Aus "Die Presse.com", hier ein paar Auszüge
Thailands "Rothemden" satteln um: Nachdem die Proteste im Jahr 2006 in einem Blutbad endeten, will man nun die Gesellschaft von unten verändern, sagt Chefin Thida Thavornseth im Interview mit der "Presse"."Bangkok. Einst waren die zwei Frauen Verbündete. Theoretisch stehen Premierministerin Yingluck Shinawatra, die seit dem überwältigenden Wahlsieg ihrer Pheu-Thai- Partei (PTP) vor einem Jahr regiert, und Thida Thavornseth, die Führerin der „Rothemden“, noch immer auf derselben Seite. Denn die Rothemden, eigentlich „Vereinigte Nationale Front für Demokratie und gegen Diktatur“, sind die Massenbewegung, die Shinawatra – Schwester und mutmaßliche Platzhalterin des 2006 vom Militär ins Exil getriebenen Premiers Thaksin – ins Amt trug.
Die Presse: Sie haben in Den Haag den Internationalen Strafgerichtshof aufgefordert, Ex-Premier Abhisit Vejjajiva und die übrigen Verantwortlichen für das brutale Vorgehen der Armee gegen demonstrierende Rothemden 2010 wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit anzuklagen. Warum? Thida Thavornseth: Wenn wir gute Gerichte in Thailand hätten, wäre das nicht notwendig gewesen. Aber die Gerichte handeln nicht im Einklang mit dem Willen des Volkes, deshalb sahen wir uns zu diesem Schritt gezwungen. Außerdem gibt es in der thailändischen Gesetzgebung keinen Straftatbestand namens „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“, der Internationale Strafgerichtshof ist daher unsere einzige Hoffnung.
In Bangkok wird zunehmend über eine Rückkehr des vom Militär 2006 gestürzten Ex-Premiers Thaksin Shinawatra aus dem Exil spekuliert. Sind diese Spekulationen begründet? Alle Rothemden wollen, dass Thaksin zurückkommt. Aber wenn er es jetzt tut, wird er in Thailand nicht am Leben bleiben. So lange es in Thailand keine Rechtsstaatlichkeit gibt, kann Thaksin nicht zurück. Zuerst brauchen wir eine neue Verfassung, das hat oberste Priorität. Die Verfassung, die nach dem Putsch auf Betreiben des Militärs ausgearbeitet wurde und seit 2007 gilt, wird von uns abgelehnt.
Mit gemeinsamen öffentlichen Auftritten möchte Yingluck Shinawatra ihr gutes Verhältnis zum Armeechef demonstrieren. Nicht allen Rothemden gefällt dieser Kuschelkurs. Schließen Sie sich der Kritik an? Wir verstehen, dass Yingluck Shinawatra alles versucht, um ihre Regierung im Amt zu halten und so lange wie möglich Premierministerin zu bleiben. Wir, die „Vereinigte Nationale Front für Demokratie gegen Diktatur“, sind aber eine andere Organisation als die Pheu-Thai-Partei Shinawatras. Wir wollen Thailand und seine Gesellschaft verändern, Rechtsstaatlichkeit durchsetzen und die Gleichheit aller vor dem Gesetz. Wir unterstützen die Regierung Shinawatras, aber wir warnen sie auch: Sie soll die Geduld des Volkes nicht zu sehr strapazieren. Wir warnen – als Freunde, nicht als Feinde!
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