Da verloren gegangen, hier noch einmal der "Dr.Wolfram-Master-Plan". Lieber Torsten
Zu Deinem Abnehmproblem:Du musst mir etwas mehr erzählen. Wie groß und wie schwer bist Du? Arbeitest Du noch und was?
Welche Medikamente nimmst Du ein? Bestehen Allergien?
Kennst Du Deine Blutzuckerwerte, evtl. auch den HbA1c-Wert?
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Du bist tatsächlich ein Typ-II-Diabetiker, bewegst Dich aber noch in einem Bereich, der mit einer Ernährungsumstellung und unter Gewichtsreduzierung in den Griff zu bekommen sein sollte. Tatsächlich ist bei Dir eine Gewichtsreduktion von ca. 25Kg anzustreben. Das geht natürlich nicht über Nacht, sondern wird etwa ein Jahr dauern. Von dem Tag an, an dem Du mit der Ernährungsumstellung beginnst, werden mindestens einmal Weihnachten, Ostern und alle anderen Fressfeste anfallen, die Du rückfallfrei überstehen musst - und natürlich mindestens ein Urlaub! Du musst andererseits in der Woche nur ein Pfund abnehmen, also nicht allzu viel.
Wie kannst Du das schaffen, ohne dabei vor die Hunde zu gehen?
Keinesfalls so wie ich, außer, dass die Prinzipien dieselben sind. Bei mir geht/ging es nur um sieben, höchstens acht Kilogramm, andererseits hatte ich nur wenig Zeit zur Verfügung. Ich bin allerdings auch nicht zuckerkrank. Bei Dir wird es anders gehen müssen.
Nun mal einiges zum grundsätzlichen Verständnis:Dick zu werden hat mehrere Ursachen, falsches Essen und die falschen Getränke spielen dabei eine wesentliche Rolle, Veranlagung zählt dazu, Krankheiten - und eine Menge Unwissen darüber, wie unser Körper funktioniert. Auch viele meiner Kollegen sind da überraschend ahnungslos! Für die Anlagerung von Fett ist unser Insulinhaushalt maßgeblich.
Das gilt auch für Diabetiker wie Dich. Unser Insulinoutput ist über den Tag hinweg keinesfalls gleichmäßig, sondern macht einen unharmonischen Kurvenverlauf durch.
In der Praxis bedeutet das folgendes:Vom Morgen bis etwa 14.00Uhr werden aufgenommene Kohlehydrate - dazu gehört auch Alkohol - direkt in verwertbaren Zucker umgewandelt, den der Körper auch gleich wieder in Energie umsetzt. In dieser Zeit wird praktisch nicht gespeichert. Morgens darf man also praktisch alles essen, auch die so genannten "falschen" Lebensmittel. Nach etwa 14.00Uhr stellt sich der Organismus von Verbrauchen auf Speichern um. Das war historisch gesehen sinnvoll. Das Leben unserer Vorfahren war überwiegend von harter körperlicher Arbeit bestimmt, die frühmorgens einsetzte und am späten Nachmittag - wenn das Mittagessen verwertet war - aufhörte. Gab es danach noch etwas zu beißen, wurden Speicher für früher periodisch auftretende schlechte Zeiten angelegt. Das machte früher Sinn, heute leider nicht mehr. Unsere Hormonregulierung ist aber nun einmal so eingestellt, damit müssen wir leben. In der Praxis darfst Du ab ca. 14.00Uhr keine Kohlehydrate mehr zu Dir nehmen!
Kohlehydrate werden unter dem Einfluß von Insulin direkt in Fett umgewandelt und abgespeichert, wie Du leicht auf der Waage feststellen kannst. Das heißt aber nicht, dass Du hungern musst.
Du darfst fast beliebige Mengen von Eiweiß (es sei denn, Du hast einen zu hohen Harnsäurespiegel, also Gicht) und Gemüse essen, auch kleinere Mengen Fett sind durchaus erlaubt.
Obst enthält zwar auch Zucker, Fruchtzucker - also nicht raffinierter Zucker - wird vom Körper weit besser toleriert und weniger eingelagert. Trotzdem schadet es nichts, wenn man auch da die süßen Früchte ein wenig meidet. Sehr gut geeignet sind nicht zu süße Äpfel, Birnen, Pampelmusen, Ananas, Papaya, auch einige Nüsse(!!) sind absolut erlaubt. Als Snack sind rohe Kohlrabistreifen, Gurken aller Art, Sauerkraut, Kohlgerichte höchst geeignet, da sie praktisch kalorienfrei sind, dafür aber den Magen füllen und die Schlackenstoffe enthalten, die der Darm zum Funktionieren braucht. Du musst also ab dem späten Nachmittag fast allen Backwaren, Nudelgerichten, Kartoffeln, Süßigkeiten und alkoholischen Getränken unbedingt und konsequent aus dem Weg gehen, jeder Art von Fast Food sowieso! Als Getränke eignen sich kalorienfreie Limonaden, Sprudel, nicht mit Zucker gesüßter Tee oder Kaffee in beliebiger Menge. Fruchtsäfte sind dagegen out, meist enthalten sie große Mengen an raffiniertem Zucker, neben dem weit weniger bedenklichen Fruchtzucker.
Wiegen:Sehr wichtig, muss aber emotionsfrei erfolgen, immer morgens und nackt, ehe man sich anzieht. Gewichtsschwankungen von 1 bis 1,5 kg treten auf, ohne dass dabei die große Linie nach unten verloren geht. Das hat damit zu tun, dass der Körper, der ja in den "alten" Anteilen Deines Gehirns nicht weiß, dass Du bewusst abnehmen willst, Alarm schlägt und verzweifelt versucht, Gewichtsverlust zu vermeiden. Dazu lagert er Wasser ein, das er erst dann wieder ausscheidet, wenn es nicht mehr anders geht.
Um die Wasserausscheidung zu unterstützen, kann man in der Apotheke erhältliche Tees kaufen, die die Urinausscheidung fördern. Jeder Apotheker kennt empfehlenswerte Tees, die geschmacklich auch noch trinkbar sind. Man muss unbedingt eine Liste anlegen, in der die gemessenen Gewichte eingetragen werden. Es ist sinnvoll, die Ergebnisse zusätzlich graphisch darzustellen.
Bekleidung:Auch wenn es schwerfällt: Klamotten, aus denen man herausgewachsen ist, müssen entsorgt werden. Es darf im Kleiderschrank nichts geben, in das man wieder "hineinwachsen“ kann. Ich weiß, um einiges wird es schade sein, aber so geht es am leichtesten. Du wirst bereits nach etwa drei Monaten wohl kaum noch Blutzucker senkende Medikamente brauchen und etwa 7 kg abgenommen haben. Du bleibst nach dem Beginn der Ernährungsumstellung für 18 Monate gefährdet, dem "Jojo-Effekt" zum Opfer zu fallen. Dein "Altgehirn" braucht diese Zeit, um die Ernährungsumstellung als ungefährlich zu begreifen. Bis dahin wird Dein Körper jede sich bietende Gelegenheit frenetisch wahrnehmen, wieder für "schlechte Zeiten" vorzusorgen, also Fettreserven anzulegen. Diese kaum bekannte Tatsache ist der Grund dafür, dass viele "Diätkünstler" nach Beendigung ihrer Diät sofort wieder zunehmen und rasch fetter sind als zuvor. Hast Du aber die 18 Monate durchgehalten, toleriert Dein Körper auch wieder Weihnachtsfeiern oder Grillfeste, ohne gleich davon zuzunehmen. Er "kennt" dann sein neues Gewicht, das er nun zu halten versucht.
Hast Du alles verstanden?
Wenn Unklarheiten geblieben sind, einfach nachfragen! Denk bitte daran, dass Langzeitabnehmen einer Achterbahn gleicht, weil sich Dein Körper gegen das Abnehmen wehren wird. Der alte Selbsterhaltungstrieb eben...
Aber es funktioniert ganz bestimmt!
Auf Zwischenkatastrophen bin ich eingestellt, ich kenne sie aus eigener Erfahrung.
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3 Kilogramm pro Woche werden wahrscheinlich ein Wunschtraum bleiben, sie enthalten bei Dir sicherlich die übliche Schwankung von gut einem Kilogramm. Selbst 2 Kilogramm sind schon recht rekordverdächtig.
Lass uns das mal nachrechnen:1 Gramm Fett enthält 9 Kilokalorien. Um pro Tag 100 Gramm abzunehmen, musst Du also 900 Kilokalorien einsparen/zusätzlich verbrennen. Für 150 Gramm/Tag sind das also schon 1450 Kilokalorien. Das ist eine ganze Menge! Auf eine Woche hochgerechnet macht das grob gerechnet 1 Kilogramm Gewichtsverlust aus. Das würde bei absoluter Konsequenz in einem Jahr einen Gewichtsverlust von 50 Kilogramm bedeuten. Da wärst Du dann superschlank - aber wahrscheinlich auch sehr krank! Das ganze Fett muss auf dem Weg über die Leber abgebaut (metabolisiert) werden. Das bedeutet bei strengster Diät, dass Deine Leber einem "Fettansturm" ausgesetzt wäre, Folge wäre eine schwere Leberverfettung. Da Du wahrscheinlich eh' schon eine gelinde Fettleber hast, wäre das gar nicht gut. Dein Körper braucht Eiweiß zur Aminosäurensynthese. Kommt das Eiweiß nicht von außen, baut der Körper Muskulatur ab - auch nicht wirklich gut! Bei einer Wasserdiät fehlen die Schlackenstoffe, die den Darm bei Laune halten sollen und einer Darmträgheit (und damit wahrscheinlich auch einem Darmkrebs) vorbeugen.
Fazit: Drei Kilogramm in einer Woche sind toll, als mittelfristiges oder gar Langzeitziel aber eher hochgefährlich.
Du musst essen! Aber eben nicht alles, nicht zur falschen Zeit und natürlich auch nicht in den falschen Mengen.
Leckere Salate (ohne Mais) gehen immer, ein Limit gibt es dabei praktisch nicht. Vorteile: Viele Vitamine und Schlackenstoffe, gute Magenfüllung.
Eiweiße: maßgeblich Geflügelprodukte (ohne Haut), Fisch (nicht gerade Aal oder ähnliche Fettbomben), pflanzliche Eiweiße enthalten wenig Fett, dürfen aus Geschmacksgründen gern deftig gewürzt werden (mit Salz eher sparsam umgehen), Chili, Pfeffer, Paprika u.ä. sind hoch willkommen. Limit? Dürftest Du kaum schaffen!
Fette: Kalt gepresstes Olivenöl im Salatdressing ist nicht nur nicht schädlich, sondern gesund.
Obst: Nicht gerade am Abend, aber gern bis zum späten Nachmittag. Alles was süss schmeckt, enthält natürlich Zucker - aber eben den günstigeren Fruchtzucker. Wenn das Obst essen nicht zur Orgie ausartet, habe ich da auch keine Bedenken.
Flüssigkeiten: Kaffee, Tees, Mineralwasser sollten gut 2 Liter am Tag getrunken werden. Du musst die beim Abnehmen entstehenden "Giftstoffe" mit dem Urin und der Verdauung ausspülen können. Wenn Du so 1 Pfund pro Woche schaffen würdest, hättest Du nach einem Jahr 26 Kilogramm, nach 18 Monaten (Du erinnerst Dich sicher!!) 39 Kilogramm abgenommen, würdest 88 Kilogramm wiegen und hättest damit einen Rieseschritt gemacht. Bei etwas Bewegung hätte auch Dein Bindegewebe eine Chance, bei der Abnehmerei mitzukommen. Mach also weiter, aber bitte nicht verbissen! Das hältst Du sonst niemals durch, ohne Dir selbst zu schaden. Und das wäre ja auch nicht Sinn der Sache.
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Sättigungsgefühl: ist abhängig vom Dehnungszustand der Magenwand (Völlegefühl). Die Magenwand leiert bei langzeitigem Massenfressen aus, die Dehnungsrezeptoren signalisieren dem Gehirn später, dass "es genug ist". Nach längerer Diät "schnurrt" die Magenwand wieder zusammen, das Sättigungsgefühl stellt sich schneller ein.
Zweiter wichtiger Punkt ist der Blutzuckerspiegel. Bei niedrigem Blutzuckerspiegel signalisiert das Gehirn einen Nahrungsmangel - Hunger.
Besonders schwierig für Diabetiker, die sich nur langsam an einen niedrigeren BZ-Spiegel gewöhnen können. Aber das gelingt schließlich auch, aber da musst Du leider durch. Das Sättigungsgefühl ist also wieder erlernbar, dauert aber etliche Zeit. Dieses Problem kann ich Dir leider nicht abnehmen. Da hilft es nur, auf die Zähne zu beißen und sich abzulenken, so gut es eben geht. Aber bisher bist Du auf einem super Weg, Du solltest es also schaffen.
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congratulations!!!!!
So hört sich das gut an. Rechne aber bitte weiter mit Gewichtsschwankungen von bis zu 1,5kg, das sind aber reine "Waagewerte", die auf einer temporären Wassereinlagerung beruhen und sich idealerweise von selbst wieder in Wohlgefallen auflösen. Es ist aber durchaus statthaft, bei bemerkbaren Schwellungen an Armen und Beinen mit "Wassertabletten" - Diuretika etwas nachzuhelfen. Diese Medikamente sind (in D) üblicherweise rezeptpflichtig. Eine geeignete Dosis für Dich wäre 1 Tablette Furosemid 40 mg, übertägig am Morgen. Diese Tabletten treiben Dich dann aufs Klo! 0,5 kg / Woche wäre schon ein ganz ausgezeichneter Reduktionswert auf Dauer! Dass sich Deine BZ-Werte so normalisieren überrascht weder Dich noch mich - ganz ausgezeichnet! Ich warte gespannt auf weitere Statusmeldungen. Thaifood unterscheidet sich übrigens nur dann von Farangfood, wenn man auch da genau hinschaut. Es gelten dieselben Regeln wie in Europa: Die richtigen Nahrungsmittel, in der richtigen Menge, zur richtigen Zeit.
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Gratuliere, das läuft ja super!
Mit der genau die richtige "Schrittlänge" hast Du allerdings untertrieben. Schon ein Pfund pro Woche wäre auf Dauer ein ganz ausgezeichnetes Ergebnis!!!
Ich freue mich auf den nächsten Zwischenbericht.
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Genau so soll es laufen, Du liegst dabei über der oberen Norm, kannst also mit Recht stolz auf Dich sein. Hier bringt es eben die Zeit, dafür kannst Du auf einen dauerhaften Erfolg hoffen.
Zu Deinen Fragen:Dass Dein Blutzucker heruntergehen würde, hatten wir ja erwartet, dass Du die Tablettendosis bereits reduziert hast war nachvollziehbar, bis jetzt hat es ja nicht geschadet. Wenn sich die Tabletten teilen lassen, kannst Du es mit einer halben Tablette probieren, den Blutzucker musst Du dabei weiter engmaschig überwachen. Aber ein Versuch ist gerechtfertigt. Der Rückweg bleibt ja offen. Es gibt auch bei einer konsequenten Diät Schwankungen bis zu einem Kilo pro Woche - der Körper wehrt sich halt gegen das Abnehmen. Lass Dich da nicht verunsichern. Deine Fragen sind keineswegs lästig, eher erwünscht. Es macht keinen Sinn, wenn Du Dich aus Unwissenheit auf eine falsche Fährte begeben würdest.
Herzliche Grüsse aus Phnom Penh
Wolfram