Traurig, wenn es so kommt.
Nach meiner Meinung aber auch die Gier der Bestattungsunternehmer und Behörden.
Kann man sich es noch leisten zu sterben?
Selbst für
die Beerdigung reicht's nicht
Sozialämter zahlen immer öfter fürs BegräbnisVon Cornelia Steiner
BRAUNSCHWEIG. Ein Mensch wird bestattet, und niemand ist dabei. Kein Freund, kein Familienmitglied begleitet ihn auf dem letzten Weg. Nichts erinnert an ihn. Ein trauriges Bild - aber eines, das auf Friedhöfen in unserer Region immer häufiger zu sehen ist.
Friedhöfe sind eine Welt für sich. Eine Welt des Trauerns, des Gedenkens, des Erinnerns an wunderbare gemeinsame Momente. Doch immer häufiger hört man mahnende Worte, etwa von Bestattern und den Kirchen. "Wir bemerken, dass sich der Umgang mit dem Tod und die Trauerkultur wandeln. Es gibt häufiger Bestattungen, die ohne Angehörige stattfinden. Dabei spielt Gleichgültigkeit eine immer stärkere Rolle", sagt der Braunschweiger Propst Thomas Hofer. "Das ist bedrückend - denn wer einsam stirbt, hat meistens vorher schon einsam gelebt."
Alexander Helbach von Aeternitas, einer unabhängigen Verbraucherinitiative für Bestattungskultur, bestätigt diesen Trend. Ähnlich wie Hofer will er nichts dramatisieren. Dennoch sagt er: "Die Vorstellungen von Würde und Pietät haben sich verändert. Wir müssen aufpassen, dass dies nicht in eine Entsorgungsmentalität umschlägt."
Helbach zufolge spielt auch das Geld eine große Rolle. "Sehr viele Leute schauen, wie sie bei der Bestattung sparen können. Das liegt vor allem am Wegfall des Sterbegeldes vor sechs Jahren, aber auch daran, dass immer mehr Menschen nur wenig Geld zum Leben haben", sagt Helbach.
Die Preise für eine Bestattung setzen sich aus mehreren Gebühren zusammen. Als Richtwert für eine einfache Bestattung gelten 2500 bis 3000 Euro.Bundesweit steigt die Zahl der Bestattungen, die von den Kommunen bezahlt werden müssen - entweder weil den Angehörigen das Geld dafür fehlt oder weil keine Angehörigen zu finden sind. "In Nordrhein-Westfalen haben sich die Ausgaben der Kommunen für solche Sozialbestattungen zwischen 2005 und 2008 verdoppelt. Das gilt auch für die anderen Bundesländer", glaubt Helbach.
In unserer Region ist kein einheitlicher Trend zu erkennen. Im Jahr 2008 hat etwa der Kreis Wolfenbüttel 14 Mal die Kosten für eine Bestattung übernommen, weil Angehörige sie nicht tragen konnten. 2009 waren es mit 23Fällen deutlich mehr. Hingegen sind die Zahlen in anderen Kommunen stabil. So zahlt die Stadt Braunschweig im Jahr knapp 200 Mal einen Teil der Kosten oder den gesamten Betrag aus Mitteln der Sozialhilfe.
Dass gespart wird, spüren vor allem Sarghersteller und Bestatter. Viele Menschen kaufen billigere Särge aus Osteuropa. In Großstädten wie Berlin florieren die Geschäfte von Discount-Bestattern.Zugleich gibt es aber neue Formen: So wird in Hannover eine Kirche als Bestattungsraum für Urnen genutzt.
© Braunschweiger Zeitung: 13. Maerz 2010,