Wenn ich so über die ganzen letzten Jahre die Postings gelesen habe, die sich mit dem Isaan beschäftigen, so kann ich konstatieren, daß die Einschätzung der Forenmitglieder von Plus bis Minus eine weite Spanne umfaßt. Da sind Leute die vom bukolischen Leben unter noch weitgehend unverdorbenen Menschen und friedlichen Wasserbüffeln träumen, wie unser Scottie, da gibt es Farangs, die nur hierher kommen um sich in der kalten Jahreszeit den Hintern zu wärmen, aber sich schaudernd schütteln bei dem Gedanken, das ganze Jahr über hier leben zu müssen, wie Freund Kubo, und da gibt es auch Forenmitglieder die bekunden, daß sie hier nicht tot über den Zaun hängen möchten. Dann gibt es aber auch nicht wenige Farangs, die sich so wie ich hier auf Dauer eingerichtet, und ihre Lebenserwartungen an den Lauf der Dinge hier angepaßt haben. Ja sogar Forenking Roy hat zeitweise davon geträumt sich eine Burg im Isaan zu bauen, und sich dort hinter hochgezogener Zugbrücke zu verschanzen, wenn ihm der ganze Brassel zu viel wird.
Was ist nun richtig am Bild des Isaan, wie es hier gezeichnet wird. Dazu ist nur zu sagen, daß wie bei einer Frau, wo die Schönheit bekanntermaßen im Auge des Betrachters liegt, das Bild, das der Einzelne vom Isaan hat davon abhängt, mit welchen Erwartungen er hier her kommt, wie seine finanziellen Verhältnisse aussehen, und was für ihn dazu gehört, um ein mit sich selbst zufriedenes Leben zu führen.
Fangen wir zunächst einmal mit den positiven Dingen an, die der Isaan zu bieten hat. Da wäre zu nennen:
1. Das ewig Weibliche! Wohl jeder der hierher kommt, wird von einer Frau die er irgendwo (meist an der Bar) kennengelernt hat in den Isaan geschleppt. Vor allem der ältere Farang kann sich hier eine Gefährtin zulegen, von der in Deutschland nur träumen könnte. Eine junge, knackige Frau hat nicht nur im Bett ihre Vorteile, sondern hebt auch das Ego!
2. Die Lebenshaltungskosten ! Auch wenn hier wie überall in der Welt alle Preise in letzter Zeit rasant gestiegen sind, liegen die Lebenshaltungskosten - vor allem wenn man sich nicht darauf versteift wie in Farangland zu leben und zu speisen - erheblich niedriger als in Deutschland. Ein Rentner, der mit einer Rente um 1000 Euro in Deutschland mal knapp über die Runden kommt, kann sich hier für über 50.000 Baht im Monat wesentlich mehr leisten.
3. Das Wetter ! Hier gibt es keine Kälte und keinen Winter, selbst in der kühlen Jahreszeit um den Jahreswechsel fallen die Temperaturen nachts vielleicht mal bis in die Nähe von +10 Grad C. um dann aber, sobald die Sonne in der Mittagszeit wieder am wolkenlosen Himmel steht, schnell wieder auf +30 Grad C. zu klettern. Das warme Wetter ist ein Segen vor allem für ältere Leute die Last mit ihren Gelenken haben.
4. Die Menschen ! Die Art der Isaanis, alle Dinge leicht zu nehmen, sich um das Morgen möglichst nicht den Kopf zu zerbrechen, und vor allen anstehenden Probleme möglichst die Augen zuzumachen, mag für den während seines ganzen beruflichen Lebens von Sorgen geplagten Farang etwas Anziehendes haben. Warum eigentlich langfristig planen und sorgen, langfristig sind wir alle tot !
Aber wo viel Licht ist, da ist auch einiger Schatten. Bleiben wir mal bei der obigen Reihenfolge:
1. Die Frau mit der er hier zusammenlebt ist eine Thai, mit allen Charaktereigenschaften, die Thais von Farangs unterscheiden. Das ist hier ohne Wertung gesagt, und was diese Unterschiede in den Charaktereigenschaften ausmachen, darüber ist anderswo – auch hier im Forum - genug geschrieben worden. Ich will mir deshalb ersparen die sich daraus ergebenden Probleme im einzelnen aufzuzählen. Wer mit seiner Thai-Frau schon ein paar Jahre in Deutschland zusammengelebt hat, der wird sich aber wundern, wie schnell die Farang-Tünche bei ihr im täglichen Kontakt mit Familie und Nachbarn verschwindet. Er lebt jetzt im fremden Land, und nicht mehr seine Frau muß sich den Gepflogenheiten und Gegebenheiten des fremden Landes anpassen, sondern der Farang !
2. Der Lebensunterhalt ist hier zwar billiger, es gibt keine Fernsehgebühren, Hundesteuer oder Gemeindesteuer. Auch Kfz-Steuer und Versicherung und auch der Treibstoff sind wesentlich billiger wie bei uns. Dafür hängt aber nun die Familie der Frau nicht wie bisher über 10,000 km entfernt nur an der Telefonstrippe, sondern hier in seinem Haus, und finanzielle Forderungen für den Motorradunfall des Bruders, oder die Beisetzung der Großmutter, die sich aus Deutschland leicht abwehren ließen, sehen anders aus, wenn man in täglichen Kontakt mit der Familie lebt. Und wenn für den Farang ein Krankenhausaufenthalt erforderlich wird, zahlt nicht mehr die deutsche Pflichtversicherung, sondern er muß selber löhnen. Jeglicher soziale Schirm den er bei Notfällen in Deutschland genießt, ist jetzt weggefallen.
3. Das warme Wetter mag ein Segen für den rheumageplagten Farang sein, Wenn sich aber in der heißen Jahreszeit über Monate kein Wölkchen an Himmel zeigt, die Temperaturen mittags um 40 Grad C. und nachts um 30 Grad pendeln, dann können Leute die hitzeempfindlich sind, und evt. noch Herzprobleme haben, echt in Schwierigkeiten kommen. Mit Klimaanlage und Swimmingpool läßt sich das etwas erträglicher gestalten, aber das geht auch ins Geld, sowohl bei den Investitionen, wie auch für den Unterhalt.
4. Die lächelnde und freundliche Art mit der ihm alle Menschen im Dorf entgegenkommen, hat zunächst etwas herzerwärmendes. Mit der Zeit flacht das aber alles ab, und seine Beliebtheit im Dorf hängt davon ab, wie er den Nachbarn entgegenkommt, und nicht zuletzt davon wie freigiebig er sich an den häufig veranstalteten Sammlungen für das Kloster, die Schule, das Dorfkrankenhaus oder die Reparatur der Wasserleitung beteiligt.
Ganz entscheidend ist aber der Frust der sich einstellt, wenn man plötzlich nichts mehr zu tun hat. Arbeit am Haus oder im Garten sind bei den hier herrschenden Temperaturen für den Farang, vor allem in der heißen Jahreszeit, und vor allem für den älteren, von körperlichen Gebrechen geplagten Rentner nur sehr begrenzt möglich. Der Kontakt mit den Nachbarn beschränkt sich wegen der Sprachprobleme auf ein Mindestmaß. In der Nachbarschaft wohnende Farangs gehen einem bald mit ihren ewig gleichen Sprüchen und Anpumpversuchen auf die Nerven, Und so bleibt für viele nur die Flasche als einzige Beschäftigung, was natürlich längerfristig sowohl die Leber wie auch die Ehe kaputt macht.
Bleibt also nur die Beantwortung der oben gestellten Frage: Der Isaan! Farang-Himmel oder –Hölle ? Wenn ich so das Schicksal von ein paar Dutzend Farangs betrachte, die in den Jahren die ich nun schon hier wohne, versucht haben sich auf Dauer hier nieder zu lassen, dann glaube ich daß der Prozentsatz derjenigen die es geschafft haben hier nicht nur ein Haus zu bauen, sondern denen es auch gelungen ist, hier mehr oder weniger fest Fuß zu fassen, unter 50 % liegt. Der Rest hat entweder unter Hinterlassung eines Faranghauses wieder das Weite gesucht, oder vegetiert mehr schlecht als recht hier rum, ertränkt seinen Frust in Alkohol, oder/ und geht dem Hobby nach, das ihn schon ursprünglich mal nach Thailand gebracht hat. Der Unterschied ist nur, daß Butterflying in Pattaya zwar wegen des Riesenangebots, und vor allem wegen der vielen Shorttimebars auch anonym möglich ist. Hier in der Pampas weiß aber die Frau schon daß der Mann fremdgegangen ist, bevor der sich noch den Reißverschluß an der Hose wieder hochgezogen hat. Da sie dabei nicht nur das Geld verliert, das der Mann der Anderen gibt, sondern vor allem auch das Gesicht im Dorf verliert, ist das dann meist der Anfang vom Ende.
Zusammengefaßt also ist das Bild, daß sich für den Einzelnen vom Leben im Isaan bietet individuell ganz verschieden. Ein paar Dinge, die meiner unmaßgeblichen Meinung nach aber für ein zufriedenes Leben im Isaan erforderlich sind, will ich hier abschließend noch mal aufzählen
a. geregelter Geldnachschub aus der Heimat,
b. Erlernen von Grundkenntnissen in der Sprache
c. Ein Hobby das den Tag ausfüllt
d. Vor allem aber eine Mentalität, die in der Lage ist, in langjähriger Berufspraxis in Farangland erworbene Grundsätze fallen zu lassen, und sich die beiden hauptsächlichen Thai-Lebensregeln „ Mai Pen Rai“ und „ Chai Yen, Yen“ anzugewöhnen.
Guenther