Erstmals Anti-Gay-Proteste in ThailandIn der nordthailändischen Stadt Chiang Mai haben homofeindliche Demonstranten am Samstag die zweite Gay-Pride-Parade verhindert.
Die Organisatoren sagten den Marsch aus Sicherheitsgründen ab, nachdem ca. 30 Mitglieder der rechten Oppositionsgruppe "Rak Chiang Mai 51" Hunderte Teilnehmer eines "Miss Gay Pride"-Wettbewerbs einkesselten und den Abbau der Bühne für die Abschlusskundgebung erzwangen.
Die teils
aggressiven Gegendemonstranten, die sich
in roten Shirts als Anhänger des gestürzten und wegen Korruption verurteilten Ex-Ministerpräsidenten Taksin Shinawatra zu erkennen gaben, trugen Transparente und Schilder, auf denen sie die Gay-Pride-Parade verurteilten.
Über Megaphon wurde gerufen, das
Schwulen- und Lesben-Event widerspreche der lokalen Kultur und schade dem Image der etwa eine halbe Million Einwohner zählenden Stadt.
Augenzeugen zufolge soll es auch zu Eierwürfen und Rempeleien gekommen sein. Rund 150 Polizisten schützten die versammelten Schwulen und Lesben vor Übergriffen.
Es ist das erste Mal, dass es in Thailand zu einer homofeindlichen Kundgebung gekommen ist.
Eine Gay-Parade sollte in den Touristen-Hochburgen Phuket oder Pattaya stattfinden, nicht jedoch in einer Stadt mit einer traditionsreichen Kultur, sagte Petchawat Wattanapongsiri-kul, einer der Anführer von "Rak Chiang Mai 51", gegenüber der Tageszeitung "Bangkok Post".
"Die Bürger von Chiang Mai können das nicht akzeptieren und werden die Parade mit allen Mitteln stoppen, notfalls mit Gewalt"
Der zweite Gay Pride in Chiang Mai war allerdings auch in der Szene nicht unumstritten.
Im Vorfeld hatten sich u.a. der aus Gayromeo entstandene Verein der Thailandfreunde sowie der bekannte Aktivist Natee Teerarojanapong gegen das Event ausgesprochen.
Der Vorsitzende der "Thai Political Gay Group" argumentierte ebenso wie die Gegendemonstranten, dass eine schrille, freizügige Parade die lokale "Lanna"-Tradition unterlaufen würde.
Weitere Kritikpunkte waren, dass bereits 15-Jährige am "Miss Gay Pride"-Wettbewerb teilnehmen durften, Kondome zur Wagendekoration verwendet wurden und zu den Sponsoren auch eine Gogo-Bar gehörte.Pongsathorn Chanluean, Vorsitzender der Aids-Hilfe-Organisation MPLUS, die den Gay Pride organisierte, wies die Vorwürfe zurück.
"Alle Teilnehmer waren ordentlich angezogen.
"
Ziel der Parade sei es gewesen, für Toleranz zu werben und das Thema HIV-Prävention in die Öffentlichkeit zu tragen.Thailand gilt als das schwulen- und lesbenfreundlichste Land Asiens mit einer riesigen Szene insbesondere in der Hauptstadt Bangkok.
Die Verfassung schützt Menschen "mit anderen Geschlechtsidentitäten" vor Diskriminierung. CSD-Paraden gelten jedoch als "West-Import" und haben sich in Thailand nicht etablieren können. (mize)
Links zum Thema:
chiangmaigaypride.com
gay-thailand.de aus:
http://www.queer.de/detail.php?article_id=10038