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Autor Thema: Geschichten aus Hinterindien  (Gelesen 409468 mal)

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Blackmicha

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1575 am: 21. August 2011, 17:19:36 »

Ob Du da allerdings viel verpaßt hast, ist wohl persönliche Geschmackssache...  :-X

Nee , den mag ich nicht wirklich  {;
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Essen und Beischlaf sind die großen Begierden des Mannes

Konfuzius - oder so

khun mai ru

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1576 am: 21. August 2011, 17:46:37 »

Wie aus gut unterrichteten Quellen zu vernehmen war, hat Khun RR
sogar eine TIP-Ehrenmitgliedschaft abgelehnt! - Dass er von Literatur
nicht viel versteht, sieht man ganz klar auch an seiner gestenreichen
Reaktion nach dem Überfliegen von Lows brillianten hinterindischen
Geschichten >>> FOTO <<<  :D

Low, ich wünsche viel Erfolg. Auch ohne MRR oder Heidi K. haben die
Geschichten das Potential zum Bestseller.

mfg kmr
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Blackmicha

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1577 am: 21. August 2011, 18:13:11 »

@ kmr

Nun ist der Sonntag im  :o
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Essen und Beischlaf sind die großen Begierden des Mannes

Konfuzius - oder so

Shortie †

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1578 am: 21. August 2011, 19:27:25 »

@Low

Auch noch Respekt,zu deinen lesenswerten Stories,über Hinterindien ;} (alles gute Nachträglich,nach dem Geburtstag,ist vor dem Geburtstag,oder so ähnlich [-]

Aber! bei deinem 2ten Youtube Link,ist dir ein Fehler unterlaufen..
Das Video ist ein Fake,wo ein paar Studenten,sich über MRR lustigmachen ;D (Marcel Reich-Ranicki rastet aus)

Zu Rio0815: Danke für eine Andere Sichtweise bzgl MRR ;)...
                    Du bist doch der mit dem Block: Land der Vollpfosten? (Cambodia ist gemeint),oder? Wer freiwillig in einem sogen. "Vollpfostenland",als Expat lebt {+
                    und sich gleichzeitig,nur beschwert,ist schon zu bemitleiden }{ {[

                   
Naja,man sollte echt nicht Low`s schönen Fred kaputtmachen,mit Offtopic..
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A prayer for the wild at heart, kept in cages....

Tennessee Williams

rio0815

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1579 am: 21. August 2011, 20:22:06 »


 Rio0815: Danke für eine Andere Sichtweise bzgl MRR ;)...
                    Du bist doch der mit dem Block: Land der Vollpfosten? (Cambodia ist gemeint),oder? Wer freiwillig in einem sogen. "Vollpfostenland",als Expat lebt {+
                    und sich gleichzeitig,nur beschwert,ist schon zu bemitleiden }{ {[


Danke für Dein Mitleid.  ;}
Ich halte allerdings auch Thailand für ein Land der Vollpfosten.
Hierzuforum kommt mir eine solche Einstellung immer wieder unter, "die sind so" oder ähnlich umschreibt man das wohl :-X
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Low

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KAOS in Hinterindien
« Antwort #1580 am: 24. August 2011, 13:45:47 »

KAOS

Das Bild im Beitrag von kmr ist vielsagend.
Der Schnappschuß zeigt MRR, als mein Büchlein wegen einem Genitiv Fehler, Verzeihung, wegen eines Genitiv
Fehlers, seinen erregten Händen entglitt.
Die Phuket Ausgabe mit eingebauter Hinterlist und etwas über 180 Gramm Gewicht, fiel dabei ausgerechnet
auf sein entzündetes Hühnerauge.

Was uns allen helfen kann, ist eine gesunde Portion Toleranz, den Mitmenschen, sämtlichen kegelförmigen
Hyperkeratosen (Fachmännischer Ausdruck für Hühneraugen) gegenüber und selbstbezogen.
Dick und ich sind gegenwärtig in der kleinen, noch nicht weltumspannenden, dennoch hochreligiösen Vereinigung
namens KAOS bestens aufgehoben. Schlechtgesinnte, kleinkarierte Schwestern und Brüder nennen sie Sekte.
Es gibt bei KAOS nur eine einzige Ordensregel. Sie ist verdammt schwer zu befolgen. Dauernd locken Versuchungen,
denn das Fleisch wird bei abnehmendem Verstand mit zunehmendem Alter nicht zarter, aber in jeglicher Hinsicht
schwächer.
KAOS hat mit Chaos nichts gemeinsam. Im Gegenteil, es ist das Antitoxin des Chaos. Die auf vier Buchstaben
reduzierte Kurzform der epochemachenden Weisheit des suchenden, durchfeuchteten* Guru Low:
“Keep out of shit“. (Ausgesprochen: Khiib Aut Ov Schidd, eben KAOS).

Bereits bei Ferienwanderungen in der alpinen Region Adelboden lautete ein wichtiger Hinweis des gestrengen,
dennoch gutmeinenden Vaters in Berndeutsch:
“Da isch e füechte Chüeplütter, tschaupp nit dri!“
Diese gut gemeinten Ermahnungen waren so langatmig, daß das vermeidbare Mißgeschick spätestens vor dem
Komma eintrat. (Übersetzt: “Vor deinem frisch polierten Schuhwerk liegen feuchte, frische zehn Prozent der
Tagesproduktion eines Rindviehs. Bete und vermeide ein Unglück!“)
Er, als jüngstes von zwölf Kindern, anhand der familiären finanziellen Möglichkeiten bloß mit bescheidener
Ausbildung, übersah die universelle Bedeutung eines solchen Fehltrittes.

In Hinterindien ist KAOS überlebenswichtig. Fäkalien lauern überall, auf Bilderrahmen, Spiegeln, in Bars,
Bauwerken, auf Strassen und Plätzen, versteckt in Bitten und Anfragen, mysteriös verhüllt von Hosen und
Röcken. Sogar vor Luftangriffen sind wir nicht gefeit. Glücklicherweise gibt es keine Flugsaurier mehr.
Am Kinta Fluß in Perak erteilte mir ein Ansässiger eine unvergeßliche Warnung vor Trotteln, Hohlköpfen und
Schwindlern beiderlei Geschlechts:
“Sie sind wie Garnelen, ihre Köpfe sind voller Exkremente.“

Der angeblich falsche Videolink ist eine versteckte Regieanweisung, wie der Dialog aus “Schräge Gedanken zu
den Geschichten aus Hinterindien“ umzusetzen wäre. Genaue Angaben über meine sprachlichen Eigenarten
finden die Spielleiter(innen) in “Alternative Kritik“.

*Regenzeit
« Letzte Änderung: 24. August 2011, 13:53:39 von Low »
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drwkempf

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1581 am: 24. August 2011, 15:52:54 »

Lieber Low,

ich möchte gern dem KAOS-Orden beitreten. Wer ist der Prior dieses bemerkenswerten neuen Ordens?
Ich weiß wohl, dass hernach mein Leben nicht mehr so sein kann wie zuvor...

Wolfram
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Low

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Der Spass ist vorüber, der Ärger auch
« Antwort #1582 am: 28. August 2011, 14:21:40 »

Der Spass ist vorüber, der Ärger auch                                                                                        Ende Mai 2011

Es war eine lange Phase, bis ich Mowgli an Ostern in die Selbständigkeit, besser in sein selbst gewähltes Exil,
verstiess. Vor einem Jahr freute ich mich auf die Gelegenheit, mit einem aufgeweckten Jungen zu lernen, zu
spielen, zu basteln, zu reisen, viele Streiche auszudenken und allerlei Blödsinn anzuzetteln.
In der Schweiz besorgte ich einen Lego Technik Baukasten und nahm aus meinem Fundus einige für Jugendliche
geeignete Elektronik-Bausätze mit.
Als Knabe träumte ich vergeblich, vom für meine Eltern unerschwinglichen Baukasten, Radio-Mann. Einige Jahre
danach baute ich Empfänger und Sender ohne Baukasten.
Nach unserer Abwesenheit im Sommer 2010 fanden wir trotz hervorragend organisierter Betreuung einen völlig
veränderten Knaben vor. Obwohl er intensiven Englischunterricht genoss, gingen in dreissig Tagen sämtliche
Sprachkenntnisse verloren. Aus einem wißbegierigen Jungen wurde ein phlegmatischer Sack. Er vertrat nur noch
Eigeninteressen.

Monatelang bemühten wir uns, Mowgli zu fördern und zurück auf ein uns annähernd vertrautes Verhaltens-
muster zu führen. Was ist Norm? Das ist in vielen Fällen ein dünner Strich mit fast unbegrenzter Toleranz.
Mowgli forderte nur noch Toleranz ohne Eigenleistung.
Trickreich versuchte er vergeblich, uns gegeneinander auszuspielen. Als er bemerkte, dass diese Spielart
erfolglos war, begann er, mich zu betrügen und zu belügen. Ich durchschaute ihn und berechnete seine
nächsten Züge wie im Schach.
Ganz flach arteten für ihn Betrugsversuche am PC aus. Anstatt seine IT Hausaugaben zu erledigten, welche
aus Copy und Paste bestanden, besuchte er zweifelhafte Webseiten und lud Spiele und liederliche Lieder in
die Speicher. Charlie Chaplin konnte er nicht als Original Stummfilme betrachten. Um die anspruchsvollen
Handlungen zu verstehen, benötigte er synchronisierte Isaan Versionen. Leider stürzte das System immer ab,
bevor seine eigentlich dringenden Arbeiten erledigt waren.

Er importierte immer wieder aggressive PC Viren, welche eine Neuinstallation des Betriebssystem und der
Programme erforderten. Computer zeichnen dummerweise fast jeden Schritt auf. Es war einfach für mich, ihm
Fehlverhalten, wie ausgeschaltete Antivirenprogramme  nachzuweisen. Das beeindruckte ihn keineswegs
unter dem Motto: Gesichtsverlust ist ausgeschlossen. Er half nicht bei den Neuinstallationen, obwohl er unter
Umständen etwas hätte lernen können.
„Warum machst Du es selbst? Dafür gibt es Computer Läden,“ war seine Meinung. Mit meiner Handlungsweise
stempelte ich mich zum Volltrottel.

Wenn er seinen USB Speicher mit Hausaufgaben von der Schule brachte, waren üblicherweise mehr Viren als
Aufgaben geladen. Das verzieh ich gerne. Da müsste man schon mit dem für IT verantwortlichen Lehrer ein
ernstes Wort reden. Aber wer zeichnet in diesem schönen Land schon für irgend etwas verantwortlich?

Bat ich Mowgli, Zeichnungen zu machen, legte er sich ins Bett. Anstatt Rechnungen zu erledigten, zeichnete er.
Filme und Spiele waren wichtiger als Schlaf. Er versuchte dauernd, seinen Kopf gegen unsere Wünsche
durchzusetzen. Neu erlerntes hatte er am nächsten Tag bereits vielversprechend vergessen. Er bekundete
keinerlei Interessen für nichts, ausser Fressen und Fernsehen, wenn möglich gleichzeitig.
Weil seine Elektronik-Orgel monatelang unbenutzt herum stand und als reiner Staubfänger Platz versperrte,
schenkte ich sie demonstrativ der neuen Tochter in der Nagelburg. Das Mädchen lernte einige Stücke in der
Schule, besass aber selber kein Instrument. Die verlorene Orgel kümmerte Mowgli nicht im Geringsten.
Etwas weniger im Haus, das ihm kostbare Zeit vor der Glotze stahl.

Anstatt mich in sinnlose Zweikämpfe gegen Intrigen und Dummheit zu verstricken, sagte ich ihm vor dem Erreichen
meines Geduldpegels im Rotbereich verschiedentlich:
„Mowgli, ich habe genug von deinen Lügen und albernen Spielereien. Ich mag dich nicht mehr sehen. Du darfst
alleine im Schönheitssalon essen. Cola gibt es nicht. Ich wünsche eine gute Nacht. Geh.“
Das wirkte manchmal für einen Tag. Und wenig später gar nicht mehr.

Fortsetzung folgt
« Letzte Änderung: 28. August 2011, 14:29:54 von Low »
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Kern

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1583 am: 28. August 2011, 14:39:24 »

Leider gehen Undank und Dämlichkeit oft Hand in Hand.
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drwkempf

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1584 am: 28. August 2011, 15:13:08 »

Der Unglückswurm Mowgli orientiert sich an der Majorität in seinem Umfeld. Hier wird ihm vorgegaukelt, dass alles auch ohne Mühe und Arbeit erreicht werden kann.
Da hat man es als Elternersatz schwer.

Im kambodschanischen Kinderheim in Tani gibt es kein einziges Fernsehgerät, wichtige oder auch einfach schöne Beiträge kann man sich gelegentlich einmal auf einem der wenigen PCs anschauen.
Auch Handies - sonst auch in Kambodscha weit verbreitet - haben nur die Personen, die diese Dinger nachweislich brauchen.
Spiele auf dem PC - Fehlanzeige.
Was machen die Kinder in ihrer Langeweile?
Sie spielen miteinander, sie lernen, sie arbeiten im Haus und auf der Farm mit, soweit ein Kind das schon kann.
Und sie sind hellwach, freundlich interessiert und, wie mir scheint, einfach glücklich.
Vielleicht macht man Kinder glücklicher und erfolgreicher, wenn man ihnen einiges von dem vorenthält, was heute allgemein zum Zeitverteib beiträgt.

Ich kenne unseren Low gut genug, auch Mowgli habe ich (ganz oberflächlich) kennengelernt.
Jedes Kind kann sich glücklich schätzen, wenn es in seinem Umfeld jemanden gibt, der so viel Mühe und Engagement bereit hat wie unser Low.
Mowgli erschien mir nicht dumm zu sein, vielleicht ist er einfach Opfer seiner Umwelt und vielleicht auch seiner Gene.
Vielleicht leidet er darunter, dass er nicht gelegentlich handgreiflicher wieder auf die richtige Spur zurückgesetzt wird. ???

Wolfram
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Alfred

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1585 am: 29. August 2011, 14:03:10 »

-Low-
danke fuer deine aus dem Leben gegriffenen Geschichten, -sind sie ja, (Meisst) wirklich bei dir. {*

Mowglis Art erinnert mich an meine Freundin und Mutter von zwei meiner kleinen Soehne, die sind (Noch) ok und an einen ihrer Neffen.
Der fand sich nun am Schluss seiner ausgiebigen flotten Talfahrt, wegen Beteiligung an Ueberfall mit Handfeuerwaffe im Khon Kaen Jugendgefaengnis. (3 Jahre)

Sein Bruder ist braver, aber beide,  ohne Job, ohne Vater-kuemmert sich nicht und ohne Mutter-in A verheiratet und nur an und ab die Feldarbeit war viel Zeit fuer Dummheit
und die Familie in die ich da kam, das Umfeld, au weia! >:
Du lernst es ja erst kennen wenn du mehrere Monate am Stueck vor Ort bist, aber dann. {:}
Meine Freundin war die Ziehmutter dieser Neffen, aber diese meine Freundin als Vorbild u Erzieherin?
Sie, Unordentlich, aber wie! :'( Gedankenlos und nun seit laengerem, fast den ganzen Tag beim HI LO! >:

"Handgreiflicher" auf die RICHTIGE Spur zurueckgesetzt, wie -drwkempf- meint, das ist noch nicht wirklich versucht worden.
Worte bringen nichts Geldentzug auch nicht, werden Reserven angegriffen oder Schulden gemacht. {[
Ja, ja, jetzt gehen mir die roten :-* Lichter aus!
 
« Letzte Änderung: 29. August 2011, 14:07:20 von Alfred »
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namtok

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1586 am: 29. August 2011, 14:14:29 »

Ich hatte von ihm den den kurzen Eindruck eines zurückhaltenden, aber ansonsten netten und cleveren Jungen.
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██████  Ich sch... auf eure Klimaziele !

Low

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Der Spass ist vorüber, der Ärger auch
« Antwort #1587 am: 30. August 2011, 10:42:17 »

Der Spass ist vorüber, der Ärger auch

Fortsetzung und Schluss

Als seine Lügen dümmer und dreister wurden, gab es längere unbefristete Auszeiten. Ich bereitete keine
Mahlzeiten mehr zu, weder für die Schule, noch für den Salon. Süssgetränke wie Cola wurden gestrichen.
Aufgabenhilfe leistete ich nicht. Er ass alleine. Mae brachte ihm selten etwas. Ihr Sohn, Mieter der Nagelburg,
erstand Mitbringsel aus Garküchen. Seine Liebste kochte exquisite chinesische Kohlsuppen, die sich spätestens
nach einer Stunde als unhaltbare Elfmeter, das heisst außerordentlichem, wäscheverschmutzendem Dünnpfiff
äusserten. Die Gabe der Schöpfung solch potenter Suppen fehlt mir. Schöpfen kann ich sie schon, diese Suppen.
Nur beim Zubereiten und beim Verzehr mangeln Freude und Genuss.

Kontakte oder gar luxuriöses Essen wie Canard à l’orange gab es nicht mehr. Offenbar bemerkte er den
Unterschied der Lebensqualität in seiner Beschränktheit nicht oder er verdrängte diese Tatsache. Eines Tages
bat er mich, ob er wieder bei uns Essen dürfe.
„Ja. Ohne Lug und Betrug bist Du jederzeit willkommen.“
Ich hoffte vergebens, es hätte endlich gefunkt.
Gedankenlos schrieb er seine Hausarbeiten. Er hatte weder Ahnung noch Wissensdurst, was er in seinen Heften
notierte. Nachforschen über bereits Geschriebenes lehnte er ab. Er hörte mich nicht. Er lernte nichts dazu, er
vergass dazu noch herkömmlich Eingepauktes. Nachdenklich fragte ich mich:
„Ist er wirklich am Ende seiner geistigen Entwicklung?“
Dies war ganz im Gegensatz zu Dick. Sie zeigt in ihrem Alter immer noch Lernbegierde und weiss Neues,
Unbekanntes zu schätzen.

Mowgli log fröhlich weiter und frass, wenn er sich unbeobachtet fühlte, wie kein Tier. Ich schenkte ihm zum
Geburtstag einen Laptop. Er freute sich. Sein Verhalten änderte er nicht. Ich war am Ende mit meiner Geduld
und schrieb ihm innerhalb von drei Tagen zwei letzte Warnungen, Format A 4, in Grossschrift. Er klebte die
Seiten an die Wand seines Zimmers und strafte Papiere und Aussagen mit Verachtung.
Diese Übung war für ihn eine Seifenoper, eine witzlose Schmierenkomödie mit Fortsetzung folgt. Er sah sich
als Hauptdarsteller in einer unendlichen Geschichte. Ich nicht. An Ostern brannte meine Sicherung durch und
ich schmiss das Handtuch. Mit sehr leiser Stimme bat ich ihn: „Geh!“

Als ich alleine hier war, Dick pflegte Vater im Spital, wollte ich ihn nicht im Hause. Ich traute ihm jede Schlechtigkeit
zu. Ich weiss, was in der Schule läuft und konnte mir ausdenken, dass er Freunde hatte, welche ihm weismachten:
„Geh zur Polizei. Erzähle, in Abwesenheit der Mutter gab es sexuelle Übergriffe des Farangs. Ein modernes Handy
und ein schnelles Moped sind dir sicher!“
Wie sollte ich als rechtloser, nicht unbedingt armengenössiger Farang, solche Anschuldigungen anders als durch
finanzielle Opfer begleichen?

Die Lehrer beobachteten die Veränderungen am Knaben ebenfalls. Aus einem fröhlichen Kind sei ein
zurückhaltender, stiller Junge geworden. Er sei immer noch freundlich, rauche nicht, schlucke keine Drogen
und beteilige sich nicht an den Sexspielen im Hinterhof. Wann schafft die Schule endlich den Hinterhof ab.
Möglicherweise nachdem endlich Rauch- und Drogen-Verbote durchgesetzt werden.

Wir fragten uns:
„Was geschah mit Mowgli während unserer Abwesenheit? Wer instruierte und manipulierte ihn?“

In mehreren Fällen versuchten wir, benachteiligten Kindern zu helfen. Drei viertel davon retteten wir nicht vor
der Gosse. Deren nicht ganz dichte, unverbesserliche Eltern stellten plötzlich Forderungen!
Mowgli ist absturzgefährdet.

Diese Geschichte schrieb ich im Mai. Sie reifte einige Wochen wie ein milder Käse. Der Inhalt entpuppte sich
nicht als Brie oder Gorgonzola.
Nach dem ersten Teil vermuten einige Leser, zwischen Mowgli und mir herrsche ein gespanntes Verhältnis.
Dank der räumlichen und persönlichen Distanzierung verkehren wir immer noch freundlich miteinander.

Ende August 2011
Low
« Letzte Änderung: 30. August 2011, 10:45:41 von Low »
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dart

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1588 am: 30. August 2011, 22:47:02 »

Ich hoffe ich frage nicht zu indiskret.

Wie steht deine Frau zu der ganzen Geschichte? Ich beobachte in der eigenen Familie regelmäßig, das jedliches Fehlverhalten irgendwie immer toleriert wird, auch wenn das spontane Gezeter erst mal vehement ist.
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drwkempf

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1589 am: 31. August 2011, 04:41:17 »

Lieber Low,

wir haben früher Äpfel eingelagert, gesunde unbeschädigte Äpfel natürlich, für den langen vor der Tür stehenden Winter.
Suspekt aussehende Äpfel haben wir nicht gleich weggeworfen, sondern in einigem Abstand auf die Seite gelegt, um sie gegebenenfalls zu den gesunden Äpfeln zurückzusortieren.
Wenn sich herausstellte, dass sie verdorben waren, wurden diese Äpfel entfernt.
Das war ärgerlich, schlimmer wäre aber gewesen, wenn alle anderen Äpfel auch verdorben wären.
Also lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende!

Ich bin weit davon entfernt, Dich wirklich und ganz nah zu kennen, dafür hat die Zeit (bisher) nicht ausgereicht.
Aber ich traue mir mit knapp sechzigjähriger Lebenserfahrung und Menschenkenntnis wenigstens ansatzweise ein Urteil zu:

Du warst - gemessen an den allgemein vorherrschenden Verhältnissen - zu menschenfreundlich und entgegenkommend.
Damit kommt nicht jeder zurecht, Mowgli offensichtlich leider auch nicht. {+

Dick und Mowgli kann man wohl dann doch nicht wirklich vergleichen.
Am Ende bleibt die Binsenweisheit: Auch in Thailand gibt's "Solche und Solche, aber leider vielleicht doch mehr Solche".

Ich freu mich auf ein Wiedersehen mit Dir und Dick, auf Mwgli werdeich irgendwie ganz schmerzfrei verzichten können... :-*


Wolfram
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