Ich gebe es ja zu, der Herr träumt ein bisschen zu "bildlich"...aber Seeteufel lesen so etwas trotzdem mit Genuss.
von WOLFF-CHRISTOPH FUSS
Klopps Rasselbande verzaubert EuropaEs ist noch gar nicht lange her, da war Borussia Dortmund bestenfalls ein Kleindarsteller im europäischen Fußball. Prickelnde Historie, ernüchternde Gegenwart. Es ist gar erst ein Jahr her, da schied Borussia in einer Sang- und Klanglosigkeit aus der Champions-League-Gruppenphase aus, dass erste Stimmen ein One-Hit-Wonder der Marke Wolfsburg oder Stuttgart befürchteten.
Diese Kritiker sind mittlerweile in den Höhlen der Umgebung verschwunden. Ganz Europa huldigt den Schwarz-Gelben. Ajax spricht von Vorbild. José Mourinho von einem Titelkandidaten. Klar beim Maestro schwingt da auch noch etwas Kalkulierendes mit: Wer den König bezwingt, muss selbst ein König sein. Aber selbst Sir Alex Ferguson sieht einen Riesen gewachsen.
Der europäische Fußball ist gläsern. Und wer die Bundesliga zweimal in Folge gewinnt, liegt ohnehin unter dem Vergrößerungsglas. Seit gut drei Jahren schickt der europäische Fußballhochadel seine Späher regelmäßig nach Dortmund, um Protagonisten zu beobachten, um Abwerbungsversuche zu starten, und um das System BVB zu dechiffrieren.
Für die Granden des europäischen Fußballs ist es keinesfalls eine Überraschung, dass der BVB so spielt, wie er spielt.
In den letzten vier Jahren sind sie organisch gewachsen und haben sich Schritt für Schritt weiterentwickelt. Herausragende Protagonisten wurden selbst aus- oder weitergebildet und in ein stimmiges taktisches Konzept gegossen. Was der BVB in dieser Gruppenphase spielte, war nah an der Perfektion. Das Spiel in Amsterdam lieferte das Sahnehäubchen. Weniger Ballbesitz und trotzdem immer Herr der Lage. Einem technisch versierten Gegner wurde durch kluges Verschieben, nahezu jegliche Torgefahr genommen.
Durch konsequentes Zweikampfverhalten und explosive Gegenangriffe strahlten sie quasi in jeder Phase des Spiels Torgefahr aus. Mit effektivem Abschluss sorgten sie früh in der Partie für klare Verhältnisse. Und alles mit einem Lächeln im Gesicht. Sie tun das, was sie tun nicht nur sehr gut, sondern auch sehr gerne.
Dass gerade Europas Trainerelite das honoriert, verwundert nicht. Sie nennen diese Art von Fußball „Trainerfußball“. Offensichtlich klare Vorgaben, werden klar umgesetzt:
Klopp und seine Rasselbande verzaubern Europa!
Sie sind in Dortmund damit praktisch der Gegenentwurf zu Manchester City. Großzügig von Petrodollars unterstützt, mit scheinbar größter individueller Wucht ausgestattet, scheiterte das Unternehmen wie schon im vergangenen Jahr bereits in der Gruppenphase.
Dortmund gewinnt die „Monstergruppe“ und man neigt zu spontaner überschwänglicher Euphorie: Wenn ihnen Barcelona bis ins Finale erspart bleibt, warum sollte „La Bestia negro amarilla“ nicht um den Champions-League-Sieg mitspielen?