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Autor Thema: Wien,Wien,nur du allein  (Gelesen 70380 mal)

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TeigerWutz

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Re: Wien,Wien,nur du allein
« Antwort #345 am: 19. Oktober 2020, 22:25:56 »

Wien ist anders....Die ersten 5 Sekunden, legendär  ;]


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jock

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Re: Wien,Wien,nur du allein
« Antwort #346 am: 22. Oktober 2020, 09:03:02 »

Die Flamme

Draussen,fast am Ende der Simmeringer Hauptstrasse,vis a vis des Zentralfriedhofs,
befindet sich das Krematorium der Stadt Wien.

Das Gebaeude,im maurischen Stil errichtet,liegt im frueheren Schlossgarten des Neu-
gebaeudeschlosses und war lange Zeit ein Zankapfel zwischen der Sozialdemokratie,
Regierung und Vatikan.

Genauer gesagt,nicht das Gebaeude selbst war Anlass zum Streit,sondern wozu es er-
richtet und betrieben wurde und wird.

Schon vor 1900 freundete sich das Proletariat mit der Feuerbestattung an und der Ver-
ein "Die Flamme" warb seit 1904 dafuer.

Allerdings war damals eine Feuerbestattung verboten.

Die christliche Lehre besagt,dass einst die Verstorbenen "unversehrt" in den Himmel
auffahren werden und wenn "Asche zu Asche" geworden ist,ist das unmoeglich.

Daher verbot auch der Vatikan nicht nur die Bestattung selbst,sondern untersagte auch seinen Priestern,Sterbenden,wo bekannt war,dass sie feuerbestattet werden wollen,die
Sterbenssakramente zu spenden.
Dahinter stellte sich natuerlich auch die Christlich-Soziale Regierung.

Friedrich von Siemens entwickelte 1874 einen Kremationsofen,der vorerst kein Verkaufs-schlager war.Das Ausstellungsstueck,das in seiner Filiale am Ring stand,war ein Laden-
hueter.

Die Nobelpreistraegerin Bertha von Suttner verfuegte testamentarisch,verbrannt zu werden.Da es allerdings in Oesterreich keine Krematorien gab,musste ihr Leichnam nach
Gotha ueberfuehrt werden.Ihre Familie konnte sich die kostspielige Ueberfuehrung
leisten,nicht jedoch das gewoehnliche Volk.

Der Druck auf die Obrigkeit,Feuerbestattungen zuzulassen,stieg,doch die Regierung blieb vorerst stur.
Erst 1923 nachdem die Sozis Wien eroberten und das Rote Wien gruendeten,nahm sich
der Buergermeister ein Herz und gab Auftrag,ein Krematorium zu errichten.

Nachdem die Einrichtung betriebsfertig war und eroeffnet werden sollte,untersagte der
Innenminster dieses Vorhaben.
Der Buergermeister eroeffnete trotzdem,was ihm eine Klage des Ministers einbrachte.
Der Prozess ging durch alle Instanzen und endete unentschieden.

Das salomonische Urteil lautete,dass sich der Buergermeister rechtlich geirrt hat und
somit straffrei bleiben muss,waehrend der Innenminister kuenftig Kremationen nicht
zur Kenntnis nehmen soll.

Erst 1934 wurde von der weltlichen Fuehrung in Oesterreich die Feuerbestattung der
Erdbestattung als gleichrangig eingestuft und erlaubt.
Nur der Vatikan tat sich,wie immer,schwer mit Neuerungen und gab erst 1960 seinen
Widerstand auf.

Seither duerfen auch offiziell,Geistliche bei den Einaescherungen anwesend sein und
die Trauergemeinde mit troestlichen Worten,beim Abschiednehmen begleiten.

Es soll schon vorgekommen sein,dass der geistliche Herr,den/die  Inlieger(in) als hoch-
herzigen/edlen Menschen bezeichnet hat,obwohl ihn weder Name noch Persoenlichkeit
irgendwie zuvor untergekommen ist.

Gewoehnlich ertoent an der Stelle ein lautes Schluchzen der Witwe.

Eine Witwe,Witwer oder Trauergemeine,die vehement darauf draengen,dass die Kre-
mation raschest erfolgen soll,erregt Misstrauen.

Ist einemal Asche zu Asche ,Staub zu Staub geworden,ist es schwer nachzuweisen,dass
die Dosis des verabreichten Blutdrucksenkers zu ueppig ausgefallen ist.

Daher hat der Gestzgeber vorgesorgt und bestimmt,dass Kremationen nur dann er -
folgen duerfen,wenn die Todesursache einwandfrei feststeht,die Identitaet des/die Ver-
storbene(n) geklaert ist und eine Einwilligung des naechsten Verwandten oder des nun
Toten,schriftlich vorliegt.

Jock





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jock

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Re: Wien,Wien,nur du allein
« Antwort #347 am: 28. Oktober 2020, 14:13:09 »

Leben im Graetzel

Kaltes Bier und junge Weiber sind die besten Zeitvertreiber.So stand es auf einen
Bierkrug im Gasthof Ludwigshof,schraeg gegenueber der Breitenseer Pfarkirche.

Nur sein Besitzer durfte daraus trinken und sonst stand der Krug in einem Wand-
regal oberhalb des Stammtisches.

Der Ludwigshof war ein grosser Gasthof mit Schank,Extrastueberl,Speisesaal,
Ballsaal und einer Kegelbahn im Keller.
Sommers lud an der Aussenwand ein Schanigarten zur Einkehr ein.

In der Kueche werkten unfoermige Koechinnen,waehrend der Wirt der Meister der
Schank und der Bierwaermer war.
Herr Max und Herr Richard waren die Ober,die stets bluetenweisse Hemden mit
schwarzer Fliege zum Frack trugen und immer ein Hangerl ueber den Arm hatten.

Der Ludwigshof war das Zentrum eines Graetzels in dem sich das Leben(um 1960)
abspielte.

Unweit,die Breitenseerstrasse hinunter,fand man den Konditior,das Obstgeschaeft,
den Lebensmittelhaendler,die Farbenhandlung,das Elektrogeschaeft den Maenner-
gesangsverein,das Breitenseerkino bis am Ende der Strasse ein Texilhandelsgeschaeft
ist,das bis heute Mode aus der Vorkriegszeit anbietet.(Rosafarbene Unterhosen fuer
Damen z.B)

Stadtauswaerts der Breitenseerstrasse,ein Kaffeehaus,ein Reisebuero,das Wallfahrten
nach Maria Zell anbot,eine Eisengiesserei,dann der Arzt,der damals im Kofferraum
seines Autos,statt der Golfausruestung,einen Notfallkoffer mitfuehrte.
Kasernen mit abgeblaetterten Verputz,machten etwaigen Feinden klar,dass mit uns nicht
su spassen sei.
Ganz oben,am Ende der Strasse,das maechtige Philips-Werk und davor der Eselwirt.
Hinter dem Philipswerk eine kleine Anlage mit 2 oder 3 Ringelspiele.

Es war selbstverstaendlich,dass man,mangels Auto,seine Besorgungen vor Ort er-
ledigte.

So kam eines Tages der Meister des Elektrogeschaefts persoenlich und stellte uns das
Fernsehgeraet auf.Er hatte laengere Zeit damit zu tun,die Libelle so einzurichten,dass
das "Schneegrieseln"nicht zu auffaellig ist.
Doch wehe,jemand beruehrte die Libelle.
Das Bild war nicht mehr erkennbar,dafuer hoerte man den Funkverkehr aus der Kas-
erne und ein tschecholslowakischer Sender erfreute uns mit Nachrichten und Musik.

Schon am zweiten Weihnachtstag baten uns unsere Kinder,den Christbaum abzuraeumen,
weil die Reflektion des Christbaumschmuckes ihr Fernsehprogramm vermieste.

Der Ludwigshof war Mittel - und Treffpunkt unserer jungen Jahren.Wann immer man
dort eintraf,man fand Freunde vor.Das Extrazimmer war unser Revier.
Dort wurde geplaudert,erzaehlt,gelacht,gesungen und die Welt nachhaltig verbessert.

A Saure,a klans Gulasch aber auch Beef Tartar konnten nur gegessen werden,wenn
das Bier reichlich vorhanden war.

Und das tat es auch.Esging nie aus,obwohl wir uns redlich bemuehten.

Wir lebten irgendwie in einem Konkon und dachten,so bleibt es das ganze Leben so.

Der Jahreskreis,mit Ballsaison,Fruehlingskraenzchen,Maientanz,Erntedankfest,Krampus-
kraenzchen und Auszahlung des Sparvereines werden sich in alle Ewigkeit wieder-
holen.

Wir Maenner werden dabei aelter und reifen dabei wie edle Weine.Und unsere Frauen
werden ewig jung und schlank bleiben.

Fragt nicht,was sich ein paar Jahre spaeter alles geaendert hat.

Jock




« Letzte Änderung: 28. Oktober 2020, 14:20:15 von jock »
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malakor

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Re: Wien,Wien,nur du allein
« Antwort #348 am: 28. Oktober 2020, 14:37:04 »

jock

weisst du eigentlich woher der Begriff halloween kommt ?

vor langer Zeit wanderte ein steiricher Bauer mit seinen Kuehen umher und wollte diese auf den saftigen Weiden am Wiener Donauufer grasen lassen.

als er in Wien ankam, sagte er nur         hallo Wien.

im Laufe der Zeit ist daraus dann das weltbekannte          halloween   geworden.
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jock

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Re: Wien,Wien,nur du allein
« Antwort #349 am: 05. November 2020, 16:23:35 »

Die Traumstraende von Wien

Rio de Janeiro ist ein Traumort fuer viele Sonnenhungrige.

Die Straende Copacopana und Ipanema,der Zuckerhut,das Anlanden des Meeres,
die schlanken Palmen,die knappen Bikini,sind die Sehnsuechte fuer manche Wiener.

Ein aehnliches Bild gab es auch in Wien.Der Strand der sich von Oberlaa bis zum
Himmelhof erstreckte,der Kahlenberg als Zuckerhut und der Yachthafen gleich um die
Ecke vom Stephansdom.

Zu spaet ,liebe Wiener,viel zu spaet.

Vor 150 Mio Jahren waere der richtige Zeitpunkt gewesen,um quasi vor der Haustuere
eine solche Ambiente zu geniessen.

Dass eine solche Landschaft entstanden ist,hat sich vor 400 Mio Jahren durch ver -
staerkte Erdbeben angekuendigt.Endlich vor 200 Mio Jahren,ein gewaltiger Rumms
und das Gebiet suedlich von Wien brach ein.
Nachdem sich die Staubwolke verzogen hatte,haette man in einem tausenden Meter
tiefen Abgrund schauen koennen.

Dieses Becken fuellte sich rasch mit dem Thetytischen Meerwasser auf und Urhaie
zogen ihre Bahnen.Das Klima war milde,doch weit und breit keine Menschen,die Kokos-
nuesse ernten,oder in den Wellen surften.

Entlang der Abbruchkante traten thermische Schwefelwaesser aus,was die alten Roemer
sehr schaetzten und wo an diesen Stellen,lange spaeter,Kurorte entstanden.(Baden,
Bad Voeslau,Bad Fischau)

Das Becken,das durch den Abbruch entstanden ist,fuellte sich durch die Fluesse,die
den Alpenbogen entwaesserten mit Sand,Schotter und Geroell langsam wieder auf.

Vor 13 -9 Mio Jahren war das Meer verdraengt und abgeschnitten und der Rest trock-
nete aus.
Der Boden des Beckens ist noch immer nicht besonders bauernmaessig nutzbar.Das
Regenwasser versickert im poroesen Boden zu schnell,die Humusschicht ist duenn.
Einzig der Wein gedeiht sehr gut.

Ewig schade,dass es keinen Meeresstrand in Wien mehr gibt,doch die Wiener sannen
nach Auswegen und schuffen Ersatz.

Das Gaensehaeufel mit seinen Kabanen,das Schafbergbad und die vielen Troepferl -
baeder und die Palmen im Palmenhaus.

Jock



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jock

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Re: Wien,Wien,nur du allein
« Antwort #350 am: 15. November 2020, 08:26:20 »

Unvergesslich

Wie wird man in Wien unvergesslich in Erinnerung bleiben ?

Es gibt verschiedene Wege dazu.Entweder man schiesst der deutschen Fussball-
mannschaft 6 Tore,oder man komponiert ein Musikstueck das sich Coronapolka
nennt oder einfach man nuschelt,wie Hans Moser.

Vielen ist es schon gelungen,der Weltgeschichte in Erinnerung zu bleiben,indem
sie es mit Feuer versucht haben.

356 v.Chr. zuendete Herr Herostrates den Arthemistempel an und ein Herr Nero
brannte 56 n.Chr. Rom ab.
Zwar hat er lauthals dementiert,dass er es war,der den Brand gelegt hat,aber wer
glaubt schon einen Politiker.

Der alte @Jock,der schon bis zu den Knien im Grab steht,macht sich ebenfalls Ge-
danken,wie er unvergesslich in Erinnerung bleiben kann.

Er hat es mit Feuer versucht,doch die Verbrennung alten Laubes hat keiner bemerkt.
Nicht einmal ein kurzer Bericht in der Kronenzeitung oder in der Oesterreich er -
schien.

Nach laengerer Suche fand er doch etwas,was ewige Wertbestaendigkeit hat und
hohen Erinnerungswert beinhaltet.

Eine Firma in der Schweiz presst aus der Asche Verstorbener Diamanten.

Es braucht nur 500 g Asche,voraus ein 3 ct.Diamant entsteht.2,5 Kg.ergeben dann
1,5 ct. und 2,5 Kg Asche bleiben bei der Kremation normalerweise uebrig.
Die Schadstoffe,die durch Rauchen zugefuehrt werden,verbessern die Qualitaet und
ich rechne stark damit,dass mein Diamant dann die Qualitaetsbezeichnung "River D"
und "flawless" tragen wird.

Diese Firma bietet auch unterschiedliche Schliffe an und monogrammiert durch
Laser den Urheber des Steines.

So ein Diamant ist sehr praktisch.Man kann ihn um den Hals tragen oder als Solitaer
in einen Ring einsetzen lassen.
Auch als Garantie fuer einen Kredit fuer den Kauf eines neuen Ferraris wird er gerne
als Pfand genommen.

Jetzt kurz vor der Weihnachtszeit plagen sich viele,wo und was sie als Weihnachts-
geschenk besorgen werden.

Das ist doch eine Idee,die auch mancherorts viel Freude ausloest.

Ich verfuege daher,dass ....

Jock


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Koarl

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Re: Wien,Wien,nur du allein
« Antwort #351 am: 19. November 2020, 18:48:45 »

Fundstück..... (die Königin des Wienerlieds Christl Prager mit Harry Steiner)


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@thaikoarl

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« Antwort #352 am: 22. November 2020, 01:27:36 »

Habe vorhin ein Buch zum 70. Geburtstag vom Jonas Franz in die Hand bekommen.
(Klassenlesestoff zum Unterrichtsgebrauch ab der 8. Schulstufe zugelassen)




LG TW

*Bitte verschieben, wo's halt hinpasst!
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Re: Wien,Wien,nur du allein
« Antwort #353 am: 22. November 2020, 19:22:52 »

Der Film "The King and I" ("Der König und ich") mit Yul Brunner und Deborah Kerr ist seit Start bis jetzt in Thailand verboten, weil allzu naive Darstellung
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kauft nur das, was ihr wirklich braucht, und tragt die Kleider, bis sie auseinanderfallen - Vivienne Westwood

jock

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Re: Wien,Wien,nur du allein
« Antwort #354 am: 24. November 2020, 09:54:19 »

Minus 36,6 Grad

Der 11.Feber 1929 war ein recht frischer Tag.In Wien lag die Tagestemperatur bei
- 15 Grad und die Leute froren wie die Schneider.

Der Schnee,der am 2.Jaenner reichlichst die Stadt zudeckte,lag immer noch ent-
lang der Strassen und Gassen.Steinhart gefroren und zudem lauerte oeberhalb von
Wien auf der Donau ein gewaltiger Eisstoss.

Und trotzdem war Wien an diesem Tag so etwas wie ein "Hitzepol"im oestlichen
Oesterreich.

Denn auch in Zwettl,eine Stadt im oberen Waldviertel,war ein recht frischer Tag zu
erwarten.

Die Quecksilbersaeule der Thermometer sanken auf - 36,6 Grad,es war windstill und
die Rauchsaeulen der Hausbraende stiegen kerzengerade zur undurchdringlichen
Hochnebeldecke auf.Schritte im Schnee klirrten wie zerbrechendes Glas,die Fenster-
scheiben waren von Eisblumen uebersaet und die Schweine froren in den Staellen
an den Waenden an.

Es gab im Ort nur zwei Lockalitaeten,wo es ertraeglich warm war.Die Backstube des Baeckers und das Sudhaus der Zwettler Brauerei.

Zwettl ist das bekannte Kaelteloch von Oesterreich.Nirgendwo wurde an einem Ort,
der staendig bewohnt ist,tiefere Temperaturen gemessen.

Eigentlich sollte man meinen,dass dieser Flecken menschenleer ist,veroedet,die Haeuser
eingestuerzt und die Einwohner nach Florida oder Aequatorialguinea ausgewandert.

Doch sie blieben und das hat einen kehligen Grund.

Der Grund heisst "Zwettler Brauerei".Eine kleine aber traditionsreiche Privatbrauerei,
die bereits 1707 urkundlich erwaehnt wurde.
Biere jedoch wurden schon viel frueher gebraut.So ist belegt,dass  im Zisterszienser-
stift Zwettl um anno 1600 die Moenche Bier brauten und sich ausgiebig daran labten.

Das Bier hatte damals einen ausgezeichneten Ruf,der bis nach Schweden gelangte.

Was sonst haette die Schweden veranlasst,im 30.jaehrigen Krieg die Stadt zu belagern?

Doch die Stadt,vom Kamp U - foermig umflossen und von einer stabilen Stadtmauer
geschuetzt,wurde von den Zwettlern mit allen Mitteln verteidigt.
Sie waren sich nicht zu Schade,auch den Inhalt der Nachttoepfe,ueber die unglueck-
seligen Soldaten der Schweden zu schuetten.

Nachdem die Schweden erfolglos abgezogen waren,war die Stadtmauer schwer be-
schaedigt und die Stadt selbst pleite.
250 Pfund musste der Landherr den Zwettlern als "Pachtschillig" erlassen.

In diesen schweren Zeiten gab der Bevoelkerung Hoffnung,dass die Brauerei bald
wieder produzieren konnte und das tut sie bis heute.

Die Erzeugnisse der Zwettler Brauerei muessen Bierkenner einfach munden.Da gibt
es "Original","Export","Kuenringer Festbock" und und und.

Nur eine Bieredition fehlt noch im Programm !

Das "-36,6 Kaeltebier"mit einer Stammwuerze von 36,6 Grad Plato und die Flasche
um 3,66 Euro feilgeboten.

Erhaeltlich nur gegen Vorauskasse  am 11.Feber jeden Jahres.

Ich bestelle schon mal einen 6-Pack.

Jock
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Re: Wien,Wien,nur du allein
« Antwort #355 am: 27. November 2020, 06:33:57 »

Die hohe Kunst des Rasierens

Am 25.Oktober 1957 morgens,betrat Herr Albert Anastasia den Barbiersalon des
noblen Park Sheraton Hotels in New York,wo er freundlichst und respektvoll be-
gruesst wurde.

Er wuenschte eine Genussrasur und liess sich im bequemen Friseurstuhl nieder.
Waehrend der Barbier einen cremigen Rasierschaum aufschlug und danach den
Schaum auf das Gesicht des edel gekleideten Gentleman verteilte,schloss Herr
Anastasia die Augen und erwartete,dass er bald das Schaerfen des Rasiermessers
am Lederriemen hoeren wird koennen.

Jetzt noch das sanfte Schaben,dann Abspuelen,ein feuchtes warmes Tuch auf-
legen lassen und mit Massagebewegungen das Aftershave verteilen lassen.

So,und nicht anders beginnt ein Herr einen erfolgreichen Tag.

Doch dazu kam es nicht mehr,denn ploetzlich betraten zwei weitere Herren,die aus-
gezeichnet geschnittene Anzuege anhatten den Salon,und eroeffneten mit Maschinen-
pistolen das Feuer auf den ungluecklichen Herrn Anastasia.

Alle Zeitungen publizierten das Attentat und veranlasste gewisse Herren,die einer
gewissen Gruppe angehoerten,zeitweilig ihren Bart im eigenen Heim abzunehmen.
Auch Herr Albert Anastasia betrat nie mehr einen Barbersalon.

Auch der alte @Jock wollte sich vor einiger Zeit eine Genussrasur vergoennen,da er
sich ja sonst nichts leistet.

Frau Jock war eine Woche lang zu Besuch einer Freundin eingeladen und ich liess den Bart stehen.
Knapp bevor sie wiederkommen wollte,wollte ich das stuppelige,kratzende Gestruepp
aus meinem Gesicht loswerden und begab mich zum oertlichen Frisiersalon.

Das Haarestutzen war kein Problem,doch als es um die Rasur ging,wurde dies abge-
lehnt.
Kein schlichtes Nein,sondern der Barbier riss entsetzt die Augen auf und machte mit
den Haende abwehrende Bewegungen,als haette ich ihn zu unzuechtigen Handlung-
en aufgefordert.
Auch mit guten Zureden war er nicht bereit,bei einem Farang eine Rasur vorzunehmen.

Also blieb mir nichts ueberig,als mit Einwegrasierer den Bart abzuschaben und dachte
dabei an den tuerkischen Barbier aus Wien,der die Meisterschaft des Rasierens im
kleinen Finger hat.

Der junge Mann,der aus dem tiefsten Anatolien stammt,war ungluecklich,dass ich
warten musste,weil zwei andere Herren,die vielleicht aus der gleichen Gegend kom-
men,vor mir dran waren.

Er bot mir Tee an und verwies auf die ausgelegten Zeitungen und Magazine.Die Warte-
zeit stoerte ueberhaupt nicht,denn das genaue Studium der Mittelseite im Playboy,
nimmt schon einige Zeit in Anspruch.

Das kunstvolle Umgehen mit dem Rasiermesser kann vielleicht bald einer,aber was
danach kommt,ist die hohe Schule.

Zuerst wird akribisch jedes Nasenhaar mit der Schere gestutzt,um danach das Spiel
mit den Bindfaden zu beginnen.

Den Bindfaden kreuzt er um seine Haende und das Endteil nimmt er in dem Mund.

So ueber das Gesicht gezogen und mit einem kleinen Ruck mit dem Mund,entfernt
er auch die letzten Barthaare an den heiklen Stellen,wo das Rasiermesser schlecht
hinkommt.
Ist das erledigt,flambiert der Meister die Haare,die aus den Ohren wachsen.

Er entzuendet eine kleine Fackel und haelt kurz die Flamme an die Ohren.Schnell
zieht er die Fackel wieder weg,so dass kein Schmerz entsteht,aber die Haare dort
abgefackelt sind.

Dann zieht der Kunde zufrieden von dannen und lobt Allah,dass er unseren Meister
in Wien aufschlagen hat lassen.

Nicht mehr lange,Mustapha,dann sehen wir uns wieder !

Jock








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Re: Wien,Wien,nur du allein
« Antwort #356 am: 03. Dezember 2020, 17:28:35 »

Der Schuh des Manitu

Unlaengst bei meinem Geburtstag war ich bester Laune.

Als die Gratulanten das uebliche "Happy Birthday "sangen,war alles noch in Ordnung.
Doch als sie die zweite Strophe von "Kinder soll er kriegen"anstimmten und zur der
Stelle kamen,wo man mir auftrug "Kinder soll er kriegen,Kinder soll er kriegen,drei
mal vier",verduesterte sich mein Gemuet.

Ich dachte dabei an den Erfolgsdruck,den man mir aufbuerden wolle und mir kam
zur Bewusstsein,dass ich den Erwartungen nur durch reichliche Adoption  gerecht
werden kann.

Ich wischte den Schatten schnell beiseite,doch ein kleiner Nadelstich blieb.

Mir wurde bewusst,dass es wohl zu spaet sei,den Schuh des Manitus zu erwerben,denn,
wie man weiss,haelt dieser,bei guter Pflege,30 und 40 Jahre.

In Wien gibt es nur eine Handvoll Schuhmachermeister,die den Schuh des Manitu her-
stellen und dementsprechend teuer sind sie.

Das Oberleder ist als Cordovan - Leder bekannt und man gewinnt es aus den Hinter-
backen eines Pferdes.Ein ausgewachsenes Pferd liefert genau das Rohmaterial fuer
zwei Schuhpaaren.

Die Gerbung erfolgt auf vegetabiler Weise und dauert bis zu 6 Monaten.Dafuer ist
das Endprodukt besonders weich und wasserabstossend.

Ordert man in einer kleinen Manufaktur ein Paar dieser besonderen Schuhen,ist zu-
erst eine Wartezeit in Kauf zu nehmen und zahlt danach einen hohen Preis dafuer.

Es kann schon vorkommen,dass man in einem gewoehlichen Schuhgeschaeft als
Geschenk einen Schuhloeffel mit Firmenaufdruck erhaelt.Manche dieser Geschaefte
bieten auch einen Schuhstrecker an oder auch ein Set fuer die Schuhpflege.

Nur bei den Ateliers,wo Cordovanlederschuhe im Angebot sind,wird es unumgaenglich
sein,auch einen Knochen eines Rotwildes zu erwerben.
Der Lauf eines Rehes hat die Eigenschaft,kleine Kratzer am Oberleder "auszubuegeln".

Dann sind die Schuhe wieder wie neu und koennen vererbt werden.

Jock






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Re: Wien,Wien,nur du allein
« Antwort #357 am: 19. Dezember 2020, 11:12:45 »

Der Sparverein

Als in irgendeinem Jahr der neue Kalender herauskam und man feststellte,dass
der 21.Dezember auf einen Samstag fiel,wurde dieses Datum sofort rot einge-
ringelt.

Das wird der Auszahlungstag fuer viele Kleinsparvereine.

Ist dann der Tag gekommen,waren die Vereinsmitglieder der "Ameise" oder der
"Fleissigen Biene" vollstaendig beim Wirten versammelt und harrten mit freudiger
Erwartung der Auszahlung ihrer Sparguthaben.

Es kam schon vor,dass mal ein Mitglied nicht erschien.Ein wichtiges Mitglied !

Da dachte man sofort an einen Ungluecksfall oder Erkrankung,weil,trotz wiederholter
Versuche, dieses Mitglied nicht erreichbar war.

Derweil betrat dieses eine schummrige Bar und liess die "Puppen" tanzen und der
Schaumwein,etwas uebertrieben als Champagner bezeichnet,floss in Stroemen.
Der Herr war vernuegt und die,etwas aufaellig geschminkten Damen,die rein zufael-
lig in der Bar aufhaeltig waren,ebenso.

Nachdem die Bar schloss,setzte man den etwas derangierten Herren auf die Stras-
se.Die kalte Nachtluft ernuechterte sofort und der Herr besuchte die naechste Polizei-
dienststelle auf,um Selbstanzeige zu erstatten.

Ernuechtert waren dann meist auch die emsigen Sparer,die sich das Schnitzel oder
den Schweinsbraten selber zahlen mussten und fanden unschoene Worte fuer den
Kassier,der sich spaeter nicht mehr bei seinem Stammwirten blicken liess.

Hunderte,ja tausende dieser Sparvereine gibt bzw. gab es in Wien bzw.Oesterreich.

Die Statuten solcher Vereine sahen vor,dass die Mitglieder woechentlich einen kleinen
Sparbetrag in den Sparstock abliefern mussten und bei den Zusammenkuenften bzw.
Einzahlungen (meist an Freitagen), ging es auch um Geselligkeit.

In Kladden wurden regelmaessig die eingegangenen Sparbetraege aufgelistet und die
Gelder an die naechste Bankfiliale oder Sparkasse auf ein Vereinskonto eingezahlt.

Diese (genossenschaftliche )Form des Sparens,gibt es bereits ca 160 Jahren,die mal
mehr und dann weniger beliebt waren.
Auch den Sparkassen waren die Sparvereine willkommen und unterstuetzen sie so-
gar.

Erst spaeter lenkten sie um um dachten,dass das Geldvolumen aller Sparvereine,
besser fuer die eigene Tasche arbeiten koennte und versuchten,den,im Finanzwesen
unbedarften Hausfrauen und Arbeitern,geschlossene Fonds g'schmackig zu machen.

Mit Thesaurisierte Fonds,mit Hochglanzprospekten beworben,wurde so mancher Sparer
8-miilionster Teil eines Schiffscontainer,der zwischen Singapore und Osaka reist.

Die Verkaeufer dieser Fonds,oft ehrbare Bankinstitute,sahen oftmals keine Notwendig-
keit,die Kaeufer darauf aufmerksam zu machen,dass auch ein totaler Vermoegensver-
lust moeglich ist.

Kaum jemand,von den kleinen Sparern,hat die Sektkorken knallen lassen koennen,
sondern diesen Vorgang den Mitgliedern der Geschaeftsfuehrern der Fonds ueberlassen.

Also zurueck zu den kleinen Sparvereinen beim Wirten ums Eck ?

Auch das ist schwierig,denn den Sparvereinen ist das Geldwaeschegesetz in die Parade
gefahren.

Den Banken wurde das Meldeverfahren fuer jeden des einzelnen Sparers zu aufwendig
und damit zu teuer.Die Folge,sie kuendigten die Konten fuer die Sparvereine.

Es nuetzte nichts,dass die Wirtsleute "Zeter und Mordio" schrieen,weil sie Umsatzein-
bussen fuerchteten und so werden die Sparvereine immer weniger und damit geht
eine alte Tradition langsam zu Ende.

Jock
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Re: Wien,Wien,nur du allein
« Antwort #358 am: 21. Dezember 2020, 09:35:08 »

Jedes Jahr am 25.Mai,genau um 00.01 h geschieht etwas Sonderbares am
Stammersdorfer Friedhof,sind sich die alten Stammerdorfer gewiss.

Der Stammersdorfer Friedhof ist der 3.groesste Friedhof von Wien mit ein paar
10.000 Grabstaetten.

Streift man durch das steinerne Meer der Grabsteine,wird einem auffallen,dass
an vielen granitenen Grabsteinen,neben Namen und Datum,auch Hufeisen oder
Violinen eingemeisselt sind.

Das sind die Grabstellen der Roma und Sinti und die "Geister" der Verstorbenen
duerfen an diesem Tag zur Geisterstunde ihre Graeber verlassen und ihrer Schutz-
heiligen,der "Schwarzen Sarah" gedenken.

Zwei Gruppen bilden sich,weiss man.Die eine Gruppe sind die Pferdehaendler,die andere,die Musikanten.
Und da erzaehlen sie sich Geschichten aus ihrer Geschichte,die vor ca.2.000 Jahren
begann,als sie aus Indien in die Diaspora aufbrachen.

Waren es frueher zaunduerre Pferdchen,die ihre Wagen zogen,sind es heute schwere
Limousinen,die keine Probleme habe,die monstroesen Wohnwagern zu ziehen.

Nur 5 % der Sinti und Roma sind noch als "Zigeuner" unterwegs.Quer durch Europa,
von Sippe zu Sippe mit dem Ziel,einmal nach Saintes-Maries-de-la-Mer zu kommen,
um das Grabmal der schwarzen Sarah aufzusuchen.

Nicht alle erreichen es und auch Oskar nicht.

Nachdem er 1956 aus Ungarn nach Oesterreich gefluechtet war,liess er alles zurueck
und nahm nur seine Geige mit.Damit begruendete er seine neue Existenz.

Kein Auge blieb trocken,wenn er in ungarischen Lokalen in Wien zur Geige griff und
sie zum Weinen brachte.
Er achtete immer,dass dabei seine Stirn schweissnass war,damit die Geldscheine
kleben blieben und hatte keine Bedenken,auch mit einem UHU-Stift nachzuhelfen.

Als seine irdische Reise zu Ende war,begrub man ihn am Stammersdorfer Friedhof.

Viele seines Volkes waren gekommen und nahmen Abschied und als der Sarg sich
senkte,erklang,als letzten Gruss, der "Traurige Sonntag" auf einer Violine gespielt.

Auf seinem Grabstein ist natuerlich eine Geige eingemeisselt.Jedes Jahr am 25.Mai,
wenn Oskars Geist aus dem Grab kommt,wird sie ergriffen und schon hoert man,fuer
die Lebenden unhoerbar,Csardasz - Musik und die unsichtbare Gesellschaft wiegt sich
im Tanze.

Warum der Stammersdorfer Friedhof ein bevorzugter Ort fuer die ewige Ruhe der
Sinti und Roma ist,weiss man nicht.

Wie so Vieles von dieser Volksgruppe,ist auch dies ein Geheimnis.

Jock

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Suksabai

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Re: Wien,Wien,nur du allein
« Antwort #359 am: 22. Dezember 2020, 10:45:30 »






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