Ubon Ratchathani Juli 2009 – Kerzen- und WachsfestJedes Jahr im 8. Mondmonat herrscht Ausnahmezustand in
Ubon Ratchathani, der Königsstadt des Lotus. Nach dem globalen Kalender ist dies meist in der ersten Julihälfte. Die Strassen um den
Thung Sri Mueang Park sind teilweise für den Autoverkehr gesperrt und während des Höhepunktes der Festlichkeiten ganz. Die Rede ist vom Kerzen- und Wachsfestival, welches in dieser Form wohl einmalig in der Welt ist.
Ganz Thailand gedenkt während der Vollmondnacht in diesem Monat,
Asalah Pucha genannt, der ersten Predigt Buddhas. Am Folgetag, dem
Khao Phansa, wird offiziell die sehnlichst erwartete Regenzeit eingeläutet. Traditionell ziehen sich dann die Buddhistischen Mönche in ihre Unterkünfte zurück und nutzen die Zeit zum Studium der Lehre. So manch jugendlicher Thai lässt sich Kopf und Augenbrauen scheren und zieht sich die braune Mönchsrobe an. Allerdings meist nur bis zum Ende der Regenzeit und einmalig in seinem Leben. Sie wird bis zum Vollmond des 11. Mondmonats dauern, irgendwann im Oktober, also drei Monate.
Damit die Mönche während ihrer Studien nicht im Dunklen sitzen, spenden die Laien-Buddhisten den Klöstern am Khao Phansa Tag Kerzen verschiedener Ausmaße, die grösseren meist kunstvoll mit Ornamenten verziert. In Ubon Ratchathani geht man weit darüber hinaus.
Schon viele Wochen vorher werden kunstvoll Figuren aus Wachs geschnitzt, auf geschmückten Anhängern montiert um am Tag des Tages zusammen mit herrlich geschminkten Tänzerinnen in bunten Trachten durch die Strassen zu ziehen. Der Kölner würde sagen „der Zuch kütt“. Die Strassenränder sind dann mit Tausenden Menschen aus allen Regionen Thailands bevölkert.
Vorher werden internationale Künstler eingeladen, damit sie im Museumspark vor den Augen aller Leute ihre Statuen aus Wachs schnitzen. Schüler- und Studentengruppen treten gegeneinander im Wachsmodellieren an und hoffen, den 1. Preis zu gewinnen. Auch einige Farangs wollen sich das nicht entgehen lassen. So auch wir nicht. Auf unserem Wege nach Süd-Laos zu den Wildwassern des Mekong und einer der ältesten Khmer Anlagen, Wat Phu, machten wir für zwei Nächte in Ubon Ratchathani halt. Wir kamen am 7. Juli an. Keinen Tag zu früh.
Dieses Foto entstand am Vollmondabend unseres Ankunftstages als die Wagen Aufstellung für den Umzug am nächsten Morgen nahmen.
Es herrschte eine faszinierende nächtliche Stimmung. Die Strassen waren dicht mit fröhlichen Menschen bevölkert, die unzählige Handys und Digitalkameras zückten. Besonders Freundinnen untereinander, Pärchen und ganze Familien posierten lächelnd vor den Umzugswagen, die man auf Tuchfühlung begutachten konnte. Die wirkliche Welt war fern, alles war aus Wachs und erinnerte in seiner verletzlichen Schönheit an die Vergänglichkeit allen Seins. Selbst in deren Angesicht kennt die Schaffenskraft keine Grenzen, ist zu Höchtsleistungen fähig, auch wenn sie nur für einen Moment Freude schenkt. Die Ewigkeit steckt im Augenblick. Die Figuren mögen inzwischen wieder zerronnen sein, was bleibt, ist ein unvergesslicher Abend.
Im Folgenden werde ich auch das Drumherum ein bisserl beschreiben. Denn der große Umzug am Vormittag des Khao Phansa Tages ist „nur“ der Höhepunkt des Festes.