Lieber jock,
Mein Blutdruck wird von niemandem hier signifikant beeintraechtigt, dazu sind unsere haeuslichen Probleme in Deutschland und Europa weit eher faehig.
Ganz grundsaetzlich waere es jammerschade, wenn Du Deine Meinungen und Ansichten ausrauschen wuerdest wie andere Menschen ihre Unterwaesche.6
Wer Charakter hat, steht erst einmal zu seinen Ansichten und aendert sie nur, wenn er wirklich ueberzeugt werden konnte.
Dir ist also nichts vorzuwerfen, dass Du fuer Deine Ansichten eintrittst, spricht deutlich fuer Dich.
Bie dem aktuellen Thema hast Du einfach den grossen Nachteil gehabt, dass Du aus der Entfernung und ausschliesslich auf Ansichten anderer Leute angewiesen argumentiert hast, die Du nicht ueberpruefen konntest.
Dazuhin sind die Philippinen ein wirklich ganz besonderes Pflaster, jeder Vergleich mit anderen Laendern in Suedostasien hinkt gleich auf beiden Beinen, sodass jeder eine lange Zeit benoetigt, bis er sich in die hiesigen Probleme und Gegebenheiten hineindenken konnte.
Dieses Schicksal teilen auch etliche Journalisten, die sich eben auf die Schnelle Urteile ueber philippinische Verhaeltnisse bilden sollen.
Leider ist ihnen das nicht immer bewusst.
Wir wissen doch schon, wie schwer viele thailaendischen Gegebenheiten einzuschaetzen sind und wieviel Unsinn in der westlichen Presse zu lesen war und ist.
Und man muss schon einige Zeit in Thailand gelebt haben, ehe man anfaengt, auch nur ansatzweise etwas zu begreifen.
Auf den Philippinen ist das kein bischen anders.
Du hast ganz zutreffend den Mord an Aquino beschrieben, und es draengt sich heftig der Verdacht auf, dass die Urheberschaft bis auf Praesident Marcos zurueckgeht. Aber ein Verdacht allein reicht eben leider nicht aus, beweisen liess sich leider gar nichts.
Natuerlich waere es theoretisch moeglich, in den Philippinen lange zurueckliegende Tathergaenge noch einmal aufzurollen, sogar bestehende Gesetze koennten geaendert werden, wenn sich dafuer eine Mehrheit faende.
Tatsaechlich haben die Filipinos aber aus ihrer eigenen Sichtweise ganz andere und weit dringlichere Probleme, so dass bis auf wenige Ausnahmen niemand an der Aufarbeitung der Vergangenheit interessiert ist.
Unser historisches Interesse als Auslaender juckt hier niemanden.
Die Aktivitaeten der so genannten Todesschwadronen beeindruckt hier vorwiegend die betroffenen Drogendealer, den Rest der Filipinos lassen diese Aktivitaeten kalt, wenn sie nicht sogar teils frenetisch begruesst und gefeiert werden.
Alle die Eltern, die ein Kind oder einen anderen Verwandten an die Drogen verloren haben - und das sind hier nicht wenige - werden sich kaum beschwehren wollen und unsere westlichen humaneren Vorgehensweisen fuer baren Unfug halten.
Keiner von uns hat am Ende den Ueberblick, der erforderlich waere, um zu beurteilen, wie die desolaten Verhaeltnisse in den Philippinen rasch und nachhaltig und auch noch menschenrechtskonform veraendert werden koennten.
Bis jetzt scheint die wenig menschenrechtskonforme Dutertemethode erfolgreich zu sein. Ob diese Erfolge andauern und etwa sogar auf andere philippinische Problemfelder uebertragen werden koennen, laesst sich von unserer Seite nicht beurteilen.
Solange wir allerdings auch keine wirklichen Problemloesungen anzubieten haben, sollten wir uns vorerst aufs Beobachten beschraenken.
Eine weitergehende Einmischung in innerphilippinische Verhaeltnisse verbietet sich ohnehin.
Wir wuerden uns auch nicht von den Philippinos sagen lassen wollen, wie wir etwa unser Deutsches und europaeisches Fluechtlingsproblem zu bewaeltigen haben.
Ich habe von Dir vertretene Ansichten nicht teilen koennen und etliche durchaus kritisiert. Das hat allerdings zu keinem Zeitpunkt meine persoenliche Wertschaetzung Deiner Person beeintraechtigt.
Ich schaetze Menschen mit Charakter, dabei bleibts!
Wolfram