Die traditionelle „Thaimassage“ hat es weltweit zu legendärem Ansehen gebracht. Mögen auch gewisse einschlägige Freizeiteinrichtungen und fingerfertige Masseusen den Begriff als Synonym für ihre zweideutigen Unternehmungen verwenden, so liegt ihrem eigentlichen Wesen nach doch eine medizinisch heilsame Körperanwendung zu Grunde. Dabei hat sie eigenartigerweise ihren Ursprung gar nicht in Thailand. Ein nordindischer Arzt stellte im 5. Jahrhundert v. Chr. sein medizinisches Wissen buddhistischen Mönchen zur Verfügung, und machte damit aus einer medizinischen Behandlungsmethode eine religiöse Heilanwendung. Mit den Mönchen kam sie nach Thailand in den Wat Po, wo noch heute 60 wertvolle steinerne Lehrtafeln aufbewahrt werden.
Blinde Menschen haben es in der Thaigesellschaft schwer. Obwohl allgemein Toleranz und Nachsicht gegenüber Behinderten zum Gesellschaftsbild gehören, und Mildtätigkeit und Almosenbereitschaft als geübte buddhistische Werte gelten, werden Blinde bei der Stellungssuche nach wie vor benachteiligt. Daher waren die meisten Blinden in den letzten 40 Jahren gezwungen, ihren Lebensunterhalt als Bettler oder Verkäufer von Lotterielosen zu verdienen.
Die blinde amerikanische Lehrerin Genevieve Caulfield war die erste, die 1938 in Thailand eine Blindenschule eröffnete und Massagekurse für Blinde anbot. In den siebziger Jahren entstanden immer mehr Ausbildungszentren für erwachsene Blinde, und seit 1999 organisiert die „Thai-Association for the Blind“ Berufsausbildungen für Blinde. Über 3000 Blinden konnte damit seither eine neue Berufschance gegeben werden.
Massageläden findet man in Hua Hin zuhauf, am Strand, in der Nähe der großen Hotels und überall in der Stadt. Doch in der Nähe des Königspalastes gibt es eine Einrichtung, in der Blinde Massagen als traditionelle Heilanwendungen anbieten. Es ist ein gepflegtes Anwesen mit nettem, ruhigem Innenhof, einem Büro, zwei Häusern mit den Praxisräumen, einem kleinen Andenkenladen und den Wohnquartieren der 12 blinden Masseure und Masseurinnen. Die blitzblanken Räume sind durchwegs klimatisiert, und an den Wänden hängen medizinische Schautafeln. Es gibt Toiletten mit Duschen und Umzugsräume. Die Liegen und die Kissen werden für jeden neuen Gast mit eigenen frischen Bezügen überzogen, und die Luft riecht nach ätherischen Ölen. Die Massage beginnt mit einem Gebet.
Die Masseure haben zumeist eine mehrmonatige Ausbildung und jahrelange Praxis hinter sich, bevor sie hier zu arbeiten beginnen. Sie kommen aus allen Teilen Thailands. Für die Unterbringung wird kein Geld verlangt, und sämtliche Nebenkosten als auch die tägliche Verpflegung werden von der Betreiberin übernommen. Der Massagelohn wird zwischen der Betreiberin der Anlage und den Masseuren in einem bestimmten Verhältnis aufgeteilt. An Tagen ohne Kunden erhalten sie sogar zusätzlich einen garantierten Ausfallsatz von 75 Baht.
Praktiziert wird die klassische Druckpunktmassage entlang der zehn Energielinien des Körpers zusammen mit passiven Dehn- und Streckübungen aus der Yoga-Praxis, doch auch Öl- oder Fußmassagen kommen zur Anwendung.
Die „Thai Massage by the Blind“, wie die Einrichtung offiziell heißt, genießt unter der einheimischen Bevölkerung von Hua Hin seit 17 Jahren hohes Ansehen. Die meisten Besucher kommen mit vielen typischen Alltagsbeschwerden wie Rücken- und Bewegungsschmerzen, Verspannungen oder Nackensteifigkeit. Wochentags herrscht kein großer Andrang, doch an Wochenenden, wenn aus Bangkok ganze Familienverbände anreisen, kann es durchaus zu Wartezeiten kommen.
Eine Massagesitzung kostet die Stunde 200 Baht, eine anderthalbe Stunde 250 Baht und zwei Stunden 300 Baht.
Geöffnet ist täglich von 7 bis 21 Uhr. Keine Voranmeldung.
Man findet die Blindenmassage auf der Petchkasem Road Richtung Cha Am zwischen „Golden Place“ und dem Königspalast.
Bericht mit Bildern wie immer auf meiner Webseite:
www.thailandprivat.de.vu©Paul Martini, Juni 2010