Hallo Low,

ich nehme an, dieser Tamarindenbaum ist ziemlich krumm und womöglich noch hohl. Denn sonst hätte er nicht bis heute die Hackebeilchen der Verwandtschaft oder der Nachbarschaft überlebt...
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: namtok am 18. August 2010, 18:22:41
Na, da hat er aber trotzdem Glück gehabt, normalerweise müsste er ja umgekehrt beweisen dass es nicht seine Knarre ist...


Andere arme Schlucker kommen nicht so leicht davon, wie etwa der Fall in den aktuellen Nachrichten, dass ein Müllsammler zur 130 000 Baht Strafe verdonnert wurde, weil er im Abfall gefundene  und von ihren Vorbesitzern weggeschmissene raubkopierte CD's oder DVD's für 20 Baht das Stück weiterverkauft hat...  :}

http://www.nationmultimedia.com/home/2010/08/18/national/Lawyers-Council-blasts-police-over-trash-mans-arre-30136063.html
Titel: Lobpreisungen in den Abendstunden
Beitrag von: Low am 22. August 2010, 22:16:41
Lobpreisungen in den Abendstunden                                       22. August 2010

Durch Fieber geschwächt, zudem die abgehärtete Moral im Europa vergessen, sass ich fast tatenlos herum. Solche Tatsachen könnten zu
Depressionen führen. Vor allem dann, wenn übelwollende Zeitgenossen an blank liegenden Nervensträngen nagen.
Mein gutgemeinter Rat, wir mischen uns nicht in Dorfhändel und Probleme der Nachbarn ein, wird öfters durch eine Hintertür torpediert, wie
das folgende Beispiel illustriert.

Der Herr Kleptomanewitsch, schon sein Vater soll sich durch flinke Hände zum behenden Zugreifen auszeichnen, deshalb die Namensgebung -
fand einen neuen Weg zu schnellem Reichtum und viel Geld, nach dem er mit seiner Fischzucht eher im Trüben und Trockenen stocherte.
Er begann eine Entenzucht. Auf engstem Raum unmittelbar neben uns und an die Schlafzimmer der Nachbarn angrenzend hielt er möglicherweise
über zweihundert Tiere. Der Kot stank erbärmlich in der feuchten Hitze. Immerhin roch es im Schlafzimmer nicht mehr nach dem Schweiss eines
Fieberkranken.
Noch schlimmer war es, wenn Herr K. Futter für die Tiere kochte. Brechreiz liess mich geschwind alle Fenster schliessen. Die Frau des Polizisten
nebenan beschwerte sich wegen geruchlicher Belästigung beim Gemeindeobmann. Übrigens: Die Riesenbilder mit Goldrahmen stehen immer
noch im Regen auf der Strasse. (1) Wieviel Kopfwäsche ertragen dieser Mensch und dessen Fotos?

Der Obmann reiste mit zwei Begleitern an den Haupteingang der von der Umgebung abgeschirmten Experimentalfarm unmittelbar neben dem
Beautysalon. Der felsenharte Eigentümer liess die Herren nicht eintreten. Enten hätte er keine, das sei bloss üble Nachrede. Die Gemeindevertreter
sprachen danach mit Dick im Salon.
„Von unserem Garten aus können sie die Vögel sehen. Sie dürfen gerne einen tiefen Atemzug von Gestank mitnehmen,“ sagte Dick.
Die drei Männer beschauten sich flach atmend allerhand Enten und meinten nachher, sie müssten den Distriktstierarzt verständigen.

Einige Tage später reisten elf Personen an, darunter zwei Veterinäre und eine Ärztin. Sie besichtigten Nachbars Vogelparadies von unserem
Garten aus. Darauf versuchten sie den Tierhalter zu sprechen. Nach geraumer Zeit meldete er sich mürrisch am Tor. Er liess die Leute nicht
eintreten. Sie erklärten ihm, dass er nach Vorschrift für die Entenzucht eine geschlossene Unterkunft benötige. Darauf begann er eine Konstruktion
aus Bambus.
Die wurde nicht akzeptiert. Aus hygienischen Gründen sei ein Betongebäude erforderlich. Schliesslich verschwanden die Enten. Gegenwärtig
hält er noch Fische, Schweine, Hunde mit reichlich Flöhen und Hühner. Futter für die Vögel kocht er glücklicherweise nicht mehr. Die kriegen nun
Abfälle von Thai Airways.

Dass er nicht unbedingt gut auf uns zu sprechen ist, können sich intellektuell begabte Leser an den Fingern abzählen.

Geflügelzucht macht durstig. Gegen elefantösen Durst gibt es Chang. Am Samstag schaute der verärgerte Nachbar viel zu tief in mehrere Gläser.
Keine Slalomstangen zierten die Strasse. Aber er war eifrigst bemüht, die alpinen Schwierigkeiten des Flachlandes zu meistern und bewegte sich
hinkend, offenbar verletzte er sich bereits an einer imaginären Stange oder stürzte im harten Schnee, schwankend, grässliche Laute ausstossend
zu seinem wohlverschlossenen Grundstück.
Mit einiger Mühe verschaffte er sich Zutritt. Einer der sechs Hunde begrüsste ihn so freudig, dass der schwer alkoholisierte Mann stürzte.
Während er tobte und lästerte, verdrosch er den mitleiderregend heulenden Köter erbarmungslos.

Dann hob er an mit leiern lauter Lobpreisungen in den vorabendlich gefärbten Himmel:
„Die Eiterbeule von einem Farang bringe ich um! Burps.
Dann vergewaltige ich seine Frau, diese widerlich abscheuliche Schlampe.
Danach steche ich sie ab wie ein Schwein! Ächz.
Zum Schluss töte ich diesen blöden Rotzbengel! Rülps. Kotz!“

Beängstigende Stille für einen Augenblick.
„Geh zu Bett, wenn du besoffen bist,“ rief seine Frau erzürnt.
Danach besuchte sie Dick wie öfters nach einem Alkoholexzess des Ehegemahls und sprach ihr Bedauern über die Entgleisung aus.
„Er hat üble Launen an sieben von acht Tagen die Woche, daneben freilich ist er ein guter Mensch!“

Wir auch.


(1)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg112260#msg112260

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 23. August 2010, 04:40:43
Hallo Low


Es geht doch nichts über nette Nachbarn.    :-)

Dein "freundlicher"  Nachbar fängt wohl ständig etwas neues an, um sich nicht mit den Misserfolgen seiner vorherigen Unternehmungen auseinander setzen zu müssen.


Gute Besserung       Achim

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: dart am 23. August 2010, 05:26:34
Hallo Low
Die Drohungen deines alkoholkranken, psychopathischen Nachbarn sind beängstigend, wenn der wirklich mal durchtickt, in welcher Form auch immer, wird er wohl kaum zur Verantwortung gezogen werden, und selbst wenn....hilft euch das wenig.
Deine Ausführungen in "Abgründe: Schule und Elternhaus" sind nicht minder beängstigend.
Evt. ist ein Ortswechsel ratsam. ???
Ich bin heilfroh (meine Familie übrigens auch) keinen direkten Nachbarn zu haben.
Gruss Reiner
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hellmut am 23. August 2010, 05:37:18
Nach anfänglichem Desinteresse finde ich zunehmend Gefallen an den Geschichten von Low. - Nein, nicht das ich Lust hätte mit ihm zu tauschen, sondern weil sie so geschrieben sind das ich mich als Leser manchmal mitten drin fühle. Die Kunst des lebendigen Schreibens hat Low eindeutig entdeckt und setzt sie meisterlich um.  ;}

Wäre ich ein Literaturkritiker (bin zum Glück keiner und habe keine Ahnung an welchen Nägeln diese ihre Kritiken aufhängen), wüsste ich nichts an seinen Geschichten auszusetzen.

Die "Geschichten aus Hinterindien" klingen absolut real und zeigen eine ungeschminkte Welt während von allen anderen (mir bekannten) Schreibern (Nord-)Thailand allzu penetrant als "Paradies" beschrieben wird.

@ Low, mach bitte weiter so! Deine Berichte sollten neben "Wahre Liebe" zur Pflichtlektüre für "Häuslebauer" und Liebeskasper erhoben werden.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 23. August 2010, 15:27:50
 Der vielseitige Low ist nebenbei auch die Inkarnation der leichten Schreib-Feder mit lebendigem Tiefgang.


Zitat hellmut
Zitat
  Die "Geschichten aus Hinterindien" klingen absolut real und zeigen eine ungeschminkte Welt während von allen anderen (mir bekannten) Schreibern (Nord-)Thailand allzu penetrant als "Paradies" beschrieben wird.
   
  ???
1. Thailand ist unbestritten das Paradies.
2. Lows Geschichten dagegen ereignen sich in Hinterindien! (Liegt das in Vorderasien?)


Zitat dart
Zitat
   Die Drohungen deines alkoholkranken, psychopathischen Nachbarn sind beängstigend,...

Evt. ist ein Ortswechsel ratsam.   
Einerseits tragen solche Drohungen sicher nichts zur Beruhigung bei und sind sehr unangenehm.
Andererseits wird Khun Kleptomanewitsch schon etliche seiner Mitmenschen verflucht und bedroht haben.


Gruss   Achim
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hellmut am 26. August 2010, 01:54:57

1. Thailand ist unbestritten das Paradies. ...

Ich sah es mal das ultimative Paradies.
Doch je länger ich im Land lebte, um so mehr Schatten legte dich über den strahlenden Himmel.
Insbesondere die hohe Bereitschaft zu Kriminalität unter den Einheimischen finde ich nicht paradiesisch.
Titel: Kleptomanewitsch als Augenöffner
Beitrag von: Low am 27. August 2010, 16:37:08
Kleptomanewitsch als Augenöffner

“Seine Frau, diese widerlich abscheuliche Schlampe.“
Ich müsste vorsichtigerweise zum Optiker und mir eine neue Brille besorgen.
Dabei bin ich heilfroh, dass keine Studentin als Betthäschen fungiert. So ein junges, knapp berocktes, knospendes Knusperding könnte die
lüsternen Phantasien eines masslos Betrunkenen wie ein Vöglein beflügeln und wäre dementsprechend gefährdeter.

Mit der Brille kann ich mir dennoch Zeit lassen. Nach dem näheren Studium von Khun Kleptomanewitschs aufgedunsenem weiblichen Wesen,
bin ich doch sehr zufrieden mit meiner gereiften Besenhalterin und ihren immer noch reizenden Formen.
Sollte ich seine Gattin im Suff vergewaltigen wollen, hätte ich vermutlich eher einen Leberschaden als ein steifes Glied.

Ein Ortswechsel innerhalb des Landes bringt nichts. Ich kenne drei Dörfer im Umkreis von einigen hundert Kilometern. Die ersten Tage waren
jeweils Neuland im Paradies mit frischen warmherzigen, heissblütigen Freundinnen, durstigen Kollegen und fragwürdiger Verwandtschaft.
Irgendwie sind wir ja alle artverwandt. Die Einen mehr, die Andern weniger.

Spätestens nach drei Wochen im Privathaus sahen wir die erbärmlichen, bekannten Zustände wie Alkoholismus, Kleinkriminalität, Inzucht und
Ehebruch, Faulheit und Bequemlichkeit verbunden mit grenzenloser Gier nach sämtlichen Gütern dieser Welt ohne nennenswerte Arbeitsleistung.

Bereits in Mowglis Englischbuch fiel es mir auf: Sämtliche (erfolg)reichen Menschen sind von Beruf Model, wie Gisele Bündchen, Fussballer, wie
Ronaldo oder Filmstars. Verglichen mit diesem Lehrbuch bieten einige Publikationen der Regenbogenpresse gehobene Unterhaltung.
Anhand des gänzlich verpfuschten Lehrmittels dürften wir alle verhungern, weil den Kindern an Stelle von Realität Träume und Illusionen
vorgegaukelt und eingetrichtert werden.

In den verschiedenen Dörfern trugen die Akteure andersgeartete Namen und Haartrachten und versuchen anfänglich die selben abgeschmackten
Tricks beim banalen Buhlen um Gunst und Geld. Hotelaufenthalte schirmten etwas von der Umwelt ab und es dauerte entsprechend länger, bis ein
allfälliger Durchblick erfolgte.

Einige Gedanken auf die Antworten von @Kern und @hellmut betreffend Paradies:
Klimatisch und Landschaftlich sind wir in Hinterindien dem Garten Eden sehr nahe. Genau so wie in Euroland, DACH, sind die qualifiziertesten
Handlanger des Teufels leider die Menschen.
Beim Ersteigen eines Gipfel in den Bergen sehen wir nicht nur ein erhabenes Panorama, sondern teilweise verborgen tiefe Schründe und unermessliche
Abgründe. Man kann unbequeme Schluchten verdrängen, schlicht nicht zur Kenntnis nehmen. Aber ohne Täler gibt es keine Erhebungen.

Wir benötigen Abwechslung. Damit das süsse Sahnetörtchen immer wieder schmeckt, braucht es durchaus Sauerkraut mit Eisbein. Speziell für die
Helvetier: Reich garnierte Bernerplatte und danach (Kemmeribodenbad) Meringue mit Glace.
Daneben gibt es die totalen Kostverächter, die neben Tom Yum Goong sämtliche einheimische Pflanzen, Gemüse und vielfältigen anderen exotischen,
teilweise mandeläugigen Gewächse und Speisen verachten. Für solche Leute existiert glücklicherweise die ideen- und geschmackslose Küche
Grossbritanniens.
Titel: Rekonvaleszenz und Sichtweise in Hinterindien
Beitrag von: Low am 31. August 2010, 13:00:42
Rekonvaleszenz und Sichtweise

Die Geschichten und ihre Themen änderten sich durch äussere Einflusse etwas.
Ich hatte im Monat Juni keinen Kontakt mit der hiesigen, gut dotierten Gerüchteküche. Eine Wiederaufnahme der intensiv diskreten Beziehungen
scheiterte bisher. Unmittelbar nach unserer Rückkehr war ich durch die anstrengende Arbeit während den vergangenen Wochen geschwächt
und erkrankte. Als ich mich endlich erholte, stach trotz Fliegengitter eine Tigermücke unbemerkt zu und mich schwächte ein Fieber. Was bewirken
Gitter, wenn hirnlose Gäste die Türen nicht schliessen?
 
Ausser einer viel zu teuren Nicht-Hochzeit nahm ich an keinen Parties teil. Dort traf ich allerdings auf eine rote Rembrandt-Isaan Frau, die mich
durch ihre Üppigkeit und Sinnlichkeit tief beeindruckte. Leider verschwand sie noch in unergründlicher Nacht auf unerklärliche Weise.
Seitdem ich das Haus verkaufte, dürfen mich Freundinnen auf gestrenge Anordnung der Direktion wegen eventuell gefährdeter Rekonvaleszenz
kaum noch sehen.
Noch im Wonnemonat May belächelte Dick das fröhliche Knutschen und meinte gönnerisch:
„Meine männerlosen Freundinnen benötigen etwas Zärtlichkeit und Zuneigung.“
Jetzt, wo ich um das Überleben kämpfe, soll diese Mund zu Mund Beatmung plötzlich zu Ende sein.

So bleibt mir denn zur Zeit nur die genauere Betrachtung der Fluten im Dorf, tiefschürfende Erlebnisse in einigen Einkaufszentren, das segensreiche
Wirken des Nachbarn Kleptomanewitsch und die Problematik mit Mowglis Schule. Dagegen lehne ich mich nicht auf. Möglicherweise wurde das vom
Schicksal  vorausbestimmt.

Meine teilweise einseitige Betrachtungsweise in den Tagebüchern wird gegenwärtig durch stilistisch selbstlose, immer einfache und bestimmte
Beiträge eines herum düsenden Mannes ergänzt, der sich bewusst vom Genuss von Alkohol und Sex in Thailand fernhält.


Der sorgenlose Langzeitsextourist und Quartals-Alkoholiker, (das Jahr hat fünf Quartale)
Low
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 31. August 2010, 13:32:47
 :-)

und

 gute Besserung   ;}


Gruss   Achim
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 01. September 2010, 09:06:02
Hallo Low,

vielleicht kannst Du die Direktion doch noch umstimmen.
War da nicht noch das kleine Häuschen im Tessin?   ???   
Klarer Fall von Luehm - oder so..  (;-)

mfg kmr



Titel: Frauen
Beitrag von: Low am 01. September 2010, 17:29:28
»Die Frauen sind die Holzwolle in der Glaskiste des Lebens.«

Peter Panter / Kurt Tucholsky
Die Weltbühne, 27.05.1930, Nr. 22, S. 799.


Demnächst:
Potenz, Bier und Federer

in:

Die Mondscheinsonate
(WARNUNG: Nicht unbedingt jugendfrei)
Titel: Potenz, Bier und Federer
Beitrag von: Low am 02. September 2010, 14:58:08
Potenz, Bier und Federer

Exponenten sind die kleinen Zahlen, die rechts oben mit einem Minus- oder Plus-Zeichen hinter einer gross geschriebenen Zahl stehen.
Im Aufsatz schreibe ich der Einfachheit halber: 2 hoch 2 = 2ˆ2.  2e+2 ist ebenfalls richtig.
Warum ich dem Knaben diese Rechenart beibrachte, weiss ich nicht mehr. Er hatte Freude daran und kapierte es schnell. Ich sah letzthin
im Rechenbuch, dass ohne fundamentale Einführung Potenzen benutzt werden sollten. (1)
„Ich löste die Aufgaben bereits,“ sagte er stolz.
„Können das die anderen Kinder auch?“ fragte ich.
Er grinste frech: „Nein.“

Wenn 1 Kilogramm Äpfel 60 Baht kosten, was kosten 1 1/2 Kilogramm?
Diese Aufgabe ist hier für die meisten Leute sogar mit Taschenrechner unverständlich und unlösbar.
„Kauf besser zwei Kilogramm, denn Äpfel sind gesund!“
Aber über Potenz verfügt hier jeder.

Die kniffligste Aufgabe war:
243 x 3ˆ2 = 243 x 9 = 2187 ist falsch. Die richtige Lösung nach Buch ist 3ˆ7 (3e+7) (3 x 3 x 3 x 3 x 3 x 3 x 3), denn Thai Kinder bemerken auf
den ersten Blick, dass 243 = 3ˆ5 sind (3e+5).

Weil extrem grosse Strecken in irdischen Verhältnissen unmöglich sind, wich das Rechenbuch sofort in den Weltraum aus und die Schüler rechneten
mit Distanzen von Planeten und Sternen. Dafür haben die Kleinen keine Ahnung, wie weit es von Chiang Mai nach Chiang Rai ist, oder wie viele
Zentimeter dreieinhalb Meter haben.
Als unsinnige Zugabe wurde gleich noch das Längenmass Lichtjahr eingeführt, ohne lange zu erklären, dass das Licht pro Sekunde an die
300 000 Kilometer zurücklegt. (2) Die Intelligenzbestien durften dann unvorstellbare interstellare Distanzen von Lichtjahren in Kilometer umrechnen.
Die verfängliche Frage nach dem Abstand zwischen Erde und Mond und wie die Schüler ihn berechnen würden, regte mich zur folgenden Geschichte
an:

Die Mondscheinsonate

Ein schwerreicher Bierproduzent, gleichzeitig avantgardistischer Philanthrop, lud den Tennischampion Roger Federer, sowie den berühmtesten
Astronomen Hinterindiens zu einem Experiment ein und setzte dazu kurzzeitig die Gesetze der Schwerkraft ausser Betrieb. (3) Alkoholische
Getränke produzierende Philanthropen dürfen das. Bereits Lao Khao zeigt beim übermässigen Genuss verwandte Effekte.

Federer schmettert Bälle mit einer Geschwindigkeit von über 200 Kilometern pro Stunde. Sein Auftraggeber verlangte einen Schlag mit genau
200 km/h in Richtung Mond. Der Astronom von Weltruf sollte mit einem speziell konstruierten Riesenteleskop den Ball und insbesondere die
Ankunft auf dem Mond verfolgen. (4) Anhand der gemessenen Zeit und der bekannten Geschwindigkeit des Flugobjektes liesse sich die genaue
Distanz relativ einfach berechnen.

Nach einigen beschwerlichen Stunden am Fernrohr, genehmigte sich der Wissenschaftler eine scharf saure Tom Yum Goong und darauf ein
kurzes Nickerchen. (5) Seine verehrte Frau sass während dieser Zeit strickend mit schmerzendem Hintern am Teleskop. Darauf häkelte sie ein
mit reichlich Sternzeichen dekoriertes Sitzkissen, denn sie begriff den Unterschied zwischen Astrologie und Astronomie nie. Sie war fühlbar
verbittert, weil ihr Ajarn Yai mit seinem beachtlichen Instrumentarium keinen lukrativen Nebenverdienst mit Horoskopen und Wahrsagen
ankurbelte, sondern sämtliche Antragssteller mürrisch abwies.
 
Nach einer Woche Wache im Observatorium waren beide trotz neuem Sitzkissen erschöpft. Der Ball flog immer noch Richtung Mond.
Der Astro-Physiker rechnete, triangulierte, extrapolierte, kratzte sich unanständig an einer exponierten Stelle und erklärte bitter:
„Knappe zehn Prozent.“

Doch der geistreiche Dozent hatte die glänzende Idee, einige seiner attraktiven Studentinnen für die bahnbrechende Beobachtung einzusetzen.
Bei den Einführungen zu zweit am physikalischen Gerät waren physische Berührungen unvermeidlich. Dem Forscher waren die Rundungen des
Apparates angenehm. Besser noch gefielen ihm die intimen Sphären seiner Assistentinnen, so dass sich seine Hände öfter mit den warmen
Formen als mit dem kalten Metall des teuren Instrumentes beschäftigten.

Etwas über elf Wochen nach Federers Präzisionsschlag, er war längst wieder bei seinen inzwischen jährigen Zwillingen in Zürich, zeigte der
Herr Professor am Teleskop den winzigen Ball vor dem riesigen Mond einer taufrischen, an sämtlichen Wissenschaften interessierten jungen
Dame. Sie präsentierte in ihrer duftigen Bluse nicht bloss Tennisbällchen, sondern verlockende Pomelo. Diese Produkte lenkten die geschärften
Blicke des Astronomen dauernd von seiner eigentlichen Aufgabe ab. Er konnte sich nicht zurückhalten und musste die fehlerlosen Formen mit
eigener Hand erkunden. Am Spiegelteleskop herrschte plötzlich ein brünstiges Knutschen.
Kleider fielen. Körper verschmolzen, eine echte Sternstunde angewandter Liebe und Triebe im Observatorium.

Als der leicht zerzauste, keuchende Professor in unordentlicher Kleidung endlich wieder den Mond betrachtete, bemerkte er entsetzt, dass der
Ball bereits aufgeprallt war. Die überaus wichtigen Angaben über Minuten, Sekunden, zehntel und hundertstel Sekunden fehlten. Der Ball war
etwa 1900 Stunden unterwegs.
Die exakte Vermessung erwies sich damit als eine, durch den hemmungslosen Geschlechtstrieb eines Akademikers, ruinierte Bieridee.

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Potenz_(Mathematik)
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Lichtjahr
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Philanthropie
(4)
http://de.wikipedia.org/wiki/Teleskop
(5)
http://www.thailandinformation.de/thailand-rezept-tom-yum-goong-scharf-saure-thai-suppe-mit-garnelen-308-pictures.htm

Nachtrag:
Die wechselnde Distanz des Mondes wurde auf Millimeter genau vermessen. Wir wissen jetzt, dass sich der Himmelskörper pro Jahr im Mittel
38 Millimeter von der Erde entfernt.

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Blackmicha am 02. September 2010, 16:12:52
@ Low

Ich neige mein Haupt vor deinen wissenschftlichen Erguessen !

Deine Poesie sucht seinesgleichen ,DANKE !
 
 }}
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 02. September 2010, 16:57:31
Ich bin der zweite in der Reihe hinter dem Micha ;}

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: MIR am 02. September 2010, 17:11:51
@ Low

Weitermachen super   ;}
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hmh. am 02. September 2010, 23:41:58
Mal eine Zwischenmeldung für alle Leser und Freunde der Geschichten aus Hinterindien:

Die holde Gattin, einer unser Enkel und ich haben Low, "Dick" und "Mowgli" kürzlich besucht und waren dabei außer von der Lebensart im Hause Low vor allem von der unglaublichen ติก dtìg "Dick" beeindruckt. Sie ist seit der holden Gattin die zweite Thai, die ich je kennengelernt habe, die unter anderem millimetergenau rückwärts einparken kann... ("Millimetergenau" ist genau so gemeint, wie es dasteht!)

Bei meinem Besuch habe ich von Low eine CD mit seinen bisherigen Geschichten... mitbekommen. Es ist eigentlich Material für mehrere Bücher. Seit gestern sitze ich nun, jedenfalls in meiner Freizeit, über seinen Geschichten. Die druckreife Zusammenstellung wird noch etwas auf sich warten lassen, aber bis zur kommenden Saison soll zumindest ein erster Teil fertig sein. Es wird in D-A-CH in einer winzigen bis kleinen bibliophilen gebundenen Liebhaberauflage erscheinen (dies vor allem aus weltweiten Urheberrechtsgründen, für alle Fälle...) und unmittelbar danach im Rahmen der TIP-Edition.

Roy war von Anfang an begeistert von der Idee und hat für die in Phuket hergestellte Thailand-Auflage einen volkstümlichen Preis versprochen.  :)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Pedder am 03. September 2010, 02:19:30
Immer wieder ein Erlebnis  }}

Danke  ;}
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 03. September 2010, 23:06:12
http://comps.fotosearch.com/comp/FSP/FSP577/hand-machen-ok_~700008.jpg

Die hinterindischen Geschichten als Buch. Klasse!

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: farang am 03. September 2010, 23:12:09

Das finde ich auch,aber dein Link, zeige das Zeichen nicht überall.



---------------

Vollzitat entfernt
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Josef am 03. September 2010, 23:31:20
@ hmh

Danke für Deine Aktivität >>> ich freue mich auf das Buch !!!!!

gruß

der regelmäßiger " Geschichten aus Hinterindien "- Leser
Josef
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 04. September 2010, 00:54:15
@farang
Richtig, vor allem nicht in Italien ;-)),
doch hier sollte das schon eindeutig als sehr positive Geste verstanden werden.

mfg kmr
Titel: Mondscheinsonate
Beitrag von: Low am 04. September 2010, 13:18:51
Für die zahlreichen Ermunterungen verneige ich mich gerührt vor dem Publikum –
mit Frack, Schlips und auf Hochglanz polierten schwarzen Schuhen.

Mondscheinsonate                                                                                                                      4. Sept. 2010

Meistens bin ich gegen Eingriffe der Moderatoren. In den letzten Tagen schrieb wieder einer schneller, als er denken konnte. Besten Dank den
Ordnungshütern.

Wie lesen solche Leute eigentlich, mit ausgeschaltetem Hirn oder hohem Schnapspegel?
Die Mathe Probleme wurden mit vielen denkbaren Einwänden klar geschildert.
Die Potenzrechnerei war eine reine dreitägige Alibiübung. Wenn dies zwei Schüler von fünfzig begreifen konnten, ist es ein Erfolgserlebnis.
Der Unterschied von Quadratmeter und Kubikmeter ist unbekannt.

Genauso wird Englisch gepaukt – erfolglos, reine Zeitverschwendung.
Niemand spricht! Sogar Mowgli muss ich täglich auffordern, beim Schreiben laut zu sprechen.


Bisweilen versuche ich eine Geschichte, bevor ich sie ins Forum stelle, irgend jemandem zu erzählen, um allfällige Reaktionen zu beobachten
oder Missverständnisse zu bereinigen.
Als zufälliges Opfer fand ich einen älteren, sehr schwerhörigen Herrn. Ein Dialog war fast aussichtslos.

Dennoch begann ich mit lauter Stimme:
„Die Mondscheinsonate.“
Um seine Aufmerksamkeit zu zeigen erwiderte er gleich:
„Die Mondscheintomaten. Das sind doch Nachtschattengewächse, Solanaceae, nicht wahr Khun Low?“


Als Entschädigung spielt Wilhelm Kempff  Beethoven's Mondschein Sonate mvt. 1
http://www.youtube.com/watch?v=O6txOvK-mAk&feature=related


Titel: Boote am Mae Ping
Beitrag von: Low am 09. September 2010, 15:32:40
Boote am Mae Ping                                                       9. September 2010

Von Hang Dong aus fuhren wir auf der Strasse nach Ban Tawai. Die zahleichen Geschäfte und Holzhandwerker liessen wir unbeachtet rechts
liegen. Hinter einem Zickzack übenden Vehikel, der Fahrer hatte zu wenig Blut in seinem Alkoholkreislauf und führte bei der nächst gelegenen
Lao Khao Verkaufsstelle eine akrobatische Meisterlandung mit Notbremsung durch, fuhr Dick immer schön gerade aus, bis wir zu einer namenlosen
Siedlung gelangten. Anstatt die Brücke über den Mae Ping zu queren, bogen wir nach rechts ab und folgten dem Fluss Richtung Süden.
Die Strasse ist relativ gut und hatte wenig Verkehr. Wir begleiteten gemächlich den bildreichen Flusslauf. Unterwegs fanden wir idyllische Plätzchen,
geeignet zum Verweilen, zum Fischen und zum Vögel beobachten.
In der Gegend gibt es Fasane und zeitweise Eisvögel. Die besuchen uns ebenfalls im Garten. Der stahlblaue Kingfischer vergisst nie, sich bei der
Gelegenheit als Andenken ein Fischlein zu schnappen.

Selten dekorierte eine kleine Müllhalde das gegenseitige Ufer. Noch seltener sahen wir Verbauungen gegen das Hochwasser. Auf unserer Seite
war die Fahrbahn stellenweise von den letzten Fluten unterspült. Teile des Belags bröckelte in den gelbbraunen Fluss. Wir entdeckten mehrere
Fischfarmen. Zwei, drei kleinere Dämme stauten und beruhigten die ungestümen Gewässer.

Unser Ziel war Pa Sang. Etwa sechs Kilometer davor wechselten wir auf die andere Seite. Wir fragten uns, ob die Leute in der Gegend von
Hochwasser geplagt würden. Dick sah schöne, gut bewirtschaftete Felder und fand, nein, das ist nicht Flutgebiet. In Pa Sang selbst belehrten
uns die Sandsäcke entlang der Hauptstrasse eines Besseren.
Auf dem Rückweg, etwas ausserhalb der Stadt verzehrten wir in einer Kneipe am Fluss einen gebratenen frischen Fisch. Ich griff zur Kamera
und fotografierte farbige Boote am malerischen Ufer.
Wir suchen seit Jahren ein kurzes Holzboot. In unserer Gegend wird bloss Plastikschrott angeboten. Wir fragten die gesprächige Wirtin nach
einem Bootsbauer in der Nähe.
„Den gibt es,“ sagte sie.
„Fahrt weiter bis zum kleinen Krematorium, unmittelbar anschliessend ist die Longan-Trocknerei. Drei Häuser weiter lebt der Bootbauer.“

Es waren nicht nur drei Häuser und der Bootsbauer war abwesend.
Dick erzählte den anwesenden Menschen von unserem Wunsch nach einem kurzen Holzboot.
„Dieser Mann baute schöne Boote. Er war ein Künstler und immer wieder stolz, wenn er ein neues Schiff wässerte,“ erzählte eine alte Frau.
„Er versuchte vergeblich, seine Kinder von der Notwendigkeit seines geliebten Handwerkes zu überzeugen. Sein Sohn zeigte kein Interesse,
sondern war auf schnelles Geld aus.“
„Der erfahrene Alte baute auch zwei hübsch dekorierte kurze, sehr wendige Boote.“
„Na ja, vor zwei Tagen haben wir seinen Leichnahm im Krematorium gleich neben der Longan-Fabrik eingeäschert.“
„Weil die kleinen Boote während längerer Zeit keine Käufer fanden, verbrannten wir sie gleich mit.“

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 09. September 2010, 17:09:50
Jammerschade, dass der Alte seine letzten beiden Holzboote mit auf die Reise genommen hat.
Du must also weitersuchen.
Vielleicht findet sich im weiteren Verlauf des Pingflusses doch noch jemand, der auch heute noch Holzboote baut?
Ihr müsst wohl noch mehr Ausflüge machen...

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 09. September 2010, 17:19:58
Hallo Low


Eine schöne Geschichte mit etwas traurigem, "die-sind-so" Ende.

Besonders geniesse ich Deine oft unkonventionellen und skurrilen Formulierungen.     :]


Gruss   Achim
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 10. September 2010, 18:08:55

Lieber Low,
es geht leider so vieles unter, dass einem das "mai bpen rai" manchmal  im Halse stecken bleibt.
Was nicht untergeht und m.E.sogar immer noch besser wird, sind Deine Geschichten! Hab Dank.

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: franzi am 11. September 2010, 19:41:22
servus

dann hat in diesem fall der sohn die richtige entscheidung getroffen.

fr

Titel: Fiat lux in Hinterindien
Beitrag von: Low am 11. September 2010, 22:08:35
Fiat lux                                                                10. September 2010

Es werde Licht. Meine Beleuchtung eines technischen Hilfsmittels ohne sektiererische Ambitionen. (1)

(Vorsicht: Unverständliche Technik!)


Am achten September gegen zweiundzwanzig Uhr entlud sich über dem Dorf ein äusserst heftiges Gewitter. Fast sekündlich erhellten Blitze den
dunkeln, bewölkten Nachthimmel. Die Donnerschläge verstummten während einer Stunde kaum. Auf der Veranda hätte man ohne eingeschaltete
Beleuchtung mit etwas Mühe Zeitung lesen können, sofern extreme Windböen vermischt mit Sprühregen den Spass nicht verdorben hätten. Kein
Wunder, dass der elektrische Strom mehrmals ausfiel.

Unsere Neuerwerbung, eine Notbeleuchtung schaltete meist sofort ein. Nach der ersten Strompanne zündete ich als tropentauglicher Elektroniker
im Ruhestand vorsichtigerweise zusätzlich einige Kerzen an.
Vor wenigen Wochen arbeitete Dick des Nachts mit dem Staubsauger, als der Strom ausfiel. Eine Taschenlampe steht immer griffbereit auf der Bar,
allemal an der gleichen Stelle, so dass man im Dunkeln ohne Munkeln einfach zupacken kann.
In dieser Nacht blockierte der stillgelegte Sauger den Weg zur Bar und hätte fast einen Unfall verursacht. Am nächsten Tag kaufte ich anstatt
Schmerzmitteln die Notleuchte.

Unser durch einen Akku gespiesenes Gerät hat einen Nachteil. Sofern eine kleine Restspannung vorhanden ist, es genügen weniger als fünfzig
Volt, schaltet das Relais bei einem Spannungsausfall von annähernd achtzig Prozent die Leuchte nicht ein. Woher ich das weiss? An einer Steckdose
misst ein selbstgebasteltes Voltmeter dauernd die Spannung. Sie schwankt fast täglich zwischen Null und 240 Volt.
Mit anderen Worten: Die elektrische Beleuchtung kann jederzeit ausfallen, ohne dass die hinterindische Notbeleuchtung einschaltet.

Das ist ein gutes Beispiel für schlechte Entwicklungsarbeit im Labor. Vielleicht lernte der Herr Oberingenieur seinerzeit  mit Potenzen rechnen.
Bloss bei den milli-Ampere versagten seine Kenntnisse. Vermutlich las keiner der Untergebenen das Datenblatt des elektromechanischen Relais.
Einige davon benötigen einen kräftigen Stromstoss um den Anker anzuziehen, während der Haltestrom äusserst gering sein kann. Das ist beim
Homo sapiens kaum anders, wie eingehend erläutert in den Abteilungen Partnerschaft, Sex und Liebeskasper. (2)

Ich öffnete ohne Verwendung eines Kondoms das Gerät, ein stabiles, pulverbeschichtetes Metallgehäuse, und war positiv überrascht. Neben
einer sauberen Printplatte und dem Akku entdeckte ich einen richtigen Transformator, der mit 10 Volt / 500 mA beschriftet war.
Die Netzsicherung von einem Ampere (230 x 1 = 230 Watt) war für den sechs Watt Trafo reichlich bemessen. Vermutlich würde ein Zehntel davon,
100 mA,  genügen, um zu verhindern, dass der Trafo verbrennt und vermeidbaren Gestank entwickelt. In der Nähe des Relais war ein Regler
(Potentiometer). Der müsste eigentlich die Lampe bei niedrigem Batteriepegel ausschalten, um den Akku zu schützen.

Eventuell hilft ein zusätzlicher kleiner Lastwiderstand, dass die Gleichspannung am Print bei fünfzig Volt Wechselspannung am Eingang
zusammenbricht. Vielleicht nützt ein Widerstand parallel zur Erregerspule des Relais oder ich installiere vor dem Trafo ein zusätzliches
Wechselstromrelais, welches garantiert abfällt. Hat jemand Erfahrung und Empfehlungen?
Meine Frage betrifft vor allem die Beschaffung. Was haben die Läden am Lager, Widerstände oder Relais? Oder vor allem Widerstände bei der
Beschaffung der Teile!

Einen Notstromgenerator will ich nicht. Wie die Erfahrung zeigt, gelangen die Abgase garantiert ins Schlafzimmer, wo auch immer das Ding
aufgestellt wird oder ich habe ein kleineres Grundstück von der Grösse Liechtensteins.

Was mir sonst noch ins Auge stach: Der Blechstreifen, welcher den kleinen Akku, (4.5 Ah = Amperestunden) fest hielt, war so kräftig verschraubt,
dass sich der Metallstreifen zu einer Spirale verbog. Der Sieg geballter Kraft über wenig Vernunft, wie so oft in diesen Tagen.

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Fiat_Lux_(neureligi%C3%B6se_Bewegung)
(2)
http://www.evolution-mensch.de/thema/arten/sapiens.php
Titel: Schlangenfrass mit Schädelbruch in Hinterindien
Beitrag von: Low am 14. September 2010, 00:12:29
Herrn Dr. med. Wolfram Kempf zum Geburtstag gewidmet.
Eventuell hätte er als Arzt segensreich eingreifen und die Schlange retten können.



Schlangenfrass mit Schädelbruch                                           13. Sept. 2010

Die folgende Geschichte recherchierte ich nicht selbst. Sie stammt von unserer Raumpflegerin. Sie erzählt eigentlich nur selten Märchen und
Gutenachtgeschichten und ist wahrlich nicht das personifizierte Sandmännchen.

Diese Frau und ihre Familie lebt in einem ärmlichen Dorf nur wenige Minuten von uns entfernt. Nachdem ihr Bruder, ein global-gigantischer
Alkoholiker endlich verstarb, er versoff nicht nur sein Geld und Vermögen, sondern ebenso das bescheidene Einkommen sämtlicher Familienangehöriger,
schafften es die fleissigen Leute, sich eine bessere Lebensqualität zu erarbeiten.
Die einst triste, fensterlose Behausung ohne jeglichen Komfort, ist nun ein kleines, gepflegtes Schmuckstück. Wir sind nicht ganz unschuldig daran.

Unsere Haushalthilfe erschien letzthin wie angekündigt etwas später, dennoch wesentlich früher als erwartet. Sie besuchte ganz kurz eine
Kremation und schlich sich dann, wie die meisten Gäste vorzeitig und möglichst unauffällig davon.
In ihrem Dorf herrscht nach wie vor teilweise bittere Armut und Schmalhans ist oft Küchenmeister. Dort lebte eine ältere Wittfrau mit ihrer mündigen
Tochter. Letzte Woche arbeiteten die Frauen auf dem Acker, als eine unvorsichtige Schlange ihren Weg kreuzte. Problemlos fingen die Frauen
das Tier.
„Mae, das ist eine höchst willkommene Abwechslung zum Essen, anstelle von Reis mit scharfsaurer Gemüsepampe,“ meinte die Tochter.
Das Wasser lief ihr bereits im Gaumen zusammen.
 
Die Mutter erklärte, der Reis sei alle. Sie müsse leider die Hälfte der Schlange verkaufen und mit dem Erlös Reis und Grünzeug kaufen.
Die Tochter maulte, hatte aber ein Einsehen, dass die Schlange allein doch nicht längere Zeit satt machen würde.
Das Essen schmeckte hervorragend. Es war so gut, dass die Tochter Lust auf mehr entwickelte. Hungrig attackierte sie ihre Mutter:
„Es war dumm und gemein von dir, einen Teil der delikaten Schlange zu verkaufen. Nun sitze ich mit schmerzend knurrendem Magen da, nur weil
du mich, deine eigene Tochter, betrogen hast und rücksichtslos mehr als die Hälfte der Schlange weggabst!“

Das liess die Alte nicht unbeantwortet und die beiden Weiber begannen einen  lauten Streit, den einige Anrainer wie ein Hörspiel am Radio
mitverfolgten. Nach längerem Gezeter und gellendem Geschrei fielen Hiebe und derbe Schläge.
Offenbar erwischte die resolute Tochter in der Küche einen Stössel, den Stampfer zum Zubereiten des berühmt berüchtigten Papaya Salats
Som Tam. Sie liess das Ding unsanft auf Mutters Schädel krachen. Knochen splitterten, ein letzter Aufschrei und ein kraftloser Körper sackte
zuckend zusammen. Einige wenige Schritte, dann Ruhe, wie beim Radio nach einem Stromausfall.

Die junge Frau legte das leicht blutige Tatwerkzeug gedankenlos in den Mörser zurück, wusch sich etwas und eilte zum Dorfobmann. Sie erzählte
dort, ihre alte, leicht tattrige Mutter sei offenbar im WC ausgerutscht und habe sich am Keramiksitz den Schädel gebrochen. Möglicherweise sei
sie tot. Währenddessen sahen sich neugierige Nachbarn kurz im Haus um. ...
Der Dorfobmann, die Polizei und ein Arzt inspizierten ohne jeglichen Verdacht den Tatort. Die Hinweise der Anwohner auf den Streit fanden keine
Beachtung. In der Gegend gibt es eine Mörderin mehr, die unbehelligt herum läuft.

Manchmal möchte ich aus dem selbst gewählten, klimatisch angenehmen Gefängnis und Irrenhaus ausbrechen und mich von all den üblen
Schandtaten distanzieren. Es gibt niemanden hier, absolut niemanden, der nicht lügt und betrügt!
Das Drama könnte von Friedrich Dürrenmatt inszeniert sein und ich mache mehr oder weniger freiwillig auf der Bühne mit, bis der letzte Vorhang
fällt.


http://www.chefkoch.de/rezepte/1178281223973855/Gruener-Papaya-Salat.html


Statistik:
567 Wörter
und 60 Versionen.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: farang am 14. September 2010, 00:34:35
Auch ich wünsche Wolfram alles gute zum Geburtstag.(TH-time)14.09

Für Low
es ist wieder einmal ein Superkrimi,genial geschrieben und mit Witz.
Freue mich auf dein Buch.
Walo

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Lui am 14. September 2010, 04:35:27
@ Low

ich weiß, unser erster Kontakt war nicht sehr Gut. Leider hatte ich nur einige Fetzen aus deinem Kompletten Werk gelesen und diese Fetzen vielleicht auch nicht genau genug gelesen.
Ich hoffe Du kannst mir verzeihen.
Mit sehr Großen Interesse habe ich in den letzten drei Tagen Deine Geschichten gelesen. Mit Unterbrechungen.
Du weißt, ganz genau wie ich, kein Mensch  macht  die selben Erfahrungen.
Ich freue mich wirklich sehr, das Du mit Dick, eine  tolle Frau gefunden hast.
Und das Ihr zusammen Mogli in Eure Obhut nahmt freut mich um so mehr.
Ich bin mir so sicher, er konnte es nicht besser treffen.

Auch Deine Ausführungen über die Elektrizität in Hinterinden fand ich gerade als Elektrotechniker sehr Aufschluss Reich.
Aber ---- wie gesagt. In einigen Punkten habe ich sehr andere Erfahrungen als Du.
Meine zukünftige Frau, ihr Vater ist  Lehrer, der nur ein Kredit hat für das Familienhaus, beherrscht alle Rechenarten.
Und auch Ihr englisch ist recht Gut.

Allerdings gebe ich Dir recht, Ihren Eltern war Bildung und Wissen immer sehr wichtig und dadurch können Kinder wachsen.
Oh, ich muss erwähnen, es sind eigentlich, die hier immer gern erwähnten Büffeltreiber, aus dem Issan.
Nongbualamphu, Nawang
Auch das dortige Hospital ist recht angenehm.
War öfters dort, um mit meiner Familie die Nachbarin zu besuchen, die schwer krank war.

Auch habe ich schon einige krematorische Verbrennungen miterlebt und den dazugehörigen Feierlichkeiten.
Es wurde viel gegessen und auch getrunken. Aber niemals ist es zu Ausschweifungen gekommen.
Hatte gesehen ein sehr hoher Polizei Offizier gab einer Witwe recht viel Geld, was hat das zu bedeuten?
Die Witwe tat mir echt leid, kurz nachdem ihr /Ehemann/ verstorben war, bekam Sie einige Anrufe auf dem Handy Ihres verstorbenes Mannes von einigen Mia noi`s, von denen Sie vorher nichts gehant hat.

Das ist Schicksal oder Karma?
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 15. September 2010, 20:15:00
zu Fiat Lux: Uriella ist nicht mehr, das kann man noch verschmerzen.

Was Du aber in der Schlangenfraß-Geschichte schreibst, kann man nicht mit einem
Achselzucken abtun. Wenn um Dich herum außer Dick und Mowgli nichts mehr gut ist,
wie kann man das auf Dauer ertragen? Ich hätte diese Kraft nicht und würde wohl der
Resignation und dem Alk ver - und vielleicht eines Tages aus´nem Fenster fallen..

Low, Dir wünsche ich, dass Du in diesem Sumpf doch noch gelegentlich festen Boden
unter den Füßen findest. Die Geschichten zu schreiben ist vielleicht auch eine Hilfe,
diese Dinge zu verarbeiten.

mfg kmr


Lieber Dr. Kempf, auch von mir herzlichen Glückwunsch!
Titel: Überleben in Hinterindien
Beitrag von: Low am 17. September 2010, 14:41:24
Überleben

Geschätzte Leser-innen,
hallo Lui, Farang,  hellmut und kmr.

Danke für die Kommentare.
Dreissig Jahre lang hatte ich einen anderen Eindruck von Thailand. Die Bilder der Reiseanbieter vernebelten meine bescheidene Denkfähigkeit
oder zumindest Ansätze davon. Vor allem bei kurzen Urlauben war die Flut positiver Eindrücke enorm und nicht leicht zu verarbeiten.

Hier im Dorf waren die allgemeinen Wahrnehmungen der ersten drei Monate relativ gut. Sonst hätte ich mich kaum dazu hinreissen lassen, an
Stelle der günstigen Mietwohnung etwas Geld in ein kleines Häuschen, abseits vom Verkehrslärm und üblem Dieselgestank zu investieren.

Spätestens seit dem zweiten physischen Mordanschlag, beim ersten Mal hatte ich noch Angst und nässte spontan meine Beinkleider, fühlte ich
mich hier heimisch. Unter Umständen fanden zusätzliche Versuche mit Gift statt. Auf Ferien in einem Hochhaus in Bad Thaya verzichte ich seither
vorsichtigerweise. Wieviel Kalkül dahinter steckt, kann und will ich nicht beurteilen. (1)
Wer nicht Mathe und Psychologie studierte, kann über diese Qualifikationen kaum ein Urteil abgeben.

Zur allgemeinen Belustigung darf ich anfügen, dass zuweilen sogar Mowgli mit über zehnjähriger einschlägiger Erfahrung meist unbedeutende
Betrugsversuche begeht. Wie seine Schulkollegen kann er ohne jegliche Überlegung in kürzester Zeit den grössten Mist produzieren. Wenn ich
ihn dabei erwische, frage ich ihn, was er wohl mit solch einem Knaben machen und wie er ihn bestrafen würde.

Wenn es für sein Überleben in seiner Umgebung notwendig ist, bitte.
Er hat seinen beinahe täglichen Kampf mit Taxifahrern. Bei starkem Regen verfünffacht sich der Fahrpreis. Beim Schulmaterial zahlen die Kinder
oft doppelt soviel wie die Eltern. Sogar Dick ist entsetzt und musste immer wieder feststellen, dass praktisch jeder jeden zu übervorteilen versucht.


(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Kalk%C3%BCl

Fiat Lux  #1207
In der Thanon Wua Lai in Chiang Mai, in der Nähe der Bangkok Bank, Pratu Branch, gibt es einen kleinen, total überladenen Elektroshop.
Ausser Parkplatz haben die fast alles im Angebot. Dort fand ich ein kleines Wechselstrom-Relais von Omron.
Der zusätzliche Sockel hatte das doppelte Volumen des Relais und fand im Original-Gehäuse leider keinen Platz. Ich verlötete das Relais direkt
und klebte es danach innen an die Wand. Gleichzeitig ersetzte ich die überdimensionierte Feinsicherung.
Den wahren Wert der abgeänderten Schaltung erfahre ich erst beim nächsten grösseren Spannungsabfall, denn leider habe ich keinen variablen
Transformator zum Testen.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Cee am 17. September 2010, 17:56:10
@ Low am 11. September 2010, 22:08:35

Zitat
"(Vorsicht: Unverständliche Technik!)"

Ich reihe mich in den Kreis derjenigen ein, die von Deinen Geschichten begeistert sind.
Du bereicherst das TIP- Forum in einer literarischen Qualität erster Güte- und:
Ich lerne von Dir, indem ich versuche, mir die Qualität Deiner Sprache und Deine Voraussicht
zu den Reaktionen im Publikum hinter meine Ohren zu schreiben.

Auch Dein oben erwänter Hinweis ist für mich wegweisend, besonders dann, wenn zu einer
Sache geschrieben wird die techniklastig ist, in meinem Fall der Häuslebauer- Thread.

Unverständlich sind mir Deine Hinweise zwischen den Zeilen, wonach Du offenbar aus
demselben Stall "entsprungen" bist, in dem ich immer noch verweile. Woher hat der Low
die Gewandtheit seiner Sprache, wo ich mich selber doch von Wort zu Wort quälen muss.

 ;}
Cee 
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 17. September 2010, 18:36:22
Vielleicht muss man einfach sehr viel durchgemacht haben, um zu einer Sichtweise der Dinge zu gelangen, wie sie unseren Low auszeichnet.
Ich denke oft, dass er jedes Wort ganz bewusst an die genau passende Stelle setzt.

Aber der Charme in seinen geschichten kommt aus einem weiten Herzen und einem lebendigen Gehirn!

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 17. September 2010, 18:47:40
Hallo Cee


Ja Low schreibt schon wunderbar.  Aber Vorsicht!

Manchmal betätigt er sich als Räuber und beraubt dann ahnungslose Menschen ihrer Illusionen.
So dachte ich früher irrigerweise, dass alle Schweizer gleich wären und sich ständig jodelnd von einem Alpengipfel zum nächsten schwingen würden, falls sie nicht gerade mit der Wilderei beschäftigt sind oder gegen Landvogte aufmüpfen.   :-)



Hallo Low


Ich hoffe, dass Deine leichte Thai-Misanthropie durchs Dengue-Fieber bedingt ist und
dass Du Dich in Deinem Ort bald wieder wohler fühlst.     ;}



Hallo Wolfram


Das ist ein wunderbarer, treffender Satz:
"Aber der Charme in seinen geschichten kommt aus einem weiten Herzen und einem lebendigen Gehirn!"



Gruss   Achim
Titel: Die kleine Kneipe in Hinterindien
Beitrag von: Low am 19. September 2010, 13:31:16
@Cee
Danke. Anstatt dass ich meine Sprache in der Fremde verkommen liess, arbeitete ich seit zehn Jahren intensiv daran. Ausser meinem
Wortschatz habe ich keinen nennenswerten Besitz mehr.

@ dr.....
Geld und Geist: Das wahre Glück des Menschen ist eine zarte Blume. (Gotthelf) (1) Aber das kennst Du bestimmt aus Deiner Jugendzeit.

@Kern
Wenn ich könnte, würde ich trotz Fieber (ist eigentlich erledigt !) möglichst weit weglaufen und von Gipfel zu Gipfel hüpfend aus reiner
Selbstbefriedigung im In- und Aus-Land Landvögte umbringen. Die vermehren sich dank synthetisch geklonter Huren in Brüssel und Strassburg
inflationär.


Die kleine Kneipe

Bei Korn und bei Bier findet mancher die Lösung für alle Probleme der Welt.
...... beim Wirt hier hat jeder Kredit.
(Zitat: Peter (der Grosse) Alexander) (2)

Wenn das Leben so einfach wäre! Mit Bier, Korn und Kredit flüchtet Mann höchstens vor unlösbaren Problemen. Und wenn es in der kleinen
Kneipe allemal gemütlicher ist, als zu Hause, stimmt meistens irgend etwas nicht. Da würde ich entweder neu möblieren oder einen -
möglicherweise auch mehrere unfähige Hausdrachen austauschen.
Wir besuchen zwecks Nahrungsaufnahme ähnliche Betriebe. Für abendfüllende Zeitverschwendung in Gasthäusern haben wir wenig Zeit und
Verständnis, ausgenommen  unsere Gäste verstümmeln als geisttötende Nervensägen unsere Wecker und die Fische üben sich danach im
Rückenschwimmen.

Im Dorf gibt es mindestens zwei Orte, wo man sich gegen gutes Geld schlechtes Kopfweh einhandeln kann. Der eine Ort der Erlabung wird
von meiner ersten Betreuerin betrieben. Wegen ihres nach Aristoteles phlegmatischen Verhaltens, verbunden mit grenzenlosem, unheilbarem
Faulfieber und oft überrissenen Preisen hat ihr Betrieb eine eher schlechte Zukunftsprognose. (3) Sie benötigt weder Erdbeben noch Tsunami,
sondern Tsuhälter.
Das zweite, eher unseriöse als gemütliche Lokal, befindet sich im oberen Dorfteil am Platz, wo die Einwohnerversammlungen und Sonntags die
Märkte stattfinden.

Ähnlich wie es früher im weiteren Alpenraum Unsitte war, den Bedienungen das Hintergeschirr zu betatschen, wird bei kurzen Röcken und hohem
Lao Khao Pegel, bei sehr hohem Pegel sogar bei langen Röcken, manuell intensiv der verborgene Oberschenkelraum erkundet. Die resultierende
Ausdünstung an den befallenen Greiforganen fördert eventuell die Bekömmlichkeit des Lao Khao, ganz sicher aber den Umsatz von allerhand
Alkoholika und Drogen. Diese widerlichen Schlampen würde ich kaum unter Vollnarkose ertragen, obwohl ich ein bestandener Forschertyp bin.
(Nicht forscher Typ!)

Die verkappte Räuberhöhle findet grossen Anklang bei jungen Mopedfahrern, die mit ihren wahllos parkierten Fahrzeugen rücksichtslos die ganze
Strasse blockieren. Der Nebeneffekt ist, dass oftmals auf dem Heimweg befindliche Fahrer von ihren Fahrzeugen gerissen und unsanft, gegen ihren
Willen und unter Androhung von Prügel in die Kneipe geschleppt werden, um einige Runden zu finanzieren. Wir verfügen über einschlägige
Erfahrung.

Eines unschönen Abends näherte sich einen neuerer Transporter.
Er hätte die Strasse ohne mehrere Kratzer am Lack und beschädigte Motorfahrräder kaum passieren können. Der vorsichtige Fahrer stoppte,
senkte das Fenster und rief freundlich:
„Hallo ihr Burschen, stellt bitte einige Mopeds weg. So kann ich unmöglich durchfahren!“
Die törichten Trinker höhnten ihn aus und antworteten:
„Wir sind zu betrunken, um unsere Feuerstühle zu bewegen!“

Er stieg wortlos aus und begann gemächlich, auf der Strasse Platz zu schaffen. Einige Angesäuselte mit glasigen Äuglein näherten sich mit
unsicheren Schritten und lallten:
„Das kkk... kannst du  nnn... nicht tun! Nimm deine   vvv... verdammten  ddd... Dreckpfoten von unseren fff... Fahrzeugen!“
Sie sprangen ihn an und zerrissen sein Hemd. Es entging den Hohlköpfen, dass ein zweiter Mann in der Kabine sass. Der stieg aus, fasste einen
der Volltrunkenen und warf ihn mitten in die Gruppe der Randalierer. Zu zweit schafften sie leicht den Weg von der Strasse bis ins Lokal und
verteilten auf Wunsch freigiebig Hiebe und Schläge an die aggressiv zugedröhnte Mehrheit.
Nach einiger Zeit wütenden Gerangels, zwei gegen viele, erschienen die bekannten braunen Ordnungshüter. Die wussten ganz genau, dass
von den zahlreichen Säufern ausser den unbezahlten Mopeds nichts zu holen war. Darum erpressten sie ihren Obolus von den fairen Fahrern.
Die Polizisten vergassen leider die Anwesenden darauf hinzuweisen, dass Betrunkene keine Motorfahrzeuge benutzen sollten.

So peinlich genau programmiert die örtliche Polizei die Verkehrstoten.
Im Umkreis eines halben Kilometers von der Kneipe, kratzen kulante Kraftfahrzeugfahrer nach Kollisionen regelmässig Körperteile von der Strasse.

(1)
http://www.zeno.org/Literatur/M/Gotthelf,+Jeremias/Romane/Geld+und+Geist
(2)
http://www.youtube.com/watch?v=vVRcq16XFdw
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Phlegmatiker

Titel: Re: Die kleine Kneipe in Hinterindien
Beitrag von: hmh. am 19. September 2010, 15:51:33
Ausser meinem Wortschatz habe ich keinen nennenswerten Besitz mehr.

Das ist ein großartiger Satz, den man gut weiterdenken kann.

Ich habe, anders als Du, mein geerbtes Haus aus dem 16. Jahrhundert, Familienbesitz seit dem 19. Jahrhundert, noch nicht verkauft, aber besitze ich deshalb mehr als Du...?

Alles was nicht in unserem Hirn ist, ist nur Leihgabe. Und auch der im Hirn befindliche Besitz ist weg, sobald der Strom und die Chemie abgeschaltet wird.

Also nutzen wir weiter unsere Tage.

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Cee am 19. September 2010, 19:53:57
@ Low Heute um 13:31:16

Nachdem @hmh. zu Deiner Botschaft an mich bereits gekonnt geantwortet hat,
will ich Dir berichten, welcherart Sturmflut Deine Zeilen an @ Kern, beim mir
ausgelöst hat.

Ich fühlte mich wie auf dem Gepäckträger vo Hugo Koblet sitzend, während dieser den Gotthard
nach Airolo hinunterraste - dem Sieg entgegend.

 ;)
Cee
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Antares am 20. September 2010, 03:27:32
Hallo miteinander, ich habe dieses Forum vor 3 Tagen entdeckt und bin von Low's Geschichten berührt, es spiegeln sich dort eigene Erfahrungen aus vielen Thailand Urlauben wieder. Schönes und skurieles, erschreckendes und lustige Begebenheiten. In manchen Dingen habe ich (natürlich) eine andere Sichtweise der Dinge.
Trotzdem bin ich fast süchtig geworden nach den Geschichten aus Hinterindien.

So peinlich genau programmiert die örtliche Polizei die Verkehrstoten.
Im Umkreis eines halben Kilometers von der Kneipe, kratzen kulante Kraftfahrzeugfahrer nach Kollisionen regelmässig Körperteile von der Strasse.


Eine hohe Unfallrate hat es auch auf Koh Samui meiner Lieblingsinsel, leider ist auch hier der Alkohol oft Schuld. Ich selbst fahre kein Zweirad in Thailand, ich fahre immer mit dem Mietwagen oder zur Not auch mit einem Taxi. Bin halt etwas feige oder vorsichtig, oder zu sehr Hedonist als das ich mir den hart erarbeiteten Urlaub durch Schmerzen oder gar Verstümmelung verderben lasse! Die Verbände an Armen und Beinen der Touristen sprechen für sich. Als "Samui Tatoo" beschreiben die Einheimischen ihre Narben welche sie bei Verkehrsunfällen davongetragen haben.

Ich wünsche ich könnte Low etwas zurückgeben von dem Vergnügen welches ich habe wenn ich seine Geschichten lese.

Grüße aus dem herbstlichen Rheinland

Marcus
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 21. September 2010, 23:47:53
@Antares
Willkommen im Forum.

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hmh. am 22. September 2010, 22:53:07
Bei der ersten Runde der Druck-Vor-Vorbereitung der Geschichten aus Hinterindien bin ich soeben beim Beitrag 544 vom 6. September 2009 angekommen. Auf einem DIN A 4 Blatt in 10 Punkt Garamond bei Zeilenabstand 11,7 verteilen sich die Beiträge (Stand soeben) auf genau 200 Seiten.
Es ist eine Menge mehr Arbeit, als ich mir je vorgestellt hätte.:}

Außerdem wurde mir beim Wiederlesen im Zusammenhang eines deutlich: In vielen Fällen sind auch die Antworten Teil der Geschichte geworden. Man kann sie nicht einfach rausschmeißen, ohne Zusammenhänge zu zerstören oder auf die Geschichte insgesamt zu verzichten.

Ich hatte hier mal zwei oder drei Häuptlinge kritisiert, daß sie hier zuviel antworten und so eher den Lesefluß stören.
Das war ein Fehler aus meiner heutigen (Ein)Sicht.  ]-[

Ich habe noch keine Ahnung, wie ich der o. g. Tatsache in Verbindung mit der riesigen Datenmenge typographisch in Buchform Herr werde.* Aber spätestens ab Anfang 2011 könnt ihr die Geschichten aus Hinterindien erwerben, jedenfalls wenn ich das noch erlebe...
(*  Antworten in anderer Schrift setzen, als Fußnoten, als Marginalien, wie auch immer...  ??? )
Unbearbeitet waren es, mit "Luft" direkt aus dem Forum kopiert, erst mal fast 900 Seiten (A 4, Garamond 10 Punkt)  :o
Es ist eine Riesenarbeit, aber ich habe selten beim Bearbeiten von Texten soviel Spaß gehabt wie bei den Geschichten aus Hinterindien.  }}
Titel: Geschichten über Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 23. September 2010, 15:07:13
Lieber hmh

Danke für Deine Bemühungen und danke für:
Es ist eine Riesenarbeit, aber ich habe selten beim Bearbeiten von Texten soviel Spaß gehabt wie bei den Geschichten aus Hinterindien.

Ich kann Dir und den Lesern versichern, dass von mir ebenfalls eine Menge Zeit aufgewendet wird.
Unter dreissig Fassungen geht praktisch nichts weg. Tanz am Vulkan brachte es insgesamt auf über hundert Versionen. Habe ich Pech, ist
Version eins besser als Nummer hundert. Leider speichere ich nicht jede Version einzeln ab. Es gibt also keinen Vergleich.
Im Tip sehen die Aufsätze etwas anders aus, als die Word Dokumente auf dem Bildschirm. Eine kurze Stunde nur habe ich dann Gelegenheit
für kleinere Änderungen. Das ist gut so, andernfalls wäre ich dauernd am Spielen.

Kleiner Hinweis:
Ich hatte hier mal zwei oder drei Häuptlinge kritisiert, daß sie hier zuviel antworten und so eher den Lesefluß stören.
Das war ein Fehler aus meiner heutigen (Ein)Sicht.


Vielleicht helfen Beiträge aus der Prügel-Lecke weiter.
Mit zartem Mitgefühl
Low,

“Bunte Abende am Reisfeld“ verfassend.
Titel: "Work in progress" bzw. "Subject to change without notice"
Beitrag von: hmh. am 23. September 2010, 19:30:41
Bei mir sind auch alle Arbeiten einer ständigen Überprüfung unterworfen. Ich lege gerne meine Worte auf die Goldwaage in dem Sinn, daß es mir Spaß macht, mit Sprache umzugehen. Mit der Begründung, meine Texte edieren und ggf. Fehler verbessern zu wollen, bin ich hier Moderator geworden.

Aus heutiger Sicht war das nicht unbedingt ein kluger Entscheid. Du warst jedenfalls sehr weise, das seinerzeit überbrachte Angebot, "Moderator" zu werden, auszuschlagen.

Somit bleibt Dir zuverlässig erspart, mit Absonderungen psychisch kranker Verschwörungstheoretiker, einäugiger politischer Demagogen, subversiver Multinickinhaber und anderen Zeitgenossen jonglieren zu müssen. Statt dessen kannst Dich weiterhin um Deine eigenen Geschichten kümmern.

Ich beneide Dich darum. Ich komme seit fast einem Jahr kaum noch dazu, hier auch mal selbst was zu schreiben.

Mit besten Grüßen von Seite 222 Deiner Geschichten...
Titel: Bunte Abende am Reisfeld in Hinterindien
Beitrag von: Low am 24. September 2010, 12:58:35
Hoffen wir, dass Cee mittlerweile ganz in Airolo angekommen ist.

Währen dem ertastete ich langsam aber sicher Version 60 der folgenden Geschichte.
Wesentliche Änderungen betrafen den Schluss. Anstatt einem heuchlerischen Dank an das weibliche Geschlecht, brachte ich den realistischeren
Satz mit der Katz.


Bunte Abende am Reisfeld                                                                                                                                        23. Sept. 2010

In den frisch angepflanzten Reisfeldern quacken Frösche. Sie sind ahnungslos, dass sie sogar in unseren Küchen zu Suppen oder
Froschschenkelragout à la mode du Patron mit einem Spritzer Mae Khong verarbeitet werden.
Mücken schwingen sich elegant mit zarten Flügeln zum Jungfernflug in den Himmel. Man glaubt gar nicht, dass die anmutigen Dinger tödlich
stechen könnten. Da besteht wenig Unterschied zu Bar-Girls, mit der kleinen Differenz, dass diese gestochen werden.

Wenn Mowgli um etwa fünf Uhr nach Hause kommt, muss er zuerst seine oft überreichlichen Schularbeiten erledigen. Dabei helfen ihm je nach
Sachgebiet Dick, eine jüngere Lehrerin im Ruhestand oder meine Wenigkeit. Zwischen sieben und acht Uhr sind Dick und ich in der Küche beschäftigt.
Der Knabe deckt, sofern die Zeit reicht, sorgfältig den Tisch. Danach gibt es Abendessen. Gestern waren es mit Garnelencocktail gefüllte
Avocadofrüchte und Knoblauchbrot.
Wenn er Glück hat, sind die Aufgaben bereits gemacht. Dann haben wir knapp Zeit für angeregte Diskussionen, hören Musik oder sehen
Bruchteile eines Films. Um neun Uhr muss Bübchen ins Bett, sonst verschläft er in der Frühe.

Vor einigen Wochen wurde Mowgli in der Schule eine Klarinette in die Hand gedrückt. Ich fragte ihn:
„Welche Firma baute das Instrument und wie alt ist die Klarinette?“
Bereits am nächsten Tag erhielt ich kompetente Antworten:
„Die Klarinette ist von Yamaha und sie ist sehr alt, von 1887.“
Unglaublich. Ich googelte und sah, 1887 wurde die Firma gegründet.

Die Schule hat ein Orchester und damit permanent Nachwuchsprobleme.
Die meisten Schüler zeigen wenig Interesse und geben nach wenigen Wochen wieder auf. Üben ist problematisch, denn die Instrumente
bleiben begreiflicherweise in der Schule. Die Gründe sind vielschichtig:
-   Mangelnde Sorgfalt,
-   Vergesslichkeit,
-   Beschaffungsdelikte:
    Die Instrumente werden von Familienmitgliedern gegen Drogen und ähnliche lebenswichtige Güter wie Motorräder eingetauscht.
-   Die Musikinstrumente gehen schlicht verloren.
Wie verliere ich eine Klarinette, oder noch besser, eine Tuba?

Dafür gab es Wochenend-Ausbildung in der Schule. Da wurden die jungen Bläser  Sonntags auf elf Uhr aufgeboten. Die erste Lehrkraft erschien
erst gegen ein Uhr. Mae wartete und protestierte nach Noten, es sind ja schliesslich Musiklehrer.
Die ersten Wochen blies der Knabe bloss. Keine Noten, nur Atemtechnik. Seine Kameraden bliesen bereits zwei Monate.
Ich zeigte Mowgli, dass man ähnlich wie Zahlen und Buchstaben Noten schreiben kann. Dann liess ich ihn Violinschlüssel zeichnen, denn wer ein
@ hinkriegt, sollte weitere Kurven mit Vergnügen schaffen.

Die Noten lernte er spielend auf
http://www.musica.at/musiklehre/notenspiel/notenspiel.html
wo er mit Mausklicks die richtigen Noten wie Enten abschoss.
Sobald der Violinschlüssel einigermassen beherrscht wurde, wechselte das perfide Programm in den Bassschlüssel.

Was Kurt Hiltawsky mit seiner Klarinette anstellte, demonstrierte ich mit einer alten Aufnahme von Gershwins “Rhapsody in Blue“,
Dirigent Kurt Masur. (1) Das waren noch VEB Zeiten!
Ganz andere, alte Tonaufnahmen mit Monty Sunshine, (2) noch älter mit Benny Goodman (3) oder Sydney Bechet (4) lagen Mowgli weit näher.

Auf die Dauer genügten PC und Maus nicht mehr und ich kaufte ein Keyboard. Dort suchten wir erst nach dem C. Aus dem Internet druckte ich
“Happy Birthday“  und er begann relativ harzig zu lesen und zu spielen, jeden Tag ein Bisschen besser.
Eines Abends, beim Essen im Restaurant Regenwald, feierte jemand Geburtstag. Zum ersten Mal hörte er die ihm bloss vom Üben bekannte
Melodie. Das war der Durchbruch zum Sieg über die tückischen Noten.

Zur Zeit sind in der Schule täglich Prüfungen. Kurzerhand wurde der Musikunterricht für mehrere Wochen eingestellt. Nach meiner Meinung sollte
Mowgli sich täglich eine halbe Stunde mit der Klarinette beschäftigen, so dass Atemtechnik und Fingerfertigkeit erhalten bleiben.

Wenn er weiter vom Instrument begeistert bleibt, schreibe ich aus all diesen Gründen demnächst ein Inserat:
„Klarinette zu kaufen gesucht.“
Im Notfall könnte ich sie gegen Lao Khao eintauschen! Diese Instrumente beherrsche ich ausgezeichnet, denn Flaschen haben nur ein Loch.
Je mehr Löcher, desto komplizierter wird die Angelegenheit für mich, beispielsweise Frauen. Doch sie vermitteln den bunten Abenden am Reisfeld
viel Farbe. Und wenn dann unverhofft der elektrische Strom und damit die Beleuchtung ausfällt, sind schlagartig alle Katzen grau.

Facts, not Fiction aus anderen Galaxien.

Low

(1)
CD: DGG Favorit, Rhapsody in Blue, 423 771-2

Mit Paola Bruni:
http://www.youtube.com/watch?v=1_cWK7evc5E
oder
http://www.youtube.com/watch?v=uF5OLoB1p8E&feature=related
(2)
http://www.youtube.com/watch?v=vrhaR4e5Eew&feature=related
(3)
http://www.youtube.com/watch?v=_d9UIbCOseQ
(4)
http://www.youtube.com/watch?v=QBoO0GMadAg




Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Grüner am 24. September 2010, 15:48:11
Anspruchsvolle MUSIK in Thailand ist was für ne extreme Minderheit. In Klassik-Events in Bangkok treffe ich immer die gleichen Leute. An langsamen Stellen und in Pausen wird grundsätzlich vorzeitig geklatscht und am Ende des Konzerts stehen ALLE Thais schlagartig auf, wie von der Tarantel gebissen, und rennen vor jeder Zugabe (die gibt s nur wenn überproportional Farang-Publikum da ist, die sitzenbleiben) schnurstracks zum Ausgang. Die sind in IMMER so, auch bei ihren eigenen Musikhelden.

Verstehen tun hier nur ganz wenige was von dem, was sie hören. Ich habe EINEN Thai kennengelernt, der von klassischer Musik Ahnung hatte und nicht nur mit Hörensagen-Wissen angab. Bei JAZZ kennen sie manchmal ein paar Namen, von denen sie glauben, daß ein gewisser King mit ihnen gespielt hätte. Einer, der mir das mal erzählen wollte, verwechselte Glenn Miller mit Louis Armstrong.

In einem schwarz eingebundenen Buch steht, was von der Hausmusik in einem bestimmten Palast zu halten ist, vielleicht wurde das Buch deswegen in Th. verboten.

Es ist bei Musik wie beim WEIN: Reiche Pinkel lernen ein paar möglichst teure französische Namen auswendig, mit denen sie dann um sich werfen, um ihre Landsleute zu beeindrucken..

Den folgenden Vorschlag erlaube ich mir nach hierher umzuleiten, weil er aus formalen Gründen bemerkenswert ist:

Wie bereitet Ihr den Kaffee zu ?

Irish Coffee: 99,99 % Whiskey.
Ich reagiere allergisch auf die Bohnen.

Jeder andere TIPIANER hätte WHISKEY mit 99%iger Wahrscheinlichkeit falsch geschrieben.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: supawan am 24. September 2010, 17:17:59



Jeder andere TIPIANER hätte WHISKEY mit 99%iger Wahrscheinlichkeit falsch geschrieben.




  {; Die haben nur mit 99,99% Sicherheit 1 Glas Schnaps zuviel   [-]  }{


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: namtok am 25. September 2010, 14:21:45
Dann halt einen Kosakenkaffee  [-] Das schreibt sich leichter  {{
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 25. September 2010, 16:22:43
Whiskey: Schreibweise z.B. in Irland und USA

Whisky: Schreibweise z.B. in Schottland

Wischi: Schreibweise nach ausgiebigem Genuss von Irish Coffee (nach Lows Rezept).   :-)
Titel: Still going strong in Hinterindien
Beitrag von: Low am 26. September 2010, 15:46:53
... still going strong                                                                                                                                                              24. – 26. Sept. 2010

Danke Grüner für die Blumen und den Musikkick.

Wie es scheint, beschäftigen die Destillate (geistige Getränke) und ihre Schreibweisen die Geister mehr, als kulturell gefärbte bunte Abende.  
Meine Meinung ist: „Whiskey buchstabiert man nicht, den trinkt man.“

Betreffend Schnaps würde ich Tipianern kaum Vorwürfe machen. Der Grund ist:

“As the world's greatest whisky house we're known for our big flavours and expert blends,“ schreiben die bereits blauen Experten des weltweit
grössten Produzenten, die - mit dem Kerl mit Hose, Spazierstock, Hut und der schneidigen Gangart, “still going strong.”
Die erklärten offenbar nicht nur den Lebern den Krieg, sondern ebenfalls der  Schreibweise. Eine Flasche Black Label am PC hätte ich nicht
unbedingt ausgetrunken, dagegen sicher die Etikette kopiert.

Whisky ist eine Kurzform von usquebaugh. Der Austruck stammt aus dem Gälischen. (Irish uisce beatha und Scottish uisge beatha). Diese
Bezeichnungen kommen von den altirischen Wörtern  uisce, "Wasser", und bethad, "des Lebens". Aqua vītae, wie der Lateiner sagt.


                                                                                                          * * *

Dick kaufte heute wieder Kaffeeersatz für Abende am Reisfeld, ein Fläschchen Highland Single Malt aus Ross-Shire. Die schreiben noch
anständiges Deutsch auf ihre Ware!

Das Gewandhausorchester erlebte ich im Nationaltheater in Singapore. Leider   nicht mit Rhapsody in Blue.  Am 29. November 1971 sass ich
für 10 Singapore Dollars in Reihe 1, Sitz 48.
Es wurde ein unvergessliches Erlebnis mit Kompositionen von Bach, Mozart und Haydn. Die Herren schwitzten openair im Frack. Über uns
die Sterne. Aus der Ferne dröhnten Motoren in die heiss feuchte Tropennacht.

Kaffee? Ist wirklich Geschmackssache! Als ich als Teenager dem Tod ins Auge schaute, testeten eifrige Ärzte meine Sinne mit verschiedenen
Gerüchen. Irgend ein mit Stethoskop bewaffneter, bebrillter, bösartiger und bärtiger Kerl hielt mir einen Löffel mit Kaffeepulver unter die Nase
und fragte arglistig:
„Was ist das?“
Ich antwortete:
„Ich liebe den Geschmack, meine Eltern benutzen das Zeug täglich. Ich kenne den Namen leider nicht, weil mich das Getränk krank macht.“
Mein und Dicks Gaumen kennen dafür den Unterschied zwischen blended und single malt.
Bohnen (nicht Kaffeebohnen): Gekocht, als Salate sind die ebenfalls am Reisfeld sehr bekömmlich.


http://www.johnniewalker.com/global/home/

http://de.wikipedia.org/wiki/Whisky
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 26. September 2010, 23:22:27
...still going strong...

da muss ich mir doch heute abend mal wieder die Black Label Flasche naäher anschauen. Vielleicht hilft das ja menem linken Bein auf dieselben ???

Wunderschöner Artikel, Low!

Grüße auch an die Lady, die einen single malt von einem blended Whiskey unterscheiden kann. }}


Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Antares am 29. September 2010, 03:20:02
Wieder eine gute Geschichte!

Zum Whisk(e)y möchte ich noch anmerken das auch Blended Whisky der besseren Sorte zusammen mit einer guten Zigarre ein geigneter Begleiter für eine funkelnde
Tropennacht sein kann. Ich hatte im Juni auf Samui eine recht kräftige Bolivar "Double Corona" und einen Johnny Walker Gold Label. Die leichte süße (ein bischen wie Honig) passte gut zu den erdigen Geschmacksnoten der Zigarre.

Ein anderes feines Getränk nach Sonnenuntergang ist natürlich Rum. Auf Koh Samui haben wir eine sehr gute Produktion. Ein Franzose und seine kreolische Frau haben die Kunst der Destillation erlernt und stellen einen Rum ausgezeichneter Qualität her. Dieser Rum wird aus dem vergohrenen Saft der Zuckerrohrpflanze destilliert, NICHT aus der aufkonzentrierten Melasse wie es sonnst oft üblich ist. Ich werde im Januar nochmal die Fabrikation besuchen und mich an einer kleinen Reportage mit Fotos versuchen.
http://www.rhumdistillerie.com/en/historique.html (http://www.rhumdistillerie.com/en/historique.html) (tut mir leid, das einfügen von links geht nicht)

Grüße aus dem nebligen 10°C kalten Rheinland!

Marcus


EDIT: Link korrigiert.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hellmut am 29. September 2010, 04:20:07
Das Einfügen von Links geht so:

[url(=)(Link)]Linkbeschreibung[/url]           Dabei die runden Klammern weglassen!

Dein Link nach obiger Anleitung könnte zum Beispiel so aussehen:
Destille auf Samui (http://www.rhumdistillerie.com/en/historique.html)

Wenn du meinen Beitrag mit der Zitatfunktion anklickst, siehst du wie die Funktion aufgebaut ist.

Links kann man auch ohne die Linkfunktion einfügen:

http:(//www.rhumdistillerie.com/en/historique).html ohne die Klammern ergibt:
http://www.rhumdistillerie.com/en/historique.html

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Blackmicha am 29. September 2010, 06:08:20
@ Wolfram

Schon mal DOUBLE Black Label probiert ?

In KL machen die Werbung fuer !  [-]
Titel: Verstauchter Geschmack in Hinterindien
Beitrag von: Low am 30. September 2010, 21:22:02
Danke für all die destillierten und rumreichen Rückmeldungen.
  

Verstauchter Geschmack                                                                                                                              Ende September 2010


Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich zur Zeit nicht in der Lage bin, schmerzlos einen gut gebrannten, hochkarätigen Malz zu geniessen.
Seit dem Angriff der Tigermücke leide ich an einer extremen Geschmacksverstauchung.
Hätte ich nach Kerns Erfahrungen einen Wunsch frei gehabt, hätte ich vier Wochen Durchfall, sogar vom Typ Föhnsturm, Scirocco oder Mistral,
der leichteren Erkrankung vorgezogen. (1)(2)

Der Whiskey brennt nicht nur höllisch im Mund, sondern löst wüste Hustenanfälle, beinahe Erbrechen aus. Sogar das früher obligatorisch
vorabendliche vitaminreiche Kokoswasser, hin und wieder von einer eigenen Zapfsäule, verdünnt mit etwas weissem und braunem Rum, macht
mir mit Desinfektionsmittel oder alkoholfrei zu schaffen.
Nach dem Trinken von reinem Kokoswasser wird mein rechtes Ohr für etwa eine Stunde geflutet. Es rauscht und knackt im Ohr, ähnlich wie bei  
einer leicht pornophonischen Gespenstergeschichte.

Gewürze wie Chili, Galangal und deren Verwandte ertrage ich an gewissen Tagen sehr schlecht oder gar nicht. Sogar eigentlich bekömmliche
Weine lassen oft keine echte Freude aufkommen. Dieselbe himmeltraurige Erfahrung erlebe ich mit im Grunde mildem, gekühlten Sake mit und
ohne verführerische Geisha. (3)

Nun verstehe ich die Menschen, welche für solch zweifelhafte Genüsse keine Sympathien aufbringen. Mein “Leiden“ ist bei ihnen offenbar
Normalzustand.

Möglicherweise klage ich die Mücke zu unrecht an. Unter Umständen sind es ja die professionell aus frischen Hühner-, Enten- und Schweine-Kot
gemischten tropenschwülen Dampfschwaden vom Nachbargrundstück, welche meine überempfindlichen Geschmacksknospen negativ beeinflussen.

Glücklicherweise knospet zeitweise ein anderes Organ und lässt mich meinen malträtierten Mund vergessen.

Wäre ich Veganer, dürfte ich mich zu Recht über die wenig artgerechte Tierhaltung ärgern und weltweit die Tierschützer und gar den WWF
alarmieren. Da wir jedoch jederzeit sämtlichen fleischlichen Genüssen frönen, kann ich meine Magensäfte mit dem abenteuerlichen Geruch
freilebender Eber auf kommende Spezialitäten vorbereiten. Dabei dürfen wir den profilierten Halter, Herrn Kleptomanewitsch, als Fleischlieferanten
praktisch ausschliessen.
Spätestens am Ende der Regenzeit werden die balsamischen Fäkaliendämpfe mit Emissionen brennender Autoreifen und reichlich PVC Abfällen
angereichert.
Das ergibt dann gartengeräucherten Lanna Schinken mit den typischen Aromen Bridgestone, Continental, Dunlop, Michelin oder Pirelli.

Mit freundlichen Grüssen aus Stinkindien
Low

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Scirocco
http://de.wikipedia.org/wiki/Mistral_(Wind)
(2)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=7734.msg136439#msg136439
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Geisha
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Antares am 01. Oktober 2010, 00:36:04
Hallo miteinander

Der sensibilisierte Geschmacksinn von Low kann durchaus mit der Virusinfektion in Zusammenhang stehen, muß aber nicht.
Die olifaktorischen Zumutungen des Herrn Kleptomanewitsch......untermauern mal wieder meine Überzeugung das man als Farang in Hinterindien besser kein Eigentum erwirbt.

a) Das Haus, Bungalow, Villa oder was auch immer, gehören einem ja meist doch nicht wirklich. Komplizierte Vertragskonstruktionen mit Firmen oder sonstwas will ich nicht.

b) Mieten ist recht günstig und das Angebot sehr groß. Mit etwas Verhandlungsgeschick kann man einen erträglichen Mietzins aushandeln.

c) Kommt es zu Störungen durch brennendes PVC, bellende Hunde, wummernde Bässe, schreiende Hünchen, keifende Nachbarin, prügelnde Männer usw. bitte ich den      
    Vermieter mir zu helfen den Ärger abzustellen. Er wird vermitteln oder ich kündige ihm die Hütte und ziehe weiter!

d) Kaufen passt nicht so wirklich zu meinem Lebensstiel, man ist wenig flexibel und ständig in Sorge. Und ich möchte leben. Gut leben, ohne PVC Qualm und Güllegestank.

Es sei denn.....ich heirate doch noch mal irgendwann :-) das würde wohl etwas ändern.

Grüße

Marcus
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 01. Oktober 2010, 00:49:07

Es sei denn.....ich heirate doch noch mal irgendwann :-) das würde wohl etwas ändern.


 :]
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 01. Oktober 2010, 03:04:56
Lieber Markus,

"Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert!"

(der Autor dieser Weisheit ist mir leider nicht bekannnt)

Wolfram {--
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: aod am 01. Oktober 2010, 06:47:25
 


"Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert!"

(der Autor dieser Weisheit ist mir leider nicht bekannnt)

Wolfram
----------------------------------------------------

Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert, nicht mit schlechten.


  George Bernard Shaw


irischer Schriftsteller (1856 - 1950)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 01. Oktober 2010, 17:33:39
Schau an, der wars also!
Danke aod für den prompten Service.

Wolfram

An Low:

Hoffentlich bessert sich Deine Geschmacksverunsicherung rasch, obwohl Du aktuell sicherlich viel Geld sparst, wenn Dir alles, was gut schmeckt und teuer ist, derzeit nicht bekommt. {--

Meine allerbesten Wünsche für eine zügige Besserung

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Antares am 01. Oktober 2010, 23:15:45
Hallo Low, wenn es nicht besser wird geh zum Gastroenterologen. Vieleicht ist es eine Refluxösophagitis die nur "nachtaktiv" ist. Da helfen 25mg Omeprazol am Abend. Kann man versuchen..... Ist mir gerade so eingefallen als ich durchs Forum surfte...

Marcus
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 01. Oktober 2010, 23:50:37
Hallo Low, wenn es nicht besser wird geh zum Gastroenterologen.

Nicht nötig.
Als mich 2004 das Dengue-Fieber erwischte, hatte ich auch einige Zeit das Problem, dass alles wie Pappe schmeckte.
Das war mir nur entfallen. Wenn ich mich recht erinnere, hielt die Minderung des Geschmackssinns nur 2 Wochen an.


Gruss   Achim
Titel: Steine
Beitrag von: Low am 03. Oktober 2010, 14:09:54
Steine                                                                                                                                                                 3. Oktober 2010

Zu Beginn des Fastens schrieb ich Ende Juli in # 1251 “Korund und Diamanten“ betreffend # 1247 “Khao Phansa“:
Ich werde den Aufsatz einem namhaften europäischen Wissenschaftler mit Lehraufträgen in Milano und Bern senden und gerne über seine
Meinung berichten. Sofern er Zeit findet, antwortet er mir .....“


In zwanzig Tagen, am 23. Oktober, ist Fasten-Ende. Aus dem nahe gelegenen Wat erklingen täglich die chantenden Mönche. Dabei erinnerte
ich mich an den Beginn und an den Tempel mit den abgerundeten Steinen aus Bächen und Flüssen, sowie den scharfkantigen Brocken aus den
Steinbrüchen.
Diesen Aufsatz mailte ich am 1. August an einen Freund. Der Geologe antwortete, schneller und anders als erwartet, am selben Tag
mit einer sonderbaren Geschichte.

Im Jahre 1975 organisierte die italienische Regierung eine Grossexpedition zum Lhotse, einem Nachbarn des Everest. (1)
Am 18. Mai 1956 erstiegen die Schweizer Luchsinger und Reiss den Berg erstmals.
Neben der Kletterpartie, Messner und paar andere kraxelten am 8516 m hohen Höhenzug, war die Expedition eine naturwissenschaftlich-
geologische Erkundung von hoch-himalayischem Neuland. Der berühmt berüchtigte Leiter der Expedition, Ardito Désio, war Geologe und
Mitglied der Kgl. Akademie der Wissenschaften. Er verstarb 2001 im Alter von 104 Jahren. Désio entdeckte das Erdöl in Libyen.

Etliche Geologen, oberhalb der 6000 Meter Grenze dann die Bergsteiger, holten Gesteinsproben aus kartierten Zusammenhängen.
Angewandte Geologie, wie im Lehrbuch.
Unter schwierigen Bedingungen wurden die voneinander sehr unterschiedlichen Gesteine numeriert, verpackt und sorgfältig in Blechkisten
eingeschlossen. Danach wurden sie auf den Rücken der Sherpas ins Tal verfrachtet.  
Als die Expedition ihre Kisten von den Sherpas auf Lastwagen umladen konnte, stellte man frustriert fest, dass die geologischen Proben zu
einförmigen, gerundeten Flusssteinen mutiert waren.
Die Sherpas waren doch nicht so blöd, aus Eis und Schnee tagelang Steine bergab zu schleppen, wo es unten ebenso gute in Hülle und Fülle gab.

Khao pansa
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg134257#msg134257
Korund und Diamanten
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg134545#msg134545
(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Lhotse

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 03. Oktober 2010, 14:46:46
Hallo Low


Beim Schluss dieser Geschichte bleibt einem die Spucke weg.

Einerseits die riesige Entäuschung ob dieser "schlauen" Ignoranz und andererseits     {+    :-)


Gruss   Achim
Titel: Steine
Beitrag von: Low am 03. Oktober 2010, 21:39:15
Zu den verlorenen Steinen könnte ich eine Fortsetzung schreiben, ähnlich der Mondscheinsonate.  Diese Sparten liegen mir wesentlich näher,
als Tennis und Astronomie.
Ist so etwas erwünscht, oder sollte ich besser gelbe Fre..unde im Mülleimer besuchen?

Row
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 03. Oktober 2010, 21:48:39
Low ist zu Row mutiert?

Lieber Low,

wir bitten ausdrücklich um die Fortschreibung!!


Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hmh. am 03. Oktober 2010, 21:52:41
Schließe mich an  }}

Low, wehe, Du machst bei den Gebetsmühlen mit!
Dann kannst Du Deine in feinstes Wasserbüffelleder handgebundenen Sonderexemplarere der Geschichten aus Hinterindien jedenfalls schon mal vergessen!
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: wyooo am 04. Oktober 2010, 16:55:57
@Low

Irgendwann heute Abend werden es 120.000 Klicks werden,

 für diesen Thread der ohne dich garnicht existieren würde.  ;}

Spann uns nicht auf die Folter,

selbstverständlich will ich für meinen Teil am liebsten jeden Morgen eine neue Story von dir lesen.  :)

@hmh

Nicht vergessen, auf den Einband in feingegerbtem Büffelleder (der Büffel sollte schon aus dem Issan sein  }{ ) ,

gehört der Titel in gepunzten Lettern gedruckt die mit feinstem Blattgold belegt werden sollten  :D

Grüsse aus Köln am Rhein  Wyooo



Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hmh. am 04. Oktober 2010, 18:23:55
Mir schwebt eher das Leder von zertifizierten Lan Na Wasserbüffeln vor.

Sie dürfen nie mit Stacheldraht in Kontakt gekommen sein und sollten nur naturbelassene Nahrung erhalten haben. Die leichte Rauchnote der Haut, verursacht durch den Staub der illegalen Brandrodungen in Lan Na, ist ledertechnisch nicht von Nachteil und hat einen konkreten Bezug zu Lows Geschichten.

Die Besitzverhältnisse der Wasserbüffel sind uns dagegen egal. Es schadet zum Beispiel nicht, wenn sie den Farang-Sponsor auf ihrem Lebensweg mehrfach gewechselt haben.  }{
Als Einbandprägung könte man die Uhr von Frau Gucci oder ein stilisiertes Lan Na Karnickelhaus wählen.  }}

Es sei denn, es fällt uns auf den ausstehenden noch mindestens 300 Seiten noch etwas besseres ein...
Grüße von der vor-redigierten Seite Nr. 383.  {:}

hmh.  :)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 05. Oktober 2010, 13:45:03
@drwkempf
Row = Mülleimer Nick

@hmh
Bin ich erpressbar?
Einige der Geschichten sind so schmutzig, dass ich einen Umschlag aus rezyklierten Kondomen bevorzugen würde,
denn als militanter Veganer muss ich jegliche Tierhaut strikt ablehnen.

RETTET DIE LETZTEN WASSERBÜFFEL !

@wyooo

Der Lhotse im Everest Gebiet ist weiter entfernt als ich dachte.
Ich bin leider noch nicht in Kathmandu angekommen. Es könnte also noch etwas dauern bis zur Fortsetzung. Die Gesteine sind schon einige
Millionen Jahre alt. Da spielen einige Tage mehr oder weniger keine Rolle mehr.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hmh. am 05. Oktober 2010, 19:57:16
Die letzten Wasserbüffel retten wir selbstverständlich dadurch, indem wir die Nachfrage nach ihrem Leder erhöhen und außerdem ausdrücklich auf zertifizierte Lan Na Wasserbüffel bestehen, die sich niemals an einem Stacheldraht reiben mußten.

Alternativ binden wir einige Sonderexemplare auch gerne in feinste Lan Na Seide der Firma Chinawat ("Shinawatra"), schon um die goldgelbe Fraktion bewußt vom Kauf abzuschrecken.
Titel: Zweierlei Mass in Hinterindien
Beitrag von: Low am 06. Oktober 2010, 12:29:54
Zweierlei Mass                                                                                                                                                        Mai 2010

Ich stand auf einem Brett an einer mehr als dürftig abgesicherten Baugrube. Einer der Arbeiter unterhielt sich mit mir. Von ihm ragten nur
Kopf und Schultern aus dem Loch.
Sehr wahrscheinlich war er schwul und er erregte sich. Plötzlich griff er mir von unten her mit beiden Händen zwischen die Beine und suchte
etwas Bestimmtes.
Wäre es eine Frau gewesen, hätte ich eventuell gegrinst und meinen Spass gehabt.
Aber von diesem schweisstriefenden, lehmbespritzten Rüpel liess ich mir das nicht gefallen und ich begann, ihn mit Schlägen zu traktieren.

Wer kriegte die Prügel?
Dick!
Ihre zarten Hände liessen sich im Traum nicht von den schwieligen Pranken eines Bauarbeiters unterscheiden.





Die Steingeschichte folgt später. Bin erst in Kathmandu. Der Anmarsch zum Lhotse dauert etwa zwanzig Tage, oder ich fliege mit Yeti Airways.
Man sollte sich jedoch langsam an die extreme Höhe gewöhnen.





Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: wyooo am 06. Oktober 2010, 13:12:40
 :o Trotzdem Danke für die Morgengeschichte   ;]

Obwohl ich dir das mit dem Veganer nicht abnehme  {;  wäre ich auch einverstanden wenns nur eine Taschenbuchausgabe gäbe, Hauptsache es gibt sie ;}

Dir einen schönen Tag noch, hier in Köln gabs heute einen Megasonnenaufgang und im Westen einen Riesen-Regenbogen  :)

Wird also ein schöner Tag   Gruss Wyooo
Titel: Steine vom Lhotse
Beitrag von: Low am 08. Oktober 2010, 15:59:53
Steine vom Lhotse


Die folgenden Episoden sind eine Weiterführung der Geschichte “Steine“.
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg143728#msg143728

Fakten und Fiktion sind bunt gemischt. Hoffen wir, dass trotz Kopfzerbrechen etwas Lesevergnügen übrig bleibt.

Wie komme ich dazu, den Himalaya in die Geschichten aus Hinterindien zu integrieren? Ganz einfach.
Blickt man auf eine Landkarte von Indien und schaut von Süden, von Sri Lanka nordwärts, sieht man den riesigen Sub-Kontinent Indien. Dahinter
liegen die Gebirgsketten des Himalaya, eben hinter Indien. Letzte Ausläufer der Himalaya-Ketten finden sich im Raum Chiang Mai.

Europa

In Europa studierten junge Leute unter Umständen Geologie, weil ihr Interesse an der Natur auf Wanderungen, besonders im Berggebiet
geweckt wurde. Teilweise sehen schon Laien Schichtungen und Verwerfungen verschiedener Gesteinsarten. (1) An gewissen Stellen streben
Gesteinsbänder fast im fünfundvierzig Grad Winkel in die Höhe. Geringste Überlegungen lassen erahnen, dass da ungeheure Kräfte am Werk
waren und immer noch sind.

USA

In USA dürften die Geologiestudenten eher einer energiehungrigen Gilde mit Goldsuchermentalität angehören. Aber ich vergesse die
Pionierleistungen bei den Analysen von Mondgestein nicht, auch wenn dafür starke Impulse von Europa ausgingen. Die Empfindlichkeit der
Geräte erhöhte sich in kurzer Zeit um das Hundertfache, ohne dass wesentliche Genauigkeit verloren ging.

In Tulsa, Oklahoma, hatte einer der bedeutenden Ölbarone einen Sohn, der unbedingt einen akademischen Titel ergattern sollte, obwohl er
weder über grosses Denkvermögen noch Sitzleder verfügte.
Dagegen schwängerte er schon an der High School erfolgreich annähernd die Hälfte der Cheerleaders. (2) Ein Studium der Medizin oder
Jurisprudenz waren undenkbar. Geologie, mit vielen Exkursionen ins hohe Gebirge, in tiefe Schluchten, in ferne Länder, auf Erdölbohr-
plattformen und nach New York zu Modeschauen und Catwalks versprachen dem Playboy eine abwechslungsreiche Zukunft.

So studierte er denn Erdwissenschaften. Er war der erste im Gebirge, er war der schnellste in unerforschten Schluchten, manchmal erwischte er
eine Falsche. GPS gab es noch nicht.
Und wenn bei Laborarbeiten mal ein Gerätchen wegen eines wenig bedachten Handgriffs den Geist aufgab, das heisst, wenn die Elektronik bloss
noch indianische Rauchzeichen übermittelte, war Daddy mit den falschen Zähnen lächelnd mit einem Ölspritzer, nein - einer grosszügigen Spende
stets zur Stelle.

Kurz, Jim schaffte den Doktorhut im ersten Anlauf. Das Leben an der Universität mit vielen Cheerleaders, Studentinnen und Assistentinnen gefiel
ihm besser, als eine Auszeit auf einer Bohrinsel. Warum eine Insel, wenn nahezu der halbe Campus zum Bohren verführte. Deshalb plante er seine
Zukunft als Wissenschaftler - unter Verwendung neuester Technologien, die er selbst bloss aus der Literatur kannte. Daddy würde sie lächelnd
finanzieren.

Eine ausserordentliche Sitzung des Ölmagnaten mit Sohn und Schulleitung zeigte rasch handfeste Resultate. Der ältere Vorsteher der Abteilung
Erdwissenschaften, welcher mit einem zwanzig jährigen Referat die Universitäten auf sämtlichen Kontinenten immer wieder aufs Neue langweilte
und dem seit Jahren keine wesentlichen neueren Geräte finanziert wurden, war zu Tränen gerührt, als er die ehrgeizigen Pläne für die nähere
Zukunft vernahm.
Ein neues Institut, Jim’s TOUIFOGANS sollte gebaut werden: Tulsa Oklahoma University Institute for Geology and Nuclear Sciences.

Der Gerätepark müsste von AA über MS bis Z,  verständlicher - Atom Absorption, über Massenspektrometer, Argon-Gas als auch Thermionen,
bis Zyklotron so ziemlich alles enthalten, was gut und teuer ist.

Bevor die ersten Arbeiter und Maschinen zu graben begannen und während der ganzen Bauzeit, arbeitete der frisch gebackene Doktor jeweilen
für einige Monate in den renommiertesten Laboratorien rund um den Globus, besuchte wissenschaftliche Kolloquien, Konferenzen, Meetings und
Ausstellungen.

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cberschiebung
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Cheerleading

Fortsetzung folgt
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 09. Oktober 2010, 17:04:28
Mein Gedächtnis gleicht einem Sieb, dessen Maschenweite sich ständig weitet.

Momentan hat das den Vorteil, dass ich Lows geistvolle, skurrile, bildende, sehr vielseitige, sarkastische,
höchst unterhaltsame,        zum Denken, zum Mitfühlen, aber auch zum Schmunzeln und Lachen zwingende,
den Horizont erweiternde ... Geschichten, Essays, Kommentare, Bekenntnisse, Reflektionen ... aus Hinterindien
alle noch mal geniessen kann.

.....................

Danke, Low

Titel: Der Lhotse wartet
Beitrag von: Low am 10. Oktober 2010, 15:31:21
@ Kern
Hab dank.
Hoffentlich haben die Geschichten annähernd das Niveau Deines Kommentars.
Offenbar bist Du kein oberflächlicher Leser.

Literatur gleicht häufig abstrakter Kunst. Da können Experten etwas hineininterpretieren, das gar nicht vorhanden ist.
Ich versuche schon, Inhalte zu vermitteln und wenn es nur ein schlechter Witz ist. Das Ringen um das treffende Wort kann Stunden oder
Nächte dauern.

Der Lhotse wartet

Paris

Besonders Paris war ein Augenöffner. Da war das Meiste antiquiert und ungewohnt. Jim glaubte kaum, dass der Eiffelturm fast hundert Jahre
alt war. (3)
Viele prächtige Bilder im Louvre waren noch älter. Als er ausrechnete, dass die teilweise zu Zeiten angefertigt wurden, als es noch kaum weisse
Siedler in Nordamerika gab, erstickte er fast an seinem Wrigley. (4)
Linderung vom Kulturschock bot ihm die abendliche Unterhaltung im Crazy Horse Saloon. (5) Bereits nach wenigen Nächten kannte er die meisten
Akteurinnen persönlich. Mit jungen Frauen, Jungfauen waren das beileibe nicht, lernte er spielend französisch:
„Aaahhhh..., mmmmhhhhh..., ooooohhhh..., uuuuhhh..., rrrrrrhh, c’ est l’  amour... .“
In der Geologie beschäftigte ihn vor allem die Datierung der Gesteine und er zeigte ein ebenso großes Interesse für genaue Altersbestimmung
attraktiver Damen.

Um die Isotopenverhältnisse  zur Altersbestimmung in den Gesteinen zu messen, benutzten die Franzosen in den Laboratorien mehrere
spectromètre de masse. (6) Welches Instrument er zur Erforschung der Weiblichkeit benutzte, entzieht sich meiner Kenntnis.

Wissenschaftliche Berater, oft abgestürzte Doktoranden, gaben sich bei Jim die Klinken in die Hand, um nicht nur brauchbare, sondern vor
allem kostspielige Geräte zu verkaufen. Es hagelte Einladungen zu Abendessen und in teure Clubs und Varietés.
Den Gipfel der Perfidität lieferte der Anpreiser eines neuen Massenspektrometers. Er erklärte Jim ohne zu erröten:
„Mit unserer Multikollektor Maschine mit automatischer dynamischer Selbstkalibrierung können sie nicht nur die Millionen Jahre der Entstehung
eines Gesteins bestimmen, sondern bei guten Proben sogar den Tag, Dienstag oder Donnerstag unterscheiden!“

Die wunderbaren Jahre als Postdoc hatten ein Ende. (7) Dad mit den falschen Zähnen holte eines Tages seinen nunmehr gebildeten Sohn von
internationalem Format in Paris ab. Am Dienstag oder Donnerstag darauf bestiegen sie trunken vom Champagne und den Weibern einen Flieger
zurück nach Tulsa, Okla, USA.

Tulsa

Der Empfang wenige Tage später an der Universität war ein unerwarteter Spektakel. Die Band schmetterte Märsche von John P. Sousa. ( 8 )
Die Girls wirbelten Stöckchen und Röckchen. Der Herr Direktor hielt eine Willkommensansprache und sprach gerührt vom verlorenen Sohn,
der wieder nach Hause zurück fand.
Der alte Vorsteher der Abteilung Geowissenschaften, nunmehr Ehrenpräsident, überreichte auf einem Samtkissen Jim als einstimmig gewähltem
Leiter die Schlüssel zum Neubau, umflankt von einer Ehrengarde im einheitlich schnittigen Arbeitsdress mit der Aufschrift GANS
(Geological and nuclear sciences) auf dem Rücken.

Jim war entzückt, als er das rote Band durchschnitt und gefolgt von Ehrengästen und Gänsen den Neubau betrat. Eine polierte, spiegelnde
Bronzetafel zeigte, dass sich Daddy und die Ölgesellschaften nicht lumpen liessen. Sogar die kleineren Unternehmen spendeten mindestens
sechsstellige Beträge.
In der Eingangshalle und in seinem imposanten Büro hingen Bilder französischer Impressionisten, bekannte Namen wie Monet, Manet, Pissarro,
Renoir und Toulouse-Lautrec. Hatte sein Vater in aller Heimlichkeit den Louvre und andere Museen geplündert?

Der Gerätepark beeindruckte Gäste und Fachleute. Wissenschaftliches Personal in Uniform mit GANS am Rücken, bediente Geräte und Apparate
neuester Technologie mit Instrumenten ähnlich wie in Flugzeugen. Aus Kühlfallen verdampfte sichtbar flüssiger Stickstoff. Lämpchen blinkten,
Computer schnurrten.
Fernab von den empfindlichen Geräten waren die Räume für die Gesteinsaufbereitung. Blankpolierte Steinbrecher, Siebmaschinen, Rütteltische
und Trennapparate warteten auf Material.
Es gab Laboratorien für Chemie und spezielle Arbeitsplätze für extreme Spurenanalysen. Mikroskope aus deutscher und einheimischer Fertigung
standen überall herum. Eine Bibliothek mit Gartensitzplätzen lud zum Verweilen ein.
Das Beindruckendste für Jim: In jedem Stockwerk stand mindestens ein Gratis-Kaugummiautomat mit Produkten von Wrigley.

(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Eiffelturm
(4)
http://de.wikipedia.org/wiki/The_Wrigley_Company
(5)
http://www.crazy-horse-saloon.de/Crazy_Horse_Saloon.html
(6)
http://fr.wikipedia.org/wiki/Spectrom%C3%A9trie_de_masse
deutsch
http://www.mpch-mainz.mpg.de/~geo/sjg/msblatt.html
(7)
http://de.wikipedia.org/wiki/Post-Doktorand
( 8 )
http://www.youtube.com/watch?v=n9ePaETGQZ0
http://www.youtube.com/watch?v=K35N7kEYVsM&feature=related


Fortsetzung folgt

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Antares am 10. Oktober 2010, 23:39:56
Lieber Row,

vielen Dank für die Fortsetzung, am heutigen Sonntag hat mir diese viel Freude bereitet!

Gibt es in den Vereinigten Staaten wirklich noch eine Produktion von Mikroskopen? Mir fällt nur RIFE ein, und die Geräte sind  historisch.

Grüße aus dem Rheinland
Marcus
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 11. Oktober 2010, 16:22:11
Hallo Antares

Zur Zeit sehe ich ausserordentlich schlecht. Ich benötige eine neue Brille.
Darum machte ich mindestens zwei Fehler:

...

Diese Geschichte, mit Fakten und Fiktion, ist ein Aufhänger an die italienische  Expedition von 1975, spielt also nach dieser Zeit. Die meisten
Schauplätze kenne ich aus eigener Tätigkeit als eine Art Blackmicha, leider nicht in der Bier Branche.

Der Crazy Horse Saloon ist in lebhafter Erinnerung, ebenso die Getränkepreise. Eine Cola kostete dasselbe wie der Champagner, entweder
teure Cola oder billige Nuttenbrause.
Der Eiffelturm ist mittlerweile mit Baujahr 1899 über hundert Jahre alt.

Damals gab es noch amerikanische Mikroskope.
In Tulsa schleppte mich Billy in eine Ausstellung zu einigen französichen Impressionisten. In meinem Hotel sangen die Platters: „Only you,
The great pretender.“ (1)

Präsident Carter 1977, ehemaliger Kommandant eines der ersten nuklear getriebenen U-Boote, versetzte der angeschlagenen forschenden
Nuklearindustrie in den USA den Todesstoss. Danach mussten einschlägige Geräte aus Europa, vor allem England importiert werden.
(Three Mile Island Schlamperei, 1979). (2)

Der letzte Teil war für Jim noch unergründliche Zukunft, denn die Geschichte geht weiter, bevor Carter an die Macht kam. Es hiess am Ende von #1255:
Fortsetzung folgt ......

(1)
http://www.youtube.com/watch?v=QT-JUj-0bg8
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Three_Mile_Island



Ediert: Die Fehler sind schon verbessert. MfG hmh.  :)
Titel: EGAT plant
Beitrag von: Low am 12. Oktober 2010, 12:19:03
EGAT plant in der Zukunft Strom aus Kernenergie zu erzeugen.
Interessierte, die sich die in #1257 erwähnte “Three Mile Island Schlamperei“ zu Gemüte führten, dürfen extrapolieren, was unter dem Motto
“Die sind so“ , für die Region geplant wird, oder Verantwortungsbewusstsein und Mentalität - zumindest von Ingenieuren und Technikern, -
wandelt sich geringfügig - um etwa ein My.
 
Mehr zum Thema böse Atome mit besonderer Berücksichtigung unzüchtiger Isotope, vernimmt die verehrte Leser(innen)schaft in den weiteren
Lhotse Abenteuern.
Titel: Aufbruch zum Lhotse
Beitrag von: Low am 14. Oktober 2010, 10:21:54
Aufbruch zum Lhotse

Was arbeiteten denn all die Menschen? Die meisten waren Spezialisten in einem kleinen Verantwortungsbereich. Waren sie in Grossprojekte
eingebunden?
Leider nein. Die Leute bearbeiteten meist wenig interessante Gesteinsproben von Ölgesellschaften. Die wollten bloss Resultate sehen und
lieferten selten genaue Daten über den Ursprung des Materials.
An den Massenspektrometern wurden internationale Vergleichsstandards gemessen, um zu überprüfen, wie genau und mit welchen Fehlern
die Resultate reproduzierbar waren. Da gab es ein Sorgenkind: Der Biotit Bern 4 B. Irgendwie war der unmessbar. (9)

Jim berief eine Sitzung ein. Er wollte Berichte von sämtlichen Stellen über Tätigkeit und Resultate. Insbesondere verlangte er, dass dieser
Standard aus Barn, (wo war diese miserable Scheune eigentlich?) endlich gemessen wird, denn was andere können, können wir auch.

Darauf hatte er einen Termin im Hochhausbüro von Daddy.
Er bedankte sich nochmals herzlich für den Einsatz und die unerwartete Grosszügigkeit aller Beteiligten.
Jim war nachdenklich, wurde sehr leise und meinte zu seinem Vater und Gönner:
„Wir verfügen über die besten Geräte. Die Mitarbeiter sind motiviert.
Was uns fehlt ist ein Grossprojekt, das international für Aufsehen sorgt.“

In Vaters Büro hing ein Kalender an der Wand. Das Bild zeigte wild vereistes Gebirge mit schroffen Felswänden unter stahlblauem Himmel.
Der Kommentar darunter: Lhotse, Himalaya.
„Da gibt es haufenweise Steine und viele offene Fragen,“ meinte Jim beiläufig, ohne viel zu Überlegen.
Daddy kratzte sich im schütteren Haar und sagte:
„Letzte Woche traf ich meinen Schulfreund Peter in Washington. Er arbeitet beim Aussenministerium und CIA. Die haben Probleme in der
Himalaya Region. Er könnte dir unter günstigen Umständen bei der Beschaffung von einigen Kieseln für dein Grossprojekt behilflich sein.“
Darauf griff er zum Telefon, während Jim sich einen Wrigley genehmigend, zu einem Treffen mit einem anziehenden, sich ausziehenden,
silikonverstärkten Countrygirl eilte.

Nach vielen Knacken in der Leitung und reichlich Sekretärinnen und Telefonistinnen hatte er Peter am Apparat. Sehr schnell kamen sie zum
wesentlichen Punkt.
„Peter, wie ist es in Napoli?“
„Ach, du meinst wohl Nepal.
Das ist ein verdammtes Problem!
Die Kommunisten sägen wieder einmal an einer Demokratie.“
Offenbar waren die selbsternannten Weltpolizisten in Washington ahnungslos, dass in Nepal ein Königshaus die wesentlichen Entscheide fällte.

„Peter, du erinnerst Dich, mein Sohn ist Erdwissenschaftler.
Er interessiert sich für Gesteinsproben aus dem Himalaya.
Gibt es für ihn einen Weg dahin?“
„Hey Man, das ist sehr, sehr interessant. Ich rufe Dich zurück! Thanks and bye.“

Das Aussenministerium und die CIA waren wahrlich erfreut über eine amerikanische wissenschaftliche Expedition ins ferne Nepal. Bei dieser
Gelegenheit würden sich problemlos einige zusätzliche CIA Beobachter ins Land schleusen lassen.
In unglaublich kurzer Zeit erhielten Jim und seine Gruppe die erforderlichen Genehmigungen und Visa.

Bombay

Jim reiste als erster. Er machte in Bombay, seit 1995 Mumbai, gummikauend einen Besuch in einem spezialisierten Laboratorium für Blei Isotope
aus dem Himalaya.
Seine Lendengegend schmerzte, wenn er die glutäugigen, gertenschlanken Inderinnen mit den tiefschwarzen Haaren in ihren bunten Saris
studierte.

Die Forschungsstätten befanden sich an einer stark befahrenen Strasse in einem schäbigen Bau. Einige Fenster waren geöffnet. An anderen
schepperten und brummten Klimaanlagen. Im Blei-Chemie Labor waren die Fenster weit aufgesperrt. Ein Kredit fehlte, um das defekte Klimagerät
zu ersetzen oder zu reparieren.
Im gekühlten Massenspektrometer-Raum waren die Temperaturen weit erträglicher, als in der heissen Hölle der Bleispuren Chemie.

Eine verdiente Wissenschaftlerin aus Europa fand an Ort später heraus, dass die Leute mindestens für Monate ihre Bleispuren-Analysen
vergessen mussten.
Benzin war damals verbleit. (10) Das Blei der Treibstoffe gelangte mit der allgemeinen Luftverschmutzung durch die geöffneten Fenster ins
Chemie Labor. Dort vermischte sich das Treibstoffblei mit den Spuren aus den Gesteinen. Alle gemessenen Isotopenverhältnisse erwiesen
sich damit als reine Telefonnummern.
Die Empfindlichkeit gegen Verunreinigungen wird deutlich, wenn man weiss, dass aus vielen Kilogramm Gestein knapp ein millionstel Gramm
messbare Probe gewonnen wird. Heutzutage genügen Mengen im Pico-Gramm (10E-12) Bereich für zuverlässige Messungen.
Die Kontaminationsgefahr wurde nicht geringer. (11)

Global

Die Erfahrung aus Bombay zeigt:
Gewissenlose Wissenschafts-Päpste mit wertlosen Analysen schwatzen der Menschheit immer wieder neuen grossartigen Unsinn auf.
Zwei Stichworte: Waldsterben und Influenza Pandemie.

(9)
http://de.wikipedia.org/wiki/Biotit
(10)
http://de.wikipedia.org/wiki/Tetraethylblei
(11)
http://de.wikipedia.org/wiki/Uran-Blei-Datierung

Beinahe ging das
Fortsetzung folgt ...
vergessen.

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 16. Oktober 2010, 00:38:37
Aus aktuellem Anlass hier ein Gerät für Jim, geeignet zur Entnahme von Gesteinsproben in etwas
größerem Umfang..  :)  http://www.herrenknecht.de/

mfg kmr
Titel: Der Schatz am Lhotse
Beitrag von: Low am 16. Oktober 2010, 23:05:21
Der Schatz am Lhotse

Nepal

Als die um ihre Gesteine betrogenen Italiener die Lastwagen zurückgaben, blieben die meisten der verbeulten Behälter im Kathmandutal.
Dort gab es früher drei Königreiche, mit Betonung auf reich an Kulturgütern: Kathmandu, Patan und Bhaktapur.

Ein fleissiger Handwerker erstand die Metallkisten günstig, beulte sie in monatelanger Handarbeit aus und lackierte sie mit hochglänzendem
Bleiweiss, (12) das er als Restposten billig zusammenkaufte. Seit mehr als einem halben Jahr wartete er vergeblich auf Käufer für die glänzenden
Behälter in seinem Gemischtwarenladen, halbwegs zwischen Kathmandu und Patan.

Als die Leute aus Tulsa in Kathmandu ankamen, wurden sie am Flughafen von wenigen Amerikanern um so herzlicher begrüsst. Sie bezogen ihre
Quartiere im Thamel Quartier, kühlten ihren Durst mit überteuertem Everest Bier und stellten erfreut fest, dass es sogar eine Pepsi Fabrik gab.
Bei ihren Spaziergängen konnten sie es nicht lassen, ihre Dollars bereits in zweifelhafte Souvenirs oder handgewobene Seiden zu investieren.
Die berühmte Tempelanlage mit der Swayambunath Stupa lag weithin sichtbar auf einem Hügel, knapp vierzig Minuten Fussmarsch von Thamel
entfernt.
 
In der Nähe von Kupondole entdeckte ein Mitarbeiter weisse Blechkisten, die sich hervorragend für etwaige Transporte eignen würden.
Dass viele Bars bereits um zehn Uhr schlossen, bereitete ihnen keine Probleme, denn in Tulsa im Bible Belt kannte man die Prohibition. Der freie
Alkoholausschank war stark eingeschränkt. (13) Ähnliches kennen wir im LOS.

Jim verbrauchte in Indien viel Wrigley und liess im Rahmen indisch-amerikanischer Völkerverständigung Unmengen von Tüten-Gummi liegen.
Nach der Landung war er in bester Laune und wollte sich sofort mit der Gruppe und den nepalesischen Begleitern treffen. Die Ausrüstung sollte
ergänzt werden.
Ferner benötigte er Behälter für Gesteinsproben. Er vernahm erleichtert, dass ein Mitarbeiter Transportkisten aus lackiertem Stahl gesehen hatte.
Der Abmarsch zum Berg in wenigen Tagen sollte mit Akklimatisierungsphasen knapp drei Wochen dauern. Er selbst verzichtete auf den Flug nach
Lukla, sondern marschierte mit seinen Leuten, um sich die nötige Kondition für den Berg und das Sammeln der Gesteine holen.

In Namche Bazaar, 3440 Meter über Meer betrug der Sauerstoffgehalt der Luft noch fünfzig Prozent des üblichen Wertes.  Fast die Hälfte der
Mitarbeiter zeigten Erschöpfungszustände, während die Nepalesen des Trupps mit der Höhe keine Mühe bekundeten und munter die schweren
Lasten schleppten.

Jim setzte den Anmarsch und Aufstieg zum Lhotse mit reduzierter Mannschaft fort. Ab 4500 Metern litt er unter Kopfschmerzen und einschneidenden
Konzentrationsstörungen. Er liess sich wenig anmerken. Sie schlugen ein Lager auf und wollten sich am nächsten Tag ganz dem Probensammeln
widmen. Er sah ein, dass er unmöglich höher steigen und wesentlich näher an den Berg gelangen könnte.
Etwas Sauerstoff im Zelt brachte Linderung, leider nicht lange. Nach all den Jahren in der Prärie wirkte der mächtige Berg irgendwie bedrohlich
und bedrückend auf das Team kleiner Ameisen davor.

Am nächsten Tag drehte sich der Lhotse vor seinen Augen. Er konzentrierte seine Blicke auf den Boden. Siehe da, inzwischen Schnee und Eis
entdeckte er die Spitze einer kleinen Pyramide aus kantigen, anscheinend frisch geschlagenem Gestein. Er untersuchte die Stücke und bemerkte
gleich, dass alles zumindest ähnliches Material war. Er nahm sein Feldbuch, notierte Ort und Zeit und liess seine Helfer den Schatz konfiszieren
und registrieren. Das Beste war, dass all das Zeug genau in eine seiner Kisten passte.

All die kleinen Schein-Opfer in den Heiligtümern am Wegrand schienen die Götter Nepals gnädig zu stimmen. Jim torkelte einige Dutzend Schritte
und er entdeckte diesmal einen Quader aus frisch gebrochenen Gesteinstücken, ein anders Profil als zuvor, aber alle Stücke gehörten zur selben
Familie. Er zückte das Feldbuch und dann waren seine wenigen Assistenten beschäftigt, denn die Sherpas konnte er nicht mit wissenschaftlichem
Kram belasten.

Sie arbeiteten den ganzen Tag. Jim fand im Höhenrausch an verschiedenen Stellen mehr geschlagenes Gestein, als er es sich in den kühnsten
Träumen ausdividieren durfte. Sie übernachteten wieder im selben Camp und traten am nächsten Tag den beschwerlichen Rückweg an. Der Chef
versiegelte mit Schlössern der US Army die schneeweissen Kisten persönlich.
Zurück in Namche Basaar wurde der Teilerfolg der Expedition gefeiert. Alle Teilnehmer, Steine und Sherpas flogen ab Lukla nach Kathmandu in
die Zivilisation.

Tulsa

In Tulsa zeigten die GANS Champions atemberaubende Dia-Shows aus Nepal. Fremdartige, hinduistische und buddhistische Tempel aus den
Städten. Bilder vom gewagten Trekking über Hängebrücken, bis zu den gewaltigen Gebirgsketten der Achttausender. Jeder nahm an, die Kollegen
seien oben gewesen und hätten auf den Rest der Welt herunter gepinkelt. Jeder drittklassige Detektiv hätte den Weg der Expedition an Hand der
weggeschmissenen Wrigley Verpackungen nachvollziehen können.

Als endlich die weissen Kisten mit den Gesteinen eintrafen, notierte der diensttuende Angestellte sorgfältig die Gesteinsnummern und sämtliche
Details, bevor er die ungewaschenen, mit einer unauffälligen Puderschicht bedeckten Stücke teilweise für Dünnschliffe, grösstenteils für die
Steinbrecher freigab. Danach herrschte in sämtlichen GANS Laboratorien für Monate Hochbetrieb.

Als nach langer Zeit Jim und die GANS Mitarbeiter all die Resultate in Excel gespeichert hatten und mit Access hunderte von Analysen verglichen,
sah er plötzlich nur noch zwei Möglichkeiten:
Entweder, die Geschichte der Entstehung des Himalayas musste neu geschrieben werden, oder – der Weltuntergang am 21. 12. 2012 findet
wirklich statt. (14)

Jim war ahnungslos, dass er die Proben der Italiener viele Kilometer von ihrem Ursprungsort entfernt gefunden hatte und dass die gesammelten
Gesteine durch eine zusätzliche Bleibehandlung ähnlich dem Labor von Bombay im Prinzip undatierbar wurden.

Ist es nicht so, dass die menschliche Seele durch Fremdeinflüsse, es muss nicht unbedingt eine Blei-Keule sein, derart geschädigt werden kann,
dass sie unansprechbar wird und praktisch jegliche Kommunikation versiegt?
Das persönliche Glück liegt nicht irgendwo in Eis und Schnee begraben am Fusse des Lhotse, sondern in der Reichweite eurer Arme und Empfindungen.


(12)
http://de.wikipedia.org/wiki/Bleiwei%C3%9F
(13)
http://en.wikipedia.org/wiki/Bible_Belt
(14)
http://www.unmoralische.de/weltuntergang.htm
http://www.youtube.com/watch?v=Bm_iTPdL1W8

Ende
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 17. Oktober 2010, 01:52:47
"Das persönliche Glück liegt nicht irgendwo in Eis und Schnee begraben am Fusse des Lhotse,
 sondern in der Reichweite eurer Arme und Empfindungen
."

Da hast Du sicherlich recht! ;)

Wolfram
Titel: Re: Der Schatz am Lhotse
Beitrag von: hellmut am 17. Oktober 2010, 01:57:15
Hallo Low, wieder einmal klasse geschrieben!

Nur hier solltest du noch nachbessern:

... 3440 Meter über Meer betrug der Sauerstoffgehalt der Luft noch fünfzig Prozent des üblichen Wertes. ...

Der Sauerstoffgehalt der Luft nimmt bei steigender Höhe nur unmerklich ab. Das ist auch gut so, denn sonst gingen Flugzeugen in der Luft mangels Sauerstoff die Triebwerke aus.

Du meintest sicher den Luftdruck. Der halbe NN Druck liegt über dem Meer in etwa 5,5 Km Höhe. Im Gebirge nimmt der Druck bei zunehmender Höhe langsamer ab. Auf 3,5 Km Höhe über NN sollte man normalerweise nach einem Tag Anpassung fasst nichts spüren, es sei denn man ist starker Raucher oder man hat eine andere Einschränkung der Lungenfunktion.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Antares am 17. Oktober 2010, 04:31:51
Hallo zusammen,

also ich sage es mal so: Der Sauerstoffanteil in der Luft liegt IMMER bei 21vol%. Alleine der Partialdruck des Sauerstoffs ändert sich in Abhängigkeit zur Höhe über NN. Absolut stehen in einem Atemzug in 5300m Höhe (Basislager Lhotse) nur noch ca. die Hälfte der Sauerstoffmoleküle für den Gasaustausch in der Lunge zur Verfügung. (Barometrische Höhenformel).

Grüße aus 40m über NN

Marcus
Titel: Chimborazo
Beitrag von: Low am 17. Oktober 2010, 13:19:20
Chimborazo

@Hellmut und @Antares

Danke für die Einwände und Erklärungen, die unbestritten sind.
Die Höhenempfindung ist von Mensch zu Mensch verschieden.

Der Altiplano, Peru, mit dem Titicacasee liegt auf etwa 3800 Metern.
Meine Tochter, damals keine dreissig Jahre alt, arbeitete einige Monate im Central Valley in Chile.
Danach konnte sie die Schönheiten des Altiplano kaum geniessen. Sie litt an unerträglichen Kopfschmerzen.
Meine Cousine, nicht mehr die Jüngste, holte sich dort oben ein Herzleiden.

Ich musste einen Vorwand finden, um Jims Verstand einzunebeln. Der Höhenkoller eignete sich bestens dazu. Ich danke für das Verständnis.

Bereits Professor Galletti sagte:
"Als Humboldt den Chimborazo bestieg, war die Luft so dünn, daß er nicht mehr ohne Brille lesen konnte."

http://de.wikipedia.org/wiki/Chimborazo
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hellmut am 17. Oktober 2010, 18:54:56
@ Low, da "oben" war ich auch mal.
Während einer Südamerika Tour blieb ich aus gewissem Grund  :-* mehrere Wochen in Antofagasta.
Von dort aus unternahm ich einige Tagestouren ins Gebirge, und natürlich auch in die Atacama Wüste.
Nur in San Pedro de Atacama blieb ich für zwei Nächte.
Die Aufstiege, besser gesagt die Auffahrten empfand ich als extreme Belastung.
Am schlimmsten war die Tour zum Vulkan Licancabur. Innerhalb weniger Stunden fuhr man mit einem Minibus von NN (Antofagasta) bis auf ca. 4400 Meter Höhe.

Los ging es früh morgens bei etwa +20°. Nach einer Stunde Fahrt lag die Temperatur bereits unter 0°. Etwas später waren es -20 oder gar -30°. Extremer als die klirrende Kälte empfand ich jedoch die Fahrt an sich. Die Strecke, komplett Schotterpiste, ging stellenweise an steilen Berghängen entlang. Zum Glück konnte man während der Auffahrt praktisch nichts sehen. Ein Blick aus dem Fenster, war nicht möglich, da zugefroren. Nur der Fahrer hatte ein kleines Guckloch, das er sich alle paar Minuten mit einem "Camping Gaz" Kocher freimachte.  {+ Eine Heizung hatte der Bus natürlich nicht.

Unterwegs machten wir etliche Pausen zum Coca-Mate trinken, um dem geringer werdenden Luftdruck auszuhalten. Wer diese leichte Droge nicht trank, hatte keine Chance bis oben hin zu kommen, und wurde, grün im Gesicht, an einer der Zwischenstationen abgeladen. Eindrucksvoll war jedoch die sich ständig verändernde Landschaft. Vom tropischen Grün über eine Mondlandschaft entlang Gletschern mit ewigen Eis bis zu urzeitlich anmutenden Vulkanlandschaften. Zwischendurch einige uralte verlassene Incadörfer und Oasen mit heißem Geysiren, in einem konnte man sogar baden, allerdings erst auf der Rückfahrt, als selbst in dieser Höhe die Luft warm war.

Auf der Rücktour konnte man während der Fahrt den Streckenverlauf verfolgen.
Nur gut das dies auf dem Hinweg nicht möglich war.  {+ Teilweise hangelte sich die Piste in unzähligen Serpentinen entlang steiler Berge. Auf der einen Seite ging es gefühlte 1000 Meter fasst senkrecht bergab, auf der Anderen ebenso steil bis ins scheinbar Unendliche bergauf. Dabei war die Piste so schmal das Gegenverkehr ein echtes Problem geworden wäre. Später erfuhr ich jedoch das die Strecke Vormittags nur aufwärts und Nachmittags nur abwärts befahren werden darf.

Doch dies alles hat, wenn überhaupt, nur entfernt mit deinem Thema zu tun.
Wenden wir uns also wieder deinem Held "Jim" und seinem geschwundenen Verstand zu!

Eine Bustour in vielleicht 6 Stunden von NN bis in über 4000 Meter Höhe ist schon eine extreme Belastung. Oben angekommen, kann man sich kaum mit Gedanken befassen die über die Technik "wie atme ich möglichst viel Luft ein, ohne dabei aus der Puste zu geraten", hinaus gehen. 100 Meter normales Gehen erzeugt bereits Seitenstiche, wie ein 1000 Meter Lauf auf Zeit in "normaler" Höhe.
Es braucht sicher mehrere Tage bis die Lunge sich auf die dünne Luft eingespielt hat, wobei ich mich frage wie es möglich ist in dieser Höhe Schlaf zu finden, wo jedes einzelne Luft holen intensive Gehirntätigkeit beansprucht.

Dein Held, "Jim" hatte diese Akklimatisationszeit vermutlich nicht, oder er hatte sie sinnlos verstreichen lassen indem er im Thamel Quartier, seinen Durst mit Everest Bier bekämpfte, und sich so neben der Problematik der dünnen Luft sein Gehirn noch zusätzlich vernebelte.  }{

Um so verständlicher das seine Expedition, außer Schleichwerbung für Wrigleys, absolut keinen Sinn erfüllte. ;D
Titel: Kaugummi
Beitrag von: Low am 20. Oktober 2010, 12:04:35

Kaugummi

Typen wie Jim, fils à papa, lernte ich zur Genüge kennen.
Ein Herr Doktor aus einem Nachbarland vergewaltigte die Maschinen richtiggehend. Seine Messfehler waren doppelt so gross, wie die von
Anfängern. Sämtliche Apparate wiesen Defekte auf und die Ersatzteile hatten die Schwindsucht.

Fragen sie mich nicht, was er im Gelände, war es der Himalaya, oder im Chemielabor anstellte.

Eines Tages hatte ich genug von dem Kerl, der im Begriffe war, den guten Ruf der Forschungsstelle zu vernichten und dem ich zahlreiche
Überstunden verdankte.
“Herr Doktor Frankenstein*, warum arbeiten sie so unsorgfältig und setzen den Namen des Hauses aufs Spiel?“ fragte ich ihn unverblümt.
„Jo wissens, I brauch keine genauen Resultate. I will bloss meine Annahmen betätigen.“

@ Hellmut
Die Idee vom Kaugummi ist geklaut. Den Namen erwähnte Klaus Schädelin bereits im Buch: “Mein Name ist Eugen.“   
Das Buch war so gut, mittlerweile ist es ein Kinderbuchklassiker, dass es anfänglich in den Berner Schulen verboten war. (Publiziert 1955).

*Name vom Autor verändert.

http://www.google.com/search?hl=de&q=Klaus+sch%C3%A4delin+Mein+Name+ist+Eugen&aq=f&aqi=&aql=&oq=&gs_rfai=

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 20. Oktober 2010, 12:47:15
Zitat
    „Jo wissens, I brauch keine genauen Resultate. I will bloss meine Annahmen betätigen.“
     

 :o      :]       :]
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 20. Oktober 2010, 19:49:20
..Der Mensch beginnt beim Akademiker..
Quelle: http://www.youtube.com/watch?v=n1XMcixVoiA&feature=related

 ;) kmr
Titel: Wissenschaftliche Bauernfängerei
Beitrag von: Low am 21. Oktober 2010, 16:40:58
Wissenschaftliche Bauernfängerei

Jim und sein fiktives Labor waren gewiss nicht die Einzigen, die fehlerhafte Daten produzierten.

Die direkte Verbindung zwischen zwei Punkten ist eine Gerade.
Solche Geraden dienen ebenfalls zur radiometrischen Datierung von Gesteinen. Sie werden Isochronen genannt.  Dabei müssen keine
Annahmen über die anfängliche Konzentration des Zerfallsprodukts im Gestein gemacht werden, um es zu datieren. Im Prinzip reichen zur
Bestimmung der Isochronen-Steigung und damit zur Altersbestimmung zwei Punkte im Isochronendiagramm. In der Regel werden jedoch
mehrere Fraktionen separiert, gemessen und im Diagramm verwendet.

Nun sehen sie den Betrug des Dr. Frankenstein.
Je ungenauer das Resultat, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein weiterer Punkt auf der Geraden sitzt. Und wenn man noch
zwei, drei missliebige Ergebnisse weglässt,  kriegt jeder Schlaumeier die schönste Isochrone der Welt.
Mit der heutigen Präzision der Messungen erhält man nur noch eine Gerade, wenn man einen grösseren Fehler, der sogar Probensammeln
und Chemie berücksichtigt, einschliesst.

Es ist fast wie im richtigen Leben: Die einzige Gerade ist der Zick-Zack!
Für Skeptiker: In Nichteuklidischen Geometrien ist die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten wegen der Raumkrümmung kein
Geradenteilstück.(1)

In Aufbruch zum Lhotse, Antwort #1259, schrieb ich unter Global:
Gewissenlose Wissenschafts-Päpste mit wertlosen Analysen schwatzen der Menschheit immer wieder neuen, grossartigen Unsinn auf.

Das ist vorläufig der letzte Beitrag mit Bezug zur wissenschaftlichen Forschung.

Ich widme mich nun wieder bodenständigen heimischen Schmutz- und Schlammgeschichten, weit weg von den realen Graniten des Himalaja. (2)

Die Erklärungen waren vielleicht etwas kurz. Mehr zum Thema Isochronen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Isochronenmethode
(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Raumzeit
(2)
http://www.youtube.com/watch?v=Gs7MBnoFu9k
http://www.youtube.com/watch?v=RxkQNZoc8PM
Titel: Ergänzende Erklärung
Beitrag von: Low am 23. Oktober 2010, 12:47:16
Ergänzende Erklärung

Im letzten Aufsatz “Bauerfängerei“ war ich eventuell zu oberflächlich und zu abstrakt für Menschen, mit wenig Mathe Kenntnissen.
Wenn einer kommt und erzählt:
„Gestern habe ich ein Haus für eine Million gekauft,“
ist das nur bedingt richtig, wenn er dafür 1 756 499 THB hinblätterte.
Das wären dann wohl eher an die zwei Millionen.
Damit wird meine Aussage:
"Je ungenauer das Resultat, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein weiterer Punkt auf der Geraden sitzt," verständlicher.
Der Betrüger wusste nach zwei Bestimmungen annähernd, wie seine Resultate aussehen durften.
Titel: Drei Wohlgerüche aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 25. Oktober 2010, 11:29:52
Drei Wohlgerüche                                                          ca. Feb. 1982

Aus Kostengründen durfte ich auf einer Dienstreise Pläne und Handbücher nicht als Fluggepäck aufgeben. Der Aktenkoffer reiste als
unbegleitetes Gepäck und sparte mit seinen fünfzehn Kilogramm zuerst einige harte Steuerfranken.

Für einen lieben Feund hatte ich eine Flasche Gutedel wohl gepolstert in meinem Koffer. Als ich diesen nach meiner Ankunft abholte,
bemerkte ich darunter mit Entsetzen eine kleine Lache. Ich geiferte wortlos, dachte an all meine nassen Sachen und suchte darauf im
ganzen Flughafen nach meinen Akten.
„Dieser Koffer,“ sagte man mir nach zeitraubenden Nachforschungen, „ist im Frachtterminal auf der andern Seite des Flughafens.
Am Besten nehmen sie ein Taxi dorthin.“
Den kürzesten Weg über die Pisten gestattete man nicht!

Wir fuhren zum streng bewachten Frachtterminal und gelangten nach endlosem Fragen zum richtigen Gebäude. Dort erhielt ich meinen
Koffer nicht, dafür eine Anzahl Formulare. Damit begab ich mich zur Zollabfertigung, wo bereits mehrere Menschenschlangen warteten.
Ich hatte das Privileg sitzend anstehen zu dürfen.

Dann wurde ich eingehend über die Ware und deren Wert verhört. Nachher wurden die Scheine gestempelt. Danach flitzte ich zurück zum
Gebäude mit dem Aktenkoffer. Der Taxameter tickte indessen munter weiter und schon etwas über zwei Stunden nach der Ankunft und dem
Entrichten einer kleinen Gebühr war ich wieder glücklicher Besitzer der Dokumente.

Während der Fahrt in die Stadt öffnete ich neugierig mein Gepäck und fand zu meiner Erleichterung die Weinflasche unbeschädigt vor.
Ich stellte beide Koffer in das Hotelzimmer, genehmigte mir einen kühlen Drink an der Bar und wartete dann beim Inder am Mount Emily
auf meinen Kollegen.

Als ich Stunden später in mein Zimmer wollte, herrschte dort ein fürchterlicher Gestank. Ich sagte zu mir:
„Im Nachbarhaus, wird wohl ein Gericht mit Sambal Belachan zubereitet."
Sambal Belachan ist eine kräftige Würze, die aus verfaulten, sprich fermentierten Garnelen, Muscheln und Fischköpfen besteht. Auf ein
Kilogramm Speise genügt eine Messerspitze davon vollauf. Ich kann das Zeug ohne Brechreiz kaum riechen, doch in den Gerichten ist es
bekömmlich.
Tags darauf benötigte mein Kollege ein Dokument aus meinem Aktenkoffer.
Nach dem Gestank  im Zimmer zu schliessen, kochte der Nachbar schon wieder mit Sambal Belachan.
Ich nahm den Koffer, öffnete ihn und Tränen flossen ins Gesicht und auf den Boden. Sämtliche Bücher, Ordner und Pläne waren mit garstiger
Fischtunke gewürzt.

Innerlich verfluchte ich die sesselklebenden, ahnungslosen Bürokraten in ihren Massanzügen in klimatisierten Räumen, welche für ihre
kümmerlichen Fehlentscheide noch üppige Gehälter bezogen.

Um den Gestank loszuwerden, schenkte ich den verseuchten Koffer später einem indischen Mitarbeiter. Er wusch ihn mehrmals sorgfältig
und behandelte ihn dann mit  Rosenparfum. Die Mischung beider Essenzen ergab einen chemischen Kampfstoff.

                                                                                                *

Wir lebten bereits mehrere Wochen in Asien. Wenn immer wir unsere Dokumente benötigten, mussten wir den Atem anhalten, obwohl die
Sauce mittlerweile kristalline Formen angenommen hatte. Wehmütig dachten wir etwa beim Bier an einen milden Käsegeruch und an unsere
Lieben zu Hause. Unsere intensive Arbeit konnte fehlende Streicheleinheiten nicht ersetzen.

Hübsche Mädchen waren auffällig wenig vorhanden. Dafür gab es Moskitos im Schlafzimmer, Silberfischchen in den Kleidern und überall
Kakerlaken in verschiedenen Wachstumsstadien. Viele der einheimischen Damen gingen der zeitgemäßen Landessitte entsprechend
zugeknöpft und verschleiert spazieren.  Dreißig Jahre zuvor Jahren war noch oben ohne Mode. Wir fragten uns, ob die Grazien wohl zu
hübsch oder zu hässlich seien. Kurz gesagt, bei uns herrschte ein Mangel an weiblichem Gehalt, wie seinerzeit auf Käpten Cook's Schiffen.

Ich bereitete mich zum abendlichen Ausgang vor und öffnete die Türe, um meinen Kollegen abzuholen. Da war es, ein Fluidum, ein Hauch,
ein Duft, --- nur eine unwiderstehliche Klassefrau konnte so etwas verbreiten. Erregt klopfte ich beim Nachbarn. Der schlurfte gemächlich aus
seinem Zimmer, schaltete und atmete ebenfalls tief. Wir waren uns einig:
„Suchen, nur zum Anschauen."
Unsere vereinten Bemühungen blieben erfolglos und nach einer Weile sagte mein gewitzter Kollege:
„Das ist sicher der neue Insektenspray!“
Es war der Spray.

                                                                                               *

Durian heisst zu Deutsch nicht grundlos Stinkfrucht. Der reiche Duft der reifen Frucht ist nicht bloss für westliche Nasen schlicht umwerfend.
Einen Durianverkäufer riecht man selbst bei Gegenwind.
In Malaysia und Singapore gilt die Durian nicht nur als Delikatesse. Es werden ihr Heilkräfte zugeschrieben, speziell dann, wenn man sie mit
Salz geniesst. Wer einen Durianbaum besitzt, ist kein armer Mann.
In den Flugzeugen der lokalen Gesellschaften ist das Mitführen von Waffen und Bomben verboten. Die Durian als Stinkbombe ist ebenfalls
gebannt.

In vielen Hotelzimmern fand ich den folgenden Anschlag:
Das Mitbringen von Mädchen und Durian ins Zimmer ist verboten.
Das Management.

War das eine oder das andere erlaubt ?

Hier im Haus sind öfters beide anzutreffen: Frau mit Durian.
Die riechen beide besser als mancher miefende Käse.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 27. Oktober 2010, 18:00:41
Hallo Low, danke!
Ein Schnupperkurs  :) wie er [hoffentlich bald] im Buche steht.

mfg kmr



in
Titel: Tagträumer und Nachtwandler
Beitrag von: Low am 29. Oktober 2010, 12:06:50
Tagträumer und Nachtwandler

Der erste Arbeitstitel: “Die kleinen Unterschiede,“ war in Ordnung und ist vielsagend. Trotzdem finde ich Tagträumer und Nachtwandler
aussagekräftiger

Im Oktober war ich innerhalb dreier Wochen drei Mal in der Psychiatrie.
Nicht, dass ich unter meinen eigenen schrägen Aufsätzen durchgedreht hätte. Ich war bloss Zulieferer. Sogar das kann hartes Brot sein.
Bereits die Krankentransporte erwiesen sich im Vergleich mit D-A-CH als äusserst fragwürdig. Die Polizei behandelte die Patienten schonungsvoller
als die Sanitäter.

Schon die oberflächliche Beobachtung der Situation einiger Insassen erschütterte mich tief. Ich mag gegenwärtig noch nicht darüber sprechen
und benötige etwas Zeit und Distanz zu den Ereignissen und melde mich später wieder.

Low                                                                                                                                                          Ende Okt. 2010




Die kleinen Unterschiede                                                                        Anfangs Okt. 2010

Nördlich der Alpen ist es in den Häusern meist angenehm warm. Draussen herrschen erfahrungsgemäss kühle bis kalte Temperaturen.
In Thailand ist es in vielen Hotels und Einkaufszentren unangenehm kühl. Sobald man ins Freie gelangt, ist es zur Zeit herrlich warm,
nicht heiss wie in den Monaten April und Mai.

In Europa sind die Menschen Sonnenanbeter und bräunen ihre Körper bei allen möglichen und ebenso unmöglichen Gelegenheiten.
Im LOS röstet man Hühner und Ratten. Der eigene Körper wird vor UV und Hitze bewahrt. Jede Hautcreme enthält Weissmacher.
Bleich ist beautiful.

In der Schweiz war ich mir kaum bewusst, dass meine Partner und die meisten Verkehrsteilnehmer ihr Gehirn eingeschaltet hatten, sofern
sie nicht gerade bewusstlos, betrunken waren oder schliefen.

In Hinterindien wurde mir klar, dass der Kopf vom Schöpfer vor allem für die Haarpflege und zur Einnahme von Speisen und Getränken
erschaffen wurde.
Die Gesichtshaut dient zum Schmieren, Malen und Pudern. Zubehör wie Ohren und Nasen unterstützen das Anhängen von Schmuck. Er muss
nicht unbedingt echt sein, wie die Wimpern, bloss zum Klimpern.

Ich benötigte vierzig Jahre  -  die höhere Eingebung erhielt ich erst letzte Woche nach einer kräftigen Gehirnerschütterung, dass viele Menschen
hier ohne das Gehirn zu benutzen als Tagträumer oder Nachtwandler ihren Lebensweg absolvieren. Das Wort “beschreiten“ wäre fehl am Platz,
weil sogar für Kurzstrecken ab sechs Jahren ein Moped her muss, wie auch immer. Man könnte ja beim Gehen stürzen und darob aufwachen.

Jegliche Planung, minimales Überlegen und Vorausdenken sind ausgeschlossen.
Dies betrifft sämtliche Situationen, von der Schule über Einkäufe bis zum Kinder kriegen. Mir ist das solange egal, wie ich nicht unter dieser
Storchenmentalität leide. Aber wenn ich im Land des Lächelns durch provozierten Schlendrian an Leib und Leben gefährdet bin, erstarrt mein
Gesicht zur unfreundlichen Maske und ich reagiere nicht mehr unbedingt liebenswürdig.

Die endlose Schluderei und die Liederlichkeit werden zudem von einer phänomenalen Vergesslichkeit überragt, die annähernd krankhafte
Dimensionen erreicht.

Ich kenne in Europa einige Menschen, welche als geistig Behindert eingestuft sind und in speziellen Pflegeheimen betreut leben (müssen).

Nach eidgenössischen Massstäben würde möglicherweise ein Drittel der Dorfbevölkerung als debil klassiert. Was sind die Ursachen der
Beschränktheit?

Hier besuchen junge Leute nach der Schule höchstens Sitzungen, wo gegen harte Währung Lao Khao ausgeschenkt wird, fahren danach
Motorfahrzeuge und ballern wie im Kino mit Kanonen herum.

Wir hatten leichte Kontroversen wegen der Schule. Diplomatisch ausgedrückt, Mowgli log kaum, aber er erzählte auch nicht die Wahrheit.
Dick befragte einen Lehrer zur Situation und der erklärte eindeutig weitschweifig beschwichtigend, wohlverstanden über einen Zwölfjährigen:
„Mowgli ist nicht der Schlechteste und nicht der Beste. Er ist anständig.
Er trinkt nicht, er raucht nicht und er nimmt keine Drogen. Gebt ihm Zeit!“
Zeit, die ihm dann die Schule, wie gehabt, für Sinnlosigkeit und Warten stiehlt.

Wie sieht meine Rechnung nach sechs Monaten Schule aus? Sie ist relativ bitter.  
Ungefähr achtzig Prozent des gelernten Stoffes wurden bereits vergessen.
Wie blitzartig Vergesslichkeit und Unbedachtheit zuschlagen, zeigt ein Beispiel:

Wenn wir zusammen Speisen zubereiten, wäscht Mowgli erst seine Hände.
Das hindert ihn danach nicht, in den Haaren zu wuscheln, zu popeln oder irgendwelchen Unrat vom Boden aufzuheben. Letztes Mal reinigte
er in der Küche auf meine Aufforderung während der Arbeit seine Hände etwa sechs Mal.

Den Gipfel der Gedankenlosigkeit demonstrierte er, als er ein langes, dunkles Haar vom Boden beseitigte.
Ich sagte: „Schmeiss es in den Kehricht.“
Sein Gehirn war ausgeschaltet. Die Ohren hörten nicht.
Gedankenlos legte er das schöne Haar auf den sauberen Rüstplatz.

Ob er sein Leben als qualifizierter Tagträumer oder sachkundiger Nachtwandler weiterführt, bleibt gegenwärtig ihm überlassen. Ich muss
vorläufig kürzer treten, sonst droht ein irreparabler Dachschaden. Für Mowgli begann die neue Zukunft  gestern.


  
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: unsichtbar am 29. Oktober 2010, 13:10:15
Und Schlafwandler auch...

Ein guter Freund von mir musste wegen eines Verkehrsunfalles vor Gericht. Im Land des verschlafenen Lächelnds.
Vor der Verhandlung sollte er einen umfangreichen multiple-choice Fragebogen ausfüllen, mit allerhand Fragen bezügl. persönlichem Umfeld und der aktuellen Lebenssituation.
Darunter auch die harmlose Frage nach Hobbies, worauf einige zum ankreutzen aufgelistet wurden. Ein kleiner "Aha"-Effekt wiederfuhr meinem Freund als dort, unter den Hobbies auch "schlafen" zur Auswahl stand.
Schlafen als reguläres Hobby, das sagt einiges über die Mentalität dieses Volkes aus.

In Deutschland stünde dort evtl. "Briefmarken sammlen", oder "Gerichtsverfahren gegen den Nachbarn anstrengen". Hier in Thailand kann Schlafen auch aktiv als Hobby betrieben werden. Aha! Das erklärt doch einiges.


Low, um drohenden irreparablen Dachschäden im voraus aus dem Weg zu gehen, solltest du eventuell über ein neues Hobby nachdenken. Überleg es dir und schlaf mal eine Nacht darüber...
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Antares am 30. Oktober 2010, 04:21:39
Hallo miteinander, ich habe gerade ein schönes Zitat wiedergefunden, es passt zwar nicht so recht an diese Stelle aber hier ist es trotzdem:

"Ich glaube, dass manche Menschen fern von ihrer wahren Heimat geboren wurden. Der Zufall hat sie in eine bestimmte Umgebung gestellt, aber sie haben stets Heimweh nach einer Heimat, die sie nicht kennen. ...
Manchmal stösst ein Mensch auf einen Ort, dem er sich sich auf geheimnisvolle Weise verbunden fühlt. Hier ist die Heimat, die er suchte, und er wird sich hier niederlassen in Gegenden, die er nie zuvor gesehen hat und unter Menschen, die er nie zuvor kennengelernt hat, obwohl sie ihm seit seiner Geburt vertraut sind."

W. Somerset Maugham

Schönes Wochenende + Feiertag

Marcus
Titel: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 30. Oktober 2010, 23:49:57
Danke.

Heimat ist dort, wo ein Herz etwas bewegen kann.
Seien es bloss Fäkalien in einem Kunststoffkübel.
Titel: Jesus in der Gummizelle
Beitrag von: Low am 04. November 2010, 12:32:07
Gibt es Begegnungen der dritten Art?
Pauwels und Bergiers Buch: “Aufbruch ins dritte Jahrtausend. Von der Zukunft der phantastischen Vernunft,“ zeigt die Beschränktheit unseres
Denkvermögens an Hand einiger amüsanten Geschichten. (1)  

Was ist normal? Wo beginnt der Wahnsinn?
Das sind Fragen, die ich mir nicht nur beim Lesen in Foren öfters stelle. Haben Delirium und Ekstase eine bestimmte Farbe?
Eine eher quälende Erfahrung der letzten Tage zeigt Wege in und aus dem Abgrund.


Jesus in der Gummizelle                                                                                                                                  18.  -  27. Okt. 2010

Der Titel ist eine Provokation. Für die Gläubigen, die Gutgläubigen und all die Ungläubigen, die Religion als Nebensache im grenzenlosen Raum
stehen lassen.
Ein Mann um die Dreissig muss die Welt erretten. Beispielsweise vor dem Weltuntergang am 21. 12. 2012. Seine Güte ist im Prinzip grenzenlos.

Jesu Zielvorstellung anhand übermittelter aufgezeichneter und von unzähligen Kanzeln lautstark verbreiteter Botschaften, war dagegen bloss  
die Erlösung, die Übernahme einer raffiniert konstruierten Schuld. Ähnliche Kompositionen waren in der Vergangenheit zur Erhaltung von
Machtstrukturen und zum Auslösen bewaffneter Konflikte durchaus üblich.

Einige Auszüge aus aktuellen, fragwürdigen Mails des Möchtegern-Wohltäters lassen aufhorchen. Es könnten teilweise Leserbriefe aus der
Regenbogenpresse sein.
„Danke, dass du mir mit den Schutzengeln die Augen geöffnet hast. Wie kann so etwas passieren? Zombies in London. Alien greifen uns „Engel,“
also Menschen an. Was geht da eigentlich vor?
Wie kann ich einen Buddhisten, bzw. Thailänder, der mit  den Engeln sprechen kann, holen?
Gemeinsam retten wir beide alle Menschenleben und die Natur mit all den Tieren.
Ich habe wirklich nicht mehr viel Zeit, aber gemeinsam schaffen wir all das.“


Wie retten wir diese Welt?
Wir könnten anstelle von Düsenjets Segelflieger benutzen.
Ganze Wälder könnten weiter wachsen, wenn Zeitungen weniger Lügen verbreiten würden.
Wir sollten Motoren konstruieren, welche durch Unwahrheiten und schlechte Energien angetrieben werden.

Das auserwählte Medium hörte Stimmen und Nachrichten aus mir verschlossenen Quellen. Er fürchtete sich vor seinem angekündigten
frühzeitigen Tod.
Gleichzeitig war er ahnungslos, wie er seine komplexe Aufgabe lösen sollte. Deshalb reiste er hilfesuchend nach Thailand. Er benötigte dringend
die Hilfe und den Rat eines unermüdlich beklickten Foren-Schreiberlings.

Unser erster Tempelbesuch war entweder gänzlich überwältigend oder eine grosse Katastrophe. Seine neueste Kamera überlebte jedenfalls
keine zehn Minuten in den provozierenden Spannungsfeldern lanna-buddhistischer Architektur.
Ehrfurchtgebietende, riesige bewachende Naga (2), erhabene Buddhafiguren überall in versteckten Winkeln und Nischen, unter schatten-
spendenden Bäumen inmitten riesiger Farne und Bromelien; filigrane, vergoldete High-Tech Links ins Nirwana, die attraktivsten Antennen
dieser Welt auf fast exponential geschwungenen mehrstufigen Steildächern der rot-goldenen Gebäude, hinterliessen vielleicht ausser-
gewöhnliche Eindrücke in einem nach Lösungen suchenden, notleidenden Geist.

                                                                                                          o

Viele Leser kennen die lebensgefährlichen elektrischen Wassererhitzer, welche in den meisten Badezimmern ohne Schutzleiter an die Wände
geschraubt sind. Üblicherweise ist ein stahlarmierter Gummischlauch mit zwei Muttern mit Halbzoll-Gewinden am Erhitzer und an einem Wasser-
anschluss befestigt. Dort fliesst in der Regel das noch kalte Duschwasser.

Unser Retter entdeckte nach einigen Tagen den armierten Wasseranschluss. Er war ihm als neu Zugereistem unbekannt. Er erkannte gleich
das Böse, die Gefahr des Unvollkommenen und all die negativen Kräfte dieser Verbindung. Ohne jegliche Zweifel an seiner Tat, riss er kraftvoll
die Verbindung gleichzeitig  aus beiden Verankerungen und war damit auf dem besten Wege, die Menschheit zu erretten.

In unserem Haus wäre das bloss Sachbeschädigung gewesen. Der Beschützer jedoch verschaffte sich nach drei Mahlzeiten und einer überflüssigen
Stärkung bei KFC gewaltsam Zugang zu einem fremden Haus. Er nahm jedoch an, es sei seine Unterkunft. Er verletzte die sich widersetzende
Bewohnerin leicht und setzte sein segensreiches Werk sogleich im Badezimmer mit seinem bereits erprobten Handgriff fort. Danach war die halbe
Elektronik in der elenden Hütte am Absaufen!

Sofern der Weltuntergang 2012 stattfindet, sind die Ordnungshüter in Chiang Mai und ich schuld daran.
Wir lieferten den Wohltäter anfänglich gegen seinen Willen in die Psychiatrie ein. Dort beruhigte er sich hinter wenig dekorativen Stahl-Gittern,
unter schreienden, johlenden und wild gestikulierenden, teils onanierenden, meist durch Alkohol und Drogen schwer geschädigten, geistig
umnachteten Wesen. (3)
Bereits einen Tag später durfte der Patient in eine angenehmere, immer noch streng überwachte Umgebung umziehen.
Alles lief gut, bis er die menschheitsbedrohende Duschbrause an der Decke im Badezimmer bemerkte. Die konnte er mit sämtlichen Tricks nicht
herunterreissen. Die Folge war ein katastrophaler Wutanfall.

Darauf verbrachte der verhinderte Helfer der Menschheit einige Zeit in einer Gummizelle, wie er mir lächelnd berichtete.
Die Welt in dieser Form kann er kaum bewahren.
Hoffentlich gelingt es ihm, sich letztendlich selbst vor dieser Gesellschaft aus Haien, Blutsaugern, Bankern, Politikern, anderen Betrügern und
vielen falschen Heilsverkündern zu schützen.

(1)
http://www.amazon.de/Aufbruch-Jahrtausend-Zukunft-phantastischen-Vernunft/dp/3442140153
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Naga_(Mythologie)
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Einer_flog_%C3%BCber_das_Kuckucksnest

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 05. November 2010, 10:17:36
Kraeftiger Applaus!
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 06. November 2010, 09:08:59
Zu Mowglis Gedaechtnisleistungen faellt mir ein kleines franzoesisches Bonmot ein:

Schueler hoeren nur die Haelfte von dem, was die Lehrer sagen.
Sie begreifen die Haelfte von dem, was sie gehoert haben.
Sie behalten die Haelfte von dem, was sie begriffen haben,
und sie nutzen die Haelfte von dem, was sie behalten haben.   :-)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 06. November 2010, 19:49:42
Antwort @ Kern

Hallo Achim

Dein Zitat war nicht vollständig:
-   also letzten Endes herzlich wenig.
Francois Lelord, Hector und die Entdeckung der Zeit

Eine Diskussion ist unmöglich mit jemandem, der vorgibt, die Wahrheit nicht zu suchen, sondern sie schon zu besitzen.
Romain Rolland

Ich suche noch.
Low
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 06. November 2010, 21:51:27
Hallo Low


Touche. Genau der war es.

Und wieder bin ich beeindruckt.


Gruss  vom suchenden Achim
Titel: Reis aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 09. November 2010, 18:51:00
Reis

Wir ernähren uns nicht nur von Brot, Pasta und Kartoffeln.
Unser bescheidener Reisvorrat in beiden Küchen ging zur Neige. Wir hatten die Qual der Wahl, neuen Reis zu besorgen.

Das erinnerte ich mich an meine erste Bahnfahrt zu Beginn der siebziger Jahre von Bangkok nach Butterworth, Malaysia. (1) Der Express dieselte
in den frühen Morgenstunden mit etwa vierzig Kilometern pro Stunde im Süden Thailands durch Reisfelder, deren grün ich nie vergass.
Ich sagte mir, diese relativ unangenehme, vor allem lange Bahnreise mache ich nie wieder.
Der Kluge reist im Zuge, der Gescheite jettet in die Weite.
Dennoch bestätigten zwei weitere Bahnreisen meine frühere Beobachtung. Es gibt im Norden viele Reisfelder. Die Intensität der Farben ist
aber, ähnlich den Lichteffekten in der Provence, nicht vergleichbar. Unvergessliche Farbkleckser im Süden wie im Norden dagegen waren die
Arbeiterinnen und Arbeiter in den Reisfeldern. Schon deren Hüte sind beachtenswert.
Getragen werden Spitz-Hüte, die in der Seitenansicht einem Dreieck ähneln. Sie sind von China über Vietnam bis nach Indonesien verbreitet.
Weiter beobachtete ich grosse geflochtene, sombreroartige, schattenspendende Kopfbedeckungen.
Den Thai-Superhut mit eingebauter Klimatisierung sah ich im Reisfeld eher selten. Dagegen tragen ihn die Frauen auf den schwimmenden
Märkten öfters. Ein geflochtenes Gestell auf dem Kopf trägt einen wundervoll geformten Schattenspender. Das entstehende Luftkissen
zwischen Hut und Kopf wirkt äusserst angenehm. Dieser Hut wurde in den Weingärten des Lavaux getestet und eindeutig als Sieger beurteilt.

Ich hatte verschiedentlich die Gelegenheit, die faszinierenden Arbeiten in den Reisfeldern von Indonesien bis Thailand zu beobachten, vom
Setzen der Pflanzen bis zur Ernte und dem Dreschen. Wenige Bilder, diese Diapositive wurden leider mit etwa 15 000 anderen entsorgt, sind
nur noch im Kopf vorhanden:
Im Vordergrund ein kleiner Bauer mit zwei mächtigen Wasserbüffeln an der Leine im Schlamm, auf einem schmalen Damm trippeln einige Frauen
in Sarong Kebaya (2) und Kinder als Farbtupfer in Einerkolonne, im Hintergrund grüsst statisch die kolossale Tempelanlage von Borobodur. (3)
Während in den ersten Jahren hier am Dorfrand noch von Hand gedroschen wurde, benutzten die Leute bald Maschinen für die harte Arbeit.

Reis wird aus der Reispflanze, (Oryza sativa) gewonnenen.
Das deutsche Wort Reis stammt aus dem mittellateinischen risum, das dem lateinischen oriza entspricht.
Im chinesischen Mandarin wird Reis dào oder mifàn genannt. Das erste Wort ist die botanische Bezeichnung. Das zweite bezeichnet den Reis
als Nahrungsmittel.
Die Wichtigkeit von Reis im täglichen Leben in China läßt sich aus dem Gruss:
„Che fan la ma,“ essen reis, Vergangenheit la, Frageform ma, erahnen. Etwas verständlicher, weg vom chinesischen Telegrammstil :
„Hast du Reis gegessen?“

Reis hat zwei Wildformen: Oryza rufipogon, einjähriger, klassischer Wildreis und mehrjährigen Oryza nivara . Beide sind untereinander und mit
domestiziertem Reis kreuzen.
Die nach ihrer wirtschaftlichen Bedeutung wichtigsten Unterarten von Oryza sativa sind:
Oryza sativa ssp. indica,    Langkornreis wie Patna-Reis, Basmati-Reis
Oryza sativa ssp. japonica, Langkornreis, auch Klebreis sowie Risotto-Reis
Oryza sativa ssp. javanica, Mittelkornreis
Oryza sativa var. glutinosa wird zum Beispiel in China oder Thailand angebaut.

Die Kulturreispflanze bildet bis zu 30 Halme aus. Sie werden 50 bis 160 cm hoch und tragen schmale überhängende Rispen. An ihnen sitzen
80 bis 100 einblütige Ährchen. Eine Pflanze trägt damit bis zu 3000 Früchten.
Ein Kilogramm Reis hat je nach Korngrösse etwa 30 000 bis 60 000 Körner.
Die Frucht besteht wie bei andern Getreidearten aus Keimling, Mehlkörper, Aleuron- oder Wabenschicht, Samenschale und Fruchtwand. Beim Reis
werden die drei letzteren Silberhäutchen genannt.

Wild gewachsener Reis wurde in Höhlen von Yuchan und in Xianrendong im Jangtse-Tal gefunden. Wilder Reis wurde vermutlich vor 8000
Jahren gesammelt.
Vermutlich domestizierter Reis wurde bereits in der Lijiacun-Kultur am Gelben Fluss, 7000–6000 v. Chr., in Hunan in der Yuchanyan-Kultur,
9000–8000 v. Chr., genutzt.
   
Seit 400 v. Chr. wird Reis in Mesopotamien angebaut. Bereits die Römer kannten Reis. Vermutlich wurde er aus Ägypten importiert. Die Mauren
brachten Reis nach Europa. Mit den Türken gelangte der Reis in den Balkan. Australien erreichte der Reis im 19. Jahrhundert
Reis wird seit dem späten 17. Jahrhundert in Nordamerika gepflanzt und wird seither in einigen traditionellen amerikanischen Reis-Gerichten,
wie rote Bohnen mit Reis, Jambalaya und Gumbo, zubereitet.

Achtzig Prozent der Weltreisernten werden im Nassreisanbau erzeugt. Pro Kilogramm Reis werden einige Kubikmeter fliessendes Wasser
benötigt. Fliesst das Wasser zu schnell, werden Bodenbestandteile und Nährstoffe abgeschwemmt. Fliesst es zu träge, bilden sich Algen.
Im Tiefland kann Nassreisanbau mit Bewässerung über Brunnen zu sinkendem Grundwasserspiegel führen.
Die chinesische Regierung verbot rund um Peking den Reisanbau, weil sich der Grundwasserspiegel bis zu drei Metern senkte.

Nassreisanbau ist sehr arbeitsintensiv, ermöglicht aber sehr viel höhere Erträge als das Streusaatverfahren. Die Arbeitsgänge sind:
- Die Aussaat in ein relativ trockenes Pflanzfeld. Es zeigt sich, dass der Reis keine echte Wasserpflanze ist. Direkt ins Wasser gesät, keimt
  er kaum.
- Die Durchmischung des Bodens auf dem Reisfeld mit Wasser, meist mit Pflügen hinter Motoren oder Wasserbüffeln.
- Das Umsetzen der Setzlinge vom Pflanzfeld in das Reisfeld per Hand. Seltener mit Setzmaschinen.
- Die Bewässerung der Felder während der Wachstums- und Reifezeit.
Probleme entstehen, wenn der Wasserspiegel während der Regenzeit zu stark ansteigt oder wenn der Monsunregen zu gering ausfällt.
 
In den Bewässerungsgräben der Reisfelder gediehen in einigen Regionen  Kleinfische und Krustentiere. Sie waren oft die einzige Proteinquelle
der Bauern. Durch Pestizideinsatz wurden diese Lebewesen leider weitgehend ausgerottet.    
- Nach etwa vier bis sechs Monaten werden die Felder trockengelegt. Die Ernte erfolgt mit Hand-Sicheln oder Sichelringen,
- Die Bündelung der Pflanzen und Abtransport oder Dreschen vor Ort.
- Das Stroh wird leider meist auf den Feldern verbrannt. Das führt bei uns zu intensiven Ascheregen.

Man berechnete, dass der Nassreisanbau 17 Prozent des Methans in der Erdatmosphäre erzeugt. Das sind jährlich etwa 60 Millionen Tonnen.
Dies entspricht dem Wert von etwa 300 Millionen Tonnen Kohlenstoff, beziehungsweise 1,1 Milliarden Tonnen CO2.
Methan ist nach CO2 das wichtigste anthropogene Treibhausgas. Durch die Wässerung des Bodens entsteht ein fast sauerstofffreier Lebens-
raum für anaerobe  Archaea, Methanbildner. Die Methanerzeugung lässt sich etwas reduzieren, wenn man den Boden austrocknen lässt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Reis
(1)
http://en.wikipedia.org/wiki/Butterworth,_Penang
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Sarong_kebaya
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Borobudur



Fortsetzung folgt
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Cee am 09. November 2010, 22:47:44
@ Low Heute um 18:51:00

Ich freue mich oft an Zufällen.

Der von Dir beschriebene "Thai - Superhut", der nach Dir selbst in den Weingärten der Lavaux
getestet und eindeutig zum Sieger gekürt wurde, diente mir hier im Hausbau - Thread als
Vorbild für ein optimal unterlüftetes Dach. Dessen Umsetzung in Architektur, ist für mich
ein Baustein in die Richtung zu einem angenehmen Raumklima in den Thai - Häusern, das
ohne den Einsatz von Kühlgeräten.

Von den Bauern lernen!

 :)
Cee
Titel: Reis-Brei und Reise-Brille
Beitrag von: Low am 10. November 2010, 22:11:46
@ Cee

Danke, dass die Hutmodenschau Dein Interesse weckte.
An der Westküste von Malaysia, zum Beispiel in Port Dickson, haben viele Häuser Kamine, welche alleine der Luftumwälzung dienen. Dabei ist
dort das Klima weit gemässigter, als etwa im Raum Chiang Mai mit kalten Wintermonaten und extrem heissem April-Mai.

Ich bedaure meine häufigen Fehler. Ich kann gegenwärtig kaum lesen und schreibe praktisch blind.
Das führt zu Sätzen wie:
Reis wird aus der Reispflanze, (Oryza sativa) gewonnenen. Es sollte heissen:
Reis wird aus der Reispflanze, Oryza sativa, gewonnen.
Eigentlich wollte ich gleich nach dem überstandenem Dengue Fieber eine neue Brille mieten. Ob sich in meinem Alter ein Kauf noch auszahlt?
Am 18. Oktober landete ich unerwartet anstatt beim Optiker in der Psychiatrie. Aber bis am nächsten Montag sollte die neue Sehprothese bereit
sein.
Dann werden meine Fehler nicht mehr optisch, sondern nur noch geistig bedingt sein.

Der Reis-Brei wird demnächst fortgesetzt unter Verwendung einer Reise-Brille.
MfG
Low
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hmh. am 10. November 2010, 23:01:06
Heute Nacht bin ich fertiggeworden mit der Vor-Redigierung der Low'schen Beiträge.

Einschließlich Antworten, die zum Verständnis nötig oder manchmal auch nur gut sind, runde 550 Seiten A 4 in 10 Punkt. (Ich mach das garantiert nie mehr...)
250 Seiten wurden rausgeschmissen, darunter aber vorerst kein einziger Beitrag von Low.

Allerdings hatte ich selten beim Redigieren eines Buches so viel Spaß wie bisher bei den Geschichten aus Hinterindien. Beim Redigieren muß man alles lesen und manche Perle, die mir früher entgangen ist, erreichte mich erst jetzt.

Hier ein paar willkürlich herausgegriffene:

Zitat
Ich schaltete den PC ein, riß die Tastatur einer hungrigen Ratte aus der Schnauze und schmierte die Maus mit Gleitfett. Nun mache ich Fingerübungen bis um siebzehn Uhr. Dann hole ich mir ein Bier aus dem Kühlschrank. Nachher beginne
ich mit dem Tippen der nächsten Geschichte.
  Warum ich das schreibe?
  Ganz einfach.
  Der neuen Trend bei den Tagebüchern ist, daß man seine Beiträge ankündigt.

Ganz großes Kino in vier Zeilen:

Zitat
Als ich ihn wieder sah, erkundigte ich mich sofort nach seinem Gesundheitszustand.
„Es geht mir blendend,“  meinte er.
„Du machst nicht mehr in die Hose?“ fragte ich.
Er erwiderte: „Doch, aber jetzt habe ich Freude daran.“

Das gnadenlos wirkliche Leben:

Zitat
Eines Tages, früher oder später, entdecken einige Stammgäste Risse und Flecken im Theatervorhang. Sie treten in einen groben Holzsplitter aus dem schlecht gehobelten Bühnenboden. Der schmerzt im Fuß und eitert. Mißmutig bemerken sie leere Eiskremtüten und Popkornverpackungen unter den Sitzgelegenheiten im nicht sonderlich sauberen Zuschauerraum. Es mieft von den Toiletten. Die Schminke in den Gesichtern der Schauspieler ist nicht echt. Sie war es nie.

Bildhafte Beschreibungen hinterindischer Genialität (Copyright khun mai ru):

Zitat
An ein Ereignis in der Nähe des laotischen Grenzgebietes erinnere ich mich gut, als wir wenige Tage in einem kleinen Weiler lebten. Die Mentalität der ungeschulten Menschen bedrückte mich. Sie hatten alle genug zu essen und beschäftigten sich schmatzend, rülpsend, furzend, mit schmierigen Händen ausgiebig damit. Sie standen früh mit den Hühnern auf und vertrödelten dann den Tag mit gelegentlichen Schlüpfrigkeiten, Nickerchen, Fickerchen und viel Schnaps, bis sie in der Dunkelheit vor dem TV wieder einschliefen.

Und noch ein paar gelungene Sätze:

Über die fetten Weiber der birmanischen Blutsauger-Elite:

Zitat
Sie trugen alle soviel Goldschmuck, daß sie Plattfüße hatten.

Zitat
Jeder Furz war ein 3D-Spektakel.

Zitat
Es genügt nicht, keine Ideen zu haben, man muß auch fähig sein, sie auszudrücken.

Zitat
Als vorausschauender Pessimist

Mit Grüßen an die Lannarierin, möge sie noch lange die BEFRAZ, die beste Frau aller Zeiten (Copyright Low), bleiben.

Und Dir weiterhin einen harten Schädel mit immer gesunder Gehirnmasse. :-X

Gruß Hans  :)



PS: Fast hätte ich es vergessen: Das Buch ist natürlich noch lange nicht fertig, da noch gar nicht angefangen... Geduld ist eine Tugend.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Cee am 11. November 2010, 01:01:20
@ Low Gestern um 2:11:46

Zitat
"Ob sich in meinem Alter ein Kauf (einer Brille) noch auszahlt"

Kennst Du im Film "Das grosse Fressen" oder so, die Szene, als sie den alten, vestaubten,
vergessenen, in Spinngewebe eingeflochtenen Bugatti aus der Scheune schoben.

Einen von uns wird man nach seiner Zeit nicht mehr aus der Scheune rollen- können.

Tue alles, lieber Low, damit wir Dich weiterhin und noch lange geniessen können, versprochen!

@ hmh. Gestern um 23:01:06I

Ich habe ab Deiner Sammlung Low-scher Perlen, Tränen gelacht.

 :-[  :]
Cee

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 11. November 2010, 11:02:04
"Ich habe ab Deiner Sammlung Low-scher Perlen, Tränen gelacht."

...und das waren nur einige Perlen aus einm herrlichen Collier!!

Möglicherweise ist Low am Ende selber noch überrascht über einige seiner Juwelen ;)

Wolfram
Titel: Grosse Schrift, Balsam fürs Auge
Beitrag von: Low am 12. November 2010, 13:33:35
Grosse Schrift, Balsam fürs Auge

Hallo Hans,

besten Dank für Deine Arbeit.
Beim Lesen Deiner Zeilen dachte ich wirklich, wo klaute Low all diese Erleuchtung oder ist es der Lao Khao, der übermächtige Geist des Reises,
der meist unwahrnehmbar über den Wassern schwebt. Zudem umnebelt er dauernd meine hinfällige Partnerin und darauf unsere vereinten
Näbel.

Danke speziell für die Gross-Schrift. Balsam fürs alte Auge, wenigstens das Eine!

Bei den Zitaten stören mich teilweise die aus dem Zusammenhang gerissenen Einzeiler. Wie Bibelzitate stehen sie verloren im Raum und suchen
Heimat und tiefschürfende Interpretationen eines geschulten Referenten und geübten Rhetorikers.
Die erwähnte, schnoddrig klingende - dreidimensionale Darmsymphonie, bestehend aus umweltschädigenden Gasen, war eingebunden in ein
schicksalsträchtiges, unsichtbares Nebeneinandervegetieren verschiedener Kulturen auf engstem Raume mit baulichen Unzulänglichkeiten.
Diese wichtige Mitteilung, bringt das prägnant kurze Zitat: „Jeder Furz war ein 3D-Spektakel,“ nicht mit. Mein einziges verbliebenes Haar sträubt
sich und ich kann nicht darüber lachen!

Die Lannarierin stammt ursprünglich aus Laotistan, was sich bekanntlich nicht ausschliesst.
In meiner Briefmarkensammlung schätzte ich ein milde gezähntes Prachtstück, (1) in das ich mich total verguckte. Es war kein besonders teures
postalisches Wertzeichen. Nur bodenlos schön war es. Ich beherrschte mich damals und schleckte den Leim nicht weg.
Als ich die Sammlung aufgab und verschenkte, ahnte ich nicht, dass ich in ferner Zukunft laotischen Kleber möglichst mehrmals täglich aktivieren
würde.

Ewigen Schöpferkräften huldigend
Low

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Briefmarkentrennung


Die Fortsetzung von Reis folgt.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 12. November 2010, 14:28:13
Lieber Low,

Zusammen mit den Zitaten blitzen Deine Geschichten wieder vor uns auf und erinnern uns an die ganze Begebenheit.
Ein Zitat bleibt stets ein "pars pro toto", eben ein prägnanter Teil eines Ganzen und so dazu angetan, uns bereits aus dem Blickpunkt geratenes in unsere Gedächtniswelt zurückzurufen.

Für diejenigen, die die zugehörigen Geschichten noch nicht kennen, sind sie ein geeigneter Anreiz, in DeinenErzählungen zu stöbern und die zum Zitat passeneden Geschichten in Gänze zu entdecken.

Sei uns also nicht gram, wenn wir eben auch die Zitate lieben, bedeuten sie uns doch eine Menge mehr als nur die Summe einiger weniger Worte.

Natürlich hoffen wir auf weitere Geschichten, in denen sich wieder prägnante Situationsbeschreibungen finden werden, unverhinderbar neue Zitate.

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 12. November 2010, 23:00:25
Lieber Low,

das wird nicht nur ein tolles Buch - da stecken auch etliche Drehbücher drin!
Würde mich nicht wundern, wenn Du nach dem Erscheinen der gesammelten
"Geschichten aus Hinterindien" wegen Filmrechte angesprochen wirst.

Auf jeden Fall eine große Leistung das Ganze, bei der man fast vergisst, wie
viel Arbeit hinter dieser oft so leichtfüßig daherkommenden, genialen Erzähl-
weise steckt. Auch die jüngste Reis-Geschichte ist dafür wieder ein Beispiel.

Dir und der Arbeit von @hmh wünsche ich den verdienten Erfolg.

mfg kmr
Titel: Reis II. Teil
Beitrag von: Low am 13. November 2010, 16:35:46
Reis  II (Fortsetzung)

Die Verarbeitung

Nach dem Schnitt des Reises wird er gedroschen. Die Deckspelzen bleiben am Reiskorn. Die Körner werden auf einen Wassergehalt von 14 bis
16 Prozent getrocknet. Dieses Zwischenprodukt wird Roh-Reis oder Paddy genannt.
 
In einer Reismühle werden die Spelzen entfernt. Sie machen einen Fünftel des ursprünglichen Gewichts aus. Die eigentliche Frucht besteht
aus Mehlkörper, Keimling und umgebendem Silberhäutchen. Dieser Reis wird geschälter Reis, brauner Reis oder auch Cargoreis genannt, weil
der Reis meist in dieser Form exportiert wird. Als Natur- oder Vollkorn-Reis kommt er teilweise zum Verbrauch in den Handel.

Durch Schleifen werden die Silberhäutchen vom Korn entfernt. Das Produkt wird danach als geschliffener oder weisser Reis bezeichnet. Er ist
haltbarer als der fetthaltigere geschälte Reis, verlor aber leider den größten Teil der Mineralstoffe und Vitamine.
Der nach dem Schleifen rauhe, viel Stärke abgebende und deswegen klebrig kochende Reis wird durch Polieren geglättet. Dies geschieht trocken
oder mit Wasser vermengt durch Reibung der Reiskörner aneinander. Das Ergebnis ist der polierte Reis.

Um Vitamin- und Mineralstoffverluste zu verhindern, wird Rohreis zunächst kurz in Wasser eingeweicht und anschliessend mit Heissdampf
behandelt, wodurch die sich lösenden Inhaltsstoffe nach innen in den Mehlkörper diffundieren.
Nach dem Trocknen wird der Reis bis zum Polieren weiterverarbeitet. Im so hergestellten Parboiled-Reis, von partially boiled,
teilgegartem Reis, bleiben etwa 80 Prozent der Vitamine und Mineralstoffe des gewöhnlichen geschälten Reises erhalten.
Schnellkochender Reis ist vorgekochter und wieder getrockneter Reis.
 
Bei der Lagerung kann der Reis von Reiskäfern, Sitophilus oryzae, befallen werden. Sie gehören zur Familie der Rüsselkäfer. Die Larven der
Käfer wachsen in den Reiskörnern heran und fressen sie von innen auf. Die Käfer vermehren sich ebenfalls im verpackten Reis weiter.
Bei Rüsselkäferbefall befinden sich nicht nur die ausgewachsenen Käfer im Reis.  Es gibt Reiskörner mit punktförmigen Frassspuren und von
innen ausgehöhlte Körner. Dadurch wird ein Befall mit anderen Schädlingen und Mikroben möglich. In Japan wird deshalb empfohlen, befallenen
Reis aus hygienischen Gründen zu vernichten.

Rüsselkäfer vergingen sich vor Jahren an meinen teuren, handgefertigten Designerspaghetti, nachdem sie vorher nur Reis konsumiert hatten.
In Italien gelang es den fähigen Wissenschaftlern des Hauses Pininfarina mittels Genmanipulation, die Rüsselkäfer zu Arbeitstieren zu mutieren.
Die Käfer und ihre Larven fressen zylindrische Löcher in die bekannten Spaghetti. Die neue Pastavariation findet als Bucatini reissenden Absatz.

Anbaugebiete

China, Indien und weitere Länder Südostasiens – sind mit 95 Prozent des Ertrages die Hauptanbaugebiete für Reis.  
Bedeutende Reisproduzenten arbeiten in den USA und in Norditalien (Poebene).

Bitterer Reis ist ein italienischer Film von Giuseppe De Santis aus dem Jahr 1949 mit der grossartigen Schauspielerin Silvana Mangano. (4)
Sie könnte noch heute im LOS unzählige Reismädchen zu neuen Taten inspirieren.
    
Im Nordosten des Piemont, in den Provinzen Biella und Vercelli, mit geschützten Ursprungsbezeichnungen, gedeiht der „Riso di Barraggia Biellese
e Vercellese“.

Reis wird ebenfalls im Maggia-Delta und in der Magadinoebene, Locarno und Umgebung, in der Schweiz angebaut. Dieser Trockenreis ist der
am nördlichsten wachsende Reis der Welt. Wann wird die Schweiz neben Uhren Reis nach Thailand exportieren?
Weitere europäische Reiserzeuger sind Portugal, Spanien und Frankreich, wo 75 Prozent des verzehrten Reis aus dem eigenen Land stammen.

Beschreibung weniger Reissorten

Arborio (auch Avorio) ist eine Reissorte, die vor allem in der Po-Ebene Italiens angebaut wird. Sie zeichnet sich durch ein kurzes, gedrungenes,
ovales Korn aus. Sie wird vorzugsweise in Risotto verwendet.

Basmati bedeutet auf Hindi „Duft“. Es handelt sich um einen besonders aromatischen, langkörnigen Reis. Er stammt ursprünglich aus Afghanistan.
Er wird am Fuss des Himalaya angebaut und ist die typische Begleitung zu einer Vielzahl von orientalischen Gerichten.
Von den vermarkteten Basmati-Sorten sind lediglich 15 von den indischen und pakistanischen Behörden nach dem Code of Practice on Basmati
zugelassen. Sie dürften maximal 7 Prozent Fremdreis enthalten. Die Basmati-Körner müssen  mindestens 6,5 Millimeter lang sein.

Der Jasmin-Reis, Duftreis oder Siam-Reis, ist eine ausgezeichnete Qualität. Jasmin-Reis wird hauptsächlich im Norden Thailands, in Laos, Vietnam
und Italien angepflanzt. Man nennt ihn Duftreis, weil er beim Kochen angenehm nach Jasmin riecht, und im Gegensatz zu vielen anderen Sorten,
durch  spezielle Anbaumethoden ein wenig Eigengeschmack hat. Die kleinen Körner sind für eine Reistafel gut geeignet, weil sie ebenfalls zu den
harten Reissorten zählen.
Beim Reis aus Thailand ist die Golden - beziehungsweise die AAA-Qualität die beste und teuerste. Der Bruchreis mit beschädigten Körnern,
d.h. gebrochener Reis, ist eine preisgünstigere, wenn auch etwas schlechtere Qualität.

Mit einigen Kenntnissen über Reis, Anbaugebiete und Sorten, wird die Auswahl nicht einfacher. Üblicherweise haben wir verschiedene Typen am
Lager, darunter Duftreis oder Basmati, braunen Vollkornreis, selten schlecht lagerbaren, leicht verkäferten Reis aus eigenem Anbau.
Bereits beim Kochen kann man dem Reis persönliche Noten geben. Anstelle von Salz verwenden wir manchmal Bouillon. Eine gehackte Tomate,
am Montag gelbes Kurkuma-Pulver oder zerkleinertes Grünzeug bringen neue Geschmacksrichtungen und frische Farben ins Gericht.(5)
Es genügt am Schluss des Kochvorgangs als Beigabe ein Stücklein Butter, vielleicht ein Spritzer trockenen Weisswein. Sie machen aus dem
einfachsten Reis ein Gourmet-Essen.

(4)
http://de.wikipedia.org/wiki/Bitterer_Reis
http://www.youtube.com/watch?v=OrYmI96o8m4
http://www.youtube.com/watch?v=8sqAT8cltQA&feature=related
Der italienische Filmproduzent Dino de Laurentiis, er produzierte Klassiker wie Federico Fellinis "La Strada, Die Nächte der Cabiria," verstarb
am 11. November im Alter von 91 Jahren in Beverly Hills bei Los Angeles.
Den ersten Film produzierte der Sohn eines Spaghetti-Fabrikanten aus dem süditalienischen Torre Annunziata bei Neapel bereits im Alter
von 20. Das neorealistische Drama "Bitterer Reis" (1949) verhalf ihm zum Durchbruch und  Eheglück. Die römische Schauspielerin Silvana
Mangano wurde zum Star und wenig später Frau De Laurentiis. Sie starb bereits im Dezember 1989. Das Paar hatte vier Kinder.

(5)
http://de.wikipedia.org/wiki/Kurkuma

Alles Facts, bis auf eine Notlüge.

Neue Reissorten sind am Lager. Zur Feier des Tages gab es Bucatini an einer Lanna-Bolognese Sauce.   (9.11.2010)

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: † Jhonnie am 13. November 2010, 20:46:37
Hallo Low

der Beitrag hat es in sich. WOW. sehr viele wissenwerte Details die eigentlich nur auserwaehle kennen.

Zitat
Bereits beim Kochen kann man dem Reis persönliche Noten geben

Dieses ist ebenfalls bei uns zuhause (Malasyisa / Indonesia) ueblich. Da meine Frau Inderin ist ,gibt es bei der Auswahl der Sorte nicht so viele Experimente . ABER, ich habe zumindest " Loorber , Muskatnuss und einheimische Gewuerznelken " in spiel gebracht. wirklich empfehlenswert der Versuch zusammen mit Curry (in gemaessigter Form ).

Aber doch eine Frage and Dich was du persoenlich von dem selbst in Indonesien teuren BALI Reis denkst.
Dieser ist momentan neben dem gutem richtigen Basmati meine bevorzugte Sorte.

gruss aus (momentan Sulawesi / Next Papua NG)
Joachim
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Blackmicha am 13. November 2010, 20:49:34
Zitat
Der Bruchreis mit beschädigten Körnern,
d.h. gebrochener Reis, ist eine preisgünstigere, wenn auch etwas schlechtere Qualität.

das ist hier in Viet Standard !  bekommste auch nur so in den guten Hotels ! nur beim Thailaender gibts ordentlichen Reis !
Titel: Antworten zu Reis und Reisen
Beitrag von: Low am 14. November 2010, 17:15:08
Antworten zu Reis und Reisen

@Jhonnie
Danke für die neuen Anregungen betreffend Reis.
Die Gewürznelken kenne ich eher von Gudang Garam, Kediri.
Ich schnüffle gegenwärtig an meinem Restbestand.

Über Bali kann ich sagen, dass mir noch nach Jahrzehnten eindrückliche Erinnerungen an meinen ersten Besuch geblieben sind.
Ich wurde eingeladen um zu sehen, wie die grazilen Tänzerinnen in ihre Tücher gewickelt wurden. Die Tempel, die Feste und die
Reisfelder prägten mich. Ich lebte in einer Art Dauertrance. Möglich wäre auch Trauertrance, weil wenige Tage vorher am Lake Toba
mein Begleiter und Freund verstarb. (1)
An den Reis als Speise erinnere ich mich kaum, höchstens daran, dass ihn Frauen als Opfergabe auf dem Kopf balancierend in die Tempel
brachten.

Zu der Zeit war dort ein junger Mann, der die Kultur verbunden mit dem Reisanbau auf Bali studierte. Seine äusserst interessanten Arbeiten
gingen bei der Räumung meines Hauses leider verloren. Sein Werk und seinen Namen vergass ich nicht:
Urs Ramseier

Reis. Konsequenzen des Geschmacks
http://archiv.onlinereports.ch/1999/RamseyerUrs.htm
http://ursramseyer.blogspot.com/
http://www.nzz.ch/2002/02/08/fe/article7X1RB.html
http://archives.tsr.ch/player/musee-balitheatre

@Blackmicha
Lieber gebrochener Reis, als ein gebrochenes Herz.

Möglicherweise arbeitest Du in Zukunft ja mal in Locarno in einer Brauerei.
Dann könntest Du einen spannenden Bildbericht über den Tessiner Reisanbau gestalten.
Bei dieser Gelegenheit danke ich Dir für Deine unterhaltsamen Beiträge.
Deine Reportagen lassen uns mehr oder weniger bewegungslos hinter PC und Bildschirm sesshaften Informationskranken (Internet addicton
disorder, IAD (2)) etwas frische Luft aus ungewohnter Umgebung schnuppern.

Sollte jemand Blackmicha und seine Berichte nicht kennen, helfen folgende Links:

http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=6370.msg149597;topicseen#msg149597
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=6650.0
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=4218.0
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=8618.0

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Trance
(2)
http://en.wikipedia.org/wiki/Internet_addiction_disorder
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Blackmicha am 14. November 2010, 17:16:49
@ Low

ich verneige mich vor so viel Ehre !
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 14. November 2010, 18:56:57
Hallo Low


Glaenzend recherchiert und eindrucksvoll zusammen gesetzt.
Aber:
Zitat
  In Italien gelang es den fähigen Wissenschaftlern des Hauses Pininfarina mittels Genmanipulation, die Rüsselkäfer zu Arbeitstieren zu mutieren.
Die Käfer und ihre Larven fressen zylindrische Löcher in die bekannten Spaghetti. Die neue Pastavariation findet als Bucatini reissenden Absatz.
 
:]

Hier gingen wohl die Ruesselkaefer mit Dir durch.   :-)



Gruss   Achim


Titel: Alles Facts, bis auf eine Notlüge
Beitrag von: Low am 15. November 2010, 09:20:36
@Kern
Hallo Achim,

Mein Auge dankte gestern. Warum ist heute die Schrift nicht mehr fett?
War es eine fette Morgana (Fata Morgana)?
Vom Nachmittag an wird sehen teurer.

Nach über 500 Klicks gewann endlich einer, Du, den Siegerpreis:

Ein rüsselkäfererodiertes Loch aus einer italienischen Qualitätsspaghetti, danach Bucatini IGT oder Bucatini DOC, genannt.

Für Frauen gut zu wissen: Die Löcher aus den Bucatini haben keine Kalorien!

Das Loch kannst Du ohne zusätzlichen Rahmen von Pininfarina in der Küche dekorativ an die Wand nageln.

Ich warnte am 13. Nov. in #1292:
Alles Facts, bis auf eine Notlüge.

IGT
http://de.wikipedia.org/wiki/Indicazione_Geografica_Tipica
DOC
http://de.wikipedia.org/wiki/Denominazione_di_origine_controllata

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hmh. am 15. November 2010, 21:45:37
Lieber Low, Kern ist vollkommen unschuldig  ]-[ , die Beseitigung der optischen Brüllerei habe ich angeregt.

Offenber hatten wir beide. Du und ich, ein Mißverständnis, als wir uns darüber austauschten, daß Dir das Lesen größerer Buchstaben leichter fällt. Viele hier, darunter ich, vergrößern zum Beispiel Zitate, wenn sie im Text verwendet werden.

Wenn es geht, vermeidet man überflüssige Zitate, aber andererseits, wenn sie wichtig sind, soll man sie auch problemlos lesen können. Das geht auf jeden Fall besser in normaler Schriftgröße als verkleinert, wie nach den Vorgaben der Forensoftwäre.

Insofern gibt es allerlei wissenschaftliche Untersuchungen, wonach man typographisch gut gegliederte, normale Schrift mit sparsamen Hervorhebungen am besten erfassen kann.

Allgemein weniger gut lesbar sind zum Beispiel:

ungegliederte, schlampig gesetzte längere Texte,

zu
kurze
Zeilen,
unmotiviert zentrierter Satz,
Flatter-
satz
DURCHGEHENDE VERSALIEN,

durchgehender kleinschrieb,

durchgehend fett gedruckte Texte.

Negativschrift

Farbsoße,

Auch Kursiv ist bei längeren Texten schwerer lesbar (historisch gesehen entspricht es der Handschrift), aber bei sparsamer Verwendung erhöht es die Aufmerksamkeit. Die Verbesserung ist allerdings nicht der Rede wert, wenn es sich wie hier im Forum, um eine Serifenlose Schrift handelt, für die es ursprünglich, bei den alten Druckern, gar kein Kursiv gab.

http://de.wikipedia.org/wiki/Typographie

Durchgehender Fettdruck ist bei gleicher Schriftgröße in normalen Lesetexten grundsätzlich schwerer erfaßbar als durchgehender Normaldruck. Das Auge ermüdet erheblich schneller. Unter Typographen gilt es als "Brüllen". Wo alles brüllt, wird nichts mehr verstanden. Das gilt in vielen Bereichen.

Zur guten Lesbarkeit ist nicht die Menge der Druckerschwärze pro Quadratzentimeter entscheidend, sondern der Kontrast, die klare Erkennbarkeit der Buchstaben einschließlich Serifen und feiner Striche.

Deswegen ist zum Beispiel eine Serifenschrift wie Garamond und Times auf Papier im Mengentext grundsätzlich besser lesbar als eine serifenlose Schrift wie etwa Futura oder Helvetica ("Arial", "Geneva"), die aber als Plakatschrift durchaus auch im Druck ihren Sinn hatte.

Auf dem Bildschirm wirken serifenlose Schriften "glatter" und werden deshalb viel verwendet, aber das Auge ermüdet nun mal schnell bei diesen Schriften, besonders wenn dann, wie oft bei gewissen "fortschrittlichen" Internetindianern, auch nicht auf eine gute Gliederung geachtet wird oder gar noch kleinschrieb oder fehlende Satzzeichen hinzu kommen.

Bei längeren Texten gilt im Zweifel:
Die Lesbarkeit eines Textes erhöht oder verringert sich individuell mit der Schriftgröße.
Fettdruck alleine macht dagegen vor allem mehr Kopfweh.

Von der Regel, daß "brüllende" Texte die Lesbarkeit und Leserlichkeit erhöhen, mag es bei bestimmten Augenkrankheiten Ausnahmen geben, von denen ich allerdings noch nicht gehört habe. In der Regel dürfte es immer günstiger sein, einfach in den Voreinstellungen die Buchstabengröße zu erhöhen, als nun plötzlich hier alles fett zu schreiben.

Gruß nach Hang Dong,
Hans (Walter- Pata-Schüler http://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Plata )
Titel: Sehnot in Hinterindien
Beitrag von: Low am 16. November 2010, 00:25:12
Liebe Kollegen,
Mopedatoren, Moderatoren, Ober –Moderatoren,

ich bitte um Verzeihung wegen meinen Leseproblemen.

Endlich habe ich die Brille, die ich eigentlich seit Monaten gebraucht hätte.
Es gab Zeiten, da sass ich mit Brille und Lupe am Bildschirm.
Ich musste bloss noch einige Dutzend Kisten Bier trinken, um mit dem Erlös der leeren Flaschen die Kosten der Sehhilfe zu begleichen.
Jetzt kann ich meinen 23 Zöller wegschmeissen, einen 10 Zoll Schirm benutzen und die Differenz in Lao Khao anlegen.
Ich hoffe, das Glück währt etwa drei Wochen. Nicht der Schnaps, sondern die Brille.
Wie heisst es doch im Nachbarthread?

„Das Leben ist schön!“
Jetzt sehe ich all die Falten,
die mich am Leben erhalten.

Low

Ich bin nicht der Einzige mit Leseschwäche.
Bei Exkursionen im Internet entdeckte ich, dass ich teilweise mit Herr Löw tituliert werde. Danke.
Vergesst den Herrn und die Tüpfelchen auf dem o.

Grazie. Mit ganz tiefer Verneigung....

Weiter wurde mir nahegelegt, den Hedonismus nicht zu vergessen.
Ab sofort ändere ich:
„Wie ich eine bacchanalische Orgie mit abscheulichen Ausschweifungen und Unkeuschheit vertrottelte,“
in:
„Wie ich eine hedonistisch bacchanalische Orgie mit abscheulichen Ausschweifungen und Unkeuschheit vertrottelte.“

Aber das ist eine andere Geschichte.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 16. November 2010, 10:09:40
Über Sehschwächen und ihre Auswirkungen ist in unserem Forum ja schon viel geschrieben worden.
Grundsätzlich teilen sich die menschen in zwei Gruppen.

In der ersten Gruppe finden wir die Leute, die mit bestem Sehvermögen auf die Welt kamen und die sich bis ins hohe Alter ihre allenfalls gering im Nahbereich geminderte Sehstärke erhalten haben.
Diese Menschen sind zu beneiden!
Es ist aber auch zutreffend, dass den meisten Menschen aus dieser Gruppe mangels eigenem Erleben/Erleiden gelegentlich die Einsicht abgeht, wie sehr ein Mensch behindert ist, wenn es mit dem scharfen Sehen hapert.

In der anderen Gruppe treffen wir die Menschen, die bereits in jungen Jahren nur mit Hilfe einer Brille oder anderer optischer Hilfsmittel klar sehen können. Die meisten dieser Menschen sind kurzsichtig.
Auch ich gehöre in diese Gruppe.

Dank des medizinischen Fortschritts kann heute den meisten Menschen geholfen werden, sei es mit einer Prothese (Brille, Kontaktlinsen), sei es mit einer Operation (Lasikkorrektur der Fehlsichtigkeit, Intraokularlinsenimplantation).
Einigen Menschen aus der Gruppe der Sehbehinderten, die sich wie unser Freund Low in wiederkehrender "Sehnot" befinden, ist leider bis heute nicht immer dauerhaft zu helfen. Dabei sind besonders schmerzlich die getroffen, bei denen Lesen und Schreiben wichtiger Teil ihres alltäglichen Lebens ist. Diese Menschen greifen nach jedem Strohhalm, der ihnen Lesen und Schreiben zu erleichtern scheint. Große, hochkontrastierte Buchstaben scheinen zu helfen. Das gilt aber nur für kurze Nachrichten. Größere Textpassagen so lesen zu müssen ermüdet Augen und Konzentrationsvermögen in hohem Maße, da hat unser hmh leider recht.

Wir freuen uns also jetzt erst einmal mit Low, dass er sich dank seiner neuen Brille am Computer weniger quälen muss. Das kommt auch uns zugute. Ich wünsche ihm also, dass er mit seiner neuen Brille langezeit aus der hinterindischen Sehnot errettet ist!

Wolfram
Titel: Re: Sehnot in Hinterindien
Beitrag von: Grüner am 16. November 2010, 17:54:21
Wie heisst es doch im Nachbarthread?

„Das Leben ist schön!“
Jetzt sehe ich all die Falten,
die mich am Leben erhalten.

he he, LOW, viel Spaß mit Deiner neuen Nahlinse! Hast ganz recht: Auf gute Nahsicht ist gerade in unserem Alter unbedingt gesteigerter Wert zu legen!
Titel: Brillen und (P)Reis
Beitrag von: Low am 17. November 2010, 12:22:52
Brillen und (P)Reis                                               16. November 2010

Als ich gestern spät noch den PC benutzte, war ich etwas enttäuscht von der neuen Brille. Es war nicht die Brille, sondern meine Müdigkeit.

Es tat gut, drwkempfs Ausführungen zum Thema zu lesen. Bis ich etwa dreissig Jahre alt war, waren Brillen ein Fremdwort.

Die Packungsdichten in der Elektronik wurden zusehends grösser. Ab etwa fünfzig Lötstellen pro Quadratzentimeter hatte ich dann endgültig
Probleme.
Die Augen ermüdeten schnell, trotz Lupenleuchten, Bildschirmkameras und anderen Hilfsmitteln. Eine Auslagerung der Herstellung, auch von
Einzelstücken war möglich. Prototypen mit vielen Testphasen baute ich selbst. Bei der Fehlersuche traf es immer mich.
Es ist klar, dass man grosszügig entwickeln kann. Die Bauteilgrösse der integrierten Schaltkreise und Chips war jedoch von den Produzenten
vorgegeben.
Bei schnellen Laufzeiten der Signale spielten bereits Leitungslängen oder Ecken verrückt. Ein neunzig Grad Winkel auf einer gedruckten Schaltung
wirkt bei schnellen Anwendungen wie eine Induktivität, eine Spule, und kann ein Signal total verzerren.
Die mehrschichtigen Hauptplatinen, Mainboards, in Laptops und PC sind technologische Wunderwerke. Unglaubliche Probleme wurden gelöst.
Die Meisten sind ahnungslos, wieviel elektronische Spitzentechnik sie für den Bruchteil des Preises einer Brille erwerben können.

Ich weiss, heutige Brillengläser sind teilweise bis 85 Grad Celsius hitzeresistent und können bis zu 100 kg Druck ohne Schaden überstehen.
Möglich wurde das durch organische Glasbeschichtungen. Die vollorganische Herstellung eines Brillenglases mit allen seinen Beschichtungen
ist das Geheimnis zu bisher unerreichter Widerstandsfähigkeit.
Drahtbürstenfolter, Tauch-, Koch- und Kugelfalltests, die 283 Gramm-Kugel entspricht dem amerikanischen Beschuss-Standard, können solchen
Gläsern nichts antun.
Polycarbonat ist speziell in den USA beliebt, weil es ohne zusätzliche Härtung den dort für alle Brillengläser obligatorischen "drop ball impact test"
besteht.
Um über die teils fragwürdigen optischen Eigenschaften solcher Gläser zu diskutieren, ist dieses Forum wohl kaum geeignet.

Sobald es um das persönliche Wohlergehen und Sehen geht, werden wir erpressbar und zahlen fast jeden Preis für zwei Stück geschliffenes
Glas.
Auf dem Lande erwarben wir preisgünstige Scherben mit Gestell. Ersatzteile für die Rahmen waren kaum vorhanden. Schludrig, sogar falsch
geschliffene und schlecht gefasste Gläser sind die Norm für diese Hinterhofbetriebe, die weder Steuern entrichten, noch durch Kundenfreundlichkeit
glänzen.

Legen wir Wert auf Qualitätsprodukte namhafter Firmen, Garantie und Service, bezahlen wir das in den luxuriösen Geschäften mit geschultem
Personal beim Kauf. Serviceleistungen dagegen waren immer gratis. Sogar bei in Thailand erworbenen Brillen in der Schweiz.

Unser Optiker hatte einen guten Tag. Während ich bei den Damen bezahlte, wozu benötigt ein Spezialhandwerker drei Kassiererinnen, kam
ein wohlsituierter Herr Professor, Ajarn Yai, und verlangte drei Brillen.
„Wozu benötigen sie drei Brillen?“ fragte der Optiker.
„Ganz einfach,“ meinte der Akademiker aus Hinterindien:
„Eine zum Lesen, eine für die Ferne, ich bin Hobby-Ornithologe, und eine um die beiden anderen zu suchen!“

Eine weniger seriöse Brillengeschichte finden sie auf:
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=4186.msg149834#msg149834


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 17. November 2010, 12:46:19
Hallo Low


Diese Pointe muesste eigentlich geloescht werden!

Ich habe jetzt noch Bauchschmerzen. Bist Du eigentlich haftpflicht-versichert?


Gruss    Achim (noch ohne anwaltlichen Beistand)
Titel: Weiberparty in Hinterindien
Beitrag von: Low am 18. November 2010, 12:07:41
Weiberparty

Am 10. sagte Dick ganz nebenbei:
„Am 12. ist Frauenparty in einem exklusiven Hotel in Chiang Mai. Die Party ist der acht jährigen, klavierspielende Tochter einer Freundin gewidmet.
In ihrer Villa gibt es einen klimatisierten Raum, einen kleinen Saal, nur für das Klavier. Oder ist es gar ein Flügel? (1) Vielleicht ein Steinway,
ein Bösendorfer oder für eine halbe Million Euro ohne Transportkosten - ein Fazioli?“
Ich unterbrach den Fluss der Rede und fragte: „Wie heisst das Hotel?“
„Hab’s vergessen.“

Am 12. um 13 00 ging’s los. Kleiner Lunch, ohne mich, im Beautysalon,
bloss ein Anfuttern für das kommende Essen im Luxus Hotel.
Um 14 00 Haarstyling und Make-up ohne mich beim weiter entfernten Nachbarn.
Um 17 30 machte ich mich vergeblich bereit, als Begleiter in die Stadt zu reisen. Ich dachte an eine gediegene Strohwitwerfeier und hatte wenig
Lust für einen nervenden Faulpelz Abendessen zu bereiten. Zudem gab es keine Lebensmittel im Haus, ausser Reis, Couscous, Pasta und einigen
Flaschen Schnaps. In der Regel kochten wir drei zusammen.
Um 18 00 Uhr, dem angeblichen Partybeginn, zog ich mich wieder um. War sie bereits verreist?

Später kam Dick doch noch. Das Gesicht war mit reichlich Schminke zu einer furchterregenden Fratze entstellt. Weiss schwarze Kontraste dominierten.
Nichts für meine pastellbestückte feinfühlige Empfindungspalette. 
Das stümperhafte Spätwerk des dilettantischen Giganten, vielmehr des gigantischen Dilettanten Khun Ud: Die personifizierte Lanna-Schreckschraube.

Ich bat, sie solle für Mowgli im Beautysalon Abendessen organisieren.
Wozu sonst haben wir Personal?
Grell-rotes, eng anliegendes Kostüm. Ab ins Auto.
Einhundertzweiunddreissig Pferde dröhnten gequält.
Weg war sie.

Gegen 22 00 ein Anruf:
„Darling, es wird elf Uhr! Willst Du meine Freundin sprechen?“
„Nein. Ich kann meine Notdurft alleine verrichten!“

Zu jener Zeit begann das lange Warten.
Eine Spur zu lang für eine Kinderparty.
Zwischen Mitternacht und ein Uhr versuchte ich mehrmals vergeblich, sie fernmündlich zu erreichen.

War sie betrunken? Hatte sie einen Unfall?
War sie im Spital, mehr tot als lebendig?
Schlief sie bei einer Freundin?
Wurde sie gar vergewaltigt und danach abgeschlachtet?
Wird Hackfleisch demnächst billiger?

Ich duschte.
Gegen 01 30 fror ich jämmerlich und ging zu Bett.
Nach 02 00 kam sie. Unüberhörbar. Buddha sei Dank.
Sie lallte im Badezimmer etwas von Hotelparking, beschädigtem Auto, Versicherung und Polizei.
Ich fragte:
„Was hast du getrunken?“
„Drei Bier.“
Gläser? Flaschen? Liter? Fässer?

Sie kämpfte mit dem Make-up.
Sie wässerte sich, den Boden und die weitere Umgebung der Nasszelle.
Sie kam ins Bett.
Sie stank undefiniert.
Ich hatte Atemprobleme bedingt durch Krämpfe in der Zwerchfellgegend und bewegte mich für eine Stunde im Haus.
Danach suchte ich wieder die Wärme des Bettes.
Um 07 00 übergab sie sich.
Ich setzte mich an den PC.

Nichts neues im Forum.
Doch, Kern ist Moderator.
Gratuliere.

Sie litt bis in die Abendstunden.
Und ich vertrottelte eine hedonistische Orgie mit abscheulichen Ausschweifungen und Unkeuschheit.

13. November 2010

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Fl%C3%BCgel_(Tasteninstrument)

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 18. November 2010, 13:26:25
Gekruemmt stehender Applaus (kurzzeitige Zwerchfellprobleme)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Alfred am 18. November 2010, 16:40:15
-LOW-
Ein Buch mit vielen Seiten des Inhaltes siehe oben, in deinem letzten Posting wuerde ich sofort kaufen und weiterempfehlen.

Habe schon gestern sehr schmunzeln muessen ueber das von dir stammende Zitat welches -GRUENER- im Oasiis-Sihanoukville thread voll treffend und passend zitierte.
Titel: Zitat aus Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 18. November 2010, 17:13:25

Danke Alfred

Das Zitat ist aus # 1180: „Lobpreisungen in den Abendstunden“ und lautet:
„Er hat üble Launen an sieben von acht Tagen die Woche, daneben freilich ist er ein guter Mensch!“

Das erinnert mich irgendwie an einen Lebenslauf von Tucholsky:
„Der Vater: Quartalssäufer. Das Jahr hat fünf Quartale.“
Frau Kleptomanowa las bestimmt nie Tucholsky.
Titel: Ein Käfer Spiel aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 20. November 2010, 22:35:25
Ein Käfer Spiel

Die beiden Artikel über den Reis mit wissenschaftlich fundierten Exkursionen zur Pasta führte zu unerwarteten Resultaten.
Unter dem Motto: „Freunde, das Leben ist lebenswert,“ (1) kreierten kecke Pastafarier ein neues Spiel. (2)
Eigentlich ist es ein uraltes Spiel mit neuem Namen.

Er:
„Liebling, lass uns Bucatini spielen. Ich bin der Rüsselkäfer!“
Sie:
(„Nein Käferchen, ich habe Migräne.“             Existiert Migräne in Hinterindien?)
„Ja Käfer,... gib mir das Rüsselchen!“

Hie und da ist meine Nase auch ohne Schnupfen dicht. Die näheren Ursachen, wie beispielsweise Luftverschmutzung, kennen wir meistens
nicht. Im Schlaf ist die verstopfte Nase besonders unangenehm, weil die Mundhöhle austrocknet.
 
Als Teilzeit Pastafarier machten wir eine vortreffliche Erfahrung. Nach intensivem Rüsseln (für Anfänger: Nicht die Nase) je nach Libido und
Kondition einige Minuten bis unbegrenzte Zeit auf der nach oben bis zum Erbeben offenen Nudelskala, wurde die Nase unvermittelt frei. (3)
Das ist nicht nur für eiskalte Rechner preisgünstiger, sondern im Allgemeinen weit umweltverträglicher, vergnüglicher und erregender als jeder
gekaufte Nasenspray.

Darum heisst es bei uns nicht nur ermunternd: „Lass uns bucatinisieren,“ sondern näselnd poussierend:
„Schatzilein, hast du auch eine verstopfte Nase?“

(1)
http://www.youtube.com/watch?v=ObvZM8bvnlg
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Fliegendes_Spaghettimonster
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Libido
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 20. November 2010, 23:19:56
Aha!

Da liegt wohl die Aufloesung.
Vielleicht koennte folgendes der Wahrheit entsprechen:

Ich vertrottelte eine hedonistische Orgie mit abscheulichen Ausschweifungen und Unkeuschheit

und Reistafeln, weil ich mich als gewaltiger Ruesselkaefer zu erkennen gab.  :-)


Gute Nacht, Low
Titel: Schlechte Gastgeber in Hinterindien
Beitrag von: Low am 23. November 2010, 10:48:59
Schlechte Gastgeber

Meine Denkweise ist nicht mehr so frei und unbeschwert, wie vor einigen Wochen.
Auf wenig bedachte Kommentare, Unfreundlichkeiten aller Art und Lügen reagiere ich schnell relativ unbeherrscht, sauer und kritischer als je
zuvor. Deshalb schwieg ich und sass zur Selbstzensur auf Griffeln und Tastatur.

Die Ereignisse warfen mich nicht nur in eine Talsohle, sondern in ein düsteres, finsteres Loch. Es war ganz in der Nähe der Hölle angesiedelt.
Während Wochen des Psychoterrors tröpfelte bohrend eiskaltes Wasser auf meinen empfindlichen, überhitzten Schädel. Durch die starke
emotionale Belastung schrie ich in nächtlichen Panikattacken und Albträume rissen mich aus dem Schlaf.
Ganz langsam bin ich am Aufarbeiten der Ereignisse. Schleppend dringt etwas Licht in eine eher trüb diffuse Mixtur menschlichen Daseins.

Wir hatten unlängst einen nicht unbedingt pflegeleichten Gast zu betreuen. Wir versuchten unser bestes, was offenbar nicht genügte.
Während fünf Tagen boten wir ihm Unterkunft, Ausflüge und Exkursionen, sowie ein kulinarisches Feuerwerk, von Thai Spezialitäten aus der
Küche und ausgesuchten Restaurants bis zu frischen Früchten and Leckereien vom Grill aus unseren Gärten an. Dazu hatte der Besucher einen
grösseren Vorrat an Schokoladen, Biskuits und Junkfood im Gepäck.
Bereits nach fünf Tagen, am 17. Oktober, ertrug er unsere Bewirtung nicht mehr. Er benötigte zum Überleben in Lanna-Land unbedingt Essen
von KFC, sowie die neueste CD von Shakira. „World Wide release 15. October 2010,“ wie er eindringlich betonte.
Ich zweifelte etwas daran, ob Shakira in so kurzer Zeit den Weg ins eher provinzielle Chiang Mai fand.

KFC sagt im Internet: „Wir versuchen stets alle Gäste zu ihrer Zufriedenheit zu bedienen.“  Bisher bedienten wir die Gäste nicht. Wir strebten
danach, sie zu verwöhnen, was teilweise gelang.
Wir waren mit der Zubereitung von Brathähnchen nach dem Originalrezept von Colonel H.D. Sanders aus Kentucky überfordert und offerierten
deshalb unserem delikaten Gast zwanglosen Transport zu KFC fürs Abendessen, eingeschlossen die anschliessende Rückreise, Shakira
eingeschlossen, in sein freies Quartier. Er nahm mein Angebot nicht zur Kenntnis und antwortete schlicht nicht, nachdem er mich bereits den
ganzen Tag ignorierte.

Drei Stunden nach einem reichlichem Mittagessen, stand Dick in der Küche des Beautysalons und durfte eine zusätzliche Mahlzeit für den
hungrigen Besucher zubereiten. Sie mag es, wenn heisshungrige Gäste ihre Spezialitäten geniessen.
Dieser hatte einen schweren rostigen Hammer und eine scharfe Axt mit einem elegant geschwungenen Griff in seiner Reisetasche. Er zeigte
seine Bewaffnung der Köchin und meinte todernst:
„Wenn Du mich vergiften willst, stirbst du zuerst.“
Solche Worte inspirieren natürlich einen Chef. Das muss ich demnächst nachahmen.

Während dessen unterhielt ich mich bei etwas Wein auf der Veranda mit wesentlich gesprächigeren Gästen. Wir waren ahnungslos, was bloss
dreissig Meter entfernt von uns ablief. Dick präsentierte mir später kurz die unglaubliche Werkzeugsammlung lokalen Ursprungs.

Danach verschwand der vermutlich gesättigte Gast mit seinem Gepäck auf einem der Fahrräder. Er führte, wie wir einen Tag später herausfanden,
ein Dutzend Schlüsselanhänger, etwa zehn Taschenlämpchen und Lampen, achtzehn CD und DVD, einen Laptop, DVD Wiedergabegerät mit
Bildschirm, diverse MP3 Spieler, eine externe 330 GB Festplatte, Netzgeräte, Verbindungskabel, diverse Kopfhörer, USB Hub, ein Pfund Bonbons,
zwei Regenschirme, zwei Telefone, zwei unterschiedliche Besteckgarnituren vom Typ: “Abenteuermahlzeit in der Wildnis“ und neben Axt und
Hammer zwei Pfeffersprays “Made in Germany“ zur Selbstverteidigung mit sich. Diese Sprays wurden in den Flughäfen offenbar nicht beanstandet.

Am Dorfeingang schmiss er unser neueres Fahrrad achtlos ins hohe Gras, trat wütend dagegen und demonstrierte sichtbar seine schlechte Laune.
Möglicherweise funktionierte die Schaltung schlecht oder ein Tröpfchen Öl war da und dort in der Kette festgeklemmt.
Dann versuchte er, von irgend jemandem ein Moped zu mieten. Sein Plan war, damit samt seiner Elektronik nach Bangkok zu reisen. Bangkok
liegt ja gleich um die nächsten zwei, drei Ecken. Der Flieger benötigte für die Strecke nur eine gute Stunde.
Die angesprochenen Dorffrauen telefonierten sogleich Dick, als sie den drängelnden Kunden identifizierten. Eine Vermietung fand wegen unserer
engherzigen Auslegung, der Mann hatte weder Ausweise noch Erfahrung im Umgang mit Motorfahrzeugen, nicht statt.

Als wir mit unseren Gästen kurz nach sechs Uhr zum Essen aufbrachen, war unser spezieller Kostgänger, den wir gemäss Verabredung in die
Fressbude seiner Wahl bringen wollten, nicht aufzufinden. Er war und blieb längere Zeit verschollen. Telefonisch war er trotz Thai SIM Karte
nicht erreichbar.

Nach der Rückkehr von unserem Lanna-Abendessen fand Mowgli den Bauchbeutel des Vermissten mit Pass und vielen Farang-Banknoten auf
der Strasse vor dem Beautysalon. An flatterndes Papiergeld gewöhnte sich Mowgli in den vergangenen Tagen, weil unser Spaziergänger in der
nächtlichen Finsternis jeweils den Garten des Gästehauses, Bäume und Sträucher reichlich mit Geldscheinen zu dekorieren pflegte. Wie Obst
sammelte der Knabe in den frühen Morgenstunden den Geldsegen ein, um ihn später zwecks Recycling dem Eigentümer wieder auszuhändigen.

An all diesen und folgenden unglücklichen Ereignissen trage ich die alleinige Schuld und Verantwortung. Dies ist jedenfalls die felsenfeste
Überzeugung unseres betrübt beleidigten Klienten.

Die Fortsetzung lesen sie komischerweise in:
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg148325#msg148325

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 23. November 2010, 12:23:53
Hallo Low


Du bist weit ueberdurchschnittlich gastfreundlich, tolerant und duldsam.
Gluecklicherweise haben auch andere Mitmenschen diese Eigenschaften. Aber wohl die wenigsten anderen Mitmenschen haetten diesen unfreundlichen Idioten so lange so nett behandelt.
Das ist ein weiter und vielschichtiger Themenbereich:  z.B. Toleranz/vordergruendige Eigen-Interessen und Gastreundschaft/Quaelerei usw.


Gruss   Achim
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Grüner am 23. November 2010, 15:46:54
Wenn möglich, sollte man kranke gewalttätige Seelen von sich fernhalten, da sie einen selbst runterziehen. Jedenfalls NICHT rund um die Uhr an sich ranlassen.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 24. November 2010, 17:42:49
Low,
hoffentlich sind die betroffenen Lanna-Leute gutmütiger als der Retter..
Gegen viele Deiner hinterindischen Geschichten verblassen meine sporadisch auftretenden Albträume.
Deine obige Gastgebergeschichte zeigt aber, dass nichts so schlimm ist, dass es nicht noch schlimmer
werden kann. Wahnsinn!

Ich wünsche Dir/Euch in Hang Dong von Herzen alles Gute.

Gruß, kmr  .
Titel: Wahnsinn als Reisegepäck
Beitrag von: Low am 26. November 2010, 13:22:14
Wahnsinn als Reisegepäck

Dieser Aufsatz wird verständlicher für Leser, welche die Vorgeschichten “Schlechte Gastgeber“ (1) und “Jesus in der Gummizelle“ kennen (2).
Er zeigt, dass man persönliche Probleme vor Ort lösen sollte, denn vor ihnen gibt es kein entkommen. Sie reisen mit.

Grüner hat vollkommen recht. Ich versuchte nicht nur kranke Seelen fernzuhalten, sondern wurde im Laufe der Jahre zunehmend kontaktscheu.
Etwas anders war die Lage bei Onkeln und Tanten und ähnlichen Verwandten. Mein abgrundtiefes Misstrauen ist inzwischen fast unbegrenzt
krankhaft.

Der niederträchtige Kerl war Gast bei meiner hochschwangeren Tochter. Seine Reise nach Thailand war auf Ende Monat geplant. Weil er die
tagsüber berufstätige Frau abends und morgens durch sein egoistisches Verhalten masslos ärgerte und reizte, er bemerkte in seiner
Selbstverliebtheit nicht einmal ihre Schwangerschaft, beschleunigten wir seine Abreise nach Thailand. Vielleicht retteten wir dadurch ein
ungeborenes Kind.

Wenn unser Besucher vom Gästehaus her kam, setzte er sich zuweilen an den Tisch, ass einige tropische Fruchthäppchen und sprach mit mir
über seine Projekte. Unvermittelt wurde er aggressiv und beschuldigte mich laut schreiend als Zerstörer seiner Vergangenheit und Zukunft.
Ich widersprach selten, denn ich nahm an, dass er mich weder hörte noch hören wollte. Nachdem er seinen Ballast abgeworfen hatte, brach
er für einige Zeit in Heul- und Weinkrämpfe aus, die sich dann teilweise in fast hysterischem Gelächter auflösten.
Dass er krank war, zeigte sich an seinen Ängsten. Er fühlte sich bedroht und verfolgt und fand teilweise den Weg geradeaus ins etwa
zweihundert Meter entfernte Gästehaus nicht mehr. Er brauchte ärztliche Fürsorge. Wie konnten wir helfen?

Für uns war seine Aktion im Nachhinein betrachtet, das Beste was geschehen konnte. Noch am Mittag telefonierten wir einer uns bekannten
Fachärztin und versuchten, einen Termin mit ihr zu vereinbaren. Sie hatte wegen Vorlesungen erst am späteren Nachmittag Zeit. Ob der Patient
mit uns die Sprechstunde besucht hätte, ist fraglich. Eine stationäre Behandlung in der Klinik hätte er sicher abgelehnt. Doch dann überstürzten
sich die Ereignisse.

Nach seiner Missetat zweifelte ich lange an meinem Vorgehen. Als Polizei und Ambulanz in Chiang Mai am Tatort waren, wir verfolgten das
Geschehen wie eine Fussballreportage am Telefon, hätten wir eigentlich den Wagen am nächsten U-Turn sofort wenden und nach Hause zurück
kehren sollen. Empfehlenswert wäre eine Flugreise ins benachbarte Ausland gewesen.
Aber ein längerfristiges Entkommen gab es für uns kaum. Die Polizei hätte uns als Gastgeber leicht mit Hilfe von Immigration und Telefonnummern
ermittelt. Andererseits konnten wir durch unsere Anwesenheit dem Täter und Patienten helfen. Der Polizei war es sehr angenehm, die
Einlieferungsinstruktion für die Klapsmühle entgegen zu nehmen.

Die Verhältnisse sind hier so, dass eine Ambulanz meisten keine Soforthilfe anbieten kann. Es gibt weder Schmerzmittel noch Beruhigungsspritzen
für verhaltensgestörte oder tobende Patienten. Da wird durch rohe Gewaltanwendung für den Transport eher ein Knochenbruch riskiert,
als einige Baht in Medikamente zu investieren.

Die Festnahme durch die Polizei, sechs Uniformierte und einen Fahnder in Zivil, erfolgte auf meine Handzeichen professionell, schnell und
schmerzfrei. Die wenigen anwesenden Sanitäter hätten sicher mehr Mühe bekundet.

Beim Spitaleintritt gibt es meist keine ärztliche Hilfeleistungen, bis die Kostenfrage gelöst ist. Unser Patient wartete festgeschnallt auf einer
harten Transportliege im Spital in Begleitung eines Beamten während mindestens drei Stunden, bis wir den Tatort verliessen und im Spital
die Eintritts-Formalitäten erledigt hatten.

Die Spitalpflege war überraschend gut. Abgesehen von der ersten Nacht, die er mit schwer kranken Menschen in der Hochsicherheits-Abteilung
verbrachte, war der Aufenthalt mehr als zumutbar.
Seine erste, jüngere Ärztin vertraute seinen Aussagen und wollte ihn bereits nach einem Tag in ein VIP Einzelzimmer stecken.
Die Chefärztin durchschaute den Patienten, der immer noch Stimmen mit Todesdrohungen und weiteren Botschaften aus dem Jenseits hörte
sofort und bemerkte, dass ein Privatzimmer wegen seiner Unberechenbarkeit viel zu riskant sei.
Der Kranke zeigte sich während Wochen zwischen gutmütig bis launenhaft  aggressiv. Es gab Tage, an welchen wir ihn nicht besuchten oder
wir verabschiedeten uns bereits nach wenigen Minuten. In guten Zeiten wirkte er als Clown und Unterhalter auf der Abteilung. Er war als
Sänger und Tänzer sehr beliebt.

Fortsetzung folgt
Titel: Re: Schlechte Gastgeber in Hinterindien
Beitrag von: dart am 26. November 2010, 18:40:53
Low, sei mir bitte nicht böse, aber wenn man beide Geschichten gelesen hat, kommt man schnell zu dem Eindruck das ihr ein gesteigertes Leidensbedürfniss habt.

Den Patienten hätte ich bereits nach dieser Aktion aus dem ersten Bericht ganz schnell entsorgt, völlig unabhängig von familiären Banden.

Dieser hatte einen schweren rostigen Hammer und eine scharfe Axt mit einem elegant geschwungenen Griff in seiner Reisetasche. Er zeigte
seine Bewaffnung der Köchin und meinte todernst:
„Wenn Du mich vergiften willst, stirbst du zuerst.“

So etwas geht gar nicht, warum sollte man sich ernsthaft weiteren, möglichen Gefahren aussetzen? --C
Titel: Wie entsorge ich einen Aggressor?
Beitrag von: Low am 26. November 2010, 21:47:15
@Dart

Du hast recht. Danke.

Wie entsorge ich einen Aggressor?

Low, der durch die Ereignisse etwas gestresste Erzähler, machte einen kleinen, aber bedeutenden Fehler.
Nach dem Zitat geht die Geschichte weiter mit:

Während dessen unterhielt ich mich bei etwas Wein auf der Veranda mit wesentlich gesprächigeren Gästen. Wir waren ahnungslos, was bloss
dreissig Meter entfernt von uns ablief. Dick präsentierte mir später kurz die unglaubliche Werkzeugsammlung lokalen Ursprungs,

Dann vergass ich zu erwähnen: ..., ohne dass sie die verbale Bedrohung in der Küche erwähnte.

Davon erfuhr ich erst später im Auto. Wir hatten ja angenehme Gäste, die wir betreuen, aber keineswegs verängstigen wollten.

Es ging es weiter mit:
Danach verschwand der vermutlich gesättigte .....

Nach dem Abendessen warnte ich Mowgli und Dick, den offenbar gewaltbereiten Gesellen in keines der beiden  Häuser eindringen zu lassen.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich gewillt war, ihn bei einem eventuellen Angriff kaltblütig abzuschlachten. In den letzten Wochen
tötete ich ohne Zeugen trainingsweise nur Hühner und Schweine mit Ursprung der Farm Kleptomanewitsch.

Glücklicherweise trafen wir den aussergewöhnlichen Besucher erst am nächsten Tag unter dem beidseitigen Schutz der Ordnungshüter. Bis auf
einige tausend Baht war ich vollkommen unbewaffnet.

OK?

Ich danke den kritisch aufmerksamen Lesern. Für Sherlock Holmes Nachfolger gibt es noch einige heikle Stellen in den Manuskripten, welche
ich im Nachhinein erklären könnte.
Vielleicht begreifen nun einige Leser meine Schlafstörungen.
Nach dem Frauentreffen ist unser Wagen in der Werkstatt. Ich kann mir weder Pillen noch Schnaps besorgen.


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 26. November 2010, 22:16:25
"Nach dem Frauentreffen ist unser Wagen in der Werkstatt."

Welcher hinterindischen Kalamität verdankt euer Auto seine Make up Aufenthalt in der Werkstatt?
Waren es etwa die drei Bier undefinierter Größe?

Ich bin schon so gespannt...

Wolfram
Titel: Re: Wie entsorge ich einen Aggressor?
Beitrag von: dart am 26. November 2010, 22:18:26
Ich danke den kritisch aufmerksamen Lesern. Für Sherlock Holmes Nachfolger gibt es noch einige heikle Stellen in den Manuskripten, welche
ich im Nachhinein erklären könnte.
Du muss den Sherlock Holmes Nachfolgern sicher nichts erklären, mit ein wenig Glück können die auch lesen, und mit noch etwas mehr Glück das Gelesene auch verstehen. }{
Was du selber hier an schrägen, zum großen Teil auch an extrem gefährlichen Geschichten aus deinem kleinen Dorf lieferst, innerhalb der kurzen Zeit in der ich hier angemeldet bin,  ist ohnehin Outstanding......versteh mich nicht falsch, auf meinem kurzen Lebensweg hab ich schon einige Mitmenschen kennengelernt, die offenbar negative Dinge magnetisch anziehen.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: † Jhonnie am 27. November 2010, 00:52:59
Also Dart

ich moechte dazu nur sagen, erst einmal auf Kollegen Low seine jahre und erfahrungen kommen in(m) LOS. Dann werden wir sehen was du so schreibst.

Ich bezweife keine seiner Geschichten. Sondern er umschreibt sensible situation sehr schmeichelhaft zum teil. klar wuerde manchen einigen in seiner Situationen mit der Machete anworten. aber diese Reactionen sind Carakter bezogen. Der eine So der andere So, kommst dan darauf an wer weniger geschorren davon kommt.

Als Unglueck lasst sich alles werten, selbt ein Lotto gewinn (der aber meist nach Jahren erst).

persoenlich warte ich auf die ausgabe der " Hinterinderischen Geschichten" (betonung fuer dich auf Geschichten) als Print. weil die sind dann wirklich einmalig. Und spiegeln VIEL wieder.

Jhonnie

sorry fuer die eventuelle crazy rechschreibung. viele Faktoren da drin eingebunden.
Titel: Re: Wie entsorge ich einen Aggressor?
Beitrag von: Ozone am 27. November 2010, 06:28:55
Wir hatten ja angenehme Gäste, die wir betreuen, aber keineswegs verängstigen wollten.
:-)   ;D

Eine solche Situation ist natürlich für alle Anwesenden etwas "strange". Bewundernswert wie Du und Dick die Situation gemeistert habt. }}

Low, Du hast an dem Abend und mit der Einweisung in die Klinik am nächsten Tag absolut adäquat gehandelt.  ;}.

Wir  kommen gerne wieder  :)

Titel: Wahnsinn als Reisegepäck II
Beitrag von: Low am 28. November 2010, 12:42:39
Wahnsinn als Reisegepäck II

Für die Chefärztin blieb der Fremde ein Fragezeichen. Sie sah, dass er mental litt. Sie bemerkte seine Ängste. Sie registrierte die plötzlichen
Aggressionen. Überrascht entdeckte sie den Clown und Entertainer. Sie zögerte und wusste nicht, welche Schlüsse sie aus seinem zeitweise
idiotischen Verhalten ziehen sollte. Sie wollte ihn in der ersten Woche raschmöglichst loswerden, denn er war ein schwieriger Patient, der sich
oft einkapselte und über alles, sogar die Medikamente, beschwerte und beklagte.
Später arbeitete er zum Zeitvertrieb etwas in der Küche. Jüngere Pflegerinnen, welche nur schlecht englisch sprachen, begriffen nicht,
dass er ein kranker, aber verglichen mit den vielen Alkohol- und Drogenabhängigen, intelligenter Patient war. Für sie war der Farang am
falschen Ort. Sie kapierten nicht, warum wir seinem ungestümem Drängen, er wollte unbedingt zu uns zurück, nicht nachgaben.

Ich misstraute meinem Gast, weil er sogar unter Medikamenten unkontrolliert launisch war. Er verurteilte mich vom Spital aus am Telefon unter
rabiaten Androhungen aufs Schärfste. Er versuchte zu mogeln und die verordneten Pillen nicht einzunehmen. Durch Videoüberwachung erkannte
das Personal seine Finten.  
Seine Drohungen hingen noch in der Luft. Ja, er soll Mowgli aufgefordert haben, ihm zu helfen, uns umzubringen.
Gegen Morddrohungen von vielen Seiten entwickelte ich mittlerweile eine dicke Haut und kann damit leben. Wegen meiner Feigheit und  
Angst vor neuen, zusätzlichen Problemen musste unser Besucher in der Klinik verweilen.

So ein Fall könnte einige Gastgeber finanziell zugrunde richten.
Sofern ihr nicht über grössere monetäre Reserven verfügt, bittet eventuelle Besucher, Versicherungen für Rückreisen, Unfall, Krankheit und
Haftpflichtschäden während eines allfälligen Aufenthaltes abzuschliessen. Ein ähnliches Abenteuer, ein Unfall, kann ohne Selbstverschulden
blitzartig einige hunderttausend Baht kosten.

Unser Besucher hat eine Haftpflichtversicherung. Im Kleingedruckten der Verträge vieler Anbieter steht, dass Schäden, welche unter Einfluss
von ionisierender Strahlung, Kriegen, Alkohol, Drogen oder geistiger Umnachtung verursacht, nicht vergütet werden.

Die Entschädigungen an das Opfer überstiegen die Spitalkosten. Der Patient blieb dreieinhalb Wochen in der Klinik.
Während dieser Zeit leitete ich die Rückführung in die Wege. Es war nicht mein erster Repatriierungsfall. Ich hoffe, es war der letzte.
Durch deutschsprechende Ärzte unterstützt, nahm ich fälschlicherweise an, die Betreuung in Muttersprache, westliche Medizinaltechnik und
Heilmethoden seien erfolgversprechender als die Behandlung in Suan Prung.

Am Reisetag brachten wir sein Gepäck, Geld und seinen Reisepass ins Spital. Wir verlängerten zuvor seine Aufenthaltsbewilligung. Wir kauften
einige Geschenke für seine Freunde, darunter drei kleine vergoldete Buddhafiguren. Gegen seine Erkältung brachte ich ihm Hustenbonbons.
Von den gesammelten Fotos brannte ich eine DVD.
Mit qualifizierter Begleitung flog er zur Stressminderung in der Business Klasse nach Hause. Am Flughafen wartete ein Ambulanzfahrzeug.
Etwa neunzig Minuten nach dem Langstreckenflug war er im spezialisierten Spital.
Ein Skandal für mich ist, dass der Herr auf eigenen Wunsch die Klinik bereits vier Tage später verlassen durfte - oder die Ärzte vollbrachten
eine Wunderheilung.

Der Ausgeschaffte hat eine Krankenversicherung, welche die hiesigen, durch mich finanzierten Spitalkosten begleichen würde. Leider
beantwortet der nicht mehr Patient meine Mails seit zwei Wochen nicht.
Das nenne ich: Sauber ungeklärte Verhältnisse eines destruktiven Psychopathen. Die Behinderungen durch die Krankheit akzeptiere ich
selbstverständlich. Wegen der offensichtlichen Durchtriebenheit und Bösartigkeit bleibt mir die Spucke weg.

Leider Fakten, nicht Fiktion.

Als Schwerarbeiter mit mindestens 16 Stunden Tag räumte und verkaufte ich im Juni mein Haus. Nach meinen Erfahrungen würde ich heute
anstatt mich zu bemühen kurzerhand alles abfackeln.  
Danach würde ich mir in der Psychiatrie einige Packungen Valium und Viagra verschreiben lassen und wenig später mit unbekanntem Ziel
verreisen.
Offenbar sind das neue Normen und Massstäbe. Irre, Wahnsinnige, Geisteskranke, Verrückte, Idioten und Halbschlaue gibt es nicht mehr,
nur noch geistig Behinderte und noch dümmere Steuer- und Krankenkassenbeitragszahler.  Die kommen alle, alle, alle in den Himmel!

Mit besten Dank an Ozone und die bewanderten Langnasen für das Verständnis, die Hilfe und moralische Unterstützung in Chiang Mai.

http://www.youtube.com/watch?v=XonvlkgQv1w
(1)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg150933#msg150933
(2)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg148325#msg148325

http://de.wikipedia.org/wiki/Wahnsinn
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 28. November 2010, 13:16:46
Lieber Low,

Wunderheilung sind extrem selten, eher gewinnst Du im Lotto!

Ich muss gestehen, dass ich mit dem schweizer Gesundheitswesen nicht hinreichend vertraut bin.
Dessen ungeachtet befremdet mich das Verhalten der schweizer Psychiater aus äußerste, bot (und bietet höchstwahrscheinlich) der Patient fraglos alles, was einer dringenden Abklärung in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung bedarf. Seine Aggressionen richten sich nicht nur gegen ihn selbst - das allein hätte eine stationäre psychiatrische Abklärung und Therapie bereits ausreichend begründet - sondern auch gegen andere Personen, selbst gegen engste Angehörige.
Es ist kaum wahrscheinlich, dass die schweizer Psychiater das verkennen konnten, sodaß für mich am Ende nur die traurige Annahme bleibt, dass sie sich von diesem anstrengenden Patienten schnellstens wieder trennen wollten.
Die Alternativannahme wäre, dass die behandelnden Psychiater noch bekloppter sind als ihr Patient!
Mein Vertrauen in den eigentlich guten medizinischen Standard der helvetischen Medizin hat jedenfalls schwer gelitten.

An die Krankenkasse des Patienten kannst Du Dich unter Umgehung des Patienten selst wenden.
Schildere den stattgehabten Fall und bitte um die Erstattung der ausgelegten Rechnungen an Dich.
Das sollte eigentlich klappen.

Leider muss man Dich bitten, Dich gegen einen Wiederholungsbesuch des besagten Patienten auch durch drastischste Maßnahmen wie Tretminen, spanische Reiter, Selbstschussanlagen und ähnliche abschreckende Hilfsmittel vorzusehen.

Herzliche Grüße auch an die unvergleichliche Dick

Wolfram und Lisa
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Grüner am 28. November 2010, 15:49:32
Mir bleibt auch die Spucke weg bei der Geschichte. Leider hört man öfter von solchen Fällen der Psychiatrie.

Aber wer von uns wollte die Arbeit dieser Ärzte und Pfleger tun? Meinen Respekt haben sie, einige meine Bewunderung.
Titel: Suan Prung Psychiatric Hospital
Beitrag von: Low am 30. November 2010, 17:02:03
Anstelle einer Beurteilung oder Verurteilung der Situation in der Schweiz,  benutze ich die Gelegenheit den Pflegerinnen, Pflegern, dem Personal,
den Ärzten und besonders Frau Dr. Kittiwan Thiamkaew im Suang Prung Psychiatric Hospital für die Hilfe und erstklassige Betreuung des Patienten
unseren herzlichen Dank auszusprechen.

Dick, Low


Suan Prung Psychiatric Hospital
131 Changlo Road, Haya
Muang District
Chiang Mai Thailand 50100

http://www.suanprung.go.th/eng/index.php
http://www.suanprung.go.th/

http://www.bangkokpost.com/news/investigation/208486/home-to-mad-men-and-misery

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Ozone am 01. Dezember 2010, 06:36:22
...benutze ich die Gelegenheit den Pflegerinnen, Pflegern, dem Personal,  den Ärzten und besonders Frau Dr. Kittiwan Thiamkaew im Suang Prung Psychiatric Hospital für die Hilfe und erstklassige Betreuung des Patienten unseren herzlichen Dank auszusprechen.


Man muss das schon sehr schätzen, wenn jemand in einer thail. Psychiatrie eine adäquate Behandlung bekommt.  ;}



Dass der gemeine Bürger von Thailand ohne private Versicherung kaum eine solche geniessen kann, lässt sich unschwer erahnen, wenn man die zahlenmässige Personalbesetzung der Klinik mal unter die Lupe nimmt. 

700 stationäre Patienten (täglich) sind da vermerkt. Dazu kommen jährlich noch 60'000 ambulante Patienten aus 13 Provinzen.

Die Zahl der "Therapeuten"  ist  ein trauriger Witz.

 
 14     Erwachsenen Psychiater
   1     Kinder/Jugend Psychiater
   2     Neurologen
   3     Zahnärzte ( :o geht wohl einiges kaputt da während den Elektroschocks...  >:  )

 10     Apotheker  (ganz schönen Mediumsatz)
   3     Psychologen
   3     Beschäftigungstherapeuten
   5     Sozialarbeiter
116    Pfleger
  44    technische Pfleger   (das sind die mit den grossen Schlüsselbunden, die Assistenten bei den Stromschlägen und die Kettenverschrauber)
    3    "Medical Technologists" (weiss der Gugger was das sein soll)
383    Verwaltungs- und übrige Angestellte

wohlverstanden, diese dünne personnelle Bulkware händelt stationäre und ambulante Fälle.
http://www.suanprung.go.th/eng/suanprung.php



Aus dem Bericht von  >>Low's Link<< (http://www.bangkokpost.com/news/investigation/208486/home-to-mad-men-and-misery)   (Bangkok Post über eine sehr kleine Institution aus Pattani)

(http://www.bangkokpost.com/media/content/20101128/207202.jpg)
ganze 2 verschiedene Pillen kommen zum Einsatz

ansonsten
(http://www.bangkokpost.com/media/content/20101128/207200.jpg)

hat einer den Film Papillon gesehen ?
(http://www.bangkokpost.com/media/content/20101128/207199.jpg)

(http://www.bangkokpost.com/media/content/20101128/207201.jpg)
   




Eine Diskussion darüber wurde hier angeregt:
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1868.msg151823#msg151823
Titel: Einsichten und Aussichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 03. Dezember 2010, 13:13:39
Einsichten und Aussichten                                                                                                                             Anfangs Dezember 2010

Dart:
„Unterhalte uns lieber mit den furchterregenden Stories, aus einem kleinen, unheimlichen Dorf im Amphoe Hang Dong.“ (1)

Das Dorf ist nicht klein. Es ist auch nicht unheimlich. Die Häuser sind phantasielos kopierte, eng aneinander gereihte billige Bauten aus den
neunziger Jahren, wie sie in ganz Thailand anzutreffen sind.
Im einzigen Haus im Dorf, das aus dem bekannten Rahmen fällt, das Grundstück ist zum Fallen gross genug, sitzt ein schreibender Farang,
von den Frauen Khun Love genannt und Low geschrieben. An dieser Heimsuchung nagt er täglich.
Die Geschichten liefern weder die Häuser noch das Dorf, sondern die Menschen, die hier leben, die hier lebten, nun weggezogen oder verstorben
sind.

Hier weilte zu Beginn des Jahrhunderts einige Jahre ein zweiter Fremder mit seiner angeheirateten Schönen. Er schnappte heimtückisch die
Beste und die Wundervollste aller Lanna Frauen einem Freund aus Australien vor der Nase? weg. Er war so besessen von ihr, dass er nie
bemerkte, dass nicht nur ihre Zähne schief standen.
Er kannte weder den Namen des Dorfes, noch seine Bewohner, bis auf einige krasse Ausnahmen. Da war ein kleines Mädchen, das damals
kaum richtig gehen konnte, aber stürmisch auf einem Moped durch die Strassen fegte. Er fluchte über den frechen Fratz, weil er mit seinem
Kleinlaster Mühe bekundete, Zusammenstösse mit ihr zu vermeiden.
Gleichzeitig besorgte die betriebsame Biene Bier für den Farang und erhielt allemal ein kleines Trinkgeld. Das muntere Bienchen entwickelte
sich zumindest dem Aussehen nach zu einer Königin. Ein Moped benutzt sie wegen ihrem zartem Teint und der aufwendigen Frisur zur Zeit
nicht.

Er kannte die Liebhaber seiner angebeteten Frau nicht. Er wusste nichts von den zahlreichen Spielhöllen in der Nachbarschaft, wohin bereits
kleinste Teile seiner miserable Rente flossen.
Er nutzte seinen Fernseher mit Satellitenspiegel viele Stunden am Tag für Filme und Sport, hauste zwar im Dorf, lebte aber in einer völlig fremden
Welt, mit eigener Kultur und ausländischem Essen.
Geregelten Ausgang nahm er sich fürs Kegeln mit Bier, Golf - danach Bier und am Freitag für das eingehende Studium von Bars, Bier und speziell
der leicht geschürzten Tänzerinnen aus polierter Stangenhaltung.
Die Teilzeit-Gattin unterstützte sein Weltbild, indem sie sich aufs Sofa räkelte, mit Woll- und Bettdecken zugarnierte und die Klimaanlage so
einstellte, dass mir bei seltenen Besuchen die Zähne klapperten.

Ich hatte weder Antennen noch Fernseher und benötigte sie nicht. Während er sich beim Bier elektronisch von Bildern berieseln und erregen
liess, trank und becherte ich mit den Schönen unter dem Sternenhimmel Traubensaft. Meine Filmstars waren die Menschen im Dorf. Ich war
wie ein Kiesel in einem Bachbett, der von den vorüberflutenden Lebewesen bewegt und geschliffen wurde. Viele alltägliche Gegenstände
beinhalteten plötzlich Geschichten.

Die Schnurren und Schwänke beschränkten sich nicht auf das Dorf. Es sind ja Geschichten aus Hinterindien. Sie stammten ebenso aus
Nachbarländern wie Burma, Malaysia, Singapore und von den Gewürzinseln Indonesiens. Es brauchte bloss etwas Zeit, Geduld und ein wenig
Einfühlungsvermögen, bis die Akteure aus ihren Kulissen, dem Dschungel, den Häusern, Tempeln und Dörfern in mein Leben traten.

Es gibt einige Erlebnisse, über die ich nicht schreiben will. Es gibt unerfreuliche Dinge, von denen ich berichten muss. Im letzten halben Jahr
verlor ich durch verschiedene, eher wenig willkommene Ereignisse, den engen Kontakt zu den Bewohnern des Dorfes und in der näheren
Umgebung. Hoffentlich genügt  demnächst eine Karaoke Party als Kitt für die Wiederherstellung enger Beziehungen.

Ich schildere eine vergleichbare Situation am Fuss der Voralpen, im Emmental. Wenn einer am Geschwindigkeitslimit durch ein Bauerdorf fährt,
übersieht er die prächtigen, mit Geranien geschmückten, mächtigen Bauernhäuser mit den fast kunstvoll gezopften Misthaufen nicht.
Irgendwo, mehr oder weniger versteckt, steht majestätisch eine alte Kirche. Vielleicht knipst sogar ein eiliger Passant ein Bild, Verweildauer
einige Sekunden.
Man könnte anstelle einer rasanten Durchfahrt zu Hause in Ruhe einen Bildband oder einen Dokumentarfilm ansehen. Das ist doch ähnlich,
denkbar genau so, wie viele Touristen Thailand bereisen und erleben.
Dabei sind die Menschen im Emmental gastfreundlich. Viele Bäuerinnen verkaufen aufs Wochenende frische Backwaren und unverfälschte
landwirtschaftliche Produkte. Ich kehrte öfters mit einem Vierpfünder oder einem Halbmeter Zopf  nach Hause zurück. Diese Erzeugnisse sind
haltbar, denn da wird nicht nur Leitungswasser, sondern Vollmilch frisch von der Kuh, verarbeitet.

Einen ersten Eindruck vom Leben im Dorf erhält man unter Umständen erst, wenn man unter einem prächtigen, über hundert jährigen Baum
sitzt und die linden Düfte vom Kuhmist inhaliert. (2) Der betagte Landwirt schmaucht geniesserisch seine Pfeife. Die Bäuerin stellt emsig
hausgemachten, durch Ei und Butter goldgelben, duftenden Zopf, währschaftes Bauernbrot, Emmentaler Käse mit mehr Löchern als Materie und
einen eigenen Most auf das vernarbte Blatt eines rustikalen Holztisches. Anlässlich der Verpflegung erfährt man ganz beiläufig, dass der Hof seit
der x-ten Generation im Familienbesitz gepflegt und geliebt wird. Man vernimmt von den Sorgen mit Kindern und Enkelkindern und den Problemen
mit den fremden Mitarbeitern, die je länger desto weiter herkommen, nun aus Polen und Portugal. Filmriss .....

Anstelle von Apfelsaft gibt es Lao Khao oder schlecht nachempfundenen Scotch. Die Riesengarnelen vom Grill sind nicht ganz ohne Raucharoma und
die meisten Frauen sind mindestens ein bisschen schlanker als die alte Bäuerin aus dem Emmental.
Neue Geschichten gibt es in Massen. Leider sind die wenigsten lustig. Irgendwie herrscht triste Novemberstimmung mit Morgennebeln im Bambus
und in den belaubten Zweigen der Bäume.

(1)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1868.msg151858#msg151858
(2)
http://geburtstags-feste.de/gedichte-ludwig-uhland1.html
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Grüner am 03. Dezember 2010, 16:15:45
Die graue Novemberstimmung war immerhin für eine Deiner bisher besten Geschichten gut. Danke für die nachdenkliche Lektüre.

Auf die Karaokeparty würd ich aber an Deiner Stelle verzichten.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 03. Dezember 2010, 18:14:18
Mit viel Geduld, Toleranz und noch mehr Oropax übersteht unser Low auch noch die Karaokeparty.
Wahrscheinlich ist es keine wirklich gute Idee, sich in einer Dorfgemeinschaft allzu sehr zu isolieren.
solange Karaokeparties in Lows Heim nicht zur Gewohnheit werden... ??? {--

Wolfram
Titel: Sein oder Nichtsein in Hinterindien
Beitrag von: Low am 04. Dezember 2010, 10:08:57
Sein oder Nichtsein
 
Eine Karaokeparty zu Hause ist reine Notwehr und Selbstschutz. Ich kann nicht nach jedem Treffen reifer Schulmädchen drei Wochen auf den
Wagen verzichten. Die Reparatur nach der erfolgreichen Zusammenkunft der Schönen und Reichen am 12./13. November (ich vertrottelte eine
hedonistische Orgie) dauert vom 23. November bis voraussichtlich am 13. Dezember
Offenbar enthielt dar Aufsatz keine delikateren Einsichten als die Aussicht auf besonders hochstehende, schaut euch bloss das Schuhwerk der
Solistinnen an, gesangliche Darbietungen in der Provinz. Sobald ein Datum bekannt ist, könnte es Grüner in den Veranstaltungskalender aufnehmen.
Titel: Rückschlüsse und Projektionen aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 09. Dezember 2010, 17:59:16
Rückschlüsse und Projektionen                                                                                                                                        Dezember 2010

Nicht nur Tropenparadiese sind verstrickt in politische und moralische Unstimmigkeiten, die ganze Welt steckt voller Halbwahrheiten und
Lügen. Die Nachrichten zeigen täglich Widersprüche. Die Ereignisse enthüllen leider, dass der sogenannte kalte Krieg keine Episode der
Vergangenheit war. Dessen Schwelbrand lodert im Untergrund munter weiter und führt zu seltsamen, ja bizarren Resultaten. Grossmächte
führen nun Krieg gegen Einzelpersonen und verlieren nicht nur spärlichste Reste von Glaubwürdigkeit, sondern im Spezialfall jeglichen Kredit.
Dagegen hilft bekanntlich nur die Notenpresse. (1, 2, 3)

Sogar das Internet als zeitgemässes Medium spielt unter dem Einfluss ideologisierter Benutzer und deren Irrungen, Wirrungen, geheimen
Anweisungen, Instruktionen und im Entwicklungsland speziell eingerichteten Kriegsräumen, verrückt.
Wir in der exotischen, mehr Schein- als Sein-Welt, sind all diesen Einflüssen unter der Fremdartigkeit, der Hitze, zumindest der Feuchtigkeit
von Alkohol und liebenden Körpern und gleichzeitig beängstigender Isolierung weit mehr ausgesetzt, als unsere Schwestern und Brüder im
winterlich kalten, weihnachtlichen Westen.  
Die Illustration dieser Frustrationen zeigen zahllose, oft von Moderatoren bereinigte oder später gelöschte Beiträge in den Foren. Wenn
Moderatoren entgleisen, werden Irrenwärter zu irren Wärtern.

In diesem Zusammenhang erlaube ich mir einen kurzen Blick zurück auf einige kürzlich verflossene Beiträge.

Grüner antwortete in http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1868.msg152123#msg152123
LOW, da gibt es leider in Deiner Lage nur eine rationale Reaktion:

1. Wenn möglich, die zuständigen Stellen und Behörden nochmals in aller Klarheit auf die Situation und mögliche Folgen bei weiterer
unterlassener Hilfeleistung hinweisen.
2. Wenn auch das nichts nützt, auf Mails nicht mehr reagieren und sie am besten sogar gar nicht mehr lesen. Das Kind ist leider in den
Brunnen gefallen und wenn Du nicht mit runterfallen willst, mußt Du loslassen. Du bist NICHT schuld, wenn niemand ein anderes Individuum
vom weiter runterfallen abhalten kann.


Diese Ratschläge sind sicherlich gut gemeint. Über rationale Reaktionen entscheide ich selbst. Anstatt meine Zeit in einem Forum mit dem
Lesen zweifelhafter Beiträge offenbar geistig angeschlagener Autoren zu vertrödeln, kann ich für einen Hilfe benötigenden Mitmenschen, wie
es Ozone oder drwkempf in meinem Falle praktizierten, meine Hand ausstrecken. Es bleibt mir überlassen, ob ich bloss einen Rettungsring werfe,
oder mich als Nichtschwimmer gleich selbst in gefahrvolle Fluten stürze.
Die Einfachheit der Erklärung stempelte mich zum Lügner. Ich schwimme so gut, dass ich zum Tauchen Blei benötigte.

Ich wiederhole, unser ehemaliger, immer noch geisteskranker Gast trat am 11. November unter qualifizierter Begleitung die Heimreise an und
wurde nach der Ankunft am 12. November gleich in eine Klinik überwiesen.
Wir, drwkempf, Ozone, Dick und ich, fanden es beinahe unglaublich, dass der Patient auf eigenen Wunsch bereits am 16. November entlassen
wurde.
Rechtzeitig am 23. November informierte ich die Gesetzeshüter schriftlich über meine schlimmsten Befürchtungen. Auf eine Antwort warte ich
als dreckiger Denunziant bis heute vergeblich.
Eine Bestätigung der Vermutungen über die schwere Erkrankung erhielt ich kürzlich. Ich vernahm nicht unvorbereitet, dass der Erkrankte nach
erneuten Tätlichkeiten von der Polizei am 3. Dezember in eine Klinik eingeliefert wurde, weil ich von ihm bloss einige Stunden zuvor mehrere
äusserst fragwürdige Mails erhielt. In den wenigen klaren oder aggressiven Zeiten bin ich kein Ansprechpartner, weder für ihn, noch für die
behandelnden Ärzte. Wahnsinn hat wohl System!
Die Betreuung in Chiang Mai war weitaus besser und professioneller als dieser helvetische, freundeidgenössische Murks einiger kleinkarierter
Akademiker roter oder grüner Prägung.

Die Leser(innen) dürfen wissen, dass ich mir diesen Fortsetzungsroman weder erträumte, noch gierig aus dem elften Finger sog. Über ein
allfälliges glückliches Ende berichte ich zu gegebener Zeit gerne, wenn ich das noch erleben darf.

Abendgebet:
Gott, gib uns bitte wieder ein Fahrzeug.
Wenn nicht, bin ich mit einigen Flaschen Schnaps zufrieden.
Herr, sende mir nicht zuviel! Berücksichtige bitte die Schreiberlinge in den Gefängnissen in China, GB und wo immer auf der Welt.
Sie haben kein Internet.
Danke.
Sela, Amen.

(1)
http://www.blick.ch/news/ausland/keine-ausreise-fuer-freunde-von-liu-xiaobo-161953
(2)
http://www.blick.ch/news/ausland/diese-frauen-sagen-assange-hat-uns-vergewaltigt-162140
(3)
http://www.blick.ch/news/sda?newsid=20101104brd055

Die unvollständigen Beiträge zum Patienten, teilweise fehlen die Angaben mit den Antworten von Mitgliedern:

3.12.   Low
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1868.msg152113#msg152113
30.11. Ozone
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1868.msg151823#msg151823
28.11. Low
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg151532#msg151532
26.11  Low
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg151309#msg151309
23.11. Low
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg150933#msg150933
4.11.   Low
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg148325#msg148325

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Brand am 10. Dezember 2010, 06:28:34
Ich kann verstehen, daß Dir die Geschichten im Moment nicht so locker und flockig abgehen.

Ich wünsch Dir gute Besserung in jeder Beziehung und Dir und uns bald wieder schönere Gedanken beim Schreiben und Lesen.
Titel: Abendgebet einer erkälteten Negerin
Beitrag von: Low am 11. Dezember 2010, 15:22:02
Zugegeben, mein Abendgebet enthielt mehr Frust als Lust.
Am Vorabend einer umstrittenen Preisverleihung in Oslo war es keine intellektuelle Meisterleistung, höchstens aktuell. 
Weisheit futterte ich noch nie mit einem Suppenlöffel.

Dass es andere, dunkel-heitere Wege gibt, zeigt als Gastarbeiter

Joachim Ringelnatz
7. August 1883, Wurzen bis 17. November 1934, Berlin

Abendgebet einer erkälteten Negerin

Ich suche Sternengefunkel.
All mein Karbunkel
Brennt Sonne dunkel.
Sonne drohet mit Stich.

Warum brennt mich die Sonne im Zorn?
Warum brennt sie gerade mich?
Warum nicht Korn?

Ich folge weißen Mannes Spur.
Der Mann war weiß und roch so gut.
Mir ist in meiner Muschelschnur
So neglige zu Mut.

Kam in mein Wigwam
Weit über das Meer,
Seit er zurückschwamm,
Das Wigwam
Blieb leer.

Drüben am Walde
Kängt ein Guruh - -
 
Warte nur balde
Kängurst auch du.


http://www.ringelnatzstiftung.de/content/view/12/14/
http://de.wikisource.org/wiki/Abendgebet_einer_erk%C3%A4lteten_Negerin

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 12. Dezember 2010, 20:30:34
Hallo Low,

vielleicht ist Dir in letzter Zeit das Lachen vergangen. Humor, auch wenn bitter, ist Dir geblieben.
Dass Du aber erst einmal stellvertretend Joachim Ringelnatz damit bemühtest, für Dich schwarze
Scherze zu keksen ist sehr verständlich. Können wir das evtl. als Indiz dafür werten, dass wir hier
recht bald auch wieder etwas vom großen Low Lowson zu lesen bekommen?

Vorerst wünsche ich Dir, dass Dein erstes Gebet erhört wird und Du spätestens zu Weihnachten
wieder über ein geeignetes Fahrzeug verfügen kannst. Allen noch einen schönen Sonntagabend.

mfg kmr
Titel: Kack- und Blechschäden aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 13. Dezember 2010, 16:58:51
Entgegen aller Abmachungen wurde unser Wagen in drei Wochen nur teilweise frisch gespritzt. Die leicht verkratzten Verkleidungen
der Aussenspiegel gingen  vergessen. Steinschlag auf der Motorhaube wurde grosszügig übersehen.
Auf die unbequeme  Frage, wie lange die Malerei der Spiegel dauern würde, lautete die niederschmetternde Antwort:
„Eine Woche!“  
Mit bloss fünf Stunden Verspätung, warum liessen wir uns durch falsche Versprechungen aus dem Bett locken, steht das Fahrzeug wieder
vor der Türe und wartet sehnlichst auf

Neue Lack- und Blechschäden im Dezember.

Wenn nicht heute, dann schon morgen,
wird ein Moped dies besorgen.
Kratzt kein Fahrzeug uns am Lacke,
fällt von oben Vogelkacke.
Fehlt die Pampe, kratzt in Eile
böser Nachbar mit der Feile
oder Dick fährt wie im Traum
in den schönsten Weihnachtsbaum.

Dieses Gedicht, passend zu den heiligen Nächten des Jahrs 2010,
beim öffentlichen Vortrag tunlichst St. Nikolaus Mitra aufsetzen, drei Tage-Bart genügt nicht; ist allen Menschen jeglichen Willens gewidmet,
also auch Dir.

Titel: Wie vertrödeln wir unsere Zeit in Hinterindien
Beitrag von: Low am 16. Dezember 2010, 13:04:55
Wie vertrödeln wir unsere Zeit?
 
Von allgemeinen Zweifeln gepeinigt und verfolgt, fragte ich mich ernsthaft, wieviel Zeit Dick im Durchschnitt für ihre persönliche Haarpflege
aufwendet. Im Mittel dürfte es etwa einer Stunde pro Tag sein. Das ist für tropische Verhältnisse mit viel Gartenarbeit und praktisch jedem
zweiten Tag Haarwäsche relativ bescheiden, wenn ich die Wartezeiten mit weitschweifigem Palaver bei den Haarkünstlerinnen einrechne.  
Manchmal nenne ich sie anhand ihrer auf Chaos und Zufall basierenden Frisur respektlos Frau Vogelnest, wobei ich eher die dürftigen Nester
der Sperlinge, als die präzisen Geflechte der Webervögel meine. Beinahe unglaublich ist, beide Vogelfamilien gehören zur selben Ordnung,
Passeriformes. Menschliche Behausungen weisen vom prunkvollen Palast bis zum stinkenden Schweinestall ähnlich vielfältige Bauformen auf.
Als querdenkendes Individuum schlüsselte ich unsere Tagesabläufe auf und kam zu bemerkenswerten Ergebnissen und Erkenntnissen.

Tätigkeit                     Aufwand in Stunden

Haare                                          1
Schlafen                                      7
Bett                                            9
Essen Kochen                                4
Arbeit                                          4
Garten                                         2
Körperpflege etc.                           2

Wie Sie sehen, ergibt das mehr als 24 Stunden. Deshalb benötigt sie diskussionslos eine Haushalthilfe und ich zum Ausgleich Freundinnen.

Der Fairness gehorchend, muss ich meinen Tagesablauf ebenfalls offenlegen.
Schlafen                                              7
Bett                                                    9
Kochen Essen                                       3
PC                                                      6
Garten                                                 1
Notdurft, Badezimmer                             1

Mein Tag hat ebenfalls mehr als 24 Stunden. Das bestätigt wiederum, ich benötige unbedingt Freundinnen. Alleine schaffe ich dieses Pensum
nicht.
Wie sah denn mein Stundenplan im Frühjahr 2004 ohne Dick, aber mit Hausbau aus?

Schlafen                                              6
Massage                                              2
Spielen mit Masseuse, etc                       2
Essen                                                  2
Baustelle                                              8
Flirten, Unterhaltung                               2
PC                                                       1
Notdurft, Badezimmer                            0.75

Daraus folgt: Junggesellen leben nicht unbedingt länger, aber gesünder. Mann hat mehr als genügend Zeit für alles und benötigt kaum Freundinnen.
Flirtistinnen und Masseusen reichen für anspruchslosere Muffel vollkommen. Mir fehlte damals zum reich erfüllten Leben pro Tag eine ganze
Viertelstunde. Aber es war eine enorm teure Angelegenheit. Nicht wegen den Masseusen, sondern wegen der Baustelle.

Verschiedene Artikel befassen sich eingehend mit dem Thema.
Auf einem Streifzug durch die einschlägige Literatur entdeckte ich, dass der Mensch in seinem Leben durchschnittlich das 700-fache seines
Körpergewichts  verzehrt. Dazu trinkt er, beziehungsweise sie, 45 000 Liter Flüssigkeit.
Wenn jemand dazu über siebzig Jahre Zeit hat, mag das ja gut sein. Was ist, wenn der Sensemann bereits nach siebenundzwanzig Jahren
zuschlägt? Da müsste man entweder schneller kauen, oder sogar wie Mowgli hinunterschlingen. Vom Essverhalten her extrapoliert, ist seine
Lebenserwartung womöglich nicht allzu hoch.

Wissenschaftlich nicht genau belegt, aber berechnet, essen wir 8 Schweine, 300 Hühner, 5 000 Eier, 4 000 Kilogramm Zucker und eine halbe
Tonne Salz.
Wo bleiben bloss Garnelen, Fische und Steaks? Wozu gibt es Schwarzwäldertorten mit viel Sahne oder Sauerkraut mit Geselchtem und Würsten,
wozu Linsen, Kartoffeln, Reis und Nudeln?
Dazu trinken wir angeblich 9 600 Liter Wasser, wie steht es mit dessen Chlorgehalt, 9 300 Liter Bier, 5 000 Liter Milch und fast 11 000 Liter
Kaffee. Da sitzt wieder ein wesentlicher Fehler.
Vor über fünfzig Jahren wurde mir ärztlich empfohlen, auf sämtliche Milchprodukte zu verzichten. Kaffe mag ich ohnehin nicht. Der Spirituosen-
und Weinkonsum dagegen wurde total vernachlässigt. Aber die Statistik behauptet skrupellos: Wir benötigen etwa 7 Jahre um diese Mengen
zu vertilgen.

Weiter wird gelogen, der Mensch verbringe 4,1 Jahre mit Körperpflege und er sitze 2 Jahre lang in der Badewanne. Über so viel Körper verfüge
ich noch nicht. Ich hatte einmal das zweifelhafte Vergnügen, 12 Stunde in einer Wanne zu sitzen, weil mir nach einem Unfall der Kick fehlte, um
den Ort selbständig zu verlassen. Nachher ähnelte ich einem geschlechtslosen Schrumpfkopf. Aber zwei Jahre?

Danach arbeitet der Mensch 7 Jahre. Acht Monate davon werfen wir Spam-Mails in den Papierkorb. Das ist reiner Blondinen Blödsinn. Die benutzen
doch noch Tipp-Ex für Text-Korrekturen am Bildschirm. (5)  Wie entsorge ich nicht die Blondinen, sondern den Spam im Papierkorb?
Zwischendurch telefonieren wir bloss 1,45 Jahre lang. Das war bestimmt der Zustand vor der Einführung des Mobiltelefons. Und Thais sind in
dieser Statistik kaum berücksichtigt. Dick schafft mit zwei eigenen und meinem Handy die 1.45 Jahre locker in einem Jahr.

Im Bett schlafen wir angeblich 23 Jahre und erleben 105 299,5 Träume. 7 875 mal geniessen normal frustrierte Sex. Einige Auserwählte auf
der Sonnseite des Lebens schaffen diese Anzahl Nummern in wenigen Jahren. Die schweigende Mehrheit benötigt dazu ein ganzes Dasein.
Nach sorgfältigen eigenen Berechnungen sind anhand der eher geringen Begattungsvorgänge an vier Tagen der Woche Askese oder Handarbeit
wie Onanie, Masturbation und Selbstbefriedigung angesagt. (Zutreffendes bitte ankreuzen.)

Die 7 875 Kopulationen sind ein Durchschnittswert. (6) Einige ausschweifend triebhafte Sexmolche mit ebenso heissen wie aufreizenden
Gespielinnen übertreiben diese nach Papst Pillus dem Antisexten verwerflichen Praktiken hemmungs- und möglichst pausenlos.  
Endlich verstehen wir, warum es Kirchen mit Priestern in unterschiedlich farbigen Röcken und safrangelbe buddhistische Mönche mit
Keuschheitsgelübden und ausdrücklich sexueller Enthaltsamkeit geben muss. Ohne sie würde diese Statistik nie stimmen!

(1)
http://www.jakobsweg.ch/dokumente/Spiritualit%C3%A4t/Wie%20verbringen%20wir%20unsere%20Zeit.pdf
(2)
http://www.lifego.de/blog/2078/schlaf-arbeit-tv-womit-die-deutschen-ihre-zeit-verbringen/
(3)
http://www.loveyourlife.at/Balance/Gut_zu_wissen/%E2%80%9EWussten_Sie,%E2%80%A6%E2%80%9C_wie_viel_Zeit_Sie_womit_verbringen_/-8361-49-1099-de--/cms.html
(4)
http://www.helloarticle.com/de/wie-viel-zeit-verbringen-wir-mit-sport-r970.htm
(5)
http://de.wikipedia.org/wiki/Tipp-Ex
(6)
http://de.wikipedia.org/wiki/Kopulation
Titel: Die Leiden eines alternden Kuchenverwerthers aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 19. Dezember 2010, 22:15:30
Die Leiden eines alternden Kuchenverwerthers                                                                                             19.12.2010
Bitte nicht verwechseln mit dem Bestseller eines Herrn W. von Goethe von 1774.

Auf die winterlichen Feier- und Festtage hin gibt es zahlreiches Gebäck. Das Angebot ist riesig, sei es im Grossmarkt oder in den verschiedenen
heimischen Küchen. Einer der anderen grossen deutschsprachigen Dichter wie Schiller oder Hölderlin, glühweinbedingt weiss ich nicht mehr genau
welcher, verfasste die unsterblichen Zeilen:

Ehret die Frauen, sie backen und trölen
Himmlische Kuchen für irdische Lölen.

Als goldener Knabe mit lockigem Haar frass ich den Teig für die sogenannten Mailänderli aus der Schüssel, bevor er gebacken war. Ich kaute
Anis Chräbeli und liebte das Anis Gebäck möglichst hart und liess es langsam im Mund zergehen. Diese Aussage erinnert stark an hier zensierte
Geschichten aus anderen, spezialisierten Foren.
Später mundeten mir die schweren Christstollen mit mindestens fünfzehn Prozent Butter und einem Drittel Trockenfrüchten. (1)
Mit zunehmendem Alter bevorzugte ich luftigen Panettone, eine Mailänder Spezialität, mit viel Rosinen und kandierten Früchten, begleitet von
Damen und  Schaumwein, wie Prosecco, Moscato und Spumante. (2) Panettone hat eine geschmackvolle, etwa zwanzig Zentimeter hohe
Kuppelform. Weil das Gebäck weniger kompakt ist als die kalorienreichen Stollen, darf ich mehr davon naschen.

Letztes Jahr erwarben wir vier dieser Götterspeisen in Chiang Mai. Einen besonderen Leckerbissen brachte meine Tochter aus einer kleinen
Konditorei von Oberitalien mit. Unvergesslich, nicht die Tochter, sondern das goldglitzernd verpackte Gebäck!

Dieses Jahr wurde ich vom Pech verfolgt. Wir kauften ein einziges Stück – ein ganzes Kilogramm. Das Muster mundete hervorragend, hatte
aber wie der Sekt keinen langen Bestand. Blasen verpufft, Kuchen weg!
Zur ausgiebigen Gebäcksexkursion ins unverschneite Kuchenland fehlte während drei wesentlichen Wochen das geeignete Fahrzeug, unser
Panettone Traktor mit Rosinen-Schnüffelsensor und Fünfrad-Antrieb.

Danach fanden wir in einem andern Geschäft nur noch einige hundert Gramm Notportionen für zahnlose und magenkranke Nikolausi im Regal.
Diese Minikuchen sind gefährlich und könnten mich umbringen. Meine Magensäfte beginnen zu fliessen. Der Speichel wird angeregt. Herz und
Hirn freuen sich auf eine Delikatesse. Die Augäpfel rotieren und rollen. Die Zunge schnalzt und schmatzt. Das Halszäpfchen zittert vor Erregung.
Es folgt als Riesenenttäuschung ein kleines Nichts und ich ertrinke im eigenen Saft.

Die Chefin des Ladens mit den Kleinstportionen war diskussionsbereit und sagte mir, sie würde in sämtliche Filialen telefonieren und nachfragen,
ob grössere Küchlein vorrätig seien. Nach einigen Minuten kam sie, ganz Telefon am Ohr und rezitierte wie der Weihnachtsengel persönlich:
„Vom Himmel hoch da komm ich her,
Wir haben noch der Kuchen mehr!“

Erst waren es drei, dann vier. Selbstlos sagte ich:
„Ich kaufe sie alle!“
Ich wollte unbedingt verhindern, dass ein allfälliger Panettoneallergiker während der Feiertage am Kuchen stirbt.

Zwei Tage später holten wir die riesigen roten Verpackungen ab.
Mein Speichelpegel war wie ein Tsunami im Anrollen, als ich bemerkte, die liebe Fee, die personifizierteste der nordthailändischen
Glücksverkündigerinnen, die hilfsbereiteste aller Verkäuferinnen, sprach kein italienisch.
Anstelle von Panettone aus Milano, kaufte ich Pandoro aus Verona.

Wie nennt man solche Ereignisse in Berlusconistan in akzentfreiem panettonesich?
La forza del destino (3)
Frei übersetzt, nicht unbedingt weihnachtlich: Low’s Frust.

Frohes Fest.

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Christstollen
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Panettone
(3)
http://www.youtube.com/watch?v=GHk1RmPzA5E

http://de.wikipedia.org/wiki/La_forza_del_destino
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Bruno99 am 19. Dezember 2010, 22:32:41
hoffe du kannst sie dennoch geniessen
merry x-mas Low
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 19. Dezember 2010, 22:48:03
Nun branden sie wieder an unser Hirn, die skurrilen und genialen Prosa-Wellen. Danke   ;}


Fuer die vorweihnachtliche Speichelproduktion:

Panettone aus Milano

(http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/8/8d/Panettone.jpg/220px-Panettone.jpg)

Pandora aus Verono Pandoro aus Verona

(http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/d/dd/Pandoro_cut_01.jpg/220px-Pandoro_cut_01.jpg)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 20. Dezember 2010, 02:51:07
Hach, das sieht beides so lecker aus, (seufz), bin seit zwei Wochen auf Diät.
Ich hoffe, dass um die Neujahrszeit das gewünschte Gewicht erreicht ist. :(

Zur Zeit gibt es maßgeblich Sauerkraut, rote Beete, Mohrrüben, weil die praktisch keine Kalorien haben, aber wenigstens übergangsweise ein Völlegefühl erzeugen. Dazu ungezuckerten Tee - ba, pfui Teufel!
Aber wat mut, dat mut.

Wolfram
Titel: Winterlicher Nachtschaden aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 22. Dezember 2010, 11:46:00
Winterlicher Nachtschaden                                                 22. Dez. 2010

Diese Musik riss mich wirklich vom Hocker.
Tönet, ihr Pauken! Erschallet Trompeten!
Das war eindeutig der Eingangschor der Glückwunschkantate von Johann Sebastian Bach, aber jetzt, der Jahreszeit entsprechend das
Weihnachtsoratorium: Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage.

Es war ein Riesenumzug vom Tempel her. Vorne schaufelten an die fünfzig kraftstrotzende Gestalten als Nikoläuse in rot-weissen Roben mit
Kapuzen reichlich Schnee vom Strässchen beidseitig in die Reisfelder. Gleich dahinter drehte eine blühende Eiskönigin auf Schlittschuhen ihre
Pirouetten. Danach folgten zahlreiche Musikanten und Sänger. Sie bogen rechts ab, zum ehemaligen Kinderspielplatz, dann links. Vor unserem
Haus blieb die Formation mit Pauken und Trompeten stehen.
 
Das Mädchen mit den gleissenden Schlittschuhen, ein silbernes Krönchen im blonden Haar, am zierlichen Körper ein hellblaues Tutu aus feinstem
Tüll, löste sich aus der Menge, stöckelte gekonnt die vier Stufen zu mir auf die Veranda, verneigte sich mit einem geübten Knicks, überreichte mir
geschwind einen goldenen Teller und verschwand wie ein Wirbelwind. Die Leute machten rechtsumkehrt und setzten sich wieder in Bewegung.

Verdattert starrte ich auf den goldenen Teller. Unter einer durchsichtigen Folie, ich zerriss sie achtlos, lag mit einer rot-goldenen Schlaufe
geschmückt eine Stiellupe. Ich nahm die Lupe in die Hand und betrachtete den Teller, denn da war noch ein winziges rotes Päcklein, offenbar ein
Weihnachtsgeschenk. Trotz meiner neuen Brille war ich froh über die Lupe. Freudig überrascht las ich:
Frohes Fest, hausgemacht, zehn Gramm,  
Panettone!

http://de.wikipedia.org/wiki/Tutu_(Ballett)

http://www.youtube.com/watch?v=Zg_uJawfU8Q
http://www.youtube.com/watch?v=MBNwmzQKuko
http://www.youtube.com/watch?v=PRASBMG9nic&feature=related

Die Geschichte entfaltet sich, wenn ihr beim Lesen einem
der Links zuhört. Realisten kauen dazu Kuchenkrümel!

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: namtok am 22. Dezember 2010, 19:22:18
Vorhin im Central im Seebad sowohl Panettone wie auch Pandoro gesichtet. Mehrere Exemplare im üppigen schleifchenverpackten Geschenkpaket, das Kilo für schlappe knapp sechshundert Bärte.

Zu Neujahr ist auch mal wieder ein Inspektionstrip auf der Teakplantage nahe bei den  "Lowlands" fällig und ich könnte bei der Gelegenheit was mitbringen...


Danke auch für den klassischen Link zum Weihnachsoratorium. Letztes Jahr ein Erlebnis bei den Münchner Philharmonikern.  8)
Titel: Antworten an und aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 24. Dezember 2010, 13:33:07
Antworten an und aus Hinterindien

Antwort von Kern auf  „Die Leiden eines alternden Kuchenverwerthers“:
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg153902#msg153902
Nun branden sie wieder an unser Hirn, die skurrilen und genialen Prosa-Wellen. Danke.
Traurig für mich, dass ehrenwerte Absichten zuvor nicht in das Hirn brandeten.

Bruno99 meinte:
hoffe du kannst sie dennoch geniessen.
Die Unterschiede der beiden Gebäcke ist vergleichbar mit Tele- und Weitwinkelobjektiven.

Vergeblich auf (ein) Kreuzchen wartete ich bis heute (Zutreffendes bitte ankreuzen) aus:
Wie vertrödeln wir unsere Zeit in Hinterindien
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg153465#msg153465
Später folgt: Wie vertrödeln sie, die Nachbarn, ihre Zeit?

Bereits auf „Kack- und Blechschäden aus Hinterindien“
(Beachten sie bitte den sauberen, gekonnten Tippfehler K/L)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg153084#msg153084
kriegte ich positive Zuschriften:

Das ist ein sehr schönes Gedicht, hast du das selber komponiert?

und konstruktiv:
Etwas vom Primitivsten und grüne Kotze in Reinkultur.
Verballhornung einer der genialsten Erfindungen der Menschheit,
des Automobils. Nur weiter so. Nun zerstören die Geschlechtskrankheiten deine Gehirnzellen.*

(Entweder ist der Herr ein Wahrsager oder ein zukünftiger Forumsdoktor.)

möglicherweise aus Yankeeland:
Thanks Mr. Low für schoene Poesie.
Sie fighten fur Gerechtigkeit und gegen schlechte Terrorismus.
Bomben fallen in Afghanistan wie Vogelkacke auf Jungs.
Wunderhuebsche Frau fahrt selbstlos in von boese Menschen
mit Explosivstoffen gedoptes Weihnachtsbaum. ....
Fur diese Werk sollten Sie das Pulitzerpreis angedroht werden. (1)
Merry X-mas.....


allgemeiner Art:
Also Leute reisst euch am Riemen und unterlasst das ständige Gewinsel, es wird langsam peinlich.  
Das ist mir wirklich peinlich, aber welchen Riemen meinst Du genau?

Hallo namtok:
Vor dem Schreiben hörte ich die Musik im Kopf und ich paukte, frohlochzgete und trompetete munter mit. Dick machte sich bereits sorgen um
meinen labilen Geisteszustand. (siehe oben*)
Während ihrer Abwesenheit am Morgen genoss ich zwei Stunden lang diverse Interpretationen.
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg154148#msg154148

Danke für die angewandte Nächstenliebe.
Wir sind, zusätzlich zu anderem Gebäck, neuerdings im Besitz von zwei Kilogramm Panettone aus Italien.
Allgemeine Warnung: Wer Pech hat und nicht nachprüft, bekommt Ware (Kuchen) aus Südamerika.

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Pulitzer-Preis

Titel: Re: Winterlicher Nachtschaden aus Hinterindien
Beitrag von: nongprue am 25. Dezember 2010, 22:43:57

http://www.youtube.com/watch?v=Zg_uJawfU8Q
http://www.youtube.com/watch?v=MBNwmzQKuko
http://www.youtube.com/watch?v=PRASBMG9nic&feature=related

Die Geschichte entfaltet sich, wenn ihr beim Lesen einem
der Links zuhört. Realisten kauen dazu Kuchenkrümel!



Sollte man eigentlich nur einmal im Jahr hoeren, an Weihnachten, damit es wirklich schoen bleibt. Ich gestehe, dass ich Traenen in den Augen hatte als ich in Leipzig an seinem, (offizilien) Grab stand....
Titel: Der Bach im Meer von Hinterindien
Beitrag von: Low am 26. Dezember 2010, 15:39:59
Der Bach im Meer

nongprues Sätze freuten und inspirierten mich.
Viel schreiben über Meister Bach will und kann ich nicht. Es gibt reichlich Literatur und die Wikipedia. (1)

Ich empfinde es als kleine Ungerechtigkeit, dass der grosse (möglicherweise einer der grössten) Komponist nicht, wie sein Dichterkollege J.W.,
geadelt wurde.
Tadelt Adel?
Er öffnete mit seinen unsterblichen Werken die Türen für die Weiterentwicklung der Musik und erschloss neue Klangwelten. Johann Sebastian
Bach ist nämlich kein Bach. Er ist vielmehr ein Fluss, ein Strom, welcher ähnlich dem Golfstrom ganze Ozeane bewegt und Kontinente wärmt.

Wenn nongprue das Weihnachtsoratorium für sich streng um die Geburtstage Jesu Christi reserviert, spielt das keine Rolle. Um Bachs Werke
komplett zu hören, müsste man sich drei Jahre lang jeden Tag ein anderes Stück aussuchen. (2)

Dazu gibt es ungezählte Komponisten mit barocker Prachtentfaltung. Leider musste ich den grössten Teil der Sammlungen und Konserven in der
Schweiz zurücklassen. Jetzt entdeckte ich als Weihnachtsüberraschung, dass das Zeug teilweise ohne es zu senden, irgendwie doch mit kam.

Erste Töne Bachscher Musik lernte ich in der Schule. Wir übten wochenlang an “Dir Jehova will ich singen“. (3) Später machte ich Bekanntschaft
mit dem Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach. (4) Ausser Klavierstücken finden sich dort Lieder, darunter die bekannte Arie
“Willst Du Dein Herz mir schenken“. Sie blieb in besonderer Erinnerung, weil ich damit erfolgreich eine der ersten Frauen meiner Wahl belästigte.

Mir gefallen die Orchesterwerke, darunter die Brandenburgischen Konzerte, eher ungewöhnlich interpretiert von Il Giardino Armonico.
Die Suiten BWV 1066 bis 1069 sind modernste Kompositionen mit barockem Hintergrund.
Hier handelt es sich um eine Folge von Tanzsätzen mit vorangestellter Ouvertüre. Da Bach diesen Suiten keine Überschriften gab, werden sie
noch heute nach der Überschrift des ersten Satzes “Ouvertüren“ genannt. (5)

Auf meinem Streifzug durch die Bachwelt, entdeckte ich bei YouTube von Heitor Villa-Lobos, Bachiana Brasileira Nº 2. (6)

Bald widme ich mich besonderen Klängen, der Klapperrhapsodie für zwei Pfannen und mehrere Töpfe in der Küche - mit dem berüchtigten
langsamen Satz für Leberwurststreicher. Den Schlussakkord bildet ein Korkenknall, gefolgt von fast unhörbar platzenden Schaumbläschen in
hohen Gläsern.

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Sebastian_Bach
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Bach-Werke-Verzeichnis
(3)
http://www.youtube.com/watch?v=p-hL_QBBI2o
(4)
http://de.wikipedia.org/wiki/Anna_Magdalena_Bach
http://de.wikipedia.org/wiki/Notenb%C3%BCchlein_f%C3%BCr_Anna_Magdalena_Bach
(5)
http://www.youtube.com/watch?v=ytCjzBclC0I&feature=related
Anne-Sophie Mutter:
http://www.youtube.com/watch?v=sOOgqZdztGY
Air fuer Gitarrenfreunde
http://www.youtube.com/watch?v=FUPx42UmSng&feature=related
(6)
http://www.youtube.com/watch?v=pjDZUetrDCM
http://en.wikipedia.org/wiki/Bachianas_Brasileiras
Titel: Re: Der Bach im Meer von Hinterindien
Beitrag von: nongprue am 26. Dezember 2010, 18:21:18
Der Bach im Meer

nongprues Sätze freuten und inspirierten mich.
Viel schreiben über Meister Bach will und kann ich nicht. Es gibt reichlich Literatur und die Wikipedia. (1)


Es freut mich wenns Dich freut.

Ich denke bei dem Fluss (und nicht nur ein Bach....) von Werken kann man es sich schon leisten, sich das Weihnachtsoratorium fuer die Zeit aufzuheben, fuer die es geschrieben wurde.

müsste man sich drei Jahre lang jeden Tag ein anderes Stück aussuchen

Aber darf ich dann an Weihnachten jeweils "jauchzet, frohlocket" hoeren ???

Wenn ich durch meine Sammlung von Bach'scher Musik gehe dann stelle ich auch fest, dass seine konzertale Musik am meisten auf meiner Harddisk (und bei den CD's) vorhanden ist.

Meine sueddeutsche (fast schweizerische) Landsfrau:

Hier mit ihrem Mentor:

http://www.youtube.com/watch?v=XzfbI6a96i4

Nochmal alleine:

http://www.youtube.com/watch?v=sOOgqZdztGY

Ich finde gerade keinen vernuenftigen Link zum Doppelkonzert - ein anderes Mal

Aber dann gibt es natuerlich solche Interpreten wie den:

http://www.youtube.com/watch?v=sOOgqZdztGY

Bach in Leizpig 2000

http://www.youtube.com/watch?v=sOOgqZdztGY

Aber genug davon, hier ist Dein Tagebuch....


Titel: Weihnachtliche Nachlese aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 27. Dezember 2010, 13:00:44
Weihnachtliche Nachlese

(Kick von nongprue)

Weihnachten erlebe ich öfters.
Wenn die Sonne frühmorgens durch den Bambus blinzelt und mich mehr oder weniger lebendig weckt; wenn zusätzlich ein warmes,
wohlgeformtes Stück Fleisch an meiner Seite liegt, es muss beileibe kein durchzogenes US Beefsteak sein, dann höre ich himmlische
Musik, ohne dass ich irgend welche Tonträger nutze.
Allerdings möchte ich nicht darauf beharren, dass es echte weihnachtliche Gefühle sind, weil mir deren Begriffsbestimmung fremd ist.

Ich versuchte, um meinen barocken Ohrwürmern zu entrinnen, etwas Wissen darüber zu ergoogeln und fand beängstigend wenig:
Traditionell gehört zum Fest ein besonders gutes Essen, zum Beispiel die "Weihnachtsgans".

Spontan fiel mir ein Gedicht von Kurt Tucholsky ein:

Wie mans macht ...

b) Trost für den Junggesellen
...
Ach, alle Tage Huhn im Topf
und Gans im Bett – man kriegt es satt,
man kennt den kleinen Fleck am linken Schulterblatt ...

...

Da wir fast jeden Tag besonders gut essen, lobe ich mir meine echte nicht Definition.

http://www.textlog.de/tucholsky-trost-moral.html
Titel: Wie vertrödeln die Nachbarn ihre Zeit?
Beitrag von: Low am 29. Dezember 2010, 00:07:13
Wie vertrödeln die Nachbarn ihre Zeit?                                                                                                      Dezember 2010

Einführung:
Sofern Sie demnächst ein neues Glotzophon zu erwerben gedenken, empfehle ich den Abschnitt “Technik-Geschichte“ zu beachten. Für weniger
wissbegierige Leser(innen), welche über neuere Geräte mit zeitgemässen Verbindungskabeln verfügen, wird er zum einfachen Überspringen
kursiv dargestellt.  

Vor vielen Jahren widmete ich mein Leben fast ausschliesslich der Elektronik; Geräten, Schaltungen, Bauteilen und deren Spezifikationen.
Halbleiter waren mindestens so anziehend wie Kaltleiter oder warme weibliche Wesen. Diese waren meine bevorzugten raren Heissleiter.
Ich kannte nicht nur den kleinen Unterschied zwischen Transistoren und Dioden. Ich war der unfähige, nie preisgekrönte Erfinder der Monode.
Die Monode ist im Prinzip eine Diode, bei welcher ein hochsensibler Anschlussdraht infolge brutaler Behandlung mit einer (Geburts)Zange fehlt.
Monoden haben den Vorteil, dass sie nie kaputt gehen, weil sie in sämtlichen Schaltungen funktionslos sind. Monoden sind als Begriff in
uniformierten Domänen, als auch Behörden und Verwaltungen in Hinterindien weit verbreitet. Für solche Helden werden dauernd attraktive
inaktive Posten kreiert.

Seit einigen Jahren beschäftigte ich mich mit der elektronischen (Unterhaltungs)industrie nur noch beschränkt. Ausnahmeereignisse waren,
wenn es sich um eigene Bedürfnisse handelte und ich nicht unbedingt Ladenhüter erwerben wollte. Technische Neuerungen interessierten
mich meist nur noch am Rande. Meine Wissbegierde und Tätigkeiten begrenzte sich auf angewandte exotische Biologie im weitesten Sinne.

Ein Verwandter sah sich in seinem Business bedrängt, denn die Ordnungshüter des Ortes übernahmen im obrigkeitlich gesteuerten
Verdrängungsmarkt gezielt und gewinnorientiert sämtlich IT Aktivitäten. Der junge Mann brauchte dringend eine neue Beschäftigung, eine
unerschlossene Erwerbsquelle. Er kam zu mir und bat um einige Nachhilfestunden in Elektronik, weil er in der Universität zu wenig für die
Alltagspraxis lernte und den bescheidenen Rest schnell vergass.

Nach einigen Wochen Nachhilfestunden überraschte er uns mit einem angeblich HDTV konformen Bildschirm, welcher nach einer kurzen
Begutachtung kaum dem gängigen Stand der Technik entsprach. Die Detailhändler stossen gekonnt immer noch Unmengen an altem Schrott
an unkundige Kunden ab.
Das war ein Grund, mit ihm über Bildschirme und Fernsehnormen zu diskutieren. Dank diesem Wissen fand er danach rasch und problemlos
eine sehr gut bezahlte Anstellung. Alle seine Mitbewerber haben keine Ahnung, was sie eigentlich verkaufen.

Abriss: Kurze Geschichte der Bildübertragungs-Technik

Etwa 1930 flimmerten die ersten Bilder mit kümmerlichen 100 Zeilen über Kleinstbildschirme.
1936 zeigte man das Grossereignis, die Olympischen Spiele in Berlin, mit unglaublichen 180 Zeilen.
Bereits 1945 drängten die Russen auf einen Standard mit 625 Zeilen, der in Deutschland seit 1951 langsam eingeführt wurde.
Ab 1952 wurde die 625 Zeilen CCIR Norm mit Ausnahme von Frankreich (SECAM) europäischer Standard.
Seit 1960 teilt sich die Welt in zwei Lager drahtloser Bildübertragung. Nordamerika und grosse Teile Südamerikas, die Philippinen und Japan
benutzen ein System mit 525 Zeilen. Das zugehörige Farbsystem NTSC wurde von europäischen Fachleuten als Never Twice the Same Color
interpretiert.
Ein besseres Verfahren, PAL wurde unter der Leitung von Walter Bruch 1962 bei Telefunken in Hannover entwickelt. PAL konnte störende
Farbton-Fehler, die im NTSC-Verfahren nur manuell und unbefriedigend ausgeglichen werden, automatisch kompensieren.(4)

Mit der Einführung der Computer, digitaler Bildquellen und menschlicher Intelligenz, welche erstmals in der sich explosionsartig entwickelnden
Technologie über kurzfristigen monetären Interessen stand, wurden Monitore mit abweichenden, meist höher auflösenden Bildschirmen
entwickelt. Hinterhofgaragen-Betriebe mauserten sich zu Weltfirmen.
Man sprach nicht mehr von Linien, sondern von Rastern mit Bildpunkten.
CGA, der 1981 von IBM entwickelte Color Graphics Adapter arbeitete mit bescheidenen vier Farben und 320 x 200 Punkten. (3)
Das Timing der CGA-Karte entsprach dem des Fernsehbildes. Dadurch konnte das Signal einfach und ohne großen Detailverlust an einen
Fernseher oder Composite-Monitor angeschlossen werden.
Mitte der neunziger Jahre zeigte SVGA bereits eine Auflösung von 800 x 600 Pixeln.
Mit dem Wechsel ins neue Jahrtausend änderte man das Bildformat von 4 zu 3 auf 16 zu 9. Das wurde dank der Umstellung von der
Vakuumröhrentechnik auf LED- und Plasmabildschirme möglich, welche beliebige Formate erlauben.
HD1080, der gängige Standard kann 1920 x 1080 Pixel darstellen. (5)
Die wenigsten Geräte, die zur Zeit in Chiang Mai angeboten werden, verfügen über diese hohe Auflösung. Viele der Geräte verwenden
WXGA mit bloss etwa 1300 x 760 Punkten.
Spezielle Monitore in der medizinischen Diagnostik benutzen schon heute 3280×2048 Pixel des Standards WQSXGA.

Digitales PAL, beispielsweise auf DVD, bedeutet bescheidene 576 sichtbare Zeilen. Erst die Blu-ray Technik erlaubt Auflösungen
bis 1080.  (6)

Hinweis:
Versuchten Sie bereits an ihrem älteren, bis etwa sechs jährigen Bildschirm, ohne HDMI Anschluß, mit ihrem dreifach RCA
(Cinch-) Kabel (gelb, weiss, rot) anstelle der Ausgänge Video, R und L die Component Video Anschlüsse Y, (grün) Pb (blau)
und Pr (rot) zu benutzen? Der Unterschied der Bildqualität müsste bemerkenswert ausfallen. Verwenden Sie dazu RCA Kabel
besserer Qualität mit vergoldeten Steckern. (Thailand: Amorn ca. 300 THB.)

Ende der Technik-Exkursion


http://www.scheida.at/scheida/Televisionen_Normenentwicklung.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Fernsehnorm
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Color_Graphics_Adapter
(4)
http://de.wikipedia.org/wiki/Phase_Alternating_Line
(5)
http://en.wikipedia.org/wiki/Display_resolution
(6)
http://de.wikipedia.org/wiki/Blu-ray_Disc


Fortsetzung folgt
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 29. Dezember 2010, 07:43:08
Mit wenigen Worten sehr informativ!  ;}
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Antares am 30. Dezember 2010, 05:14:57
Hallo zusammen, sehr informativ und verständlich der Aufsatz, nur was sollen den die Thais mit einer "Full HD"1920 x 1080 Auflösung anfangen? Die Auflösung kommt doch nur dann zum tragen wenn die ganze Übertragungskette diese Qualität liefert. Die Serien werden wohl kaum in dieser Qualität aufgenommen und nachbearbeitet, geschweige denn vom Kabelprovider angeboten. Auf Samui schafft es die Kabelfirma das 16:9 Sendeformat der Deutschen Welle (DWTV) zu beschneiden und 4:3 daraus zu machen. Fehlt dann ein bischen etwas an Bildinformation.....in Hinterindien. Darauf angesprochen reagiert die Firma mit dem Argument das ja sonst auf "normalen" Fernsehern oben und unten schwarze Balken zu sehen wären. Das ist dem Kunden nicht zuzumuten. So ist das dort.

Trotzdem fliege ich ab Sylvester wieder  dorthin, die Kältestrahlung in Deutschland ist wirklich schlimm zur Zeit.

Grüße

Marcus


Titel: Wie vertrödeln die Nachbarn ihre Zeit? II
Beitrag von: Low am 30. Dezember 2010, 12:40:17
Wie vertrödeln die Nachbarn ihre Zeit?

Die Fortsetzung zeigt die voraussehbaren Folgen bedingt durch die Paarung von nahezu grenzenloser Technik mit galoppierendem
Unverstand in einer inflationären Scheinwelt.

Der neue Chef meines Schülers hatte einen extrem guten Riecher fürs Geschäft. Er sah die verärgerten Gesichter enttäuschter Kunden mit
verlockenden LCD- und Plasma-Bildschirmen, die viel versprachen, wegen veralteten Bildquellen und totaler technischer Überforderung
verbunden mit falscher Verkabelung wenig hielten. Wer liest in diesem Land schon freiwillig eine Gebrauchsanweisung?

Er verkaufte preiswerte Gerätchen, welche Bilder fragwürdiger Qualität ähnlich wie Grafikkarten in Computern hochrechneten und Ausgangssignale
in wählbaren Formaten lieferten. Die Bildsignale gelangen an Cinch (RCA)  Anschlüsse. Für hochwertige Anwendungen stehen dann HDMI oder
optische Stecker zur Verfügung.
Die Kästchen enthalten nicht nur Grafikprozessoren (z.B. Realtek), diverse Tonsysteme und Internet-Radio, sondern austauschbare Festplatten
von fünfhundert Gigabyte bis vier Terabyte. Der ganze Zauber wird von freundlichen Menschen ins Haus geliefert. Sie schliessen all die Kabel an
und spielen mit den Geräten, bis alles scheinbar bestens funktioniert.
Da sich in Hinterindien eine leere Festplatte nicht von selbst füllt, bietet die Firma auf ihren Maschinen je nach Preislage und Speicher von
sechzig bis zu hundert und mehr Spielfilmen an. Die Technik ist relativ hochwertig, speziell im Vergleich mit dem Softwareangebot. Die Hauptsache
ist, die Filme sind brandneu, es knallt trommelfellerweichend in Dolby und Blut fliesst analog oder digital simuliert in Strömen.

Im Beautysalon verkaufte der junge Mann bereits am ersten Abend sechs Geräte im Gegenwert von etwa 50 000 Baht. Am nächsten Tag stürmten
bereits zehn neue Kunden nach Feierabend des Technikers das Geschäft. Teilweise verlangten sie zusätzlich kostspielige HDTV Monitore mit allem
Zubehör für Dolby Surround. Die Lieferungen erfolgen gegen bar innerhalb vierundzwanzig Stunden. Wer wollte sich so ein Schnäppchen entgehen
lassen? Teure, komplizierte, technisch nicht immer ausgereifte Laptop und PC Video-Anwendungen verloren damit bei den meisten Kunden ihren
Platz endgültig.

Um die Qualität der Produkte zu gewährleisten, übergab man mir fast täglich Neuheiten vom Markt, welche wir eingehend testeten. Das ging von
den eigentlichen Unterhaltungskonsolen mit Fernbedienungen, über hochwertige und verlockende, in den meisten Fällen sinnlosen Schurter-
Netzanschlüssen bis zu wichtigen vergoldeten RCA und HDMI Signalkabeln.
Der Geschäftsinhaber war von meiner Arbeit und den verständlichen schriftlichen Berichten erfreut. Es war mir ein Vergnügen. Als Anerkennung
schenkte er uns eines seiner besseren Geräte.

Im Sommer schleppte ich ein kleines Internetradio von REVO aus Europa mit. Das WIFI Gerät lässt weltweiten Radioempfang zu, ohne dass ein
PC eingeschaltet ist. Für das gleiche Geld hätte ich jedoch hier eine Wunderkiste mit Festplatte und Filmen kaufen können. Diese Geräte verfügen
zumeist über Internetradio. Der Klang ist erstklassig und Übertragungsgeräusche werden sauber weggefiltert. Es tönt nicht wie am REVO, wo ich
zeitweise beim Radiohören das Gefühl habe, die Techniker spielen ohne zu sprechen Karten und stossen dazwischen mit ihren Krügen fleissig an.
Obwohl ich während langer Zeit überall nach Empfängern für Internetradio nachfragte, beispielsweise bereits am 10. Dezember 2008:
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1204.msg27383#msg27383, erhielt ich keine Antworten.
Vor einigen Monaten wussten nicht einmal die Anbieter, dass ihre Geräte neben gigantischen Festplatten programmierbare Empfänger enthalten.

Die Vorführungen im Beautysalon laufen ungebremst weiter. Dick kassiert als Vermieterin munter mit. Ihre Kundinnen verlassen nicht nur mit
gestylten Frisuren, sondern mit neuen Investitionsideen das Geschäft. Die Mundpropaganda begeisterter Kunden liess die Nachfrage für die
Geräte fast exponentiell ansteigen. Die Kauflust im Dorf dürfte dank der Gratifikationen bis Neujahr grösstenteils gesättigt sein.
Dagegen spricht ein Angebot der Lieferfirma: Neue Filme werden bei Bedarf auf die Festplatten kopiert. Die Kosten pro Film betragen Bruchteile
einer DVD oder Blu-ray-Scheibe. (6)

Nun zur Preisfrage: Wie lange dauert es im Mittel, bis sechzig Filme abgespult sind? Wie vertrödeln die Kunden ihre Zeit? In einem Tag schaffte
es bisher keiner. Eine bis zwei Wochen genügen. Zehn bis zwölf Stunden Flimmerkiste mute ich mir auch mit neuer Technik nicht zu.

Ich erinnere mich an einen Professor der Medizin, welcher mich in den achtziger Jahren längere Zeit betreute und eines Tages fragte:
„Low, ich habe ein Problem mit einem Patienten. Er beschwerte sich über extreme Ermüdungserscheinungen im Büro bei Bildschirmarbeiten.
Sie haben einige Erfahrung mir EDV. Was meinen Sie dazu?“
Ich fragte zurück:
„Wie gross ist sein Bildschirm? Was macht er in der Freizeit? Wandert er? Führt er seinen Hund oder seine Kätzchen mit und ohne Samtpfötchen
aus?“
Eine Woche später sah ich den Professor wieder. Er sagte, nach dem er meine Laborberichte ausführlich interpretierte:
„Jeweils am Feierabend konsumiert dieser Patient täglich von etwa neunzehn Uhr bis gegen Mitternacht Fernsehprogramme und Video-Kassetten.
Der ahnungslose Arbeitgeber mutet seinem Nachtschicht schiebenden Mitarbeiter tagsüber Bildschirmarbeit zu. Das Bildschirmflimmern ist keine
Einbildung. Übrigens hat er ein Magenleiden, offenbar durch all die unverarbeiteten Desaster, erregenden Sex, ungelöste Mordfälle und durch
tröstendes Bier mit viel Salzgebäck verursacht!“
Ein anspruchsvolleres Hobby konnte man dem Abhängigen damals nicht zumuten. Teures Viagra wurde von Pfizer erst ab 1998 angeboten. (7)

Dreissig Jahre danach ist Bildschirmarbeit im tropisch exotischen Land trotz vorhandenen Computern meist unbeliebt. Papierstapel lassen sich
von attraktiven Damen viel wirkungsvoller in Ordner quetschen, als Datensätze auf Festplatten komprimieren. Die meisten Systeme sind derart
mit Viren verseucht, dass sie zum Arbeiten wenig taugen. Tägliche Strompannen wirken sich ebenfalls eher nachteilig auf die Benutzung
elektronischer Hilfsmittel aus.
So sind denn fast sämtliche Sinne am Feierabend frisch und geneigt, sich alkoholisiert stundenlang am Bildschirm berieseln zu lassen. Die Kinder
sind natürlich dabei und vergessen gerne die ohnehin sinnlosen Hausaufgaben. Ein eventuelles Schlafmanko wird am nächsten Tag in der Schule
ausgeglichen.  

Ganze Familien sind wie vor Jahrtausenden in den Höhlen am schützenden und wärmenden Feuer wiederum froh vereint. Es besteht ein grosser
Unterschied: Ohne längere Stromausfälle könnten die sinkenden Geburtenzahlen weiterhin abnehmen.

Verbessert Technologie die Moral? Nein, sie schafft bloss andere Gewohnheiten und Abhängigkeiten. Es ist nicht auszuschliessen, dass der
Handel von Potenzmitteln bei der einheimischen Bevölkerung rückläufig ist. Die Schnapsproduzenten verzeichneten bisher keine Umsatzeinbussen,
im Gegenteil.

Wenn die Leute nur Zeit vertrödeln würden, verstehe ich das. Aber da werden planlos grössere Summen für überflüssige Luxusgüter investiert.
Der einzige Grund ist: Der Nachbar hat das auch! Diese Mittel fehlen plötzlich irgendwo, beim Schulgeld oder für die Miete.

(6)
http://de.wikipedia.org/wiki/Blu-ray_Disc
(7)
http://de.wikipedia.org/wiki/Sildenafil

Für Technik-Freaks schrieb ich Ergänzungen in:
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=9605.msg154909#msg154909
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 31. Dezember 2010, 18:33:22
Zitat
   Da sich in Hinterindien eine leere Festplatte nicht von selbst füllt ...
Was fuer ein seltsames Land   :o

..............

Immer wieder schmoekere ich gerne in den "Geschichten aus Hinterindien".
Im Leben hoert man des Oefteren einen Satz wie: "Zu dumm zum sch......, aber alles besser wissen."
Viel schoener ist dagegen diese Formulierung:
Zitat
  Die meisten Leute im Dorf sind nicht in der Lage, einen Stuhlgang zu verrichten und denselben fachgerecht zu entsorgen.
Dessenungeachtet gibt dir jeder ungefragt Ratschläge, um die weder ersucht noch gebeten wurde.
 
  :]

aus   http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg85907#msg85907  (http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg85907#msg85907)
Titel: Ein neuer alter Zopf aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 03. Januar 2011, 18:00:16
Ein neuer alter Zopf

Global Moderator A. Kern zitierte am Ende des Jahres richtig: (Hab dank, ohne jegliches tea oder chang money!)
“ Da sich in Hinterindien eine leere Festplatte nicht von selbst füllt.....“
Meine unbescheidene Antwort:
„... ganz im Gegenteil. Sie entleert sich selbständig.“ Die Pfestblattern.

Die attraktivsten Festplatten lieferte ein Metzger, genauer gesagt eine Charcuterie direkt an den Chemin d’ Amour, wo ich spartanisch mit der
herrlichsten Aussicht durch riesige Platanen auf die Altstadt lebte. (1)
Schön angerichtet und lieblich präsentiert lagen auf den hochglänzenden Oberflächen verschiedenste Fleisch- und Wurst-Sorten, Terrinen,
Pasteten, Rouladen, getarnt durch viel Petersilie oder Liebstöckel (Levisticum officinale (2)) einsame Garnelen, ausgesuchte Salate, Kapern,
Gewürzgurken, Silberzwiebeln, Spärgelchen und fast allem, was Sinne, Magen und Herz begehrten. Nach dem Genuss all der Häppchen im
Beisein duftig gekleideter, formenbetonter weiblicher Wesen entwickelte sich zur absoluten Steigerung der Genüsse vollautomatisch eine
Festlatte.
Heutige Festplatten haben meist einen Durchmesser von drei-einhalb Zoll und lassen trotz vielen Schrauben (4) weder tiefere Freuden noch
Latten hochkommen.

Diese Festplatte ging mir sehr nahe. Sie traf mich. Sie strafte mich.
Firewall im Router, Firewall im PC! Aktueller Virenschutz!
Doch da war ein begnadeter, ungeheuer genialer Mensch am Werk. Was machte er mit seinen Geistesgaben? Unterhielt er eine weltweite
Forengemeinde mit wundersamen Kochrezepten oder erlogenen Geschichten und erfundenen Abenteuern?

Nein, dieser Lenardo del Disastro schlich sich von zahlreichen schlafenden oder alkoholisierten Wächtern unentdeckt auf meine Festplatte und
löschte gemächlich während Wochen Systemprogramme. Erst fiel es mir gar nicht auf, als einige selten benutzte Anwendungen fehlten.
Ich dachte, ach, diese Programme sind auf dem Laptop. Die Zerstörung vermehrte und verbreitete sich.
Als tattriger Greis mit wachsenden Gedächtnislücken machte ich auf altmodischem Papier mit Bleistift Notizen. Meine Festplatte fermentierte
dokumentiert zusehends zum binären Emmentalerkäse mit mehr Löchern als Programmsubstanz. Weder Virenschutz noch Firewall meldeten
eine sich anbahnende Katastrophe.
Letzte Rettungsversuche waren erfolglos. Der Zugriff auf Winzigweich war geblockt. Die Korrespondenz mit unversehrten Daten auf DVD war
unmöglich. Zeitungen und Mails funktionierten normal.

Ich lernte in den Reisfeldern dürftig geschulte Menschen mit viel Herzensgüte und grenzenloser Freundlichkeit kennen. Bösartigkeit und
Kriminalität kannten sie höchstens vom Fernsehen, bis ihnen eines Nachts der hart erarbeitete Reis vom Feld geklaut wurde.
Das Leben auf dem Lande ist mir angenehm. Die Düfte derben Dungs ziehe ich dem Dunst des Diesels vor. Ich weiss, warum ich nicht in einer
Stadt mit Horden von eingebildeten Wichtigtuern, aufgetakelten Models, halbblinden Dressmen und seelenlosen Müssiggängern lebe.

Wenn mit Steuergeldern bestens ausgebildete Schurken, charakterlose Wesen ihr Wissen zu Chaos und Zerstörung nutzen, ist das anerzogener
Wahnsinn. Seit Oktober machte ich wieder Bekanntschaft mit diesen Krankheiten. Warum gehen wir alle, eingeschlossen die Gesundheitsämter,
die Polizei, die Behörden gegen diese Seuche nicht unerbittlich vor und versuchen wenigstens sie auszurotten?
Internetterrorismus ist nicht nur eine Pestilenz. Er ist eine weltweite Bedrohung, vor allem weil mafiöse Staaten in den unergründlichen Pfaden
des Netzwerkes gut getarnt fleissig mitmischeln.
Erpressungen mit Lösegeldforderungen gegen allfälligen Datenverlust, Datenklau und ähnliche Schweinereien garantieren ein getrübtes Dasein
im abstrakten binären Raum.

Mein Intimfeind wusste nicht, dass ich mein System, als es so richtig schön digital schnurrte und die Prozessoren ob des ungetrübten Datenflusses
eine milde Wärme entwickelten, klonte. Ich vergass nicht, immer ganz brav, wie ich es meinen Kindern, Schülern und Studenten nutzlos zu vermitteln
versuchte, Backups zu erstellen.

Zwei Stecker ausziehen, zwei Stecker einstecken. Schnellstens verfügte ich wieder über eine perfekt arbeitende Maschine. Die perfiden Programme
fand und zerstörte ich mit ausgesuchte Software. Nun geht es erneut ans Klonen. Das hilft bei der nächsten Panne mehr als klönen und labern.

Für unsere Datensammlungen verfügen wir meist über Schutz und Abwehr. Wie sieht es bei uns selbst aus? Mensch, da gibt es doch Unfall-
und Krankenversicherungen. Gegen wenige Viren gibt es Impfschutz.
Die Mikroorganismen, Viren und Bakterien jedoch attackieren dauernd. Von Mücken, nicht Lesben sondern Wespen, Schlangen, tollwütigen
Hunden, nur ganz selten Grosswild wie pubertierende Wasserbüffel, werden wir am Reisfeld häufig verfolgt.
Am Schlimmsten sind trotzdem unsere Artgenossen und Genossinnen. Wie weit kann man ihnen trauen oder sogar vertrauen? Der Teufel
schleicht sich in Form anmutiger, Heucheleien und Lügen verbreitender Gestalten an. Ganz selten werden wir mit Waffen bedroht. Manchmal
sind wir selbst unsere ärgsten Feinde.
Forengemetzel, entstanden aus nichts, sind allzu berühmt. Da werden unbekannte, vielleicht gutartige, anonyme Wesen ohne jeglichen Anstand
skrupellos aufs Deftigste angegriffen.

Wie gut, dass es die schönen Künste gibt. Maler, die unsere Phantasien beflügeln, Komponisten mit erhabenen Sphärenklängen. Literaten,
welche Futter für Seele und Geist liefern. Diese Schöpfungen lassen uns menschliche Niederungen, miefenden Dreck und kleinkarierten Kummer
des Daseins vergessen.
Aber ist ein genial entwickelter PC Virus an sich nicht auch ein Kunstwerk? Gehört zur selben Sparte ebenfalls ein perfekt ausgetüfteltes Verbrechen?
Friedrich Dürrenmatt gab darauf eine Antwort in seinem Buch: “Der Richter und sein Henker“.
Ein Kommissar setzt seine Ermittlungen nur fort, um eine Gerechtigkeit zu erzeugen, die sich weder auf kriminalistischem noch legalem Weg
finden lässt. Das ist sie, eine düstere Beschreibung der Zukunft.

Meine Geschichten sind ebenfalls gefährdet. Anstatt dass sich meine Nachbarn sortentypisch verhalten oder ungewöhnliche Aktivitäten ausüben,
sitzen sie vor immer grösser werdenden Bildschirmen und konsumieren importierte, meist amerikanische Inhalte von Datenträgern aus (noch)
lokaler Fertigung im Terabyte Bereich.

Einen schönen Rest für 2011
und allzeit üppig gedeckte Festplatten wünscht
Low

(1)
http://en.wikipedia.org/wiki/Charcuterie
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Liebst%C3%B6ckel
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 03. Januar 2011, 21:12:36

"Am Schlimmsten sind trotzdem unsere Artgenossen und Genossinnen. "

So isses: homo homini lupus. Schon von den alten Römern kurz und knapp auf einen Nenner gebracht.

Andererseits - ohne die Artgenossen wäre man doch oft recht einsam.

Wolfram
Titel: Die Knuffpuff Farm in Hinterindien
Beitrag von: Low am 08. Januar 2011, 12:24:23
Die Knuff Pu.ff Farm                                                                                                                                        6.  Januar 2010
Sie, die Farm, weder die Geschichte haben mit Knoff Hoff (know how) peinlicherweise wenig gemeinsam.

Eigentlich müsste ich über Erpressung, Nötigung und allgemeine Verarschung schreiben und wie diese bewährten Rechtsmittel bereits in der
Schule fleissig eingetrichtert und angewandt werden.
Für einen kunterbunten Jahresbeginn sind solche Themen unerfreulich. Davon distanziere ich mich heute wenn irgendwie möglich in aller Form.
Deshalb betreibe ich Nachbarschaftspflege im Reinigungsspezialistinnenjargon, als Waschweibergeschwätz im standardisierten Wortschatz
geduldet. Also keine einschlägigen Berichte über Parties, Sex, karaokesüchtige Sänger und Innen.

Der Dorfobergauner liess uns immer wieder staunen und grinsen. Seit Juli beschäftigte seine Tierhaltung klafterweise Menschen wie
Ordnungshüter, Dorf-, Gemeinde- und Distrikts-Leiter, ja Provinz-Autoritäten - mit Angestellten, Mitarbeitern und Untergebenen. Es gab Tage,
da staunten zwei Dutzend Staatsbedienstete auf das vermüllte, manchmal etwas stinkende Gelände.

Motorräder, Privatwagen, Minibusse und Busse brachten Ärzte, Tierärzte, Bankdirektoren und deren Mitarbeiterstäbe und einen Top-Bangster
direkt per Flug aus dem entfernten Bangkok. Sie alle besichtigten eine unorthodoxe Tier und Menschhaltung in eindeutig gesetzlich verbotener
Mischkultur. Es fehlten nur noch Teams von Tierschützern und Pornographen mit Nachtsichtgeräten für den Fall, dass einige perverse Schweine
die Hühner vergewaltigten.

Da wurden Fotos geklickt und kilogrammweise Schriften und Gutachten produziert. Stapel von Akten reisten Hunderte von Kilometern und
beschäftigten Dutzende von Amtsstellen. Was geschah bisher anhand der bearbeiteten Dokumente durch erfolgte, eventuell vergessene
obrigkeitliche Verfügungen? Nichts, was er unseres Wissens je befolgt oder erfüllt hätte.

Zu den Verfolgungen durch die Behörden gesellten sich geschäftliche Misserfolge in der Vermarktung seiner dörflich lanna-biologischen
Erzeugnisse. Die verpilzten, durch Bakterien erkrankten Fische fanden keine Abnehmer. Der Hühnerhändler sagte nach der Besichtigung des
Federviehs, dass er mindestens bis Februar mit Ware eingedeckt sei. Die verwurmten schwarzen Schweine wollte ebenfalls keiner haben.
Die Bananenstauden verfaulten ohne Früchte in der jauchigen Brühe.

Nur seine Gläubiger kreuzten immer wieder auf und wollten Bargeld nicht nur sehen, sondern kassieren. Noch im Juli konnte sich Kleptomanewitsch
bei solchen Gefahren einfach durch einen Hintereingang absetzen. Seine neuen halbwilden Tiere frevelten dort und machten die Nachbarn
wütend. Die Biester frassen und zerstörten nicht nur alles. Sie liessen ihre Verdauungsrückstände rücksichtslos glitschig gefahrenträchtig liegen.
Die belästigten Nachbarn errichteten gegen die allfälligen Feinde eine solide Mauer, wie es vor langer Zeit in China oder in jüngerer Zeit in
Mitteleuropa vorgemacht wurde.

Die Kinder halfen ihrem gepeinigten Vater immer wieder auf wundersame Weise. In der Vorweihnachtszeit, als die Sprösslinge in Abwesenheit
der Erzieher mit Feuerwerk spielten, fiel eine grössere, bereits gezündete Petarde des Knaben in den Fischteich. Nach einem dumpfen Knall gab
es eine hohe, trübe Wasserfontäne, ein zeitgemässer Spektakel vom Beautysalon aus gesehen.
Danach übten sich zahllose Fische im Rückenschwimmen. Die Zwei wollten ihre Erzeuger nicht erzürnen, räumten etwas auf und schmissen den
ganzen Nachmittag kübelweise tote Fische in den nahen Bach.
Bis in einem Jahr ist dann der Knabe etwas reifer, gewitzter im Umgang mit Knallkörpern und intelligent genug, dass er brennendes Feuerwerk
den Tieren in den Hintern stopft, wenn er nicht schon vorher einen Arm oder eine Hand verliert.

Wie geschickt er handwerklich ist, demonstrierte er vorgestern.
Weil die ganze Landwirtschaft etwas fäkalisiert morastig ist, kaufte Väterchen, wenn er überhaupt kaufte, also schleppte Väterchen einen
Hochdruckreiniger heran. Gut geklaut ist halb gekauft!

Sohnemann freute sich und machte sich daran, mit der neuen Maschine den Kleinlaster zu reinigen. Nachdem er das Fahrzeug aussen und
die Kabine grob entschlackt hatte, wässerte er als Fachmann den Motorraum. Dabei entdeckte der technisch hochbegabte Jüngling, dass
man den Strahl auf ganz fein und hart stellen kann.
Mit diesem Wasserstrahl schoss er seitlich zwei Reifen platt. Ob er die Reifen auf der anderen Seite ebenso behandelte, konnte Dick nicht
beobachten. Wir wissen nur, dass der Motor des Wagens nach der Dusche nicht mehr anspringen wollte. Wann endlich poliert der Knabe mit
dem Hochdruckreiniger seine Zehennägel?

Zum Nachtisch erschienen am frühen Abend zwei Gläubiger. Sie parkten ihre Wagen vor der Absperrung am Beautysalon und telefonierten
ihrem Kunden. Der hörte und sah die drohende Gefahr, beantwortete sein Telefon nicht und versuchte vergeblich zu fliehen. Behindert durch
die neue dämliche Mauer konnte der Schuldner nicht schnell genug entkommen. Die betrogenen Geschäftspartner beobachteten den Ausreisser
und drangen auf das Grundstück vor. Weil er weder einsichtig noch zahlungskräftig war, erhielt er auf zukünftigen Zahlungen und Zinsen einige
Knüffe und Püffe.

Ein Gefühl tiefer Dankbarkeit überwältigte mich wegen dieser sachgerechten Entlöhnung.

http://de.wikipedia.org/wiki/Know-how

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 09. Januar 2011, 16:00:54
Hallo Low

Zitat
  Ein Gefühl tiefer Dankbarkeit überwältigte mich wegen dieser sachgerechten Entlöhnung. 
    :]
So bleibt zu hoffen, dass Deine reizenden Nachbarn demnaechst ihr Grundstueck verkaufen muessen.
Vielleicht bietet sich Euch damit eine nervenschonende Investition.


Gruss    Achim
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 09. Januar 2011, 19:34:01
Ich muss dem Achim da recht geben.
Vielleicht ist der Ankauf des Nachbaranwesens die einzige Möglichkeit, Unrat und Gestank mitsammen der Nachbarn zu entsorgen.
Leider gibt es wohl keine Verkaufsabsichten... {+

Du wirst uns wohl daher weiter mit den Kleptomanowitschepisoden erfreuen.

LG an Dick

Wolfram
Titel: Statistik aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 10. Januar 2011, 17:07:23
Statistik

Im Forum bemerkte ich zufällig am 10.1.2011, dass für mich runde 1100 Beiträge vermerkt sind.
660 davon betreffen mein Tagebuch. (Geschichten und Prügelecke)
In den Geschichten machte ich 628 (?)  Einträge mit total 1357 Antworten.
140130 Klicks ergeben pro Antwort 103 Klicks, oder pro Geschichte 223.
Ungefähr jeder 192 Leser gab eine Meinung ab.

Gegenwärtig sind keine Beiträge von mir zu erwarten.
Wir sind unterwegs. Zusätzlich sandte mir hmh die zum Druck gesetzten Beiträge zum Korrekturlesen.

Kern und drwkempf.
Die Idee zum Erwerb des Landes hatten wir bereits öfters. Vor etwa fünf Jahren kaufte das Konsortium Kleptomanewitsch das Grundstück für
eine Million. Das Land dürfte nach meinen Berechnungen gegenwärtig mit gegen zwei Millionen Baht belastet sein.
Zwei kleinere Parzellen, die Kleptomanewitsch nutzt, sind nach Angaben der Bank verkauft. Den oder die Besitzer wollte man uns nicht verraten.
Doch dieses Land ist zur Zeit nur von uns aus direkt erreichbar.
Beim Lesen meiner ernüchternden Forenstatistik versteht ihr rasch, dass aus dem Verkaufserlös der Geschichten in Zukunft kaum genug Kapital
zum Kauf des Grundstückes erwirtschaftet werden kann.

Meine nächste Geschichte heisst möglicherweise "Bettlektüre".
Ich bin mit dem eingehenden Studium hinterindischer Schlafzimmer im Umkreis von etwa vierhundert Kilometern beschäftigt, denn mein guter
Ruf im Dorf litt bereits.
Dick wurde wiederholt eindringlich vor attraktiven Nebenbuhlerinnen, beziehungsweise kurvig geformten Mia Noi gewarnt. Dabei gehe ich doch
nur meiner täglichen! harten Arbeit nach, wenn sie anderweitig im Salon beschäftigt ist.

Besten Dank für all die Klicks in der Vergangenheit und für die 729 Antworten.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 10. Januar 2011, 20:11:33
Hallo Low,

mit Deiner Statistik liegst Du doch noch gut im Vergleich zu einem Technikforum,
wo ich am 8.1.2011 13.53 Uhr einen Thread startete, der bis vorhin zwar auf das
Interesse von 346 (!) Luftfahrtfans traf, von denen sich aber niemand zu einer ge-
schriebenen Reaktion bequemte. Forenuser sind halt manchmal SO und vielleicht
bist Du auch mitunter etwas  zu streng mit Deinen Lesern.

Tröste Dich mit der anderen Statistik, die Du ja per "verstpfter Nase" nach Belieben
aufhübschen kannst..  :)... In diesem Sinne wünsche ich Dir auch eine erfolgreiche
Studienreise. Möge die Veröffentlichung Deines "Forschungsberichtes" jede Menge
Klicks u n d Antworten bringen.

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien (Klick Statistik)
Beitrag von: franzi am 10. Januar 2011, 20:53:36
Soweit ich das verstehe ist ein Klick um so wertvoller, je weniger Antworten eintrudeln. Z. B., wenn im Thread von kmr 10 Antworten eingelangt wären, hätten vermutlich nur 10 oder etwas mehr Prozent von 346 Besuchern, also rund 40, sich für dieses Thema interessiert, da die Antworten ja auch angeklickt worden wären.
Lieg ich da falsch?
fr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 10. Januar 2011, 22:38:42
Hallo Low


Gaebe es in einer Forensoftware eine Applaus-Taste, so wuerden Deine "Geschichten aus Hinterindien" staendig Systemabstuerze verursachen. Aber eine solche Taste gibt es nicht.

Ich geniesse Deine Geschichten und Essays, denke ueber Deine Saetze nach, ergoetze mich an den Wort-Kompositionen und aussergewoehnlichen Formulierungen ... und stehe anschliessend oft etwas ratlos dar.
Einerseits lebt der Kuenstler auch vom Beifall, aber ... wie kann man den in einem Forum angemessen zeigen?
Bei Beifall-Klatschen erwartet niemand besondere Variationen. Aber Klatschen ist im Forum unmoeglich. Und bei Deinen Werken waere  ;}  oder  }}  als Beifall nicht wirklich angemessen. Und so fuehlen wohl die meisten Deiner Leser  - so wie ich - einen subtilen Zwang, auf Deine "Geschichten aus Hinterindien" angemessen geistreich zu antworten. Und das ist nicht die leichteste Uebung.

Manchmal reagiere ich spontan auf Deine Geschichten, aber sehr oft faellt mir kein guter Kommentar ein.
Schreibt nun jemand einen Kommentar, so klicke ich diesen in der Hoffnung an, dass jemand anders etwas Geistvolles geantwortet hat. Aber so reagiert nicht jeder.

Und!
Zitat
  In den Geschichten machte ich 628 (?)  Einträge mit total 1357 Antworten.
140130 Klicks ergeben pro Antwort 103 Klicks, oder pro Geschichte 223.
Ungefähr jeder 192 Leser gab eine Meinung ab.
Glaubst Du Deiner eigenen Statistik?
1. Es ist meiner Meinung nach unmoeglich zu ermessen, ob die Klicks Deinen Geschichten oder den Antworten gelten. Ferner: Die meisten TIPianer sind nicht online, wenn Du Deinen neuesten Beitrag hier platzierst.
Die Realitaet ist eher die, dass man sich ins Forum einloggt und sich die neuesten bzw. ungelesen Beitraege anschaut. Deine nicht geringe Leserschar liest dann Deine neueste Geschichte und nimmt eine eventuelle Antwort spaeter einfach mit oder zollt ihr innerlich Beifall.
2. Klick ist nicht gleich Klick, und Beitrag ist nicht gleich Beitrag. Die Annahme, dass ein Klick Zu Deinen Geschichten weit ueberdurchschnittlich lange waehrt, ist wohl nicht voellig unbegruendet.  :-)

Also nimm bitte Deine Statistik nicht besonders ernst. Fuer ein groesstenteils anonymes Forum mit meist stummen Lesern ist Deine Leserschaft beachtlich.


Gruss   Achim   ;}    }}      [-]
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: thai.fun am 10. Januar 2011, 23:27:53
Also ich öffne das Forum, klicke auf "Ungelesene Beiträge seit Ihrem letzten Besuch"
klicke auf fast alle Threads mit einem Beitrag von mir, schaue nach Antworten,
und dann gibt es noch etliche Themen die ich fast nie anklicke,
ausser 2-3 Threads die ich immer Anklicke, wenn neue Beiträge anstehen.

Dazu gehört 100% der Thread von LOWs Geschichten.....
Ich habe zwar ein oder zweimal dort geantwortet und mich sogar mal getraut selber Geschichten bei LOW einzubringen.
Lasse es aber schon lange, da ich denke dies ist LOWs Geschichte Thread und vorwiegend zum Lesen gedacht, oder so? ??

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 11. Januar 2011, 02:50:51
Lieber Low,

ich hatte Dir irgendwann im letzten Jahr wohl in der ersten Jahreshälfte 100 000 Klicks bis zum Jahresende des vergangenen Jahres zugetraut - nun, da habe ich wohl heftig daneben gelegen! Ich bin mir sicher, dass Du mir abnimmst, dass ich mich über diesen Irrtum sehr gefreut habe.

Nun sagen die Anzahl der Klicks und die pure Zahl der Antworten nur ein wenig über die tatsächliche Resonanz bei Deinen Lesern aus.
Wie sicherlich zutreffend angemerkt wurde, ist gerade die Zahl der Antworten nicht gerade wirklich maßgeblich, wenn man die Qualität Deiner Beiträge einschätzen will.
Antworten erwartet man am ehesten auf Fragen. Fragen stellst Du gewöhnlich nicht.
Auch sind Deine Beiträge meist viel zu gut, als dass man sie etwa in Frage stellen möchte.
Manche Deiner Geschichten hat Deine Leser oft auch schlicht und einfach sprachlos gemacht und gelassen. Betroffenheit, aber auch uneingeschränkte Zustimmung hinterlassen nicht selten stumme Zustimmung.
Und wie auch schon vom Achim Kern ganz zutreffend bemerkt: Es gibt hier kein "Applausometer" - und das ist wohl auch gut so, Du hättest nämlich ob des Applauslärms oft lange Zeit kein Auge zugetan!

Wir gönnen Dir natürlich eine schöpferische Pause, auch wenn wir sie Dir eher deshalb gönnen, weil wir Dich gern haben, nicht aber, weil wir gern auf Deine "Hinterindischen Geschichten" verzichten möchten. Aber da müssen wir durch - das Leben ist nun mal kein Ponnyhof!
Gestatte uns aber den Wunsch, dass Deine schöpferische Pause nicht zu lange anhalten möge.
Inzwischen freuen wir uns erst einmal auf die erste Auflage der "Geschichten aus Hinterindien".

Wolfram
Titel: Trockene Statistik aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 11. Januar 2011, 23:22:16
Die eher trockene Statistik löste eine unerwartete Antwortflut aus. Danke.
Eure Lobpreisungen schmiere ich mir an Stelle von Butter auf das nicht alltägliche Brot.

@franzi
Ich weiss nicht, wie du liegst.
Mich würde aber im Zusammenhang mit der „Bettlektüre“ eher die Schlafzimmereinrichtung im LOS interessieren.

Kann jemand weiterhelfen? Texte, Fotos, auch unbearbeitet oder unterbelichtet willkommen. Sonst hänge ich an der mir geläufigen Dorfversion
fest, denn eine Schlafhalle ohne Illusionsmaschinen ist unüblich in Lan Na Land. Unsere ist überdimensioniert, ohne jegliche Klimatisierung und
eher für Gruppenspiele geeignet.
Ich überlegte, die Einrichtung schlicht zu vergessen und mich ohne jegliches Ambiente auf die Handlung zu konzentrieren. Dann aber könnte der
Vorgang ebenfalls im Grossraum München ablaufen. Räucherstäbchen, Liebeskasper und Kakerlaken gibt es dort genauso.

Titel: Hausaufgaben aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 16. Januar 2011, 11:54:49
Hausaufgaben                                                                                                                                             10. Januar 2011

Rannten wir früher nicht täglich morgens zur Schule und warteten, warteten den ganzen Tag gespannt auf nichts anderes als Hausaufgaben.
Fast genauso ist es in Hinterindien. Die Kinder werden noch in der Dämmerung zur Schule gekarrt. Sie dösen und verschlafen den grössten
Teil des Tages und warten dann wenige Minuten bei aufgeklartem Bewusstsein auf die Hausaufgaben. Noch in der Schule vergessen sie diese
unangenehme Beschäftigung schnellstmöglich. Kluge kaufkräftige Kinder beschaffen die Lösungen gleich auf dem Weg nach Hause in den
Aufgabenlösungsagenturen vor den Toren der Schule. Das sind kapitalistisch orientierte, privatwirtschaftliche Interessegemeinschaften in
engster Zusammenarbeit mit den Lehrkräften.
 
Ein alltägliches Drama bei uns. Mowgli kommt nach Hause. Denkt ihr, er schreit bei seiner Ankunft erfreut:
„Mae, ICH HABE Hausaufgaben!“
Nein, es ist ein grosses Geheimnis. Man muss es aus ihm herausklauben, wie Nissen im Haar oder Schmalz im Ohr, ob er mit Aufgaben
gesegnet ist oder nicht.

So war es am vergangenen Freitag. Ich fragte, ohne viel zu überlegen:
„Hast du Aufgaben für morgen?“
„Nein Onkel,“ antwortete der Schüler freundlich lächelnd.
So war es. Er hatte keine Aufgaben für Samstag, weil er erst am Montag wieder zur Schule musste.
Ich durchschaute ihn und wusste, dass er am Sonntag um 21 00 mit seinen unerledigten Geschäften aufkreuzen würde. Meine Annahme war
durch und durch falsch. Er kam bereits um 20 50. Trotzdem lehnte ich seine Bitte um Hilfe ab. Warum?

Dick prüfte nach seiner Ankunft, was Mowgli bis Montag früh erledigen sollte. Doch er sträubte sich in seinem Innersten dagegen. Ich bat ihn
noch am selben Abend, mit der Lösung des Problems zu beginnen. Er machte trotz zweimaliger Aufforderungen am Samstag fast gar nichts.
Am späteren Nachmittag suchten angesäuselte High Society Ladies in Karaokestimmung den Salon mit elektronisch verstärktem Heulen, Wimmern,
Klagen und kistenweise Alkoholika für wenige Stunden heim. Eine besonders hochkarätige Zicke belehrte meine Dicke, unser Wohnhaus mit
nebenstehendem Haar- und Körperbehandlungszentrum sei in diesem Elendsviertel denkbar ungünstig gelegen.

Das kam Mowgli sehr entgegen. Er verzog sich vor Lärm, Hunger und Armut flüchtend bis Sonntagabend, ganz bewusst die Aufgaben vergessend,
zum lieben grossen Bruder. Der macht sein Geld in der Verdummungsindustrie und beliefert ohne jegliche Diskriminierung alle Menschen. Sein
einziger Vorbehalt: Viel lockeres Bargeld. Ich fragte Mowgli nicht, mit welchen Filmen er den Abend verbrachte.

Dafür erzählte ich ihm nach seiner Rückkehr begeistert vom jungen Albert Einstein, der anfänglich wenig Freude an der Schule und den
Hausaufgaben zeigte. Als ihm sein gestresster Vater nach langem Zögern einen kräftigen Tritt in den Hintern versetzte, schrie Albert lauthals:
„E=mc^2,“
und wurde damit weltberühmt.
Darum verzichte ich auf jegliches Treten.  
.
..
...
Muss ich eine Formel hören, die ich nicht verstehen könnte?

http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%84quivalenz_von_Masse_und_Energie
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 16. Januar 2011, 12:33:01
Ich hatte die Entstehungsgeschichte dieser bekannten Formel etwas anders in Erinnerung.   :D
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hmh. am 16. Januar 2011, 16:42:08
Einstein hat die Frage, wie er den Abend verbracht hätte, als er die berühmte Formel E = mc2 fand, genau beantwortet:
http://www.thailandtip.de/tip-zeitung/nachrichten/news/aus-meinem-papierkorb/back/122/  C--

(ganz unten auf der Seite, letzter Punkt)

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 16. Januar 2011, 17:16:16
Lows kleine Geschichte passt wieder einmal lückenlos in meine Theorie vom thailändischen Bildungswesen.
Tumbe und Faule Ochsen sind von einer kleinen durchaus gebildeten Elite viel leichter an der Nase herumzuführen als gut informierte zum Mit- und Nachdenken fähige am Gemeinwohl interessierte Zeitgenossen.

Mowgli ist aktuell noch weit mehr Opfer als Täter. Aber seine "Erziehung" zum Mittäter ist bei seinen Lehrern bereits in besten Händen.

Halte durch Low! Wenn Mowgli erst einmal alt genug ist, um den Bildungssumpf und die dahinter steckenden Intentionen zu begreifen, kann er sich immer noch eines Besseren besinnen.

Wolfram

PS: habt ihr die "hochkarätige Zicke" etwa einen Blick auf das Kleptomanowitsch'sche Anwesen tun lassen? :]
     Das hätte ihre Aussage gar nicht so falsch erscheinen lassen. Gerade Besoffene haben ja schon einmal einen ganz guten Blick für Realitäten
Titel: Hausaufgaben Antworten
Beitrag von: Low am 17. Januar 2011, 13:18:38
Hausaufgaben Antworten

@ Kern
Ich hege einen Verdacht: Du warst wohl ebenfalls ein Hausaufgabenmuffel.
Im Zweifelsfall ist meine TIP-Version immer die richtige.

@drwkempf
Als ich die Statistiken ins Forum stellte, war Frau Kleptomanova bei Dick im Salon und bot ihren Krempel für zwei Millionen an. (1)
Das Wasser steht den Nachbarn offenbar bis zum Hals. Mr. K. stahl neulich in der benachbarten Gärtnerei etwa 300 Töpfe mit Setzlingen und
liess als Beigabe  (korrekt sollte es wohl Zunahme heissen) gleich die Wasserpumpe mitlaufen.

Mit den Schulen steht es weit schlimmer, als ich bisher annahm. Mit der vermittelten Materie bin ich eigentlich zufrieden. Meistens wird so doziert,
dass gähnende Langeweile herrscht. Zucht und Ordnung in Affenkäfigen sind vergleichsweise besser. Die pubertierenden Schüler können nicht
in Zaum gehalten werden. Schwangerschaften sind wie Verkehrsunfälle planmässig und keine Zufälle. Minderjährige Schwangere und
Motorradunfälle halten sich annähernd im Gleichgewicht. Die Themen betreffend Verkehr, Strassenverkehr und Geschlechtsverkehr, sind nicht
diskussionswürdig.
Sogar die Uni CNX steckt in einem Sumpf. Berichte darüber könnten sich für mich gesundheitsschädigend auswirken. Die Studenten haben
Redeverbot. Auf die Frage: „Was solltest Du niemandem erzählen?“ erhielten wir immer kompetente Antworten.

Mowgli war mit seinen Lehrern im Pfadfinderlager. Wir waren abwesend. Am Freitag war er dort zwanzig Minuten bewusstlos. Stoff für eine
fast unglaubliche Geschichte.
Zuerst widme ich meine Zeit den Korrekturen, dann der Bettlektüre, nachdem ich das Studium verschiedener Schlafzimmer erfolgreich abschliessen
konnte. Ein kleiner Schock meinerseits. Warum interessiert mich dieser Kleinkram?
Ich lebe damit. Alles ist klein: Die Frau, das Haus, der Garten, das Auto, das Einkommen, die Weinflaschen. Gross sind nur die Enttäuschungen,
Kleinigkeiten für mich.

(1)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg156012#msg156012
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Antares am 18. Januar 2011, 17:45:24
Hallo an alle, leider geht mein Urlaub auf Ko Samui dem Ende entgegen, gereizt hätte es mich schon mal zu schauen was den
für 2 Mio THB an Haus und Grund im Norden so zu erwerben ist. :)
Wobei das mit dem Grunderwerb ja nicht wirklich möglich ist.

Grüße

Marcus
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 19. Januar 2011, 11:40:39
Antares

Wir wünschen eine angenehme Reise.

Im Auktionskatalog des Jahres 2546 ist die Grundstückgrösse mit 1-0-49 angegeben. Der erstmalige Ausrufungspreis betrug THB 1 796 000.
Bei den folgenden zwei Auktionen wurde der Preis reduziert. Damals konnte das Land nicht verkauft werden.

Der neue Besitzer errichtete einige Wellblechschuppen für Geräte und später einen für Normalbürger nicht benutzbaren Wohnschuppen in
LanNa-Nageltechnik. Ein etwa sechs Meter hohes Bambusgerüst steht unmittelbar neben dem Salon. Wenn irgendwo Wellblech unbeaufsichtigt
herumliegt, wird sicher das Dach gedeckt.
Von Kleptomanewitsch werden drei weitere Grundstücke genutzt, die ihm nicht gehören. Zwei davon grenzen direkt an unser Land.
Sein Grundstück wird auf der einen Seite von einem zugemüllten Bach begrenzt, auf der andern Seite ist eine eigentlich öffentlich Strasse,
die aber vom Landbesitzer seit vier Jahren blockiert wird.
Die Bank will in Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung und Dick versuchen, die Strasse wieder zu öffnen. Auf dieser Strasse stehen
mehrere Geräte- und Fahrzeug-Schuppen. Irgendwo steht sogar ein Tuk-tuk herum.
Die Räumung dürfte schwierig werden. Sollte sie gelingen, geht der Landpreis in den Keller.
Seit einigen Tagen wissen wir: Das Land gehört der Frau, respektive der Bank. Das Ehepaar ist nicht registriert verheiratet.

Ein Erwerb ist für uns nur sinnvoll, wenn wir zusätzlich den dazwischen liegenden Streifen von etwa 60 x 4 Metern an unserer
Südseite erwerben könnten. Das Land müsste entlang der Strasse durch eine Mauer geschützt werden. Sollten wir das Grundstück
übernehmen, benötigen wir später einen Gärtner oder besser einen Landschaftspfleger.

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 19. Januar 2011, 12:16:34
Hallo Low


Das klingt einerseits nach einer schwachen "mai pen rai"-Gemeindeverwaltung und andererseits nach einem ruecksichtslosen, aber durchsetzungsfaehigem Kleptomanowitsch. Ein solcher Nachbar weckt kraeftiges Mitgefuehl fuer Eure Situation.

Hoffentlich zeigen Bank und Gemeindeverwaltung soviel Rueckgrat, sich bei ihren Aktionen nicht hinter Dick zu verstecken.


Gruss   Achim
Titel: Bettlektüre in Hinterindien
Beitrag von: Low am 20. Januar 2011, 15:42:01
Bettlektüre in Hinterindien

Ein Klimagerät schnurrte und erzeugte zeitweise Geräusche wie ein schwer leidender Asthmatiker. Gediegen pastellfarbige Vorhänge schmückten
Fenster an zwei Aussenwänden. Der eine Vorhang hing an einer Stange. Am andern Fenster fehlte das Rohr. Ein Stangenhalter war abgebrochen.
Möglicherweise versuchte nach einer missglückten Liebesnacht jemand, sich daran zu erhängen. Am verbliebenen Träger hing ein Regenschirm.
Farblich passte der hervorragend zur angenagelten Gardine.

Der ganze Raum war vollgestopft mit Gegenständen, Kommoden, Schachteln, Büchern und allerhand Gerümpel. Vor einem Fenster stand ein fast
leerer Kleiderschrank. In einer Ecke schlummerte unter einer Wolldecke ein Kühlschrank. Darauf stand ebenfalls verhüllt ein alter Fernsehapparat.
Ein neuerer LCD Bildschirm mit Lautsprechern, die hätten von der Grösse her nicht in den Kühlschrank gepasst, wozu auch – dort lagerte Lager,
dominierten den Raum. Offenbar war das ein Schlafzimmer, denn im Raum lag schwer zugänglich, jedoch durch Kleiderstapel und Ventilatoren
ausgeschildert, eine grosse Matratze mit seidenglänzenden Kissen auf dem gefliesten Boden.
Auf der Matratze regte sich etwas, etwa ein Doppelzentner Gammelfleisch. Ein schwitzender, rotgesichtiger Ausländer. In der einen Pranke hielt
er ein durch einen Spot beleuchtetes Büchlein.

Die Türe öffnete sich knarrend. Eine nicht mehr ganz gertenschlanke, mittelalterliche Frau schlurfte in den Raum. Sie trug, frisch geduscht, ein
etwas zu aufdringliches Parfum und einen Hauch von einem ausgebleichten, verführerischen Negligé aus einem europäischen Versandhauskatalog. (1)
Kenner könnten Tschibo von Beate Uhse unterscheiden.
Sie ergriff eine Fernbedienung, legte sich auf die Matratze und zog sich eine leichte Decke über ihre kaum verhüllten Blössen. Erst kraulte sie
dem Lesenden im schütteren Haar, dann massierte sie kurz seine Schulterpartie, während sie ihren feuchtwarmen Körper eng an ihn drückte.
Als der nur unverbindlich grunzte, spielte sie mit der Fernbedienung und liess sich vom Bildschirmzauber in eine gediegenere Welt entführen.

Nach einer Weile oder zwei streckte sie ihren Arm zu ihm. Die Finger ihrer Hand suchten am Körper kribbelnd spielend etwas, bis er lesend laut
knurrte. Er stiess ihren störenden Arm weg.
Kurz darauf nahm sie seine freie Hand und legte sie sich auf die eine Brust. Der Lesende benötigte seine Finger zum Wenden der Seite. Dann
fanden sie den Weg zurück zum Milchgeschirr im Ruhestand. Frauchen freute sich, als der literaturgeschädigte Bücherwurm seinen Fühler
ausstreckte. Sie führte seine Hand tiefer, zu ihren Schenkeln. Die Freude währte nur kurz. Wieder spielte er mit der Buchseite und las ungeniert
weiter, während die Lautsprecher in Surround Pop plärrten.
Seine Hand berührte die nächste Seite und ruhte danach einige Zeit in der Nähe des Buches, während sich das Weiblein unruhig gurrend reckte
und streckte. Erfolgreich, wie sie bemerkte. Die Hand des Bettgefährten suchte aus eigenem Antrieb den Weg zwischen ihre Schenkel. Ein Finger
bohrte sich sachte in das vielversprechende Land glückseliger Verheissungen, bis er feucht wurde. Exotische Erotik in Reizkultur. Sekunden später
nutzte er den benetzten Finger zum Wenden der nächste Seite.

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Neglig%C3%A9
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: farang am 21. Januar 2011, 02:00:58
Ja genau wie Jeramias Gotthelf schrieb,in der Literatur liegt die Würze,oder wars Ferdinad Dürrenmatt? {--
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 21. Januar 2011, 22:43:03
Von einem, der im Bett rote Socken trägt und ein gelbes T-Shirt, erhielt ich eine Anfrage, die ich berücksichtigen muss.
Antwort:

Ferdi Kübler war ein grosser Radfahrer.
Und Fritz, der erfand die pommes fritz. (French fries)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 22. Januar 2011, 02:03:35
Genau,
und der Zweizentnertyp war Buchhalter mit ausgeprägtem
Sinn für´s Praktische.  :) 

mfg kmr
Titel: Hinterindien
Beitrag von: Low am 22. Januar 2011, 14:16:17
Danke, Volltreffer kmr.

Die Reader’s Digest Kurzfassung von “Bettlektüre“ in einem Satz.
Vermutlich trägst Du keine Bettsocken.

Magst Du Bettlektüre?
Liest Du die "Geschichten aus Hinterindien" im Bett?
Tipp:
Dann könntest Du ja die Maus anfeuchten.

http://www.readersdigest.de/
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 22. Januar 2011, 21:17:08
Low, Du kannst ja Fragen stellen!

Ja, ich mag Bettlektüre, aber ich bin anders...
Mehr und mehr höre ich Bücher, das hat Vorteile.
Es gibt nur 2 Eselsohren - ungewürzt zwar,  aber
beide Hände bleiben frei und mit  geschlossenen
Augen, kann ich die Erfindung eines  Louis Braille
auf recht angenehme Weise dem Gemeinwohl der
verehrten Phanraya - oder so, angedeien lassen.

So, jetzt isset aber juut.  :D

mfg kmr 
Titel: Lebensqualität aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 25. Januar 2011, 11:38:22
Lebensqualität                                                                                                                                    21. Januar 2010

Faktoren, welche die Lebensbedingungen in einer Gesellschaft, beziehungsweise deren Individuen bestimmen, nennen wir Lebensqualität.
Ein wesentlicher Faktor, vermutlich wird ihm zu hohe Bedeutung zugewiesen, ist der materielle Wohlstand. Dazu kommen andere Einflüsse
wie Bildung, Berufschancen, sozialer Status, Gesundheit und Umwelt. Lebensqualität umfasst unser gesamtes leben, denken und handeln,
ohne dass wir uns stets damit befassen.
Wer steht schon mit dem Gedanken auf: „Heute will ich Lebensqualität.“
Unser Geistesgut ist eher auf Alkohol, Bargirls, Chip-Tuning bis Pferdestärken, Zaster und Zinseszins ausgerichtet. Für einige Zeitgenossen ist
Lebensqualität all das, was sie bedingt durch ihre Geld- und Raff-Gier verpisst haben.

Die Welt wartete kaum auf mich. Nur wenige Auserwählte liebten mich. Die ersten fünfundzwanzig Jahre waren hart, sehr hart. Ich war kein
Wunschkind; Urlaubskind eines Soldaten, gezeugt in einer kalten Winternacht. Als ich es verstand, geiferte und keifte die Mutter über den
seinerzeitigen Mangel an Pfennigen und Präservativen. Die Grosseltern boten mir Liebe und Geborgenheit, Mangelware im Elternhaus.

Ein Sportunfall bedrohte mein Leben. Jahrelange Spitalaufenthalte folgten. Ich vertrödelte wenig Zeit mit Selbstmitleid. Lernen war angesagt.
Meine kleine Chance im Alltag zu bestehen, war einzig die bessere Qualifikation. Trotz allem wehten dann Winde der Verheissungen. Es lockten
Frauen, Freiheit, fremde Länder und Abenteuer. Doch meine Unabhängigkeit blieb stets eingeengt.

Der Nachahmungstrieb liess mich heiraten, Häuslein bauen, Bäume pflanzen, Kinder zeugen, unnütze Dinge sammeln. Die bessere Hälfte
verlangte nach immer mehr. Das Haus wurde ihr zu klein. Gleichzeitig bereitete es ihr zuviel Arbeit. Nachbars Gras war grüner. Meine Zeit mit
ihr war kommentarlos abgelaufen. Während Monaten wurden keine Worte erwidert.
Die Scheidung mit Trennung von Kindern und viel Krempel setzte mich brutal in die Nesseln der Realität. Die Winter danach waren kalt und
einsam.

Seit zehn Jahren ist das Klima milder geworden. Mich umschleichen keine helvetischen Universal-Möchtegern-Pädagogen mehr, nur noch
geldgierige Hyänen und Schakale. Kritisch betrachtet bin ich Gefangener in einem selbstgewählten, fast luxuriösen Knast. Ein Ausbruch wäre
sinnlos und schlicht unmöglich.
Bereits bei meiner Geburt kriegte ich offenbar lebenslänglich aufgebrummt. Aber ich will nicht jammern, denn manche leben in grenzenloser
Freiheit eingeschränkter als ich. Der Unterschied ist, sie bemerken ihre Sachzwänge nicht oder verdrängen sie.

Zwei unretuschierte Bilder, zwei Schnappschüsse, geben Einblicke in die unmittelbare Vergangenheit und Gegenwart. Erinnern sie sich an die
fast peinliche Schilderung des Schlafgemaches in der Bettlektüre? Brannte die Phantasie des Erzählers wieder durch? Nein, ich suchte in
Gedanken lange nach diesem Schlafzimmer. (1) Ich fand es, nur sechs Stunden von hier.
Die Wirklichkeit übertraf mein bescheidenes Vorstellungsvermögen. Wie ein schnüffelnder Kriminalkommissar hob ich unbeobachtet am Tatort
hier eine Decke und öffnete dort eine Türe. Zwischendurch tippte ich meine Beobachtungen in den Laptop. Der Knüppel traf mich unerwartet
voll in die Magengrube.

Vor einigen Jahren bauten wir dieses Haus. Danach möblierten wir es mit viel Liebe und Sorgfalt. Einige gerahmte Bilder verzierten die Mauern.
War ich zu anspruchsvoll?
Versinnbildlicht eine aufgehängte rostige Schere an einer Wand nicht die neorealistische Illustration eines üblicherweise wenig beachteten
Gebrauchsgegenstandes? Ich hätte eine geschmierten Fahrradkette vorgezogen. Sie symbolisiert mit all ihren Gliedern eindeutig zweideutig
das System und den unabwendbaren Fortschritt des Landes durch Schmieren und Treten.
Der illusionslose Trümmerhaufen, den wir vorfanden, bereicherte meine Einführung in die Bettlektüre. (2) Er zeigte mir einmal mehr die
unterschiedlichen Bedürfnisse der Erdenbewohner unter dem Stichwort Lebensqualität.

(1)
10./11. Januar
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg156012#msg156012
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg156223#msg156223
(2)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg157020#msg157020

Lebensqualität
http://de.wikipedia.org/wiki/Lebensqualit%C3%A4t
http://www.jetzt-lq.com/willkommen.html
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 25. Januar 2011, 21:12:59
Lieber Low,

jetzt tun mir meine beiden etwas schnoddrigen Antworten  auf Deinen
Beitrag "Bettlektüre" wirklich leid. Ich las wohl zu unsensibel.

Gut nur, dass es Dir (wenn auch nur wenige) zugewandte Menschen nicht
nur in der Vergangenheit gab. Wenn auch von Lebensqualität kaum etwas
bleibt, die Qualität Deiner Ausdrucksfähigkeit bleibt eine Gabe, von der wir
hier alle etwas haben. Respekt und Dank!

Gruß, kmr
Titel: Leckerbissen aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 29. Januar 2011, 12:41:51
Leckerbissen

Zwei Knaben mit den landestypischen Krankheiten Hunger und Geldmangel trödelten gelangweilt herum. Sie zupften an bunten Blumen und
Gräsern und kickten kaputte Kehrichtsäcke. Ein mittelgrosser Käfer erweckte ihre Aufmerksamkeit. Sie fingen ihn und spielten mit dem
bemitleidenswerten Tier, welches nun dazu verdammt war, Zirkuskunststücke zu erlernen. Der eigensinnige Käfer jedoch wollte nicht.

Ratlos beobachteten beide Knaben den krabbelnden Käfer, bis einer meinte:
„Gibst du mir einen Baht, wenn ich dem Käfer den Kopf abbeisse?“
„Das tust du sowieso nicht, blöder Angeber. Du magst ja nicht einmal gebratenen Bambuswurm. Einen Baht ist mir das Vergnügen schon Wert.“

Der geldgierige Junge blickte schelmisch auf den Käfer, schluckte einige Male leer. Dann biss er unerwartet zu.
In der Hand hatte er den immer noch krabbelnden kopflosen Käfer.
Mit der anderen Hand empfing er die Münze, die ihm nur zögerlich überreicht wurde.
Der Käfer bewegte seine Beinchen entschieden langsamer, als der Geldgeber seinen Kameraden fragte:
„Gibst du mir meinen Baht zurück, wenn ich den Rest des Käfers esse?“

Anmerkung:
Heuschrecken, in der Flugperiode, am Anfang der Regenzeit Termiten, werden im Dorf häufig als Rohkost verzehrt. Eine grosse Heuschrecke
gilt einen Baht.
Titel: Ein Geheimnis vieler Bar-Girls aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 01. Februar 2011, 14:57:46
Ein Geheimnis vieler Bar-Girls

Als ich die Geschichte “Leckerbissen“ Mowgli, einem geborenen Kleintiervertilger und Insektenvernichter erzählte, lachte der Tränen. Warum?
Ich kenne diese Dörfer und deren derbe Delikatessen. Es ist ja nicht nur der Hunger, sondern teilweise Neugier, Mutprobe und Überlieferung,
neben Früchten, Gemüsen, Kräutern und Pflanzen, alles was kreucht und fleucht zu verspeisen.
Andererseits sagte mir vor vielen Jahren eine gebildete Chinesin, sie verstehe es nicht, dass wir Europäer vergammelte Milch, stinkenden Käse,
essen.
Für mich ist es in mancher Hinsicht wenig begreifbar - doch äusserst interessant, was Krethi und Plethi alles in den Mund und freiwillig teils aus
Langeweile, teils zum Kitzel und Spass ebenfalls in andere Körperöffnungen schiebt und stösst.

Dabei fühlte ich mich seit meinen jungen Jahren mit den Medizinern relativ abgehärtet, denn ich erlebte vom steckengebliebenen silbernen
Serviettenring im Maul bis zum Suppenschöpfer in der Vagina – oder war es gerade umgekehrt - bereits in der Schweiz ein buntes Kaleidoskop
menschlicher Irrungen und Wirrungen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Kaleidoskop

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: dii am 01. Februar 2011, 15:08:53
...kann ich mir jetzt nicht verkneifen  (http://i6.photobucket.com/albums/y207/tawee/fun/icon_ducken.gif)



(http://i6.photobucket.com/albums/y207/tawee/fun/cokepi1.jpg)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: wyooo am 01. Februar 2011, 15:23:53
...kann ich mir jetzt nicht verkneifen 

Ist das nicht unbequem?  ???
Kniest du jetzt vor deinem Laptop?  :]
Titel: Missbrauch
Beitrag von: Low am 01. Februar 2011, 16:47:24
Trotz bewusst beschränktem Vokabular wurde die Geschichte mit sämtlichen Variationen verstanden.
dii, danke, sind Flaschen Früchte oder Gemüse?
Es handelt sich bestimmt um eine ältere Aufnahme, denn heutzutage werden oft Mobiltelefone missbraucht.

Vom Missbrauch des Telefons handelt die nächste Geschichte.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 01. Februar 2011, 18:52:40
Wir haben aus diversen Körperöffnungen schon die tollsten Gegenstände geborgen.
Die Colaflaschen waren über einen längeren Zeitraum bei Männlein und Weiblein offenbar sehr beliebt, aber auch Massagestäbe, Kugelschreiber, sogar Haarspraydosen (auf dem Röntgenbild nur durch die Metallfeder im Sprühmechanismus zu identifizieren) und eine Menge anderer Gegenstände. Merkwürdigerweise wussten die Patienten nie, wie die bewussten Gegenstände an die Orte des späteren Auffindens gekommen waren.
Auch ein tragischer Fall war dabei. Eine Glasflasche hatte bei einem dilletantischen Bergungsversuch den Enddarm verletzt, die anschließende Bauchhöhlenentzündung hatte der Patient, der sich sehr geschämt hatte, solange verheimlicht, bis ihm nicht mehr zu helfen war.
Er verstarb sozusagen an einer Liquidepur-Flasche (Liquidepur ist ein Abführmittel!).

Ein Mobiltelefon habe ich an den verdächtigten Stellen bisher nie erblicken müssen. ;]

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Antares am 03. Februar 2011, 01:07:52
Hallo miteinander, der Patient hat auf der rechten Seite auch noch eine Hüftgelenksprothese......der scheint was auszuhalten. {+

Grüße
Marcus
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 03. Februar 2011, 13:35:03
Richtig, Antares.
Was lehrt uns diese Abbildung?
Bei Verwendung eines weicheren Materials wäre unter Umständen das Gelenk nicht beschädigt worden.

Marmor, Stein und Knochen bricht, aber diese Flasche nicht.

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 03. Februar 2011, 19:03:21
Die Hüftgelenksprothese sitzt im Gegensatz zu der mitabgebildeten Flasche übrigens regelrecht, obwohl sie auch schon ein älteres Modell ist - genau wie der Prothesenträger. {+

Wolfram

Titel: Schrübli-Müller
Beitrag von: Low am 03. Februar 2011, 20:40:14
Schrübli-Müller

Sehr interessant, Wolfram.
Erkennst Du etwa die Handschrift von Schrauben-Müller, liebevoll Schrübli-Müller genannt.
Professor Maurice E. Müller war von 1963 bis 1980  Ordinarius für Orthopädie und Chirurgie des Bewegungsapparates an der Universität Bern
und Direktor der Universitätsklinik für Orthopädische Chirurgie am Inselspital in Bern. Er gilt als Pionier der orthopädischen Chirurgie.
Maurice Müller war ein bedeutender Kunstmäzen und mit etwa hundert Millionen Stifter des Zentrums Paul Klee in Bern.

http://de.wikipedia.org/wiki/Maurice_Edmond_M%C3%BCller

http://www.paulkleezentrum.ch/ww/de/pub/web_root.cfm


Titel: Kabale und Triebe in Hinterindien
Beitrag von: Low am 04. Februar 2011, 09:26:45
Kabale und Triebe                                                                                                                                          Jan./ Feb. 2011
Teil 1

In der Schule behandelten wir im Musik- und Sprach-Unterricht während Wochen die Zauberflöte. Gemeint ist das von Wolfgang Amadeus
Mozart komponierte Singspiel mit Orchesterbegleitung. Das Libretto schrieb angeblich ein Emanuel Schikaneder. (1)
Im Singsaal krächzten sonderbar schrille Stimmen begleitet mit Knackgeräuschen und Klavier von uralten Schellackplatten, Vorkriegsware,
undefinierbar im Raum. (2) Die Technik interessierte mich mehr als die Geräusche, denn mit wirklicher Musik hatte der Lärm wenig Ähnlichkeit.

Das Ziel war, dass eine Horde prügelnder pubertierender Knaben die Aufführung des Werkes im altehrwürdigen Stadttheater verfolgen und
geniessen sollte. In der Folge waren uns Personen wie Paparazzi und Papagalli geläufig, ich meine natürlich Papageno, Papagena und Pamina.
Als wir dann durch Krawatten und viel Brillantine in den Haaren verstärkt im Theatersaal gespannt warteten bis sich der Vorhang endlich hob,
gab es anstelle von Emanuel Schikaneder Friedrich Schiller: Kabale und Liebe. (3)

Ein als bürgerliches Trauerspiel zu bezeichnendes Drama erlebten wir in den vergangenen Wochen durch die niederträchtige Handlungsweise
sogenannter Vertrauenspersonen. Oder würden sie ihren wertvollsten Besitz, ihre Kinder, Erpressern, Lügnern, Gaunern und Schurken
anvertrauen?

Dick hatte seit Wochen einige Geschäfte in Phitsanulok zu erledigen. Wir dachten daran, Mowgli zur Bildungsreise mitzunehmen, denn übliche
Schulreisen enden in Einkaufsparadiesen. Am Central Airport Plaza in Chiang Mai zählten wir auch an schlechten Tagen mindestens fünfzehn
Reisebusse diverser Schulen. Kinder ohne Taschengeld übten den halben Tag für die Weltmeisterschaften im Rolltreppenstrammstehen. Die
sportlichen Dummköpfe unter ihnen besprangen die Treppen in der Gegenrichtung. Übergewichtige Schüler bevorzugten nach einem Happy
Meal oft Lifte als Dauerpassagiere. Wäre ich heute Medizinstudent, würde meine Dissertation lauten: Reizgefühle im jugendlichen Darm beim
brüsken Abbremsen eines Liftes mit einem Viertelpfünder im Magen.

Als Dick in der Schule vorsprach und ihr Begehren für die Reise anmeldete, drohte die Schulleitung damit, dass demnächst ein absolut
lebenswichtiges Pfadfinder-Lager auf dem Programm stehe. Sollte Mowgli fehlen, würden wir später auf ein Abschlusszeugnis der Schule wohl
vergeblich warten.
Dick erhielt eine Liste von Gegenständen, welche die Teilnehmer mitbringen mussten. Wir bereiteten alles vor. Der Gatte und Ehegemahl der
Raumpflegerin würde Mowgli ins Lager fahren. Am Tag unserer Abreise rief einer der Lehrer an, Mowgli müsse zusätzlich ein Zelt mitbringen.
„Etwas zu spät, Herr Oberlehrer. Wir fahren auf der Autobahn. Da gibt es leider nur sehr beschränkt Zelte zu kaufen!“

Am Donnerstagmorgen war Mowgli bereits um sieben Uhr am künftigen Lagerplatz. Er erzählte uns am Telefon, dass viele Knaben, jedoch keine
Lehrer oder Aufsichtspersonen an Ort seien. Wahre Ware Freiheit im Land der Freien. Welch ein grosszügiger Unterschied zur alten Welt,
wo pingelige Lagerleiter meistens bereits am Vorabend das Gelände rekognoszieren und vorbereiten.

Am späten Freitagnachmittag erhielten wir die Meldung, dass Mowgli schon wieder zu Hause sei. Er sei beim Spiel gestürzt. Die Schule hätte
ihn ins Spital zur Untersuchung gebracht. Man hätte keinerlei Brüche oder Schäden festgestellt.
Wir wußten, seine Betreuung war gesichert und machten uns wenig Sorgen. Trotzdem beschlossen wir, einen Tag früher als vorgesehen,
bereits am Samstag am frühen Abend zu hause zu sein, um im Bedarfsfalle beistehen zu können.

Mowgli und die Putzfrau erzählten uns dann ihre Versionen der Geschichte.
Mowgli fand einen Platz in einem sechser Zelt. All die andern Knaben besaßen Telefone mit eingebauten Kameras. Sie nutzen die Linsen nicht,
um Fauna und Flora der Umgebung  zu filmen. Sie onanierten Tag und Nacht und hielten ihre ausdrücklichen Samenergüsse eindrücklich mit
der Kamera fest. Diese pornografischen Meisterwerke wurden dann via Telekommunikation zu Fachleuten in die andere Zelten übermittelt.
Weil Mowgli weder überbordende Lust noch über einen einschlägigen Telefonanierografen verfügte, verdammten ihn seine wild spritzenden
Kameraden zum Schmiere stehen vor dem Zelt.
Als er lange nach Mitternacht müde wurde, in der Kälte schlotterte und einen Lehrer suchte um Verrat zu begehen, hatte die Aufsichtsperson
keine Zeit, sich um die Kleinen zu kümmern. Die älteren Schüler benötigten angeblich strenge Überwachung. Die verlustierten sich nicht nur mit
Genitalien. Sie hatten Alkoholika, sie rauchten, qualmten  und konsumieren Drogen. Gute Nacht!

Als Mowgli nach einer praktisch schlaflosen Nacht unmittelbar nach dem Frühstück bei einem Spiel laufen sollte, wurde ihm schwindlig und er
stürzte. Die Lehrer schleppten ihn in ein Zelt. Einer der Lazarettgehilfen verstopfte seine Nasenlöcher mit Tiger-Balsam! Mowgli verträgt die
Schmiere nicht und erbrach prompt sein Morgenessen.

Fortsetzung folgt.

Bedingt durch die Geschichte nutzte ich die Gelegenheit, um mir einige neuere Ausschnitte aus der Zauberflöte auszusuchen und anzuhören.
Die Ausnahme ist die nicht ernst zu nehmende Aufnahme mit Frau Foster Jenkins aus dem Jahre 1944.
Viel Vergnügen wünscht
Low

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Zauberfl%C3%B6te

W. A. Mozart - Ouvertüre "Die Zauberflöte" KV 620, Levine
http://www.youtube.com/watch?v=h018rMnA0pM&feature=related

Duett Papageno-Papagena mit Cecilia Bartoli
http://www.youtube.com/watch?v=pDSotSn1TzE
Diverse Auszüge, Muti 2006
http://www.youtube.com/watch?v=tRBDvi-gBeQ&feature=related
Lucia Popp als Königin der Nacht
 http://www.youtube.com/watch?v=_ufeyarJxNQ
Dito:
Die schlechteste Sängerin der Carnegie Hall: Florence Foster Jenkins
http://www.youtube.com/watch?v=MM6qntPpyZ0
Mehr über Florence:
http://de.wikipedia.org/wiki/Florence_Foster_Jenkins

(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Schellackplatte
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Kabale_und_Liebe


Titel: Kabale und Triebe II Teil
Beitrag von: Low am 07. Februar 2011, 13:33:50
Kabale und Triebe
Teil 2

Darauf riefen die Lehrer unsere Putzfrau an, um den stinkenden Kranken raschmöglichst loszuwerden. Als die Putzfrau meldete, ihr Mann sei
in zehn Minuten im Lager, beauftragten die Lehrer Mowgli, seine sieben Sachen zu packen. Auf dem Weg zu seinem Zelt brach er endgültig
zusammen.
Er war für mindestens zwanzig Minuten bewusstlos und war erst im Spital von Hangdong wieder ansprechbar. Unsere Perle, nicht die Schule,
brachte ihn dorthin. Der diensttuende Arzt gab ein in einem Tempel gesegnetes Paracetamol und sandte den Patienten ohne weitere
Untersuchung nach Hause.

Als ich vernahm, dass Mowgli auf den Rücken stürzte, führte ich Gefühlstests an seinem ganzen Körper durch. Er hatte einige Ausfälle an seinem
linken Arm. Doch eine Rückenmarksverletzung konnte ich mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschliessen. Er litt unter Kopfschmerzen. Ich gab ihm ein
weiteres Paracetamol und empfahl Bettruhe.
Es dauerte etwa vier Tage, bis das Kopfweh merklich nachliess. Die Sensibilität am Arm verbesserte sich täglich. Dick brachte ihn danach wieder
ins Spital nach HangDong. Dort fühlte man sich nicht kompetent. Es gebe in der Stadt ein Spital für Hirnprobleme, erklärte eine Fachfrau griesgrämig.
Dort sei die Goldkarte leider ungültig. Sie nahm die Versicherungskarte und zerschnitt sie demonstrativ.

Dick verlangte wütend einen Überweisungsschein an die Klink in Chiang Mai. Die Frauen stritten sich. Dick kühlte darauf ihr überhitztes Haupt in
einem Beautysalon.
Eine Anfrage an die Schule ergab, dass die Schulversicherung bloss für Unfälle gelte. Der Knabe aber sei krank. Die Schule und ihre Versicherung
seien für Krankheiten nicht zuständig.  Einige Stunden später stellte das Spital in HangDong endlich einen Überweisungsschein aus.
Ich überlegte, ob ich während der letzten Jahre je epilepsieähnliche Symptome an Mowgli beobachtete. Unsere relativ stressige Reise in der
grössten Hitze in den Isaan überstand er jedenfalls problemlos. Der Einzige, der in seiner Anwesenheit je auf den Kopf fiel, war ich.

Wir hatten das Glück, eine gute Ärztin zu finden. Sie investierte Stunden für genaue Abklärungen und ordnete einen zusätzlichen MRI Scan an.
Zu denken gab uns allerdings, als sie erzählte, ihr Sohn sei bei einem Pfadfinder-Lager mit einem Messer in den Bauch beglückt worden.
Die Lagerleitung lehnte jegliche Verantwortung mit der fadenscheinigen Begründung ab, der “Unfall“ habe sich erst nach der Einstellung des
Lagers ereignet. So etwas ist kein Unfall, sondern ein Verbrechen.
Die Frau wurde gebeten von einer Klage gegen den Täter abzusehen, da es dem Ansehen der Schule schaden würde! (Diese Standardformel
ist mir mittlerweile wohl bekannt. Der Ursprungsort könnte die Universität Chiang Mai sein. Dort gilt dann für die Studenten zusätzlich allgemeine
Schweigepflicht.)

Sie wechselte erfolglos die Schule des Jungen. Die vorsätzliche und gedankenlose Brutalität der Jugendlichen kombiniert mit dem Unvermögen
von Lehrern und Leitung trug erneut Früchte. Ein Trommelfell des Jungen ist zerstört. Schule und Versicherung lehnten erneut jegliche Haftung ab.
Wie wäre denn das, wenn sich einer der Galgenvögel beim Onanieren im Zelt den Penis verletzt?

Die Ärztin stellte für Mowgli ein Zeugnis zu Handen der Schule aus und bat die Lehrerschaft, Mowgli gegenwärtig weder sportlichem Stress
noch der Sonne auszusetzen.
Als er wegen Schwindelanfällen die Schule anrief und dem Lehrer mitteilte, er könne den Unterricht nicht besuchen, erwiderte der forsche Typ:
„Du lügst. Ich will deine Mutter sprechen.“
Dick sagte dem Mann am Telefon: „ Mowgli lügt nicht.“
„Lasen die Herren Lehrer das ärztliche Attest?“
Natürlich nicht. Die nehmen doch nicht jeden Wisch zur Kenntnis. Der geht bestimmt verloren. Sicherheitshalber machte ich eine Kopie auf der
Festplatte.

Hier ist es nicht üblich, Abwesenheiten der Kinder schriftlich zu bestätigen oder zu entschuldigen. Die Bengel schwänzen unbehelligt tagelang
die Schule und betreiben häufig mit läufigen Mädchen Fortpflanzungs- und Inseminations-Seminare. Diese bemerkenswerten Tätigkeiten wurden
genauestens mit Telefonen festgehalten. (4)
Am 7. November 2008, bei meiner Anmeldung im Forum, war ich ahnungslos, was das Wort Telefonsex in Zukunft bedeuten könnte.

Nachlese:
Vom Krankenhaus in Chiang Mai erhielt Dick ein gelbes Formular zum Bezug einer neuen Goldkarte. Der Bezugsort: Spital HangDong, wo die
alte Karte bewusst vernichtet wurde. Der Aufwand zum Bezug eines neuen Ausweises schliesst ein Reislein ins Spital ein. Dort sitzt man geduldig
mehrere Stunden, bis man an gnädigerweise bedient wird. Danach vergehen bis zum Erhalt der Karte dreissig Tage. Irgendwo wartet versteckt
eine einheimische Vergrämte mit einer scharfen Schere auf das nächste Opfer.

Stürzte der Knabe wegen einer Erkrankung im Gehirn, oder erkrankte er, weil er stürzte?

Hinterindische Freistil-Pfadfinder-Masturbations-Lager ohne wirklich verantwortliche Leitung mit richtigen Versicherungen gegen allfällige
Schäden gibt es für uns bestimmt keine mehr. Der Knabe darf seine Flöte bei Bedarf im Schönheitssalon mit einer Kamera und Projektion
auf einen Grossbildschirm entsamen.

(4)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg133435#msg133435

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 07. Februar 2011, 17:23:16
Zu Kabale und Triebe gibt es eigentlich eine ganze Menge zu bemerken. bzw nachzufragen?

Der Un-"Fall" ereignete sich bei einer Schulveranstaltung (ich neme an mit Anwesenheitspflicht). Die Sturzursache selbst ist dabei solange unerheblich, wie "innere" Ursachen (internistische Vorerkrankungen wie z.B.Herz- oder Nervenerkrankungen) nicht vorliegen.
Auch in Thailand bleibt sowas wohl bis zum Beweis des Gegenteils also erst einmal ein (versicherter) Schulunfall.

Sollte man eine derartige Frage nicht einmal bei VIMAMI stellen? Wir haben doch einen versierten TIP-Juristen.

Ich persönlich würde ja die ganze Story ins englische übersetzen und mal versuchsweise der Bangkok Post zukommen lassen.

Mowgli - den Lisa und ich herzlichst grüßen lassen - ist inzwischen durchuntersucht, eine "innere" Urasche für den Sturz wurde dabei Gottsei dank nicht gefunden, das ist gut so. Trotzdem ist m.E. die eigentliche Ursache des Sturzes nicht bekannt. Eine einzige schlaflose Nacht erklärt mir den Kollaps nicht ganz hinreichend.Das Schmierestehen sollte eigentlich weniger kraftzehrend gewesen sein als der Onaniermarathon seiner "Kameraden".
Der Dank gilt aktuell der pflichtbewusst untersuchenden Kollegin! Ob sie sich in jedem fall so vorbildlich verhalten hätte oder ob sie sich besonders angesprochen fühlte, weil ihr eigener Sohn berits ein ganz beachtliches persönliches Marthyrium hinter sich hat, bleibt hier nebensächlich.
Man sollte sich den Namen der Ärztin aber auf jeden Fall merken, da derart gewissenhafte Ärzte im bewussten Landstrich offensichtlich dünn gesäht sind.

Ich frage mich aus der Entfernung, wie Dick und Du das alles aushalten, ohne gelegentlich Amok zu laufen. ???

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 08. Februar 2011, 04:21:10
Lieber Low und drwkempf,

bei diesen Schilderungen meint man immer, dass es nicht noch schlimmer
kommen kann, aber immer wieder werden wir hier eines Schlechteren belehrt.
Es gehört schon Einiges dazu, da nicht auszuflippen.

Ich kenne die Gesetzeslage nicht. Was würde passieren, wenn Dick und Low
sagen, dass sie den Jungen nicht weiter einer Lebensgefahr aussetzen wollen
und Mowgli künftig zu Hause unterrichtet wird?

Wenn man so locker Drogen wie Hausaufgabenlösungen unter Lehreraufsicht be-
sorgen kann, wird ein gutes Abschlußzeugnis für´s spätere Weiterkommen zu
organisieren doch sicher auch keine unüberwindbare Hürde darstellen..nur ist man
dann eigentlich schon wieder Teil dieser kranken Strukturen.

Das ganze öffentlich zu machen, wie Dr. Kempf vorschlägt, erfordert sicher auch
"cojones duro", aber die hat Low sicherlich. Viel Glück.

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Alfred am 08. Februar 2011, 21:28:58
-Low- Super, wann gibts das Buch? -hmh- arbeitet daran?
Nach Lesen von Lows letzten Postings, sollte ich doch, mit Dolmetscher genauer nachfragen, was die Klassenlehrerin der Ordensschwestern Privatschule exakt meinte als sie meinen bald 7 Jaehrigen bei meiner letzten Abholung als -BAD BOY-
bezeichnete. Sollte doch wissen zu welcher der von Low genannten Gruppen er gehoert.
Mir fiel nur die Floskel, -Ja, ganz wie der Papa ein-.
Was die Fr. Lehrerin zum laecheln brachte.
Mal mit Mama nachfragen.
Titel: Heimtücke eines Internetanbieters oder gezielter Attentatsversuch
Beitrag von: Low am 13. Februar 2011, 10:40:18
@Alfred
Wir arbeiten daran. Manchmal bremsen uns Kräfte dritter Art, wie die folgende Geschichte zeigt.

Heimtücke eines Internetanbieters oder gezielter Attentatsversuch auf eine literarisch-exotische (literotisch-exarische?) Sinnenfreude?

Am Abend des 9. Februar verabschiedete sich 3bb Internet langsam aber sicher von 5Mb gegen unter Null. Ich war nicht allein. Schulen und
Geschäfte in der Region waren genau so betroffen.
Am 10. Februar versuchten wir Auskunft von der Service Stelle des Anbieters zu erhalten. Die pflichtgetreue Telefonistin verlangte zwecks
Identifikation gleich ein halbes Dutzend mehrstellige Nummern und sagte dann wie schon oft zuvor:
“Ich rufe gleich zurück!”
Weil es im Land des Lächelns ein äusserst vornehmer und uralter Brauch ist, rief niemand zurück.

Einige Stunden später telefonierten wir erneut mit der Servicestelle. Nach längerer Zeit erklärte die technisch versierte Dame, die Verbindung
sei gerissen. Man sei am Reparieren, es könne länger dauern. Es seien viele Bit und Bytes verloren gegangen und teilweise verklemmt.
Wir sollten jeden Tag anrufen, bis der Schaden behoben sei.
Es ist sicherlich eine technische Meisterleistung, mit Mikroskop und einer Gebärzange bewaffnet, verklemmte Bytes aus ADSL Leitungen zu
klauben. Andererseits fragte ich mich, wo denn die Verbindung riss, denn das Haustelefon funktionierte.

Gleichzeitig ahnte ich, dass mir hmh die Korrekturen der Geschichten sandte. Am 11. telefonierte ich ihm und teilte mit, ich hätte leider für
längere Zeit keinen Zugriff auf Internet, Mail und meine Geschichten.
Einen Tag später reisten wir in die Stadt und kauften einen Air-Stick. Das ist kein Deodorant, sondern drahtloses Internet über eine Telefon-
gesellschaft, ähnlich wie man in der Steinzeit ein Modem nutzte, nur winzig klein und kabellos. Überall wo Mobiltelefone funktionieren, sollte
dieses USB Gerät eine Verbindung herstellen. Der einzige Nachteil: Auf dem Lande lassen die Übertragungsgeschwindigkeiten zu wünschen
übrig. Für mich war langsame Kommunikation besser als gar keine. Noch im Geschäft wandte ich mich an Dick und erklärte:
“Wenn ich dieses technische Wunderwerk nach Hause bringe, wird ADSL bestimmt wieder funktionieren.“
So war es.

Ich vermutete einen bösartigen Trick des Internetanbieters, um den Absatz dieser USB Geräte anzukurbeln. Mit der neuesten Rechnung erhielt
ich komischerweise kein Sonderangebot.

(1)
Passend zum Aufsatz:
Hebammenkunst, Gebärzangen und Wundergeburten anno 1600 - Ein Hebammenbuch
http://briefeankonrad.blogspot.com/2008/09/hebammenkunst-gebrzangen-und.html


Titel: Wo ist der Tiger in Hinterindien
Beitrag von: Low am 14. Februar 2011, 22:15:17
Wo ist der Tiger?                                                                                                                                                        12./14. Februar 2011

Es gibt sie offenbar noch in Hinterindien, hungrige, menschenattackierende Tiger und holzschwingende, tapfere Ehefrauen.

Der sechzig jährige Tambun Gediu aus dem Dorf Sungai Tiang in der Nachbarschaft von Ipoh, Perak - Malaysia, jagte mit seinem Blasrohr im
Dschungel Eichhörnchen. War es Hunger oder Langeweile? Wie er bemerkte, verfolgte ihn im fast undurchdringlichen Dickicht ein grosser Tiger.
Erst wollte er auf einen Baum flüchten. Doch der Tiger bedrängte ihn.
“Ich hatte Mühe, seine Schnauze von meinem Gesicht fernzuhalten, während ich um Hilfe schrie,” erzählte der Jäger.
Seine Frau, Han Besau, hörte die Rufe ihres Mannes. Mit einem hölzernen Schöpflöffel bewaffnet, vertrieb sie die Bestie mit kräftigen Schlägen
auf den Kopf. Tambun erlitt Verletzungen in Gesicht, Nacken, Rücken und an den Beinen.
Nach einer ersten Wundversorgung im Krankenhaus von Grik, wurde er später in die Klinik Raja Permaisuri Bainun verlegt.

Nach meiner bescheidenen Meinung verteidigte die Grosskatze in ihrem Revier bloss ihre Lieblings-Eichhörnchen. Wer bekämpft nun eventuelle
Kopfschmerzen des Tigers? Greenpeace und WWF sollten in enger Zusammenarbeit mit den UN grosskalibrige Küchengeräte rückwirkend verbieten.
(Ehegatten-Schutz-Artikel, ESA)

Gab es in Langnau im Emmental nicht eine Firma, gegründet 1933, welche Katzen zu Käse verarbeitete? Tiger Käse! Alles Käse oder was? (1)

http://thestar.com.my/news/story.asp?file=/2011/2/14/nation/8059599&sec=nation

Tiger rag mit:

Vignola-Peplowsky
http://www.youtube.com/watch?v=9MUwb3eNZzE
Swanson, Klavier
http://www.youtube.com/watch?v=9WGO_xvVWEI
Kid Ory
http://www.youtube.com/watch?v=QyV0BzYd7Vk&feature=related
Blas-Quintett RAF
http://www.youtube.com/watch?v=kSeUgJCtlOc

(1)
http://www.wirtschaft.ch/Emmi+legt+Gerberkaese+Tiger+Kaese+und+Zingg+zusammen/133471/detail.htm
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Blackmicha am 15. Februar 2011, 06:20:09
Im sinnlosen Spiegelartikel über die Bangla Tiger ging das irgendwie anders aus !

Da hatten die Witwen Kopfschmerzern ..... Vom Schreien !
Titel: Fiese Aktionen und Reaktionen aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 19. Februar 2011, 13:04:15
Fiese Aktionen und Reaktionen                                                                                                                19. Feb. 2011

Einmal mehr ergänzten mangelnden Sprachkenntnisse meine geistige Ebbe. Wie der Beitrag zeigt, gibt es für grenzenlose Dummheit und
Einfaltspinsel keine Gezeiten. Dick bot bloss beschränkte Hilfe, weil sie weder die rechtlichen noch die technischen Hintergründe genügend
kannte.

Hunderte von Internet-Kunden wurden in meiner Umgebung zur Zeit aufs Kreuz gelegt, verloren teilweise ihre Existenz, weil sich zwei oder
drei Möchtegern-Giganten mit sämtlichen legalen und schmutzigsten Mitteln bekämpfen.
Wir bezahlten unsere ADSL Internet Anbieter Rechnungen stets fristgerecht. Ein regulärer Zugriff wie in DACH war selten gewährleistet. Dort
kündigten die Anbieter unvermeidliche Servicearbeiten meistens an. Über Ausfälle wurde genauestens Buch geführt.

Hier gibt es ausser den Geldforderungen keine Kommunikation mit den Anbietern. Die Service Nummern sind meist sinn- zwecklose Alibiübungen.
Letzte Woche schenkte uns der Anbieter drei unangekündigte internetfreie Tage, ohne dass die Telefonistinnen ein Wort darüber verloren.
Diese Woche wiederholte sich das Spiel. In zwei Wochen betrug die Ausfallzeit annähernd fünfzig Prozent.

Niemand klärte uns auf, was sich abspielte. Wir telefonierten mit TOT, TT&T und rannten zu 3BB. Den Reim darauf strickten wir selbst.
Gemäss Gerichtsurteil darf TOT über Triple T kein Internet mehr anbieten, nur noch Telefon, FAX und ähnliche Dienstleistungen.
Denken Sie, dass mit den Zahlungseinladungen für Telefon oder Internet über solche Kleinigkeiten informiert wurde? Ha, ha!
Lediglich TOT wies unverbindlich darauf hin, dass die Firma ihr Bestes tue und sie für Unterbrüche und Verbindungsprobleme nicht
verantwortlich sei. (Bitte 2x lesen.)

Eine Lösung des Problems zeichnete sich ab. Die absurde, hirnverbrannte Technologie stammt aus den untersten Schubladen hausgemachten  
Schwachsinns. Zusätzlich zu existierenden Telefonleitungen legte 3BB von ihren Verteilern zusätzliche Leitungen zu den Kunden. Am Mast vor
dem Haus werden die Signale von TOT und 3BB über eine Weiche vereint ins Haus gespiesen und hier wie bisher mit Splittern wieder
feinsäuberlich getrennt.
Offenbar zierten noch nicht genug Drähte und Leitungen die Strassenränder der Städte und Dörfer, welche den technischen Fortschritt,
Telekommunikation plus Internet, erstaunten Besuchern eindrücklich demonstrieren.

Aber der unglaubliche Krieg auf Kosten der Konsumenten geht weiter. Wie die Techniker von 3BB heute mittag herausfanden, wurde die
bereits installierte Leitung zu uns von TOT am Anschlusskasten gekappt. TOT behauptet, Besitzer der Leitungen bis zu den Apparaten im
Haus zu sein. Auch der Hauptverteiler von 3BB im Dorf wurde beschädigt. Die beiden Herren haben in der Gegend allein heute an die fünfzig
gemeldete Schäden zu beheben.

Leicht vernebelt erinnere ich mich an eine Firma in Helvetien, welche bereits vor Jahrzehnten Lösungen entwickelte und verkaufte, um die
gesamte Kommunikation von Telefonie und Internet auf bestehenden Stromleitungen zu übertragen.

Gestern benötigte ich während zwei Stunden kein Internet. Fasziniert betrachtete ich auf dem Voltmeter, wie die Netzspannung schwankte.
Es waren keine konstant langweiligen zweihundertdreissig Volt. Dies war echte Wechselspannung. Sie sank gegen hundertfünfzig, pendelte
für eine Weile zwischen hundertsiebzig und hundertachtzig Volt, sank wieder ab, um sich dann endgültig zu erholen. Vielleicht war das ein
verstecktes Signal von EGAT um zu zeigen, dass demnächst neue Stromleitungen erforderlich seien. Die eine Leitung wäre für Strom aus
thermischen Kraftwerken, die zweite Leitung für Biostrom aus Sonnenkollektoren, Windgeneratoren und Wasserkraft.

Ohne Air-Stick, den ich vor einer Woche erstand, wäre ein Internetzugang unmöglich gewesen. (1)  Zur Zeit funktioniert ADSL bestens, bis zum
nächsten hinterlistigen Anschlag.
In naher Zukunft gibt es vermutlich Satelliten-Sticks. Sie werden existierende Kriegsräume und Internetzensur einschränken oder verunmöglichen.

http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg159142#msg159142


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: tom_bkk am 19. Februar 2011, 20:06:02
Manchmal erlauben die sich auch einen Scherz und blocken Port 25 fuer eingehende Emails ( gut ich nehm den eh kaum, aber viele unserer Kunden und weil manche Email Clients den einfach von Haus aus bei der Installation verwenden ).

Das krieg ich dann immer besonders herzlich per Email von unseren Kunden mitgeteilt ...  >:
Titel: ADSL Internet in Gefahr
Beitrag von: Low am 20. Februar 2011, 13:23:27
ADSL Internet in Gefahr

Ich informierte mich nach meiner letzten Geschichte weiter und biete eine leicht verständliche Fassung für Fremdsprachige:

1. Bisher wurde Internet in Nordthailand meist über Leitungen von TOT durch 3BB angeboten. 3BB ist der Nachfolger von Maxnet.

2. Seit einigen Monaten duldet TOT die Signale von 3BB nicht mehr. Eine Behauptung war, die 3BB Internetsignale würden die TOT Leitungen
    überhitzen!
3. 3BB legte und legt neue Leitungen von Ihren Hauptverteilern parallel zu den TOT Telefonleitungen zu den Kunden.

4. Zwischen Lamphun und Chiang Rai wurden diese Leitungen teilweise von Saboteuren ausgerissen oder mit Seitenschneidern durchgeschnitten!
    Eigene Erfahrung!

Im Dorf erledigte diese fast unglaublichen Taten ein Mann mit einem offiziellen Fahrzeug von TOT! Es fehlen nur noch mafiöse Schutzgelderpressungen.
Muss ich meinen Internet-Anschluss in Zukunft durch einen Bewacher mit abgesägter Schrotflinte verteidigen lassen?

((They admit that they are engaging in underground tactics to gain advantage!))
Wo sind wir eigentlich?
Die sind so.


Weitere Informationen:

http://bkkpost.9destinations.com/business/telecom/220225/solution-sought-in-3bb-row

http://***.bangkokpost.com/business/telecom/220404/3bb-may-seek-compensation-from-tt-t

http://bangkokpost.co.th/business/telecom/219965/temasek-investment-in-thailand-shaken

http://www.telegeography.com/cu/article.php?article_id=36019&email=html
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: dart am 20. Februar 2011, 13:44:58
Ich lebe in den Außenbezirken von Chiang Mai (Sarapee), hier waren in den letzten 2-3 Monaten gelegentlich Störungen in der Internetkonnektivität. Das ging meistens über 3-5 Tage.
Ich habe erst hier im Forum, vor einigen Tagen, über das Problem TOT vs. 3BB erfahren.
Unsere Erfahrungen mit TOT in Stadtnähe sind durchaus akzeptabel bis gut...es wird sich bei Anrufen gekümmert, und es wird auch telefonisch nachgefragt ob die Leitung wieder steht.
Rambo-Aktionen wie von dir geschildert, kann ich von meinem Wohnort nicht bestätigen. ???
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hansgru am 20. Februar 2011, 14:00:21
Sehe ich auch so dart,

habe eine 6000er Leitung ,in der nähe von Buriram,und keine probleme..funzt fast immer,falls nicht wieder mal Stromausfall ist.

Bei Anrufen oder persönlichen vorbei kommen bei TOT sind die Leutchen ausnehmend freundlich und hilfsbereit. :)

Von solchen Horrorgeschichten kann ich also auch nicht berichten  :-)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: uwelong am 20. Februar 2011, 15:54:06
Hatte vor 4 Tagen auch Totalausfall bei TOT.
Wohne in der Nähe von San Kampheng (CM).

Man hat sich einwandfrei um das Problem gekümmert und am nächsten Tag mit mir! zusammen das Problem gemeinsam gelöst (Da mußte eine neue IP eingegeben werden).

Stunden später kam dann auch ein Anruf, ob alles o.k. wäre.

Also: voll zufrieden.

Gruß

Uwe
Titel: Schutz gegen Gedankenlosigkeit in Hinterindien
Beitrag von: Low am 23. Februar 2011, 14:53:57
Schutz gegen Gedankenlosigkeit

@dart, hansgru, uweleong

Seid glücklich, dass ihr bisher von arglistigen Anschlägen verschont wurdet.
Wie es aussieht, bin ich bisher als einziger Forenteilnehmer direkt betroffen, Low der Geschichtenerzähler und anscheinend vor allem
Märchenonkel.
Aber im Umkreis von wenigen Kilometern wurden letzte Woche über hundert Anschlüsse mutwillig zerstört. Wir hatten weder schlechtes
Wetter noch Wirbelstürme. Alleine am 19. Februar reparierten zwei 3BB Techniker über 50 Leitungen. Unter den Geschädigten befindet
sich das zweite Mal die Schule von Mowgli.

Die Internetverbindungen im Schwellenland sind ohnehin fragil. Braucht es  wirklich noch närrische Spezialhandwerker, welche Verbindungen
zusätzlich sabotieren?

Im Dorf meines bevorzugten Tempels gibt es einen holzverarbeitenden Betrieb. Die Firma vertreibt ihre Produkte übers Internet. Zweimal bereits
wurde die wichtige Leitung gekappt. Der Chef liess danach die Anschlussleitungen durch seine Mitarbeiter bewachen.
Am 21. Februar parkte ein Motorrad mit zwei Mann neben dem Anschluss. Die Holzbearbeiter rannten los und packten die Missetäter, welche die
Kabel in Windeseile bereits erfolgreich durchtrennten.
Nach einer gesunden Lanna Massage,  bedaure – ich verstand das nicht richtig,  nach einer gesunden Portion Prügel fesselten sie die Gauner
und brachten sie zur Polizei.
Dort stellte sich heraus, die Saboteure sind TOT Mitarbeiter. Weil 3BB Betrieb und Unterhalt übernahm, sind viele TOT Mitarbeiter ohne Beschäftigung.
Deshalb habe ihnen der Chef empfohlen, Leitungen der Konkurrenz zu zerstören, andererseits würden sie entlassen. Die Täter erklärten sich auf
dem Polizeiposten bereit, den Schaden sofort zu beheben.
Der oberste Holzverarbeiter winkte ab. Er wusste, dass er gegen den Staatsbetrieb TOT erfolglos klagen würde. Die zwei kleinen Angestellten
jedoch will er vor Gericht bringen.

3BB verpackte ihren Verteiler im Dorf in ein Stahlgehäuse. Verbittert vergitterten wir unsere Anschlüsse inzwischen. Dadurch dauert ein Angriff
etwas länger. Absoluten Schutz gegen Dummheit und Missgunst wird es nie geben.

Andere gebeutelte Nutzer, die sich zu Wort meldeten:
http://www.thaivisa.com/forum/topic/439602-tot-cuts-off-3bb-customers
Titel: Lan Na Leckerbissen?
Beitrag von: Low am 27. Februar 2011, 16:22:21
Lan Na Leckerbissen?                                                                                     Ende Februar 2011

Ich beschrieb bereits die Vorzüge des Bambuswurms und die eindrücklichen Proteinwerte von Heuschrecken. Eine Studie, verfasst unter der
bewährten Leitung von Univ.-Prof. Dr. B. Bolognese-Leuchtenmüller, erklärt weiteres.

Die Unmöglichkeit auf unserem Gartengrill ein Elefantensteak zu garen, verheimlichte ich. War es ein unüberlegter Planungsfehler oder hätte
ich nach einem ordinären Schweinskotelett zu lange suchen müssen? Hielt mich als berechnender Geizkragen nur der zu erwartende
Holzkohleverbrauch davon ab?

Drei typisch nordthailändische Dorfgerichte, eines davon fast plumpe Wiederholung, will ich dennoch erwähnen.

Schokolade
Qualitativ erstklassige Schokolade wird mit eisgekühltem Gemüse, wie Schlangenbohnen, Frühlingszwiebeln, Koriander, Basilikum etc. serviert.
Das Braun hebt sich sogar in der Dunkelheit kontrastreich von den zarten Grüntönen ab.
Speziell zum Gemüse dürfte sich Lindt & Sprüngli Excellence Chili eignen. (2)

Pandoro
An einer der zahlreichen Feiern zum Jahreswechsel überraschte mich eine jüngere Teilnehmerin. Sie fragte mich höflich, ob ich speziell für sie
ein Stück des fein gezuckerten Pandoro schneiden würde.
„Sehr gerne,“ antwortete ich und griff zum Brotmesser.
Sie hielt mir ihren Teller entgegen. Als Unterlage für den venezianischen Weihnachtskuchen diente eine dicke Lage Fritten! (3)

Rinds-Curry
Diese Woche tafelten wir nach einem anstrengenden Tag im Ausgang. Eigentlich wollte ich zum Chinesen. Niemand stimmte dagegen.
Ich träumte von Fukien Nudeln, Filet Mignon nach Hongkong Art und Austern à la mode du Chef.
Eine neue, spektakulär anzusehende Gastronomieanlage irritierte auf der Strasse Dicks Gedankenwelt. Sie liess sich optisch verführen und
steuerte durch nichts aufzuhalten den Parkplatz an. Bereits im Wagen war der Duft des heissen Öls der Küche ekelerregend.
Unsere schweigende Mehrheit, mehr als sechsundsechzig Prozent, suchte schnell einen freien Tisch.
Nebst einigen anderen Gerichten bestellten wir einen Curry mit Rindfleisch. Die Sauce war delikat. Hocherstaunt kauten wir darauf im
globalisierten Curry eingebaute Mc Donalds Fritten.

(1)
http://www.schrefler.net/91mitschriften_Geschichte/Sozialgesch.Ernaehrung-Referat-SS2002.pdf

http://www.thailandinformation.de/frittierte-heuschrecken-thai-snack-549-pictures.htm

(2)
http://shop.lindt.de/epages/Lindt.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/Lindt/Products/00551

(3)
http://www.google.com/imgres?imgurl=http://www.frittenkarl.de/fritten%2520karl001005.jpg&imgrefurl=http://www.frittenkarl.de/&h=398&w=484&sz=78&tbnid=p3GiIfD1cNCEdM:&tbnh=106&tbnw=129&prev=/images%3Fq%3DFritten&zoom=1&q=Fritten&hl=de&usg=__8DzIPT53XJ7nVTWD7zRiKNiUjW8=&sa=X&ei=nghqTfuPLs_prQfSwfzCCw&ved=0CEgQ9QEwCw



Titel: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 28. Februar 2011, 11:58:20
140 Klicks und niemand reklamierte.
Pandoro stammt aus Verona und nicht aus Venedig.
Ich bedaure den Flüchtigkeitsfehler.

http://www.emmeti.it/Cucina/Ricette/Pandoro_di_Verona.de.html

siehe auch:
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg153902#msg153902
vom 19. Dezember 2010
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 28. Februar 2011, 18:52:07
Low, Du bist halt eine Tip-Autorität,
und der widerspricht man nicht. Erst recht nicht in Hinterindien!
Ich war sogar noch weiter weg von kulinarischen UrSPRÜNGLIch-
chkeiten und hatte bei Pandoro nur einen soliden Büchsenöffner
vor meinem hungrigen geistigen Auge..  :)

mfg kmr
Titel: Nachrich-ten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 28. Februar 2011, 19:26:19
Danke kmr:
Pomodoro frisst der Hydrant von Libanon in Tripperville zur deportierten Pizza Lughanese von Infamfreund Livio vor dem Desertstorm von
Sprung & Lidl.

Empfehlenswert für hungrige Augen sind Kontakt-Linsen.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 02. März 2011, 01:54:20
Lieber Low,

Dein Linsentip war gut gemeint
ich hab´das gleich probiert -
doch blieb der Hunger, denn das Mahl
hat mich nur irritiert.

Mit Linse war auch Frittenqueen
mit Namen khun ii gunde,
nur allzu deutlich dann zu sehn;
die Kilos und die Pfunde...

Die Linsen sind ja gut und schön
speziell die rosaroten Dinger;
doch muß man ja nicht alles sehn -
man hat doch auch noch Finger..

Ich nehm Kontakt auf wie zuvor
mit "Phero-kmr".
Hat sich bewährt, es schallt im Chor
wir hungern sehr nach mehr. ;-))

In aller Bescheidenheit,
kmr
Titel: Die Honigwagen aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 03. März 2011, 17:41:12
Die Honigwagen

Als ich nach traditionellen Tempeln, Tänzerinnen, Tunten, Tamarinden und tollen Tanten das kanalisationslose Thailand entdeckte, fragte ich
mich, wo denn all das von widerwärtigen Gerüchen begleitete menschliche Ausscheidungsmaterial Platz findet. An der Küste schnellstens in
die Pfütze.
Beim Studium der Streuung hinterindischer Hundekegel und Kuhfladen in nördlichen Dörfern und Weilern entdeckte ich Muster kontinuierlicher
Wahrscheinlichkeitsverteilungen. (1)
Die Wahrscheinlichkeitsdichte wird als Gauß-Funktion, Gauß-Kurve, Gauß-Glocke, Gaußsche Glockenkurve oder schlicht Glockenkurve bezeichnet. (2)
Die Möglichkeit beim nächsten Tritt einen Volltreffer (in einer Gaußglocke oder gar in einem Großkegel) zu landen ist hoch. Kräftiges Schuhwerk
ist empfehlenswerter als barfuß im Park nach Feldenkrais. (3)

Einzig bei der Darmentleerung von Elefanten würde ich eher auf Edsel Murphy (4)  als auf Gauss tippen, weil dieses delikate Geschäft einmal
unmittelbar vor meinem Hauseingang praktiziert wurde. Ob es die korrekte Wachstumsformel für Orchideen war, bezweifelte ich. Zur Verwertung
des kostbaren Komposts fehlten mir genügend Geranienkistchen.
Als wir uns vor über zwanzig Jahren mit Geranien abmühten, fehlten mir die Verdauungsrückstände der Pachydermen, sonst hätten wir in DACH
sämtliche Blumenwettbewerbe dominiert. Großvaters Geranien gediehen außerordentlich, blühten in sämtlichen Rottönen und erreichten einsame
Höhen von eineinhalb Metern. Dort fehlte die Kanalisation ebenfalls.

Bereits im März 2009 fragte ich im Forum vergeblich nach dem Verbleib menschlicher Edelstoffe: (5)
Eine Frage, welche mich schlecht schlafen lässt, ist das Abfallproblem.
Wir haben Fäkalientanks. Wenn die gefüllt sind, rufen wir den „Honigwagen“.
Die Kosten liegen je nach Volumen zwischen 400 und 800  THB.
Weiss jemand, wohin dieser Dreck dann entsorgt wird?
In Chiang Mai etwa in den Mae Ping oder vielleicht via Internet in ein Jauchegruben-Forum?

Drwkempf
Ich glaube, dass euer "Honig" in das Gehirn einiger Mitbewohner gelangt ist. Über den genauen Transportweg besteht allerdings Unklarheit!

Low
Herr Doktor,
Wie äussert sich das – Fäkalsprache, Hirnfürze oder Herumferkeln?
Ist es nicht schlimm, wenn ein Mensch mit einem solchen Hirn in Thailand ohne Filter kremiert wird? Empfiehlt sich eventuell eine vorzeitige
Rückkehr ins Vaterland? (Im März ist die Luftbelastung mit Feinstaub in Nordthailand besonders hoch.)

Hennecnx meldete später:
Das ist der Dünger für das Gemüse, das du jeden Tag auf dem Markt kaufst.

Tscharly, entsetzt:
Ein Thai würde niemals ein Produkt essen (Reis) welches mit “menschlichen Fäkalien” gedüngt wurde.

Ende der Zitate.

Nein, sie essen in Garküchen bedenkenlos ihre Süppchen, auch wenn das  Personal beim Servieren sämtliche Finger darin badete.

Ob Tscharly mit seiner Vermutung richtig lag, wusste ich nicht. Goong, Garnelen, welche in einer mit Fischmehl, Wachstumsbeschleunigern,
Pestiziden und Antibiotika verseuchten stinkigen, dazu überbevölkerten Brühe gegenseitig ihre Ausscheidungen auffressen, finden im Lande
massenhaft Absatz. Die Ausfuhren nach Europa wurden wegen der hohen Giftstoffbelastung stark eingeschränkt. (6)

Das Rätsel, wohin unsere unvermeidbaren Umweltabgaben fliessen, ist nach zwei Jahren gelöst.
Im November pries uns ein fahrender Honigwagen seine Dienstleistungen an. Tausend Baht wollte er für zehn Minuten pumpen. Ich sagte
dem hochgeschätzten teuren Unternehmer:
„Bisher zahlte ich fünfhundert Baht.“
Er feilschte und war nach fünfzehn Minuten ohne jegliches Eingreifen auf sechshundert Baht.
Ich verzichtete trotzdem. Diese reisenden Gelegenheitsabzocker zeichnen sich durch unsaubere Arbeit, beschädigte Schrauben und vermurkste
Verschlüsse aus. Sie verschwinden, teilweise mit den geklauten Bolzen und sind nicht mehr aufzufinden.
Es ist einfacher, einen neuen Tank zu kaufen, als Ersatzteile wie Verschlüsse, Schrauben und Bolzen. LOS könnte auch heissen: Land ohne
Servicetradition.

Im Februar telefonierten wir unserem Fäkaliensammler. Nach fünfzehn Minuten war er an Ort. Er begehrte fünfhundert Baht pro Tank wie immer
und lamentierte:
„Mit fünfhundert mache ich kein Geschäft. Aber ich kann nicht mehr verlangen. Die Leute sind so geizig, die sitzen lieber jahrelang auf ihrem
eigenen Dreck, als ein paar Satang in Gesundheit und Umwelt zu investieren.“
Er leerte drei Tanks tadellos sauber und gab uns einen Hunderter als Mengenrabatt zurück, denn er möchte uns als Lieferanten seines gefragten
Qualitätsprodukts behalten. Seitdem die Kunstdüngerpreise stark gestiegen sind, erhält er für eine Ladung Exkremente frei Feld geliefert,
dreitausend Baht.
Pecunia non olet, wie der Lateiner sagt. Geld stinkt nicht! (7)

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Normalverteilung
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Friedrich_Gau%C3%9F
(3)
http://www.bewegung-zum-selbst.de/angebote_barfuss_im_park.html
(4)
http://en.wikipedia.org/wiki/Murphy's_law
(5)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=2104.msg45027#msg45027
(6)
http://www.naturkost.de/meldungen/010903e1.htm
(7)
http://de.wikipedia.org/wiki/Pecunia_non_olet
Titel: Re: Die Honigwagen aus Hinterindien
Beitrag von: Ozone am 03. März 2011, 18:05:56
Der Honigwagenmann hat es erlickt !

Zuerst pumpt er sich von diversen Leuten eine ganze Menge und keiner will es von ihm in dieser Währung zurück  ;D  }}
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 04. März 2011, 21:43:20
basic in stinkt eben ;]
Der Honigmann hat offensichtlich einen guten Riecher für´s kleine und große Geschäft..
Bei Sprüchen wie "Hi Honey" bin ich mittlerweile auch erheblich skeptischer geworden. ???

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: † Jhonnie am 05. März 2011, 17:43:37
@all

Die Frage meinerseits entsteht eigentlich von dem bekannten Thai - > Farang prinzip was ja fuer Farang hoehere Kosten vorsieht.
Wie macht das nun der Honigman.
Ist Farang Honig nun mehr Wert als Thai Honig?
Hat er fur Farang Honing einen eigenen Behaelter?
Ist der Nutzwert (naehrwert) des Farang Honing auch besser (durch erhoehten Bier und edel lebensmittel Konsum zuerwarten )?

Ich habe keinerlei wissenschaftliche Dissertationen darueber gefunden. werder von Googleberg noch von anderen  VIP's. Ist der Honig den so schlecht kopier- oder Studierbar?

Jhonnie
Titel: Re: Die Honigwagen aus Hinterindien
Beitrag von: rio0815 am 05. März 2011, 19:13:45
Das Rätsel, wohin unsere unvermeidbaren Umweltabgaben fliessen, ist nach zwei Jahren gelöst.

Er leerte drei Tanks tadellos sauber und gab uns einen Hunderter als Mengenrabatt zurück, denn er möchte uns als Lieferanten seines gefragten
Qualitätsprodukts behalten. Seitdem die Kunstdüngerpreise stark gestiegen sind, erhält er für eine Ladung Exkremente frei Feld geliefert,
dreitausend Baht.
Pecunia non olet, wie der Lateiner sagt. Geld stinkt nicht! (7)

(http://4.bp.blogspot.com/_6sWiZ6B4TLM/TS0VJoxrfdI/AAAAAAAAA-I/ej6RmyLHoQU/s640/23.jpg)

Das war im alten China schon so, aber nicht im Angkor Reich.
Da die Thais nun mal aus China einwanderten, ist wohl davon auszugehen, dass sie es wie die Chinesen hielten  C--

Oder der Zausel hat gelogen. Auf jeden Fall: Guten Appetit  ;D

Titel: Erinnerungen ans Honiglecken
Beitrag von: Low am 05. März 2011, 21:01:45
Erinnerungen ans Honiglecken

kmr
Danke für das Linsen-Gericht, ehhhm.... das Linsen Gedicht.
(Sehr abführend, passend zum aktuellen Thema!)

Bei mir hiesse es ebenfalls eher Low Honey.

Mein Beispiel zeigt eindeutig, wie man selbst aus Fäkalientanks, etwas unbequemer als aus ATM, gutes Geld holen kann. Die nächste Geschichte
wird jeden aufklären, wie man beim Honigsammeln, nicht Honigrammeln im Jahr des Hasen, zusätzlichen Rahm abschöpfen kann.

Ich bin weder blaublütig noch Minister. Darum gebe ich viele Copy und Paste Quellen an. Zitate wie im letzten Aufsatz (5) verwende ich eher
selten. Manchmal frische ich rein plauscheshalber geistige Unsicherheiten auf. Wenn ich es für mich tue, ist es eine Kleinigkeit und reiner
Selbstschutz, diese Links zu vermitteln. Was ist eure geschätzte Meinung dazu?

Wäre mir beispielweise der aussergewöhnliche M. Feldenkrais als Bewegungstherapeut nicht bekannt gewesen, hätte ich ihn (barfuss im Park)
kaum ergoogelt.
 
http://de.wikipedia.org/wiki/Mosh%C3%A9_Feldenkrais

@Jhonnie

Honig ist ein berüchtigt-berühmtes Studienobjekt.
Es gibt beliebige Arbeiten über das Thema, wenn sie auch Deine speziellen Anzüglichkeiten kaum betreffen. Stelle eine genaue Frage und dann
..... beispielsweise

http://de.wikipedia.org/wiki/Kot

Kot verleiht Flügel.

http://www.toptv.de/Sendung/nano-faekalien-als-duenger-wenn-die-menschlichen-ausscheidungen-auf-dem-baeuerlichen-fe/469177

http://www.gutefrage.net/frage/menschlicher-kot

http://books.google.com/books?id=Eae9hRcsluYC&pg=PA644&lpg=PA644&dq=F%C3%A4kalien+als+D%C3%BCnger&source=bl&ots=41W1jlxD2M&sig=UOXI2SWSoiI4u4nXiNv4YNj-E3M&hl=de&ei=FRhyTfjYMMSHrAfj-ZjSCg&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=10&ved=0CDwQ6AEwCQ#v=onepage&q=F%C3%A4kalien%20als%20D%C3%BCnger&f=false

http://www.absolut-bio.de/das-bio-klo-keinen-wertvollen-duenger-verschwenden/

http://www.ava1.de/botulinum/krueger_antworten_fachverband.pdf

http://hss.ulb.uni-bonn.de/2008/1460/1460-dt.htm

Honig als Nahkriegswaffe??? Das müssten Verteidigungsminister entscheiden.
Dann steigt der Preis dafür, mit oder ohne akademische Titel, ins Unermessliche. Notdurftanlagen eskalieren zu Waffenschmieden!

@rio0815
Danke für den sauberen Bericht.
Quelle?
Wie sie sehen, eröffnen sich damit neue Möglichkeiten für Dissertationen:

Wie verhält sich der Pflanzer in Hinterindien verfassungsgemäss bei akuter Notdurft im Reisfeld?
Landwirtschaft bei den alten Khmer, germanisches Plagiat oder Wirklichkeit?

Bei wissenschaftlichen Fragen,
soll der Nachwuchs nicht verzagen
und das Tip Forum befragen.

Bitte die Quellen angeben. Danke.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 06. März 2011, 09:39:46
Hallo Low


Ich bin weder blaublütig noch Minister. Darum gebe ich viele Copy und Paste Quellen an. Zitate wie im letzten Aufsatz (5) verwende ich eher
selten. Manchmal frische ich rein plauscheshalber geistige Unsicherheiten auf. Wenn ich es für mich tue, ist es eine Kleinigkeit und reiner
Selbstschutz, diese Links zu vermitteln. Was ist eure geschätzte Meinung dazu?

Deine Querverweise und Hinweise sind auf jeden Fall nuetzlich, denn nicht jedem Leser ist staendig klar, welche Begriffe, menschliche Errungenschaften, Werke und Erkenntnisse Du gerade auf erstaunliche, dichte und dichterische Weise verknuepfst.  :-)



Gruss   Achim

Nachtrag:
Zitat
  Bitte die Quellen angeben. Danke. 
Quelle: Eigene Grosshirnrinde
Titel: Re: Erinnerungen ans Honiglecken
Beitrag von: rio0815 am 06. März 2011, 12:44:41
@rio0815
Danke für den sauberen Bericht.
Quelle?


Sorry, steht doch links oben, der Verfasser, aber Wiki kennt ihn auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Zhou_Daguan

Zhou Daguan (auch Chou Ta-kuan, chinesisch 周达观/周達觀) lebte während der Yuan-Dynastie in Südostchina und war Mitglied einer kaiserlichen Delegation, die 1296–1297 die damalige kambodschanische Hauptstadt Yasodharapura besuchte, heute bekannt unter dem Namen Angkor. Die anhaltende Bedeutung Zhous beruht auf seinem Bericht über diese Reise, der den Titel Zhenla fengtu ji (真臘風土記) trägt, zu deutsch „Bericht von Kambodscha“.

Das Vorwort gibt unter anderem die Eckdaten der Reise: Zhou verließ Wenzhou „auf kaiserlichen Erlass“ umgerechnet am 24. März 1296, erreichte Champa am 18. April 1296 und Kambodscha (über den Mekong und den Tonlé Sap) im August. Ein knappes Jahr später, zwischen dem 21. Juni und dem 20. Juli 1297, verließ er Kambodscha wieder und erreichte Mingzhou, das heutige Ningbo (eine Hafenstadt nördlich von Wenzhou), am 30. August 1297.


Der gesamte Bericht wurde von mir eingescannt, er ist unter "Geschichte" zu finden.
Titel: Erinnerungen an Yasodharapura
Beitrag von: Low am 07. März 2011, 16:41:15
Erinnerungen an Yasodharapura

Danke für die hoch willkommene Ergänzung, rio0815.
Dein Beispiel #1415 zeigt “Die Landwirtschaft”.
Vor diesem Kapitel wäre nach Wiki noch “Landwirtschaft und Stuhlentleerung“
angesiedelt. Da bin ich neugierig. Hast Du weitere Information darüber?
Titel: Handelsvertreter erwünscht in Hinterindien
Beitrag von: Low am 07. März 2011, 23:27:02
Handelsvertreter erwünscht

Für fähige und geschäftstüchtige Investoren verspricht der einfache Vertrieb eines absoluten Wundergerätes der Spitzenklasse nachhaltigen
und vor allem schnellen finanziellen Erfolg. Das Instrument benötigt weder mechanische noch elektrische Energie.
Eine geringe Anfangsinvestition von THB 1 000 000.00 und Low katapultiert sie zu den Superreichen! Demnächst wird ihr Benz nicht mehr
gewaschen, sondern durch Neuwagen ersetzt.
Der sensationelle Artikel dürfte alleine durch die Wachstumsrate der Erdbevölkerung in Schwellenländern und den damit verbundenen Problemen
eine exponentielle Marktbewirtschaftung garantieren.

In der vierten Klasse lasen wir Schüler gemeinsam ein Büchlein. Die Geschichte handelte von einem armen, schuldengeplagten Bauern und
seinen Kindern. Waren es drei oder sogar zehn? Ich erinnere mich nicht mehr.
Der Bauer benötigte dringend Geld. Um sein karges Einkommen durch sein Milchgeld zu verbessern, streckte er ohne lange Überlegung die Milch
mit Wasser. Er machte seine Rechnung ohne den Käser, dem er die gepanschte Flüssigkeit abliefern wollte.
Die Milchannahmestelle verfügte über modernes Gerät, ein Laktodensimeter. (1) Das ist ein Messgerät, genau genommen ein Aräometer, mit
dem man die Dichte, das spezifische Gewicht, von Milch messen kann. Eine schnelle und einfache Überprüfung zeigt, ob sie mit Wasser vermengt
wurde und ob der Fettgehalt stimmt. Mich würden die Messwerte der Milch interessieren, welche hier in den Regalen angeboten wird. Zum Vergleich: (2)
„Durchschnittlich liefern unsere Lieferanten Milch mit einem Fettgehalt von 3.97% und einem Eiweissgehalt von 3.41%.“
Für Milchdichtemessungen gibt es zwei Varianten, nach Gerber oder Quevenne. Das System von Quevenne hat einen erweiterten Messbereich
von 1015 bis 1040.

Im Weinbau arbeiten die Mostwaagen von Oechsle nach demselben Prinzip.

Um unserem Honigwagenunternehmer eine Qualitätsminderung seines überlebenswichtigen Produktes durch verwässern zu verunmöglichen,
schlage ich die Konstruktion eines Fäkadensimeters vor. © ® Low.

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Laktodensimeter
(2)
http://www.kaeserei-neudorf.ch/nc/de/print/kaese/unser-rohstoff.html
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 08. März 2011, 03:19:31
Hallo Low
im Hinter-Land, wo Milch, Wein – und Honig fließen!

Es scheint, dass weder Weißwurst- noch Sauerkrautthemen
zur Zeit gegen die Honig-Wissenschaften anstinken können.
Man muß den Dingen auf den Grund gehen und die Materie
im Dienst der Menschheit durchkauen. Dieser großen Aufgabe
wird hier in geradezu beispielhafter Weise entsprochen! ;}

Ach ja, was macht eigentlich Khun Kleptomanowitsch? Ist er
mit seinem Viehzeug noch in der Produktion tätig? Vielleicht
ist ja auch er längst Direktor in diesem Honey-Business und
versteckt listig seinen neuen Benz vor bösen Dieben.. 

mfg kmr.
Titel: Re: Erinnerungen an Yasodharapura
Beitrag von: rio0815 am 11. März 2011, 17:41:38
Erinnerungen an Yasodharapura

Danke für die hoch willkommene Ergänzung, rio0815.
Dein Beispiel #1415 zeigt “Die Landwirtschaft”.
Vor diesem Kapitel wäre nach Wiki noch “Landwirtschaft und Stuhlentleerung“
angesiedelt. Da bin ich neugierig. Hast Du weitere Information darüber?
(http://3.bp.blogspot.com/_6sWiZ6B4TLM/TSlw_QgLxFI/AAAAAAAAA8c/SxPxIdYSk5U/s640/scan1.jpg)

Der gesamte Bericht steht hier:  http://kambodscha-pnh.blogspot.com/2011/01/der-einzige-authentische-bericht-aus.html (http://kambodscha-pnh.blogspot.com/2011/01/der-einzige-authentische-bericht-aus.html)
Titel: Selektiver Aperitif in Hinterindien
Beitrag von: Low am 19. März 2011, 13:06:41
Der Unterbruch in den Geschichten hat verschiedene Gründe.
Wir waren auf Reisen. Ich arbeitete an den Korrekturen meines Spätwerkes.
Es erscheint später als gedacht.
Die Ereignisse rund um den Globus, wie Erdbeben, Neutronen und Volksaufstände, beeinträchtigten mein Denkvermögen. Ich litt an einer
Art geistiger Verstopfung, dem obstipations-prädominanten Reizgehirnsyndrom. Eigentlich sollte ich dringend, aber ich konnte nicht.

Selektiver Aperitif                                                      März 2011

Wem passierte es schon? Man liest etwas, versteht aber das Gedruckte nicht, sondern interpretiert eigenes Wunschdenken in Texte.
Für mich gab es nie schulpflichtige Kinder. Die waren alle schlupflichtig, ohne lange zu hinterfragen.
Der Komponist einiger Symphonien der Wiener Klassik, darunter das Werk mit dem Paukenschlag, war für mich Meister Hadyn. Punkt, Pauke. (1)

Für Zeitungsnotizen und Trivialliteratur mag das angehen. Schlimme Folgen können eigene Interpretationen bei Betriebsanweisungen und
Instruktionen wie Bedienungsanleitungen bewirken. Wie oft werden Gas- und Bremspedale in Motorfahrzeugen verwechselt?
Vor Jahren schrottierte ein helvetischer Magistrat vor dem Parlamentsgebäude in Bern drei Fahrzeuge, weil er Vor- und Rückwärtsgang beim
Automatikgetriebe nicht auseinander halten konnte. Mangelnde Vorsicht. Der Grundstoff vieler Politiker und Volksvertreter! Können solche
Individuen Wunschdenken und Realität unterscheiden? Die Gazetten jedenfalls berichten jeden Tag darüber.

Diese Woche bot uns ein ferner Verwandter bei Reparaturen von Elektroinstallationen seine Hilfe an. Als wir herausfanden, dass der hinterindische
Fachlehrer für Elektrotechnik farbenblind war, lehnten wir dankend ab.

Söhnchen Mowgli macht es sich beim Lesen englischer Texte leicht. Er liest den ersten Buchstaben, dann rät er. Da war ein Brief, von TOPS
oder TESCO, wie er mir sagte. Nein, das Schreiben war von Thai.

Nach hartem, heissem, trockenen Tagewerk bestellten wir im Nobel-Restaurant vor dem Abendessen zwei Cocktails.
„Bitte einen Mai Tai und einen Singapur Sling.“
Der junge Kellner, mit auffälligem Astigmatismus zumindest auf dem einen Auge und ausgeprägt selektivem Hörvermögen, notierte unsere
Bestellung eifrig auf seinem Block. (2)
Nach einer Weile brachte er uns die Getränke seiner Wahl:
Einen Mai Tai und ein Bier Singh.

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Haydn
http://www.youtube.com/watch?v=CqXtKCdqRNA
(2)
  http://de.wikipedia.org/wiki/Astigmatismus_(Medizin)    (http://de.wikipedia.org/wiki/Astigmatismus_(Medizin))


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 19. März 2011, 15:27:47
Hallo Low


Beim Astigmatismus-Link erlaubte ich mir, eine Klammer zu veraendern.

Das "obstipations-prädominante Reizgehirnsyndrom" ist in der medizinischen Fachwelt (wahrscheinlich wegen geistiger Verstopfung    :-)   ) noch ziemlich unbekannt, klingt aber aeusserst eindrucksvoll.  :D     :]


Gruss   Achim
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 19. März 2011, 19:28:13
Lieber Low,

manchmal muss man warten, die Muse küsst nicht im Akkord! {;
Das muss noch lange nicht heißen, dass Obstipationsprobleme - egal welcher Art - vorliegen.
Unsere Vorfahren haben das in dem Merkspruch "Gut Ding will Weile haben" knapp und treffend bemerkt.

Über den Astigmatismus-Kellner habe ich etwas gelacht, mich dann aber gefragt, ob seine Wahl nicht die bessere war.
Ein Singapur Sling schmeckt ja bekanntlich nur, wenn er wirklich gelungen ist. Das kommt nach meiner Erfahrung nicht gerade häufig vor.

Wolfram
Titel: Feuchter Gruss aus Singapur
Beitrag von: Low am 20. März 2011, 22:39:45
Drwkempf als Muse?

Lieber Herr Doktor,
Hilft Obstler wirklich gegen Obstipation?

Feuchter Gruss aus Singapur                                                                                                                      März 2011

Unser Kellner mit eingebautem, anscheinend virusbefallenem Interpreter – Singapur Sling = Bier Singh,  marschierte auf unser Drängen mit der
Bierflasche in der Hand beleidigt zur Bar zurück und liess einen weiteren Cocktail schütteln, denn auf einen fehler- und stümperhaft gemischten
Drink reagiert mein Magen mit weit weniger Säure als auf die meisten Thai Biere.

Der Singapur Sling stammt ursprünglich aus der Bar des Raffles Hotels.
Ngiam Tong Boon, der sein Handwerk offenbar verstand, kreierte den Longdrink zwischen 1910 und 1915. Das ist fast wie beim echten New
Orleans Jazz, keiner kennt das Geburtsjahr, weil er unter Mitwirkung unsittlicher Einflüsse und unzähliger zweifelhafter Damen im Rotlichtviertel
entstand.
Unglaublich aber wahr: In den dreissiger Jahren ging das Originalrezept verloren. Barkeeper, Bartender, Barmaiden, Tapster und weiteres
Personal versuchten sich krampfhaft an die Mixtur zu erinnern.  Sie fanden angeblich sogar einige Notizen!
Das Rezept, wie es 1936 einem Gast in der Long Bar handschriftlich ausgehändigt wurde, sah Zutaten wie Gin, Cherry Heering, Bénédictine
und Ananassaft von Früchten aus Sarawak vor.

Die teure Brühe, welche heute für 30 S$ in der Bar im Raffles angeboten wird, ist stark modifiziert. Weil weltweit Kulturreisende Riesenmengen
Sling verlangen, werden sie vorgemischt. Eine automatische Mischbatterie kombiniert am Ausschank Alkohol und Ananassaft in genau
ausgemessenen Volumen. Nur auf ausschließliches Verlangen wird der Drink noch von Hand geschüttelt. Trotz des Verkaufserfolgs im Raffles
heimste der Cocktail mehrere unrühmliche, eher despektierliche Bezeichnungen ein. Beim Vergleich der Preise und der Qualität des Angebotes
in Singapur im Mai 2010 schloß Raffles eher bescheiden ab. (1)

Anweisung von 1936 (Raffles Bar) zum Schütteln des typisch tropisch-exotischen Getränkes (Lebenselixiers)
SINGAPUR SLING

30   ml Gin, Gordons London Dry Gin
15   ml Heering Cherry
120 ml Ananassaft
15   ml Limetten Saft
7.5  ml Cointreau
7.5  ml Dom Bénédictine
10   ml Grenadine
einen Spritzer Angostura Bitter

Ausser dem Bénédictine werden die Schnäpse auf fein gebrochenem Eis kurz geschüttelt. Nicht abseihen, den ganzen Shaker-Inhalt ins Glas
gießen, den Ananassaft zugeben und den Bénédictine aufschwimmen lassen.
Mit einem wohlfeilen Stück Ananas (wenn möglich aus Sarawak), Cocktailkirsche und beliebig Orchideen dekorieren. Allfällige Erfolgserlebnisse
bitte mitteilen!

Mein persönliches Bargirl mixte die gebrannten Wasser zu Hause nach einer kurzen Einführungsphase perfekt. Der Lehrverbrauchsverschleiss
kostete uns weniger als zehn Flaschen Gordon und war unter hohem Lallfaktor von Anfang an genießbar. Zur Zeit fehlen uns nur Heering,
Bénédictine und Angostura. Das sind nicht die Namen meiner bevorzugten kurvigen Hausangestellten, sondern fehlender Flaschen.

Wir warten gespannt die weiteren Entwicklungen ab, denn Sling-Variationen gibt es praktisch wie Sand, - in Thailand – Müll, am Meer.
Demnächst wird das populäre Getränk von Raffles mutmaßlich wie Pulversuppe im Beutel verkauft. Der Mist muß dann nur noch zusammen mit
exakt 200 ml kaltem Wasser und Eiswürfeln nach Belieben, kräftig geschüttelt werden.

Frisch von der LeBar,
Low

http://www.singapore-vacation-attractions.com/singapore-sling.html

Vorsicht: Unverdünnter Ananassaft kann Obstipation im Eiltempo, wie ein geölter Blitz, beheben. Solche technischen Probleme treten beim
Genuß von Sling sehr selten auf.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 21. März 2011, 00:15:20
Lieber Low,

wir haben ganz offensichtlich ähnliche Erfahrungen mit dem Singapur Sling im Raffles Hotel gemacht. {+
Da ich das thailändische Bier üblicherweise in den gängigen Mengen gut vertrage, neige ich in nicht näher bekannten Bars eher dem Bier zu.

Meine Singapur Sling Erfahrungen in der Bar des Raffles Hotels in der Meerlöwenstadt waren derart, dass ich für lange Zeit weiten Abstand von diesem berühmten Mixgetränk eingehalten habe. Erst ein Barmixer in einem eher unbekannten Hotel konnte mich von dem Irrglauben abbringen, dass dieses Getränk schon ganz prinzipiell fälschlicherweise hoch eingeschätzt wird.
Der oben genannte Barmixer mixte das Getränk in der von Dir beschrieben aufwändigen Weise, ohne bei den Ingredienzien an der falschen Stelle zu sparen.
Ob er allerdings mit Deinem ganz privaten "Bargirl" mithalten kann, werde ich wohl gelegentlich einmal im Rahmen einer Chiangmai Visite herausfinden müssen. :-)

Ich halte übrigens nicht nur von den Bar-Leistungen des Raffles Hotels nicht viel, auch das Hotel ist seinen hohen Preis nicht wirklich wert, es sei denn, man findet ein ausgesucht schnöseliges Verhalten des Hotelpersonals besonders trendy!
Singapur hat fürs gleiche Geld und auch für wesentlich weniger weit besseres in der Hotelszene zu bieten.

Ob Obstler bei Obstipationsbeschwerden hilft?
Kann ich leider nicht beurteilen, weil mir derartige Beschwerden Gott sei dank persönlich fremd sind.
Ich rate zum Individualversuch.

Mir den allerbesten Grüßen an das o.g. Bargirl

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Grüner am 21. März 2011, 18:54:31
Wolfram, wem an der Touristenfalle in der Lobby des Raffles nix anderes einfaellt als dort den 10 Millionten S. Sling zu bestellen (fuer Gaeste uebrigens kostenlos) und noch meint, dass er was besonderes kriegt, der muss wohl zwanghaft das nachmachen, was im Lonely Planet steht und dem gehoert es auch nicht anders.  {+

(Daiquiri und Maitai sind im Raffles uebrigens OK, ebenso die dazugereichten Haeppchen ... fuer s naechste Mal)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: TiT am 21. März 2011, 19:29:55
Häppchen? Du meinst jetzt aber nicht diese unsäglichen Erdnüsse aus den Sackbatterien hinter der Bar, wovon dann die Schalen überall auf dem Boden rumliegen?
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Grüner am 21. März 2011, 19:35:40
TIT, die Rede ist hier nicht von irgendner kleinen Bierbar in der Patpong oder Sukhumvit, sondern vom Raffles Hotel in SIN.

Kannst auch im Oriental Hotel in BKK in der Bar nen Cocktail bestellen, dann weisst Du was ich mit "Haeppchen" meine.

Dort ist ja die gleiche Preisklasse.

Wenn Du die Haeppchen alle schaffst, brauchste keinen Dinner mehr.

Hat natuerlich seinen Preis...
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: TiT am 21. März 2011, 19:39:09
@Grüner

Auch ich spreche vom Raffles in Singapur, präziser, der "Long Bar" in demselben Hause. Dort wurden bei meinem letzten Besuch, der zugegebenermaßen bereits einige Jährchen zurückliegt, standardmäßig ungeschälte Erdnüsse aus riesigen Jutesäcken, die hinter der Bar standen, zu den Drinks gereicht.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Grüner am 21. März 2011, 19:42:20
Die Long Bar ist nur fuers walk-in Publikum, das mal gucken will. Das ist nicht das Raffles Hotel, jedenfalls nicht mehr, wenn Du drin residierst.

HINTER der Long Bar beginnt der Hotelbereich, der ist nur fuer Gaeste zugaenglich. Was dort geboten wird, ist vom allerfeinsten.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: TiT am 21. März 2011, 19:55:45
Na schön, dann hab ich da halt nur den Touristenbereich erlebt - bin halt hinter meinem Kumpel hermarschiert, der damals in Singapur lebte...
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 21. März 2011, 20:20:26
Mein Aufenthalt im Raffles Hotel liegt einige Jahre zurück, auch der Aufenthalt in der bar des Hauses.
Der Preis hat mich damals nicht gestörrt, ein gewisses Preisniveau ist in Luxushotels zu erwarten.
Allerdings hatte ich damals auch einen Service vermutet, wie er zum Beispiel im Oriental Hotel in Bangkok oder im Peninsula Hotel in Hongkong selbstverständlich ist.

Dass eine Bar ihren berühmtsten Cocktail nicht hinbekommt, ist darüber hinaus ein Armutszeugnis.
Das entschuldigen auch die sagenhaften Häppchen nicht.

Wolfram
Titel: Rückblich auf Raffles
Beitrag von: Low am 22. März 2011, 16:39:45
Rückblich auf Raffles

Damit meine ich nicht den Thomas Stamford Raffles, welcher am 6. Juli 1781 an Bord des Handelsschiffes Ann als Sohn des Kapitäns Benjamin
Raffles vor der Küste von Port Morant, Jamaika geboren wurde.
Bereits als Teenager trat er in die Dienste der Britischen Ostindien-Kompagnie ein. In seinem kurzen Leben leistete er beinahe Unglaubliches.
1805 sandten ihn seine Vorgesetzten auf die Insel Penang vor der Westküste Malaysias.
Im kleinen Museum von Georgetown bewunderte ich durch Raffles erstellte Landkarten, welche leider genüßlich durch Insekten emsig verzehrt
wurden!
1811 wurde Raffles Leutnant Gouverneur von Java. Sieben Jahre später wirkte er als Gouverneur von Bengkulu im Westen Sumatras.
Seine Expedition landete am 29. Januar 1819 vor der Insel Singapur und weitsichtig ließ er die Stadt als zukünftiges Handelszentrum errichten.
Sir Thomas Stamford Raffles verstarb am 5. Juli 1826, am Vorabend seines 45. Geburtstages.
Sein Name lebt in Singapur weiter in der Raffles Institution, einer Schule, welche Raffles 1823 gründete. Für Touristen weit bekannter dürfte das
gleichnamige Hotel sein.

An die großen Jutesäcke in der Bar erinnere ich mich gut. Die Erdnüsse wurden nicht gereicht. Selbstbedienung war angesagt. Im sonst blitz-
blank sauberen Singapur schmiß man in der Bar die Abfälle einfach auf den Boden. Nach mehreren harten oder auch gemischten Drinks war die
dermaßen präparierte Piste ein ideales Testgelände fürs Gehvermögen.

Ein Tag im Raffles blieb besonders einprägsam. Wir dinierten am 15. Februar 1981 zu dritt gediegen im Palmenhof. Nur eine Stunde nach Mitternacht
erblickte mein Sohn die Lichter dieser Welt. Höhepunkte in Lows Leben als Erdling! Danach wurden wir zum zerbrechlichen Quartett.
Grenzenlose Gier gepaart mit ungeheuren Portionen Dummheit zerstörten innerhalb weniger Jahre eine Familie.
Raffles dagegen überlebte seit 1887.

http://www.nndb.com/people/709/000104397/
Titel: Re: Rückblich auf Raffles
Beitrag von: hmh. am 22. März 2011, 21:11:45
15. Februar 1981
Ja, damals kostete das Raffles 25 Dollar pro Nacht. Es war auf dem Hund, aber alles noch echt!  }}
Ebenso wie das Strand in Rangoon (1983 11 Dollar, mit schwarz gewechselten Kyatt bezahlt  ]-[ ), das E & O in Pinang. das Bela Vista in Macao, das alte Railway Hotel in Huahin (Photo von damals übrigens hier: http://www.thailandtip.de/tip-zeitung/nachrichten/news/freier-und-frau-in-thailand-wahre-liebe-eine-speziallektuere-zur-abschreckung/back/122/ ) und all die anderen Hotels, die sich damals wirklich noch lohnten und die alte Atmosphäre hatten. Hohe, kühle Räume, mit Deckenventilatoren, keine Klimatisierung, trotzdem schwitzte man nicht.

Ich habe diese Hotels Anfang der 1980er ganz bewußt durchgemacht, auch das Mandarin und das Peninsula in Hongkong, obwohl die damals schon sündhaft teuer waren, trotz Presserabatt. Das einzige, von dem ich wirklich enttäuscht war, war das Mandarin in Hongkong.

Als wir 20 Jahre später für unsere jährlichen Flittertage zum Beispiel das Raffles einmal fünf Tage buchten. kostete die Courtyard Suite dann 495 Dollar pro Nacht trotz Medienrabatt.  :'(

Aber es wurden unsere bis dahin schönsten Flittertage aller Zeiten. Die Suiten im Raffles sind erheblich besser als etwa der Garden Wing im Oriental in Bangkok, was unter anderem bei der Bad-Ausstattung sehr deutlich wird.

Zum Essen sind wor vom Raffles (außer als wir von der Raffles-Pressesprecherin einmal zu Doc Cheng's eingeladen wurden :-X ), natürlich auf die Straße, zum Beispiel in die "Food Alley", oder nach Little India oder noch besser nach Geylang zu den Entenmeistern!

Den künstlich-akademischen Streit um den Singapore Sling verstehe ich übrigens nicht. Es handelt sich um einen schlechten Cocktail, egal, wo man den in bestellt.
Er muß außerdem durchaus genau so schmecken, wie im Raffles. Die haben das Originalrezept und ich weiß, daß es auch peinlich genau nach dem Original mit natürlichen Zutaten gemacht wird. Kommt natürlich auch im Container, aber es muß genau drin sein, was drauf steht.
Alles, was angeblich "besser" schmeckt, ist angehübscht, aber es ist eben kein original Singapore Sling, wie er in der Raffles Bar erfunden wurde!

Die Leute waren früher bescheidener und die Zeiten waren karger, die Zutaten schlichter, das ist der Grund, warum so manche modern angehübschte Turbo-Version vielleicht "besser" schmeckt.

Das betrifft auch viele andere "moderne" Versionen alter Nahrungsmittel und Getränke.

Die Wahrheit ist die, daß die Leute heute vor lauter Industriezutaten, Fertig-Vorgemixtem (auch für Cocktails!), Geschmacksverstärkern und Schimmelaroma sowieso nicht mehr wissen, was "echter" Geschmack ist.

Für das Fußvolk im Raffles ist der Singapore Sling außerdem sowieso nichts anderes als eine Touristenfalle. In jedem Reiseführer steht halt der Blödsinn drin, von wegen daß man in Singapur das Gesoffs mal an der Long Bar probiert haben muß  {+ Per Hand frisch pressen und einzeln Mixen ist bei dem Massenandrang natürlich heute nicht mehr drin.

Ich hatte schon immer eine Abneigung dagegen, das zu tun, was alle tun, siehe TIP Führer Bangkok.

Ich empfehle im Raffles vor allem, nüchtern zu bleiben, um Mitternacht nüchtern zum Schwimmpfuhl auf dem Dach des Hauses. Wenn diejenigen die unbedingt an der Bar hocken müssen, dann nicht stören, ist es dort oben nämlich traumhaft schön! Der schönste "Moonlight Swim", den man sich zu zweit wohl antun kann. :-*

Und danach, immer noch nüchtern, noch ein paar Turnübungen auf dem Übergrößen-Bett in der Courtyard Suite.
Die Matratzen im Raffles sind nämlich auch vom feinsten!  8)   :o  ;)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Alfred am 22. März 2011, 23:40:56
-hmh-
Die letzten Saetze, hoeren sich nach tollen -Glory Days- an. Super.   ;)

 
Titel: Andere Klebrigkeiten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 25. März 2011, 18:01:22
Andere Klebrigkeiten

Meine abrupten Ausführungen sind häufig schlecht verdaulich und schwer verständlich. Dies zeigen nicht nur rare Antworten, sondern ebenfalls
die Lesbarkeitsquoten nach Flesch, welche sich nach folgender Formel errechnen:
206,835 - (1,015 x durchschnittliche Wortzahl/Satz) - (84,6 x durchschnittlliche Silbenzahl/Wort). (1)
Der Aufsatz “Feuchter Gruss aus Singapur“ ist mit dem Ergebnis 24 niederschmetternd, wenn 100 als verständliche Norm gilt. Werte unter dreissig
werden nach diesem Literaturbarometer als nur für Kakademiker verständlich lesbar eingestuft. Ich schluckte leer. Gleichzeitig zeigt sie die Qualität
der Tip-Forum Leser(innen).

Meine im Hintergrund versteckt lauernde Aussage war: Über 95 Prozent der Bars weltweit brauen Singapur Sling nicht nach dem Originalrezept
von 1936. Sogar die Raffles Bar änderte vor Jahren die Rezeptur und addierte zusätzliche Kohlenhydrate in Form von Zuckersirup. Zucker ist
bekanntlich billiger als Schnaps. Aus Zucker entsteht, wer hätte es gedacht, Alkohol. Dieser Trick wird von geldgierigen Winzern nicht nur in
sonnenarmen Jahren vielfach angewandt. Mit heutigen, teuren Analyseverfahren ist dieser Zucker im Wein nachweisbar.

Schumann’s Bar Buch zeigte bereits1984 Variationen. Auf Vitamine in Form von Ananassaft wurde bewusst verzichtet, jedoch nicht auf Zucker.
Zuckersirup und zusätzlich Grenadine bereichern gegenwärtig fast sämtliche Cocktails. Kein Wunder, wenn unzählige Schlampen nach längerem
Barbesuch besonders süss wirken.

Ich verstehe nicht, dass die sonst erfinderischen Herrschaften ihren verpissten teuflischen und meist überzuckerten Kreationen mit verschiedenen
Ingredienzien keine neuen Namen vermitteln. Beim Benzin mit geringeren Unterschieden funktioniert  das.
Bestelle ich einen Lagavulin (2) Single Malt, will ich beileibe keinen Glenfiddich (3). Aber die meisten Gaumen können offenbar die feinen Nuancen
gar nicht feststellen. Wie ich erfahren musste, ist Betrug eher die Regel als die Ausnahme.
 
Wenn ich nach der Arbeit mit geröteten Augen und trockenem Rachen zu Hause ankam, gab es für mich nach der durch Isotope und Ionen
geschwängerten, steifen Laborluft nur ein Getränk, um meine Radioaktivität abzubauen. Einen Single Malt.
Die damaligen Partnerinnen wirkten öfters als Barfrauen und fragten süss:
„Liebling, wieviel Schnaps geht ins Glas?“
Ich antwortete: „Einen Finger!“
Sie massen dann den Finger, wie Frauen messen, nicht breit – sondern lang - Single Malt als Longdrink.

In Hinterindien ist die Luft weder trocken noch besonders radioaktiv. Eine üppige Schwere, ein Bouquet von Gewürzen, Blumen, Blüten, Curries,  
verschiedenem Reis von herb bis süss, Frauen, Hunden, Katzen, Kehricht und Kadaver umsäuseln uns ständig. Flaschen mit gebranntem Malz
sind rar und vorwiegend teuer. Hier bekämpfe ich beim Saufen nicht das periodische System der Elemente, sondern Dummheit und Arroganz,
nicht auszuschliessen meine eigene.

Deshalb sind mir alkoholisierte Fruchtsäfte an die Leber gewachsen. Auf Reisen lernen wir selten genug neue Schöpfungen kennen. Khun Kiatisak
aus Phitsanulok war so freundlich und stellte für uns die Rezeptur des Amore Dreamers des Hauses Yodia zusammen. Der Cocktail wurde hübsch
dekoriert in einer ganzen Ananas serviert. Neben zwei Sorten Rum und Dry Orange Curacao enthält der Mix drei Früchtsäfte und Zucker als Sirup
und zusätzlich den Farbstoff Grenadine (4), als eisgekühlte Klebrigkeit für kalorienbedürftige Kampfkuschler am Spätnachmittag zwischen
17 00 und 24 00 Uhr sehr empfehlenswert.

Nachdem die Preise von praktisch saftlosen Kokosnüssen dieses Jahr teilweise dreissig Baht überschritten, waren wir glücklich in den Ananas
eine preiswerte Alternative für unsere Cocktails zu finden.
Die Kopierversuche des Dreamers verliefen unbefriedigend. Dick schnitt zuviel Frucht weg. Der Cocktail leckte aus den Poren der Ananas oder
man musste sich beim Trinken beeilen. Das Gemisch war viel zu süss.

In der heimischen Bar veränderten wir die Zusammensetzung und begrenzten die Süsse. Wir schmissen die geschnittene Ananas in einen Krug
und setzen sie mit etwas Wachholderschnaps, zwei Sorten Rum und Cointreau über Nacht im Kühlschrank an. Anstelle von Orangensaft und
Zucker benutzt Dick 200 ml leicht herben, frischen Pomelosaft. Aus dem Amore Dreamer wurde der HangDong Sling. Das kalte Getränk beflügelt,
beschwingt Schwengel und hebt nicht nur die Moral.


(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Lesbarkeitsindex
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Lagavulin
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Glenfiddich
(4)
http://de.wikipedia.org/wiki/Grenadine_(Lebensmittel)

Schumann’s Bar Buch, 2. Auflage 1984
Wilhelm Heyne Verlag, München
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Grüner am 25. März 2011, 18:08:49
Klebrigkeit ist das richtige Wort fuer das Zeugs, das keiner braucht.

Wie gesagt, Daiquiri oder Maitai oder auch mal nen Margarita ohne Salz ...
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Bruno99 am 25. März 2011, 18:40:39
Richtig erkannt und wieder einmal bestens formuliert Low

aber:
Zitat
Bestelle ich einen Lagavulin Single Malt, will ich beileibe keinen Glenfiddich.....
das grenzt ja schon an Blasphemie   :-X

Wer rauchige Malt Whiskies bevorzugt laesst sich definitv nicht mit einem Massenprodukt abspeisen   {;

Der genannte Fingertrick hat mich an einen Flug nach Jakarta erinnert, da habe ich einen Single Malt an Bord bestellt.
Als sie Eiswurfel rein tun wollte habe ich sofort interveniert, sie fragte nochmals nach, ich bejahte, ja ohne Eis.
Ein kurzes Nachdenken ihrerseits und schwupps war der Becher kurzerhand mit Whiskey gefuellt

btw, war mein einziger Whisky auf diesem Flug, der brauchte keinen Nachschlag mehr  [-]
Titel: Abschied vom Sling
Beitrag von: Low am 29. März 2011, 12:11:09
Abschied vom Sling

Zitat Grüner:
Wie gesagt, Daiquiri oder Maitai oder auch mal nen Margarita ohne Salz ...
Der Kreis schliesst sich.
Wir sind wieder bei:
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg163362#msg163362
Selektiver Aperitif 
Und was bestellten wir da?
„Bitte einen Mai Tai und einen Singapur Sling.“

Der Maitai damals war übrigens genauso zuckerkrank wie sein entfernter Verwandter.
Sollte die Farbe nicht eher gold-gelb sein? Nein, wir haben jetzt von Monsanto genmanipulierte rote Ananasfrüchte für Spezialisten. Die Tage
von Grenadine und Zuckersirup sind damit endgültig gezählt.

Bei Durchsicht der Festplatte in meinem ältesten PC, Betriebssystem und Virenschutz wurden  gestern ersetzt und das Ganze soll abgestossen
werden, stiess ich zufällig auf ein Fossil, Sling–Forschung zurück bis 1860!
Ich möchte die gereizte und empfindlich reagierende Anti Sling Verschwörung des Forums nicht weiter erregen. Deshalb versende ich die Arbeit
(Englisch)  auf Anfrage nach dem Lotterieprinzip an glückliche Gewinner per PM.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Grüner am 29. März 2011, 17:35:07
Danke fuer das Angebot, aber mir ist ein frisch gepresster Orangensaft oder ein Zitronengras-Tee eigentlich sowieso lieber als dieses ganze Alkoholzeugs.
Titel: Geistloser Elektronikgigant aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 31. März 2011, 21:01:26
Geistloser Elektronikgigant

Beim Schnuppern in den Forenbeiträgen stiess ich wiederholt auf fragwürdige, gleichzeitig belustigende Beiträge. So meldete sich ein Spassvogel
unter dem Pseudonym eines Elektronikgiganten. Ich nenne ihn Toshiba.

Erst phantasierte er, wie er sich jeden zweiten Tag mit Putzhilfen amüsieren würde, sobald Mia zwecks Einkäufen aus der gemeinsame Wohnung
verschwand. (1) Die Dame verliess gemäss seiner Aussage die Wohnung nur ungern. Er komplimentierte sie richtiggehend hinaus.
Hat der Mann ein Glück und zudem Fabelwesen von Raumpflegerinnen. Unsere Putze färbt sich zwar öfter die Haare. Bei ihrer Farbenblindheit
kombiniert mit ihrem handwerklichen Ungeschick wirken die Resultate für mich äusserst abschreckend. Zudem erinnert ihre Leibesfülle eher an
eine ältere, nicht stromlinienförmige Dampflokomotive als an die Venus von Milo. (2) Seit längerer Zeit bestieg ich weder Aphroditen noch Lokomotiven,
mit und ohne Dampf.

Sofern meine Freundin das Haus zwecks Besuch von Grossverteilern verlässt, biete ich ihr Schutz und Hilfe an und begleite sie. Komischerweise
werde ich dabei öfters von jungen weiblichen Personen angemacht, als dass sie durch Fremde angequatscht wird.
Da war ein russischer Uhrenverkäufer im TESCO Hangdong, der aus China importierte, schlecht kopierte Schweizer Uhren verhökerte. Das Designer-
kleidchen von Jaspal liess die Frau nur halb so alt aussehen, wie sie eigentlich ist. Weil sie vergass, eine ihrer gesammeltem original RST, Rado,
Swiss Army Watch oder Tissot zu tragen, sah der Russe im Geiste bereits ein nett betuchtes Ärmchen für seine Betrügereien.
In solchen Augenblicken schleiche ich mich aus dem Hintergrund an und spiele den begüterten Farang-Gönner in der Rolle von Giacomo Casanova
mit einer angeblich Unbekannten. (3)
„Sofern die bezaubernde Madame eine Armbanduhr wünscht, kaufe ich ihr eine Echte!“ Der Russe wechselte sowohl Gesichtsfarbe als Standort.

Zurück zu Toshiba. Vielleicht blitzte er bei besagter Reinigungsspezialistin ab. Weitaus wahrscheinlicher ist, dass er aus materiellen Gründen
keine, oder wenn, gar eine minderjährige, schlecht bezahlte Hausangestellte hat. Frustriert, ohne warme Weiblichkeit, kopierte er einen alten
Bericht über Sexsklaven in die Kambodscha Seiten. (4) Was sind denn zu niederträchtigem Sex gezwungene arme Hausangestellte anderes als
Sklaven?
Es brauchte keinen besonders scharfsinnigen Detektiv, um die gesammelten Lügen zu durchleuchten.

In einem weiteren Thread lästerte der Witzbold über einen angeblichen Freund. (5) Dort zeigte sich, Herr Toshiba ist Rentner und lebt von der
staatlichen Alterversicherung. Da er möglicherweise keine Maximalrente erhält, ist er auf Ergänzungsleistungen angewiesen. Das ist an und für
sich selbstverständlich und kein Makel.
Sein Traum wäre jedoch, dass er mit seiner thailändischen Freundin, nicht Angetrauten, ist es gar die Raumpflegerin, für einige Monate die
Schweiz besucht. Dafür braucht sie für ihr Visum eine Kranken- und Unfallversicherung und zusätzlich eine Garantieerklärung in der Grössenordnung
von Fr. 50 000.00 um in den Schengenraum einreisen zu können.
Weil Herr Toshiba nicht über die notwendigen Vermögenswerte verfügt, ersuchte er seinen Freund um eine Bürgschaft. Der Freund lehnte
wohlweislich ab. Kulowanz schrieb Klartext: „Wer in der Schweiz auf Ergänzungsleistungen angewiesen ist, ist nicht in der Lage, selbst das
Existenzminimum aufzubringen.“ (6)

In diesem Lande bin ich von Elektronikgiganten umgeben. Vor mir steht ein Samsung, links ein Sony, rechterhand ein Epson (Seiko), zweimal
Acer. In der Küche brummt ein LG. Alle, restlos alle, verlangten für ihr Dasein Bargeld.
Da blieben keine Tantiemen für pikante Nebenerwerbstätigkeiten der Zugehfrau. Anstelle dessen besorgte ich mir aus einem Antiquariat preisgünstig
den abgegriffenen Bestseller mit Eselsohren aus dem Breit-Spektrum-Verlag: “Selbstbefriedigung für Anfänger bis Rentner.“ (7)

(1)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=10026.msg159634#msg159634
17.2-2.3.
(2)
http://www.google.com/search?hl=de&source=hp&q=Venus+von+Milo&aq=f&aqi=g7&aql=&oq=
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Giacomo_Casanova
(4)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=3039.msg164796#msg164796
29.3.
(5)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=10375.0
28.3.
(6)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=10375.msg164866#msg164866
(7)
http://www.shortnews.de/id/819666/Rentner-stirbt-bei-Selbstbefriedigung-durch-Stromschlag
(Zeigt erneut die schädliche Wirkung von Strom aus Kernenergie.)

Üblicherweise kommentiere ich Forenbeiträge aus anderen Threads nicht.
Wenn einer seinem Egoismus huldigt und gedankenlos Mitmenschen in die Pfanne haut, kenne ich kein Erbarmen. Zu oft stolperten wir über
Opfer solcher Helden. Wenn ein so lieber Mitmensch vor dir auf einer Botschaftskanzlei war, dürfte die Stimmung für den nächsten Kunden
entsprechend “angewärmt“ sein.
Titel: Re: Geistloser Elektronikgigant aus Hinterindien
Beitrag von: dart am 31. März 2011, 21:12:51
Anstelle dessen besorgte ich mir aus einem Antiquariat preisgünstig
den abgegriffenen Bestseller mit Eselsohren aus dem Breit-Spektrum-Verlag: “Selbstbefriedigung für Anfänger bis Rentner.“ (7)
Köstlich, das ist wahre Lebenshilfe für alle Elektrogiganten und weitere Mutanten.  :]  (es gibt wohl gerade eine kleine Flutwelle, evt. Ausläufer des Tsunami)
Titel: Fukushima und die Physiker
Beitrag von: Low am 02. April 2011, 11:30:11
Fukushima und die Physiker

Es gibt Themen, die sind für scharfe Hunde Maulkorb pflichtig.

A.   Emmentaler Käse: Fossil aus der Vergangenheit, im LOS importiert aus Australien oder anderen globalen Gebieten, welche nicht
      unmittelbar an der Emme anliegen.

Emmentaler Weisheiten:
B.   Albert Bitzius = Jeremias Gotthelf, 6. November 1835 in Lützelflüh
C.   Friedrich Dürrenmatt, 5. Januar 1921 in Konolfingen

Zu Gotthelfs Zeiten gab es noch keine Atome, bestimmt nicht!
Da wurde bloss mit Äpfeln, Stangen-Gemüse und vergorenem Fall-Obst gesündigt.

Dürrenmatt erlebte Hiroshima aus der Ferne.
Darauf schaltete er, anders als DACH Politiker heute, sein Hirn ein.
Seine Ideen fragwürdig korrumpiert:

http://www.tagesanzeiger.ch/kultur/buecher/Fukushima-und-die-Physiker/story/10961026

Gibt es eine Zukunft?
Ganz sicher.
Die Frage ist bloss, ob sie uns gefallen würde.

http://www.tagesanzeiger.ch/kultur/buecher/Das-naechste-Opfer-der-Verbotskultur-ist-der-Alkohol/story/16135797

...!
Titel: Fragwürdiger Lanna Journalismus
Beitrag von: Low am 05. April 2011, 18:02:40
Fragwürdiger Lanna Journalismus                                                     Feb. 2011

Teil 1

Die Wurmfabrik


Anfangs Februar sah es so aus, als ob die expansive Ära Kleptomanewitsch einem baldigen Ende entgegen ging. Nicht etwa, weil die zahlreichen Amtsstellen mit
einem guten Doppelzentner Akten in endlosen Regalen endlich handelten, sondern weil die Dorfbevölkerung die Geduld verlor und Demonstrationen bei den
Verwaltungen in Dorf und Gemeinde organisierte. Zudem bedrängte Mutter Natur den dilettantischen Agronomen. Die Hälfte der Schweine krepierten freiwillig.
Zwei davon auf offener Strasse. Während der geschockte Landwirt in einer entsprechenden Stätte flüssiges Chang studierte, frassen neue, unerzogene Hunde
Frischlinge und jagten Hühner. Frau Kleptomanowa gab ihrem Entsetzen ob der toten Ferkel nach ihrer Arbeit lautstark Ausdruck.

Bereits während Monaten verhandelten Dick und einige ausgesuchte Volksvertreter mit der Bank um die Übergabe der Dorfstrassen an die Gemeinde.
Der Erbauer des Dorfes war kein Philanthrop, sondern ein übler Beutelabschneider. Er verkaufte unwissenden Menschen Strassenabschnitte als Baugrund.
Sie nahmen für ihn gegen Beteiligung Kredite auf, die sie in der Folge nie zurückzahlten. Seit etwa fünfzehn Jahren besitzt die Bank Strassen, die nichts einbrachten
und die nie repariert wurden.
Unser Nachbar wollte als letzte Glanzidee auf öffentlichem Grund, einer geplanten Strasse unmittelbar neben dem Schönheitssalon, eine Wurmfabrik zwecks Ernährung
seiner Hühner und Fische errichten. Die Bambuskonstruktion steht seit Monaten. Es fehlen nur Dach, etwas Mauerwerk und die Akteure, die Würmer.

Vor zwei Wochen kam eine Firma mit Dachplatten, Zement und Baustahl und wollte die Bambusstruktur vollenden. Dick sprach mit den Leuten und dem zukünftigen
Direktor über Millionen Würmer. Die Leute zogen sich still zurück. Doch schon am nächsten Tag erschien eine andere Firma mit Baumaterial. Auch dieser Versuch wurde
von Dick vereitelt.
Am dritten Tag mit einer dritten Firma kam es fast zur Prügelei. Mehrere Dorfbewohner, angelockt durch Fahrzeuge, Bauleute, Lärm, Geschrei und viel Material auf der
Strasse, wurden Zeugen von Kleptomanewitschs wiederholten Morddrohungen gegen Dick. Schlecht für den Bauherrn war, dass sich der Dorfobmann unter den
Zaungästen aufhielt. Der rief sogleich die Polizei. Der Baubeginn wurde unter viel Palaver abgebrochen.

Der verhinderte Wurmfarmdirektor zog sich wütend in sein Haus zurück, wo er laute Drohungen grölend seinen Missmut in viel Alkohol ersäufte. Währenddessen
genossen gegen hundert Personen seine lautstarken apokalyptischen Offenbarungen, den Gestank, sahen durch die Zäune das Baugerüst, den Müll, schwarze
Schweinchen, magere, teilweise räudige, unterernährte Hündchen, Glucken mit fast federlosem Gefolge, Tierknochen und Kadaver.
Polizisten standen ratlos herum, diskutierten mit den Leuten und fertigten emsig Protokolle an.
Als Kleptomanewitsch mit seinem Kleinlaster und dem von Zorn und Alkohol geröteten Gesicht vom Gelände wegfahren wollte, stoppten ihn die Polizisten.
Sie verhafteten den schwer betrunkenen Fahrer und Tunichtgut und schleppten ihn aufs Revier, während die restlichen Zuschauer erregt die Verwaltung in
Hang Dong aufsuchten.
Man verhandelte und überreichte zur Beruhigung jedem Besucher zehn Kehrichtsäcke als Ang Pow, es war ja chinesisches Neujahrsfest.
Journalisten besuchten die Farm ebenfalls. Sie fotografierten das Gelände. Sie schnüffelten die schwere Luft und recherchierten bei den Behörden.

Am nächsten Tag durfte unser Nachbar seine vergitterte Unterkunft verlassen, nachdem seine Frau dreitausend Baht bezahlte, zweitausend für die amtlich
protokollierten Morddrohungen, eintausend für den Fiaz,* Fahren in angetrunkenem Zustand.

Fortsetzung folgt

*Fiaz ist im helvetischen Amtsdeutsch ein gebräuchlicher Ausdruck, fast wie Fak, Fahr-Ausweis im Kreditkartenformat.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 05. April 2011, 22:10:32
HalLow,
nach Raffles, Elitegesöff und "Putziges" endlich wieder mal was
"Nettes aus Hang Dong"..  ;]

Danke, kmr.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 06. April 2011, 01:36:50
jetzt wirds wieder richtig hinterindisch!
Ich habe das Kleptomanowitschareal ja selbst schon in Augenschein nehmen dürfen - es fröstelt mich immer noch bei dem Gedanken an die "Errungenschaften" des kleptomanowitschschen Genius! {+
Wäre da nicht unser Low, der Berichterstatter über diese ungöttliche Tagödie in homerischer Tradition, es wäre alles einfach nur zum  {/.

Ich erwarte ungeduldig die Fortsetzung der comedia diabolica.

Wolfram
Titel: Fragwürdiger Lanna Journalismus II
Beitrag von: Low am 08. April 2011, 10:53:28
Fragwürdiger Lanna Journalismus                                                    

Teil 2    
Zeitungsenten und andere Vögel

Zu hause musste sich der entlassene Sträfling auf nüchternen Magen eine gepfefferte Gardinenpredigt und Standpauke der Gattin anhören. Der Ärmste zertrümmerte
danach in stummer Not sein neues Radio, mit dem er uns zuvor zwei Wochen lang ungefragt unterhielt. Er hat bereits ein neues Gerät und demonstriert seine wieder
gewonnene Radioaktivität lautstark mit Thai Pop.

Während ich dies tippte, baggerten Baumaschinen lastwagenweise Tierknochen und Müll vom Gelände. Einen Tag zuvor noch versuchte der Unhold, Kehricht und
Knochen mit der Erde von vier Lastwagen abzudecken. Das verbliebene Rinnsal von Dorfbach an der Grenze seines Geländes müsste saniert werden.
Woher der Kerl all diese Knochen nahm, Koteletts können es kaum gewesen sein, wissen die Geister des Wassers, die Göttin der Erde – Wasunthara* - und ich.
Er liess sich fürs entrümpeln bezahlen und lagerte seine gesammelten Schätze ums Haus herum.
Die Polizei gewährte ihm einen ganzen Tag, um die Strasse zu öffnen. Herr K humpelte und sprach demutsvoll mit schmerzverzerrtem Gesicht zu den Beamten, er
sei schwer krank, habe die Gicht und erschnorrte sich eine Frist von einer Woche.
Ich habe Verständnis. Es ist unmöglich, all das größtenteils gestohlene Zeug, inklusive Schuppen für Fahrzeuge und viel Baumaterial in wenigen Tagen zu entfernen.
Aber ich wette, am 17. Februar wird die Strasse sicher nicht frei gegeben, oder die korrupte Protektion bricht total zusammen.

Dick arbeitete am 11. Februar mit leitenden Bankbeamten, Thema Strassenübergabe und Gemarkungen. Dank meinen Ermittlungen und unbequemen Fragen, fanden
Angestellte Dokumente von Grundstücken, welche nie verkauft wurden nicht mehr. Das war ein Grund, warum vor Wochen einer der leitenden Direktoren aus Bangkok
aufkreuzte. Ein beauftragter Detektiv fand heraus:
Ein Manager der Bank beliefert via Frau Kleptomanova, Leiterin der Küche von Thai Airways, den Flughafen mit Gemüse und Fleisch, das nicht aus der Farm stammt.
Ob mit den Gemüse- und Kräuterlieferungen ebenfalls Gras und delikate Präparate aus Birma eingeschleust wurden, ist zu vermuten.  Mit der Rückendeckung durch
einen leitenden Beamten ist der beliebt-berühmte Nachbar im Dorf in einer fast unangreifbaren Position. Er kann tun und lassen, wie es ihm beliebt.

Den Wahrheitsgehalt des mündlich überlieferten Berichts kenne ich nicht. Sollte in den letzten Wochen ein privater Ermittler im Raum Chiang Mai unfreiwillig
verstorben sein, dürfte diese Kurzgeschichte aus Hinterindien echt sein.
Es tobt ein Machtkampf innerhalb der Bank. Wenn nicht einige hohe Offiziere in Bank und Flughafen in die Angelegenheit involviert sind, werden die Rätsel bald
gelöst, andererseits könnte es für uns ebenfalls relativ ungemütlich werden.

Warum schrieb ich „Fragwürdiger Journalismus“? Die Zeitungen berichteten, dass der übereifrige Farmer eine private Müllabfuhr betrieb und auf öffentlichen Strassen
Ställe für Hühner, Enten und Schweine errichtete. Es gibt keine Ställe für die Tiere. Einige Hühner schlafen vor den Hunden geschützt in unserem Bambus und im
Mangobaum und verkleckern von dort oben gezielt einen Sukothai-Buddha. An guten Tagen spendieren die Hennen für die Gastfreundschaft ein Ei oder zwei.
Zudem wurden sämtliche Adressen publiziert. Bloss Thai Airways wurde nicht namentlich erwähnt. Dick bezeichneten die Schreiberlinge als Anführerin der
Dorfgemeinschaft. Es fehlten bloss ihre Kleidergrössen, BH - Form, Slipfarbe und Schuhnummern.
Sogar Mowgli entdeckte einen Fehler im Blätterwald:
Die Zeitungen gaben als Termin zur Lösung sämtlicher Probleme den 31. Februar an, so etwas wie den Sankt Nimmerleins Tag. Herr Kleptomanewitsch dürfte uns
also, Filz und Buddha sei dank, in irgend einer Form erhalten bleiben.

Einen positiven Effekt hatten die Publikationen. Als die Schulleitung die Ereignisse in den Zeitungen verfolgte und die militante Gesinnung der Mutter Mowglis zur
Kenntnis nehmen musste, offerierte sie telefonisch sofort fünftausend Baht für die Ereignisse im Pfadfinder-Lager, ohne über die aktuell weitaus höheren Kosten
im Bilde zu sein. Mowgli übermittelte uns die Zeitungen mit freundlichen Grüssen der Schuldirektion.
Nicht nur der 31. Februar, sondern auch der 31. März vergingen, ohne dass die Strasse geöffnet wurde. Das Bambusgerüst der Wurmfarm steht immer noch.
Die Anzahl der Tiere ist stark reduziert. Hungrige Hunde hetzen hastig Hennen. Sobald sie in unseren Garten flüchten, gibt es bei unserer Zugehfrau am Abend
Gaeng Gai, Chicken Curry.

Am 5. April erhielten wir Dorfbewohner eingeschriebene Briefe der Verwaltung. Viele der Einwohner waren nicht in der Lage, das Schreiben zu lesen oder zu
verstehen. Unser Nachbar, ein schneidiger Polizeioffizier, erkundigte sich ebenfalls bei Dick. Sie teilte ihm mit:
„Am Montag nach Songkran um zehn Uhr werden die Grundstücke unseres Nachbarn neu vermessen. Die Gemeinde ersucht um unsere Anwesenheit!“

Dieses Kapitel ist abgeschlossen, aber ... Fortsetzung folgt.


*Wasunthara, Gemälde von Sompop Budtarad

(https://lh3.googleusercontent.com/_VFrgqHIyyi8/TZ5BlPKotqI/AAAAAAAABLY/F8rvP1Nbyek/s800/Wasunthara.jpg)






Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Bruno99 am 08. April 2011, 12:05:23
ja mit solchen Nachbarn braucht man echt keine Feinde mehr.

Da wird einem wieder bewusst wie gut man es hat wenn keine Kleptomanewitsches und Co in der eigenen Umgebung angesiedelt sind.

Wuensche euch starke Nerven
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 08. April 2011, 12:28:15
"Hungrige Hunde hetzen hastig Hennen."

LOW, we love you!

Herzliche Grüße nach Hinterindien

Wolfram
Titel: Re: Fragwürdiger Lanna Journalismus II
Beitrag von: hmh. am 08. April 2011, 15:38:28
Die Zeitungen berichteten, dass der übereifrige Farmer eine private Müllabfuhr betrieb und auf öffentlichen Strassen ... Bloss Thai Airways wurde nicht namentlich erwähnt.

Ich kenne die speziellen Beziehungsgeflechte nicht, aber grundsätzlich gibt es auch in Thailand die Möglichkeit des ergänzenden Leserbriefs, in dem dann zum Beispiel mal THAI erwähnt wird...

Aber meistens ist es besser, auch in D-A-CH, solche Sachen auf sich beruhen zu lassen. Nichts ist älter als die Zeitung von gestern.



Wasunthara, Gemälde von Sompop Budtarad.

Einige werden sicher nachgoogeln, unter anderem denke ich an einen Ex-Tipianer, an den Low und ich während der Korrekturen des ersten Teils der der "Geschichten" manchmal dachten... {--

Das Suchen im Internet ist aber schwierig mit dem Farang-Kauderwelsch-Namen des Bildes.

In diesem interessanten Künstlerkatalog zum herunterladen ist das Bild aber drin (Seite 10) www.visart.co.th/download/doc_download/34-blank-card-gc (http://www.visart.co.th/download/doc_download/34-blank-card-gc)
Die Erdgöttin heißt in Thailand normalerweise พระแม่ธรณี Phra Mae Thorani oder eventuell noch พระศรีวสุนธรา Phra Si Watsunthora
Das ist die berühmte Dame, die aus ihren Haaren für jede gute Tat des Erwachten in dessen früheren Leben einen Wassertropfen aus ihren Haaren fließen ließ.

(http://upload.wikimedia.org/wikipedia/th/4/48/Bd007.jpg) Das ergab einen Strom, der alle wegwusch, die dem Buddha Böses wollten.  8)

Der Künstler heißt สมภพ บุตราช som? pób bùd dtà¿ râ:d Somphop Buttarat
In diesem Fall darf man zugeben, daß das kauderwelschische "Sompop Budtarad" die Aussprache ausnahmsweise mal ziemlich gut trifft. }}
Titel: Phra Si Wasunthora
Beitrag von: Low am 11. April 2011, 14:35:46
Phra Si Wasunthora

hmh, danke für die makellosen Erklärungen. Eigentlich wollte ich Deine wertvolle Zeit nicht stehlen, sonst hätte ich Dich vorher angefragt. Titel und Namen interpretierte
ich, wie sie mir untergejubelt wurden. Sompop ist als schöpferischer Artist leider kein Sprachgenie, wie König Ramkhamhaeng, der als Erfinder der Thai-Schrift seine
Regierungserklärung 1292 in Stein meißeln ließ. Man stelle sich die Steinmetzen in der Hitze Sukothais vor, in der einen Hand den Meißel, in der anderen Hand eine
Flasche Chang zur Inspiration, gleichzeitig gegen Transpiration und Staub.

Sompop und ich besuchten uns gegenseitig.
In Dicks Haus existieren zwei besonders wertvolle, durch seine Künstlerhand gebohrte und gedübelte Löcher, um seine faszinierenden Werke aufzuhängen.
Über all die Jahre verloren sie nichts von ihrer unbeschreiblichen Ausstrahlung. Ich habe die Idee, die Kunstwerke anderswo zu plazieren, damit unsere Besucher
Sompops Löcher bewundern können. Leider sind sie noch unsigniert.
Bei unseren Gemälden ist keine Phra Si Wasunthora dabei. Die sandte er mir als Künstlerkarten. Die kleinformatigen Drucke vermittelten jedenfalls einen ersten
bleibenden Eindruck.
Nach Kleptomanewitschs Schund- und Schmutzgeschichten brachte das Bild der Göttin hoffentlich etwas Linderung in die Schilderung unsäglichen Miefs.

Den Link www.visart.co.th/download/doc_download/34-blank-card-gc  zum Katalog kannte ich nicht. Danke für den Hinweis. Diese Sammlung ist wirklich sehenswert.

Antworten auf die in Thai gedruckten Lanna Postillen erachte ich als absolut sinnlos. Verglichen damit sind die geschmähten Zeitungen Bild und Blick hochkarätige
Intelligenzblätter. Der 31. Februar wurde vermutlich zur Gehaltsverbesserung und nicht für sorgfältigere Recherchen eingeführt!

Titel: Songkran mit unserem Experten Kleptomanewitsch aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 16. April 2011, 02:01:48
Songkran mit unserem Experten Kleptomanewitsch

Bruno antwortete in den Geschichten: „Ja mit solchen Nachbarn braucht man echt keine Feinde mehr.“ (1) Das ist seine Meinung.

Herr Kleptomanewitsch ist eine unbezahlbare Bereicherung unseres praktisch kulturlosen Daseins im Reisfeld.
Dank ihm brauchen wir keine flimmernden thailändischen TV-Unterhaltungsprogramme mit miserablen, jedoch
reich geschminkten und gestylten Darstellern und bis zur Absurdität verklemmten Schauspielerinnen in
entsprechenden Roben oder kritisch engen, vorzugsweise klemmenden Hosenanzügen.
Auf einer Strecke von fast achtzig Metern erleben wir eindrückliche Szenen hinterindischer Lebensart, besser
als mit jeder noch so ausgeklügelten HDMI oder HDTV Technologie. Wer besitzt schon so einen riesigen Breitbildschirm?
Einzig der Ton lässt, besonders bei intimen Szenen und grosser Distanz, gewaltig zu wünschen übrig.
Dafür werden wir immer wieder mit anregenden oder abstossenden Duftwolken entschädigt. Das kennen nur
Zeitgenossen, die ihre Glotzofone gleichzeitig in der Küche und im Badezimmer installierten, oder in Lokalitäten,
wo Fernseher und Kotthron unmittelbar neben dem Kochherd aufgestellt sind.
Wenn solche Realszenekombinationen durch ideenlose Architekten unerfüllbar bleiben, wirken Kleinkinder mit
Dünnpfiff selbst in einer Designerküche ungemein bereichernd. Geschmack- und Geruchverstärkend wirkt zusätzlich
das Ausschalten einer allfälligen Dunstabzugshaube, es sei denn, die Haube wurde nach Lanna Manier ohne
Mauerdurchbruch als rein dekoratives Zubehör an eine Wand geschraubt.

Songkran ist an den Verkehrstoten gemessen, eines der beachtlichen Feste des Landes. Es gilt, sich und den
Körper, die inneren Organe, besonders die Leber, auf das wichtige Ereignis einzustimmen und vorzubereiten.
Das machte unser gewitzter Nachbar mit Hilfe eines Fachgenossen bereits vor etwa einer Woche. Während
drei Tagen übten sie im Freien vor allem die klaglose Nahrungsaufnahme aus Flaschen. Sie rülpsten und kicherten
wankend im Gelände herum, pissten freihändig strahlend unter Bäume und Sträucher und lutschten gleichzeitig
an ihren Bier- und Schnapsflaschen. Hin und wieder fielen sie wie Fallobst zu Boden und schliefen eine Runde.
Bereits am zweiten Tag war der Kleinlaster den Übungsanforderungen nicht mehr gewachsen. Die Ladefläche
verkürzte sich bei einer misslungenen Akrobatikeinlage der glücklich Feiernden um fast einen Meter. Zum Ausgleich
schwoll das Stimmvolumen der Gattin bei der Besichtigung des verstümmelten Fahrzeuges gegen neunzig, oder
waren es hundert Dezibel, an.

Trotz umfangreicher Vorbereitungsseminare der gewissenhaft alkoholvernichtenden Fahrer, sie beginnen ihre
Lektionen üblicherweise an Loi Krathong, nutzen ausgiebig Weihnachten und die artfremden europäischen
Neujahrsfeiern und dann zusätzlich das chinesische Frühlingsfest – Mondneujahr, vervollkommnet durch zahllose
Karaoke-Test-Feste, erweisen sich viele Fahrzeuge ungeachtet der intensiven Vorbereitungen als songkran-
untauglich. Dies beweisen jedes Jahr die Unfallstatistiken.
Kein Wunder, ist doch der Automobilbau importierte, liederliche und unausgereifte Farang Technik, während der
Genuss von einheimischen Qualitätsprodukten wie Papayasalat, Som Tam, Chang Bier und Lao Khao kaum je
nennenswert bekannte Abgänge verursachten.

Fortsetzung folgt........

(1)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg166170#msg166170
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hmh. am 16. April 2011, 02:54:28
Ich sehe, das Warten (und das Feilen) hat sich gelohnt! Großes Kino! Mehr!  ;}
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 16. April 2011, 18:53:36
Großes Kino..

Low, vielleicht solltest Du ein Exemplar Deines Buches
Francis Ford Coppola zukommen lassen.  :)

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Josef am 16. April 2011, 21:14:50
Was würden wir nur ohne Dich tun ? Wer würde uns erheitern ?

auch ich freue mich auf Dein Buch ... >> lieber "Low" bitte arbeite gezielt an der Fortsetzung....

Gruß Josef
Titel: Songkran mit Kleptomanewitsch II
Beitrag von: Low am 18. April 2011, 14:05:42
Fortsetzung

Der dritte und letzte Tag der Vorbereitungsarbeiten für Songkran sollte jedem einen unvergesslichen
Eindruck hinterlassen. Kleptomanewitsch Vater, Sohn und Gast zogen sich bis auf die Unterhosen aus.
Dann pumpten sie eine geringe Menge Wasser aus dem Teich, so dass selbst angesäuselte
Nichtschwimmer nur vorsätzlich absaufen konnten. Mit tierischen Schreien und Netzen stürzten sie sich
dann in die lauen braunen Fluten und versuchten vermeintlich grosse Brocken zu fangen.

Väterchen wusste nicht, dass Söhnchen zwischen Loi Krathong und Weihnachten praktisch sämtliche
Fische gekonnt mit einem Knallkörper ordentlich erledigte und Schwesterchen beim Entsorgen
der Leichen fleissig mithalf. (2)
Die Ausbeute war entsprechend. Die Unterhosen enthielten reichlich Schlamm, der den Männern langsam
als brauner, wie dünner fäkaler Brei hinten und vorne über sechs teils behaarten Schenkel herablief.
Eine Handvoll erbeuteter bunter Fadenfische konnte die heisshungrigen Abenteurer nicht ernähren.

Unmittelbar an der Hauptstrasse steht ein Fischgrill. Die rundliche, überfettete Besitzerin zusätzlich
eines Vollmondgesichtes in zartschmuddeliger Aufmachung mit Holzkohlenaroma im strähnigen Haar,
wirkte zumindest nach dem hautfreundlichen Schlammbad voll appetitanregend. Vom Teich zur Fischfrau
wäre es ein Fussmarsch von fünf Minuten durchs flache Gelände.

Füsse kann man fast für alles brauchen, solange man im Suff nicht dauernd darauf pinkelt und sie
deswegen schnell wie ein ungepflegter Babypo wundlaufen. (3) Nach knapp einer Stunde kehrte
Kleptomanewitsch mit seinem Kleinlaster und exakt 1500 Gramm gebratenem Fisch zurück, einem
tausendstel des Ladevermögens des Fahrzeuges.  Wie viel er bereits an Ort und Stelle vertilgte, ist nicht
überliefert. Zahlreiche Umleitungen verlängerten seinen Weg. Dem Festmahl stand nun nichts mehr im
Wege, als ein paar verschmutzte Bierflaschen und einige zerquetschte Getränkedosen am Boden vor
dem Tisch.

Eigens für Songkran kreierte Kleptomanewitsch  d i e Singha-, Tiger-, Leo- und Changidee: Es goss
wie aus Kübeln, als am Morgen gegen neun Uhr wie in einem amerikanischen Gangsterfilm ein Dutzend
Kleinlaster in allen denkbaren Formen, Farben und Betriebszuständen mit viel Lärm und Geräusch die
Luft der Farm mit einem zarten Hauch von Diesel verpesteten.
Es war kein Killerkommando mit Maschinenpistolen und ähnlichen Bleispritzen, bloss ein Fisch-
killerkommando.
Der Grundstücksbesitzer und Farmdirektor Kleptomanewitsch fand an die zwanzig Interessenten für
einen geselligen Songkranbrunch. Jeder überreichte dem CEO gleich bei der Ankunft 100 Baht für das
bevorstehende Fischessen, fangfrisch aus eigener Hand! Hopfen-, Malz-, und Gerstensäfte, sowie
Lao Khao brachten die Teilnehmer selbst mit.
Die Besucher befreiten ihre Fahrzeuge von Ballast wie Angelruten, Käschern, Netzen, Monsterschirmen,
Klappstühlen, Grillgeräten, Tischchen, Schlachtmessern, Behältern mit Ködern, Flaschen und Töpfen mit
Saucen und Eingemachtem, sowie grössere Mengen von Toilettenpapier, um damit später nach
Landessitte die trantriefenden Finger zu reinigen.

Und es war Songkran und es regnete ausnahmsweise ausgiebig und alle waren feucht und nass und
alle sassen, hockten oder standen im Morast angespannt mit ihren Angelgeräten um den Teich.
Sie beobachteten aufmerksam die bunten Schwimmer und warteten vergeblich auf verräterische
Signale aus der Tiefe. Ausser unzähligen Wellenkreisen, erzeugt durch die schweren Regentropfen,
regte sich nichts im oder auf dem Wasser. Sämtliche Seejungfrauen geizten mit ihren Reizen.
Als bis gegen Mittag kein bisschen Biss erfolgte, erhitzten sich die Gemüter trotz Nässe und Kälte.
Die geprellten Fischer verlangten von Klepomanewitsch lautstark ihre Einsätze zurück. Der meinte
verschmitzt, Angeln sei leider unkalkulierbares Risiko wie Hahnenkämpfe und andere Glücksspiele.
Er änderte seine Meinung urplötzlich, als ihm einige vierschrötige Gestalten grösseren Kalibers mit
Hieben, Schlägen und nackter Gewalt drohten, sofern er nicht umgehend ihre Forderungen erfülle.
Er trennte sich ungern von den Gästen und speziell vom guten Geld und er bedauerte zutiefst,
dass seine eigentlich delikaten Fische keine Lust zum Beissen zeigten, besonders an Songkran.
 
(1)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg166170#msg166170
(2)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg155763#msg155763
(3)
http://www.healthy48.com/deu/d/wundlaufen/wundlaufen.htm

Langsam müsste Herr Kleptomanewitsch eigentlich einfallen, dass irgend ein Schurke so wie ich oder er selbst,
bei Nacht und Nebel seine Fische stahl.
Weil ich beim Tippen für den Tip, ich tippe ja nicht für die Katze, nicht dauernd die Aktivitäten beim
Nachbarn überwachen kann, rufe ich bei unerklärlichen Geräuschen:
„Liebling, was macht ER?“
„Er hat soeben im Ausgehtenue, sogar mit Hut, unfreiwillig ein Schlammbad zu sich genommen!“
Es darf gelacht werden. (4)

(4)
http://www.fernsehserien.de/index.php?serie=2858
http://www.youtube.com/watch?v=Ffz-5nZsVJQ
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: gam am 19. April 2011, 21:50:12
@low

Mich wuerde es mal interessieren, wo du genau in Hang Dong wirklich wohnst. Nicht das ich dich etwa besuchen moechte, keine bange.
Nach ueber 16 Jahren kenn ich die Gegend da wie meine eigene Hosentasche.
Was mich wirklich interessiert, sind deine Geschichten glaubwuerdig oder nicht.? Ich moechte mich selber davon ueberzeugen.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 20. April 2011, 01:09:26
Ich war da!
Ich habe das Kleptomanowitsch'sche Anwesen selbst gesehen - einfach denkwürdig, der Anblick. {+
Passt 100%ig zu den Moritaten. :-)
Es gibt leider nicht den allergeringsten Anlass, an den Berichten von low zu zweifeln.
Manche Geschichten kann man gar nicht erfinden...

Wolfram
Titel: Faule Eier im Osternest
Beitrag von: Low am 24. April 2011, 14:44:01
Faule Eier im Osternest

Am vergangenen Montag besuchte ein Grossaufgebot von Beamten während Stunden eines der Nachbargrundstücke. Der Herr Gemeindeobmann und ein Bankdirektor waren anwesend. Die Polizei glänzte in frisch gebügelten Uniformen - Ordnung muss sein.

Vermessungsbeamte hantierten mit ihren Theodoliten mit eingebauten Tachymetern und vermassen das Gelände anhand ihrer Unterlagen. Sie fanden mehrere Marksteine gar nicht. Als kostbares Fundstück gruben Angestellte einen aus dem Untergrund. Grenzsteine sollten sich frostsicher, das heißt mindestens 60 cm tief (zumindest in D A CH), im Boden befinden. Da es hier keine Fröste gibt, sind die Markierungen knapp dreißig Zentimeter lang. Mit den kurzen Stücken leistete der Landbesitzer im schlechten Sinn gute Arbeit. Er wurde verwarnt!

Tiere waren abgesehen von einem Gockel mit einigen Hühnern nicht mehr vorhanden. Die meisten wurden von den ewig hungrigen Hunden gefressen. Die spezialisieren sich nun auf Kehrichtsäcke auf den Dorfstrassen.

Es ist fast langweilig. Kein Gestank mehr, ausser menschlichen Ausscheidungen, denn Söhnchen benutzt die Mauer regelmässig als Pissoir.

Am einen Ende unterspült der Teich die Strasse. Da wurde ein Abstand von zwei Metern gefordert, ähnlich wie beim Dorfbach, wo zwei Meter Distanz öffentlicher Grund sind und nicht für private Zwecke verwendet werden sollten. Herr Land-Kleptomanewitsch wurde eine Frist von einer Woche eingeräumt, um die Auflagen von Gemeinde und Bank zu erfüllen - Bauten abzubrechen und die Strasse zu öffnen. Ostermontag ist bereits morgen. Der Gauner machte praktisch nichts.

Wir haben neue Nachbarn in der Nagelburg. Die ist mittlerweile so morsch, dass die Treppe beim Umziehen einbrach und sich der junge Mann leicht verletzte. Zur Zeit sind meist 15, in Worten fünfzehn, tagsüber allein gelassene Hunde auf dem kleinen Gelände anwesend.

Der Mieter des einsturzgefährdeten Hauses ist ein Sohn von Dick. Weil das Dach leckt und das Gebäude beim Bewegen von schweren Gegenständen spürbar wankt, deponierte er Kühlschrank, Computer und dergleichen bei Mutter im Beautysalon. Er fühlt sich dort heimisch, installierte gegen meinen Willen -- ich wurde zumindest um meine bescheidene Meinung gebeten -- eine Satellitenschüssel und benutzt täglich mit seiner Familie die Küche.

Er fand vor wenigen Wochen gentechnisch bestätigt heraus, dass er der Vater einer etwa zwölf jährigen Tochter ist. Sie flüchtete zu ihrem vermeintlichen Onkel, als ihr Stiefvater sich an ihr vergehen wollte!

Vor zwei Jahren an seinem vorletzten Wohnort -- es war ein Haus seiner Mutter -- nahm er von mir ein Darlehen zwecks Sanierung der Toiletten und den elektrischen Installationen auf. Zurück bezahlte er wenig. Er prahlt bloss, wieviel er verdient. Von mir wäre es eine Tracht Prügel.

Diskussionen über Familienangelegenheiten sind in Thailand unüblich und vor allem fruchtlos.

Mowgli betrog mich trotz neuerlich schriftlicher Warnungen, meine mündlichen Ermahnungen ich würde sämtliche Beziehungen zu ihm abbrechen fruchteten nichts, seit Monaten täglich.

So sehe ich mich an Ostern fast gezwungen, mein bisher behagliches Nest zu verlassen und mir für die letzten Tage eine neue Bleibe zu suchen.

Frohe Ostern.

Low
Titel: Ende mit Schrecken oder Schrecken ohne Ende?
Beitrag von: hmh. am 24. April 2011, 14:52:28
Ausziehen? Im Ernst?
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: MIR am 24. April 2011, 18:53:50
Ausziehen
Vielleicht das beste, damit Sie mal aufwachen, ws Sie nicht werden.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 25. April 2011, 15:16:21
@MIR

Du magst viele gute Beiträge geschrieben haben.
Diese Anmerkung zur Situation von @Low ist aber absolut daneben.

kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: rio0815 am 25. April 2011, 16:48:47
ein paar dokumentarische Fotos vom berühmten Anwesen neben Low gelegen wären schon nett.

Und was die Kinder angeht, und erst recht die Eltern, da sind sehr viele Thais mit Blindheit geschlagen.
Aber nur "fast" vertrieben, na dann geht ja noch was.
Titel: Fremde in Ort und Zeit
Beitrag von: Low am 27. April 2011, 10:48:02
Fremde in Ort und Zeit                                          27. April 2011

Ostern ist vorüber. Ich bin immer noch da. Dick ist seit Samstag bei ihrem Vater in Phitsanulok im Spital. Er litt an einem Aneurysma im Bauchraum. (1) Die Ärzte wollten
ihn nur wenige Stunden nach erfolgter Operation entlassen und zurück in den Dschungel senden.
„Bleibt noch eine Nacht,“ riet ich, „der Heimweg ist lang und für einen frisch operierten, zudem alten Herrn recht beschwerlich. Sollten sich nachträglich Probleme zeigen,
muss er nicht erneut Stunden in Fahrzeugen verbringen.“
Meine Vorsicht erwies sich als richtig: Am 26. sollte ein weiterer Eingriff erfolgen.
Böse Erinnerungen an Sumatra quälten mich. In Parapat am Tobasee verlor ich vor vierzig Jahren einen Freund. (2) Stichwort Aneurysma!

Allein im Haus, das wäre eigentlich die ideale Gelegenheit zum spurlosen Verduften. Wenig hinderte mich daran. Unter anderem ein gebrochener Zeh und Mittelfussknochen.
Zusätzlich lehrte mich Guru Kleptomanewitsch, dass man alles aussitzen kann, wo auch immer.  
Er besetzt nach wie vor seine mit einem Gartenzaun und Ponderosaromantik-Wasserbüffelhörnern geschmückte Strasse.
Da wurde seit vergangenem Montag nichts entfernt. Der ist wie Mowgli. Anweisungen und Aufgaben gehen zum einen Ohr hinein und zum andern Ohr hinaus, zurück als
verpuffte freie Energie, in die ach so freie Natur. Da bleibt in einer allfälligen grauen Substanz rein gar nichts hängen. Wann endlich handeln die Lachnummern von
Behörden?

Ich reflektierte meine Beziehungen zu einer Frau und ihre Beziehungen zu ihren Kindern und Eltern. Warum denn sollen die Jungen nur Rechte und keine Pflichten
haben? Wieso wird Schlendrian nicht nur toleriert, sondern weitgehend akzeptiert, während von einem Fremden oft haufenweise Solidarität in Form von Banknoten
gefordert wird?
In Hinterindien sind familiäre Verbindungen teilweise noch so stark, wie sie einst bei uns selbstverständlich waren. Wurden sie damals durch Architekten mit
Schuhschachteln anstelle von Wohnungen und neuartigen Sozialversicherungen zerstört?

Mit Frauen verhält es sich ähnlich wie mit Liebhaber-Autos. Der einzige Unterschied ist, je älter der Wagen, desto wertvoller. Mann liebt sie. Mann verhätschelt sie.
Man investiert eine Menge Zeit, unnützes Zeug und vor allem viel Zaster. Sie werden gepflegt, frisiert, lackiert, poliert und gestreichelt. Und wenn sie erst einmal
richtig voll in Fahrt sind, bumst irgend ein Anderer in sie hinein. Ist das Schicksal oder Vorsehung?

Wie viel Belastung erträgt eine Beziehung? Bin ich überempfindlich?
In der zweiten Wochenhälfte wurde ich mehrmals angerempelt und abgezockt.
3BB zeigte beim Internet-Zugriff Warnungen wie: „Die Rechnung bezahlen oder ihr Anschluss ist weg!“
„Die Zahlungsfrist läuft bis 6. Mai,“ dachte ich. Bereits am 21. April war die Leitung tot. Zufall oder Absicht?

Wir besuchten 3BB, reklamierten und zahlten zähneknirschend.
„Spätestens, wenn ihr zurück seid, funktioniert 3BB Internet wieder,“ flötete die reichlich bunt geschminkte Angestellte, ein glitzernder Regenbogen, ohne zu erröten.

Vorsichtigerweise besuchten wir auf demselben Stockwerk True und fragten nach, ob im Raum HangDong 3G Internet funktioniere.
„Noch nicht, aber bald,“ meinte die freundliche Beraterin mit wenig Vertrauen in die Zukunft.

Dann erkundigte ich mich mit derselben Frage bei AIS.
„Problemlos!“ war die Auskunft der formvollendet frisierten Dame am Computer. Weil ich mich von 3BB nicht erpressen lassen wollte, legte ich einige Hunderter in
AIS 3G an.

Im Hause prüfte ich 3BB. Erst einen Tag später funktionierte der Anschluss wieder. AIS 3G entpuppte sich als GPRS/EDGE. Dazu log Mowgli wie zu seiner besten Zeit
Baron Münchhausen.
Wie ich bemerkte, existiert bei TRUE doch eine UMTS Verbindung. (3)

(Technische Anleitung zum Verbindungs-Test:
Geh beim Airstick oder der Aircard - Verbindung nicht hergestellt - auf Setting, dann Selektion, wechsle von Auto auf Manual, dann Apply und warte. Sämtliche
Verbindungsmöglichkeiten werden aufgelistet. Weshalb erklärt das keine Bedienungsanleitung?)

An den Feiertagen setzte ich mir persönliche Limiten zur Vermeidung des bekannten LK-Syndroms, räumte meinen Arbeitsraum auf, sortierte gegen 20 GB Fotos und
überlegte genau, welche Gegenstände ich auf eine neue Insel mitnehmen würde.
Vor einem Jahr gab ich bereits über 95 Prozent des persönlichen Besitzes auf. Diesmal müsste ein einziger Koffer für sämtliche Habseligkeiten genügen. Bücher, Tafelsilber,
Elektronik und Sompop wurden ohne Anwälte bereits abgeschrieben. Glücklicherweise sind digitale Datenspeicher bei gleichen Aussen-Abmessungen wesentlich grösser
geworden, denn auf mein alterndes Gehirn allein möchte ich mich nicht unbedingt verlassen.

Noch an Ostern eliminierte ich nach neuen, perfiden Lügen das faule Ei Mowgli und wies ihn an, dem Haus in Zukunft möglichst fernzubleiben. Er lebt im Beautysalon.
Die Verpflegung bezieht er gegenwärtig von den Bewohnern der Nagelburg, die ja, welch ein Zufall, sowieso bei ihm kochen und täglich von früh bis spät ihre Unterhaltungs-
und Informatikgeräte nutzen.

Zwecks geistiger und körperlicher Ermutigung - oder war es eher Ertüchtigung, besuchte ich die Strasse zur Farm und machte einige Bilder zum Kapitel Frechheit,
Freiheit und Unabhängigkeit in Lanna Land.
 
Bei einer Flucht würde ich viel verlieren. Eine vergleichbare Oase des Glücks, der Liebe, - Bäume, Blumen, Träume, Triebe - mit einigen Kilogrammen Elektronikschrott
und viel Sabai gibt es wohl kaum mehr, genauso wie Herrn K, der gerade mit einem seiner reparierten, leicht lädierten Kleinlaster herantuckerte, während seine
hühnervertilgenden Hunde ihr Interesse an meinem verletzten Fuss bekundeten.

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Aneurysma
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Tobasee
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Universal_Mobile_Telecommunications_Systems

Den Wunsch nach einigen Illustrationen erfülle ich unter Mitwirkung helfender freundlicher Moderatoren gerne.


(https://lh3.googleusercontent.com/_VFrgqHIyyi8/Tbebf_ZQVgI/AAAAAAAABMM/rL6z9-8JVQc/s400/1.jpg)  
Schweinchen am Teich im Seich, in assortierter Landschaft mit dezent verteiltem Gerümpel. Das weisse Ding oben links am Pfahl ist der perfekt montierte Freiland-Lichtschalter.

 

(https://lh4.googleusercontent.com/_VFrgqHIyyi8/TbebfOD4yFI/AAAAAAAABME/To3hhoJXdfo/s400/2.jpg)  
Durchkonstruierte planlose Lanna Architektur mit buntem Federvieh.

 

(https://lh4.googleusercontent.com/_VFrgqHIyyi8/TbebfAEoUfI/AAAAAAAABMI/0zucdR-d2-4/s400/3.jpg)  
Knochen. Entweder Überreste einer Lanna-Party Salami oder eines Monster Buffets von TG?
Vier LKW transportierten Knochen weg. Es hat immer noch Fundstücke.


 

(https://lh4.googleusercontent.com/_VFrgqHIyyi8/TbebhyglAuI/AAAAAAAABMU/cq8gXGjs2Bs/s400/4.jpg)
Marksteinsetzung vor expropriiertem TukTuk. Wurde möglicherweise von den Vorfahren zum Pflügen verwendet.

 

(https://lh5.googleusercontent.com/_VFrgqHIyyi8/TbebhkQbKkI/AAAAAAAABMQ/ndzsS-oaOOc/s400/5.jpg)  
Grenzstein, durch bewaffneten Polizist kurzzeitig vor Kleptomanie geschützt. Im Hintergrund der berühmte Teich ohne jegliche Fische, eines der grossen Mückenreservate von HangDong.

 

(https://lh5.googleusercontent.com/_VFrgqHIyyi8/TbebiFFRe3I/AAAAAAAABMY/un8XncN32uQ/s400/6.jpg)  
Die Rückkehr von K am 26.4. um 09:21.  Eingang zur Farm über die besetzte öffentliche Durchgangsstrasse. Die geflaggte Trophäe linkerhand wurde ohne Fahnen von einer Dorfkneipe abgeschraubt. Leider vergass Herr K, wie so oft, den Besitzer um Erlaubnis zu fragen.


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 30. April 2011, 19:03:56
Lieber Low,
das sind eine Menge trüber Gedanken.
Trotz aller Widrigkeiten hoffe ich für Dich, dass Du bald wieder im "Sabaimodus" bist.

Gruß, kmr.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 30. April 2011, 19:16:11
Lieber Low,

die Familie kann einen jede Menge Nerven kosten und es ist bedrückend, wenn man den Eindruck haben muss, dass die Liebste mehr zur abgefuckten Familie hält als zu ihrem Lebensgefährten. Mowgli ist meiner Meinung nach meh Opfer seiner Thaiumgebung als selbst schon Täter. Aber seine Zukunftssaussichten sind so natürlich nicht berauschend.

Vielleicht solltest Du mal allein einen kleinen Urlaub nehmen, um so in Erinnerung zu bringen, dass Deine Anwesenheit keine Selbstverständlichkeit ist.

Ich hoffe, dass bald wieder ganz normale und lebenswertere Zustände zurückkehren.

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 01. Mai 2011, 05:52:31
Hallo Low


Bei Deinem letzten Beitrag blieb mir bis heute die Spucke weg. Ich hoffe sehr stark, dass Du und Dick einen Modus Operandi bezüglich nichtsnutziger Familienangehöriger finden möget.
Auch wir DACHler brauchen zum Teil erstaunlich lange, uns parasitärer Verwandschaft zu entledigen.
Zitat
  Zusätzlich lehrte mich Guru Kleptomanewitsch, dass man alles aussitzen kann, wo auch immer.   
Das wird wahrscheinlich die Lösung sein.

Nebenbei ist es ein perfider, hinterlistiger Teil des schöpferischen Zufalls, dass Männlein und Weiblein bis auf einige biologische Kleinigkeiten kaum zusammen passen. Aber da müssen wir durch, wenn wir Zweisamkeit wollen.  :-)


Herzliche Grüsse von    Moon und Achim
Titel: Frische Luft aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 03. Mai 2011, 23:15:36
Frische Luft

Am 1. Mai verliessen wir Chiang Mai und liessen uns nach Singapore fliegen.
Die Fluggesellschaft machte offenbar bereits Bekanntschaft mit nicht nur leichten,  sondern leichtsinnigen Mädchen,
welche zu fragwürdigen Zwecken Reislein unternahmen und durften nachher unternehmungslustige, risikobereite junge
Damen ohne jegliche finanziellen Polster gratis und franko zurück transportieren.
Den Angestellten gefiel nicht, dass wir keine Retourflugscheine hatten. Dick musste deshalb einen vorgedruckten Wisch
unterschreiben, mit dem sie der Gesellschaft faktisch einen Persilschein ausstellte und sie aus sämtlichen Eventualitäten
betreffend Schwierigkeiten mit Einwanderungsbehörden reinwusch. Bei Einreiseproblemen müsste sie im Notfall aus
eigenen Mitteln im günstigsten Fall eine offene Rückflugkarte erwerben.

Der am Schalter waltende Offizier verabreichte uns anstelle gesalzener Schwierigkeiten nebst den obligatorischen
Singapur Stempeln - Süssigkeiten.
Wir schafften es ohne weitere Probleme bis nach Johor Bahru. Zwei Tage, drei Währungen. Der seelische Druck war
unseren Gesichtern anzusehen. Aus reinem Mitleid servierten uns die Kellner des Puteri Pacific Hotels ein Fläschchen
Assemblage 2006, einen richtigen Aufsteller von Dominique Portet, 110 Ringgit zu günstig. Das war aber nicht genug.
Um das, oder die Mass vollzumachen, erhielten wir dafür noch Gutscheine im Wert von zehn Prozent.

Auf unseren Erkundungen entdeckte ich das JB Hotel, ein stundenweise buchbares Etablissement für den einsamen
Herrn. Zur Erhärtung deren Standfestigkeit verkaufte ein hilfreicher Geist unmittelbar neben dem Eingang harte Drogen
wie AGRARIERVITA, Celeste Aida und allerhand ähnlichen gefälschten Gips- und Eisenbetonersatz. Schwer verhüllte
dunkle Madonnen lungerten so einfältig zweideutig herum, dass es nicht einmal der eigentlich aufgeklärten Dick einfiel,
dass es sich dabei um käufliche Gunstgewerblerinnen handelte.

In den nächsten Tagen werden wir die Westküste - Orte wie Pontian und Batu Pahat bereisen. Vielleicht finde ich
eine Alternative zu Thailand. Warum wir die Flucht ergriffen, wird auch für hartgesottene Weicheier aus dem später
folgenden Kapitel “feine Verwandschaft“ ersichtlich.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 04. Mai 2011, 17:20:03
Low,

ich wünsche Dir, dass Du emotional und physisch bald wieder festen Boden
unter die kaputten Füße bekommst; wo auch immer das MIT DICK sein mag.

Gruß, kmr.
Titel: Feine Verwandtschaft aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 07. Mai 2011, 15:08:26
Feine Verwandtschaft                                                                     29. April 2011

Eigentlich war meine Idee, Geschichten zum Schmunzeln oder zum lächelnd Nachdenken
zu schreiben. Als unabhängiger Beobachter der Szene bemühte ich mich, über den
Ereignissen stehen. Doch nun schleuderte ich selbst in Bedrängnis. Diese Begebenheiten
könnte ich grosszügig schweigend übergehen. Doch zum Spiel gehört eine Portion Fairness,
obwohl es bedeutend einfacher wäre, Mitmenschen durch den Kakao zu ziehen.
Die Frage ist, ob wir die Klippen gemeinsam umschiffen, oder ob es Einzelaktionen gibt.
Werde ich in absehbarer Zeit Einsiedler?
Nach vielen unerfreulichen Erfahrungen, über welche mutige Forenkollegen und ich
berichteten, bin ich mehr als gewarnt und ziehe täglich neue Schlüsse.

Der teilweise erfolgreiche Einbruch ins Paradies machte mich nachdenklich. Wir versuchten
seit Jahren, unsere Privatsphäre zu schützen.
Für Besucher steht in etwa 200 Metern Entfernung ein komfortables Gästehaus. Für Feste
und Gartenparties diente der Beautysalon als Küche und Toilette.
Nur noch wenige ausgewählte Personen gelangen in unser Heim, nachdem wir ärgerliche
Erfahrungen mit taktlosen und aufdringlichen Besuchern aus dem Abendland samt
einheimischem Gefolge machten.
 
Der Trick mit der Nagelburg war ein absoluter Volltreffer. Dick fehlte das Rückgrat,
den Sohn aus dem Salon zu verbannen. Der eigentliche Fehler geschah vor Monaten,
als sie ihm dort Gastrecht für seine Elektronikverkäufe im Dorf gewährte. Für wenige
Tausender setzte sich der Schmarotzer fest und breitete sich in Windeseile aus.
Mit dem Einkommen seiner drei Tage-Arbeitswoche kann er mit den unerwarteten
Schulgeldern für seine Tochter natürlich keine Darlehen zurückzahlen. Andererseits
hindere ich ihn nicht, zusätzlich zur Elektronik, Frauen- und Hundehaltung, eine weitere
lukrative Tätigkeit auszuüben.

Dick lernte im Spital noch wesentlich feinere Verwandte kennen.
Mir war bekannt, dass zwei der Schwestern und der älteste Bruder immer Mühe mit
Besitzverhältnissen und fremdem Eigentum hatten. Als arbeitsscheue Hohlköpfe bestahlen
sie sich gegenseitig und lebten auf Kosten des Rests der Familie auf grossem Fuss,
bis kaum mehr etwas zu holen war.
Während Dicks zweiter Sohn kürzlich im eigenen Haus seine Notdurft verrichtete,
erleichterte ihn Tantchen zusätzlich um hart erarbeitete zwanzigtausend Baht. Als er
sich die Summe durch deren Moped zurückholen wollte, bemerkte er, dass es bereits
verpfändet war.

Eine der Frauen verlor mit ihrem Mann zusammen, einem grossmäuligen Golfer und
Besserwisser in sämtlichen Lebenslagen, innerhalb weniger Jahre zwei spektakulär
erschlichene LK-Häuser, zwei Mittelklassewagen und Schmuck im Wert von einer halben
Million Baht. Sie fanden immer wieder Dumme, welche für sie gratis arbeiteten und
kassierten deren Löhne.
Die Kinder, eines ausgeschlossen, erbten diese fast krankhaften Veranlagungen und sind
Schurken und Vaganten von Buddhas Gnaden, die für ihre unbezahlten, teils gestohlenen
Mopeds sogar den Treibstoff aus Autos, die der Familie eingeschlossen, klauen. Deren
fragwürdige Zukunft liegt in Diebstahl, Drogen, Hehlerei und Zuhälterei. Mit ganz grossen
Anstrengungen landet vielleicht einmal einer bei der TukTuk Mafia, oder einer anderen
wichtigen, für den Tourismus unentbehrlichen Organisation.
Wie sich Dick aus dem Gemetzel heraushallten konnte, weiss ich nicht bestimmt. Es ist
nicht auszuschliessen, dass sie mindestens zeitweise erpresst wurde.

Sie und einer ihrer Brüder kümmerten sich diese Tage rührend um den operierten Vater.
Am Tage darauf stellte sich die Frage, ob er noch einmal unters Messer müsste.
Das Ärztegremium beriet lange. Die Herren waren unsicher und schlossen grössere
Probleme ein. Die Erfolgsquote lag bei knapp fünfzig Prozent. Die Ärzte waren der Meinung,
die Angehörigen müssten mit ihrer Unterschrift entscheiden.
Da stellte sich heraus, dass die zwei missratenen Töchter mit Sohn bereits in der Stadt
anwesend waren, ohne den Patienten je zu besuchen.
Sie erschienen in Begleitung eines Juristen mit vorbereiteten Erbschaftsdokumenten im
Spital!
Der Vater hatte eine (nun lebensbedrohende) Todesfallversicherung über dreihundert-
tausend Baht bei seiner Bank.
Die drei Hungerneider waren selbstverständlich für die riskante Operation, denn je riskanter,
desto Nibbana.
Dick, ihr helfender Bruder und Mutter waren dagegen. Der Stichentscheid lag beim Patienten,
welcher einen erneuten Eingriff ebenfalls ablehnte.
Dann log er frei von der Leber weg, er habe seine Bank bereits beauftragt, den Betrag an
Dick zu überweisen, welche seit Jahren seine Spitalaufenthalte bezahlte.
Die drei drolligen Kinder verloren ihre Beherrschung und bedachten Dick noch im
Krankenhaus mit Morddrohungen. Dick brachte ihre Eltern nach Hause und machte sich
auf den Weg nach Chiang Mai.

Sie war kaum weg, als die Geldbeschaffungsfraktion vorfuhr. Die wussten, Mutter hatte
zwei Baht Goldschmuck. Das sind dreissig Gramm.
Frech verlangten sie nach dem Gold. Ein Schuss von Dicks zweitem Sohn in einen Reifen
des Fahrzeuges vertrieb die schlechte Gesellschaft. Sie rollten zur Polizei und wollten
hunderttausend Baht Schadenersatz. Der Beamte grinste und erklärte, dass sei kein
Schuss, sondern ein legaler Nagel und überliess die Schlaumeier ihrem Schicksal.

Sie reisten des Nachts hundertfünfzig Kilometer zurück nach Phitsanulok und besuchten
Verwandte. Unter dem Vorwand, sie müssten Vater für eine dringende Operation nach
Bangkok bringen, verlangten sie nach Gold. Als Sicherheit würden sie ihr (gemietetes)
Fahrzeug an Ort stehen lassen. Ein Telefonanruf zu Dick nach CNX wirkte klärend und
vereitelte den fiesen Plan.

Am  28. April überzeugten sie sich persönlich vor Mutters Haus, ob Vater doch nicht lieber
in ein erstklassiges  Krankenhaus nach Bangkok gebracht werden möchte. Sie quengelten
den ganzen Tag und meinten: “Dicks Farang sollte es möglich machen!“

Innerlich kochte ich aus ohnmächtiger Wut. Dick hatte schwere Magenprobleme.
Sollten sie hier erscheinen, sind zwei Kilogramm zauberhaftes Feuerwerk vorbereitet.
Danach wären nicht nur die Reifen des Fahrzeuges frisch vulkanisiert!
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: crazyandy am 07. Mai 2011, 15:19:15
man man Low, zu der Verwandtschaft kann man Dir echt nur herzliches Beileid wünschen. 
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: † Jhonnie am 07. Mai 2011, 15:35:44
man oh man. Das geht einem ja an die Nieren .
das lesen dieser machschaften ist ja die eine seite, aber wer sich dann noch versucht in deine , lieber Low, Lage zu versetzen bekommt unweigelich probleme.
von Wut bis leck mich doch alle am A...

Aber so lange wie mit deiner Dick alles stimmt ist mal wenigtes eines in Ordnung.
Halte durch und bewahre Kuehlen Kopf (auch wenn man innerlich kocht wie ich mir vorstellen kann)

Joachim
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Isan Yamaha am 07. Mai 2011, 16:08:15
Ich denke,die Bande macht euch fertig.
Nix wie fort da man oh man DAS GIBTS DOCH NICHT.
Ich wär schon Explodiert.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: dart am 07. Mai 2011, 22:10:14
Low, du hast mein aufrichtiges Mitgefühl, aus deinen Berichten kann jeder rauslesen, das du nicht nur im dörflichen Umfeld, sondern auch im familiären Umfeld tief ins Klo gefasst hast.
Bei all den anstehenden Fragen zur Lösung, musst du dir eventuell auch mal die Frage selber stellen, "Wie du es erstmal soweit hast kommen lassen konntest?"
Versteh mich nicht falsch, du bist und warst immer so stolz auf deinen kritischen Blick aus dem Inside of Thaivillage. Was hat es dir am Ende gebracht, außer Entäuschungen?
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hiro am 08. Mai 2011, 09:16:18
als begeisteter Leser der Beitraege von @low nimmt die Sache nun eine Wende die ich nie erwartet haette.
Das gibt Anlass zum Nachdenken und einen Plan B zu haben sollte einem selbst aehnliches widerfahren. Meine Lage ist aehnlich der von @low was das Umfeld anbelangt und mit einer solchen Situation waere ich ueberfordert.
Ich denke ich wuerde meine sieben Sachen packen, der Frau anbieten mit mir zu gehen, und das Weite suchen.
Ich habe bislang nur feststellen koennen das alles was mit dem Tod und der Vererbung von Land oder anderem Eigentum zu hat zu Konflikten innerhalb der Thai Familie fuehren kann. Warum das so ist weiss ich nicht, vielleicht haben ja andere member aehliche Erfahrungen gemacht. Sicherlich ein Thema das einen grossen Teil der Tip member interessiern koennte ( sollte )
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: namtok am 08. Mai 2011, 15:28:05
Da bin ich nun wirklich wie wohl die gesamte Leserschaft baff.   :-X


Ich wünsche Low und Dick nach all dem Stress als erstes erholsame Tage (oder gar Wochen  ??? ) im selbstgewählten Exil. 
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: † Jhonnie am 09. Mai 2011, 00:28:18
@ namtok
also von exil hat unser Low noch nix geschrieben, aber eventuell in erwaegung gezogen.

Da ich ja selbst einmal 2 jahre Thailand hinter mir habe (aber auch nur gezwungen dazu) gehts mir in malaysia und anderes SOA Laendern viel besser.
Aber natuerlich nicht gerade in Batu Pahat oder eben sonstwo in west-malaysia. Es gibt da mehere stellen (als auch hindernisse) wo man was findet kann.
 Zwar nicht jedermanns sache (boerse) als auch Einsicht etc. Aber trotzdem alles moeglich.

Ich wuensche jedenfalls unserem Low das BESTE von allen BESTEN.
Ich denke er wird  finden was er braucht oder einen Weg finden um wieder zufrieden zuleben.

Aber unter der Linie sollten bei den Expats in Thailand immer dieser fade geschmack von , Low's Leidensweg momentan, im Hintergedanken sein.

Joachim
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: max am 09. Mai 2011, 00:58:45
Ich habe bislang nur feststellen koennen das alles was mit dem Tod und der Vererbung von Land oder anderem Eigentum zu hat zu Konflikten innerhalb der Thai Familie fuehren kann. Warum das so ist weiss ich nicht

hiro,
das findest du überall auf der Welt und nicht nur in Thaifamilien

warum wohl: jeder will nur "dein Bestes"
Titel: Kukup, Pontian und Batu Pahat in Hinterindien
Beitrag von: Low am 11. Mai 2011, 13:24:09
Kukup, Pontian und Batu Pahat

Wir verliessen den Gastrotempel in Johor. Dazu buchte ich ein Taxi nach Pontian.
Der Fahrer und Dick überredeten mich, erst nach Kukup zu fahren. Das einzige grössere
Hotel ist das Golfhotel. Männer, die den lieben Tag lang bloss Bälle einlochen und damit
angeben, wirken auf mich meist pervers angehaucht. Golf ist oft ein profilierender
Prestigesport für kleinkarierte Angeber und unbescheidene Hochstapler, nichts für
drittklassige Proletarier wie unsereiner. Da legt man schon für ein stilgerechtes T-Shirt
Fr. 199.00 in die Ladenkasse, nein, man zückt den Goldzahn leckend, seine Platin-
Kreditkarte. (1) Materialtechnik vom Feinsten, Titan und schwarzer Chrom befinden
sich in Händen von modebewussten Gecken und unsportlichen Taugenichtsen.

Die Thai Armee besitzt mehrere gepflegte Golfanlagen, eventuell mehr als die Schweiz
Waffenplätze hat. Dort betreiben die hochkarätigen Retter der Nation ihre Ballistikstudien,
die sie später erfolgreich gegen heilige Tempel angreifende Feinde einsetzen.
 
Ich vestehe es schlecht, wie ein geistig und körperlich einigermassen fitter Kerl durch
gekonntes Bällchen versenken Millionen macht, welche er dann mit seinem Pipiprügel
desgleichen häufig in läufigen Weibern verlocht. Warum ich auf Golfer schlecht zu sprechen
bin, illustriert zusätzlich das Kapitel “Feine Verwandtschaft“. Bällchen, Bälle, Ballone,
Wassermelonen, all die kreativen Stunden damit - und einlochen sind mir symphatisch.
Ich weiss, es gibt hochanständige Golfer. Vielleicht treffe ich morgen einen.
Vom Golfhotel jedoch entfernten wir uns diskussionslos.

Kleine Unterkünfte, teils auf Stelzen, sind in Kukup gängig. Wer dorthin reist und denkt,
man hätte freie Sicht aufs Meer, wird als erstes arg enttäuscht. Die Strasse endet abrupt
an einem enorm wuchtigen Betonklotz, der Schiffstation.
Von dort verkehren Fähren auf die nahe Insel Pulau Kukup, angeblich ein ideales Liebesnest
für verheiratete Paare. Wir mussten passen. Wir erdulden unsittliches Konkubinat und ich
fühle wenig Lust, diesen Zustand aufzugeben.
Die meisten Boote fahren in den zweitgrössten Mangrovenbestand Malaysias – Sungai Pulai.
In diesen Gewässern tummeln sich (verheiratete?) Seepferdchen.
Das Reservat erstreckt sich über 9’126 ha. Fast die Hälfte der Mangroven fielen zwischen
1955 bis 1998 illegalem Holzschlag zum Opfer und wurden zu Holzkohle verarbeitet.
 
Das Meer ist nicht strahlend blau, eher eine bräunliche, an Milchkaffee erinnernde Brühe.
Rechter Hand der Hauptstrasse liegt der wenig malerische, armselige Fischerhafen.
Hinter unzähligen, teils qualmenden Fahrzeugen versteckt, Dieselgestank wetteifert gegen
Fischgeruch, bieten einige Buden gebratene, gesottene und gegrillte Fische und Garnelen an.
Ob es ebenfalls Seegurken, Seepferdchen, Muscheln und Austern gibt, weiss ich nicht.

Pontien verwöhnt mit mehr milchkaffeefarbener Meersicht. Die eigentlich ideal gelegenen
Hotels bieten bloss bescheidenen Komfort. Lifte und weissen Wein zum frischen Fisch,
gibt es nicht, dafür schattenspendende Kasuarinen am rechteckig gemauerten Strand.

In Batu Pahat stiessen wir auf allerhand Merkwürdigkeiten. Dort gedeihen wunderschöne,
vollaromatische Durian. In den Hotels sind sie verboten. Es gibt etwa ein Dutzend meist
neuere, grosse und halbleere Anlagen. In einer verirrten wir uns. Sie war noch im Bau,
wie wir später an Kabeln, Werkzeugen und Handwerkern herausfanden.
Wir benötigten viele Stunden und Tiger, um einen Geldwechsler zu finden. Die Maybank,
welche eigentlich in diesem Bereich tätig ist, durfte trotz Informationstafeln aus
irgendwelchen unbekannten Gründen nichts umtauschen. Als wir ihn endlich fanden, nahm
der offizielle Geldwechsler keine harten Franken an.
Im Hotel lebten wir im dreizehnten Stock. Von dort ging es direkt in den Fünfzehnten!
Ist vierzehn in Batu Pahat eine Unglückszahl? Der Aufenthalt brachte Glück in Form der
besten und dazu preisgünstigsten Pekingente, die wir bisher weltweit verzehrten.
Der ideale trockene Wein dazu stammte aus einem winzigen, abgesonderten Raum für
Ungläubige im Kerfor (Carefor), allgemein bekannt als Carrefour.

(1)
http://www.golfpro-shop.ch/
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: † Jhonnie am 12. Mai 2011, 21:40:05
@Low

Zitat
Ist vierzehn in Batu Pahat eine Unglückszahl?

JA. Die meisten Bauten vermissen den 4 als auch den 14 Stock. alles was mit " 4 " zutun hat heisst : unglueck,tod etc.

dies ist ein uralter (was auch immer) glauben der Hokkien ,die sich wieder in verschiedene gruppen unterteilen. Die Hokkien ist nur eine algemeine
gruppen zusammenfassung der in Malaysia / Indonesia lebenden Chinesen.
nach zulesen bei : http://en.wikipedia.org/wiki/Malaysian_Chinese (http://en.wikipedia.org/wiki/Malaysian_Chinese)

In den Twin towers habe ich nicht aufgepasst im Lift, aber der is eh Muslmanisch regiert.
ich weiss nur nicht wenn die zahl "4" so schlecht ist was Hokkien Chinese dann machen wenn sie 44 sind oder 1944 geboren wurden ??? .
kenne einige die die " 4 ueberlebt haben. :o
Die in malaysia/Indonesia ansaessigen Hindu/Tamil (inclusive meiner holden ) dagegen schwoeren auf die #5 wie verrueckt .

gruss an dich Low. Geniesse alles in Malaysia.Leider bin ich total busy und zuweit weg als das ich dich in Pulau Mataking mit rotem Teppich empfangen koennte.
aber jederzeit ueber PM erreichbar.

Joachim
Titel: Leerlauf
Beitrag von: Low am 17. Mai 2011, 11:53:10
Leerlauf

Mit Leerlauf Geld verdienen. Da müsste eigentlich jeder in Hinterindien steinreich und mindestens Dollar-Multimillionär sein. Anfangs
Mai brachte sich Gunter Sachs um. Er befürchtete, an Alzheimer erkrankt zu sein. Sein Großvater väterlicherseits war Geheimrat Ernst
Sachs, der Erfinder des Fahrrad-Freilaufs und Mitgründer des Unternehmens Fichtel & Sachs. (1)

Danke für das Mitempfinden. Unter den fast widerlichen Umständen litt ich wenig, sondern begrüsste den Kick, der mich endlich zum
Reisen animierte.
Dick dagegen erwischte es richtig. Ihre Haare ergrauten teilweise. Sie war von den Ereignissen gezeichnet. Sie wirkte unglücklich,
war aggressiv und äusserst ungeduldig. Sie fühlt, dass ich demnächst als ATM ausfallen könnte.
Ihrem Vater geht es gesundheitlich gemischt. Ich war darauf vorbereitet, dass sie möglicherweise vorzeitig zurück reisen müsste.

Leichenfledderei, zumindest als Vorspiel, kenne ich aus der eigenen Familie. Als meine betagte Grossmutter einen Oberschenkel-
knochenbruch erlitt, dachten meine Eltern, die begüterte, eigenwillige Alte läuft nicht wieder und sie würde das Krankenhaus nie
mehr verlassen. Sie begannen ohne jegliche Diskussionen oder Rückfragen, Grossmutters Haus zu räumen. Meine gutgemeinten
Ermahnungen nahmen sie nicht zur Kenntnis, so dass ich Polizei und Vormundschaftsbehörde einschalteten musste.
Für diese Aktion erhielt ich von meiner Sippe keinen Applaus. Hasserfüllte Briefe erschütterten einen jungen, noch unverdorbenen
Gerechtigkeitsfanatiker. Ich vergass diese Episode. Erst jetzt wurde ich wieder an ein düsteres Kapitel Vergangenheit erinnert.
Da kamen später mühelos noch einige Bände dazu.

Einige Monate nach ihrem Spitalaufenthalt reiste Grossmutter mit einer Gruppe nach Italien in die Ferien. Nach der Rückkehr der
über achtzig jährigen Frau fragte ich:
„Grossmutter, wie war es in Italien?“
„Eigentlich war es sehr schön. Störend waren nur all die alten Leute der Reisegruppe!“

Auf die zahlreichen Annehmlichkeiten und den Luxus in Chiang Mai könnte ich verzichten.
Dick stand mir bei zwei aussergewöhnlichen Ereignissen bei.
Als vor Jahren die ex Landbesitzerin mit “meinen“ Grundstücken ihre Spielschulden begleichen wollte, übernahm Dick die Papiere.
Die Investitionen waren unter grossen Abgaben an den Staat vorläufig gerettet.
Einige Jahre später überlebte ich dank ihrem Optimismus, ihrem kompromisslosen Handeln und unserem gemeinsamen hartem
Einsatz lebensbedrohende Infekte. Wir schafften es sogar, meine Lebensqualität wesentlich zu verbessern. Alleine ist fast alles mit
viel Mühe machbar. Am meisten bedrückt mich der Gedanke, eines Tages ohne Händedruck lieblos in irgend einem üblen Loch alleine
mit dem Sensemann zu ringen.  

Wir sind zurück im Irrenhaus, denn nach gedrucktem Fahrplan hätte heute die Schule beginnen sollen. Weil indessen die studierten
Pädagogen trotz empfangener Diplome aus blaublütigen Händen nicht planen können, entging ihnen, dass heute ein Feiertag,
Visakha Bucha, ist.
Während unserer Abwesenheit boten diese Lehrkräfte telefonisch über tausend Kinder zum vorgezogenen Schulanfang am vergangenen
Freitag auf. Sie verkündeten der versammelten Schar, dass die Schule nach zwei weiteren Tagen Leerlauf am Mittwoch definitiv anfängt.

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Gunter_Sachs

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: rio0815 am 21. Mai 2011, 10:52:33
Was Du gerade geschrieben hast, das hat mich angerührt und sehr nachdenklich gemacht.
Danke dafür.
Titel: Sammler, Gammler, Idioten
Beitrag von: Low am 21. Mai 2011, 11:43:28
Mäzene, Sammler und verlorene Kunst                                                                                                             21. Mai 2011
                      oder
       Ist Altersdemenz Gnade?

Das Mäzenatentum bedeutet die Förderung von Personen oder Organisationen ohne Erwartung einer Gegenleistung. Beim
Mäzenatentum herrscht nur in Ausnahmefällen eine ökonomisch bedingte Wertvermehrung vor.

Gunter Sachs betrieb von 1972 bis 1975 eine Kunstgalerie in Hamburg-Pöseldorf. Sie wurde mit einer Andy-Warhol-Ausstellung
eröffnet. Es war ihm peinlich, daß niemand Warhols Arbeiten kaufte. Deshalb erwarb er einen Teil der Exponate und wurde so fast
zum Mäzen.
Ganz anders ist es bei Dr. Christoph Blocher, erfolgreicher Unternehmer und Politiker. Er besitzt etwa 130 Arbeiten von Albert
Anker, 1831 - 1910. Herr Blocher ist in diesem Fall kein Mäzen, sondern ein bedeutender Sammler.

Vor vierzig Jahren war ich für einige Tage in Yogyakarta in Indonesien. Ein faszinierender Künstler war für mich Suhartono.
Seine wunderbare javanische Frau tanzte mit dem Säugling in den Armen, bis das Kind einschlief.
Ich erwarb einige Bilder Suhartonos und half damit der jungen Familie. Er versicherte mir, daß die hochwertigen Farben aus der
Schweiz stammten. War ich nun Sammler oder Mäzen?

Vor etwa einem Jahr war ich gezwungen, mich von meinen Bildern zu trennen.
Die Gauguin Kopien fanden glücklicherweise eine neue Heimat in Bayuwaristan. Leider wußte dieser Sammler Suhartono wenig
zu würdigen. Dessen Originale blieben nach meiner Abreise größtenteils im Haus zurück. Ihr Schicksal war mir damals egal.
Es ist mir heute noch peinlich, mich an gewisse Dinge und deren Los zu erinnern.

Seit gestern denke ich, Suhartonos Bilder gelangten nebst weiteren Wertgegenständen vor Diebstahl, Feuchtigkeit, Staub,
Fliegenkacke, Messer- und Säureangriffen bestens geschützt, in die KVA. Die KVA ist eine Kehricht-Verbrennungs-Anlage.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 21. Mai 2011, 14:25:09
Hallo Rolf


Viele dankbare Grüsse vom Teilzeit-Kunstbanausen aus Bayern und Glückwünsche zur 100. Seite "Geschichten aus Hinterindien"


Achim     [-]
Titel: Warten in Hinterindien
Beitrag von: Low am 27. Mai 2011, 11:59:00
Warten                                                                                                                                 27. Mai 2011

Es regnete. Das Wasser ergoss sich rauschend in den Steingarten. Es tropfte klopfend von den Dachrinnen. Es vereinigte sich
lustvoll mit trägem Wasser in den Teichen.
Ich sass da und wartete. Nicht darauf, dass der Regen aufhörte. Der nächste Guss kommt bestimmt.
Ich wartete beispielsweise darauf, dass meine vor sechs Tagen gross angekündigte, angeblich gedruckte Lektüre nun endlich
zaghaft die einschlägige Welt Phukets und den grösserem Umkreis darum herum erobert. Unter glücklichen Umständen könnten
theoretisch einige Exemplare Chiang Mai erreichen.

Ich wartete auf Dick. Sie ist immer noch weit südlich von Chiang Mai mit Krankenpflege beschäftigt. Ich hätte genau so gut oder
besser aufgehoben in Batu Pahat oder in Kuala Lumpur verweilen können.

Vergeblich wartete ich auf Freundinnen, die meine Einsamkeit in zärtliche Zweisamkeit umgestalten würden. Eine Lieferung von
köstlichem Kuchen will ich nicht unterschlagen.

Noch vergeblicher wartete ich darauf, dass sich meine vollen Kehrichtsäcke auf den Weg zum Schönheitssalon begeben würden.
Der Regen hörte auf. Ich nahm einen ersten Anlauf mit dem Kehricht. Der wurde durch den Hauslieferdienst von Tops gestoppt.
Der Wagen kam drei Stunden früher als angekündigt.
Der Taxifahrer war erstaunt, als er mich abholte und ich nach dem Einkaufen mit leeren Händen am Fahrzeug erschien. Brot, Butter,
Coppa, Früchte und Traubensäfte von Peter Lehmann waren in der Lieferung enthalten.
Nach dem Verräumen der Lebensmittel nahm ich meinen Abfall und machte mich auf den Weg. Die beiden Knäblein trieben offenbar
Unfug. Ich weiss nicht, wie lange die Beleuchtung am Eingang sinnlos eingeschaltet war, vielleicht für Stunden, möglicherweise tagelang.
Das schwache Lämpchen kämpfte vergeblich gegen die Macht der Abendsonne.
Im Salon brannte ebenfalls Licht. Ein Grossbildschirm zeigte Bilder eines Filmes. Im Wohnraum entdeckte ich Mowgli. Mutmaßlich
faulenzte er vergeblich gegen die Hausaufgaben. Er erweckte zumindest den Anschein, als ob er trotz des lärmigen Filmes arbeite.
Ich machte mich lautstark bemerkbar. Dicks Sohn erschien. Ich fragte:
„Warum brennt tagsüber überall Licht? Elektrischer Strom ist nicht gratis.“
Für diesen Schlaumeier schon. Seine stromfressenden Grossgeräte stehen hier und ich Dummkopf bezahle.
In der Nagelburg benötigt er bloss spärliche Beleuchtung und für die paar Watt versendet EGAT keine Rechnungen.

Glücklicherweise haben die Herren keine Haushälterin mehr. Sie verbrachte ohnehin die meiste Zeit im Salon, schmatzend mampfend,
kaffeetrinkend, dazwischen knapp werkelnd.
Die Frau kündigte:
„Die Arbeit wird mir zu schwer. Ich bin alt und krank.“
Nach ihrem Abgang fanden wir heraus, warum sie uns eiligst verliess. Dick vermisste einige Kleidungsstücke. Die Putze log, Dicks
Tochter hätte die Roben nach ihrem Besuch genommen. Dick telefonierte. Töchterchen liess nichts mitlaufen.

Dick musste bügeln. Sie war erstaunt, als die frisch gewaschene Wäsche nach der Berührung mit dem Bügeleisen voller Sand war.
Sie reinigte das Gerät und rief die seinerzeitige Perle an. Die ehemalige Fachkraft verbrannte vor ihrem Abgang einige Kleider mit
dem heissen Eisen. Danach sandete die Debile das beschichtete teure Faranggerät, um die verbrannten Fasern zu entfernen.
Glück im Unglück: Das ganze Haus hätte Feuer fangen können.

Es soll immer wieder Männer geben, welche ohne Feuer mit abgebrannter Hose dastehen. Worauf warte ich?




Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Bruno99 am 27. Mai 2011, 12:12:08
so macht warten definitiv keinen Spass.

Bei dir scheint lieder der Spruch zu stimmen, hast du eine grosse Thaifamilie brauchst du keine Feinde mehr ...

wunesche dir viel Kraft Low
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 03. Juni 2011, 01:40:38
sch... !
Titel: Bankgeheimnis aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 03. Juni 2011, 14:59:22
Ein Bankgeheimnis aus Hinterindien

Ein älterer Gast dieses schönen Landes setzte sich ermüdet durch die feuchte Hitze und all die fremdartigen Eindrücke auf eine Bank
am Stadtgraben von Chiang Mai. Er beobachtete den zähflüssigen Straßenverkehr auf der gegenüberliegenden Seite. Nach einer
Weile nickte der Beobachter ein. Ein kräftiger Windstoß blies seinen Hut vom Haupt. Die Kopfbedeckung blieb, Öffnung nach oben,
vor seinen Füssen liegen.
Eine ältere Dame, welche nach einem Tempelbesuch im Schatten der Bäume flanierte, zeigte ihre Großzügigkeit und schmiß einige
Münzen in den Hut des vermeintlichen Bettlers. Die gute Tat wirkte ansteckend auf weitere Passanten. Nach kurzer Zeit sammelten
sich im Hut des Schlafenden einige hundert Baht und vier Satang an. Wurde der Alte durch seine Tätigkeit zum professionellen Bettler
und hätte er ohne Bewilligung Ärger mit dem Ordnungsdienst provoziert? Es wimmelte von motorisierten Uniformierten mit glänzend
polierten Stiefeln auf der Strasse. Noch hatte keiner sein Auge des Gesetzes auf den Schläfer in Bettelpose geworfen.

Buddha in seiner Gnade sandte Rettung. Ein anscheinend mit Drogen vollgepumpter Junkie torkelte mit unsicheren Schritten
entlang des Weges. Er bemerkte den Hut mit den verlockend blitzenden Münzen. Er bückte sich, raffte die Barschaft in seine
Taschen und legte den leeren Behälter neben den Schlafenden auf die Bank.

Titel: Ein Hundeleben aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 08. Juni 2011, 00:49:50
Ein Hundeleben                                                                                                        7.Juni 2011

Eigentlich sagte ich mir bereits vor vielen Jahren:
„So lange ein hungerndes Kind in der Nähe weilt, gebe ich kein Geld für Tierfutter aus.“
Das mag ein großartiger Geistesblitz gewesen sein. Eingeschlagen hat er nicht.

Dick holte mit viel Aufwand Mowgli aus dem Dschungel in unser Leben. Solange ich bloß als
Geldgeber agierte, kannte ich keine Schwierigkeiten. Für einige Ferientage im Laufe der Jahre
war der ungestüme Knabe eine willkommene Bereicherung unseres Alltags.
Seit er hier lebte, zeigten sich Probleme, die entweder bewußt durch Drittpersonen gefördert
wurden, oder die auf Grund der Herkunft eigentlich gegeben waren.
An Ostern brach ich das Siegel unserer Verbundenheit vergeblich.

Wiederum ist Dick abwesend und mit ihrem kranken Vater im Krankenhaus in Phitsanulok
beschäftigt. Im Städtchen selbst dürften sich dank der hirnlosen und dauerquasselnden Mutter
meinen schlimmsten Befürchtungen entsprechend ebenfalls wieder die geldgierigen Familien-
mitglieder eingefunden haben.
Als seniler und langsam vertrottelnder Farang nahm ich gerne an, daß wenigstens hier
sämtliche Angelegenheiten und Geschäfte einigermaßen geregelt seien.

Am späten Nachmittag besuchte ich mit meiner Kamera den Eingang zur K-Farm. Ich drehte
mich nach wenigen Aufnahmen des Geländes im differenzierenden Abendlicht und wollte zurück.
Mowgli trat in Schuluniform aus der Nagelburg. Er grüßte freundlich. Ich fragte ihn:
„Hast du die Hausaufgaben schon gemacht?“
„Nein.“
Das war kein Wunder, denn er kam etwa vor einer Stunde aus der Schule. Danach kümmerte
er sich um die Hunde.
„Hast du Abendessen?“ fragte ich.
„.... Nein! .... Doch, Mama Suppe und Ei.“

Ich wurde stocksauer. Der Junge im Wachstumsstadium fütterte nach der Schule die heulenden hungrigen
Köter und er selbst ging mehr oder weniger leer aus.
Wütend ergriff ich mein Telefon und informierte die Pseudo-Mutter über die unhaltbaren Zustände in meiner
Nachbarschaft. Vor der Nagelburg stehen zwei Wagen und ein Moped.
Mir selbst fehlen Motorfahrzeuge und frische Lebensmittel. Seit drei Tagen lebe ich von kümmerlichen Resten.
Den Wein kann ich nicht mit Mowgli teilen. Kein Hundeleben.


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 08. Juni 2011, 01:23:35
Es wird wohl Zeit, dass mal einer von uns vorbeikommt und Dich zum Essen ausführt!!
Wohnt denn niemand von Deinen zahlreichen Fans in Deiner Nähe in Chiang mai?

Ich bin leider derzeit noch in D krankheitsbedingt festgebunden...

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Alfred am 08. Juni 2011, 02:04:57
Low, bitte, Tierliebe in Thailand wie von deinem Mogli gezeigt sollte man unterstuetzen,   {*  gibt es hier in Thailand viel zu wenig, aus verstaendlichen Gruenden.
Ich oeffne schon mal ein, zwei 21 Baht Hundefutterdosen wenn ich vom Einkauf unterwegs nach Hause bin und ein Streuner meinen Weg kreuzt oder meine Pinkelpause ect. zu Annaeherung nutzt.
Wenn meine Soehne dies sehen und mitbekommen umso besser.
Deine mangelnde Lebensmittelbevorratung, wenn dir Auto und Moped fehlen, bzw. der Weg mit Moped zu Supermarkt zu weit ist, dann bitte miete dir eines der in fast jedem Ort vorhandenen Privattaxis fuer halben Tag oder Tag und fahr mal ausgiebig zum Grossmarkt.
Dir Alteingessesenem brauche ich das ja aber eigentlich gar nicht vorschlagen, du willst nur eine Anekdote etwas kantiger beschreiben.   :)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 08. Juni 2011, 02:08:21
Die wunderbar pointierte Geschichte "Ein Bankgeheimnis aus Hinterindien" verschaffte mir ein weinendes und ein lachendes Auge.
Ein "Hundeleben" dagegen gibt keinen Anlass zum Schmunzeln.


Aufruf an alle pragmatisch veranlagten und mobilen TIPianer in und um Chiang Mai

Es wäre sehr wünschenswert,wenn sich einige von Euch mit Low in Verbindung setzen würden, um seine leibliche Versorgung zu organisieren.
Zwei Versorgungsfahrten pro Woche wären denkbar. Oder ein Lieferservice durch eine Firma, die über Mitarbeiter mit Deutsch- oder Englisch-Kenntnissen verfügt.
Oder irgendjemand kennt dort einen fähigen DACHler, der einen kleinen Nebenverdienst sucht, oder oder...

Wir haben wohl alle schon verstanden, dass es Low nicht an Geisteskräften fehlt   :-)  , aber bei der Mobilität hapert es etwas.
Zwar wird Low nun dieser Aufruf etwas unangenehm sein, aber diese Abhängigkeiten von miesen Versorgungsumständen sind alles andere als befriedigend.
Es muss sich was ändern.


Gruss   Achim

Titel: Echo vom Hundezwinger
Beitrag von: Low am 08. Juni 2011, 03:26:36
Echo vom Hundezwinger                                                                                                    8. Juni 2011

Die Geschichten sind leider teilweise schwer verständlich. Ich bedaure, wenn ich mit meinen Ausführungen zum
Hundeleben falsche Signale aussandte.
Gestern war ich im Supermarkt. Ich benutzte ein Taxi. Zur Schonung meines Gebisses kaufte ich nur Flüssignahrung.
Früchte und etwas Gemüse rotteten zu Hause sanft dahin.
Eine verführerische junge Lolita quatschte mich an. Ich war vorsichtig.
„Kindergarten oder bereits Schule,“ fragte ich mich.
Die neckische, überflüssige Zahnspange deutete jedoch auf einige Jährchen mehr.

Der Ernährungsnotstand betrifft nur Mowgli. Er hätte meine Vorräte am ersten Abend mit Leichtigkeit weggeputzt.
Er fütterte täglich die Hunde in der Nagelburg. Deren Bewohner benutzen für viele ihrer Verrichtungen den
Schönheitssalon. Daher wäre es von mir aus gesehen normal und angebracht, wenn sie den Schüler und freiwilligen
Hundebetreuer ebenfalls unterhalten und verköstigen würden.

Der relativ gewissenslose Herr der Nagelburg setzte den Kleinen bereits vor drei Jahren als billigen Hilfsarbeiter ein.
Wenn er zwecks Zwitscherns an den Wochenenden nach Chiang Mai zur Freundin verreiste, betreute Mowgli
während Tagen seinen PC Laden, ohne daß er über die geringste Ahnung von Computern verfügte.
Als Bürger des Landes hätte ich diesen Unsinn, Arbeit Minderjähriger, mit einer Meldung an die Aufsichtsbehörde,
jederzeit beenden können. Aber ich bin nur Gast, Klappe zu.
Jetzt hilft Mowgli dem dilettantischen, erfolglosen PC Spezialisten und zur Zeit aufstrebendem Hundezüchter, erneut.
Seit Ostern fühle ich mich für Mowglis Betreuung nicht mehr zuständig.

Herzlichen Dank an die vereinigten Lebensretter.
(Für Mund zu Mund Beatmung wünsche ich mir eine Lady.)
Low

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Alfred am 08. Juni 2011, 03:53:34
Low, gut, das hoert sich schon besser und beruhigend an.
Wie es scheint bist auch du ein Nachtmensch oder hast du die Junge Dame vom Einkauf doch noch auf laengeren Plausch zu dir nach Hause eingeladen und kommst dewegen nicht zum schlafen.  :-X
Ja, so was Juengeres, da werde ich gleich Fix u Foxi   {:}   trotzdem nun, Gute Nacht.
Titel: Was sind kümmerliche Reste in Hinterindien
Beitrag von: Low am 10. Juni 2011, 13:01:38
Was sind kümmerliche Reste?                                                                                                  10. Juni 2011

Offenbar schreckte ich nicht nur Moderator Kern mit meinem als dürftig empfundenen Essensbestand auf.
Erstens war FDH Diät angesagt. Irgendwo log ein Experte, pro Kilogramm verlorene Wampe würden drei
Millimeter Eindringtiefe gewonnen. Leute, das macht bei fünfzig Kilogramm fünfzehn Zentimeter. Rein
rechnerisch würde ich mit verbleibenden zwanzig Kilogramm von jedem Windstoß umgeblasen und wo
verblieben gepflegte Haartracht, gestählte Muskulatur und bedeutsame Instrumente zur wissenschaftlichen
Tiefenforschung.

Zweitens war nur die Vorratsmenge kümmerlich, nicht die Qualität. Es gab Grammweise Coppa und Parma-
schinken. Die Anzahl Karotten ist unverändert und auch Früchte gibt es immer noch. Im Schrank stehen
Pakete mit Pasta, Reis, getrocknete Pilze und Dosen mit Gemüse. Es gibt tiefgefrorene Mu-däng-Dumplings
und Garnelen.
Mittlerweile sind jedoch Reisschüssel samt Fahrerin unversehrt zurück.

Ganz anders verhielte es sich mit meinen Reserven, wenn Mowgli mit mir gefuttert hätte. Er vertilgt fünf
Pfund Bananen in zwanzig Minuten. Alle vier Minuten schafft er ein Pfund. Als Genießer kaue ich an einem
Pfund für zwei Tage.
Eine gebratene Ente, an welcher wir zu zweit während zwei oder drei Tagen mit Beilagen und Saucen
häppchenweise schlemmen, verschlingt er ohne jegliches Zubehör in dreißig Minuten und säuft danach
Wasser wie eine durstige Kuh nach der Durchquerung der Taklamakan-Wüste. Wenig später läuft die
Wasserpumpe zu Unterstützung der Klospülung. Wenn die Wasserspülung nicht läuft, dudelt ein Telefon
mit der Nachricht, er leide unter unerklärlichem Bauchgrimmen.

Den eindrücklichen Rekord in Essensvernichtung erlebte ich am Neujahrsfest im Dorf. Zwei Kilogramm gegrillte,
in feine fünf Millimeter Tranchen geschnittene Schweinelende, lösten sich in wenigen Minuten in Myriaden von
Sternen am Firmament auf. Als ich meine eigene Spezialität versuchen wollte, grinste mir in sonst pechschwarzer
Nacht nur noch die leere Platte mit verschmähten Garnituren entgegen. Das waren in der Tat kümmerliche Reste.
Titel: Teilweise Demaskierung uniformierter Hohlköpfe in Hinterindien
Beitrag von: Low am 12. Juni 2011, 17:12:52
Teilweise Demaskierung uniformierter Hohlköpfe

Arbeit ist erfahrungsgemäß eine unangenehme Tätigkeit, welche Schlaf und Beischlaf verkürzen und behindern.
Trotzdem gilt Arbeit in der Philosophie als bewußt schöpferisches Handeln des Menschen. Warum befassen sich
solche offenbar zeugungsunfähigen Theoretiker nicht mit den Annehmlichkeiten des Geschlechtsaktes?

In der Volkswirtschaftslehre ist Arbeit einer der massgebenden Produktionsfaktoren.
Arbeit ist eine Tätigkeit, durch welche der menschliche Lebensunterhalt, die Familie eingeschlossen, ermöglicht
werden sollte.
Physikalisch betrachtet ist Arbeit die Energiemenge, die bei einem Vorgang umgesetzt wird.
Schon mein Großvater kannte den Spruch:
'Wer Arbeit kennt und sich nicht drückt - der ist verrückt,' und ignorierte ihn.

Trotz vieler positiver Eigenschaften von Arbeit, ist es manchmal nicht einfach, eine Tätigkeit auszuüben. Arbeit
ist ungleich verteilt. Manchmal herrscht sogar Mangel. Für Ausländer wird nicht selten eine Bewilligung verlangt,
bevor man einer Beschäftigung nachgehen darf.
Automatisch stellt sich die Frage, was ist denn Arbeit?
Obwohl beim Geschlechtsverkehr große Energiemengen umgesetzt werden, viele Menschen geraten nur bei
dessen Ausübung ins Schwitzen, zählt er nicht zu den bewilligungspflichtigen Aktivitäten. Eine ortsabhängige
Ausnahme ist, wer solche Leibesübungen gegen Honorar als Dienstleistung anbietet, arbeitet professionell
und wird damit steuerpflichtig.
Dieselbe Tätigkeit kann also, je nach Standpunkt des Betrachters, Arbeit sein oder auch nicht und wir fragen uns:
Darf denn Arbeit überhaupt Spaß machen?

Wem Arbeit wenig Freude bereitet, der kann sich zumindest nach Feierabend ein Wunschprogramm nach eigener
Wahl zusammenstellen. Es gibt ja neben dem Pantoffelkino genügend professionelle Unterhalter.

In Chiang Mai herrschte in den Monaten März und April in mindestens zwei Lokalen, Guitarman und Northgate
Hochbetrieb bei feuchtfröhlicher Stimmung mit einem bunt gemischten Publikum. Thais und fremde Gäste erfreuten
sich an vortrefflichen Darbietungen von Musikern aus verschiedenen Ländern. Mund zu Mund Propaganda ließ die
Anzahl der Besucher und Entertainer exponential ansteigen, bis irgend ein niederträchtiger Neider die Behörden
informierte, es würden in gewissen Betrieben Musiker ohne Bewilligungen auftreten.

Die Beamten der Immigration und des Arbeitsamtes griffen ein und verhafteten einige Mitwirkende ohne gültige
Zertifikate.
Die einstmals zum Bersten gefüllten Lokale verwaisten plötzlich. Die Betreiber hatten volle Flaschen, leere Lokale
und keinen Umsatz. Viele ehemalige Gäste verstanden die Welt nicht mehr. Vor allem deshalb nicht, weil die
Behörden von  Chiang Mai die UNESCO kürzlich ersuchten, den offiziellen Titel als “Kreative Stadt“ zu verleihen,
weil kulturelle und kreative Aktivitäten einen wichtigen Bestandteil im Stadtleben bildeten.  ...

Der Leiter des Arbeitsamtes erklärte, er, sein Amt und die Immigrationsoffiziere seien nur den gesetzlichen
Vorschriften nachkommen. Es handle sich weder um reines Imponiergehabe oder gar persönliche Schikaniererei.
Er führte aus, die Grenzen erlaubter Tätigkeiten seien teilweise schwierig zu definieren. Es herrsche Konfusion
und Ungewißheit in zahlreichen Amtsstellen.

Er erwähnte die Touristen-Polizei in Chiang Mai. Sie beschäftige ausländische Freiwillige, welche technisch
gesehen ihre Tätigkeit ohne offizielle Erlaubnis ausübten.
Der tonangebender Beamte, Khun Ruchuchai Potham, meinte dazu trocken:
„Erklären sie diesen Leuten, daß dies ungesetzlich ist!“

Anmerkung: Diese unbezahlten Volontäre finanzieren sogar ihre Uniformen selbst und präsentieren sich zu
gerne als flotte internationale Söldnertruppe in thailändischen Diensten. Es gibt sie in verschiedenen
Touristenzentren. Ich bestreite nicht, daß diese Knechte in einigen Fällen hilfreich einspringen konnten. Im
allgemeinen überwiegt leider, nun wissen wir es, die illegale Selbstdarstellung im Sonderstatus.

Er beendete seine Ausführungen mit den Worten:
„Sofern wir so weiter machen, verhaften wir uns eines Tages gegenseitig.“
Mit etwas Selbstbedauern fügte er hinzu:
„Diese Autoritäten respektieren weder das Amt, noch die Gesetze!“

Herr Ruchuchai sollte eigentlich wissen, daß Armee und Polizei mit selbsterteiltem Sonderstatus, als eigenständige
Staaten im Staat, über den Gesetzen stehen.

Im ganzheitlichen Rahmen allumfassender Verteidigungsmaßnahmen verfügt die Armee über Banken, TV- und
Radiostationen, Kliniken und Golfplätze. Verborgen, neugierigen Blicken entzogen, dümpelt irgendwo ein
Flugzeugträger ohne Flugzeuge dahin. Möglicherweise werden in kürze sechs ausgemusterte U-Boote deutscher
Herkunft den Träger beschützen. Spätestens dann benötigt der Herr Großadmiral zum Schutz seiner U-Boote
neue Flugzeuge.
Um die Besatzung des großen Schiffes bei Laune zu halten, gibt es an Bord hie und da Abendunterhaltung. Wenn
dann ein tolldreister Teufel mit seinem Schweif wedelt, spielen dort wieder einige Musiker ohne gültige Arbeitserlaubnis.

http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=9723.msg1004882#msg1004882
http://www.chiangmainews.com/ecmn/viewfa.php?id=3218
Titel: Frust aus Steckdosen in Hinterindien
Beitrag von: Low am 17. Juni 2011, 12:44:07
Warnung: Dieser Artikel behandelt Technik: Elektronen, Bügeleisen, Dampfkochtöpfe und Kernkraftwerke. Für Menschen,
welche lieber Anteil an menschlichen Schicksalen nehmen, empfehle ich herzergreifendere Geschichten, wobei das
Ingenieurwesen wie dargelegt wird, engstens mit heutigen Heimsuchungen verflochten ist.


Frust aus Steckdosen

Spannungsschwankungen sind alltäglich. Dabei handelt es sich nicht etwa um sogenannt billigen Atomstrom.
Elektrischer Strom besteht aus Elektronen. Elektronen umkreisen üblicherweise  Atomkerne. Es gibt noch keine
großtechnischen Verfahren, um Elektronen direkt aus den Atomen zu elektrischem Strom zu extrahieren. Darum
gibt es im eigentlichen Sinne keine Atomkraftwerke. Mit Hilfe der Kernenergie wird in thermischen Kraftwerken,
anstelle von Erdöl, Kohle oder Gas, Wasser erhitzt. Der Dampf treibt riesige Turbinen und  Generatoren an, welche
ihrerseits begehrten elektrischen Strom erzeugen.

Ähnlich wie gewisse Hausfrauen Probleme im Umgang mit dampferzeugenden Produkten, wie Bügeleisen oder
Kochtöpfen haben, können leider Störfälle in größerem Umfang auftreten.
Kühlmittelpumpen im Druckwasserreaktor wälzen das Kühlmittel zwischen Reaktor und Dampferzeuger um. Der
Durchsatz dieser Zentrifugalpumpen beträgt bis zu 10'000 l/s, bei Drücken bis zu 175 bar und Temperaturen
bis 350 °C. Unglaubliche Werte, wenn wir an Bier, gebratenen Speck und Spiegeleier denken. Die Katastrophen
in Japan werden verständlich!

Geringer sind Leistungen von Dampfkochtöpfen. Während Großmutter mit diesen Geräten während Jahren
pannenfrei hantierte, produzierte meine Mutter mehrmals einen GAU. Es gelang ihr nicht, das pfeifende
Sicherheitsventil unverschmutzt funktionstüchtig zu halten. Der unbeaufsichtigte Topf entwickelte Druck. Ein
Gummipfropfen knallte als letzte Sicherung aus dem Deckel des Topfes. Der GAU:
Gegartes Apfelmus Unter der Decke. So etwas hätte jederzeit ebenfalls ins Auge gehen können.

Wie viele Brände, ausgelöst durch einsame Bügeleisen, sah ich selbst oder las in Zeitungen davon? Unsere Perlen
übten Brandstiftung und versengten regelmäßig gleichermaßen Kleider und Bügelbretter.

Zurück zur Steckdose. Die Wechselspannung pulsiert nicht nur mit annährend fünfzig Schwingungen pro Sekunde,
sondern unterliegt täglichen langsamen Schwankungen. Das war mich interessant genug, ein analoges Voltmeter
zu basteln und anzuschließen. Sobald ich kritische Schwankungen beobachte, schalte ich teure Elektronik aus und
zünde abends vorsichtigerweise Kerzen an. Manchmal bin ich schneller, als die automatische Notleuchte.
Was mir Sorgen macht, sind überlagerte kurze Impulse von einigen hundert Volt im Mikro- und Nanosekunden-
Bereich. Sie lassen sich nur mit Oszilloskopen beobachten und zerstören Bauteile der Mikroelektronik. Auf meinem
Gerät sehe ich die kurzen Spannungsspitzen nicht, aber weiß aus Erfahrung, daß es sie gibt.

Vor kurzem schlugen solche randalierenden Elektronen zweimal ungebremst zu. Ich benutzte im PC Festkörper-
speicher, sogenannte SSD. Da rotierte keine Festplatte mehr. Bits und Bytes werden stoßsicher und geräuschlos
auf kleinstem Platz gespeichert. Der Zugriff war unglaublich schnell. Ein Klick, Betriebssystem, Office, Corel, Adobe,
was auch immer - war da.

Ich tippte an einer Geschichte und verspürte Durst. Auf dem Weg zur Küche sah ich das Voltmeter: fast unglaubliche
zweihundertfünfzig Volt. Ich prüfte die unterbrechungsfreie Stromversorgung, UPS oder USV. (1)
Je nach Aufbau sollte eine USV die angeschlossenen Systeme vor folgenden Störungen schützen: Stromausfall,
Unterspannung, Überspannung, Frequenzänderungen und Oberschwingungen.
Am Eingang lagen wirklich fast unstabile zweihundertfünfzig Volt. Der Ausgang war auf zweihunderfünf Volt geregelt.
Ich zweifelte an den Entwicklungsingenieuren, am Mikroprozessor des Gerätes und gleichzeitig an beiden.
Dann trank ich einen Schluck und schrieb weiter am nun fast spannungslosen Aufsatz, wechselte Programme,
schaute Bilder und begoogelte mich. Die Eingangsspannung normalisierte sich. Alles arbeitete scheinbar wieder
vernünftig.

Beim nächsten PC Start erkannte das BIOS die SSD nicht mehr, obwohl die PC-Platine mit sogenannter Anti-Surge
Hardware ausgerüstet ist, welche vor schnellen Impulsen schützen sollte.
Ein Griff in das Gehäuse, die Kabel von der SSD in die veraltete Festplatte gesteckt und der PC meldete sich,
langsam wie gehabt - aber sicher.

Einige Tage darauf: Regenzeit, Stürme, Gewitter.  Das abendliche Spektakel mit Wasserspielen von Dach und
Palmen, grandiosem Feuerwerk am Himmel, begleitet von Dolby Donnergrollen, ließ mich die Elektronik ausschalten.
Eine Kerze brannte vorsorglich.
Ein heller, blendender Schein und praktisch gleichzeitig ein ohrenbetäubender Knall, der meinen Tinnitus zum
Läuten brachte. Wir rochen die ionisierte Luft förmlich.
Dieser Blitz schlug in unmittelbarer Nähe ein. Bei so kurzen Impulsen mit hunderttausenden von Volt wird jedes
Kabel zu Antenne. Blitze sind in der Lage, selbst in mehreren Kilometern Entfernung durch Induktion erhebliche
elektrische Spannungen zu induzieren. Ich rechnete mit Folgeschäden.

Nachdem sich Mutter Natur beruhigte, schaltete ich die unterbrechungsfreie Stromversorgung, dann den PC ein.
Am Flackern der roten LED erkannte ich, daß Zugriffe auf die Festplatte erfolgten. Mein schöner neuer, energiesparender
Bildschirm blieb schwarz, obwohl die LED der Netzanzeige leuchtete.
„Das darf nicht wahr sein,“ sagte ich zu mir und verdrängte im Geiste die rohe Gewalt des Blitzes. Erneute Versuche.
Der Schirm blieb schwarz.
Darauf spielte ich mit der äußerst unpraktischen Bedienung des Bildschirms. Ein mir unbekanntes Menu erschien.
Die Hälfte der Funktionstasten war blockiert. Mühsam klickte ich auf dem halbtoten Gerät herum und ich fand einen
Fehler. Der schädliche Puls setzte die interne Logik vom PC auf den Video-Eingang. Der Bildschirm war gerettet!
Die Schaltkreise hätten genau so gut schmoren können.

Zu weiteren Funktionstests benötigte ich einen raren Impulsgenerator, um USP und Netzteil des PC zu prüfen.
Dick lieferte mir das Prüfsignal ungewollt, als sie mit dem deutschen Staubsauger “Made in China“ hantierte. Der Motor,
verbunden mit einer hemdsärmeligen Regelung ohne jegliche Filter, erzeugte den Glitch, das gewünschte Signal.
Mein PC stürzte ab, startete automatisch neu und hing fest mit der Meldung:
„Anti Surge von XXX schützte den PC!“
Das Problem für viele Benutzer ist, die Funktion muss im BIOS aktiviert werden, sonst arbeitet sie nicht.
Meine Folgerungen daraus waren: Demnächst werde ich den Netzteil im PC und später die zweifelhaft funktionierende
USP ersetzen. Sie hilft einwandfrei gegen Unterbrüche. Wie meine Erfahrung zeigte, schützt sie schlecht vor Über-
spannungen und blockiert schnelle Impulse nicht.

Blitze lassen nicht nur Elektronik flink altern. Sie fordern sogar Menschenleben. Dafür genügen in Hinterindien bereits
Steckdosen. Sie sind weitaus gefährlicher als Gewitter!


(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Unterbrechungsfreie_Stromversorgung

http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=478.msg1006783;topicseen#top
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Grüner am 17. Juni 2011, 23:04:03
Sobald ich kritische Schwankungen beobachte, schalte ich teure Elektronik aus und
zünde abends vorsichtigerweise Kerzen an. Manchmal bin ich schneller, als die automatische Notleuchte.
Was mir Sorgen macht, sind überlagerte kurze Impulse von einigen hundert Volt im Mikro- und Nanosekunden-
Bereich. Sie lassen sich nur mit Oszilloskopen beobachten und zerstören Bauteile der Mikroelektronik. Auf meinem
Gerät sehe ich die kurzen Spannungsspitzen nicht, aber weiß aus Erfahrung, daß es sie gibt.

Vielleicht hilft es gegen Stromschwankungen, diese einfach zu ignorieren. Ich glaube fest daran, daß Thailand überhaupt nur so funktioniert.
Wer Angst hat, egal vor was, den trifft es auch...
Titel: Vier Schweine aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 21. Juni 2011, 14:03:12
Vier Schweine                                                 Mitte Juni 2011

Eventuell wird Herr Kleptomanewitsch als Lieferant von Geschichten vermißt. Er mußte letztendlich seine Zäune
versetzen und widerrechtlich besetztes Territorium freigeben. Freundlicherweise ließ er dort all seinen gestohlenen
Mist liegen, beispielsweise Zementröhren von annähernd zwei Metern Durchmesser.
Er liebt bekanntlich Tiere. Je mehr er davon hat, desto glücklicher fühlt er sich. Anstelle von Hühnern, hält er Wachteln,
denn deren Dichte pro Quadratmeter liegt wesentlich höher.
Seine Hunde bellen nicht nur, man hört die knurrenden Mägen der geliebten,  vernachlässigten und gepeinigten Tiere.

Neulich brachte er drei Frischlinge ins Areal. Er mag Schweine. Die entsprechen halbwegs seiner Art und Gesinnung.
Sie fressen fast alles und lassen ihren Dreck unbekümmert überall liegen.
Er, der bis zur nächsten Durchfallerkrankung bald mehr Durchmesser als Lebensgröße aufweist, seine vollschlanke
Gattin, die fettleibig formlose, nein tonnenförmige Tochter und der krankhaft korpulente Sohn, fuhren zwecks
dringender Aufnahme unverzichtbarer Kalorien in den gemeinsamen Ausgang.
Währenddessen jagten seine hungrigen Hunde die Schweinchen und fraßen zwei teilweise auf. Eines flüchtete und
versteckte sich zitternd vor den Wölfen, wie sich seinerzeit Rotkäppchen vor den Gebrüdern Grimm verbarg. (1)
Als die frisch genährte und gesättigte Familie mit den vielen überflüssigen Pfunden zurück kam und die Bescherung
sah, heulte sie im Chor in gemeinsamer Wut und Verzweiflung:
„Vater, schlag diesen Sauhund tot!“
Tapfer und folgsam wie er ist, erschlug Kleptomanewitsch keuchend in leichtem Suff einen der Hunde. Während des
fiesen Totschlages ratterte das Mundwerk der Vollschlanken wie Maschinengewehrfeuer. Hoffentlich erwischte er
den Haupttäter!

20.6.
Melancholisch blickte sich Kleptomanewitsch auf seiner dezimierten Farm um. Er betrachtete nachdenklich die
Wachteln und sagte zu sich selbst:
„All die Wachteln und ich hilfsbedürftiger Wicht.“
Das kleine Schweinchen knabberte Kräutchen und würgte an einer Wurzel. Der Hund schaute darbend zu.
Er träumte im Hundehungerdelirium von fetten Würsten und einem schönen Knochen mit Mark und zusätzlich etwas
faserige Fleischgarnituren darum herum.

Beim Beäugen des Ferkels konstatierte Kleptomanewitsch:
„Zwei einsame Schweine, eines davon bin ich.“
Er ertrug seine Einsamkeit nicht länger. Er zermalmte mit schmutzigen Fingern eine echte Träne und flüchtete in
die berüchtigte Lao Khao Bude des Dorfes. Als das Dorf endlich doppelt so viele Häuser zählte und doppelt so viele
Einwohner aufwies, rauschte er nach Hause zurück.
Er bemerkte das echte einsame Schwein. Es quietschte erbärmlich und hatte blutende Bißwunden im Hinterschinken.
Kleptomanewitsch telefonierte lallend lautstark. Er fand einen Käufer für das verletzte Tier, das sogleich abgeholt
wurde. Darauf nahm er einen Spaten. Er erschlug den zweiten Hund. Eilends buddelte er ihn ein, um die Spuren zu
verwischen und sich selbst und seine Familie vor weiterem Ungemach zu bewahren.

Zusammenfassung:
Schwein gehabt!

(1)
http://www.grimmstories.com/de/grimm_maerchen/rotkaeppchen
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 22. Juni 2011, 03:42:37
Lieber Low,

dann müssen hier auch mal die Schweine zu Wort kommen - frei nach Jendrikat. Da steckt viel bedenkenswertes dahinter:


Schweinephilosophie

Wir Schweine sind seit alter Zeit,
die weißen wie die schwarzen,
das Sinnbild der Beschaulichkeit,
ob mit — ob ohne Warzen.

Nur wer für seinen Bauch gelebt,
der hat für uns Verständnis.
Das Schwein irrt nie — weil es nicht strebt,
darin liegt die Erkenntnis.

Das Leben ist ein Ringelspiel,
es dreht sich selbst im Kreise.
Wer nichts tut — der tut schon nicht viel.
Wer gar nichts tut, ist weise.

Vom Müßiggang sich auszuruhn,
das heißt, die Zeit verprassen.
Man kann im Leben sehr viel tun —
doch noch mehr — unterlassen.

Wir säen nicht, wir ernten nur,
damit wir gut geraten.
Wir sind bestimmt von der Natur
zu Schinken, Wurst und Braten.

Ein Schwein tut keinem was zuleid
und denkt: Jedem das Seine.
Das Schwein isst keinen Menschen auf.
Der Mensch verspeist uns Schweine.

________________________________________________________________

Fred Endrikat
Höchst weltliche Sündenfibel
Moralische und »unmoralische« Verse

Ich hoffe, dass Du Spass an diesen "Überlegungen" hast.

LG

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Ozone am 22. Juni 2011, 06:40:35
Hallo Rolf

In dem Sinne häng ich noch einen an:

Auch unter den Tieren gibt es Schweine
wie unter den Menschen – große und kleine.
Auch Drohnen und Faultiere gibt es sicherlich.
Nur Spießer und Schmok gibts unter Tieren nich.



Herdentiere

Menschen, die sich selber nichts zu sagen haben,
Sieht man stets in Scharen, Rotten oder Rudeln
stehen, sitzen oder wandern.
Einer glotzt und schnuppert nach dem andern.

Mit Begeisterung können sie sich so
recht von Herzenslust mit Schleim und Schmier besudeln,
statt den eignen Dreck an einer Rinde abzuschaben.
Nur in Horden sind sie ihres Lebens froh.

Wie herrlich ist es, ganz allein
mit sich selbst vereint zu sein,
irgendwo
auf einem stillen Clo.



Aus dem Endrikat Lesebuch  ;)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 22. Juni 2011, 13:39:44
Lieber Ozone,

"Wie herrlich ist es, ganz allein
mit sich selbst vereint zu sein,
irgendwo
auf einem stillen Clo."



an Deine herrlichen ergänzenden Zitate aus dem ("schweinischen") Schaffen des heute nahezu kaum mehr bekannten Fred Jendrikat lassen sich zu Deinen letzten Zeilen die Erkenntnisse des weit berühmteren Bert Brecht ergänzend zitieren:

nur ein paar Anfangszeilen...

"Der liebste Ort, den er auf Erden hab
sei nicht die Rasenbank am Elterngrab,
sei auch kein Beichtstuhl, sei kein Hurenbett,
sei nicht ein Schoß - weich,weiß und warm und fett.
Orge sagte mir
der liebste Ort auf Erden war im immer der Abort!"

und im weiteren Verlauf des Gedichtes:

"ein Ort der Demut. Dort erkennst Du scharf,
dass Du ein mensch nur bist, der nichts behalten darf."

und einige weitere bemerkenswerte Erkenntnisse zum erbaulichen und ergötzlichen Benutzen einer gepflegten Bedürfnisanstalt.


Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Cee am 22. Juni 2011, 17:10:33
An diejenigen hier unter uns, deren Muttersprache es ist, diejenigen, die neugierig sind und diejenigen schlussendlich,
die die altdeutsche Sprache studiert haben: Mein erstes Gedichtli, immer dann vorgetragen, wenn es darum ging, eingeladene Gesellschaft zu beeindrucken.

Der Früelig schüttlet d`Tanne
u igelbethlis Maa
im Huli unne dranne
erwachet nadisnah.

Ar gähnt u chratzt am Öhrli
u tuet a länge Schnuuf
zum giinä sperrt är ds Schnörrli
bis hinder d`Ohre n uf.

De rupft u weckt är z`Wibli
stand uf u leg di a!
Wo hesch mer z`früsche Libli?
Richt gschwind äs Gaffi a!

I wott derna ga luege
zur Schlange dert am Styg,
ob ächt die falschi Guege
o scho erwachet sig.

U z`Haselmuus im Stöckli
scho gwäsche sig u g`schtrählt
u ob em Chäferböckli
no geng kei`s Hörnli fählt.

I gah jetz, schaff nid z`grüsli,
doch wenns di acho sött
so wüsch ächli um z`Hüsli
u sunn de üsi Bett!

 :-X
Cee


Titel: Giovanni Battista Bernardone
Beitrag von: Low am 23. Juni 2011, 20:46:36
Giovanni Battista Bernardone

Nachdem sich Mitglieder vor allem für Schweine und schweinebezogene Poesie einsetzten, danke dafür, wage
ich ein Zitat von Bruder Franz, den von Khun K. kaltblütig erschlagenen Hunden gewidmet. Ich bin weder dem
Vatikan verpflichtet, noch ein spezieller Hundefreund, obwohl ich sogar nach deren Ausscheidungen auf meinen
Wegen täglich eingehend ausspähe.
Unsere Gastgeber(-innen) sind meist nicht in der geistigen Verfassung, sich um Tiere oder Artgenoss-inn-en
eingehend zu kümmern. Von diesem Frust beflügelt, leben meine Erzählungen.
 
Franziskus von Assisi, geboren als Giovanni Battista Bernardone 1181/1182, lange Wehen, lateinisch Franciscus
de Assisi oder Franciscus Assisiensis, versuchte nach dem Vorbild des Jesus von Nazaret, der sogenannten
Imitatio Christi, zu leben.
Franziskus gründete den Orden der „Minderen Brüder“, später Franziskaner genannt und war Mitbegründer des
Frauenordens der Klarissen. Ob Hans, der initiative Kuttenmann damals im FC Assisi als Torwart amtete, ist
vorstellbar, jedoch nicht überliefert.
Auf Pilgerreisen nach Rom kickten möglicherweise germanische Stämme gegen die glaubensstarken Gottesmänner.
In der ehrwürdigen Schenke zu den drei Krügen in Torgiano, finden sich unter günstigen Umständen in alten
Chroniken Aufzeichnungen zu diesen frühen Freundschaftsspielen.
 
Franz soll, vermutlich in altumbrischem Dialekt, gesagt haben:

Dass mir mein Hund das Liebste sei,
sagst du, oh Mensch, sei Sünde,
mein Hund ist mir im Sturme treu,
der Mensch nicht mal im Winde.

http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_von_Assisi
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 23. Juni 2011, 23:18:10
Lieber Low,

"Hunde sind die besten Menschen!"

...ein oft und wohl nicht ganz zu Unrecht gehörtes Statement.
der alte Franz hats offensichtlich auch schon so empfunden.
Thais und ihre Haustiere - wohl ein Kapitel für sich.

Wolfram


Titel: Erbsen aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 27. Juni 2011, 11:01:12
Gemüse ist gesund. Deshalb serviere ich Ihnen heute zur Abwechslung gartenfrische

Erbsen                                                                                                       17.Juni 2011

Als wir neulich nachts gesättigt nach Hause fuhren, entdeckten wir vor den Häusern am Straßenrand halb nackte,
kauernde Gestalten, welche im Schein rußender Petrollampen rauchten. Unheimliche Figuren in flackerndem Licht.
Schmauchten sie Zigaretten, war es Gras? Wir dachten, diese Leute hätten ihre Stromrechnungen nicht bezahlt
und würden nun im Dunkeln munkeln.
Dick parkierte das Fahrzeug. Als ich ausstieg, liefen in den Teichen die Wasserpumpen an und die durch
Helligkeitssensoren gesteuerte Gartenbeleuchtung schaltete sich ein. Unsere bösartigen Verdächtigungen
entpuppten sich als purer Stromausfall.
Ich erinnerte mich, am Dorfeingang ein orangefarbenes Fahrzeug mit der Aufschrift PEA gesehen zu haben.
PEA heißt Erbse. In diesem Falle ist es das Kürzel für Provincial Electrical Authority, ein Ableger der EGAT.

(Ich schrieb diese Zeilen vor Grüners Antwort: „Vielleicht hilft es gegen Stromschwankungen, diese einfach
zu ignorieren. Ich glaube fest daran, daß Thailand überhaupt nur so funktioniert. Wer Angst hat, egal vor
was, den trifft es auch...,“ und lächelte später über seine Idee. (1)
Es besteht ein kleiner Unterschied zwischen Angst und Vorsicht. Weil es in Fukushima an Vorsicht mangelte,
haben jetzt Millionen Angst.)

Einen Erbsenzähler der dritten Art lernte Dick im Markt kennen. Ein preisgünstiger Wachholderschnaps wird
dort ohne Zeitlimit zum Dauertiefpreis von 391 Baht angeboten. In Großmärkten kostet dieser Saft zwischen
11 bis 14 Uhr und ab 17 00, über den Daumen gepeilt, 35 Baht mehr. Die eingeschränkten Verkaufszeiten
zielen nicht auf Schulkinder als Kunden ab, sondern dienen der offiziellen, amtlichen Bekämpfung des Alkoholismus.
Eine wahre Bieridee, denn beim Bezug von mehr als zehn Litern Fusel, Gerstensaft oder Wein leidet kein Kunde
an krankhaftem Durst, sondern ist als Steuerzahler zeitlich unbefristet willkommen.
Dick war erstaunt, einen Händler zu finden, der diesen Gin für 300 Baht verramschte. Sie erstand zwei Liter und
wollte wissen, wie dieser Spottpreis möglich ist. Der Mann brauchte dringend Bargeld. Als gutem Kunden gewährte
ihm Makro Kredit. Er kaufte eine Kiste und verhökerte den Schnaps unabhängig vom Einstandspreis in rekord-
verdächtiger Zeit.
Vielleicht kaufte er mit dem Erlös eine Faustfeuerwaffe, um sich umzubringen, weil er in der Schule nie rechnen
lernte.

Ein junges Weibsbild verscherzte ihr Werkzeug zum Erbsen zählen. Eines Morgens erschienen im Schönheitssalon
zwei Frauen, Mutter und Tochter, und fragten:
„Lebt ihr Sohn Bob in der Nagelburg?“
„Er ist mein Sohn, aber er heißt nicht Bob,“ antwortete die Friseuse.
Die ältere der Frauen erzählte unter Erwähnung von tausend und einer Bagatelle, meine Kurzfassung - sonst wäre
ein Werk von biblischem Umfang entstanden:
„Vor etwas mehr als drei Monaten lernte meine Tochter diesen Bob aus der Nagelburg kennen. Sie wurden Freunde
und schmusten einige Tage herum. (Hier wären intime Details reizvoll.)
Bob bat die junge Frau, ob er für ein paar Tage ihren Laptop benutzen dürfe. Die Maid wollte dem netten Gefährten
den klitzekleinen Gefallen nicht abschlagen und überließ ihm das Gerät.“
Dann verschwand Bob samt Laptop aus ihrem Leben. Diese Mutter stottert immer noch Raten für den Computer ab,
den die törichte Tochter tunlichst in der Schule verwenden möchte.

Als Bobs Vater damals aus der Nagelburg auszog, liess er die Wasserpumpe mitlaufen. Möglicherweise wird der
heisse Laptop jetzt mit Wasser gekühlt.
Sofern PEA Strom liefert, bewässert diese Pumpe unter glücklichen Umständen Erbsen.

(1)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg1007032#msg1007032
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: uwelong am 27. Juni 2011, 11:54:55
Was mir Sorgen macht, sind überlagerte kurze Impulse von einigen hundert Volt im Mikro- und Nanosekunden-
Bereich. .
 



By the way! :

Das Verhältnis von 1 nanosekunde zu 1 Sekunde, ist das gleiche Verhältnis,
wie 1 Sekunde zu 32  Jahren!

Nur so!














Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 27. Juni 2011, 14:08:27
Eine köstliche Geschichte über tausend und eine Erbse     {*     {*     {*
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: aod am 27. Juni 2011, 15:48:54
Ich habe den Spruch:

Das Tier zu lieben
sagt der Mensch-ist Sünde
das Pferd blieb mir im Sturme treu
der Mensch nicht mal im Winde

vor etwa 40 Jahren in Offenbach/Hessen gelesen
ohne Herstellerangaben und ohne Hund :)

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Alfred am 28. Juni 2011, 20:02:20
Aber der -Hund-  ;} ist doch treu!  ;]
Das ist so sicher, wie die Wiederkehr der Stromausfaelle und die sich jede Saison neu oeffnenden Schlagloecher auf den Provinzialen Nebenstrassen im Isaan.  {:}

Titel: Ein Schulmädchenreport aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 01. Juli 2011, 12:21:45
Ein dreiteiliger Schulmädchenreport                                                                                                     30. Juni 2011

A. Junges Gemüse

Ich kannte die lockenden Palmenstrände am warmen, tiefblauen Meer samt vielversprechender abendlicher
Billigstunterhaltung. Wenn dich wochenlang täglich scharenweise junge Frauen ansprechen und erzählen,
wie gut du aussiehst, dann glaubst du das am Ende, trotz Sehprothesen, implantiertem Hörgerät, künstlichen
Hüftgelenken, Glatze, falschen Zähnen, Bierwampe und Krampfadern wie Kuhgurgeln (italienisch Strozzavacca)
an allen drei Stehorganen. Ich vergaß leider, ob mein Schrittmacher bereits eingepflanzt ist, oder wollte Dr.
Trittbacher den Eingriff doch auf vorletzten Herbst verschieben.

Mit meinen angeborenen Charakterschwächen wäre ich an solchen Stranddestinationen zum alkoholisierten,
durch Drogen aller Art aufgeputschten Sexmonster mutiert und in relativ kurzer Zeit den gesammelten Lustseuchen
erlegen, sofern mich nicht vorher limitierte Finanzen vor grenzenloser Lüsternheit mit sexuellen Ausschweifungen
abgehalten hätten.
Es gab nur ein Mittel, diesen Verlockungen mit den ewig stehenden und triebfördernd wedelnden Palmen zu
entkommen. Ab, in ein einsames Dorf im Reisfeld, mit derb-keuschen, streng verhüllten Bäuerinnen, deren
schlammverkrusteten Leiber eher selten Lockrufe an paarungswillige Bierbäuche senden.
Also ließ ich mich im unbekannten Dorf nieder und lernte das facettenreiche LanNa Landleben näher kennen.
Da wohnte ein gestrenger einheimischer, versiert mit Bibeln drohender, christlicher Missionar. Der zog dann weg.
Die Sünde blieb, wie ich verschiedentlich selbst feststellen durfte.

Eine fleißige Nachbarin, Krankenpflegerin, füttert mit ihrer Arbeit, teilweise harten Nachtschichten, zwei Kinder
und einen arbeitsscheuen Ehemann durch. Die Jugendlichen bereiten der Mutter zusätzlich schlaflose Nächte.
Das Mädchen genoß einst Unterricht in der elitären Montfort Schule. Wegen Drogenkonsums und den Verlockungen
einer ewig kitzelnden Vagina zwecks Erwerb ausgewählter Luxusgüter, die Kolleginnen besitzen solches Zeug
Designertaschenweise, mußte es diese Schule aufgeben.
Vor einigen Wochen trabten beide Eltern bei Dick an und fragten für ein kleineres Darlehen von lächerlichen
zweihunderttausend Baht. Ein Teil des Geldes wäre in Schulgebühren investiert worden. Über die restliche
Verwendung wäre eine Diskussion eher müßig.
Die tierliebende Familie hält drei Hunde. Etwa ein Dutzend vernachlässigte Köter verreckten bereits jämmerlich.
Einen Tierschutz, der solche Halter maßregelt und vom Neuerwerb abhält, gibt es nicht.
In zwei geflochtenen Körben vegetieren im Hinterhof einige Hühner dahin. Zahlreiche Vogelkäfige sind verwaist.
Sämtliche teuren Insassen verdursteten und verhungerten.
Dick hat einen herzkranken Vater. Aufwendige Operationen verunmöglichen (glücklicherweise) jegliche Nachbar-
schaftshilfe.

Vorgestern bettelte die bewundernswürdige Mutter mit stark reduzierten Ansprüchen wieder. Sie wollte nur
noch fünfzehntausend Baht. Das Problem ist wieder die Tochter, respektive die Schulleitung, die sie vom weiteren
Unterricht ausschloß. Das attraktive kleine Luder machte keine Hausaufgaben, feierte mit Drogen und Alkohol,
schwänzte die Schule und übte in Chiang Mai als Callgirl fleissig Hotelbesuche aus.
Weiß die Mutter eigentlich, was da abgeht, oder steht die Sippe wie üblich über allem?
Die fünfzehntausend Baht wären laut ihrer Aussage für eine neue, diesmal christliche Schule bestimmt.
Mütterchen müsste endlich die Konsequenzen ziehen. Sollte die junge Frau wirklich weiterhin am Schulbesuch
interessiert sein, kann sie sich die paar Baht selbst anschaffen. Sie verfügt über genügend leere Vogelkäfige.

Fortsetzung folgt
Titel: Re: Ein Schulmädchenreport aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 01. Juli 2011, 14:25:50
Hallo Low


Wenn dich wochenlang täglich scharenweise junge Frauen ansprechen und erzählen,
wie gut du aussiehst, dann glaubst du das am Ende, trotz Sehprothesen, implantiertem Hörgerät, künstlichen
Hüftgelenken, Glatze, falschen Zähnen, Bierwampe und Krampfadern wie Kuhgurgeln (italienisch Strozzavacca)
an allen drei Stehorganen.

Bei soviel Ähnlichkeit kann ich nicht an Zufall glauben. Da es sich hier um eine genaue Beschreibung meiner Wenigkeit handelt, werde ich gegen diese Zeilen klagen müssen.

Ferner:
Wie mir diese netten und ehrlichen Frauen ständig sagen, liegt Schönheit im Auge des Betrachters. Und bekanntermassen können hübsche Mädels mit sanften Mandel-Augen kaum lügen.
In Wahrheit verhält es sich so, dass es mich viel Mühe und Geld kostet, meine weiblichen Fans von zu viel aufrichtiger Bewunderung abzubringen.


Gruss   Achim
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Josef am 01. Juli 2011, 19:54:46
@low

jaaaa so lieben wir DICH :-* Danke

Grüsse aus D ... Josef
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 02. Juli 2011, 01:53:12
Keine Frage,

Low hebt zu einem seiner bekannten Höhenflüge ab! }}
Wir sind gespannt, wies weitergeht.
Diesmal kann offenbar sogar auf die Mitwirkung der Kleptomanowitschsippschaft verzichtet werden. Wo bist Du da nur hingeraten? ???

Wolfram
Titel: Moderatorenbeschreibung aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 02. Juli 2011, 13:59:50
Moderatorenbeschreibung aus Hinterindien

Bedaure Achim,
A.   Bist du mein eineiiger Zwilling?
B.   Dein Porträt ist nicht vollständig.
Ich vergaß deine Zuckerkrankheit und die chronische Bronchitis, du nennst sie Raucherhusten, zu erwähnen. Die Magengeschwüre
verschwitzen wir. Sie melden sich ja nur nach zu reichlichem Chiligenuß.
Und vergiß beim St. Alzheimer nicht, immer schön die Batterien des Trittmachers nachzuladen. So etwas könnte sich beim
ungeschützten Nahkampf fatal auswirken.
Titel: Schulmädchenreport 2
Beitrag von: Low am 04. Juli 2011, 14:59:49
Schulmädchenreport

B. Heilpflanzen
1. Teil

Als ich vor Wochen mutterseelenallein, ohne lustbetonende Weiblichkeit, als Geschäftführer und Hausangestellter
alleine meine täglichen Werke und Hausarbeiten verrichtete, überlastete ich meine alten Knochen, Sehnen, Muskeln,
Nerven und was Mediziner sonst noch alles dozieren.
Ohne Ärzte gäbe es weniger Krankheiten. Schuld an der Vielfalt der Leiden tragen unzählige Spezialisten. Früher
genügten zum Sterben Blinddarm, Keuchhusten und Lungenentzündung. Heute ist das Dahinsiechen wesentlich
teurer und vielfältiger mit all den lateinischen Bezeichnungen wie Podobromhydrosis oder Hyperhidrosis pedis. (1)
Da schmerzt bereits das Radebrechen von Beschwerden und Arzneien wie Aethyl-Phenil-Lekaryl-Parapherinan-Dynamit-
Acethylen-Koollomban-Piporol. (2)

Meine Empfindungen in der Diagonale - linke Hand, rechter Fuß sind gestört. Das Mittelfeld war ebenfalls leicht betroffen.
Gefühllos kann man nicht, was denken einige Leser schon wieder (zu recht), Gegenstände halten. Sie entgleiten
freudlos einem fast nutzlosen Greifapparat.

Eine Therapie gegen gängige Beschwerden in LanNa Land ist die Thai-Massage. Wir riefen Heilerinnen aus den
Hügeln. Die kneteten uniformiert stundenlang – gefällig, erfolglos.
Eine hochkarätig geschminkte, teure Heilkundige aus dem Reich der oberen Zehntausend, ein Hauch von Luxus,
brachte viel Farbe in mein Leben. Die Wirkung eines Gecko Köttels auf meinem Arm war stärker als ihre theatralisch
einstudierten Verrenkungen. Zur perfekten Inszenierung fehlten nur noch farbige, kunstvoll drapierte Vorhänge,
Düfte – Sandelholz und Patchouli, warme Halbedelsteine, obertonreiche Sitarklänge, eine große Kristallkugel,
welche den Raum mit vitaler Chi-Energie auflädt - und ein Glas mit abgestandenem Weißbier neben einem dampfenden,
graziös verbeultem Nachttopf.

Eine besorgte Nachbarin kannte ein altes Weiblein, welches quasi Wunderheilungen vollbrachte. Nach mehrfachem
Bitten und reiflichem Zögern erschien eine reichlich baufällige Bäuerin auf der Veranda. Ein zu klein geratenes oder
stark geschrumpftes, überreifes, ergrautes Mütterchen. (3) Ich äugte, putzte die Brille, guckte noch zweimal und
sagte mir:
„Verderben kann die nichts mehr. Hoffentlich stirbt sie nicht während des Knetens!“

(1)
Schweißfüße, Pes olens
(2)
http://www.textlog.de/tucholsky-rezepte-grippe.html
(3)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=11129.0

Fortsetzung folgt
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 04. Juli 2011, 19:26:12
Genial!  :D      :]            {*  {*  {*
Titel: Re: Schulmädchenreport 2
Beitrag von: Ozone am 05. Juli 2011, 11:33:42
...
Düfte – ...und Patchouli,

wäääh, iiiiigittt  !!!

Die nach Schuh-Crème riechende Patschuli Öl-Tinkturen strichen sich unsere Mädels anfangs der Oberstufe an den Hals unter die Arafat Schals {+ .  Naja, war ne andere Zeit, Achselhaare blieben ja auch stehen...  ;D
Wie schön, dass gegen Ende der Schulzeit bei den innovativern Girls Musk (aus dem Drüsen-Sekret von Moschus Viechern gewonnen  :P) Einzug hielt. Das machte damals wirklich scharf... 8)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Josef am 05. Juli 2011, 21:03:57
@ Ozone

..und was machte damals nicht scharf ???

Gruß Josef
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Ozone am 06. Juli 2011, 05:27:00
..und was machte damals nicht scharf ???

Patschuli kombiniert mit behaarten Beinen/Achselhöhlen und der ZDF Hitparade ab 4 Spur-Tonband zur Beschallung   {:}.
Kam halt wirklich darauf an, mit und bei wem man gerade den Unterricht schwänzte   {-- :-)


Ansonsten bestanden tatsächlich kaum Limits
Es gab mal eine Lehrerin, bei der hätte ich 100 brennende Patschuli Räucherstäbchen untermalt mit  Roy Black und Heino im Duett als Hintergrundmusik durchgehen lassen, wenn... Aber die stand einfach nicht auf knackige junge Burschis mit Stimmbruch und langen Haaren...   {[   ;D
Titel: Patchouli aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 06. Juli 2011, 13:25:26
@Ozone
Danke, paßt haargenau zum Thema Schulmädchen.
Betreffend Bier maulte glücklicherweise keiner!

Wegen Patchouli nicht motzen:
Einfach in den Nachttopf* kotzen.

*Ist im selben, etwas langen Satz erwähnt.
Low
Titel: Schulmädchenreport 3
Beitrag von: Low am 07. Juli 2011, 18:23:40
Schulmädchenreport

Fortsetzung

B. Heilpflanzen
2. Teil

Sie legte los und massierte so kräftig, wie ich es seit Jahren nicht mehr erlebte. Ich schrie vor Schmerz. Sie lachte
nur. Sie wußte genau, wo sich die empfindlichen Punkte versteckten. Vor dreißig Jahren brachte mich damit eine
jüngere Therapeutin im Militärspital zum Heulen.
Nach drei Stunden gab sie schweißgebadet auf. Wir überlebten beide. Sie verlangte einen Spottpreis und sagte,
in einigen Tagen sollte diese Übung wiederholt werden. Sie kritzelte für mich listig blinzelnd ihre Telefonnummer.

Dick machte mit mir am Morgen darauf die sogenannte Stichprobe und bemerkte, mein Werkzeug funktionierte.
Da halfen keinerlei Ausreden meinerseits. Die Alte wurde wieder aufgeboten.
Es schmerzte bedeutend weniger. Sie machte sich, verstärkt durch Ellenbogen und Knie, zusätzlich in der Lenden-
und Beckengegend zu schaffen, daß ich am Ende der Behandlung nicht mehr wußte, ob ich noch Mann sei.
Gerne hätte ich sie gefragt, ob ich nun bei den Wiener Sängerknaben mitwirken könne, unterließ es aber, da sie
österreichische Klangkörper kaum kennen konnte.
Auf vulgär Thai nennt sich am Tag danach so etwas kurz und schnurz: Ladyboy.
In entsprechenden Körperteilen liefen tausend Ameisen und es kribbelte angenehm unangenehm.
Möglicherweise wurde so der Stewi Lady Plus erfunden, ein patentierter Wäscheständer. (3)
Abends war Dick stocksauer und meckerte lautstark, das debile Landei habe in die Badewanne gepinkelt,
ohne ihre übel riechende Ausscheidung wegzuspülen.

Erneute Stichproben im Morgengrauen übertrafen Dicks Erwartungen. Die relative Feuchtigkeit stieg nicht nur
im Haus während Stunden. Das heißt diskret, nach alten chinesischen erotischen Schilderungen: Regenzeit in Chiang Mai.

Anläßlich der nächsten Sitzung erklärte ich der Besucherin zuerst das Badezimmer und den Gebrauch der zahlreichen
Keramikschüsseln und Wasseranschlüsse. In älteren Häusern besteht die sanitäre Einrichtung aus einem Loch im
Boden und einem Wasserbehälter mit Schöpflöffel. Bereits als luxuriös gelten, zusätzlich zum Loch ein Wasseranschluß
und eine, mangels anderer Gelegenheiten, von betriebsamen Sch(m)eißfliegen braun tätowierte Glühbirne.
Die Suche nach Papier, wie Rollen, Zeitungen oder für extrem hartnäckige Fälle - Schmirgelpapier, ist sinnlos.

Die Ergraute prüfte die Ergebnisse ihrer Fertigkeiten mit diskreten Entgleisungen ihrer Hände während der
Behandlung. Was sollte ich daran aussetzen? Dabei erkundigte sie sich ausgiebig über den Zustand der
Geschlechtsorgane. Glücklicherweise schwieg ich beharrlich, denn für uns unsichtbar im Garten, hörte Dick der
unschicklichen Befragung zu.

Weitere Einsätze der quasselnden Masseuse wurden fraglich. Die geschwätzige Alte verriet an- und aufgeregt
ihrer näheren Umgebung, daß sie diesen Farang flachlegen, in seine muskulös-fülligen Brüste beissen und seine
kostbaren Säfte bis zum letzten Tröpfchen aussaugen wolle. Das weiß ich von Dick. Besorgte Gutmenschen im
Dorf, welche die offenbar liebestolle Vettel kennen, informierten Dick augenblicklich über die drohende Gefahr. (5)
Hatte die Betagte einst bereits als Schulmädchen ungelöste Probleme?

(4)
http://www.stewi.ch/de/LadyPlus.php
(5)
http://de.wikipedia.org/wiki/Vettel

Fortsetzung folgt
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: uwelong am 07. Juli 2011, 19:36:32
Fortsetzung folgt

Na das hoffen wir doch!

(PS. die Tante könnte ich auch mal gebrauchen! Haste noch die gekritzelte Telefonnummer?   ;D)

Gruß

Uwe
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 08. Juli 2011, 03:47:34
Hallo Low,
es geht also endlich wieder einiges aufwärts..
Dick sein Dank - WARTEN war gestern. Weiterhin alles Gute!

mfg kmr   



Titel: Schulmädchenreport 4
Beitrag von: Low am 10. Juli 2011, 11:12:33
Fortsetzung

C. Giftpflanzen

Manche Geschichten schreibe ich und lagere sie teilweise während Wochen, bevor sie im Forum einen Platz finden.
Einige verstauben langsam auf den Festplatten! Andere Ereignisse entwickeln eine Eigendynamik, daß ich mit tippen
und Ergänzen meine liebe Mühe habe. So auch bei diesem Report.
Ich schrieb eine vollendete Geschichte in drei Abteilungen. Zur besseren Verständlichkeit unterteilte ich den Text
zusätzlich in kurze Abschnitte. Ich wollte Klarheit, Übersicht und Verständlichkeit schaffen. Längere Texte verleiten
zu Eigeninterpretationen.
Dann überstürzten sich die Ereignisse. Die Giftpflanzen enthielten zu Beginn zwei Sätze die Masseuse betreffend.
Sie ergaben einen Sinn - einen Zusammenhang mit dem Titel.
Der 3. Juli war verbal katastrophal. Bis am 8. Juli mußte ich meine Ausführungen ständig nachbessern. Daraus
entstand dann eine neue Abteilung. Auf die abschließenden Giftpflanzen müssen sie noch warten.

C. Parasiten

Das betagte kräftige Mütterchen fürchtete ich nicht. Sie kannte das Fleisch, von welchem sie, ich nehme gerne an
 - ohne bösartige Hintergedanken, naschen wollte.
(Anmerkungen vom 3. Juli)
Die Gerüchteküche des Dorfes explodierte. Die Frau wurde plötzlich sämtlicher üblen Eigenschaften bezichtigt.
Man verschrie sie als inferiore, drogensüchtige Hure und als Diebin von Geld und Nahrungsmitteln. Die Weiber
tuschelten:
„im Badezimmer ließ der lüsterne Bock das perverse Miststück samt Brüsten und Gebärapparat eine igitt, igitt,
welch ein Monster, eine ... Personenwaage besteigen!“
Die Dorf-Seifenoper “Massage“ entwickelte sich zur geilen Kopulation im Dreistellungskampf. Sperma war in
schleimigen Pfützen im ganzen Haus verteilt. Sogar Dick bezeichnete nun die Pisse in der Badewanne als
schwarze Magie einer Hexe.
Mein erster Gedanke: „Buddha sei dank, seilte die Xanthippe keine Festkörper ab!“


"Lieber von einem Vampir ausgesaugt werden, als langsam unter Krämpfen krepieren,“ sagte ich mir, als ich mein
Telefon ergriff und die gefährlich geile Tante anrief. Plötzlich war ich völlig unvorbereitet wieder alleine, mußte
aufräumen und zitterte danach. Zitherklänge mögen als Musik angenehm sein. Für meine Hände gab es dreimal
täglich saubere Präzisionsarbeit, welche ich kaum delegieren konnte, denn Dick verreiste aufgeregt unter Tränen.

Schlechte Nachrichten von Vater. Es ging ihm eigentlich gut. Er war glücklich. Kriminelle Idioten setzten ihn auf ein
klappriges Motorrad und fuhren auf einem holprigen, vom Monsun zerstörten, Feldweg zur Farm. (1) Er kriegte
Schüttelkrämpfe. Er erholte sich nicht. Leider verstarb er noch auf dem Weg ins Spital. Es wurde finster in mir.
Finster wie im Bauch eines Wasserbüffels.
Wenn im Emmental Kühe Bauchweh haben, greift der Bauer zur Schnapsflasche – für die Tiere. Ich bin weder im
Emmental, noch Bauer, noch Kuh. Dennoch prostete ich dem verstorbenen Herrn zu, zündete Weihrauch an und
wünschte ihm eine gute Reise.

Ich bereitete mich, durch Jasmins bittere Wahrheit gewarnt, auf die Masseuse vor. Von hmh im Reiseführer
Bangkok nicht empfohlen, ein Schweizer Armeemesser, eine Zigarre, eine Flasche Wasser und Lümmeltüten waren
in Reichweite, als die Frau mit den heilenden Händen und dem hungrigen Schoß, erschien.
Warum denn eine Zigarre, werden sich besorgte Leser(innen) fragen. Ich hasse den Geruch von heißem Latex.
Das Messer war zum Anschneiden der Zigarre vorgesehen.

Während ihrer Arbeit erzählte mir die Masseuse von ihrer erblindeten Mutter, welche ihre verehrte Lehrerin war.
Am Ende der Behandlung hatte ich weder Bißwunden, noch verlorene Säfte, außer etwas Schweiß. Der ist aber
von mir aus gesehen, keine kostbare Flüssigkeit.
Die lagerte zwanzig Jahre bei mir zu Hause in Flaschen im Keller und nannten sich Burgunder oder Bordeaux.
Der Dorfklatsch entlarvte sich als reine Verleumdungskampagne aus Mißgunst und Langweile! Wer waren die
Zielpersonen? Folgen noch Mord und Totschlag?
Noch nicht, Fortsetzung folgt.

(1)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg1001816#msg1001816
Titel: Schulmädchenreport 5
Beitrag von: Low am 13. Juli 2011, 11:43:27
Schulmädchenreport

Fortsetzung

D. Giftpflanzen

Besonders vorsichtig bin ich bei blutjungen, grell lackierten Mädchen mit klimpernden Wimpern, welche so kurze
Röcklein und enge Beinkleidchen tragen, daß sie teilweise ihre sprießenden Schamhaare sonnenbaden. Solche
mandeläugige Fabelwesen mit Schlafzimmerblick besuchen mich nur, wenn mich das Anwesen als Einsiedler allein
beschützt. Sie grüßen überfreundlich und faseln dann verlegen etwas von Englischunterricht. Ich ließ sie nie ins
Haus. Sie alle können mich – französisch.
Es ist nie auszuschließen, daß hinter der nächsten Ecke Mütter oder Tanten warten. Anstatt sich selbst anzubieten,
oder nach vergeblichen Bemühungen, inszenieren sie Klamauk wie an Loi Krathong mit appetitlich garnierten
Lockvögelein und haben meist konkrete Darlehensforderungen im Hinterkopf.
  
Mowgli darf ohne Anwesenheit von Mae keine Besuche empfangen. Sogar Nachbar Kleptomanewitsch betrachtet
ihn als willkommenes Schnäppchen für seine Tochter.

Ich erinnere mich, lang ist’s her, daß ich mit viel Brillantine im Haar, gefahrlos noch gut erzogene Töchter und
echte Jungfrauen kennen lernen durfte.
Wer nennt die Schönen, kennt die Namen,
welche in Liebe und Freundschaft zu mir kamen?
 
In Asien fand ich nichts als Gebrauchtfahrzeuge. Das kümmerte mich wenig oder gar nicht. Ich achtete nicht nur
auf das Baujahr. Der Lack sollte makellos und das Chassis unfallfrei sein. Bequeme Sitze ohne Brandlöcher und
Mief waren grundlegende Voraussetzungen. Auf Billigreparaturen aus Hinterhofbetrieben mit gefälschten
Zertifikaten und Wagenpapieren verzichtete ich.
 
Die jungen, skrupellos verdorbenen Dorfnutten sind nie weg vom Fenster. Denn es gibt sie immer wieder, die
tollkühnen Männer mit ihren genormten Liebeskasper-Bedürfnissen.
Kürzlich verguckte sich einer von denen, ein Däne, der Name sagt es, im Dorf in eine Isaanfrau. Sie ist attraktiv,
herzlich, freundlich und nett. Ihr würde ich ohne Vorbehalt, sofort fünfzehntausend Baht leihen.

Sie schenkte, von verschiedenen Vätern gezeugt, annähernd einem halben Dutzend Buben das Leben. Der
Älteste begann sein Erwerbsleben, obwohl er wiederholt aus den Schulen gefeuert wurde. Mae mußte sich
schließlich Tag und Nacht um das Wohl ihrer Liebhaber kümmern.
Der Däne verknallte sich innerhalb weniger Tage unsterblich in dieses fragwürdige Stück Fleisch und kaufte ihr
sogleich einen Flugschein, nicht ahnend, daß die Königin seines Herzens für die Einreise in sein Heimatland ein
Schengen-Visum benötigt. Und nun überweist er aus der Ferne seiner Herzallerliebsten, einer dank kluger
Investition der Liebeslöhnung erfolgreichen Geschäftsinhaberin, zwanzigtausend Baht im Monat und träumt von
baldiger Heirat.
Seitdem blieb ihr Geschäft meist geschlossen. Wozu soll sie sich bemühen, wenn ihr die gebratenen Tauben
umsonst ins Maul fliegen.
 
Die meisten Frauen in Hinterindien, ich weiß - meine ist anders, waren früher einmal uniformierte Schulmädchen,
hoffentlich nicht aus diesem Dorf. Anhand langjähriger Erfahrungen bezweifle ich, daß in manchen Weilern,
Großstädte ausgenommen, gediegenere Sitten herrschen.

Hat dieses anstößige Geschreibsel denn überhaupt eine Moral? Ja, sogar drei.

1.
Auch ich war vor langer Zeit eines Abends völlig hilflos in grosser Not, ohne Gebrauchsanweisung, in einem
althergebrachten hinterindischen Badezimmer.

Dick erinnerte sich kaum an die wenig vorhandenen sanitären Einrichtungen im Elternhaus. In der Gegend
pinkelten die Einwohner noch vor wenigen Jahren unter ihre Pfahlbauten. Stinkbomben wurden diskret in
Gebüschen, Sträuchern und hinter Wasserpumpen deponiert.

Die Bedürfnisanstalten in den Schulen sehen dementsprechend aus. Niemand erklärt den Kleinen aus
bescheidenen hygienischen Verhältnissen, wie man die fremdartigen Einrichtungsgegenstände benutzt.

Im Dorf wird die Notdurft, vor allem in angetrunkenem Zustand, von Weiblein und Männlein relativ hemmungslos
verrichtet.

2.
Personenwaagen (Personenwagen) nicht nur als Sexspielzeug verwenden.

3.
Während Schulen und Elternhaus pubertierende Gören uneingeschränkt zügellos gewähren lassen, versuchen
blöde Besserwisser vollreife, teils das Verfalldatum bald überschreitende Frauenzimmer in Keuschheitsgürtel
zu zwängen.

Schluss.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 13. Juli 2011, 12:02:04
U.a.: " Denn es gibt sie immer wieder, die tollkühnen Männer mit ihren genormten Liebeskasper-Bedürfnissen."
  :D   :]
Titel: Anmerkung zum Schulmädchenreport 2
Beitrag von: Low am 16. Juli 2011, 15:57:42
Erlauben sie mir bitte eine kleine Anmerkung zum Schulmädchenreport 2

http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg1008952#msg1008952

Peter Panter, eines der Pseudonyme von K. Tucholsky, publizierte die Rezepte gegen Grippe in der Vossischen
Zeitung vom 03.02.1931, Nr. 28.
Auf dieses Zitat:
“Aethyl-Phenil-Lekaryl-Parapherinan-Dynamit-Acethylen-Koollomban-Piporol,“
reagierte unverständlicherweise keiner der Leser.
Man hätte mich mindestens aufklären können, daß Acetylen fürs Schweißen und Dynamit öfters im Krieg und
ebenfalls im Tunnelbau verwendet werden.

Ich kenne die Geschichte der Pharmakologie nicht und nehme trotzdem an, daß Tucholsky 1931 noch nicht wußte,
daß ihm eigentlich eine Entdeckung sondergleichen gelang.
Dynamit, respektive Nitroglyzerin wurde mittlerweile zu einem wirksamen, oft verordneten Medikament bei
Angina Pectoris.
Dr. W. R. Condos schrieb, Glyzeryltrinitrat sei eines der ersten rein synthetischen Medikamente auf dem Markt
gewesen.
http://www.medhelp.org/general/nitrogly.htm

Es wäre ausserordentlich interessant zu wissen, wem wann diese Entdeckung gelang.
Vielleicht wollte sich ein depressiver Arzt mit unheilbaren Schweissfüssen damit in die Luft sprengen, nachdem
ihm sein hoch verehrtes, bildhübsches Weib, des intensiven Gestankes müde, davonlief. Aber, oh Wunder, es
knallte nicht, seine chronischen Herzschmerzen jedoch verschwanden.
Solch bittere, dennoch wahre Geschichten bleiben ein Privileg Hinterindiens, respektive dessen genormten
Liebeskasper-Aspiranten, beziehungsweise Liebeskasper-Transpiranten.
Bevor sie sich umbringen, lesen sie Jasmin! Dann haben sie mehrere Gründe.
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=9586.msg154649#msg154649
 
Titel: Der letzte Koitus
Beitrag von: Low am 20. Juli 2011, 00:10:59
Der letzte Koitus

Nitroglycerin und Folgeprodukte als Sprengstoffe und Medikamente

Neugierig verfolgte ich das faszinierende, durch Peter Panter ausgelöste Thema. Eine Voraussetzung beim Lesen
solcher Texte ist das Benutzen des Denkapparates.
Unterwegs beobachte ich manchmal Menschen beim Blättern in Büchern. Die ziehen Wortgefüge, unter Umständen
während des Essens, genau so ein, wie andere zwecks Selbstbefriedigung pornografische Bilder oder Filme
ansehen. Ausgenommen die Augen, bei zusätzlicher Nahrungsaufnahme Mund und Schlund, werden Kopf und Hirn
zu absoluten Belanglosigkeiten. Die Resultate strömen ungefiltert in die Lust- und Frustzentralen.
In der Nähe lebt ein Junge. Er liest lächelnd laut. Ich frage ihn dann:
„Was hast du gelesen?“
Er antwortet, ohne zu erröten:
„Ich weiss es nicht, aber es war sehr schön.“ ...
Solchen Menschen genügt ein einziges Buch. Jedesmal wenn sie es lesen, ist es neu für sie.
Tucholsky schrieb:
„Man muß nicht alles so genau verstehen, lesen genügt auch.“

Meine Grossmutter fragte mich einst nach einem Geburtstagswunsch. Ich begehrte eine Schallplatte. Eine dieser
dünnen, damals schwarzen Scheiben mit 45 Umdrehungen pro Minute. Langspielplatten wären zu teuer gewesen.
Sie sah mich mit ihren grossen blauen Augen an und sagte:
„Du hast ja schon eine!“

                                                       * * *

Für die ermittelten Jahreszahlen übernehme ich keine Gewähr. Je nach verwendeten Quellen variieren sie.
Bibliotheken standen mir nicht zur Verfügung.
Langweilige, schwer verständliche Zusammenhänge, markierte ich zum schnellen Überspringen kursiv.

Der junge Alfred Nobel befasste sich gegen Wunsch und Willen seines Vaters mit Literatur und verfasste Gedichte.
Mit 17 Jahren beherrschte Nobel fünf Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch und Schwedisch.
Der Vater sandte Alfred, um dessen Flausen auszumerzen, auf Reisen in die USA, nach Deutschland und Frankreich.
In Paris arbeitete Nobel als Laborgehilfe bei Professor Théophile-Jules Pelouze. Dort sammelte er erste Erfahrungen
mit angewandter Chemie. Er wurde Schüler des Assistenten von Pelouze, Ascanio Sobrero, welcher 1847 das
Nitroglycerin erfunden hatte.
Bei den Experimenten mit Nitroglycerin erlitt Sobrero Gesichtsverletzungen und betrachtete seinen Sprengstoff
danach als zu gefährlich für praktische Anwendungen. Seine höllische Entdeckung schüchterte Sobrero dermaßen
ein, daß er sie ein Jahr lang geheim hielt.

An dieser hochexplosiven Flüssigkeit, welche wegen ihrer gefäßerweiternden und somit blutdrucksenkenden
Eigenschaften als Herzmedikament verwendet wurde, fand Alfred Nobel großes Interesse.
Zurück in Stockholm errichtete Nobel ein Labor und widmete sich fortan der Erforschung der Sprengstoffe.
1862 stellte er zum ersten Mal selbst Nitroglycerin her.
1864 zeigte sich die Unkontrollierbarkeit des Stoffes erneut. Bei einem Experiment explodierten 150 kg Nitroglycerin
ungewollt. Bei diesem Unfall verloren sein Bruder Emil und vier weitere Personen ihr Leben.
Nobel stabilisierte 1867 das Nitroglycerin durch Absorption in Kieselgur. Das sind  natürliche Ablagerungen der
Gerüste von Kieselalgen mit großen Poren und hohem Saugvermögen.
Damit gelang ihm die Herstellung des Dynamits:
75% Nitroglycerin (Sobrero)
24.5% Kieselgur
0.5% Natriumcarbonat.

http://daten.didaktikchemie.uni-bayreuth.de/umat/nobel/nobel.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Ascanio_Sobrero
http://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Nobel

17. PETN-Expertentreffen am 16. Oktober 2010 in München
Laut Daiber induziert das kurz wirkende Nitroglyzerin, GTN - Glyceroltrinitrat, als unerwünschte Nebenwirkung
die Bildung von reaktiven Sauerstoffspezies, was den vaskulären oxidativen Streß erhöht. Dagegen zeigten
experimentelle und klinische Untersuchungen, daß PETN bei gesunden Probanden weder oxidativen Streß, oder
eine Nitrattoleranz, noch eine endotheliale Dysfunktion auslöste.

PETN, Nitropenta, Pentrit, oder Pentaerythrityltetranitrat ist Sprengstoff und Arzneistoff. Analog zu Nitroglycerin
ist die Substanz im chemischen Sinn keine Nitroverbindung, sondern ein Nitrat, also ein Ester der Salpetersäure.
1891 synthetisierten Bernhard Tollens und P. Wigand Pentaerythrit durch alkalische Kondensation von Acetaldehyd
und Formaldehyd. Nitropenta wurde durch Veresterung mit Salpetersäure, Nitrierung, 1894 in der Rheinisch-
Westfälische Sprengstoff AG, Köln, hergestellt.

Der Wirkstoff Pentaerythrityltetranitrat verliert im Gegensatz zu Glyceroltrinitrat, GTN, über längere Zeiträume
nicht an Wirksamkeit. PETN ist heute das meisteingesetzte Mittel zu Gefäßerweiterung.
Als Hausmittel dienen uns keine Explosivstoffe, sondern gut gelagerte Malzdestillate oder schwere Rotweine.

http://www.petn.de/Pentalong/Publikationen/Herz-AS-201104.pdf
http://de.wikipedia.org/wiki/Nitropenta

Bei meinen Recherchen entdeckte ich einen beinahe unglaublichen Vorfall.
Mein Titel dazu:
Der letzte Koitus
Warnung:
Es kann zu lebensgefährlichen Komplikationen führen, wenn der Erektionshelfer Sildenafil, besser als Viagra
bekannt, bis zu 72 Stunden vor der Einnahme von Glyceroltrinitrat benutzt wurde.
Eine sogenannte Apotheke aus den USA!, Vereinigte Staaten von Hinterindien, bot im Internet beim Kauf von
Glyceroltrinitrat als Zugabe gratis Viagra an.
Der galoppierende Schwund der Bestellungen ist für Uneingeweihte nur schwer verständlich.

http://de.wikipedia.org/wiki/Geschlechtsverkehr
http://de.wikipedia.org/wiki/Nitroglycerin
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Isan Yamaha am 20. Juli 2011, 00:18:07
Und aus dem Alfred Nobel wurde dann Akzo Nobel.
21 Jahre dort Gearbeitet.
http://www.akzonobel.com/de/
Titel: Re: Der letzte Koitus
Beitrag von: Kern am 20. Juli 2011, 08:10:33

Es kann zu lebensgefährlichen Komplikationen führen, wenn der Erektionshelfer Sildenafil, besser als Viagra
bekannt, bis zu 72 Stunden vor der Einnahme von Glyceroltrinitrat benutzt wurde.

Man lernt nie aus!

.......

Lows Humor und sein Hirn:

Das schärfste Team
seit Nitro und Glycerin  ;}   {*   {*   {*
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 23. Juli 2011, 16:12:18
Beim Schmökern fand ich diesen sehr guten Kommentar:


Vielleicht muss man einfach sehr viel durchgemacht haben, um zu einer Sichtweise der Dinge zu gelangen, wie sie unseren Low auszeichnet.
Ich denke oft, dass er jedes Wort ganz bewusst an die genau passende Stelle setzt.

Aber der Charme in seinen geschichten kommt aus einem weiten Herzen und einem lebendigen Gehirn!

Wolfram

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: norwegerklaus am 23. Juli 2011, 17:48:00
Als eifriger Leser kann ich nur sagen interessante (aus dem Leben oder ..gegriffen) Geschichten äußerst gut geschrieben , mit einem ausgezeichneten Stil und einer sich eigenen Ausdruck- und Sichtweise.....auf neudeutsch "Spitze"

Grüsse aus der nördlichen Wildnis am A... :-X der Welt

Klaus
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Blackmicha am 23. Juli 2011, 17:54:54

Grüsse aus der nördlichen Wildnis am A... :-X der Welt

Momentan wohl ZENTRUM der Welt der Oeffentlichkeit
Titel: Peinliche Fehler aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 24. Juli 2011, 00:05:19
Peinliche Fehler

Danke für die netten, aufbauenden Worte meiner Leser. Sie wirken wie Morgentau in der Wüste, oder kühles
Bier auf ein kahles Greisenhaupt!

Während Thai-geopolitische (Flughafen München), dorfinterne und familiäre Intrigen erneut Höhepunkte feierten,
fielen leider in den letzten Geschichten meinerseits zwei Peinlichkeiten vor.
Ich war ahnungslos, daß Nitroglyzerin zu Peter Panters Zeit bereits ungefähr für 80 Jahre in der Medizin verwendet
wurde.
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg1010639#msg1010639
Eine erste tastende Suche nach Tatsachen brachte wenig Klärung. Ob Tucholsky eingehend davon Kenntnis
hatte, wissen wir nicht. Nobel selbst soll diese Arznei eingenommen haben.
 
Eigentlich erwartete ich wegen meines zweiten Fehlers eine Einsprache unserer Medizinmänner. Sie aber hielten
sich, edel, hilfreich und gut, zurück.
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg1011377#msg1011377
GTN, Glyceroltrinitrat, soll mit allen selektiven PDE-5-Hemmern wie Viagra, Sildenafil, -  Tadalafil, Cialis,
- und Vardenafil, Levitra, schlecht verträglich sein.

Nun zeichne ich für eventuelle fatale Zwischenfälle wegen meiner Unvollständigkeit nicht mehr verantwortlich.

Wie viele Patienten mit Angina Pectoris und GTN Therapie unwissentlich in Thailand während ihres Urlaubes in
einer Apotheke rezeptlos (illegale) Medikamente gegen ihre eingerosteten Genitalien, d.h. gegen ihre beim
Kartenspiel, andere sagen Radfahren wäre ungesund, erworbene erektile Dysfunktion beziehen, wäre Stoff für
eine Dissertation.
 
Lieber, gereifter Leser, sprich vor deiner Reise betreffend all deinen geheimen Wünschen und Bedürfnissen mit
dem Arzt deines Vertrauens, denn ich möchte gerade dich nicht verlieren. Danke.
Wenn es sich nicht direkt um räuberisch veranlagte Sextherapeutinnen handelt, welche ihre Ziele ohne jegliche
K.O. Tropfen erreichen könnten, erleiden naturbelassene, oft besonders großherzige Bargirls einen Schock.
Psychologische Betreuung bei einem allfälligem arbeitsbedingten Exitus wie in DACH, gibt es im LOS (glücklicherweise)
noch nicht.

Titel: Ein Silberstreifen am Horizont Hinterindiens
Beitrag von: Low am 27. Juli 2011, 12:06:19
Ein Silberstreifen am Horizont?                                                                                               26. Juli 2011

Heute war Wahltag. Ein neuer Dorfobmann wurde gewählt.
Bunte Stoffetzen mit gepflegten, lächelnden, stark retouchierten Visagen der Kandidaten zierten seit Wochen
Strassen und Plätze. Im Dorf besteht eigentlich wenig Grund zum Lachen, es sei denn, man ignoriert sämtliche
sichtbaren Probleme  Bis gestern störten sporadisch Lautsprecherwagen die ländliche Ruhe und betäubten die
Ohren mit wenig Information und viel Lärm. War die geheime Absicht dahinter, die Gehirne akustisch zu
chloroformieren?

Im Dorf leben verarmte Mittelständler. Ihr einziger Reichtum sind ihre Schulden. Sie sind fast grenzenlos,
mindestens bis zum „geht nicht mehr“ Einspruch der Banken.
Ist beispielweise ein Fahrzeug endlich abbezahlt, wird garantiert ein neuer Wagen, zahlbar in sechs Jahren,
angeschafft. Unsere Nachbarn, Vater, Mutter und Tochter, etwa fünfzehn, verfügen über vier Autos und zwei
Mopeds. Nur die Parkplätze fehlen. Sprit wird vorwiegend fürs Umparkieren verwendet. Zwei der Fahrzeuge
sind eher Standzeuge. Das Schulmädchen fährt. Der Vater als Polizeioffizier macht’s möglich.

Viel Geld ist für den Obmann der Siedlung kaum zu holen. Dennoch ging es gestern hoch her in Sachen
Stimmenkauf. Dick wurden in knapp drei Stunden elfhundert Baht und ein gekochtes, unkastriertes Stück
Eber mit dezenter Duftnote für Liebhaber aufgedrängt.
Das Fleisch spendete Mowglis Schulbusfahrer. Das Tier lief ihm möglicherweise während der Arbeit, von einem
besonders gütigen Bodhisattva gesandt, freiwillig unter die Karre, um seine politischen Ambitionen zu fördern. (1)
Vier weitere Kandidaten verteilten Geld. Der einzige Anwärter, der mangels Finanzen nicht mitbieten konnte,
war der alte Dorfobmann.
Er leistete im Unterschied zu seinen Vorgängern etwas für Dorf und Bewohner. War Not am Mann, zeigte
er sich. Nach einer Flut bezahlte er die Straßenreinigung aus dem eigenen Sack, weil der Gemeindeobmann
angeblich keine Mittel mehr verfügte. Er war es, der Kleptomanewitsch endlich in die Schranken verwies. Er
kümmerte sich als Erster um die dubiosen Eigentumsverhältnisse von Strassen und Plätzen.

Der Gewinner siegte mit 452 gegen 157 Stimmen für den Zweitplazierten. Etwa 160 Stimmen entfielen auf die
weiteren Kandidaten. Die Wähler ließen sich nicht kaufen. Der Sieger pokerte nicht mit Geld. Er gewann die
Wahl durch hart erarbeitete Sympathien als Dorfobmann.

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Bodhisattva


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: crazyandy am 27. Juli 2011, 13:14:20
 ??? wenn ich mal antworten darf, endlich einmal ein "kleines Happy End" in Hinterindien.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 27. Juli 2011, 16:05:21
Lieber Low,

endlich hat auch mal der bessere gesiegt. Vielleicht hat dabei wirklich auch eine Rolle gespielt, dass er sich beben die Kleptomanowitsch-Sippe eingesetzt hatte.
 - oder der Eber war zu anrüchig und die gezahleten Bestechungssummen doch zu niedrig ???

Wolfram
Titel: Jede Menge positive Ereignisse aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 30. Juli 2011, 17:39:57
Jede Menge positive Ereignisse aus Hinterindien

Hallo Crazyandy,
Liebe Leser(innen),

Positive Ereignisse, Neudeutsch: Happy End, finden sich in den Geschichten versteckt haufenweise, fast wie Sand
am Meer an einer felsigen Steilküste, beispielsweise in Erbsen und den folgende Geschichten:
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg1007799#msg1007799

1. Den Technikern der PEA gelang es innerhalb kurzer Zeit, einen Stromunterbruch zu beheben.
2. Dick kaufte günstig einen guten Wachholderextrakt. Kann zum Einreiben bei Verspannungen und Muskelschmerz
    benutzt werden. Innerliche Anwendungen möglich. Fragen sie ihren Apotheker.
3. Eine junge Frau befriedigte ihre Triebe mit der Reibungswärme der Liebe.
4. Ein junger Mann besitzt nun einen Laptop. Vor dem Tausch, Sperma gegen Bytes und HIV, hatte er keinen.
5. Sein Vater erfreut sich an einer Wasserpumpe, für die er zuvor Miete bezahlte.

Beispiele Schulmädchenreport 1

6. Ich versiffte nicht in den Niederungen der Sois von Klein-Pattaya.
7. Dagegen lernte ich eingehend LanNa Kultur, Land und Leute, kennen.
8. Ein Schulmädchen schaffte sich selbständig Luxusgüter an, ohne Mutters knappe Haushaltskasse zu belasten.
9. Wir zahlten Genesungskosten und halfen einem kranken Familienoberhaupt.

Schulmädchenreport 3

10. Eine Alte ist nicht lebensmüde. Sie entpuppt sich als Wesen mit heilenden, im Extremfall Blutergüsse
     erzeugenden, Händen.
11. Sie behob sogar senile Bettflucht.
12. Eine Eingeborene lernte zeitgemäße Sanitäreinrichtungen zu benutzen.
     Sie weiß jetzt, daß eine Badewanne nur in Ausnahmefällen ein Pißtrog ist.
13. Besorgte Gutmenschen bewahrten mich vor riskanter, unkeuscher sexueller Belästigung.

Schulmädchenreport 4

14. Für einen lieben Verstorbenen verbrannte ich Weihrauch.
15. Dorfklatsch entlarvte sich als reine Verleumdungskampagne

Schulmädchenreport 5

16. Ein tugendhafter Einsiedler ließ sich nicht verführen.
17. Ein kühner, eher kühler Däne verliebte sich und will endlich seine Traumfrau heiraten.
18. Neue Devisen fließen regelmäßig ins Land.

Weitere positive Nachrichten:
19. Dank einem Zitat von P. Panter, lernten wir Sprengstoffe als Medizin gegen Angina Klitoris pennen.  

20. Nach sechs Jahren begegnete ich endlich wieder einer hart arbeitenden Masseuse.

Wer hätte es gedacht? Ganz schnell fand ich mindestens 20 positive Ereignisse.
Es gibt 200 mehr. Aus Diskretionsgründen berichtete ich nicht darüber.

Wenn einer eine Geschichte schreibt, gibt es bei hundert Lesern fast hundert Interpretationen und damit an
die hundert verschiedene Geschehnisse.
Um die Geheimnisse dieser Auslegungen näher zu ergründen, müßte ich eine Umfrage starten:
Ist Low ein pessimistischer Zyniker?
Ist Low ein zynischer Pessimist?
Ist Low ein pessimistischer Optimist?
Ist Low gar ein zynischer Optimist?
Ist Low ein hinterhältiger Real-Illusionist?
Ist Low ein verkappter Schreibtisch-Attentäter mit unheilbarem Dachschaden?
Warum schreibt eigentlich Low seine Lügengeschichten?

Hier mußte ich lange überlegen. Wir leben in einem reich mit Geistern, Gespenstern und Dämonen bevölkerten Land.
Sie lauern im Boden, in Gewässern, in Blumen, Bäumen und Sträuchern, in Bauwerken, in allen Winkeln und Ecken.
Fast neben jedem Gebäude steht ein gepflegtes, selten ein malerisch - mit Rissen und allerlei Exkrementen
angereichertes, heruntergekommenes - Geisterhäuschen.
Bei Großmärkten, Hotels, Krankenhäusern, Universitäten und Verwaltungsgebäuden haben diese paranormalen
Heimstätten teilweise Ausmaße eines kleinen Hauses. Sie werden täglich mit frischen Blumen, Speisen und
Getränken dekoriert. Kein Wunder, wenn es in den Örtlichkeiten von Planungsstellen und Ämtern an Intuition
mangelt, weil sich der Geist anscheinend ausnahmslos bei bunten Blüten und delikaten Düften sammelt.
 
Bei uns stehen keine Geisterhäuser. Aber zwischen Bambus und Mangobaum sitzt als Vermittler ein großer
Sukothai-Buddha, der Gelassenheit, Würde und Ruhe ausstrahlt. Geist lagern wir in Flaschen in verschieden
Formen und Farben. In mittleren Mengen verinnerlicht, verriet mir der Geist des Wachholders eine unfreundlich-
bösartige Erwiderung:
„Low schreibt, weil er wegen entzündlicher Handgelenke nicht den lieben Tag lang masturbieren kann.“
Sollte ihnen diese Antwort mißfallen, frage ich sie:
„Warum bläst Candy Dulfer Saxophon?“

Die passende Musik:
http://www.youtube.com/watch?v=6AB2Y-ZsEak&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=iL0Qt7IF8Q4&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=1aXpty_1xo4&NR=1

Candy Dulfer:
http://www.youtube.com/watch?v=oJbETMGDeDo

Happy End:
Candy Dulfer bläst das Saxophon, weil sie damit nicht stricken kann.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 30. Juli 2011, 18:07:12
Statt langatmig Geistloses auf Geistvolles zu erwidern ... nur:  {*    :D   ;}
Titel: Meinungsänderungen aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 03. August 2011, 18:27:12
Meinungsänderungen                                                                                                               1. August 2011

Vor etwa fünfzehn Jahren bat ich jenes höhere Wesen, das wir verehren, höflich um einen letzten schönen Sommer,
vor dem Antritt der unvermeidbaren Reise in die Ewigkeit. (1) Das Wetter in Europa spielte verrückt. Darum gewährte
man mir möglicherweise Aufschub.
Seitdem ich in Thailand lebe, bereiten mir die kalten Winter des Nordens mehr Mühe, als die feuchtheißen Sommer
mit Überschwemmungen. Ich verschonte fortan die himmlischen Heerscharen mit meinem Gesabber.

Stellt euch vor, welchen Belastungen sie andauernd ausgesetzt sind, angefangen mit den christlichen Gebeten,
den radikalen, werbemässigen Auftritten amerikanischer Evangelisten, den Fürbitten und all den Lobpreisungen
aus finsterem Mittelalter, Gotik, über Barock bis zur Moderne.
Muslime mit ihren Muezzins auf mondgesichelten Minaretten möchten Macht. Allahs Ohren werden aus ländlichen,
abgelegenen Gebieten mit teurer Elektronik, Motto: je höher die Schalleistung, desto tiefgläubiger, erreicht.
Aus Synagogen und von der Klagemauer treffen dauernd chiffrierte Botschaften ein.
Die Byzantiner mit einem wahren Olymp an Heiligen, Weihrauchozeanen, fliegenden Teppichen und eindrücklichen
Darbietungen überbieten an Pracht den Vatikan.
In buddhistischen Tempeln chanten reihenweise teils hungrige, kahlgeschorene Mönche, nicht sehr variantenreich,
dafür stundenlang.
Wie wird der Empfang dieser grenzenlosen multikonfessionellen Datenflut bewältigt, ohne daß etwas vergessen
geht?
Nur die Schreie nach Nahrung der hungernden, ungetauften Kinder aus Afrika, verhallten im dichtgewebten
Klangteppich der unvereinigten Glaubensmafiosi ungehört.
Es gibt bestimmt mehr (pseudo) religiöse Gruppierungen als Automarken. Darum unterbreche ich meine
Aufzählungen, bevor ein dickes Handbuch entsteht.

Trotz diesen Ausführungen änderte ich in der letzten Zeit meine Bitte auf das Kürzel:
„Erlöse mich von dem Bösen.“ (2)
Sämtliche himmlischen Mächte, von Allah bis Zeus, eingeschlossen das hochheilige Trio – ist es die Dreieinigkeit,
sind unschuldig.
Dieses Süppchen habe ich mir in meiner Einfalt ganz alleine eingebrockt und darf nun bis zur bitteren Neige
ausgelöffelt werden. Gegen die täglichen Versuchungen bin ich nicht gefeit. Ich ertrage sie locker. Dennoch bat
ich neulich:
„Herr, laß mich bitte die Löffel abgeben!“

Technische Pannen im Nibbana gibt es nicht, nur ungebildete und eingebildete Antragssteller. Der CEO Gebete,
Bitten, Anträge auf Deutsch und ehemalige Europäische Kolonien, las leicht unterbeschäftigt im TIP Forum.
Er runzelte flüchtig seine Stirn, als er kurz darauf mein Flehen bearbeitete. Zorn kannte er als Heiliger ja nicht.
„Antrag auf Löffelentzug vorläufig abgelehnt,“ stempelte er eine Spur zu kräftig.
Dann wechselte er sein Werkzeug und beorderte ohne jegliche Formalitäten zweihundert Kleinkinder aus Afrika
und einige wenige aus den stark verregneten Hügeln von Laos ins Jenseits.

Zukünftige Dissertation:
Der lange Weg der Gebete.
Untertitel:
Gibt es himmlische Bürokratie?

Die Chinesen sind jedenfalls vorsichtig. Sie geben ihren Verstorbenen für alle Fälle Hell-Money und HCC,
Hell-Credit-Cards mit. Das zeigt klar, dass sogar mit Korruption gerechnet werden muss.


(1)
http://www.dieterwunderlich.de/Boll_Murke.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Doktor_Murkes_gesammeltes_Schweigen
(2)
http://kirchensite.de/index.php?myELEMENT=137159
http://www.vater-unser.de/index_de.phtml?lg=de
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 03. August 2011, 19:14:33
Zitat
  Technische Pannen im Nibbana gibt es nicht, nur ungebildete und eingebildete Antragssteller.

Zur Info    http://www.palikanon.com/wtb/nibbana.html   (http://www.palikanon.com/wtb/nibbana.html)

.............

Zitat
  Ich verschonte fortan die himmlischen Heerscharen mit meinem Gesabber.   
Ein echter Low!    ;)     ...     :D    ...    :]
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 03. August 2011, 19:46:19
Lieber Low,
gut auch für uns, dass Dein Antrag auf Löffelabgabe abgelehnt wurde.
Der Grund liegt m.E. darin begründet, dass Du den hinterindischen Dienstweg
nicht eingehalten hast.

Die Abteilung für die Abgabe von Stäbchen muß ebenfalls in den Entscheidungsprozess
eingebunden sein! Ohne deren Vorab-OK-Vermerk, werden auch weitere Anträge vom großen
CEO mit Sicherheit ablehnend beschieden. Das wird da strikter gehandhabt, als die Einhaltung
von Forenregeln.. :)

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 04. August 2011, 04:39:34
"Der Grund liegt m.E. darin begründet, dass Du den hinterindischen Dienstweg
nicht eingehalten hast."



Ich beantrage hiermit, Khun mai ru in Khun ru maak umzubenennen!

So isses }}

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 05. August 2011, 00:31:27
Lieber drwkempf,

das ist sicher sehr nett gemeint, aber gerade in Hinterindien ist diese Bezeichnung
nicht immer auch eine Auszeichnung.. :)

So verbleibe ich doch lieber
mit freundlichem Gruß und
selbstkritisch weiter als
kmr.



Lieber Low,

bitte tu Dir nichts, sondern lieber Dich uns auch weiterhin an -
mit Geschichten aus Hinterindien, auch wenn zur Zeit zuviel Honig im Spiel ist..
Trotz allem, alles Gute,
kmr
Titel: Geisterhäuschen-Thread aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 06. August 2011, 15:52:34
Der Geisterhäuschen-Thread                                                             4. August 2011

Bevor ich mich mit den eigentlichen Geschichten befasse, habe ich ein Anliegen. Von meiner Tochter, als Oenologin
(Dipl.Ing.agr.) mit einem minimalen Intellekt ausgestattet, weiß ich, daß meine Gedankengänge und Formulierungen
teilweise unverständlich sind. Sie zeigt, im Gegensatz zu vielen Lesern, immer wieder den Mut zu fragen.
Ich betrachte dann bestürzt Texte und Statistiken, wie die Lesbarkeitsquote nach Flesch. (Quelle Microsoft)
Die Lesbarkeitsquote eines Dokuments können Sie der nachstehenden Liste entnehmen:

Quote    Lesbarkeitsgrad

90-100 Sehr einfach
80-90    Einfach
70-80     Relativ einfach
60-70    Standard
50-60    Relativ schwierig
30-50    Schwierig
0-30    Sehr schwierig

Die Lesbarkeitsquote nach Flesch errechnet sich nach folgender Formel:
206,835 - (1,015 x durchschnittliche Wortzahl/Satz) - (84,6 x durchschnittliche Silbenzahl/Wort)


Bei Werten unter 50 ist es fast ein Wunder, wenn die Geschichten gelesen werden. Kein Wunder dagegen ist
es, wenn niemand antwortet und meine Aussagen unverständlich bleiben. Glücklicherweise war der Blabla-
Koeffizient trotz Bibelzitate vernachlässigbar.

Die letzten beiden Aufsätze enthielten zuviel Geist. Ich berichtete von niederen Geistern, welche in billigen
Serienhäuschen ohne jegliche Komfort wie Notdurftinstallationen oder technische Belüftung, schmachten.
Daneben erwähnte ich den heiligen Geist, welchem Kathedralen mit installierten monströsen Lärmmaschinen,
sogenannte Orgeln, geweiht sind. Den Klang dieser Dinger, vor allem solche mit stehenden großen und
allergrößten Pfeifen, liebe ich.

Zu meinen pfeifenlosen Musikhinweisen äußerte sich niemand. Ich bin allen Geistern dankbar, daß ich damit keine
zarten Gefühle verletzte.

Meinen Meinungsänderungen fiel sogar der geschätzte kmr zum Opfer.
Die schlitzohrigsten und schlitzäugigsten Chinesen aus sämtlichen Winkeln Hinterindiens verzehren ihre Suppen
kaum mit Stäbchen, falls sie einen Löffel zur Hand haben. Denn eigentlich ging es im Text um Suppe, welche ich,
wie einst Struwwelpeter, nicht auslöffeln will. (1)

Freude hätte ich an euren Erfahrungen mit Geisterhäuschen empfunden.
Die gegossenen Zementtempelchen im Taschenformat, sind als Massenware in verschiedenen Farbtönen weit
verbreitet. Wie wirken diese dekorativen Gebilde? Ist kein einziger Leser privilegierter Besitzer eines eigenen
Heimtempels mit Hochgeschwindigkeitszugriff zum Jenseits?

Das erinnerte mich an meine Heimat. In der ländlichen Gegend wurde kein Reis, dagegen  Weizen, Mais und
Kartoffeln angebaut. Etwa jeder fünfte besaß weniger ausgeklügelte als teure Geräte gegen gesundheits-
schädigende Wasseradern, Erdstrahlen und Elektrosmog. (2) Geister tragen je nach Region und Aufklärungsgrad
verschiedene Namen. Jeder glaubte daran, keiner sprach darüber.
Ausnahmen gab es nur, wenn die Besitzer im Falle einer nicht existierenden Fehlfunktion, einen eingebildeten
Elektronenschnüffler um Hilfe ersuchten. In den großen, Hammerschlag lackierten Blechkästen mit radiästhetischer
Technologie suchte ich vergeblich nach defekten Bauteilen. Ausser Schaltern, Betriebsanzeigelämpchen, Begrenzungs-
Widerstand oder Kondensator und einigen Metern Draht in Form eines Knäuels oder kunstvoll gewickelt, war meistens
nichts vorhanden. Wenn ich heute überlege, waren das leere, wenig dekorative Geisterhäuschen mit Stromanschluß.

Die Größe einer Seifenschale bei fast einem Pfund Gewicht, haben die magnetischen Feldgeneratoren nach Gustav
Freiherr von Pohl. Er legte seine gutgläubigen Kunden mit pseudowissenschaftlichen Sprüchen bereits 1930 herein.
Qualitativ hervorragende Lautsprecher von HiFi Anlagen verfügen durch die mit seltenen Erden (Neodym) legierten
Magnete über höhere Feldstärken als die Pohlschen Eisensammlungen. (3)
Schädliche Strahlung von Bildschirmen, Heimcomputern und dergleichen eliminieren angeblich nebst Pohl, Bergkristalle,
Quarze und Halbedelsteine.

Abgesehen von der Literatur über den Erawan-Schrein, kenne ich betreffend Geisterhäuschen persönlich nur zwei
dürftige Episoden. (4)
Ein älterer Herr in frisch gebügelter Wäsche, wusch jährlich einmal Kot vom Haustempelchen. Waren die Verursacher
geheimnisvolle Geister oder bloß Tiere? Ich fragte nicht und besitze keine Fotostrecke. Nachher trug er während
Stunden und Tagen mit einem feinen Pinselchen neue Farben auf. Er äußerte sich nie darüber.

Ein anderer Pfiffikus ließ seine frisch geduschte, reich geschminkte, graziös üppig veranlagte, mandeläugige
Herrscherin über Haus und Hof täglich den Ort ihrer Kurzandachten mit Blumen, Kerzen, Weihrauch, frischem
Klebreis und einem Glas MaeKhong versehen.
Ein großartiges Bild! Eine Mischung von gutgläubiger, überreifer Schönheit, reichlich gepuderter Tugend, gepaart
mit einer gehörigen Portion Hinterlist. Darauf hätte man Kokosnüsse ausklopfen können.
Danach tuckerte sie auf ihrem funkelnd polierten Moped frisch-fröhlich für geraume Zeit zum Markt. Sie ermangelte
taufrische Nachrichten und etwas Gemüse. ER entwendete derweilen guten Geistern gesinnungslos hoch-
prozentigen Schnaps und nutzte ihn auf nüchternem Magen als morgendlichen Augenöffner.

(1)
http://de.wikisource.org/wiki/Der_Struwwelpeter/Die_Geschichte_vom_Suppen-Kaspar
(2)
http://www.erdstrahlen-elektrosmog.de/wasserader.htm
http://www.wasseradern-abschirmung.de/
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Magnetismus
(4)
http://de.wikipedia.org/wiki/Erawan-Schrein

Lesbarkeit : 22
Blabla:          0.22   (ohne Flesch)
Verhältnis: 100:1
Gegebenenfalls ist dies der sogenannte Blödsinnquotient. © Low

Die Werte könnten durch viele nachträgliche Textänderungen leicht abweichen.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: rio0815 am 06. August 2011, 16:50:45
Es gibt in den säkularisierten Breiten des Abendlandes viele durchaus prominente Zeitgenossen, die öffentlich ihre Bekehrung zum Buddhismus verkündeten, meist
nicht ohne noch hinzu zu fügen, dass diese Religion, die sie als "friedliche Philosophie, ganz im Gegensatz zu den 3 monotheistischen"  zu bezeichnen pflegen, durch ihre Sanftmütigkeit selbstredend jenen überlegen sei.

Diese Überlegenheit zeigt sich jedem Südostasienkenner täglich aufs Neue:
Im Strassenverkehr, bei den Umgangsformen, in der Geisterverehrung und im Aberglauben.

Alles zutiefst reiner umgesetzter, gelebter Buddhismus.



Ja, dieser Beitrag kann Spuren von Ironie enthalten  {--
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: namtok am 06. August 2011, 17:40:57
Es soll ja schon vereinzelt nachmittägliche Spaziergänger im Seebad gegeben haben, die sich an kostenlos ausschenktem und ausgestelltem Hochprozentigem gelabt hatten  [-] , was eigentlich den Geistern der Bar vorbehalten war  ]-[



Bei

Zitat
Blechkästen mit radiästhetischer Technologie


denke ich an die überteuerte Allzweckwünschelrute GT 200, damit wurden weltweit auch viele nationale  "Sicherheitsinstitutionen" genarrt.  {[

Am längsten machte Thailands Armee dieses Spielchen mit  {:}
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Grüner am 06. August 2011, 22:20:40
Hallo LOW, in einem Punkt widerspreche ich Dir:

Die Chinesen essen den Inhalt ihrer Nudelsuppe immer mit Stäbchen. Und die Thais auch. Nur wenn s an die Brühe geht, nehmen sie den Löffel, aber meistens lassen sie die stehen.

Nudeln mit dem Löffel aus der Brühe - wie sollte das gehen?
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 06. August 2011, 22:22:47
Lieber Rolf,

wenn ich nicht irre, hast Du heute Geburtstag.
Herzlichen Glückwunsch und alles Gute wünscht Dir auf diesem Wege,

kmr
Titel: Ein Geburtstagsschmaus aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 10. August 2011, 13:29:49
kmr erwähnte meinen Geburtstag. Danke für die Wünsche. Er forderte mich damit zu einer Geschichte heraus.

Geschrieben ab   (nicht abgeschrieben)                                                                                8.August 2011

Eine feuchtheiße Tropennacht. Es regnete Bindfäden. Frösche quakten sich klamme Grüße zu. Leuchtkäfer sandten
geheimnisvolle Signale aus den Büschen.
Eine Gruppe, etwa zwanzig Menschen, die Mehrzahl Frauen und Kinder, waren unter einem schützenden Dach
versammelt. In den großen Kinderaugen spiegelten sich Kerzenflammen. Ein alter Mann mit heller Hautfarbe,
lehnte sich kurz zurück, atmete tief ein, schnellte den Oberkörper vor und blies rücksichtslos die karge Beleuchtung
weg. Aus sämtlichen Kehlen formten sich Klänge und Worte wie: „Happy Birthday .....“

Der Geburtstagsschmaus                                                            

Am Donnerstag erhielt Dick den Anruf einer wirklich guten Freundin:
„Ich möchte für Lows Geburtstag eine Torte kreieren. Geht das?“
Dick fragte mich.
Ich wollte die unterbeschäftigte Konditorin, ihr abwesender Gatte fördert in den Emiraten Öl für unseren alten
Toyota, nicht zusätzlich unglücklich machen und bejahte.
„Wir bringen die Torte am Sonntag nach zwölf Uhr vorbei,“ sagte die liebenswürdige Süßspeisenspezialistin.

Mittags esse ich oft Früchte, höchstens ein klares Süppchen ohne Nudeln, weder Fleisch noch Knochen, ohne
Gemüse wie Lauch, Kabis, Kohl und Kraut, Rüben, Sellerie oder Pilze. Eine schmackhafte, feine Pfütze, in der
exotische Kräutlein und eine einsame Pfefferschote zusammen baden. Die leicht gesalzenen Flüssigkeiten
ähneln eher einem Tee, als einer Minestrone oder Tom Yam Goong.

Ein kleines Stück, mit Liebe und Hingabe angefertigter Torte, begleitet von eine Flûte trockenen Schaumweins,
erachtete ich als bekömmlich und freute mich echt darauf. (1)
Die Torteninformation verbreitete sich wie ein Buschbrand mit kaltem Wind im trockenen Januar. Weitere Frauen
klingelten bei Dick. Sie möchten mich zu gerne sehen. Sie würden Speis und Trank mitbringen. Kurze Zeit danach
rechnete Dick mit sechs Besucherinnen, teilweise mit Kindern. Bereits bis Freitagmittag verdoppelten sich dem
Vernehmen nach Köchinnen wie Kinder. Mir wurde Angst und Bange und ich sagte zu Dick:
„Bitte erkläre den Edelfrauen, daß ich am Mittag gerne essen möchte. Aber du weißt, in meiner Speiseröhre sitzt
eine Fallbremse. Die klappt zu, und dann geht nichts mehr hinunter. Mittagessen ist für mich unmöglich oder ich
schlucke vorsorglich Pillen. Dann gibt es keinen Wein.“

Sogar nach gut gekauten Häppchen leide ich nach dem Schlucken fürchterlich. Da sitzt unverrückbar ein Klotz
im Hals, der nicht in den Magen will. Erbrechen kann ich nicht. Mit Wasser spülen ist nicht möglich. Ich muß mich
schmerzend quälen, leicht atmend bewegen und abwarten. Wenn der höllische Druck endlich nachläßt, helfen
tröpfchenweise wenige Milliliter Wasser, danach fühle ich mich wieder wohl.
Diese kurzen Anfälle sind nicht neu. Im vergangenen Jahrhundert fiel mir der Effekt erstmals beim Genuß eines
Fuji Apfels unangenehm auf. Danach mied ich diese Apfelsorte, bis ich einsehen mußte, daß die Blockierer nicht
nur diese Äpfel sind.
Das Leiden ist keine bösartige Erbkrankheit. Unfallbedingt wurde ich durch eine Rückenmarksverletzung
Spastiker. (2) Durch Kleinigkeiten, wie die Nahrungsaufnahme selbst, Knallkörper, splitterndes Geschirr oder
keifende Weiber, entstehen unkontrollierbare Krämpfe. Abends sind die gestreßten Muskeln viel ruhiger und
ich kann meist unbekümmert einpacken, besonders nach einem großartigen Cocktail in angenehmer Gesellschaft.

Am Sonntagmittag Punkt zwölf, war ich, frisch gewaschen und gekämmt, zu vielen Untaten bereit.
Der Schaumwein war kalt. Die durch die Putzfrau reduzierten, seinerzeit verschonten tulpenförmigen Gläser
warteten mit mir in einer strammen Reihe auf das schöne Geschlecht. Die ersten Vertreterinnen erschienen
gegen ein Uhr.
Tortenlos prosteten wir uns zu. Einige Damen begannen darauf heißhungrig und ungestüm, das noch
bescheidene Buffet zu reduzieren. Mehr und mehr Speisen mit ihren Köchinnen trafen ein. Die professionell
verpackte Torte lagerte mittlerweile geschützt in einem Kühlschrank im Schönheitssalon.
Zwischen dem Öffnen der Sektflaschen, steuerte ich nach Großmutters Rezept eine Apfelrösti, bestehend aus
kleingeschnittenem Brot, geraffelten Äpfeln, Zucker, Rosinen und Zimt bei. (3) Ich schnitt Brot, entkorkte eine
Flasche, rieb Äpfel, streute Zucker, Zimt und Rosinen, ließ einen Korken knallen und hantierte mit der Bratpfanne.
Während des Zubereitens kostete ich etwas vom süssen Gericht. Seit dreißig Jahren hatte ich nichts ähnliches
genossen. Kaum auf dem Tisch, löste sich die unbekannte Köstlichkeit unauffindbar auf. Helvetische Apfelrösti
harmonierte bestens mit hinterindischem Bratreis.

Nach etwa zwei Stunden beschloß die emsig mampfende Weiblichkeit in den Schönheitssalon umzusiedeln, weil
dort eine Karaokemaschine stand.
Die Speisen kann ich unmöglich alle aufzählen, weil ich bloß einen Teil davon sah. Verspätete Lieferungen gingen
direkt ins Eß- und Karaokezentrum. Es gab Reis, gebratenen Reis, Schweinebraten, Innereien vom Schwein, eine
riesige Platte garniert mit verschiedenen rohen Gemüsen, Glasnudelsalat, Papayasalat, Meeresfrüchtesalat und
Curries. Die Damen sangen sich Verpflegenderweise oder verpflegten sich Singenderweise bis nach sechs.
Dann kamen sie von einem kräftigen Regen begleitet, triumphierend mit der Torte zurück. Ich blies kraftlos,
dennoch erfolgreich klaglos sämtliche Kerzen aus.
Das Törtchen mit zweierlei Cremen schmeckte fantastisch. Für mich war es ohne trockenen Schaumwein eine
Spur zu süß.
Zudem entwickelte mein Magen ein gesundes Verlangen nach etwas warmem Rustikalem, edel Gewürztem,
zum Beißen. Dick gestand, alles Futter sei restlos verzehrt. Die Gäste verzogen sich gut gelaunt. Keine einzige
der Grazien hatte die Idee, während der stundenlangen, sinnlosen Völlerei, für mich einige Häppchen als
Geburtstagsgruß auf einem Teller zu retten.
Dick räumte rund ums Haus auf. Ich spülte die frisch gespuckte Hinterlassenschaft im Badezimmer weg. In der
Küche belegte ich ein Stück Brot mit echtem Salami Napoli und schlürfte dazu einsam und verlassen eine Flasche
stark gerbstoffhaltigen Rotwein. Nach zehn Uhr kochte ich eine Hafersuppe und verfeinerte sie mit reichlich
frischem Koriander. Wir teilten uns die Suppe. Danach war Bettzeit für die müde Puppe.

(1)
http://www.champagner.com/champagner-servieren.html
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Spastik
http://www.gutefrage.net/frage/was-muss-ich-beim-umgang-mit-einem-spastiker-beachten
(3)
http://www.bettybossi.ch/de/pdf/detail_SchwerpunktthemaTourdesuisse_pdf_147.pdf
http://www.1001-rezept.de/Rezepte_596/Apfelr%F6sti
http://www.rezepte-guru.de/show.php/1684_Apfelroesti_(Alfredissimo).html

Für Musikenthusiasten:
Suk San Wan Keut!
http://www.youtube.com/watch?v=glNjsOHiBYs
http://www.youtube.com/watch?v=wFh-rX_Sfhs&feature=related

Lesbarkeit: magere 33
Bullshit Index           0.11

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Alfred am 10. August 2011, 14:27:24
-LOW-
Nachtraeglich,
ALLES GUTE ZUM GEBURTSTAG, VOR ALLEM GESUNDHEIT,
bzw. das was nun nicht gesund ist, besser oder zumindest nicht schlechter wird!
Wuenscht Alfred

Geburtstagsparty Posting, sehr gelungen, so wie wohl auch die Apfelroesti, Graubrot=was fuer eine Art Brot, Schwarzbrot? Schwer zu bekommen im tiefen Hinterindien.
Nur die Rosinen wuerde ich fuer mich weglassen. Muss ich mal versuchen zu machen, aber das Brot?
Griazi und Auf Wieadaluge, Alfred
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 10. August 2011, 14:44:02
Lieber Low,

auch von mir natürlich erst einmal allerherzlichste Glückwünsche zum Geburtstag!
Die Glückwünsche sind zwar verspätet, hatten aber auch eine lange Reise durch das www hinter sich (eine bessere Ausrede ist mir leider nicht eingefallen {+).

Deine Geburtstagsgeschichte ist wunderbar, ich sehe fast alles ganz anschaulich vor mir, nun ja, die Lokalitäten kenne ich ja.
Hoffentlich sind jetzt alle Geburtstagsfeiernachwehen bereits ausgestanden.

Ganz herzliche Grüße auch an Dick, verbunden mit einem leicht geschärften Tadel dafür, dass sie vergessen hat, etwas von den Geburtstagsleckereien für Dich zu retten. ;)

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 10. August 2011, 15:21:24
Hallo Low


Mögen Dir weiterhin so phänomenale Formulierungen einfallen wie
Zitat
...  und blies rücksichtslos die karge Beleuchtung weg.
und
Zitat
...  ihr abwesender Gatte fördert in den Emiraten Öl für unseren alten Toyota ... 


Herzliche Segenswünsche anlässlich Deines Geburtstags     Achim
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: samuispezi am 10. August 2011, 18:49:56


Hallo Low,

da möchte ich auch mit großer Ehrfurcht zu Deinem gut leserlichem "Geschreibsel" in erster,
und zu Deinem Geburtstag in nächster Folge herzlichst gratulieren. }}

Und vor dem berüchtigten "Kloß im Hals" hilft zumindest bei mir vorbeugend immer
ein guter, ausreichender Schluck vor dem Verzehr von fester Nahrung.
Und wenns nichts hilft, so ist,s zumindest ein guter Vorwand. ;}

Grüße
Samuispezi
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: dart am 10. August 2011, 22:34:20
Nachträglich alles Gute zum Geburtstag. [-]

Das die sich selbst einladendenen Kochkünstlerinnen dem Jubilar keinerlei Essen übrig gelassen haben ist bitter....aber,so sind sie halt. ;]
Titel: Apfelrösti und Wasserstoff
Beitrag von: Low am 12. August 2011, 12:38:22
Apfelrösti und Wasserstoff
                                                                                                                                                  10.August 2011
Danke Alfred, Wolfram, Achim, samuispezi, dart.

Um die Brotsorten, ob Weißbrot, Graubrot, Schwarzbrot würde ich mir keine großen Sorgen machen. Großmutter
benutzte in der Nachkriegszeit, was gerade vorrätig war.
Außer Knäckebrot und Pumpernickel eignet sich fast alles, wie ein alter Zopf, altbackenes Brot und Semmeln.
Wenn Kirschen feil waren, benutzte sie anstelle von Kernobst Kirschen und verzichtete auf die Weinbeeren.
Hatten die Kirschen zu wenig Maden, ergänzte sie fehlende Proteine durch ein Ei.
Als Brot setzte ich eine halbweiße Fehlinvestition von Dick, mit Ursprung Hangdong ein. Dessen Geschmack
erinnerte eher an Karton als an Getreide. Das Gebäck eignete sich schlecht zum rohen Genuß. Nicht einmal als
Unterlage von Qualitätssalami und dergleichen taugte es. Die Kombination mit Äpfeln, Zimt, Zucker und Rosinen
war erfreulich.
Getrocknete Weinbeeren werden durch einlegen in Weinbrand, Branntwein wie Cognac, oder Rum bekömmlicher.
Wegen der anwesenden Kinder verzichtete ich darauf.
Solche Beeren ergänzen langweiliges Vanille-Eis exzellent und wirken im Magen als Frostschutz.
Zimt in Stangen ist überall erhältlich. Cinnamon Pulver erhielt ich bei RimPing.
Als Äpfel empfehle ich die saftig sauren Granny Smith. Dann kann auf die Beigabe von Wasser oder Saft
verzichtet werden. Bei mir wurde sogar das Brot pampig. Das ist für alte Menschen mit schlechten Zähnen ideal.
Ich mag es weitaus besser, als wenn Brot wie Zwieback knackt.

Soll Apfelrösti knackig oder pampig sein? Der Koch entscheidet allein durch die Art der Zubereitung.
Ich hielt mich nicht an die Rezepte aus dem Internet. Ich kannte sie nicht, sondern zimte und zuckerte nach
eigenem Gusto ohne Waage.

http://de.wikipedia.org/wiki/Cognac_(Branntwein)
http://de.wikipedia.org/wiki/Rum

@ Kern
Neue Toyotas fahren in Berlin mit Wasserstoff und Brennstoffzellen.

Weitere Antworten folgen.
Titel: Antworten zum Geburtstagsschmaus
Beitrag von: Low am 14. August 2011, 12:34:19
Antworten zum Geburtstagsschmaus

@drwkempf
Seit der Kremation ihres Vaters vergißt Dick alles, sogar tägliche Mahlzeiten und die notwendige Einkäufe.
Ohne unbeschäftigte Torten-Eva mit Öl-Adam in Arabien, hätte es nie eine Geburtstagstorte gegeben.

@dart
Eigentlich haut mich hier nur noch wenig aus den Socken.
Du hast recht. Der selbstverwirklichte Egoismus ist fast schmerzhaft, jedoch üblich. Die Leute füllen sich lieber
bis zum Kotzen ab, als daß sie mit einem bedürftigen Nachbarn teilen.
Wenn du 43 Baht Häppchen bringst und dich mit 62 Baht Dingern vollstopfst, sogar wenn sie dir nicht schmecken,
hast du pro Stück 19 Baht gemacht. Das ist der realexistierende kapitalistische Animismus.
Wo bleibt die segensreiche Lehre Buddhas? Sollten Eltern Vorbilder für die Jugend sein? Nein, sie ahmen
mühsam erlerntes aus Seifenopern nach.
Das milde Lächeln Buddhas wirkt in solchen Zusammenhängen zweideutig und fragwürdig. Wäre es glaub-
würdiger, den Gekreuzigten mit einem Lächeln und Buddha mit schmerzverzerrten Gesicht darzustellen?
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: dart am 14. August 2011, 19:23:13
Nun ja, sind in der westlichen Welt die Eltern noch die Vorbilder (und bis zu welchem Alter der Kids)? Oder gibt es da nicht auch die Lebenshilfe Internet mit all den sozialen Netzwerken, als Ersatzerziehung?

Vermutlich würde das schmerzverzerrte Gesicht zu dem Gekreuzigten, Buddha, Shiva und Mohammed gleichermaßen passen.... einen gewissen Animismus gibt es in jeder Weltreligion, und um in Asien zu bleiben, der Geisterglaube ist in allen Nachbarländern weit verbreitet, sowohl im Hinduisms als auch im Buddhismus. Eventuell ist Thailand da nur spezifisch, da sie daraus eine sehr florierende Branche gemacht haben. ;]

In Thailand gehen die Alten in den Wat und beten darum das ihre Kinder reich werden, und sie selbst ein gutes Leben haben. Die Jungen gehen..und beten um eine Erleuchtung für die nächsten Lottozahlen. [-]

Titel: Schräge Gedanken zu den Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 18. August 2011, 15:16:46
Schräge Gedanken zu den Geschichten aus Hinterindien                                      9. Juli 2011

Im Buch `Der Rolltreppeneffekt`, verriet der Autor Felix R. Paturi, daß Schriftsteller ihre Arbeiten auf möglichst
dickem Papier mit großer Schrift veröffentlichen sollten. (1) Nur auf diese Weise seien großformatige, umfangreiche
und eindrückliche Folianten möglich.
Als ich mein Büchlein aus Phuket betrachtete, sah ich den sauberen Druck und bemerkte die aufwendige
Typographie der Titel.
Doch die Wucht eines großen, ledernen Einbandes fehlte. Äußerlich wirkte es, wie eine mißratene Ausgabe eines
Monatsheftes von Readers Digest!

Die Geschichten sind im Internet immer noch für sämtliche Interessenten gratis zugänglich. Deshalb muß niemand
wegen eines Bucherwerbes von mageren 250 Baht Einschränkungen beim Bierkonsum oder anderer Genußmittel
befürchten.
Heute würde ich Einiges anders formulieren. Die nicht immer spürbare, unsichtbare Essenz müßte beibehalten
werden.

Im Fernsehen verfolgte ich vor Jahren öfters ein witziges, kontroverses Programm, das literarische Quartett,  
betreffend Bücher und Autoren mit seiner Hoheit, dem Literaturpapst selbst. (2)
Der Herr der Bücher donnerte los wie eine Artilleriestellung. In kürzester Zeit zerriß er ein Werk, welchem ein
unbescholtener Schreiberling die schönsten Jahre seines Lebens, die genüßliche Fortpflanzung, einen lukrativem
Lebenserwerb im Topmanagement und ungezählte Freundschaften opferte.
MRR klaubte rein rhetorisch schöne, glaubwürdige Sätze zusammen, die er theatralisch in die Mikrofone geiferte,
während sein Gesicht und seine Gestik Bände des Unglaubens, der schieren Verzweiflung und der absoluten
Verständnislosigkeit demonstrierten.
Der nicht unbestrittene MRR hatte zeitweise ein schwieriges, abenteuerliches Leben, genug Stoff für ein
mehrbändiges Werk.
MRR arbeitete als Übersetzer, Lektor, Schriftsteller und Publizist. Er hatte die Gnade der Gabe der rasier-
messerscharfen Kritik. Diese praktizierte er als gehobene Unterhaltung in einer eher kulturarmen,
kommerzialisierten Fernsehwelt.

Neulich demontierte MRR im Traum meine Geschichten. Ich war Gast in seiner Sendung und nippte leicht nervös
an meinen Selters, während ich gespannt das Schlachten der ersten Opfer verfolgte. Bedaure, ich meinte
natürlich die Besprechung der neuen Bücher.

MRR:
„Am heutigen Abend begrüßen wir einen Gast aus den fernen Reisfeldern Nordthailands, Herrn Low.“
Bescheidener, freundlicher Applaus.
„Guten Abend.“
„Herr Low verfaßte Erzählungen aus einem gänzlich unbedeutenden Dorf und schilderte Land und Leute. Dies
tat er erst im Internet und nun in diesem, glücklicherweise bescheidenen kleinen Band.“
MRR fuchtelte ein Sekunde mit der Lektüre in der Luft herum, als wäre sie mit Blitzen geladen.
„Herr Low, das ist kein Buch, das ist kein Büchlein. Das ist bereits vom Aussehen her vergleichbar mit Schund
in Reinkultur. Namen nenne ich keine, oder kennt jemand von ihnen John Kling oder Jerry Cotton?“
Applaus.
MRR wandte sich gnädigst an mich:
„Herr Low, hatten sie und ihre Gattin, welche nicht ihre Gattin ist, eine angenehme Reise?“
„Ja, danke Herr MRR.“
„Herr Low, Sie sind überheblich und verglichen ihre Erlebnisse in den Reisfeldern mit den Erzählungen eines
Autors vom Format eines Albert Bitzius, Gotthelf genannt, aus dem schweizerischen Emmental.“
„Die Ähnlichkeit der Geschehnisse waren frappant, Herr MRR. Die Mentalität der Menschen entsprach etwa
Gotthelfs Schilderungen der Zustände vor hundertfünfzig Jahren. Sie werden zusätzlich zu Alkoholika und Drogen
von den meisten technischen Errungenschaften materiell und geistig dauernd überfordert.“
„Herr Low, sie scheuten sich nicht, sogar Friedrich Dürrenmatt ...“
Dürrenmatt - der Name zerfloß MRR richtiggehend auf der Zunge.
„ - ...Friedrich Dürrenmatt, einen Autor von Weltklasse, einen der ganz Grossen, - zu zitieren.“
„Das ist richtig, Herr MRR. Dürrenmatt liegt zeitlich näher. Seine angepaßte Sprache zeigt jedoch die Rhetorik
eines Seelsorgers. Sein Vater war, wie Gotthelf selbst, Pfarrherr im Emmental. Sein Sohn ist Pfarrer!“
„Herr Low, versuchen sie nicht, sich in die Theologie zu flüchten. Ihre teilweise gewagten Aufsätze beweisen
das Gegenteil.“
„Danke, Herr MRR. Die einfachsten und schönsten Predigten von Dürrenmatt sind meines Erachtens `Der Verdacht`
und `Der Richter und sein Henker`. Sein Psalm auf das Leben heißt `Grieche sucht Griechin`.“
„Herr Low, sie sind nicht hier, um das Werksverzeichnis eines bedeutenden Autors, wie Friedrich Dürrenmatt,
vorzutragen.
Sie erklärten am Anfang ihrer Geschichten, sie schreiben, um ihre Sprachkenntnisse nicht zu verlieren?“
„Das ist richtig, Herr MRR.“
„Herr Low, da hätten sie aber nicht viel zu entbehren!  
Ich überflog ihre Texte kurz, nicht alle, einige wenige genügten mir.“
Er betrachtete mich furchterregend, eindringlich.
„Und ich weiß, daß sie inmitten von Reisfeldern wohnen. Deshalb hege ich folgenden begründeten Verdacht:
In den Reisfeldern leben und arbeiten diese urtümlichen, gewaltigen Tiere, genannt Wasserbüffel.“
„Richtig, Herr MRR.“
„Nun, diese Wasserbüffel, wie auch die Reisfelder selbst, produzieren das Klimagift Methan.“
„Richtig, Herr MRR.“
„Herr Low, dieses Giftgas namens Methan stieg ihnen in den Kopf. Anstatt es einfach durch einige Flatulenzen
entweichen zu lassen, vermüllen sie unsere saubere Gegenwart mit ihrem Krempel. ...
Guten Abend, Herr Low.“
Stürmischer Applaus.
Wem galt der Applaus? Der Kenntnis der Chemie? Dem geschickt eingefädelten Abgang?
Ich blieb anständig, dachte an die teure, durch MRR bezahlte Reise und sagte:
„Danke sehr, Herr MRR. Guten Abend,“
und trollte mich, wie vom Winde verweht.

(1)
Der Rolltreppeneffekt, Felix R. Paturi
·   Verlag: Rowohlt TB-V., (Januar 1985)
·   ISBN-10: 3499168995
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Marcel_Reich-Ranicki

Bullshit-Index :0.13
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Pinkas am 18. August 2011, 15:56:39
einfach Klasse geschrieben, ich kann MRR hören, vorallem wie er den Namen Dürrenmatt ausspricht.
Low, einfach nur ein grosses Kompliment an dich, für mich ist das was du schreibst Literatur.

Gruss  Pinkas
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 18. August 2011, 18:55:14
..nur geträumt -
Buddha oder wem auch immer sei Dank!

Low, da würdest Du besser bei einem gewissen Dieter B. vorsingen,
als Deine hinterindischen Geschichtsperlen von diesem MRR "abgrunzen" zu lassen.

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: samuispezi am 18. August 2011, 20:04:23

Einfach köstlich,

ich kann mich da ja richtig reinfühlen, wenn man als Autor am Pranger, gegenüber dem berühmt, berüchtigten MRR
hingerichtet wird, und bei dem, theatralisch in die Runde geworfenen Stichwort: Albert Bitzius, von einem
Feuchtschwall, ähnlich dem eines thailändischen Monsunregens überschwappt wird.

Und man sich nicht mal ansatzweise die Feuchtbiotope aus dem Munde des grossen Meisters aus dem Gesicht wischen darf, ohne sich
vor der nächsten Breitseite verbal und flüssigkeitsmässig zu fürchten.

Ich gebe auch gerne zu, daß ich Ihr nach aussen vielleicht leichtes Büchlein,
doch meiner Meinung recht Inhaltsschwer, dann am liebsten am Strand, anektotenweise, danach immer wieder
mit einem Schmunzeln in den Mundwinkeln, verzehren werde.

Und wenn ich dann zeitweise mit einem gewissen Lächeln ins Meer stapfe, dann sicher nicht weil C--
sondern weil ich mich wieder einmal über eine Ihrer Geschichtchen erheitert habe.


Grüße
Samuispezi
Titel: Re: Schräge Gedanken zu den Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: rio0815 am 19. August 2011, 13:53:15
MRR arbeitete als Übersetzer, Lektor, Schriftsteller und Publizist. Er hatte die Gnade der Gabe der rasier-
messerscharfen Kritik. Diese praktizierte er als gehobene Unterhaltung in einer eher kulturarmen,
kommerzialisierten Fernsehwelt.

Werter Low,

herzlichen Glückwunsch nachträglich, und verzeihe bitte den folgenden Hinweis auf MRR,
der -falls er als deplatziert empfunden werden sollte-
sicher gelöscht werden wird.


http://de.wikipedia.org/wiki/Marcel_Reich-Ranicki#Nachkriegszeit

Ende 1944 begann Reich-Ranicki aus Dankbarkeit für seine Befreiung bei der polnischen kommunistischen Geheimpolizei UB (Urząd Bezpieczeństwa) zu arbeiten, zunächst im noch deutschen Schlesien, wo er die Zensur organisierte

Nun denn, das kann man auch anders sehen, es ging dem nachmaligen Literaturpapst eher um Rache.

Dieses edle Gefühl manifestierte sich in der Ermordung von 80.000 deutschen Frauen und Kindern, wohlgemerkt NACH dem Krieg.
Solches behauptet jedenfalls der Herr Kardel in seinem Essay "MRR- der Eichmann von Kattowitz"
http://www.luebeck-kunterbunt.de/TOP100/Marcel_Reich-Ranicki.htm

etiam auditur altera pars.

oder gefällt "sapere aude" besser?



 
Titel: Hintergründe
Beitrag von: Low am 19. August 2011, 16:48:29
Ich danke für all die interessanten Zuschriften und antworte auf rio0815,
denn ich möchte verhindern, daß sein Beitrag gelöscht wird.
Einige Hintergründe der Vergangenheit von MRR waren mir bekannt.
Sogar in meinem Link, http://de.wikipedia.org/wiki/Marcel_Reich-Ranicki, wird darauf eingegangen.
Was wissen wir schon genaues darüber?
Was ich erlebte, waren seine unvergeßlichen Auftritte im literarischen Quartett im Fernsehen.
Über den Rest seines Lebens ein Urteil zu fällen, steht mir kaum zu.
Aber es wäre natürlich packend, seine abenteuerliche Lebensgeschichte unverfälscht zu vernehmen.

Zitat:
„Man soll die Kritiker nicht für Mörder halten. Sie stellen nur den Totenschein aus.“
Marcel Reich-Ranicki (*1920)

Low
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: jock am 19. August 2011, 16:49:59
@Rio0815

Low hat bei seiner Traumreise nach Stockholm,bei RRM einen Zwischenstop eingelegt und schildert diesen
mit launigen Worten.

Obwohl gerade bei der Person RRM eine"etiam auditur altera pars" angebracht ist,ist es in diesem Zusammen-
hang der falsche Platz.
Die Persoenlichkeit und das Schicksal RRM,waer es wert einen eigenen Thread zu eroeffnen,kann mir aber
gut vorstellen,dass dafuer wenig Interesse besteht.

Freuen wir uns doch darauf,wie Low seinen Kampf mit dem Frack am 10 Dezember schildert.

Jock
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Alfred am 19. August 2011, 17:22:03
-Low- {*
wieder ein sehr gutes Posting, der Hinweis auf Readers Digest, ein Gedicht!

-jock-
Da ist ein Literatur NOBELpreis gar nicht mehr so, nur zu ertraeumen! Mit solchen Musekuessen! C--

-rio0815-
Ich bin der Meinung, bei Allem schlechten >: oder nicht so guten Dingen die ein Mensch tut,
sollte man sich versuchen in seine damaligen Schuhe zu versetzen.
In die Umstaende die damals herrschten, {-- ect, ect, ect
Dann sehen Entscheidungen die Menschen faellten oder Taten die sie machten oder unterliessen, oft,
ganz anders aus, verstaendlicher als heute vom, behaglichen Sofa aus betrachtet. :)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: rio0815 am 19. August 2011, 17:55:25
-rio0815-
Ich bin der Meinung, bei Allem schlechten >: oder nicht so guten Dingen die ein Mensch tut,
sollte man sich versuchen in seine damaligen Schuhe zu versetzen.
In die Umstaende die damals herrschten, {-- ect, ect, ect
Dann sehen Entscheidungen die Menschen faellten oder Taten die sie machten oder unterliessen, oft, 
ganz anders aus, verstaendlicher als heute vom, behaglichen Sofa aus betrachtet. :)


Ein weises Wort, welches meine Finger über der Tastatur geradezu teuflische Juckreize aushalten lassen muss, auf dass sie nicht drauflos tippen  ;D
Aber ich schweige, aus Respekt für Low und dessen Antwort auf meinen vorherigen Post.

Titel: Re: BRAUNE Gedanken zu den Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Grüner am 19. August 2011, 21:24:07
es ging dem nachmaligen Literaturpapst eher um Rache.

Dieses edle Gefühl manifestierte sich in der Ermordung von 80.000 deutschen Frauen und Kindern, wohlgemerkt NACH dem Krieg.
Solches behauptet jedenfalls der Herr Kardel in seinem Essay "MRR- der Eichmann von Kattowitz"
http://www.luebeck-kunterbunt.de/TOP100/Marcel_Reich-Ranicki.htm

Womit sich der Schreiber für mich ein für allemal als dummschwätzende Dumpfbacke entlarvt hat. Zum K..., so einen Mist hier in Lows Geschichtem lesen zu müssen
Titel: Alternative Kritik
Beitrag von: Low am 21. August 2011, 15:37:45
Das freute mich: Reichlich Antworten wie im Bier- und Bratwurst-Thread!

Alternative Kritik                                                                                                                     20. August 2011

Ein Disput MRR mit Low wäre äußerst einseitig geworden. Seine Ausdrucksweise ist bekannt. (1)
Meine sprachlichen Fähigkeiten sind unterentwickelt. Nur in feuchter Aussprache übertreffe ich den Meister.
Mir fehlen Übung und Erfahrung. Ich besuche weder deutsche Stamm-, Stein-, noch Gasthaustische, weil ich
neben lokalen Speisen meist mediterrane Küchen und Weine bevorzuge.
In diesem Jahr hatten wir genau einen Besucher deutscher Muttersprache. Bei solchen Gästen übersetze ich
alles aus meinem bescheidenen Sprachgewirr und versuche, Angliszismen vermeiden. Das macht meine
alpenländische Formulierungen zusätzlich langsam und schwerfällig. Wenn ich beim Schreiben für einen Satz
eine Stunde benötige, fällt dies nicht auf. Im direkten Dialog wirke ich wahrscheinlich wie ein geistig Behinderter.
Mit dieser Aussage möchte ich Behinderte nicht beleidigen.
Während einer Autofahrt durch die Hügel Vorarlbergs sprach ich mit Einheimischen. Erst dachte ich, die Leute
wollen mich mit meinem schlechten Deutsch verhöhnen, obwohl ich mich redlich bemühte. Dann fand ich heraus,
die Ortsansässigen dort redeten fast so wie ich, jedoch ohne Zweitwohnung in Hinterindien.

Kmr hatte die Idee mit Dieter B.. Dieter ist mir unbekannt. Sogar in Tolääs Jodelmusik-Thread, Tolää vertritt im
Forum die Fachleute K. Moik und S. Trütsch gleichzeitig und hervorragend, suchte ich vergeblich. Das bedeutet,
Dieter ist Kommerz, nichts für angefressene Kulturbanausen wie mich. Warum angefressener Kulturbanause?
Wir kultivieren Bio-Bananen im Garten. Ich verspeise sie selbst, nachdem ich schädlichen hinterindischen Bakterien
durch intensives flambieren den Garaus mache.
Warum nur, lieber kmr, wolltest du mich als reifender Reisfeld-Casanova, nicht gleich mit Frau Klum verkuppeln?

Teurer KG, betrachte es positiv: Braune Gedanken bringen immerhin etwas dringend benötigte Farbe in die von
immensen Bildstrecken umgebenen Geschichten.
Ich stocherte im trüben Wortschwall des Ritterkreuzträgers Kardel herum, weil ich nichts besseres zu tun hatte.
Madame geizte heute mit ihren kurvigen Reizen und befriedigte bereits am Morgen Kundinnen. Warum nicht mich?
Eine Masseuse stimulierte meine Frustrationen erst gestern. Es wäre verdächtig gewesen, schon wieder bezahlte
Streicheleinheiten anzufordern. Da verblieben nur noch hochprozentiger Schnaps und fragwürdiges Internet.
Sprache und Ausdrucksweise empfand ich trotz seiner vaterländischen Verdienste bald als ekelerregende,
barb-arische Hasstiraden. Diesen versuchte ich zu entfliehen und fand besseres:

„Die Tugenden, Leidenschaften und Fehler der Menschen liegen so nahe beieinander, dass leicht Verachtung
und Hass aufkommen, wo Verehrung und Liebe allein das Gegebene wäre.“
Diese Erzählung begeisterte mich erneut. Das Buch bereicherte während Jahrzehnten mein Heim, bis ich es
verschenken mußte. Dank Internet kein Verlust, wie ich erfreut bemerkte.
Friedrich Dürrenmatt, Grieche sucht Griechin. Seite 115, gratis zu lesen in:

http://www.scribd.com/doc/29798393/Duerrenmatt-Friedrich-Grieche-Sucht-Griechin
(1)
http://www.youtube.com/watch?v=dgv53ekOS3s&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=d4SWHuI6wGY&feature=related

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Blackmicha am 21. August 2011, 15:41:56
Sorry , wer ist MRR ?

Hab ich was verpasst ?
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: TiT am 21. August 2011, 17:13:49
MRR = Marcel Reich-Ranicki.  {--

Hat natürlich auch 'ne eigene Webseite: http://reich-ranicki.com/

Ob Du da allerdings viel verpaßt hast, ist wohl persönliche Geschmackssache...  :-X
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Blackmicha am 21. August 2011, 17:19:36
Ob Du da allerdings viel verpaßt hast, ist wohl persönliche Geschmackssache...  :-X

Nee , den mag ich nicht wirklich  {;
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 21. August 2011, 17:46:37
Wie aus gut unterrichteten Quellen zu vernehmen war, hat Khun RR
sogar eine TIP-Ehrenmitgliedschaft abgelehnt! - Dass er von Literatur
nicht viel versteht, sieht man ganz klar auch an seiner gestenreichen
Reaktion nach dem Überfliegen von Lows brillianten hinterindischen
Geschichten >>>  FOTO  (http://www.n24.de/media/_fotos/bildergalerien/002010/ranicki_90jahre_sprueche/ranicki_abwehr_dpa_new.jpg) <<<  :D

Low, ich wünsche viel Erfolg. Auch ohne MRR oder Heidi K. haben die
Geschichten das Potential zum Bestseller.

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Blackmicha am 21. August 2011, 18:13:11
@ kmr

Nun ist der Sonntag im  :o
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Shortie † am 21. August 2011, 19:27:25
@Low

Auch noch Respekt,zu deinen lesenswerten Stories,über Hinterindien ;} (alles gute Nachträglich,nach dem Geburtstag,ist vor dem Geburtstag,oder so ähnlich [-]

Aber! bei deinem 2ten Youtube Link,ist dir ein Fehler unterlaufen..
Das Video ist ein Fake,wo ein paar Studenten,sich über MRR lustigmachen ;D (Marcel Reich-Ranicki rastet aus)

Zu Rio0815: Danke für eine Andere Sichtweise bzgl MRR ;)...
                    Du bist doch der mit dem Block: Land der Vollpfosten? (Cambodia ist gemeint),oder? Wer freiwillig in einem sogen. "Vollpfostenland",als Expat lebt {+
                    und sich gleichzeitig,nur beschwert,ist schon zu bemitleiden }{ {[

                   
Naja,man sollte echt nicht Low`s schönen Fred kaputtmachen,mit Offtopic..
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: rio0815 am 21. August 2011, 20:22:06

 Rio0815: Danke für eine Andere Sichtweise bzgl MRR ;)...
                    Du bist doch der mit dem Block: Land der Vollpfosten? (Cambodia ist gemeint),oder? Wer freiwillig in einem sogen. "Vollpfostenland",als Expat lebt {+
                    und sich gleichzeitig,nur beschwert,ist schon zu bemitleiden }{ {[


Danke für Dein Mitleid.  ;}
Ich halte allerdings auch Thailand für ein Land der Vollpfosten.
Hierzuforum kommt mir eine solche Einstellung immer wieder unter, "die sind so" oder ähnlich umschreibt man das wohl :-X
Titel: KAOS in Hinterindien
Beitrag von: Low am 24. August 2011, 13:45:47
KAOS

Das Bild im Beitrag von kmr ist vielsagend.
Der Schnappschuß zeigt MRR, als mein Büchlein wegen einem Genitiv Fehler, Verzeihung, wegen eines Genitiv
Fehlers, seinen erregten Händen entglitt.
Die Phuket Ausgabe mit eingebauter Hinterlist und etwas über 180 Gramm Gewicht, fiel dabei ausgerechnet
auf sein entzündetes Hühnerauge.

Was uns allen helfen kann, ist eine gesunde Portion Toleranz, den Mitmenschen, sämtlichen kegelförmigen
Hyperkeratosen (Fachmännischer Ausdruck für Hühneraugen) gegenüber und selbstbezogen.
Dick und ich sind gegenwärtig in der kleinen, noch nicht weltumspannenden, dennoch hochreligiösen Vereinigung
namens KAOS bestens aufgehoben. Schlechtgesinnte, kleinkarierte Schwestern und Brüder nennen sie Sekte.
Es gibt bei KAOS nur eine einzige Ordensregel. Sie ist verdammt schwer zu befolgen. Dauernd locken Versuchungen,
denn das Fleisch wird bei abnehmendem Verstand mit zunehmendem Alter nicht zarter, aber in jeglicher Hinsicht
schwächer.
KAOS hat mit Chaos nichts gemeinsam. Im Gegenteil, es ist das Antitoxin des Chaos. Die auf vier Buchstaben
reduzierte Kurzform der epochemachenden Weisheit des suchenden, durchfeuchteten* Guru Low:
“Keep out of shit“. (Ausgesprochen: Khiib Aut Ov Schidd, eben KAOS).

Bereits bei Ferienwanderungen in der alpinen Region Adelboden lautete ein wichtiger Hinweis des gestrengen,
dennoch gutmeinenden Vaters in Berndeutsch:
“Da isch e füechte Chüeplütter, tschaupp nit dri!“
Diese gut gemeinten Ermahnungen waren so langatmig, daß das vermeidbare Mißgeschick spätestens vor dem
Komma eintrat. (Übersetzt: “Vor deinem frisch polierten Schuhwerk liegen feuchte, frische zehn Prozent der
Tagesproduktion eines Rindviehs. Bete und vermeide ein Unglück!“)
Er, als jüngstes von zwölf Kindern, anhand der familiären finanziellen Möglichkeiten bloß mit bescheidener
Ausbildung, übersah die universelle Bedeutung eines solchen Fehltrittes.

In Hinterindien ist KAOS überlebenswichtig. Fäkalien lauern überall, auf Bilderrahmen, Spiegeln, in Bars,
Bauwerken, auf Strassen und Plätzen, versteckt in Bitten und Anfragen, mysteriös verhüllt von Hosen und
Röcken. Sogar vor Luftangriffen sind wir nicht gefeit. Glücklicherweise gibt es keine Flugsaurier mehr.
Am Kinta Fluß in Perak erteilte mir ein Ansässiger eine unvergeßliche Warnung vor Trotteln, Hohlköpfen und
Schwindlern beiderlei Geschlechts:
“Sie sind wie Garnelen, ihre Köpfe sind voller Exkremente.“

Der angeblich falsche Videolink ist eine versteckte Regieanweisung, wie der Dialog aus “Schräge Gedanken zu
den Geschichten aus Hinterindien“ umzusetzen wäre. Genaue Angaben über meine sprachlichen Eigenarten
finden die Spielleiter(innen) in “Alternative Kritik“.

*Regenzeit
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 24. August 2011, 15:52:54
Lieber Low,

ich möchte gern dem KAOS-Orden beitreten. Wer ist der Prior dieses bemerkenswerten neuen Ordens?
Ich weiß wohl, dass hernach mein Leben nicht mehr so sein kann wie zuvor...

Wolfram
Titel: Der Spass ist vorüber, der Ärger auch
Beitrag von: Low am 28. August 2011, 14:21:40
Der Spass ist vorüber, der Ärger auch                                                                                        Ende Mai 2011

Es war eine lange Phase, bis ich Mowgli an Ostern in die Selbständigkeit, besser in sein selbst gewähltes Exil,
verstiess. Vor einem Jahr freute ich mich auf die Gelegenheit, mit einem aufgeweckten Jungen zu lernen, zu
spielen, zu basteln, zu reisen, viele Streiche auszudenken und allerlei Blödsinn anzuzetteln.
In der Schweiz besorgte ich einen Lego Technik Baukasten und nahm aus meinem Fundus einige für Jugendliche
geeignete Elektronik-Bausätze mit.
Als Knabe träumte ich vergeblich, vom für meine Eltern unerschwinglichen Baukasten, Radio-Mann. Einige Jahre
danach baute ich Empfänger und Sender ohne Baukasten.
Nach unserer Abwesenheit im Sommer 2010 fanden wir trotz hervorragend organisierter Betreuung einen völlig
veränderten Knaben vor. Obwohl er intensiven Englischunterricht genoss, gingen in dreissig Tagen sämtliche
Sprachkenntnisse verloren. Aus einem wißbegierigen Jungen wurde ein phlegmatischer Sack. Er vertrat nur noch
Eigeninteressen.

Monatelang bemühten wir uns, Mowgli zu fördern und zurück auf ein uns annähernd vertrautes Verhaltens-
muster zu führen. Was ist Norm? Das ist in vielen Fällen ein dünner Strich mit fast unbegrenzter Toleranz.
Mowgli forderte nur noch Toleranz ohne Eigenleistung.
Trickreich versuchte er vergeblich, uns gegeneinander auszuspielen. Als er bemerkte, dass diese Spielart
erfolglos war, begann er, mich zu betrügen und zu belügen. Ich durchschaute ihn und berechnete seine
nächsten Züge wie im Schach.
Ganz flach arteten für ihn Betrugsversuche am PC aus. Anstatt seine IT Hausaugaben zu erledigten, welche
aus Copy und Paste bestanden, besuchte er zweifelhafte Webseiten und lud Spiele und liederliche Lieder in
die Speicher. Charlie Chaplin konnte er nicht als Original Stummfilme betrachten. Um die anspruchsvollen
Handlungen zu verstehen, benötigte er synchronisierte Isaan Versionen. Leider stürzte das System immer ab,
bevor seine eigentlich dringenden Arbeiten erledigt waren.

Er importierte immer wieder aggressive PC Viren, welche eine Neuinstallation des Betriebssystem und der
Programme erforderten. Computer zeichnen dummerweise fast jeden Schritt auf. Es war einfach für mich, ihm
Fehlverhalten, wie ausgeschaltete Antivirenprogramme  nachzuweisen. Das beeindruckte ihn keineswegs
unter dem Motto: Gesichtsverlust ist ausgeschlossen. Er half nicht bei den Neuinstallationen, obwohl er unter
Umständen etwas hätte lernen können.
„Warum machst Du es selbst? Dafür gibt es Computer Läden,“ war seine Meinung. Mit meiner Handlungsweise
stempelte ich mich zum Volltrottel.

Wenn er seinen USB Speicher mit Hausaufgaben von der Schule brachte, waren üblicherweise mehr Viren als
Aufgaben geladen. Das verzieh ich gerne. Da müsste man schon mit dem für IT verantwortlichen Lehrer ein
ernstes Wort reden. Aber wer zeichnet in diesem schönen Land schon für irgend etwas verantwortlich?

Bat ich Mowgli, Zeichnungen zu machen, legte er sich ins Bett. Anstatt Rechnungen zu erledigten, zeichnete er.
Filme und Spiele waren wichtiger als Schlaf. Er versuchte dauernd, seinen Kopf gegen unsere Wünsche
durchzusetzen. Neu erlerntes hatte er am nächsten Tag bereits vielversprechend vergessen. Er bekundete
keinerlei Interessen für nichts, ausser Fressen und Fernsehen, wenn möglich gleichzeitig.
Weil seine Elektronik-Orgel monatelang unbenutzt herum stand und als reiner Staubfänger Platz versperrte,
schenkte ich sie demonstrativ der neuen Tochter in der Nagelburg. Das Mädchen lernte einige Stücke in der
Schule, besass aber selber kein Instrument. Die verlorene Orgel kümmerte Mowgli nicht im Geringsten.
Etwas weniger im Haus, das ihm kostbare Zeit vor der Glotze stahl.

Anstatt mich in sinnlose Zweikämpfe gegen Intrigen und Dummheit zu verstricken, sagte ich ihm vor dem Erreichen
meines Geduldpegels im Rotbereich verschiedentlich:
„Mowgli, ich habe genug von deinen Lügen und albernen Spielereien. Ich mag dich nicht mehr sehen. Du darfst
alleine im Schönheitssalon essen. Cola gibt es nicht. Ich wünsche eine gute Nacht. Geh.“
Das wirkte manchmal für einen Tag. Und wenig später gar nicht mehr.

Fortsetzung folgt
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 28. August 2011, 14:39:24
Leider gehen Undank und Dämlichkeit oft Hand in Hand.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 28. August 2011, 15:13:08
Der Unglückswurm Mowgli orientiert sich an der Majorität in seinem Umfeld. Hier wird ihm vorgegaukelt, dass alles auch ohne Mühe und Arbeit erreicht werden kann.
Da hat man es als Elternersatz schwer.

Im kambodschanischen Kinderheim in Tani gibt es kein einziges Fernsehgerät, wichtige oder auch einfach schöne Beiträge kann man sich gelegentlich einmal auf einem der wenigen PCs anschauen.
Auch Handies - sonst auch in Kambodscha weit verbreitet - haben nur die Personen, die diese Dinger nachweislich brauchen.
Spiele auf dem PC - Fehlanzeige.
Was machen die Kinder in ihrer Langeweile?
Sie spielen miteinander, sie lernen, sie arbeiten im Haus und auf der Farm mit, soweit ein Kind das schon kann.
Und sie sind hellwach, freundlich interessiert und, wie mir scheint, einfach glücklich.
Vielleicht macht man Kinder glücklicher und erfolgreicher, wenn man ihnen einiges von dem vorenthält, was heute allgemein zum Zeitverteib beiträgt.

Ich kenne unseren Low gut genug, auch Mowgli habe ich (ganz oberflächlich) kennengelernt.
Jedes Kind kann sich glücklich schätzen, wenn es in seinem Umfeld jemanden gibt, der so viel Mühe und Engagement bereit hat wie unser Low.
Mowgli erschien mir nicht dumm zu sein, vielleicht ist er einfach Opfer seiner Umwelt und vielleicht auch seiner Gene.
Vielleicht leidet er darunter, dass er nicht gelegentlich handgreiflicher wieder auf die richtige Spur zurückgesetzt wird. ???

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Alfred am 29. August 2011, 14:03:10
-Low-
danke fuer deine aus dem Leben gegriffenen Geschichten, -sind sie ja, (Meisst) wirklich bei dir. {*

Mowglis Art erinnert mich an meine Freundin und Mutter von zwei meiner kleinen Soehne, die sind (Noch) ok und an einen ihrer Neffen.
Der fand sich nun am Schluss seiner ausgiebigen flotten Talfahrt, wegen Beteiligung an Ueberfall mit Handfeuerwaffe im Khon Kaen Jugendgefaengnis. (3 Jahre)

Sein Bruder ist braver, aber beide,  ohne Job, ohne Vater-kuemmert sich nicht und ohne Mutter-in A verheiratet und nur an und ab die Feldarbeit war viel Zeit fuer Dummheit
und die Familie in die ich da kam, das Umfeld, au weia! >:
Du lernst es ja erst kennen wenn du mehrere Monate am Stueck vor Ort bist, aber dann. {:}
Meine Freundin war die Ziehmutter dieser Neffen, aber diese meine Freundin als Vorbild u Erzieherin?
Sie, Unordentlich, aber wie! :'( Gedankenlos und nun seit laengerem, fast den ganzen Tag beim HI LO! >:

"Handgreiflicher" auf die RICHTIGE Spur zurueckgesetzt, wie -drwkempf- meint, das ist noch nicht wirklich versucht worden.
Worte bringen nichts Geldentzug auch nicht, werden Reserven angegriffen oder Schulden gemacht. {[
Ja, ja, jetzt gehen mir die roten :-* Lichter aus!
 
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: namtok am 29. August 2011, 14:14:29
Ich hatte von ihm den den kurzen Eindruck eines zurückhaltenden, aber ansonsten netten und cleveren Jungen.
Titel: Der Spass ist vorüber, der Ärger auch
Beitrag von: Low am 30. August 2011, 10:42:17
Der Spass ist vorüber, der Ärger auch

Fortsetzung und Schluss

Als seine Lügen dümmer und dreister wurden, gab es längere unbefristete Auszeiten. Ich bereitete keine
Mahlzeiten mehr zu, weder für die Schule, noch für den Salon. Süssgetränke wie Cola wurden gestrichen.
Aufgabenhilfe leistete ich nicht. Er ass alleine. Mae brachte ihm selten etwas. Ihr Sohn, Mieter der Nagelburg,
erstand Mitbringsel aus Garküchen. Seine Liebste kochte exquisite chinesische Kohlsuppen, die sich spätestens
nach einer Stunde als unhaltbare Elfmeter, das heisst außerordentlichem, wäscheverschmutzendem Dünnpfiff
äusserten. Die Gabe der Schöpfung solch potenter Suppen fehlt mir. Schöpfen kann ich sie schon, diese Suppen.
Nur beim Zubereiten und beim Verzehr mangeln Freude und Genuss.

Kontakte oder gar luxuriöses Essen wie Canard à l’orange gab es nicht mehr. Offenbar bemerkte er den
Unterschied der Lebensqualität in seiner Beschränktheit nicht oder er verdrängte diese Tatsache. Eines Tages
bat er mich, ob er wieder bei uns Essen dürfe.
„Ja. Ohne Lug und Betrug bist Du jederzeit willkommen.“
Ich hoffte vergebens, es hätte endlich gefunkt.
Gedankenlos schrieb er seine Hausarbeiten. Er hatte weder Ahnung noch Wissensdurst, was er in seinen Heften
notierte. Nachforschen über bereits Geschriebenes lehnte er ab. Er hörte mich nicht. Er lernte nichts dazu, er
vergass dazu noch herkömmlich Eingepauktes. Nachdenklich fragte ich mich:
„Ist er wirklich am Ende seiner geistigen Entwicklung?“
Dies war ganz im Gegensatz zu Dick. Sie zeigt in ihrem Alter immer noch Lernbegierde und weiss Neues,
Unbekanntes zu schätzen.

Mowgli log fröhlich weiter und frass, wenn er sich unbeobachtet fühlte, wie kein Tier. Ich schenkte ihm zum
Geburtstag einen Laptop. Er freute sich. Sein Verhalten änderte er nicht. Ich war am Ende mit meiner Geduld
und schrieb ihm innerhalb von drei Tagen zwei letzte Warnungen, Format A 4, in Grossschrift. Er klebte die
Seiten an die Wand seines Zimmers und strafte Papiere und Aussagen mit Verachtung.
Diese Übung war für ihn eine Seifenoper, eine witzlose Schmierenkomödie mit Fortsetzung folgt. Er sah sich
als Hauptdarsteller in einer unendlichen Geschichte. Ich nicht. An Ostern brannte meine Sicherung durch und
ich schmiss das Handtuch. Mit sehr leiser Stimme bat ich ihn: „Geh!“

Als ich alleine hier war, Dick pflegte Vater im Spital, wollte ich ihn nicht im Hause. Ich traute ihm jede Schlechtigkeit
zu. Ich weiss, was in der Schule läuft und konnte mir ausdenken, dass er Freunde hatte, welche ihm weismachten:
„Geh zur Polizei. Erzähle, in Abwesenheit der Mutter gab es sexuelle Übergriffe des Farangs. Ein modernes Handy
und ein schnelles Moped sind dir sicher!“
Wie sollte ich als rechtloser, nicht unbedingt armengenössiger Farang, solche Anschuldigungen anders als durch
finanzielle Opfer begleichen?

Die Lehrer beobachteten die Veränderungen am Knaben ebenfalls. Aus einem fröhlichen Kind sei ein
zurückhaltender, stiller Junge geworden. Er sei immer noch freundlich, rauche nicht, schlucke keine Drogen
und beteilige sich nicht an den Sexspielen im Hinterhof. Wann schafft die Schule endlich den Hinterhof ab.
Möglicherweise nachdem endlich Rauch- und Drogen-Verbote durchgesetzt werden.

Wir fragten uns:
„Was geschah mit Mowgli während unserer Abwesenheit? Wer instruierte und manipulierte ihn?“

In mehreren Fällen versuchten wir, benachteiligten Kindern zu helfen. Drei viertel davon retteten wir nicht vor
der Gosse. Deren nicht ganz dichte, unverbesserliche Eltern stellten plötzlich Forderungen!
Mowgli ist absturzgefährdet.

Diese Geschichte schrieb ich im Mai. Sie reifte einige Wochen wie ein milder Käse. Der Inhalt entpuppte sich
nicht als Brie oder Gorgonzola.
Nach dem ersten Teil vermuten einige Leser, zwischen Mowgli und mir herrsche ein gespanntes Verhältnis.
Dank der räumlichen und persönlichen Distanzierung verkehren wir immer noch freundlich miteinander.

Ende August 2011
Low
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: dart am 30. August 2011, 22:47:02
Ich hoffe ich frage nicht zu indiskret.

Wie steht deine Frau zu der ganzen Geschichte? Ich beobachte in der eigenen Familie regelmäßig, das jedliches Fehlverhalten irgendwie immer toleriert wird, auch wenn das spontane Gezeter erst mal vehement ist.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 31. August 2011, 04:41:17
Lieber Low,

wir haben früher Äpfel eingelagert, gesunde unbeschädigte Äpfel natürlich, für den langen vor der Tür stehenden Winter.
Suspekt aussehende Äpfel haben wir nicht gleich weggeworfen, sondern in einigem Abstand auf die Seite gelegt, um sie gegebenenfalls zu den gesunden Äpfeln zurückzusortieren.
Wenn sich herausstellte, dass sie verdorben waren, wurden diese Äpfel entfernt.
Das war ärgerlich, schlimmer wäre aber gewesen, wenn alle anderen Äpfel auch verdorben wären.
Also lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende!

Ich bin weit davon entfernt, Dich wirklich und ganz nah zu kennen, dafür hat die Zeit (bisher) nicht ausgereicht.
Aber ich traue mir mit knapp sechzigjähriger Lebenserfahrung und Menschenkenntnis wenigstens ansatzweise ein Urteil zu:

Du warst - gemessen an den allgemein vorherrschenden Verhältnissen - zu menschenfreundlich und entgegenkommend.
Damit kommt nicht jeder zurecht, Mowgli offensichtlich leider auch nicht. {+

Dick und Mowgli kann man wohl dann doch nicht wirklich vergleichen.
Am Ende bleibt die Binsenweisheit: Auch in Thailand gibt's "Solche und Solche, aber leider vielleicht doch mehr Solche".

Ich freu mich auf ein Wiedersehen mit Dir und Dick, auf Mwgli werdeich irgendwie ganz schmerzfrei verzichten können... :-*


Wolfram
Titel: Fromme Wünsche oder gar keine Schnapskultur
Beitrag von: Low am 02. September 2011, 17:30:35
Fromme Wünsche oder gar keine Schnapskultur                                                  25. Juni 2011

Nachbar Kleptomanewitsch bereicherte während Jahren den Dorfklatsch und meine Geschichten. Sein Verhalten
war für mich einigermaßen berechenbar. Ich litt selten direkt unter seinen Aktivitäten, büßte anfänglich einige
Rosenstöcke und sieben Quadratmeter erstklassige Fliesen ein, eine Art Honorar für veröffentlichte Streiche.
Dick und die Dorfgemeinschaft konnten ihn endlich gemeinsam in seine Schranken verweisen.
Ganz anders ist das Verhalten von Familienmitgliedern. Das ahnte ich ebenfalls voraus. Sie haben freilich
Diplomatenstatus. Als geduldeter Zugereister, bleiben mir höchstens fromme Wünsche oder ein Schluck Schnaps,
um deren Dreistigkeiten zu ertragen.

Die Nagelburg verkam zum reinen Hundezwinger. Söhnchen ist flexibel und schläft nicht dort, sondern im Haus
seines Arbeitgebers, bei seiner Freundin in Chiang Mai, bei ihrer Abwesenheit eventuell im Schönheitssalon.
Die Hunde sind tagsüber meist ruhig. In der Nacht heulen sie wiederholt ein Ständchen für ein Viertelstündchen.
Ich wollte dem unwillkommenen Gast im Salon keinen Service in Form einer Zugehfrau bieten und verzichtete
auf eine neue Arbeitskraft.
Er drehte den Spieß um und stellte für 3000 Baht im Monat eine Putzfee ein, welche, “Frühmorgens wenn die
Hähne kräh’n“, den Hundekot verlagerte. (1)
„Mama, danach kann sie das Haus und den Salon reinigen und dir im Garten helfen,“ sagte er gönnerhaft.
Sie fiel auf diesen Trick herein.
Thais, die im Garten gedankenlos Bäume und Sträucher amputieren, Nutzpflanzen und Unkraut nicht unterscheiden
können, will ich nicht. Mehrmals rissen Angestellte leichtfertig meine Passionsblumen, blau oder rot, aus. Ich lehne
jede Gartenarbeit einheimischer Vandalen ab, ausgenommen unter strenger Aufsicht. Im Salon habe ich, wie ich
bereits früher bemerkte, nichts mehr zu bestimmen.

Die Zusammenarbeit des Hundezüchters mit seiner Kotspezialistin trübte sich schnell. Nach nur zehn Tagen war
das WC der Nagelburg außer Betrieb. Sie schmiß gedankenlos nicht nur sämtliche Fäkalien, sondern Plastikabfälle
und Sand ins Klo. Der vom Installateur weniger den Empfehlungen des Herstellers entsprechend montierte
Sanditärartikel, war hoffnungslos verstopft und mußte ersetzt werden.
Der Hündeler hatte die Unverfrorenheit, seine Mutter zur Überwachung dieser Arbeiten aufzubieten. Sie hatte
ja nichts besseres zu tun. Wir warteten förmlich auf seine Hundezucht, um unserem tristen Dasein endlich einen
tieferen Sinn zu verleihen.
Zwei vernachlässigte Hündchen erkrankten. Trotzdem verlangte die Zugehfrau nun 5000 Baht pro Monat. Aber sie
arbeitete unbeaufsichtigt schmuddelig. Bei ungünstigem Wind wehten Duftwolken über die Veranda. Eine beißende
Mixtur aus Kot und Urin – für Liebhaber. Doch Söhnchen sprach zu Mutti:
„Ende Monat ist Schluß mit der unzulänglichen Hilfskraft.“  
Einen Tag danach änderte er, durch weibliche Tränendüsen chloroformiert, seine Meinung. Wie die Frau mit einem
Kleinkind ungeklärter Herkunft von 100 Baht im Tag leben sollte, weiß ich nicht. Er selbst verschleudert, ohne es
zu bemerken, leicht das Zehnfache.

Der einst sparsam, aber durch mich zweckdienlich und teuer eingerichtete Salon, verkam zur elektronischen
Rumpelkammer. Ein farblich harmonierender Spezialsessel wurde heimlich verkauft. Anstelle dessen dienen zwei
unhygienische, verblichene und verschlissene Polstersessel als Bestuhlung fürs Heimkino.
Der Stromverbrauch des Hauses lag früher analog zur Wohnfläche bei der Hälfte des  Wohnhauses. Dieses versorgt
zusätzlich zwei Teichpumpen und eine ausgedehnte Gartenbeleuchtung. Der freizügige Besucher, zeitweise mit
Anhang - Freundin und Tochter, von welcher er über zehn Jahre vielleicht ahnte – jedoch nichts konkretes wußte,
konnte den Verbrauch des kleinen Nachbarhauses problemlos mehr als verdoppeln. Er ist als gedankenloser Nutzer
wertvoller Energie erfolgreicher als der kleinkarierte Farang! Warum Strom sparen? Die Steckdosen sind doch voll
davon. Stecker in den Löchern verhindern zudem, dass die Elektronen überschwappen und alsdann ein Häufchen
Spannungsabfall am Boden liegt.

Anfänglich sorgte der Grosse für die Verköstigung des kleinen Bruders Mowgli. Er entzog sich geschickt von dieser
Verpflichtung und ißt oft mit Kollegen, meistens mit seiner Freundin. Er eröffnete seiner Mutter, er müsse abends
oft lange arbeiten.
Es gab Nächte, wo sich seine hungrigen Hunde fortwährend lautstark bemerkbar machten, weil der geistig
überfordert Hirnamputierte keine entsprechenden Futtervorräte lagern konnte. Er bemerkte kaum, wenn eine
Hündin ruhelos wurde und Nestbauverhalten zeigte.

Jeden Abend entsandte ich Mae mit Verpflegung für den Knaben in den Salon. Auch ohne Apéro und Wein vergaß
sie ihn. Sie war ahnungslos, was ein Kind im Wachstumsalter verzehrt. Sie hatte die Idee, ein Ei und eine handvoll
Reis genügten.

Mowglis Füße wuchsen und wurden größer als seine Schuhe. Sie bemerkte es, reagierte nicht gleich und
versäumte es. Vaters Krankheit hatte Priorität.
Ich kaufte Schuhe, ich kaufe Milch. Die wird zum Frühstück auch vom großen Bruder gelappt. Wäre Mowgli ohne
meine Fürsorge verloren? Sicher nicht. Aber, kann ich mich an einer Mahlzeit erlaben, während in unmittelbarer
Nähe ein Kind hungert und dadurch der hierzulande galoppierende Schwachsinn gefördert wird?
Einige Schüler können ihre in Imbißbuden amerikanischen Ursprungs gemästeten Wänste kaum noch schleppen.
Andere Jugendliche leiden gleichzeitig unter Mangel an zweckmäßigen und frischen Nahrungsmitteln. Die
angebotene Verpflegung in der Schule erachte ich als minderwertig. Sie dient unter reichlicher Gasbildung zur
beschleunigten Darmentleerung. In Zukunft sollen bekanntlich einmal Windkraftwerke die Energieversorgung
sichern. Das Land und seine Bewohner bereiten sich gezielt darauf vor.

Ich lehne enge Kontakte mit Mowgli immer noch ab. Er entschuldigte sich nicht. Er sah sein Unrecht nie ein.
Anstatt seine selbstverschuldete Isolation zu überdenken und danach zu handeln, beweinte er sich aus Selbstmitleid.
Ist es Dummheit oder Berechnung?
Mir ist das alles äußerst unangenehm. Er darbt nicht mehr wegen seiner Untaten. Ich versorge ihn wieder.
Mowgli zeigt dies klar, sein Verhalten war nicht falsch. Schlußendlich gab ich nach. Wessen Gesicht ging verloren?
Wofür soll er sich noch entschuldigen?
Die Ereignisse in seinem Umfeld zeigen ihm deutlich: Ein Farang in Thailand hat, außer zu bezahlen, ohnehin
wenig zu sagen.

Das war meine Sicht dieser Angelegenheit.
Die andere Seite kommentiert:
„Sauber, dieser Thaiknabe. Der läßt sich seine, von Vätern und Vorvätern ererbte, altehrwürdige, tiefgründige
und traditionelle Kultur noch lange nicht von einer drittklassigen, zugelaufenen Langnase zerstören und
beschmutzen.“

(1)
http://www.youtube.com/watch?v=yMPtzRNyF78&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=whhjG3GVBOE&feature=related

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 02. September 2011, 20:21:48
Deprimierendes   :'(  sehr humorvoll formuliert  {*     {*     {*
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 03. September 2011, 04:29:13
Ich denke, das ist eher Sarkasmus als Humor
und in den Augen gewisser Thais mag es auch ein Gesichtsverlust für Low sein.
Aber was bedeutet es schon? Deren Urteil ist nichtig im Vergleich  zum zutiefst
menschlichen Verhalten von Low, das er sich trotz aller Gemeinheiten bewahrt.

Dieses Gesicht nimmt Ihm niemand.

Mit Respekt,
kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 03. September 2011, 16:30:31
"Er darbt nicht mehr wegen seiner Untaten. Ich versorge ihn wieder.
Mowgli zeigt dies klar, sein Verhalten war nicht falsch. Schlußendlich gab ich nach. Wessen Gesicht ging verloren?
Wofür soll er sich noch entschuldigen?"

Lieber Low,

schade, ich hätte Dir mehr Konsequenz bewünscht, ncht wegen eines drohenden Gesichtsverlustes      - da stehst Du himmelhoch drüber - sondern wegen des jetzt erst recht ausbleibenden erzieherischen Effektes. Jetzt muss der dumme Tropf ja auch noch glauben, dass seine dummsture thailändische Dickköpfigkeit und beharrliche Faulheit alles zum Allerbesten gewendet hat. Wirklich jammerschade!
Wenn Du da wenigstens irgendeinen persönlichen Nutzen hättest?

Ich hätte ihn samt seinem Bruder achtkantig von Haus und Hof entfernt.
Ich fürchte, dass Du dieser noch ausstehenden Konfrontation ohnehin auf Dauer nicht aus dem Weg gehen kannst.
Ich halte Dir jedenfalls alle Daumen und wünsche Dir ein unverwüstliches heiteres Gemüt. Du wirst es unter diesen Umständen nämlich brauchn.

Wolfram
Titel: Konsequenz und Sichtweise aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 04. September 2011, 13:29:02
Konsequenz und Sichtweise

Meine Unterstützung für Mowgli war keine Frage der Konsequenz. Wenn “Mutter“ überstürzt verreiste, ohne
vorher Essensvorräte anzulegen oder angemessene Betreuung zu organisieren, war ich ganz einfach gefordert.
Eigentlich würde sie Psycho-Therapie benötigen. Sie ist in Behandlung wegen ihrer depressiven Erkrankung.
Ihre Vergeßlichkeit nach dem Tode ihres Vaters ist beängstigend. Sie benötigt dringend Unterstützung.
Ohne aufdringlich zu werden, biete ich diese Hilfe gerne an. Gleichzeitig informiere ich sie über die Gefährlichkeit
ihrer Erkrankung und bremse ihre Hyperaktivität. Ob ihr in Chiang Mai jemand professionell (ohne Chemiekeule)
helfen kann, bezweifle ich.

Oft bewundern und verehren Menschen geistige Wracks. Sie sind ahnungslos, was in Köpfen vorgeht. Ein
neueres populäres Beispiel war Frau Winehouse †.

Vor langer Zeit erwähnte ich in meinen Geschichten: Etwa die Hälfte der Menschen im Dorf sind debil. In CH heißt
das in Amtsdeutsch: geistig behindert. Ich bin fast Fachmann. Nach einer schweren Hirnhautentzündung gehört
meine Schwester zu diesem Personenkreis. Sie lebt in einer geschützten Heimstätte. Ihr Gedächtnis ist, verglichen
mit Mowgli, immer noch phänomenal. Hier im Dorf würde sie kaum auffallen. Es ist ein harmloses, anspruchsloses,
glückliches, doch gebeuteltes Völkchen.
Fast der Rest ist vom Alkohol abhängig, drogengeschädigt oder beides. Verglichen mit meiner langjährigen
Umgebung, schätze ich die Normalbürger auf etwa zehn Prozent.
Ehrlich gesagt kenne ich in der näheren Umgebung keinen. Trotzdem habe ich Freunde. Es ist gut möglich,
daß nur ich aus der Norm falle und als Geschädigter diese krankhafte Sichtweise vertrete.


http://de.wikipedia.org/wiki/Depression
http://de.wikipedia.org/wiki/Amy_Winehouse

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Bruno99 am 04. September 2011, 14:37:09
gut geschrieben Lw  {*

aber eigentlich ist es ja viel wichtiger wie du mit dir und deiner Umgebung umgehst, dieser hier  {[  fuehrt langfristig nur zu Kopfschmerzen und isolation, und das wollen wir doch alle nicht 
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Blackmicha am 04. September 2011, 15:03:14
Zitat
Stecker in den Löchern verhindern zudem, dass die Elektronen überschwappen und alsdann ein Häufchen
Spannungsabfall am Boden liegt.

einfach genial , sagt da der Elektriker ! danke Low  }}
Titel: Spannungslose technische Fata Morgana
Beitrag von: Low am 06. September 2011, 16:36:50
Spannungslose technische Fata Morgana

Eine etwas langweilige Geschichte. Sie könnte dennoch wichtig sein.

Oft gehen meine derben Späße weit. Aus Übermut schrieb ich in “Fromme Wünsche oder gar keine Schnapskultur“:
Stecker in den Löchern verhindern zudem, dass die Elektronen überschwappen und alsdann ein Häufchen
Spannungsabfall am Boden liegt.

Der beste Staubsauger kann diesen Abfall nicht entfernen. Dennoch existiert der Spannungsabfall. Das zeigen
die folgenden Erklärungen unter freundlicher Mithilfe des Experten Georg Simon Ohm. (1)

Am Anfang einer Stromleitung, angenommen beim Zähler, liegt eine Spannung U von 230 Volt.
Thais sparen - meist am falschen Ort. Sie benutzen eine relativ dünne Aluminiumleitung anstelle von teurem,
dickem Kupferkabel.
Ein neugieriger, staatlich diplomierter, frisch verheirateter Elektriker mit blond gefärbter Mia Noi, die Gattin ist
genau seit 49 Tagen schwanger, mißt mit einem neu geeichten Meßgerät, das gibt es kaum in Hinterindien,
einen Leitungswiderstand R von 1 Ohm.
Wenn der Verbraucher am Ende der Leitung einen Strom I von 15 Ampere zieht, entsteht ein Spannungsabfall U,
berechnet aus Strom I mal Widerstand R (U=I x R). Rechne.

15 Volt ist falsch. Warum? Der Strom I fließt ins Haus und zurück. Die Leitung hat zwei Drähte. Deshalb beträgt
der Spannungsabfall auf der gesamten Leitung 30 Volt.
Dem frustrierten, nichtsahnenden Nutzer stehen nur noch 200 Volt zur Verfügung. Die verlorene Leistung Pv
wird in Wärme umgesetzt. Die sogenannte Verlustleistung, Pv = I x U, 15 Ampere mal 30 Volt = 450 Watt, zahlt
er trotzdem. Mit 450 Watt liessen sich 15 Leuchtstofflampen zu 30 Watt, etwa 75 Rasierapparate oder ein
leistungsstarker PC samt Zubehör betreiben.
Der Nutzleistung von I x U = P = 15 x 200 = 3000 Watt steht eine Verlustleistung Pv von 450 Watt gegenüber.
Das sind satte 15 Prozent Trinkgeld. Das ist kein Witz, sondern ein teurer Spaß. Mit dieser Leistung
könnte der potente Elektriker seine Vorzeige-Blondine im Schnellgang ebenfalls schwängern.
Der italienische Arzt Bruno Fabbri schrieb, ein Koitus von 12 bis 15 Minuten verbrauche verbrennungstechnisch
genau so viel Energie, wie 30 Minuten Laufen. Bis zu 400 Kilokalorien schmelzen dahin. (2) Sind Jogger Sexmuffel?

Dick ist nicht in guter Hoffnung. Keine kurvigen, Wasserstoff(su)peroxyd gebleichten Tussies küssen, verhätscheln
und verführen mich. Trotz Kupferleitungen haben wir Spannungsabfall. Unter einer Last P von 1800 Watt
verschwinden ungefähr 3 Volt.
Wie groß ist mein Anteil? Wieviel trägt die öffentliche Zuleitung bei? Wenn nämlich bei Nachbarn eine Pumpe
anläuft, flackert bei mir das Licht. Dies wird mit einem Dimmer, Made in Euroland, an einer Glühlampe besser sichtbar. (3)
Der berechnete Leitungswiderstand R dürfte 0.4 Ohm betragen. Die Verlustleistung Pv beträgt 23 Watt. Das sind
verschmerzbare 1.3 Prozent, schätzungsweise vier bis fünf Dosen Chang pro Jahr. Wenn EGAT auf ihren ungenügenden
Zuleitungsquerschnitten in unserem Dorf nicht bierkistenweise Energie verbraten würde, könnte sicher der Strompreis
gesenkt werden.

Wo liegt der Rechenfehler?
Unser beliebter Hundezüchter betrieb vorher einen PC Laden mit Internetzugang in einer 400 km entfernten
Liegenschaft seiner Mutter. Die Stromversorgung war ungenügend, weil noch ein Verschönerungsinstitut mit
Haartrocknern, Heißwasserapparaten und elektronisch-elektrischen Nasenhaarmähern das ohnehin bescheiden
ausgelegte Netz belasteten. Der überhitzte Energiezähler gab Rauchsignale ab. EGAT Techniker als fachkundige
Berater empfahlen, den Strom aus einer 200 Meter entfernten Leitung hinter dem Haus zu beziehen.
Wir rechneten und berücksichtigten: Zwanzig PC mit Druckern, Scannern, Routern, Mäusen und Ratten, zusätzlich
all den Schlappschwänze davor, Klimaanlagen, Coiffeursalon, Dauerwelle, Mikrowelle, Kühlschrank, Beleuchtung
in sämtlichen Räumen, eine klitzekleine Karaokemaschine mit angeblichen 20 000 Watt Leistung auf den Laut-
sprechern, Wasserpumpen, Ladestation fürs Handy, elektrische Zahnbürste plus eine bescheidene Reserve.
Ohne nennenswerten Spannungsabfall ergab sich bei 200 Metern Länge ein sehr teures Kupferkabel.

Mein Rechenfehler war, unter tausend Vorbehalten lieh ich ihm das Geld. Als die Leitung funktionierte, hing er
sein Geschäft an einen rostigen Nagel im Dachfirst und buchte mich stillschweigend als Totalverlust ab. Geld
hat er selten. Als Ersatz könnte ich Welpen beziehen, zu 10 000 Baht per Stück.  
Ich würde zustimmen, wenn er die Tiere genmanipuliert und sie anstatt klumpigen Kot kostbare Kupferkabel
produzieren.

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Simon_Ohm
http://www.sengpielaudio.com/Rechner-ohm.htm
(2)
Bruno Fabbri: Il sesso come sport € 15,50 Distributore: Fabio Velicogna, Abano Terme
 http://www.sexandsport.it/index.php   (http://www.sexandsport.it/index.php)
(3)
Dimmer aus Europa, technisch gesprochen, Phasenanschnittsteuerungen, haben Filter gegen die entstehende,
oberwellenreiche Störstrahlung. Thailändische Dimmer sind viel kleiner. Filter sind teuer, groß und aus diesen
beiden Gründen unnötig.

Dimmer sollten nur für herkömmliche Glühlampen verwendet werden, keinesfalls für Energie-
sparlampen und Bildschirme.

Ich schreibe aus dem Erfahrungsschatz gebeutelter Mitmenschen! Danach griffen sie zum Geldbeutel.

Wie entsorgt ihr eure Spannungsabfälle?

Allgemeine Fragen zum Spannungsabfall:
A:
Wie viel Spannungsabfall braucht man, bis er sich auszahlt?
Low: Das entscheidet das EW.
W:
Ich besitze etwas, von dem ich zuvor keine Ahnung hatte. Kann man das Teil vererben?
Low: Wenn das Haus wegen überhitzter Leitungen nicht vorher abfackelt, ja.
X:
Werden Spannungsabfälle an der Börse gehandelt?
Low: EW und Zulieferer.
A:
Könnten Spannungsabfälle zu gesundheitlichen Störungen führen?
Low: Von etwa 80 Volt aufwärts.
C:
Könnte man Spannungsabfälle rein theoretisch, als erneuerbare Energie, zum Kochen verwenden?
Low: Wir kochen mit Gas, grillen mit Holzkohle und essen bei Kerzenlicht, benutzen also gar keine Energie.

Anmerkung für die Grünen und erzkonservativen Umweltaktivisten:
Aus Atomstrom entstehen radioaktive Spannungsabfälle.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 07. September 2011, 17:38:34
Grandios und genial   :D     {*     {*
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: rio0815 am 08. September 2011, 16:21:10
Klasse, Low!

Noch besser sind allerdings mir bestens bekannte und massenhaft vorkommende 12V Gleichstromkabel mit enormen Längen und 0,5 mm² Querschnitt.
Kommt dann nix raus am Ende sind die Solarpanels schuldig, bzw. die Batterie.

Dass zwischen läppischen 50 Watt Panels und der Batterie 5 m weg dicke Kabel mit 4mm² von mir installiert wurden, das wird dann als Materialverschwendung betrachtet, die man als schlauer Südostasiate ja besser vermeiden sollte auf den 25m Kabelweg (*2) zur Lampe des Nachbarn.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 08. September 2011, 22:45:08
"die man als schlauer Südostasiate ja besser vermeiden sollte"

RR(richtig, rio }}

Das Ohmsche Gesetz ist ja bekanntlich ein Falang-Gesetz - und was weiß denn der schon von dem, was in Asien gut und richtig ist  {:}

Aber auch in Deutschland habe ich schon Zeitgenossen getroffen, die geglaubt haben, dieses Gesetz gelte eigentlich nur für Schweizer: U (=)RI  ;D

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: TiT am 08. September 2011, 23:51:10
Och, spätestens, wenn sie mal so richtig auf die Schnauze fliegen, begreifen sogar lernresistente LoS-Eingeborene, daß die Naturgesetze wie z.B. die Schwerkraft auch für sie gelten.  :D Dumm halt nur, wenn die neu erworbene Lernfähigkeit infolge Ablebens des Betroffenen dann nicht mehr angewandt werden kann...  }{
Titel: Mehr vom Strom, gezieltem Pinkeln und sauberem Klang
Beitrag von: Low am 09. September 2011, 16:56:29
Mehr vom Strom, gezieltem Pinkeln und sauberem Klang

Fünf Schreiber erfreuten sich am technisch grundlegenden Text. Danke.
Alle anderen 2507 Mitglieder, neuestes Mitglied: birgit, (Stand 07. September 2011) haben im LOS keine Spannungs-
schwankungen. Ich weiß, ungefähr fünfzig Prozent der Aktionäre leben in DACH. Wenn sie gedankenlos, die Taschen
voller Euros, nach Thailand reisen,
A - stürzen sie in Bad Thaya von Balkonen,
B - Birnen und Muskulatur werden auf Phuket von zuvorkommenden TukTuk Fahrern  weichgeklopft, (1)
C - oder sie werden durch ungeerdete Heißwasserautomaten gekitzelt und gegart.

Erlauben sie eine letzte Erläuterung zu den Verlustleistungen. Die Ausgangsspannungen sind für die Verluste
belanglos. Es zählen nur Ströme und Leitungswiderstände. Das Beispiel Solarpanel war gut gewählt. Die typische
LanNa Installation mit einem Kabelquerschnitt von 0.75 mm2 und einer Leitungslänge von 2x25 m erzielt bei der
12 Volt Anlage mit 50 Watt Leistung einen Spannungsabfall von 8.75 Volt. Die Verlustleistung beträgt 36 Watt!
In diesem Fall würde ich eher Lunarpanel empfehlen.

Schon vor vielen Jahren wurde diskutiert, die Bordspannung in Automobilen auf 48 beziehungsweise 60 Volt zu
erhöhen. Die Ströme würden um das 4 bis 5 Fache reduziert. Bei gleicher Leistung könnte eine Menge an Kupfer
und Gewicht eingespart werden.

Mehrmals berührte ich in den Geschichten das Thema elektrischer Strom. Bereits als zarter Knabe bildete ich
mich als Autodidakt an elektrischen Viehzäunen, reiner - unbezahlbarer Nervenkitzel.
Eine leicht hügelige Viehweide lag an einem Waldesrand. Buchenblätter rauschten im lauen Sommerwind,
Vöglein zwitscherten. Das hohe, taufeuchte Gras war von farbigen Blumen durchmischt. Schmetterlinge, Käfer,
Hummeln, Bienen flatterten und summten. Große Forschernaturen unter uns Knaben versuchten, auf die Leitung
zu pinkeln. Mein bescheidener Strahl, ohne nennenswerten Vorrat, riß vor dem nächsten Spannungsstoß ab.
Warum wurden diese hochinteressanten Maschinen nie im Schulunterricht erklärt?

Wenn mutige Urinakrobaten von damals als alte Knacker wegen Prostataproblemen einen Urologen aufsuchten,
waren solche Jugendsünden längst vergessen. Einem der Jungen, offenbar schwer abhängig und bereits süchtig,
genügten elektrische Viehhüter nicht mehr. Er schlug sein Wasser von einer Eisenbahnbrücke gezielt auf eine
Fahrleitung ab. Die Leitung überlebte die Attacke, er nicht. Der Spannungsabfall betrug einige tausend Volt.
 
Ich versuchte, Probleme und Gefahren im Umgang mit Elektrizität zu schildern. Die Verbesserung der Installationen
durch Erdleitungen und FI Schutzschalter wurden erwähnt.
Der Nachteil meiner Erläuterungen: sie hatten nicht die strenge Form von Fachartikeln, sondern kamen getarnt
als leichte Kost daher. Das war teilweise beabsichtigt. Ich wollte nicht aus jedem Rentner in Hinterindien exponierte
Elektroinstallateure als zukünftige Himmelfahrtsexperten schaffen.

In der TIP Zeitung Nr. 9/1 · 5. September 2011 schrieb Thomas Schmid, Bangkok auf Seite 22 in “Thailand und
das blaue Feuer“ einen kurzweiligen, erschreckenden Tatsachenbericht über den Umgang mit Elektrizität im
Lande.
Rein zufällig erschien am 6. September im Forum mein Aufsatz “Spannungslose technische Fata Morgana“ über
den Spannungsabfall.

Die Schlüsse betreffend Stromversorgungen in Wohnung und Haus muß jeder selbst ziehen. (Sind am Wasser-
erhitzer zwei oder drei Drähte angeschlossen? Bei zwei Drähten würde ich kalt duschen, sonst könnte das
unberührte Bier warm werden! Welchen Durchmesser haben diese Drähte für die annähernd 4000 Watt. Dies
entspricht Strömen von ungefähr 17 Ampere?)  
Nach DIN 57100, Teil 520 müssen Leitungen für Leistungs- und Lichtstromkreise bei fester, geschützter Verlegung
einen Mindestquerschnitt von 1,5 mm2 Kupfer haben.
(Entspricht hier AWG Nummer 15. AWG = American Wire Gauge)
Immer wieder begegne ich Geräten über 2 kW, welche an 0.5 mm Litzen betrieben werden, frei nach dem Motto:
„Dünne Frauen sind williger, dünne Kabel sind billiger!“

Lebens- und Brandgefahr können nie ausgeschlossen werden. Ausgeführte Installationen werden selten geprüft.
Die Prüfer haben keine Meßgeräte und genossen nur kärgliche Ausbildung. Die Anwendung von Schutzleitern, oder
das ungetrübte Verhältnis von Stromstärke und Drahtquerschnitt sind unbekannt. Dagegen sind sie anerkannt
schlitzohrige Spezialisten im Beschaffen von Tea Money.

Ein weiterer Bereich, wo gedankenlos an Kabeln gespart wird, sind Akustikanlagen. Teure HiFi Verstärker und
Lautsprecher können ohne namhafte Verbindungsleitungen Signale nicht sauber reproduzieren. Ein qualifizierter
Käufer meidet Verstärker mit minderwertigen Lautsprecheranschlüssen für dünne Kabel. Sogar bei kurzen Leitungen
sollten Querschnitte unter 4 mm2 vermieden werden. Hier besteht kaum Lebensgefahr bei dünnen Leitungen, nur
die Klangqualität leidet enorm. Lautsprecher mit geringer Impedanz, z.B. 4 Ohm – benötigen noch größere
Leitungsquerschnitte. (2) Riesige Dämpfungsverluste sind sonst unvermeidlich. (3) Bei hochohmigen Signalquellen
wie CD Spielern etc., kann problemlos auf teure Monsterkabel verzichtet werden. Erstklassige Abschirmungen und
vergoldete Kontakte bringen hier mehr.

Neben dem altehrwürdigen Ohmschen Gesetz gibt es noch den neuen Lehrsatz nach Grüner:
(Anwendung unter einer ungeerdeten Heißwasserdusche empfohlen)
Vielleicht hilft es gegen Stromschwankungen, diese einfach zu ignorieren. Ich glaube fest daran, daß Thailand
überhaupt nur so funktioniert. Wer Angst hat, egal vor was, den trifft es auch...
http://forum.thailand-tip.com/index.php?PHPSESSID=31e2efb28134997b54114b6c203ffca8&topic=1225.msg1007032#msg1007032

(1)
http://www.thailandtip.de/tip-zeitung/nachrichten/news/phuket-deutscher-nach-pruegelei-immer-noch-im-koma/back/2/
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Impedanz
(3)
http://www.sengpielaudio.com/Rechner-querschnitt.htm
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: rio0815 am 09. September 2011, 16:57:08
eine klitzekleine Karaokemaschine mit angeblichen 20 000 Watt Leistung auf den Laut-
sprechern


Die Peaks von 20 KW werden zur Dimensionierung des Kabels aber kaum beigetragen haben, hoffe ich doch?
Ein Energiekostenmessgerät für 10 Euro aus Euroland hilft da doch sehr.
Hat man das nicht zur Hand, hilft ein Blick auf den Stecker: Passt der in eine  220V-Steckdose, wo ein Stecker für 400V und 64 Ampere zu erwarten wäre bei "20.000 Watt "Musikpower", so sollte man stutzig werden.  C--

War das Zitierte ein Aufmerksamkeitstest für die werte Leserschaft?  {--
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: rio0815 am 09. September 2011, 16:59:13
Och, spätestens, wenn sie mal so richtig auf die Schnauze fliegen, begreifen sogar lernresistente LoS-Eingeborene, daß die Naturgesetze wie z.B. die Schwerkraft auch für sie gelten.  :D Dumm halt nur, wenn die neu erworbene Lernfähigkeit infolge Ablebens des Betroffenen dann nicht mehr angewandt werden kann...  }{

Ob die Masse der Hinterinder  ;D wirklich von Darwin gehört haben scheint zweifelhaft genug, aber vom Darwin Award doch dann wohl eher nicht  ;]
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Ozone am 09. September 2011, 18:10:35
Klingeling

Die Geschichte ist aktuell vom letzten Monat.

Ein durch  Ameisen und Geckoeier verklemmter Klingelknopf liess die Klingel im Haus dampfen, nein rauchen...Beim auswechseln des Klingelschalters durfte ich schmerzvoll erleben, dass hier voll  Schnaps drauf war (230V inkl. ungesunden HzFrequenzen im Gegensatz zu den heimischen 6-12V aus Farangland) und der FI Schalter für den Fall eben auch nur als Zierblende seinen Dienst verrichtet.  {:}

Daraus ergibt sich folgende  Erkenntnis, die eigentlich die Alarmglocken klingeln lassen müßten:
Will einer also das Haus eines pösen Nachbars abfackeln, kann er das bei dessen Abwesenheit durch Verklemmung des Klingelschalters in die Wege leiten. Den Rest übernimmt die sich entflammende Klingel im Haus drin, die in den wenigsten Fällen einen mechanischen Thermostat, geschweige denn ein nichtbrennbares Gehäuse hat.

Dann klingelt wenig später gar nix mehr, dafür heulen herannahende Sirenen auf... }{
Titel: Klingeling und Nummern in Hinterindien
Beitrag von: Low am 11. September 2011, 13:40:00
Klingeling und Nummern

@Ozone
Pöse pubertierende Buben könnten nicht mal ungefährdet auf deinen Klingelknopf pinkeln. Aber sie würden sich
den Eierkocher im Haus ersparen!

Khun Rio
Der erste in Thailand erworbene bescheidene Verstärker hatte angeblich eine Musikleistung von 2 x 1500 Watt.
Neugierig öffnete ich die Powermaschine und fand am Eingang einen 60 Watt Transformator! Mehr als hineingeht,
kommt bestimmt nicht heraus. Angenommen, die Effizienz des Gerätes lag bei 80 Prozent. Das ergibt pro Kanal
höchstens 24 Watt. Ich verschenkte das Spielzeug, weil mich der Netzbrumm irritierte. Die Filterung mit bescheiden
bemessenen Elektrolytkondensatoren war ungenügend. Das hingegen störte niemanden.

Mit wenig nachdenken weiß man, daß ein 30 oder 60 Watt Lötkolben Temperaturen von über 400 °C erreicht.
Ein Lautsprecherchen im Format eines halben Toasters kann schlecht 200 Watt verbraten. Der Wirkungsgrad
liegt bei etwa 10 Prozent. 180 Watt werden in Wärme umgesetzt. Um das zu begreifen, muß man mal eine
leuchtende 100 Watt Glühlampe mit einer, besser beiden Händen anfassen.

Ich überlegte, rechnete und sah, die zwanzig Kilowatt Maschine mit 400 Watt am Eingang, war stark
“überzeichnet“. Das gehört in das Kapitel Mathematik in den Schulen! Die rechnen genau so, wie Lotto-
zahlen ermittelt werden.

Vergleiche:
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=10593.msg1018598#msg1018598
Provinz Uttaradit: Etwa sechs Millionen Quadratkilometer fruchtbares Ackerland wurden bisher zerstört.

Nicht schlecht, 6 Mio. km2 sind etwa 2/3 der Fläche der USA.
Sechs Millionen Quadratkilometer ist so ungefähr die sechsfache Fläche von Thailand.

Zwischen zerstört und überflutet ist ein wesentlicher Unterschied.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: † Jhonnie am 11. September 2011, 17:02:01
@ Low

So ist das nun mal mit physik und LATEMATIK. Auf jedenfall " nix input = nix output ".
Ich habe mich frueher mal mit solchen Verstaerkersachen im Eigenbau als DJ rum geschlagen. Meist reichten 4 EL 34, dafuer musten dann die Laustsprechen den noetigen Durchmesser
haben um den Schalldruck zu erzeugen. Natuerlich kam dazu das eben falls die Resonanz der Boxen eine Rolle Spielte (material abhaengig). Ebenfals harte Membran oder weiche.

Es waren noch damals die Zeiten mit selber gewickelten externen Trafo's als Kraft packet und 12 EL34 bei Hoechst auspegelung ganze Konzert Hallen in einen " blackout " zuversetzen.

guter Link zu sowas http://www.sengpielaudio.com/Rechner-pegelaenderung.htm (http://www.sengpielaudio.com/Rechner-pegelaenderung.htm).

gruss an alle
Jhonnie
Titel: Re: Klingeling und Nummern in Hinterindien
Beitrag von: rio0815 am 11. September 2011, 17:19:02
Khun Rio
Der erste in Thailand erworbene bescheidene Verstärker hatte angeblich eine Musikleistung von 2 x 1500 Watt.
Neugierig öffnete ich die Powermaschine und fand am Eingang einen 60 Watt Transformator! Mehr als hineingeht,
kommt bestimmt nicht heraus. Angenommen, die Effizienz des Gerätes lag bei 80 Prozent. Das ergibt pro Kanal
höchstens 24 Watt.

Werter Low, das sind 1500 Watt PEAK LEVEL, die über annähernd zwei Millisekunden geleistet werden können  C-- {--
Marketing ist alles, und welcher Thai kommt denn jemals in die Verlegenheit, qualitativ hochwertige Aufzeichnungen geistig hochstehender Musik mit einer wirklich guten Stereoanlage zu hören?

Gibt es irgend ein Werk asiatischer Kompositionsgenies Beethoven´scher Qualität?

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Alfred am 11. September 2011, 18:11:39
-rio0815-
Die Isaanische mich an "Janitscharen" Kampfmusik erinnernden schmetternden Klaenge haben auch was, fuer einige Zeit. :)
Nur nicht zuuuu lange. {:}

Diese Klaenge haben sich die Grossen Meister einverleibt, http://de.wikipedia.org/wiki/Janitscharenmusik
Titel: Der Postmann klingelt nicht in Hinterindien
Beitrag von: Low am 13. September 2011, 12:47:33
Der Postmann klingelt nicht                                                                                                        12. Sept. 2011

Über den Nachbarn Stibitzstammhalter, Klausohn, oder ganz gewöhnlich Kleptomanewitsch, berichtete der
Chronist bereits länger nicht mehr. Herr K. wurde Opfer von Geschichten über den gemeinen Spannungsabfall,
einer kleinen Würdigung eines großen Physikers. (1)
Ozones Klingel läutete ganz leise in meinem Hirn weiter, bis es klickte. Und ich bemerkte, eine ganz ähnliche
Klingel bimmelt hier auch. Das edle Stück wurde in der Küche knapp unter Deckenhöhe an die Wand geschraubt.
Gips brennt ebenso schlecht wie Mauerwerk. Glücklicherweise ist es fast berührungssicher montiert, denn der
Klingelanschluß ist eine ausgereifte Sonderleistung eines Elektrikers, welcher im Nebenerwerb den Bevölkerungs-
überschuß korrigiert. Leider durchschaute ich die Angelegenheit reichlich spät. Der Kerl war nicht mehr aufzutreiben.

Elektrische Geräte arbeiten mit Solarzellen, Batterien, oder sind mit zwei Drähten mit dem Stromnetz verbunden.
Ein Anschluß wird als Phase bezeichnet. Das ist die Verbindung, die beim Berühren prickelt. Unter ungünstigen
Bedingungen herrscht Lebensgefahr. Der andere Draht wird Nulleiter, von den deutschsprachigen Bewohnern
eines Alpenlandes, der Neutrale genannt. Da sollte im europäischen Normalfall keine Spannung anwesend sein.
 
Der Klingelknopf und die Leuchte am Eingang sind an einem Zementpfosten zwischen Gartentor und Zaun
befestigt. Mit einem Schalter in der Küche läßt sich die Beleuchtung steuern.
Über zwei Drähte funktionieren während der Regenzeit Lampe und Klingel. Deswegen liegt ein Anschluß der
Klingel dauernd an der Phase. Der zweite Draht der Glocke ist mit dem Drucktaster im Pfosten verbunden.
Einen neutralen Leiter, den Nulleiter, suchten wir im Kabelstrang vergeblich.
Der feinsinnige Elektriker sparte einige Meter vorhandenen Drahtes isolierter Kupferleitungen, die er auf meine
Kosten Rollenweise in allen Regenbogenfarben einkaufte.
Der Schlaumeier verkoppelte einen Anschluß der Lampenfassung auf dem Pfosten mit dem vorhandenen Eisen
im Mauerwerk. Das war sein Nulleiter, in diesem speziellen Fall ein Erdleiter. Von dort aus verkabelte er ebenso
die zweite Verbindung des Tasters. Der Klingeltaster stellt beim Betätigen einen Erdschluß her und läßt so das
Läutwerk in der Küche erklingen. Auf den ersten Blick - kupfersparend genial.

In der Regenzeit steht das eisenarmierte Fundament des Mäuerchens im Grundwasser. Die Installation
funktioniert problemlos. Während längeren Trockenperioden arbeiten weder Klingel noch Lampe, weil dann
schlicht die Erdung fehlt. Wenn jemand läutet, steht der Gartenzaun aus poliertem, edlem Chromstahl unter
Netzspannung, abzüglich des Spannungsabfalls an der Glocke. Weil praktisch kein Strom fließt, entsteht kein
Spannungsabfall. Sollten klingelnde Personen den Metallzaun berühren, kriegen sie echten elektrischen Nerven-
kitzel und schreien vor Lust und Erregung. Farang fluchen fremdsprachig fäkal. Ich erweitere meinen Wortschatz.
So funktioniert die stillgelegte Klingel in der Trockenzeit als intelligenter Besuchersensor: männlich, weiblich,
Einheimische oder Ausländer. Die riesige Informationsflut einer echten Ein Bit Logik. Der Postmann klingelt nicht
zweimal. Er hupt.

The Postman Always Rings Twice
http://de.wikipedia.org/wiki/Wenn_der_Postmann_zweimal_klingelt
(1)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg1018035#msg1018035
http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Simon_Ohm

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Bullshit-Index :0.22
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 13. September 2011, 13:50:30
Lieber Low,

ich habs begriffen!
Ich hupe dreimal, wenn ich vorbeikommen sollte. :D

Wolfram

PS: "1600 Watt" bringen nicht viel Ton, aber vielleicht dafür viel Gesicht.
Titel: Nok-Ten und Kleptomanewitsch
Beitrag von: Low am 16. September 2011, 02:22:33
Nok-Ten und Kleptomanewitsch  

Teil 1                                                                                                                              Anfangs August 2011

Nok-Ten hieß ein gefürchteter Tropensturm. (1) In unserer Gegend waren die Auswirkungen nicht gravierend.
Am ersten August mutierte das Sträßchen vor dem Haus zum Flußbett. Nach meinen Berechnungen floss knapp
ein halber Kubikmeter pro Sekunde. Zwanzig Enten flüchteten aus ihrer tristen Gefangenschaft beim Nachbarn.
Die Schnabelflosser benutzten den angeschwollenen Bach, ohne vorher lange um Erlaubnis zu schnattern.

Der Pegel auf der Straße war niedrig. Die Sauereien gelangten nicht ins Grundstück, denn ganz Schlaue entsorgten
bereits wieder ihren Kehricht in den Fluten. Mit Stecken und Stangen bewaffnet, befreiten wir Ablaufschächte vom
Plastikmüll. Unser Dorfobmann kam, sah und bot rasche Hilfe an. Wie üblich wurde Sand ins Dorf gekarrt. Etwas
Hirn für gewisse Unbelehrbare wäre hilfreicher gewesen.

Er bemerkte am Schönheitssalon das Land neben Kleptomanewitschs Grundstück, in (ferner) Zukunft eine Strasse,
die geplante Zweitverbindung ins Dorf.
Kleptomanewitsch annektierte seinerzeit das Gebiet ungefragt und schüttete fast einen Meter Erde auf. Genau
an diesem Ort wollte er seine Wurmfabrik, die ihm Millionen Dollar einbringen sollte, errichten  
Der Dorfobmann hatte die Idee, einen Baggerführer zu beauftragen, entlang Dicks Grundstücken, auf der zukünftigen
Strasse, einen Graben auszuheben. Das Hochwasser sollte in den etwa 70 Meter entfernten Bach fließen. Klepto-
manewitsch protestierte heftig:
„Das Land gehört der Bank. Die Verträge sind noch nicht unterschrieben. Das ist illegal.“
Als er auffüllte, war es offenbar legal. Herr Klaumeier konnte seinen unerhörten Verlust, er mußte bekanntlich
das besetzte Land räumen, immer noch nicht wegstecken.

Während der Bagger ins Dorf geschafft wurde, stellte Kleptomanewitsch listig seine beiden Kleinlaster auf den
Grund, um den Aushub zu verhindern. Die Dorf- und Gemeindeoberen, die Polizei und eine Menge Volk standen
unter Schirmen in Morast und Regen vor der nutzlosen Baumaschine und verhandelten vergeblich mit dem sturen
Querkopf. Der rastete plötzlich aus und verteilte Hiebe.
Die Fortsetzung der Diskussion fand danach bei der gastfreundlichen Polizei statt. Kleptomanewitschs schlagende
Argumente wurden von der Ordnungsmacht auf 2000 Baht veranschlagt.
Abends um acht kam Dick zurück. Der Arbeitsbeginn wurde auf neun Uhr früh vertagt, nachdem man erst in der
Nacht unter Scheinwerfern buddeln wollte. Man sah ein: In der Dunkelheit im Wasser mit gebrauchten, zweifel-
haften Stromkabeln zu hantieren, war zu gefährlich.

Kleptomanewitsch kämpfte am Morgen erneut gegen den Aushub. Als ihn endlich zwei Polizisten packten, seine
Arme unsanft auf den Rücken drehten und mit Handschellen drohten, behauptete er, er habe doch nur einen
Scherz gemacht.
Die Beamten begleiteten den aufsässigen Kerl zu seinem Haus. Dabei entdeckten sie in einem Verschlag einen
grossen Python. Diese nachtaktive Schlange jagte einige Abende zuvor seine Hunde. Wir verfolgten gespannt
Gekläff und Gebell der zwei Köter. Der Herr und Meister kümmerte sich, wohl besoffen, nicht um seine bellenden
Wächter.
Das erbeutete Hündchen war eine Nummer zu groß für die Schlange. Es rutschte, mehr Knochen als Fleisch, nur
langsam in den Schlund. Das würgende Tier legte sich zur Siesta ausgerechnet unter einen von Kleptomanewitschs
Kleinlastern. Mit vollem Bauch war es unfähig zu fliehen. Der Verdauungsprozeß ist enorm aufwendig. Angeblich
wird knapp die Hälfte der Kalorien bereits während des Verdauungsvorganges verbraucht. Kleptomanewitsch
erbeutete die große Schlange mit einem Netz. Da war ja noch sein Hund drin.

Die Gemeindeorgane boten Zoologen aus Chiang Mai auf. Die Spezialisten holten das Tier im Eiltempo ab, schneller
als üblicherweise Ambulanzen im Ort sind. Für den Schlangenhalter setzte es erneut eine saftige Busse ab.

(1)
http://www.thailandtip.de/tip-zeitung/nachrichten/news/thailand-nok-ten-im-norden-spitzt-sich-die-lage-z/back/2/

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Bullshit-Index :0.12
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Fortsetzung folgt...
Titel: Nok-Ten und Kleptomanewitsch II
Beitrag von: Low am 19. September 2011, 13:00:04
Nok-Ten und Kleptomanewitsch
Teil 2

Zwei Stunden nach Baubeginn existierte der neue provisorische Abfluß. Der rastlose Dorfvorsteher wollte
sogleich eine Eingabe an die Verwaltung für Zementrohre machen und sammelte Unterschriften. Der Rohr-
durchmesser sollte bescheidene dreißig Zentimeter betragen. Für 8 Kubikmeter pro Sekunde und mehr, wie ich
es bei früheren schweren Überschwemmungen errechnete, ist dieser Durchmesser unzureichend. Bei solchen
Wassermengen stieg der Pegel im Garten um 60 Zentimeter. Mit viel Glück knabberten unsere Fische unter dem
Baum Rosenäpfel, ohne danach abzuhauen.

Zwei dreißig Zentimeter Rohrstränge existieren bereits an zwei Strassen. Ich gab Dick einen Zettel mit meinen
errechneten Werten und der Empfehlung, das Geld zu sparen und den Graben fürs erste offen zu lassen. Dann
sei im Bedarfsfall ein tieferer Aushub einfach, schnell und billig.
Die Dörfler, Behördenvertreter und zwei Polizisten diskutierten auf der Strasse, als Kleptomanewitsch mit einem
Laster zurück kam. Er war aufgebracht, fuhr fast achtlos durch die Menschenmenge und knallte Dick gezielt den
Rückspiegel des Fahrzeugs an den Kopf. Leicht getroffen fiel sie, ohne sich weiter zu verletzen.
Er stellte die Karre ab, sprang aus dem Vehikel und stürzte sich auf die nächstbeste Frau. Ihr Mann, Freund Dong,
am Mittag noch nüchtern, verpaßte dem Angreifer einen sauber gezielten, femininen Haken, Marke Seifen Oper.
Der Getroffene küßte kurz das Erdreich, wie dereinst ein reisender Papst. Danach attackierte er überlegungslos
Dick. Sie focht gezielt mit ihrer Schirmspitze Richtung Bierbauch. Der war groß genug, um schnell einige harte
Treffer zu landen. Die Behandlung mit dem Regenschirm und zusätzlich zwei sich nähernde braune Uniformierte
beruhigten den Wüterich so weit, daß er sich geifernd und zeternd freiwillig hinter seine Zäune zurück zog.

Am Tag darauf besuchte Dick mit Berechnungen, Unterschriftenbogen und Dokumenten die Gemeindeverwaltung.
Dort traf sie auf die erregte Frau Kleptomanova. Die versuchte bei sämtlichen Amtsstellen, eine Anzeige gegen
Dick wegen Mordversuchs an ihrem ehrbaren Ehegatten aufzugeben. Komischerweise konnte sich niemand an
Tätlichkeiten mit einem Schirm erinnern. Nur die Polizei hatte noch offene Rechnungen. Zweitausend Baht für
unbezahlte Hiebe im Regen, dazu einige Tausender für die nicht artgemäße Pythonhaltung im Wohngebiet,
notabene ohne behördliche Bewilligung.

Ende August führte Dick im Garten den Rasenmäher Gassi. Auch Maschinen benötigen menschliche Aufmerksam-
keiten. Ich schrieb in den Bildschirm vertieft Lügen aus LanNa Land. Da ging plötzlich ein unmenschliches Geheul
und Gejaule los. Voller Entsetzen vermutete ich, Dick stehe unter elektrischem Strom (Spannungsabfall) oder ein
Stein habe sie an einer äußerst delikaten Stelle getroffen. Ich eilte auf die Veranda. Sie stand aufrecht wohl-
behalten am Mäher und hörte die bizarren Schreie erst, als sie den Motor abstellte.
In zwanzig Metern Entfernung, auf der Strasse vor der Nagelburg, verprügelte Kleptomanewitsch außer Sinnen
seinen verbliebenen Hund. Dem unglücklichen Tier lief das Blut aus Ohren und Schnauze. Absolut gefühlskalt
brach er ihm als zartfühlende Zugabe ein Bein.

Anfangs September 2011

Der tierliebende Nachbar, wie viele Tiere krepierten mit und ohne seine Nachhilfe jedes Jahr, erhielt wieder eine
Lieferung von hundert Enten und einem Dutzend Ferkel.
Fortsetzung folgt, sofern er mich nicht mit einem Hund verwechselt. Neben dem zeitweisen Gestank ist eine
Menge Geld im Spiel. Geld, welches kaum aus Erträgen der heruntergewirtschafteten Farm stammt.
Im Hinterkopf gedeiht langsam ein wüster Verdacht. Das Gelände wurde bereits vor zehn Jahren Klein-Burma
genannt. Prüften die Braunen nach Unfällen oder Tätlichkeiten je den Urin des Unholds? (2)

(1)
http://www.thailandtip.de/tip-zeitung/nachrichten/news/thailand-nok-ten-im-norden-spitzt-sich-die-lage-z/back/2/
(2)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg27764#msg27764
Siehe auch:
Low: Geschichten aus Hinterindien, Erster Teil, Seite 18, Nachbarschaft
250 Baht, 2011 Zenos Verlag Segnitz, Lizenzausgabe: Tourist Tip Phuket

Bestell-Information (Nur Thailand):
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=9717.msg1015197#msg1015197
Titel: GuNoSiRa
Beitrag von: Low am 21. September 2011, 23:17:56
GuNoSiRa

Wie weiter? Dick kann ich nicht befragen. Seit ihrem Nahkampf gegen Kleptomanewitsch fehlt mir der
Regenschirm, um eine rasche Antwort aus ihr heraus zu prügeln.

Interessieren sie sich für Neuigkeiten von Gucci? Die aktuelle Kollektion finden sie im Internet. Fragen sie in
Google.com: Gucci, oder tippen sie als Antwort G.
Reizt sie eine einheimische Nonne, welche Männerphantasien beflügelt? Tippen sie N wie Nonne.
Möchten sie mehr von einer eher peinlichen Singapur Expedition eines alpenländischen Klug-Kackers erfahren?
Tippen sie S, wie Schweizer oder Singapur.
Spenden sie für neue Regenschirme? Tippen sie R wie Ratgeber.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: farang am 22. September 2011, 01:29:20
Habe lange gebraucht bis ich drauf gekommen bin.Mindestens 3 mal gelesen und was will er uns sagen. ???
Da kann ich (A)mpere oder (O)hm und und eingeben und habe das gleiche Resultat. {* {* {*

Herzlichen Dank für deine Geschichten
Gruss aus dem Alpenland
Titel: Auflösung aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 22. September 2011, 17:25:46
Google: R (Enter)
“the molar gas constant = 8.314472 m2 kg s-2 K-1 mol-1
Mehr Informationen.“

Geschichten aus Hinterindien:
R (Regenschirm) 0.1 (kBaht), von XXYY

Antwort Low: Danke für die bescheidene, aber höchst willkommene Spende!

Nächste Geschichte (23.9.2011):
G + N  (GuNo) aus Kostengründen kombiniert, denn wir investieren gegenwärtig in Regenschirme.
Halbwertszeit: Wegen K. unbekannt!
(In Zukunft Flugtickets?)
Titel: In Hinterindien mit und ohne Uhren huren
Beitrag von: Low am 23. September 2011, 00:13:40
Mit und ohne Uhren huren                                                                                                         19. Sept.2011

Die Buchstaben sind dieselben. Die Bedeutung nicht. Zwecks Prüfung meiner Sinne und geistigen Unversehrtheit,
griff ich mir mehrmals an den Kopf und an andere beulenförmige Körperteile. Als ich mir zusätzlich die Tastatur
auf den Schädel hieb, bis einzelne Tasten wegflogen, verspürte ich eigentlich ganz normale Schmerzen.
Das Puzzle, einige der Markierungen wieder an den richtigen Stellen zu befestigen, löste ich fast problemlos. Durch
die gezielten Schläge mit dem PC Eingabegerät, erreichte ich eine höhere Bewußtseinsstufe. Während der
Reparatur stellte ich mir Fragen. Erlebte ich eine bedeutende Horizonterweiterung, oder dient menschliche
Dummheit als Maßstab für Toleranz und umgekehrt?

Ich beschrieb einst die schicksalhafte Chronologie einer obskuren Uhr aus dem Hause Gucci. In LanNa Land
wurde der unschätzbare Zeitmesser gestohlen und sollte uns zu einem überrissenen Preis verkauft werden.
Er fand, vermutlich dank Karma, den Weg zurück zum rechtmäßigen Besitzer. Dieser vermachte seine Gucci vor
dem Ableben weder seiner Frau noch der Familie, sondern schenkte den Italo-Wecker (Copy from China,
600 Baht?) seiner finalen Lustspenderin. Ohhh! Ehh! Ah!

Edel sei der Mensch,
hilfreich und gut!
Denn das allein
unterscheidet ihn
von allen Wesen,
die wir kennen.

Aus: Das Göttliche, von
Johann Wolfgang von Goethe,  1749 - 1832

Lange Zeit vernahmen wir nichts mehr von der seinerzeit umtriebigen Akteurin, bis eine makellos weißgekleidete
Nonne im Schönheitssalon erschien. Die Erscheinung, im keuschheitsverheißendem Tuch - wenig strahlende
Verheißung, dafür mehr faßbares Fleisch mit harten Knochen, setzte sich.
Nonnen sind üblicherweise geschoren wie Mönche. Ausnahmen sind zeitlich befristete Tempelvolontärinnen, was
dies auch immer bedeuten mag. Diese Nonne, voller spiritueller Wonne, äußerte die Absicht, ihre prächtige
Haartracht ausgiebig behandeln zu lassen.
An sich erfüllt Dick in dieser Hinsicht fast alle Wünsche. Was die Frau verlangte, war nicht nur gratis Haarpflege
mit Waschen, Färben und Dauerwelle, sondern sie forderte zusätzlich keine milde, nein – eine großzügige
Spende für ihren Tempel.
Wie eine Kriminalkommissarin nahm Dick die Klosterfrau während des Waschens ins Kreuzverhör. Sie erfuhr, daß
die nun als Nonne gekleidete Frau einst die Gucci-Uhr ihres englischen Ehegemahls entwendete. Gegenwärtig
lebt sie tagsüber im Tempel. Nachts, nach sorgfältigem Kostümwechsel, das muß sie wohl - weil sie sonst als
Gespenst chancenlos wäre, verkauft sie in einschlägigen Lokalen und Karaoke-Palästen ihren Körper. Nicht
etwa für Organspenden wie Lunge, Leber, Herz, sondern auf Juristendeutsch, für unzüchtige Handlungen,
beispielsweise zur Nutzung als Samenbank.

Frau ohne Gucci erhielt die gewünschte gratis Haarpflege nicht. Nach kurzer Kopfwäsche komplimentierte Dick
Unehren (die Unehrwürdige) aus ihrem Laden. Spenden für Tempel durfte sich die unkeusche Ordensfrau, aber
um so erfahrenere Strichgängerin an ihre wohlgeformten Beine streichen.
Unglaublich.

Facts, not Fiction.

Dick und ich sind allenfalls nicht komplett informiert. Sollte diese Nonne in einem Tempel wirken, wo Anuttara
oder Kalachakra-Tantra praktiziert wird, macht sie des Abends bloß Hausaufgaben.

In den Tantras der Anuttara-Klasse wird sexuelle Energie als Mittel des Pfades der Lehre verwendet. Sie hat
angeblich zwei Seiten, eine psychisch-emotionelle und eine technisch-energetische. Die Bedingung ist, die
Energie muß integriert werden und innerhalb des spirituellen Bereichs liegen.
Wie nennt man diese hochgeistigen, eigentlich nichtssagenden Worthülsen und Satzkonstruktionen
umgangssprachlich vulgär in einem Wort?

Eine rein wissenschaftlich interessierte Leserin fragte:
„Low, wie erkenne ich Mönche dieser Glaubensrichtung? Tragen sie ihre zweieiige Gebetskette, Mala, stets
in einem engen Hautsack bei sich?“ (2)

http://www.geschichteinchronologie.ch/as/tibet/Waldvogel03_vergewaltigungen-von-frauen-als-erloesung-von-maennern.htm

http://www.buddhismus-heute.de/archive.issue__22.position__8.de.html

http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/357408

http://de.wikipedia.org/wiki/Kalachakra

http://www.ratna.info/anu/a_kala_faq.html

(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Mala

Darf ich die verehrten Leser-innen bitten, diese Informationen langsam zu lesen und zu verdauen, bevor sie
versuchen, mit einem Eingabegerät, es könnte ja eine kabellose Maus sein, sinnlosen Suizid zu verüben.
Titel: Wo zum Teufel bleibt die Ethik in Hinterindien
Beitrag von: Low am 25. September 2011, 13:51:24
Wo zum Teufel bleibt die Ethik?                                                              23. Sept. 2011

Nach der „Geschichte einer Nonne“ blieben offene Fragen. Sie führten zu dieser Kurzeinführung in den, wer
gibt es zu, wenig bekannten und kaum vorgelebten Buddhismus. Diese Religion ist leider fast nur in Form von
blasierten Statisten, (1) stilvollen, vergoldeten Statuen und prunkvollen Bauwerken allgegenwärtig.  
 
Buddhistische Ethik wäre, wenn nicht ein Weg zur Selbsterlösung, mindestens unbeugsame moralische Schminke.
Der Theravada Buddhismus ist in Südostasien in Ländern wie Burma, Kambodscha, Laos, Sri Lanka und Thailand
verbreitet. Theravada heisst der 'Weg der Alten'. Der Theravada-Buddhismus bezieht sich auf Texte, die angeblich
direkt von Buddha überliefert sind. Sie sind im Pali-Kanon als Tripitaka zusammengefasst.
Das Ideal dieses Glaubens ist der Arhat. Ein Erwachter, der nach seinem Tod in das Nirvana eintritt. Erwachen
kann gemäss Theravada nur ein Mönch, der sein Leben auf dieses Ziel ausrichtet.
Wer es im ersten Anlauf nicht schafft, hat weitere Möglichkeiten. Wie die Brahmanen im Hinduismus, erläuterte
Buddha seinen Schülern die Wiedergeburtslehre. Karma ist darin das Gesetz von Ursache und Wirkung.
Friedfertigkeit und Gewaltlosigkeit werden als erstrebenswert betrachtet! (2)

Für das gemeine Fussvolk gibt es fünf Gebote. Mönche schikanieren zusätzliche Vorschriften. Suttavibhanga,
das monastische Regelwerk (Patimokkha) enthält die wichtigsten 227 buddhistischen Mönchsregeln. (3)
Novizen stolpern dank ererbter Unaufmerksamkeit und Schläfrigkeit im Unterricht, kombiniert mit inflationärer
Vergeßlichkeit, schon über die einfachsten Regeln.

Das Fehlverhalten einer Nonne wie in: “In Hinterindien mit und ohne Uhren huren“ ist durch die allgemeingültigen,
grundlegenden fünf Sittlichkeitsregeln eigentlich ausgeschlossen. (4)
Genauso wie die folgenden, neueren Beispiele aus der Tipzeitung, wo einfachste Regeln mehrfach verletzt
wurden. Mönche dürften weder Schmuck noch Geld entgegen nehmen. Der Besitz weltlicher Güter (Computer,
Fahrzeuge, Schußwaffen, Drogen) ist nicht gestattet. Und was lese ich im Tip?
Zitate:
Drei Mönche im Bangkoker Tempel Bang Khun Thiang Nok im Bezirk Chom Thong stritten sich um die morgendliche
Almosentour. Es kam zu Nötigung und Strafanzeige. Wie immer geht es ums Geld: die Mönche bekamen von
Gläubigen jeden Tag zwischen 300 und 600 Baht, an Feiertagen bis zu 1000 Baht. Ein 44 Jahre alter Mönch
meldete sich am 22. September bei der Polizei, der Crime Suppression Division, und erstattete gegen einen 70
und einen 26 Jahre alten Mönch Strafanzeige. Die hätten ihn genötigt und mit einer Pistole bedroht, um ihm
unmißverständlich klar zu machen, morgens eine andere Almosenrunde zu drehen.
(5)
In Süd Pattaya wurde ein Mönch in einem 7-Eleven Geschäft beim Diebstahl von Computerzubehör erwischt. (6)

Zum besseren Verständnis der Erzählungen, wo leben wir denn eigentlich, sammelte ich wenige Auszüge aus
der Lehre, die von allen Gläubigen beachtet und befolgt werden sollten.

Die 5 Gebote für Buddhisten
(Sittlichkeitsregeln)

Töte oder verletze keine Lebewesen
Nicht Gegebenes nicht nehmen
Sprich keine Unwahrheit
Trinke keine berauschenden Getränke
Keusch sein, den Umgang mit den Sinnen üben

Die drei Kostbarkeiten:
Buddha                         der Erleuchtete
Dharma                         die Lehre                                    
Sangha                         die Glaubensgemeinschaft

Das Dharma-Rad symbolisiert den edlen achtfachen Pfad, die wichtigste Anleitung zur buddhistischen Ethik.

Der Edle Achtfache Pfad:

rechte Ansicht             (samma ditthi)
rechte Gesinnung         (samma sankappa)
rechte Rede                (samma vacca)
rechtes Handeln           (samma kammanta)
rechter Lebenserwerb   (samma ajiva)
rechte Anstrengung oder Bemühung (samma vayama)
rechte Achtsamkeit      (samma sati)
rechte Konzentration    (samma samadhi)

Schlußfolgerungen: Ich kenne unter den Einheimischen (ausgenommen zwei Tempelvorsteher) niemanden,
der auch nur eines der Gebote einhält. Es geht mich nichts an. Ich bin weder als Hohepriester, Vorbeter,
Spion, noch als Rausschmeißer im Nirwana angestellt.
1. Mit den Grausamkeiten gegenüber Tieren kann ich leben. Wir bekämpfen und vernichten Stechmücken und
    Schnecken. Wir verzehren fast täglich tierisches Eiweiss.
2. Die ständigen Lügen nerven, aber damit finde ich mich ab.
3. Gegen Gaunereien und Diebstähle schützen wir uns so gut als möglich.
4. Die Unkeuschheit hat pikante Seiten, welchen wir wankelmütigen Männlein und Weiblein meist erliegen,
    mit strenger Betonung auf liegen.
5. Berauschenden Getränken bin ich nicht abgeneigt. Dennoch vermeide ich Räusche.

Sie sehen, vielen Landessitten paßte ich mich als Farang längst nutzbringend an. Die folgerichtig nächste
notwendige Fehlinvestition wäre ein Geisterhaus mit Kühlschrank, denn in Hinterindien gibt es Friedfertigkeit
und Gewaltlosigkeit nur bei den Großmärkten in der Käseabteilung.
Der größte buddhistische Verzicht wären die Löcher im Emmentaler. Ein totales Nichts, umgeben von fermentierter,
heiliger Kuh-Materie. Überlegen sie sich, ohne Käse um die Löcher, wären sie nicht vorhanden! Ist der Käse um
das Nirwana die Milchstrasse?

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Statist
(2)
http://www.gungfu.de/buddhismus/buddhism.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Buddhistische_Ethik
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Vinayapitaka
(4)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg1019912#msg1019912
(5)
http://www.thailandtip.de/tip-zeitung/nachrichten/news/moenche-in-bangkok-streiten-sich-um-almosen/back/2/
(6)
http://www.thailandtip.de/tip-zeitung/nachrichten/news/pattaya-moench-klaut-computerzubehoer-im-7-eleven/back/2/
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 25. September 2011, 16:25:43
Zur Keuschheit der Mönche (aller Religionen!) das passende "Stoss-"gebet:

Herr, nachdem Du mir das "Dürfen" genommen hast, nimm mir nun auch das "Wollen"!

Es ist alles so weltlich...

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Burianer am 25. September 2011, 17:04:44
 :]   :]  gut dass ich kein Moench geworden bin  }}  ich darf noch und will noch  :-*   und kann noch  :]
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: unsichtbar am 26. September 2011, 15:17:37

So wie die Löcher im Käse ohne diesen nicht vorhanden wären, verhält es sich mit den Sünden. Denn ohne Regeln, seien es fünf, zehn oder gar 227, könnte man nicht gegen Sie verstoßen und somit sündigen.
Die ideale Religion ist die regel- und dadurch zügellose. Formaljuristisch, animistisch wird sie tagtäglich in Hinterindien gelebt, praktiziert und nur umständlich übertüncht mit dem schmucken Regelwerk. Es klingt auch viel schöner wenn jemand sagt "ich bin Buddhist" (ach wie edel  ]-[) als "Ich bin Animist" (Was mit Tieren?  :o ).

Daher macht sich das kleine Geisterhäusschen im Kühlschrank ganz hervorragend neben dem Emmentaler. Und wer weiss, vielleicht findet es Nachahmer denn es kann ja nicht schaden den Geistern eine klimatisierte Umgebung mit Vollverpflegung zu spendieren.
Denn für das letztere sind wir ja schliesslich hier, die moralin-süßen Wein schlürfenden Farangs, oder?  ;)

Titel: Meditation auf Abwegen?
Beitrag von: Low am 28. September 2011, 16:15:18
Meditation auf Abwegen?

Danke für die drei Beiträge. Verzeihen sie bitte, wenn ich nicht allzu freudig darauf reagiere. Seit langem wiesen
Antworten immer wieder auf freizügige Interpretation der Texte hin. Das ist innerhalb gewisser Grenzen normal.
Wenn jedoch Aussagen ins Gegenteil umfunktioniert werden, schreite ich ein. Meine subtilen Satzkonstruktionen
werden zu rasch überflogen, offenbar kaum gelesen und weder verstanden noch berücksichtigt.
Das Geisterhaus im Kühlschrank ist eine überlegenswerte Idee. Leider würde danach kein Käse, sondern nur noch
Löcher Platz finden. Viele Hohlräume dagegen bleiben auch ungekühlt als Löcher erhalten.
 
“In Hinterindien mit und ohne Uhren ...“ deutete ich an: (1)
Sollte diese Nonne in einem Tempel wirken, wo Anuttara oder Kalachakra-Tantra praktiziert wird, macht sie des
Abends
(als Sexarbeiterin) bloß Hausaufgaben.
In den Tantras der Anuttara-Klasse wird sexuelle Energie als Mittel des Pfades der Lehre verwendet.
Den Anwärtern auf die Erleuchtung dieser Glaubensrichtungen ist der Umgang mit weiblichen Wesen nicht verboten,
sondern ohne meditative Paarungen ist das Ziel unmöglich erreichbar. (drwkempf: aller Religionen! ist falsch.)

Wir leben in einem Land, wo hauptsächlich der (keusche) Theravada Buddhismus heimisch ist. Deshalb beschrieb
ich dessen Grundregeln. (2) Davon ausgehend, ist es verständlich, wenn im buddhistischen Land Prostitution laut
Gesetz verboten ist.

Gerne erläutere ich weitere heiße Stellen aus den Anuttara-Lehren, dem tibetischen Kalachakra-Tantra und deren
unorthodoxen Wegen zur Erleuchtung durch Erhitzen der Genitalien. (Wenn Lamas üben, durch physikalische
Reibungswärme in feuchter Umgebung ein Leuchten, Photonen, im quantisierten elektromagnetischen Feld zu
erzeugen, funktioniert das meist nicht einmal in der dünnen Höhenluft Tibets.)
Trotzdem wird Meditation durch Geschlechtsverkehr praktiziert. Der Lernende kann sich die Partnerinnen für diese
Übungen nicht aussuchen. Ein Oberturner (Lama) ist für die Gerätewahl verantwortlich. Es soll Fälle gegeben haben,
wo jüngere meditationsbereite Mönche beim Anblick alter, häßlicher, pockennarbiger, fettleibiger, verkrüppelter
Gespielinnen und magersüchtiger, eventuell tuberkulöser Skelette, die Flucht ergriffen.
 
Dabei wird streng geübt, jeglichen Samenerguß peinlichst zu verhindern. Die Empfehlung geht dahin, daß der
erfolgreiche Mönch nicht abspritzt, sondern sein Organ als Sauger einsetzt. Weibliche Säfte und Menstruationsblut
werden damit aus der Scheide entfernt.
Diese kostbaren Flüssigkeiten werden in einem geeigneten Knochen weiblichen Ursprungs, am würdigsten sei ein
Totenkopf - gesammelt, mit Sperma vermischt und alsdann vom Vorturner (Lama), nun als Barmann agierend, als
Heilscocktail serviert und geschluckt. Es gibt gläubige Tantristen, die diese Praktiken auf dem Weg zur Erleuchtung
vorbehaltlos akzeptieren.

Ohne religiösen Hintergrund faßten einschlägige tantrische Riten Fuß in westlichen Ländern. (3)
Der Begriff Tantra und die damit verbunden Erwerbszweige sind nicht geschützt. Tantra wurde zum erotischen
Modewort, verbunden mit skrupellosen Bereicherungsabsichten. Es wird von Menschen benutzt, die mit Tantra
wenig bis gar nichts am Hut haben. Einige wissenschaftlich klingende, fremdsprachige Worte in Sanskrit, Sitarklänge,
Mantras, Mandalas an den Wänden und Mief übertünchende Weihrauchdüfte, vermitteln einen Hauch von luxuriöser,
exotischer Erotik. Angeboten werden kürzest Tantra-Massage mit Handentspannung von einer halben Stunde,
zu deutsch: Manuelle Entsaftung. Dies widerspricht der Tantra Lehre für höhere Wesen. (Abschnitt 5, Zeile 2)

Daneben bieten Kurse und längere Behandlungen die Möglichkeiten entweder einer Einlieferung in die Klapsmühle
– (geistige Irrungen nach Guru-Therapien sind mir bekannt) - oder bis in die Vorhallen eines höheren Bewußtseins.
Ähnliche Bewußtseinszustände, Oberbegriff Delirium (tremens), können wesentlich preisgünstiger und schneller aus
Flaschen erreicht werden. (4)

Jegliche Verknüpfungen von Religionen und Geschlechtstrieb sind brutal arrogante Konstruktionen. Das zeigen uns
die Tiere. Ohne große Glaubensbekenntnisse pflanzen sie sich, meist im Konkubinat, frisch fröhlich fort.
Eine einleuchtende Aussage in diesem Zusammenhang ist, wenn Frau aussagt:
„Ich glaube, ich bin schwanger.“

Anmerkung zu:
“In Hinterindien mit und ohne Uhren ...“ (1)
Die Nonne mit triebgesteuertem Unterleib im Nebenerwerb führt nun in der einschlägigen Strasse in Chiang Mai ihr
eigenes Etablissement mit liebreizenden Halbweltdamen. Sie scheute sich nicht, selbst Dick in den Tempel einzuladen
und sie gleichzeitig zur attr-aktiven Mitarbeit in ihrem Freuden-Betrieb aufzufordern.

(1)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg1019912#msg1019912
(2)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg1020189#msg1020189
(3)
http://www.tantramassage.de/home.html
http://befree-tantra.de/
(4)
http://de.wikipedia.org/wiki/Delirium_tremens

Buddha, seine Lehre (544 BC), als auch Tantra (400 AD) stammen aus Indien. Auch dort sind Religion und
brünstige Begierden immer noch eng verknüpft und verbreitet.
http://www.unet.univie.ac.at/~a9750175/devadasis.pdf
http://www.20min.ch/news/ausland/story/Indiens-Kampf-gegen-die-Tempel-Huren-11055814  
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: jock am 28. September 2011, 16:42:15
@Low

Die beschriebenen Sexualpraktiken diverser asiatischen Voelker haetten
mich vor ueber 40 Jahren noch elektriziert.

Mittlerweile halte ich es mehr mit  den herkoemmlichen(abendlaendischen) Methoden
und bin mit jedes"summa cum laude "zufrieden.

Mit den Verweis,hoehere Weihen und Erfahrungen,zu erreichen,lassen sich halt Leute
zu den unmoeglichsten Praktiken hinreissen.

Eines wuerde mich noch interessieren : schreibst du als Praktiker oder als Theoretiker ?


Jock
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: unsichtbar am 28. September 2011, 17:12:38

Nicht verstanden werden ist des Literaten Schicksal, Low.
Zumindest Deine hier sichtbare stoische Ruhe ist beneidenswert, selbst wenn Du beim Lesen der Kommentare, für uns alle unbemerkt, vor Wut und Verzweiflung mit einem Dildo auf die gebundene Ausgabe des Kamasutras schlägst.  :}

Da musst Du durch.   ;)
Titel: Re: Meditation auf Abwegen?
Beitrag von: rio0815 am 29. September 2011, 17:52:05
Wir leben in einem Land, wo hauptsächlich der (keusche) Theravada Buddhismus heimisch ist. Deshalb beschrieb
ich dessen Grundregeln. (2) Davon ausgehend, ist es verständlich, wenn im buddhistischen Land Prostitution laut
Gesetz verboten ist.

Eine logisch klingende Begründung, die trotzdem etwas rosabebrillt daher kommt.
Die Prostitution ist allgegenwärtig trotz Verbot, damit die Behörden und die Polizei ihre Einnahmequellen bewahren können.
Damit man jederzeit gegen jeden vorgehen kann.
Südostasien ist total korrupt, moralisch bankrott.
Gescheiterte Staaten wohin man auch schaut.

Hauptsächlich ist in Ländern wie Thailand und Kambodscha nicht der Buddhismus heimisch, sondern Aberglaube und Animismus.
Diesbezüglich können sich die Hinterinder mit den Subsahara-Staaten die hand reichen.
Vom IQ her gesehen passt es auch.

Glückwunsch ;)


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 29. September 2011, 18:49:37
Inhalt und Sinn von Lows Sätzen sind nicht ganz so schnell ersichtlich wie bei der Prosa in Comic-Heften.
Gerüchten zufolge steckt sehr oft ein gerüttelt Mass an Ironie dahinter.  :-)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 30. September 2011, 22:09:28
So ist es @Kern.
Dazu kommt, dass Low meistens auch noch viel zu schnell schreibt.
Da stehe ich als Ex-Konsalikfan auch öfter ratlos auf dem Schlauch!

 :) mfg kmr

Titel: Antworten betreffend Meditation aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 01. Oktober 2011, 11:33:14
Antworten betreffend Meditation

@rio0815                                                                                30. Sept. 2011

Du begehst den Fehler, einen einzelnen Abschnitt aus meinem Text zu isolieren. Damit versuchst du, mir Farben-
blindheit und Unwissen anzudichten. Wozu?
Wie lautete der Titel des fraglichen Aufsatzes? “Meditation auf Abwegen“.
Der Fall liegt klar:
Wenn eine angebliche Nonne, gleichzeitig aktive N.utte und Mama-san versucht, ein altes Objekt meiner Begierde,
(Großmutter) wegzuschnappen, bin ich nicht gegen den Buddhismus, sondern gegen eine absolut hemmungslose
und militante Sexindustrie. Dort gibt es billige, willige, junge Frauen im Überfluß.

Ich bin nicht Richter. Aber in drei themenbezogenen Aufsätzen fand ich ganze zwei Personen, welche die fünf
(Theravada) Sittlichkeitsregeln einhielten. Wir schneiden nach meiner Beurteilung ebenfalls nicht gut ab. Dick
schwindelt munter mit. Die Antwort auf eine dreiste Lüge ihrer Landsleute ist oft ebenfalls eine Unaufrichtigkeit.

Dennoch liegen wir mit einem Durchschnitt von 30 % über sämtlichen restlichen analysierten Bekannten.
Sie alle erhielten einen satten Nuller.
Eine mittlerweile begüterte, langjährige Freundin enttäuschte uns gewaltig, als wir sahen, sie lügt, sie stiehlt.
Sie eliminierte bereits vor Monaten geldgierig und trickreich Verwandte - inklusive Versicherungsbetrug. Trotz
all ihren Reichtümern klaut sie immer noch Dinge, wie angerostetes Wellblech von Dächern oder Mückengitter
aus Häusern -  und dies intensiver denn je. Alle paar Wochen zeigt sie ihren welkenden, durch schweren Gold-
schmuck beladenen Körper im Tempel einem dazu schweigenden Götzen.

Ganz blauäugig schrieb ich:
Diese Religion ist leider fast nur in Form von blasierten Statisten, stilvollen, vergoldeten Statuen und
prunkvollen Bauwerken allgegenwärtig.

Entschuldige bitte, wenn ich mich nicht deutlich genug äußerte.
Dennoch schreibe ich sorgfältiger, als viele meiner geschätzten Leser die Artikel überfliegen.

@Jock                                                                                      28. Sept. 2011

Vor vierzig Jahren reiste ich unbeschwerter und gefährlicher. Ich suchte nicht unbedingt Abenteuer. Als Sammler
tibetischer Mandalas und alter Bronzen geriet ich eher selten. desto unerwünschter in wenig vertrauenswürdige
Kreise. Drogen aller Art, nebst sämtlichen vor- und unvorstellbar abartigen Praktiken waren üblich.
Glücklicherweise verfügte ich über eine gesunde Hemmschwelle und etwas Kleingeld. Beides schützte vor Drogen-
exzessen, Alkoholmißbrauch, schlechter Gesellschaft, Gesindel, Bettlern, Polizei und fragwürdiger Sexualität.
Mich reizten und reizen immer noch Anmut und Schönheit. Das ist eine meiner wenigen Süchte und Abhängigkeiten.

Wie mit dem schönen Geschlecht, hielt ich es mit dem Essen. Ich war dazu stets auf ein behagliches Plätzchen
bedacht. Wenn es sich vermeiden ließ, verzichtete ich lieber auf eine Mahlzeit, anstatt in einem zweifelhaften,
schummrigen Schuppen mit ungewaschenen Händen undefinierbar stinkendes Zeug in mich hineinzustopfen.
Manchmal rochen die schmierigen Bananenblätter auf den Tischen widerlich nach ranzigem Fett (Ghee) und
undefinierbarem Masala. (1) Ein dunkelhäutiger Kerl tauchte plötzlich auf. Er klatschte aus am Gürtel befestigten,
widerlich farbigen, verbeulten Gamellen, (2) total verkochte Linsengerichte (Sambar, Dal) und Reis darauf, so
dass das Ungeziefer unter den Blättern eiligst die Flucht ergriff. Ich teilte ungern mit Fliegenkacke dekoriertes
Fladenbrot (Chapati, Nan) mit Kakerlaken und Ratten.
Die trotz reichlich Toddy und Arrak resultierenden Magen- und Darmverstimmungen klassierte ich als ayur-
vedisches Tanduri Tantra!
Ein Bekannter, erfolgreicher Zeichner und Grafiker, verbrannte frisch geduscht all seine Kleider und Besitztümer
aus Indien in Chiang Mai, als er total ausgelaugt, schmutzig und schwer krank, zurückkehrte.

All die abwegigen Sexualpraktiken sind neben Designerdrogen heute in Klubs und Vereinigungen im vereinten
(der Name sagt es schon) Europa und den USA (ebenfalls vereinigt) weit verbreitet. Deshalb kann man sich den
gefährlichen Weg nach Asien, mit verbreitetem Dünnpfiff und lebensbedrohenden Infektionskrankheiten ohne
gesicherte medizinische Versorgung, sowie schwere Stunden in Sprachschulen sparen.
Ein kurzer Blick ins Internet zeigt die ungeheure Vielfalt des Angebots an Perversionen in allen Industrieländern.
Sekten mit ihren Machopraktiken machen immer wieder Schlagzeilen in den Gazetten. Eine schwer kranke globale
Gesellschaft, trotz Ablenkungen wie Fußball, Mobiltelefonen und Formel1!

@unsichtbar
LOL
Woher weißt Du, daß sich die nächste Geschichte, mit eben so einem Dingsda befaßt. (3)
Welcher perverse Hacker spionierte seit über einer Woche im Speicher meines PC? Oder noch schöner: Wurde ich
während einer (intimen) Sitzung unbewußt Opfer (Weiber, Drogen, Alkohol, eventuell kombiniert mit K.O. Tropfen
im Kamillentee gegen Ohrensausen) einer LanNa-Thai Gehirnwäsche?

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Masala
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Gamelle
(3)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg1019738#msg1019738
GuNoSiRa
« Antworten #1614 am: 21. September 2011,

K.O. Tropfen, WARNUNG
Trinkt keine Flüssigkeiten, die folgende Wirkstoffe enthalten könnten:
Benzodiazepine - Flunitrazepam
                     - Temazepam
Gamma-Hydroxy-Buttersäure
Gamma-Butyrolacton (GBL)
Chloralhydrat
Barbiturate
Methyprylon

An Parties in der Pathologie dopten Spezialisten Bier mit Äther. (1cc/Flasche).
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: jock am 01. Oktober 2011, 12:47:20
Anuttara,Kalachakra,Kamasutra: Geheimnisse,die seit Jahrtausende im asiatischen Lebensraum
vorhanden sind und die zu ergruenden,mancher westliche Mensch,Muehe ,Floehe,Krankheit
und sogar schlechtes Essen,auf sich nimmt.

Dabei haetten wir im Abendland ja auch was zu bieten,ich meine damit, den guten alten
Van der Welde.

Ich moechte gerne wissen,wieviele junge Maenner,durch die in Latein abgefasste Seite animiert
wurden,das Abitur zu machen und Medizin zu studieren.

Jock





Ja,ja Frau Schwarzer und Frau Roth ,einige Frauen natuerlich auch !

Titel: Re: Antworten betreffend Meditation aus Hinterindien
Beitrag von: illuminati am 01. Oktober 2011, 13:23:59
Antworten betreffend Meditation
Ich bin nicht Richter. Aber in drei themenbezogenen Aufsätzen fand ich ganze zwei Personen, welche die fünf (Theravada) Sittlichkeitsregeln einhielten. Wir schneiden nach meiner Beurteilung ebenfalls nicht gut ab. Dick schwindelt munter mit. Die Antwort auf eine dreiste Lüge ihrer Landsleute ist oft ebenfalls eine Unaufrichtigkeit.

ich bin zum Glück auch kein Richter - möchte aber in dem Zusammenhang auf einen Kurzaufsatz von Buddhadasa Bikku verweisen aus - Keine Religon http://www.hdamm.de/buddha/dl/ajahn_buddhadasa-keine_religion.pdf (http://www.hdamm.de/buddha/dl/ajahn_buddhadasa-keine_religion.pdf)- und hier auf 2 Textstellen .......

wenn die Menschheit nur die Selbstsucht besiegen würde, welche die Ursache aller unserer Konflikte und Schwierigkeiten ist. ........Denn nur wenn wir verstehen, welche Unwissenheit und Torheit dem "Ich" und "Mein" zugrunde liegt, können wir lernen es loszulassen und all seine Leidhaftigkeit, sei es in persönlicher oder sozialer Hinsicht. Darin ist das Herz der Religion zu finden, die "keine Religion" ist.

Diese Hinweise sollten jedem als Ansatz genügen, ob er buddistischer Mönch, Christ oder einfach nur normaler Mensch ist. Das schwierige daran ist, dass es jeder selbst erkennen und erfahren muss, das alleinige reden oder lesen darüber hilft nicht unmittelbar weiter. Die meisten Menschen (ich eingeschlossen) beschäftigen sich aber lieber mit anderen Dingen, die mehr Ablenkung und Sanuk versprechen, deshalb dürfen wir uns nicht wirklich über unsere Umwelt beschweren, denn wir selbst hätten es in der Hand etwas zu ändern - das Leben als Sünder/Genussmensch scheint auf den ersten Blick aber die bessere Wahl zu sein und in dieser Hinsicht sind sich wohl >90% der Menschheit einig.
Gruss
Titel: Re: Antworten betreffend Meditation aus Hinterindien
Beitrag von: rio0815 am 01. Oktober 2011, 23:08:39
Antworten betreffend Meditation

@rio0815                                                                                30. Sept. 2011

Du begehst den Fehler, einen einzelnen Abschnitt aus meinem Text zu isolieren. Damit versuchst du, mir Farben-
blindheit und Unwissen anzudichten. Wozu?

Das war nicht meine Absicht, sorry falls es so angekommen ist.
Unwissenheit würde ich nun gerade Dir diesbezüglich nicht unterstellen.
Farbenblindheit? Nun, etwas rosarot eingefärbt, so fasste ich das auf.

Willst Du nur Lobeshymnen hören?
Diesen Eindruck hatte ich bislang eigentlich eher nicht.

Den Grund für das Verbot der Prostitution sehe ich so wie beschrieben:
Nicht Kultur, Religion und Tradition sind dafür massgeblich, sondern die totale Korruption, die sich mittels passender Gesetze Einnahmequellen generiert und jederzeitige Willkür dauerhaft sicherstellt.

Liege ich da richtig, werter Low?
Titel: Chemie und Sex – ein einfältiger Bergler in Singha-pur
Beitrag von: Low am 03. Oktober 2011, 20:32:31
Danke Illuminati. Der Link ist Schmalz für Seelen im Fegefeuer!
Eine gediegene Entgegnung an Rio folgt später. Vier eng zusammenhängende Texte und elf Antworten betreffend
Moral und Ethik an einem Stück sind mehr als genug. Wirken frivole, eher anstößige Geschichten auflockernd?

Chemie und Sex – ein einfältiger Bergler in Singha-pur                                                              April 2009

Chemieunterricht. Trockene Formeln. Mißglückte Experimente. Stinkende Rauchschwaden. Die Hände des greisen
Lehrers zitterten wie Espenlaub. (Espe = Zitterpappel). Es war sein letztes Schuljahr vor dem Ruhestand, als er
uns erklärte:
„Es ist wichtig, das Reagenzgläschen ganz ruhig zu halten. Vor allem beim Hantieren mit Nitroglycerin.“
Ich lernte wenig, aber genug um zu wissen, welche Gifte in welchen Konzentrationen und unglaublichen Mengen
in Hinterindien frei erhältlich sind.
Zehn prozentige Salzsäure gab es mengenmäßig beschränkt in der Schweiz nur gegen gültig gestempelte Gift-
scheine. Hier holt man sich zwanzig prozentige Säuren aus den Regalen der Großmärkte. Ab sechs Flaschen
kosten sie die Hälfte.
Als ich für erkrankte Fische in Kubikmetern Wasser wenige Gramm Kaliumpermanganat benötigte, lieferte der
Händler in HangDong nur preisgünstige Großpackungen für professionelle Bombenbauer. (1)

Letztendlich begriff ich, warum Menschen vor der Kopulation Pillen einnehmen. In neueren, eindeutigen Aufklärungs-
schriften, ich unterstütze regelmäßige Fortbildung, heißt es:
„Nur wenn die Chemie stimmt, gibt es guten Sex.“
Zur Chemie gehören Kunststoffe, Plastik, Gummi und offenbar Latexanzüge.

Sexspielzeuge sind in Thailand verboten. Es gibt keine Fachgeschäfte, außer einen florierenden Schwarzmarkt,
welcher die gesuchten und geschätzten Artikel teuer anbietet.
In Singapur dagegen sprießen Sexshops seit einigen Jahren wie Pilze nach einem warmen Regenguß aus dem
Boden. Es muß ein riesiger Nachholbedarf vorhanden sein, für einen auf den ersten Blick, relativ rasch gesättigten
Markt. Die restriktive Politik und die prüde Gesetzgebung der Nachbarländer lassen eine schnelle Überflutung mit
Reizartikeln kaum als baldige Bedrohung des Geschäftsganges erscheinen.

In unserem bescheidenen Haushalt herrscht, außer den bei der Geburt mitgelieferten, regelmäßig gewarteten
Saft- und Zeugungsorganen, absoluter Mangel an technischen Geräten. Nicht an Lebensmitteln und Gemüse.
Das Leben ist kurz, in gewissen Fällen kürzer als eine Essiggurke, daß man sich besser genau vorsieht, bevor
man vor dem meist unerwartet plötzlichen Eintritt ins Nirwana, etwas wichtiges verpaßt.

Das bewog mich, als vorsichtiger Mensch nach einem dreistündigen Flug von Chiang Mai nach Singapur, ein
einschlägiges Fachgeschäft unter dem Namen “Sex in the City“ zu besuchen.
Dort wartete versteckt eine dezent farbige, mit ausgiebig Makeup kunstvoll bemalte, wohlfrisierte (war es eine
Perücke?), schrill gekleidete, üppig geformte Puppe, daß ich mit meinem, im dämmrigen Licht leicht reduzierten
Sehvermögen, erst glaubte, sie sei ein aufblasbares Mitbringsel. Oh, ich irrte.
Sie war eine Verkäuferin mit extrem hohen Wangenknochen und leicht schrägstehenden, faszinierenden Katzen-
augen. Sie lächelte unwiderstehlich. Das geschminkte Gesicht wirkte zerbrechlich wie teures Porzellan. Wie lange
übte sie vor einem Spiegel: „Chinesische Oper im Sexshop?“
Sie formte ihren sinnlichen Mund bedächtig (waren die lackierten Lippen gespritzt?) und hauchte schlußendlich:
„Hallo Sir. Kann ich ihnen helfen?“
Das letzte Quäntchen Geist wurde durch ihre Worte weggeblasen.* Das war reine Sphärenmusik. Der Boden
wankte. Er versetzte die Gonaden in ungedämpfte Schwingungen. Ich hörte sie förmlich - wie Eisstücke in einem
Whiskeyglas gegen das Behältnis schlagen.
Im Hirn dagegen herrschten Blutleere und Finsternis. War es der Flug in Verbindung mit Alkoholika und kosmischer,
ionisierender Strahlung oder die mangelnde Vorbereitung auf eine heikle Konversation?
Sie, eine Vermittlerin delikater Genüsse und effektvoller Reize. Ausgebildete Verkaufsspezialistin, treue, teure
Dienerin der Sinne für Liebe und Triebe. Eine Göttin in einem neuartigen Tempel für technisch unterstützte Lüste
wie Erektionen und Orgasmen. Sie wartete auf eine Antwort eines deplaziert, deppert wirkenden Kunden aus den
fernen Hügeln Nordthailands. An die höheren Hügel Helvetiens wagte ich gar nicht zu denken.

Die chemischen Reaktionen des Denkapparates setzten bedächtig wieder ein und mein ausgetrockneter Mund
sagte beinahe automatisch etwas wie:
„Sehr gerne, danke! Ich suche einen ...“
Ja, was wollte ich eigentlich? Der verwirrte Geist verlangte drängend nach einem leicht verrucht klingenden Wort:
„Ich benötige Bunsen-Brenner!“                                 (2)
In Thailand hätte es sofort stereotyp geheißen:            (3)
„Mai mee!“ – Nicht haben, gefolgt von: „Kaaa.“
Sie, die junge chinesische Geschäftsfrau in  d e r  Weltstadt antwortete wohlüberlegt:
„Bedaure, Sir! Dieser Artikel ist erst nächste Woche wieder lieferbar.“

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Kaliumpermanganat
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Bunsenbrenner
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Stereotyp

*Das Quäntchen kommt von der Quanten-Theorie und nicht vom Neuen Teutsch.
http://de.wikipedia.org/wiki/Quantenphysik
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: dart am 03. Oktober 2011, 20:41:35
Ein Hauch von Jasmin weht durch dein Tagebuch, ;]
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 04. Oktober 2011, 12:55:42
„Nur wenn die Chemie stimmt, gibt es guten Sex.“
Diesen Satz hatte ich bis heute nie in seiner ganzen Tragweite begriffen.   :-)    :]
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 05. Oktober 2011, 12:14:05
Danke dart.
Ich mußte die Gerüche von Tanduri, Basmati, Garam Masala und einige Kubikmeter Harzdämpfe aus
Weihrauchbündeln irgendwie auslüften.
Der nächste Bericht trägt eventuell den tausendfachen Mief Niederisaanistans in sich, eventuell nur den
Geruch bösartiger Farang mit Mundgeruch und angemieteten faulen Zähnen in Schlafzimmern aus Krung
Thep, nicht auszuschließen aus einem als verrucht bekannter Badeort.

Danke Kern.
Chemie-Probe, Frage 6:
Wie heißt das kleine Gerät zum Erhitzen von Stoffproben oder Flüssigkeiten, Erfinder M. Faraday.
1855 in Heidelberg entscheidend verbessert.
Antwort Klein-Low:
"Busen-Brenner."
Das Unwort hat jedoch vier n.
Enttäuscht wechselte ich in die Elektronik, wo ich gleich wieder auf Herrn Faraday traf!

Absolut lesenswert:
http://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Faraday
Titel: Wer ist LOW in Hinterindien
Beitrag von: Low am 07. Oktober 2011, 01:15:45
Wer ist LOW in Hinterindien                                                                                                           Okt. 2011

Fantasien beflügeln Visionen, inspirieren Pseudohalluzinationen.
Kaum ist einer ein bißchen, etwa wie ein Fliegenschißchen, bekannt, eilt bereits ein gewisser, wenn auch
schlechter Ruf voraus. Normal Sterbliche kriegen höchstens einen Nachruf in einem rückständig-provinziellen
Intelligenzblablablatt.
Ich las stirnrunzelnd fragend meine Biografie im Internet, von einem mir unbekannten, wohl nur am Rande
wohlgesinnten Ghostwriter und Gönner verfaßt. (Veröffentlicht am 19. Januar 2011).

Low:
Ein alter Mann, der gesundheitlich fern von dem was man sich wünscht ist, lebt in einem verkackten Nest in
Nordthailand, wo er sich für sehr viel Geld und noch mehr Mühe sich eigentlich erhofft hatte eine neue Heimat
zu finden.
Seine Frau akzeptiert ihn so gerade eben, oder auch nur sein vieles Geld?
Mit keinem der Nachbarn hat er Kontakt, jedenfalls keinen Guten.
Innerlich, wenn er nicht gerade im Delirium seiner heftigen Schmerztabletten steckt, sehnt er sich zurück nach
seiner "heilen Welt" in der Schweiz, die schon längst nicht mehr heil ist, da ihn seine Tochter nach Strich und
Faden ausgenommen hat, und er allenfalls mal kommen darf um im verkommen gelassenen vormals eigenen
Weingut die größten Nöte zu beheben.
So ein dahin siechen wünscht sich wohl kein normaler Mensch. Wessen Geistes Kind muss man dann sein um
sich an LOW's traurigen Erzählungen hoch ziehen zu können.

Ehrlicherweise ergänzte der Biograf:
Ich kenne ihn nicht, und das was ich schrieb, bezieht sich allein auf das was er in seinem Tagebuch wiedergibt.
Ob er wirklich kaum jemand an sich ran lässt? ... bist du dir da sicher? Immerhin war sogar der komische Forenarzt
unter seinem Dach.


Ein anderer netter Bekannter fügte an:
LOW hat kaum den Anspruch gut zu sein .
Wobei er einen gewissen Humor hat, wie er speziell gewissen Schweizern eigen ist.
Er will weder lustig sein, noch das Gegenteil und auch nicht ermahnen. Er beschreibt lediglich, wie er seine
Umwelt wahrnimmt. Die Art, wie er beschreibt, ist nicht jedermanns Sache. Das macht ihm aber auch nichts,
da seine Intention nicht ist, zu gefallen, sondern sich geistig fit zu halten und seine Sprache - auch in
Schriftform - nicht zu verlernen.


Auf Anhieb aus dem Dunkel sehr gut getroffen, finde ich.
Was ist alt? Manch einer sieht alt aus, wenn er in einen Fettnapf tritt. Mein Weg ist mit Fettnäpfchen gepflastert.
Richtig alt ist man am Vorabend seines Todestages. Mozart wurde nicht alt (an Jahren). Seine Werke veralteten
nie.

Mit dem Akzeptieren mag der Schreiber recht haben. Ich weiß es wirklich nicht genau und verlange zudem kaum
Unmögliches. Es gibt Tage, da kann ich mich selbst nicht ausstehen.
Die Bemerkung, Kontakte zu den Nachbarn stimmt, bis auf einen, maximal zwei. Die sind nämlich entweder
abwesend, mit einer neuen Mia Noi beschäftigt oder im Dauerdelirium, Opfer von Schnaps und Drogen. Darum
amtete ich während der Junggesellenzeit im Dorf als Witwentröster. Denn in der Bibel steht geschrieben:
„Liebe deine Nächste.“ (Mt 22,37-39).
Regelmäßig traf ich den Postboten, seltener Gas- und Wassermann. Mit dem verbleibenden Ureinwohner habe
ich selten Körperkontakt. Ihm, beziehungsweise seiner Leber, bot ich tatkräftige Hilfe beim Entsorgen von
schädlichem Alkohol. Im übrigen bevorzuge ich Nachbarinnen. Frauen kochen und backen besser, saufen
weniger und sind mehrheitlich beglückende, duftende Blumen im Garten, sofern sie den Mund nicht zum Sprechen
benutzen.

Mindestens vier Punkte stimmen nicht. Da erhebe ich Einspruch, Euer Ehren:
1. Ich lebe ohne Schmerzmittel oder Drogen.
2. Das Häuschen, ohne Blaudach, kostete 1,200 000.00 Baht   (sehr viel Geld?)
3. Ich habe keine Frau. Ich bin seit 1985 geschieden.
4. Meine Tochter erwarb mit ihrem angetrauten Gatten verschiedene Rebgelände.
Die beiden sind ausgebildete, erfolgreiche Winzer. Betrug und hinterhältiges Ausnehmen hatten sie nie nötig.

Beim Nachdenken über das Gelesene, erschrak ich bei dem Gedanken, mit solchen Triebtätern zusammen im
gleichen Flugzeug zu sitzen. Noch peinlicher wäre, dieselbe Toilette zu benutzen. Aber in Wirklichkeit treffen
wir täglich überall auf Einfaltspinsel.

Schlüsse:
Weniger Besucher im Haus. Texte besser überprüfen. Bei Antworten mit Fehlinterpretationen sogleich eingreifen.
Nichts anbrennen lassen!

Eine weitere Unwahrheit steht im TIP.
Der Autor Low lebt im Ruhestand in der Nähe von Chiang Mai.
Der Unruhestand fordert mich täglich 8 bis 10 Stunden, ohne Fernsehen, ohne Fußball und ohne Spielfilme.
Der große Unterschied zum Vorruhestand ist die Gratisarbeit.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 07. Oktober 2011, 04:11:19
Lieber Low, Du erwähntest Mozart.
Was mußte Er sich neben den Niederungen
des Alltags nicht zusätzlich noch anhören..

Zu Beispiel sinngemäß nach der Oper "Die Entführung
aus dem Serail" -- "Großartige Musik, ABER - zu viele
Noten.." !!

Man kann und darf es nicht allen recht machen.
Du befindest Dich also mit Deiner Art - das Wort passt
hier im doppelten Sinn - zu schreiben, in Gesellschaft
großer Menschen.

Laß Dich nicht beirren, schreibe weiter und ziehe wenn
möglich aus den hinterindischen Zuständen neuen Kraft.

mfg kmr
Titel: Re: Jauchegruben in Hinterindien
Beitrag von: hmh. am 07. Oktober 2011, 05:51:54
Guten Morgen, lieber Rolf !

Ich las meine Biografie im Internet...

Die scheint ja von ebensolcher Qualität zu sein wie mädaboutbiasings grandiose HMH-Biographie. :o
Herzlichen Glückwunsch! So weit bringt es nicht jeder! ;}

Ich halte es schon seit Jahren mit Roy und den meisten Kollegen hier und studiere (abgesehen von einer Altlast, die ich aber jetzt auch bald loswerde), keine Jauchegruben.
Schon gar nicht solche, in denen sich diejenigen armen Seelen gegenseitig Mut und Zuversicht spenden, die wir hier glücklich auf die Golanhöhen oder in die ewige Umlaufbahn losgeworden sind.  ]-[

Das nächste, was diese hervorragenden Denker und Durchblicker Dir oder mir, dem TIP oder dem deutschen Verleger garantiert auch noch vorrechnen werden, wird sein, daß wir mit den hinterindischen Geschichten richtig viel Geld scheffeln...  [-]  :]C--
Das ist gut fürs Image und steigert den Marktwert, mein Lieber.  }}  
Hoffentlich schreiben sie immer die Namen richtig, damit man die Ergüsse wenigstens findet.  }{  8)

Alle guten Wünsche für einen angenehmen Tag an Dick und Dich, auch von der holden Gattin.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 07. Oktober 2011, 06:52:13
Zu "Wer ist LOW in Hinterindien" fällt mir vieles ein, aber ich schreibe nur:


„Sollten Ihnen meine Aussagen zu klargewesen sein, dann müssen Sie mich missverstanden haben.“ (Alan Greenspan)

„In einer Fünftelsekunde kannst du eine Botschaft rund um die Welt senden. Aber es kann Jahre dauern, bis sie von der Außenseite eines Menschenschädels nach innen dringt.“ (Charles F. Kettering)

„Narrenhände beschmieren Netz und Wände“ (Achim Kern)


Bezüglich solcher Schmierereien im WWW wünsche ich Dir Gelassenheit.   
Viele Grüsse   Achim   [-]
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: dart am 07. Oktober 2011, 15:29:05
Ich mach das mal auf meine eher rustikale Art. :-)

"Was kümmert es die Eiche, wenn eine S.. sich an Ihr reibt?"
Titel: Wenig Zuspruch für den Verfasser der Biografie
Beitrag von: Low am 09. Oktober 2011, 00:06:01
Wenig Zuspruch für den Verfasser der Biografie

Danke für die Antworten. Ich verstehe die einstimmige Verurteilung schlecht.
In den Geschichten gebe ich öfters Einblicke in Lebensabschnitte mir bekannter Personen. Es sind im Prinzip
Kurzbiografien, bloß wenige Stunden oder Tage umfassend. Für die Beschreibungen gibt es für mich einige Regeln.
Wenn ich schreibe, kenne ich die meisten Individuen und deren Aktivitäten am Rande. Entgleisungen aller Art,
Betrüger, Schurken, Gesindel und Gauner sind wertvolle Stofflieferanten. Namen nenne ich selten. Ein gewisser
Schutz unbeteiligter Familienmitglieder und der Darsteller selbst ist meist gewährleistet.

Für die buhlerisch Lust verkaufende Nonne fand ich keine liebreizenden Worte. Es mag hormongesteuerte
Zeitgenossen geben, die nur positives über ihre praktizierte Nächstenliebe berichten. Für meinen bescheidenen
geistigen, hier auf Theravada fixierten Horizont, sind ihre zwei Tätigkeiten in Kombination unverständlich.
Als geschätzte ältere, selbständig erwerbende Nachbarin wäre sie belanglos, weil im hiesigen Gunstgewerbe,
als auch in diesbezüglicher Lektüre weltweit, ein Überangebot besteht.
Über den Anrainer Kleptomanewitsch berichtete ich kaum je schmeichelhaft.
Deshalb müßte ich eigentlich meine fast lobenswerte erste Biografie mit einem Lächeln quittieren, oder bei
Nichtgefallen großzügig übersehen. Das hätte ich gemacht, sofern der Autor nicht grundlos meine Tochter,
die letzte Person meines uneingeschränkten Vertrauens, bewußt bösartig beschimpft hätte.
Sollte der Herr von seinem Text restlos überzeugt sein, ist er mir dankbar, daß ich ihm eine weitere Plattform
bot, um seine Auffassungen zu verbreiten.
Der Blick in einen halbblinden Spiegel, sogar mit Sprung, wirkte recht heilsam.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 09. Oktober 2011, 01:11:51
Lieber Low,

ich schließe mich darts betrachtungsweise an.

Denk immer dran: Ehe man nicht verleumdet wird, ist man nicht prominent!
Allmählich beginne ich zu befürchten, dass Du uns Normalos bald nicht mehr empfängst :'(

Wolfram

PS: Herzlichen Gruß an Queen Dick :-)
Titel: Blitzreaktionen bei Hochwasser in Hinterindien
Beitrag von: Low am 12. Oktober 2011, 00:09:53
Blitzreaktionen bei Hochwasser                                                                                                          27. Sep. 2011

Am späteren Nachmittag kündigte der Obmann über Lautsprecher mögliche Wasserschäden im Dorf an:
„Es regnet immer noch stark. Am Mae Kuang Damm läuft Wasser über. Am Mae Ngat Dam in Mae Taeng muß viel,
sehr viel Wasser abgelassen werden. Der Mae Ping führt Hochwasser. Chiang Mai ist teilweise überflutet. Nach
meinen neuesten Informationen könnten die Dorfstrassen in einigen Stunden überschwemmt werden.“ (1)

Die Leute haben Erfahrung. Der wichtigste und teuerste Gegenstand wird zuerst gerettet. Motorfahrzeuge wie
Autos und Mopeds wurden sogleich auf höheren Grund am Hauptsträßchen gefahren. Um Fernsehapparate,
Matratzen, Kleinkinder, alte Muhmen und andere Hennen würde man sich später kümmern.
Oben am Sträßchen angelangt, die längsten Distanzen betrugen immerhin ungefähr zweihundert Meter, mußte
man den grausamen Schock mit einem Getränk aus dem Tante Emma Laden der Frau des Polizisten, Verzeihung -
eines hochdekorierten Polizeioffiziers,  einem Schönheitssalon, oder der kleinen Kneipe lindern.
(In DACH dagegen werden Menschen im Unglücksfall sofort psychologisch betreut.)
Man trank Alkoheilfrohes und Chang, erzählte sich die neuesten Heldentaten, verglich den letzten Klatsch und
schaute schadenfreudig, wie Spätankömmlinge mühsam einen guten Platz für ihre meist unbezahlten, bereits
mit dekorativen Blechschäden versehenen Fahrzeuge suchten.
Da nagelte, begleitet von einem dunklen, vollaromatischen Rauchfähnchen, ein Kleinlaster mit einigen fidelen
jungen Männern heran. Wie Zirkusartisten sprangen sie gekonnt auf die Strasse. Es war eine reine Freude,
sie zu beobachten. Sie verteilten sich generalstabsmäßig, luden rasch ein halbes Dutzend neuere Mopeds auf
die Ladefläche und brausten nach wenigen Sekunden wieder davon. Erst jetzt realisierte die emsig palavernde,
trinkende Schicksalsgemeinschaft langsam:
„Hey, die haben ja unsere Mopeds geklaut!“
Merkte sich jemand Nummernschild oder Fahrzeugmarke und Farbe? Fehlanzeige.

Dank des neuen Entlastungsgrabens, das Wasser floß unbehindert ab, kam abgesehen von einigen Würmern
und Ameisen, niemand zu schaden. (2)

Die Sensation für mich war: (3) “Thaksin im Regen“ verschwand unsichtbar ganz still und leise. Während achtzehn
Monaten und mehreren Fluten und Güssen besetzte er seit Anfangs April 2010 den Platz an einer Mauer gegenüber
des Hauses des Polizisten.

(1)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=11809.msg1020493#msg1020493
(2)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg1019062#msg1019062
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg1019327#msg1019327
(3)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg112260#msg112260
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: namtok am 12. Oktober 2011, 00:45:42
Zitat
“Thaksin im Regen“ verschwand unsichtbar ganz still und leise.


.... offenbar investiert er derzeit lieber in eine Bootsflotte, siehe Beschriftung der Nussschalen fürs Volk:


(https://fbcdn-sphotos-a.akamaihd.net/hphotos-ak-snc7/315766_2383276496376_1084627571_2749425_438842676_n.jpg)
Titel: Überschwemmungen, Schäden und Aktionen aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 14. Oktober 2011, 17:31:16
Diese Geschichte ist sehr kompakt und komprimiert. (Lesbarkeit 16 von 100.) Daraus hätte ein gut verständliches,
fünfhundertseitiges Werk entstehen können. Allein die verschiedenen liebestollen Vergnügungen mit versteckt
masturbierendem Beobachter, sowie einige ausgewählte Freßorgien hätten leicht die Hälfte des Wälzers gefüllt.
Lassen sie deshalb die Sätze und ihre Aussagen wie Brotteig in ihren Gedanken aufgehen.
Warum spazierte Kleptomanewitsch unvorsichtig in moderig übelriechendem Scheibenkleister? Er richtete sein
lüsternes Auge spärlich auf den Boden. Er spähte nicht nach Vögeln. Gewisse Triebe und Neigungen quälten ihn.
Er bespitzelte seine bezahlenden Gäste nicht nur anläßlich der kargen Mahlzeiten.

Überschwemmungen, Schäden und Aktionen                                        Verfaßt: 10. bis 14. Okt. 2011

Die Abwasserleitungen des Badezimmers sind im Garten beschädigt. Nach wenigen Metern fließt das Schmutz-
wasser nicht mehr. Als neugieriger Mensch ließ ich beim Bau der Kanalisation mehrere Überwachungsschächte
einsetzen. Der habgierige Kleptomanewitsch besetzte den öffentlichen Grund mit unserer Kanalisation wider-
rechtlich. Er beherbergte dort gegen teures Geld illegale Einwanderer in fensterlosen, dürftigen Hütten mit
leckenden Wellblechdächern. Beim kleinsten Regenguß stopften halbnackte Männer auf den rostigen vernagelten
Blechen, oft nachts im Schein von Taschenlampen, mit gebrauchten Einkaufstüten Löcher.
Kleptomanewitsch trat verschiedentlich bei seinen Inspektionsrundgängen fluchend in verschwenderisch
deponierte Exkremente. Darauf installierte er für seine Mieter auf einem der Schächte einen Donnerbalken
als Plumpsklo! Die Flüchtlingsfrauen benutzten das Abwasser einige Meter vorher zum Waschen. An Wasch-
tagen pumpten wir für die Ärmsten Wasser aus den Teichen in die Drainage.

Unsere Grundwasserpumpe ist von der schadhaften Stelle gut dreißig Meter entfernt. Die des Polizisten vielleicht
zehn Meter.
Dick sitzt, durch eine überflutete Brücke blockiert, seit Tagen irgendwo in der Region Nakhon Thai fest.
Es bleibt nichts anderes übrig, als sie demnächst zum Wahrsager zu delegieren, um die klugen Ratschläge der
Erdgöttin einzuholen. Gemäss üblicher LanNa Denkweise wird der streng numismatisch orientierte Magier dem
Polizeioffizier empfehlen, seine Wasserpumpe zu versetzen. Nein, nicht zu verkaufen, sondern anderweitig auf-
zustellen. Das ist unmöglich. Sein Grundstück ist zu klein.

Möglicherweise würde ein geweihtes Amulett die Pumpe an Ort und Stelle vor Unreinheiten schützen!
Nur geweihte Amulette können ihre volle spirituelle Kraft entfalten.
Tempel dürfen keine Amulette verkaufen. Daher werden sie gegen eine Gebühr für unbeschränkte Dauer aus-
geliehen. Das sind unbekannte Feinheiten der Interpretation der Theravada Lehre.
Stammen alle die zahllos angebotenen Alumette auf Märkten und Geschäften aus Tempeln? Für geizige Thais,
oberschlaue Touristen und den weltweiten Export gibt es Alumettfabriken. Analog zu westlichen Markenartikeln,
stellen sie makellose Fälschungen als Massenprodukte zu Tiefpreisen her.

Meine Empfehlung: “Besorgt zwei wundertätige Amulette!“
Erstens gibt es Mengenrabatt. Zweitens lebt zeitweise zwanzig Meter von unserer Pumpe entfernt ein Nachbar.
Er pflegt den Beischlaf mit wechselnden, immer knackigen Mia Noi. Die reizenden Flatterwesen gönne ich ihm gerne.
Oft lassen sie sich auf seine Kosten im Schönheitssalon veredeln. Er sammelt nicht nur grellbunte Bettkäfer,
sondern futtert eindrücklich ausgiebig, kackt ebenso viel und ließ seinen Fäkalientank noch nie entleeren.
 
An unserem Pumpenhäuschen aus massivem Teak im klassischen LanNa Stil, prangt bereits die gefälschte
Sandsteinskulptur einer indischen Göttin. Wer Indien intensiv bereiste, ohne täglich in Luxusherbergen zu
nächtigen, weiß, hinduistische Götter sind weise, gütig und deshalb grenzenlos tolerant. Ein zusätzliches echtes
buddhistisches Amulett könnte, weiß Gott, nicht schaden.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: † Jhonnie am 15. Oktober 2011, 03:32:23
@Low

wieder "Goettlich" geschrieben.

ich wuerde nur bei der " Sandsteinskulptur einer indischen Göttin" nicht gerade auf Kali zurueckgreifen (wenn es denn so ist?).
Ich bin Krishna zugeordnet und meine Frau Shiva .

Nur durchhalten bis nach dem Wasser wieder etwas Normalitaet einkehrt bei dir.

Joachim
Titel: Dichter beschimpfen Dichter
Beitrag von: Low am 17. Oktober 2011, 12:51:23
Für Freunde der Literatur,
von Dichtern und Denkern,
fand ich ein Juwel, das ich mir bereits mehrmals anhörte:
«Dichter beschimpfen Dichter»
http://www.drs1.ch/www/de/drs1/sendungen/hoerspiel-drs-1/2667.sh10192457.html
Collage mit Texten von Max Goldt, Pedro Lenz, O-Tönen von Marcel Reich-Ranicki und Beschimpfungen aus
der Weltliteratur - arrangiert von Fritz Zaugg.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Bruno99 am 17. Oktober 2011, 14:10:26
koestlich, das Hoerspiel  ;}

danke Low    {*
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 17. Oktober 2011, 23:51:22
«Dichter beschimpfen Dichter»

Ursendung: Mittwoch, 12.10.2011, 20.00 Uhr, DRS 2
Aus urheberrechtlichen Gründen können wir Ihnen dieses Hörspiel nur während 7 Tagen zum Nachhören anbieten.
http://www.drs1.ch/www/de/drs1/sendungen/hoerspiel-drs-1/2667.sh10192457.html
Titel: Hinterindien mit und ohne ... Götterdämmerung
Beitrag von: Low am 18. Oktober 2011, 23:07:17
Mit und ohne ... Götterdämmerung

540 Leser beachteten den Ratschlag in `Überschwemmungen, Schäden und Aktionen, # 1645`: “Lassen sie
die Sätze und ihre Aussagen wie Brotteig in ihren Gedanken aufgehen,“ nicht. Entweder fehlte es an Muße, Zeit,
Hefe, Sauerteig, Spinnweben, Bier oder Imagination. In Spinnweben lassen sich zumindest in Europa meist
Hefebakterien nachweisen.
Bei manchen Worten gibt es kleine Unterschiede, vergleichbar wie bei Frau und Mann. Krasse, dem unbewaffneten
Auge verborgene Fälle, löst bei Lebewesen zeitgemäß die Gentechnik. In der guten alten Zeit genügten gängige
Fortpflanzungsorgane.

Zum besseren Verständnis meines fiesen Wortspiels in Abschnitt 4, das niederträchtige Gedankengut sieht wie
ein flüchtiger Tippfehler aus, schrieb ich ein Beispiel:
Der knauserige Direktor der Allumettfabrik bezahlte die Alimente nicht. Deswegen konnte die geschiedene Frau
weder Omeletten für die Kinder noch Amulette kaufen.

Allumette fr. = Streichholz
Alimente sind Unterhaltsbeiträge, die an uneheliche oder aus geschiedenen bzw. getrennten Ehen
stammende Kinder gezahlt werden sollten.
Omelette fr., ch. = Pfannkuchen
Amulett  = Kraftspender. Gegenstände, welchen magische Kräfte zugeschrieben werden. Sie bringen
Glück (energetische, sakramentale Wirkung) und schützen vor Schaden (apotropäische Wirkung).
Die Armee verfügt diesbezüglich über eindrückliche Erfahrungen. Ähnlich AC-Schutzanzügen entsprechen bei
Einsätzen im tiefen Süden die apotropäischen Schutzmittel der Truppen. Soldaten müßen Alumette tragen.
Offiziere auch?
Amulette als reine Glücksbringer sind als Talisman bekannt.
Amulettartige positive Wirkungen entfalten im Volksglauben besonders Buntmetalle, wie Kupfer und Messing.
Sie ähneln wesentlich teureren Edelmetallen. Mein persönlicher Volksglaube beruht vorwiegend auf Gold in
großen Mengen. Es müssen weder Amulette noch Talismane sein. Ein zehn Kilogramm Barren wirkt auf mich
verteufelt positiv und vertreibt schnellstens schlechte Laune inklusive Ebbe im Geldbeutel.

Den nicht erfolgten Einsprachen schenke ich keine größere Beachtung. Es ist ja möglich, daß sich freundliche
Leser dachten: Wegen des kleinen Flüchtigkeitsfehlers, belange ich diesen heimwehkranken Alten in seinem
Elend und Schmerzmitteldelirium nicht. (1)
Es könnte ein gewisser Furchtfaktor vor gestrengen, gestreßten Moderatoren bestehen, welche einen mit Mühe
verfaßten Beitrag inklusive Verfasser erbarmungslos eliminieren. Solche Befürchtungen hegte und hege ich öfters
– nicht für meine Beiträge, aber für forsche Antworten. Die Möglichkeit einer Rücksprache mit mir vor einer Exekution
wurde nie genutzt.
Sobre los gustos no hay disputo.
 
Bei den indischen Göttinnen stehe ich auf Madame de Sturzenegger, bitte um Verzeihung, ich meinte Saraswathi.
Sie verkörpert Gelehrsamkeit, die Künste, Musik, Wissenschaft und Technik.
Lakschmi, die Göttin der Schönheit und des Glücks, Spenderin von Reichtum, von geistigem Wohlbefinden, von
Harmonie und von Fülle und Überfluß, ist ebenfalls eine Augenweide.

                                                                               * * *

Dank zahlreicher Amulette im Handschuhfach des Autos, großherzige Äbte schenkten mir geweihte Glücksbringer,
konnte Dick am 14. Oktober endlich reisen. Pioniere der Armee erstellten in zwei Tagen gefährlicher Arbeit eine
Notbrücke. Da wurde kein vorproduziertes Material gemäß RTA Norm (2) aus Zeughäusern heran gekarrt und in
wenigen Stunden mit auf Festigkeit geprüften Bolzen aus rostfreiem Stahl verschraubt. Die Soldaten schwärmten
in die Hügel aus und fällten Bäume nach Augenmaß. Die Wurzeln der fehlenden Stämme binden in der nächsten
Regenzeit das Erdreich nicht mehr!
Dicks Toyota war Fahrzeug Nummer zwei, um die Brücke zu befahren. Beim vierzehnten Wagen krachte die planlos
errichtete Holzkonstruktion zusammen. Ob eine eventuell vorhandene Beifahrerin ein Kopftuch trug, ob der Fahrer
einen schwarzen Hut und Schläfenlocken zeigte, oder ob am Automobil das stilisierte Zeichen eines Fisches
angebracht war, ließ sich meinerseits nicht ermitteln.
Ein einziger unfreundlicher Gruß aus einem Kanonenrohr in ein Nachbarland, dürfte vor wenigen Monaten mehr
gekostet haben, als die ganze Übung mit dem Brückenbau. Warum benutzten diese Fachkräfte keinen Panzer
zur Prüfung der Festigkeit?
Global gelebter Geiz ist gottlos geil!

(1)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg1021759#msg1021759
(2)
http://en.wikipedia.org/wiki/Royal_Thai_Army

Titel: Heiße Amulette aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 21. Oktober 2011, 13:04:06
Heiße Amulette aus Hinterindien

Weil ich eine einträglichere Beschäftigung suche, beweise ich meine Fähigkeiten und kupferte wie ein
Ex-Verteidigungsminister Texte aus dem Internet ab. Zur Unterscheidung sind eigene Texte kursiv dargestellt.
Aus Gewissensgründen veränderte ich die ursprünglichen Sprachschöpfungen nicht.
Es gibt Formen von Amuletten, die trägt man nicht am Hals.
Frauen führen sie in Täschchen und anderen geschmackvollen Behältnissen mit sich. Männer benutzen eine
Schnur oder ein Kettchen unterhalb der Gürtellinie, an dem ein oder besser mehrere Palat Khik ihre zweck-
dienlichen Wirkungen entfalten. Einige erhöhen die Standfestigkeit. Andere schützen vor Übel und Krankheit.
Für jedes Problem gibt es einen geeigneten Palat Khik. Sofern man einen echten, geweihten hochheiligen
Gegenstand erworben hat, kann man für alle Zukunft auf die teuren, berühmten blauen V-Pillen verzichten.

Am Bundesplatz in der Bundesstadt Bern, gab es bis Ende März 2011 ein alteingesessenes Geschäft namens
Samenvatter. Das war kein Erotikschuppen, sondern das Fachgeschäft für Gartenbedarf schlechthin, seinerzeit
mit der unvergeßlichen Werbung: Hundert Jahre Vatter und immer noch Samen!
Möglicherweise mußten die den Laden schließen, weil eine aus einem fremden Kulturkreis geflüchtete Raum-
pflegerin einen gewissen Gegenstand nicht genügend respektierte, sondern den ekelerregenden, heiligen
Samenspender als minderwertigen Kehricht entsorgte.


Wenn man ein Penis Amulett um den Körper trägt, am besten unterhalb der Gürtellinie oder um die Hüfte, aber
nicht um den Hals. Viele tragen auch mehrere Palad Kiks bei sich, jeder davon um auf eine bestimmte Art und
Weise zu wirken. Je nachdem welches Palad Kik man bei sich trägt gelten auch immer wieder verschiedene Regeln.
Aber eine Regel, die für viele Palad Kiks gilt ist, dass man ein Palad Kik in der rechten Hosentasche tragen sollte
wenn man einen Mann trifft, und in der linken wenn man eine Frau trifft.

Palad Kiks tragen immer Inschriften in der alten Pali-Sprache. Das ist die Sprache, die von Mönchen in Thailand für
Beschwörungen genutzt wird, weil die ältesten buddhistischen Schriften in dieser Sprache verfasst waren.
Die Schriftzeichen auf Palad Kiks sind jedoch im sogenannten Khmer Khom Alphabet geschrieben. Die Thais
glauben, dass die Magie der Khmer besonders stark und wirkungsvoll sei.

Ach ja?
Im Internet werden meist Amulette mit der bezeichnung „alt“ angeboten.
Dasselbe (fabrikneue) Set variiert im Preis zwischen 45 und hundert Euro plus Versand.
Ich fand eine Firma mit dem Angebot:

Shiva Lingam, Liebes-Charme-Penis, magischer Affe-Talisman, siamesischer Buddha-Amulett-Anhänger.
Fob-Preis:                                US $2.5 - 5.6 / Piece
Mindestbestellmenge:               20 Stück/Stücke
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$ 11.99 reduziert und nur $ 7.89 für Verpackung und Transport ins Haus geliefert. Sehr beliebt sind Auktionen
mit Startpreis bei $ 9.99. Für die Händler sind das echte Geldbringer. Sogenannte echte Antiquitäten mussten
in der Schweiz 100 Jahre alt sein und wurden dann beim Import nicht besteuert.

(Age: Post-1940! I sell only genuine antique Thai Amulets, Pendants.)

Andere Quellen:
Palat Khik Ruun (Serie) Naam Lap Nuea Loha Pasom Rom Dam des ehrwürdigen Luang Phu Kee Kithiyano
(Phra Khru Wisut Kitiyan) Abt des Wat Sri Lamyong, Tambon Thung Moon, Amphoe Prasaad, Changwat Surin,
Isan, Nordostthailand.
Luang Phu Kee erschuf das Amulett aus uralten heiligen Metallen im Jahr 1999 und weihte es 3 x 3 Monate lang. ...
Seine Amulette gelten als besonders Glücks bringend und schützend. Luang Phu Kee gehört zu den ganz großen
Meistern der alten Khameen (kambodschanische Magier) Schule und war mehrere Jahrzehnte lang ein Phra
Thudong (Waldmönch).

"Leute aus allen gesellschaftlichen Bereichen tragen ein Penis-Amulett als Glücksbringer. "
Das Palat Khik (Penis-Amulett) bringt Geschäftsleuten guten Umsatz. Aber auch andere Leute legen es häufig
in die Schublade, wo sie das Geld aufbewahren. Leute, die mehr Liebe als Geld suchen, glauben, daß es Leute
anzieht.
'Ich habe meinen Palat Khik von meinen Vorfahren geerbt. Es wurde von einem Mönch hergestellt und von ihm
gesegnet', sagt uns eine 42jährige Essens-Verkäuferin, die ihr Phallus-Symbol gut sichtbar für ihre Kunden in
Ihrer Verkaufs-Vitrine aufbewahrt. 'Mit der Wirtschaft geht es nicht so gut, trotzdem komme ich gut zurecht -
ich glaube, daß ich das der Kraft des Palat Khik zu verdanken habe.'
Ein führender Mönch sagt, dass der Palat Khik nichts mit Buddhismus zu tun hat, weil das Penis-Amulett nicht
in den Tripitakas (buddhistische Schriften) erwähnt  wird. Eine Ehrerbietung einem Palat Khik gegenüber sei
auch deswegen unbuddhistisch, weil ein Buddhist für seine Ehrerbietung keinerlei Gegenleistung erwartet.
Daher sei es Mönchen untersagt, Amulette zu tragen so wie gegen Geld Lottozahlen vorauszusagen.
Ein Polizei-Präfekt sagte uns, dass ein Palat Khik nicht als obszönes Objekt betrachtet wird und daher nicht
illegal ist.

In Zukunft ist also ein importierter, verbotener Dildo ein legaler Palat Khik.
Als einst ungebildeter Besitzer weniger geweihter, hochkarätiger Amulette lernte ich meine Schätze und deren
Variationen besser kennen. Nun verstehe ich unseren Schutzfaktor bei Verkehrsunfällen. Ich stopfte die segens-
reichen Objekt nichts ahnend ins Handschuhfach und vergass sie. Ich werde mich hüten, die Amulette aus dem
Fahrzeug zu entfernen.
Anstelle von Beinkleidern werde ich mir, rein für Forschungszwecke, bei Dicks Abwesenheit und zufälligem
Frauenbesuch, Palat Khik für etwaige heisse Schnallen um den Bauch binden.


http://www.ebay.de/itm/LUANG-PHU-KEE-PALAT-KHIK-THAI-AMULETT-9-MONATE-GEWEIHT-/320755785301



Titel: Flügel
Beitrag von: Low am 24. Oktober 2011, 12:02:05
Flügel

Hochwasser, Schlamm, Dreck und Mief, mir verschimmelte sogar der Geldbeutel inklusive Banknoten. Ich wusch
das Geld nicht, ich putzte es bloß. Ich bin ja kein krimineller Geldwäscher. Das Leder salbte ich mit einer gesunden
Portion Terpentin. Nicht nur die Hände, sogar die Lachsbrötchen und der Weißwein stanken danach.
All dies, ebenso die spirituelle Wesen beeinflussenden Amulette, sie beeinflussen gar nichts, höchstens uns selbst,
gelebter Selbstbetrug, will ich vergessen und auf den harten Boden einer traumhaften Realität zurück finden.
Die angenehme Tatsache ist eine überaus begabte japanische Pianistin. Ihr Name ist Hiromi Uehara.
Sie improvisiert über Themen von Gershwin, daß nach 90 Sekunden der Schimmel von den Wänden blättert:
I got rhythm.
http://www.youtube.com/watch?v=agyor0ksmqw
In: “Choux a la creme” spielt sie mit dem Flügel Bass.
http://www.youtube.com/watch?v=95UpHPvQAXE&feature=related
Wer Johann Pachelbel gegenüber Geoge Gershwin bevorzugt, bitte:
http://www.youtube.com/watch?v=FKGwIjqdm3A&feature=related
Pachelbel auf Original Instrumenten:
http://www.youtube.com/watch?v=JvNQLJ1_HQ0&feature=related
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 24. Oktober 2011, 14:58:32
Hallo Rolf


An Deinen Geschichten gefiel mir in letzter Zeit nur eines nicht:

Pachelbel auf Original Instrumenten:
http://www.youtube.com/watch?v=JvNQLJ1_HQ0&feature=related

Dazu Zitat You Tube:
Leider ist dieses Video in Deutschland nicht verfügbar, da es Musik enthalten könnte, für die die GEMA die erforderlichen Musikrechte nicht eingeräumt hat.
Das tut uns leid.



Titel: Canon in D
Beitrag von: Low am 24. Oktober 2011, 16:45:06
Hallo Achim,

Danke für die Meldung und die beißende Kritik. Verehrt ihr im Grossraum München diese gefälligen Amulette,
vorwiegend in Form von Bierhumpen immer noch?

Vielleicht findet ein Leser eine gediegene Aufnahme von Pachelbels Canon in D und stellt sie hier aus.

Leider mußte ich viele Schallplatten und CD zurücklassen, als ich mein Haus aufgab.
Das Internet entschädigt mich reichlich für meine Verluste. Hiromi fehlte damals in meiner Sammlung.
Für den nicht verfügbaren Pachelbel fand ich auf Anhieb:
http://www.youtube.com/watch?v=8Af372EQLck
Nur Musik:
http://beemp3.com/download.php?file=5209420&song=Canon+in+D+and+Gigue+for+violin+%26+piano

Möglicherweise benutzte Händel dieses Thema in einem seiner Orgelkonzerte.
Mein bescheidenes Anliegen war, für die Hörer Hiromis Improvisation mit Pachelbels Gedankengut zu vergleichen.
Kam wenigstens die Pianistin unversehrt an?
Es lebe die Zensur, auch wenn sie GEMA heisst.
Ich ahnte nicht, daß Pachelbel (* August 1653 Nürnberg; † 3. März 1706) immer noch Tantiemen kriegt.


Titel: Re: Canon in D
Beitrag von: Kern am 24. Oktober 2011, 18:22:49
Verehrt ihr im Grossraum München diese gefälligen Amulette,
vorwiegend in Form von Bierhumpen immer noch?


Freilich  ;}  .Traditionell werden sogar alljährlich an diversen Orten in Bayern für Wochen sakrale Zelte errichtet, um der massenweisen Verehrung dieser Humpen-Amulette einen würdigen Rahmen zu geben.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: dart am 24. Oktober 2011, 18:35:33
Achim + Low, die Fortsetzung findet jährlich, Anfang Februar, im Rheinland statt. Historiker würden vermutlich Spuren eines tief verankerten Geisterglauben finden.  ;]
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: † Jhonnie am 25. Oktober 2011, 02:13:49
@ dart

der war gut.

@Achim / Low
Genma und GEZ sind die Melkstationen der normalen Leute. aber was ist heute schon normal.
Da lob ich mir die Farang Abzocke, dagegen kann man sich eventuell zuhelfen wissen.

Joachim
Titel: Hinterindische Sumpfblüte, Limnanthes douglasii
Beitrag von: Low am 27. Oktober 2011, 00:07:38
Sumpfblüte                                                                                      26. Okt. 2011

Zehn Monate Regenzeit hinterließen Spuren. Unsere hölzerne, siebenjährige Haustüre quoll derart auf, daß sie
nicht mehr in den Rahmen paßte.
Ich ließ einst an einem andern Haus eine Türe hobeln. Als sie, die Türe, dann endlich trocknete und schrumpfte,
fehlte ein guter Zentimeter. Das Schloß mußte neu justiert werden. Kleinere Lebewesen fanden einen
angepaßten Durchschlupf.
Diesmal warteten wir während Wochen Wein trinkend. Deswegen paßte mein Unterleib schlecht in die Hose.
Feuchtigkeitsbedingt dehnte sich offenbar die erschlaffte alte Haut. Hätte ich zwecks Straffung vorbeugend
Potenzmittel schlucken müssen? Seit wenigen Tagen schließt unsere Türe wieder.

Als einige Quartiere in der Stadt Chiang Mai überflutet wurden, schloß die Schule in HangDong sofort, wegen
angeblicher Hochwassergefahr. Die Schulgebäude in HangDong standen bisher höchstens im Regen. Wenn es
hoch herging, litten sie unter unkontrollierten Blasenentleerungen oder spontanen Weitpinkelwettbewerben.
Ungeplante Freitage gab es für die Kinder, weil die Herren Pädagogen als dringende zusätzliche Einnahmequelle
Armeeangehörige unterrichteten. Ein passendes Thema: Geografische Strukturen und wissenschaftliche
Interpretationen von Golfplätzen und deren Bepflanzung in Zentralthailand!
Dann gab es Herbstferien.
Nach den Ferien wurde Mowgli am Dienstag endlich wieder zur Schule gekarrt.
Am Montag mußte dringend ein Staatsfeiertag, welcher unglücklicherweise einen Sonntag belegte, von den
durch die Ferien erschöpften und total ausgelaugten Lehrkräften nachgeholt werden.
Mowgli kam bereits nach wenigen Stunden mit der gedruckten Meldung zurück, daß der Schulbetrieb erst am
1. November wieder aufgenommen würde. Die Regierung verordnete für überschwemmte Gebiete und Bangkok
ein verlängertes Wochenende, mit Beginn am Donnerstag, eingeschlossen der folgende Montag.
War das der einzige Weg für armselige Politiker zur Bekämpfung der Fluten?

Als pflichtbewußte, gehorsame, treue Staatsdiener und diplomierte Ferientechniker gehorchten die Lehrer
augenblicklich und erklärten bereits den Mittwoch für schulfrei. Die Region ist weder überschwemmt, noch nennt
sie sich Bangkok. Seit Tagen ist das Gebiet um Chiang Mai trocken. So trocken, daß bei Großverteilern einige
Sorten Bier knapp wurden.  

Gestern mußten wir zwecks einer dringenden Banküberweisung Big C aufsuchen. Für einen Dienstag unglaubliche
Menschenmassen quetschten sich im Gebäude. Parkplätze suchte man im Schneckentempo mit einer Lupe.
Während ich die Bank belagerte, besuchte Dick für eine Kleinigkeit den Großmarkt. Da wurde praktisch alles
wahllos eingepackt.
Sie erzählte, daß Damenbinden, offenbar hochwasserbedingt, knapp und teuer seien! Sogar Inkontinenzartikel
waren ausverkauft. Da bedienten sich nach Aussagen eines Bereichsleiters Kliniken. Waschpulver gab es nur
noch in Kleinstpackungen für Schlipse, Kondome und Taschentücher.

Auf meine Unterlagen wartend, betrachtete ich die weibliche Kundschaft. Ohne teure Kamera und Linsen suchte
ich Motive.
Da kam sie, Limnanthes douglasii, schwarze, hochhackige Stöckelschuhe mit mörderischen Stilettabsätzen,
knappstes kurvenbetonendes, textilarmes Höschen mit einem fantastischen schlanken Gehwerk in endloser
Verlängerung. Ich sah ihre gefärbte, gut gezwirnte, gepflegte Mähne nur von hinten. Ein Traum. Sie ging zum
Schalter. Sie erledigte ihre Geschäfte, stand auf, drehte sich. Bei ihrem Abgang sah ich ihr Gesicht aus nächster
Nähe. Aus der Traum.
Die Spiegelei-, auch Rührei-Blume zieht Schwebfliegen an, die dann die Blattläuse tilgen.
Genau so - eine vulgärdarwinistische Sumpfblüte. Verdorben durch importierte neokapitalistische Einflüsse,
im besten Falle Inzucht.

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 28. Oktober 2011, 09:57:55
Lieber Low,

beim Lesen der letzten Geschichte habe ich mich einmal mehr darüber gefreut, wie schön Du Erlebtes in farbenfrohe Bilder umsetzen kannst.

"Bei ihrem Abgang sah ich ihr Gesicht aus nächster
Nähe. Aus der Traum."


Ein Freund  hat eine wohl ähnliche Situation einmal so kurz aber nicht weniger aussagekräftig zusammengefasst:

Hinten Lyzeum - vorne Museum

Ich freue mich schon auf Deine nächste Geschichte

Hochwasserfreie Grüße aus Phnom Penh

Wolfram
Titel: Aus der Traum
Beitrag von: Low am 28. Oktober 2011, 16:09:14
Danke Wolfram.
Die Wahrheit ist unerbittlich. Ich dachte sehr lange über dieses Gesicht nach und fand das treffende Wort für
die tragische Entstellung: Weißmachererosion.
Der Wunsch nach mehr!
Titel: Doppeltes Happy End in Hinterindien
Beitrag von: Low am 31. Oktober 2011, 17:04:09
Doppeltes Happy End                                                         Mitte bis Ende Oktober 2011

Ich verbrachte einige Tage alleine im großen Haus. Als ich eines frühen Morgens erwachte, erledigte ich fleißig
Hausarbeiten und goß die Orchideen. Vor acht Uhr halbierte ich eine enorme Papaya und genoß einen Teil als
vitaminisierenden Augenöffner. Danach telefonierte ich gestärkt der alten Masseuse. Ja, ja, sie habe nichts
besseres zu tun. Sie komme sofort.
Etwas nach neun Uhr wurde mir übel. Eine Stunde später erhitzte ich angeschlagen Wasser für einen Tee.
Als das Wasser kochte, klapperte das Motorrad der Alten auf dem Sträßchen. Wäre sie unmittelbar nach dem
Anruf verreist, wäre sie fünf Minuten später eingetroffen.
Während ich am heißen Tee nippte, bemerkte die Frau, daß mir übel war. Sie plapperte munter darauf los, daß
ich wohl zu viel Bier, Wein und Schnaps getrunken hätte.
„Nichts davon“, erwiderte ich. „Ich aß eine halbe Papaya. Nun ist mir schlecht“.
Ich legte mich hin. Sie begann schwafelnd mit der Massage und lästerte laut:
„Alle Männer sind alkoholisierte Säufer.“
Wie wahr! Nach einer Viertelstunde benötigte ich dringend einen Schluck Wasser. Der Tee stimulierte nicht.
Es war keine Kamille.

Sie ergötzte sich an meiner Übelkeit. Während ich mühsam Wasser schlürfte, spielte sie mir eine widerliche
Kotzszene vor. Dadurch angeregt flüchtete ich zum Speien ins Badezimmer. Dort spuckte ich wenig Speichel
und erholte mich von ihrem Schmierentheater. Auf dem Rückweg trank ich wieder Wasser und legte mich erneut
hin. Danach malträtierte sie mich derart, daß ich alle zwei Minuten ausrief: „Bitte, bitte, nur sanft!“
Sie quetschte meine Muskeln, um die schlechten Säfte daraus zu pressen. Gegen Mittag dachte ich:
„Nun ist sie hungrig und geht nach Hause.“ Ich sprach sie darauf an. Nein, sie sei nicht hungrig. Ich sei krank
und benötige ihre Pflege.
Einerseits war ich froh, daß sie blieb. Andererseits wäre ich sie gerne losgeworden. Sie hätte still neben mir
sitzen oder liegen können. Mir hätte es gereicht. Nein, sie könne nicht still sitzen, ihre Arbeit sei die Massage
und das tue mir gut. Meine Bitten um Sanftheit verhallten ungehört. Gegen zwei Uhr ging es mir gut genug,
daß ich sie bezahlen und wegschicken konnte.

Ich wußte nicht, daß sie sofort Dick anrief. Ihre Idee war, sie würde mich als Notfall-Pflegerin betreuen. Dick
sollte ihr genaue Instruktionen geben. Dick antwortete, wenn es notwendig sei, würde ich ins Krankenhaus
verreisen.
Die unzufriedene Alte erzählte überall alles über mich. Sie berichtete, meine weitverbreitete, fühlbare Murmel-
sammlung und die Banane hätten während der Krankheit nicht gelitten und sei, dank ihrer vorzüglichen
Behandlung, erneut kaeng.
Ich hatte genug und wollte dieses fürchterliche Weib nicht mehr sehen. Den Ausschlag gab Schwiegermutter,
die nach MRR nicht meine Schwiegermutter ist. (1) Sie wurde von der Masseuse peinlich genau aufgeklärt.
Dicks Mutter verzehrte kopfschüttelnd den Rest der Frucht - beschwerdefrei. Möglicherweise verschluckte ich
kurz vor dem Erwachen eine Kakerlake oder gar einen verirrten Skolopender. (2)
Zahlreiche Anrufe der wenig diskreten, muskelstimulierenden Schwätzerin beantwortete ich nicht mehr.

Eine Woche später beschaffte Dick eine andere Masseuse. Wir besprachen die zu erwartende Erfolgsquote,
welche erfahrungsgemäß bei ungefähr zehn Prozent liegen würde.
Eine jüngere Frau kam. Sie war überaus freundlich, zurückhaltend und sprach etwas Deutsch. Allerdings
verstand ich sie kaum. War es mein Unvermögen, oder war es ihre Aussprache? Schreiben ist für mich einfacher,
als ohne Übung zuhören.
Erstaunt bemerkte ich, daß sie die Massagepunkte gezielt suchte und erst dann abdrückte. Ihre Arbeit war
neuartig gediegen und betont langsam. Beeindruckt von ihrer Methode, sie arbeitete ähnlich wie die alte Frau,
jedoch peinlich genau und bedächtig, ließ ich sie gewähren und mich während sechs Stunden behandeln.
Am Ende fragte sie, wie ich mich fühle. „Mein Körper reagiert sehr langsam. In einigen Stunden kann ich mehr
sagen,“ antwortete ich.

Wir gingen zum Essen aus und ich erfuhr Episoden aus ihrem Leben. Sie war fast zehn Jahre mit einem Deutschen
verheiratet. Der bereits betagte Rentner ging dauernd fremd. Sie drehte fast durch. Ohne jegliche materielle oder
finanzielle Errungenschaften für sie, wurde das Paar geschieden. Oh ja, das gibt es.
Sie erlernte darauf Massage – nicht in Bangkok. Ihr erfolgreicher Lehrer heilte mehrere schwer bettlägerige
Patienten.
Danach traf sie hier auf einen Kunden. Der Mann büßte sein Gehvermögen ein. Ob Unfall oder Krankheit, weiß
ich nicht. Er lag zu Hause und weigerte sich, wegen üblen Erfahrungen, längere Zeit im Provinzhospital zu
verbringen.
Nach der ersten Behandlung der jungen Frau fragte er sie bescheiden, ob sie wieder komme würde. Er habe
etwas Geld. Viel bezahlen könne er nicht. Er schätze ihre Arbeitsweise. Alles in allem könnte er ihr für die
Massagen etwa zehntausend Baht vergüten.
„Für zehntausend Baht kannst du wieder laufen!“ garantierte die Masseuse.
„Wenn ich wieder gehen kann, heirate ich dich,“ sagte der Patient.
Die beiden sind verheiratet.
Ihr Mann ist mir als vertrauenswürdiger Lieferant von Aluminiumkonstruktionen bekannt.

Im Haus erkannte ich einige Wirkungen der Massage. In der rechten Fußsohle bemerkte ich leichte Hämatome.
Der rechte Handrücken schmerzte empfindlich. Die rechte Nackenseite quälte mich. Als erstes erholte sich die
Hand. Der Nacken war problematisch. Während mehreren Nächten stand ich auf und verbrachte Stunden am PC,
wenn mich Schmerzen peinigten.
Fünf Tage darauf traf Dick die alte Hexe im Dorf. Sie pries laut schnatternd ihren Wasserspinat an und erkundigte
sich, ob ich nach fast zwei Wochen keine Massage wünsche.
„Vielleicht morgen, aber ohne jegliches Geschwätz im Dorf,“ sagte Dick.
Ich erzählte der potenten Klatschbase und perfekten Kotzkomödiantin gar nichts. Zwei Stunden später war
mein Nacken schmerzfrei.


(1)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg1015570#msg1015570
(2)
http://www.gartenpflege-tipps.de/gartenarbeiten/skolopender

You are my destiny: (Paul Anka)
http://www.youtube.com/watch?v=0meTY7YjqWk
Deutsch: Peter Kraus
http://www.youtube.com/watch?v=zgYPQpIxuBg
Schmerzsong: o, o, o, oh,  Diana, Anka
http://www.youtube.com/watch?v=fuTbB-d12A0


Titel: Aha, da in Hinterindien
Beitrag von: Low am 04. November 2011, 15:20:55
Aha, da

Die gegenwärtige Masseuse war von Anfang an ein komisches Kapitel. (1) Daran wird sich nichts ändern. Weil
sie außerordentlich begabt ist, müssen wir ihre Schrullen und ihre grenzenlose Mitteilungsbedürftigkeit an Dritte
- mindestens teilweise akzeptieren. Wenn nicht, schaffe ich mir mit unbekannten, aktiven Kneterinnen taufrische,
schmerzhafte Probleme, wie die letzte Erfahrung zeigte.

Nach vielleicht zwei, spätestens drei Behandlungen, kannte die Alte nicht nur sämtliche exponierten empfindlichen
Stellen, sondern ebenso unausgesprochene Wünsche. Zur Sicherheit fragt sie aber alle drei Minuten:
„Schmerzt es?“ gefolgt von einem zwei bis drei Sekunden währenden, Sprachexperten strafenden „Kaaa“.
Wenn ich nicht an einer durch Papaya bedingten Übelkeit litt, war ich mit ihrer Hand-, Ellenbogen- und Knie-
fertigkeit glücklich und zufrieden. Dick schätzte meine leicht erhöhte Leistungsfähigkeit nicht nur bei der Haus-
und Gartenarbeit.

Verzweifelt war ich, als die Frau ihre rituellen Waschungen nach einiger Zeit wieder in der Küche, anstatt im
entfernten Badezimmer vollzog. Eine weitere Macke waren ihre Mopedreinigungen vor der Behandlung. Danach
war sie meist pudelfeucht. Feuchte Frauen stören mich nicht, wenn dadurch die Wasseranschlüsse im Garten
nicht beschädigt werden.
Die unbekannte Täterschaft ermittelte ich erst, als alle meine Leute für wenige Tage abwesend waren. Als ich
sie bei ihrer gedankenlosen, nassen Kraftmeierei erwischte, entwichen meiner Kehle keine christlichen Lob-
preisungen und Hosianna-Rufe. (2) Meine diesbezüglichen Äußerungen waren eher in Landwirtschaft und
vorwiegend Viehzucht angesiedelt.
Es scheint ein gespanntes Verhältnis im Umgang mit Schläuchen zu bestehen. Entweder sind die Qualitäten
wesentlich schlechter als in Europa, oder die Leute gehen rücksichtsloser damit um.

Die Sabaispenderin lebte sich gut bei uns ein. Ihr Mann ist Alkohol- und Drogenabhängig. Die Polizei kassiert
dort regelmäßig. Sofern kein Geld vorhanden ist, kassiert sie ihn. Oft flüchtet er freiwillig nach Lampang. Ihre
gegenseitigen Beziehungen ordne ich in die Kategorie Wackelkontakte ein. Sie arbeitet, er profitiert.

Sie hätte sich gerne verbessert und machte Dick folgenden Vorschlag:
„Du bist achtundzwanzig Jahre jung. Es ist nicht gut für dich, mit so einem alten Kerl zusammen zu leben.
Du sprichst gut Englisch. Du bist hübsch. Du findest doch ganz leicht einen jungen, gut aussehenden und sehr
reichen Farang. Ich schaue dann gerne zum betagten Knacker und massiere ihn täglich. Er braucht das.
Wir passen doch, grau in grau, viel besser zusammen!“
Meine Meinung zum Thema interessierte sie nie. Nicht zum ersten Mal wäre ich beinahe Opfer des globalen
Rentnerhandels, eines verdeckt operierenden hinterindischen Gammelfleischsyndikates geworden. Alle Gazetten
beschäftigen sich eingehend mit Kinderschändungen und Mädchenhandel. Von üblen Gefahren, welche mehr
oder weniger senilen alten Männern droht, wird nicht gewarnt.

Khun Nuad pflegte die Idee, Dicks jüngster Sohn, der wegen der benachbarten Hundezucht öfters im Schön-
heitssalon anzutreffen ist, er dürfte etwa achtundzwanzig Jahre alt sein, sei Dicks Liebhaber. Sie fragte mich
immer wieder vergeblich über diverse intime Beziehungen und Aktivitäten. Fünfundneunzig Prozent der Weiber
im Dorf vermuten hinter allem ausschweifende Sexualität.
Anfänglich lungerte sie stundenlang, bereits um acht Uhr, vor dem Salon herum. Sie sprach die Leute an, wann
denn Dick im Salon zu arbeiten beginne. Sie machte sich ernsthaft Gedanken darüber, wo die Coiffeuse eigentlich
verblieb und schlief. Ihre Anfragen beim vermuteten Liebhaber oder Mowgli in frühen Morgenstunden brachten
keine Klärung.
Sie war ruhelos, bis sie uns einst vor dem ersten Hahnenschrei rücksichtslos aus dem Bett klingelte, nachdem
sie uns schon die halbe Nacht lang nachspionierte.
Wir hörten damals zum Schlummertrunk über Internetradio die `Neue Deutsche Welle`, den höchst anspruchs-
vollen Song mit dem schwierig zu merkenden Text: „Da, da, da!“ Sie verriet sich, als sie während der Massage,
das im hiesigen Karaoke Geheul eher nicht interpretierte Lied anstimmte. Das war kein Zufall und ich sagte mir:
„Aha, da, da, da!” (3)

(1)
Schulmädchenreport 2
« Antworten #1518 am: 04. Juli 2011, 14:59:49 »
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg1008952#msg1008952
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Hosianna
(3)
http://www.youtube.com/watch?v=hSwJ2rjUSdc
http://www.youtube.com/watch?v=ZviYmTMpBXE

Masseuse, Masseurin. Während einst beide Formen bedeutungsgleich waren, dient angeblich heute nur noch
"Masseurin" als Berufsbezeichnung und Femininum von "Masseur". Mit der Form "Masseuse" wird eine
Prostituierte in einem Massagesalon bezeichnet. Aha! Da, da, da.  
http://www.korrekturen.de/beliebte_fehler/masseuse.shtml
Titel: Re: Aha, da in Hinterindien
Beitrag von: hmh. am 04. November 2011, 23:27:53
Nicht zum ersten Mal wäre ich beinahe Opfer des globalen Rentnerhandels, eines verdeckt operierenden hinterindischen Gammelfleischsyndikates geworden.

Alle Gazetten beschäftigen sich eingehend mit Kinderschändungen und Mädchenhandel. Von üblen Gefahren, welche mehr oder weniger senilen alten Männern droht, wird nicht gewarnt.
Wieder mal ganz großes Kino in drei Sätzen. C--  ;}
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khon_jaidee am 06. November 2011, 05:38:05
Ein Beitrag auf Wunsch des Verfassers gelöscht.
Titel: Problem Trinkwasser in Hinterindien
Beitrag von: Low am 11. November 2011, 21:12:20
Problem Trinkwasser                                                                  6. November 2011
                                                          
In einigen Regionen Thailands gibt es gegenwärtig mehr als genug Wasser. Man lebt darin, mehr
aufgeweicht als abgeschnitten. Paradoxerweise herrscht gleichzeitig Mangel an Trinkwasser.
Vor Jahren berichtete ich wenig schmeichelhaft über die Trinkwasserversorgung im Dorf. (1)
Nicht existierende Vorschriften und Prozeduren bei der Wassergewinnung, improvisierte Flaschen-
reinigung, verbunden mit zweifelhaften Abfüllmethoden sind ortsüblich. Deswegen liessen ver-
schiedenen Erkrankungen unmittelbar nach dem Genuß der Flüssigkeit an deren Beschaffenheit
ernste Zweifel aufkommen.
Reines Umkehrosmosewasser in schmutzigen Flaschen wird zum Dreckwasser. Diese Denkweise ist
zu abstrakt und wenig verständlich.
Nach einigen Erfahrungen und berechtigten Zweifeln, investierte ich zehntausend Baht in eine haus-
eigene, bescheidene Umkehrosmosefiltrierung. Damit umgingen wir sämtliche unkontrollierbaren
Einflüsse einer auf dem Chaosprinzip operierenden Institution.

Wenn wir in die Stadt fahren, begegnen wir unterwegs ungewollt dem dörflichen Trinkwasserwerk,
eigentlich einem fundamentalen Bedürfnis zur Gesundheitsvorsorge der Bevölkerung.
Seit der gefeierten Inbetriebnahme mit Volksfest, Kantoke- und Karaoke-Abend wandelte sich die
Anlage. Das verkaufte Wasser dürfte heute meist minderwertig sein. Das Produkt würde nach einer
behördlichen Prüfung ohne hilfreiche Schmiergelder sicherlich aus dem Verkehr gezogen. Vor einiger
Zeit stellte man das an sich perfekte Verfahren mit Umkehrosmose, wahrscheinlich aus Kostengründen
– Filter sind teuer, ein.
Die Wasseraufbereitung ist nach meiner Ansicht für Dusch- und Spülfunktionen im Badezimmer aus-
reichend. Solches Brauchwasser wird jedoch bereits in Leitungen geliefert. Die Reinigungsstufen für
Trinkwasser sind sehr armselig geworden.

A. Das gepumpte Wasser befreit auf einem bereits farbig oxydierten mehrstufigen Treppchen über
einem ersten Wasserbehälter die Luft von Dieselrückständen und anderen großen Dreckpartikeln.
Mir wurde vor langer Zeit erklärt, das Wasser werde dort mit reinigendem Sauerstoff angereichert.
Wieviel Prozent Sauerstoff enthält unsere Luft? Reagiert nur der Sauerstoff mit dem Wasser?
(Wir besaßen anfänglich ein solches Wasserspiel. Proben aus dem Tank zeigten unter dem Mikroskop
Dieselruß, Pollen, verkohlte Grasfasern und anderen undefinierbaren Dreck. In der Morgendämmerung
zwitscherte hie und da ein gefiederter Freund hoch über dem Treppchen. Gelegentlich plusterte sich
der Sänger auf und ließ etwas Kostbares fallen. Ein Deckel anstelle des Belüftungstreppchens ver-
besserte die Wasserqualität erheblich. Dennoch zeigten sich im stehenden Wasser Luftblasen.)

B. Die teuren synthetischen Wasserfilter in der Dorftrinkwasseraufbereitungsanlage wurden durch
einige stehende Zementrohre voller geriebener Holzkohle und Sand als Filter ersetzt. Eine UV Licht-
quellen zur Bekämpfung bakterieller Verschmutzungen entdeckte ich nicht.
Dagegen benutzen sämtliche Edelkatzen und rammelnden Kater die offenen Sandfilter gerne als
Kotablage. Wir sahen einige abgefüllte Flaschen mit Wasser herumstehen. Grünalgen gedeihen
jedenfalls prächtig darin. Die Nährstoffe, Dünger, dürften folglich vorhanden sein.

Einen Namen für die in Flaschen abgefüllte Brühe fand ich bereits: Katzinger LanNa Edelbräu.
Zum Wohl.

(1)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg35866#msg35866
Re: Geschichten aus Hinterindien: Trinkwasser
« Antworten #128 am: 31. Januar 2009, 14:01:25 »

Diese Geschichte finden sie im Büchlein auf Seite 107.
Die Geschichten aus Hinterindien wurden vom Verlag in Phuket, ausser in der Zeitung, kaum beworben.
 Auch im TIP Shop (Internet) wird das Buch noch nicht angeboten. Stand 6.11.2011.
Im Handel fand ich bisher kein einziges Exemplar. Möglicherweise sind meine alten Augen schuld. Aber
ich ziehe meine Schlüsse daraus. Einen Hinweis für Bestellungen erlaube ich mir trotzdem:

Geschichten aus Hinterindien, 250 B (THAILAND ONLY)
Zahlung in Thailand: Überweisung auf das Konto:
Tourist TIP Phuket
588 2 00748 2
Kasikorn Bank, Lotus Rawai Phuket

eMail: bestellung@tipzeitung.de

Bitte schicken Sie Geschichten aus Hinterindien an folgende Adresse:
Vorname:
Name:
Straße, Nr.:
PLZ:
Ort:
THAILAND
Tel.:
eMail:

Kopieren sie den Banküberweisungsbeleg in ihr Mail.

Mit bestem Dank für ihre freundliche Mithilfe zur geregelten Entsorgung von Altpapier.
Erschrecken Sie nicht: Das Bändchen wurde so klein gehalten, daß man es unter extrem engen
Bedingungen, wie zum Beispiel in der Bordtoilette einer DC3, Holzklasse, lesen könnte.

Freundliche Grüsse aus Johore Bahru,
nachmittags Wetter warm mit heftigem Regen und Sonnenschein,
Low
Titel: Re: Problem Trinkwasser in Hinterindien
Beitrag von: Ozone am 12. November 2011, 05:52:04
Einen Namen für die in Flaschen abgefüllte Brühe fand ich bereits: Katzinger LanNa Edelbräu.

Biovergorenes Wasser  }}  ;D

Zitat
the Land Department chief handed over 1 million litres of biofermented water

http://www.nationmultimedia.com/national/Seoul-sends-instant-noodles-drinking-water-30168648.html

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: rio0815 am 12. November 2011, 10:15:06
Holzkohle- und Sand-Filter sind ohne regelmässige Rückspülung ein idealer Brutkasten für Kleinstlebewesen aller Art.
Die siedeln sich regelrecht darauf an.

Ein zur Abwasserreinigung gern genutztes Prinzip, allerdings zur Trinkwasserreinigung kontraproduktiv: Dünnpfiff und Amöbenruhr lauern.

Die sind so  :]

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: franzi am 12. November 2011, 11:02:28
Wir verwenden eSpring, Kosten 27 000 Bath, Filterwechsel 4000 B, reicht für ca 5000 Liter einwandfreies Trinkwasser (da bin ich als Tiroler Quellwasserkonsument verwöhnt)

(https://lh6.googleusercontent.com/-odL1yetQO-w/Tr3sJS4frxI/AAAAAAAAAh8/NWgmbe3Ns_Y/s400/BILD0056.JPG)

fr
Titel: Spiel und Spass in Singapur
Beitrag von: Low am 14. November 2011, 23:22:52
Spiel und Spass in Singapur                                                               November 2011

Singapur ist sauber. Relativ sauber. Der letzte Kaugummi erwischte mich etwa 2009 ausgerechnet
in der Orchard Road. Die klebrige Sauerei kombiniert mit Hitze erforderte eine gute halbe Stunde
Reinigungsversuche. Meine eingebauten Warnsensoren wurden durch Alkoholkonsum und betörend
provozierende Vertreterinnen des schönen Geschlechts in den letzten erhältlichen freizügigen Mode-
gags ausgeschaltet.

Der Gummi verteilte sich in spinnwebenartigen feinen Fäden, vom Winde verweht, überall. Hose,
Schuhe, Socken, Hände, Arme waren von der fiesen Attacke eines grandiosen gummispuckenden
zivilisierten Waldmenschen, in Bahasa Malaysia: Orang Utan, (Orang = Mensch, Utan = Wald), betroffen.
Hätte ein beamteter Ordnungshüter den kurzen Blasakt beobachtet und registriert, wäre es für den
hinterhältigen Spucker eine teure Gummientsorgung geworden.
Spass im Land ist verboten und so sehr limitiert, dass das Land unter akutem Babymangel leidet.
Die Regierung erlaubte darauf gezwungenermassen den Handel mit Sexartikeln.
Im prüden Singapur ist Nacktheit in allen Formen ungesetzlich. Sollte ein mit einem Spezialglas von
Zeiss bewaffneter neugieriger Nachbar, es genügen fernöstliche Billigkopien, nackte Menschen in
einer dritten Wohnung beobachten und die Gesetzeshüter aufbieten, gewinnen Zeiss, respektive
dessen Raubkopien in Verbindung mit der Ordnungsmacht.
Kleider ausziehen entspricht in etwa der Präsentation und ungesetzlichem Entsorgen von Sondermüll,
oder dem spontanen oralen Ausblasen gummiähnlicher Substanzen. Als unfreiwilliger Exhibitionist
müsste ich das öffentliche Aergernis verstehen. Der Zeiss könnte bei meinem Anblick möglicherweise
erblinden. Ich verurteile dieses Vorgehen nicht, denn zwecks Erhaltung der moralischen Integrität und
Sauberkeit wurde der Verkauf des formvollendenden Playboy Blättchens im Städtchen ebenfalls verboten.

Gegenwärtig bewegt in Singapur “The full Monty“ die Gemüter. Bei spätnächtlichen Damenparties
in Luxushotels treten öfters männliche Stripper auf. So eine zwanzigminütige Schau kostet 300 S$.
Der total nackte “Full Monty“ dagegen wird von S$ 400 an aufwärts bewertet. Kalkuliere: Eine
ungenormte mini Banane verbucht bereits beim Anschauen S$ 100. Das sind nicht Aktien-, sondern
Eierkurse!
Die Polizei hat im Stadtstaat die Befugnis, bei der Befürchtung obszöner Aktivitäten sogar in Privat-
räume einzudringen. Die übermütigen Stripper geben dennoch nicht auf. Ich dagegen befürchtete
für meinen besonders wertvollen Monty das Schlimmste bereits beim Pinkeln und flüchtete.

Quellen:
New Straits Times, Nov. 14th 2011, Seite 24
http://forum.thailand-tip.com/index.php?PHPSESSID=0d5e22281b46df3ef117567e5c52f0a9&topic=1225.msg1021312#msg1021312
Chemie und Sex – ein einfältiger Bergler in Singha-pur
« Antworten #1632 am: 03. Oktober 2011, 20:32:31 »

Aus Batu Pahat
Low
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: rio0815 am 16. November 2011, 13:16:23
Singapur dürfte der spiessigste nichtmuslimische Staat dieser Erde sein.
No way  {[
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Say_What?? am 16. November 2011, 13:43:40
mit der grössten Dichte bildhübscher, gebildeter Frauen zumindest in ASEAN
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: jock am 17. November 2011, 08:18:59
@rio0815

Wenn ich an die Wiener U-Bahn denke,mir die liegengebliebenen Essensreste -und
Verpackungen,leere Getraenkedosen und Fahrgaeste mit duftenden Kebab in Erinnerung
rufe,wuenschte ich,ich waere in Singapore.

Ich erinnere mich auch daran,dass es sich eingebuergert hat,gerade dort wo man geht
und steht,Zigarettenkippen und sonstigen Mist auf der Strasse zu entsorgen,obwohl es
10 m weiter einen Mistkorb gibt.
In Singapore nicht denkbar.

Wie anders,als durch drakonische Strafandrohung waere es moeglich,dass sich die ver-
schiedenen Ethien in Singapore dazu aufraffen,einen so hohen Level an Sauberkeit und
Korrektheit einzuhalten.

Dass oeffentliche Obzoenitaeten verboten sind,soll keinen verwundern.Auch andere westliche
Laender haben die entsprechenden Paragraphen.Italien zum Beispiel stellt unter Strafe,wenn
jemand im Strandausfit eine Stadt besuchen moechte.
Wer ein erotisches Abendteuer in Singapore sucht,wird fuendig.Es ist halt nur nicht so unkompliziert
wie in Thailand.

Was die Spiessigkeit angeht,so lese man die Gesetze der Bundesstaaten der USA.

Kopfschuetteln und lachen garantiert !

Jock
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: rio0815 am 17. November 2011, 10:01:31
Auch unser Drwkempf ist ein grosser Singapur-Fan, seine Antwort hatte ich hier eigentlich erwartet, und Sauberkeit und Ordnung sind schon was Feines.
Da verweist man dann im Zweifelsfall auf bekloppte uralte Gesetze irgendwo in den USA, die niemand mehr anwendet, und alles ist irgendwie ok.

Dass Singapur eine spiessige Diktatur ist, mit Prügelstrafen und so, stört da nicht weiter, denn es ist ja so schön sauber.  :]

Ich ahne schon die nächsten Antworten, ich kann sie quasi jetzt schon im Geiste lesen, die mir erklären wollen, wie frei und demokratisch Singapur doch sei  :-X
Ein Vorbild für den Rest von ASEAN sozusagen...

Is scho recht  {--
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hmh. am 17. November 2011, 14:32:42
Singapur ist klasse!  :-* Eine der angenehmsten Städte der Welt!
Daß sich da kleine Gauner, Kifferopas und sonstige Dreckwuzerl nicht wohlfühlen, kann allen anderen nur recht sein!  }}
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Isan Yamaha am 17. November 2011, 14:59:11
@hmh,
da wollte doch jemand,die ersten 100 Bücher,von Low Geschichten aus Hinterindien,in einem besonderen Band binden,hat
der das gemacht. ??? ???
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: nompang am 17. November 2011, 17:09:13
Vermutlich wurden die Schnürsenkel noch nicht geliefert :]
Titel: Ohrwürmer aus Batu Pahat
Beitrag von: Low am 17. November 2011, 21:56:28
Danke für die zahlreichen Zuschriften. Ich vergesse Singapur und widme mich dem Thema:

Ohrwürmer aus Batu Pahat                                                                              14. Nov. 2011

ACHTUNG: Diese Reportage ist für Menschen mit Reizmägen denkbar schlecht geeignet.

Zum besseren Verständnis erkläre ich den einschlägigen Begriff Ohrwurm. Wie in manchen der
Geschichten sind die Interpretationen vieler Ausdrücke eindeutig zweideutig.
A.
Ohrwürmer, Forficula auricularia, sind weit verbreitet. Sie sind für Menschen ungefährlich. Während
Jahrhunderten wurden die Tierchen pulverisiert als Medizin gegen Ohrenkrankheiten und Taubheit
verabreicht. Dieser Missbrauch geriet mit Ausnahmen in Vergessenheit. Der lateinische Name auricula,
von auris „Ohr“, blieb erhalten.
Die Zangen der possierlichen Tiere werden bei der Jagd auf kleine Insekten, zur Flügelentfaltung und
zur Verteidigung benutzt.
Steintischmythen zufolge krabbeln Ohrwürmer schlafenden Menschen in die Ohren, durchtrennen mit
ihren scharfen Zangen Trommelfelle und legen ihre Eier ins durch Alkohol aufgeweichte Gehirn.
B.
Nicht nur Rock-, Folk-, Jazz-, und Popmusik, sondern Teile aus Opern, Operetten und klassischer
Musik konnten sich zu Ohrwürmern entwickeln. Der Musikwissenschaftler und Pädagoge Hermann
Rauhe sieht Motive aus nur drei Tönen, sie prägen sich durch ständige Wiederholungen ein, als
Grundlagen für die Entwicklung zum Ohrwurm.  Jahrzehnte überdauernde Evergreens, beinhalten
nach zwei- oder dreimaliger Wiederholung des Motivs eine Überraschung. Sie könnte beispielsweise
aus einem besonders erregenden Tonsprung bestehen, wie etwa der Sextsprung bei “Tea for Two“
(1) oder “Strangers in the Night“ (2). Die Ausstrahlungskraft der Interpreten, hübsche Interpretinnen
nicht vergessen, die benötigen ausser geliftetem Balkon öfters nicht einmal Talent, sind bei der
Entwicklung zu Evergreens bedeutungsvoll. Griffige und eingängige Text- und Musikpassagen innerhalb
eines Musikstückes steigern den Wiedererkennungswert enorm und ermöglichen die Reproduzierbarkeit
aus der Erinnerung.  Aha, Da, da, da. (3)
C.
Auf unseren Kurzexpeditionen ins LanNa Hinterland treffen wir überraschenderweise immer wieder
auf neue Erkenntnisse. Eine eigene Meinungsbildung darüber überlasst der Berichterstatter den
kritischen und den weniger kritischen Lesern.
In der kaum bekannten Metropole Batu Pahat lebt Herr Tan Guan Seng im Bezirk Taman Bandar.
Er ist 44 und lernte eine gewinnträchtige Ohrentherapie von seinem Vater Klang Toh. Der alte Herr
verstarb, siebzig Jahre alt, vor zwei Jahren.
Herr Tan, traditioneller Heilpraktiker, behauptet:
„Würmer können in den Ohren der meisten Menschen gefunden werden.“
Ich bin nicht Mediziner, stiess dennoch wiederholt auf Würmer in anderen Körperöffnungen der
Bewohner(innen) Hinterindiens. Vielleicht sind Därme noch ergiebiger als Ohren.
Tan empfiehlt seine Behandlung bei Zahnschmerzen, verstopfter Nase und Ohrenbeschwerden.
Er benutzt für seine Wurmkur eine Mischung aus sechs Kräutern, welche er während zwei Wochen
in Kokosöl einlegt.
Einen Suppenlöffel dieser Mixtur gibt er auf einen heissen Backstein. Ein grosser Metallkonus in der
Form einem alten Fonografenrohr ähnlich, leitet über einen Kunststoffadapter während fünf Minuten
Rauch und Dämpfe ins Ohr.
Dann fallen die Würmer mit einer Länge von etwa 5 Millimetern wie reife Aepfel. Der grösste Behand-
lungserfolg waren hundert Würmer aus beiden Ohren.
Herr Tan kann nicht erklären, wie die Tiere ins Ohr gelangen. Er weiss nur, dass seine Methode wirkt.

Quellen:
New Straits Times, Streets Johor, Your News, 14.Nov.2011, Seiten 4-5
Sim Bak Heng, Batu Pahat: Ear comes the worm buster
http://www.stupidedia.org/stupi/Ohrwurm
(1)
http://www.youtube.com/watch?v=Om3ZHyBz5u4
(2)
http://www.youtube.com/watch?v=DtXiormP9Cc3
(3)
http://www.youtube.com/watch?v=hSwJ2rjUSdc
Doppeltes Happy End in Hinterindien
« Antworten #1661 am: 31. Oktober 2011, 17:04:09 »

Vor Würmern abgehauen, warum warten die nicht - bis sie in einer gediegenen Holzverpackung
beliebig nagen können - aus Melaka
Low

Böse Zungen behaupteten vor Jahren, dass im schweizerischen Freiburg Särge Löcher haben,
damit die Würmer kotzen können.

Titel: Re: Ohrwürmer aus Batu Pahat
Beitrag von: Kern am 17. November 2011, 23:23:39
Kleiner Auszug aus einer Geschichte, die u.a. von einem weit über die Dorfgrenzen hinaus bekannten Ohrwurm-Illusionisten handelt:


Steintischmythen zufolge krabbeln Ohrwürmer schlafenden Menschen in die Ohren, durchtrennen mit
ihren scharfen Zangen Trommelfelle und legen ihre Eier ins durch Alkohol aufgeweichte Gehirn.



 :D       :]      {*
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 22. November 2011, 22:18:58
Lieber Low,

da kannst Du auch mal sehen, wie weitsichtig Dein Nachbar in Hang Dong agiert.
Sicher hat Khun Kleptomanowitsch seine Wurmproduktion längst auf ohrgängige
Tierchen feinjustiert und beliefert  möglicherweise die heilenden Praktiker nicht
nur in Hinterindien..  :)

mfg kmr
Titel: Alfonso, Diogo und Low in Melaka
Beitrag von: Low am 23. November 2011, 13:24:59
Alfonso, Diogo und Low in Melaka

Etwa 1970 besuchte ich auf dem Weg nach Singapur Melaka. Halbnackte, opiumabhängige Kulis entluden in
der grössten Hitze über schaukelnde Planken Waren von Schoonern. Diese Boote pendelten hin und her, denn
Schiffe mit Tiefgang konnten nicht in Ufernähe ankern.  
Damals gab es kein Hotelangebot wie heute. Ich stieg im Government Rest House ab. Das langgezogene ein-
stöckige Gebäude wurde 1912 von den Briten errichtet. Die offenen Sanitärinstallationen an der Rückseite waren
eine ungewohnte, besondere Augenweide. Klimaanlagen gab es nicht. Dafür hingen Moskitonetze über den
Betten. Riesige, langsam drehende Ventilatorenflügel verwirbelten die Luft an hohen Decken.

An späteren Nachmittagen trafen sich die leitenden Herren der Stadt zum Tee, diskutierten Politik, Geschäfte
und unterhielten sich mit raren Gästen. Dadurch hatte ich ausgesorgt und ein volles Tagesprogramm. Jeder bot
mir seine Transportmittel und seine Kenntnisse als Fremdenführer an. Zu Mahlzeiten und sämtlichen Anlässen,
Totenfeiern eingeschlossen, war ich ein willkommener Gast.

Das alte Rest House fand ich seit Jahren nicht mehr. An seiner Stelle steht ein grosser Klotz mit zweiundzwanzig
Stockwerken: Das Hotel Equatorial.
Das Management versucht, Traditionen am Leben zu erhalten. (1) Im Restaurant Seri Nyonya werden überlieferte
Rezepte der Peranakan Küche wie Ikan Tenggiri Masak Kuah Lada, Achar Nyonya, Otak-otak und Ayam Pongteh,
zubereitet.
In der näheren Umgebung liegt das Portuguese Settlement. Dort leben Nachkommen portugiesischer Seeleute.
Die Menschen erhalten ihre Traditionen wie Küche, Kleidung, die Sprache Cristang – einen portugiesischen Dialekt,
Religion, Tänze und Lieder, obwohl deren Ursprünge, zumindest für mein Verständnis, eher fragwürdiger Natur sind.

Es muss ein überwältigender Anblick gewesen sein, als vor 500 Jahren, am 24. August 1511 eine portugiesische
Flotte am Horizont auftauchte. Alfonso d’Albuquerque segelte mit seinen unübertroffenen Karavellen vom indischen
Goa her mit 18 Schiffen und 1200 Mann Besatzung. Es galt unter anderem, Gefangene einer früheren Expedition,
möglicherweise Gefährten des Kapitäns Diogo Lopes de Sequeira (1509), zu befreien.
Guillaume Thomas François Raynal schrieb 1783: Der Ort wurde angegriffen und nach vielen zweifelhaften hart-
näckigen und blutigen Gefechten erobert. Man fand darin unermesslich Schätze, grosse Warenlager…. (2)
Spanien und Portugal waren damals die tonangebenden Weltmächte. Das aggressiv- arrogante Verhalten selbst-
ernannter Machtblöcke änderte sich, mit Ausnahme der technischen Möglichkeiten, bis heute nicht.  
 
Die Freude der Potugiesen am neuen Besitz in Melaka währte nicht lange. Die Holländer übernahmen die Herr-
schaft 1641. Diese beiden frühen Besatzer hinterliessen eindrückliche, heute noch sichtbare Spuren.

(1)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?PHPSESSID=0d5e22281b46df3ef117567e5c52f0a9&topic=1225.msg37124#msg37124
Re: Geschichten aus Hinterindien: Das letzte Behältnis
« Antworten #142 am: 08. Februar 2009, 11:25:28 »

(2)
http://books.google.at/books?id=-Z5AAAAAcAAJ&pg=PA143&hl=de (http://books.google.at/books?id=-Z5AAAAAcAAJ&pg=PA143&hl=de)


EDIT: Link zu (2) korrigiert.
Titel: Neptun, Nemo und Nixe
Beitrag von: Low am 25. November 2011, 23:19:56
Neptun, Nemo und Nixe                                                               Erlebnis ca. 1974

Jock
Dass oeffentliche Obszoenitaeten verboten sind, soll keinen verwundern. Auch andere westliche Laender haben
die entsprechenden Paragraphen. Italien zum Beispiel stellt unter Strafe, wenn jemand im Strandausfit eine Stadt
besuchen moechte.

Nicht nur in der Öffentlichkeit werden Obszönität und Nacktheit verfolgt. Sie sind auch im privaten Rahmen nicht
gestattet. Wie im alten China gibt es für die Mehrheit keine geschützte Privatsphäre. Teilweise herrscht Blockwart-
mentalität unter Missbrauch technischer Hilfsmittel wie Mikrofon und Kamera. Der (Un)Rechtsstaat fördert solche
Spionage. Ist dies der einzige Weg, bei grosser Bevölkerungsdichte, Übersicht und Kontrolle zu bewahren?

Rio0815
Dass Singapur eine spiessige Diktatur ist, mit Prügelstrafen und so, stört da nicht weiter, denn es ist ja so
schön sauber.

Der ehemalige Polizeibeamte Mathan erzählte uns kürzlich, dass nach zweimaliger Anwendung des Rotangs,
Calamus Rotang, zumindest in Malaysia, der traditionell kunstgerecht Geprügelte meist impotent sei. (2)

hmh
Daß sich da kleine Gauner, Kifferopas und sonstige Dreckwuzerl nicht wohlfühlen, kann allen anderen nur
recht sein!


Diese Zitate weckten wüste Erinnerungen. Ich war damals noch kein stolzer Kifferopa, sondern fühlte mich im
aufgeräumten Singapur als junge, echte Dreckwurzel. Wir waren frisch verheiratet. Die Braut stammte aus
Singapur. Wir genossen ein Picknick am Strand  eines gemütlichen, fast romantischen Inselchens. Es war sonnig
und heiss. Meine luxuriöse Markenbadehose, sie war anno dazumal keine billige Imitation, wollte ich mitten im
kalten Winter tropisch warmes Seewasser spüren lassen. Glücklicherweise zierte sich die Nixe, zartes Wesen
mit Migräne, mich ins Wasser zu begleiten.
Ich schwamm nichts böses ahnend, tauchte, prustete, wälzte mich wie ein Wal, spuckte und fühlte mich
grossartig wie Neptun, Kapitän Nemo und Poseidon zusammen beim Guinness Stout, oder beim Singapur Sling. (1)
Zurück am Strand atmete ich Gestank. Es roch penetrant nach Öl. Nicht nach schlechtem Essen aus einer
ungereinigten, ranzigen Friteuse. Eher nach Hafen, verfaulenden Meerestieren und Schiffsmotoren.

Der Stinker war ich. Schwarze Ölklümpchen und Klumpen verzierten perlenartig Körper und Beine. Erste
Reinigungsversuche mit bescheidenen Mitteln wie Papiertüchlein, Chrysanthementee, Wasser oder Bier,
verschmierten den Dreck bloss. Mir dämmerte schlagartig, was eine Ölkatastrophe für Tiere, Natur und
Anwohner bedeuten kann.
Anziehen kam nicht in Frage. Das Öl hätte meine neue Kleidung ruiniert. Also wickelte man mich in das billigste
aller Wegwerfbadetücher und ich reiste vermummt, scheelen Blicken prüder Bürger ausgesetzt, per Boot und
Auto zum Hotel zurück.
Mit Petroleum und Reinbenzin entfernten wir das traurige Geschmiere und ich passte mich, nach unfreiwillig
zelebrierter Nacktheit, allmählich wieder dem Niveau des gesitteten Singapur an, denn es ist ja alles so schön
sauber.
Zumindest an der Oberfläche.
Die teure Badehose verlor ich unmittelbar. Die ungeteerte Frau zehn Jahre später.

(1)
Abschied vom Sling
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg164794#msg164794

Andere Klebrigkeiten aus Hinterindien
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg164310#msg164310

Feuchter Gruss aus Singapur
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg163590#msg163590
(2)
http://www.pia-andre.com/rattan.pdf
http://de.wikipedia.org/wiki/Rattanpalme

Vergleiche:
Spiel und Spass in Singapur
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg1026825#msg1026825
Titel: Re: Neptun, Nemo und Nixe
Beitrag von: Ozone am 26. November 2011, 06:47:38
Meine luxuriöse Markenbadehose, sie war anno dazumal keine billige Imitation,

(http://www.intersportwalensee.ch/uploads/pics/Lahco_klein.jpg) :-)
Titel: Badehose und Smoking aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 27. November 2011, 17:53:48
@Ozone:
Du sagst es, (Meine luxuriöse Markenbadehose, sie war anno dazumal keine billige Imitation...) mit fünf Buchstaben:
LAHCO, seit 1922. Die Firma gibt es noch.
Warst du der Kerl, der uns aus dem Gebüsch mit dem Fernglas, beobachtete?
Für den Preis einer Badehose kann ich mir hier einen Tuxedo, ebenfalls Smoking genannt, schreinern lassen.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: jock am 27. November 2011, 18:01:35
@Low

Das klingt interessant !

Ich zahle sogar den Preis fuer zwei Badehosen fuer einen Tuxedo.

Aber mit Kummerbund und die Hose ohne Guertelschlaufen,versteht sich.

Jock

Titel: Kein Verlaß in Hinterindien
Beitrag von: Low am 29. November 2011, 03:28:51
Kein Verlaß in Hinterindien

In Kuala Lumpur vernahmen wir, ein neunzig jähriger Onkel sei im Krankenhaus in Phitsanulok. Es gehe ihm
schlecht. Er habe Wasser in der Lunge und liege in der Intensivpflegestation.
Fünf Tage später waren wir zurück in Chiang Mai und hörten, die Verwandtschaft sei bereits auf dem Weg in
die Region Phitsanulok. Der betagte Onkel verstarb am 22. November im Krankenhaus.
Angehörige wuschen dort seinen Körper. In einem Leichentransporter wurde Onkels lebloser Körper in sein
Heimatdorf gekarrt. Der Sarg sollte erst im heimischen Tempel beschafft werden. Beim wenig zimperlichen
Ausladen erwachte der Onkel aus seinem Tiefschlaf und klagte über Durst. Wasser und Kaffe stärkten seine
Lebensgeister. Zahlreiche Verwandtschaft saß ungläubig diskutierend herum. Sie aßen und tranken wie bei
jeder anderen Volksbelustigung und warteten vergeblich auf ein rasches Ableben. Sie fühlten sich, wie bereits
an abgesagten Hochzeiten erlebt, durch den rücksichtslosen Überlebenswillen eines nutzlosen Alten, um eine
Feier geprellt.
Zwei Tage später brachten ihn die Angehörigen, so lieb- wie hirnlose Nachkommen, gegen sein Aufbegehren
und seinen Willen in dieselbe Klinik zurück, die verantwortungslos seinen Tod ohne seriöse Überprüfung
bescheinigte. Die Familie war angeblich mit der Pflege überfordert. Am 26. November um 19 Uhr stellten
Spitalangestellte erneut seinen Hinschied fest, nachdem der alte Mann zuvor die Sauerstoffzufuhr eigenhändig
entfernte.

Requiescat in pace.
Onkel, ruhe in Frieden, nachdem dir ein ruhiges Sterben nicht vergönnt war.
Den unfähigen Sensemann sollte man, wie in Hinterindien üblich, auf einen inaktiven Posten versetzen.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hmh. am 29. November 2011, 04:19:19
Deine Geschichte macht sprachlos, dazu fällt einem nur schwer noch etwas ein  >: Sie bestärkt mich in meiner durch vergleichbare Erlebnisse — zum Glück noch nicht unmittelbar und direkt erlebt — gefestigten Meinung, um keinen Preis in der Welt ausgerechnet in Thailand zum Pflegefall werden zu wollen... :(

Daß Opa noch die Kraft hatte, selbst den Stöpsel zu ziehen (falls er es wirklich selbst getan hat, was nicht nur in Deutschland wohl eigentlich erst mal untersucht werden müßte...  {-- ) , mutet noch fast tröstlich an.

Ich könnte aus dem Stegreif aus den letzten 30 Jahren ein Dutzend ähnlicher Geschichten der Gleichgültigkeit und der unglaublichen Dummheit erzählen, etwa die eines Familienvaters, der nach einem Schlaganfall einfach liegengelassen wurde und mitten im Kreise der liebenden Familie schlicht verdurstet ist.

Die absolut unglaublichste ist aber die Geschichte eines "Ehepaars" aus unserer weiteren, zum Glück nur flüchtigen Bekanntschaft in Bangkok (Stadtmitte, absolut keine schlechte Gegend), das jahrelang in "Common Law Marriage", also unregistriert wie die meisten hier, zusammenlebte, und sich auch nach vielen Jahren nur beim Vornamen kannte. Als trotz der offenbar unzureichenden Verhütung ein Kind unterwegs war, haute der Ehemann auf Nimmerwiedersehen ab und das heute 17jährige Produkt dieser sogenannten Ehe hat keinen eingetragenen Vater. Die Mutter konnte nach mehrjährigem Zusammenleben außer dem Chue Len, dem Spielnamen ihres Spielgefährten nur vage die Provinz angeben, aus der ihr "Mann" wohl stammte.

Und der Abschuß des ganzen: Auch der Arbeitgeber, bei dem der Mann über zehn Jahre lang gearbeitet hatte, kannte nur den Spitznahmen des Spitzbuben.

Man fragt sich, worüber reden solche Leute eigentlich bzw. reden sie überhaupt über irgendetwas außer übers Essen und strohdummes Zeug über ihre Nachbarn?  --C  >:



Lieber Gaeng Gai als Zeitungsenten! ©Low

Verbesserungsvorschlag:
Lieber แกงเผ็ดเป็ดย่าง  gä:ng péd bpèd yâ:ng  Kaeng Phet Pet Yang statt Zeitungsenten.
Scheckt erstens besser, und macht sich außerdem hervorragend, um den Unterschied zwischen เผ็ด  péd  phet (scharf) und เป็ด  bpèd  pet (Ente) zu üben.  ;}

Ohne Copyright.

hmh.
Titel: Sprachlosigkeit
Beitrag von: Low am 29. November 2011, 21:53:17
@hmh
Danke für die interessante Antwort.
Deine Sprachlosigkeit äußerte sich in einem Wortschwall, der meinem Aufsatz bei weitem übertrifft:
Low
1246 Zeichen, 210 Wörter
hmh
1472 Zeichen, 260 Wörter (ohne Sonderzeichen).

Die Zeitungsente betraf Geschichten um Kleptomanewitsch und ist bereits alt und zäh.
Ich ersetze sie durch die Weitsicht eines F. Dürrenmatt.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hmh. am 29. November 2011, 23:30:30
Low, alter Buchstabenklempner,

die Sprachlosigkeit bezog sich auf Deine Geschichte, zu der mir mit etwas Mühe zugegebenermaßen aber immer noch ein kommentierender Satz einfiel.

Meine eigenen Geschichten fallen mir dagegen immer noch ein, bislang sind noch keine Anzeichen von Demenz festzustellen.  8)
Titel: Zukunft in Hinterindien
Beitrag von: Low am 02. Dezember 2011, 21:07:56
Zukunft

Nach dem spektakulären Exitus eines betagten Onkels und 200100 Klicks gebietet es die Vernunft, falls
vorhanden, sich Gedanken über eine allfällige Zukunft zu machen.

Ich möchte die Wiedergeburt. Nach Verschleiß vieler Windeln, Ammen, Nerven und Lehrern werde ich nach
ungezählten Irrungen und Wirrungen Guru in meinem Ashram. Als weiser Allwissender beschränke mich auf
drei liebeshungrige, feuchtigkeitsspendende Begleiterinnen. Schichtwechsel mindestens alle drei Jahre.
In meinem exquisiten Fuhrpark stehen drei Toyota Yaris – rot, blau und weiß und ein massiv geschütztes
Fahrzeug der Firma KMW, Krauss-Maffei Wegmann, der Panzer Leopard 2A6.

Als Uhr möchte ich keine Gucci, sondern einen echten, handgefertigten Chronometer von Aristoteles Beyeler.
Aristoteles ist noch nicht geboren und weiß nicht, daß er mir dereinst einen Aristoteles Beyeler Chronometer,
ABC, schenken wird. Einer von Aristoteles Vorfahren ist Herr Archilochos, der (Unter)Buchhalter aus der
Geschichte: Grieche sucht Griechin, von F. Dürrenmatt.  
Um meine Fans weltweit mit den Low-Girls zu besuchen, allerlei – wie guter Scotch, mindestens 12 Jahre
- geweihte Amulette zu vermieten und Huldigungen der Verehrer(innen) sowie Bargeld und Schmuck zu
kassieren, benutze ich einen veralteten A 380 mit Anhänger und eingebautem Golfplatz, 18 Löcher. Drei mal
Sex = 18.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 02. Dezember 2011, 23:40:06
Nicht jeder schlüpft so schlüpfrig und bescheiden in seinen nächsten Beruf.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 03. Dezember 2011, 07:29:51
Lieber Low,

über 200.000 Klicks sind wahrlich kein Klacks.
Gratulation und Dank für so viel Geschichtsgeschick.

Für Dein 2. Leben alles Gute!

kmr
Titel: Abschied von dieser Welt in Hinterindien
Beitrag von: Low am 05. Dezember 2011, 00:53:24
Abschied von dieser Welt

Thaiman starb. Alex fand eindrückliche Worte. Sie zeigten plötzlich einen Menschen, den wir bloß aus seinen
fragmentmäßigen Texten kannten. Unerwartet entdeckten wir Hintergründe.

Sterben kann hart sein. Es gibt Menschen, die sind ein Leben lang mit dem Tod quasi verheiratet und siechen
qualvoll dahin. Andere erledigen dieses Geschäft ohne jegliche Vorbereitungen und Kurse in Sekunden. Dazu
gibt es zahlreiche Möglichkeiten: Alkoholisierte Fahrer zusätzlich mit Elektronik am Steuer beschäftigt,
Berechnungsfehler eines Ingenieurs, der goldene Schuß, Eifersucht gepaart mit scharfem Küchenmesser,
fahrlässiger Umgang mit Waffen oder Medizin, einige eingesparte Schrauben bei der Montage eines Flugzeugs,
speziell in Pattaya: Balkonstürze mit gefesselten Händen, Einkaufstüte über dem Kopf, zusätzlich den Inhalt
einer Dose Rattengift im Magen.

Beim Lesen des Beitrags von Alex erinnerte ich mich an den alten Onkel. (1) Wir feierten einst einen gemütlichen
Abend, fast ohne Frauen. Wir tranken irgend einen Wein. Zuerst wollte Onkel nicht nach Hause und als er
endlich wollte, konnte er nicht mehr.

Er erlebte vor seinem endgültigen Ableben einige wüste Stunden. Möge mich das Schicksal, eingeschlossen
die Herren sämtlicher Himmel und Höllen, vor so etwas bewahren. Das Herz könnte mir brechen.
Als der Onkel nach seinem Tiefschlaf seinen Kaffee schlürfte und die Augen langsam klar wurden, bemerkte er
seinen Ältesten. Söhnchen hatte zum Zeichen der Trauer die Haare geschoren und stolzierte wie ein Gockel in
Safran gekleidet als Mönch durch die unübersehbare Gästeschar. Der demütige Jünger Buddhas beharrte
jedoch militant darauf und bearbeitete entsprechend seine Geschwister, daß Vater sofort zurück ins Spital sollte.
Dem Onkel blieb nichts anderes übrig, als den kämpferisch veranlagten Sprößling - bevor die Ambulanz eintraf,
schriftlich aus seinem letzten Willen auszuschließen.

Der Tod ist so endgültig, daß Religionen eigentlich zu Nebensachen degradiert werden.
Ist Besitz Religion?

(1)
Kein Verlaß in Hinterindien
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg1028128#msg1028128
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: norwegerklaus am 05. Dezember 2011, 02:01:24

Die Frage "ist  Besitz Religion?" könnte auch lauten : ist Besitz ein Glauben?

Da  Menschen oft unorientiert sind  und nicht alles wissen können - müssen sie glauben lernen ( von wem auch immer) - teilweise auch über den Tod hinaus!

An materiellen Besitz zu glauben ist nicht für wenige eine Religion, die sie dann liberal bis radikal ausleben.

Ich "besitze" ein/mein begrenztes Leben und glaube daran, dies ist meine Religion nach der ich bis zur "Grenze" relativ zufrieden leben kann. Danach kann ich nicht mehr glauben, als Asche!

Liebe Grüße  noch aus der nördlichen stürmischen Wildnis
Klaus
Titel: Abpfiff aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 10. Dezember 2011, 11:00:10
Abpfiff

Am 11. Dezember gibt es drei Jahre Geschichten aus Hinterindien. Dafür stellte ich 763 Beiträge ins Forum.*
Einige Artikel taxiere ich als mißglückt. Eindrückliche Ereignisse dagegen hätte ich ohne diese Aufsätze längst
vergessen.
Ob die Geschichten als Buch taugen, wird sich zeigen. Es wird schwierig sein, weil das eigentlich preisgünstige
Taschenbuch, Baht 250, vom TIP Verlag in Phuket zur Zeit kaum beworben wird. (1) Die Hintergründe kenne ich
nicht. Korrigiert wurde unterwegs jedenfalls unter gefühltem Zeitdruck. Vollkommen unverständlich, als ich sehen
mußte, wie das Material danach vor sich hinschlummerte. (2) Herzlichen Dank an die Leidensgenossen. Ich hatte
keinesfalls die Absicht, unverkäufliches Altpapier zu erzeugen. Virtueller Mist und Spam genügen mir vollständig.
 
Es bleibt die Hoffnung, daß die edle, gebundene Ausgabe aus Deutschland, ab Dezember 2011 unverzagte
Liebhaber findet. (3)

Drei Jahre Volontär als dubioser, teilweise angezweifelter Beobachter und Berichterstatter sind vorläufig genug.
Geschichten gibt es noch ausreichend. Aber zunehmend fehlen mir Worte, um die unglaubliche Episoden zu
schildern. Ich möchte nun dem gedruckten Satz der TIP Zeitung (4) ohne Stress nachleben:
“Der Autor Low lebt im Ruhestand in der Nähe von Chiang Mai.“
Das kann ich bereits vergessen. Der Herr Verlagsvorsitzende und Direktionspräsident kündigte Korrekturen an.
Möglicherweise belaste ich in der verbleibenden Freizeit meine Festplatten mit weiteren Schnurren, Schwänken
und rabenschwarzen Geheimnissen, die später einen Weg ins Internet finden.

In der letzten Zeit zweifelte ich, ob es gerechtfertigt sei, zwecks billiger Unterhaltung, mehr oder weniger
wehrlose Mitmenschen, wie Gucci und Kleptomanewitsch, an den Pranger zu stellen. Sind die Leser gleicher
Meinung?
Außerdem leide ich an einer Sehschwäche. Das dauernde Nachfüllen der Gläser, um überhaupt bis zum
Bildschirm zu sehen, wird stetig teurer und bewirkte einen schmerzhaften Säufer Ellbogen (analog zum
Tennisarm, Epicondylitis). (5)

Allen Mitarbeitern, den hilfsbereiten Moderatoren, besonders hmh – er ließ sich weder von mir, noch sämtlichen
Widerwärtigkeiten und Hindernissen beeindrucken - und allen treuen und kritischen Lesern, danke ich.

Mit den besten Wünschen für frohe Festtage.
Low

(1)
Siehe Anhang der Geschichte, Problem Trinkwasser in Hinterindien:
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg1026511#msg1026511

(2)
Motto wie in der SMSA: „Seckle u warte.“
SMSA = Schweizerische MilitärSoldatenArmee.
http://www.badische-seiten.de/alemannisch/lexikon.php?le=3650

(3)
Zenos Verlag 2011, 416 Seiten, 29,80 Euro, ISBN 978-3-931018-22-1, Bestelladresse 2(ät)zenos-verlag.de,  (Quelle: hmh)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=9717.msg1028864#msg1028864

(4)
Tip Nr. 10/1, 3. Oktober 20011, Seite 37
TIP Nr. 12/1, 5. Dezember 2011 Seiten 8, 33

(5)
http://de.wikipedia.org/wiki/Epicondylitis

*
799 Tagebuch Total
- 36 Prügelecke
763 Geschichten



Ediert: Bestelldaten aktualisiert.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: dart am 10. Dezember 2011, 20:41:33
Lieber Low
Ich würde es sehr bedauern, wenn deine Geschichten hier und jetzt ein Ende finden.
Es fällt mir oft schwer deinen Gedanken und Worten zu folgen, da ich ein relativ einfach gestrickter Mensch bin und ich deine Beiträge oft mehrfach lesen muß, um sie überhaupt zu verstehen.

Ist halt so...jeder hat sein Päckchen (Bildung) zu tragen:-)

Wenn es in der Vergangenheit Zweifel an der Glaubwürdigkeit gab, so liegt das m.M. ganz einfach an den völlig unterschiedlichen Lebensumständen der User.
Nicht jeder läßt sich so intim auf ein Dorfleben ein und guckt in die schmutzigen Hinterhöfe.

Unterschwellig hab ich das Gefühl (Beweise kann ich nicht liefern), das meine Thaifamilie eigentlich ganz froh ist, das ich sie auf eine ruhige, friedliche Insel, in ausreichendem Abstand zum Heimatdorf, geführt habe.

Ich hoffe, das ich noch viele Beiträge von dir im Tip Forum lesen kann.

Ein nachdenklicher, @dart
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 10. Dezember 2011, 21:27:03
Lieber Low,

ich hoffe auch, dass Deine Entscheidung nicht endgültig ist, aber sie verdient Respekt.

Ein Zeichen von Respekt, ja auch ein Dankeschön für Deine große Leistung für den TIP,
würde ich und vielleicht auch andere User, hier gerne auch mal von ROY lesen.
Kommt sicher noch.. :)

Allerseits noch besinnliche Phasen im Advent und schon mal frohe Weihnachten!

kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 10. Dezember 2011, 22:19:05
Hallo Rolf


Leider ist nicht jedem Künstler der große öffentliche Erfolg beschieden. Dass Du ihn verdient hast, ist dabei unbestritten. Aber noch ist nicht aller Tage Abend.

In meinem Leben habe ich schon etliches gelesen, aber diese enorm vielschichtige Mischung aus geistiger Tiefe und weitem Horizont, ...  skurrilen, feinsinnigen, manchmal derb-witzigen, oft komplizierten, oft Lachtränen erzeugenden Assoziationen und Formulierungen, ... aus Melancholie, Drama, Humor und Heiterkeit, ... Verständnis, Herz und Ablehnung, ... und vielem mehr ... ist mir in dieser komplexen Zusammenstellung noch nicht begegnet.

Es wäre sehr schade, wenn wir auf diese Literatur-Kleinode verzichten müssten. Und so hoffe ich, dass Du doch weiterhin (vielleicht mehr spielerisch, je nach Laune, ab und zu) solche Herrlichkeiten vom Stapel lässt. Einfachen Wein findet man überall, aber edle Tropfen ...  ???  :-)


Herzliche Grüße   Achim
Titel: Re: Abpfiff aus Hinterindien
Beitrag von: rio0815 am 11. Dezember 2011, 13:47:29
In der letzten Zeit zweifelte ich, ob es gerechtfertigt sei, zwecks billiger Unterhaltung, mehr oder weniger
wehrlose Mitmenschen, wie Gucci und Kleptomanewitsch, an den Pranger zu stellen. Sind die Leser gleicher
Meinung?

Mit den besten Wünschen für frohe Festtage.
Low

Nein, sind sie -soweit es mich betrifft- nicht.
Wehrlos ist nicht Kleptomanewitsch, wehrlos sind doch eher die von seinem Tun betroffenen Mitmenschen.
Wäre es anders, hätten sie ihn längst eingenordet.

Und noch ein NEIN, "billige Unterhaltung" ist absolut kein zutreffender Terminus für die gekonnten Schilderungen.

Du batest um die Meinung der Leser, also hab ich die meinige geäussert.

Frohes Fest
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Pinkas am 11. Dezember 2011, 14:37:06
Lieber Low,

"Der Autor Low lebt im Ruhestand in der Nähe von Chiang Mai", dass sei ihm gegönnt.

Aber um die Meinung der Leser gefragt, kann ich nur sagen, es wäre sehr schade, wenn die mit geschliffener Feder geschriebenen Geschichten keine Fortsetzungen mehr hätten. Mir würde es fehlen, wenn diese wirklich wunderbaren Geschichten, die so bildlich und treffend das tägliche Leben beschreiben, nicht mehr im Tagebuch weiter gelesen werden könnten.

Herzliche Grüsse  Pinkas
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: norwegerklaus am 11. Dezember 2011, 17:21:04
Eine Lesermeinung }}

Lieber Low ,
als Robin Hood der Feder (modern: der Taste) der den wehrlosen Klepto... usw.an den Pranger stellt und den "armen" Forumlesern die Geschichten zu besten gibt., kann nur zur Halbzeit abpfeifen {;
Abpfiff
Möglicherweise belaste ich in der verbleibenden Freizeit meine Festplatten mit weiteren Schnurren, Schwänken
und rabenschwarzen Geheimnissen, die später einen Weg ins Internet finden.

.....wir hoffen dies innständig - im Sinne aller eifrigen Leser anspruchsvoller Lektüre!!!!!

In der letzten Zeit zweifelte ich, ob es gerechtfertigt sei, zwecks billiger Unterhaltung, mehr oder weniger
wehrlose Mitmenschen, wie Gucci und Kleptomanewitsch, an den Pranger zu stellen. Sind die Leser gleicher
Meinung?
Außerdem leide ich an einer Sehschwäche. Das dauernde Nachfüllen der Gläser, um überhaupt bis zum
Bildschirm zu sehen, wird stetig teurer und bewirkte einen schmerzhaften Säufer Ellbogen
Hört sich ja auch nur nach einer "Verschnaufpause" an :-)

Wünsche auch ein frohes Fest und hoffe die massigen Einkünfte aus den Büchern ünterstützen das Gläsernachfüllen ggf. durch eine bezahlte "Eingießerin" und dein sog. "Trinkerarm" wird geschont und bessert sich.


Herzliche Grüße  Klaus
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: tahjong am 14. Dezember 2011, 19:14:22
Ich habe das Buch in Deutschland letzte Woche bestellt und hoffe es bald zu bekommen. Ich freue mich sehr, diese guten Geschichten zu lesen. Viele davon habe ich hier im Forum gelesen ..aber sicher nicht alle. Ich finde es daher eine sehr gute Idee, dies nun in einem gebundenen Buch zu lesen. Nochmals Dankeschön an Low.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 18. Dezember 2011, 18:50:19
Lieber Low,
auch wenn wir zur Zeit keine Geschichten mehr von Dir lesen können,
so laß uns wenigstens wissen, wie es Dir geht. Ich wünsche Dir jedenfalls bald steigende
Temperaturen in der Gegend um Chiang Mai und einen schönen 4. Adventsonntag.

kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: nompang am 18. Dezember 2011, 19:26:48
Gestern hatte ich ein bisschen Weihnachten, hmh hat mir die Geschichten aus Hinterindien gebracht. {*

Ich danke Ihm, dass er den langen Umweg zu mir gemacht hat. Nun muss ich aber hinter mein Begleitschreiben. Traditionell verschicke ich keine Weihnachts- sondern nur Neujahrsgrüsse, somit habe ich noch etwas Zeit.

Die letzten Jahre war ich über die Festtage meist in Thailand und habe die Karten von dort verschickt. Dabei „musste“ der Enkel die Couverts anschreiben. Obwohl in einer fremden Sprache war er dabei schneller als ich! Jetzt bin ich halt dran :'(


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Isan Yamaha am 18. Dezember 2011, 19:33:11
hmh hat mir die Geschichten aus Hinterindien gebracht.
Mit der Post,oder war selber da. ??? ???
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: nompang am 18. Dezember 2011, 19:54:42
guten Morgen :-\

persönlich natürlich
Titel: Holy Shit aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 19. Dezember 2011, 10:09:19
Chiang Mai, Wat Chaimongkon, ohne Worte:

(http://www.jaypac.de/upload/671805holy_shit.jpg)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khon_jaidee am 19. Dezember 2011, 19:07:13
Klasse!

Ich wollte schon immer mal wissen, was es mit dem englischen Ausspruch "holy shit" auf sich hat - rein visuell...
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hmh. am 19. Dezember 2011, 19:53:43
Tom, das mit der heiligen Sch*** fing wahrscheinlich so an, denke ich mir, daß im alten Indien vor 3000 Jahren oder so mal eine Kuh direkt vor einem Tempel ihren Haufen gesetzt hat...  ]-[



hmh hat mir die Geschichten aus Hinterindien gebracht. {*

Ich danke Ihm, dass er den langen Umweg zu mir gemacht hat.

Naja, so schlimm war der Umweg ja nicht und auf dem Rückweg konnte ich mich wieder mal mit meinem Lieblings-Apfelsaft von Ramseier eindecken. Warum kriegen wir in Deutschland sowas nicht endlich mal auf die Reihe? 100 % Apfelsaft pur, aber mit Kohlensäure. Sogar die holde Gattin ist süchtig nach dem Saft.

Da die bisher aus der Schweiz eingegangenen Bestellungen auch direkt von der Schweiz aus versendet wurden (heute wohl bei der Post gelandet) und der Verlag die eidgenössischen Postversandregeln höchstens vage noch von Emil Steinberger her kennt, gab es in der Schweiz leider aus Sicherheitsgründen keine Beilage. Das Buch wiegt mit Verpackung fast haargenau 500 Gramm.

Aber die Beilage kann man beim 2. Band nachholen.

Nochmal nimmt sicher keiner auf einen Schlag 100 Stück ab wie nompang aus besonderen Anlaß für seine Firma. Der Folgeband wird dann also sicher von D aus versendet, da ist es dann bis 1 kg Auslands-Büchersendung egal, ob es 500 gramm oder 1 Kilo wiegt

Hoffe das Buch gefällt.

Es ist sicher ein Risiko, "Forenliteratur" in Buchform zu bringen und dann noch als bibliophile Ausgabe. Aber Low, der meistgelesene Tagebuchschreiber aller Zeiten in irgendeinem Thailandforum, ist diesen Versuch auf jeden Fall wert.  :)



Noch etwas, ich hörte heute aus Phuket, daß der zweite Teil (des ersten Bandes, der in Teuroland gleich von Anfang an mit 416 Seiten vollständig erschienen ist) in Thailand nicht gedruckt wird, weil vom ersten Teil trotz des Kampfpreises von 250 Baht bisher nur sehr wenige Exemplare verkauft wurden. Allerdings habe ich auch noch keine besondere Werbung im Druck-TIP gesehen. Schade, es bleibt uns nur, wehmütig daran zu denken, welche Werbung ein gesunder Roy auf die Reihe gekriegt hätte, eben so wie er es immer machte, wenn er etwas gut fand und fördern wollte.

Unter diesen Umständen kann ich leider auch den ersten in Phuket gedruckten Teil nicht mehr zum Kauf empfehlen, sondern ich rate zu der in Deutschland erschienenen bibliophilen Ausgabe, die es bei Bestellung bis zum 30. 12. 2011 noch mit 5 Euro Nachlaß gibt.

Näheres hier: http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=9717.msg1028864#msg1028864

(Der 30. 12. 2011 ist eine Ausschlußfrist wegen der Buchpreisbindung; es gilt der Eingang der Bestellung beim Verlag.)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: nompang am 20. Dezember 2011, 00:46:02
Weihnachts-Angebot, leider nur für Schweizer und Mösis (Liechtensteiner)

Hmh hat mir etwa 20 Exemplare hiergelassen für den schweizer Versand.

Wer Lows Geschichten aus Hinterindien noch vor Weihnachten möchte, kann die bei mir per PN bestellen. Ich verschicke die Bücher dann mit Einzahlungs-Schein.

Die Überweisung nach D kostet immerhin Fr. 5.--.

Lieferung versandkostenfrei für Fr. 30.--. . Ich schicke dann das Geld en bloc zu hmh.

Ich hoffe, dass ich Arbeit bekomme :)



Ediert: Bestelldaten aktualisiert.
Titel: Ueberweisungen günstig
Beitrag von: Low am 20. Dezember 2011, 15:57:09
Danke nampong.
Für preisgünstige Überweisungen empfehle ich ein Konto bei der Post.
CH – Thailand kostet bis Fr. 25 000.00 bloss Fr. 2.00.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hmh. am 21. Dezember 2011, 06:14:43
Ich hoffe, dass ich Arbeit bekomme :)

Rückmeldung heute vom Verlag laut Statistik:

Lows schweizer Landsleute sind offenbar tatsächlich echte Fäns und erstaunlich standfest. Es fällt richtig auf. Alle Schweizer, die hier vorbestellt hatten, scheinen dann auch tatsächlich bestellt zu haben.

Dagegen ging bisher keine einzige tatsächliche Bestellung aus Österreich ein.

In Deutschland wurden zwar, Stand gestern, schon über dreißig Bücher ausgeliefert, obwohl das Buch noch nicht mal im VlB (Verzeichnis lieferbarer Bücher) unter Buchhandel.de steht, aber erstaunlich wenige davon zum reduzierten Subskriptionspreis von bekannten TIPianern.

Jeder, der vorbestellt hatte, erhielt eine Nachricht, als das Buch fertig war.

Aber im Schweigen waren sich die meisten der zuvor so Low-Lobhudeligen augenscheinlich ebenso einig wie die vielen "Früher-bei-Roy-war-alles-besser"-Meckerfritzen seinerzeit, als Roy sich ob der vielen Rufe dann tatsächlich die Mühe machte, anzufangen, seine besten alten Geschichten wieder auszugraben.

Ob der starke Schweizer Franken und das Chaos um den scheinbar langsam untergehenden Teuro der Grund dafür sind?  ???

Die bisher lustigste Antwort, prämierungsverdächtig, wurde mir gestern am späten Nachmittag weitergeleitet, die will ich Euch nicht vorenthalten.

Zitat
--- Bestellungen <XXXXXX@zenos-verlag.de> schrieb am Di, 20.12.2011:


    Von: Stephan XXXXXX <XXXXXX@zenos-verlag.de>
    Betreff: Wtr.: Re: Benachrichtigung zu den "Geschichten aus Hinterindien";
    An: XXXXX@yahoo.de
    Datum: Dienstag, 20. Dezember, 2011 17:44 Uhr

    Hallo Hans,

    da ist einer jetzt kein Low-Fan mehr. Und warum? Na, ist klar, weil er sich vom Euerm Mod XXXXXX ungerecht behandelt fühlt.

    Der Witz kam gerade richtig auf den Feierabend.

    Gruß Stephan

    ----- weitergeleitete Nachricht ---------

    Betreff: Re: Benachrichtigung zu den "Geschichten aus Hinterindien"
    Datum: Di, 20. Dez 2011
    Von: AXXXXX HXXXXX

    Danke fuer Info.

    Solang ich XXXX XXXXX XXXX XXX ...

    ... Moderator XXXX,

    ... aus einer Nichtigkeit heraus,

    ... bestell ich nichts....

    MfG

    XXXX

     [-]  :]
Titel: Tatsachen aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 23. Dezember 2011, 20:40:12
Trotz herzerweichenden Aufforderungen von Mitgliedern schreibe ich keine Geschichte,
aber ...
                                                                                                                                                23. Dezember 2011
folgende Tatsachen aus Hinterindien machten mich nachdenklich.

Weihnacht ohne Geschenke ist fast unvorstellbar. Riesige Industrien leben davon. Von Alkoholika, Autos über
Elektronik bis zu luxuriösen Zeitmessern ist alles vorstellbar.
Die schwierigste Aufgabe des Schenkenden ist die Verpackung: Wie verpacke ich einen Füllfederhalter der Marke
Montblanc, daß er aussieht wie ein Flaschenkürbis oder eine Blaue Mauritius (Briefmarke, 1993 etwa 1,1 Millionen
Euro)? (1) Das bekannteste Glanzstück ist der Bordeaux-Brief, frankiert mit einer roten und einer blauen Mauritius.
1993 ging der Brief bei einer Versteigerung an einen Bieter aus Singapur für 6,125 Millionen Schweizer Franken.
Diesen Brief schickte der Weinhändler Edward Francis aus Port Louis, der Hauptstadt von Mauritius, an seinen
Lieferanten in Bordeaux und bestätigte damit den Eingang von 48 Fässern Wein.
Beim Ferrari würde eine tarnende Verpackung unlösbar. Deshalb empfehle ich:
Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft!

Einigen Besuchern schenkten wir im Verlauf des Jahres unverpackt eine kleine Buddhafigur. Alle Beschenkten
sind trotz teilweise hohen Alters gesund und glücklich.
hmh und seine holde Gattin erhielten keinen Buddha. Beide verunglückten im Laufe des Jahres auf Boot- und
Bahnreisen.
Viele Menschen starben weltweit ohne unsere Geschenke. In Pattaya und auf Phuket besass keines der Opfer
der Rubriken Unglücksfälle und Verbrechen eine unserer Spenden.

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Rote_und_Blaue_Mauritius
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: nompang am 26. Dezember 2011, 00:15:10
Doch, doch, ein Österreicher hat bestellt, allerdings bei mir und das Buch ist unterwegs ;]

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 29. Dezember 2011, 08:43:52
Hallo Low,

es war gut, hier Deine Geschichten lesen zu können.
Es ist noch viel besser Deine Kreativität nun als Buch wortwörtlich (be)greifen zu können.
Das Du nach dieser schwierigen "Geburt" wohl erst einmal eine Verschnaufpause brauchst,
ist doch verständlich. Den "Geburtshelfern", speziel @hmh, hier auch mal ein Dankeschön!

Die Bestellung und der schnelle Versand durch den Zenos Verlag; alles easy!
Vieles was langsam beginnt, kommt dann aber gewaltig.. So wünsche ich Dir
lieber Low den Erfolg, den Du mit Deinem Werk verdient hast.

Alles Gute für 2012 und für noch viele nachfolgenden Jahre,

kmr.




 
Titel: Ein Neujahrswunsch aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 01. Januar 2012, 02:52:32
Ein Neujahrswunsch

„Liebste, während eines ganzen Jahres, während dreihundertfünfundsechzig Tagen und dreihundertfünfundsechzig
langen Nächten ertrug ich Dich samt Deinen Launen fast schmerzlos. Du warst meine besondere Frau!
Deine Speisen waren meist vorzüglich. Sie enthielten genügend Salz, um mich zu mumifizieren. Sie waren so verkocht,
daß mein schadhaftes Gebiß den Brei mühelos verarbeiten konnte.
Darf ich Dir zum Neuen Jahr einen besonderen Wunsch erfüllen?“
„Liebling, ich möchte aus Deinem unbegrenzten Vermögen bloß zwanzig Baht.“
„Liebste, ist das wirklich alles?“
„Liebling, Du fragst mich ernsthaft? Wenn ich aufrichtig darüber nachdenke, sehe ich: Ich brauche eine
hochwertige Tasche von Gucci zu US$ 5000.00, um Deine wertvollen zwanzig Baht zu verstauen.“

(http://www.jaypac.de/upload/259067dscf2728.jpg)

1 mal Gucci und 1000 mal Whisky pur in Chijmes, Singapur

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: norwegerklaus am 03. Januar 2012, 00:07:23

Was lernt uns das?
Nicht fragen {;

Danke nochmal, habe Dein Buch im Flieger gelesen und manchmal entgeisterte Blicke eingehamst.
Warum, weil ich für die umliegenden eingepressten Gäste zu "Nachtzeit" nach derem Eindruck unmotiviert lauthals gelacht habe.
Die 10 Stunden Flug waren zu schnell vorbei.
In einer meiner nächsten Ruhepausen lese ich den Rest ;]
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: tahjong am 06. Januar 2012, 13:39:06
Ich habe jetzt das Buch auch gelesen und bin froh, dass dies möglich war. Danke an den Verlag (und auch an hmh und nompang) für die schnelle Lieferung. Im 1. Buch sind ja vor allem Geschichten von 2009 zu lesen, diese kannte ich noch nicht, da ich hier im Forum  mehr die neuen Geschichten gelesen hatte. In Buchform ist das Lesen auch viel angenehmer.

@low.....ich hoffe das 2. Buch kommt auch bald hereaus. Auch meinerseits viele Dank für diese lustigen und interessanten Geschichten.

tahjong
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 06. Januar 2012, 15:23:49
Danke für die Antworten.

Es ist wirklich empfehlenswert, das Buch zu erwerben.
Ich sah einen Bildschirm, der hatte vom vielen Blättern in den Geschichten des Forums bereits Eselsohren.
(Eher nein. Die Ursache war ein Treffer eines Besenstiels einer militanten Lan Na Raumpflegerin.)
Das Buch ist preislich günstiger als ein neues Display, denn noch verdiene ich, außer Ärger, nichts daran!
Low
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: tahjong am 06. Januar 2012, 19:52:08
@Low ... da hätte ich sonst noch einen vorigen Bildschirm  ;D ..... aber wie gehst du mit dem Aerger um..... musst den doch abbauen um das 2 . Buch zu machen ???

Gruss tahjong
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Shortie † am 07. Januar 2012, 01:41:53
Hallo Khun Low,

Ich war,hier eher,"stiller" Leser,weil ich net so gut schreiben bzw beurteilen kann,wie andere,hier,die z.T. doppelt so alt,wie ich sind ;}

Nun,zum Thema: am 05.01.2012,habe ich den Superpreis(Tippianerspecial),überwiesen,um "Geschichten aus Hinterindien",zu bestellen.

Heute morgen,gehe ich nichtsahnend,am Briefkasten vorbei und mich lächelt ein Umschlag,des"Zenos Verlag`s",an :o

Schneller,gehts glaub ich,nicht mehr...

@Khun Low

Das man,so klasse schreiben kann,auch im "gesetzten" Alter,fasziniert mich!

Nach 1h lesen,brachte ich das Buch,zu meiner Mutter,ansonsten,hätte,ich es wohl "in eins",durchgelesen-dafür,ist dieses Buch,zu schade.

Ich,werde mir-das Buch,für meinen baldigen Thailandurlaub,aufheben!

Respekt,für die geniale Schreibweise,es macht,einfach nur Spass,zu lesen {*

Sollte ich jemals,so alt werden,bin ich froh,überhaupt noch schreiben/lesen,zu können!

Ich möchte,nur meinen Respekt zum Ausdruck,bringen,denn das Buch,ist wirklich klasse!

Vom Cover,bis zum Einband,von den Geschichten,ganz zu schweigen :)

Bitte,nicht aufhören,zu Schreiben,melde mich schonmal,für die Fortsetzung,an!

Mit Hochachtung,

Markus K.





Titel: Gratulation an Low!
Beitrag von: hmh. am 13. Januar 2012, 18:09:49
Low hat für mich endgültig die höheren Weihen bekommen.

Schon vor Weihnachten schrieb ein befreundeter Professor emeritus der Thaiistik, als er das Buch erhielt:

Zitat
Da hast Du mich wieder mal überrascht. Eine Buchsendung und darin solch ein schönes Buch. Ich blätterte schon hinein, tolle Sachen, las über den Putsch September 2006, schöne anregende Reportagen.
Im Anfang stolperte ich über das Buch der Bräuche und Unsitten! ...

Und ein weiterer Professor an einem Asieninstitut, der es über die Feiertage leider auf dem Krankenbett mit ausgekugelter Schulter lesen mußte, schrieb heute:

Zitat
Die Geschichten aus Hinterindien habe ich mit großer Erheiterung gelesen. Witzig und humorvoll, mal voll ins Schwarze getroffen, zuweilen auch haarscharf daneben. Meine Gratulation zu diesem Buch.

Von einem, der in Thailand wirklich durchblickt und das Buch tatsächlich gelesen hat, halte ich das so ungefähr für das größtmöglichste Lob.

Gratuliere, Low! ;}
Titel: Leere Hände aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 14. Januar 2012, 18:46:36
Leere Hände  

Als ich mit den Geschichten aus Hinterindien begann, ahnte ich nicht, daß die Erzählungen studierten Akademikern,
ausgerechnet echten Experten und Lan Na Spezialisten in die Hände fallen würden. (Im Forum schreiben
bekanntlich meist selbsterkorene Experten.) Hätte ich so etwas vermutet, wären gediegene, knochentrockene
Sätze ohne Kalauer entstanden. (1) Sätze, wie ich sie für meine unvergeßliche, verstorbene Chefin, Frau Prof.
E. Jäger, für Berichte mindestens jährlich verfasste.

Im schicksalsverordneten Unruhestand notierte ich Begebenheiten für Menschen wie du und ich, ahnungslos
betreffend Metaphysik der Reisfelder, oft mit leeren Händen zwischen zwei prallen Dingern. Die Dinge könnten
für Trinker Gläser oder Flaschen sein - für Pornosophen jedoch etwas anderes bedeuten.

Der freundliche Herr, welcher notierte:
„Im Anfang stolperte ich über das Buch der Bräuche und Unsitten,“ unterstützte mich wesentlich beim Hausbau
mit seinem Buch “Monks and Magic“. (2)
Ein bedeutender Forscher für Sprachen und Kulturen Südostasiens, seine zahlreichen Publikationen werden
vielfach zitiert, die Ausnahme ist Low, schrieb:
„Die Geschichten aus Hinterindien habe ich mit großer Erheiterung gelesen. Witzig und humorvoll, mal voll ins
Schwarze getroffen, zuweilen auch haarscharf daneben.“
Erstens danke ich für das Kompliment. Zweitens bin ich um eine Antwort nicht verlegen. Ich kann ja nicht nur
Zehner schießen. Um eine wissenschaftlich relevante Unschärfe zu erzeugen, ich denke an die Gauß Verteilung,
waren lauter Volltreffer nicht angebracht. Zudem sind menschliche Schwächen, Entgleisungen und Laster weltweit
verbreitet. Der Verfasser und sein Werk sind keine Ausnahmen.

Danke
Low

Bullshit-Index :0.14
Ihr Text zeigt nur geringe Hinweise auf 'Bullshit'-Deutsch.


(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Kalauer
(2)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg27552#msg27552

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hmh. am 14. Januar 2012, 19:10:57
Hallo Low,

ich habe zwei Links zu diesem Beitrag verschickt.  ;)
Titel: die Lösung des Rätsels aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 15. Januar 2012, 11:39:21
Leere Hände, die Lösung des Rätsels:
„... mit leeren Händen zwischen zwei prallen Dingern.“
„Honi soit qui mal y pense“, ein Schelm, wer Böses dabei denkt. (1)

Rechter Hand stand ein prall gefüllter Kasten, mit Netzgerät und Mutterplatine mit einem halben Dutzend
belegter Steckplätze für Grafik, Ton, Netzwerkkarten, Speichererweiterung, Fax und Fernsehen. Sieben
Ventilatoren kühlten diesen Heizkörper. Links dekorierte ein stromlinienförmiges, langes geripptes Gehäuse
mit einem klassisch gewölbten Bildschirm den Tisch. Dazwischen bedienten leere Hände Tastatur und Maus.
Ich muß zugeben, an besonders heißen Tagen ergänzte ein langes Glas mit Cuba-libre, Siam- oder Lan Na-libre
das Stilleben. Leider ertrage ich Coca Cola, mit oder ohne Rum oder MaeKhong, schlecht. Ich müßte mal Pepsi
versuchen.

Heutige PC sind leere Mogelpackungen. Und diese LED Flachbildschirme darf man getrost vergessen. Anstelle
von barocken Rundungen und Wölbungen, bloß haufenweise Ecken und Kanten aus Synthetik.
Es könnte sogar Silikon sein!

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Hosenbandorden
Titel: Silbermond und Kupferkäsch
Beitrag von: Low am 17. Januar 2012, 10:36:16
Silbermond und Kupferkäsch                                                     Januar 2012

Norwegerklaus fragte nach dem Aufsatz “Ein Neujahrswunsch“: „Was lehrt uns das?“
Meinst du etwa, daß 1000 Flaschen Schnaps im Täschchen keinen Platz finden?

Erneut schildere ich einen Neujahrswunsch. Allerdings sind Ort und Zeit verändert. Weil bald das Chinesische
Neujahr, das Jahr des Drachens gefeiert wird, spielt die Handlung im alten China. Ein diffiziles Thema. Es
erforderte 114 alkoholfreie Versionen. Als denk- und schreibfauler Pöt im Ruhestand, machte ich beim Titel
eine Anleihe beim großen William Somerset Maugham. (1)

Käsch ist die Bezeichnung für chinesische, japanische, koreanische, vietnamesische und sino-indonesische
Münzen aus Messing, Bronze, Kupfer - seltener Eisen, auch Zinn oder Blei. (2) Sie haben ein quadratisches,
selten ein rundes Loch in der Mitte. Während der Ming-Dynastie bestanden diese Münzen aus stark bleihaltigen
Bronzen. Deshalb konnten sie leicht gebrochen, halbiert und geviertelt werden. Ungeteilte Münzen wurden auf
Schnüre gezogen. Eine Schnur mit fünfhundert Münzen wurde Tiao genannt. Zwei Tiao hatten annähernd den
Wert eines Tael Silber von etwa 37 Gramm. Der Wert des Silbers stieg. Ein Tael galt drei Tiao.
Die Münzen wurden samt Schriftbild gegossen. Nach dem Ausbrechen aus einem Guß-Münzbaum und
anschließendem Entgraten erfolgte eine Politur. Verglichen mit geprägten Münzen, waren sie viel langlebiger.
Diese Lochmünzen wurden zweitausend Jahre lang, vom dritten Jahrhundert vor Christus bis Anfangs des
zwanzigsten Jahrhunderts, produziert.

Noch vor wenigen Jahren verzierten Balinesen ihre Fruchtbarkeitsgöttinnen mit diesen chinesischen Münzen.
Ein fragiles Reisstrohgebilde aus Bali fand bei der Räumung meines Hauses eine neue Unterkunft. Meine bange
Frage ist: Wie geht es dem göttlichen Käsch in fremder Umgebung? Wurde das Stroh durch Mäuse oder Ratten
gefressen?

Dewa Rambut Sedana, die balinesische Göttin des Glücks und des Reichtums wurde oft als fast abstrakte,
vergoldete Maske, Salang, dargestellt. Zahlreiche Fäden hängen wie Haare herunter. In diese Fäden wurde
Käsch als Glücksbringer eingeflochten. Käsch stammt ursprünglich aus dem Sanskrit-Wort karsha.

In einem meiner verpfuschten, vorherigen Leben umwarb ich im Reich der Mitte die außergewöhnlich schöne
Xiao Zie, das heißt Fräulein - Silbermond. Wie es genau war, kann ich nicht mehr sagen. Sie bezirzte und
bezauberte mich. Sie vergoldete ihr Dasein geschickt durch ihr Futteral. Ich aber, ein eingebildeter, bezopfter,
hormongesteuerter Trottel bildete mir ein, ich würde sie locker verführen. (3) Dank weiter entwickelten
Erziehungs- und Schulungsmethoden gehören solche Fehleinschätzungen heute weltweit zur düsteren
Vergangenheit und dürften ausgeschlossen werden!
 
An einem strahlend kalten Neujahrsfest waren wir beide in beste und auserlesen bestickte Seiden gekleidet.
Wie es Sitte und Überlieferung gebot, überreichte ich der teuren Schönen drei rotgoldene Orangen, zu Deutsch
Apfelsinen, China Äpfel - und eine größere Menge Käsch.

Ihre erlauchte Schlitzohrigkeit, Xiao Zie Silbermond, mit Lotos-Füßchen (4) und perfekt harmonischem Mond-
gesicht, verlangte listig lächelnd, lispelnd nach einem soliden Goldkettchen, um die kostbaren Münzen aufzu-
ziehen. Ihre fast anspruchslose Begierde war streng definiert: zu einer feinen, möglichst langen Kordel ver-
arbeitete reine Goldfäden. Diese Lösung erforderte meinerseits wiederum größere Mengen Käsch. Es war
jedoch wohlüberlegt, die bessere und kostspieligere Investition als jedes textile Behältnis.

`Gong Xi Fa Cai`, ist der Wunsch für ein erfolgreiches Neues Jahr.
Eine spassige, unter Umständen freche Antwort ist:
`Hang Bao Na Lai`, den roten Umschlag bitte.
Der rote Umschlag, Ang Pow, enthält Geld, kein Käsch.

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Silbermond_und_Kupferm%C3%BCnze
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%A4sch
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Chinesischer_Zopf
(4)
http://de.wikipedia.org/wiki/Lotosfu%C3%9F

Meine Umschreibungen aus dem Chinesischen sind, ähnlich wie beim Thai, möglicherweise fehlerhaft.
Ein gefundenes Fressen als Geschenk für jeden Experten. Im Laufe der Zeit benutzte ich etwa drei Schreib-
weisen. Trotz meiner Unsicherheit verwende ich Xiao Zie. Es vermittelt dem eher faden Gericht aus pech-
schwarzer Bosheit etwas orientalische Würze. Für allfällige Lektionen danke ich.


(http://www.jaypac.de/upload/925543xiao_zie1.jpg)

Xiao Zie Silbermond
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Pinkas am 17. Januar 2012, 16:01:04
wieder eine wunderbare Geschichte.

Und ich habe soeben das gebundene Buch "Geschichten aus Hinterindien" via Schweiz hier in Thailand bekommen. Ich lese mich da begeistert durch und erfreue mich immer wieder an den wirklich gut geschriebenen Geschichten.

Danke Low, für diesselbigen.

Und natürlich zähle ich darauf, dass es wirklich die nächsten Bände gibt und dass der Autor weiterhin seine Erlebnisse und seine Sicht der Dinge uns mitteilen wird.

Pinkas, ein lesesüchtiger Fan von Lows Geschichten
Titel: Teures Forum: Außer Spesen nichts gewesen!
Beitrag von: Low am 23. Januar 2012, 13:55:16
Teures Forum: Außer Spesen nichts gewesen!

Erstaunlich, niemand erteilte mir Nachhilfestunden im Chinesisch. Niemand bestätigte meine korrekte Schreibweise.
Noch erstaunlicher, nur zwei Schreiber äußerten sich in der Prügelecke betreffend Bild: „Sein oder nicht sein.“
Es beruhigt ungemein, zu wissen, daß rund um den Globus mit Milliarden von Menschen deren zwei bestätigten,
Bilder können Texte ergänzen ohne zu stören.

Das Ganze ist natürlich eine Frage des Preises. Stellen sie sich vor, ich erfinde eine extrem kurze Neujahrs-
geschichte. (1) Zehn Zeilen inklusive Titel.
Dann erwerbe ich in Chiang Mai zwei Flugscheine und buche ein Hotel in Singapur. Es sollte, aus orientierungs-
taktischen und bewegungstechnischen Gründen, möglichst in der Nähe von Chijmes sein. Da kommen bloß
Raffles, Fairmont oder Carlton in Frage. In Raffles City besorgen wir das Täschchen von Gucci. Nach einem
lukullischen Dinner dislozieren wir zu Chijmes in die Bar mit den tausend Flaschen und knipsen die besagte
Aufnahme.

Nach dem Rückflug übergab ich dem Verleger eine Spesenauflistung. Erst war er erfreut und dankbar, daß
endlich wieder eine Geschichte erscheint. Kürzlich erhielt ich eine milde Mahnung: „Heute habe ich viele
Leute getroffen, allesamt LOW-Fäns. Es scheint so, daß sich alle etwas Sorgen machen, weil Du keine
Geschichten mehr schreibst. Man hofft allgemein wieder etwas von Dir zu hören.“

Beim Überprüfen der Spesen äußerte er sich eine Spur zu laut, zudem – schlechtes Omen – stirnrunzelnd,
für zartbesaitete Autoren wie mich, wenig inspirierend:
„Busineßklasse für eine zehnzeilige Kurzgeschichte, - das finde ich übertrieben. Zum chinesischen Spanferkel
hätte ein Chrysanthementee besser gepaßt als eine Flasche Pommard. Was - zwanzig Jahre alt, ... unglaublich,
Preis und Geschmacksrichtung! Zum Ferkel gehört doch ein gerbstoffreiches Getränk wie roher Rhabarbersaft.“
War das ein versteckter Werbespot für Frankenwein?
„In Chijmes servieren sie sicherlich preisgünstigere Getränke. Was, für das miese Foto zweihundert Dollar für
zwei gebrannte Malzeinheiten, nicht Mahlzeiten!! Nein, solchen  U n f u g  honoriere ich nicht! Das ist
schlußendlich der Zenos-, nicht der Krösus-Verlag!“ (2) Er knallte die Türe zu. Ich war verabschiedet, ohne
Honorar, ohne Käsch.

Der hatte ja keine Ahnung. Der `Unfug` war eine geschönte Kurzfassung, weil ich mich in der Bar einige Tage
akklimatisieren mußte. Unter Akklimatisation versteht man die individuelle physiologische Anpassung eines
Organismus an sich verändernde Umweltfaktoren. Ich bin ein Organismus. (3) Ich studierte während der
Anpassung nicht nur das reiche Angebot in Theorie und Praxis, sondern verschiedene Blickwinkel, um für
Taschen und Flaschen das beste Verhältnis zu finden. Auf leeren Magen kann ein Barbesuch zudem
gesundheitsschädigend wirken. Schlotternd fotografieren liefert keine scharfen Bilder. Das werden unsere
Fotografen gerne bestätigen.
Unter Brüdern ist das Foto mit all dem Aufwand gut und gerne eine halbe Million Baht wert. Das Mädel benötigte
außer dem Figaro aus Milano, man beachte den feinen Glanz im Haar, zur Tasche das farblich abgestimmte
Designerkleidchen.

(1)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg1031323#msg1031323
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Kr%C3%B6sus
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Akklimatisation

Baron Lowhausen
Titel: Re: Teures Forum: Außer Spesen nichts gewesen!
Beitrag von: hmh. am 23. Januar 2012, 16:46:41
kürzlich erhielt ich eine milde Mahnung: „Heute habe ich viele Leute getroffen, allesamt LOW-Fäns. Es scheint so, daß sich alle etwas Sorgen machen, weil Du keine Geschichten mehr schreibst. Man hofft allgemein wieder etwas von Dir zu hören.“

Dazu kommt noch, daß die Low Fäns fast alle aus Pattaya waren, das zählt doppelt, Herr von und zu Lowhausen.  ]-[

Wehe, es schreibt hier nochmal einer, dort gäbs keine Kultur oder nur eine einseitige.  :)
Titel: Kürzlich verguckte sich einer in Hinterindien
Beitrag von: Low am 27. Januar 2012, 18:28:07
Kürzlich verguckte sich einer                                                               Januar 2012

Wieder kann eine Geschichte, zumindest ein Unter-Kapitel daraus, abgehakt werden.

Im Juli 2011 schrieb ich: (1)
... die tollkühnen Männer mit ihren genormten Liebeskasper-Bedürfnissen.
Kürzlich verguckte sich einer von denen, ein Däne, der Name sagt es, im Dorf in eine Isaanfrau. Sie ist attraktiv,
herzlich, freundlich und nett. ...
Der Däne verknallte sich innerhalb weniger Tage unsterblich in dieses fragwürdige Stück Fleisch und kaufte ihr
sogleich einen Flugschein, nicht ahnend, daß die Königin seines Herzens für die Einreise in sein Heimatland ein
Schengen-Visum benötigt. ...

Meine unfreundliche Denkweise über den Herrn entpuppte sich als Volltreffer.
Die Feiertage verbrachte der Pseudowikinger mit heißen Nahkampfübungen bei seiner “Verlobten“ in Lan Na
Land. Zum Jahreswechsel besuchten beide zusammen zwecks Umtrunk eine Bar. Einige Promille später
entdeckte der Zecher neue Weiblichkeit, die er als potenter Normanne unbedingt erobern mußte. Für diesen
Feldzug war seine Braut überflüssig. Er sandte sie vorzeitig nach Hause und behielt nur das Moped bei sich.

Alkoholisiert baute er in derselben Nacht einen Verkehrsunfall und landete schwerverletzt im Spital. Er litt fast
zwei Wochen. Vor einigen Tagen war die Kremation. Für Wißbegierige, die Feuerbestattung kostete
60`000 Baht. (2)

(1)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg1010167#msg1010167
(2)
Beerdigungskosten in Thailand
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=12533.0

Titel: Mit Löchern Geld verdienen
Beitrag von: Low am 04. Februar 2012, 09:42:26
Mit Löchern Geld verdienen                                                                                                     Januar 2012

Das ist ein häufig heiß diskutiertes Thema. Speläologen (1) aller Herren Ländern besuchen selten wegen der
Tempel, sondern vor allem aus persönlichem Forscherdrang mit Spezialwerkzeug das Land des Lächelns.
Löcher, sie brauchen sogar nach Stephen Hawking nicht unbedingt schwarz zu sein, begleiten uns oft
unbewußt, zuweilen unerwünscht, auf allen Wegen. (2)

Nachdem das Gästehaus tagelang von der gemeindeeigenen Wasserversorgung abgeschnitten war,
beschlossen wir, dort ebenfalls einen Brunnen zu bohren. Weil fast jeder im Dorf bohren ließ, war der
Preis günstiger, als eine Revision der Pumpen, der Ventile und des gesamten Verteilernetzes.
Der Brunnenmeister als Oberschlaumeier benötigte dringend Bares. Er sperrte für mehrere Tage das
Ventil zur Versorgung des einen Dorfteils. Der ahnungslose Gemeindeobmann organisierte für seine
leidenden Mitbürger unbehandeltes Wasser aus dem Mae Ping.
Der Wassermann seinerseits ging von Haus zu Haus. Er sprach mit ernstlich besorgter Miene von Pumpen,
Filtern, Leitungen und verlangte pro Haus bescheidene viertausend Baht für die Sanierung. Zu spät
reduzierte er sein Angebot auf fünfhundert Baht.
Die Löcher wurden zu Discount-Preisen angeboten. Weil Lan Na Nasen bekanntlich kurz sind und Einheimische
nicht darüber hinaus sehen, entging den Leuten, daß ein Bohrloch allein kein Wasser liefert. Mit weiteren
Kosten für Pumpe, Filter, Zubehör und Strom rechnete keiner.

Ein 1500 Liter Tank im Garten des Gästehauses und eine kleine Pumpe hielt unsere Probleme in überschau-
baren Grenzen. Einzig unsere Nachbarn stahlen bei Wassermangel Flüssigkeit aus dem Tank. Wir erschwerten
dreisten Diebstahl und stellten den Strom bei Abwesenheit ab. Die lachten, legten einen Schlauch in den Tank
und nuckelten Wasser wie seinerzeit Milch an Mutters Brust aus hundertfünfzig Zentimetern Tiefe.
Erwähnte ich Hängebrüste? Meine Kinder nannten sie in Afrika Schlangennippel.

Wir litten selten an Wassermangel und waren die letzten Kunden des Bohrtrupps. Der Meister meinte, er rechne
mit Wasser in zwanzig Metern tiefe. Ich kannte das Gelände, die Schichtung des Bodens und sagte, daß in neun
Metern sogar am Ende der Trockenzeit etwas Wasser vorhanden sei.
Als die Männer im Garten zaghaft von Hand zu graben begannen und zahlreiche Steine und reichlich Bauschutt
fanden, kommentierte ich scherzend:
„Sollten sie Gold finden, behalten sie es. Die Edelsteine gehen an uns. Sie kennen die Gesteine nicht!“

Der Bohrmeister und sein Bruder grinsten und erzählten uns eine Geschichte. Sie fiel kurz aus, denn bereits
nach sieben Metern sprudelte das Wasser.
In ihrem Dorf wurde während ihrer Abwesenheit wiederholt eingebrochen und vor allem Geld geliehen. Man
behält es ja nicht, sondern gibt es aus.
Der Bruder war es müde, wiederholt sein mit viel Schweiß sauer verdientes Geld zu verlieren. Löcher konnte
er nur schlecht stapeln.
Wenn dieser Mann Bank hört, denkt er an eine Sitzbank und nicht an eine Sparkasse. Deshalb grub er in
seinem Garten ein Loch. Er nahm einen Plastikbeutel und verstaute sechstausend Baht darin. Menschen
westlichen Ursprungs denken an sechs Tausender. Sie kennen die Bräuche in Lan Na Land nicht.
Da wurde nicht lange gefackelt, gewechselt, gefaltet, sortiert und aufgetürmt. Er hatte eine Menge Banknoten
zu zwanzig, fünfzig und einhundert Baht. Das ergab eine beachtliche Tüte voller buntem, durcheinander
gemischtem Papiergeld. Das versteckte der Kleinkapitalist listig im ausgehobenen Loch. Ob er es danach mit
Blumento-Pferde oder mit einem synthetischen Hundekegel tarnte, teilte er nicht mit.

Eines heißen Tages wollte er seinen vergrabenen Schatz heben. Zweihundertneunzig Tage im Lan Na Jahr
sind heiß. Entsetzt stellte er unter kalten Schweißausbrüchen fest: Bis auf einige Krümel wurden seine mühsam
gerafften Geldscheine von Ameisen gefressen.

(1)
Speläologe ist der Fachausdruck für den gemeinen Höhlenforscher.
http://de.wikipedia.org/wiki/Spel%C3%A4ologie
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Stephen_Hawking

Bullshit-Index: 0.08
Ihr Text zeigt keine oder nur sehr geringe Hinweise auf 'Bullshit'-Deutsch.
http://www.blablameter.de/index.php



(http://www.jaypac.de/upload/381459334644bohren_(1).jpg)

"Wie ein Affe im Bohrgestänge"
  

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 04. Februar 2012, 19:56:28
Hallo Low,

gäbe es eine Rating Agentur für Forenbeiträge,
wäre AAA+ fällig!

mfg kmr
Titel: Geschichte aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 07. Februar 2012, 18:11:17
Das Thema Löcher blieb leider diskussionslos. Von der Astronomie über Bankschließfächer, Haustüren,
Hausfrauen, bis zum Einlochen beim Golfspiel oder in staatlich geförderte Fürsorgeanstalten für Delinquenten
– weiblich oder männlich – wäre ein beinahe unerschöpfliches Spektrum vorhanden gewesen.
Höhlenbewohner lebten und liebten in Löchern, Kurzformel: L^3.
Ich ahne, das harte Schicksal des schwitzenden Kleinkapitalisten bewegte die Leser. Der Griff zum Taschentuch
wurde wichtiger als die Tastatur.
Informationen auf optischen Datenträgern werden als Löcher gespeichert.

Tief aus meinem Wohnloch, Low.
Titel: Killerliteratur in Hinterindien
Beitrag von: Low am 09. Februar 2012, 19:47:28
Killerliteratur                                                                               Ende Januar 2012

Einen angenehmen Sylvesterabend verbrachte ich in Chiang Mai in kleiner Gesellschaft. Irgendwie wollte ich
mich für das feine Essen und die ausgesuchten Weine erkenntlich zeigen.
Tage später hielt ich freudig fadengebundene Exemplare der Geschichten, Made in Germany, in den Händen.
Kritiker bemängelten häufig einen fehlenden roten Faden. Die Farbe der Fäden kannte ich nicht. Dennoch
überreichte ich meinem Gastgeber ein Büchlein.
Am nächsten Tag rief er mich an. Er freute sich über die ihm unbekannten Erzählungen und sprach:
„Während fünfzig Seiten hab ich nur gelacht! Nach dem Anruf werde ich weiterlesen.“
Ich erwiderte:
„Das sind doch tieftraurige oder bösartige Geschichten. Warum lachen die meisten Menschen über Schicksals-
schläge dritter? Ist es Schadenfreude?“
Dann klärte ich ihn auf:
„Ein übermüdeter Bücherwurm stützte sein Kinn mit der rechten Hand, den Ellenbogen auf der Tischplatte aus
hochglanzpoliertem Teakholz gelagert. Links, etwas im Hintergrund stand ein fast leeres Glas mit bernstein-
farbener Flüssigkeit. Seine Augen fixierten ein preisgünstiges Taschenbuch, billiges - bereits leicht vergilbtes
Papier. Als er bei der langweiligen Lektüre gähnend einschlief, knallte sein Kiefer so unglücklich auf den Tisch,
daß er ins Krankenhaus mußte.“

Ich bedaure den Unfall und empfehle für solche Fälle einen Integralhelm. (1)
Wir, Autor und Verlag, weisen daraufhin, daß beim Konsumieren des Stoffes in elektronischer oder gedruckter
Form, jegliche Haftung ausgeschlossen ist.

Wie ein Mediziner bestätigte, wird das Werk häufig an relativ stillen, durch dissonante Flatulenzen penetrant
beschallte Örtchen, gelesen. (2) Da könnte theoretisch einer vom Klo fallen und sich mit Integralhelm, Becken-
und Oberschenkelknochen brechen.
Im Haus fehlt offenbar eine behaglich eingerichtete Bibliothek mit Plüsch, altem Porto und Single-Malt in
geschliffenen Kristallkaraffen. Wo bleibt die Lebensqualität, wenn die Bedürfnisanstalt anziehender eingerichtet
ist als eine Bibliothek? Mit reichlich Phantasie und Geld freilich lassen sich selbst zweckorientierte Räume
beispielsweise unter dem Motto `Kaktus unter Palmen` als Erlebnislandschaften gestalten.

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Motorradhelm
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Flatulenz


Titel: Re: Killerliteratur in Hinterindien
Beitrag von: samuispezi am 09. Februar 2012, 22:34:13
Killerliteratur                                                                               Ende Januar 2012

Wie ein Mediziner bestätigte, wird das Werk häufig an relativ stillen, durch dissonante Flatulenzen penetrant
beschallte Örtchen, gelesen. (2) Da könnte theoretisch einer vom Klo fallen und sich mit Integralhelm, Becken-
und Oberschenkelknochen brechen.
.



Lieber Low,

ich wollte schon lange zu diesem gewichtigem Thema ein kurzes Anektötchen schreiben, hab mich jedoch, wie
wohl die meisten Lesenden nachvollziehen dürften eigentlich nie so richtig getraut.

Als 50%-Anteil Deiner österreichischen Fangemeinde hab ich mir die Unverschämtheit erlaubt, die ersten Seiten Deines sensationellen
Werkes ebenfalls auf der Ersatzbibliothek in meiner 2-Zimmerwohnung zu verschlingen.

Als  zu Sylvester dann der geplante Besuch bei uns eintraf wurde von mir überraschend festgestellt, dass meistens einer der Männer längere
Zeit abgängig war,. Mein großer Fehler war, daß ich mein (Dein) Büchlein neben der Geschäftsstelle auf der Ablage liegen hatte.

Diesen Fehler mach ich nie wieder, spricht aber eindeutig für Dein Werk. ;}

Vielen Dank dafür

vor allem, bei meinem Intellekt hab ich mindestens drei mal was davon, weil ich immer wieder neues entdecke,
drum wundere Dich bitte nicht, wenn Du nicht immer gleich eine Resonanz auf Deine Geschichtchen bekommst.

Grüße
Samuispezi }}
Titel: Kloliteratur aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 11. Februar 2012, 23:13:31
Kloliteratur                                                                                                                                     Februar2012

@samuispezi

Danke für die exakten Ausführungen. Ich ahnte nicht, daß eine so große österreichische Fangemeinde existiert.
Österreich bedeutet für mich Kultur - wie Wiener Schnitzel, Kaiserschmarrn und Sachertorte. Auch K - wie Kreisler,
nämlich der Georg Franz und der Fritz. (1, 2) Es gab den Feldmarschall Radetzky. (3)  Der alte Haudegen durfte
erst mit 90 Jahren in den verdienten Ruhestand. Radetzky war ein verhinderter Hinterindier. Angesichts seiner
Freigiebigkeit, der großen Familie und der Verschwendungssucht seiner Frau Gemahlin, befand sich Radetzky
Zeit seines Lebens in finanzieller Bedrängnis.
Johann Strauss Vater widmete ihm einen rassigen Marsch. Es gab eine Menge Sträuße, ein ganzes Walzer
Quartett. Zuvor komponierte Mozart, danach Mahler und für mich weniger schön, Schönberg. Es würde zu weit
führen, weitere musikalische Details und daneben Malerei, Architektur und Literatur zu erwähnen.

Mir geht es hier schlicht ums Klo. Eine meist bescheidene Oase der Erleichterung und brisanter Eingebungen.
Zu tiefst im Herzen eine Kapelle der Dankbarkeit fürs tägliche Geschäft und Befreiungsversuchen von Ballast.
Die Wichtigkeit des Ortes wird vielen Menschen erst beim Eintritt einer Fehlfunktion am Abtritt bewußt.

Ein Buch in einem öffentlichen Transportmittel zu lesen mag angehen. Sich in der Intimität während einer
wichtigen Handlung mit fremden Gedankengut auseinander zu setzen, ist im Grunde großartig und eine
Würdigung der Verfasser. Wer würde mich schon als Person als Gesprächspartner aufs Klo einladen?

Es gibt die Geschichten als Taschenbuch. Es gibt die gebundene Version. Nach den eingegangenen Meldungen
überlege ich, das Werk in Rollenform, die perforierten Seiten auf weiches Papier zu drucken. Im Sinne des
Umweltschutzes wäre dies ein unschlagbares Projekt, Lesestoff im doppelten Sinne als Hygieneartikel.

(1, 2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Kreisler
http://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Kreisler
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Wenzel_Radetzky_von_Radetz

Nachtrag:
Österreich hat die höchste Brauereidichte der Welt. Eine Brauerei auf 56`860 Einwohner. Dementsprechend
hoch könnte die Nachfrage nach Bedürfnisanstalten sein.


Titel: Re: Kloliteratur aus Hinterindien
Beitrag von: hmh. am 12. Februar 2012, 01:23:58
Nach den eingegangenen Meldungen überlege ich, das Werk in Rollenform, die perforierten Seiten auf weiches Papier zu drucken.

Dazu muß man nicht erst neu drucken. Man kann zum gleichen Zweck auch bereits vorhandene Bücher (auseinander-)nehmen, das kommt zudem dem Umweltschutzgedanken doppelt entgegen.  :o

Damit hängt ferner zusammen, daß man Bücher als Verleger, Autor oder Herausgeber grundsätzlich nicht verschenkt, lieber Low, schon gar nicht an Freunde. {;
Titel: Adlig sei der Mensch aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 14. Februar 2012, 11:43:48
Adel und Papier                                                                                                                       Februar 2012

Adlig sei der Mensch,
Hilfreich und gut! (1)

Aus der Geschichte lernte ich, man sollte sogar mißliebige Bücher nicht vernichten.
Es war relativ schmerzhaft, als ich beim endgültigen Wegzug meine vertraut gewordene Sammlung zurück-
lassen mußte. Jedenfalls sah ich zuvor in den Tropen viele durch Feuchtigkeit und Insekten beschädigte
Wälzer. Angefangen in einem vernachlässigten Museum in Penang, bis zum Nachbarn in Lan Na Land, wo
etwa 300 kg befallenes, bedrucktes Papier aus dem Haus geräumt wurde und der Vernichtung harrte.
Ich hörte die Kiefer hunderter Literaturkannibalen förmlich knacken. Jetzt fressen ihre Nachkommen und
Verwandten Bäume und Sträucher auf.

hmhs Vorschlag, bestehende Bücher zu hinterlistigen Zwecken zu verwenden, ist wenig schmeichelhaft.
Es geht dabei nicht nur um die Papierqualität. Für jemanden, der seinen Hintern regelmäßig mit grobem
Schmirgeltuch poliert, könnten ein paar Buchseiten dennoch eine Wohltat sein.

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, bereits im 5. Jahrhundert stellte man in China Toilettenpapier aus
billigem Reisstrohpapier her. In Peking produzierte man jährlich 10 Millionen Päckchen mit 1000 bis
10.000 Blatt. Wurde das Zeug wie in Thailand bei Tisch verwendet?
Eine Zeitung ging in den vierziger Jahren durch viele Hände, bis sie feingerissen oder geschnitten zur letzten
Verwendung in einem Klo im handgefertigten Papierkästchen landete. Das waren kleine Kunstwerke, meist
Kinderarbeit, aus Karton oder filigrane Laubsägegebilde aus Sperrholz. (2) Nur Spinner und Angeber
zerstückelten unbrauchbare Hochglanzwerbung der Automobilbranche. Zeitungspapier unterschied sich
wesentlich vom besseren, aber weniger geeigneten Material aus Büchern.

Deutlich in Erinnerung blieb mir eine Sitzung als Kind während eines Föhnsturms in Adelboden. Ich verrichtete
mein Geschäft und benutzte die Zeitungsschnipsel, wie es von den Eltern empfohlen wurde. Der Hintern zeigte
danach Spuren von Druckerschwärze. Ich schmiß die Papierchen im ersten Stock eines Bauernhauses ins
Plumpsklo. Viele Meter darunter war eine Güllegrube. (3) Sie hatte eine zweite Verbindung direkt in den Stall.
Kräftige Windstöße trieben die beschmutzten Flugobjekte zurück. Ich rannte nicht weg, sondern schaute
neugierig, wie die Flieger unberechenbar aus dem Loch kurvten. Das führte zu ersten Laubflecken in meinem
Gesicht. (4)

Hier benutze ich Wasser mit der Hygienedusche. Zurück in Europa, wo Bidets in neuen Wohnungen ersatzlos
gestrichen wurden, weiche ich dann auf weiches Papier aus. Genau auf diese flauschige Qualität, die ich für
meine Buchrollen verwenden würde.
Die gewünschte Weichheit wird durch die Strukturierung der Oberfläche erzielt. (5) Mit Texten oder mit Bildern
bedrucktes Toilettenpapier findet als Werbe- oder Scherzartikel Verwendung. (6)
In den Museen von London stand um 1970 auf jedem einzelnen Blatt der Klopapierrollen:
’Her Majesty’s property’. (Eigentum Ihrer Majestät, der Königin von England.)  Das war kein Witz. Frevelnd
benutzte ich notfallmäßig, trotz der eindringlichen Warnung, ihr Papier. Sie verzieh mir nie und schlug mich
nie zum Ritter.

Sir Low

(1)
http://www.literaturwelt.com/werke/goethe/goettliche.html
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Laubs%C3%A4ge
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%BCllegrube
(4)
http://www.geo.de/GEOlino/mensch/51337.html
(5)
http://www.haede-papier.de/4613/4721.html
(6)
http://de.wikipedia.org/wiki/Toilettenpapier
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: jock am 14. Februar 2012, 12:03:50
@samuispezi

Zitat : "Als 50 %/Anteil deiner oesterreichischen Fangemeinde......"


Und wer,lieber samuispezi ist die andere Person ?


Jock
Titel: Re: Adlig sei der Mensch aus Hinterindien
Beitrag von: hmh. am 14. Februar 2012, 14:17:02
Hier benutze ich Wasser mit der Hygienedusche. Zurück in Europa, wo Bidets in neuen Wohnungen ersatzlos gestrichen wurden,

... war eine entsprechende Dusche das erste, was ich mir Anfang der 1980er nach den ersten Asienaufenthalt in unsere Hütte aus dem 16. Jahrhundert eingebaut habe. Solche Teile gab es in Deutschland gar nicht zu kaufen, obwohl sie in Asien, u. a. auch schon von deutschen Firmen, hergestellt wurden.

Die Lösung war ein Installationsmeister, der kurz zuvor bei einem Türken in dessem eigenen Haus in Deutschland die Toilette entsprechend aus selbst gebogenen Chromrohr in Verbindung mit einem Friedrich-Grohe-Duschhebel an der Wand hingetrickst hatte. Er hatte es auch sofort für sich selbst übernommen. Auf diesem Gebiet haben wir Mitteleuropäer auch heutzutage noch einigen hygienischen Nachholbedarf...
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 14. Februar 2012, 18:57:18
Zur Zeit ist auch der Adelboden nicht mehr zu sehen.
Dafür bietet verschwenderisch und edel Kristallines die Basis für  perfekte Hygiene. :)
> echt COOL < (http://www.adelboden.ch/de/page.cfm/services/wetter)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Cee am 16. Februar 2012, 00:13:53
Lieber Low

Seit einigen Tagen bin ich stolzer Eigentümer Deines Büchleins: "Geschichten aus Hinterindien" in der gebundenen
Ausführung. Der hmh hatte ein Herz und sandte mir das Schmuckstück per Post in mein Feriendomizil auf Phuket.
 
Vorweg ist schon mal die Aufmachung der Sendung eine Augenweide. Vier wunderschöne Briefmarken mit
Tänzerinnen in glitzernden Kleidern und drei "Tempelschlangen", verzieren den Paketumschlag.

Das Büchlein ist edel aufgemacht- ich würde allen Interessenten anraten, die gebundene Ausgabe zu wählen.

In den auserwählten Geschichten liegt genau die Spannung, mit welcher unser Low die TIP- Familie über
Jahre hinweg zu begeistern und zu fesseln vermochte.

Als ich in Deinem Büchlein zu blättern und zu lesen begann, lieber Low, war es, als würde ich in einem
Fotoalbum zu einer soeben erlebten Hochzeit blättern, bei der ich als Gast, selber dabei war.

 :)
Cee  
Titel: Keine Geschichte aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 16. Februar 2012, 00:18:09
Herzlichen Dank, Cee ...

Mitte, kalter, Februar in DACH 2012

Danke kmr für die Bilder von Adeleis.
Würdest denn Du Deinen Allerwertesten mit Eiskristallen verkratzen?
Das Zeug ist so kalt, Du fühlst nicht mehr, wenn Blut fließt.
Ich verletzte einst als Knabe meinen Schädel an einem tiefgefrorenem Kuhfladen, blutete wie ein schlachtreifes
Schwein und fühlte gar nichts, bis ich nicht mehr sehen konnte.

Amundsen, Bering, Scott und ihren Kameraden, ebenso Knud Rasmussen gedenke ich in tiefer Ehrfurcht. Meine
ungelöste Frage ist immer noch, wie konnten diese Leute bei solchen Temperaturen ihr Wasser abschlagen?
Mein Ding verzog sich bereits bei geringer Kälte ungreifbar in die wärmende Bauchhöhle zurück.

http://www.nationalgeographic.de/entdecker/knud-rasmussen
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 16. Februar 2012, 04:15:07
Tja Low, Du hast es wirklich nicht einfach.
Entweder es ist zu kalt, oder Du kannst nicht malen..
Wenigstens schreibst Du recht ordentlich. ;-))

Bleib tapfer!
Gruß, kmr
Titel: Gefühlte Zensur in Hinterindien
Beitrag von: Low am 17. Februar 2012, 01:10:10
Gefühlte Zensur                                                                                                                            11. Dez. 2011

Sonntag. Ein nebliger, kühler Wintermorgen im Dorf.
Baumaschinen dröhnen. Die Gemeinde muß auf Befehl der Bank, Hauptsitz im teilweise überschwemmten
Bangkok, aufgefordert durch Kleptomanewitsch, das aufgerissene, das Dorf vor Fluten rettende, noch nicht
im Besitz befindliche Land sanieren. Die Überschreibung dürfte dauern, solange irgend ein Schlitzauge, es
könnte allenfalls ein Schlitzohr sein, Profit daraus schlägt.

Leider sitzen die Manager und Direktoren der Finanzinstitute so hoch oben in ihren Wohlstandstürmen, daß
sie den barocken Engelein in die Unterwäsche schauen könnten. Außer Dominique Gaston André Strauss tut
das selten einer. (1) Aber die vergeuden auch keine Blicke hinunter auf das Elend der arbeitenden, absaufenden
Mehrheit und die schmierigen, stinkenden Pfützen und Seen auf den Strassen.
Die Instruktion war wohlüberlegt. Erst benötigt die Gemeinde Geld zum Graben auf Land, das rein rechtlich der
Bank gehört. Weitere Kosten entstehen durch das Wiederherstellen des ursprünglichen Zustandes. Spätestens
bei der nächsten Flut, wird dann wieder gelocht, damit der Wasserpegel um die Häuser, sie sind meist Eigentum
von Finanzinstituten, niedrig bleibt. So vermehren sich Kapital und Zinsen! Und wenn Buddha will, gehören die
Grundstücke dann immer noch den Banken und deren übereinandergestapelten kapitalistischen Magiern.

10 00: Ich sitze am PC. Das Internet ist selektiv gestört. (2) Thaiadressen funktionieren. Schweizer Zeitungen
sind unzugänglich. Das TIP Forum ist gesperrt. CNN, Spiegel und die WELT sind abrufbar. Hotmail funktioniert.
Mindestens der Junk Mail Ordner ist gut gefüllt. Radioempfang über Internet ist möglich. Gegen elf Uhr habe ich
Zugang zum Blick. Die TIP Zeitung funktioniert teilweise.
12 30: Vergeblicher Versuch ins TIP Forum zu gelangen. ST ist ebenfalls gesperrt. Die Postille FARANG kommt in
lebensfrohem Rot daher. Der Bund, Bern - CH, rot – schwarz – gelbgold, dagegen ist gesperrt. (3)
Der Nebelspalter vermag den Nebel nicht zu spalten. Die Sonne auch nicht. Für den Schweizerischen Beobachter
gibt es nichts nicht beobachten. So selektiv funktionierte der Kriegsraum noch nie. Entweder gelang das
Meiste oder gar nichts. Der Blick kommt nur mit Mühe durch. Und manchmal heißt es:

You are not connected to the Internet.
The website is encountering problems.
There might be a typing error in the address.


Weltwoche, Tagesanzeiger und NZZ gehören ebenfalls zu den bösen Ausgesperrten. Ich fühle mich eingesperrt.
Ist das eine zeitlich beschränkte Übung?
13 00: TIP Forum out. Chet Baker Trio: Blues In The Closet, in.
14 00: Der Oberbefehlshaber befiehlt: ’Übungsende’! (Alkoholfreies Mittagessen für die qualifizierten Internet-
schergen.) Freier Zugang für Vaterlandsverräter ins ganze Netz ohne Blockaden. (2011!)

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Dominique_Strauss-Kahn
(2)
http://www.nytimes.com/2011/10/03/world/asia/03iht-thailand03.html?pagewanted=all
http://www.melonfarmers.co.uk/thread00013_internet_censorship_in_thailand.htm
http://www.post-gazette.com/pg/11276/1179426-82-0.stm?cmpid=news.xml
(3)
http://www.nationalflaggen.de/regionen/flagge-bern.html

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Bruno99 am 17. Februar 2012, 09:47:48
gut geschrieben Low   ;}

an der Internetstabilitaet koennte man noch einiges verbessern.
Vielleicht wuerde man dann auch vergessen, dass eben die Zensur nicht nur gefuehlt sondern echt ist  :-X
Titel: Schulreisen in Hinterindien
Beitrag von: Low am 20. Februar 2012, 12:13:17
Schulreisen                                                                                                                            Januar 2012

Bereits im Dezember kündigte die Schule eine lebenswichtige, mindestens zwei-, eventuell dreitägige Reise
nach Sukothai an. Nach den Ereignissen im Pfadfinderlager und der Weigerung der Schulversicherung, für
Mowgli in Zukunft bei Schadenfällen Leistungen zu erbringen, war ich dagegen. Sollte ich voraussehbare
Ambulanzkosten für eine Überführung von Sukothai nach Chiang Mai vergüten und damit meine Leber mit
einem vermeidbaren Schnapsentzug schädigen?

Mowglis 30 Baht Versicherung vergütete vor einem Jahr, ausgenommen Paracetamol, keine Untersuchungen
wie MRI und die dazu notwendige Injektion von Gadolinium. Diese Kosten, 15`000 Baht, gingen auf mein Konto,
denn ohne vorherige Bezahlung erfolgte diese aussagekräftige Untersuchung nicht. Die Schulversicherung
verweigerte nach erfolgter Diagnose die Zahlung. Als wir mit Anwälten und Gerichtsverfahren drohten, wurde
nach drei Monaten der Betrag in monatlichen Raten von 3000 Baht abgestottert! Wer bereicherte sich an den
bescheidenen Zinsen? Rechnen die etwa mit der fast krankhaften Vergeßlichkeit der Leute? Beim Kassieren
gab es Tage, da bemüßigte sich bereits nach zwei Stunden einer der Herren und forderte Dick auf:
„Khun Dick, kommen sie bitte morgen oder besser - nächste Woche wieder, das Geld muß erst beschafft werden,
khrap!“
Dick antwortete: „Bitte beschaffen sie, kha. Ich warte, khaa. Noch ist Benzin nicht gratis, khaaa.“

Nach meiner Weigerung, Mowgli risikobedingt an der Reise  teilnehmen zu lassen, lud der neue Schuldirektor
Dick zu einem Gespräch ein. Er sagte, die Schule würde Verantwortung und allfällige Kosten im Schadenfall
voll übernehmen. Diesen Spruch verlangte ich schriftlich. Wir wurden vertröstet und erhielten nie eine briefliche
Bestätigung.

Weil am Montag Lehrertag war, wurde die Reisedauer ohne große Ankündigung auf einen Tag verkürzt. Die
Kinder sollten jedoch am Dienstag um vier Uhr in der Frühe reisebereit in der Schule sein. Die Rückkehr war
auf neunzehn Uhr festgelegt. Ich überlegte, bei einer Reisezeit von insgesamt acht Stunden, müßten sechs
Stunden für Besichtigungen, Essen, Spiel und Spaß genügen. Für einen Tag verzichtete ich auf Widerstand.

Mowgli stand um drei Uhr auf und war vor vier in der Schule. Alle Kinder warteten auf einige Lehrer, welche
sich selbst nicht an festgelegte Termine hielten. Es war bereits sechs Uhr, als die Reise endlich begann.
Mowgli telefonierte um die Mittagszeit, daß sie noch nicht in Sukothai eingetroffen seien. Verzögerten
unqualifizierte Radwechsel oder akute Durchfallerkrankungen die Fahrt?
Normalerweise reist man von Chiang Mai in vier Stunden nach Sukothai. Es sei denn, man ist mit einem
Tretesel oder zu Fuss unterwegs. Als die Schüler endlich im historischen Park eintrafen, fand keine Besichtigung
per Fahrrad statt. Die Zeit dafür reichte angeblich nicht mehr. Die neugierigen Sprößlinge absolvierten eine
zwanzig Minuten dauernde Rundreise im Spezialfahrzeug. Dann ging es zurück in den Bus. Während eines
Marktbesuches der Lehrerschaft unterwegs, verharrten die Kinder etwa eine Stunde im Fahrzeug.
Um einundzwanzig Uhr durften wir Mowgli von der Schule abholen. Der Rest der Woche war schulfrei.

Wir dürfen annehmen, daß Bildungsreisen im Sinne der Vaterlandskunde großzügig subventioniert werden
und extrapolierten anfallende Kosten auf mindestens vier Tage.

Für solchen Unsinn werde ich mit der Gesundheit des Knaben nicht mehr spielen.
Mündliche Vereinbarungen darf man ohne Garantieschein getrost vergessen.

Die Kinder hatten Glück mit Sukothai. Neulich beobachteten wir mindestens sechs VIP Riesenbuße aus Phayao.
Sie beförderten Scharen rotbekleideter Schüler. In Chiang Mai besichtigten sie als besonderes Erlebnis, den
nicht antiken, dennoch bedeutenden Konsumtempel Airport Plaza.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: norwegerklaus am 20. Februar 2012, 21:01:39


Mal wieder eine Geschichte aus dem Thailandleben, die mir im Sinn her  irgendwie bekannt ist.

Verantwortung und Planung sich herausragende Dinge im hiesigen Alltag C--

Mann und Frau ist hier halt so, bei solchen geförderten "Bildungsreisen"!

Nicht verzagen........

Gruß Klaus
Titel: Keine Schulreise
Beitrag von: Low am 22. Februar 2012, 13:53:43
Keine Schulreise

Als bemerkenswerte Ergänzung der Geschichten zu ’Schulreisen’ fiel mir ein:

Meine graziöse Schwägerin aus Singapur war um die tausend Wochen alt. Sie wollte unbedingt nach Paris.
Das war ihr grosser Traum. Sie sprach kein französisch. Sie kannte die Nouvelle Cuisine und auch ihre Schöpfer
- Michel Guérard, Fernand Point und Paul Bocuse nicht. (1) Edle Getränke in Flaschen waren für sie Cola und
ganz am Rande, für glatzköpfige, angegraut schmuddelige, feiste, rülpsend rauchende, ältliche Männer - Bier.
Sie besorgte es zu Ikan Bilis für Gäste ihres wohlhabenden Vaters. (2)
Sie hatte weder Interesse am Eiffelturm, dem Tour d’ Argent, (3) dem Triumphbogen, der Basilika Sacre Coeur
auf dem Montmartre, dem Musée d'Orsay, der Avenue des Champs Elysees, dem Moulin Rouge mit und ohne
Cancan, der Kathedrale Notre-Dame de Paris, noch am Louvre. Sie wollte in die Galeries Lafayette. (4)

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Nouvelle_Cuisine
(2)
http://gourmettraveller.com.au/ikan-bilis-with-peanuts.htm
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Tour_d%E2%80%99Argent
(4)
Warenhaus seit 1893
40 Boulevard Haussmann,
75009 Paris
http://www.galerieslafayette.com/

http://www2.galerieslafayette.com/international/goFolder.do?f=guide_de&lang=de&fontLang=latin

Stierenkacke-Kennzahl: 0.04
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1868.msg1035449#msg1035449


Die Geschichte ist fast unfreundlich kurz und komprimiert. Sie beschäftigte mich ein halbes Leben lang. Einige
Leser(innen) benötigen eventuell zum Verständnis einen Nachbrenner. Lesekrücken, wie Kunststoff- Eiffeltürme
und Triumphbogen, ein Glas Pastis oder Pernod zu Musette-Klängen sind wärmstens empfohlen.
Aus Stichworten, wie Arc de Triomphe, schrieb Erich Maria Remarque einen ganzen Roman von 498 Seiten.

http://de.wikipedia.org/wiki/Pastis
http://de.wikipedia.org/wiki/Pernod
http://de.wikipedia.org/wiki/Musette_(Musik)

http://www.youtube.com/watch?v=lObuzBLp9qk
http://www.youtube.com/watch?v=IEP33Zi3a5E&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=dRNA2j2_I7E&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=g6TvCo9r3GM&feature=related
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: jock am 22. Februar 2012, 14:52:11
@Low

Ich verneige mich vor einen grossen Meister des geschriebenen Wortes.

Doch diesmal rief es bei mir ein ein Brauenhochziehen hervor.

Die in feinen Worten ausgedrueckte Demuetigung,verstaerkt durch die
Angaben der "Links",lassen schliessen,was du von der Memberschar haelst.

Hoch ist jedoch deine Meinung von der tausend Wochen alten Schwaegerin.
Sie kennt immerhin das Kaufhaus Galeries Lafayette und ihr Wunsch,dort
einzukaufen,zeugt von einem erlesenen Geschmack.

Wir Maenner,waeren schon froh,wuessten wir,was in dem Kaestchen drin ist oder war,
das Katrin Deneuve als Belle de Jour zurueckschrecken liess.

Da du,nicht an Frankophobie leidender Genussmensch,mehr Kenntnis darueber zu haben
scheinst,lass es uns doch wissen : Was war in dem Kaestchen  ?


Jock
Titel: Asche auf mein Haupt, Gin in den Magen
Beitrag von: Low am 24. Februar 2012, 10:49:17
Asche auf mein Haupt, Gin in den Magen                                                                       Aschermittwoch 2012

Zwecks Kürzung und logischer Abfolge teilte ich den Aufsatz ’Asche auf mein Haupt, Gin in den Magen’ als
Antwort @Jock und beginne mit dem zweiten Teil.

Es gibt so viele Variationen der Geschichten, wie es Leser gibt. Jeder versteht etwas anderes. Traurig ist,
wenn oft nur Wörter eines Satzes den Weg zum Leser finden. Der Sinn, die Aussage der Kombinationen
bleibt dann im Verborgenen. Eindeutige Zweideutigkeiten gehen verloren. Noch schlimmer für den Verfasser
ist es, wenn jemand in eigentlich freundlichen Zeilen Denunziationen findet. Das grenzt an sektenartige
Bibelinterpretationen.

Jock:
„Die in feinen Worten ausgedrückte Demütigung, verstärkt durch die
Angaben der "Links", lassen schließen, was du von der Memberschar haelst.“


Das sind je nach Betrachtungsweise bösartige bis unflätige Unterstellungen. Veräppelt im Sinne des Wortes
werden die Leser nicht von mir, sondern im iPhone Thread!
Wenn einer unter einfachen Verhältnissen Jahrzehnte in Reisfeldern lebt, hat er öfters seine liebe Mühe, das
richtige Wort zu finden. Deshalb schaue ich zur Sicherheit nach und scheue mich selten, betreffende Links zu
veröffentlichen. Noch bin ich nicht Minister und kann mir das erlauben.

Über ein erlebtes Beispiel mühsamer Wort- Wahl und Findung, es kostete mich einige Zeit, schreibe ich gerne.
Das nächste Mal könnte es sich, an Stelle von Nachdenken, als hilfreich erweisen.
Wie Herr J. Bond im Dienste Ihrer Majestät, trinke ich diesen Cocktail selten aber gerne. Gerührt oder geschüttelt
ist mir egal. Wie heißt das Getränk schon wieder? Mutinity, äh nein. Mama Mia, … Martinazzi. Mein Vater übersetzte
diesen Namen gekonnt mit: “Nasses Marti!“
Marti hiess eine Tante. Sie sah aus, wie Tanten in alten schwarz-weiss Filmen eben aussehen. Im Regen erlebte
ich sie nie. Bedauerlicherweise war ich nie besonders nett zu ihr.

Meine Festplatte rotierte während Tagen weiter: “ M…, m...  Martini? Martini Dry. Trockener Martini.“
Der hat mit Martini meist gar nichts zu tun, sondern vor allem mit destilliertem Wachholder, Fachhochdeutsch Gin.
Je mehr Gin, desto trockener.
Ein lieber Freund, Dr. med. H.J. Ryssel †, führte mich über Monate geduldig in die korrekte Zubereitung edler
Martinis ein. Es gibt Fanatiker, die Martini-Fundamentalisten. Sie gießen Martini über Eiswürfel und schmeißen
dann die teure Flüssigkeit wie gezündetes Feuerwerk weg. Das angefeuchtete Eis wird danach in Wachholder
ersäuft. Das ist praktisch der trockenste Martini, den man sich vorstellen kann, aber noch lange nicht der Beste.
Sir Winston Churchill soll sich geäussert haben:
“Der trockenste Martini ist eine Flasche guten Gins, die mal neben einer Wermutflasche gestanden hat.“

Der feinste Martini wird nicht mit Martini zubereitet, sondern mit einem trockenen Wermut aus Südfrankreich,
einem Kaff in Okzitanien namens Marseillan. (1) Wir besuchten diese kulinarisch ergiebige Gegend am Mittelmeer.
Der Name entfiel mir, weil wir das Zeug in Lan Na Land nicht kaufen können. In Singapur ist es wohlfeil.

Den besten Martini rührte Dick mit spärlich trockenem okzitanischem Noilly Prat an. (2) Gerührt oder geschüttelt
spielt eine Rolle. Geschüttelte Martinis haben eine stärker antioxidative Wirkung als gerührte. Das Eis muß im
Gegensatz zur Barkeeperin knackig kalt sein.
 
Wie viele Martinis man ungestraft zur Brust nehmen darf, beschrieb Dorothy Parker um 1920: (3)

I like to have a martini,
two at the very most.
After three I’m under the table,
after four I’m under my host!“


(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Marseillan_(H%C3%A9rault)
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Noilly_Prat
(3)
http://www.imdb.com/name/nm0662213/bio

Fortsetzung folgt
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 24. Februar 2012, 12:24:04
lieber Low,

ich finde Deine Quellenangaben sehr hilfreich. Es kommt gar nicht so selten vor, dass ich mein neues Wissen dort gen noch etwas vertiefe.

Beim Martini hilft allerdings nur ein Quellenstudium der Art, dass man sich an eine Quelle begibt, aus der bester Gin fließt.

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Roy † am 24. Februar 2012, 14:05:12
Nun las ich das Werk das... (ich weiß nicht... Zuerst begeistert mit der Schreiber  hier. Dann das Probedruck von hmh in überarbeitet Form... Ich bewunderten da eine echte Editor-Kollegenleistung (und dazu war ich mit meinen halben Hirn nach der OP...
Und bei der viel Zeit las ich es dann nebenbei nochmal, Stückchen und Stückchen wie eine Torte...
Und dann das professionelle gebunden deutsche Druck-Leistung als Geschenk von hmh... nochmal danke!
Ich halte mich selbst nach mehr als 20 Jahren Aufenthalt in dieser weitläufig wunderschönen Land (nur hochhackige Schuhe und Eisenstange auf Kopf mag ich nicht so sehr ...
Habe die Vermessenheit, den Titel als Thailandkenner beanspruchen! Und das Leben auf der Lande kenne ich auch, aufgewachsen in einem Kaff in Niedersachsen. Auch ich entdecktet Ähnlichkeiten. Und in der Schweiz war ich auch einige Jahre...


Habe dort sogar die Fastnachtzeitung in Kerzer gesetzt auf Berndütsch... damals noch auf der Linotype... Schreiben konnte ich den Dialekt besser als sprechen! Sogar einige Buchstaben Verbesserungen sind mir gelungen!
Die Spargeln war das Beste und dazu eine Wysse von der Neuenburgersee..
Titel: Floh im Ohr aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 25. Februar 2012, 12:51:21
Herzlichen Dank Roy. Hoffentlich entsprechen die Texte der professionellen Gestaltung.

Du hast mir mit dem Seelandspargel einen Floh ins Ohr gesetzt. Das Gemüse entbehrte ich lange Jahre.
Vielleicht gibt es dieses Jahr einige Stangen in der Schweiz, Importware ganz sicher.

Weine vom Jura Südfuß dagegen sind verbreitet. Ganz in der Nähe von Kerzers steht der Mistelacher Berg,
bekannter als Mont Vully. Auch dort wächst angenehmer Chasselas.
Meine kleine Enkeltochter lutscht lieber Korken an Stelle von Nuggi, (Schnullern) aus Kunststoff. Ein Grund
mehr, ein Fläschlein oder zwei zu öffnen.

Gesundheit!
Low


(http://www.jaypac.de/upload/368690resize_of_kork.jpg)
Titel: Asche auf mein Haupt, Gin in den Magen
Beitrag von: Low am 27. Februar 2012, 10:10:15
Asche auf mein Haupt, Gin in den Magen                                                                               Aschermittwoch 2012

Fortsetzung:

Was trinkst du, wenn du nicht schlafen kannst?
Einen Wach-holder!

Einem beinahe unerschöpflichen Thema widmete ich, ohne erbärmliche Lügen, einige Erzählungen. Alleine in
diesem Jahr beschrieb ich mehrmals weibliche Wünsche betreffend Henkelware.

Als Jock bemerkte:
„Hoch ist jedoch deine Meinung von der tausend Wochen alten Schwägerin. Sie kennt immerhin das Kaufhaus
Galeries Lafayette und ihr Wunsch, dort einzukaufen, zeugt von einem erlesenen Geschmack,“
fragte ich mich,
ist das Ironie oder Sarkasmus? Vergaß ich ein Wort?

Diese Frau, hübsch verwöhnt, modebewußt, ist immer sehr freundlich. Ihr Wissen betreffend Galeries Lafayette
stammte nicht aus einer Bildungsanstalt. Eher von teuren Hochglanzseiten reich illustrierter Mode-Magazine,
beispielsweise ’Her World’, Singapur. Daher rührte ihr ebenso erlesener Geschmack. Meiner teilweise auch.
Da wurden nebst fragwürdigen Figuren, Frisuren und Uhren, Täschchen und Taschen von Louis Vuitton, Gucci,
Fendi etc. in Bild und Text so ausführlich beschrieben, wie in Auto(fach)zeitschriften die neuesten BMW oder
Bugatti auseinandergenommen werden.
Die Bezugsquellen im Singapur der frühen siebziger Jahre waren rar. Das Ende aufwendiger Analysen der
Modeaccessoires endete üblicherweise mit der Aufzählung - erhältlich bei: Bucherer, Luzern; Galeries Lafayette,
Paris; Harrods, London und Tiffany, New York. Heutzutage ist das wesentlich einfacher (Internet, Her World,
Maus, Ctrl c, Ctrl v):
The article is available from Low’s boutiques at Takashimaya, Level 2, Tel: 9738 5919; ION Orchard, #03-21,
Tel: 6509 8139; Paragon, #02-02/03, Tel: 6235 0498 and The Shoppes at Marina Bay Sands, #B1-146,
2 Bayfront Avenue, Tel: 9738 5919.
(Feb. 2012)

Xiao Zie, die kleine Schwester, besuchte uns. Es waren nur 450 lumpige Kilometer bis Paris. Wir wohnten an
der ehemaligen Hauptstrasse Bern – Paris, in der Nähe der Neubrücke, Baujahr 1535, wo Postkutscher vor
150 Jahren fluchend am Steilhang ihre Peitschen gebrauchten. Je nach Gelände mußten die Pferde alle zwei bis
vier Stunden ausgewechselt werden. Nach 15 - 20 Stunden wurde auch der Postillon abgelöst. Vor Erschöpfung
konnte der weder blasen noch peitschen.  
Ich arbeitete einige Tage in einem Labor in der Seine-Stadt. Später, frisch verheiratet, hatte ich hübsche Begleitung
an einer Konferenz. Das Kaufhaus betraten wir jedoch nie. Ich hatte keine Lust, wegen einer Tasche hinzufahren.
Der Louvre und La Gioconda dagegen, wären trotz eines Kleinkindes gute Gründe gewesen.

Hierzulande kennen Einheimische das Universum kaum und wenn, wird es auf die Größe eines Kindskopfes
geschrumpft. Da ist kein Platz mehr vorhanden für Hawking, seinen Rollstuhl und seine Theorien um die
schwarzen Löcher. Deshalb ist es kaum vermessen, eine Weltstadt auf einen Gemischtwarenladen zu
reduzieren. Sie bewegt mich immer noch, diese nicht gemachte Reise.

Beim Abbrechen meiner Zelte in Europa, konnte und wollte ich nicht Mengen Fotos und Souvenirs von
zahlreichen Reisen als Erinnerungen mitnehmen. Es war fast wie sterben und schmerzhaft, mich von all dem
Gerümpel zu verabschieden und zu trennen.
Aber nach dem Schreiben von ’Keine Schulreise’ fühlte ich mich bei den vertrauten Akkordeonklängen aus dem
Internet und einem Glas Pastis wie in Paris. (1) Durch den Bambus schimmerte die Seine. Auf der Place Vendôme
im Vorgarten gurrten die Tauben. (2) Plötzlich war ich von Parisern umgeben. Der Lao Khao eines Clochards
verwandelte sich in billigen Rotwein. Und als Madame elegant im Costume heranstöckelte, sagte ich leise:
“Bonjour Tristesse!“ (3, 4)



(http://www.jaypac.de/upload/307481notre_dame_de_paris75_bearbeitet.jpg)

Notre Dame und Sarong Kebaya in Paris


(1)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg1036922#msg1036922
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Place_Vend%C3%B4me
(3)
http://www.marquise.de/de/index.html
(4)
http://de.wikipedia.org/wiki/Bonjour_tristesse

Wäre ein kleiner Spaziergang angenehm? Der Name paßt hervorragend:
Pink Martini - Je Ne Veux Pas Travailler
http://www.youtube.com/watch?v=Lle_GA1cg20&feature=related
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: drwkempf am 27. Februar 2012, 14:37:41
Lieber Low,

der Spaziergang war höchst angenehm, den Zusammenhang zu der denkwürdigen Aussage "Je ne veux pas travailler" ist mir allerdings entgangen.
Den "Wach Holder" habe ich dafür auf Anhieb begriffen.

aus Hua Hin

Wolfram
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Cee am 27. Februar 2012, 15:54:23
@ drwkempf,
 
Du sprichst in Rätseln. Wer will da nicht arbeiten? Machst Du Hua Hin möglicherweise mit dem Low zusammen unsicher-
und der will nicht mehr...was nicht? Dabei warte ich jetzt bereits auf das neue Buch!

"Wach Holder" hast Du auf Anhieb, ich überhaupt nicht begriffen. Ist das möglicherweise ein guter Tropfen Weisswein
aus dem Wallis- zu später Stunde- vorne am Meer- oder was?

Gruss
Cee
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: rio0815 am 27. Februar 2012, 16:48:14
Netter Text, Low.

Gin als Wachholderschnaps  = Wach Holder = Wachhalter ist aber für einige zu anspruchsvoll, da musst Du noch dran arbeiten  {--
Titel: Lows Lügen um Lauch
Beitrag von: Low am 01. März 2012, 11:41:10
Lows Lügen um Lauch

Aus einer Kurzgeschichte von acht Zeilen wuchs ein Erklärungsmonster vom zehnfachen Umfang und es gedeiht
munter weiter. Ich warnte bereits am Anfang:
Die Geschichte ist fast unfreundlich kurz und komprimiert.“ Mit anderen Worten:
„Vielen Lesern wird ihr erweitertes iZentralhirnsystem mit eingeschalteter Gleitkommaverarbeitung empfohlen.“

“Was trinkst du, wenn du nicht schlafen kannst?“
“Einen Wach-holder!“

Diese Sätze gehörten eigentlich an den Schluß des ersten Teils. Der Zusammenhang mit Martini liegt örtlich
näher und ist leichter erfaßbar. Diese Nachricht wurde mir leider eine Nacht zu spät im Bett von einer Drittperson
mit Knien gezielt in den Hintern als Parabolempfänger übermittelt.

Pink Martini - Je Ne Veux Pas Travailler, Gesang: China Forbes. (1)
Vorsicht! Google findet seitenweise Lügen im Netz: Das Lied wird als Werk von Edit Piaf angepriesen. Es finden
sich neben Verschwörungstheoretikern immer wieder G-Gläubige!
Die Verfasser sind jedoch China Forbes und Thomas M. Lauderdale, Pianist und Bandleader von Pink Martini.
Der eigentliche Titel ist Sympathique. Die Tonaufnahmen stammen aus dem ’Stiles Recording Studio’ in Portland,
Oregon. Die CD wurde ab November 1997 über 975,000 mal verkauft.
Der Text basiert frei auf Guillaume Apollinaires Gedicht "Hotel" aus ’Le Guetteur mélancolique’.

Refrain
Je ne veux pas travailler                     Ich will nicht arbeiten
Je ne veux pas déjeuner                     ich will nicht essen
Je veux seulement oublier                   ich will nur vergessen
Et puis je fume                                 Und dann rauche ich

Eine gürtellose, tiefgehende Rauchergeschichte (für vorurteilslose Nichtraucher geeignet).  
Ein Kerl kam nach einem feuchtfröhlichen Abend mit Farang-Kollegen ins Haus zurück. Er zog sich aus und fiel
schwankend, schlingernd ins Nachtlager. Da warteten doch diese verführerischen, unwiderstehlichen, zu allem
bereiten Schenkel.
Nach erlebter Erleichterung begab er sich leise in die Küche, um bei einem kühlen Bier entspannt zu rauchen.
Als er gierig Verbrennungsrückstände seiner Zigarette inhalierte, bemerkte er durch den Tabaknebel seine innigst
geliebte Lotosblume. Blümchen sog ebenfalls intensiv an einem Glimmstengel, als er fragte:
„Ha, ich dachte, Du bist im Bett?“
Weibchen antwortete:
„Ich war noch nicht im Bett. Mae fühlte sich nicht wohl und ich bot ihr meine Liege an!“

Et puis je fume.
 
(1)
http://www.youtube.com/watch?v=Lle_GA1cg20&feature=related       

Mehr für Freunde von rosa Wach-Holder mit Thomas Lauderdale im ’59er Nash:
http://www.cbsnews.com/video/watch/?id=7393474n

http://de.wikipedia.org/wiki/Nash_Motors
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 01. März 2012, 23:06:50
Deine Geschichten "doppeldeutig" zu nennen, wäre etwas untertrieben.  :-)
Titel: Bretter in Hinterindien
Beitrag von: Low am 04. März 2012, 20:58:06
Bretter in Hinterindien

Anhand mangelnder Reaktionen (Buhh, Pfui, wo sind die Moderatoren?) befürchtete ich:
„Es gibt keine biertrinkenden Raucher mehr im Forum.“ (Eine Ausnahme).
Die Klimaerwärmung tut ein übriges! Überhitzungsgefahr, - der Geist leidet. Doch das spürt man bei Demenz
meist nicht mehr.

Als ich Gerhards Baumstämme (1) am Boden liegen sah, dachte ich zuerst:
“Das sind gewiß diese Tropenhölzer, die von angeheiterten Farang-Mopedfahrern in Laos umgelegt wurden.“
Aus all den Nachbarländern wird illegal Holz (und Reis), leider kein Hirn, importiert.
Bei einigen Schreibern erreichten die das Bewußtsein verändernden Pilze bereits das Großhirn, ohne die
Darmflora wesentlich zu beeinflussen.

(1)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=12776.0
und geändert (verschoben)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1868.msg1038300#msg1038300
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: dart am 04. März 2012, 21:06:39
Bretter in Hinterindien, lassen sich allemal besser auf lange Sicht vorbereiten, mit div. Links und geklauten Bildern.
Dann muß man zum Zündeln der Rakete nur auf die richtige Gelegenheit warten....Mitstreiter findet man dann schon. [-]
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: namtok am 04. März 2012, 21:55:43
Unter dem obigen Link geht es seit geraumer Zeit nur noch zu ein paar Nettigkeiten im Anschluss an den Fotobericht, der Rest wurde in die " Prügelecke " ausgelagert:


http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1868.240
Titel: Hinterindische Hackbretter hätten Louis Pasteur interessiert
Beitrag von: Low am 06. März 2012, 22:28:44
Hinterindische Hackbretter hätten Louis Pasteur interessiert

Bedaure. Durch all das Verschieben und Manipulieren wurden meine Arbeiten in ’Bretter zum Schneiden-Hacken-
Klopfen’ und ’Bretter in Hinterindien’ nicht nur schlecht auffindbar, sondern zusammenhangslos und unverständlich.
Doch diese Information sind für viele in den Tropen lebende Menschen eine Überlegung wert. Folglich überarbeitete
ich diese Zeilen.

Die Bilder von Herrn Veer vermittelten einige Denkanstösse. Wenn Benno schlechtes dabei dachte, warum nicht?
Seine Gedanken waren nicht abwegig genug. In DACH gab es wiederholt schwere Holzstaub-Explosionen.
Herr Veer zeigte zentnerweise Sägemehl.
Bösartige Besserwisser behaupten, bierfreudige Bayern bestopfen damit Würste.

BM sprach den tieferen Antiholz-Grund an:
Also ich hatte so einen neuen (hick) Hackklotz unbenutzt im Schrank liegen, schlicht vergessen! So nach
etlichen Monaten schau ich, und der Klotz ist mit Kristallen und roten Punkten überzogen...


Während ich in Europa und USA als Gegner aller Kunststoffe ausschließlicher Benutzer von Holzbrettchen war,
änderte ich hier meine Meinung rasch. Ich bemerkte, während der Feuchtperiode gedeihen auf den Hölzern
schöne Mikrobiotope. Stellt man ein Mikroskop darauf, kann man auf ein Aquarium verzichten. Teilweise riecht
man die schlecht sichtbaren Aktivitäten. Abhilfe wäre Sonnenbestrahlung mit hohen UV Werten von 10+.
Sie killt Sporen, Bakterien und so weiter. (Man könnte theoretisch einen Camembert pasteurisieren.)

Wenn das Brettchen danach mehrere Stunden in der Küche liegt, hängt oder steht, werden Flora und Fauna
wieder aktiv. Die Aktivität nimmt mit der Anzahl der Hicke im Holz zu. Das wäre eine Dissertation für einen
angehenden Mikrobiologen. Wunderbare Bilder, wie BM erwähnte, könnten die Arbeit illustrieren. Leider fehlt
mir eine Kamera am Mikroskop.

Letztes Jahr genügte mir der graugrüne Fungus auf Reisenecessaire, Kultur- und Geldbeuteln und der ziegelrote
Belag auf Hemden und T-Shirts. Auf roten T-Shirts sieht diesen Befall keiner.
Ein Freund hatte ähnliche Gewächse in den Linsen seiner Fotoapparate. Wenn Besucher meine CD berühren,
gedeiht unerwünschter Fungus auf deren Fingerabdrücken. Diese Datenspeicher lassen sich meist reinigen.
Händewaschen wäre einfacher.
Selbst auf schlecht gereinigten Kunststoffteilen wachsen im feuchtheißen Klima bedeutend weniger Bakterien
und Fungus, als auf gut geschruppten Hölzern. Wir mußten am Ende der Regenzeit einige Salatbestecke und
Eßstäbchen aus Holz wegen Pilzbefalls wegschmeißen. Durchfallerkrankungen gibt es im Haus kaum.
Wenn Dick dagegen bei Freundinnen unter Verwendung klassischer Lan Na Holzutensilien zum Essen eingeladen
war, verbrachte ich unruhige Nächte, weil sie dauernd kreuzweise böllernd das Klo aufsuchte.
Daraus folgerte ich sarkastisch:
“Bei einigen unfreundlichen Schreibern erreichten die das Bewußtsein verändernden Pilze bereits das Großhirn,
ohne die Darmflora wesentlich zu beeinflussen.“
Eventuell ist das eine zusätzliche Erklärung für den grassierenden Schwachsinn im Dorf.

http://de.wikipedia.org/wiki/Louis_Pasteur

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: dart am 06. März 2012, 22:40:55
Zitat
In DACH gab es wiederholt schwere Holzstaub-Explosionen 

Dazu muß man eigentlich anmerken, das ein Großteil dieser Explosionen nicht unbedingt durch den reinen Holzstaub verursacht werden, sondern von den vielen Kunststoffen in den Holznebenprodukten wie z.B. Spanplatten, MDF usw.

Die Lebendkulturen in einem Hackbrett mag ich mir auch nicht unter einem Mikroskop anschauen wollen, wobei die künstliche Variante sicherlich auch nur bedingt besser ausschauen wird....im Neuzustand. ???
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: MIR am 06. März 2012, 23:13:11
Ich möchte nicht wissen,
was alles auf einem Holzbrett blüht.

Aber bisher keine Problem mit der Darmflora.

Diese Probleme kommen doch meist, wenn man zu steril Lebt.

Ich hatte in De Nachbarn die gegen alles Allergisch waren, was war es
als Kinder konnten keine Abwehrstoffe  aufgebaut werden, weil die Eltern meinten,
Sie müssen alles Steril halten, damit die Kinder nicht Krank werden.

Folge war Sie konnten so gut wie gar nichts mehr essen, Fleisch und Milchprodukte gingen gar nicht mehr.
Titel: Neues aus dem Nähkästchen in Hinterindien
Beitrag von: Low am 09. März 2012, 00:30:54
Neues aus dem Nähkästchen                                                                                             Anfangs März 2012

Lokalredaktion, Lows Lan Na Leibblatt:

Schlechte Berichte aus der Schule. Ein Klassenkamerad von Mowgli verlor sein Leben.
Er brach das vierte Mal mit Komplizen im selben Dorfladen ein. Als sich der Eigentümer näherte, flüchteten seine
heldenmütigen Kollegen. Der Schüler stieg durch das Dach ein und versteckte sich oben. Es war schwierig, auf
längere Zeit sicheren Halt zu finden. Der Geschäftsinhaber hörte sofort, daß jemand im Haus war. Er rief dem
unsichtbaren Unbekannten zu:
“He, ist da einer? Was willst du?“
Keine Antwort, aber eindeutige Geräusche. Sie stammten nicht von Mäusen oder Ratten.
Der Mann nahm beunruhigt seine Faustfeuerwaffe und schoß sein Magazin leer. Ohne Gehörschutz und kugel-
sichere Weste sicherlich schmerzhafte Ereignisse für beide Beteiligten. Er hatte zusätzlich eine Eisenstange
als Bewaffnung. Nach einigen Sekunden krachte ein Körper durch die Gips-Decke auf den Boden. Ohne langes
Zagen und Fragen, schlug er mit der Stahlstange mehrmals kräftig zu.
 
Der Knabe fiel bereits in der Schule unangenehm auf. Die Lehrerschaft unternahm nichts gegen das Klauen.
Das waren für die studierten Pädagogen bloß dumme Jungenstreiche. Die Bestohlenen waren selbst Schuld,
wenn Schuhe, Uhren, Telefone und andere Reiz-Gegenstände verschwanden. Unterstützung der Lehrer gab
es selten. Üblich dagegen waren üble Beschimpfungen der Opfer, auch wenn der Dieb längstens bekannt war.

                                                                                      * * *

Eine Schülerin ist schwanger. Ihre Eltern kamen zwecks Verhör und Ermittlung der Täterschaft zur Schule.
Das Mädchen beschuldigte sogleich Mowgli, sie geschwängert zu haben. Das lügnerische Luder und ihre Eltern
sahen offenbar nach eingehender Beratung im geistigen Auge im Hintergrund einen kapitalkräftigen Farang,
nebst attraktiver Mutter mit eigenem Geschäft.
Mowgli setzte sich gegen die häßliche Beschuldigung erfolgreich zur Wehr und sagte, er telefoniere seiner Mutter
und dann würde die Angelegenheit bestimmt im Spital geprüft. Die hätten einen genialen Test, etwas wie GPS
zur Vaterschaftsabklärung. Die Kombination GPS und Dick wirkte.
Die Schwangere wollte auf keinen Fall ins Spital. Sie nannte ohne jegliche Konsultation eines Poesiealbums gleich
einen älteren Jungen aus einer anderen Klasse. Gruppenweise aktive Sexstudien der Jugendlichen sind ortsüblich.
Mit Rücksicht auf glaubensstarke Leser und gut geheuchelte Moral, benutze ich keine deutlicheren Ausdrücke.
Es ist gut möglich, daß außergewöhnliche Begattungsakte auf einem oder mehreren Telefonen aus verschiedenen
Blickwinkeln festgehalten wurden.
Dick besitzt noch heute ein Mobiltelefon vom Schulhof. Die Eigentümerin wurde von uns anhand der Bilder identifiziert.
Die Familie verzichtete damals wegen drohenden Gesichtsverlustes auf das Handy, Wert 20 000 Baht. Wenn finanziell
ein teures Telefon keine Rolle mehr spielt, dürften die Tantiemen für Abtreibungen ebenfalls vorhanden sein.
Warum Eingeborene bei eindeutigen Abbildungen von Geschlechtsteilen vom Gesicht sprechen, verstehe ich (noch)
nicht.

In wenigen Jahren wird die junge Frau, mit oder ohne weitere Schulbildung, zwei oder drei drollige Kinder haben.
Großmutter füttert dann die Kleinen, während sie sich die umtriebige Jungfrau in einschlägigen Etablissements
einer tropischen Feriendestination einen zahlungswilligen Farang angelt. Das ist altehrwürdiges, traditionelles
Brauchtum.

©Lows Lan Na News
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: franzi am 10. März 2012, 11:47:25
Wieder zwei Geschichten ganz nach meinem Geschmack. Solche kann ich drei mal in mich hineinfressen, ohne dass mir langweilig wird!

fr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: norwegerklaus am 10. März 2012, 22:37:50

 @Low

 {* {* - ohne weiteren Kommentar-

"......ein genialen Test, etwas so wie ein GPS zur Vaterschaftsabklärung. "    :]

Der Spruch ist ausgezeichnet, sollte man sich merken.

Gruß Klaus
Titel: Arterhaltung und Brutpflege in Hinterindien
Beitrag von: Low am 11. März 2012, 00:24:16
Arterhaltung und Brutpflege

Ja Klaus, wir stehen beide leider als Gruftis vollständig neben unseren Schuhen.
BM und all die kleinen und größeren Schüler haben GPS auf ihren Telefonen. Der Spruch ist aus dem heutigen
Lan Na Leben gegriffen. Karten lesen und interpretieren können sie nicht, die Kinder. Dagegen ist DNS
vollständig uninteressant und unbekannt. Die Vögel fliegen und nisten trotzdem - erfolgreich. Auch ich wurde
unfreiwillig erneut (sehr limitiert) gekonnt in Arterhaltung und Brutpflege eingebunden.
(1 000 taufrische neue Geschichten zum Heulen).
Würde mir ein Ganzkörperkondom, dicht um Mund und Nase, Abhilfe bringen?

http://de.wikipedia.org/wiki/Grufti

Über frs Geschmack denke ich seit vielen Stunden intensiv nach. Noch habe ich Verwicklungen mit überlangen
Kopftüchern. Schützen sie vor Gesichtsverlust?
Beide Geschichten sind im tiefsten Grunde wenig lustig. Zu viele Farang sind direkt betroffen. Sie wollten es
nicht wissen, oder sie wissen es wirklich nicht. (Sie wollte in die Galeries Lafayette.)

Einen besinnlichen Sonntag wünscht (speziell nach Ipoh)
Low
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Cee am 11. März 2012, 14:40:34
@Low

In unserer "nur die Jugend und sonst garnichts- Zeit", ist der Begriff "Grufti" geradezu human.
"Komposti", dieser Begriff ist aktuell und trifft wohl den Kern der- was wohl; der Vorstellung von Jugendlichen zu
älteren Menschen. Erinnerst Du Dich noch an den Spruch von damals: "trau keinem über dreissig"

Auch allen einen schönen Sonntag
Cee
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: norwegerklaus am 11. März 2012, 19:22:30


Wusste wirklich nicht was die unter "Grufti" definieren , ist ja schrecklich wenn nicht schon bösartig ???
Für mich war ein Grufti wie ich, einer der am Rand der Grube (Gruft) steht und überlegt ob er sich noch lohnt eine "Langspielplatte" zu kaufen oder nicht.
Und jetzt sollen wir "Komposti" ,schon Humus, heißen, das ist inhuman {;
Ich habe in meiner Jugend nur den "über Dreissigjährigen" getraut, da ich Respekt hatte/habe und etwas von  der Erfahrung , besonders von den "Silberfüchsen", abschauen wollte.

Danke für die Aufklärung! :o

Gruß Klaus
Titel: Schwere Leseprobleme aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 12. März 2012, 14:57:57
Schwere Leseprobleme

@ Mordnegerklaus

Fieberschübe ließen meine Sehschärfe erneut schrumpfen. Die Bemerkung:
"... einer der am Rand der Grube (Gruft) steht und überlegt ob er sich ...," wirkte aufbauend.
Langspiellatte. Ein Stichwort für: “Falsche Frau im Bett.“
Sie plätscherte dauernd. Beruhigende Worte, selbst Handgreiflichkeiten wie tätscheln fruchteten nicht, wirkten
eher inspirierend:
„Dschai dee, very handsome, good morning, good evening, chwy, ngern, nüng phan ...“
Vom Garten aus riß Dick das Fenster auf und schrie wütend:
„Halt endlich die Klappe.
Mach deine Arbeit.“
Kurzinstruktion an eine für sämtliche Dienstleistungen bereite, jedoch dauernd fordernde Masseuse.
Als es ruhig wurde, dachte ich an den khlongfahrenden Grufti und sein Boot.
Schwimmende Aussichtsplattform, rezyklierte Galeere – respektlos abgekürzt Sarg.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: namtok am 12. März 2012, 17:16:13
@ Mordnegerklaus


was soll ich nun mit dieser unverschämten  {; Beleidigung anfangen  ???


Leider macht die bei uns implementierte Höflichkeitssoftware daraus auch keinen in "Sternchen" gesetzen gewalttätig lebensbeendenden dunkelpigmentierten Santa Claus   {+



Zitat
chwy

ist das schwyzerthai   8)  ]-[
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 12. März 2012, 17:41:06
Das sollte keine Beleidigung sein, sondern einfach aufzeigen, wie gegenwärtig schlecht lesbare Worte
(Verdana 5) im Delirium (ohne Drogen oder Alkohol) ankommen.
Lieber Klaus, verzeih mir bitte, es war wirklich nicht böse gemeint. Leider lese und interpretiere ich seit längerer
Zeit auf diese Weise.

Die Mitteilung: (namtok)
„Unter dem obigen Link geht es seit geraumer Zeit nur noch zu ein paar Nettigkeiten im Anschluss an den
 Fotobericht, der Rest wurde in die " Prügelecke " ausgelagert,“ schockierte mich lange, schlimmer als Fußtritte.

Dort endlich angekommen, blieb mir dann nur noch das ?
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: norwegerklaus am 12. März 2012, 18:28:13


Kurzmitteilung von Grufti zu Gruftie:  alles ok ;D
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 12. März 2012, 19:02:13
haLow,
wie kriegen wir Dich wieder raus aus der Gruft?

ratlos, kmr
Titel: Re: Arterhaltung und Brutpflege in Hinterindien
Beitrag von: franzi am 13. März 2012, 03:11:40


Über frs Geschmack denke ich seit vielen Stunden intensiv nach. Noch habe ich Verwicklungen mit überlangen
Kopftüchern. Schützen sie vor Gesichtsverlust?
Beide Geschichten sind im tiefsten Grunde wenig lustig. Zu viele Farang sind direkt betroffen. Sie wollten es
nicht wissen, oder sie wissen es wirklich nicht. (Sie wollte in die Galeries Lafayette.)


Die erste Geschichte ist für mich eine Schwarze Komödie mit einem Fragezeichen. Hat der Ladenbesitzer eine Leiche geschlagen oder einen Verletzten erschlagen. Dann habe ich mir mit meinen krausen Gedanken bildlich vorgestellt, mit welch saurer Miene der Schütze die Rechnung der von ihm durch die vielen Schüsse selbst beschädigten Dachziegel oder Platten beglichen haben wird.
Für den kleinen Gauner sowieso nicht, aber auch für dessen Familie kann ich nicht das geringste Mitleid empfinden. Glücklicherweise wird man in Thailand noch nicht vom Opfer zum Täter gemacht und vielleicht helfen solche Eigeninitiativen, die Kriminalität einigermaßen in Grenzen zu halten.

Die zweite Geschichte beschreibt auf für mich amüsante Art Thailand, wie es leibt und lebt. Erheiternd darum, da ich meines Wissens nach nicht zu den betroffenen Farangs gehöre.

fr
Titel: Falsche Jungfrauen und Ansichten aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 13. März 2012, 12:54:11
Danke Franzi für die unerwartete und saubere Analyse.
Der Schütze war außerordentlich. Anders als bei Überfällen in Goldgeschäften, wo nervöse Akteure auf drei
Meter Distanz daneben schießen, steckten angeblich sechs Projektile im Jungen. Ob der Genickbruch durch
den Sturz oder die Eisenstange verursacht wurde, werden wir nie erfahren.

Falsche Jungfrauen und Ansichten

Es gelang mir mathematisch und im realen Leben schlecht, die Sanukfaktoren (Triebhaftigkeit, Gier, Unfälle,
Verbrechen) der einheimischem Bevölkerung und der lustbetont Zugereisten mit meinen primitiven
Vorstellungen eines geruhsamen Lebensabends zu verknüpfen.
Warum stolpere nur ich immer wieder über nichtlineare Ereignisse? Ich hatte Bekannte, deren Leben war mit
Skat, Golf, Kegeln, Kino und Bierabenden dermassen angereichert, dass sie weder buddhistische Feiertage
kannten, noch bemerkten, wie ihre angetrauten Peinlichkeiten sich täglich anderweitig begatten liessen und
sie die Schmarotzer gar mitfinanzierten.
Sie hatten scharenweise erfolgreiche Freunde, mit Villen für zig Millionen und zwanzig Badezimmern. Keine
Bibliothek. Die palmengesäumten Wege zu den Palästen waren mit Nobelkarossen aus Deutschland und
England überstellt. Die studierenden Sprösslinge bevorzugten italienische Sportschlitten mit absolut
unaussprechbaren Namen, wie Alko Romeo oder Bucatini alla matriciana. Wir brüskierten diese Menschen,
wenn wir Einladungen zu Glamour-Parties und Fress-Orgien per Drahtesel, immerhin Tesco DeLuxe, folge
leisteten. (1)
Ich lebe in einem bescheidenen Haus mit bloss zwei Türen in einem Armenviertel ohne biedere Bewacher.
Draussen vor der Tür stehen ein alter Toyota und ein roter Flitzer von Yamaha. Trotzdem wurden bei
dringenden Verbindlichkeiten, das heisst tieffliegendem Pleitegeier über der Unterkunft, nicht die Multi-
milliardäre, sondern ich angepumpt.

Andere Langnasen pedalten in frischer Morgenluft und sahen überall fröhliche Kinder. Fromme Mönche
sammelten indessen reihenweise Essen und Geschenke. Die Radler fuhren auf sauberen, frisch geteerten
Wegen. Wenn ich dieselben Strassen benutzte, wich ich Schlaglöchern aus. Abfälle garnierten Fahrbahn
und Ränder. Fäkalien in verschiedenen Formen und Reifestadien zählte ich nicht. Für mich verblieben in frisch
gebügelten Uniformen übermüdete, schläfrige, gähnende, auf einen Schulbus wartenden Knirpse.
Mönchen und Nonnen begegnete ich im Makro, wie sie sich anstelle stiller Meditation an den Regalen selbst
bedienten. Die Novizen dagegen studierten an Ständen Hehlerware für ihre Bildschirme. Sie suchten kaum
nach heiligen Pali Tripitaka Texten und verliessen dann die Händler höchst zufrieden mit mir unbekannten
religiösen Titeln wie: Assassins creed, Final Fantasy, Inglourious Basterds und 'The Cabin in the Woods'.

Die werdende Mutter ist knapp 14. Es bestehen keine bürokratische Verfahren, noch irgendwelche Melde-
pflichten. Als Regel gilt lediglich, sobald die Schwangerschaft einer Schülerin erkennbar ist, sollte sie den
Unterricht nicht mehr besuchen. Es könnte ja etwas hängenbleiben. Schlimmer: Kolleginnen zum Nachahmen
animieren. Teilweise dürfte die Unterscheidung junger Schwergewichte Rätsel aufgeben. Ich verwechselte in
meiner Naivität fettleibige Schnellimbissposturen mit Fertilität!
Ausländische Tagträumer und Nachtbuben werden streng bestraft, wenn sie ahnungslos eine 16 jährige
mehrfache Mutter als Minderjährige verführen!
Der feine Unterschied für Gäste besteht also nicht nur bei Eintrittspreisen in Museen und Nationalparks.

(1)
http://glamourparties.ca/
(2)
http://de.wikipedia.org/wiki/Assassin%E2%80%99s_Creed
Auf einschlägigen Internetseiten tauchten Wochen vor der offiziellen Veröffentlichung illegal kopierte Versionen auf.
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Final_Fantasy
Bisher verkauften sich weltweit über 100 Millionen Einheiten, Raubkopien nicht gerechnet.
(4)
http://de.wikipedia.org/wiki/Inglourious_Basterds
(5)
http://en.wikipedia.org/wiki/The_Cabin_in_the_Woods



Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 14. März 2012, 03:28:04
Bei diesem verbalen Feuerwerk fiel mir als leidenschaftlichem Hohlnudel-Fan plötzlich auf, dass Wort-Kombinationen wie "ihre angetrauten Peinlichkeiten" umgehend zu akuter Atemnot führen können.

Und morgen werde ich meinen Donnerstags-Psychiater befragen, ob Assoziationen und erkenntnistheoretischer Realismus sehr ansteckend sind.
Titel: Kein Twist in Hinterindien
Beitrag von: Low am 15. März 2012, 19:26:13
Kein Twist

@Kern. Nimms leicht. Alles wandelt sich. “Ihre angetrauten Peinlichkeiten" wird zu “angegrauten Peinlichkeiten".
Hohlnieten (Nudeln) im Topf, im Bett, oder anderswo findest du überall.
Anhand der Bilder deines Ventilverteilerzentrums der Wasserversorgung gehörst Du ebenfalls zu den WC-Baronen.
Es erspart in den Tropen Hygienemaßnahmen beim Kochen, beispielsweise den kostspieligen Ersatz angegrauter
Schneidebretter, wenn Familie und Verwandtschaft sich gleichzeitig erleichtern können. Nicht wie im alten Europa,
wo in den Warteschlangen vor den Toiletten der Twist erfunden wurde. Davon konnte ich Dick in unserer leicht
angespannten Wohnsituation überzeugen. Sie aber twistet nicht wie ich und Chubby Checker, sondern spurtet
bei Notlagen in den Schönheitssalon. (1)

Die Qualifikation unserer Wohnlage erfolgte gratis durch Zugehörige der oberen Zehntausend. Einige besser-
gestellte Damen erklärten dies Dick ausgiebig. Gute Manieren, europäische Luxus-Uhren und Goldschmuck
genügten noch lange nicht. Zusätzlich äußerten sie schwere Bedenken betreffend des Gartens. Es gab zu
wenig Beton, dafür Bananen und andere Sträucher, welche vor allem weiblichen Geistern Unterschlupf bieten.

„Was macht denn dein Mann, während du dich in feiner Gesellschaft amüsierst? Vertreibt er sich die Zeit mit
betelkauenden Dorfweibern oder hat er gar eine knusprige Mia Noi?“
„Um den mache ich mir wenig sorgen. Den halben Tag lang reibt er mit einer Hand seine Pfeife. Wenn er
besonders gut gelaunt ist, greift er nach dem Sack und sucht einige Tabakkrümel. Während er wenige Zeilen
in den PC hackt, mische ich dann die Cocktails. Er reiht sich in die Kategorie der quasi nichtrauchenden Denker
und Dichter ein. Er dichtet ebenfalls Wasserleitungen.“

Mit dem Toyota sieht es noch trauriger aus. Wenn meine Nachbarn ihre schlecht gewarteten Problemkisten nach
sechs Jahren abbezahlt haben, machen sie ohne Überlegung einen neuen Vertrag. Sie sind das Leben auf Raten
gewohnt. Motor und Getriebe spielen keine Rollen. Ausschlaggebend sind Preis, Farbe, Soundsystem, CD- DVD-
Spieler und Spoiler.
Sie verstehen nicht, warum unser Fahrzeug noch nicht ersetzt wird. Dieser Wagen geht regelmäßig in den
Service und ist nicht pannenanfällig. Er sieht aus wie neu, bis auf die leicht angetrübten Scheinwerferabdeckungen.
Ein Fahrzeug mit ähnlichen Leistungsdaten will ich nicht, sondern wirklich etwas Neues. Sonst wäre es ebenfalls
an der Zeit, die Partnerin zu wechseln. Für mich alten Knacker sind ihre Stossdämpfer jedoch noch absolut in
Ordnung.

(1)
http://www.youtube.com/watch?v=xbK0C9AYMd8
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: norwegerklaus am 15. März 2012, 21:41:49

@ Low

erneut klasse {*

Meine Assoziation bei älteren Stoßdämpfern: " Das Nachfedern kann einen aus der Bahn werfen!"

".....Er reiht sich in die Kategorie der quasi nichtrauchenden fast ständig Pfeife reibender und nach dem Sack greifender Denker
und Dichter ein, der auch mit einigen gesuchten Tabakkrümel, wenn er nicht in den Pc hackt, ebenfalls Wasserleitungen dichtet.“

Wer ist denn dies???

Gruß  Nörgelwegklaus
Titel: Pfeife aus Hinterindien
Beitrag von: Low am 16. März 2012, 12:31:11
Pfeife aus Hinterindien

Gruß  Nörgelwegklaus
Danke, speziell für die Verhornballung. (1)

Für Apple Benutzer und für Schweizer, speziell für schweizerische Applenutzer, empfehle ich, ein i einzusetzen.
Nörgeliwegklaus
A?:
Nörgelwegklausi

Während Jahren zeigte ich Widersprüche des Daseins auf. Diese eigenwillige, bittere Situationskomik bringt
viele Leser(innen) zum Lachen.  Wir leben teilweise mit Hypothesen belastet, Kapitalisten mit Hypotheken,
in einer gespiegelten Welt von Widersprüchen. In den folgenden Episoden versuche ich erneut, eine
Annäherung an die Realität zu finden. Ich freue mich auf jede Antwort. Teilweise hatte ich selbst Mühe, die
Ereignisse zu verarbeiten.


(http://www.jaypac.de/upload/400748sure_of_pfeifek.jpg)

Die Pfeife aus Hinterindien

(1)
http://de.wikipedia.org/wiki/Verballhornung

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Shortie † am 17. März 2012, 02:39:30
@Khun Low

Herrlich,wenn Du schreibst,kann man sich das Geschehene bildlich vorstellen ;D

Der "do the twist" Vergleich,so traurig es auch ist,brachte mich beim Betrachten des youtube Videos,zum Lachen...

Bitte,bitte nicht aufhören zu schreiben,habe dein Buch nun zweimal durch und deine realen Geschichten,sind eine Klasse für sich ;}

Das schöne,gebundene Buch,hat einen Ehrenpatz,in meinem Bücherregal.

Ich hoffe,wie viele andere,auf eine Fortsetzung.

Um deine erstklassige "Schreibe",beneide ich dich!

Würde auch gern,erlebtes,so (be)schreiben können,leider fehlt mir dieses Talent.

Alles Gute,auch unter widrigen Umständen,wünsche ich dir für deine Zukunft :)

shortie,stiller Mitleser und Fan,deiner realen Geschichten aus Hinterindien...
Titel: Schöne Bescherungen in Hinterindien
Beitrag von: Low am 19. März 2012, 11:39:07
Schöne Bescherungen                                                                                                             Dezember 2011

Nach dem Ableben von Dicks Vater wünschte sich die lustige Witwe, zukünftig von der einen Tochter in Chiang
Mai, es gibt deren drei, nicht nur betreut, sondern verwöhnt zu werden. Es gab Platz im Schönheitssalon.
Ich kannte das Lästermaul der Frau. Es führte in ihrem Dorf bereits zu Handgreiflichkeiten und Prügeln. Wir
blieben von ihren Intrigen nicht verschont. Aber was sollte ich gegen den verständlichen Wunsch einwenden.
Die Alte erschien, gesundheitlich angeschlagen, bereits Ende August, viel früher als ersehnt oder geplant.
Nur das Mundwerk funktionierte wie frisch geölt, selbsttätig und ohne jegliche Unterstützung aus Hirnregionen.
Sie litt angeblich unter hohem Blutdruck  und anderen undefinierbaren Beschwerden. Sie schluckte ganze
Kollektionen farbiger Pillen.
 
An gängigen medizinischen Geräten fehlt es uns nicht. Yai besuchte uns nicht nur zum Abendessen. Ich
registrierte regelmäßig Blutdruck, Puls und Temperatur und erstellte eindrückliche Tabellen. Der Blutdruck war
für eine Endsechzigerin mit 110 nicht übermäßig hoch. Im rechten Oberschenkel dagegen lagen die Werte
mindestens 30 Einheiten höher. Als ehemaliger Ultrahochvakuumspezialist bemerkte ich die Verengung im
Pumpsystem. Dick ging mit ihr ins Krankenhaus. Sie besuchte den Zahnarzt. Sie war in besten Händen.
Sorgen bereiteten mir die Herzfrequenzen, welche ständig weit über achtzig lagen. Mein Ruhepuls liegt bei
fünfzig. Ruhe nützte bei ihr nichts. Ich wußte nicht, daß ein hyperaktives Maulwerk die Herztätigkeit derart
beeinflussen kann. Man hätte sie totschlagen müssen, um den Puls zu senken.

Als Dick mit mir in den Süden flog, bat ich die Alte, die vom Arzt verordnete Medizin brav einzunehmen. Sie
langweilte sich ohne tägliche Betreuung und war eine der Ersten, die bei Onkels Anmeldeschwierigkeiten im
Nibbana nach Phitsanulok reisten.
Nach ihrer Rückkehr lag ihr Puls bei fünfundneunzig. Mich nervte, daß gleichzeitig Dicks sämtliche Kinder ins
Dorf zogen. Die eine hatte einen Job bei einer Bank. Söhnchen wollte von der guten medizinischen Versorgung
profitieren. Er hob sich beim Bergen tropischer Baumwurzeln einen Bruch. In Phitsanulok konnte man das Leiden
weder diagnostizieren noch behandeln. Er befürchtete, er leide an einer tödlichen Krebsgeschwulst. Seine
Freundin hingegen, wollte von Dicks Kenntnissen profitieren, um später einen Salon zu eröffnen. Ihr Dorf
verfügte über keine Einrichtungen zur Kapitalverschleuderung zwecks Pflege von Runzeln, Krähenfüssen,
erwünschter und unerwünschter Haare. Der hinterste Fleck Hinterindiens benötigt heute Blondinen. Eine
großartige Erfindung: Die Haarfarbe läßt sich der Intelligenz anpassen.

Am 14. Dezember verschärfte sich die Situation um Mutter. Wir frevelten, folgten einer Einladung zum Mittag-
essen und sahen uns später nach Wein und Weihnachtsgebäck in der Nähe des Flughafens um. Nach der
Rückkehr gegen zwanzig Uhr, betreute Dick ausnahmsweise eine Kundin, welche einen Langstreckenflug
vor sich hatte.
Das wurde für Mutter zuviel der harten Schicksalsschläge, andauernder Entbehrungen und Liebesentzug.
Sie war einem besonderen Hochdruck ausgesetzt. Einer ihrer allesamt nichtsnutzigen Söhne telefonierte,
er benötigte dringend vierzigtausend Baht. Anläßlich oder nach Onkels Kremation verlor die Alte eine viertel
Million Baht von ihrem Konto, Leistungen einer Lebensversicherung. Es entging ihr, wenigstens einen Teil
unserer Aufwendungen für Spital und Kremation zu vergüten.
Nun versuchte sie hemmungslos, für den bedürftigen Sohn Zaster bei Dicks Kindern einzutreiben. Der Hunde-
züchter sollte umgehend seine Hunde in Kohle verwandeln – nicht verbrennen, sondern verkaufen!
Der Verletzte wurde aufgefordert, sein praktisch neues Moped zu versetzen. Dick war nicht bereit, den
Tunichtgut zu subventionieren. Sie kannte das Sümmchen, das sich stillschweigend, wie Pfützen bei Sonnen-
einstrahlung, verflüchtigte. Das Leibesfrüchtchen rief nur bei finanziellen Engpässen an. Das heißt, er bettelte
dauernd! Dick kümmerte sich um ihre Kundin und ließ Mutter über die herzlose Saubande in Lan Na Land wüten
und toben.

Die Alte wollte unverzüglich nach Hause. Distanz vierhundertfünfzig Kilometer. Warten bis am nächsten Morgen
war unmöglich und ausgeschlossen. Sie forderte ihre beiden Enkel auf, sie gleich zu fahren. Die Jungen
reagierten nicht. Sie packte Zeug und machte sich in der Finsternis ohne jegliche Verabschiedung mit außer-
ordentlicher Bagage zu Fuß auf den Weg. Der Hundezüchter sah sie und fuhr mit ihr in die kalte Nacht hinaus.

Am Tag darauf wollte Dick die Waschmaschine benutzen. Sie bemerkte, daß Mütterlein als Proviant an die zehn
Kilogramm Waschpulver, einige Flaschen Speiseöl und sämtliche Vorräte an Nescafe und Ovomaltine mitlaufen
ließ. Einige antike Bronzeschalen aus Laos verschwanden ebenfalls. Das Herz hätte die elende Schlepperei
wahrscheinlich nicht lange mitgemacht. Für mich ist sie bereits gestorben.
 
Bereits zuvor fehlten nach einem Kurzbesuch des sich in permanenten Geldnöten befindlichen Wesens die
Verbindungskabel der Hintergrundberieselungsanlage des Salons. Die Einheiten selbst ließ er wegen fehlender
Transportmöglichkeiten stehen.
Mit derben Verlusten muß in Hinterindien jederzeit gerechnet werden. Dennoch war dieser Abgang meine
beglückende Weihnachtsbescherung.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Bruno99 am 19. März 2012, 15:47:17
einmal mehr gut geschrieben Low   ;}

Da du weniger ueber deine Reaktionen, wie hier ueber die verschwundenen Gegenstaende, berichtest, frage ich mich manchmal hast du so eine Geduld mit deiner Familie oder brodelt es auch bei dir innerlich?
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: samuispezi am 19. März 2012, 16:27:12


Lieber LOW,

nachdem Du ja in einer, hauptsächlich von buddhistisch ausgerichteten Leutchen, gezeichneten Umgebung Dein Leben geniessen darfst,
betrachte diese Verhaltensweisen doch mal als Unterstütung für Deinen zukünftigen edlen Weg, der Dich mit Sicherheit per Direktimport
ins Nirvana befördern wird.

Die erste der vier Edlen Wahrheiten ist doch die Erkenntniss, dass alles Leben von Leiden geprägt ist.
So gesehen kannst Du Deiner Verwandschaft doch nur die Besten Vorsätze zubilligen, die mit Sicherheit nur
Dein Bestes wollen, und  Dich unterstützend, und wahrlich nur unter größten Entbehrungen Dich auf den rechten Weg weisen wollen. ;}

Ein wenig weniger Leid würde jedoch auch noch für ein gutes Plätzchen reichen, meint


Samuispezi }}
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 19. März 2012, 19:04:23
Mein lieber Mann, ich glaube nicht, dass ich so viel "Honig" ertragen könnte.
Hoffentlich gibt es keinen mütterlichen oder sonstigen Nachschlag.
Onkel wird jedenfalls happy sein; wo auch immer er nun ist.

Low, wie Du Dein Erleben in Worte fasst, ist genial.
Da sei Dir auch ein "Pfeifenbild" verziehen. :)

mfg kmr


Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: norwegerklaus am 19. März 2012, 19:23:46

@Low

Wieder mal herrlich ;}

Ich liebe diese heiligen tabuisierten Muttertiere in einer Welt voller glaubensbedingter Harmoniebedürftigkeit!

Man hätte sie totschlagen müssen, um den Puls zu senken.

 Für mich ist sie bereits gestorben.
 

Mit derben Verlusten muß in Hinterindien jederzeit gerechnet werden. Dennoch war dieser Abgang meine
beglückende Weihnachtsbescherung.

Habe mal einige Sätze "herauszitiert" lieber Low, die Dich doch nicht zum Gedankentäter, wenn man sie so auszugsweise liest, überführen? :-X
Meinen Zuspruch hast du dabei ;]

Verkauft ihr auch die großartigen Erfindungen der "Intelligenzanpassungsfarben" oder nur lokal auf die Hirnplatte geschmiert C--

Eigentlich ist dies nicht spaßig, aber du hast die Kunstfertigkeit andere mit Tod-ernsten Geschichten zum Lachen bzw zumindest zum wohligem Schmunzeln zu bringen [-]

Gruß vom Mordwegeleseklaus

Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hmh. am 19. März 2012, 20:10:01
Hallo Low,

die hirnlos plappernde Dame erinnert mich an eine beruechtige alte Vettel im Dorf in meiner Jugend, von der meine Oma sagte:

Wenn dia amol schderbd, derfsdera die Goschn nuamol eggsdra doodschlooch, damit sie a Ruh gibd.

Offen gesagt, mache ich mir aber langsam doch Sorgen um Dich...

Trotzdem schoene Gruesse aus Port Douglas, Queensland.

(Sieben Kilometer Strand und ungefaehr 350 Swimmingpools fuer 1000 Einwohner und 800 Touristen, drei Thai Restaurants, keine TukTuks, keine Strandverkaeufer, ein Supermarkt, ein Seven und bisher elf gezaehlte Bademoden- bzw. Bikinigeschaefte mit absolut sehenswerten Verkaeuferinnen  :) )
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Bruno99 am 19. März 2012, 20:47:15
... und bisher elf gezaehlte Bademoden- bzw. Bikinigeschaefte mit absolut sehenswerten Verkaeuferinnen  :) )

aber die Kamera hast du mit dabei, oder ?    ;]
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hmh. am 19. März 2012, 22:26:26
Nee, aber dafuer die holde Gattin :-* :-X (mit winziger Taschenkamera), die dort schopping gegangen ist...

Immerhin faellt da schon mal der eine oder andere Blick ab ...  :]
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: rio0815 am 20. März 2012, 13:33:59
Man hätte es ja wissen können müssen, was man sich da ins Haus holt, daher kein Mitleid.
Ein Sozialfall war die Alte dank 250.000 Baht Versicherungsleistung ja wohl eher nicht.

Ob ein wissender Thai-Ehemann das zugelassen hätte, darf bezweifelt werden.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 21. März 2012, 21:02:13
@rio 0815

Von "ins Haus holen" kann wohl kaum die Rede sein.
Wie wir das hier im Forum schon oft gelesen haben, rücken Mamas von Mias
meist ungebeten an und bringen unbefristet nicht selten zwecks effizienterer
Plünderung und Farang-Entnervung/Vertreibung gleich die ganze Sippe mit.

Im übrigen sollen auch Thai-Ehemänner schon mal überraschende Senkungen
ihres Blutdrucks erfahren haben..

mfg kmr
Titel: Besitz und Krokodile in Hinterindien
Beitrag von: Low am 22. März 2012, 14:59:34
Besitz und Krokodile in Hinterindien                                                            März 2012

@Bruno und all die anderen freundlichen Tipper

Seit ich mich vom mühsam zusammengerafften Wohlstandsgerümpel in Europa trennen durfte, verzichtete ich
fortan auf unnötigen Besitz und Wertsachen wie Atombomben (H, Pu, U), Schwarzwäldertorten und Hämorrhoiden.
Alle (meine) Dinge sind nur geliehen, auch wenn ich sie kaufe. Leihen bedeutet für mich nicht stehlen, wie es
in Lan Na Land praktiziert wird. Meine Philosophie erlaubt es, auf Zeit geliehenen Besitz zu verteidigen.

Über die Jahre wurde mir klar, daß Dicks sogenannte Familie mit wenigen Ausnahmen, ein raubgieriger, seelen-
loser Haufen von Wegelagerern ist. Von gelebtem Buddhismus sind beim besten Willen, außer bescheidenen
schauspielerischen Fähigkeiten, weder Spuren noch Ansätze vorhanden. Ich hätte in den kühnsten Träumen
nicht gedacht, daß solche Menschen ohne Ketten frei herumlaufen. Samuispezis Ergänzungen sind richtig.

Dick mußte einsehen, es wird profitiert, solange es etwas zu holen gibt, wie Land, Auto, Moped, Geld. Sie war
lange Zeit als einzige Gönnerin der Familie überglücklich. Seit dem Tod des Vaters wird kaum noch Landwirt-
schaft betrieben. Man könnte über nicht realisierte Erträge auf Dutzenden Rai nachdenken. Für uns gilt:
KAOS! (1) Wovon wollen diese Faulpelze in Zukunft leben?

Dick hat neben einem starken Sohn nur noch eine einzige Vertrauensperson, einen etwas konfusen Farang,
der behauptet: “Man kann in einem Fußballstadion mit fünfzigtausend Menschen sehr einsam sein.“
Weit entfernt lebt meine Tochter, der ich zum Glück vertrauen darf. Sie hat als junge Mutter mit eigener Familie
ihre eigenen Probleme. Familie ist leider nur noch in Fragmenten, mehr Qualität als Quantität, vorhanden.

Es werden weitere ruppige Episoden folgen. Mut und Gelassenheit waren vorhanden, die Realität schonungslos
zu schildern. Zu viele Bekannte brachen unter unerkennbaren, exotischen Lasten zusammen. Sie vergaßen ein
wichtiges Wort: “Nein!“
Dazu gesellten sich falscher Stolz, gestützt von Alkohol. Glücklicherweise entwickelte ich Nerven wie Staub-
saugerschläuche, dick, dehnbar und flexibel. Sollte ich dennoch aufgeben, oder zum Schweigen gebracht
werden, sind einige Hintergründe bekannt.

hmh, vergiß die Sorgen. Das Verfalldatum des Besuchs war der 14. Dezember 2011. Ich weiß, du magst keine
Daten in den Texten. Für mich sind sie lebenswichtig.
Die hirnlose Alte ist keine Dame, sondern höchstens eine bösartig degenerierte Reisbäuerin. Großzügigerweise
billige ich zu, wegen Demenz vergaß sie den letzten Rest Anstand. Den suchte ich in letzter Zeit auch bei ihren
Kindern vergeblich. Es gibt Enkel, die mehr Zeit in Gefängnissen verbrachten, als in der Schule. Der alte Herr war
Klasse. Er hielt die Bande in Schach und verbreitete wortlos Würde.
Warum ist Dick anders? Sie wuchs bei ihrer Großmutter auf.

Das alles hindert Bruno nicht, an winzige Bademoden im Briefmarkenformat zu denken. Klaus dagegen beschäftigt
sich mit Intelligenz und Haarfarben. Dabei benötigt er endlich einen anständigen Bootsführerhut mit golden
gestickter Bezeichnung: NOK! Neuer Ober Khlongfahrer.
Klaus, mit der Beurteilung liegst du richtig.
Es gibt Tage, da würde ich im Boot einem Schwimmer zur Pflege der Irokesenfrisur geschwind ein ästhetisch
geformtes Ruderblatt aus erstklassigem Tropenholz über den Schädel ziehen. Die Schiffsschraube ließe sich in
übermästeten Fettsäcken als Kettensäge verwenden. Ich würde Entsorgungsfahrten mit eingeübten Unfällen
planen. An kritischen Stellen würden versteckt, zähneknirschend hungrige Krokodile auf Frisch-, eher Gammel-
fleisch warten. Die restliche Arbeit dürften laut mitfühlendem Tierfreund Piranhas verrichten. Noch gibt es keine
Zahnprothesen für Krokodile.

Am Ende der letzten Episode fühlten sich Egoisten klüger. Ich gebe jedem Vertrauten eine zweite Chance.
Ohne immense Großzügigkeit und das unbegrenzte Vertrauen meiner Vorgesetzten, wäre mein Leben, eine
triste Banalität geblieben.
 
Zeigen die absurden Aussagen die nackte Angst um die eigene Existenz? Die Alte verpfuschte in ihrem Leben
mehr, als die erwähnte Summe. Es waren Menschen und Millionen. Schweizer würden sagen: Frank furt.
Für mich geht es um ein eingeschränkt paradiesisches Dasein, das mir kein Alters- oder Pflegeheim bieten kann.
Keiner hat seinen Platz auf sicher. Jeder Tag kann mit einem  totalen Absturz enden. Unsere Gastgeber
landesweit und teilweise Besucher in Bad Thaya zeigen es. Die Zeitungen sind voll mit entsprechenden
Meldungen.
 
(1)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg1016435#msg1016435

Wasserbüffelexkrement-Index:0.17

Anmerkung für Rechtsgelehrte:
Da ich nicht verheiratet bin, gibt es keine Schwiegermutter.
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 05. April 2012, 22:49:38
Lieber Low,

nicht nur für diese - offensichtlich letzte - Deiner "Geschichten aus Hinterindien",
hier im Forum, sondern für all Deine anderen hervorragenden Beiträge seit Dezember 2008
mit über 224.000 (!!) Aufrufen, möchte ich Dir DANKEN!

So wie Du den TIP mit Deiner außergewöhnlichen Schreibkunst bereichert hast, so wird das
Forum nun um einiges ärmer sein. Das hat nichts mit Lobhudelei zu tun und  auch nichts mit
(indirektem) "Bitte bleib doch Geheule".Es ist Dein Recht aufzuhören und es ist verständlich!.

Wenn durchweg solch ein Mangel an Umgangskultur herrscht, haben da nicht auch für Kultur
hauptamtlich  Zuständige versagt? Wenn weiteres Absinken des Niveaus nur noch durch das
Löschen gewisser Beiträge erfolgen kann, wird der TIP eines nahen Tages nur noch ein Forum
unter vielen anderen Thaiforen sein. Für die, die sich redlich um ein gutes Miteinander mühen,
hoffe ich, mich geirrt zu haben.

Low, alles Gute!
kmr


P.S.: Frohe Ostern allerseits.

 
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Kern am 08. April 2012, 16:16:23
Hier http://hinterindien.wordpress.com/2012/04/05/low-geschichten-aus-hinterindien/ geht es weiter.  {*

Daraus Zitat Low:

Zitat
About
Vor einigen Tagen schrieb ich, ohne meine Gedanken der Öffentlichkeit mitzuteilen:

“Den treuen Lesern des Tip Forums danke ich herzlich. Irgendwo wird sich im Internet ein gediegenes Fenster für weitere Geschichten finden.“

 

Der Ort ist ausgewählt. Die ersten zaghaften Versuche waren erfolgreich. Sogar Leser fanden sich ein.

Ich wiederholte meinen ersten Beitrag mit einigen Änderungen.

Welche Chancen und Möglichkeiten wird der kleine Guun in der Zukunft haben?

Die nächsten Beiträge befassen sich mit Geistern, vor allem mit Wohnsitz Hinterindien.

Weiterer Familienknatsch liegt schwerverdaulich auf den Festplatten.

 

Viel Vergnügen wünscht

Low
 
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hmh. am 19. April 2012, 05:33:29
Wie wir inzwischen alle mitbekommen haben, hat Low jetzt seine eigene Webseite. Sie ist sehr schön und ansprechend gestaltet.

Allerdings hat die Wordpress-Softwäre ihre Grenzen.

Und es wird nicht leichter mit der Navigation, wenn noch wesentlich mehr Seiten dazukommen, wie zu erwarten ist. Ich wage zu behaupten, daß es mit der jetzt dort erkennbaren Nutzung der vorhandenen Softwäre kaum möglich sein wird, 120 Seiten à 15 Beiträge, also letztlich 1800 Artikel  {+ überhaupt von jedermann jederzeit auffindbar zu verwalten...

Außerdem, wie erfahren seine Stammleser, ob und was bei Low gerade aktuell ist?

Schlage vor, wir betrachten Lows neue Beiträge ab sofort als Nachrichten aus Hinterindien und bringen hier von Zeit zu Zeit einen Link auf die jeweilig neuesten Geschichten. Dagegen kann kaum einer etwas haben, vor allem Low nicht. Und diskutieren können wir hier natürlich auch darüber.

Also hier die ersten Geschichten nach der Einführung, die ja oben schon verlinkt ist:

2.
Die Leiden des jungen Guun: (http://hinterindien.files.wordpress.com/2012/04/kleinguhn2.jpg?w=260&h=300)
http://hinterindien.wordpress.com/2012/04/06/die-leiden-des-jungen-guun/

3.
Sind bloß die Geister bescheuert?
http://hinterindien.wordpress.com/2012/04/06/sind-bloss-die-geister-bescheuert/(http://hinterindien.files.wordpress.com/2012/04/re-exposure-of-resize-of-ghosthouse.jpg?w=205&h=300)

Weitermachen müßt ihr aber alleine. Ich bin offiziell derzeit gar nicht da. ]-[  Ebenso wie Low...  :-X
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: MIR am 20. April 2012, 03:04:19
Danke hmh für die Verlinkung
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: Josef am 20. April 2012, 21:25:18
auch von mir DANKE..das Forum ist wieder lebenswert  {*
Gruß Josf
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: khun mai ru am 21. April 2012, 18:21:46
@hmh, danke.
Die Links zu Lows neuem Blog sind eine noble Geste!

mfg kmr
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: farang am 24. April 2012, 20:09:23
Die nächste Geschichte ...



Ediert:

Dank an Farang, der hier seit April 2012 jedesmal die neuesten Links zu Low reingestellt hat

Irgendwann müssen wir aber mal damit ernst machen, was an anderer Stelle schon besprochen und angekündigt wurde:

Das gleiche wird mit den reinen Linkseiten passieren. Dieter Bunkerd hatte das Thema ja schon mal angesprochen.
Auch die werden hier aus dem öffentlichen verschwinden, da sie sich ebenfalls nur Negativ auf die Suchmaschinen auswirken.

Hier wurden soeben 9 Seiten von mir gelöscht, auf denen nur Links standen.

Ein letzter freundschaftlicher Link in alter Verbundenheit, auf dem aber auch immer die jeweils neueste Geschichte von Low zu finden ist, muß hier künftig reichen: http://hinterindien.wordpress.com

Im nichtöffentlichen Bereich, zum Beispiel im Saloon, darf man sich aber gerne weiter auch über Lows neueste Geschichten unterhalten und gerne auch mit Links!  :)
Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: nompang am 27. April 2012, 17:32:25
Kommentar eines guten Bekannten der das Buch erhalten hat, gestern eingetroffen:

Sie haben mir unlängst mit den Geschichten aus Hinterindien eine Freude gemacht.
Ich bedanke mich dafür herzlich. Die Erzählungen erfrischen den Geist. Ich stöbere immer mal wieder durch die Seiten und verliere mich auch zeitweilen darin.
 


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Titel: Re: Geschichten aus Hinterindien
Beitrag von: hmh. am 25. Juni 2013, 03:23:41
Zwei Häuptlinge wiesen mich darauf hin, daß ein Teil der gestrigen "Bekanntmachung" an unserem Lagerfeuer eigentlich alle hier angeht, insbesondere die Fäns von Low.

Deshalb zur allgemeinen Kenntnis:

Lows Geschichten aus Hinterindien werden seit Anfang dieses Jahres vom Druck-TIP (damals noch in Phuket, inzwischen irgendwo im Isan) ohne Absprache unter dem neuen und absolut bescheuerten Titel: "Erlebnisse eines Besserwissers in Thailand" verhökert.  --C

Der idiotische Titel stammt vom neuen TIP-Redaktionschef Georg Dettmar. Roy, der ursprünglich den Druck zugesagt hatte (was von seinem Nachfolger dann nur mit großer Verzögerung und erkennbar widerwillig erfüllt wurde), kann nichts dafür.

Bei dem Buch handelt es sich, wohlgemerkt, um eine für Roy seinerzeit kostenlos gegebene Lizenzausgabe, bei der Titel und Layout selbstverständlich vorgegeben waren. Wer die Rechte an dem Buch hat und daß es eine Lizenzausgabe ist, stand in der dem TIP-Verlag als geschützte PDF überlassenen Datei ursprünglich auch mal drin.

Da ich das Buch herausgegeben und gestaltet hatte und drei bekannte Häuptlinge aus unserem Forum an den Korrekturen beteiligt waren, muß ich Wert auf die Feststellung legen, daß diese eigenmächtigen Veränderungen ohne Absprache geschahen und vertragswidrig sind.

Es tut weh zu sehen, zu welcher Klitsche der noch Anfang 2009 florierende TIP-Verlag unter Roys Nachfolger Georg Dettmar inzwischen verkommen ist.

PS:
Dieses Thema bleibt weiter geschlossen, solange Low hier nicht selbst wieder schreibt, aber es darf natürlich diskutiert werden, dazu hatte Low bekanntlich eine eigene "Prügelecke" eingerichtet: http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1868.300