Re: Heute gibts : Einen Blick hinter die Kulissen
Fortsetzung über die Wurst :Erst mit der Neuzeit begann ein neues Zeitalter für die Wurst :
als der umtriebige Erfinder und Herr adligen Geschlechts Karl Friedrich Christian Ludwig Freiherr Drais von Sauerbronn (1785-1851),Erfinder der Draisine, der Urform des Fahrrades, kurz Karl Drais genannt den Fleischwolf erfand .
Daneben hatte man sich schon einiges zum kühlen ausgedacht : man baute Kühlhäuser. Man brach im Winter aus Flüßen, Bächen und Seen das Eis und und brachte es in "Eiskeller" zum lagern. Von dort aus konnte man es in Kellerräume, Felsenkeller etc bringen und mit dem Eis für Kühlung sorgen.
Beides war für eine Lebensmittel wie die Wurst von immenser Bedeutung.
Nun begann ein ungeahnter Höhenflug und die Wurst wurde immer beliebter , konnte sie nun überall rechte einfach und in Mengen hergestellt werden unabhängig von der Witterung und Jahreszeit. Und es entwickelten sich drei Hauptsorten an Wurst:
1. Kochwurst : Material oder /und Wurst wird gekocht ( Blutwurst, Leberwurst)
2. Brühwurst : aus rohem Fleisch wird ein Brat/Brät hergestellt. Die daraus gemachte Wurst wird gebrüht (70-80 Grad) ( Aufschnittwurst, Wiener, etc )
3. Rohwurst : aus rohem Fleisch , wird roh verzehrt ( Salami, Polnische, etc) Kochwurst Brühwurst Rohwurst Mit der Erfindung des "Kutters" wo per Transmission rotierende Messer das herstellen von feinem Brät erleichterten, begann der Siegeszug der Brühwurst.
Jedem bekannt dürfte die Geschichte des Frankfurter Metzgergesellen sein, den es nach Wien zog. Dort hatte er viel Erfolg mit seinen "Frankfurter Würstchen"
und so kam es, d
aß aus Frankfurter Würstchen Wiener Würstchen wurden . Der erste Etikettenschwindel worldwide ?
http://www.traditionelle-lebensmittel.at/article/articleview/82766/1/26085/http://de.wikipedia.org/wiki/Wiener_W%C3%BCrstchenAllerdings würde ich diesen Bericht gerne noch fertig bekommen, mich erreichen zwischenzeitlich durch Burianers Frage ermutigt, andere sehr eigenartige Fragen:
Bin ich vielleicht der Dr. Sommer für Wurst ?
Frage: Warum heißt Teewurst Teewurst ?
Frage: Warum platzt Wurst immer der länge nach ?
Frage : Warum wird die Wurst schräg durchschnitten ?
Frage : Was ist Wurstaufstrich ?Frage: Cocktailwürstchen läßt sich auch nicht eindeutig beantworten:
Nachdem Benno nicht da ist, hat mich Helmut der Burianer völlig aus dem Konzept gebracht und darf ich euch wieder auf den Weg zurück bringen.
Also inzwischen zählt man hier in Deutschland weit über 1500 Sorten von Wurst, wobei die überwiegende Anzahl der Brühwustsorte zuzurechnen ist.
Erstaunlich ist, daß diese Entwicklung nur im deutschsprachigen Raum stattfand.
Kommt man in benachbarte Länder, so kann einen beim Anblick der Auslagen in einer Metzgerei schon mal die Spucke wegbleiben. Denn das Wasser läuft einem dabei wahrlich nicht im Munde zusammen ganz anders, wenn man hierzulande in eine Metzgerei kommt:
Bilder können mehr ausdrücken als viele Worte
Allerdings können Bilder auch über reale Probleme und einen unheimlichen Wandel hinwegtäuschen.
Bei den Bildern einer modernen Metzgerei möchte man meinen es sei alles in Butter. Ist es aber nicht ! Und das sollte niemandem "Wurst" sein:Wir gehen in vielen Bereichen einer schleichenden Verarmung entgegen. Gutes, sehr gutes ja über Jahrzehnte und Jahrhunderte erworbenes Handwerkskönnen, Techniken , und vor allem großartige Produkte verschwinden. Verschwinden zu Gunsten von uniform ausseheneden , schmeckenden, Produktlinien.
Zu Produkten die zwar so aussehen wie das Original, die den Namen tragen wie das Original, aber nur noch Dreck, Mist, Schund sind. Produkte die vorgeben etwas zu sein was sie nicht sind.
Ganz schlimm ist, daß es ein schleichender Vorgang ist, der seit einigen Jahren stetig läuft:
Als Beispiel : als ich das Fleischer und Metzgerhandwerk erlernte in den 60ger Jahren
hatten wir hier in der 120.000 Einwohnerstadt etwa 120 Metzgereien die von Handwerksmeistern nach altem Schrot und Korn betrieben wurden.
Solide ehrbare Meister die jeder achtete und kannte. Die Stadt hatte einen städt.Schlachhof (mitten in der Stadt !) der wurde dann "ausgesiedelt" vor die Tore der Stadt.
Seit 2009 ist auch dieser geschlossen. . Und das ist überall so :
Schlachthöfe sind heute wo man hinschaut zu Kulturstätten umfunktioniert.Die Stadt braucht auch keinen Schlachthof mehr.
Würzburg hat heute noch 6 Metzgereien ( von einst 120 !)die noch selbst in der Stadt herstellen. 5, 6 andere sind Filialen, die von anderswo nur noch die Ware in der Filiale abliefern. In früher gut frequentierten Läden sind jetzt türk. Gemüsehändler, 1 Euro Läden, Döner Läden, oder Tattoo -Läden
Vor 2 Jahren sagte mir mein Schwager, Obermeister der Fleischer und Metzger Innung Wiesbaden :
daß
im Großraum Wiesbaden sich ein einziger Lehrling dazu entschlossen hat den Beruf des Metzgers und Fleischers zu erlernen.
Er lachte mich aus, als ich ihn nach der Berufsschule in Wiebaden für Metzger fragte. "Gibts schon x Jahre nicht mehr . Die paar wenigen aus ganz Hessen gehen sozusagen in eine Berufschule : nach Frankfurt.
Natürlich könnte man leichtfertig und oberflächlich die Antwort geben : Nun ja, wenn das niemand mehr will, wenn das nicht nachgefragt wird, dann ists eben so!So ist es aber eben nicht !
Es ist eine Handwerker, ja mittelstandsfeindliche Politik die maßgeblich zu einem solchen Niedergang zu einer solchen "Verarmung" führen. Es sind Gesetze die von weltfremden Bürokraten erdacht, ersonnen, beschlossen und über die Köpfe der Betroffenen hinweg umgesetzt werden.
Auf der Strecke bleiben solche ehrbaren Handwerker, solche Berufe.
Hier ein kl. Beispiel: früher brachten die Bauern aus den Dörfern vom Stadtrand ihr Vieh in die Stadt, hier wurde es verkauft, geschlachtet, verarbeitet, verbraucht.
Eine Kette kurzer Wege. Arbeit für viele am Ort. Kein Transport, keine vollen Staßen, Kein Spritverbrauch, usw, usw
Heute wird das Vieh aus dem Bayrischen Wald nach NRW gebracht bei Schalkes Thoennies im Ruhrpott geschlachtet. Von dort wieder zum Supermarkt nach Kiel gebracht.
Die Politik hat aus einem mittelständischen Gewerbe eine Fleisch und Wurst-Industrie gemacht.Nimmt man dann die von der Politik gestattete Ansiedlung von Lebensmittelkonzernen auf der staatl. subventionierten "Grünen Wiese" hinzu , kann man sich ausmalen, daß der Metzger , der Kleine Laden um die Ecke keine Chance hatte. Als dann auch niemand mehr vom dem Metzgerladen parken durfte, die Auflagen immer höher gesteckt wurden und mit Billig -Lockangeboten geworben wurde, war es geschehen.
In wenigen Jahren werden wir in den Städten nur noch einzelne Metzgereien wie wir sie uns vorstellen haben. Sie werden wie früher Delikatessengeschäfte sein und auch solche Preise haben. Statt dessen werden wir ausnahmslos industriell hergestellte Ware, Produkte haben.
Ich schreibe ganz bewußt nicht Wurst sondern ich schreibe Ware und Produkt.
Denn mit der eigentlichen Wurst ursprünglich nach handwerklichem Können und Wissen, mit ausgesuchten Materialien hergestellt, hat das nicht aber auch gar nichts zu tun!Meine Kinder wissen schon gar nicht mehr wie eine gute Gelbwurst schmeckt, schmecken sollte. Sie sieht nur noch aus wie Gelbwurst.Sie wissen auch nicht mehr wie gute Wiener, wie gute Frankfurter Würstchen schmecken sollten. Sie sind schon mit dem Dreck aus LIDL, ALDI und Real Regalen aufgewachsen.
Sie kennen das gar nicht nach Hause zu kommen
die Wursttüte aufzumachen und die Würstchen duften nach Rauch, haben Rauchgeschmack.
Neulich ließ ich mir von einem schwäbischen Landmetzger einen Schwarzwälder Schinken schicken. Nicht in Folie eingeschweißt!!!
14 Tage roch es im ganzen Haus nach geräuchertem Schinken (dann war er aufgegessen
) daß mich sogar der Briefträger fragte was da so gut riecht.
Es liegt an uns selbst, ob wir wollen ob es in der Zukunft noch so etwas gibt, oder ob das Zugrunde gehen soll !
oder so :
Tag für Tag entscheiden wir darüber ob es in Zukunft so oder so ausschauen soll !!
Fortsetzung folgt