Bilanz einer Zocker AG
Aus Sicht des Geldesels sind Aktien und Finanzderivate reine Wetten. Das geht zwar im Geschwätz von Bankberatern und Analysten gerne unter, aber damit hat man den Kern dieser Finanzinstrumente bereits voll begriffen. Wer 2006 die Deutsche Bank Aktie für 101,34 EUR gekauft hat (damals war diese Aktie hochbegehrt), hat seine Wette zur Zeit bei einem Kursstand von um die 15 EUR ganz fürchterlich verloren. Damit hat die Aktie der Leister aus Leidenschaft eine noch schlechtere Performance als die T-Aktie, bisher die Volksaktie schlechthin. Wer nicht aussteigen und verlieren kann, kann ja noch bis zur Rente weiter spielen. Spätestens in der Kiste ist allerdings jede Wette verloren.
Die Börsen, an denen Rentenfonds, Versicherungen, Hedgefonds, Daytrader, Uli H., die Deutsche Bank AG, das organisierte Verbrechen und andere Spekulanten reale Markteilnehmer um ein Vielfaches ausstechen, kann man sich als Zockerhöhlen vorstellen. Damit der Geldesel reingeht, stehen allerdings keine Huren davor, und es wird auch kein Koks verteilt. Stattdessen sorgen systemrelevante Nachrichtenfilterer und "Anlageberater" dafür, daß der Geldesel auch ganz spaßfrei seine Ersparnisse oder Altersvorsorge verspielen kann. Es besteht keine Suchtgefahr. Genau genommen dürfte sich der Geldesel schon vor dem Spiel fragen, wer es wohl bezahlen wird, wenn in den "modernen" Zockerhöhlen die Ersparnisse oder die Beiträge zur "privaten" Altersvorsorge dazu verwandt werden, um die Preise für Rohöl oder Lebensmittel hoch zu treiben. Die Volksaufklärung verkauft das dann als "Wachstum".
Wer zwischen 1957 und 1977 Deutsche Bank Aktien gehalten hat, hat zwei Jahrzehnte eine hervorragende Rendite gemacht. In dieser Zeit soll die Deutsche Bank noch ein stink-langweiliges, grundsolides Geldinstitut gewesen sein, und man konnte ihre Aktie 20 Jahre lang halten, ohne einen einzigen Tag auf den Aktienkurs zu schauen.
Über Jahrzehnte wurde geliefert, von dem ein Ackermann vielleicht mal geträumt hat, als er seinen Spruch von 25 % Eigenkapital-Rendite abgelassen hat. Wegen des Endes des Wirtschaftswunders waren solche Dividenden nicht von Dauer. Ab 1980 lagen die Dividenden aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung in der Regel zwischen 2% und 5 %. Da englische und amerikanische Investmentbanken schon in der Reagan/Thatcher-Ära durch die Deregulierung der Finanzmärkte das Zockerkarussell angeschmissen und zunächst glänzend an Wetten verdient hatten, begann Ende der 80-iger Jahre der Einstieg der Deutsche Bank ins Investmentbanking, und 1998/1999 wurde die US-amerikanischen Investmentbank Bankers Trust für 16,5 Milliarden DM übernommen.
Die Chefideologen der Finanzexperten und Banking-Apparatschiks sehen das Investmentbanking als Fortschritt. Schließlich kommt es aus Amerika. Andere, die irgendwie mal was von der Evolutionstheorie aufgeschnappt haben, verbreiteten nach Übernahmen gerne ihr schwachsinnig verdrehtes Halbwissen "Wachsen oder Sterben". In der Biologie höherer Lebewesen sind neben der geschlechtlichen Fortpflanzung jedoch "Wachsen und Sterben" Vorraussetzungen für die Evolution. Es überlebt auch nicht der Größte oder Stärkste, sondern der "Fitteste". Sonst gäbe es keine Schmetterlinge. Zu den "Fittesten" gehören Zocker, die nicht mal das Handwerk des Buchmachers beherrschen, wohl kaum. Mit darwinistisch angereichertem Schwachsinn haben in Deutschland insbesondere Psychopathen Geschichte gemacht und wurden weitgehend ausgemerzt. Die Evolutionstheorie ist kein Machiavelli und auch keine Anleitung "Wie werde ich das größte Arschloch", sondern eine Theorie zur Entstehung der Artenvielfalt basierend auf dem Prinzip der Arterhaltung. Man darf gespannt sein, wie die Natur den Beitrag von Investmentbankern zu Vielfalt und Erhaltung der menschlichen Spezies würdigen wird.
Nachdem Ackermann die Integration von Bankers Trust "erfolgreich" geleitet hatte, und die Deutsche Bank damit unter die "systemrelevanten" Investmentbanken aufgestiegen war, wurde er 2006 zum Vorsitzenden des Vorstands erwählt und konnte dann ernten, was durch das Investmentbanking gesät wurde.
Dieser Kursverlauf ähnelt verdächtig dem der T-Aktie nach der Dot-Com Blase. Wie die Volksaktie schlechthin fällt der Kurs von seinem Spitzenwert steil ab und dümpelt dann auf einem sehr viel niedrigeren Niveau dahin. Zwischen 2006 und 2014 eingeschlossen wurden pro Aktie der Deutschen Bank insgesamt 13,50 EUR an Dividende ausgeschüttet, was bei einem Kursverlust von 76,35 EUR einen Gesamtverlust von 62,85 EUR macht. Papier kann man auch einfach zerreißen.
In Amerika durfte Lehman Brothers, ein besonders pathologischer Fall einer Investmentbank, durfte 2008 endlich sterben. Eine Last weniger für den US-Geldesel. Wieder einmal sind die Amerikaner ein bißchen weiter vorne. Wann sterben in Europa endlich verrottete "systemrelevante" Player, die ihre Lasten endlos und Europa-weit auf Steuerzahler sowie Oma und Opa abwälzen? Oder stirbt zuerst Europa? Heute ist die Deutsche Bank so herunter gewirtschaftet, daß trotz des stark gefallenen Aktienkurses eine Übernahme unwahrscheinlich erscheint, da Wetten in exorbitantem Ausmaß offen stehen. Herzlichen Glückwunsch!
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