Wenn der seidene Faden reisst,muss man nicht nur an globale Auswirkungen denken, sondern man kann sie auch an einzelnen "Schicksalen" bemerken.
Corona hat auch bei einem Ehepaar ihre Plaene ueber den Haufen geworfen und ihren
Traum zerplatzen lassen.
Die Geschichte beginnt,als ein junges Ehepaar beschlossen hatte,aus dem Hamster-
rad auszubrechen und um die Welt zu segeln.
Vor fast zwei Jahren begannen sie,ihren Traum zu realisieren und kauften eine Segel-
yacht.
Die Reise sollte sie vom Mittelmeer,Canarische Inseln in die caribische Inselwelt fuehren,
bevor sie durch den Panamakanal den Pazifik erreichen und ueber diesen in die poly-
nesische Inselwelt einzutauchen.
Zu Ende des 3.Jahres wollen sie nach Australien segeln und dort ihre Yacht verkaufen,
um anschliessend wieder in Wien zu landen.
Die notwendigen Finanzen werden durch Charter,Werbeeinnahmen und vor allen durch
Spenden aufgestellt.
Ende des Jahres 2019 erreichten sie die Karibik und alles war in Ordnung.Mit einigen
Chartergaesten segelten sie von Insel zu Insel und nahmen pro Person/Woche 1.500
ein.
Aber dann kamen die Beschraenkungen durch die Coronopandemie.Das Inselhopping
war nicht mehr moeglich,die Besatzungen der Yachten waren gezwungen auf ihren
Booten zu bleiben und durften diese nur verlassen,um zur Bank,Supermarkt oder Arzt
zu gehen.
Mit Mueh und Not gelang dem Paar,dass sie Curacao anlaufen durften,wo sie 6 Monate
verbleiben mussten.
Die Zeit verwendeten sie,nach Aufenthalt in einem Quarantaenehotel,um ihre Yacht
zu ueberholen und zu "verbessern".
Eine neue Reeling,zusaetzliche Solarpanele,Motorwartung,neue Verkabelung etc.das
alles kostet Geld und dazu kommen noch die Liegegebuehren.
In der Zwischenzeit haben sich strengen Coronamassnahmen gelockert,sodass man
den naechsten Schritt (Panama- Pazifik - Polynesien)angehen konnte.
Nach einem Heimflug zu Neujahr sollte jetzt Panama (700 SM) angelaufen werden,
dann die Schleusung durch den Kanal ( rd.2.000 Euro)durchgefuehrt,um anschliessend
die Verproviantierung fuer 2 Personen fuer 8 Wochen unter Dach und Fach zu bringen.
Und dann,tuerkisblaues Meer,menschenleere Straende,sanfter Wind beim Lagerfeuer,
das Kreuz des Suedens und leichtes Schaukeln der Wellen beim Einschlafen.
Tag fuer Tag strahlende Sonne,freundliche Eingeborene und Panoramen,die den Atem
verschlagen.Weit weg sind boese Vulkane und raeuberische Piraten,Einkommensteuer-
erklaerungen,Glatteis und sonstige Dinge,die die Laune verderben.
Um es kurz zu machen,unser Paar wird Polynesien nicht erreichen.
Tage,bevor sie die Schleussung angehen wollten,erreichte sie die Nachricht,dass Poly-
nesien keine Yachten einlaufen laesst und sie abweist.
Damit ist die Reise zu Ende und es stellen sich andere Herausforderungen.
Der Geldfluss,von Unterstuetzern,ist am Versiegen.An den Videos hat man sich abge-
sehen,die Werbeeinnahmen gehen zurueck und Chartergaeste bleiben aus.
Das Paar hat einmal eine Aufstellung eingestellt,wonach die Kosten fuer ihr Leben an
Bord um die 2.000 Euro pro Monat betragen.Auf See ist es natuerlich billiger,aber an
Land und ihrer Lebensweise (Ausfluege mit Mietauto,Heimfluege)Liegekosten,Klarierungs-
kosten,Visakosten etc. laeppern sich.
Geplant war ja,zu Ende der Reise,in Australien das Boot zu verkaufen.Dort ist ein Markt
fuer Kielboote vorhanden,der so nicht in der Karibik besteht.In der Karibik ist der Markt
fuer Katamarane viel besser und es werden dafuer auch gute Preise bezahlt.
Die Alternative,mit dem Boot nach Europa zu segeln,stellt sich nicht.Die Passage der-
zeit ist schwierig und man muss,um guestige Winde und Stroemungen zu erreichen,
sehr hoch in den Norden,wo jetzt noch Eisberge eine zusaetzliche Gefahr bergen.
Wuerde das Paar nach Europa segeln,stellt sich die Frage,wohin damit.Von der geo-
grafischen Lage,bieten sich die Marinas in Italien und Croatien an.Die Liegegebuehr
in Croatien belaeuft sich auf ca. 7.000 Euro pro Jahr.Italien ist etwas teurer.
Daher ist es eine Option,das Boot in der Karibik zu verkaufen.Davon abgesehen,dass
Kielboote in diesem Revier nicht sehr gefragt sind,ist auch das Zeitfenster fuer einen
Verkauf nur bis Juli offen.
Danach beginnt die Hurrikanzeit und kein Mensch kauft knapp davor oder waehrend
der Hurrikansaison ein Schiff.
Der Anschaffungspreis fuer die "Insieme" 46 Fuss Bavaria lag bei 170.000 Euro.Damals
war das Boot 4 Jahre alt.
Die Verbesserungen und Aufruestung zum wirklich hochseetuechtigen Schiff lagen wahr-
scheinlich bei weiteren 25.000 Euro.
Man wird sehen,wieviel aus einem Notverkauf wirklich herauskommen werden.
Ist das Paar wieder in Wien gelandet,wird sie sich um eine Wohnmoeglichkeit und einen
Job umsehen muessen.(ihre Wohnung ist noch bis Ende 2021 oder 2022 vermietet).
Trotzdem,auch wenn das Unternehmen mit einem vertraeglichen Verlust beendet wird,
die Erinnerung an die Reise bleibt bestehen.
Jock