Das ist die offizielle Version.
Die inoffizielle geht so:
1.
Es ist ein Märchen, daß eine Kriegserklärung durch ein Staatsoberhaupt erst dann gelten würde, wenn ein Botschafter seine Abschrift persönlich abgibt. Es handelt sich völkerrechtlich um eine einseitige, formlose Willenserklärung, die 24 Stunden vor Beginn der Kriegshandlungen abgegeben werden sollte.
2.
Seni Pramot hat seine Abschrift der Kriegserklärung des nationalistischen Diktators (und erklärten Gegners des Chakri-Clans) Plæk Phibunsongkhram sehr wohl persönlich überbracht. Sie wurde auch sorgfältig studiert und abgeheftet. Die USA haben sie aber als ungültig betrachtet, weil ihnen das besser in den Kram paßte und weil sich Seni aufgrund gewisser persönlicher Vorteile auch absolut nicht dagegen sträubte, es dabei zu belassen.
Seni durfte auf diese Weise nämlich bis zum Kriegsende in den bequemen USA bleiben, wo damals nicht nur die ganze Familie lebte, sondern sich auch alle seine Kinder mitten in der Ausbildung befanden. Dasselbe galt für viele andere hohe Mitglieder der beiden mächtigsten thailändischen Großfamilien. In Thailand war es nämlich seit 1932 für gewisse "Elitefamilien" sehr ungemütlich geworden, und das nicht erst, seit man dem König das nicht ohne Grund faschistisch anmutende sogenannte "Demokratiedenkmal" auf seiner eigenen Prachtstraße ("Ratchadamnoen Klang") direkt und ganz bewußt vor die Nase baute.
Bei einer als wirksam betrachteten Kriegserklärung hätten alle umgehend die USA verlassen müssen.
Seni wurde offizieller (bezahlter) Auslandsrepräsentant der von den USA finanzierten sogenannten Seri Thai ("Freie Thai": beide Worte bedeuten unter anderem "frei"), deren Vertreter im Inland Pridi Phanomyong war.
Die "Freiheitsbewegung" Seri Thai hatte ansonsten in Thailand erst nennenswerten Zulauf, als es ganz sicher war, daß Japan den Krieg verliert.
Unter neuer Regierung wechselte man dann kurz vor Kriegsende die Front, boykottierte ein bißchen bei den Japanern, unterstützte ausländische Agenten, nahm als äußeres Zeichen flugs wieder den Namen Siam an, erklärte alle zuvor als "Thailand" unterschriebenen Verträge mit Deutschland, Italien und Japan für ungültig und saß prompt nach dem Krieg mit den Amerikanern am Siegertisch (gegen den Willen der Engländer).
Ein Kriegsverbrecherprozeß gegen den beliebten, von Groß-Thailand träumenden Diktator Plæk Phibunsongkhram wurde aus formalen Gründen eingestellt, worauf der sich 1948 wieder als Machthaber installieren ließ und erneut den Landesnamen Thailand einführte. Ebenso die ausländerfeindlichen Gesetze aus der hochpatriotischen Zeit bis 1944, die im Grundsatz bis heute gelten.