Mein provokanter Vorschlag geht dahin, wenn ihr eure Kinder nicht erzieht so habt Ihr auch eine "teilschuld".
Nun, meine Eltern haben mich im Nachhinein gesehen sehr gut erzogen, ich habe die Schule gut abgeschlossen, einen Beruf erlernt und mich beruflich weiterentwickelt, hatte keinen Gefängnisaufenthalt, bin nie negativ aufgefallen und habe eigentlich bisher ein glückliches Leben gelebt. Dennoch habe ich gekifft, ich habe 2-3 Mal in einem Laden geklaut und war auch schon mal an Sachbeschädigung beteiligt... Und jetzt? Haben meine Eltern eine Teilschuld, dass ich mich ungesetzlich verhielt? Hätten sie sogar dafür bestraft werden sollen? Sie hatten ja keine Ahnung davon - und haben dennoch absolut nichts falsch gemacht bei meiner Erziehung.
Wenn jugendliche Täter verhaftet werden, dann lautet deren Grundangabe für die kriminelle Tat sehr oft, dass es keine gibt... dass dies hauptsächlich aus Langeweile geschehen ist. Man habe sich gar nichts dabei überlegt. Für uns schwer nachvollziehbar, zu Recht, denn viele von uns haben ganz andere Jugendjahre erlebt wie dies heute der Fall ist. Stichwort Technik: die Jugendlichen können sich heute innert Minuten per SMS informieren und treffen. Wie war dies bei uns? Wir hätten ein paar Tage vorher abmachen müssen, dass wir uns am Tag X am Ort Y treffen um auf die Gasse zu gehen. Stichwort Filme: was haben wir für Filme gesehen... Komödien, Roadmovies, das actionreichste war vielleicht der erste Teil von Clint Eastwood in Dirty Harry... Und heute wird in den Blockbustern gemeuchelt, gemetzelt, getötet... die Jungen leben in einer ganz anderen Welt als wir dies taten. Stichwort Games: Wer kann sich noch daran erinnern, wie wir damals im Spielsalon vielleicht mal an einem geilen Spiel ein paar Raumschiffe abgeknallt haben? Mehr gab es damals nicht... und heute? Es wird geschossen, geknallt, getötet.... Wer hat noch nicht? Wer erwischt am meisten? Eine ganz andere Welt als damals bei mir, anfangs der 80er-Jahren... Stichwort Lehrstelle: Ich konnte mir tatsächlich die Lehrfirma noch aussuchen! Ich schrieb 4 Firmen an und hatte 3 Optionen. Und heute? Bei meinem Arbeitgeber melden sich auf 1 Lehrstelle inzwischen 60 BewerberInnen... Was wäre damals aus uns geworden, wenn wir so hätten erwachsen werden sollen?
Dies soll keine Rechtfertigung für die heutigen Uebergriffe sein, ganz und gar nicht. Aber dies ist denke ich mit ein Grund, weshalb die heute Erwachsenen so machtlos sind und keine richtigen Lösungen dafür haben. Ich weiss auch nicht, wie man dagegen angehen sollte. So sehr man auch wirklich rigoros gegen jugendliche Kriminelle vorgehen sollte, so sehr sollte man auch unbedingt ein Umfeld schaffen, dass den Jugendlichen wieder mehr andere Perspektiven aufzeigt.
Was die "Ausländer" anbelangt, da bin ich der Meinung, dass man doch unterscheiden muss, ob jemand nur einen Migrationshintergrund (und eben kein Ausländer ist) hat oder ob er immer noch ausländischer Staatsbürger ist. Ist erstes der Fall, ist es für mich ganz klar, dass dieser Mensch wie ein Deutscher oder ein Schweizer behandelt werden muss. Es ist ja nicht sein Fehler, wurde er eingebürgert, sondern die Gesetze sind so wie sie sind und müssen deshalb auch so angewendet werden. Man darf nicht bei der ersten Uebertretung auf diesen Menschen zeigen und "Ausländer, Ausländer!" brüllen, denn dies ist er nicht. Ist zweites der Fall da bin ich schon auch der Meinung, dass eine Aufenthaltsbewilligung auch mal nicht verlängert werden darf... In der Schweiz wurde dies in letzter Zeit etwas vermehrter angewendet und es ist wohl das beste Zeichen an einen Ausländer, dass er sich an die Lebensart seines Gastlandes anzupassen hat und nicht umgekehrt. Im Gegensatz dazu dürfte man Ausländer welche sich wirklich einwandfrei integrieren durchaus auch etwas "belohnen". Damit meine ich dass ich es persönlich oft als sehr störend empfinde, dass optimal integrierte Ausländer genau gleich behandelt werden wie beispielsweise ausländische Drogendealer...
Gruss Tom