Dieser Artikel stand heute in der Bangkok Post:
Wir wurden überrollt, sagt ein Oberst
Ein Kommandeur macht Aussagen zu den Zusammenstößen am 10. AprilEin Armeeoffizier, der während der Konfrontation mit den protestierenden Rothemden am 10. April letzten Jahres Soldaten befehligte, sagt, daß er es bedauere, daß dabei Menschen ums Leben gekommen seien, aber seine Leute wären in der Minderzahl gewesen.
Sie seien von unbekannten Attentätern mit Gewehren und Sprengkörpern angegriffen worden, erklärte Oberst Thammanoon Withee, Kommandeur der 1. Armee-Einheit für Kommando-Einsätze.
Er gab eine Schilderung der Zusammenstöße ab im Rahmen seiner Aussage vor einem Unterausschuß des Komitees zur Wahrheitsfindung zwecks Versöhnung, das derzeit die Gewalttaten untersucht. Es war das erste Mal, daß ein Armeeoffizier öffentlich zu den Zusammenstößen Stellung nahm, bei denen 27 Menschen starben.
Oberst Thammanoon erklärte, seine Truppen hätten ihren Auftrag, durch Vertreiben der Demonstranten die zur Ratchadamnoen Klang Avenue führenden Straßen wieder für den Verkehr zu öffnen, nicht erfüllen können.
„Nur wenige tausend Soldaten befanden sich Tag und Nacht im Einsatz. Ihnen standen zehntausende Demonstranten gegenüber, deren Zahl gegen Abend und in der Nacht zudem rasch zunahm,“ sagte Oberst Thammanoon, damals Stellvertretender Kommandeur beim 12. Infanterie-Regiment in Sa Kaeo.
Andere an dieser Aufräumaktion beteiligte Truppenteile waren 450 Soldaten vom 19. Infanterie-Regiment (Kanchanaburi), 300 Mann vom 2. Artillerie-Regiment, 300 vom 21. Infanterie-Regiment und einige hundert von weiteren Einheiten, wie dem vom Stellvertretenden Stabschef Romklao Tuwatham geführten 2. Infanterie-Regiment.
Oberst Thammanoon sagte aus, daß seine Einheit entlang der Phitsanulok Road in Richtung Nakhon Ratchasima Road bis zur Din So Road vorgerückt sei und gegen 17.00 Uhr die Satriwithaya-Schule erreicht habe.
„Wir waren ganz dicht dran an den Demonstranten, nur durch Pick-Ups von ihnen getrennt. Sie versorgten uns mit Essen und Wasser, da unser Nachschub nicht zu uns durchkam.“
„Wir waren praktisch umzingelt von den Demonstranten und ihnen zahlenmäßig weit unterlegen,“ erklärte Oberst Thammanoon dem von Somchai Homla-or geleiteten Unterausschuß.
Auf die Frage, warum der Einsatz bei Nacht erfolgt sei, erklärte Oberst Thammanoon, daß sein Vorgesetzter ihm zwar um 18.15 Uhr den Befehl zum Anhalten gegeben hätte, er sich aber aus der Gegend nicht mehr habe zurückziehen können.
Die Soldaten der Infanterie-Regimenter 12, 19 und 21 wären mehreren zehntausend Demonstranten gegenüber gestanden und von diesen bedrängt worden, sagte er.
Auf die Frage, ob irgendwelche Soldaten in den umliegenden Gebäuden stationiert gewesen seien, sagte er, daß man ohnehin zu wenige Soldaten vor Ort gehabt habe und daher nicht noch welche habe abkommandieren können, um diese Gebäude zu sichern.
„Die Männer, die auf uns geschossen haben, waren nicht unsere eigenen Leute. Es wurde ja sogar auf die Soldaten in den Hubschraubern geschossen.“
Oberst Thammanoon wurde von der ersten der beiden Bombenexplosionen verletzt, die sich an der Din So Road ereigneten, als die Kommandeure sich gerade mit ihrem unmittelbaren Vorgesetzten, Generalmajor Walit Rajanapakdi, berieten.
Die zweite Explosion folgte kurz darauf, tötete Oberst Romklao und verletzte Generalmajor Walit und die anderen anwesenden Kommandeure schwer.
Er sagte, die Explosionen wären nicht von Handgranaten oder M-79 verursacht worden, sonst wären dadurch noch mehr Soldaten und Zivilisten getötet worden. Er war davon überzeugt, daß es sich dabei um selbst gebastelte Sprengkörper gehandelt habe, da man am Tatort ein Dutzend Nägel gefunden hätte, die von den Explosionen freigesetzt worden seien.
Er sagte, er habe den Bangkoker Oppositions-Abgeordneten Vicharn Meenchainan, der bei den Demonstranten war, gebeten, die Führer der Rothemden aufzufordern, die Rangeleien einstellen zu lassen, da so viele Soldaten verletzt seien.
„Anwohner halfen dem verletzten Generalmajor Walit mit Zivilkleidung aus, damit er sich aus der Gegend davonstehlen konnte,“ sagte er.
„Auch einige demonstrierende Rothemden halfen mit, daß die Prügeleien aufhörten und die Soldaten fliehen konnten.“
Auch für die Rettungskräfte sei es schwierig gewesen, ihre Arbeit zu tun, erklärte der Leiter der Katastrophenschutzzentrale am Nationalen Institut für Notfallmedizin, Songsak Poomsaidon.
„Wir erwarteten eigentlich, als neutrale Partei behandelt zu werden, aber die Soldaten verdächtigten uns, die Demonstranten mit Waffen zu versorgen und die Demonstranten dachten, wir würden die Truppen mit Verpflegung beliefern,“ erklärte Herr Songsak bei der Anhörung.
Die Ermittlungen des Ausschusses gehen weiter.
Quelle:
http://www.bangkokpost.com/news/local/222004/we-were-overwhelmed-says-colonel