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Autor Thema: Niedergang des Journalismus - Qualitätsjournalismus verliert zunehmend  (Gelesen 60046 mal)

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Suksabai

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Re: Niedergang des Journalismus - Qualitätsjournalismus verliert zunehmend
« Antwort #45 am: 16. Oktober 2018, 18:47:53 »


Ein recht unterhaltsames Video über den (noch) zwangsfinanzierten Volksverblöder Nr. 1 in Österreich, den Propagandasender ORF:



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jorges

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Re: Niedergang des Journalismus - Qualitätsjournalismus verliert zunehmend
« Antwort #46 am: 26. Oktober 2018, 22:27:56 »

Vernuenftige Fragen und Anregungen, die eine hoffnungslos (durch massive Mithilfe des Journalismus) umerzogene Gesellschaft ueberhaupt nicht mehr zu interessieren scheinen.

 :}

https://youtu.be/Se6SfW38oEs?fbclid=IwAR2aE--9HiYv3ScRthDW_eg7E-7gMPcqEmwKzmQwwQa9XmRS3ySgk901iCw

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jorges

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Re: Niedergang des Journalismus - Qualitätsjournalismus verliert zunehmend
« Antwort #47 am: 23. Dezember 2018, 20:03:42 »

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jorges

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Re: Niedergang des Journalismus - Qualitätsjournalismus verliert zunehmend
« Antwort #48 am: 23. Dezember 2018, 21:21:26 »

"Für Claas Relotius aber wird um Verständnis geworben. Für einen Betrüger.

Hier zeigt sich der Fehler in der Herangehensweise der Chefredaktion. In einer nüchternen Meldung hätte man sich um küchenpsychologische Erklärversuche herumdrücken können. Man hätte den jungen Reporter auch nicht derart in den Mittelpunkt rücken können, was sein Leben tatsächlich maßgeblich verändern wird. Vielleicht ist dies auch ein verzweifelter Rettungsversuch, weil Relotius so ein netter Kerl ist – der Leser soll Verständnis für einen Kranken entwickeln."   >:

https://www.indiskretionehrensache.de/2018/12/relotius-spiegel/?fbclid=IwAR1JzOEZqnzj-GnI8Bt0yoEquaOPz-_RUGJA70e4gYr3HsvvurePgDurASk
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Pinkas

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Re: Niedergang des Journalismus - Qualitätsjournalismus verliert zunehmend
« Antwort #49 am: 24. Dezember 2018, 06:56:30 »

Dazu ein sehr lesenswerter Beitrag.

Auf 13 eng beschriebenen Seiten hat der Spiegel-Redakteur Ullrich Fichtner einen „Betrugsfall im eigenen Haus“ offengelegt. Im Detail beschreibt der Autor die Fälschungen des Claas Relotius einschließlich der sich häufenden Ehrungen für den jungen Spiegel-Redakteur. Diese Geschichte ist einschließlich der öffentlichen Entschuldigung so clever erzählt, dass der Spiegel als Ganzes super sauber dasteht. Deshalb muss angemerkt werden: Mit der meisterhaft formulierten Offenlegung der Fälschungen des Claas Relotius werden zugleich all die ähnlichen Fälle des Versagens des „Spiegel“ verdeckt, obwohl die anderen Fälle von Manipulation um vieles gravierendere Folgen haben als die Fälschungen des gerade ertappten Redakteurs.

hier weiter lesen



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“Zwang ist der Bruder der Gewalt”

jorges

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Re: Niedergang des Journalismus - Qualitätsjournalismus verliert zunehmend
« Antwort #50 am: 26. Dezember 2018, 21:11:50 »

Ein weiterer lesenswerter Beitrag, und man moege sich mal realisieren, dass das nur die Spitze vom Kackhaufen ist.

"Der größte Medien-Skandal seit den Hitler-Tagebüchern wird im deutschen Sprachraum auf kleiner Flamme gekocht. Natürlich berichten die Medien darüber, der Spiegel versucht, die Tatsachen zu dokumentieren, bringt sogar eine Titelgeschichte in eigener Sache und auch die Stellungnahmen des Reporters, die sich lesen wie der dumme Witz, in dem ein junger Mann, der seine Eltern ermordet hat, um Mitleid bittet, weil er Vollwaise sei."

https://www.schlaglichter.at/quaken-statt-schreiben/?fbclid=IwAR2AnZnk36i7yMOPxYSaNxJ0LoMZGm0ItTMgqeNqUSlFjY6YWpgByjktbSs
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schiene

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jorges

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Re: Niedergang des Journalismus - Qualitätsjournalismus verliert zunehmend
« Antwort #52 am: 12. Februar 2019, 07:59:24 »

Wieso sich unsere Journalisten als Oberlehrer auffuehren.





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luklak

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Re: Niedergang des Journalismus - Qualitätsjournalismus verliert zunehmend
« Antwort #53 am: 12. Februar 2019, 08:19:36 »

Vorgestern :
Journalisten berichteten 1:1 was geschehen ist und manchmal "kommentieren"
sie dies, aber abgetrennt von der Meldung.   {*

Gestern :
Journalisten sind "Meinungs-Macher und "erfinden" Geschichten.    --C

Heute :
Journalisten sagen den Politiker hinterher was diese vorher haetten tun muessen.   :]

Morgen :
Es braucht keine Journalisten mehr - die ROBOTER uebernehmen.    [-]

Uebermorgen :
GOOGLE und FS uebernehmen nun ganz.    :D

Gute Nacht !

Heute in meinen internen Infos gelesen :

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Dienstag, 12. Februar 2019

Roboter «Lena» schrieb wieder über Abstimmungsresultate

Abstimmungen sind eine Datenschleuder. Bei Keystone-SDA hat beim
Urnengang vom Sonntag der Schreibroboter Lena in die Tasten
gegriffen.

2 200 Meldungen hat der Roboter
am Sonntagnachmittag ausgespuckt.


Diese Ministorys aus den Gemeinden der Deutschschweiz und der
Romandie beschreiben wie bei den Abstimmungen im November 2018
das Resultat zur einzigen nationalen Vorlage, der
Zersiedelungsinitiative, und ordneten dieses ein, «sofern es
Auffälligkeiten gab», wie die Nachrichtenagentur dazu erklärte.

Zum Teil zeigten die Meldungen neu auch kantonale
Abstimmungsresultate und wie sich die Stimmberechtigten der
Gemeinde dazu gestellt haben.

Gefüttert wird der Roboter mit den Abstimmungsdaten des
Bundesamtes für Statistik. Die Software analysiert die Zahlen und
versprachlicht sie in Form kurzer Meldungen. Die Textvorlagen
haben Journalisten geliefert.

«Lena» sei eine «Eigenentwicklung», heisst es bei der Keystone-
SDA weiter. Überblicksmeldungen zu jeder einzelnen Gemeinde
anzubieten, sei bis vor Kurzem noch undenkbar gewesen.

Auch zur Temposteigerung diene «Lena»:
Der Schreibroboter könne «unseren Leuten helfen, noch schneller zu sein».

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Quelle : K L E I N   R E P O R T  (CH)


Die SDA war einst die stolze : Schweizer Depeschen Agentur.

Das war mal, in den letzten Jahren, kleingesparrt, kastriert, verkauft, uebernommen usw.

Jetzt nicht mehr Schweiz :  Keystone-SDA


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Helli

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Re: Niedergang des Journalismus - Qualitätsjournalismus verliert zunehmend
« Antwort #54 am: 12. Februar 2019, 17:25:10 »

Wieso sich unsere Journalisten als Oberlehrer auffuehren.




Super, die Stunde hat sich gelohnt!
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Ein Moselaner regt sich nicht über Dinge auf, die er nicht ändern kann.

Bruno99

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Ein, meines Erachtens, lesenswerter Artikel aus der Feder einer Journalistin, die bisher Beitraege eher als linkslastig eingestuft habe.

Die Intoleranz der Linken

Zitat
Wissenschaft funktioniert besser in politisch diversen Teams. Doch an den Universitäten entwickeln sich politische Monokulturen.

https://www.tagesanzeiger.ch/leben/gesellschaft/die-intoleranz-der-linken/story/31719149

Zitat
Überall im Westen polarisieren sich die politischen Lager und grenzen sich immer aggressiver voneinander ab.
Der politische Gegner hat nicht einfach eine andere Meinung, er ist böse und muss mit allen Mitteln bekämpft werden.
Die sozialen Medien fördern die Bildung ideologisch homogener Gruppen, die sich in ihren eigenen Ansichten bestätigen – und den Gegner systematisch abwerten.
Denn wer den Gegner dämonisiert, etwa indem er Unterschiede zwischen Bürgerlichen, Konservativen und Neonazis bewusst verwischt, beweist damit vor allem die eigene richtige Gesinnung und dass er auf der richtigen Seite steht.
Es geht also nicht mehr darum, Sachverhalte zu erörtern, sondern unter allen Umständen recht zu haben.
...
Ein beliebtes Argument der Linken geht so: Unter dem Credo der Meinungsfreiheit darf man selbstverständlich auch unpopuläre Meinungen artikulieren.
Aber man muss Widerstand in Kauf nehmen.
Das ist grundsätzlich richtig.
Falsch ist aber, wenn der Widerstand nicht argumentativ daherkommt, sondern gewalttätig.
Wenn unliebsame Redner niedergeschrien und angegriffen werden wie bei den Berkeley-Protesten 2017, Professoren mit inkorrekten Ansichten gemobbt und aufgrund öffentlichen Drucks schliesslich entlassen werden, schadet das letztlich der Universität.

Mir scheint, die "Taktik" des Niederschreiens hat auch Einzug in Parlamente (und Fore) gehalten, besonders seit sog. "Rechtsextreme" Parteien (ohne beschrieben Differenzierung zwischen Bürgerlichen, Konservativen und Neonazis) ihren Einzug feiern konnten.
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Wer Politik und Moral auseinander halten will,
versteht von beidem nichts.
Jean-Jacques Rousseau

Gregor

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Wikipedia warnt vor Einführung des Artikels 13 und streikt heute...

https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Hauptseite
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"In Zeiten der universellen Täuschung ist das Aussprechen der Wahrheit ein revolutionärer Akt!" (George Orwell)

jorges

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Stelle mal wegen des Unterstuetz-Balken den kompletten Artikel ein. Ist das ueberhaupt noch erlaubt, oder sollte ich besser einen Teil weglassen?

"Journalisten: Alarmismus ist der Normalfall
Von Laszlo Trankovits
Di, 26. März 2019

Der Skandal um „Spiegel“-Märchenonkel Claas Relotius erschüttert das gesamte Gewerbe. Autor Laszlo Trankovits – mehr als 37 Jahre Korrespondent und Büroleiter der Deutschen Presse-Agentur (dpa) – schildert, wie Haltung an die Stelle handwerklicher Standards getreten ist.

Der Skandal um den „Spiegel“-Reporter Claas Relotius hat erfreulicherweise eine längst überfällige, sachliche Diskussion über die aktuelle Qualität des deutschen Journalismus angestoßen.

War es bislang relativ einfach, sich gegen maßlose Anwürfe wie „Lügenpresse“ oder „Mainstream-Medien“ zu wehren, erweist sich der Fall inzwischen als die Spitze des Eisbergs Medienkrise. Wobei es hier nicht um die (weltweite) strukturelle Krise der Branche geht, sondern um gravierende professionelle und inhaltliche Probleme.

Zwar ist eine „Beißhemmung der deutschen Medien“ (Mathias Döpfner) gegen das Hamburger Leitmedium trotz des ungeheuren Skandals erkennbar. Viel mehr als die Pflichtberichterstattung gibt es nicht. Dennoch wird in mehreren nüchternen Beiträgen zu Recht maßgeblich das redaktionelle Umfeld für das ungehemmte Wirken des Scharlatans mitverantwortlich gemacht. Es geht eben nicht nur um einen dramatischen Einzelfall.

Was für das selbst ernannte „Sturmgeschütz der Demokratie“ gilt, ist leider auch für die meisten anderen Medien in Deutschland von höchster Relevanz. Das mag auch ein Grund dafür sein, warum der Skandal eher ein Randthema ist. Denn von der Krankheit eines neuen Gesinnungsjournalismus ist fast die ganze Branche befallen – mit nachhaltigen Gefahren für Demokratie und Gesellschaft.

Dabei machen manche Journalisten gar keinen Hehl aus ihrer bewussten Ablehnung journalistischer Standards und ihres Plädoyers für einen „werte-orientierten“ Journalismus. Der Chef der WDR-Sendung „Monitor“, Georg Restle, sprach von „Neutralitätswahn“ und forderte, endlich damit aufzuhören, „nur abbilden zu wollen … was ist“.

Sehr populär in manchen Redaktionen sind Experimente mit dem (aus Dänemark stammenden) „konstruktiven Journalismus“, der sich gegen einen „übertriebenen Negativismus“ im Journalismus wendet und mehr „positive Berichte“ und „Lösungsansätze“ für die Probleme in der Welt propagiert.
Agenturen tragen zur Misere bei

Der Virus der Moralisierung hat selbst die Basis jeder journalistischen Arbeit infiziert: Auch die nachrichtliche Berichterstattung leidet unter den neuen, unausgesprochenen Geboten des Haltungsjournalismus. Sogar das Rückgrat der deutschen Medien bei der nachrichtlichen Berichterstattung aus aller Welt, die Nachrichtenagenturen, tragen mit der ständigen Verletzung traditioneller journalistischer Standards zur allgemeinen Misere bei.

Was die Öffentlichkeit kaum wahrnimmt, ist der traditionell enorme Einfluss der Nachrichtenagenturen auf die Berichterstattung in Zeitungen, Radio und Fernsehen. Auch die Agenturen müssen sich heute den Vorwurf gefallen lassen, immer wieder tendenziös zu berichten. Auf Feldern wie der Klimadebatte und anderen grünen Themen, bei der USA-, EU- und Israel-Berichterstattung sowie der Migrations-/Flüchtlingsfrage ist es besonders augenfällig.

Das zu schreiben fällt einem Journalisten wie mir, der fast 38 Jahre als Korrespondent und Büroleiter für die Deutsche Presse-Agentur (dpa) im In- und Ausland gearbeitet und noch immer eine hohe Meinung über das professionelle Niveau bei dpa, AP oder Reuters hat, ganz besonders schwer. Es ist für mich persönlich nur ein schwacher Trost, dass viele Nachrichten- und Politikredaktionen, insbesondere der öffentlich-rechtlichen Anstalten, die Verletzung journalistischer Standards längst schon auf die Spitze treiben.

Relotius hat Fakten und Geschichten frei erfunden. Das ist sicher völlig untypisch für den Arbeitsethos deutscher Journalisten. Viele von ihnen müssen sich dennoch den Vorwurf gefallen lassen, die wirklichen Ideale journalistischer Arbeit ständig zu verletzen. Weil sie beispielsweise systematisch Fakten und Aspekte, die ihnen nicht genehm sind, ignorieren. Das hat dann mit sauberem Journalismus nicht viel zu tun.
Die traditionellen Standards des Nachrichtenhandwerks sind gegenüber den neuen, mehr oder minder ausgesprochenen Regeln in den Hintergrund getreten, die überkommenen Vorgaben für eine saubere Berichterstattung werden meist nur formal eingehalten, nicht mehr in der Substanz. Stattdessen dominieren neue Regeln und Prioritäten, die, obwohl höchst fragwürdig, meistens nicht einmal verborgen werden.

Ereignisse und Konflikte in einer globalisierten, zunehmend komplexen und beschleunigten Welt verständlich zu machen ist seit den 90er-Jahren immer wichtiger geworden. Allerdings ging mit dem redaktionell eingeforderten „Einordnen“ und „Gewichten“ die schleichende Auflösung des Ideals der Trennung von Nachricht und Kommentar einher.

Als wäre das schon nicht gefährlich genug, trägt die Realität in den deutschen Redaktionen zu einer weiteren Verschärfung bei. Bei der thematisch und inhaltlich eingeforderten „Gewichtung“ spiegeln sich die bekannten politischen Präferenzen der Mehrheit der deutschen Redakteure wieder. Kaum jemand wird am Ergebnis einschlägiger Untersuchungen zweifeln, denen zufolge die meisten Journalisten in Deutschland – sehr generalisierend formuliert – eine klar grün-linke Präferenz haben.

Unter dem Deckmantel von „Einordnen“ und „Gewichten“ werden Nachrichten tendenziös und gegenüber den Protagonisten parteiisch und unfair. Beispiele gibt es unzählige: Migrationspakt, Klimadebatte, Migrations-/Asylpolitik, Israel, Trump, um nur einige zu erwähnen.

Nach links wird gern auch einmal verharmlost („Aktivisten“ statt „Linksradikale“). Antidemokratische oder antisemitische Parolen bei linken Demonstrationen finden kaum Erwähnung. Geht es um „Rechte“, werden dagegen gezielt angreifbare Parolen zitiert. Ohnehin scheint schon die Zuschreibung „rechts“ einen erkennbar diskreditierenden Unterton zu haben und signalisiert undemokratische, inakzeptable Positionen.

Es gibt zwar viele Parteien, Politiker und Regierungen, die in den Nachrichten – sicher meist berechtigt – den Stempel rechtsradikal oder rechtspopulistisch aufgedrückt bekommen. Allerdings wird der Begriff linksradikal oder linkspopulistisch nur sehr selten angewandt. Meldungen über den brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro enthalten meist die Kennzeichnung „rechtsradikal“, bei den Regierungen und Politikern Kubas oder Venezuelas gibt es fast nie einen Verweis auf ihre linke Radikalität.

Begriffe wie „umstritten“ oder „populistisch“ werden überwiegend im Zusammenhang mit konservativen und rechten Politikern oder Positionen verwendet – als ob linke oder grüne Positionen nicht umstritten oder zuweilen populistisch wären. Schon das Wort „umstritten“ ist in der Regel eine Verletzung des journalistischen Standards, der vorschreibt, höchstmögliche Objektivität anzustreben.
Haltung demonstrieren

Würden sich Nachrichtenredakteure bei der Arbeit strengen Standards unterordnen, wäre die Dominanz linker und grüner Sympathien in den deutschen Redaktionen zumindest ausreichend eingehegt. Leider entspricht das nicht den Erfahrungen, die ich und viele meiner Kollegen seit vielen Jahren machen. Sowohl der Nachrichtenausstoß der Nachrichtenagenturen als auch die Nachrichtensendungen von ARD und ZDF sind in mehrfacher Hinsicht parteiisch geprägt, deutlich getragen von dem Wunsch, Haltung zu demonstrieren.

Die Parteilichkeit spiegelt sich in der Themenauswahl, den Quellen, den zitierten Personen und den erläuterten Positionen. Es gibt eigentlich überall, grob verallgemeinernd gesagt, ein deutliches Ungleichgewicht zwischen der Zahl der Nachrichten mit einer links/ grünen Tendenz gegenüber Meldungen, die eher neutral oder konservativ/rechts sind. Bei den aktuell strittigen Topthemen dominieren EU-freundliche, Trump-feindliche, Israel-kritische, Grünen-freundliche oder oft unter- schwellig antikapitalistische und pro-sozialdemokratische Positionen gegenüber neutralen oder konservativen.

Auch die Parteilichkeit bekommt eine zusätzliche Verschärfung durch mehr oder minder offene Unfairness. Der journalistische Grundsatz, beide Seiten zu Wort kommen zu lassen, wird zuweilen ganz ignoriert. Noch viel häufiger aber präsentiert die Redaktion die ihr sympathische Position mit den besten Argumenten, die Gegenseite kommt mit unsachlichen, emotionalen oder skandalisierungsfähigen Aspekten zu Wort.

Ein besonders krasser Fall war die Debatte um den Migrationspakt, bei der in deutschen Medien suggeriert wurde, dass ihn quasi nur Rechte und Rechtsradikale ablehnten. Dass ausgerechnet Einwanderungsländer wie die USA, Australien und Israel neben einer Reihe anderer Staaten den Pakt ablehnten und – wie Österreich – sehr sachlich die Gründe erläuterten, wurde so gut wie ausgeblendet. Auch Reden der AfD im Bundestag (die zuweilen erstaunlich sachlich sind) finden vor allem mit zugespitzten, emotionalen und polemischen Zitaten Eingang in die Berichterstattung.
Auslandsberichte mit Berliner Brille

Die richtige Einsicht, dass die Berichterstattung aus dem Ausland gezielt Themen aufgreift, die auch für Deutschland interessant oder wichtig sind, ist längst zu einer Berichterstattung mit klar nationaler Brille entgleist – wobei national hier die Sichtweise des offiziellen Berlin meint.

Mit größter Intensität und klarer Positionierung werden innenpolitische Konflikte in Washington oder den Visegrád-Staaten aufgegriffen. Dagegen gibt es wenig Aufmerksamkeit für Entwicklungen in den skandinavischen Staaten und den Niederlanden, aber auch in Frankreich und Italien – insbesondere was die Flüchtlings-/Migrationsfrage und die Klimapolitik angeht.

Sonst würde zum Beispiel deutlich, dass Deutschland in Europa politisch in den obigen Fragen recht allein dasteht. Über Staaten wie Polen oder Ungarn wird vor allem berichtet, wenn es um autoritäre Entwicklungen dort geht – was zwar korrekt ist, aber dennoch einseitig und tendenziös wird, wenn andere Themen wie Erfolge in der Wirtschaft oder der wachsende Rückhalt der jeweiligen Regierungen bei der Bevölkerung (vor allem in der Migrations-/Flüchtlingsfrage) weitgehend ausgeblendet werden.

Der Aufbau einer Nachricht ist seit Menschengedenken klar: Abgesehen von den sechs „W“ (wer, was, wo, wann, wie, warum) sowie dem eher neuen „Woher“ (Quelle) gilt, dass Überschrift und erster Satz in der Meldung die wichtigste(n) Information(en) transportieren sollen. Seit der Digitalisierung wurde dieses Prinzip klammheimlich verwässert beziehungsweise abgeschafft.

Um vor allem im Internet den User zum Anklicken eines Links zu bewegen („clickbait“), werden in Überschriften und vor allem in den modernen „Teasern“ (Vorschaltsätze zwischen Überschrift und Meldung) Fragen gestellt oder es wird unklar formuliert: „Aber was will die Partei wirklich?“ oder „Alle sind überrascht, wer der Täter wirklich ist“ oder „Niemand hätte mit diesem Ausgang gerechnet“ oder „Daraus ergibt sich eine unerwartete Rangfolge“. Nachrichten im Netz – durchaus aber auch in den Print-Fassungen – sollen nicht mehr wie früher informieren, son- dern vor allem zum Weiterlesen verführen. Cliffhanger statt Information.

Entscheidend bei der Nachrichtenauswahl sind gemäß journalistischem Handwerk die Aspekte Relevanz und öffentliches Interesse – daraus ergibt sich der Nachrichtenwert. In der redaktionellen Praxis mischten sich dabei schon immer objektive und subjektive Faktoren. Die Nachrichtenauswahl spiegelt gesellschaftliche und politische Prioritäten, verlegerische und redaktionelle Sichtweisen wider.

Neu aber ist eine wachsende Zahl von allgemein verbindlichen und strengen Regelungen, über was wie berichtet wird. Verallgemeinernd kann man sagen, dass politische Erwägungen inzwischen eine enorme Rolle spielen – bis hin zur Sprachregelung („political correctness“).

Strenge Vorgaben des Pressekodex, erstellt vom Presserat, einem Selbstkontrollorgan der deutschen Verlage zur Wahrung ethischer Standards in den Medien, haben zur fatalen Situation geführt, dass die Bürger in Deutschland heute, wie in undemokratischen und totalitären Systemen üblich, zwischen den Zeilen zu lesen gelernt haben.

Vor allem das Ausblenden der Nationalität von Verdächtigen oder Tätern, wenn es angeblich keinen „begründbaren Sachbezug“ zum beschriebenen Vorgang hat, empört viele Bürger. Geht es um Clan-Auseinandersetzungen, Gruppenvergewaltigungen oder Familiendramen, fehlt oft der Verweis auf die Herkunft. Wenn dann von „Jugendlicher“, „Mann“ oder „Familie“ die Rede ist, handelt es sich meistens um Personen mit Migrationshintergrund – denn bei Deutschen heben viele Redaktionen das gezielt heraus.

Hintergrund dieser Selbstzensur ist die toxische Fragestellung: „Wem nützt das?“, respektive „Welche Vorurteile könnten hier bestätigt, welche Emotionen angeheizt werden?“ Diese Frage hat bei den Entscheidungen, worüber, in welcher Ausführlichkeit und mit welchen Aspekten berichtet werden soll, eine immer größere Bedeutung gewonnen. Der Ansatz mag gut gemeint sein, er ist aber für die Glaubwürdigkeit der Medien sehr gefährlich.
Medienkrise auch inhaltlich

Hier bedarf es eines kleinen Exkurses in die jüngste Mediengeschichte: Vor der kulturellen Rebellion von 1968 wurde – in den damals oft sehr konservativen, wenn nicht sogar reaktionären Redaktionen – meist alles abgelehnt, was keine offizielle oder „seriöse“ Quelle hatte. Es gab in den Medien überwiegend gemäßigt-konservative, aber auch linke, rechte oder liberale Positionierungen. Doch früher waren Medien ein „closed shop“, die Redakteure waren privilegierte Gatekeeper des Zugangs zur Öffentlichkeit.

Damit waren viele sogenannte Nichtregierungsorganisationen, die NGOs, neue soziale Bewegungen und politische Randgruppen so gut wie ausgeschlossen. Ab den 1970er-Jahren eroberten zunehmend sendungsbewusste Journalisten die Redaktionen, die „aufklären“ und „entlarven“ wollten – durchaus oft mit großem Erfolg, zum Beispiel als Unterstützung der Gesellschaftsreformen in der Brandt-Ära oder der Aufdeckung von Skandalen.

Es gab mindestens bis zum Anfang des 21. Jahrhunderts Medien verschiedener politischer Couleur mit teilweise gravierend unterschiedlichen Sichtweisen. Dann aber veränderten Digitalisierung, Globalisierung, Vernetzung und Beschleunigung sowie der damit einhergehende Strukturwandel die traditionellen Medien und damit auch die Situation in den Redaktionen.

Enormer Konkurrenz- und Innovationsdruck führte zu einer deutlichen Intensivierung von Boulevardisierung, Personalisierung, Visualisierung, Emotionalisierung und Skandalisierung. Die Berichterstattung über die Ereignisse lokal und in der Welt orientieren sich immer stärker an Auflage, Clicks und Quote.

Das hatte viele Konsequenzen, die oben genannten Trends entwickelten eine enorme Wucht, die auch in der nachrichtlichen Berichterstattung vor allem wegführten von den hohen Werten der Nüchternheit, Distanz, Fairness, Augenmaß, Differenziertheit und Ausgewogenheit.

Besonders fatal wirkte sich in dem immer schärfer werdenden Kampf um Aufmerksamkeit der Wunsch nach Aufsehen erregenden Berichten aus. Skandalisierung und Alarmismus wurden zum Normalfall. Dabei haben an der häufigen Hysterie alle Akteure eine Mitschuld.

Politiker, Wissenschaftler und Interessenvertreter suchen mit möglichst spektakulären Äußerungen nach Beachtung. Redaktionen blicken gebannt auf die messbare Resonanz ihrer Arbeit. Die Bürger wiederum goutieren das Spannende, Spektakuläre oder Skandalöse, das leicht und unterhaltsam zu Konsumierende. Vor allem aber scheint es auch den starken Wunsch zu geben, Gut und Böse gleich zu erkennen, zur moralisch einwandfreien Parteilichkeit eingeladen zu werden.

Die Folgen dieser Praxis in den Nachrichtenredaktionen sind gravierend. Nicht nur widmen sich Nachrichtenredaktionen immer stärker Boulevardthemen um Sex, Tiere, Kinder, Kriminalität und Showbusiness. Geraten Politiker oder andere Prominente in die Schlagzeilen, gelten immer weniger Augenmaß, Unschuldsvermutung und Respekt, sondern vielmehr die Sucht nach Schlagzeilen, Emotionen und schmutziger Wäsche.

Kaum noch eine Redaktion verweigert sich den Themen und den Skandalisierungen, für die früher nur die angeblichen Schmuddelblätter wie die „Bild“-Zeitung heftig kritisiert wurden. Heute unterscheiden sich bei Themenauswahl und Darstellung sogenannte seriöse Zeitungen nur noch unwesentlich von Boulevardblättern, öffentlich-rechtliche Sender kaum noch von den geschmähten Privatstationen.
Alarmismus und Vorverurteilung

Hier kann nur auf einige Aspekte dieser gefährlichen Entwicklung verwiesen werden. So dominieren mittlerweile in der Wissenschaftsberichterstattung alarmistische, industriefeindliche Meldungen. Die Auswahl der Themen und der Quellen produziert fast auf allen Gebieten – wie Klima, Luft, Ernährung oder Medizin – eine höchst einseitige Sicht. Inzwischen geht das so weit, dass Journalisten mehr oder minder offen auch als Aktivisten von ökologischen oder grünen Bewegungen auftreten. Es ist unbegreiflich, dass se­riöse Medienhäuser solche Mitarbeiter akzeptieren.

Ein anderes Beispiel: Die Unschulds­vermutung wird nur selektiv ange­wandt. Bei Migranten oder islamischen Gewalttätern wird oft mit größter Zu­rückhaltung berichtet. Das führt sogar so weit, dass in Frankreich landesweit mit Steckbrief gesuchte Terroristen in deutschen Medien anonymisiert ge­nannt werden.

Völlig anders ist es bei der Bericht­erstattung im Zusammenhang mit an­geblichen sexuellen Übergriffen und der Bewegung #Metoo: Ob Rainer Brü­derle oder Dieter Wedel, es genügen an­onyme, nicht belegte Anschuldigungen für eine ausufernde, den Ruf zerstören­de Berichterstattung. Das gilt auch für Missbrauchsvorwürfe gegen die katho­lische Kirche. Gerade weil es da eine schreckliche Tradition des Missbrauchs gibt, hätte der einzelne Beschuldigte das Grundrecht der vorläufigen Un­schuldsvermutung, das aber in den Me­dien oft völlig ignoriert wird. Gar nicht zu sprechen von den unsäglichen, por­nografischen Geschichten über Donald Trump, die völlig unbewiesen sind, es aber dennoch bis in alle Ausführlich­keit in seriöse deutsche Medien schaff­ten – wie in den USA natürlich auch.

Die Skandalisierung von Belanglosigkeiten wurde besonders krass am Fall des früheren Bundespräsidenten Christian Wulff deutlich. Sein privates Geschäftsgebaren mag zuweilen be­fremdlich gewesen sein, aber keine sei­ner Handlungen war unmoralisch oder ungesetzlich. Ob der ehemalige Verfassungsschutzpräsident Hans­Georg Maaßen sich tatsächlich skandalös verhalten hat, könnte man, distanziert betrachtet, ebenfalls bestreiten. Sicher aber ist, dass seine Sicht und seine Begründung für sein Verhalten nur mar­ginal in die deutsche Berichterstattung einflossen.

Die Skandalisierung des Alltags schreitet voran. „In Zukunft werden vor allem Missstände skandalisiert werden, die im Widerspruch zu nichtmateriel­len Werten stehen“, meint der emeri­tierte Kommunikationswissenschaftler Hans Mathias Kepplinger. Also kämpft man im Interesse hehrer Ideale gegen neue Bahnhöfe, Flughäfen, Trassen oder Straßen ebenso wie gegen die mo­derne Landwirtschaft oder „ungesun­de“ Lebensmittel und für „Diversity“, für Windräder und Eisbären.

Kritikern der Marktwirtschaft und des Kapitalismus wird breiter Raum eingeräumt, in Meldungen und Berich­ten wird fast durchweg anklagend über Marktmechanismen, Gewinnstreben oder Profitsucht, Arbeitsplatzvernich­tung berichtet. Das wäre nicht zu be­mängeln, würden gleichzeitig Gegen­argumente nicht nur erwähnt, sondern auch erläutert. Das Grundrauschen in den meisten deutschen Medien ist zu­ tiefst antikapitalistisch.
Verantwortung der Ausbilder

Wir sollten Relotius dankbar sein. Eine Debatte über die Standards des Journa­lismus in Deutschland war längst über­fällig. Sie hat nun einen spektakulären Aufhänger. Inzwischen verbreitet sich die Einsicht, dass die Medien nicht nur ökonomisch, sondern auch journalis­tisch tief in einer Krise stecken.

Selbst wenn Medien versuchen, mehr Vielfalt in der Berichterstattung an­zustreben, begeben sie sich auf einen absurden Holzweg. Verstärkt werden beispielsweise Journalisten mit Migra­tionshintergrund gesucht (zu denen ich übrigens ja auch gehöre!). Die Ideo­logie des „Bunten“, „Vielfältigen“ und „Weltoffenen“ soll mit der Einstellung von Redakteuren ohne deutsche Wur­zeln vorangetrieben werden. Das Quo­tendenken hat ohnehin schon dazu geführt, dass in vielen Redaktionen nicht nach Leistung, sondern nach Ge­schlecht eingestellt und befördert wird.

Nun wird der Quoten­ und Emanzi­pationsgedanke weitergetrieben. Wann kommt die Frage, ob es auch bezüglich Religion, regionaler Herkunft oder se­xuellen Neigungen ausreichend Reprä­sentanten in den Redaktionen gibt? Das wäre nur konsequent, bemüht man sich doch gar nicht mehr, jedem Jour­nalisten das journalistische Ideal von Unabhängigkeit und Objektivität ein­zuimpfen, sondern geht einfach davon aus, dass die Fixiertheit auf Identität irgendwie eine Meinungs­- und Sicht­vielfalt herstellt.

Auch der Gedanke, dass es in einer gut funktionierenden, lebendigen Re­daktion mit hohem Anspruch nicht eine überwältigende Mehrheit für ir­gendeine politische Richtung geben sollte, scheint in den Chefetagen der Medien unbekannt zu sein.

Erhebliche Verantwortung für die­se Entwicklung in den deutschen Re­daktionen tragen auch Journalisten­schulen und Publizistikfakultäten der Universitäten. Als ich 2016 auch an der Mainzer Universität einen Vortrag über modernen Nachrichtenjournalismus halten durfte, brach eine Studentin bei der Schilderung ihrer journalistischen Arbeit über Flüchtlinge in Tränen aus. Naiverweise hatte ich die Verwandt­schaft von Wissenschaft und Journalis­mus betont, für die es immer in erster Linie um Daten und Fakten, um küh­le Distanz und akribische Arbeit, um höchstmögliche Objektivität und das Streben nach Wahrheit und Wahrhafti­gem geht.

Damit aber hatte ich sichtlich die Stu­denten irritiert und die anwesenden Professoren offenbar tief erschreckt. Sie griffen ein und betonten, wie wichtig erkennbare „Haltung“ bei der journa­listischen Arbeit sei. Einer der Wissen­schaftler schrieb mir später, sie würden nun Wochen brauchen, um die von mei­nem Vortrag ausgelösten Verunsiche­rungen bei den Journalismustudenten zu beseitigen."


http://www.tichyseinblick.de/feuilleton/medien/journalisten-alarmismus-ist-der-normalfall/?fbclid=IwAR0DGLI5JcnWj35S4S8mIqbGMSzrP3tEil5V7GpE4A2_Q_4ozz_rRON2Yo4

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Autor Laszlo Trankovits – mehr als 37 Jahre Korrespondent und Büroleiter der Deutschen Presse-Agentur (dpa) – schildert, wie Haltung an die Stelle handwerklicher Standards getreten ist.
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 Denn von der Krankheit eines neuen Gesinnungsjournalismus ist fast die ganze Branche befallen – mit nachhaltigen Gefahren für Demokratie und Gesellschaft.
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Dabei machen manche Journalisten gar keinen Hehl aus ihrer bewussten Ablehnung journalistischer Standards und ihres Plädoyers für einen „werte-orientierten“ Journalismus. Der Chef der WDR-Sendung „Monitor“, Georg Restle, sprach von „Neutralitätswahn“ und forderte, endlich damit aufzuhören, „nur abbilden zu wollen … was ist“.
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Sehr populär in manchen Redaktionen sind Experimente mit dem (aus Dänemark stammenden) „konstruktiven Journalismus“, der sich gegen einen „übertriebenen Negativismus“ im Journalismus wendet und mehr „positive Berichte“ und „Lösungsansätze“ für die Probleme in der Welt propagiert.
Agenturen tragen zur Misere bei

Der Virus der Moralisierung hat selbst die Basis jeder journalistischen Arbeit infiziert: Auch die nachrichtliche Berichterstattung leidet unter den neuen, unausgesprochenen Geboten des Haltungsjournalismus. Sogar das Rückgrat der deutschen Medien bei der nachrichtlichen Berichterstattung aus aller Welt, die Nachrichtenagenturen, tragen mit der ständigen Verletzung traditioneller journalistischer Standards zur allgemeinen Misere bei.
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Relotius hat Fakten und Geschichten frei erfunden. Das ist sicher völlig untypisch für den Arbeitsethos deutscher Journalisten. Viele von ihnen müssen sich dennoch den Vorwurf gefallen lassen, die wirklichen Ideale journalistischer Arbeit ständig zu verletzen. Weil sie beispielsweise systematisch Fakten und Aspekte, die ihnen nicht genehm sind, ignorieren. Das hat dann mit sauberem Journalismus nicht viel zu tun.
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Die traditionellen Standards des Nachrichtenhandwerks sind gegenüber den neuen, mehr oder minder ausgesprochenen Regeln in den Hintergrund getreten, die überkommenen Vorgaben für eine saubere Berichterstattung werden meist nur formal eingehalten, nicht mehr in der Substanz. Stattdessen dominieren neue Regeln und Prioritäten, die, obwohl höchst fragwürdig, meistens nicht einmal verborgen werden.

Kaum jemand wird am Ergebnis einschlägiger Untersuchungen zweifeln, denen zufolge die meisten Journalisten in Deutschland – sehr generalisierend formuliert – eine klar grün-linke Präferenz haben. (Von mir durch Fettdruck hervorgehoben)
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 Sowohl der Nachrichtenausstoß der Nachrichtenagenturen als auch die Nachrichtensendungen von ARD und ZDF sind in mehrfacher Hinsicht parteiisch geprägt, deutlich getragen von dem Wunsch, Haltung zu demonstrieren.
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Auch die Parteilichkeit bekommt eine zusätzliche Verschärfung durch mehr oder minder offene Unfairness. Der journalistische Grundsatz, beide Seiten zu Wort kommen zu lassen, wird zuweilen ganz ignoriert. Noch viel häufiger aber präsentiert die Redaktion die ihr sympathische Position mit den besten Argumenten, die Gegenseite kommt mit unsachlichen, emotionalen oder skandalisierungsfähigen Aspekten zu Wort.


Ich habe versucht, durch selektive Zitate die Grundaussagen zu verdeutlichen:

Ein Insider/Eingeweihter zeigt sehr deutlich auf, warum der "Otto Normalverbraucher " die deutsche Presse mehr und mehr zu Recht als Lügen-Presse wahrnimmt!
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jorges

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Ein Insider/Eingeweihter zeigt sehr deutlich auf, warum der "Otto Normalverbraucher " die deutsche Presse mehr und mehr zu Recht als Lügen-Presse wahrnimmt!

Sehe ich anders, werter Kern.

Die Masse wurde und wird mehr und mehr, und zwar erfolgreich, verbloedet.

Und die schlucken das, da gibts kein Hinterfragen mehr.

Wo bitteschoen siehst Du denn eine kritische Nachkommensgeneration?? 

Ich sehe an meiner Familie in Deutschland dass sich die vormals vernuenftigen Eltern lieber den in Schule und Uni umerzogenen Kindern anpassen, als ihnen ihre ehemaligen Werte zu vermitteln.

Um des "lieben Frieden willen" sagen die halt nix. Und veraendern somit sich selbst.

Die widerspruechliche Presse nehmen die aelteren vielleicht noch wahr, aber der Mensch (und vor allem der Deutsche) ist ein Gewohnheitstier.

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