Thai ภาษาไทย pa: sa:? tai ist eine „starke“ Sprache
(
ภาษาไทย pa: sa:? tai schrieb man früher übrigens so:
พาสาไท. Die Aussprache ist dieselbe.)
Fast alle Thais lernen in der Schule auswendig, daß ihre Schrift 1283 von einem gewissen König
Ramkhamhæng „dem Großen“ höchstpersönlich eingeführt worden sei. Sprachwissenschaftler sind dagegen überwiegend der Ansicht, daß die winzige sprachkundige thailändische Elite „ihre“ Schrift bei der Niederschlagung der kulturell höherstehenden
Mon- und Khmer-Kulturen ab dem 13. Jahrhundert von diesen übernommen und ihren Bedürfnissen angepaßt hat. Die Wahrscheinlichkeit, daß die Wissenschaftler richtig liegen, ist schon deshalb recht hoch, weil die historische Existenz eines Königs Ramkhamhæng umstritten ist.
Die Ähnlichkeiten der thailändischen Lettern vor allem mit den kambodschanischen Schriftzeichen (die ihrerseits wie die Mon-Schrift indische Vorbilder hatte) sind enorm.
Thais und Kambodschaner teilen sich ein Drittel ihres Wortschatzes; daneben wurden viele Thai-Begriffe von den
Mon, aus
chinesischen Sprachen (zum Beispiel alle Zahlwörter außer der eins: man könnte fast glauben, Thais hätten schon immer rechnen lassen...), aber auch von
Persern,
Portugiesen und
Engländern übernommen.
Soweit es die Hochsprache betrifft, fallen vor allem die sehr zahlreichen, aus
Pali (
บาลี ba: li:) und neuerdings zunehmend aus
Sanskrit (
สันสกฤต san? sà¿ grìd) übernommen Begriffe auf. Pali ist eine aus dem Sanskrit abgeleitete indische religiöse Literatursprache, die man unter anderem in Kambodscha verwendete, als Thais dort einfielen und die Kultur von Angkor zerstörten bzw. nach Thai-Lesart „übernahmen“. Alle offiziellen thailändischen religiösen Texte sind auf Pali verfaßt. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts und vereinzelt auch noch bis in die 1920er Jahre wurden sie ausschließlich mit Hilfe des kambodschanischen Alphabets geschrieben (das keine Tonzeichen kennt); heute jedoch im Thai-Alphabet. Das ist konsequent, denn ich zumindest habe noch nie einen Thai getroffen, auch keinen gebildeten Mönch, der sich bei der Aussprache von Begriffen aus Pali oder Sanskrit im Gespräch an die kambodschanischen Sprachregeln (die Silben hätten dann keine Töne) gehalten hätte, soweit ich das beurteilen kann.
(Bei den auswendig gelernten Pali-Sprüchen, die Mönche z. B. im gemeinsamen Singsang chanten oder bei einer Segnung verwenden, hört man allerdings, zumindest als Laie, keine Töne heraus.)
Vieles wurde übernommen
Trotz der vielen vor allem indischen (also indoeuropäischen und uns oft eigentümlich vertrauten) Lehnwörter ist Thai aber
eine lupenreine Silbensprache geblieben. Selbst die gewaltigsten ausländischen Wortungetüme werden gnadenlos in ihre Silben zerhackt und diese folgen dann wiederum ausnahmslos den Thai-Sprachregeln: Den Maharadscha („großer König“) stutzt man zum
มหาราช má¿ ha:? râ:d zurecht;
motorcycle (engl. „Motorrad“) wird
มอเตอร์ไซค์ mO: dtö: sai; Schi bzw Ski heißt
สกี sà¿ gi: und das Sanskrit-Wort „Suvarnabhumi“ (= „goldenes Land“, „goldene Welt“; damit bezeichnete man im alten Indien das Mon-Reich mit Zentrum Pegu im heutigen Birma) wurde in Thailand zum fast noch ehrfurchtheischenderen
สุวรรณภูมิ sù¿ wan ná¿ pu:m. gekidnappt.
Diese Silbensprache und ihre Regeln werden allerdings nicht in allen
Wörter- und Sprachlehrbüchern konsequent wiedergegeben. Vor allem leider auch nicht im
Rohrer, dem mit weiten Abstand besten unter den mittelmäßigen bis katastrophalen Wörterbüchern für Deutsch und Thai. Das erschwert die ohnehin nicht einfache Aussprache noch zusätzlich: Der Silbencharakter wird dort bei der Übertragung in Lautschrift regelmäßig
nicht deutlich; logischerweise werden deshalb auch von erfahrenen Wörterbuchnutzern viele, ja in der Regel wohl sogar die meisten Begriffe schon deshalb leider falsch betont und damit für Thais sehr oft unverständlich.
Die Grammatik ist kinderleicht
Die thailändische Sprache kennt nur wenige grammatische Regeln, z.B.
keine Beugung,
keine Artikel,
einfache Wortstellung: Subjekt, Prädikat, Objekt.
Nach eingehendem Studium des
TIP-Bildwörterbuchs sollten Sie in der Lage sein, einfache Sätze auf Thai zu bilden, die zumindest grammatikalisch korrekt sind. (Umgekehrt ist dies einem Thai in bezug auf das Deutsche nur schwer möglich.)
Das Fehlen der Mehrzahl (gebildet durch Beifügungen) und der Beugungen vereinfacht das Lernen. Die Bestimmungswörter muß man aber wissen: man bestellt Bier, zwei Flaschen (
เบียร์สองขวด bia sO:ng? kùad) oder Zeitungen, drei Ausgaben (
หนังสือพิมพ์สามฉบับ nang? sü:? pim sa:m? tschà¿ bàb). Bestimmungswörter (
Klassifikatoren) wie „Flaschen“ und „Ausgaben“ sind im Sprachgebrauch äußerst wichtig.
Fast eine Bilderschrift
Diese ständig wiederkehrenden Wörter sind auch wichtig beim Entziffern. Denn Thai wird zwar von links nach rechts mit Buchstaben geschrieben,
alle Wörter hintereinander (= wirgehenzusammenessen), ohne Punkte und Kommas, aber mit Zwischenräumen nach ganzen Sätzen. Als Silbensprache wird es aber dennoch zum Teil
wie eine Bilderschrift gelesen. Thais entziffern nicht Buchstaben für Buchstaben, wie wir es tun, wenn wir ihre Schrift lernen. Klassifikatoren sind wie Tonzeichen und charakteristische Vokalfolgen sehr an der Bildung unverwechselbarer Wortbilder beteiligt.
Wortbilder, wie sie früher für den geübten Leser auch bei uns in den Frakturschriften viel deutlicher auftraten, erleichtern dem Auge das Erfassen:
โรงเรียน ro:ng rian (Schule)
โรงแรม ro:ng rae:m (Hotel)
โรงพยาบาล ro:ng pá¿ ja: ba:n (Krankenhaus)
โรงไฟฟ้า ro:ng fai fá: (Elektrizitätswerk)
Der Leser nimmt den Klassifikator
โรง (
ro:ng = Gebäude) eigentlich gar nicht bewußt auf, sondern erfaßt gleich die entscheidente Silbe.
Adjektive stehen hinter dem Substantiv (sonst haben sie eine andere Bedeutung).
Vergangenheit und
Zukunft werden durch Wörter verdeutlicht,
Fragesätze ebenso wie Aussagesätze mit einem Zusatzwort.
„Alphabetische“ Besonderheiten
Konsonanten und Vokale werden getrennt behandelt. Darum besteht das
Thai-„Alphabet“ nur aus Konsonanten, während die Vokale, die nie alleine stehen können, eine eigene Reihe bilden (siehe ausführliche Tabellen mit Erläuterungen auf den Innenumschlagsseiten des Bildwörterbuchs). Die Schrift enthält
44 Konsonanten (davon zwei,
ฃ und
ฅ, nicht mehr gebräuchliche), die insgesamt aber nur für
21 Laute am Silbenanfang und gar nur für
sechs (nämlich k, ng, t, n, p und m,
am Silbenende stehen.
(Für Thais sind es allerdings
acht Konsonanten-Laute, die am Silbenende stehen können. Zu den genannten sechs kommen nämlich noch
ว wO: wä:n? und
ย jO: jág hinzu. Nach der Lesart für ausländische Sprachstudenten handelt es sich hierbei jedoch immer um Teile von
Vokalverbindungen wie
-าย -a:i oder
เ-ียว -iao.)
Im eigentlichen Thai kommen grundsätzlich nur solche Wortendungen vor, soweit es die Konsonanten betrifft. Und in den aus anderen Sprachen übernommenen Lehnwörtern wird dann aus einem „s“ oder einem „tsch“ am Wortende immer ein „t“; aus „j“, „l“ und „r“ wird immer „n“, falls die erstgenannten Buchstaben nicht ohnehin schon bei der Umwandlung in die Silbensprache Thai schlicht untergegangen sind, was häufig vorkommt.
Die Thais haben dafür sogar ein weltweit einmaliges Hilfszeichen, das umgangssprachlich den anschaulichen Namen
ไม้ทัฌฑฆาต mái tan tá¿ kâ:d („
Totschlagholz“) trägt. Dieser Prügel über den nicht gesprochenen Konsonanten sieht genau so aus, wie er heißt und kommt immer dort vor, wo ursprünglich etwas für Ausländer Wichtiges stand, das man aber in Thailand praktischerweise gar nicht benötigt, um sich zu verstehen.
Thais, die nicht sehr routiniert in Fremdsprachen sind, werden Fremdwörter deshalb zwangsläufig
immer so aussprechen:
Royal Hotel: รอยัน โฮเต็ล rO: jan ho: dten
Passport: พาสสปอร์ต pá:d sà¿ bpÒ:d
The Mall: เดอะมอล์ล dòe¿ mO:n
Seacon Square ซีคอนสแควร์ si: kO:n sà¿ kwä:
Aus dem gleichen Grund sprechen Thais zum Beispiel das englische Wort
school („Schule“) immer
sà¿ gu:n aus usw. usf. Eine andere Aussprache ist nach den Sprachregeln unmöglich, und wenn Sie jetzt schmunzeln, so beachten Sie, daß das, was Sie beim Radebrechen mit dieser Kultursprache anstellen, garantiert für Thais noch viel erheiternder klingt.
Thai ist eine Silbensprache
Alle Silben, so sie nicht „offen“ bzw. „lebendig“ sind (
kam bpen auf Thai), also entweder in einen langen Vokal, in einen Mehrlaut (z.B.
-üa, -ao, -iao) oder in die Konsonanten
-m, -n und
-ng ausklingen, enden grundsätzlich mit einem "
Verschlußlaut" bzw. klingen in kurze Vokale aus. Diese bezeichnet man Englisch auch anschaulich als „
Stops“.
Die kurzen Vokale bzw. "Stops" am Silbenende kennzeichnen wir durch das umgekehrte Fragezeichen (
-¿). Auf Thai handelt es sich um dann um "geschlossene" bzw. "tote Silben" (
kam dta:i).
Die Art der Silbe ist zusammen mit dem Führungskonsonanten für den jeweiligen Ton entscheident, es ist also außerordentlich wichtig, die Silbenendungen korrekt auszusprechen, wenn man von Thais verstanden werden will. Für Deutschsprechende betrifft das besonders die Unterscheidung der langen und kurzen Vokale sowie die Aussprache der Verschlußlaute.
Diese offiziell leider als
-k, -t und -p wiedergegebenen
Verschlußlaute werden beim Sprechen nicht (nie!) ausgehaucht. Sie klingen dann für unsere Ohren
fast stumm, was gerade für Deutschsprachige sehr gewöhnungsbedürftig ist. In Wirklichkeit handelt es sich nämlich um
-g, -d und -b.
Hilfe: In thailändischen Lehrbüchern heißen diese Verschlußlaute
แม่กก Mae Kok,
แม่กบ Mae Kop und
แม่กด Mae Kot – in offizieller Übertragung leider so geschrieben.
Diese Endungen entsprechen in Wirklichkeit jedoch
nicht unseren -k, -t und -p.
1. liegt
ก-
immer unserem g- viel näher als unserem k- (siehe eigenes Kapitel weiter unten).
2. Handelt es sich bei den drei Endkonsonanten um die Buchstaben -
ก gO: gài, -
บ bO: bai mái und -
ด dO: dèg. Diese entsprechen unseren "nicht ausgehauchten" (= "unaspirierten")
g,
d und
b!
Man muß also in Wirklichkeit – und somit
im Gegensatz zu dem, was Sie in den meisten Lehr- und Wörterbüchern lesen -,
mâe: gòg, mâe: gòb und
mâe: gòd sprechen – und, wie schon gesagt,
das Ende dabei
nicht aushauchen.
Hilfe: Wenn man sich die "offiziellen"
-k,
-t und
-p denkt, könnte man die Aussprache etwas vereinfacht so erklären, daß diese im Deutschen deutlich aspirierten Konsonanten im gesprochenen Thai kaum zu hören seien. Geht man jedoch von den korrekten,
auch im Deutschen unaspirierten -g, -d und -b aus, so muß man diese einfach wie gewohnt aussprechen, also wie zum Beispiel deutsch "Die
b" oder englisch "fo
g" (Nebel).
Leider wurden viele auf dem Markt existierende Thai-Lehrbücher für Deutsche von Leuten geschrieben, die mangels eigener Sprachkompetenz oft nur mehr oder weniger offen aus englischen Lehrbüchern abgekupfert haben. Konsequenterweise reiht sich dann für unsereinen eine unnötige Fehlerquelle an die nächste. Dabei wäre es viel einfacher, eine verständliche Thai-Aussprache aus dem Deutschen heraus zu lernen als aus dem Englischen. Dazu benötigt man allerdings mehr als nur einen Thai-Ehepartner als Legitimation fürs Lehrbuchschreiben.
Es ist jedenfalls außerordentlich wichtig, die genannten Vokal- und Konsonanten-"Stops" korrekt zu sprechen. Tut man es nicht, bedeutet der Begriff für einen Thai etwas völlig anderes, etwa wenn sich dann die geschlossene Silbe wie eine offene anhört. Denn der Verschlußlaut bestimmt den Ton der Silbe mit und somit die Deutung des gesamten Begriffs. Beispiel für
Volker aus dem Thaimes(s)-Forum: Aus der allerhöchsten "Königsstadt" bzw. der "Königsburg"
ราชบุรี Ratchaburi, umgangssprachlich
râ:d bù¿ ri:, würde nach seiner dort allen Ernstes angegebenen Aussprache des Wortes (also im ganz normalen Ton und ohne Verschlußlaut gesprochen), im Handumdrehen
ra: bù¿ ri:,
Schimmelpilzburg! Das dürfte an Majestätsbeleidigung grenzen...
Noch ein letztes Beispiel für den Gebrauch der Verschlußlaute im Alltag: die offiziellen Schluß-"p" in
khop khun khrap ("Dankeschön"), spricht man in Wirklichkeit so:
ขอบคุณครับ kÒ:b kun kràb. Ein Beispiel dafür, wie die "offizielle" Übertragung leider einen eigentlich klaren Sachverhalt verwässert, die Verständigung zwischen Ausländern und Thais unnötig erschwert und jede Menge Verwirrung stiftet. Ich habe solche und vergleichbare Hinweise, die eigentlich thailändischem
Erstkläßlerwissen entsprechen, bisher in keinem anderen deutschsprachigen Thai-Lehrbuch gefunden.
Nach reiflicher Überlegung haben wir uns dennoch entschlossen, uns insofern
im Bildwörterbuch vorerst noch an die aus den meisten anderen Wörterbüchern bekannten Schreibweisen der Lautschrift zu halten, damit das Nachschlagen dort nicht noch verwirrender wird und natürlich auch wegen des Arbeitsaufwandes für eine konsequente Verbesserung. Es genügt ja eigentlich, wenn TIP-Leser auch hier wieder mal etwas mehr als andere wissen...
(
Nachtrag 7. April 2011: Die Rückmeldungen von Lesern und eigene Erfahrungen ergaben inzwischen, daß wir das künftig doch konsequent behandeln werden, es also ab der nächsten erreichbaren Auflage im gesamten Buch ändern.)
Einfach nicht vergessen:
-k = -g //
-p = -b //
-t = -d;
keine Ausnahmen, auch dann nicht, wenn Sie das nächste Mal in
"Baht" =
บาท bà:d bezahlen, obwohl im Wörterbuch
bà:t bei der Lautschrift steht, und man es nach den Regeln auch eigentlich so schreiben müßte, nämlich
Bat (ohne das -h-)!
Vier Sonderzeichen
Das Thailändische kennt vier aus dem Sanskrit übernommene und den Konsonanten gleichgestellte
Sonderzeichen, von denen
ฤ rO: rùe¿ noch relativ häufig und
ฤๅ rO: rü: noch sehr selten verwendet wird.
ฦ lO: lü¿ und
ฦๅ lO: lü: müssen Sie erst erkennen, wenn Sie anfangen, thailändische Klassiker wie zum Beispiel
Sunthon Phu im Original zu lesen. Das häufig vorkommende
ฤ rO: rùe¿ (z. B. in
Ruamrüdee International School:
ร่วมฤดี rûam rùe¿ di:) wird in einigen wichtigen Wörtern auch als
rì- gesprochen (z. B.
อังกฤษ ?ang grìd = Englisch) und in einem Begriff sogar als
roe-, nämlich
ฤกษ์ rôe:g (= "günstige Zeit").
Konsonanten in drei Kategorien
Die Konsonanten sind in drei Kategorien eingeteilt, die die Tonregeln bestimmen: Neun gehören zur mittleren (in dieser Gruppe befinden sich sämtliche "nicht aspirierten" Konsonanten), elf zur hohen (diese tragen den steigenden bzw. "wiederkehrenden" Ton als gewöhnlichen Ton) und 24 zur tiefen Gruppe. Nur die Konsonanten der mittleren Gruppe können alle fünf Töne bilden (aber auch das nur in den "lebendigen" Silben), die anderen beiden nur je drei.
Das klingt viel komplizierter als es ist, denn lernen muß man nur die elf hohen Konsonanten, da die erste (mittlere) Gruppe nach wenigen Thai-Unterrichtsstunden vollkommen logisch ist und die tiefe Gruppe eben einfach alle sonstigen Konsonanten enthält. Auch wieder so ein Beispiel für gängiges Thai-Erstkläßlerwissen, eine
ganz einfache Regel, die man in keinem Sprach-Lehrbuch für Ausländer liest.
Unterschiede zum Deutschen
(Zur Vokalschreibung siehe ausführlich die hintere innere Umschlagsseite im
TIP-Bildwörterbuch und im
TIP Führer Bangkok.)
Grundregel: Stellen Sie sich vor, Sie würden
breit lächeln, wenn Sie thailändische Vokale in den Mund nehmen. Das ist
kein Scherz, sondern dann ist die Mundform tatsächlich in vielen Fällen ganz automatisch richtig. Des weiteren gilt:
1. Das „e“ wird in Thailand nicht so artikuliert gesprochen wie das deutsche „e“. Es klingt eher wie ein nicht ganz korrekt gesprochenes „ä“. (Thais haben meist Schwierigkeiten, diesen Buchstaben im Deutschen richtig zu treffen.)
2. Bei „u“ und „ü“ sollte man die Zähne nicht zu weit auseinandernehmen – für den Anfang am besten sogar leichten
Zahnkontakt beim Sprechen behalten. Wichtig: der Mund wird nicht gespitzt.
3. Auch beim „ö“ den Mund nicht spitzen und die Zunge etwas tiefer. Der Laut ist „offener“ als im Deutschen. (Tip: Hören Sie sich die Aussprache der Station
Khlong Toei (
คลองเตย klO:ng dtö:i) in der U-Bahn an.)
4. Da Thais nie mit gespitzem Mund sprechen, ist auch das normale „o“ nicht so artikuliert wie im Deutschen.
5. Vokalverbindungen werden ineinander übergehend gesprochen, z.B. „ua“, „ia“, „üa“ (Deshalb ist es zum Beispiel unsinnig, daß Volkalverbindungen in einem leider vielverwendeten Online-Wörterbuch als katastrophale "Aussprachehilfe" aufgeteilt werden). Der Diphtong (Zweilaut) „ao“ entspricht genau dem deutschen „au“; auch das „ai“ spricht man genau wie wie im Deutschen aus.
6. Vorsicht: Auch als „kurz“ definierte Vokale werden in seltenen Fällen entgegen den Regeln lang gesprochen und umgekehrt. Zum Beispiel wird das
-ำ -am in
นำ nam im ersten Teil eines zusammengesetzten Begriffs fast immer kurz gesprochen, aber lang wenn es aber im hinteren Teil aufttaucht:
น้ำแข็ง nám kaeng? nam khaeng ("Wasser hart": Eis).
ประตูน้ำ bprá¿ dtu: ná:m Pratu Nam ("Tor Wasser": Schleuse, Wehr).
7. Der Konsonant
ว wO: wä:n? entspricht einem breiten „w“ und wird
nie wie unser „v“ ausgesprochen. Auch wenn er vor allem in Namen oft als „v“ übertragen wird, merken Sie sich:
Es gibt kein „v“ im Thailändischen. Die
Sukhumvit Straße, benannt nach dem Lieblingsstraßenbauer des rechtsnationalistischen Militärdiktators Plaek Phibunsongkhram der 1930er bis 1950er Jahre, spricht man so:
สุขุมวิท sù¿ kum? wíd.Lange und kurze Vokale
32 Vokalklänge einschließlich der Sonderzeichen lernen thailändische Kinder in der Schule auswendig. Sie werden so auf die Tafel geschrieben:
ะ า ิ ี ึ ื ุ ู เ-ะ เ แ-ะ แ โ-ะ ...
und so gesprochen:
สระอะ sà¿ rà¿ ?à¿ สระอา sà¿ rà¿ ?a: สระอิ sà¿ rà¿ ?ì¿ สระอี sà¿ rà¿ ?i: สระอึ sà¿ rà¿ ?ùe¿ สระอือ sà¿ rà¿ ?ü: usw...
สระ sà¿ rà¿ heißt „Vokal“. Selbst ein Sprachneuling merkt sofort, wieviel Wert in Thailand auf die
korrekte Aussprache der langen und kurzen Vokale gelegt wird.
Einschließlich aller möglichen Schreibweisen der
Zwie- und Dreilaute existieren in Thailand allerdings
gegen 60 verschieden geschriebene Vokalzeichen bzw. Kombinationen davon, wobei drei Vokale – und zwar die häufigsten – überhaupt nicht geschrieben werden, sondern sich aus dem jeweiligen Zusammenhang von selbst verstehen. Im TIP-Bildwörterbuch wurde ab der 3. Auflage (2008) auf die korrekte Darstellung der Silben mit ihren Vokallauten besonderer Wert gelegt.
Die Kürze oder Länge des Vokallauts ist immer genau bezeichnet:
a lang:
-a:- -a: (z.B.
การ ga:n,
ห้า hâ:)
a kurz:
-a- (z.B.
สัตว์ sád)
a „gestoppt“:
-a¿ (z.B.
ประ bprà¿)
Vokal-„Stops“, also kurze Vokale am Silbenende (=
Verschlußlaute), werden in guten Lehrbüchern mit umgekehrten Fragezeichen gekennzeichnet, z. B. in
วิทยุ wíd tá¿ jú¿ (
Witthayu = Radio), was wir hier auch tun. Dieses kleine Hilfszeichen erleichtert sehr eine automatisch korrektere Aussprache.
Die
richtige Aussprache von langen und kurzen bzw. „gestoppten“ Vokalen ist für Thais, die verstehen wollen, von was Sie eigentlich reden,
erheblich wichtiger als Ihre korrekte Unterscheidung der Töne!Einen Vorteil haben Sie als deutschsprachiger „Thai-Student“: Unsere geschriebenen Vokallaute einschließlich der Umlaute (ä, ö, ü) und Zwielaute (z. B. au, äu usw.) erlauben es im Gegensatz zu vielen anderen Sprachen, fast alle Thai-Vokale einschließlich der Zwie- und Dreilaute so darzustellen, daß sie, „deutsch“ ausgesprochen, auch Thais meist gut verstehen, selbst wenn unsere Vokale gelegentlich nicht ganz genau mit den ihren übereinstimmen.
Aus praktischen Gründen übernehmen wir bei der Darstellung der Vokale weitgehend die Darstellung im leider maßgebenden Wörterbuch von
Rohrer, obwohl man zum Beispiel für den thailändischen Vokal
เ-า -ao auch gut das korrekt entsprechende deutsche
-au setzen könnte. Eine Ausnahme machten wir jedoch, wo immer möglich, bei den Umlauten, da es ja wohl unsinnig ist, etwa für „ö“ oder „ü“ umständlich ein leicht mißverständliches neues Zeichen zu erfinden, wenn doch vorhandene Schriftzeichen schon ausreichen.
Wissenschaftliche Größen und Buchautoren wie
James K. Wyatt oder
Barend Jan Terwiel, die bestimmt besser Thai können als wir, haben es vorgemacht und verwendeten die international bekannten Ligaturen
œ,
æ für
ö,
ä sowie das
ü in ihren Büchern. Warum kompliziert, wenn es doch auch einfach geht? Abweichend von Rohrer ist bei uns auch der Dreilaut
เ-ียว -iao (korrekt) definiert, der dort durchgehend (falsch) als Zwielaut -
io übersetzt wird.
Beispiel:
ไปเที่ยว („ausgehen“) spricht man
bpai tîao. Man könnte diesen Begriff, wenn man von Thais verstanden werden will, für deutschsprechende Wörterbuchnutzer ohne Vorkenntnisse selbstverständlich auch
bpai tîau schreiben und auch danach korrekt sprechen, aber ganz gewiß nicht nach dem, was bei
Rohrer steht:
pai thîo.Das „offene o“ stellen wir hier durch ein groß geschriebenes O dar. Im Bildwörterbuch und im TIP Führer Bangkok aus technischen Gründen jedoch so:
-oh-. Also ein „o“ mit einem
fetten „
h“ dahinter. In echter Lautschrift sähe ein „offenes o“ wie ein umgedrehtes „c“ aus; also so, wie wir es auf der Titelseite des Bildwörterbuchs mal versuchsweise „gebastelt“ haben...
(
Nachtrag 7. April 2011: Auch hier werden wir das künftig konsequent behandeln.)
Töne und Tonzeichen
Die Zahl der Worte, die man in einer Silbensprache bilden kann, ist schon aus mathematischen Gründen begrenzt. Man kann nicht, wie in Europa und Indien, fast beliebig viele Konsonanten und Vokale zusammenfügen, um Begriffe zu bilden. Deshalb gibt es in diesen Sprachen mehr Konsonanten und vor allem viel mehr Vokale als bei uns.
Weil das aber auch nicht reichte, wich man zur Unterscheidung im Laufe der Geschichte zusätzlich auch noch in fünf Tonlagen aus – oder gar in sechs und noch mehr, wie zum Beispiel in Nord- und Nordostthailand (
อีสาน ?i: sa:n?) und in Laos. Dort spricht man
ลาว la:o, einen Thai-Dialekt mit weniger Konsonanten als im eigentlichen Thai. In
Laos hat man von den dort früher gebräuchlichen Buchstaben sogar einige ganz bewußt abgeschafft, zuletzt und am auffälligsten das „r“, das vor einiger Zeit durch den Federstrich eines Ministers aus dem laotischen Alphabet kurzerhand entfernt wurde, weil es Laoten (also auch die Mehrheit der Bewohner im Norden und Nordosten Thailands) ohnehin als „l“ sprechen, wenn überhaupt. Nur in Eigennamen kommt dort das "r" noch vor (nur geschrieben, nicht gesprochen). Weniger Buchstaben bedeuten aber, daß die Töne zur Unterscheidung noch wichtiger werden.
Das in Laos herrschende Regime will offenbar durch derartige Einschnitte (die auch in anderen Bereichen erfolgten) die historisch eigentlich sehr jungen kulturellen Unterschiede zwischen beiden Ländern bewußt vergrößern. Tatsache ist, daß
ลาว la:o für viele Menschen in der zentralen Ebene, vor allem für solche, die eine gewisse elitäte Arroganz an den Tag legen, aber auch im Süden Thailands an sich schon etwas „hinterwäldlerisch“ klingt.
Die für Laien einleuchtendsten Bezeichnungen für Tonlagen gehen wohl so: ohne Bezeichnung (normal),
´ (steigend),
` (fallend),
ˆ (hoch) und (tief - umgekehrtes Zirkumflex, hier leider nicht darstellbar). Sprachwissenschaftler sind jedoch anderer Meinung, weswegen auch wir die bei diesen hochstudierten Leuten übliche Kennzeichnung verwenden, wie Sie sie auch im Rohrer, allerdings ohne ein einziges Wort der Erklärung, vorfinden werden:
1. normal: ohne Tonzeichen: Deutsch wie „vier“;
Thai wie
มา ma: (kommen)
นา na: (Reisfeld)
ไมล์ mai (Meile)
นาย na:i (Herr, Chef)
2. tief: ` (Gravis): wie im Deutschen am Ende eines Satzes mit Punkt: „Er kommt.“
Thai wie
สี่ sì: (vier)
หก hòg (sechs)
ตก dtòg (fallen)
ใหม่ mài (neu)
ตลาด dtà¿ là:d (Markt)
ฝรั่ง fà¿ ràng (
ugs.: Europäer)
3. (ab)fallend: ˆ (mit Zirkumflex): Das ist für die meisten Europäer der schwierigste Ton. Deutsch in etwa wie ein begeistert-erstauntes
hohes „Er lacht!“, das jedoch am Schluß deutlich an Kraft verliert, eben „abfällt“!
Thai wie
หน้า nâ: (Gesicht)
ห้า hâ: (fünf)
มาก mâ:g (viel)
(เป็น) หม้าย mâ:i (verwitwet)
ไม่ mâi (nicht)
ไหม้ mâi (brennen)
ให้ hâi (geben)
4. hoch: ´ (Akut): Deutsch wie „Geh!“, „Komm!“
Thai wie
ร้อย rÓ:i (hundert)
ม้า má: (Pferd)
ไม้ mái (Holz, Stock)
นํ้า nám (Wasser)
5. steigend („fragend“): üblicherweise mit umgekehrtem Zirkumflex; im Bildwörterbuch und hier im Forum aus praktischen Gründen mit
fettem Fragezeichen? nach der Silbe: Deutsch wie kurz „Ja?“ oder lang „So?“ („Fragender Ton“, noch anschaulicher und am zutreffendsten ist eigentlich die Bezeichnung „
Wiederkehrender Ton“.)
Thai wie
หนา na:? (dick)
หมา ma:? (Hund)
ไหน nai? (wo, welche, -r, -s)
ไหม mai? (Seide)
หนู nu:? (Maus, Ratte)
สยาม sà¿ ja:m? („Siam“)
Besonders
der Unterschied zwischen der 3. und 4. Gruppe ist für uns nicht leicht zu erfassen ("abfallender" und "hoher" Ton). Man spricht diese Silben sehr betont – als stünde im Deutschen ein Ausrufezeichen dahinter. Bei Gruppe 3 fällt die Betonung am Schluß deutlich ab, die Lautstärke verringert sich, klingt aus.
Zum Schluß nochmal alles
auf einen Blick:
1. normal: ohne Tonzeichen: Deutsch wie „vier“;
2. tief: ` (Gravis): in etwa wie im Deutschen am Ende eines Satzes mit Punkt: „Er kommt.“
3. (ab)fallend: ˆ (mit Zirkumflex): Das ist für die meisten Europäer der schwierigste Ton. Deutsch in etwa wie ein begeistert-erstauntes hohes „Er lacht!“, das jedoch am Schluß deutlich an Kraft verliert, eben vom hohen Niveau aus „abfällt“!
4. hoch: ´ (Akut): Deutsch wie „Geh!“, „Komm!“
5. steigend („fragend“): üblicherweise mit umgekehrtem Zirkumflex; im Bildwörterbuch und hier im Forum aus praktischen Gründen mit fettem Fragezeichen? nach der Silbe: Deutsch wie kurz „Ja?“ oder lang „So?“ („Fragender Ton“, noch anschaulicher und am zutreffendsten ist eigentlich die Bezeichnung „Wiederkehrender Ton“.)Blumento-Pferde
Mit den Tonzeichen sollte es möglich sein, die „Melodie“ eines Satzes zu erkennen, die für Thais zum Verstehen Ihrer Sprachbemühungen sehr wichtig sind. Anfänger stellen immer wieder fest, daß sie Ihrer Meinung nach vollkommen richtig sprechen, aber absolut niemand versteht sie, ja vielleicht kugelt man sich gar vor Lachen, denn
nicht selten bedeuten einzelne Silben bei anderer Betonung das genaue Gegenteil von dem, was Sie glauben. Für Thais dürfte sich dann Ihr Versuch etwa so darstellen, als ob jemand unser Wort „Blumentopf-Erde“ so spricht: „Blumento-Pferde“. Eine neue Pferderasse? Alle Buchstaben sind richtig, aber die Melodie ist völlig falsch.
Aus praktischen Gründen haben wir darauf verzichtet, über Umlaute auch noch ein Tonzeichen zu setzen. So wurden aus den Vokalen mit Umlaut + Akzent in diesem Buch folgendes:
ä + ˆ = âe ö + ˆ = ôe ü + ˆ = ûe usw.Buchstaben, die es bei uns nicht gibt
Die „offizielle“ Übertragung einiger Thai-Buchstaben erschwert allen Lernenden, die nicht ausgesprochen routiniert und sprachbegabt sind, ganz unnötig das Leben. So sind unsere Entsprechungen für „
t“ (
ฐ,
ฑ,
ฒ,
ถ,
ท,
ธ), „
k“ (
ข,
ฃ,
ค,
ฅ,
ฆ), „
g“ (
ก) und „
p“(
ผ,
พ,
ภ) am Silbenanfang sowie ausgerechnet noch die beiden
ganz besonders wichtigen und sehr häufig vorkommenden Zwischenlaute „dt“ (
ฏ,
ต) und „bp“ (
ป) tatsächlich so definiert, daß sie kein Ausländer ohne nähere Kenntnis der thailändischen Schriftzeichen auch nur annähernd richtig unterscheidet, wenn er sich bei der Aussprache nach der offiziellen Übertragung auf Verkehrstafeln, in den üblichen Reiseführern, und in fast allen Wörterbüchern richtet.
Diese Unterschiede gehören aber zum Wichtigsten, das Sie lernen müssen, wenn Sie auf Thai verstanden werden wollen:I. Unterschied g–k:Thai-Begriff ----->
„Offizielle“ Übertragung ----->
Ausspracheคลอง (Kanal) ----->
khlong ----->
klO:ngกลอง (Trommel) ----->
klong ----->
glO:ngไข่ (Ei) ----->
khai ----->
kàiฆาต (töten, zerstören) ----->
khat ----->
kâ:dไก่ (Huhn) ----->
kai ----->
gàiกรุงเทพ (Bangkok) ----->
krungthep ----->
grung tê:bMit anderen Worten (
Konsonantenregel Nummer 1):
„k-“ in offizieller Schreibe ist immer „g“ (
ก)
„kh-“ in offizieller Schreibe immer „k“ (alle anderen k)
Da es zwar fünf Konsonanten gibt, die für „k-“ (also das offizielle „kh-“) stehen, nämlich
ข,
ฃ,
ค,
ฅ und
ฆ, doch nur einen, der unserem (deutschen) „g-“ entspricht, nämlich
ก, ist diese wichtige Unterscheidung aber kinderleicht.
Das werden Sie aber so offiziell nirgends lesen, obwohl es stimmt. Thailändische Sprachexperten genügen sich wie fast die gesamte Elite dieses Landes nämlich weitgehend selbst und stehen der Einführung eines ernsthaften
Lehr- und Studienfaches „Thai als Fremdsprache“, teilweise geradezu feindselig gegenüber.
„We don’t need foreigners to tell us how to teach our language“, wies man an einer thailändischen Universität einen ausländischen Experten sinngemäß ab, der genau dieses Fach einführen wollte. Bei thailändischen Lehrbuchverfassern liest man statt dessen zum Beispiel dies:
Das Thailändische hat keinen Konsonanten, der dem englischen „g“ entspricht. [...]
Und gleich im nächsten Absatz folgendes:
ก liegt im Klang zwischen „k“ und „g“ – allerdings näher bei „g“ als bei „k“...
Es gibt also kein „g“, aber immerhin ein „k-“, das viel mehr nach „g“ als nach „k“ klingt. Das mag für einige Thais, die in Oxford studiert haben, logisch sein, aber vergessen Sie’s:
Deutsche erkennen das ก grundsätzlich als „g“, nicht als „k“.
Außerdem werden Sie lesen, daß
ข, ฃ, ค, ฅ und
ฆ, also das offizielle „kh-“, am Silbenanfang für ein „aspiriertes k“ steht.
มีลม mi: lom („mit Wind“) wird Ihr Lehrer sagen und ein überdeutliches ganz normales „k“ auf seinen Handrücken hauchen), und zwar im Gegensatz zum „unaspirierten“
ก (
ไม่มีลม mâi mi: lom, „kein Hauch“), das als „k-“ definiert ist, obwohl es jedermann, auch ein Engländer, selbstverständlich als „g“ erkennt (wie etwa in
to go am Wortanfang oder in
fog, wenn es am Silbenende steht) und auch so schreibt, wenn man ihm nichts anderes bewußt beibringt. Eine mögliche Erklärung für den offiziellen Kauderwelsch erhielt ich einmal von einem thai-indischen Lehrer, der meinte, daß der historische Grund für die auch seiner Meinung nach von Anfang an mißverständliche Definition des
ก als „k-“ vielleicht der gewesen sein könnte, daß es keine Verwechslung mit dem
ง ng- bzw. -ng geben sollte. – So oder so gilt für die Praxis:
1. Wenn Ihr Lehrer sagt, daß
ข,
ค,
ฆ am Silbenanfang für ein „aspiriertes k-“ bzw. kh- steht, und
ก ein „unaspiriertes“ ganz ureigenes thailändisches „k-“ sei: Lächeln Sie höflich, aber machen Sie auf jeden Fall den Handrückentest eifrig mit:
ข มีลม kO? mi: lom, mit "Wind" beim Sprechen, ก ไม่มีลม gO: mâi mi: lom, "ohne einen Hauch"...2. Im Restaurant bekommen Sie nur dann Huhn, wenn Sie
ไก่ gài bestellen, aber immer Eier, wenn Sie Ihrem mittelmäßigen Lehrbuch folgend stur
„kài“ sagen.
3.Dies gilt sinngemäß auch für die beiden folgenden Fälle der „aspirierten“ Konsonanten. „ph-“ und „th-“.
4.Am Silbenende werden alle genannten Buchstaben
immer zum Verschlußlaut
-g. Z. B.
นก nóg (Vogel);
พรรค pág (Partei)
II. Unterschied b –p –bp:Thai-Begriff ----->
„Offizielle“ Übertragung ----->
Ausspracheบ้าน (Haus, Heim) ----->
ban ----->
bâ:nพระแก้ว (verehrtes Durchsichtiges [Abbild des Erleuchteten]) ----->
phra kaeo ----->
prá¿ gâe:o (wie in
"Wat Phra Kaeo")
ประตู (Türe, Tor) ----->
pratu ----->
bpra¿ dtu:ผม (Haar) ----->
phom ----->
pom?พรรค (Partei, Gruppe) ----->
phak ----->
págปาก (Mund) ----->
pak ----->
bpà:g (wie in
ปากนํ้า bpà:g ná:m "Paknam", dem Zentrum von Samutprakan)
ปลา (Fisch) ----->
pla ----->
bpla:Die Aussprache von
บ der unserem „b-“ entspricht, macht nie Probleme, aber der Unterschied von „p-“ zu „bp-“ ist wesentlich. Zum Glück kann man sich ähnlich wie im vorigen Fall helfen: Zwar kennt die thailändische Sprache drei „p-“, nämlich
ผ,
พ und
ภ, aber nur ein „bp-“, nämlich
ป. Mit anderen Worten (
Konsonantenregel Nummer 2):
„p-“ in offizieller Schreibe ist immer „bp-“ (
ป)
„ph-“ in offizieller Schreibe immer „p-“ (alle anderen p)
Die Aussprache des
ป bpO: bpla:zu erlernen, ist ebenfalls einfach: Lassen Sie sich zwei oder drei Worte, die mit
ป beginnen, von einem gebildeten Thai vorsprechen. Wie gesagt, liegt
ป am Silbenanfang zwischen unseren „b-“ und „p-“; wird zusätzlich jedoch mit einem sehr charakteristischen, wie ich ihn nenne, "implosiven Ton" gesprochen. Eben ohne, daß „Wind“ aus dem Mund kommt:
ไม่มีลม mâi mi: lom . Der Buchstabe ist unverwechselbar, wenn man ihn nur einmal richtig erklärt bekommt.
Am Silbenende werden auch hier
alle vorgenannten Buchstabe immer als Verschlußlaut „-b“ gesprochen (offiziell als „-p“ übertragen):
กบ gòb; (Frosch),
สุขภาพ sùg kà¿ pâ:b (Gesundheit) usw.
III. Unterschied d –t –dt:Thai-Begriff ----->
„Offizielle“ Übertragung ----->
Ausspracheเด็ก (Kind) ----->
dek ----->
dèg ธง (Flagge) ----->
thong ----->
tong ทอง (Gold) ----->
thong („offenes“ o) ----->
tO:ngเต่า (Schildkröte) ----->
tao ----->
dtàoตลาด (Markt) ----->
talat ----->
dtà¿ là:dDie Aussprache der Buchstaben
ด und
ฎ, die unserem „d-“ entsprechen, bereitet keine Probleme, aber die korrekte Unterscheidung zwischen „t-“ (
ฐ,
ฑ,
ฒ,
ถ,
ท,
ธ) und „dt-“ (
ต,
ฏ) ist wieder besonders wichtig, wobei man sich aber analog zum vorhergehenden Fall helfen kann. Daraus folgt
Konsonantenregel Nummer 3:„t-“ in offizieller Schreibe ist immer „dt-“ (
ต,
ฏ)
„th-“ in offizieller Schreibe ist immer „t-“ (
alle anderen t)
ต, also „dt-“ ist einer der wichtigsten Konsonanten der thailändischen Sprache (das genau gleichklingende
ฏ ist ebenso wie
ฎ äußerst selten). Analog zum
ป („bp-“) lassen Sie sich zum Erlernen ein paar Worte, die mit
ต beginnen, von einem gebildeten Thai vorsprechen. Dieser Zwischenlaut liegt am Silbenanfang genau zwischen unseren „d-“ und „t-“; zusätzlich mit dem nun schon bekannten implosiven "Hauch" gesprochen, wobei der "Wind" jedoch im Mund verbleibt. Auch dieser Ton ist leicht erlernbar, wenn man ihn einmal ordentlich erklärt bekommt.
Am Silbenende werden alle diese Buchstaben zum „-t“ Verschlußlaut (gesprochen: -d; siehe oben!).
Am Silbenende werden alle diese Buchstaben, also sowohl
ด und
ฎ, als auch
ฐ,
ฑ,
ฒ,
ถ,
ท,
ธ sowie
ต und
ฏ immer zum „-t“ Verschlußlaut („Stop“).
IV. Konsonant ง -ng-ง „ng“, ist im Thailändischen ein eigener Buchstabe, der sowohl am Silbenanfang, als auch am Silbenende stehen kann. Am Anfang einer Silbe spricht man ihn aus wie das Wort „singen“ ohne „si-“:
งาน nga:n (Arbeit),
ทำงาน tam nga:n (arbeiten).
V. Stiller Konsonant อ ?-
Für Anfänger (aber nur für diese – das hat man wirklich schnell heraus...) ist es verwirrend, daß
อ nicht nur ein Konsonant ist, den man nicht hört, sondern daß er auch noch als Vokal für das offene „o“ steht (hier mit einem großen O, im Bildwörterbuch als „o
h“ – mit
fett gesetztem „h“ hinter dem o – geschrieben) und selten sogar, allerdings nur bei vier Begriffen, sogar als
Tonzeichen auftreten kann.
Der Stille Konsonant ist tatsächlich still, und vor allem
kein „Knacklaut“ oder sonst etwas merkwürdiges, was sich kühne Wortakrobaten schon zur Erklärung ausgedacht haben, um ein eigentlich so einfaches Zeichen zu beschreiben. Viel einleuchtender wäre es meiner Meinung nach, eine eigene Bezeichnung dieses Buchstabens einfach aus seiner Funktion abzuleiten:
Vokalträger.
In Lehrbüchern wird
อ- als ?- übertragen, was wir auch tun. Das führt nicht zu Verwechslungen mit dem Fragezeichen, da der stille Konsonant nie am Ende oder in der Mitte einer Silbe vorkommt (dann wäre es nämlich ein Vokal). Da Vokale nie alleine stehen können, taucht
อ aber immer auf, wenn eine Silbe mit einem Vokal beginnt, eben als "Vokalträger":
อก ?òg (Brust)
ออก ?Ò:g (verlassen, treiben, herauskommen [Buch]),
อัด ?àd (pressen, kondensieren),
เอกมัย ?è:g gà¿ mai (von gleicher Art sein, Name einer Gegend in Bangkok:
"Ekkamai" Th. Sukhumvit Soi 63),
อรรธการประสิทธิ์ ?àd tá¿ ga:n bprà¿ sìd (
?àd tá¿ = Teil von etwas, „halbwegs“ ;
ga:n = Sache;
bprà¿ sìd = Erfolg).
Der letzte Begriff (es ist der Name der Soi, in der sich das Bangkoker
Goetheinstitut befindet), ist auch für die meisten Thais derart exotisch, daß es kaum jemand auf Anhieb richtig schreiben kann. Lassen Sie sich also nicht abschrecken: Ich wollte Ihnen hier nur mal zeigen, was möglich ist...
Richtig lesen, was Thais schreiben
Wohl jedem fällt in Thailand sofort das leider sehr verbreitete Kauderwelsch auf, das dabei herauskommt, wenn Thais mit dürftigen Fremdsprachenkenntnissen ihre eigene Sprache in lateinische Lettern übertragen. Dafür gibt es zwar genaue Regeln, die, falls sie angewendet werden, die Sache sehr erleichtern, aber freie Thais und Regeln passen nicht gut zusammen. Den dadurch bedingten groben Unfug auf vielen Verkehrrsschildern zum Beispiel kann man oft erst dann korrekt entziffern, wenn man ohnehin schon weiß, was das thailändisch geschriebene Wort darüber bedeutet.
Wie und was Thais eigentlich lesen,
wenn sie lesen, ist hochinteressant. Nehmen wir zum Beispiel zwei sehr bekannte Thai-Begriffe (die Namen einer Universität und eines bekannten Bangkoker Hochhauses mit riesiger Siemens-Werbung), in denen man Teile des ursprünglichen Wortes einfach Buchstabe für Buchstabe in unsere Lettern übertragen hat.
Das geht nämlich eigentlich gar nicht, und wenn ahnungslose Ausländer das dann so wiedergegeben, sorgen sie bestenfalls für allgemeine Erheiterung:
„Silpakorn“ -----> Richtig:
ศิลปกรณ์ sin? lá¿ bpà¿ gO:n„Charn Issara“ -----> Richtig:
ชาญอิสระ tscha:n ?ìd sà¿ rá¿Hier wird zugleich eine der wichtigsten Regeln des geschrieben Thai deutlich: innerhalb fester Begriffe werden zwei gleiche, direkt aufeinanderfolgende Konsonanten (Silbenende/Silbenanfang) zwar gesprochen, aber nicht doppelt geschrieben.
Wie platzsparend das ist, wird anhand der Bangkoker Straße deutlich, die nach dem offiziellen Ehrentitel der verstorbenen Mutter des derzeit herrschenden Königs benannt ist:
บรมราชชนนี
bO: rom má¿ râ:d tschá¿ tschon ná¿ ni:
Buchstabe für Buchstabe übertragen steht das auf Thai so da:
B .
R .
M .
R .
a .
T .
TSCH .
N .
N .
iThais brauchen also, um dieses indische Wortmonstrum in ihrer Sprache korrekt wiederzugeben, nur halb soviele Zeichen wie wir (
tsch- ist ein Lautzeichen). Dieser Begriff ist auch ein gutes Beispiel dafür, daß einige häufige Vokale gar nicht geschrieben werden, sondern sich – jedenfalls für schriftgelehrte Thais – aus dem Zusammenhang ergeben.
Gleich noch etwas
für Fortgeschrittene und solche, die es werden wollen: Der o. g. Titel der verehrten Königinmutter, die die meiste Zeit ihres Lebens in der Schweiz lebte, besteht aus drei indischen Begriffen, die alle auch alleine stehen können.
Alleine würde man sie aber anders lesen: bei den ersten beiden fällt jeweils die letzte Silbe weg:
บรม bO: rom -----> erhaben, sehr, äußerst
ราช râ:d -----> König
ชนนี tschon ná¿ ni: -----> „die Frau, die geboren hat“
Zusammen heißt das also schlicht
[Straße der] „Mutter des erhabenen Königs“. Das könnte man natürlich auch in ganz normalem Thai schreiben, aber indisch klingt das nun mal für Thai-Ohren viel besser... Thais, so sie nicht der winzigen hochgebildeten Elite angehören, müssen selbst erst im Wörterbuch nachschlagen (so sie eines haben), bevor sie derartige Namen genau erklären können.
Die Sprachunterschiede der sozialen Klassen sind jedenfalls enorm. Grob unterscheidet man das
Markt- und Straßen-Thai, von dem auch viele Ausländer in den Bars oder im Umgang mit Dienstpersonal oft ein paar Brocken aufschnappen, dann
das höfliche Umgangs-Thai, das sogenannte
Rachasap, die Sprache in der man einst die Könige ansprechen mußte (es entspricht der Sprache, mit der man schon im alten Angkor die weltlichen und religösen Machthaber anzusprechen hatte und war selbst wiederum dem indischen Pali abgeleitet), sowie die
Mönchsprache, die im wesentlichen auch mit der alten kambodschanischen "Hochsprache" identisch ist. Kaum ein Thai beherrscht sie wirklich, obwohl natürlich jeder Mönch in Thailand ein paar Pali-Sprüche auswendig gelernt hat.
Wir haben uns für das TIP Bildwörterbuch auf die allgemein übliche, höfliche Umgangssprache geeinigt.
Kuriose Sonderregeln
Die Regel mit den niemals doppelt geschriebenen aufeinanderfolgenden Buchstaben gilt auch, wenn diese am Silbenanfang und -ende unterschiedlich ausgesprochen werden; ja sogar dann, wenn sie etwas völlig anderes bedeuten, was zum Beispiel bei einem der häufigsten Buchstaben, dem
ร vorkommt. Als Konsonant entspricht er unserem „r“ und reißt
„rO: rüa“, also „R wie in
rüa“ (
rüa = Boot). Im Doppelpack, also als
รร, hat dieses Zeichen aber eine ganz andere Bedeutung.
รร heißt
รอ หัน rO: han?, also „R wie in
han?“ (
han? = „umdrehen“; es geht hier um das Vokalzeichen im Wort
han?, das
-a- bedeutet). Mit
รร schreibt man nämlich auch den Vokal „-a-“; und zwar vorwiegend in indischen Lehnwörtern. Verwechslungen mit
ร, also dem gewöhnlichen "R", sind kaum möglich, denn Doppelkonsonanten gibt es ja nicht.
Falls nun auf dieses „a“, das ja, verkürzt erklärt, aus zwei aufeinanderfolgenden
รร, also zwei „R“ besteht, im gleichen Begriff ein erneutes
ร, also ein normales Konsonanten-„R“, auftaucht (das bekanntlich am Silbenende zum „n“ mutiert...), wird das Konsonanten-
Verdoppelungsverbot dennoch beachtet:
กรรไกร gan grai (Schere)
ภรรยา pan rá¿ ja: (Ehefrau)
Gäbe es kein Verdoppelungsverbot, sondern eine Pflicht, alle ausgesprochenen Zeichen auch zu schreiben, würde man
theoretisch กรรรไกร bzw.
ภรรรรยา lesen, wobei
ร je nach seiner Stellung innerhalb der Silbe jeweils entweder für „r“ oder „n“ stehen würde...
© Hans Michael Hensel, TIP Zeitung für Thailand, TIP Edition 2009.