Tja Arthur , das Buch " Unterwerfung " macht Schlagzeilen
Houellebecq mit «Unterwerfung» in Köln
Köln (dpa) - Wer schrille Töne erwartet hatte, wurde enttäuscht. Mit sympathischer Selbstironie und großer Geduld antwortete der französische Schriftsteller Michel Houellebecq (56) am Montag in Köln auf alle Fragen nach seinem Roman «Unterwerfung».
Seit dem Erscheinen des Buchs vor zwei Wochen und den Anschlägen auf die Satirezeitschrift «Charlie Hebdo» in Paris müsse er zwei Dinge in einer Endlosschleife erklären, sagte Houellebecq: «Erstens, dass mein Buch kein islamophobes Buch ist, und zweitens, dass man das Recht dazu hat, ein solches Buch zu schreiben.»
Sein Roman spielt im Jahr 2022 in Frankreich. Der Autor kritisiert darin sowohl die Demokratiemüdigkeit, den Egoismus und den Opportunismus des Establishments als auch die Islamisten, die in diese Lücke stoßen.
Der Auftritt Houellebecqs in Köln, sein erster seit den Anschlägen von Paris am 7. Januar, war schon seit Dezember ausgebucht und wurde live im Internet von Köln.tv übertragen. Die Polizei hatte nach eigenen Angaben «angemessene Sicherheitsvorkehrungen» ergriffen, wollte aber keine Einzelheiten nennen. Vor dem Gelände waren nur einzelne Polizisten zu sehen. Die Lit.Cologne als Veranstalter begründete das Festhalten an der Buchvorstellung damit, dass sie sich «der Freiheit der Kunst und des Worts» verpflichtet fühle.
Das Werk, dessen deutsche Übersetzung vor knapp einer Woche erschienen war, schildert, wie bei der französischen Präsidentschaftswahl 2022 Marine Le Pen, die Kandidatin des rechtsextremen Front National (FN), im ersten Durchgang gewinnt. Um ihren Sieg bei der Stichwahl zu verhindern, unterstützen Sozialisten und Konservative einen gemäßigten muslimischen Kandidaten, der dann auch tatsächlich an die Macht kommt.
Der Roman war am 7. Januar in Frankreich erschienen. Am selben Tag hatten zwei islamistische Attentäter in der Redaktion von «Charlie Hebdo» in Paris zwölf Menschen ermordet. Das Satireblatt hatte eine Karikatur über den Autor auf der Titelseite.
Nach dem Terror hätten ihm die Demonstrationen eines klar gezeigt, sagte Houellebecq in Köln: «Dass die Franzosen sich etwas ganz einfaches wünschen - und zwar Meinungsfreiheit.» Oft werde den Menschen in Europa vorgeworfen, sie hätten keinen Heldenmut, meinte Houellebecq. «Ich weiß nicht, ob das so überzeugend ist, ich denke nicht, dass man ein Held sein muss, um heldenhaft zu handeln. Dazu muss man einfach nur ein Sturkopf sein, und das waren die Journalisten von «Charlie Hebdo»», sagte er mit Blick auf die jüngste Ausgabe des Magazins nach dem Attentat.
Bei der Vorstellung des Romans in Köln las ein Schauspieler einige Passagen vor, und Nils Minkmar, der Europa-Kulturkorrespondent der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung», diskutierte mit dem Autor. Das ganze fand im «Depot 1», dem Ausweichquartier des Kölner Schauspiels, vor 600 Zuschauern statt.
Houellebecq antwortete den ganzen Abend hindurch nachdenklich, oft zögerlich. Auf die Frage, ob er mit seinem Buch dem rechtsextremen FN nütze, sagte er: «Erst einmal ist mir das egal. Und es hat noch nie jemand seine politische Meinung geändert, weil er ein Buch gelesen hat.»
Und er gab auch einen Einblick in seine Art zu recherchieren: «Man sollte den Menschen nicht widersprechen, man sollte sie ausreden lassen, denn ansonsten werden sie nichts mehr sagen. Nur so bringt man sie dazu, von ihrem Leben zu erzählen.»
Die Halle war trotz der Anschläge in Paris voll, aber das Thema Sicherheit spielte eine Rolle. «Ich habe die Karten von einer Freundin bekommen, der es zu gefährlich war, hier zu sein», sagte eine Zuhörerin aus der Nähe von Köln. «Kurz darüber nachgedacht habe ich schon, ob ich kommen sollte», meinte ein Houellebecq-Fan, «aber dann überwog die Neugier.»
Der DuMont Buchverlag hatte «Unterwerfung» am vergangenen Mittwoch in einer Auflage von 100 000 Exemplaren auf den deutschen Markt gebracht. Der Roman verkaufte sich sofort gut, eine zweite Auflage mit 50 000 Stück ist schon in Arbeit.
Das Wort " Lügenpresse " stammt btw. nicht ursprünglich wie behauptet von Göbbels ,
sondern wie das Wort "Journaille" von einem Juden mit Namen Karl Kraus,
der es 1902 eingeführt hat. Egal , ne nicht egal Herr Günther Jauch