@ Fidelio - Hallo Fidelio!
Nachdem sich die Leser dieser Seite über die Problematik einer übermäßigen Verordnung von Antibiotika und die damit verbundene Gefahr von multiresistenten Erregern informiert haben, will ich mich nun zu den sieben Medikamenten äußern, die Dir verschrieben wurden - einem offenbar gesunden "Patienten".
Die ist eine einmalige Ausnahme, dass ich Verordnungen von Ärzten kommentiere - bitte keine weiteren Anfragen!
Da Dein Blut offensichtlich im Normbereich liegt, verstehe ich nicht, dass Dir zu dem bereits vorrätigen Atenol weitere drei Wirkstoffe gegen Bluthochdruck verschrieben wurden: Losartan, Hydrochlorothiazid (HCT), Doxazosin. Somit verfügst Du jetzt über vier Medikamente gegen einen nicht vorhandenen Bluthochdruck. Und was den Cholesterinsenker Simvastatin angeht, empfehle ich meine Ausführungen auf der Themenseite "Atorvastatin/Cholesterin" zu dem fragwürdigen Referenzwert von 200 mg/dl Gesamtcholesterin.
Die Wirkstoffe Atenol, Losartan und Hydrochlorothiazid (HCT) sind seit Jahrzehnten bewährte Medikamente gegen Bluthochdruck, welches aber für den Wirkstoff Doxazosin nicht zutrifft. Im Arzneiverordnungs-Report 2010 schreibt dazu der Antihypertonika-Experte Prof. Manfred Anlauf, Bremerhaven:
"Die Doxazosin-Präparate werden nach dem negativen Ergebnis der ALLHAT-Studie (Einzelheiten zu dieser Studie siehe künftige Webseite "Wirkstoffe gegen Bluthochdruck" - Webseite ist noch in Arbeit und wird in Kürze ins Netz gestellt) seit Frühjahr 2000 nicht mehr für die Monotherapie und Zweifachkombination empfohlen. Eine Ausnahme bilden herzgesunde Männer mit prostatabedingten Miktionsstoerungen, die sich unter Doxazosin bessern."
Im übrigen wird nach meiner Information im allgemeinen zur Therapie von mildem Bluthochdruck nur ein Wirkstoff verabreicht, der bei hohem Bluthochdruck mit dem Diuretikum HCT ergänzt wird. Die Verwendung von 3-4 Wirkstoffen gegen Bluthochdruck ist ungewoehnlich, denn mehr Wirkstoffe = mehr unerwünschte Arznei-Nebenwirkungen.
Zufällig wird derzeit bei
www.mdr.de/hauptsache-gesund/verteilseite510.html auch der Bluthochdruck behandelt und dazu das Video "Blutdrucksenker haben schwere Nebenwirkungen (2:32)" ins Netz gestellt. Vor "schweren" Nebenwirkungen bei Verwendung von Blutdrucksenkern muss man meines Erachtens aber nicht warnen (die Nebenwirkungen von beispielsweise Psychopharmaka sind viel schwerer).
Denn eine solche Warnung (schwere Nebenwirkungen) kann dazu führen, dass "Bluthochdruck-Patienten" eine vorgefasste negative Meinung zu diesen wirklich wichtigen Medikamenten haben, die zur Verhinderung von Herzinfarkt und Schlaganfall beitragen. Und diese Arzneimittel sind im allgemeinen sehr gut verträglich, Ausnahme Reizhusten bei ACE-Hemmern.
Dass die MDR-Experten nur vier Wirkstoffe gegen Bluthochdruck aufführen (ACE-Hemmer, Beta-Blocker, Calciumantagonisten, Diuretika) und die jüngste Wirkstoff-Gruppe AT1-Rezeptorantagonisten (Sartane) vergessen, erstaunt mich sehr. Nachdem diese Wirkstoffe den Patentschutz verloren, werden sie zunehmend als preisgünstiges Generikum beworben und eingesetzt, da sie keinen Reizhusten ausloesen, der bei den ACE-Hemmern bei etwa zehn Prozent der Verwender auftritt.