Weil er mir keinen Cent mehr gab, reichte mein Geld jetzt oft nicht mehr für den Haushalt. Windeln, Kinderkleidung, Spielsachen und Essen sind in Deutschland teuer. Für alles weitere mußte ich dann immer Geld von meinen Sparbüchern abheben.
Nach dem Ende der Mutterschutzzeit, genau ab dem 3. Geburtstag meines Sohnes, arbeitete ich wieder. Mein Mann eröffnete mir, daß er sich ab jetzt alleine um das Kind kümmern würde und dafür zu Hause bliebe. Seit dieser Zeit habe ich fast keinen Kontakt mehr mit Fritz, weil mein Mann das gezielt unterbindet.
Mein Mann ist Gesellschafter und Mitgeschäftsführer einer GmbH, aber er hat eine Zweigstelle im Haus, so daß er auch dort arbeiten konnte. Das Haus ist ein altes Schulgebäude in der Ortsmitte. Mehrere Wohnungen sind an die Gemeinde vermietet.
Sein Daheimbleiben und Kümmern um das Kind bestand werktags darin, daß er es morgens in den 5 Minuten entfernten Kindergarten brachte, es abends abholte, fütterte und grundsätzlich vor meiner Rückkehr zu Bett brachte. Dazwischen nahm er, wie er sagte, Termine wahr. Später wurde mir berichtet, daß er oft gar nicht beruflichen unterwegs war, sondern Frauen aus Thailand und aus den Philippinen besuchte.
Einmal habe ich ihn mit einer beim Einkaufen gesehen, was ihm so unangenehm war, daß er sich im Supermarkt vor mir versteckte, als ich ihn bereits zuerst gesehen hatte. Ich ließ mir das aber nicht anmerken.
Im Schnellrestaurant arbeitete ich meistens ab 10 Uhr früh und kam abends um 19.30 Uhr von der Arbeit zurück. Zu diesem Zeitpunkt war Fritz dann schon im Bett und ich durfte ihn ‹nicht stören›, wie mein Mann sagte. Er achtete genau darauf, daß unser Kind immer vor meiner Rückkehr im Bett lag. Ich komme so spät von der Arbeit zurück, weil ich von meiner Arbeitsstelle erst mit der Straßenbahn eine Stunde zum Bahnhof und dann mit dem Zug nach Hause fahren muß.
Einmal ging ich noch kurz zu einer Freundin und ihrem Mann, deren Haus von unserem nach Luftlinie 100 Meter entfernt ist und kam deshalb etwas später als gewohnt nach Hause. Mein Mann hatte mir ja verboten, Bekannte zu mir in unsere gemeinsame Wohnung mitzunehmen. Er nahm mir darauf den Wohnungsschlüssel ab und sagte zur Begründung: ‹Du kommst hier einfach an, wann du willst, das geht nicht, das stört den Fritz beim Schlafen. Das ist eine Wohnung, kein Hotel!›
Dabei war ich auf Verlangen meines Mannes immer ganz leise und habe sehr darauf geachtet, den Hausschlüssel leise umzudrehen und die Türe leise auf- und zuzumachen, wenn ich nach Hause kam.
Ich mußte von da an immer klingeln, wenn ich kam, aber manchmal hat mein Mann das nicht gehört und mir die Türe nicht aufgemacht. Ich habe in diesen Monaten oft am Flußufer und am Bahnhof gesessen und habe geweint. Wenn er lange Zeit nicht aufgemacht hat, habe ich manchmal bei einem Mieter im Haus, Herrn O***, geklingelt, der mich dann hineinließ. Oben mußte ich dann aber an unserer Wohnungstüre nochmals klingeln oder klopfen, damit mein Mann mich hörte.
Das war dann natürlich viel lauter, als wenn ich, wie sonst, leise mit dem Schlüssel in die Wohnung gekommen wäre, aber das hat meinen Mann dann nicht in seiner ‹Ruhe› gestört.
Ich hoffte, daß unser gemeinsames Kind, wie auch die Kinder meiner Bekannten, zweisprachig aufwächst, nicht nur wegen seiner späteren Berufschancen in zwei Ländern, sondern, weil unser Sohn dann vielleicht später auch mich unterstützen könnte, da ich in Deutschland die Schrift, zum Beispiel von Behördenschreiben, nur schwer lesen und verstehen kann. Fritz hatte in den ersten Jahren, als ich im Mutterschutz war, auch schon angefangen, Thai zu verstehen und auf Thai zu antworten. Aber seit dem 3. Geburtstag sorgt mein Mann dafür, daß ich unser Kind wenn überhaupt, dann nur jeden Tag frühmorgens kurz beim Frühstück sehe und selten noch zum Beispiel am Sonntagabend beim Abendessen. Inzwischen versteht Fritz deshalb nur noch Deutsch.
Am Wochenende konnte ich mein Kind meistens auch nicht sehen, weil mein Mann mit ihm wegfuhr, ohne mir zu sagen, wohin. Ich habe erst später erfahren, daß er auch in dieser Zeit andere Thailänderinnen oder philippinische Frauen aufsuchte. Trotzdem nahm er Fritz dorthin mit, um unser Kind von mir fernzuhalten. Dabei hätte ich mich gerne am Wochende selbst um das Kind gekümmert.
Wenn ich etwas über Fritz wissen wollte, erklärte er, daß er jetzt für ihn zuständig sei. Er sagt mir nicht, was er mit unserem Sohn macht oder vorhat.
Fortsetzung folgt