Lobpreisungen in den Abendstunden 22. August 2010
Durch Fieber geschwächt, zudem die abgehärtete Moral im Europa vergessen, sass ich fast tatenlos herum. Solche Tatsachen könnten zu
Depressionen führen. Vor allem dann, wenn übelwollende Zeitgenossen an blank liegenden Nervensträngen nagen.
Mein gutgemeinter Rat, wir mischen uns nicht in Dorfhändel und Probleme der Nachbarn ein, wird öfters durch eine Hintertür torpediert, wie
das folgende Beispiel illustriert.
Der Herr Kleptomanewitsch, schon sein Vater soll sich durch flinke Hände zum behenden Zugreifen auszeichnen, deshalb die Namensgebung -
fand einen neuen Weg zu schnellem Reichtum und viel Geld, nach dem er mit seiner Fischzucht eher im Trüben und Trockenen stocherte.
Er begann eine Entenzucht. Auf engstem Raum unmittelbar neben uns und an die Schlafzimmer der Nachbarn angrenzend hielt er möglicherweise
über zweihundert Tiere. Der Kot stank erbärmlich in der feuchten Hitze. Immerhin roch es im Schlafzimmer nicht mehr nach dem Schweiss eines
Fieberkranken.
Noch schlimmer war es, wenn Herr K. Futter für die Tiere kochte. Brechreiz liess mich geschwind alle Fenster schliessen. Die Frau des Polizisten
nebenan beschwerte sich wegen geruchlicher Belästigung beim Gemeindeobmann. Übrigens: Die Riesenbilder mit Goldrahmen stehen immer
noch im Regen auf der Strasse. (1) Wieviel Kopfwäsche ertragen dieser Mensch und dessen Fotos?
Der Obmann reiste mit zwei Begleitern an den Haupteingang der von der Umgebung abgeschirmten Experimentalfarm unmittelbar neben dem
Beautysalon. Der felsenharte Eigentümer liess die Herren nicht eintreten. Enten hätte er keine, das sei bloss üble Nachrede. Die Gemeindevertreter
sprachen danach mit Dick im Salon.
„Von unserem Garten aus können sie die Vögel sehen. Sie dürfen gerne einen tiefen Atemzug von Gestank mitnehmen,“ sagte Dick.
Die drei Männer beschauten sich flach atmend allerhand Enten und meinten nachher, sie müssten den Distriktstierarzt verständigen.
Einige Tage später reisten elf Personen an, darunter zwei Veterinäre und eine Ärztin. Sie besichtigten Nachbars Vogelparadies von unserem
Garten aus. Darauf versuchten sie den Tierhalter zu sprechen. Nach geraumer Zeit meldete er sich mürrisch am Tor. Er liess die Leute nicht
eintreten. Sie erklärten ihm, dass er nach Vorschrift für die Entenzucht eine geschlossene Unterkunft benötige. Darauf begann er eine Konstruktion
aus Bambus.
Die wurde nicht akzeptiert. Aus hygienischen Gründen sei ein Betongebäude erforderlich. Schliesslich verschwanden die Enten. Gegenwärtig
hält er noch Fische, Schweine, Hunde mit reichlich Flöhen und Hühner. Futter für die Vögel kocht er glücklicherweise nicht mehr. Die kriegen nun
Abfälle von Thai Airways.
Dass er nicht unbedingt gut auf uns zu sprechen ist, können sich intellektuell begabte Leser an den Fingern abzählen.
Geflügelzucht macht durstig. Gegen elefantösen Durst gibt es Chang. Am Samstag schaute der verärgerte Nachbar viel zu tief in mehrere Gläser.
Keine Slalomstangen zierten die Strasse. Aber er war eifrigst bemüht, die alpinen Schwierigkeiten des Flachlandes zu meistern und bewegte sich
hinkend, offenbar verletzte er sich bereits an einer imaginären Stange oder stürzte im harten Schnee, schwankend, grässliche Laute ausstossend
zu seinem wohlverschlossenen Grundstück.
Mit einiger Mühe verschaffte er sich Zutritt. Einer der sechs Hunde begrüsste ihn so freudig, dass der schwer alkoholisierte Mann stürzte.
Während er tobte und lästerte, verdrosch er den mitleiderregend heulenden Köter erbarmungslos.
Dann hob er an mit leiern lauter Lobpreisungen in den vorabendlich gefärbten Himmel:
„Die Eiterbeule von einem Farang bringe ich um! Burps.
Dann vergewaltige ich seine Frau, diese widerlich abscheuliche Schlampe.
Danach steche ich sie ab wie ein Schwein! Ächz.
Zum Schluss töte ich diesen blöden Rotzbengel! Rülps. Kotz!“
Beängstigende Stille für einen Augenblick.
„Geh zu Bett, wenn du besoffen bist,“ rief seine Frau erzürnt.
Danach besuchte sie Dick wie öfters nach einem Alkoholexzess des Ehegemahls und sprach ihr Bedauern über die Entgleisung aus.
„Er hat üble Launen an sieben von acht Tagen die Woche, daneben freilich ist er ein guter Mensch!“
Wir auch.
(1)
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