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Autor Thema: Geschichten aus Hinterindien  (Gelesen 409149 mal)

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Low

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Schlamm in Hinterindien
« Antwort #1170 am: 14. August 2010, 17:20:54 »

Schlamm                                                                                                                                                                         14. August 2010

Diese Woche schmerzten meine Augen und eine Überfülle gelblichen Schlammes trübte dauernd die Sicht. Wir fuhren zum Spital und verlangten
nach einem Augenarzt. Bei der Voruntersuchung wurde erhöhter Blutdruck und zu meinem Erstaunen leichtes Fieber festgestellt.
Der Befund war normal. Zuvor befürchtete ich bereits altersbedingten Star oder andere irreguläre Vögel. (1) Gegen die Augenentzündung erhielt
ich Tropfen.
 
Zu Hause mass ich die Temperatur wiederholt und stellte ein flinkes Ansteigen fest. Möglicherweise waren die Batterien des Gerätes am Ende oder
die Elektronik von Braun war fehlerhaft.
Es ging rasch auf neununddreissig, ich zog nun die horizontale Position vor, dann auf vierzig Grad und danach erlebte ich ausgiebigen Schüttelfrost.
Schüttelfrost in kleinen Dosen soll gesund sein, weil er angeblich Ablagerungen, Verkalkungen und Cholesterol aus den Gefässen schüttelt.

Dick litt mit mir und wollte, dass ich um Mitternacht ins Spital gehe oder irgend welche Medikamente aus der Hausapotheke einnehme. Ich war
dagegen. Mit Schüttelfrost aufstehen ist nicht nur dumm, sondern gefährlich. Irgendwelche Medikamente zu schlucken, ohne die Ursache der
Erkrankung zu kennen, lehnte ich ab.
Nach einer knappen Stunde war mein Körper offenbar zu müde zum Schütteln. Ich fieberte schlaflos bis um sechs Uhr. Sie wollte mit mir ins Hospital.
Die Temperatur war noch über neununddreissig Grad. Ich schleppte mich trotzdem ins Badezimmer und sagte, so gegen acht wäre ich bereit fürs
Krankenhaus, vorher sei ohnehin bloss die Notfallaufnahme in Betrieb.
Sie blinzelte in den Garten, schaute nochmals, ihre Augen öffneten sich mehr und mehr. Dann schrie sie: „Überschwemmung!“
Land unter. Im Garten breitete sich ein braungelber, morastiger See aus. Die Strasse wurde zum Fluss. Der Fluss gab mir Zeit zum Hinlegen und
zum Erholen von den nächtlichen Strapazen.
Ich konnte sie mit Mühe überreden, die Stiefel zu benutzen, anstatt mit nackten Beinen in der fäkalienreichen Brühe herum zu stapfen. Die grosse
Frage war nur,  wo waren die verdammten Stiefel, irgendwo versteckt auf tausend Quadratmetern - nur dort nicht aufzufinden, wo sie eigentlich
hingehörten.

Sie rettete das Motorrad auf die Veranda und bekämpfte sinnlos den Schlamm so eindringlich, dass einige Wasserschläuche platzten. Da soll sich
einer erholen. Ich war zu geschwächt, um mich über hirnlose Panikreaktionen zu ärgern.
Mowgli erhielt von Mae ein Netz, um Fische zu retten. Er kümmerte sich keinen Deut um Fische, sondern jagte zahlreichen, eigentlich ungefährdeten
Krabben nach. Ich schaute dem Treiben wortlos zu und schmunzelte, als sich Mutter Natur rächte und sich vom Mangobaum ein Klumpen rotgelber
Ameisen über den Knaben ergoss. Der liess die zappelnden Krabben eilends fallen.
Mittlerweile fiel der Flutpegel sichtbar. Schlamm wegspritzen wurde sinnvoll. Nach acht Uhr war die Strasse als Bachbett einigermassen befahrbar.

Mein Blut wurde auf Dengue getestet. Das Blutbild war entsprechend. Der Erreger selbst konnte nicht nachgewiesen werden. Auf Thai meinte
der Arzt im Flüsterton zu Dick, dass Dengue zur Zeit in Chiang Mai für solche Fieberschübe verantwortlich sei. Die Behandlung: Bettruhe und wohl
die Wunderdroge Paracetamol.

Am Nachmittag wurde im Dorf per Lautsprecher auf drei Uhr in der Morgenfrühe eine weitere Flutwelle angekündigt. Einige vermögende
Grundbesitzer bauten in den nordwestlich gelegenen Hügeln Staudämme. Durch die Regenfälle der letzten Wochen waren die Tümpel am Überlaufen
und einige Billigstdämme selbst gefährdet. Offenbar war keine Regulierung des Wasserstandes vorgesehen oder sie kennen nur binäre Logik, voll
oder leer. In der Nacht, wenn keiner zuschaut, werden die Speicher klammheimlich entleert.

Doch zuvor erlebten wir bei einem Glas Premières Côtes de Blaye zweisame fiebrige Kerzenromantik, geschaffen durch einen Stromausfall. (2)
Die vorhergesagte Flut fand trotz ergiebiger Regenfälle nicht statt. Die wird uns dann wieder überraschen, beispielsweise wenn wir dringend ins
Spital sollten.


(1)
http://www.diagnoseklinik-muenchen.de/vorsorge_augenkrankheiten_be.php
(2)
http://www.aoc-blaye.com/


« Letzte Änderung: 14. August 2010, 17:24:33 von Low »
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namtok

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1171 am: 15. August 2010, 03:06:37 »

Na dann gute Besserung  ;}


Ist der Fieberschub gar zu arg kann die  "Wunderdroge Paracetamol" durchaus helfen, das Fieber zu senken und einigermassen selbständig und transportfähig auf dem Weg ins Krankenhaus zu sein. Ich hatte damit mal einen plötzlichen Fieberschub mit Schüttelfrost kurz vor dem Abflug erfolgreich bekämpft und auch den Langstreckenflug gut überstanden. Zuhause wurde beim nächsten Fieberschub dann  Malaria diagnostiziert und im Tropeninstitut dann auch richtig behandelt.

Für kleinere Wehwehchen kann mir die "Wunderdroge" aber gestohlen bleiben. Ansonsten hab ich das nie genommen...  }}
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drwkempf

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1172 am: 15. August 2010, 17:48:38 »

Lieber Low,

es mag pervers klingen, aber beim nächsten Schüttelfrost solltest Du Dich unverzüglich unter eine heiße Dusche begeben, wirkt Wunder.
Ursache des Schüttelfrosts ist eine Temperaturregulierungsstörung, bei der dem Körper suggeriert wirt , die Körperkerntemperatur sei unter einen kritischen Wert abgefallen. Durch Muskelzitten soll nun Wärme erzeugt werden, was auch gelingt. Üblicherweise folgen dann Schwitzattacken, gefolgt von neuerlichem Schüttelfrost. Das kann bis zur totalen Erschöpfung führen.
Schüttelfrost hat nur bei tatsächlicher Kälte Sinn - wir nennen das "Frösteln".
Paracetamol oder auch das altbekannte Aspirin können den Schüttelfrost dämpfen, besser wirkt noch Tramadol. Zu echten Opiaten dürftest Du kaum Zugang haben. {{

Die Temperaturfehlregulierung erfolgt üblicherweise auf dem Boden von Bakteriengiften (Toxine).
Die Einnahme eines Breitbandantibiotikums kann also durchaus versucht werden. Ich empfehle da z.B. ein modernes Cefalosporin oder einen Gyraseblocker, beides gibt es in Thailand rezeptfrei in jeder Apotheke. Wenn man umständehalber von Arzt oder Klinik abgeschlossen ist, ist eine solche Selbstbehandlung statthaft.

Inzwischen gehts Dir hoffentlich wieder gut. Deine Hausapotheke solltest Du erforderlichenfalls aufstocken.
Herzliche Grüße an Deine Lieblingssuperkrankenschwester Dick.
Sehstörungen sind ganz nebenbei bei Fieberschüben durchaus nicht selten.

Wolfram
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Kern

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1173 am: 15. August 2010, 19:18:49 »

Hallo Low

Moon und ich wünschen Dir von Herzen gute Besserung.

Wenn Dich das Dengue-Fieber erwischt hat, wirst Du wahrscheinlich  noch 4 bis 6 Wochen kräftige Probleme haben.

Aus netdoktor.de:

"Dengue-Fieber - Symptome

Andreas Ploch, Arzt   

Dengue-Fieber kann in drei verschiedenen Formen verlaufen.
Klassisches Dengue Fieber: In der ersten Phase treten hauptsächlich grippale Symptome auf, die äußerst heftig sein können.
 Dazu gehören:
Hohes Fieber
Schüttelfrost
Abgeschlagenheit
Bindehautentzündung
Kopf- und Gliederschmerzen
Kreislaufbeschwerden
Durchfall (Diarrhoe)


Außerdem kann vorübergehend ein Hautausschlag (Exanthem) auftreten. Nach kurzer Zeit fällt das Fieber schnell ab, nach ein bis zwei Tagen steigt es erneut an. In dieser Krankheitsphase lassen sich die Erreger mithilfe spezieller Methdoden im Blut nachweisen. Häufig dauert es Wochen, bis der Betroffenen wieder symptomfrei ist.

Milde atypische Form: Die Symptome ähneln denen der klassischen Form, sie treten aber milder und kürzer auf (max. 72 Stunden).

Dengue-hämorrhagisches Fieber (DHF) oder Dengue-Schock-Syndrom (DSS): Das hämorrhagische Dengue-Fieber tritt in erster Linie bei Kindern oder bei einer zweiten Infektion auf, wenn der Betroffene mit einem anderen Virustyp in Kontakt kommt.
Nach durchstandener erster Krankheitsphase kommt es nach ein bis drei fieberfreien Tagen zu einem zweiten Schub. Neben hohem Fieber tritt nun eine Blutung der inneren Organe mit Bluterbrechen, eventuell auch mit blutigen Durchfällen auf.
 Bei schweren Blutungen kommt es zum Schock - häufig mit tödlichem Ausgang (Dengue-Schock-Syndrom)."

Fortsetzung folgt.
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Kern

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1174 am: 15. August 2010, 20:13:02 »


4 Wochen nach Ausbruch dieses Fiebers hatte ich keine Probleme mehr mit Durchfall und ich verzehrte dann wochenlang alles mögliche an Obst, um meine Widerstandskräfte zu stärken.

Gegen die Knochenschmerzen halfen mir Medikamente mit dem Wirkstoff Diclofenac.
Viele Bäder, Duschen und Hautcremes linderten den Juckreiz.

Ich hoffe, dass Du nur eine leichte Form des Dengue-Fiebers erwischt hast.

Viele Grüsse von Moon und Achim an Dich und die schlanke Dick



Ediert:

Wer auf den Link oben in der Zitierzeile oder auf den ganz unten nach diesem Text klickt, kann auch den ersten Teil dieses eigenen (ins Kapitel "Meine Gesundheit" verschobenen) Themas "Dengue Fieber" lesen.

MfG hmh.  :)

http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=7734.0
« Letzte Änderung: 15. August 2010, 22:13:02 von hmh. »
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Low

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Beulen zum Heulen
« Antwort #1175 am: 17. August 2010, 11:54:02 »

Beulen zum Heulen

Danke für die Genesungswünsche, für die ärztlichen Ratschläge und den Erfahrungsbericht von @Kern.
Den Trick mit dem heissen Bad kannte ich. Ohne die Hilfe von kräftigen Drittpersonen ist es mir bei einem Schüttelfrost leider unmöglich, mich aus
dem Bett zu erheben, denn die Schüttelei schwächt erbarmungslos. Unter dem Bett hervorkriechen ist nach meinen letzten Erkenntnissen keine
moderne Behandlung, sondern eine zeitgemässe Annäherung an die Beulenpest, oder zumindest Beulen.

Seit Samstag 04 00 Uhr war ich ohne Medikamente fieberfrei und wartete nun eigentlich auf den zweiten Schub. Die Blutuntersuchung vom
Montag stimmte mich zuversichtlich.
Offenbar erwischte ich für die Blutentnahme die Talsohle, denn seit Mitternacht (Dienstag 00 00 Uhr) stieg die Temperatur wieder etwas an.
Ich gab früher zu verstehen, dass ich vor fast dreissig Jahren in Malaysia meine erste Erfahrungen mit Dengue machte. Damals schlug es mir
ebenfalls zuerst auf die Augen. Ich wusste nicht, was mich erwartete. Aus Schmerz und Verzweiflung kaufte ich eine teure Ray Ban Sonnenbrille.
Dieses Souvenir habe ich heute noch.
Wie kräftig solche Schüttelfröste sein können, zeigt sich an @Kerns Beitrag, der in Forenthreads gestreut wurde.

http://www.ray-ban.com/thailand
« Letzte Änderung: 17. August 2010, 11:58:59 von Low »
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Grüner

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1176 am: 17. August 2010, 16:43:02 »

Deine Ray Ban Brille sieht bestimmt so cool aus wie die, nehme ich an:
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Low

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Hochgeschätzte Gäste in Hinterindien
« Antwort #1177 am: 18. August 2010, 11:52:50 »

Hochgeschätzte Gäste                                                        15. August 2010

Die THAGEFNA (Thailändische Gesellschaft für Naturschutz-Anliegen) würdigte ausgerechnet auf Schwiegervaters Farm eine uralte Tamarinde
mit dekorativer Urkunde als schützenswert. Genau in diesen etwas abgelegen stehenden, mächtigen Baum hämmerte der alte Herr einen fünf
Zoll Nagel. Wenn er das praktisch ungeschützte Haus verliess, hing er eine alte Flinte zur Sicherheit in dieses Versteck.
Als Muster- und Vorzeige-Betrieb kann man dieses Stück Land nicht bezeichnen. Es gedeiht viel, was nicht angepflanzt wurde. Manchmal wächst
das Angepflanzte nicht. Kraut ist Kraut. Unkraut gibt es nicht.  
Er ist nicht der alleinige Herr und Meister. Sohn und Tochter bauen planlos beide getrennt etwas Reis an. Zusätzlich spekuliert der Sohn mit Mais
und Ananas. Für einige Zeit bewirtschaftete ein entfernter Onkel etwas Land. Man gab ihm zu verstehen, dass er mit Familie unerwünscht sei,
als sich seine unerzogenen Söhne als unverbesserliche Tierquäler und hinterlistige Halunken erwiesen.
Hundert Hühner gackern herum. Enten schnattern. Ein paar Ochsen lassen ihre Fladen als Dünger am Boden zurück. Hin und wieder werden
Welpen für eine Tierfabrik aufgezogen.

Ein fleissiger Enkel erstellte eine neue Unterkunft, hob einen weiteren Fischteich aus und versucht sich mit verschiedenen Gewächsen. Früher
handelte er mit Textilien. Nach dem wirtschaftlichen Einbruch bevorzugt er das bescheidene, aber sichere Einkommen aus der Landwirtschaft.
Dennoch reizen ihn öfters unwiderstehlich Märkte, Menschen und Klamotten. Deshalb kann es vorkommen, dass das Land ohne Aufpasser von
Hungerleidern und Dieben geplündert wird. Die bedienen sich gerne mit frischen Fischen, Hühnern, Reis und allem, was nicht niet- und nagelfest
ist.

Letzte Woche waren sämtliche Anbau- und Ernte-Spezialisten abwesend, als eine Gruppe braun gekleideter Herren mit blitzblank polierten Stiefeln
den landwirtschaftlichen Betrieb besuchten. Sie warteten einige Zeit gelangweilt, schmissen Steinchen in die Teiche und erschreckten die Fische.
Dann besannen sie sich eines Besseren und fingen ein paar Brocken. Weil warten hungrig macht, zündeten sie mit dem gut gelagerten, trockenen
Holz ein Feuerchen an und brieten die Fische. Sie verspiesen das gare Fleisch und gulpten dazu einige Flaschen andern Orts beschlagnahmten,
schwarz gebrannten Lao Khao herunter. Ordnung muss sein. Sie verkörperten die Ordnungsmacht, die Polizei.

Mitten während der obrigkeitlichen Schmauserei kehrte der alte Mann zurück. Er war nicht allzu erfreut über die Freunde und Helfer, die sich
abgesehen von der Dienstkleidung im Verhalten kaum von gemeinen Dieben unterschieden.
Der Herr Obergefreite, war er gar Leutnant, erklärte barsch:
„Du hast eine Schusswaffe im Haus. Dafür müssen wir eine Gebühr von 200'000 Baht einkassieren.“
Was war passiert? Verloren die Bullen etwa zuviel Zaster beim Zocken oder wollten sie sich einen feuchtfröhlichen Betriebsausflug ins ferne
Freudenhaus finanzieren? Der alte Mann meinte treuherzig:
„Geht ins Haus und seht euch um. Ich habe nichts dergleichen.“
Die Ordnungshüter durchsuchten die bescheidene Behausung vergeblich. Sie gaben nicht auf und filzten das Anwesen stundenlang. Endlich
fand einer eine Waffe - an einem Nagel an einer bejahrten Tamarinde befestigt. Sie stellten den Alten zur Rede.
Er antwortete:
„Das schöne, leider angerostete Gewehr gehört nicht mir. Hätte ich so was, würde ich es einölen und vor Dieben und allerhand Gesindel
geschützt im Hause aufbewahren.“

Der schlaue Fuchs beobachtete, wie sich die vollgefressene Ordnungsmacht mit der rostigen Flinte und einigen Flaschen Lao Khao nach der
fehlgeschlagenen Mission davonmachte. Er sah sich um, lächelte und betrachtete einem Seufzer der Erleichterung die vielen alten Tamarinden.


Anmerkung:
THAGEFNA gibt es nicht. Die Tamarindenbäume und die Ereignisse sind Fakt, nicht Fiktion.

http://de.wikipedia.org/wiki/Tamarinde

http://de.wikipedia.org/wiki/Tamarindenbaum



« Letzte Änderung: 18. August 2010, 12:35:04 von Low »
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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1178 am: 18. August 2010, 18:10:57 »

Hallo Low,

ich nehme an, dieser Tamarindenbaum ist ziemlich krumm und womöglich noch hohl. Denn sonst hätte er nicht bis heute die Hackebeilchen der Verwandtschaft oder der Nachbarschaft überlebt...
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namtok

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1179 am: 18. August 2010, 18:22:41 »

Na, da hat er aber trotzdem Glück gehabt, normalerweise müsste er ja umgekehrt beweisen dass es nicht seine Knarre ist...


Andere arme Schlucker kommen nicht so leicht davon, wie etwa der Fall in den aktuellen Nachrichten, dass ein Müllsammler zur 130 000 Baht Strafe verdonnert wurde, weil er im Abfall gefundene  und von ihren Vorbesitzern weggeschmissene raubkopierte CD's oder DVD's für 20 Baht das Stück weiterverkauft hat...  :}

http://www.nationmultimedia.com/home/2010/08/18/national/Lawyers-Council-blasts-police-over-trash-mans-arre-30136063.html
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Low

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Lobpreisungen in den Abendstunden
« Antwort #1180 am: 22. August 2010, 22:16:41 »

Lobpreisungen in den Abendstunden                                       22. August 2010

Durch Fieber geschwächt, zudem die abgehärtete Moral im Europa vergessen, sass ich fast tatenlos herum. Solche Tatsachen könnten zu
Depressionen führen. Vor allem dann, wenn übelwollende Zeitgenossen an blank liegenden Nervensträngen nagen.
Mein gutgemeinter Rat, wir mischen uns nicht in Dorfhändel und Probleme der Nachbarn ein, wird öfters durch eine Hintertür torpediert, wie
das folgende Beispiel illustriert.

Der Herr Kleptomanewitsch, schon sein Vater soll sich durch flinke Hände zum behenden Zugreifen auszeichnen, deshalb die Namensgebung -
fand einen neuen Weg zu schnellem Reichtum und viel Geld, nach dem er mit seiner Fischzucht eher im Trüben und Trockenen stocherte.
Er begann eine Entenzucht. Auf engstem Raum unmittelbar neben uns und an die Schlafzimmer der Nachbarn angrenzend hielt er möglicherweise
über zweihundert Tiere. Der Kot stank erbärmlich in der feuchten Hitze. Immerhin roch es im Schlafzimmer nicht mehr nach dem Schweiss eines
Fieberkranken.
Noch schlimmer war es, wenn Herr K. Futter für die Tiere kochte. Brechreiz liess mich geschwind alle Fenster schliessen. Die Frau des Polizisten
nebenan beschwerte sich wegen geruchlicher Belästigung beim Gemeindeobmann. Übrigens: Die Riesenbilder mit Goldrahmen stehen immer
noch im Regen auf der Strasse. (1) Wieviel Kopfwäsche ertragen dieser Mensch und dessen Fotos?

Der Obmann reiste mit zwei Begleitern an den Haupteingang der von der Umgebung abgeschirmten Experimentalfarm unmittelbar neben dem
Beautysalon. Der felsenharte Eigentümer liess die Herren nicht eintreten. Enten hätte er keine, das sei bloss üble Nachrede. Die Gemeindevertreter
sprachen danach mit Dick im Salon.
„Von unserem Garten aus können sie die Vögel sehen. Sie dürfen gerne einen tiefen Atemzug von Gestank mitnehmen,“ sagte Dick.
Die drei Männer beschauten sich flach atmend allerhand Enten und meinten nachher, sie müssten den Distriktstierarzt verständigen.

Einige Tage später reisten elf Personen an, darunter zwei Veterinäre und eine Ärztin. Sie besichtigten Nachbars Vogelparadies von unserem
Garten aus. Darauf versuchten sie den Tierhalter zu sprechen. Nach geraumer Zeit meldete er sich mürrisch am Tor. Er liess die Leute nicht
eintreten. Sie erklärten ihm, dass er nach Vorschrift für die Entenzucht eine geschlossene Unterkunft benötige. Darauf begann er eine Konstruktion
aus Bambus.
Die wurde nicht akzeptiert. Aus hygienischen Gründen sei ein Betongebäude erforderlich. Schliesslich verschwanden die Enten. Gegenwärtig
hält er noch Fische, Schweine, Hunde mit reichlich Flöhen und Hühner. Futter für die Vögel kocht er glücklicherweise nicht mehr. Die kriegen nun
Abfälle von Thai Airways.

Dass er nicht unbedingt gut auf uns zu sprechen ist, können sich intellektuell begabte Leser an den Fingern abzählen.

Geflügelzucht macht durstig. Gegen elefantösen Durst gibt es Chang. Am Samstag schaute der verärgerte Nachbar viel zu tief in mehrere Gläser.
Keine Slalomstangen zierten die Strasse. Aber er war eifrigst bemüht, die alpinen Schwierigkeiten des Flachlandes zu meistern und bewegte sich
hinkend, offenbar verletzte er sich bereits an einer imaginären Stange oder stürzte im harten Schnee, schwankend, grässliche Laute ausstossend
zu seinem wohlverschlossenen Grundstück.
Mit einiger Mühe verschaffte er sich Zutritt. Einer der sechs Hunde begrüsste ihn so freudig, dass der schwer alkoholisierte Mann stürzte.
Während er tobte und lästerte, verdrosch er den mitleiderregend heulenden Köter erbarmungslos.

Dann hob er an mit leiern lauter Lobpreisungen in den vorabendlich gefärbten Himmel:
„Die Eiterbeule von einem Farang bringe ich um! Burps.
Dann vergewaltige ich seine Frau, diese widerlich abscheuliche Schlampe.
Danach steche ich sie ab wie ein Schwein! Ächz.
Zum Schluss töte ich diesen blöden Rotzbengel! Rülps. Kotz!“

Beängstigende Stille für einen Augenblick.
„Geh zu Bett, wenn du besoffen bist,“ rief seine Frau erzürnt.
Danach besuchte sie Dick wie öfters nach einem Alkoholexzess des Ehegemahls und sprach ihr Bedauern über die Entgleisung aus.
„Er hat üble Launen an sieben von acht Tagen die Woche, daneben freilich ist er ein guter Mensch!“

Wir auch.


(1)
http://forum.thailand-tip.com/index.php?topic=1225.msg112260#msg112260

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Kern

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1181 am: 23. August 2010, 04:40:43 »

Hallo Low


Es geht doch nichts über nette Nachbarn.    :-)

Dein "freundlicher"  Nachbar fängt wohl ständig etwas neues an, um sich nicht mit den Misserfolgen seiner vorherigen Unternehmungen auseinander setzen zu müssen.


Gute Besserung       Achim

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dart

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1182 am: 23. August 2010, 05:26:34 »

Hallo Low
Die Drohungen deines alkoholkranken, psychopathischen Nachbarn sind beängstigend, wenn der wirklich mal durchtickt, in welcher Form auch immer, wird er wohl kaum zur Verantwortung gezogen werden, und selbst wenn....hilft euch das wenig.
Deine Ausführungen in "Abgründe: Schule und Elternhaus" sind nicht minder beängstigend.
Evt. ist ein Ortswechsel ratsam. ???
Ich bin heilfroh (meine Familie übrigens auch) keinen direkten Nachbarn zu haben.
Gruss Reiner
« Letzte Änderung: 23. August 2010, 05:34:05 von dart »
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hellmut

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1183 am: 23. August 2010, 05:37:18 »

Nach anfänglichem Desinteresse finde ich zunehmend Gefallen an den Geschichten von Low. - Nein, nicht das ich Lust hätte mit ihm zu tauschen, sondern weil sie so geschrieben sind das ich mich als Leser manchmal mitten drin fühle. Die Kunst des lebendigen Schreibens hat Low eindeutig entdeckt und setzt sie meisterlich um.  ;}

Wäre ich ein Literaturkritiker (bin zum Glück keiner und habe keine Ahnung an welchen Nägeln diese ihre Kritiken aufhängen), wüsste ich nichts an seinen Geschichten auszusetzen.

Die "Geschichten aus Hinterindien" klingen absolut real und zeigen eine ungeschminkte Welt während von allen anderen (mir bekannten) Schreibern (Nord-)Thailand allzu penetrant als "Paradies" beschrieben wird.

@ Low, mach bitte weiter so! Deine Berichte sollten neben "Wahre Liebe" zur Pflichtlektüre für "Häuslebauer" und Liebeskasper erhoben werden.
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Kern

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Re: Geschichten aus Hinterindien
« Antwort #1184 am: 23. August 2010, 15:27:50 »

 Der vielseitige Low ist nebenbei auch die Inkarnation der leichten Schreib-Feder mit lebendigem Tiefgang.


Zitat hellmut
Zitat
  Die "Geschichten aus Hinterindien" klingen absolut real und zeigen eine ungeschminkte Welt während von allen anderen (mir bekannten) Schreibern (Nord-)Thailand allzu penetrant als "Paradies" beschrieben wird.
   
  ???
1. Thailand ist unbestritten das Paradies.
2. Lows Geschichten dagegen ereignen sich in Hinterindien! (Liegt das in Vorderasien?)


Zitat dart
Zitat
   Die Drohungen deines alkoholkranken, psychopathischen Nachbarn sind beängstigend,...

Evt. ist ein Ortswechsel ratsam.   
Einerseits tragen solche Drohungen sicher nichts zur Beruhigung bei und sind sehr unangenehm.
Andererseits wird Khun Kleptomanewitsch schon etliche seiner Mitmenschen verflucht und bedroht haben.


Gruss   Achim
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