Wir folgten ihren Rufen und setzten uns an einen Tresen hinter dem eine ganze Reihe junger Bedienungen sich zu schaffen machten. Von der Herumlauferei war mir ganz warm geworden und ich freute mich auf ein frisch gezapftes Pils mit einer ordentlichen Schaumkrone. Also bestellten wir jeder einen Schoppen, doch fassungslos mussten wir mit ansehen wie sie uns ein Flaschenbier auf den Tisch stellten als seien wir beim Schorsch auf seinem staubigen Zementrohbau. Sollten wir das Bier etwa aus der Flasche trinken! Ja, sind wir denn nicht in einem gepflegten Abendlokal mit kultiviertem Bierausschank wie es im Reisefuehrer stand! Na, das war sicherlich nur ein Versehen. Ich winkte ein junges Bedienmädchen herbei und machte sie auf ihren Irrtum aufmerksam, doch dann brachte sie einen Styroporbecher herbei und stellte ihn mit einem blitzsauberen Lächeln direkt neben die Flasche. Ja, Himmelherrgottsakrament, ich trinke doch kein Bier aus einem speckigen Styroporbecher! Sind die denn bescheuert hier? Mir riß der Geduldsfaden. Ich war schon halb auf dem Weg hinter den Tresen, um selber nach einem Glas Ausschau zu halten, als mich der Fritz geistesgegenwärtig am Hemd festhielt. Dies sei doch eine Straßenbar, in der man es gewohnt sei, das Bier aus der Flasche zu trinken und der Styroporbecher würde dazu dienen, die Flasche darin länger kühl zu halten.
Kaum saß ich wieder auf meinem Hocker, trat von hinten eine junge Frau heran, die außer einem kurzen Röckchen und einem knappen Oberteil nicht viel anhatte. Ich guckte mich um und entdeckte, dass alle Mädchen in dieser Bar und auch die in den danebenliegenden Bars genauso gekleidet waren. Offenbar war das die landesübliche Abendtracht der hiesigen Eingeborenen. Mir gefiel diese einheimische Volkstracht sehr, bei der man die freien Schultern und die hübschen Oberarme und Beine sehen konnte, aber das werde ich der Liesel niemals erzählen, denn die denkt ja gleich wieder sonst was.
Das Mädchen fing an, mich nach meinem Namen zu fragen und woher ich komme, wie lange ich schon hier sei, wann ich wieder abreise und ob es mir hier gefiele. Je länger sie sich mit mir unterhielt, umso mehr gewann ich den Eindruck, dass ich ihr wohl enorm zu gefallen schien, zumal sie sich sogar nach meinem Beruf erkundigte und auch wissen wollte, wo ich denn hier wohnte und wie das Hotel hieße. Sie fasste mich an den Unterarmen und drückte sie leicht und wollte wissen, ob sie mir nicht eine wohltuende Massage bereiten könne. Doch zuerst hätte sie mächtig Durst und wie es denn wäre, wenn sie erstmal etwas trinken würde. Na, wie kann ich was dagegen haben, wenn sie sich etwas zu trinken bestellt. Wenn sie doch Durst hat, braucht sie mich doch nicht zu fragen. Dann zog sie sich einen Hocker herbei und quetschte sich neben mich und den Fritz, der auf der anderen Seite auch schon eine ähnliche Unterhalterin gefunden hatte.
Als das Getränk kam, stieß sie mit mir an und sagte „Tschok dii“, was so viel wie Prost hieße, und sagte, dass ich ein sehr freundlicher und aufmerksamer Mann mit einem großen Herzen wäre. Dann fragte sie nach meiner Frau und meinen Kindern und wo die jetzt sind. Deutschland würde sie ja gar nicht kennen. Sicherlich sei es da sehr kalt, aber sie würde die Kälte mögen, denn hier in Thailand sei es ihr zu heiß. Doch nach Deutschland könne sie ja niemals fahren, denn dazu sei sie zu arm. Sie sei erst vor vier Tagen nach Pattaya gekommen und würde hier in der Bar nur einer Freundin aushelfen, die überraschend krank geworden wäre. Danach müsse sie wieder zurück nach Buriram, wo sie in einer Holzhütte auf einem Reisfeld mit ihren Eltern und ihren acht Geschwistern leben würde. Sie würde mit ihren Eltern auf dem Reisfeld arbeiten, aber so sehr sie sich auch plagten, der Reisanbau brächte nie genug ein, um alle Münder immer satt zu kriegen. Sie selber hätte auch schon drei kleine Kinder, für die sie kein Geld für den Schulbesuch hätte, weshalb sie bei der Mutter lebten, wo sie täglich die Reisbüffel beaufsichtigen würden. Ich fragte sie, ob ihre Kinder denn keinen Vater hätten, der sich kümmern könnte, aber sie machte nur eine verächtliche Handbewegung und sagte, dass alle Thaimänner schlecht seien und sich um die Familie nicht scheren würden. Ihr Mann wäre mit einer jungen Frau durchgebrannt und hätte sie mit den Kindern in ihrem Elend sitzen lassen und zahlen würde er auch nichts. Ja, fuhr ich dazwischen, da muß man dem mal ordentlich die Hammelbeine lang ziehen, und ob sie nicht schon auf der Polizei gewesen wäre, damit man den flüchtigen Strolch dingfest machen könne. Sie solle sich mal einen guten Anwalt nehmen, der dem verantwortungslosen Strauchdieb eine Alimentenklage an den Hals hetzt, die sich aber gewaschen hat. Das ist doch die einzige Sprache, die solche Kanaillen verstehen!
Später fragte sie mich, ob wir nicht noch einmal woanders hingehen möchten. Ich sei doch so ein großzügiger und herzensguter Mann und sie hätte sich jetzt so an mich gewöhnt, dass sie gerne noch ein wenig mit mir alleine wäre. Man könne sich ja so gut mit mir unterhalten und ich sei ja auch so verständnisvoll, und ich hätte doch sicherlich nichts dagegen, wenn sie mich Papa nennen würde. Ich hatte nichts dagegen und ließ die Rechnung kommen. Merkwürdig nur, dass sie keine bekam. Na ja, da sie hier ja aushilft, geht das sicherlich „aufs Haus“, das kannte ich aus dem “Scharfen Eck”, wo die Bedienungen auch den Haustrunk frei hatten. Der Fritz drehte sich zu mir um und raunte mir zu, ich hätte Zeit bis um 23 Uhr, dann käme er. Na ja, mir war es eigentlich egal, wann er kommt, aber so wusste ich Bescheid.
Als wir eine Weile auf der Straße so dahingeschlendert waren, sagte Noi, so hieß meine neue Begleiterin, dass sie auf einmal so müde würde und ob sie sich nicht eine kleine Weile in unserem Zimmer ausruhen könnte. Das sei doch hier ganz in der Nähe und sobald sie wieder zu Kräften gekommen sei, könne sie mir dann auch gleich eine kleine Massage verpassen. Das wäre doch praktisch, oder nicht? Ich fand auch, dass eine Mutter von drei kleinen Kindern sich nicht abends in einem unuebersichtlichen Barviertel herumtreiben sollte, wo sie womöglich noch wildfremden Männern mit gottweiß welchen Absichten zum Opfer fallen könnte. Drum willigte ich ein. Ein wenig dachte ich schon daran, was das für ein mordsmäßiges Gelästere und Gekeife gaebe, wenn meine Liesel wüsste, dass ich mit einem fremden Mädchen auf das Zimmer ginge. Aber die Liesel denkt ja immer nur das Schlechte und nicht, dass es sich hier um eine grundanständige junge Frau handelt, die niemals so verdorbene Gedanken im Schilde hat.
Auf dem Zimmer angekommen, wollte sich Noi zuerst mal duschen, da ihr der Schweiß am ganzen Körper kleben würde. Als sie wieder aus dem Badezimmer kam, hatte sie sich das große Hotelhandtuch um den Körper geschlungen und vor ihrer Brust verknotet. Bei der Hitze im Zimmer konnte ich es ihr auch nicht verdenken, wiewohl sie nun noch viel mehr freie Haut zeigte als vorher. Erstaunlich nur, daß sie so gar keine Scheu hatte, sich so zu entblößen! Na, nur mal gut, dass sie mit mir an einen anständigen Mann geraten war, von dem sie nichts zu befürchten brauchte, und nicht an einen jener schändlichen Sittenstrolche, die überall herumlungern und nur darauf aus sind, gewisse Notlagen junger Frauen auszunutzen.
Noi legte sich aufs Bett und rollte sich zusammen wie eine Katze und es schien als wolle sie schlafen. Doch auf einmal drehte sie sich um, und fragte mich, ob ich denn nicht auch müde sei und mich nicht ein wenig zu ihr legen möchte. Also gut, sagte ich, aber ich will dich nicht stören. Du sollst dich erholen. Ich lege mich ganz weit weg von dir auf die äußerste Bettkante. Aber, aber, meinte sie, ich würde sie doch überhaupt nicht stören und meine Nähe täte ihr so gut, weil sie fühlen würde wie gut ich sie verstehe. Ich sei ein Mann mit einem guten Herz. Sie rutschte zu mir und strich mir über die Schulter, dabei verrutschte ihr Handtuch, und sie entblößte ihre Brust. Dann nahm sie meine Hand und legte sie auf ihre linke Brust und fragte mich, ob ich ihren Herzschlag spüren könne. Dieses Herz schlage nur für mich, den gutherzigsten und aufrechtesten Mann, den sie je kennen gelernt habe.
Mir wurde es auf der Stelle etwas schwindlig und in meinem Kopf setzte sich ein Karussell in Bewegung, das einfach nicht mehr stehen bleiben wollte. Einerseits wollte ich so schnell wie möglich aufstehen, andererseits war es wunderbar so dicht beisammen zu liegen, sich so verständig zu unterhalten und sich ein wenig zu massieren. Nun nahm Noi auch noch meine andere Hand und legte sie auf ihre zweite Brust, hinter der sich aber kein Herz mehr befand, und sie fragte mich, ob mir das nicht gefallen würde. Na, und ob mir das gefiel! Doch das Karussell in meinem Kopf drehte sich immer schneller und meine Gedanken fuhren Achterbahn. Ich schloß die Augen und da sah ich wie eine finster starrende Liesel hinter dem Schaltkasten des Karussells auftauchte, und unheilvoll eine schwere Eisenstange schwang, die sie mir jeden Moment hinterher zu werfen drohte. Ich wollte fliehen, aber es ging nicht, denn ein warmes und sehr starkes Gefühl hielt mich gefangen, es zog eine heisse Feuerspur den Rücken hinab und sammelte sich in meinem Lendendreieck, wo es zu glühen anfing und ein Loch durch die Hose zu brennen schien.
Die Ursel, die ich ja schon aus dem Kindergarten kenne, hat mich immer verspottet, dass seit meinem Stimmbruch noch nie viel mit mir los gewesen waere, was aber nie gestimmt hat. Im Gegenteil! Nach ihren Wechseljahren bekam sie so einen strengen Mundgeruch und einen ganz abscheulichen Achselschweiss und ihre Vorliebe fuer kratzige Schafswollunterhosen, die auch noch umstaendlich auszuziehen waren, taten ebenfalls das ihre. Im Winter zog sie die stinkenden Stallstiefel neben dem Bett aus und schmierte ihre schrundigen Haende dick mit Melkfett ein, womit sie das ganze Bettzeug versaute, aber niemals hatte sie so eine weiche Samthaut wie jene, die hier neben mir im Bett lag und mir die Sinne raubte. Ich machte die Augen wieder zu, und jetzt sah ich wie sich die Liesel auf meinen Koffer stuertzte und wie eine Furie darin zu wuehlen anfing. Dann drehte sie sich um und hielt triumphierend das Paeckchen Kondome hoch, das ich sorgsam zwischen den Feinrippunterhosen versteckt hatte. Ha, schnaubte sie, hier! Hier ist der Beweis! Ihr Maenner seid doch alle Schweine. Sie haette es ja schon immer gewusst, dabei quollen ihr die Zornesadern an den Schlaefen auf und ihr Gesicht wurde rot und nahm die Form dieses Mondes an, der heute Abend ueber dem Meer hing. Sie wisse ja seit langem, was ich fuer ein falscher Fuffziger waere und wie ich vor ein paar Jahren gerne mit der ledigen Apothekersfrau ins Heu gegangen waere, weil die mir auf der Kirmes schoene Augen gemacht habe, sie wisse alles, schaeumte sie, und ich braeuchte ihr kein Theater mehr vorzuspielen, und was ich in Thailand suche, waere fuer sie auch sonnenklar und auch, was ich hier hinter ihrem Ruecken treiben wolle, nur - und nun zog ein malizioeses Grinsen ueber ihre wutentstellte Visage - koenne sie sich beim besten Willen nicht vorstellen, womit!!
wird fortgesetzt, doch es dauert etwas. Ich bitte um Verstaendnis....