Waitong, es ist richtig, daß ein Nikotinsüchtiger, ein Kiffer oder Säufer in aller Regel auch entsprechende Nachkommen produziert, was unter anderem an der ggf. bereits im Mutterleib weitergegebenen Disposition dazu liegt. Entsprechend ist zum Beispiel die Wahrscheinlichkeit höher, daß sich ein Spößling aus einer nichtrauchenden Akademikerfamilie vor einer doofen, zugleich kettenrauchenden und zockenden Frau eher weniger angezogen fühlt.
Das ist aber keineswegs sicher, denn gerade Gegensätze ziehen sich bei der Partnersuche an, wie wir hier ja fast alle sehr gut wissen.
Ulis Beispiele kenne ich ähnlich: Einer meiner Mitschüler war der Sohn eines berühmten Dirigenten und endete an der Nadel in einer versifften Pennertoilette; eine Mitschülerin der Parallelklasse war Tochter eines berühmten Regisseurs und wurde zur Hure, die es mit jedem trieb, der sie nur ein paar Tage aushielt.
Allerdings kannst du uns als anonymer Indianer, den keiner hier kennt, hier ohnehin viel erzählen, wenn der Tag lang ist und Du alle möglichen Internet-Weisheiten von überallher zusammenklicken kannst.
Die tatsächliche Lebenstüchtigkeit Deiner persönlichen Gen-Weitergabeproduktion müßte also erst noch mal im Detail bewiesen werden. Da Kinder, wenn sie halbwegs schlau, neugierig und selbstständig sind, in aller Regel im Zweifel erst mal immer das Gegenteil dessen machen, was ihre Alten tun (ich gehe da von zum Beispiel mir aus
), nehme ich zu ihren Gunsten an, daß sie auch noch, wie wir alle, ein paar Laster und Fehler haben, und keine Kopie ihres grundwerteorientierten alten Herrn sind.
Merke:
Wenn Dein Kind eine genaue Kopie von Dir wird, hast du als Elternteil versagt oder bist ein Tyrann, der funktionierende Roboter produziert. Der biologische Vorteil der Erfindung der geschlechtlichen Liebe lag darin, daß sich
körperliche und Charaktereigenschaften mischten und so
immer wieder was Neues produziert und probiert wird, was die Entwicklung rasant beschleunigte. Ob das letztlich für die Natur insgesamt vorteilhaft war oder nicht, lassen wir mal dahingestellt.
Daß unsere Nachkommen, falls gesund, in jeder Beziehung selbstständig sind und wir
nicht entscheiden können, was sie später machen, oder wie "gut" oder "schlecht" sie werden, unterscheidet uns von der Amöbe.
Für die Natur existiert bzw. zählt kein "gut" oder "schlecht", nur ausschließlich die erfolgreiche Weitergabe der Gene. Die Alternative dazu ist das Aussterben der Eigenschaften der Eltern.