„Mein Junge kann Abitur machen, und er wird Abitur machen. Verlassen Sie sich drauf!“16. April 2020 um 10:21 Ein Artikel von: Redaktion
Kein Gymnasium in seiner Heimatstadt nahm ihn auf, „weil man dort befürchtete, ich Kind armer Leute würde den Leistungsanforderungen nicht gerecht werden“. Es sind Einblicke wie diese, die die Arbeit des Journalisten Christian Baron so wertvoll machen. Baron hat mit seinem aktuellen Buch „Ein Mann seiner Klasse“ einen Bestseller verfasst, der unbequem ist. Ungeschönt zeigt Baron unter anderem auf, dass die familiären Hintergründe, wenn es um Bildung, um Aufstieg, um Karriere geht, einen großen Einfluss haben. Den ersten Teil des Gesprächs finden sie unter diesem Link. Im zweiten Teil des Interviews wird deutlich: Glück oder Kontakte, die an einer entscheidenden Stelle weiterhelfen, darauf kommt es beim Bildungsaufstieg an. Von Marcus Klöckner.
Arme brauchen Hilfe, keine Diskriminierung:
https://www.nachdenkseiten.de/?p=47192Ein Mann seiner Klasse :
https://www.buchkomplizen.de/e-Book/Alle-Buecher/Ein-Mann-seiner-Klasse.htmlWer nicht lesen mag, hier der Podcast:
https://www.nachdenkseiten.de/?powerpress_pinw=60244-podcastWie sieht es aus, wenn man aus der „Unterschicht“ stammt und aufsteigen will?
Bei mir fing das schon nach der Grundschule an. Kein Gymnasium in Kaiserslautern nahm mich auf, weil man dort befürchtete, ich Kind armer Leute würde den Leistungsanforderungen nicht gerecht werden. Ich konnte dann auf einer Gesamtschule das Abitur machen. Als es um die Frage nach einem Studium ging, bremsten mich ökonomische Fragen. Mein Onkel schärfte mir damals ein: „Studier was Richtiges, zum Beispiel Jura! Da verdienste Geld und kannst was für den Kleinen Mann tun!“ Ich hatte aber das Glück, in der Schule einen pädagogisch und fachlich exzellenten Sozialkundelehrer zu haben, der mich für Politik und Soziologie begeisterte. Der Preis für ein Studium war aber hoch, das wusste ich damals schon. Für einen Menschen mit meiner sozialen Herkunft heißt das: am Ende mehr als zehntausend Euro Schulden, im Vergleich zu einer Berufsausbildung mehrere Jahre keine Rentenbeiträge zahlen, keinerlei materielle Planungssicherheit haben, sich jahrelang den Kommilitonen unterlegen fühlen.
Wie erklären Sie sich, dass Herkunft und die materiellen Bedingungen beim Zugang zum Gymnasium und zur Universität noch immer eine nicht unwesentliche Rolle spielen? Erkennen politische Entscheidungsträger einfach nicht, wie Armut sich auch auf Bildungswege auswirken kann?
In der Bildungspolitik zeigt sich für mich besonders deutlich, dass Kapitalismus und Demokratie auf Dauer nicht in Einklang zu bringen sind. Viele politische Entscheidungsträger wissen sehr genau Bescheid darüber, wie sich Armut auf Lebenschancen auswirkt. In einer Klassengesellschaft sind die Wohlhabenden aber immer mächtiger als die Armen. Ein Beispiel: Im Jahr 2010 gab es in Hamburg eine Volksabstimmung. Ein breites Bündnis von CDU bis Linkspartei wollte längeres gemeinsames Lernen durchsetzen. Also diese Perversion beenden, dass schon nach der Grundschule feststeht, ob ein Kind später Abitur machen kann oder nicht. In den reichen Stadtteilen schlossen sich die feinen Leute zusammen und gingen brutal gegen diese Idee vor. Sie mobilisierten mit ihrem Geld und ihrem privilegierten Zugang zu Medien und Wirtschaft eine Bewegung dagegen, dass die Bevorzugung ihrer Kinder in Gefahr gerät. Am Ende schien es, als stünde das Abendland vor dem Kollaps, wenn mehr soziale Gerechtigkeit ins Bildungssystem einzöge. Und so gewannen die Reichen diesen Volksentscheid, weil in den armen Stadtteilen zu wenige Menschen sich an der Wahl beteiligten. Das ist ja auch ein Merkmal der Klassengesellschaft: Die Armen werden so klein gehalten, dass sie resignieren und sich nicht einmal mehr an solchen Wahlen beteiligen, die ihre Lebenslage wirklich verbessern können.
Folgend den vollen Bericht und der ist mindestens drei mal so gross von dem was ich hier mal aufgezeigt habe. Falls Leser hier Kinder in D haben, dann ein Lesen ist ein Muss.
https://www.nachdenkseiten.de/?p=60244Darius