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Autor Thema: Geschichten aus der Geschichte  (Gelesen 112305 mal)

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jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #360 am: 02. Juni 2019, 11:19:30 »

Komm grosser schwarzer Vogel                     (Ludwig Hirsch)

Die Freundin meiner Frau,die schon seit Ewigkeit in Oesterreich lebt,war zum Fruehstueck
eingeladen.

Der Tisch war reichlich gedeckt,nicht nur Thaifood,sondern auch etwas fuer mich war dabei.
Gebratener Schinken,gebratenes Ei,mit Knoblauchbutter bestrichener Toast,Kaffee u.s.w.

Als ich zum Fruehstueckstisch kam,fuehlte ich mich etwas unwohl.Ich knabberte lustlos am
Toast,den Schinken liess ich ueberhaupt,der Kaffee schmeckte anders und die Zigarette daem-
pfte ich bald aus.

Ich entschuldigte mich und wollte mich noch eine gute Stunde hinlegen,in der Hoffnung nach-
her geht es mir besser.

Als ich aufwachte war es schlimmer geworden.Der Hals brannte und die Nase rann.Und dann
noch das Haemmern im Kopf.
Wieder schlummerte ich ein,Furien jagten in meinen Traeumen und langsam daemmerte es mir,
dass mein Leben wohl zu Ende gehen wird.

Gleich war ich schweissgebaden,kurz darauf schuettelte es mich vor Kaelte.Alles nahm ich weit
von mir wahr und ich war schwach dagegen anzukaempfen.

Als ich nach einem kurzen Schlaf erwachte,war es mir gewiss - die Sache ist ernst.

Durch die Glasfront zum Ankleidezimmer sah ich,dass meine Frau buegelte. Eine schwarze Hose
und ein ebenfalls schwarzes Oberteil.

Komm grosser schwarzer Vogel bettelte ich,lass mich nicht lange warten.Fliegen wir rauf mitten
in den Himmel und ich werde lachen und schreien und kapieren,worum sich alles dreht.

Dann stand aber meine Frau vor mir und reichte mir ein paar Pillen.Willenlos schluckte ich sie
und verfiel wieder ein einen Schlaf.

Dieser Schlaf war tief und die Furien hatten eine Pause eingelegt.Naechsten Morgen fuehlte ich
mich schon besser und am Nachmittag stand ich schon auf der Terrasse und zuendete mir eine
Zigarette an.Sie schmeckte herrlich und neuer Lebensmut kehrte in mir ein.

Stolz war ich auch,denn ich hatte den Tod niedergerungen und den grossen schwarzen Vogel ver-
scheucht.

Dann begegnete ich der Freundin meiner Frau.

He,sagte sie zu mir,ich habe gehoert du hattest eine leichte Halsentzuendung und eine rinnende
Nase.

Das sass ! Wieso koennen Frauen nicht verstehen,dass Maenner immer mehr bei grippalen In-
fekten leiden und ihnen daher etwas mehr Empathie gut tun wuerde.

Jock
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jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #361 am: 07. Juni 2019, 13:04:24 »

Verdammt,wieder daneben fluchte ein royaler Grenadier,als der letzte Schuss abgefeuert
war und Donald Trump immer noch wie eine Eiche stand.

Waehrend die Salutschuesse abgegeben wurden,kreisten die Gedanken Donald Trumps
um die altmodischen Kanonen und dachte an einen Waffendeal,der den Englaendern,gegen
gutes Geld,mit moderneren Waffen ausstatten koennte.

Die Kenntnis ueber die Anzahl von Saltuschuessen ist eine Wissenschaft,die nur der Ober-
hofzeremonienmeister beherrscht.

Sind es 21 Abfeuerungen oder doch 41,vielleicht sind aber 61 angemessen ?

Das kommt darauf an,ob die Abfeuerungen auf koeniglichen Grund erfolgen ( 20 Schuss
zusaetzlich)und obendrauf noch weitere 20,wenn sie auf dem Grund der City of London
erfolgen.

Aber das waere einfach.Anlaesslich der Geburt des ueberuebernaechsten Thronfolgers
wurden103 Saltutschuesse abgegeben.Als man Queen Mum zu Grabe getragen hat,erklang-
en 101 Salute.

Wird die Geburt eines Thronfolgers erwartet,ist nicht nur der werdende Vater nervoes,sondern
auch der Kommendant des Grenadiersbataillon.Es kommt naemlich auf die Stunde der Nieder-
kunft darauf an,wann geballert wird.

Sonntags nie,das steht fest.Daher ist es bei der englischen Koenigsfamilie ueblich,dass der
Zeuger 9 Monate vorrechnet und achtet auf das Fallen der Sonntage,bevor er sich ans Werk
macht.

Auch in Deutschland werden und wurden Saltute abgeschossen.

Der Kaiser und die Kaiserin gaben sich mit 33 Schuessen zufrieden.Koenige und andere Kaiser
wurden mit 21 Schuessen empfangen.Die Rangordnung ging hinunter bis zum Vizekonsul,dem
nur 5 Schuesse in den Ohren gellten.

Nicht so bescheiden geben sich die Luxemburger.Die Abschiedskanonade fuer den verstorb-
enen Grossherzog Jean lag bei 101 Abfeuerungen.

In den USA werden gefallene oder verstorbene Militaerangehoerige mit Salutsalven verab-
schiedet.Meist werden dafuer Gewehre verwendet und keine Kanonen.

Diese Reverenz gilt jedoch nicht nur den Soldaten sondern auch den verstorbenen oder ge-
fallenen Militaerhunden.

Ich kann berichten,dass anlaesslich meiner Geburt im Spaetherbst 1944 den ganzen Tag
ueber Kanonenschuesse und Gewehrsalven zu hoeren war.

Mein anfaenglicher Stolz darueber verflog,als man mir erzaehlte,dass auf der einen Seite
die Deutsche Wehrmacht feuerte was das Zeugs hielt und auf der anderen Seite die Sowjet-
armee.

Jock




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jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #362 am: 13. Juni 2019, 11:00:37 »

Sepperl war der aelteste Sohn von Onkel Wilhelm,einem Bauern aus Schrems.

Er lehnte ab,den Hof dereinst zu uebernehmen und lernte Schlosser.Mit dem ver-
dienten Geld kaufte er,anfangs der 50ger,ein Motorrad der Marke Puch.

Sepperl fiel nie besonders auf,ausser dass er viel Zeit mit dem Putzen seines Motor-
rades verbrachte.

Ploetzlich,eines Sommers war er weg und kam eine Woche spaeter wieder.

Und da war er ein Held,denn auf seinem Motorrad war ein gruener Sticker befestigt,
das ein grosses " G " zeigte und darauf stand "Grossglockner Hochalpenstrasse" und
im Bildteil war nicht nur der Grossglockner abgebildet sondern auch ein stilisiertes
Motorrad.

Damit war allen klar,er bezwang den "Glockner".

In der damaligen Zeit war die Befahrung der Glocknerstrasse eine Herausforderung.

Die Glocknerstrasse ist eigentlich ein Unding,denn sie kann nur in den Sommermonaten
befahren werden und ist nicht geeignet,die Verkehre von Nord nach Sued oder von Sued
nach Nord entscheidend zu entlasten.

Warum baut man daher ein solches 47 km langes Strassenstueck ?

1930 wurde mit dem Bau der Strasse begonnen,nach einigen Jahren der Planung und be-
reits 1935 voll eroeffnet freigegeben.
Der urspruengliche Gedanke,dass man nach der Abtretung von Suedtirol an Italien,
eine kuerzere Verbindung zu Oesttirol schaffen wollte,trat in den Hintergrund und zwei
andere Beweggruende puschten das Vorhaben.

Zu einem wollte man der grassierenden Arbeitslosigkeit etwas entgegen setzen und weiters
dachte man an den aufkommenden Tourismus.

3.200 Arbeiter waren an der Baustelle beschaeftigt und nur wenig schweres Geraet konnte
eingesetzt werden.Schaufeln, Krampen,ein paar Presslufthaemmer sowie Muskelkraft wurden
aufgeboten um ein gewuenschtes Weltkulturerbe zu schaffen.

Autos,die zusammen mit Sepperl sich die Kehren hinaufarbeiteten,achteten darauf,dass die
Motoren nicht heissliefen.Heute bleibt nur im Ausnahmefall einmal ein Fahrzeug haengen.
Die Verwaltung der Hochalpenstrasse zaehlt jaehrlich 700.000 Besucher und nach wie vor
wird das grosse " G' gerne gekauft.Entweder als Sticker oder als Metallemblem.

Aber nicht nur das- auch Pants fuer Damen (mit Glocknermotiv) werden um 25 Euro ange -
boten.Fuer Herren gibt es sie auch,nur die kosten dann 29 Euro.

Eben erst gelang der Durchstich auf der Glocknerstrasse.Von Sued nach Nord und von Nord
nach Sued sind Schneefraesen im Einsatz,um die Strasse vom Schnee zu befreien.

Ein normaler Winter,berichtet der Einsatzleiter. Es war nur bis zu 10 m hoher Schnee zu be-
seitigen. Im Gegensatz zu 1953,wo die Schneedecke 21 m hoch war.Das war gehoerig Arbeit,
die bis zu 350 Mann einen ganzen Monat beschaeftigte.

Jedes bessere Radrennen fuehrt ueber die Glocknerstrasse - die Oesterreichrundfahrt fast
immer,aber auch der Giro d'Italia besuchte schon das Fuschertoerl.

Wenn ausgemergelte Typen mit wunden Hintern als Erste oben ankommen,bezeichnen sie
sich als "Glocknerkoenig".

Auch Sepperl war kurze Zeit ein solcher und wollte noch seinen Ur-Enkerln davon erzaehlen.

Doch mehr und mehr war im kleinen Ort das markante "G' zu sehen und sein Nimbus als
"Koenig" verblasste.

Zwar hatten einige Schlitzohren bei anderen Schlitzohren in Heiligenblut das " G " gekauft
und den Glockner nur von Ferne gesehen,was Sepperl allerdings die Laune so verdarb,dass
er auf Kinderzeugen verzichtete.

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #363 am: 17. Juni 2019, 10:04:05 »

Der Haeuselbauer

Der Anfang jedes Einfamilienheimes ist eine selbst angefertigte Skizze.

Auf Milimeterpapier und Lineal wird der Rohplan entworfen und mittels Radiergummis dutzende-
mal geaendert,bis der Entwurf den Vorstellungen entspricht.

Auch im Jahre 1863 gruebelte ein Mann ueber seine Skizzen fuer ein bescheidenes Eigenheim.

Es soll nur 8.100 m2 gross werden die sich auf 269 Raeume aufteilen.Die besten Materialien
sollen eingesetzt werden und technisch soll es auf dem letzten Stand sein.
Das komfortable Leben seiner Familie war ihm heilig und dafuer scheute er weder Kosten noch
Muehe.

Es kam,wie es kommen musste.Der Bauherr und seine Architekten waren bald uebers Kreuz.

Dabei war es gar nicht einfach fuer das Projekt einen Architekten zu finden,denn der Bauherr
entpuppte sich als Geizkragen,der den Architekten nur 3.000 Taler zahlen wollte,obwohl er
wissen musste,dass unter 6.000 Talern kein namhafter Fachmann zur Verfuegung steht.

Auch des Bauherren staendige Einmischungen und Mahnungen schneller zu bauen,vergraemte
eine ganze Reihe von diesen,die zuerst wutentbrannt die Baustelle verliessen und dann kuendigten.

Endlich,1 1/2 Jahre spaeter als geplant war das Haeuschen fertig und die Familie konnte ein-
ziehen.Gluecklich war der Hausherr trotzdem nicht.

Jede Nacht schreckte er auf,wenn wo im Hause die Klospuelung getaetigt wurde.Auch die
Temperaturregelung in den Raeumen war fuer seinen Geschmack unbrauchbar und ausserden
war es ueberall zugig.

Um die Maengel abzustellen waren groebere Umbauarbeiten und Investitionen notwendig.

Ein eigenes Gaswerk wurde errichtet,dann ein eigenes Elektrizitaetswerk.Das hauseigene Wasser-
werk liefert nicht genug Wasser und das Haus musste an die oeffentliche Wasserversorgung an-
geschlossen werden u.s.w.

Zumindest hatte die Familie nicht unter Personalmangel zu leiden.

Da gab es eine Unzahl an Koeche,Hausmaedchen,Diener,Kutscher,Bueglerinnen,Weissnaeherinnen,
Gaertner,Friseure,Stallburschen,Bibliothekare,Tierpraeparatoren,ein eigener Arzt ect.ect.

1914 waren es 648 Personen,die auf der Gehaltsliste standen und wenn eine grosse Abendgesell-
schaft angesagt war,wurde zusaetzliches Personal rekrutiert.

Alfred Krupp,der das Objekt,das als Villa Huegel weithin bekannt ist,erbaut hat,haette sich ein Bei-
spiel an mir nehmen koennen,wie man so ein Projekt nervenschonend ueber die Buehne bekommt.

Von Haus aus war die Rollenverteilung klar.Bauherrin war meine Frau,ihre Brueder die Architekten
und Baumeister.Meine Stellung war die des Finanziers.

Laengst war das Bauwerk fertig,als ich es zum erstenmal sah - und staunte.

Hoechste thailaendische Improvisationskunst vereinigte sich mit hausfraulichen Beduerfnissen.

Trotzdem konnte mir niemand so recht erklaeren,warum die Kueche 8 m lang aber nur 1,60 breit
ausfallen musste.
Lange gruebelte ich auch,warum im Wohnzimmer ein maechtiges Handwaschbecken angebracht
wurde und warum man im Badezimmer eine grosse Badewanne installierte,die nur eine Kaltwas-
serzufuhr hatte.

Hunderttausende Bath spaeter ist das Haus geraumig und gemuetlich geworden.Aus der Bade-
wanne bluehen im Garten die schoensten Blumen und die Kueche hat 50 m2 mehr Flaeche dazu
gewonnen.

Auch von der personellen Seite her,bin ich hochzufrieden.

Die Maid kommt 3 x die Woche,raeumt auf,waescht Geschirr ab,kuemmert sich um den Garten,
buegelt die Waesche,achtet darauf,dass immer kaltes Bier im Kuehlschrank ist und kocht mir
immer Kaffee.
Auch unsere Hunde klagen nicht.Puenklich um 4 h wird ihnen die Futterschuessel unter die Nase
geschoben.

Alles waere paletti,wenn sie denn doch endlich den Hofknicks besser beherrschen wuerde.

Jock







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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #364 am: 30. Juni 2019, 06:49:20 »

Gleich nach der Lehrzeit wechselte ich die Firma.Ich wollte wegkommen von der 6-Tage-
woche und den Freiraum,denn die 5-Tagewoche versprach,ebenso geniessen,wie viele
meiner Freunde.

Damals,1963 war Arbeitskraeftemangel.Auf ein geschaltenes Inserat meldeten sich
20 - 30 Firmen,die traumhafte Arbeitsbedingungen versprachen,ohne zu murren die
gewuenschte Gehaltsforderung erfuellten und lebenslange Stellung offerierten.

Die Firma,der ich meine aussergewoehnlichen Dienste zur Verfuegung stellte,war genau
100 Schritte von meiner Unterkunft entfernt und hatte ein ausgezeichnetes Betriebs-
klima.
Der Betriebsgegenstand war der genossenschaftliche Einkauf fuer 100 Kaufleute in Oester-
reich.

Der Direktor war ein uralter Mann,der in seinem verstaubten Buero im 1.Stock des Ge-
baeudes residierte,gleich daneben der zweitwichtigste Mann,ein gewisser Dr.Ehrenreich,
der als Einkaufschef taetig war.

Diese Etage war das Allerheiligste und fuer uns Gewoehnliche streng tabu.Eine Sekretaerin
bewachte,wie einst Cerberus,die Raeumlichkeiten.
Beide Herren waren nicht an fixe Arbeitszeiten gebunden und kamen so im Laufe des Vor-
mittages, um 10 h herum,in die Firma.

Daher wurde in den Abteilungen zwischen 8 und 9 h nicht gearbeitet,sondern die Zeit da-
fuer genutzt,um den vortaegigen Fernsehabend ausgiebig zu diskutieren.

Nur 3 meiner 6 koepfigen Kollegenschar in der Abteilung hatten einen Fernseher.Die waren
damals nicht nur an die 30 Kg.schwer,sondern auch empfindlich teuer und fuer mein schmal-
es Salaer erst recht.

Sobald die Firma langsam Betriebstemperatur aufgenommen hatte und jeder seiner Arbeit
nachging,hoerte man geheimnisvolle Ansagen durch den Lautsprecher.

"Doktor Ehrenreich - Interurban - Klappe 2 ".Oft 3 x am Tag,dann wieder tagelang nichts,
dann wieder " Dr.Ehrenreich-Interurban- Klappe 2 ".

Ich verstand die Durchsage nicht,traute mich aber nicht zu fragen,weil ich mich nicht als
Idiot aufblaettern wollte.

Monate spaeter trat ein neuer Kollege in unsere Abteilung ein.Ein junger unbekuemmerter
Mann,der mich,nachdem er ein paarmal die Durchsage gehoert hatte,mich frug,was das be-
deuten soll.

Ich konnte leider nicht helfen und verwies auf den Abteilungsleiter.Der Abteilungsleiter hiess
Herr Wagner,war ein WK II Veteran,der an allen Schlachten teilgenommen hatte und Furcht
nicht kannte.

Bei der Frage ging er in die Knie und gestand,genau wisse er es auch nicht aber er wolle sich
erkundigen.

Die Nachbarabteilung war das Expedit und dort wird man wohl wissen,ob es einen Kunden
namens Interurban gibt,dessen Chef da sooft anruft.

Fehlanzeige - ein Kunde mit dem Namen Interurban war unbekannt.Daher gab er nur eine
Moeglichkeit das Geheimnis zu brechen,indem man die Sekretaerin,die die Durchsagen ab-
gab,befragt.

Die grillte den vorsprechenden Herrn Wagner. 3 x frug sie ihn,ob er den wirklich nicht wisse,
was "Interurban" bedeutet. Jedes Kind weiss das doch,rieb sie ihn das unter die Nase.

Endlich erloeste sie Herrn Wagner und auch uns,indem sie erklaerte,dass "Interurban" be -
deutet,dass ein Auslandsgespraech in der Leitung sei und Dr.Ehrenreich es mit der Klappe 2
annehmen koenne.

Jock


« Letzte Änderung: 30. Juni 2019, 07:14:08 von jock »
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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #365 am: 02. Juli 2019, 07:25:53 »

Royal Ascot

Seit Jahrzehnten sind einige Tage im Juni am Kalender von Queen Elizabeth rot an-
gestrichen.Genau gesagt seit 1945,als sie dort erstmalig zum Pferderennen vorge-
fahren ist.

Diese paar Tage sind ihr so heilig,dass weder Herr Trump von ihr empfangen worden
waere,noch Prince Phillip es wagen wuerde,zu sterben.

Queen Elizabeth ist eine Pferdenaerrin und teilt diese Leidenschaft nicht nur mit 80.000
Besuchern jeden Tag,sondern auch mit der laengst verstorbenen Queen Anne.

Die hatte 1711 den Auftrag gegeben,unweit des Schlosses Windsors,eine Pferderenn-
bahn anzulegen und seither,bis auf 2 oder 3 Ausnahmen wegen der boesen Nazis,finden
dort Rennen statt.

Da treffen Koenigliche,Adlige,Reiche,Wichtige und Schoene zusammen.Das ist Glamour,
Esprit sowie Eleganz und der Duft des Geldes vermischt sich mit dem Duft der Pferde.

Wenn im Schloss Windsor die koenigliche Familie schwere Limousinen besteigt und bis
kurz vor die Anlage gefahren werden,dann in offene Kutschen 6 - spaennig vorfahren,
erwarten sie Zehntausende,die sich gerne den strengen Protokollregeln unterwerfen.

Gentlemen tragen Morning-Suit,( nein,das ist nicht der Morgenmantel )auch Cut genannt,
wobei geachtet wird,dass ja nicht eine schwarze Krawatte umgebunden worden ist.
Auch der Plastron wird akzeptiert,der insoferne praktisch ist,weil man nicht nur ein ver-
wundetes Pferd sondern auch einen angeschossenen Treiber damit verbinden kann.
Der obligate Zylinder darf allerdings nur dann in die Luft geworfen werden,wenn ein Pferd
aus dem koeniglichen Stall ein Rennen gewinnt.

Damen ist vorgeschrieben "Sommerkleidung" zu tragen und natuerlich einen Hut.Die ausge-
fallensten Creationen werden im Fernsehen gezeigt.Auf die Farbe des Hutes der Koenigin,
werden hohe Summen gewettet.

Trifft die Queen in Ascot ein,wird sie von 3 Herren begruesst. 2 davon sind hohe Tiere im
Pferdesportbereich,der dritte Herr ist allerdings der Wichtigste.Er ist der Verantwortliche
fuer das Event und seines Zeichen Hofhundefuehrer des Palastes.

Sodann begibt man sich in das "Royal Enclosure".Das ist so etwas,wie der Paddock - Club
bei der Formel 1 oder der Wuerstelstand hinter der Oper.

Edleste Speisen werden angeboten,der Sekt fliesst in Stroemen,Erdebeeren werden ver-
schlungen und dann wird auch noch gewettet.
Der Eintritt kostet fast 500 Pfund,aber es gibt auch billigere Tickets,so um die 30 Pfund.

Wunderjockeys reiten Wunderpferde und wenn sie gewinnen,ueberreicht die Queen eine
Trophae in Form einer Vase oder einem Teller oder sonstigem Staubfaenger.

Ein Jockey namens Lanfranco vollbrachte das Kunststueck,alle sieben an diesem Tag an-
gesetzte Rennen zu gewinnen.
Im Ueberschwang seiner Freude versuchte er die Queen zu kuessen.Prinzessin Anne ging
jedoch dazwischen und rettete Herrn Lanfranco so das Leben.

Denn einem uralten Brauch zufolge,werden Untertanen,die den Koenig oder Koenigin kues-
sen,in den Tower geworfen,ein bisschen gefoltert und schliesslich enthauptet.

Auch Wien hat eine lange Tradition beim Pferdesport,jedoch so elitaer,wie in Ascot geht es
nicht zu.

Aber davon demnaechst.

Jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #366 am: 08. Juli 2019, 11:23:22 »

Ein maechtiges Rauschen ging durch den Blaetterwald,nachdem Frau von der Leyen
als Kommissionspraesidentin nominiert wurde.

Hinterzimmerpolitik wurde der Vorgang genannt,Mauschelei sei es gewesen und dabei
das europaeische Volk ignoriert.

Wenn ich das lese,noetigt mich das nur ein mildes Laecheln ab.

War es denn frueher je anders ? Ein Blick in die Historie bestaetigt das.

Vor der Wahl zum roemisch-deutschen Kaiser,wurde viel in "Hinterzimmern" gemauschelt.

Die 7 Kurfuersten eroerterten,ob der Aspirant ihren Erwartungen entspricht und ob er ge-
willt sein wird, ihre Privilegien unangetastet zu lassen.Zur Sicherheit liessen sie ihn sogar
einen heiligen Eid schwoeren.

Zur Wahl begaben sie sich nach Frankfurt oder zum anderen Kroenungsort.Jeder der Kur-
fuersten hatte ein Gefolge von 200 Leuten,davon 50 Bewaffnete mit sich.
Der Kroenungsaspirant musste natuerlich ein groesseres Gefolge mitfuehren und auch ueber
eine gefuellte Kasse verfuegen koennen.

Da taten sich manche etwas schwer,wie z.B.1278 als die Wahl Rudolf I.anstand.Er hatte nur
4.000 Koelner Mark bei sich und lieh sich weitere 3.000 Mark Sterling.Auch das reichte nicht,
so dass er auch seine Krone fuer 1.050 Koelner Mark verpfaenden musste.

Um das in Relation zu setzen,muss man wissen,dass man um 15 Koelner Mark ein Bauerngut
kaufen konnte.

Dabei mussten sich weder die Kurfuersten noch der Kroenungsaspirant Sorgen um ihre Ver-
pflegung machen.
Die Stadt Frankfurt musste ohnehin alle Kosten tragen und das ging auch ganz schoen auf die
Stadtschatulle,da die Feierlichkeiten bis zu 3 Wochen andauerten.

Ohne die Eidesleistung geht gar nichts,das war dem zukuenftigen Kaiser bekannt.Also leistete
er ihn und schon ging es in das Zeremoniell.
Vom Sitzungssaal zur Kirche bis diese mit Weihrauch voll war,dann zum Essen,hinterher wieder
in die Kirche,dann in in Sitzungssaal,hinterher wieder zum Essen u.s.w.bis dann endlich auch
die Kurfuersten dem Kaiser schwoeren mussten,ihn zu folgen.

Inthronisiert war der Kaiser allerdings erst dann,wenn der Papst,manchmal zaehneknirschend,
pro forma seinen Segen gab.

War der Kroenungsakt vorueber,fuhren sie alle wieder heimwaerts zu ihren Bistuemer und Schloes-
ser.Die Reichsinsignien verfrachtet man wieder nach Aachen und Nuernberg und in Frankfurt
wurden wieder die Stadttore geoeffnet.

Da hat es Frau von den Leyen viel besser.Die ganze Prozedur kostet sie nichts,abgesehen von
der geringen Auslage fuer den Haartaftspray.
Alle Kosten traegt der Staat oder die EU.Sogar fuer das Volk muss Frau von der Leyen nichts
auslegen.

Damals,als alles viel besser war,konnte sich das Volk ein bisschen etwas zurueckholen,denn nach
dem Kroenungsakt wurde fuer das Volk ein Brunnen eroeffnet,der Weiss - und Rotwein sprudelte
und sich alle daran laben konnten.

Nicht einmal das vergoennen sie uns heutzutage - die verfluchte Bande.

Jock



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Harald Fassmann

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #367 am: 09. Juli 2019, 15:17:24 »

Hallo Jock,

ich ersuche um Ihre geschätzte Kontaktaufnahme per separater Mail
zu Ihrem Artikel vom 19.07,2014 ("unser Vodda….").
Herzlichen Dank und liebe Grüße
Harald Fassmann
(hpfassmann@gmx.at)
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jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #368 am: 14. Juli 2019, 09:55:51 »

Venedig sehen und sterben

Ich glaube Thomas Mann praegte diesen Satz und meiner Frau waere das beinahe ge-
lungen.

Meinen Job konnte ich schneller erledigen und hatte daher den Freitag unverhofft frei
und dann noch dazu das ganze Wochenende.

Kaernten im Spaetherbst ist schoen,schoener jedoch ist Venedig,wenn die Touristen -
massen merklich zurueckgegangen sind und man das morbide Flair dieser Stadt auf sich
wirken lassen kann.

Ich war schon oftmals in Venedig,sah es und starb nicht daran.Daher machte ich meiner
Frau den Vorschlag,doch rasch nach Venedig zu fahren,damit sie die Stadt mit ihrer aus-
ergewohnlichen Kulisse kennenlernt und einen Eindruck gewinnen kann,wie die Dogen zum
Reichtum der Stadt beitrugen.

Sie wusste damals nichts von "Venedig sehen und sterben"und willigte ein.

Bei einer Bank wechselte ich 1.000 Schillinge in Lire und uebergab meiner Frau das wohl-
gefuellte Kuvert mit den Banknoten.

Waehrend ich zur Grenze fuhr,zaehlte meine Frau das Geld.Einmal,dann ein zweites Mal
und sagte dann mit leuchtenden Augen zu mir :" Darling,das ist ja biiiiiiig Money".
(Es war ca. 1 Million Lire)

Ich sagte nichts darauf,konzentrierte mich auf den Verkehr und liess sie ihren Traum spin-
nen.
Was werden wir alles darum kaufen koennen ? Einen Palazzo am Canale Grande mit eigenen
Bootsteg vielleicht ?

Am Grenzuebergang war nichts los und Schengen garantierte,das wir nicht kontrolliert werden
wuerden.Aber es dauerte nicht lange,dann merkte ich,dass Carabinieri mit Blaulicht und Folge-
tonhorn uns verfolgten und uns stoppten.
Nachdem sie den Pass meiner Frau kontrolliert hatten,war klar,dass sie keine Migrantin ist
und wir fuhren weiter.

An der Autobahnmautstelle in Venedig zahlte ich an die 50.000 Lire,was meine Frau mit
Stirnrunzeln aufnahm.Als ich im Parkhaus einen fast 6-stelligen Betrag entrichtete,war die
Sache mit dem Palazzo kein Thema mehr.

Naechste Station Marcusplatz.Fuer "due Cappuccini"zahlte ich ein halbes Vermoegen,da ich
die seeraeuberischen Methoden unterschaetzte,die besagen,dass "Cappuccino il bagno"der
uebliche,akzeptable Preis fuer Kaffee ist.Allerdings muss man ihn,wie in Italien ueblich,im
Stehen trinken.
Setzt man sich nieder,muss sich der Wirt nicht an das vorgeschriebene Preislimit halten,
sondern kann verlangen,was er will.

Danach klapperten wir die Sehenswuerdigkeiten ab,wobei ich nach einiger Zeit bemerkte,
dass meine Frau immer weiter hinter mir blieb und immer einsilbrigere Antworten gab.

Das ist ein unuebersehbares Zeichen,dass sie Hunger hat.Venedig war in ihren Augen schon
laengst keine Stadt mit Weltkulturstatus mehr,sondern ein gottverlassenes Dorf.

Ihre Koerpersprache verriet auch ihre Gedanken.Sie verfluchte sich,weil sie sich mit einem
Kerl eingelassen hat,der sie kalt verhungern laesst.
Zwar wissen auch die Toechter Thailands,dass sie einst sterben muessen,doch das muss ja
nicht mit leeren Magen sein und schon gar nicht in Venedig.

Da ich mich um den Weltfrieden sorgte,offerierte ich ihr einige Restaurants,die sie nach kurzem
Blick ablehnte,da ihr die 5 und 6 stelligen Preisauszeichnungen unheimlich waren.

Schon frueh am Nachmittag brachen wir den Besuch Venedigs ab und fuhren schweigend
der oesterreichischen Grenze zu.

Gleich nach der Grenze,bei der Servicestation "Dreilaendereck" musste ich tanken.

Das Auto stand noch nicht ganz,als meine Frau die Autotuere aufriss und mit eiligen Schritten
dem Restaurant zustrebte.

Nachdem sie sich gelabt hatte,war sie wieder ganz vergnueglich und bei der Heimfahrt nach
Wien,schwaermte sie von Venedig,der Rialtobruecke,denn sauteuren Modeboutiquen und den
verwunschenen Kanaelen und dass sie wiederkommen wolle.

In dem Fall,bin ich mir sicher,hat sie ausreichend selbstgekochtes Essen bei sich.

Jock



« Letzte Änderung: 14. Juli 2019, 10:21:46 von jock »
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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #369 am: 14. Juli 2019, 17:44:16 »


Hallo @jock,

eine prima Geschichte; sehr angenehm zu lesen, Du hast wirklich die Gabe einer bildhaften Sprache,

schoenen Sonntag

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jock

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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #370 am: 17. Juli 2019, 10:03:21 »

Von upper class und under class.

Ich kenne ihn schon seit einigen Jahrzehnten.In all den Jahren hat er sich nicht viel veraendert.

Ja,etwas aelter ist er geworden und der schlanke Oberkoerper scheint ein wenig mehr vor-
gebeugter zu sein,als es in frueheren Jahren war.Der Massanzug sitzt angemessen und die Kra-
watte hat er als Windsorknoten gebunden.

Vieles an dem Mann ist Tradition und fuegt sich in das Bild eines Mitgliedes der koeniglichen
Familie passgenau an.

Nur einmal fiel er aus dem Rahmen - damals 1955,erschien er bei einem offiziellen Anlass,wo
der Cut vorgeschrieben war in einer karierten,statt gestreifter Hose.
Das war der einzige Ausraster seines Lebens.

Wir reden von Edward 2.Duck of Kent und Praesident des "All English Law Tennis and Croquet
Club"besser bekannt als Wimbledon.

Er ueberreicht die Trophaeen nach den Finali an die Finalisten der Herren und nachdem sich seine
Frau zurueckgezogen hatte, auch an die Damenfinalistinnen.

Und das spielt sich so ab :

Man tut so,als sei der Herzog zufaelligerweise gerade in der Gegend und wird dabei gebeten,
die Trophaeen zu ueberreichen.( Dabei sass er die ganze Zeit in der Royal Box).

Der Herzog,der sich dunkel erinnern kann,dass er in der Times gelesen hat,dass ein Turnier statt-
findet,laesst sich herab und betritt der Rasen.

Dabei wuerdigt er zunaechst den Finalisten keines Blickes,sondern befraegt die Ballbuben und
Ballmaedchen,wie das Match war.Hoert er positive Nachrichten,schreitet er zur Preisverleihung.
Man weiss nicht,was passieren wuerde,wenn die Auskuenfte der Ballbuben-und Maedchen negativ
waeren. Drehte er sich dann am Absatz um und geht seiner Wege ?

Jedenfalls lieh er damit dem Volk sein Ohr und hat seine Leutseligkeit unter Beweis gestellt.

Frueher,als er noch nicht von seiner Frau getrennt war,ueberreichte sie die Trophaeen an die Spiel-
erinnen.
Die Herzogin von Kent ist eine warmherzige Frau,die alle Etikette ueber Bord warf und die 2.Sieg-
erin umarmte um sie zu troesten.Ich glaube das war 1987.

Kurz danach trennte sich das Paar.Sie zog aus dem Wreng-House aus und nahm sich eine geraeum-
ige Wohnung nahe des Kensington- Palastes.Ein Scheidung,die im Raume stand,verbot die Koenig-
in.

Seit 1877,als zum ersten Mal das Turnier ausgetragen wurde,dessen Anlass die Anschaffung einer
neuen Rasenwalze im Wert von 10 Pfund war,hat sich Wimbledon ganz schoen gemausert.

Die Preisgelder erreichen 34.000.000 Pfund und die Kleider der Spielerinnen werden kurz und
kuerzer.
Auch als alter Mann wird mein Herz warm,wenn sich Camila Giorgi im zu kurzen Kleid einen Blick
auf ein zu undurchsichtes Hoeschen,das ein wohlgeformtes Hinterteil umschmeichelt,freigibt.

Geht es jemanden anders ?

Jock









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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #371 am: 19. Juli 2019, 18:28:36 »

Der Armenhaus Hansel und die Samba- Schulen

Auf einer kleinen Anhoehe in Schrems steht ein maechtig erscheinendes Gebaeude,
das im Volksmund Armenhaus genannt wurde.

Die Insassen waren alte,kurz vor dem Tode stehende Leute,die offensichtlich keine
Verwandten oder Besitz hatten.

Nonnen sorgten fuer sie,kochten fuer sie und wenn sie gestorben waren,begleiteten sie
sie auf dem letzten Weg zum nahegelegenen Friedhof.

Auch der Armenhaus Hansel war ein Bewohner dieses Heimes und bekannter als der Herr
Buergermeister.Er sass bei trockenen Wetter auf einer,vom Verschoenerungsverein auf -
gestellter Bank, und wartete auf den Tod.

Nicht auf seinen,denn er war dem Gevater mit seinen 49 Jahren noch zu jung.

Er wartete darauf,dass Bruder Hein jemanden anderen in sein Reich holt,denn dann hatte
er zu tun.
Seine Aufgabe war,dass er nach einem Todesfall von Haus zu Haus ging,die Nachricht vom
Ableben verkuendete und eine Parte ueberreicht.
Dafuer bekam er jedesmal 5,10 oder 50 Groschen pro aufgesuchten Haushalt.

Der Hansel war ein genuegsamer Mann.Mit Frauen hatte er nichts am Hut,Alkohol war ihm
wegen seiner epileptischen Anfaellen vom Arzt verboten,sodass er nur ein einziges Laster
froenen konnte - das Rauchen.

Niemals kaufte er ein,zwei oder drei Zugaretten,die es damals noch einzeln zu kaufen gab,
sondern er sammelte die Kippen auf und drehte sich mit dem Resttabak eine neue Zigarette.

Seine Kammer im Armenhaus war mehr als schlicht eingerichtet.Ein Bett,ein Stuhl,ein Tisch,
ein leerer Schrank,ein Christuskreuz an der Wand und ein uralter Pappkartonkoffer der einen
Stoffueberzug hatte.
Denn Koffer huetete er,wie seinen Augenapfel und niemanden,nicht einmal die Nonnen liess
er ran.

Eines Tages ueberlebte er einen epileptischen Anfall nicht und man fand ihn tot,mitten am
Stadtplatz auf seiner Bank.

Zwar bimmelte das Sterbegloeckchen,doch niemand gab Auftrag eine Parte zu drucken und
wer haette sie auch ausgetragen.

3 Tage lang war er in seiner Kammer aufgebahrt,dann wurde er am Friedhof in einem Armen-
grab bestattet.
Eine zeitlang erinnerte ein schlichtes Holzkreuz mit seinem Namen an seine verblichene Exist-
enz.

Nach der Beerdigung gingen die Nonnen daran,die Kammer fuer den naechsten Bewohner her-
zurichten.
Als sie den Koffer unterm Bett hervorzogen,war der aussergewoehnlich schwer.Sie oeffneten
ihn und staunten.

Er war voll mit 5,10 und 50 Groschenstuecken und es dauerte bis das Geld gezaehlt war.

Es reichte,den Pfarrer zu beauftragen eine Seelenmesse zu lesen und den Restbetrag fuegte
man dem Mensalgut zu.

Wie ein Lauffeuer verbreitete sich im Staedtchen die Nachricht vom schwerreichen Hansel
und irgendjemand erinnerte sich daran,dass er erzaehlt habe,er spare fuer eine Reise nach
Rio de Janeiro.

Dort wolle er mit den Samba - Schulen durch die Strassen tanzen und die Naechte durchfeiern,
als gaebs kein Morgen.

Jock
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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #372 am: 26. Juli 2019, 09:19:35 »

Die Hinterlassenschaft der Kaiserin Sissi

Es scheinen kommunizierende Gefaesse zu sein.Im selben Zeitlauf,wie die Trauer
nach einem Todesfall abnimmt,steigt die Vorfreude auf die Eroeffnung des Testaments.

Und da kann es sein,dass es dabei zu Ueberraschungen kommt,sowohl freudige,als
auch niederschmetternde.

Bald nach den Trauerfeierlichkeiten fuer die ermordete Kaiserin Sissi,versammelten
sich 3 weibliche Personen beim Notar.Es waren die Toechter und die Enkelin,die mit
nicht grossen Erwartungen der Dinge harrten.

Sissi war ja fuer ihren teuren Lebenswandel bekannt.Staendig auf Reisen,da ein Schloss,
dort eine Villa und auch ihre Pferde waren teure Auslagen.

Ihr Mann,der Kaiser Franz Joseph,hielt sie einerseits kurz,andererseits zahlte er aus
seiner Privatschatulle so ziemlich alles,was anfiel.

Gerade mal 300.000 Gulden bzw. Kronen bekam Sissi als Apanage aus dem Familien-
verorgungsfonds.Ihr Konto bei der Ersten Oesterreichischen Sparcasse wies jedoch nur ein
geringes Guthaben auf.

Als der Notar das Testament vorgelesen hatte,fielen die Kinnladen der 3 Damen herunter.

Sie hoerten,dass bei einer Bank in der Schweiz ein Vermoegen von 10 Mio Gulden/Kronen
in den Buechern stand,die nun aufgeteilt werden. Je 2/5 bekamen die Toechter 1/5 die
Enkelin.

Um das einschaetzen zu koennen,muss man wissen,dass ein hoeherer Beamter im Jahr
etwa 7.200 als Salaer bekam,ein Fabriksarbeiter etwa 1.000.

Wie kam dieses Vermoegen zustande ?

Sissi traute den k.u.k. Banken nicht,sondern legte ihr Geld in der Schweiz an.Durch ge-
schickte Spekulation vermehrte sich ueber die Jahrzehnte ihr Vermoegen.

Die Urquelle ihrer Einkuenfte war der Familienversorgungsfonds.Der wurde eingerichtet,
um der kaiserlichen Familie ein standesgemaesses Leben zu ermoeglichen.

Nach heutigem Geld wurde er jaehrlich mit 1.6 Mrd. Euro gespeist,wovon nicht nur der
Kaiser selbst profitierte,sondern auch an die 40 Erzherzoege und Erzherzoeginnen.

Allerdings war es Ehrensache,dass Bezuege aus dem Fonds nur der in Anspruch nimmt,der
nicht aus eigener wirtschaftlicher Potenz,seine Auslagen abdecken konnte.
Alleine der Kaiser war verfuegungsberechtigt und der war als Sparmeister bekannt.

Was ihn aber nicht hinderte 100.000 fl an die Maetresse eines verstorbenen Erzherzogs
auszahlen zu lassen,damit ihre Kinder nicht verhungerten.Auch seine unehelichen Kinder
wurden aus dem Fonds versorgt.

Bis 1919 sammelte sich ein ungeheures Vermoegen im Fonds an,das die Republik als Privat-
vermoegen ansah und nicht verstaatlichen wollte.

Der etwas ungeschickte Kaiser Karl vermasselte das durch seinen Widerruf auf den Thron-
verzicht.Die Reaktion war,dass das Vermoegen eingezogen wurde und die Familie mit
leeren Haenden dastand.

Seither ist die Causa gerichtsanhaengig und heute noch versuchen einige Mitglieder der
Habsburger an das Vermoegen durch Klagen heranzukommen.

Die Kaiserin Sissi hinterliess neben dem geldlichen Vermoegen auch noch etwas anderes.
Etwas Geheimnisvolles in 6 versiegelten Schatullen,die testamentarisch erst 60 Jahre nach
ihrem Todestag in der Schweiz geoeffnet werden duerfen.

Obwohl alle Welt auf diesen Tag wartete,vertroedelten die etwas langsamen Schweizer den
Termin.Und zwar gleich um Jahre !

Aber davon ein anderes Mal.

Jock
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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #373 am: 28. Juli 2019, 09:17:01 »

Der erfrorene Traum

Ich hatte in meinem Leben nie Vorbilder.Nie wollte ich unbedingt Minister werden,ein be-
ruehmter Kuenstler oder gefeierter Weltrekordler.

Nur bei einem Menschen wurde ich schwach und wollte gleichfalls dieses Leben fuehren.

Es war in den 70gern,als ich ihn in einer Fernsehsendung sah.

Von seinem Katamaran sprang er ins tuerkisene,suedpazifische Meer,holte sich ein Fisch-
lein fuers Abendessen heraus.Tauchte nach Muscheln und liess sich anschliessend von der
Sonne trocknen.

Das muss ein Leben sein !

Frei wie der Vogel,kein Termindruck,keine laestigen Steuererklaerungen,einmal da,einmal
dort,wo man zwischen den Palmen eine Haengematte spannen kann und junge,huebsche
Asiatinnen einen Drink servieren.

Fuer so ein Leben bereitete ich mich vor.

Ein Urlaub auf einer Mototjacht - super,ein weiterer Urlaub auf einer Segeljacht - doppelt
super.

Unvergesslich die Sonnenuntergaenge und das Seemannsgarn,das unser Skipper bei einem
kaltem Bier spann.Das Tauchen in einer einsamen Bucht,irgendwo in den Kornaten wobei
man freundlichen Meeresbewohner zuwinken konnte.
Und abends im kleinen Hafen,wo der Duft der auf dem Grill liegenden Cevapcici und Pljes-
kavica einen verheerenden Reiz auf den leeren Magen ausuebte.

Jedoch,wenn man so ein Leben fuehren will,sind nautische Kenntnisse unabdingbar.

Also schrieb ich mich am Neudiedlersee zu einem Segelkurs ein.Trotz Spaetsommer und da-
her etwas windig,brachte ich alle Jollen ohne zu Kentern an den Steg.
Fuer die Segelpruefung war es aber zu spaet und sollte naechstes Fruehjahr abgelegt werden.

Im November war es schon kalt,nebelig und wenn ich aus dem Buerofenster schaute,taum-
elte schon die eine oder andere Schneeflocke vom Himmel.

Mein Gott,dachte ich,warum bin ich noch da und nicht auf Tahiti,habe Schwimmshorts an und
Sandalen und bin braun,wie die Staemme der Palmen ?

Um rasch meinem Traum naeher zu kommen,schrieb ich mich in einem "B-Kurs" ein.Ueber die
Wintermonate nautisches Wissen pauken,dann im Fruehjahr die Pruefung und ab in die Freiheit.

Ich hatte keine Hoffnung,das alles zu begreifen,aber alleine das Hineinschnuppern linderte
die Sehnsucht auf die Freiheit der Meere.

Als ich nach einer Uebungsarbeit fertig war,ging ich hinaus,um eine Zigarette zu rauchen.
Draussen stand ein riesenhafter Kerl mit strenger Brille,der sich als "Konrad" vorstellte.Auch
er hatte mit der Berechnung des Stromdreiecks keine Schwierigkeiten.

Meine Pruefungsarbeit war die Zweitbeste und so bot man mir an,doch einen Ausbildungsturn
entlang der jugoslawischen Kueste zu absolvieren,auch um Meilen zu sammeln.

Teuer war er nicht,Urlaub hatte ich auch und der Vorschuss auf den Sommer reizte mich so,
dass ich buchte. Die letzten zwei Aprilwochen waren dafuer vorgesehen.

Am Sammelpunkt in Caorle traf ich Konrad wieder.Er hatte ein Boot am Neusiedlersee,wollte
aber auch die Kuestengewaesser befahren.
Wir bildeten ein Team,schliefen in einer Koje und wenn ich am Ruder stand,navigierte er und
umgekehrt.

Als wir von Caorle absegelten,sah ich die Sonne zum letzten Mal.Dafuer machte ich Bekannt-
schaft mit einer eisigen Bora und der Gischt,wenn wir eine Welle schneiden mussten.
Ich,als Landratte war nicht entsprechend ausgestattet.

Niemand sagte mir vorher,dass ich einen Skianzug,Handschuhe und eine Sturmhaube und einen
wasserdichten Overall einpacken soll,um zu ueberleben.
Meine Jeans war einfach zu duenn,der Pullover zu winddurchlaessig und meine mitgenommenen
Badehosen,ruehrte ich kein einziges Mal an.

Die Kaelte kroch mir von den Zehen bis in die Haarspitzen.Aufwaermen,indem ich unter Deck
ging,war nicht moeglich,weil ich unten sofort seekrank wurde.

Nur Konrad schien von der Kaelte nicht beeindruckt zu sein.Er stand wie eine Eiche am Ruder
und pfiff sich ein Liedchen.

Monate spaeter trafen wir uns bei einem Seglertreffen wieder.Der Eiszapfen in mir war noch im-
mer nicht weggetaut und so fragte ich Konrad,ob er nicht auch gefroren hat.

Ja,antwortete er,saukalt war es und deswegen habe ich meine lange Unterhose 2 Wochen auch
nicht gewechselt.

Prof.Dkfm.Dr. Konrad F. war Generaldirektor einer grossen Bank.

Er gab seine lange Unterhose nicht mehr zum Waschen sondern entsorgte sie diskret in der Nacht.

Ich selber war seither nicht mehr auf See.Mein Traum ist in diessen zwei Wochen erfroren.

Jock







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Re: Geschichten aus der Geschichte
« Antwort #374 am: 04. August 2019, 10:40:41 »

Die Demilitarisierung Deutschlands

Immer wenn die drei "Grossen" ( Stalin,Churchill,Roosevelt) sich trafen und ueber-
legten,wie Deutshland nach dem Krieg gestaltet werden soll,waren sie sich darueber
einig,es in einen Zustand zu versetzen,dass niemals mehr von deutschen Boden aus
ein Krieg angezettelt werden kann.

Von Zerstueckelung war das die Rede,Teile sollen abgetrennt werden und Oesterreich
zugeschlagen,eine vollstaendige Deindustrialisierung wurde angedacht,ein Kartoffel-
land stattdessen,soll Frieden in Europa garantieren.50.000 Offiziere sollen erschossen
werden u.s.w.

Gottseidank,kam man von der Idee ab,den Oesterreichern die Piefke ans Bein zu binden.

In ihren kuehnsten Traeumen,traeumten sie nicht,dass Deutschland selbst dafuer sorgen
wird,dass es militaerisch keine Rolle mehr spielt.

Als 2017 die Verteidigungsministerin 173 Nachtsichtgeraete an die Truppe uebergab,
sprach sie von einem grossen Tag fuer die Bundeswehr.
Die angetretene Mannschaft applaudierte brav,der Stab ballte hingegen die Faeuste in der
Tasche,denn die 173 Stueck waren nicht einmal ein Tropfen auf dem heissen Stein.Man
braeuchte einige 10.000e davon.

Da die U-Bootflotte ( 6 Einheiten) derzeit nicht einsatzfaehig ist,muessen die zugeteilten
Mannschaften nicht unbedingt Schwimmen koennen.Mit Wasser bekommen sie nur dann
in Beruehrung,wenn sie unter der Dusche stehen.
An Simulatoren proben sie Manoevrier- und Kampfeinsaetze,waehrend die Werftarbeiter
und Ingenieure streiten,wer denn verantwortlich ist,dass die Lochbohrungen fuer die Halter-
ung der neuen Antriebseinheit falsch gesetzt wurden.

Bei der Luftwaffe schaut es ebenso traurig aus.

2014 waren von 254 Fliegern nur 104 einsatzfaehig.Zieht Deutschland in den Krieg und
muss Truppen verlegen,muss es auf private Flugtransportmoeglichkeiten zurueckgreifen,
weil die beruehmten A 400 M nur zu 50 % verwendet werden koennen.

Hubschrauber mussten wegen Maengel am Boden bleiben,neu angelieferte Maschinen mues-
sen vom Abnehmer genau inspiziert werden,weil der Hersteller schlampig ausliefert.

Historiker werden sich in 200 Jahren verwundert die Augen reiben,wenn sie lesen,dass der
Beschaffungsvorgang von 10.000 Stk.Winterhandschuhen genau so viel Zeit und Verwaltungs-
aufwand forderte,wie die Beschaffung eines neuen Panzers.

Eine riesige,kaum mehr durchschaubare Buerokratie hat sich in der Bundeswehr breitge -
macht,die doppelgleisig faehrt und sich gegenseitig behindert.

Auslandseinsaetze wie Afghanistan oder Mali stossen an die Grenzen der Moeglichkeiten
dieser Armee, trotz 43 Mrd. jaehrlichen Finanzaufwand.
Auch muss es nicht sein,dass Soldaten,die im Einsatz in Afghanistan sind,privat Splitter-
schutzwesten bei einem afghanischen Haendler kaufen.
u.s.w.,u.s.f.

Narimam  Hammouti- Reinke ist mit Leib und Seele Soldatin und war im Einsatz in Afghan-
istan.

Sie hatte zwei Wuensche :

1.) Gesund wieder heimzukommen und

2.) Vorhaenge vor den weiblichen Duschraeumen,damit nicht immer die halbe Kompanie
     spechtelt.

Jock






« Letzte Änderung: 04. August 2019, 10:49:23 von jock »
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