UNDERCOVER IM ZERSTÖRTEN ROHINGYA-LAND
Liebe Freunde, in der Morgendämmerung überklettern wir heute die drei Meter hohe Stacheldraht-Grenze nach Burma. Blutend, mit zerrissenen Hosen. Erschüttert stehen wir wenig später in einem abgebrannten Rohingya-Dorf. Der Beweis für das gnadenlose Vorgehen des burmesischen Regimes gegen die Rohingya.
Burma hat systematisch hunderttausende Angehörige dieses kleinen Volkes vertrieben, tausende ermordet, vergewaltigt, ihre Dörfer und Felder verbrannt. Und lässt Journalisten nur an vom Regime ausgesuchte Orte. Deshalb haben wir diesen schwierigen und gefährlichen Weg gewählt.
Das Dorf liegt 500 Meter von 2 Militärcamps entfernt. Der Lärm der Camps wird lauter. Wir hören Militärfahrzeuge. Immer deutlicher und näher. Wir müssen weg. Geduckt hasten wir zur Grenze. Wieder über den verfluchten Stacheldrahtzaun. Dann geht es in einem alten Kahn über den tropisch bewachsenen Naf-River zurück ins sichere Bangladesh.
In den Krankenhäusern Bangladeshs kann man weitere Beweise der Brutalität der burmesischen Politik besichtigen: Kinder mit durchschossenen oder schwer verbrannten Beinen. Vielleicht behauptet das Regime demnächst, die Kinder hätten sich die Verwundungen selbst zugefügt, um Burma zu schaden. So wie das Regime behauptet, die Rohingya hätten ihre Dörfer selbst angezündet. Was für eine schamlose Lüge! Die vertriebenen Rohingya, die wir trafen, hatten nur einen Traum: die Rückkehr in ihre Heimat. Sie würden ihre Häuser nie zerstören. Sie waren alles, was sie besaßen.
An den Rohingya geschieht zurzeit eines der größten Verbrechen der Neuzeit. Das Verhalten der Friedens-Nobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi ist längst ein Fall für den Internationalen Strafgerichtshof. Selten hat eine Friedennobelpreisträgerin ihre einstigen Anhänger so bitter enttäuscht. Euer JT
(Gesichtsbuch Jürgen Todenhöfer)