In Thailand sitzen die Menschen meist auf dem Boden, hierfür gibt es Höflichkeitsregeln: ...
Wer den Schneidersitz noch aus seinen Hippiezeiten von den Strandhütten in Samui her beherrscht ist da natürlich fein raus
Die Tricks mit dem Kissen nutzen ja auch viele Thais, obwohl man z. B. für ältere Herrschaften oder wichtige Leute überall auch mindestens kleine Hocker hat.
Traditionell saßen und sitzen aber eigentlich in Thailand, wie überall in Asien, bei offiziellen Anlässen wie etwa Hausbesuchen, vor allem Sklaven und niederes Volk auf dem Boden. "Höhergestellte" legten auch hier schon immer Wert auf eine bequemere Sitzposition. Nur höher als ein Mönch darf niemand hocken.
Höflichkeitsregeln gibt es sicher, allerdings sehen manche davon anders aus, als man das im politisch-korrekten Reiseschrifttum oft so liest.
Höflich ist zum Beispiel, daß man einem geschätzten Gast einen bequemen Platz anbietet.
Höfliche Thais wissen, daß sich Ausländer, zumal aus dem Westen, mit dem Bodenhocken meist schwer tun, und handeln automatisch danach. Außer natürlich, wenn ihnen jemand komplett gleichgültig ist.
Natürlich kann es theoretisch Fälle geben, daß eine Familie, die man besucht, derart arm ist, daß sie weit und breit weder einen Stuhl noch einen Hocker hat und auch auf die Schnelle keinen bei Nachbarn holen kann. Und daß dann vielleicht auch kein Treppenabsatz oder kleines Sala in der Nahe ist.
Aber muß ich mich dann etwa zu denen auf den Boden hocken, wenn ich höflich sein will?Kann es denn so einen (unangekündigten) Besuch eines Ausländers überhaupt geben, der nicht eher eine Art Überfall oder unerwünschtes Eindringen in die Privatspäre ist? Thais laden normalerweise keine Fremden in ihre Häuser ein, schon gar nicht, wenn man das Gesicht verlieren könnte; man trifft sich auf neutralen Boden!
Das Gegenteil ist kommt der Sache näher: Mißverstanden wird ja auch von fast allen Ausländern der traditionelle Gruß der Thais: "Hast Du schon gegessen" bzw. "Komm essen!". Darauf ist die einzige korrekte und erwartete Antwort: "Danke, bin schon voll." Ich habe schon dutzende "Farang Khaosan" erlebt, die sich nach solchen Grüßen zum Entsetzen der Leute mit an den Tisch gehockt und gefuttert haben. Solche Leute hocken sich garantiert überall hin, auch ohne Besuchsankündigung in die kleinste Bambushütte.
In der Beschreibung auf dem Bild fielen mir zwei eigentlich nicht ganz richtige Verallgemeinerungen auf:
1. Man darf mit den Fußsohlen nicht auf eine Person deuten, schon gar nicht auf einen Mönch. Das ist etwas anderes als ein pauschales Verbot, seine Beine auszustrecken, das es so nicht gibt. Richtig ist allerdings, daß Thais es auch schaffen, ihre Beine "höflich" auszustrecken, während das die wenigsten Ausländer hinbekommen, auch wenn sie sich noch so sehr bemühen. Überwiegend paßt einfach schon das gesamte Äußere einfach nicht zur gebotenen Höflichkeit, wie sie Thais verstehen.
2. Niemand
muß knien, wenn er einen Mönch
grüßt. Man macht sich "klein", das kann aber auch durch eine bestimmte Körperhaltung geschehen. Man kniet allerdings während der formelhaften dreifachen
Respektsbezeugung gegenüber Buddha, der Lehre und dem Sangka, und natürlich, wenn man mit einem bewußt aufgesuchten Mönch im Tempelgebäude gegenübertritt.
Thais beten auch nicht in unserem Sinne, es handelt sich um
Respektsbezeugungen. Buddha ist
theoretisch nicht bestechlich, sondern unseren Leiden und Wünschen gegenüber indifferent, deutsch: vollkommen gleichgültig, denn er "befindet" sich im Nichts, er ist schlichtweg aufgelöst und nicht mehr existent, auch nicht in einem "Jenseits".
Die meisten Thais sind allerdings in Wirklichkeit Animisten, keine Buddhisten, und glauben deshalb z. B. an irgendwelche "Zuständigkeiten" besonders "mächtiger" Buddha-Abbilder. Im Buchladen des Nationalmuseums gibt es ein reich bebilderten Lesestoff (meist auf Thai, aber in mindestens einem Fall sogar zweisprachig), welche Bangkoker Buddhafigur für welches Problem "zuständig" ist.