Selbstverständlich bin ich mir dessen bewusst, dass die Integration eines Großteils der mehrheitlich syrischen Flüchtlinge mit geringer Schulbildung außerordentlich schwierig ist, wie dem ZEIT-Interview mit Ludger Woeßmann, Leiter des Zentrums für Bildungsoekonomik in München, zu entnehmen ist ("Zwei Drittel koennen kaum lesen und schreiben").
Deshalb schlaegt Moeßmann für diese Personen "teilqualifizierte Ausbildungen" vor, "die stärker die praktischen Fähigkeiten betonen und die theoretischen Grundlagen begrenzen", beispielsweise die Ausbildung von Krankenpflegehelfern, die dringend benoetigt werden.
Außerdem spricht sich Moeßmann dafür aus, den Mindestlohn von 8,50 Euro für diese Flüchtlinge als Eingliederungsmaßnahme vorübergehend (wohlgemerkt nur vorübergehend!) auszusetzen und sie somit mit Langzeitarbeitslosen arbeitsrechtlich gleichzustellen, bei denen solche Ausnahmen auch erlaubt sind.
"Wer schoen daherredet, dass ein niedriger Mindestlohn gegen die Würde der Flüchtlinge verstoße, der sollte die ganze Wahrheit sagen: nämlich, dass er in Kauf nimmt, dass dann ein großer Teil der Flüchtlinge niemals in den Arbeitsmarkt integriert werden wird. Das ist die realistische Alternative - und der wirkliche Verstoß gegen die Würde des Menschen."
"Den zwei Dritteln der jungen Syrer, die nach internationalen Bildungsstandards als funktionale Analphabeten gelten müssen, wird zumeist die noetige Ausbildungsreife für die hiesigen Betriebe fehlen."
"Wir müssen uns darauf einstellen, dass die Mehrheit der jungen Flüchtlinge an einer drei Jahre langen Vollausbildung mit hohem Theorieanteil scheitern würde."
"Laut Handelskammer München und Oberbayern haben 70% der Azubis aus Syrien, Afghanistan und dem Irak, die vor zwei Jahren eine Lehre begonnen haben, diese bereits wieder abgebrochen."
"Darum müssen wir ihnen andere Angebote machen; ihnen mehr Ausbildungsbegleiter an die Seite stellen; über teilqualifizierte Ausbildungen nachdenken, die stärker die praktischen Fähigkeiten betonen und die theoretischen Grundlagen begrenzen. Es gibt schon solche Berufe, etwa den Krankenpflegehelfer."
"Wir brauchen mehr einjährige Qualifikationen - mit der Moeglichkeit, diese später in eine Vollausbildung auszuweiten."
Zu dem fragwürdigen "Fachkräftemangel" äußert sich Woeßmann wie folgt:
"Zu meinen, dass die erwachsenen Flüchtlinge bei uns den Fachkräftemangel loesen werden, halte ich nicht für realistisch. Was uns in den vergangenen Jahren geholfen hat, war die Zuwanderung gut ausgebildeter Menschen aus anderen europäischen Ländern."
Andererseits dürfte die Rückführung der Flüchtlinge in ihr Heimatland oder das Land ihres letzten Aufenthaltes außerhalb der EU, beispielsweise in die Türkei, ebenso schwierig sein wie die Integration in Deutschland, wie die Berichte in der "WELT" und der "tagesschau" zeigen:
DIE ZEIT, 3.12.2015: "Zwei Drittel koennen kaum lesen und schreiben"
www.zeit.de/2015/47/integration-fluechtlinge-schule-bildung-herausforderungDIE WELT, 23.2.2016: "Diese 17 Staaten behindern Abschiebungen aus Deutschland" -
www.welt.de/152534336tagesschau.de, 3.4.2016: "Proteste gegen Rückführung aus der Türkei"
www.tagesschau.de/ausland/tuerkei-fluechtlinge-protest-rueckfuehrung-101.html